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Ermittlung von Landeskoordinaten aus GPS ... - DVW Bayern

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Einleitung<br />

<strong>Ermittlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Landeskoordinaten</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>GPS</strong>-Messungen *<br />

Von J. Strehle, München<br />

Leider ist es nicht möglich, auf einfache Weise <strong>aus</strong> den mit <strong>GPS</strong>-Messungen<br />

gewonnenen X, Y, Z-Koordinaten im System WGS84 unmittelbar Gebrauchskoordinaten<br />

der Landesvermessung zu gewinnen.<br />

Ursachen:<br />

Mangelhafte Genauigkeit der WGS84-Koordinaten<br />

- die WGS84-Koordinaten der Satelliten können selbst im Rahmen des<br />

Post-Processing nur mit einer Genauigkeit <strong>von</strong> ca. I m bestimmt werden<br />

(hauptsächlich wegen nicht modeltierbarer Strahlungsdruckeffekte)<br />

- die <strong>von</strong> den Satelliten abgestrahlten Bahndaten werden künstlich um Beträge<br />

bis zu 100m verHilscht (Selective Availability).<br />

Die Genauigkeit der Satellitenposition im WGS84-System fällt also bezüglich<br />

der Genauigkeit der fundamentalen Tracking-Stationen deutlich ab.<br />

Auswirkung auf die Positionsbestimmung<br />

Die Satelliten sind die Punkte, durch welche das WGS84-System für den<br />

<strong>GPS</strong>-Benutzer realisiert wird. Aus diesen Punkten abgeleitete absolute Koordinaten<br />

beliebiger Stationen können also nicht genauer sein, als die Position<br />

der Satelliten selber. Schon <strong>aus</strong> diesem Grund kann noch nicht einmal Metergenauigkeit<br />

für die Koordinaten <strong>von</strong> Neupunkten erreicht werden. Da aber<br />

Fehler der Satellitenposition bei simultanen Messungen zu den selben Satelliten<br />

auf mehreren Stationen zu fast identischen Fehlereinflüssen führen,<br />

erzielt man eine hohe relative Genauigkeit bei der Positionsbestimmung,<br />

während die absolute Zuordnung zum WGS84-Koordinatensystem nur mit<br />

untergeordneter Genauigkeit möglich ist.<br />

• Nach einem Vonrag gehalten, beim Seminar »EinfUhnmg in die Pruis der <strong>GPS</strong>-Messungen«<br />

des <strong>DVW</strong>-Landesverein <strong>Bayern</strong> am 15. März 1996 in München<br />

Mitteilungsblau <strong>DVW</strong>-Bayem 4/1996 623


Ausweg: »Fiducial Point«·Konzept<br />

Aber selbst wenn die <strong>aus</strong> <strong>GPS</strong>·Messungen gewonnenen Koordinaten im<br />

System WGS84 auch absolut mit <strong>aus</strong>reichender geodätischer Genauigkeil zu<br />

erhalten wären, könnte man dar<strong>aus</strong> trotzdem nicht <strong>Landeskoordinaten</strong> über<br />

allgemeingültige Umrechnungsformeln gewinnen.<br />

Fehler in den Koordi!U1ten des Deutschen Hauptdreiecksnetzes (DHDN)<br />

Das DHDN beruht nicht auf einem einheitlichen und homogenen Referenz·<br />

system, sondern auf verschiedenen, regional variierenden Systemen. lnfolge<br />

dieser Netzverzerrungen ist es nicht möglich, den Zusammenhang zwischen<br />

dem zu einem dreidimensionalen System erweiterten DHDN und einem mo·<br />

derneo terrestrischen Referenzsystem durch eine räumliche Ähnlichkeits·<br />

Iransformation mit bckanmen Transformationsparametern herzustellen.<br />

Fühn man ftir das gesamte Gebiet des DHDN eine räumliche überbestimmte<br />

Ähnlichkeitstransfonnation durch, so ergeben sich Restklaffungen in der<br />

Größenordnung <strong>von</strong> Im für Lage. und Höhcnkoordinaten.<br />

Räumliche Koordinatentransformation<br />

(Dreidimensionale Ähnlichkeitstransformation)<br />

Die Übertragung zwischen zwei<br />

dreidimensionalen kartesischen<br />

Koordinatensystemen mit einheit·<br />

Iichen Maßstäben auf den jeweils<br />

drei Achsen ist minels<br />

- dreier Translationen<br />

- drcier Rotationen und<br />

- eines Maßstabsfaktors<br />

möglich, also mit insgesamt<br />

- 7 Transformationsparamctern.<br />

Die Transformationsgleichung lautet in Matrizenschreibweise:<br />

624 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-ßayern 4/1996<br />

z,<br />

l,<br />

y,


Xz: Koordinaten des Zielsystems Xs: Koordinaten des Startsystems<br />

t: Vektor der Translationen Maßstabsfaktor<br />

R: Rotationsmatrix<br />

Die 3 x 3 Rotationsmatrix R besteht <strong>aus</strong> folgenden Komponenten:<br />

I cosß<br />

.<br />

cosy cosa siny +sina sinß cos y sina siny - cosa sinß c?sy<br />

-cosß siny cosa. cosy- sina sinß siny sina cosy + cosa. sinß sm y<br />

Slnß -sina cosß cosa cosß<br />

a: Drehwinkel um X-Achse Alle Drehungen im<br />

ß: Drehwinkel um die mitgedrehte Y-Achse Gegenuhncigersinn<br />

y. Drehwinkel um die neue Z-Aehse<br />

Für sehr kleine Drehwinkel da , dß und dy kann R mit<br />

vereinfacht werden zu:<br />

Mit: Zielsystem<br />

Startsystem<br />

sin da = da und cos da = I<br />

R' =I _;,<br />

dy<br />

1<br />

dß -da<br />

(X,Y,Z)BES<br />

(X,Y,Z)WGS84<br />

I + dm<br />

da<br />

-dß 1 I<br />

erhält man <strong>aus</strong> GL(l) folgende Transfonnationsgleiehungen:<br />

Xees-TR = tl( +(1+dmHXwGS84 + YwGs84 ·dy -ZWGS84 ·dß);<br />

YaEs-TR = ty +{1+dm)·{-Xwas64 ·dy + YwaS84 +ZwaS84 ·da); (2)<br />

Zees-TR = t� +(1+dm)·(Xwas84 ·dß- Ywas84 ·da+Zw0584);<br />

Will man die 7 Transformationsparameter <strong>aus</strong> einer Ausgleichung bestimmen,<br />

so benötigt man insgesamt mindestens drei identische Punkte. Jeder<br />

identische Punkt liefen drei Verbesserungsgleichungen. Die umgeformten<br />

Verbesserungsgleichungen<br />

haben folgenden Aufbau:<br />

v =A· �-I<br />

Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 625


v,<br />

v,<br />

v,<br />

Vx A =<br />

0 0 0 -Z Y X Xwo.s-X<br />

0 Z 0 -Z Y Y&:s- Y<br />

1 -Y X 0 Z lses-Z<br />

0 0 0 -Z Y X x= da I= Xaes-X<br />

d�<br />

dy<br />

dm<br />

Koordinaten ohne Index beziehen sich auf das System WGS84.<br />

Aus dem System der umgeformten Verbesserungsgleichungen werden nach<br />

den Regeln der Ausgleichung <strong>von</strong> vermittelnden Beobachtungen die Unbekannten<br />

ermittelt.<br />

Restklaffungen:<br />

Hinweise:<br />

Vx = XsE:s. TR -Xaes<br />

V�= YaeS-TR- Yaes<br />

v, = Zses:m - Zses<br />

- die Drehwinkel werden im Bogenmaß erhalten,<br />

- durch die Einführung der Matrix R' anstelle <strong>von</strong> R wird die Ausgleichung<br />

linear,<br />

- will man die Varianz-Kovarianz-Matrizen der Koordinaten berücksichtigen<br />

und wahlweise Unbekannte mil einem vorgegebenen Wert anhalten,<br />

so wählt man besser ein anderes Ausgleichungsmodell (Gauß-He\mert­<br />

Modell: bedingte Ausgleichung mit Unbekannten).<br />

Netzbildung<br />

Aus der gleichzeitigen Beobachtung <strong>von</strong> zwei Stationen läßt sich im System<br />

WGS84 der Basisvektor ax, .1.Y, !:JZ zwischen den beiden Stationen berech­<br />

·nen.<br />

Dazu müssen die Koordinaten einer Station im System WGS84 festgehalten<br />

werden. Näherungsweise kann man da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>gehen, daß ein Punktlagefehler<br />

<strong>von</strong> 20m einen Maßstabsfehler der Basislinie <strong>von</strong> etwa I ppm her<strong>von</strong>uft.<br />

Natürlich beobachtet man in der Regel mehrere Basislinien und achtet<br />

darauf, daß man Überbestimmungen erhält. Um für alle Basislinien einen<br />

einheitlichen Maßstab zu gewährleisten, darf man nur die WGS84-Koordi-<br />

626 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996


naten für den Referenzpunkt einer Basislinie festhalten. Die Referenzpunkte<br />

für die anderen Basislinien müssen <strong>von</strong> diesem Referenzpunkt <strong>aus</strong> abgeleitet<br />

werden.<br />

Vorteil: Haben alle Basislinien (Basisvektoren) den gleichen Maßstab und<br />

erfolgt später eine Transfonnation über identische Punkte zur<br />

Berechnung <strong>von</strong> <strong>Landeskoordinaten</strong>, so wird der Maßstabsfehler<br />

eliminiert.<br />

Korrelationen<br />

Bei der Auswertung einzelner Basislinien entstehen Korrelationen zwischen<br />

den drei Komponenten der Basislinie, die in den Protokollen der Auswertesoftware<br />

angegeben werden (Single Baseline Solution).<br />

Werden mehr als zwei <strong>GPS</strong>-Empf


Ursprüngliche Verbesserungsgleichungen für jede Basislinie:<br />

X, Y, Z: Vollständige Unbekannte; LlX, 11Y, I:J.Z: Beobachtungen<br />

Verbesserungen<br />

Es handeiL sich um ein einfaches lineares Ausgleichungsproblem, so daß die<br />

umgefonnten Verbesserungsgleichungen sofort angeschrieben werden kön-<br />

Verkür.de Unbekannte: 'X, 9, 2<br />

Verkürzte Beobachtungen:<br />

I&X1 =llX,�(Xf�X�); lli.Y1 =6Yij�(Yj0�Yi0); I


Zahlenbeispiel<br />

Von Studenten der Fachhochschule München wurden in einem Netz mit den<br />

4 Punkten A, B, C und D fünf Basisvektoren beobachtet. Der fünfte Punkt<br />

N wird erst späler verwendet.<br />

Eine unabhängige Auswertung der Basisvektoren ergab folgende Ergebnisse:<br />

Oo 0-Matrix<br />

Vektor öX[m] aY[mj !J.Z{m] [�[ der Beobachtungen<br />

A - B -120.6571 -300.2994 +156.7401 1.8 +0.214 +0.059 +0.204<br />

+0.059+0.075 +0.009<br />

+0.204 +0.009 +0.372<br />

A-C -476.0756 +10.1637 +410.1607 2.1 +0.105 +0.016+0.115<br />

+0.016 +0.026 +0.014<br />

+0.115 +0.014 +0.206<br />

B -C -355.4156 +310.4622 +253.4266 2.2 +0.265 +0.046 +0.288<br />

+0.046 +0.053 +0.055<br />

+0.288-+0.055+0.454<br />

C-0 -+292.3411 -+258.9934 -301.0399 2.5 +0.391 +0.039 -+0.390<br />

-+0.039-+0.064 +0.062<br />

+0.390-+0.062 +0.558<br />

0-A +183.7152 -269.1486 -109.1266 2.4 -+0.852 -0.308+0.672<br />

-0.308 +0.150-0.250<br />

+0.672 -0.250-+0.623<br />

B<br />

Mit Hilfe der gemessenen Basisvektoren wurden die in der folgenden Tabelle<br />

angegebenen Näherungskoordinaten berechnet. Dazu wurden für den<br />

Punkt A die <strong>aus</strong> der Navigationslösung erhaltenen Koordinaten im System<br />

WGS84 angehalten.<br />

Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 629<br />

0


Die durchgeführten Beobachtungen werden in drei Varianten einer vermittelnden<br />

Ausgleichung unterzogen, wobei jeweils die Koordinaten des Punktes<br />

A angehaUen werden, um einen Rangdefekt <strong>aus</strong>zuschalten. Die einzelnen<br />

Lösungen unterscheiden sich lediglich durch die Gewichtsmatrix ftir die<br />

Komponenten der Basislinien. Die Designmatrix A (enthält die Koeffizienten<br />

der verkürzten Unbekannten) und der Vektor I der verkürzten Beobachtungen<br />

(Dimension: mm) bleiben dagegen bei allen Ausgleichungsvarianten<br />

identisch.<br />

Reihenfolge der Unbekannten: X8, Y8, Z8, Xe. Yc. Zc.X0, Yl)• Zo.<br />

A=<br />

·<br />

-1<br />

0 -1<br />

0 -1<br />

0 0 -1<br />

-1<br />

Variante!:<br />

-1<br />

0 -1<br />

-1<br />

0 -1<br />

29<br />

I= -0.9<br />

0 (mm] 6.0<br />

-19.3<br />

8.3<br />

-5.8<br />

Alle Komponenten der Basislinien werden als unabhängige und gleichgenaue<br />

Beobachtungen in die Ausgleichung eingeführt. Dadurch wird die Gewichtsmatrix<br />

P identisch mit der Einheitsmatrix E und es gelten die vereinfachten<br />

Beziehungen:<br />

630 Millcilungsblatt <strong>DVW</strong>·Bayem 4/1996


Nonnalgleichungsmatrix<br />

Absolutgliedvektor<br />

N=<br />

Variante2:<br />

N=A T PA=A T A;<br />

n=A T PI=A T J;<br />

• 0 0 -1 0 0 0 0 0<br />

0 • 0 0 -1 0 0 0 0<br />

0 0 • 0 0 -1 0 0 0<br />

-1 0 0 0 -1 0<br />

0 -1 0 � 0 0 -1<br />

0 0 -1 0 0 � 0 0 -1<br />

0 0 0 -1 0 0 • 0 0<br />

0 0 -1 0 0 • 0<br />

0 0 0 -1 0 0 •<br />

-2.9<br />

0.9<br />

-6.0<br />

22.2<br />

n= -9.2<br />

11.8<br />

-19 .3<br />

8.3<br />

-5.8<br />

Bei der Auswertung der Basisvektoren erhält man zusätzlich lnfonnationen<br />

bezüglich der erreichten Genauigkeit (siehe Angaben). Bei diesem Beispiel<br />

sind ftir jedeo Vektor die Standardabweichung der Gewichtseinheit a0 und<br />

die Gewichtskoeffizienten der einzelnen Komponenten der Basislinien (Basisvektoren)<br />

gegeben. Betrachtet man diese Komponenten als unabhängige<br />

Beobachtungen, so können in einfacher Weise Beobachtungsgewichte P;<br />

berechnet werden <strong>aus</strong>:<br />

p1 = c/a12; c: Konstante; a12 = alq11: Varianz der i. Beobachtung;<br />

Für den Vektor A-B erhält man z.B. mit c = I:<br />

p{M) = 1f(oi·q(�))<br />

p(AY) = 1/(cro2·q(AYAY))<br />

p(t..Z)= 11(cro2·q(.L\Z.t..Z))<br />

Mineilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996<br />

1/(1.82·0.214)<br />

1/(1.82·0.075)<br />

1/(1.82·0.372)<br />

1.44<br />

4.12<br />

0.83<br />

63 1


Die GewichlSmatrix P wird nun eine Diagonalmatrix mit den Beobachtungsgewichten<br />

Pi in der Diagonalen:<br />

1.44<br />

4.12<br />

0.83<br />

0.20<br />

0 1.16<br />

0.28<br />

Die Normalgleichungsmatrix N = A TpA und der Absolutgliedvektor n =<br />

A Tpt ergeben sich zu·<br />

m<br />

�<br />

�<br />

-0.78<br />

-3.90<br />

-0.46<br />

..{1.78 0 � ..{1.41<br />

N � -3.90 &12 0 0 -2.50<br />

-0.46 JM -0.29<br />

-0.41 !ill 0<br />

-2.50 0 � 0<br />

0 -0.29 MI<br />

nr • 1 -2.262 3.510 -2.760 10.175 -24.260 4.442 -7.913 20.750 -1.6132 1<br />

Variante 3:<br />

Bei dieser Lösung sollen nicht nur die unterschiedlichen Genauigkeiten der<br />

einzelnen Komponenten der Basisvektoren, sondern auch deren gegenseitige<br />

Korrelationen (Abhängigkeiten) berücksichtigt werden, die bei der Auswertung<br />

der Basislinien entstehen. Dazu benötigt man die Varianz-Kovarianzmatrix<br />

der korrelierten Beobachtungen, die allerdings durch die <strong>GPS</strong>­<br />

Auswerteprogramme meist nicht direkt angegeben wird. Dafür ist bei<br />

632 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996


diesem Beispiel die Matrix der Gewichtskoeffizienten Q und die Standardabweichung<br />

der Gewichtseinheit cr0 gegeben. Die Varianz-Kovarianzmatrix<br />

L erhält man durch Multiplikation der Q-Matrix mit der Varianz der<br />

Gewichtseinheit cr0 2 .<br />

Dar<strong>aus</strong> wird die Gewichtsmatrix P ftir korrelierte Beobachtungen durch<br />

Invertierung der Varianz-Kovarianzmatrix gewonnen <strong>aus</strong>:<br />

Beachte:<br />

L = Oo2·Q; c·Q = L; p = a-1 = ((1/c) ·L )"1 = C·L" 1<br />

cr0 2 : Varianz der Gewichtseinheit <strong>aus</strong> der Auswertung der Basislinien<br />

Schätzwert für die Varianz der Gewichtseinheit zur Netz<strong>aus</strong>gleichung<br />

Berechnung der Gewichtsmatrix P A-B für den Vektor A-B mit wiederum c = 1:<br />

0.214 0.059 0.204 1 1 4.896 -3.539 -2.599 1<br />

!:=crtQ=1.8<br />

I<br />

' · 0.059 0.075 0.009 P.._.8= -3.539 6.686 1.779<br />

0.204 0.009 0.372 -2.599 1.779 2.212<br />

In gleicher Weise sind für die anderen Vektoren die Gewichtsmatrizen zu<br />

bestimmen, die dann zur Gesamtgewichtsmatrix P zusammengefaßc werden.<br />

Pa.c<br />

Pc.o<br />

Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 633


In gewohnter Weise werden nun wieder Nonnalgleichungsmatrix<br />

N = A TpA und Absolutgliedvektor n = A T'pJ gebildet:<br />

lli -4.16 -4.17 -2.59 0.62 1.57<br />

-4.16 � 1.62 0.62 -4.61 0.16<br />

-4.17 1.62 3 . 68 157 0.16 -1.47 0<br />

-2.59 0.62 1.57 � -2.46 -5.72 -1.35 -0.10 0.96<br />

"' 0.62 -4.61 0.16 -2.46 1Lll -0.12 -0.10 -2.81 0.38<br />

1.57 0.16 -1.47 -5.72 -0.12 � 0.96 0.38 -1.00<br />

-1.35 -0.10 0.96 3.13 1.48 -2.33<br />

-0.10 -2.81 0.36 1.48 7.36 -0.04<br />

0.% 0.38 -1.00 -2.33 -0.04 2.89<br />

1.34 6.93 -4.42 18.40 -30.49 -5.09 -19.74 23.56 9.51<br />

n' =I<br />

Vergleich der Ergebnisse:<br />

In der Tabelle sind die wichtigsten Ergebnisse der drei Netz<strong>aus</strong>gleichungen<br />

zusammengestellt, nämlich die Koordinaten der Punkte B, C und D im<br />

System WGS84 mit ihren Standardabweichungen.<br />

Punkt 1.Variante 2. Variante 3.Variante<br />

B X 4177 810 048m 4.2mm 046m 3.0mm .046m 3.3 rm1<br />

y 854 673 .220 42 221 1.6 .221 1.7<br />

z 4 727 818 411 4.2 .411 4.0 .410 4.4<br />

c X 4 177 454 .634 3.8 .629 2.6 .629 2.8<br />

y 854983 .681 38 .683 1.2 .683 1.4<br />

z 4 728 071 836 3.8 .834 3.4 .833 3.7<br />

D X 4177 746 982 42 .976 5.7 .972 5.0<br />

y 855 242 672 4.2 .674 2.4 .675 2.1<br />

z 4 727 770 797 4.2 .797 5.9 789 5.0<br />

Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt, daß sich die Koordinaten der Punkte um<br />

bis zu einem Zentimeter unterscheiden, in Relation zu den Standardabweichungen<br />

der Koordinaten ein großer Betrag. Ursache sind die unterschiedlichen<br />

Genauigkeiten der Basisvektoren und die starken Korrelationen zwischen<br />

den Komponenten jeweils einer Basistinie. Nicht berücksichtigt wurden<br />

eventuell vorhandene Korrelationen zwischen den Komponenten<br />

verschiedener Basislinien.<br />

Problem: In der Praxis werden natürlich in der Regel <strong>Landeskoordinaten</strong><br />

benötigt und nicht Koordinaten im System WGS84. Daher wer-<br />

634 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996


den in den nächsten Kapiteln die wichtigsten Möglichkeiten zur<br />

Übetführung der Koordinaten vom System WG$84 ins Lan·<br />

deskoordinatensystem aufgezeigt.<br />

DreidimensionaJe Ü berführung der <strong>GPS</strong>-Koordinaten<br />

in <strong>Landeskoordinaten</strong><br />

Ergebnisse <strong>von</strong> <strong>GPS</strong>-Messungen: X, Y, Z-Koordinaten im System WGS84<br />

Aus den in der Einleitung genannten Gründen können diese Koordinaten nur<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> identischen Punkten in Koordinaten des Landessystems<br />

(Gauß-Krüger Koordinaten) umgeformt werden, da es nicht möglich ist, die<br />

Wene <strong>von</strong> allgemein gültigen Transformationsparametern zu beslimmen.<br />

Dabei wird man selbstverständlich immer bemüht sein, mehr identische<br />

Punkte zur Verfügung zu haben, als zur gerade eindeutigen Bestimmung der<br />

Transfonnationsparameter notwendig sind => Ausgleichungsproblem.<br />

Da es sich bei den Koordinaten des Systems WGS84 um dreidimensionale<br />

Koordinaten handelt, bietet sich natürlich eine dreidimensionale Lösung als<br />

der theoretisch naheliegende Weg zur Zusammenführung <strong>von</strong> <strong>GPS</strong>-Netzen<br />

und Netzen der Landesvermessung an.<br />

Hinweis: Bei dieser Lösung werden keinerlei Infonnalionen bezüglich der<br />

gegenseitigen Lage beider System benötigt<br />

Formeln: siehe Anhang I<br />

Skizzen: siehe Anhang 2<br />

Miueilungsblan <strong>DVW</strong>-Bayem 4/1996 635


Erforderliche Einzelschritte:<br />

OHON, OHHN, NN-Undutationen<br />

Identische Punkte samtliehe Punkte<br />

(R,H,HNN)eEs<br />

'<br />

0<br />

u<br />

(ß,l,h)eEs<br />

u<br />

0<br />

u<br />

(X,Y,Z)&s<br />

u<br />

<strong>Landeskoordinaten</strong><br />

(R,H,HNN)BEs.-m<br />

n<br />

49<br />

n<br />

Ellipsoidische Koordinaten (B,L,hlats-m<br />

"<br />

@<br />

n<br />

Kartesische Koordinaten (X,Y,ZAAos.-lR<br />

"<br />

Räumliche Ähnlichkeitstransformation � •�. t.,., t,, a, ß. y, m<br />

WGS84 "<br />

(X,Y,Z}wa56-4<br />

"<br />

Ausgleichung der Basisvektoren<br />

Basisvektoren (6X,.�Y,,!Q,}w0sa�. (6X:�,L\Y2,AZ2J...vGSM ...<br />

(�Xn.t. Y n.AZnMoasa.o<br />

0 Berechnung <strong>von</strong> kartesischen Koordinaten X, Y, Z <strong>aus</strong> ellipsoidischen<br />

Koordinaten B, L, h<br />

8 Berechnung <strong>von</strong> ellipsoidisehen Koordinaten B, L, h <strong>aus</strong> kartesischen<br />

Koordinaten X, Y, Z<br />

0 Berechnung <strong>von</strong> Gauß-Krüger Koordinaten R, H und der Meereshöhe<br />

HNN <strong>aus</strong> ellipsoidischen Koordinaten B, L, h und der NN-Undulation U<br />

0 Berechnung <strong>von</strong> ellipsoidischen Koordinaten B, L, h <strong>aus</strong> Gauß-Krüger<br />

Koordinaten R, H, der Meereshöhe HNN und der NN-Undulationen U<br />

Zweidimensionale Ü berrührung der <strong>GPS</strong>-Koordinaten in Landeskoor­<br />

dinaten<br />

Die dreidimensionale Zusammenführung <strong>von</strong> terrestrischen und <strong>GPS</strong>-Netzen<br />

setzt nivellitisch bestimmte Höhen der identischen Punkte und Kenntnis<br />

636 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-<strong>Bayern</strong> 411996


der NN-Undulationen aller Punkte vor<strong>aus</strong> ("cm-Geoid"). Sind diese Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

nicht erfüllt, so kann man die Zusammenführung auch zweidimensional<br />

durchführen.<br />

Lösung ohne Vortransformation<br />

OHON<br />

Identische Punkte<br />

(R,H)eEs<br />

u<br />

WGS84<br />

Gauß'sche konforme Koordinaten<br />

bezogen auf das<br />

WGS84-EIIipsoid<br />

<strong>Landeskoordinaten</strong><br />

Ebene Transformation<br />

(R.H�ss•<br />

"<br />

,;)<br />

"<br />

(B,L,h}M:;S84<br />

'<br />

Ausgleichung der Basisvektoren<br />

Basisvektoren: (tl.X1,J.Y1.&1�se•. {tl.X,,t!.Y2,t. Z2,)wose• ...<br />

(6X".6.Yn,C.Z")wGseo<br />

Samtliehe Punkte<br />

(R,H)eES.ffi<br />

"<br />

(h einfach weglassen)<br />

Hinweis: Die ebene Transfonnation darf streng genommen nicht als ebene<br />

ÄhnlichkeitstranSfonnation durchgeführt werden, da ein Ellipsoidübergang<br />

stattfindet. Stau dessen müßte man eine aufwendigere<br />

konfonne Transfonnation anwenden. Gelegentlich behilft<br />

man sich trotzdem mit einer ebenen Ähnlichkeitstransformation<br />

oder mit einer Affintransfonnation und erzielt bei kleinen Umformungsgebieten<br />

<strong>aus</strong>reichende Ergebnisse.<br />

Mitteilungsblau <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 637


Lösung mit Vortransformation<br />

WGS84<br />

Basisvektoren: (UX,,.lY1,.


Koordinaten des Systems WGS84 über eine überbestimmte ?-Parameter­<br />

Transformation in kartesiSche Koordina1en des Bessel-EIIipsoids transformiert.<br />

Die Verwendung <strong>von</strong> NN-Höhen anstelle der eigentlich einzuführenden<br />

ellipsoidischen Höhen h ist hier im Gegensatz zur dreidimensionalen<br />

Lösung nicht schädlich. Die Kenntnis der NN-Undulationen ist hier also<br />

nicht notwendig.<br />

Beispiel:<br />

Für die vorher durch eine vermittelnde Ausgleichung bestimmten Koordinaten<br />

der Punkte 8, C und D im System WGS84 stehen auch Gauß-Krüger<br />

Koordinaten und NN-Höhen zur Verfügung. Dazu kommt noch der Neupunkt<br />

N, der nur im System WGS84 bekannt ist. In dem sehr kleinräumigen<br />

Gebiet treten Undulationsunterschiede lediglich in der Größenordnung <strong>von</strong><br />

einigen Millimetern auf, so daß auf die Einftihrung <strong>von</strong> ellipsoidischen<br />

Höhen verzichtet wird. Für die Koordinaten im System WGS84 werden die<br />

Ergebnisse der Ausgleichungsvariante 3 herangezogen.<br />

Punkt<br />

A<br />

B<br />

c<br />

0<br />

N<br />

Punkt<br />

A<br />

B<br />

c<br />

0<br />

<strong>GPS</strong>-Koordinaten<br />

X[m) Y[m) Z[m)<br />

4177 930.704 854 973.520 ! 4 727 661.672<br />

4 177 810 046 854 673.221 4 727 818.410<br />

4 177 454.629 854 983.683 l 4 728 071.833<br />

4 177 746.972 855 242.675 1 4 727 770.789<br />

4 177 656.721 855 170.975 4 727 888.696<br />

<strong>Landeskoordinaten</strong> (GK-Koordinaten)<br />

R[m) H[m)<br />

HüNN [m}<br />

44 67 749 610 1 53 33 616.210 520.518<br />

44 67 480.960 53 33 855.190 518.188<br />

44 67 858.500 53 34 235.170 516.146<br />

44 68 051.050 53 33 781.200 517.672<br />

Mitteilungsblan <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 639<br />

I


Mit Hilfe eines Rechenprogramms wurden folgende Ergebnisse erzielt:<br />

Lösungsvariante<br />

Neupunkt N<br />

R[m] H[m] HüNN[mJ<br />

3-0 Lösung 44 67 999.788 53 33 936.728 536.904<br />

mit NN - Höhen<br />

3-D Lösung 44 67 999.788 53 33 936.728 536.905<br />

mit el!i s. Höhen<br />

2-D Lösung ohne 44 67 999.788 53 33 936.729<br />

Vortransformation<br />

2-0 Lösung mit 44 67 999.788 53 33 936.728<br />

Vortransformation<br />

Wie in Anbetracht des geringen Umfangs des Meßgebietes und der !deinen<br />

Undulationsunterschiede nicht anders zu erwarten war, stimmen die Ergebnisse<br />

nahezu vollständig überein. Bei der 2-D Lösung mit Vortransformation<br />

wurde nur ganz grob der Datumsshirt <strong>aus</strong> der 3-D Lösung auf ca. 50 m<br />

genau eingesetzt.<br />

Restklaffungen im <strong>Landeskoordinaten</strong>system:<br />

Die Restklaffungen in den Höhen gelten natürlich nur für die dreidimensionale<br />

Lösung.<br />

Gemeinsame Auswertung <strong>von</strong> terrestrischen Beobachtungen und<br />

Satellitenbeobachtungen<br />

Traditionell werden die terrestrischen Netze und die <strong>GPS</strong>-Netze getrennt<br />

<strong>aus</strong>geglichen und anschließend nach einem der gezeigten Verfahren über<br />

Transformationen zusammengeführt. Naheliegend ist es jedoch, alle Beobachtungen,<br />

wie z. B.<br />

- Streckenmessungen<br />

- Richtungsmessungen<br />

640 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-Bayem 411996


- Zenitwinkelmessungen<br />

- Höhenumerschiede und eben auch<br />

- Koordinatenunlerschiede !\X, 6. Y und t:JZ <strong>aus</strong> <strong>GPS</strong>-Messungen<br />

in eine gemeinsame Ausgleichung einzubringen, um <strong>aus</strong>geglichene Koordinaten<br />

der Neupunkte zu ennitteln.<br />

Problem: die <strong>GPS</strong>-Daten beziehen sich auf ein dreidimensionales, kartesisches<br />

und geozentrisches Koordinatensystem (WGS84), während<br />

sich die terrestrischen Beobachtungen auf das jeweilige Tangentialkoordinatensystem<br />

im Beobachtungsstandpunkt beziehen.<br />

Man beachte auch, daß üblicherweise in der Landesvennessung Ausgleichungen<br />

getrennt nach Lage, bezogen auf ein Ellipsoid, und Höhe! bezogen<br />

auf das Geoid, durchgeführt werden.<br />

Eine erste Möglichkeit der gemeinsamen Ausgleichung <strong>von</strong> Satellitenbeobachtungen<br />

und terrestrischen Beobachtungen besteht darin, <strong>aus</strong> den Komponenten<br />

der Basisvektoren Schrägstrecken zu berechnen, diese zu verebnen<br />

und gemeinsam mit den herkömmlichen Beobachtungen einer vermittelnden<br />

Ausgleichung w unterziehen. Man verzichtet dabei jedoch auf einen Teil<br />

des lnfonnationsgehaltes <strong>von</strong> Satellitenbeobachtungen {Azimut und Zenitwinkel<br />

im System WGS84) und ist daher nicht zu empfehlen.<br />

Grundsätzlich bieten sich mehrere Möglichkeiten an, <strong>GPS</strong>-Beobachtungcn<br />

gemeinsam mit konventionellen Beobachtungen <strong>aus</strong>zugleichen (Strauß/<br />

Walter 1993):<br />

I. Transfonnati O n der <strong>GPS</strong>-Raumvektoren und ihrer Genauigkeitsmaße<br />

mittels bekanmer Transfonnationsparameter in das amtliche Bezugssystem<br />

und anschließende kombinierte Ausgleichung im Landessystem.<br />

2. Ausgleichung der konventionellen Beobachtungen unter Berücksichtigung<br />

der mittels bekannter Parameter trdflsformierten <strong>aus</strong>geglichenen<br />

Koordinaten und deren Kovarianzmatrix der <strong>GPS</strong>-Punkte im Landessystem<br />

( Ausgleichung mit gemessenen Unbekannten).<br />

Bei beiden Möglichkeiten muß man über hinreichend gcnaue Werte für die<br />

Transfonnationsparameter verfügen, was meist nicht oder noch nicht vor<strong>aus</strong>gesetzt<br />

werden kann. Dann bleibt als dritte Möglichkeit:<br />

3. Kombinierte Ausgleichung der im WGS84 gegebenen Raumvektoren und<br />

der konventionellen Beobachtungen bei gleichzeitiger Bestimmung der<br />

Transfonnationsparameter in der Ausgleichung.<br />

Milteilungsblan <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 641


Natürlich muß die Ausgleichung in einem einheitlichen Koordinatensystem<br />

durchgeführt werden. Auch daflir gibt es mehrere Möglichkeiten:<br />

- auf den Mittelpunkt des Referenzellipsoids bezogene kartesische Koordinaten<br />

X, Y, Z,<br />

- ellipsoidische Koordinaten B, L, h und<br />

- Koordinaten im Abbildungssystem, in Deutschland also Gauß-Krüger<br />

Koordinaten.<br />

Je nach Wahl des Koordinatensystems muß das funktionale Modell der Ausgleichung<br />

aufgestellt werden, d. h. der Zusammenhang zwischen den Beobachtungen<br />

auf der einen Seite und den Unbekannten (Parametern) der Ausgleichung<br />

auf der anderen Seite ist zu formulieren (ursptüngliche Verbesserungsgleichungen):<br />

Beobachtung + Verbesserung= Funktion der <strong>aus</strong>geglichenen Unbekannten<br />

Ausgleichung in kartesischen Koordinaten X, Y,Z des Landessystems<br />

'" + '• = f ( it;. �;. i;. 51:.,� •. i".Ö;. �. ß. y.�);<br />

1;�::: durchgeführte Beobachtung <strong>von</strong> Punkt i nach Punkt k<br />

V;�:: zugehörige Verbesserung<br />

Unbekannte:<br />

X;,Y;,Z;,<br />

Xt, Y k•Zk: Koordinaten der Neupunkte im Landessystem (Besselellipsoid)<br />

0;: Orientierungsunbekannte<br />

o., ß, y. Drehwinkel der Transformation vom System WGS84 ins<br />

Landessystem (Besselellipsoid)<br />

Maßstabsunbekannte<br />

Als zusätzliche Unbekannte können eingeführt werden:<br />

- ein oder mehrere Refraktionskoeffizienten<br />

-Additions- bzw. Multiplikationskonstanten für die elektronischen Entfernungsmesser<br />

Als Beobachtungen kommen in Betracht:<br />

-Strecken<br />

-Azimute<br />

-Richtungen<br />

642 Mitteilungsblan DYW-Baycrn 4/1996


-Zenitwinkel<br />

-ellipsoidische Höhenunterschiede und<br />

- Basisvektoren <strong>aus</strong> <strong>GPS</strong>-Messungen<br />

Die erforderlichen Funktionen wurden z. B. angegeben <strong>von</strong> Hofmann-Wellenhof<br />

(<strong>GPS</strong> in der Praxis 1994). Da es sich natürlich um keine linearen<br />

Funktionen handelt, müssen diese noch linearisiert werden, d. h. man benötigt<br />

die Ableitungen der Funktionen nach den einzelnen Unbekannten. Auch<br />

diese Größen können z. B. bei Hofmann-Wellenhof nachgelesen werden.<br />

Die Koordinaten der Festpunkte müssen natürlich vor der Ausgleichung<br />

über ellipsoidische Koordinaten in kartesische Koordinaten übergeführt<br />

werden, wozu streng genommen wieder die NN-Undulationen benötigt werden.<br />

An der Fachhochschule München steht den Studierenden das Programm<br />

MOVE3 <strong>von</strong> Grontmij Geogroep zur Verfügung, das alle wesentlichen<br />

Schritte der Ausgleichung konsequent in ellipsoidischen Koordinaten<br />

B, L und h durchführt. Da das Programm für den internationalen Markt<br />

erstelitt wurde, ist dies sicherlich insofern <strong>von</strong> Vorteil, daß trotz unterschiedlicher<br />

Abbildungen zwischen Ellipsoid und Ebene (Transversale Mercatorprojektion<br />

[z. B. Österreich, Deutschland, Schweden und Großbritannien].<br />

Konforme Lambertprojektion [z. B. Belgien, Dänemark, Frankreich<br />

und Spanien], Stereographische Projektion [z. B. Niederlande, Polen, Rumänien<br />

und Kanada]) der Linearisierungsprozeß stets identisch ist. Der Benutzer<br />

muß angeben, in welcher Projektion die <strong>Landeskoordinaten</strong> eingegeben<br />

werden und er erhält natürlich nach der Ausgleichung seine Ergebnisse<br />

wieder in der gleichen Projektion. Es müssen die Originalbeobachtungen<br />

ohne Anbringung <strong>von</strong> Reduktionen in das Programm eingegeben werden.<br />

Es können folgende Beobachtungen kombiniert <strong>aus</strong>geglichen werden:<br />

-Horizontalstrecken<br />

-Schrägstrecken<br />

-Horizontalrichtungen<br />

-Azimute<br />

-Zenitwinkel<br />

-Höhenunterschiede<br />

- <strong>GPS</strong>-Basislinien (ilX, ßY, C..Z)<br />

- <strong>GPS</strong>-Koordinaten (X, Y, Z)<br />

Das Programm liefert neben den üblichen Genauigkeitsangaben auch Angaben<br />

zur inneren und äußeren Zuverlässigkeit der <strong>aus</strong>geglichenen Netze.<br />

Mineilungsblan <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 643


Ausgleichung im System der <strong>Landeskoordinaten</strong> (GK-Koordinaten)<br />

Die Ausgleichung im System der <strong>Landeskoordinaten</strong> (Rechtswert R, Hochwert<br />

H und cllipsoidische Höhe h) hat zunächst den Vorteil, daß die funktionalen<br />

Beziehungen zwischen den konventionellen Beobachtungen und<br />

den Unbekannten sehr wohl bekannt und in zahlreichen Programmen realisiert<br />

sind. Will man also ein herkömmliches Ausgleichungsprogramm für<br />

Lage- und Höhennetze zu einem Ausgleichungsprogramm ftir kombinierte<br />

terrestrische und Satellitenbeobachtungen erweitern, so müssen im wesentlichen<br />

lediglich die zusätzlichen Verbesserungsgleichungen flir die Komponenten<br />

AX, 6. Y, !il.. der Basisvektoren ergänzt werden. Außerdem muß die<br />

Zahl der Unbekannten um die vier Parameter a, ß, y und m einer räumlichen<br />

Transformation (die Translationen entfallen) erweitert werden.<br />

Die nichtlinearen Beziehungen zwischen den Koordinatendifferenzen <strong>von</strong><br />

Punkt P; 7.Um Punkt Px und den Unbekannten lauten allgemein:<br />

AX;�;. = Fx (R;, H;, h;, Rk, H�;., h�;., a, ß, y, m);<br />

6. Y il


An der Fachhochschule München ist neben MOVE3 auch das Programm<br />

NETZ! R <strong>von</strong> Crcmer im Einsatz, das mit Ausnahme <strong>von</strong> beobachteten<br />

<strong>GPS</strong>-Koordinaten die gleichen Typen <strong>von</strong> Beobachtungen wie MOVE3<br />

gemeinsam verarbeiten kann.<br />

Das Programm arbeitet nach dem Lösungsvorschlag <strong>von</strong> Strauß und Walter.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Denker, �1. A new Gravimetrie Quasig«>id for the federal Republie<br />

ofGermany<br />

DGK, Reihe B. Nr. 291, Milnchcn 1989<br />

Heck, B. Rochenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung<br />

Verlag Wichmann.Karlsruhe 1987<br />

Hofmann-Wellenhof. B. u.a Global Positioning System. Theory and Practice<br />

Springer-Verlag. Wien New York, 3. Auflage 1994<br />

Hofmann-Wellenhof, B. u.a <strong>GPS</strong> in der Praxis<br />

Springer-Verlag, Wien; Ncw YorK, 1994<br />

Keller,W. u.a.<br />

Schmin,G.u.a.<br />

Schnädelbach,K<br />

Schödlbaucr.A.<br />

Str<strong>aus</strong>s,R.u.WaltCT.H<br />

Dreidimensionale Netz<strong>aus</strong>gleichung im lokalen<br />

Horizontsystem<br />

AVN l/l993.S. l3-28<br />

Transformationsprobleme<br />

<strong>DVW</strong>-Mineilungen Badcn-Wi.lntemberg 1991.<br />

Sonderheft:<strong>GPS</strong>undlntcgralion <strong>von</strong><strong>GPS</strong> in<br />

bestehende geodätische Netze<br />

Zur Ausgleichung <strong>von</strong> <strong>GPS</strong>-Beobachtungen im System<br />

ebenerkonformer Koordinaten<br />

AVN 10/1995, S. 369-373<br />

Rechenformeln und Rechenbeispiele zur<br />

Landesvermessung<br />

Herbcrt Wichmann Verlag, Karlsruhe, 1981<br />

Die Ausgleichung <strong>von</strong> <strong>GPS</strong>-Beobachtungen im System<br />

der <strong>Landeskoordinaten</strong><br />

AVN 611993, S. 207-212<br />

Mineilungsblan <strong>DVW</strong>-Bayem 411996 645


Anhang I: Fo.-meln<br />

0 Berechnung <strong>von</strong> ka.-tesischen Koordinaten X, Y, Z <strong>aus</strong> ellipsoidi­<br />

mit:<br />

schen Koordinaten B, L, h:<br />

X - (N+h)·cos B·COS L; Y = (N-t-h)·cos B·sin l; Z • ((1-e2)-N-t-h}sin 8;<br />

Querkrümmungshalbmesser:<br />

Quadrat der 1. numerischen Exzentrizität: e 2 = �a'<br />

,<br />

Sessel-Ellipsoid WGSB4-EIIipsoid<br />

6 377 397.15508 m 6 378 137.00000 m<br />

6 356 078.96290 m 6 356 752.31425 m<br />

8 Be.-echnung <strong>von</strong> ellipsoidischen Koordinaten B, L, h <strong>aus</strong> kartesi­<br />

mit:<br />

schen Koordinaten X, Y, Z (direkte Lösung nach Scherrer):<br />

L = arctanf:<br />

Quadrat der 2. numerischen Exzentrizität:<br />

Hilfsgröße: 6=arctan � X 22;�2 -b ;<br />

" 2 a2 -b2<br />

e = -b-, - ,<br />

646 Mitteilungsblatt <strong>DVW</strong>-<strong>Bayern</strong> 4119%


e Berechnung <strong>von</strong> Gauß-Krüger Koordinaten R, H und der Meeres­<br />

höhe HNN <strong>aus</strong> ellipsoidischen Koordinaten B, L, h und der NN­<br />

Undulation U<br />

41: ellipsoidischelänge des Bezugsmeridians in Grad;<br />

x = G + {2)x·h.L2 + [4),·l'!.l• + . . · y = {1).,.·l'!.l + [3).,.·6l3 + [5},.-l'!..l5 + ..<br />

mit .ö.l im Bogenmaß.<br />

R = lw/3·106 m + 500 000 m + y; H = x; HNN = h-U; �<br />

Bedeutung der Koeffizienten:<br />

G = Meridianbogenlänge zur ellipsoidischen Breite B<br />

G = a·(B + ß·Sin(2·B) + y-sin(4·B) + 8-sin(6·B) + E·Sin{8·B) + ... );<br />

{2}. = N·cos2B·tl2;<br />

[1)y = N-cos B;<br />

mit ·<br />

t= tan B;<br />

Miueilungsblau <strong>DVW</strong>-Bayem 4/1996<br />

[4], = N-cos�B-t-(5- ! 2 + 9-112)124;<br />

[3]y = N·COS3B·(1 - f + 112)/6;<br />

Sessel-Ellipsoid WGS84-EIIipsoid<br />

6 366 742.5203 m<br />

-2.511 274 56·10-3<br />

2.62771·10-�<br />

-3.42·10";<br />

5·10"12<br />

6 367 449.1458 m<br />

-2.518 827 92·10"3<br />

2.64354·10"�<br />

-3.45·10"9<br />

5-10·12<br />

647


0 Berechnung <strong>von</strong> 'ellipsoidischen Koordinaten B, L, h <strong>aus</strong> Gauß­<br />

Krüger Koordinaten R, H, der Meereshöhe Hr.'N und der NN-Undu­<br />

lation U<br />

x = H: y = R (Kz·10 � m + 500 000 m); Kz =Kennziffer des Rechtswerts R<br />

Bedeutung der Koeffizienten:<br />

L· LH .. [1JL.y+ [3Lr+ [5JL.I ..<br />

[2]e =-<br />

2_ P N � ·tF -(1+ TJ�); [4Je =<br />

24 � N � -tF -(5 +3·1� + 6- T]r(1-t�));<br />

[6]6 "'- 72 ;_ N� · IF · (61+ 90-t� + 45-t�):<br />

(3]l ;---, p -- -(1+2·t�+TJ�);<br />

6- N F -cosBF<br />

(5)L • 120 ·N{co ·(5<br />

s8F<br />

+28 -t�+24·1�);<br />

mit: BF =Geographische Breite des Lotfußpunktes F; p = 18 0ht ;<br />

-J: = xlo.'; BF = (-J: + P'-sin(2-x') + y'-sin(4-x') + 6'-sin(6-x') + e'- s in(S·x'))·p;<br />

648<br />

Geographische Breite des Lotfußpunktes<br />

u'<br />

ß'<br />

Sessel-Ellipsoid<br />

6 366 742.5203 m<br />

2.511 273 24-10"3<br />

3.678 79-10�<br />

7.38-10"�<br />

17-10·12<br />

WGSB4-EIIipsoid<br />

6 367 449.1458 m<br />

2.518 826 58·10"3<br />

3.700 95-10�<br />

7.45 -10"9<br />

17- 10-12<br />

Miueilungsblan <strong>DVW</strong>-<strong>Bayern</strong> 4/1996


Anhang 2: Skizzen<br />

Mittleres Erdellipsoid Konventionelles Ellipsoid<br />

Beispiel: WGS84-EIIipsoid Beispiel: Sessel Ellipsoid<br />

WGS84-EIIipsoid: Mittleres Erdellipsoid, das die Erde als Ganzes ersetzen<br />

soll<br />

Geoid-Undulationen weltweit < 100 m<br />

Bessei-EIIipsoid: Konventionelles Ellipsoid, das ein begrenztes Gebiet<br />

der Geoidoberfläche ersetzen soll<br />

Übergang zwischen WGS84-EIIipsoid und Sessel-Ellipsoid:<br />

-über räumliche Ahnlichkeitstransformation mit mindestens drei identischen<br />

Punkten<br />

-über räumliche Ahnlichkeitstransfonnation mit vorgegebenen Parametern<br />

Näherungswerte für die Parameter: t, = -628 m; ty = -23 m; t, = -445 m;<br />

Startsystem: WGS84 System;<br />

Miueilungsblau <strong>DVW</strong>-<strong>Bayern</strong> 4/1996<br />

a. = +0_9"; ß = +0.2"; '! = -2.0";<br />

m = -9 ppm;<br />

Zielsystem: Landessystem (Bessel)<br />

649


Ausgleichung <strong>von</strong> <strong>GPS</strong> Net'l.en: Aufstellung der ursprungliehen Verbesscrungsgleichungen<br />

Y,<br />

Z; i /<br />

1 1/x,<br />

I ;<br />

_ _y<br />

YWGS84<br />

Zusammenhang zwischen kartesischen und ellipsoidischen<br />

Koordinaten<br />

Kartesiehe Koordinaten: X,Y,Z Ellipsoidische Koordinaten: B,L,h<br />

a: große Halbachse:<br />

b: kleine Halbachse; N: Normalkrümmungshalbmesser<br />

Kartesische Koordinaten: X,Y,Z Ellipsoidische Koordinaten: B,L,h<br />

650 Mitteilungsbtau <strong>DVW</strong>-Bayem 411996

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