13.07.2015 Aufrufe

Es war einmal ein Subjekt Elke Hentschel (Bern) - Linguistik online

Es war einmal ein Subjekt Elke Hentschel (Bern) - Linguistik online

Es war einmal ein Subjekt Elke Hentschel (Bern) - Linguistik online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Elke</strong> <strong>Hentschel</strong>: <strong>Es</strong> <strong>war</strong> <strong><strong>ein</strong>mal</strong> <strong>ein</strong> <strong>Subjekt</strong> 155Dieser Regel widerspricht allerdings die Beobachtung, dass der blühende undduftende Flieder in <strong>ein</strong>er expletiven Konstruktion wenig akzeptabel zu s<strong>ein</strong>sch<strong>ein</strong>t. Hier kann nun <strong>ein</strong>e Zusatzregel angenommen werden, die folgendermaßenlauten könnte:Regel 2Wenn es strukturell möglich ist, müssen die beiden Prädikate vor dem <strong>Subjekt</strong>zusammengefasst werden.Diese Stellung ist immer dann möglich, wenn <strong>ein</strong>teilige Prädikate ohne Zusätzewie Objekte oder Adverbialbestimmungen stehen. Der Flieder-Satz hätte <strong>ein</strong>esolche Zusammenfassung als<strong>Es</strong> blüht und duftet der Fliedernicht nur zugelassen, sondern offensichtlich auch erforderlich gemacht.Ob die hier aufgestellte Hypothese, dass neben syntaktisch-strukurellen in ersterLinie semantische Kriterien für die Möglichkeit ausschlaggebend sind, verschiedenenPrädikate in <strong>ein</strong>er es-Konstruktion zu verwenden, muss noch durch weitereUntersuchungen abgesichert werden. Wenn dem aber so ist, dann läge hier <strong>ein</strong>Fall von Vorrang der Semantik vor der Syntax vor, wie er sich ja auch in <strong>ein</strong>igenanderen der besprochenen Fälle abzuzeichnen sch<strong>ein</strong>t.LiteraturangabenAbraham, Werner (1993): "Null subjects in the history of German: From IP toCP". Lingua 89: 117–142.Askedal, Jon Ole (1999): "Nochmals zur kontrastiven Beschreibung von deutsches und norwegisch det. Ein sprachtypologischer Ansatz". In: Wegener, Heide(ed.): Deutsch kontrastiv: Typologisch-vergleichende Untersuchungen zurdeutschen Grammatik. Tübingen: 33–62.Askedal, John Ole (1990): "Zur syntaktischen und referentiell-semantischenTypisierung der deutschen Pronominalform es". Deutsch als Fremdsprache27: 213–224.Buscha, Joachim (1972): "Zur Darstellung des Pronomens 'es' in <strong>ein</strong>er deutschenGrammatik für Ausländer". Deutsch als Fremdsprache 9: 99–103.Cho, Kyun (1975): Die Konstruktionen mit "es" im Neuhochdeutschen. Freiburg(Schweiz).Crystal, David (1997): A Dictionary of Linguistics and Phonetics. London.Duden (1998), Grammatik der deutschen Gegen<strong>war</strong>tssprache. 6., neu bearb.Aufl., hrsg. von der Dudenredaktion, bearb. von Peter Eisenberg u. a. Mannheim(= Duden Bd. 4).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!