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Zentrumsnah - Porsche

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Seite 40<br />

Text<br />

Claus-Peter Andorka<br />

Christophorus 325<br />

Im neuen Motorsportzentrum in Weissach schlägt das Herz des <strong>Porsche</strong>-Motorsports. Der supermoderne<br />

Komplex mit viel Aluminium und Glas, in dem für die Saison 2007 rekordverdächtige<br />

270 Rennautos gebaut werden, sendet ein klares Signal aus: <strong>Porsche</strong> gibt im Motorsport weiter<br />

Gas – mit noch mehr Platz und verbesserten Strukturen.<br />

Sport<br />

Fotografie<br />

Markus Leser<br />

<strong>Zentrumsnah</strong><br />

Christophorus 325<br />

Seite 41


Seite 42<br />

In den 23 Jahren, in denen er nun schon bei <strong>Porsche</strong> arbeitet, hat<br />

sich Achim Schmied diesen einen Traum bewahrt. „Irgendwann<br />

würde ich so einen Motor gerne mit verbundenen Augen zusammenbauen“,<br />

sagt er mit einem versonnenen Blick auf dasTriebwerk<br />

des 911GT3 RSR, an dem er eben noch die letzten Schrauben angezogen<br />

hat. Das Hightech-Puzzle aus gut1400 Einzelteilen quasi<br />

blind zu einem Meisterwerk zusammenzufügen,wäre eine reizvolle<br />

Herausforderung ganz nach seinem Geschmack.„Zutrauen würde<br />

ich mir das auf jeden Fall.“<br />

Die Zuversicht von Achim Schmied passt ganz gut zur Aufbruchstimmung,<br />

die im neuen Motorsportzentrum von <strong>Porsche</strong> überall<br />

zu spüren ist. Der supermoderne Komplex mit viel Aluminium<br />

und Glas sendet ein klares Signal aus: <strong>Porsche</strong> gibt im Motorsport<br />

weiter Gas – mit noch mehr Platz und verbesserten Strukturen.<br />

Die neue Sportlichkeit zeigt sich schon bei der Anfahrt. Entlang<br />

der Straße, die von der Hauptpforte des Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />

inWeissach hinunter zum Motorsportzentrum<br />

führt, vermitteln rot-weiß lackierte Randsteine und Reifenstapel<br />

nicht nur den Besuchern und Kunden einen Hauch Rennsportatmosphäre,<br />

sondern auch den über 200 Mitarbeitern. Durch die<br />

Neubauten, die durch eine transparente Dachkonstruktion verbunden<br />

sind, wurde die dem Motorsport zur Verfügung stehende<br />

Nutzfläche auf 12000 Quadratmeter verdoppelt. Die Platzpro-<br />

Christophorus 325<br />

Der Stolz der Motorsportler: In der Weissacher Manufaktur<br />

werden der 911 GT3 RSR (oben) und der RS Spyder gebaut<br />

bleme früherer Jahre, als inWeissach neu produzierte Fahrzeuge<br />

bei Wind und Wetter im Freien stehen mussten, wurden dadurch<br />

auf einen Schlag gelöst.„Damals hatten wir lediglich eine Werkstatt,<br />

ein Bürogebäude, ein Lager und mehrere Provisorien“, erinnert<br />

sich <strong>Porsche</strong>-Motorsportchef Hartmut Kristen. „Wir sind<br />

aus allen Nähten geplatzt.“<br />

Stolz sind die Motorsportler vor allem auf die neue Produktion.<br />

Auf 800 Quadratmeter Grundfläche werden in dem lichtdurchfluteten<br />

Gebäude im hinteren Bereich des Gesamtkomplexes Rennfahrzeuge<br />

wie der RS Spyder und der 911 GT3 RSR von immer<br />

gleichenTeams erfahrener Spezialisten gebaut – komplett von Hand<br />

und ganz im Stil der klassischen Manufaktur. Einer dieser Spezialisten<br />

istWalter Marelja. In den 25Jahren, die der Chefmechaniker<br />

bei <strong>Porsche</strong> arbeitet, hat sich viel verändert.„Früher haben wir die<br />

Rennautos wie in einer Werkstatt gebaut“, erzählt er. Heute entstehen<br />

sie analog dem in Zuffenhausen und Leipzig angewandten<br />

schlanken Produktionsprinzip. Philip Morsey, Leiter Motorsport<br />

Technik und Logistik, sagt: „Das tut nicht nur der Fertigungszeit<br />

gut, sondern auch der Qualität der Fahrzeuge.“<br />

A<br />

Christophorus 325<br />

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Seite 44<br />

Hightech-Puzzle: Der Motor des 911 GT3 RSR besteht aus 1400<br />

Einzelteilen. Rechts: Rohkarossen im Logistik-Lager<br />

Die Manufaktur ist kein kompletter Neubau. Neu ist dagegen das<br />

Fertigungsprinzip, nach dem an acht Stationen gleichzeitig Rennautos<br />

gebaut werden. Der RSSpyder, mit demTeams wie Penske<br />

Motorsports und Dyson Racing in dieser Saison in der American<br />

Le Mans Series starten, belegt drei Stationen.Walter Marelja und<br />

seine Kollegen bauen den Sportprototyp, der aus immerhin rund<br />

5000 Einzelteilen besteht, in zwei Arbeitswochen zusammen. In<br />

der zweiten Linie entsteht an den restlichen fünf Stationen der 911<br />

GT3 RSR. Das eingespielte Team schafft einen am Tag.<br />

Die benötigten Bauteile gibt’s praktischerweise gleich um die<br />

Ecke – im mit 2000Quadratmeter entsprechend großzügig dimensionierten<br />

Logistik-Lager. Mit diesem <strong>Porsche</strong>-Zentrum für die<br />

Motorsportkunden wurde die seither nicht nur räumlich praktizierte<br />

Trennung zwischen Kundensport- und Entwicklungslager<br />

aufgehoben. „Durch die Zusammenlegung“, so Philip Morsey,<br />

„haben wir ein einziges, integriertes Lager geschaffen, das uns die<br />

Chance gibt, noch flexibler und produktiver zu arbeiten.“<br />

Im ersten Stock sitzen dieVerantwortlichen für die Markenpokale<br />

und die GT-Rennbetreuung, im Erdgeschoss erhalten die Kunden<br />

Christophorus 325<br />

alles, was sie für ihre Rennfahrzeuge benötigen. 25000 unterschiedlicheTeile<br />

– vom Staubschutzdeckel bis zum Getriebe – werden hier<br />

gelagert, unterteilt in 10 000 Versuchs- und etwa 15000 Sportteile<br />

für denVerkauf. In der Summe sind damit rund 4,5MillionenTeile<br />

verfügbar. Bei diesem Angebot bleibt normalerweise keinWunsch<br />

unerfüllt.„Unsere Kunden“, so Philip Morsey,„können davon ausgehen,<br />

dass wir für Rennfahrzeuge der vergangenen zehn bis 15<br />

JahreTeile auf Lager haben.“<br />

Den dafür benötigten Platz gibt’s in Hülle und Fülle: Die Fachbodenregale<br />

des Lagers verfügen in der aktuellen Einstellung über<br />

5500 Regalfelder, die Palettenregale über 400 Modulfelder für<br />

1200 Standardpaletten. Das Karossenlager bietet Platz für 32 fertig<br />

lackierte und mit einem Käfig ausgestattete Rohkarossen desTyps<br />

911.Was aber mindestens genauso wichtig ist: Alle Bereiche von der<br />

Disposition über Wareneingang, Lager,Teileverkauf,Verpackung<br />

und Warenausgang, im Fachjargon „supply chain“ genannt und<br />

vorher an verschiedenen Orten untergebracht, befinden sich jetzt<br />

unter einem Dach.Viele Kunden kommen zum Einkaufen selbst an<br />

die Rezeption, die meistenTeile werden aber verschickt: ProJahr<br />

verlassenTeile mit einem Gesamtgewicht von 600 bis700Tonnen<br />

das SAP-gesteuerte Lager.<br />

Von derTeilelogistik sind es nur wenige Schritte zumTerminal, das<br />

mit seinen 1700 Quadratmetern Grundfläche sieben Renntrucks<br />

als Heimatbasis dient. Mit den riesigen Lastern werden nicht nur<br />

die Kunden an den Rennstrecken mit allen Ersatzteilen versorgt, A


Seite 46<br />

sie bieten auch hochmoderne Computerarbeitsplätze für die Renningenieure<br />

sowie komplett eingerichtete Konferenzräume. Früher<br />

mussten dieTrucks unter freiem Himmel be- und entladen werden,<br />

jetzt geschieht das geschützt vor Witterungseinflüssen und dank<br />

der kürzerenWege auch sehr viel schneller.<br />

Völlig neu gebaut wurden auch das Bürogebäude mit drei Stockwerken<br />

für die Entwicklungsabteilung und die Verwaltung sowie<br />

das Prototypenparkhaus. Die Um- und Neugestaltung des 3500<br />

Quadratmeter umfassendenWerkstattbereichs soll noch in diesem<br />

Jahr abgeschlossen werden. In der größten Halle, der Cup-Werkstatt,<br />

werden die Kunden- undVIP-Fahrzeuge der Markenpokale<br />

wie Carrera Cup und Supercup gewartet. In der für das Publikum<br />

Die Rennen 2007<br />

Nach den Auftaktrennen in Sebring und St. Petersburg in Florida<br />

stehen noch folgende Läufe im Kalender der American Le Mans<br />

Series: 14. April Long Beach ⁄ Kalifornien, 21. April Houston ⁄ Texas,<br />

19. Mai Salt Lake City ⁄ Utah,7. Juli Lime Rock ⁄ Connecticut,<br />

21. Juli Mid-Ohio ⁄ Ohio, 11. August Road America ⁄ Wisconsin,<br />

26. August Mosport ⁄ Kanada, 1. September Detroit ⁄ Michigan,<br />

6. Oktober Road Atlanta ⁄ Georgia, 20. Oktober Laguna Seca ⁄<br />

Kalifornien.<br />

Christophorus 325<br />

unzugänglichen RS- und GT-Werkstatt betreuen Mechaniker und<br />

Ingenieure die Versuchs- und Entwicklungsfahrzeuge wie den 911<br />

GT3RSR und den RSSpyder, die Siegerautos derAmericanLeMans<br />

Series 2006, mit denen <strong>Porsche</strong> souverän seine Klassen gewann.<br />

Das Herz des <strong>Porsche</strong>-Motorsports aber schlägt in der Manufaktur.<br />

Die Abläufe dort sind als wesentlicher Bestandteil des Gesamtkonzepts<br />

so angelegt, dass die Fertigungslinie bei Bedarf von heute auf<br />

morgen verändert werden kann.Weil bis auf zwei fest installierte<br />

Hebebühnen alles auf Rollen steht, können Arbeitsplätze,Prozesse,<br />

Lagerplätze und Betriebsmittel in kürzester Zeit entsprechend verschoben<br />

und den neuen Erfordernissen angepasst werden. Flexibilität<br />

und kurzeWege – an dieser Prämisse haben sich die Planer<br />

des Motorsportzentrums in erster Linie orientiert und damit der<br />

rasanten Entwicklung des <strong>Porsche</strong>-Motorsports Rechnung getragen.<br />

Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend:Wurden Mitte der<br />

90er Jahre noch 50 Rennwagen pro Jahr gebaut, so sind es für die<br />

Saison 2007, im Produktionsverbund mit Zuffenhausen, 270 Fahrzeuge.<br />

Ein neuer Rekord.<br />

Die in derWeissacher Manufaktur gebauten Rennwagen sind Exportschlager.<br />

Auf der Freifläche zwischen Logistiklager und Terminal<br />

werden gerade zwei 911 GT3 RSR für die Auslieferung an<br />

Kundenteams in den USA verladen. An einem hat Thomas Feichtenschlager<br />

mitgebaut, der jetzt zuschaut, wie die Fahrzeuge im<br />

Transporter verschwinden.„Ein bisschenWehmut“, gibt er zu,„ist<br />

schon dabei. In den Autos steckt viel Herzblut.“<br />

Exportschlager: Die in Weissach gebauten Rennwagen gehen<br />

Mit seinen Kollegen blickt er von nun an gespannt nach Nordamerika.Wenn<br />

ein <strong>Porsche</strong> gewinnt, ist der Abschiedsschmerz schnell<br />

an Teams in der ganzen Welt vergessen.<br />

B

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