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2030 droht Pflegenotstand - ePaper - Mittelhessen.de

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14 Reportage<br />

Warentest<br />

im geheimen<br />

Labor<br />

VERBRAUCHER Technikwiebei007<br />

VON JÖRG SCHURIG<br />

Chemnitz. Der Einkauf<br />

ist inkognito. Je<strong>de</strong>n<br />

Tag shoppen in Deutschland<br />

Leute im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

Stiftung Warentest. Geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n die Produkte<br />

in verschwiegenen Labors.<br />

Über die Qualität entschei<strong>de</strong>t<br />

viel Technik.<br />

„Ich versuche, möglichst<br />

unauffällig zu bleiben und<br />

mich nicht in Fachgespräche<br />

verwickeln zu lassen“, sagt<br />

<strong>de</strong>r Mann im Off. Sein Gesicht<br />

ist im Image-Film <strong>de</strong>r<br />

Stiftung Warentest nicht erkennbar.<br />

Er macht einen Job,<br />

um <strong>de</strong>n ihn manche benei<strong>de</strong>n<br />

mögen. Mit frem<strong>de</strong>m<br />

Geld in <strong>de</strong>r Tasche kauft er<br />

im Dienste <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

ein –stets in bar. Kreditkarten<br />

sollen keine Spuren hinterlassen.<br />

Das Geschäft ist<br />

diskret, die Prüfung <strong>de</strong>r Produkte<br />

erfolgt in geheimen<br />

externen Labors. Niemand<br />

soll auf die Kontrolleure Einfluss<br />

nehmen.<br />

Beim Test auf <strong>de</strong>m Staubsauger-Prüfstand<br />

bleibt kein Krümelverborgen.<br />

Getestet wird auch in einem<br />

Prüflabor in Sachsen:<br />

Das Gelän<strong>de</strong> ist auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick alles an<strong>de</strong>re als auffällig.<br />

Die Hallen entsprechen<br />

üblicher Industriearchitektur.<br />

Security sucht<br />

man vergeblich. Die Firma<br />

könnte ebenso Brötchen backen<br />

o<strong>de</strong>r Luftballons herstellen.<br />

Doch eigene Kreationen<br />

sind nicht ihr eigentliches<br />

Metier. Die Labors sollen<br />

vielmehr Qualitäten und<br />

Mängeln an<strong>de</strong>rer auf die<br />

Schliche kommen. „Wir<br />

können hier die Flöhe husten<br />

hören“, sagt <strong>de</strong>r Chef-<br />

Akustiker, <strong>de</strong>r seinen Namen<br />

nicht nennen darf. Verschwiegenheit<br />

ist oberstes<br />

Gebot.ErhateinenRaummit<br />

Nachhallzeit von bis zu zwölf<br />

Sekun<strong>de</strong>n, aber auch ein<br />

Zimmer gänzlich ohne Schall<br />

–trocken und ruhig wie eine<br />

windstille Wüste.<br />

Unter solchen Extrembedingungen<br />

erfolgen Messungen<br />

an diversen Haushaltsgeräten<br />

vom Staubsauger<br />

bis zur Waschmaschine.<br />

Bei <strong>de</strong>r Akustik geht es um<br />

Lautstärke, Frequenzlage<br />

und psychoakustische Informationen<br />

–manche Töne<br />

können schließlich auch<br />

nerven. Der Techniker schaltet<br />

<strong>de</strong>n Sauger ein, es summt<br />

nur <strong>de</strong>zent. Seit<strong>de</strong>m Direktmotoren<br />

die Geräte antreiben,<br />

sei die ganze Branche<br />

leiser gewor<strong>de</strong>n, sagt <strong>de</strong>r<br />

Fachmann. Dennoch gebe es<br />

auch „Billigheimer“. Bei<br />

Staubsaugern betrage die<br />

Spannbreite immerhin 30<br />

Dezibel (dB). Auch Geräte<br />

mit 80 dB sind hier schon im<br />

Test gewesen und haben damit<br />

ganz offiziell die<br />

Schmerzgrenze erreicht.<br />

Der Rundgang führt zur<br />

EMV – zur Elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit. Eine<br />

riesige Antenne in Form einer<br />

liegen<strong>de</strong>n Eieruhr sorgt<br />

für unsichtbare Fel<strong>de</strong>r. Wenige<br />

Meter entfernt läuft ein<br />

Elektro-Fahrrad unbemannt<br />

auf einem Prüfstand. „Ich<br />

kann keinen Mitarbeiter acht<br />

Stun<strong>de</strong>n lang aufs Rad setzen,<br />

außer<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong> keiner<br />

so gleichmäßig in die Pedale<br />

treten“, sagt <strong>de</strong>r Laborleiter.<br />

Aber was passiert, wenn Störsignale<br />

auf hochempfindliche<br />

Elektronik treffen? „Stellen<br />

Sie sich vor, sie stehen mit<br />

<strong>de</strong>m E-Rad an einer Kreuzung.<br />

Neben ihnen hält ein<br />

Auto. Beim Fahrer klingt das<br />

Handy. Plötzlich fährt ihr E-<br />

Rad von selbst los, auch bei<br />

roter Ampel.“<br />

n „Ein Spielplatz<br />

für Jungs“,<br />

so nennt ein<br />

Angestellter <strong>de</strong>n<br />

Prüfanlagen-Bau<br />

Manche Apparate in <strong>de</strong>n<br />

Testlabors wirken so, als hätte<br />

James Bonds Chefentwickler<br />

Q seine Hän<strong>de</strong> im<br />

Spiel gehabt. Beim Staubsauger-Test<br />

streut ein fahrbarer<br />

Schlitten Sand auf einen<br />

roten Teppich, <strong>de</strong>r Dreck<br />

wird or<strong>de</strong>ntlich ins Gewebe<br />

eingewalzt. Dann nähert sich<br />

wie von Geisterhand gesteuert<br />

ein Staubsauger. Im<br />

Frontbereich <strong>de</strong>r Düse glitzern<br />

LED-Lampen – kein<br />

Krümel soll verborgen bleiben.<br />

Der Sauger geht mehrmals<br />

über die verschmutzte<br />

Stelle hinweg. Schon mit<br />

bloßem Auge wirkt <strong>de</strong>r Test<br />

gelungen. Doch <strong>de</strong>r Beutelinhalt<br />

muss noch auf die<br />

Waage. Auch die Abluft <strong>de</strong>r<br />

Geräte wird per Computer<br />

analysiert –das „Staubrückhaltevermögen“<br />

ist ein<br />

wichtiges Kriterium.<br />

Manchmal ist noch Handarbeit<br />

gefragt –zum Beispiel<br />

am Prüfstand für Handsägen.<br />

Hier zersägt ein Mitarbeiter<br />

eine Holzstange und prüft<br />

danach die „Schnittführung“.<br />

Auch auf <strong>de</strong>m „Prüfrasen“<br />

für Rasenmäher und<br />

an <strong>de</strong>n „Prüfhecken“ für<br />

Gartenscheren ist Manneskraft<br />

gefragt. In einer Anlage<br />

wird simuliert, wie Steine die<br />

Messer <strong>de</strong>s Rasenmähers zum<br />

Knirschen bringen. 500<br />

Stahlkugeln wer<strong>de</strong>n unten<br />

per Druckluft in die Anlage<br />

gepustet und dann zu wahren<br />

Geschossen. Nebenan<br />

rollt ein Koffer 100 Kilometer<br />

über eine Walze mit kleinen<br />

Hin<strong>de</strong>rnissen. „Ein Spielplatz<br />

für Jungs“, so nennt <strong>de</strong>r<br />

32-jährige Angestellte <strong>de</strong>n<br />

hauseigenen Prüfanlagenbau.<br />

Viele Testgeräte wur<strong>de</strong>n<br />

selbst entwickelt, einige sind<br />

inzwischen selbst ein Produkt.<br />

Schon vor <strong>de</strong>m Mauerfall<br />

erreichten die Sachsen<br />

Aufträge aus <strong>de</strong>m Westen.<br />

Für Holger Brackemann, Bereichsleiter<br />

Untersuchungen<br />

bei <strong>de</strong>r Stiftung Warentest,<br />

hat das gar nicht mal vor<strong>de</strong>rgründig<br />

finanzielle Grün<strong>de</strong>.<br />

„Die Firma war schon damals<br />

gut“, sagt <strong>de</strong>r promovierte<br />

Chemiker. Heute arbeitet die<br />

Stiftung mit mehr als 100<br />

Prüflabors in Deutschland<br />

und im Ausland. Sie müssen<br />

eine Neutralitätsklausel un-<br />

Waschmaschinen müssen nicht nur sauber waschen –auch die Akustik wird bei <strong>de</strong>r Stiftung Warentestunter<br />

die Lupe genommen.<br />

In einem Prüflabor für die Stiftung Warentest inSachsen untersucht eine Mitarbeiterin eine in <strong>de</strong>r Mikrowelle erhitze Lasagne. Das Geschäft ist diskret, die Prüfung<br />

<strong>de</strong>r Produkte erfolgt in geheimen, hochmo<strong>de</strong>rnen Labors. Niemand soll auf die Kontrolleure Einfluss nehmen. (Fotos: Schmidt/dpa)<br />

terzeichnen: Prüfungen für<br />

die Stiftung dürfen nicht in<br />

gleicher Weise und zeitgleich<br />

für die Industrie erfolgen.<br />

Ohnehin hat das Labor<br />

Stillschweigen zu bewahren.<br />

Die Prüfer haben sich damit<br />

abgefun<strong>de</strong>n, „nicht alles<br />

zu Hause erzählen zu dürfen“.<br />

„Gespaltene Persönlichkeiten<br />

sind wir <strong>de</strong>shalb<br />

nicht“, sagt <strong>de</strong>r Mann im<br />

EMV-Labor. „Die Verschwiegenheit<br />

steht im Arbeitsvertrag.<br />

Wir sehen hier<br />

auch Dinge, die erst in zwei<br />

Jahren in die Geschäfte kommen.“<br />

Für <strong>de</strong>n Vorsprung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter sorgen die Hersteller<br />

selbst. Sie geben ihre<br />

Prototypen für „entwicklungsbegleiten<strong>de</strong>“<br />

Tests in<br />

die Labors.<br />

„Prüfer sind eine ganz beson<strong>de</strong>re<br />

Spezies“, sagt Brackemann.<br />

Sie müssten sehr<br />

pedantisch und penibel sein.<br />

Der Abteilungsleiter für Warenprüfung<br />

im sächsischen<br />

Labor pflichtet bei: „Klar, wir<br />

dürfen nun mal nichts vergessen.“<br />

Bei <strong>de</strong>n Tests sollen<br />

alle für <strong>de</strong>n Verbraucher relevanten<br />

Eigenschaften<br />

überprüftwer<strong>de</strong>n.Esgehtum<br />

Funktion, Handhabung,<br />

Haltbarkeit, Umwelt- und<br />

Energiebilanz sowie um Sicherheit.<br />

Bei <strong>de</strong>n Staubsaugern<br />

muss allein <strong>de</strong>r Motor<br />

600 Stun<strong>de</strong>n laufen. 500 Mal<br />

rumpelt das Gerät über eine<br />

Türschwelle o<strong>de</strong>r stößt an einen<br />

Pfosten. Alle Daten wer<strong>de</strong>n<br />

an die Stiftung Warentest<br />

übermittelt, dort erfolgt<br />

die Auswertung.<br />

Auch wenn die Tests hinter<br />

verschlossenen Türen ablaufen,<br />

ist <strong>de</strong>r Auftraggeber<br />

allseits bekannt. „Wir haben<br />

in <strong>de</strong>r Bevölkerung einen Bekanntheitsgrad<br />

von 94 Prozent“,<br />

sagt Sprecherin Heike<br />

van Laak. Das sei ungefähr<br />

<strong>de</strong>r Wert von Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU).<br />

Tatsächlich ist die Institution<br />

mit <strong>de</strong>m markanten Siegel<br />

für viele Deutsche ein<br />

Gradmesser beim Einkauf.<br />

Aktuell haben rund 400 000<br />

Bürger die Zeitschrift „Test“<br />

abonniert. Dazu gehen je<strong>de</strong>n<br />

Monat noch einmal 60 000<br />

Hefte in <strong>de</strong>n Einzelverkauf.<br />

Beim Pendant „Finanztest“<br />

liegt die Auflage bei insgesamt<br />

233 000. Zu<strong>de</strong>m gibt es<br />

nach eigenen Angaben pro<br />

Jahr 45 Millionen Besucher<br />

<strong>de</strong>r Internetseite.<br />

Brackemann zufolge ist <strong>de</strong>r<br />

typische „Test“-Leser <strong>de</strong>utlich<br />

über 50, besser gebil<strong>de</strong>t,<br />

mehrheitlich männlich und<br />

besitzt ein höheres Einkommen<br />

als <strong>de</strong>r Schnitt. Bei „Finanztest“<br />

sei die Leserschaft<br />

um fünf bis zehn Jahre jünger<br />

und habe zu<strong>de</strong>m noch<br />

mehr Geld in <strong>de</strong>r Tasche. Finanziert<br />

wird die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Stiftung überwiegend durch<br />

<strong>de</strong>n Verkauf <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zeitschriften.<br />

Außer<strong>de</strong>m erhält<br />

die Stiftung Bun<strong>de</strong>smittel als<br />

Ausgleich dafür, dass sie keine<br />

Werbeeinnahmen erzielt.<br />

Der Deutsche Bun<strong>de</strong>stag<br />

hatte die Stiftung 1964 ins<br />

Leben gerufen, Neutralität<br />

gilt als oberstes Gebot. Anzeigen<br />

in <strong>de</strong>n Publikationen<br />

sind tabu.<br />

n Bei Staubsaugern<br />

muss allein<br />

<strong>de</strong>r Motor<br />

600 Stun<strong>de</strong>n<br />

laufen<br />

Während Firmen gern ein<br />

„sehr gut“ o<strong>de</strong>r „gut“ <strong>de</strong>r<br />

Stiftung als Werbung in eigener<br />

Sache auf die Produkte<br />

kleben, kann ein „mangelhaft“<br />

mitunter zu einer Unterlassungserklärung<br />

und<br />

damit vor Gericht führen.<br />

Brackemann ist stolz darauf,<br />

dass die Stiftung noch nie<br />

rechtskräftig zu Scha<strong>de</strong>nersatz<br />

verurteilt wur<strong>de</strong>. Die<br />

Organisation verifiziert ihre<br />

Tests zur eigenen Qualitätskontrolle<br />

regelmäßig und<br />

korrigiert bei Fehlern auch<br />

die Bewertung –sogeschehen<br />

beispielsweise bei einem<br />

Testurteil zur Riester-Rente,<br />

sagt Sprecherin van Laak.<br />

Brackemann geht davon<br />

aus, dass die Stiftung als kritisches<br />

Auge <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

das Qualitätsbewusstsein <strong>de</strong>r<br />

Hersteller beför<strong>de</strong>rt habe.<br />

2011 kamen rund 22 400<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

auf <strong>de</strong>n Prüfstand.<br />

Ein Test kostet im Schnitt<br />

30 000 bis 40 000 Euro. Bei<br />

Nahrungsmitteln ist es oft<br />

mehr, weil <strong>de</strong>r Aufwand an<br />

chemischen und mikrobiologischen<br />

Analysen hoch ist.<br />

Bei <strong>de</strong>n E-Rä<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n pro<br />

Muster 25 000 veranschlagt.<br />

Zuletzt reihten sich die Warentest-Käufer<br />

in die Schlangen<br />

vor <strong>de</strong>n Apple-Stores ein.<br />

„Beim iPhone 5 haben wir<br />

uns wie alle fünf Stun<strong>de</strong>n angestellt“,<br />

so Brackemann.<br />

Das Ergebnis steht schon im<br />

Internet und kommt auch in<br />

die nächste „Test“-Ausgabe.<br />

Dauerbrenner bei <strong>de</strong>n<br />

Tests sind vor allem Waschmaschinen,<br />

Matratzen,<br />

Fernseher, Digitalkameras<br />

und Kin<strong>de</strong>rsitze. Hier fin<strong>de</strong>t<br />

min<strong>de</strong>stens jährlich eine Bestandsaufnahme<br />

statt. Immer<br />

häufiger macht die Stiftung<br />

bei <strong>de</strong>n Produkten auch<br />

sogenannte CSR-Test. Die<br />

Corporate Social Responsibility<br />

sagt etwas über die<br />

ethische Seite <strong>de</strong>r Herstellung<br />

aus: Unter welchen Bedingungen<br />

entsteht das Produkt,<br />

wie geht man mit <strong>de</strong>n<br />

Ressourcen um, wie sind die<br />

Löhne, spielt womöglich<br />

Kin<strong>de</strong>rarbeit eine Rolle? „Da<br />

lassen wir uns die Türen <strong>de</strong>r<br />

Firmen öffnen, das führt uns<br />

oft ins Ausland, nach China<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re asiatische Län<strong>de</strong>r“,<br />

berichtet Brackemann.<br />

Anita Stocker, Chefredakteurin<br />

<strong>de</strong>r Zeitschrift „Test“,<br />

gerät in Rage, wenn sie über<br />

schwarze Schafe unter <strong>de</strong>n<br />

Anbietern spricht. Als bei einem<br />

Koffertest zwei Exemplare<br />

einer renommierten<br />

Marke wegen hoher Konzentrationen<br />

<strong>de</strong>r krebserregen<strong>de</strong>n<br />

Substanz PAK (Polyzyklische<br />

Aromatische Kohlenwasserstoffe)<br />

in <strong>de</strong>n Koffergriffen<br />

durchfielen, äußerste<br />

die betroffene Firma<br />

auf Nachfrage durchaus<br />

Kenntnis über diese Problematik.<br />

„Das bringt mein Blut<br />

immer noch in Wallung“,<br />

sagt Stocker. Sie weiß auch<br />

von Tricks, wie manche Produkte<br />

nach <strong>de</strong>r Prüfung verän<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r Testurteile frei<br />

erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Meist hat<br />

die Konkurrenz ein kritisches<br />

Montag<br />

19. November 2012<br />

Auge und mel<strong>de</strong>t solche Manipulationen.<br />

„Am meisten wird mit Finanzdienstleistungen<br />

Schindlu<strong>de</strong>r getrieben“, sagt<br />

Brackemann. Viele Verbraucher<br />

könnten das nicht wirklich<br />

durchschauen –zum Teil<br />

mit fatalen Folgen. Denn<br />

während ein schlechter<br />

Fernseher vielleicht nur ein<br />

paar Jahre ein mieses Bild<br />

ausstrahle, wer<strong>de</strong> eine Fehlentscheidung<br />

bei <strong>de</strong>r Rentenversicherung<br />

erst im Alter<br />

offenkundig. „Es gibt Versicherungstarife<br />

ohne En<strong>de</strong>,<br />

Tausen<strong>de</strong> von Unfallversicherungen<br />

–was soll das alles?“,<br />

fragt <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Warentester<br />

und vermutet dahinter<br />

Metho<strong>de</strong>: Der Verbraucher<br />

soll gar nicht mehr<br />

durchblicken und so im<br />

Dschungel <strong>de</strong>r Tarife bewusst<br />

in die Irre gehen.<br />

Die Urteile <strong>de</strong>r Stiftung reichen<br />

von „sehr gut“ bis<br />

„mangelhaft“, im Schnitt<br />

wird eine Note von etwa 2,4<br />

erteilt. Wenn Hersteller bei<br />

<strong>de</strong>r Wertung mit <strong>de</strong>m Ergebnis<br />

betrügen, hat das Folgen.<br />

In diesem Jahr kam es bisher<br />

zu 75 Abmahnungen und 39<br />

Unterlassungserklärungen<br />

wegen irreführen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

falscher Werbung. Die Stiftung<br />

geht nicht direkt gegen<br />

betroffene Firmen vor, weil<br />

sie kein Marktteilnehmer ist.<br />

Dabei verkörpern ihre 280<br />

Mitarbeiter ein Sammelsurium<br />

verschie<strong>de</strong>nster Berufe –<br />

vom Mathematiker bis zum<br />

Lebensmittelchemiker.<br />

Neuerdings gibt es auch einen<br />

Theologen: „Obwohl wir<br />

nicht die Absicht haben, die<br />

Kirchen zu testen“, offenbart<br />

Brackemann. (dpa)<br />

Ein Elektro-Fahrrad wird auf seine elektromagnetische Verträglichkeit<br />

geprüft.

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