Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Stadt Ludwigsburg
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Mömpelgard, Württemberg <strong>und</strong> Russland<br />
Maria Feodorovna,<br />
geborene Prinzessin<br />
Dorothee von<br />
Württemberg-Mömpelgard<br />
Die dynastischen Beziehungen<br />
zwischen Württemberg <strong>und</strong> Russland<br />
beginnen mit der Vermählung von<br />
Prinzessin Sophie Dorothee von<br />
Württemberg (1759-1828) <strong>und</strong> dem<br />
russischen Thronfolger Paul (1754 -<br />
1801) im Jahr 1776. Katharina die Große hatte diese Wahl<br />
für ihren Sohn Paul getroffen <strong>und</strong> war, wie man aus ihren<br />
Briefen ablesen kann, ausgesprochen angetan von ihrer<br />
hoch gebildeten <strong>und</strong> ansehnlichen Schwiegertochter. Sophie<br />
Dorothee war die Tochter des letzten Regenten von Montbéliard,<br />
von Friedrich Eugen, dem die Grafschaft von <strong>seine</strong>m<br />
Bruder Carl Eugen 1769 übertragen worden war. Im Kreis<br />
ihrer großen Familie verbrachte sie ihre Kindheit in Montbéliard.<br />
Ihr Bruder Friedrich wurde später übrigens der erste<br />
württembergische König. (1806) Die Protestantin Sophie<br />
Dorothee musste als zukünftige Zarin zum russisch-orthodoxen<br />
Glauben überwechseln <strong>und</strong> sich Marija Fjodorowna<br />
nennen. Mit ihr beginnt ein weitumspannter Kulturtransfer<br />
zwischen Württemberg <strong>und</strong> Russland, der von ihrer Tochter<br />
Katharina, die 1816 ihren Vetter, den württembergischen<br />
Thronfolger Wilhelm, heiratet, fortgesetzt wird. Die Förderung<br />
<strong>und</strong> Gründung von Schulen, vor allem für Mädchen, war<br />
dabei eines der bevorzugten Objekte von Mutter <strong>und</strong><br />
Tochter.<br />
Tschaikowsky in Montbéliard<br />
Der Adel spricht<br />
französisch<br />
Französisch war die Sprache, die am<br />
russischen Hof gesprochen wurde <strong>und</strong><br />
entsprechend wurden die Kinder der<br />
russischen Aristokratie von franzö-<br />
sischen Gouvernanten erzogen. Und obwohl die Grafschaft<br />
Montbéliard 1793 zurück an Frankreich fi el, wurden Lehrer<br />
<strong>und</strong> Erzieherinnen die aus Montbéliard kamen, besonders<br />
gerne in Russland gesehen, da Montbéliard als neutral galt.<br />
Für die Montbéliarder gab es ebenfalls genügend Gründe ihr<br />
Land zu verlassen. Der Bildungsstand war hoch, aber es gab<br />
nicht genügend Arbeitsplätze in Montbéliard, <strong>und</strong> Frankreich<br />
war für sie aufgr<strong>und</strong> ihres Glaubens verschlossen. Vor allem,<br />
nachdem Sophie Dorothee sich nach Russland vermählt<br />
hatte, wurde Russland zum bevorzugten Aufenthaltsort der<br />
auswanderungswilligen Bildungselite von Montbéliard.<br />
Tschaikowsky <strong>und</strong><br />
Fanny Dürrbach<br />
1844 trifft die 1822 in Montbéliard<br />
geborene Fanny Dürrbach als Gouvernante<br />
des späteren Komponisten Ilja<br />
Petrowitsch Tschajkowsky in Wotkinsk,<br />
im Ural ein, wo dessen Vater ein Eisenhüttenwerk leitete. In<br />
fast allen Tschajkowsky-Biographien wird der große Einfl uss<br />
Fannys auf das ihr mit vier Jahren anvertraute Kind beschrieben.<br />
Sie erkennt als erste die Begabung des jungen<br />
Tschajkowskys, aber auch <strong>seine</strong> Zerbrechlichkeit, weshalb<br />
10<br />
Die Tochter des letzten Montbéliarder Regenten<br />
sie ihn den „gläsernen Knaben“ nennt. Sie empfi ndet eine<br />
ganz besondere Zuneigung zu ihm <strong>und</strong> beschäftigt sich<br />
mehr mit ihm als mit <strong>seine</strong>n Geschwistern, wofür Tschaikowsky<br />
ihr sein Leben lang dankbar sein sollte.<br />
1867 kehrt sie in ihr Elternhaus nach Montbéliard zurück<br />
<strong>und</strong> lebt dort von Russisch- <strong>und</strong> Französischunterricht. Als<br />
sie 1892 in einer Zeitung liest, dass sich der inzwischen<br />
berühmte Tschajkowksy zur Aufführung <strong>seine</strong>r „Pathetischen<br />
Symphonie“ in Paris aufhält, schreibt sie ihm einen<br />
Brief. Tschajkowsky freute sich über dieses Lebenszeichen<br />
von Fanny so, dass er am nächsten Tag nach Montbéliard<br />
aufbrach, um sie wieder zu sehen. Anlässlich des Besuches<br />
schreibt Tschajkowsky: „Ich bewahre eine einzigartige,<br />
starke <strong>und</strong> besondere Erinnerung. Einen Zauber, als sei ich<br />
in die 40 er Jahre gereist.“ 1901 stirbt Fanny Dürrbach, sie<br />
liegt auf dem Friedhof von Montbéliard begraben.