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Arte Povera Kunst und Natur gehen in der Arte Povera fließend ineinander über. Arte Povera heißt auf Deutsch Arme Kunst. Mit Armut hat die Kunstrichtung allerdings nichts zu tun. Den Begriff verwendete erstmals ein italienischer Kunstkritiker namens Germano Celant im Jahr 1967 . Arm steht nicht für ärmlich, dürftig oder schäbig und auch nicht dafür, dass die Künstler kein Geld für andere augenscheinlich bessere oder edlere Materialien hatten. Denn in der Arte Povera kann prinzipiell jedes Material gebraucht werden. Die Materialvielfalt reicht von Kohle, Wasser, Erde, Wellpappe, Plüsch u.v.m. bis hin zu Marmor, Bronze und Gold. Bis heute ist der Begriff identitätsstiftend für viele Italienische Künstler. Es handelt sich dabei um keine feste Gruppe mit klar beschriebenem Programm, sondern um Künstler mit ähnlichen Anliegen. Daher gibt es in der Arte Povera ganz unterschiedliche Ausdrucks- und Erscheinungsformen. Sie reichen von Performance, Skulpturen bis hin zur Malerei. Für die Künstler ist eine Auseinandersetzung mit ihrer persönlichen Umgebung und der elementaren Erfahrungen in der Natur sehr wichtig. Nach dem zweiten Weltkrieg ist ein Anknüpfen an alte Kunstgattungen und -stile nicht möglich. Zu stark und tiefgreifend ist die Zerstörung und die Künstler sind geprägt von den Kriegserfahrungen. Die gewählte Formsprache ist eher informell- d.h. eine Detailliertheit im Werk wird bewusst vermieden und es gibt kein einheitliches Konzept. Dennoch lassen sich zahlreiche Bezüge zu anderen Kunstströmungen finden wie zum Beispiel zur Minimalart oder zur Popart. Große Nähe zur Landart zeigt sich in Guiseppe Penones Arbeiten. In den sechziger Jahren trugen viele Künstler, unter ihnen auch der bekannte Vertreter Mario Merz, den Wunsch und Gedanken „ zurück zum Ursprünglichen“ zu finden. Das bedeutet, sich auf das wirklich Wesentliche zu beschränken, sich auf seine eigene Person zu besinnen und seine Umgebung bewusst und unverfälscht wahrzunehmen. Diese Erfahrungen sind in die Kunstwerke mit eingeflossen. Dadurch erfahren auch die verwendeten Materialien und die Natur eine neue Wertschätzung. Die Arte Povera ist daher weniger als ein Stil zu sehen, vielmehr ist sie ein neuer Impuls, ein Denkanstoß oder eine Vermittlungsstrategie zwischen Mensch, Natur und Kunst. Das Material steht im Vordergrund und liefert dem Künstler die Werksidee. Bei Penones Arbeiten ist es beispielsweise der Wachstumsverlauf der Bäume und die typischen Eigenschaften von Holz. Die Ideen und die Formen des Kunstwerks entwickeln sich also oft erst während der Arbeit. Man bezeichnet dies als prozesshaft und den Vorgang nennt man Werksprozess. Kompositionsgesetze als Arbeitsanweisung oder gültige Kriterien für die Arbeit, gibt es in der Arte Povera nicht. Es sind die Eigenschaften des Materials, die unterschiedliche Struktur und Beschaffenheit, die eine wesentliche Rolle bei der handwerklichen Entstehung des Kunstwerks spielen. Man kann sagen, es ist ein Zusammenspiel von Zufall, Material und persönlichem Empfinden. Dabei geht es den Künstlern aber nicht um den bloßen Zufall und pure Materialität an sich. Es geht in der Arte Povera um die Frage nach der Bedeutung und nach der Geschichte der Dinge, die einem oft viel zu banal vorkommt, das einfache Ursprüngliche in seiner Komplexität erkennen und sich auf Kultur, Geschichte und Traditionen zu besinnen. Die Bedeutungen der Kunstwerke sind meist mehrdeutig und werden bewusst offen gehalten. Sie sollen den Betrachter zum Nachdenken und Erforschen anregen und Fragen aufwerfen, um mit der eigenen Umwelt in Dialog zutreten. (Vgl. Bätzner, Nike: Arte Povera. Manifeste Statements Kritiken. Dresden 1995) 03
Aufgaben Die folgenden Aufgaben dienen der Einführung in das Thema und sind als Studien und Übungen ausgelegt. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt zu Beginn in der kommunikativen Verständigung zum Thema und zur dargebotenen Theorie. Eine Vertiefung der einzelnen Übungen ist allerdings denkbar sowie das Kombinieren der Aufgaben. Baum deiner Nähe ✍ Suche einen Baum in deiner Umgebung auf und untersuche ihn. Dies kann ein Baum auf dem Schulhof sein, vielleicht hast du aber auch einen ganz persönlichen Lieblingsbaum. Folgende Fragen können dir hilfreich sein: Warum habe ich diesen Baum gewählt? Wo steht er und welche Bedeutung kommt ihm zu? Was sind typische Erscheinungsformen und Merkmale dieser Baumart? Was gibt es für Besonderheiten an diesem Baum? Wie wirkt er auf dich? Versuche sein Wesen und seinen Charakter zu beschreiben… Zum Untersuchen stehen dir deine Sinne Sehen, Hören und Fühlen zur Verfügung. Du kannst aber auch deine Untersuchung mit der Kamera festhalten, kleine Skizzen anfertigen, ein Blatt oder einen heruntergefallenen Ast mitnehmen. Begib dich auf Spurensuche. Denke auch daran nicht nur das Gewohnte wahrzunehmen sondern verändere deinen Blickwinkel – deine Sehgewohnheiten. Berichte von deinen Entdeckungen in der Klasse und präsentiere deine Fundstücke. Überlegt gemeinsam im Anschluss eurer Untersuchung, was für eine Bedeutung ein Baum hat. Vielleicht könnt ihr auch eine kleine Ausstellung in der Schule organisieren – damit alle die Möglichkeit haben, den Baum mit anderen Augen sehen zu können. 04 Bild: Anna Elisabeth Börner
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