t<strong>in</strong>uierlichen und stabilen Arbeitsbeziehungen <strong>in</strong> kollegialer Verantwortung stellen eher die Ausnahmedar (siehe Altrichter, Eder 2004, S. 210). Gerade das Lernfeldkonzept setzt aber auf e<strong>in</strong>eteamorientierte Curriculumumsetzung <strong>in</strong> Schulorganisation, <strong>Unterricht</strong>splanung und -durchführung.Erneut und besonders nachdrücklich hat sich bei der E<strong>in</strong>führung des Lernfeldansatzes gezeigt:„Schulen s<strong>in</strong>d aus guten Gründen eher konservative Institutionen, die nicht jeder pädagogischenMode nachjagen, sondern die vom Bewährten ausgehen“ (Oelkers 2010, S. 58). Schulen organisierenLernprozesse auf der Grundlage curricularer Vorgaben. Solche Vorgaben waren bisher historischrelativ stabil. Sie entstammen e<strong>in</strong>er Struktur, „die nicht ständigen Wandel, sondern eher Beharrungbelohnt“ (ebd.). Somit traf die E<strong>in</strong>führung des Lernfeldkonzepts an den Schulen wohl zunächstauf die Haltung, dass dieser Reformversuch nur e<strong>in</strong>e kurzfristige Modewelle sei und nache<strong>in</strong>igen Jahren wieder überstanden wäre. Bei den Schwierigkeiten der Lernfeldumsetzung darf denBerufsschulen aber nicht generalisierend unterstellt werden, dass sie diese Bildungsreform durchdie <strong>im</strong>manente Listigkeit ihres Systems zu umgehen suchen, die unter anderem auch dadurch entstandenist weil sie „schon ganz andere Reformattacken gut überstanden hat“ (ebd. S. 59).Schulen als Organisationse<strong>in</strong>heit machen zumeist die Erfahrung, dass sie dann besonders erfolgreichs<strong>in</strong>d, wenn sie sich auf Bewährtes berufen. Ihre Erfolgsfaktoren gründen sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ieauf die professionelle Kompetenz ihrer Lehrkräfte. Sie ist aus der persönlichen aber auch geme<strong>in</strong>samenEntwicklung <strong>im</strong> Kollegium e<strong>in</strong>er Schule bed<strong>in</strong>gt und verfügt über stabile Erfahrungswerte,die nicht ständig neu erzeugt werden können. „Zur Bewältigung ihrer Aufgaben verwenden Lehrkräftebest<strong>im</strong>mte Varianten e<strong>in</strong>es tradierten Berufswissens, das bislang nur wenig Bezug zur Forschunghat und gleichwohl hochgradig wirksam ist“ (ebd. S. 60). Dieses Wissen ist komplex, reflexivund geht weit über so genannte ‚Teachers Beliefs‘ – ihre persönlichen E<strong>in</strong>stellungen und Überzeugungen– h<strong>in</strong>aus. Es entwickelt sich zu großen Teilen <strong>in</strong> den ersten Berufsjahren und wird <strong>im</strong>Verlauf der weiteren beruflichen Tätigkeit durch die erfolgreiche Bewältigung der beruflichen Anforderungenunter Rückgriff auf die zuvor erworbenen und zunehmend gefestigten Handlungsmusterweiter stabilisiert.5 Umsetzungsbeispiel für Lernfeldcurricula mit dem Ausgangspunkt HandlungsträgerE<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> haben Lehr- undLernmittel <strong>in</strong> der Funktion zentraler <strong>Unterricht</strong>smedien. Sie s<strong>in</strong>d über viele Jahre entstanden, habenmeist e<strong>in</strong>en längeren Entwicklungsprozess h<strong>in</strong>ter sich und s<strong>in</strong>d demzufolge <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>se<strong>in</strong>satzbewährt. Sie s<strong>in</strong>d auf curriculare Inhalte abgest<strong>im</strong>mt, repräsentieren und transportieren das zu vermittelndeWissen und Können. Somit ist der <strong>in</strong>telligente Umgang mit den tragenden Lernobjekten,die auf best<strong>im</strong>mte Lernergruppen und <strong>in</strong>dividuelle Bildungsziele angepasst werden müssen, e<strong>in</strong>wesentlicher Teil der beruflichen Kompetenz von Lehrkräften.Viele Berufsschulen führen seit Jahren ergänzend zum herkömmlichen <strong>Unterricht</strong> sogenannte Projektedurch, an denen Schüler praxisnah, anschaulich und motivierend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplexen <strong>Unterricht</strong>sszenariolernen können. Für die Projektmethode lässt sich e<strong>in</strong> idealtypischer Verlauf skizzieren(siehe Riedl 2010, S. 183ff.). In der Praxis <strong>gewerblich</strong>-technischen beruflichen <strong>Unterricht</strong>s erfolgtdie Umsetzung meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em projektorientierten <strong>Unterricht</strong> 8 , <strong>in</strong> dem real herzustellende Gegenständeoder Bauteile der Kristallisationspunkt der Lernarbeit s<strong>in</strong>d. Antonitsch (2012, S. 200)schlägt hierfür aufgrund der Def<strong>in</strong>itionsproblematik für e<strong>in</strong> Projekt den Begriff Handlungsträger vor.E<strong>in</strong> Handlungsträger ermöglicht e<strong>in</strong> längerfristiges, schüleraktives und oft mit Praxisanteilen verbundenesArbeiten <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>. Solche Handlungsträger existieren als bewährte Lernmittel anvielen Berufsschulen bereits seit langer Zeit. Sie gew<strong>in</strong>nen durch die E<strong>in</strong>führung der lernfeldorientiertenLehrplanrichtl<strong>in</strong>ien weiter an Bedeutung, da sie Handlungsbezüge für berufliche Handlungsfeldergut nachbilden können und als zentrales Lernmedium für e<strong>in</strong>e Lernsituation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lernfeldfungieren.8 E<strong>in</strong> solcher <strong>Unterricht</strong> adaptiert Elemente der Projektmethode auf beruflichen <strong>Unterricht</strong> und orientiert sich an ihren grundlegendenmethodischen Elementen, ohne jedoch konsequent auf die Realisierung aller Projektkomponenten zu achten.6
Auch Antonitsch (ebd.) betont den hohen Anspruch zur konsequenten Umsetzung von <strong>Lernfeldern</strong><strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> und verweist diesbezüglich auf drei grundsätzliche Varianten, wie die Umsetzung von<strong>Lernfeldern</strong> auch als Übergang von den früheren, curricularen Lehrplänen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em <strong>Unterricht</strong><strong>in</strong> Lernsituationen vollzogen werden kann. Er stellt fest, dass die komplette Neuentwicklung vonLernsituationen zwar äußerst aufwändig ist. Sie wird jedoch „dem ganzheitlichen und kompetenzorientiertenAnspruch der Lehrplanrichtl<strong>in</strong>ien am ehesten gerecht und kann daher als der Königswegbei der <strong>Unterricht</strong>sentwicklung bezeichnet werden“ (ebd.). Dem gegenüber sei die Variante,vorhandene <strong>Unterricht</strong>sentwürfe e<strong>in</strong>schließlich der existierenden Lehr-Lern-Mittel e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s zuübernehmen, selten möglich. Als ökonomischste und wohl auch zielführendste Variante <strong>im</strong> Spannungsfeldzwischen dem Anspruch der lernfeldorientierten Lehrpläne und dem leistbaren Vorbereitungsaufwandbietet es sich an, Vorhandenes zu modifizieren und auf se<strong>in</strong>e Verwertbarkeit <strong>im</strong>Lernfeldansatz zu prüfen. Dies ermöglicht den Rückgriff auf bestehende Ressourcen und vorhandenesKnow-How.E<strong>in</strong> solches Vorgehen lässt sich exemplarisch am Handlungsträger „Schraubenvere<strong>in</strong>zeler“ aufzeigen(siehe Übersicht 1). Diese Baugruppe war als Abschlussprüfung für den Ausbildungsberuf Industriemechaniker<strong>im</strong> Jahre 2004 e<strong>in</strong>gesetzt. Sie ist heute e<strong>in</strong> aktuelles Lernobjekt an der Berufsschulefür Fertigungstechnik (BSFT) <strong>in</strong> München und sowohl real als auch als Zeichnungssatzmehrfach vorhanden. Die Aufgabenstellung zu diesem Handlungsträger sieht vor, dass e<strong>in</strong>e Dokumentationfür die Instandsetzungsabteilung e<strong>in</strong>er Firma gemäß betrieblichem Standard zu erfolgenhat. Zur Dokumentation gehören e<strong>in</strong> Titelblatt mit Inhaltsübersicht, die Funktionsbeschreibung, e<strong>in</strong>vollständiger und ausführlicher Montageplan, e<strong>in</strong>e Werkzeugliste <strong>in</strong> Deutsch und Englisch sowiee<strong>in</strong>e Tabelle mit e<strong>in</strong>er Übersicht über zusätzliche Tätigkeiten bei der Montage.Die vorgesehene <strong>Unterricht</strong>szeit für die gesamte Dokumentation beträgt ca. 12 <strong>Unterricht</strong>sstunden.Die Lernenden arbeiten jeweils <strong>in</strong> Zweiergruppen zusammen. Sie erhalten die betriebsüblichen Unterlagenund e<strong>in</strong>en Behälter mit den entsprechenden E<strong>in</strong>zelteilen der Baugruppe, die sie montierenund am Ende des <strong>Unterricht</strong>s wieder demontiert abgeben. Die offene Aufgabenstellung ermöglichtgroße Freiräume für die Lernenden, die vor allem die Leistungsstärkeren zu nutzen wissen (für e<strong>in</strong>Beispiel e<strong>in</strong>es Arbeitsergebnisses siehe Antonitsch 2012, S. 202f.).HandradExzenterMagaz<strong>in</strong>Zyl<strong>in</strong>derschraubenAusstoßerFührungenGrundplatteAbdeckungÜbersicht 1: Handlungsträger Schraubenvere<strong>in</strong>zeler 99 Funktion: Zyl<strong>in</strong>derschrauben liegen waagrecht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Magaz<strong>in</strong>. Drehen am Handrad setzt über e<strong>in</strong>en Exzenter den Ausstoßer <strong>in</strong>L<strong>in</strong>earbewegung, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vorwärtsbewegung Schrauben e<strong>in</strong>zeln aus dem Magaz<strong>in</strong> herausschiebt. Diese kippen mit demSchraubenschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Nut <strong>in</strong> der Grundplatte und bleiben mit dem Schraubenkopf hängen. Der Ausstoßer schiebt die Schraubenköpfegegen e<strong>in</strong>en Auswerfer, der die Schrauben um 90 Grad umlenkt und mit Federkraft weiterbefördert. Durch die Rückwärtsbewegungdes Ausstoßers rutschen die Schrauben <strong>im</strong> Magaz<strong>in</strong> nach unten und der Vere<strong>in</strong>zelungsvorgang beg<strong>in</strong>nt erneut.7