Aon Holdings Austria - Kammer der Architekten und ...
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Wohnraum Mensch<br />
Martin Puntigam<br />
Kabarettist, Autor <strong>und</strong> MC <strong>der</strong> Science Busters<br />
Menschen auf <strong>der</strong> Suche nach Wohnraum<br />
sind gleichzeitig Wohnraum für eine gigantische<br />
Anzahl an Lebewesen.<br />
Ein erwachsener Mensch besteht nämlich<br />
nicht nur aus Haut <strong>und</strong> Haar, Fleisch <strong>und</strong><br />
Knochen, son<strong>der</strong>n auch aus circa 1000 Spinnentieren,<br />
etlichen Hun<strong>der</strong>t Madenwürmern,<br />
ein paar Dutzend Amöben <strong>und</strong> etwa hun<strong>der</strong>t<br />
Billionen Bakterien. Wir selber sind bei uns<br />
nur eine extreme Randgruppe.<br />
Mit dem Austritt des Kopfes aus <strong>der</strong><br />
Scheide, praktisch wenn noch ein Teil des<br />
Babys in <strong>der</strong> Mutter ist, landen die ersten<br />
Bakterien <strong>und</strong> machen es sich bequem. Wobei<br />
bequem eher übertrieben ist. Sie vermehren<br />
sich sofort rasant <strong>und</strong> haben dauernd alle<br />
Hände voll zu tun, an<strong>der</strong>e Mikroorganismen<br />
abzuwehren, die ihren Platz besetzen wollen.<br />
Einfach mit einem Handtuch den Platz reservieren<br />
<strong>und</strong> dann zum Frühstück weggehen,<br />
das geht in <strong>der</strong> Bakterienwelt nicht. Wohnraum<br />
ist knapp <strong>und</strong> muss permanent neu erobert<br />
werden.<br />
Wuchereria bancrofti, Escherichia, Staphylococcus,<br />
Klebsiella, Helicobacter, you<br />
Dusls Schwerpunkt<br />
name it. Auf praktisch allen Körperteilen, die<br />
irgendwie Kontakt mit <strong>der</strong> Außenwelt haben,<br />
inklusive 400 Quadratmetern Schleimhaut<br />
herrscht eine Mikrobendichte, gegen die<br />
Hongkong wie eine Wüstenei wirkt. Und sie<br />
können niemals sicher sein, dass ihr Wohnrecht<br />
erhalten bleibt, selbst wenn sie glauben<br />
im Gr<strong>und</strong>buch zu stehen. Im Magen etwa können<br />
nur wenige Bakterienarten überl eben,<br />
weil das Salzsäureaufkommen die Wohnqualität<br />
stark schmälert. Wenn Helicobacter-<br />
pylori-Bakterien sich dort ansiedeln <strong>und</strong> eine<br />
House-Warming-Party schmeißen, dann nennen<br />
Menschen das Magengeschwür, nehmen<br />
Antibiotika <strong>und</strong> die ganze Mühe mit den Umzugskartons,<br />
extra ausmalen, Bodenabschleifen,<br />
neue Fenster, Designerlampen usw. war<br />
umsonst.<br />
Denn natürlich gestalten auch Bakterien<br />
ihren Wohnraum gerne ein bisschen individuell,<br />
mit viel Liebe zum Detail. Tischtuch,<br />
Blumenschmuck, Kerzen, ein paar Schmuckmurmeln<br />
da, ein paar Duftblätter dort, <strong>und</strong><br />
schon wirkt <strong>der</strong> ganze Raum wie verwandelt.<br />
Wir Menschen nennen das dann M<strong>und</strong>geruch. �<br />
Cross check<br />
Rudolf Kolbe<br />
Vizepräsident <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eskammer <strong>der</strong> <strong>Architekten</strong><br />
<strong>und</strong> Ingenieurkonsulenten<br />
Unverhofft kommt oft<br />
Manchmal passieren Hoppalas. Manchmal ist<br />
es lustig <strong>und</strong> es passiert nichts. Manchmal ist<br />
es nicht lustig <strong>und</strong> wir reden dann von einem<br />
Problem. Ein Hoppala, das gar nicht so selten<br />
im Bauwesen passiert, ist, wenn Materiengesetze<br />
übersehen <strong>und</strong> Dritte geschädigt werden.<br />
Ein Problem.<br />
Zum Beispiel das Wasserrecht (WRG 1959).<br />
Beim Bauen geht es sehr oft in den Untergr<strong>und</strong><br />
– auch bei Hochbauten – <strong>und</strong> dort ist Gr<strong>und</strong>wasser.<br />
So kann es passieren, dass trotz Baubewilligung<br />
Hausbesitzer, durchaus einige 100 m<br />
weit entfernt vom Bauplatz, Ersatz für ihre versiegten<br />
Hausbrunnen for<strong>der</strong>n.<br />
Nach § 10, Abs. 1 WRG 1959 benötigen<br />
Brunnen zur Abdeckung des eigenen Haus-<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsbedarf auf eigenem Gr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Boden keine Bewilligung, somit werden<br />
Schneelast<br />
Alfred Brunnsteiner<br />
Präsident <strong>der</strong> <strong>Kammer</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekten</strong> <strong>und</strong> Ingenieurkonsulenten<br />
für Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg<br />
Alfred Brunnsteiner gibt allen Hauseigentümern<br />
den dringenden Rat, die Schneelasten<br />
auf ihren Dächern kontinuierlich, also regel-<br />
„Cabin crew, doors in flight and cross check.“<br />
Je ein Flugbegleiter verriegelt die Tür <strong>und</strong><br />
kontrolliert dann an <strong>der</strong> jeweils gegenüberliegenden,<br />
ob sein Kollege dies auch ordnungsgemäß<br />
gemacht hat. Ein ganz selbstverständlicher<br />
Vorgang im Flugbetrieb, kein Infragestellen,<br />
ob denn diese Kontrolle eines an sich<br />
unkomplizierten Vorganges nicht übertrieben<br />
<strong>und</strong> damit einsparbar wäre. Es hängt einfach<br />
zu viel davon ab, als dass man hier Kompromisse<br />
eingehen würde.<br />
Szenenwechsel. Aus dem Text einer rezenten<br />
Ausschreibung: „Die Erstellung bzw.<br />
Beibringung <strong>der</strong> notwendigen tragwerkstechnischen<br />
Nachweise ist in die Einheitspreise<br />
einzukalkulieren …“ Keine Präzisierung, was zu<br />
liefern ist, keine Vorgaben, welche Qualifikation<br />
zur Erstellung benötigt wird, <strong>und</strong> schon<br />
diese auch nirgendwo vermerkt. Trotzdem<br />
entsteht ein Wasserrecht, das durch die Errichtung<br />
von Gebäuden, auch in einiger Entfernung,<br />
nicht beeinträchtigt werden darf.<br />
Je<strong>der</strong> Bauherr ist also gut beraten, nicht<br />
nur die Frage des Baugr<strong>und</strong>es bereits in <strong>der</strong><br />
Einreichphase abzuklären, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Fragen des Gr<strong>und</strong>wassers. Dabei ist die Sache<br />
beim Bauen im Gr<strong>und</strong>wasser vergleichsweise<br />
einfach. Beim Kluftwasser im Festgestein<br />
wird es da schon aufwendig, denn Eingriffe in<br />
wasserführende Klüfte können weit entfernte<br />
Hausbrunnen trockenlegen. Der Verursacher<br />
ist dann verpflichtet, Ersatzwasser zu<br />
beschaffen.<br />
Der kluge Mann baut daher vor <strong>und</strong> erhebt<br />
durchaus großzügig im Umfeld seines<br />
Bauvorhabens alle Hausbrunnen. Empfehlenswert<br />
ist, zu diesem Zweck einen Kollegen<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> Geologie o<strong>der</strong> Kulturtech-<br />
mäßig <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>kehrend, zu messen <strong>und</strong><br />
allenfalls das Dach abzuschöpfen. „Als Hauseigentümer<br />
bin ich verpflichtet, zu überprüfen,<br />
wie viel Schnee auf dem Dach meines<br />
Hauses liegt. Diese Messung kann je<strong>der</strong><br />
Hauseigentümer selbst vornehmen o<strong>der</strong><br />
durch Zimmermeister, Baumeister o<strong>der</strong> Ziviltechniker<br />
machen lassen“, betont Brunnsteiner.<br />
Die erhöhten Schneelasten können nämlich<br />
auch <strong>der</strong> Festigkeit <strong>der</strong> gesamten<br />
Ge bäu dekonstruktion erheblichen Schaden<br />
zufügen. Deshalb sollte auch die Standfestigkeit<br />
des Gebäudes ständig <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>kehrend<br />
kontrolliert <strong>und</strong> geprüft <strong>und</strong> durch ein<br />
Prüfprotokoll des Fachmannes bestätigt<br />
werden.<br />
Sinnvoll wäre auch ein Tragsicherheits-<br />
bzw. Gebrauchstauglichkeitsausweis für Gebäude.<br />
Alle Prüfberichte könnten in einem<br />
Gebäudeausweis gesammelt werden, schlägt<br />
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Puntigams Kolumne | Dusls Schwerpunkt<br />
Standpunkte<br />
gar keine Vorschreibung einer unabhängigen<br />
Prüfung.<br />
Bis Redaktionsschluss brachte <strong>der</strong> diesjährige<br />
Winter noch keine größere Zahl von<br />
Dächern zum Einsturz <strong>und</strong> auch sonst sind –<br />
Gott sei Dank – durch schlechte Tragwerksberechnung<br />
ausgelöste Unfälle o<strong>der</strong> Schäden<br />
so selten wie Flugzeugabstürze.<br />
Also lehnen wir uns zurück <strong>und</strong> verzichten<br />
wie<strong>der</strong> einmal bei Umsetzung <strong>der</strong> OIB-Richtlinien<br />
in unsere Landesgesetze auf die Verbindlichmachung<br />
<strong>der</strong> Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
<strong>der</strong> Planung o<strong>der</strong> auch die Ein führung<br />
eines Prüfingenieurs, wie er in an<strong>der</strong>en eu-<br />
Län<strong>der</strong>n längst Standard ist. Guten Flug. �<br />
Weitere Informationen zur oib-Richtlinie auf<br />
www.aikammeros.org<br />
Klaus Thürriedl<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>essektion Ingenieurkonsulenten<br />
nik <strong>und</strong> Wasserwirtschaft zu konsultieren,<br />
um abzuklären, welche Hausbrunnen einem<br />
Beweissicherungsverfahren unterzogen werden<br />
sollen. Lei<strong>der</strong> ist das nicht ganz billig, doch<br />
lassen sich auf diese Weise kostenintensive<br />
Ersatzfor<strong>der</strong>ungen vermeiden. �<br />
Brunnsteiner vor. Gemessen wird die Schneelast,<br />
indem man ein einfaches Plastikrohr<br />
durch die Schneedecke bis auf die Dachhaut<br />
drückt. Dann wird das Rohr mit dem Schneeinhalt<br />
auf eine Waage gestellt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Inhalt<br />
von Schnee <strong>und</strong> Eis gewogen <strong>und</strong> durch die<br />
Querschnittsfläche des Rohres dividiert.<br />
Übersteigt das Gewicht den Normwert, muss<br />
das Gebäudedach abgeschöpft werden.<br />
Die Sicherheitsbeiwerte, die bei <strong>der</strong> Berechnung<br />
<strong>und</strong> Dimensionierung angesetzt<br />
werden, dürfen nicht für die Aufnahme von<br />
höheren Lasten herangezogen werden. Die<br />
Sicherheitsbeiwerte wurden geschaffen, um<br />
Imperfektionen im Material, Imperfektionen<br />
bei <strong>der</strong> Ausführung, Lastausmitten <strong>und</strong> ungewollte<br />
Lastumlagerungen in den Berechnungen<br />
abzudecken. �