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Astro Talk: Ich wollte nie anecken - the little HR Giger Page

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«Glauben Sie an ein Lebennach dem Tod?» - «Das istdoch nur zur Beruhigung.Damit wir denken können:Da gibt es noch was.» -«Und die Vorstellung vomNichts?» - «Die gefällt mir.»Sie kamen 1940 zur Welt, mitten imZweiten Weltkrieg. Haben Sie eineErinnerung an die dunkle Zeit?Woran ich mich bis heute erinnern kann,ist diese kollektive Furcht, die damalsgeherrscht hat......und die Sie sich als Kind nichterklären konnten.Das war das Schlimmste daran. Zu spüren,dass etwas nicht stimmt, aber nicht zuwissen, was es ist. Und am Abend wurdemanchmal die Wohnung abgedunkelt.Haben die Eltern mit Ihnen über dieSituation geredet?Vater war Offizier und hat immer gesagt,er liesse sich von den Nazis nicht ohneGegenwehr abführen. Wir hatten vieleWaffen zu Hause. Und ich später auch.Warum?<strong>Ich</strong> habe einfach Freude an Waffen. Siesind schön, haben eine faszi<strong>nie</strong>rendeMechanik.Und zum Schiessen?Die Freude am Schiessen ist mir beimMilitär schnell vergangen. <strong>Ich</strong> habe dieRekrutenschule gemacht, Minenwerfer-Kano<strong>nie</strong>r, leichte motorisierte Truppe,Winterthur. Ein schöner Schmarren.Und wo ist jetzt die von der Analysevermutete Verbindung zwischenden Erlebnissen aus Ihrer Kindheitund Ihren Bildern?Da waren zum Beispiel die Treppen: Inunserem Haus an der Storchengasse inChur hatte es über der Treppe ein Fenster.Das war immer verschlossen. In meinenTräumen war das Fenster aber offen. Dahinterverbarg sich ein tiefer Schacht, indem gelbes Licht strahlte und in denviele Treppen hinunterführten. <strong>Ich</strong> wusstedamals schon, dass unter den Häusernvon Chur Treppen zum bischöflichenSchloss raufgingen. Das hat meine kindlicheFantasie beflügelt.Und Sie 20 Jahre später zu IhrenSchacht-Bildern inspiriert.Genau. Für mich sind das Treppen in eineandere Welt.War die Apo<strong>the</strong>ke Ihres Vaters auch eineQuelle Ihrer kindlichen Inspiration?Einmal bekam mein Vater von der FirmaSandoz einen Totenschädel geschenkt, erkam mit der Post. Den habe ich sofortbehändigt.Sie waren als Kind von einemTotenschädel faszi<strong>nie</strong>rt?Wahnsinnig. <strong>Ich</strong> war etwa fünf. Am Anfanghabe ich mich nicht einmal getraut,den Schädel zu berühren. <strong>Ich</strong> realisierte,das war einmal ein Mensch.Sie fühlten sich zu Dingen hingezogen,die Sie ängstigten. Die Analyse kommtzum Schluss, dass Sie sich dieseÄngste von der Seele gemalt haben.Haben Sie das auch so erlebt?Erst viel später. Auf einmal merkte ich, dassdie beengenden Träume verschwanden,sobald ich sie gemalt hatte.Und wenn Sie dieses Ventil nichtgehabt hätten?Dann hätte ich mich auf eine andere Artbefreit. Man muss ja nicht nur malen, mankann ja auch schreiben.Die Analyse vermutet, dass Sie sich amRand des Wahnsinns bewegen.Das klingt jetzt ein wenig hochgestochen.Hatten Sie <strong>nie</strong> Angst, wahnsinnig zuwerden?20 Schweizer Familie 47/2007

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