9. Forum Wohnungswirtschaft - VdW Rheinland Westfalen
9. Forum Wohnungswirtschaft - VdW Rheinland Westfalen
9. Forum Wohnungswirtschaft - VdW Rheinland Westfalen
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6 <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
<strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Zukunftsicheres WohnLeben –<br />
Immobilienwirtschaftliche Strategien für schwierige Quartiere<br />
Mit 320 Teilnehmern hat das <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong><br />
<strong>Wohnungswirtschaft</strong> des <strong>VdW</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
<strong>Westfalen</strong> erneut die Zugkraft dieses Kongresskonzepts<br />
bewiesen. Es wurde wieder<br />
ein Zukunftsthema von großer Aktualität für<br />
die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
aufgegriffen und nach Lösungsstrategien<br />
für mehr Wohn- und Lebensqualität gesucht.<br />
Am 15. und 16. Juni 2010 lautete das Thema<br />
der Veranstaltung im Kongresszentrum in<br />
Bad Honnef in diesem Jahr „Zukunftsicheres<br />
WohnLeben – Immobilienwirtschaftliche<br />
Strategien für schwierige Quartiere“.<br />
Verbandsdirektor Alexander Rychter begrüßte<br />
neben zahlreichen Geschäftsführern<br />
und Vorständen von Wohnungsunternehmen<br />
auch Fachleute aus Wissenschaft<br />
und Forschung, Vertreter von Kommunen<br />
und ihren Spitzenverbänden, von Finanzdienstleistern,<br />
Consulting-Unternehmen,<br />
aus Ministerien und der Politik, unter ihnen<br />
die Wohnungspolitiker aus dem nordrheinwestfälischen<br />
Landtag Dieter Hilser (SPD)<br />
und Bernhard Schemmer (CDU).<br />
Verbandsdirektor Alexander Rychter bei<br />
der Eröffnung des <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Aus hochaktuellem Anlass ging Rychter<br />
auf das Sparprogramm der Bundesregierung<br />
ein, dem es an sozialer Ausgewogenheit<br />
mangele. Die kommunale Finanzkraft<br />
sei erschüttert. Die von Bundesbauminister<br />
Ramsauer vorgenommene Halbierung<br />
der energetischen Förderprogramme wie<br />
die Halbierung der Städtebauförderung<br />
seien mehr als unverständlich. Die Kürzungsbeschlüsse<br />
beträfen investive erfolgreiche<br />
Programme.<br />
VerbandsMagazin • 7 – 8/10<br />
Gerade in den Zeiten drängender Herausforderungen<br />
in Städten und ihren schwierigen<br />
Quartieren würden Unsicherheiten<br />
und Unverständnis noch erhöht, seien<br />
doch weitere Einsparungen wie bei der<br />
Komplementärförderung des Bundes zur<br />
Wohnraumförderung zu befürchten. Die<br />
<strong>Wohnungswirtschaft</strong> brauche aber verlässliche<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Vor diesem aktuellen Hintergrund leitete<br />
Rychter in eher gedämpfter Moll-Stimmung<br />
den Kongress ein: Was kann Stadt leisten,<br />
was kann die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> leisten<br />
für den Zusammenhalt der Gesellschaft?<br />
Strukturwandel bewältigen<br />
Die Bad Honnefer Bürgermeisterin Wally<br />
Feiden richtete ein Grußwort für ihre Stadt<br />
an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.<br />
Dabei stellte sie nicht nur die besonderen<br />
Lebensqualitäten von Bad Honnef als<br />
Wohnstandort heraus, sondern skizzierte<br />
Bürgermeisterin Wally Feiden richtete für<br />
die Stadt Bad Honnef ein Grußwort an die<br />
Teilnehmer.<br />
auch den Strukturwandel der Stadt von<br />
einem ehemaligen Kurbad zu einer Tagungs-,<br />
Kongress- und Gesundheitsstadt.<br />
„Städte sind Ihre Zukunft!“<br />
Bundesbauminister a. D. Prof. Dr. Klaus<br />
Töpfer stimmte in einem herausragenden<br />
Vortrag in die aktuelle Lage mit den Worten<br />
ein, dass er Wohnungspolitik in Zeiten<br />
mitgemacht habe, die man noch als gute<br />
Zeiten bezeichnen konnte.<br />
Bundesbauminister a. D. Prof. Dr. Klaus<br />
Töpfer rief den Teilnehmern zu: „Städte sind<br />
Ihre Zukunft!“<br />
Sein Thema „Städte und ihre Zukunft“<br />
wandelte er dann sogleich in den Aufruf<br />
um: „Städte sind Ihre Zukunft! Wir sind<br />
in ein Jahrtausend der Städte eingetreten“<br />
und „eine friedliche Welt hängt vom Leben<br />
in den Städten ab“, sagte er. Die Stabilität<br />
von Gesellschaft zeige sich in den Städten.<br />
So sei es angesichts der gesellschaftlichen<br />
Umbrüche nicht zufällig, dass sich die<br />
<strong>Wohnungswirtschaft</strong> mit Städten befasse.<br />
„Das ist überfällig!“<br />
Töpfer schlug dann einen Bogen zum Thema<br />
der Abwanderung von jungen, mobilen<br />
und geburtenstarken Menschen in<br />
die Städte, wie z. B. der Abwanderung<br />
von zwei Millionen Menschen von Ost<br />
nach West im Nachgang zur Vereinigung.<br />
Ausschlaggebend waren für sie die Arbeitsplätze.<br />
Daran knüpfte er die zentrale Frage: Erfüllen<br />
Städte ihre Funktionen? Die Funktionserfüllung<br />
von Städten sei entscheidend<br />
für Stabilitäten. Er mahnte dazu u. a. eine<br />
veränderte, differenzierende und gezielte<br />
Wohnungspolitik an, die Leerstände auf<br />
der einen Seite wie Zuwanderung auf der<br />
anderen Seite als Aufgabenstellung beachte.<br />
„Die giftigste Substanz unserer Welt ist die<br />
Armut.“ Mit diesem Zitat Indira Gandhis<br />
appellierte Töpfer eindringlich auch vor<br />
dem Hintergrund der jüngsten Sparbeschlüsse:<br />
„Wir können an der sozialen<br />
Stabilität der Städte nicht sparen.“ Sie sei<br />
„so wichtig, wie die Ausbildung unserer
Menschen“. „Wir müssen in den Städten<br />
ausgleichen.“ Ansonsten nähmen Städte<br />
den Weg der Privatisierung von Sicherheit.<br />
Städte mit segmentierter Gesellschaft verlören<br />
ihre Zukunftsfähigkeit.<br />
Auch die rasanten ökonomischen Umbrüche,<br />
die weit in das kulturelle Leben und<br />
Selbstverständnis einer Stadt einwirken,<br />
würden bedrohlich, wenn Städte ihr Profil<br />
nicht neu definieren. Gelungene oder gelingende<br />
Beispiele dafür seien die IBA Emscherpark<br />
und das Projekt Kulturhauptstadt<br />
Ruhr. Sie tragen dazu bei, Identitäten<br />
umzudefinieren, neu zu fixieren und weiter<br />
zu entwickeln. Töpfer prophezeite eine<br />
Renaissance des Regionalen, eine Prämie<br />
für das Dezentrale. Hier reihte er sogleich<br />
die genossenschaftliche Organisation einer<br />
lokalen Energieversorgung ein.<br />
Frei nach Winston Churchill zitiert stellte er<br />
fest: „Wir formen unsere Städte, danach formen<br />
die Städte uns, unsere Gesellschaft.“<br />
Starker Beifall für Bundesbauminister a. D.<br />
Dr. Klaus Töpfer<br />
Vor diesem Hintergrund spiegelte Töpfer<br />
abschließend die Herausforderungen für<br />
das Wohnungswesen und die Städte: Wir<br />
werden weniger, älter und bunter. Diese<br />
Aufgaben hält er längst noch nicht für bewältigt.<br />
Menschen wollten wieder Gemeinschaft.<br />
Somit müsse die Antwort auf den<br />
Alterungsprozess der Gesellschaft über die<br />
Wohnung hinaus gefunden werden. Und<br />
Integration gelänge nur, wenn Menschen<br />
in einer heimischen, zufriedenen Lage<br />
seien, nur hieraus kämen Bereitschaft und<br />
Kraft zur Integration. Töpfer bescheinigte<br />
der <strong>Wohnungswirtschaft</strong> in diesen Arbeitsfeldern<br />
große Erfolge und die Kraft für<br />
weitere.<br />
Städte und ihre Handlungsspielräume<br />
Der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund,<br />
Ullrich Sierau, sprach auch in<br />
seiner Funktion als Mitglied des Bauaus-<br />
schusses des Deutschen Städtetages. Mit<br />
einer aufgemalten großen Null demonstrierte<br />
er sogleich die aktuelle Lage von<br />
Kommunen hinsichtlich ihrer Handlungsmöglichkeiten.<br />
Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt<br />
Dortmund: „Der Handlungsspielraum der<br />
Kommunen ist gleich Null.“<br />
Die Aussage des ehemaligen nordrheinwestfälischen<br />
Ministerpräsidenten Johannes<br />
Rau, „Die kommunale Ebene ist<br />
der Ernstfall der Demokratie“ hält Sierau<br />
wieder für hochaktuell.<br />
Er leugnete nicht, dass die „Dinge auch<br />
zu Haus zu richten sind“, denn alle seien<br />
in der Verantwortung, die soziale Balance<br />
sicherzustellen. Es sei Aufgabe der Kommune,<br />
die Standortqualitäten vernünftig<br />
zu organisieren.<br />
Die Kommunen aber seien angesichts vieler<br />
Lasten und Hemmnisse überfordert.<br />
Dazu zählen aus seiner Sicht u. a. die<br />
Rechtsflut von EU, Bund und Land, die<br />
zu mehr Rechtsunsicherheit führe als zu<br />
Rechtssicherheit, sowie die kranken Kassen<br />
der Kommunen aufgrund struktureller<br />
Unterfinanzierung. Vor diesem Hintergrund<br />
sei die Krise nicht mehr als Chance<br />
zu nutzen. „Diese Krise ist nahe am Ende“<br />
und sei einmalig in der Nachkriegsgeschichte.<br />
Es fehle der Rettungsplan für die<br />
Kommunen.<br />
Aufgrund der aktuellen Lage sei die europäische<br />
Stadt als gemeinsames Ziel in Frage<br />
gestellt. Sierau listete auf, welche durchaus<br />
positiven Ergebnisse bisher in der Metropole<br />
Ruhr angesichts des großen Strukturwandels<br />
erreicht worden seien. Auf diese<br />
Erfolgsstory, auf viele Städte, die noch relativ<br />
gut aufgestellt seien, treffe diese Krise nun<br />
heftig und führe zu harten Einschnitten:<br />
Eigene Investitionsanteile der Kommunen<br />
müssten reduziert werden, kommunale<br />
Pflichtaufgaben könnten nicht mehr im<br />
notwendigen Umfang erfüllt werden.<br />
<strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Die Handlungsspielräume für die Kommunen<br />
seien gleich Null. An die neue<br />
Landesregierung in NRW habe sein kommunaler<br />
Spitzenverband eine Reihe von<br />
Forderungen formuliert, die sich nicht<br />
nur auf eine angemessene Ausstattung<br />
von Förderprogrammen bezögen, sondern<br />
auch passgerechtere Zuschnitte und flexiblere<br />
Handhabung von Programmen,<br />
Entbürokratisierung auf allen Ebenen und<br />
erweiterte Handlungsspielräume für die<br />
Kommunen verlangten.<br />
Städte und schwierige Quartiere<br />
Der Rektor der EBZ Business School in<br />
Bochum, Prof. Dr. Volker Eichener, stieg<br />
in das Thema „Städte und schwierige<br />
Quartiere“ mit der These ein: „In unseren<br />
Wohnquartieren schlagen sich die Folgen<br />
gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen<br />
nieder.“ Er belegte empirisch die weiter<br />
anwachsende soziale Schere sowie einen<br />
Kaufkraftrückgang durch den wachsenden<br />
Altenanteil. Auf der Ebene der Städte,<br />
zeigte er am Beispiel Düsseldorf auf,<br />
wie die sozialräumliche Ungleichheit zunimmt.<br />
Die Armutskonzentration steige in<br />
den Problemquartieren.<br />
Prof. Dr. Volker Eichener, Rektor der EBZ<br />
Business School in Bochum<br />
Wie gehen Wohnungsunternehmen damit<br />
um? Anhand eines Portfoliowürfels erläuterte<br />
Eichener die drei Analysedimensionen<br />
Nachfrageentwicklung am lokalen<br />
Markt, Standortqualität und Objektqualität.<br />
Daraus entwickeln die Wohnungsunternehmen<br />
differenzierte Handlungsbedarfe<br />
von Standortaufwertung, Objektqualitäten<br />
halten oder verbessern, von Abriss<br />
und Umnutzung oder Abriss und Neubau<br />
hoher Qualitäten.<br />
Mit dem Fokus auf schwierige Quartiere<br />
präsentierte Eichener vier Strategien: Das<br />
klassische Programm der Aufwertung,<br />
Gentrification, „McWohnen“ und Multi-<br />
Kulti. Nach seiner Einschätzung hätten<br />
>><br />
7<br />
7 – 8/10 • VerbandsMagazin
8 <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Großstädte das Potenzial für mehrere<br />
Gentrification-Quartiere. Die Strategie<br />
„McWohnen“ soll preiswerte Wohnungen<br />
bereitstellen, die nicht „billig“ wirken.<br />
Mit der Strategie Multi-Kulti werde ein<br />
„Empowerment“-Ansatz verfolgt, der nicht<br />
nach Defiziten der Migranten sucht, sondern<br />
nach deren Stärken.<br />
Prof. Dr. Volker Eichener endete mit der<br />
These: „Es hat keinen Sinn, sich die Vergangenheit<br />
zurück zu wünschen. Wir müssen<br />
die Städte vielmehr neu erfinden.“<br />
Die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> –<br />
Frühwarnsystem und Impulsgeber für<br />
die Quartiere<br />
Lutz Freitag, Präsident des GdW Bundesverband<br />
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen,<br />
freute sich eingangs,<br />
in Bad Honnef zu sein, denn in Berlin<br />
„herrschten nach wie vor Chaos-Tage“.<br />
GdW-Präsident Lutz Freitag geißelte die<br />
Sparbeschlüsse der Bundesregierung.<br />
Auch er stellte die Kürzungsbeschlüsse<br />
der Bundesregierung in den Vordergrund<br />
seiner Rede. Neben den in keiner Weise<br />
sachgerechten Begründungen zögen diese<br />
Kürzungen einschneidende wirtschaftliche,<br />
soziale und ökologische Folgen nach sich.<br />
Da die Verkehrsinvestitionen nicht betroffen<br />
seien, würde aus dem BMVBS wohl<br />
das BVS – für Verkehr und Straßenbau<br />
werden. Der Staat, und hier das zuständige<br />
Fachministerium, zögen sich aus ihrer Verantwortung<br />
für die Städte zurück. Bildhaft<br />
verdeutlicht rechnete Freitag wie folgt vor:<br />
Die Kürzung des Programms Soziale Stadt<br />
um 47 Millionen Euro bedeute zwei Kilometer<br />
weniger Autobahn, die Halbierung der<br />
Städtebauförderung 13 Kilometer weniger<br />
Autobahn. Scherzhaft bot Freitag diese der<br />
Bundesregierung als Deckungsbetrag an.<br />
Freitag zeigte sich überzeugt, dass die Aufgabe,<br />
Städte zu entwickeln, die Aufgaben,<br />
des Staates, der gesamten Gesellschaft<br />
VerbandsMagazin • 7 – 8/10<br />
Andreas Stopp vom Deutschlandfunk (l.) moderierte das Podium mit (v. l. n. r.): Dieter<br />
Hilser MdL (SPD-Landtagsfraktion NRW), Michael Schleicher (Leiter Wohnungsamt der<br />
Stadt Köln), Elke Schmidt-Sawatzki (stellvertretende Vorsitzende, Der Paritätische NRW,<br />
Wuppertal), Dr. Dieter Kraemer (VBW Bauen und Wohnen GmbH, Bochum) und Bernhard<br />
Schemmer MdL (CDU-Landtagsfraktion NRW)<br />
sei. Für die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> seien die<br />
Städte ihr Markt, in dem sie neben anderen<br />
einer der Akteursgruppen sind. Nicht<br />
die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> verlöre Fördermittel<br />
und schon gar nicht Subventionen,<br />
sondern die Kommunen.<br />
Anschaulich beschrieb Freitag die verheerenden<br />
Folgen für die Städte anhand des<br />
Programms Soziale Stadt, das wegen seines<br />
Anteils an nicht-investiven Maßnahmen<br />
besonders gefährdet sei.<br />
Gerade die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> sei stets<br />
Frühwarnsystem und Handelnder gewesen,<br />
sei es in den Programmgebieten<br />
der Sozialen Stadt, im Stadtumbau, bei<br />
der energetischen Sanierung sowie mit<br />
wohnungswirtschaftlichen Aktivitäten bei<br />
einem „Wohnen für ein langes Leben“.<br />
Sein großes Unbehagen über die Kürzungspläne<br />
der Bundesregierung drückte<br />
Freitag abschließend mit den<br />
Worten aus: „Sie tun nicht, was<br />
sie wissen.“<br />
Podiumsdiskussion<br />
Andreas Stopp vom Deutschlandfunk<br />
moderierte anschließend<br />
eine interessant besetzte Podiumsrunde<br />
mit: Dieter Hilser,<br />
MdL (SPD-Landtagsfraktion),<br />
Bernhard Schemmer, MdL (CDU-<br />
Landtagsfraktion), Dr. Dieter Krämer<br />
(VBW Bauen und Wohnen<br />
GmbH Bochum), Michael Schleicher<br />
(Leiter des Wohnungsamtes<br />
der Stadt Köln) und Elke Schmidt-Sawatzki<br />
(Stellvertretende Vorsitzende, Der Paritätische<br />
NRW, Wuppertal).<br />
Die Diskussionsrunde zeigte unterschiedlichste<br />
Wege zur Problemlösung auf und<br />
appellierte vor allem an die Politik, finanzielle,<br />
rechtliche und instrumentelle<br />
Handlungsspielräume für die Kommunen<br />
wieder zu vergrößern. Einig war sich die<br />
Runde, dass es nicht weiterhelfe, wenn<br />
man sich die Schuld gegenseitig zuschiebe.<br />
Man sollte vielmehr die Kräfte bündeln<br />
und Veränderungen auch wollen.<br />
Arbeitsgruppen und ihre Ergebnisse<br />
Am zweiten Tag des <strong>Forum</strong>s wurde in drei<br />
Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen<br />
getagt.<br />
Zur Diskussion inspiriert wurden die Teilnehmer<br />
durch jeweils spannende und in-<br />
Die Impulsreferenten der Arbeitsgruppe 1 (v. l. n. r.):<br />
Prof. Swen Geiss (architekturbüro team 51.5°, London/<br />
Wuppertal), Jean-Pierre Schaefer (Caisse des Dépôts,<br />
Paris) und Henk van Ramshorst (Woningstichting<br />
Volkshiusvesting Arnhem, Arnhem)
Die Impulsreferentinnen der Arbeitsgruppe 2 (v. l. n. r.): Sabine Nakelski<br />
(Referatsleiterin, Ministerium für Bauen und Wohnen NRW, Düsseldorf),<br />
Elke Beißner (Wohnungsamt Dortmund) und Rita Tölle (Referatsleiterin,<br />
Ministerium für Bauen und Wohnen NRW, Düsseldorf)<br />
formative Impulsreferate von nationalen<br />
und internationalen Experten aus Kommunen,<br />
Ministerien sowie von Wohnungsunternehmen.<br />
Vertreter von Wohnungsunternehmen<br />
aus den drei Sparten des <strong>VdW</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
<strong>Westfalen</strong> moderierten die Arbeitsgruppen<br />
und berichteten anschließend über die<br />
Diskussionsergebnisse im Plenum.<br />
π Franz-Bernd Große-Wilde, Spar- und<br />
Bauverein eG, Dortmund, berichtete u.<br />
a. aus der Arbeitsgruppe 1:<br />
Während in den Niederlanden bereits in<br />
Präventionsgebieten gearbeitet werde,<br />
dort vor allem mit den Bewohnern, haben<br />
die Franzosen in ihrem Land insgesamt<br />
751 sensible urbane Zonen nach vielfältigen<br />
Indikatoren festgelegt. Dort müssten<br />
250.000 Wohnungen abgerissen und in<br />
gleicher Anzahl Wohnungen neu errichtet<br />
werden.<br />
Franz-Bernd Große-Wilde (Spar- und Bauverein<br />
eG, Dortmund) berichtete über die<br />
Diskussionsergebnisse der Arbeitsgruppe 1.<br />
Großbritannien arbeite vergleichbar wie<br />
Deutschland, insbesondere im Feld der<br />
Großwohnsiedlungen. Nach einem Stillstand<br />
während der Thatcher-Ära gäbe es<br />
jetzt die Programme „New Deal for communities“<br />
oder „Kickstart housing delivery“.<br />
Auch seien Beispiele zu finden, wie Hochhäuser<br />
mit einfachen Mitteln für „hippere“<br />
Zielgruppen entwickelt werden könnten.<br />
π Dr. Dieter Kraemer, VBW Bauen und<br />
Wohnen GmbH, Bochum, berichtete<br />
u. a. aus der Arbeitsgruppe 2:<br />
Die beiden für Wohnungsbau und Städtebauförderung<br />
zuständigen Vertreterinnen<br />
aus dem Bauministerium in NRW hätten<br />
einen breiten Handlungsansatz für<br />
schwierige Quartiere vorgestellt. Notwendig<br />
sei, dass Kommunen und <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
sagten, wohin sie ihre Quartiere<br />
entwickeln wollten. Dann sei eine passgenaue<br />
Förderung mit einem differenzierten<br />
Instrumentenansatz notwendig<br />
und möglich.<br />
Dr. Dieter Kraemer (VBW Bauen und Wohnen<br />
GmbH, Bochum) war der Berichterstatter<br />
aus der Arbeitsgruppe 2.<br />
Elke Beißner vom Wohnungsamt der Stadt<br />
Dortmund habe überzeugend dargelegt,<br />
wie eine Kommune systematisch von integrierten<br />
Stadtentwicklungskonzepten bis<br />
hin zu Quartierskonzepten Entwicklung<br />
und Erneuerung vorbereite und begleite.<br />
Die Arbeitsgruppe war sich einig, dass<br />
das Land kommunale Handlungskonzepte<br />
einfordern und fördern müsse. Auch die<br />
schwer zu erreichende Mitwirkung der<br />
<strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Die Impulsreferenten der Arbeitsgruppe 3 (v. l. n. r.): Stefan<br />
Rommlefanger (Referat Stadtplanung, Gelsenkirchen) und Markus<br />
Sunder (LEG Management GmbH, Düsseldorf)<br />
Kleineigentümer sowie der Umgang mit<br />
verwahrlosten Immobilien waren Themen<br />
der Arbeitsgruppe. Allerdings stand für<br />
die Gruppe auch fest: Ohne handlungsfähige<br />
Städte gehe gar nichts zugunsten<br />
schwieriger Quartiere. Eine schnell wirksame<br />
kommunale Finanzreform wurde<br />
eingefordert.<br />
π Dr. Dieter Körner, Evonik Wohnen<br />
GmbH, Essen, berichtete u. a. aus der<br />
Arbeitsgruppe 3:<br />
Dr. Dieter Körner (Evonik GmbH, Essen)<br />
berichtete über die Diskussionen der Arbeitsgruppe<br />
3.<br />
Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell<br />
engagierten sich in schwierigen<br />
Quartieren mit einem ganzheitlichen<br />
Quartiersmanagement. Deutlich sei, dass<br />
das „Drehen von Quartieren“ langen Atem<br />
benötige; dies müsse Eignern von und<br />
Gremien in Gesellschaften immer wieder<br />
verdeutlicht werden.<br />
Die Arbeitsgruppe war sich einig, dass<br />
zunächst im Rahmen von Portfolio- oder<br />
städtebaulichen Konzepten eine klare Analyse<br />
notwendig sei, die auch den Abriss<br />
von Wohnungen kommuniziere. Werte<br />
schaffen mit Abriss – dies zu kommunizieren<br />
erfordere operative Performance. Im<br />
zweiten Schritt seien flexible Quartiersentwicklungskonzepte<br />
zu entwickeln.<br />
>><br />
9<br />
7 – 8/10 • VerbandsMagazin
10 <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
Interssierte Zuhörer bei den spannenden<br />
Vorträgen<br />
Heimat schaffen –<br />
auch für schwierige Quartiere<br />
Dem Thema „Heimat schaffen – auch<br />
für schwierige Quartiere“ stellte sich der<br />
nordrhein-westfälische geschäftsführende<br />
Bauminister Lutz Lienenkämper. Er<br />
sortierte die dafür notwendigen Aktivitäten<br />
der Erneuerung und Entwicklung<br />
nach räumlicher Qualität, sozialer Angebundenheit<br />
und kulturellem Rückhalt.<br />
Die konkreten Handlungserfordernisse<br />
lägen in den Siedlungen der 1950er- und<br />
1970er-Jahre und in der Gründerzeitbebauung.<br />
Sie benötigten unterschiedliche<br />
Instrumente sowie das Entwickeln von<br />
marktfähigen Angeboten, wofür durchaus<br />
Neuland betreten werden müsse.<br />
Bauminister Lutz Lienenkämper:<br />
Sparbeschlüsse der Bundesregierung<br />
schränken Handlungsmöglichkeiten ein.<br />
Auch wenn das Fundament in den Städten<br />
solide sei, müsse schon jetzt präventiv gehandelt<br />
werden, damit sich kritische Quartiere<br />
gar nicht erst entwickeln würden. Aus<br />
seiner Sicht seien diese vermeidbar, wenn<br />
u. a. Wohnungen ausgewogen belegt und<br />
Wohnquartiere nachhaltig bewirtschaftet<br />
würden.<br />
Mit einem Schwenk zu den vielen Kleineigentümern,<br />
die sich ihrer zentralen Rolle<br />
in den Quartieren nicht immer bewusst<br />
seien und erhebliche Informationsdefizi-<br />
VerbandsMagazin • 7 – 8/10<br />
Fachgespräch in Diskussionspausen<br />
te hätten, verwies Lienenkämper auf das<br />
den HID-Modellprojekten nachfolgende<br />
neue Projekt seines Ministeriums „Idee“.<br />
Hier engagieren sich viele Akteure aus<br />
einer inhomogenen Akteursgruppe. Er<br />
lud die <strong>Wohnungswirtschaft</strong> dazu ein,<br />
sich in dieses Projekt später auch einzubringen.<br />
Schließlich bestätigte auch Lienenkämper,<br />
dass die Sparbeschlüsse der Bundesregierung<br />
die Handlungsspielräume von Land<br />
und Kommunen stark einschränken würden.<br />
Zwar sei „das letzte Wort noch nicht<br />
gesprochen“, dennoch sollte jetzt schon<br />
nach Auffanglösungen gesucht werden.<br />
Denn „wir sind nicht Favorit in diesem<br />
Spiel“.<br />
Schlusswort<br />
Verbandsdirektor Alexander Rychter dankte<br />
zum Abschluss allen Referenten und<br />
Teilnehmern, dem Mitarbeiterteam sowie<br />
den Ausstellern auf der begleitenden<br />
Fachmesse für die lebendigen und engagierten<br />
Beiträge zum Thema Städte, „die<br />
unsere Zukunft sind“. Der Verband werde<br />
das Thema des <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
vertiefen und insbesondere den<br />
internationalen Erfahrungsaustausch fortsetzen.<br />
Die im Powerpoint-Format gezeigten<br />
Vorträge des <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong><br />
stehen im Internet unter<br />
www.vdw-rw.de zum Download bereit.<br />
Weitere Anfragen bei<br />
Roswitha Sinz<br />
Tel.: 0211 16998-46<br />
Fax: 0211 16998-17<br />
E-Mail: r.sinz@vdw-rw.de<br />
Fachmesse<br />
Knapp 30 Unternehmen nutzten<br />
das <strong>9.</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Wohnungswirtschaft</strong>,<br />
um sich mit innovativen Produkten<br />
und Dienstleistungen für die Wohnungs-<br />
und Immobilienwirtschaft<br />
im Rahmen einer Fachmesse zu<br />
präsentieren.<br />
Assekuranzmakler und<br />
Finanzmanagement GmbH<br />
T reuhand GmbH<br />
Fotos: Thilo Saltmann, Remscheid