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Pädagogischer Auftrag – vom Lehrplan der Waldorfschule

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diesbezüglich viel an Klarheit schaffen. Hier soll die Geschichte des 16.- 17.- 18.- 19.-Jahrhun<strong>der</strong>tsbehandelt werden mit dem Ziel, „dass die Schüler ein Verständnis für die Gegenwart bekommen“ und„dass Sie die leitenden Ideen den Schülern vortragen.“ 2Machen wir uns deutlich, was alles auf <strong>der</strong> Welt in diesen Jahrhun<strong>der</strong>ten geschehen ist und dasBewusstsein <strong>der</strong> Menschen erweitert hat, so versteht man, warum gerade diese Zeit Thema desGeschichtsunterrichts ist. <strong>–</strong> Weltinteresse wird an dieser Epoche erlebbar. Die letzten 'weißenFlecken' verschwinden von den Landkarten unserer Erde, das Bewusstsein beginnt die Erde alsGesamtes zu umfassen. Das 16.<strong>–</strong>19. Jahrhun<strong>der</strong>t ist menschheitsgeschichtlich die Zeit, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong>'Drang-nach-<strong>der</strong>-Welt' wohl am dynamischsten auslebte. Welch´ großartige Ideen, welch´ hohe Idealeleiteten alle neuen Entwicklungen ein (französische Revolution, amerikanische Freiheitskriege, etc.)!Auch im Physikunterricht geht es im Wesentlichen um einen zentralen Bereich menschlicherForschertätigkeit, <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte machte und an dem <strong>der</strong> Schüler ein Verständnis für dieTechnik <strong>der</strong> Gegenwart erwerben kann: die Dampfmaschine, die Lokomotive (in <strong>der</strong> Folge auchVerbrennungs- und Elektromotor) und das Telefon.Beide <strong>Lehrplan</strong>angaben zeigen, dass Rudolf Steiner für den Jugendlichen dieses Alters eine intensiveAuseinan<strong>der</strong>setzung mit den wichtigsten technologischen Errungenschaften, welche die Welt'verkleinerten' bzw. dem Menschheitsbewusstsein ungeahnte Möglichkeiten erschlossen, wünscht.Der Schüler setzt sich in <strong>der</strong> 9. Klasse <strong>–</strong> <strong>der</strong> letzten, in <strong>der</strong> es noch kein eigenes Fach Technologiegibt <strong>–</strong> mit <strong>der</strong> rational vorstrukturierten Technik des 18.- 19.-Jahrhun<strong>der</strong>ts auseinan<strong>der</strong>.Dampflokomotive und Telefon zeigen bildlich betrachtet ähnliche Qualitäten: Verbindung,Kommunikation; das eine: geographische Kommunikation, das an<strong>der</strong>e: sozialer Aspekt vonKommunikation. Entscheidend ist, dass <strong>der</strong> Schüler auch die Menschen, ihre Ideen und Intentionenkennenlernt, welche zu den Erfindungen führten. In dieser 'Großmuttertechnologie' kann <strong>der</strong> Schülerdie Technik noch erfassen als 'weltgewordenen-menschlichen-Gedanken', und <strong>der</strong> Blick in dieWerkstatt jener Gedanken sowie in die Biographien jener Erfin<strong>der</strong> bietet noch ein wärmendes,befeuerndes Bild ohne moralische Belastung und heutigen Kulturpessimismus.In <strong>der</strong> Mathematik steht die Kombinatorik, bis hin zur Wahrscheinlichkeitsrechnung, an zentralerStelle. Sie scheint wie geschaffen für diese Klassenstufe, denn je<strong>der</strong> Schüler kann ohne spezifischeVoraussetzungen aus <strong>der</strong> Mittelstufe 'neu einsteigen'; sie bietet ein exzellentes Übfeld für formales,logisches Denken. Darauf aber kommt es in diesem Alter an, „dass man gewisse Formen desDenkens übt“, weniger „daß man die Dinge so macht, wie man sie später braucht.“ 3 DerKombinatorik ergänzend zur Seite stehen alle Arten rhythmischer Rechenverfahren, die den Schülerin ein verstärktes Üben hineinführen, sowie Flächen- und Körperberechnungen usw.An einfachen ebenflächigen, beson<strong>der</strong>s an den platonischen Körpern wird in <strong>der</strong> DarstellendenGeometrie gearbeitet. Es wird hier vor allem versucht, an einem innerlich geschaffenenVorstellungsbild alle die Prozesse vor zu schaffen, die dann ausgeführt werden; und zwarvornehmlich in <strong>der</strong> konstruktiv einfachen und räumlich anschaulichen Darstellungsart desSchrägrisses, aber auch in senkrechter Parallelprojektion.In Biologie und Geographie kann <strong>der</strong> <strong>Lehrplan</strong>ansatz aus dem Menschenkundlichen herauswie<strong>der</strong>um sehr deutlich werden. In <strong>der</strong> Biologie ist <strong>der</strong> Mensch Thema, und zwar sein Knochenbauund die Sinnesorgane. Knochen <strong>–</strong> harte 'facts' für den 9. Klässler und wohl auch jene Teile desKörpers, die durch ihr starkes Wachstum an <strong>der</strong> Ungelenkheit und Formlosigkeit des 14-jährigen'Lümmels' großen Anteil haben. Auch dabei wird deutlich, wie strukturbildende Inhalte eingesetztwerden. Als Zweites werden die Sinnesorgane behandelt, also jener Bereich, durch den sich demMenschen die Welt öffnet, <strong>der</strong> es ihm gestattet, über den engen, dumpf empfundenen eigenenLeibesbereich hinauszuwachsen.Im <strong>Lehrplan</strong> von Biologie und Physik kann man sehen, was 'fächerübergreifend unterrichten' überdas rein Inhaltliche hinausgehend in einer Klasse bedeuten kann. Fächerübergreifend sind dieQualitäten <strong>der</strong> Inhalte. In <strong>der</strong> Physik <strong>der</strong> Bereich des Verkehrs, in <strong>der</strong> Biologie die Sinne desMenschen. Beides Inhalte, wo sich <strong>der</strong> Schüler mit etwas auseinan<strong>der</strong>setzt, was den Menschen mit<strong>der</strong> äußeren, großen Welt verbindet.Auch in <strong>der</strong> Geographie ist <strong>der</strong> Ansatz ähnlich: Die Erde in ihrer inneren Struktur kennenzulernen(Geologie) und in ihrer äußeren Tektur, den großen Gebirgszügen ost/west und nord/süd folgend, für

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