62 | Belagerung der Feste <strong>Leer</strong>ortBelagerung der Feste <strong>Leer</strong>ortwendete die Geschichte(Fortsetzung) „<strong>Leer</strong>ort bildete jedochseiner natürlichen Lage wegenim Jahr 1514 eine starke Feste,die nur von einer <strong>Seite</strong> eine Angriffsflächebot, von <strong>Leer</strong> aus. <strong>Leer</strong>ort verdanktseine Entstehung dem Scharfblickder Hanseaten. Durch dengroßen Hamburger BürgermeisterSimon von Uetrecht wurde 1435hier durch Hamburger Handwerkerein Blockhaus errichtet zum Schutzedes Handels auf der Ems. 1501 ließGraf Edzard dann die Burg ausführen,einen offenen viereckigen Baumit zwei festen Burgen. Die ältesteBeschreibung von <strong>Leer</strong>ort geht aufdas Jahr 1650 zurück. Später ist dieBurg durch Gräfin Anna und denGrafen Enno ausgebaut und durchFriedrich den Großen endlich geschleiftworden.Die eigentliche Festung war vondrei <strong>Seite</strong>n durch Deichegeschützt und mit Wall undGraben umgeben. Ein Angriffkonnte nur von <strong>Leer</strong> aus erfolgen.Die Besatzung bestand aushöchstens 500 Mann. Die Bauernstanden unter dem Befehl von SieboHeikena und Ubbo Emuren, dieLandsknechte unter Johann vanSoest. Den Angriff führte HerzogHeinrich der Ältere. Gegenüber seinengroßen Truppenscharen wardie Verteidigung ein Unternehmenvon größter Tapferkeit. Die Belagerungbegann am <strong>12</strong>. Juni 1514. DieFeinde, die von <strong>Leer</strong> aus gegen dieFeste vorrückten, führten 18 Kanonenmit, die auf einerSchanze befestigtwurden. Das Feuerdieser Geschütze wurdevon der Festungaus heftig erwidertund die braunschweigischenSchanzenarg beschädigt. Am21. war jedoch derBurggraben erreicht.In den letzten 24Stunden wurden 100Schuss gegen die FesteFeste <strong>Leer</strong>ort im Jahr 1620 Quelle: Wikipediaabgegeben. Die Wälle waren argbeschädigt, die Gebäude jedochnoch nicht. Jetzt ging Herzig Heinrichnoch einmal an die Birg heran,um zur Übergabe aufzufordern. Aufdem Burgwall erschien Johann vanSoest und erwiderte dem Herzog,dass er ruhig abziehen könne, diein fieberhafter Tätigkeit, der Herzogüberall der erste. Man hielt bereitsdie Flügel der bei <strong>Leer</strong>ort stehendenMühle bereit, um als Brückeüber den Graben zu dienen. An derBingumer <strong>Seite</strong> hatte man ebenfallseine Schanze errichtet, die Ulrichvon Dornum befehligte. Die Besatzungbestand aus bewaffnetenEmder Bürgern. Edzardweilte bei dem Herzog vonGeldern, um Hilfe zu suchen.Feste werde sich nie ergeben. DerHerzog versuchte, den Führer zu bewegen,eine Stelle in seinem Heereanzutreten, allein Johann van Soestblieb fest, schlug die letzte Hand,die sich der Besatzung bot, in denWind und schwur Edzard Treue bisin den Tod.Am 23. Juni sollte sich das Geschickder Feste erfüllen. Herzog Heinrichließ zum Sturm antreten undden Burggraben auffüllen mit Heu,Stroh, Strauchwerk usw. Alles warVon der Feste aus hatte man nochzwei Kanonen nach der BingumerSchanze geschafft, die hier nichtmehr wirkten. Es waren eine halbeSchlange und eine volle, die denNamen „Der Löwe“ führte. AndereGeschütze führten die Namen „Derschöne Falke“, „Der stolze Jürgen“,„Rusche“ usw.Inzwischen war die Belagerung aufihrem Höhepunkt angelangt. DieBesatzung hielt Teerkränze undSteine bereit, die Stürmenden zuempfangen. Gegen Mittag wollteHerzog Heinrich die Geschützerichten lassen, damit sie die Stürmendenbesser unterstützten. DieGeschosse wurden durch einenKran gehoben. Auf der RheiderländerSchanze merkte man dieseVorbereitungen und wollte nun dieBraunschweiger unter starkes Feuernehmen. Für den Geschützmeister,der ein wenig ruhen musste, feuertedessen halbwüchsiger Sohn mitEinwilligung einige Schüsse aus derkleinen Schlange ab. Gleich der erstezerstörte den großen Kran undder zweite riss dem Herzog Heinrichden halben Kopf weg.Der Eindruck dieses EreignissesIn den letzten 24 Stunden wurden 100Schuss gegen die Feste abgegeben.
war ganz ungeheuer. Die Belagerungwurde eingestellt. Schon amnächsten Tage wurde der Rückzugangetreten und der ganze Feldzuggegen Ostfriesland abgebrochen.Die Erklärung hierfür ist wohl nichtnur in dem Tode des Führers zu suchen,sondern in der herrschendenUneinigkeit der anderen Herren. DieLeiche des Herzogs wurde einbalsamiertund nach Braunschweig geführt,der nicht einbalsamierte Teilin der Kirche in <strong>Leer</strong> beigesetzt.Niemals wieder haben die Dingein Ostfriesland so unglücklich gestandenwie in jenen Junitagen.Als einige Jahre später ein neuesBündnis unter Kaiser Maximiliangeschlossen wurde zur Eroberungdes Landes, hatten sich die Geschickebereits zugunsten Edzards gewendet.So ist die Belagerung von<strong>Leer</strong>ort ein Wendepunkt in der ostfriesischenGeschichte geworden.Wer weiß, was aus unserem Heimatlandegeworden wäre, wenn nichtdieser Ausgang eingetreten wäre.Was aber bei der Verteidigung dertiefste Grund gewesen ist, dass istdie liebe zur Freiheit und Unabhängigkeitdes Vaterlandes. Diesen Ereignissengliedern sich die von 1813und 1815 würdig an, sie waren alleaus diesem Geist geboren. Mögensie, so schloss der Redner seinenhochinteressanten, von tiefem Studiumund Geschichtskenntnis zeugendenAusführungen – von der gespanntlauschenden Zuhörerschaftmit starkem Beifall aufgenommen– die Liebe zur heimatlichen Schollenähren und stärken zu stetigerHingabe an das Große und Ganze.“Quelle: „<strong>Leer</strong>er Anzeigeblatt“, 1914hegBei Wikipedia ist über die Festung<strong>Leer</strong>ort zu lesenDie Festung <strong>Leer</strong>ort war eine spätmittelalterlicheFlussburg. Die Festunghatte eine herausragendeBedeutung für die ostfriesische Geschichte.Auf der strategisch günstiggelegenen Landzunge zwischenEms und Leda bauten die Hamburgerim Jahr 1435 die Feste <strong>Leer</strong>ort,die ab 1453 von den ostfriesischenGrafen und Burgherren zur stärkstenFestungsanlage Ostfrieslandserweitert wurde. Ab 1611 diente sieder niederländischen Garnison alsQuartier.„Die Festung liegt strategisch günstigauf einer Landzunge im Mündungsbereichder Leda in die Ems,etwa 3 km südwestlich von <strong>Leer</strong> inOstfriesland. Die Festung wurde aufKnickmarschböden errichtet, diehier eine Höhe von 2 m erreichen.Die geologischen Gegebenheitenbedingten die Bebauung, die sichin die obere und die untere Festunggliedern. Diese wurde auf tragfähigemBoden gebaut. Das (heuteverlandete) Burggrabensystemmarkiert nicht tragfähige Böden.Durch die niedrige Lage am Zusammenflusszweier Flüsse wurde dieZur Absicherung ihrer Schifffahrtbegann die Hansestadt Hamburg1435 mit dem Bau einer Burg amZusammenfluss von Leda und Ems.Diese war eine Erdbefestigung miteinem steinernen Rundturm, wieer noch heute an der ebenfalls vonden Hamburgern errichteten BurgStickhausen zu sehen ist. Für denBau dieser Anlage, der zwei Monatedauerte, wurden Teile der zerstörtenBurg Focko Ukenas aus <strong>Leer</strong>verwendet.Im Jahre 1453 zog die HamburgischeGarnison wieder ab und dieBurg wurde auf Treu und Glaubenan Häuptling und späteren GrafenUlrich Cirksena übergeben, wasbedeutete, dass die Stadt formalim Besitz der Hamburger bliebund die Grafen von Ostfriesland siezunächst nur verwahren und aufWunsch an Hamburg zurückgebensollten. In gräflicher Zeit wurdeOstfriesland in Ämter unterteilt. DieBelagerung der Feste <strong>Leer</strong>ort | 63Burg war Sitz des gräflichen Drostenund Amtmannes für das Amt <strong>Leer</strong>ort,das <strong>Leer</strong> mit dem Moormerland,das westliche Overledingerlandund das Oberrheiderland bis zurheutigen niederländischen Grenzeumfasste. Im Jahre 1493 gelang esGraf Edzard I. durch Zahlungen unddie Gewährung von Privilegien dieRechte und Ansprüche Hamburgsauf die Burg abzulösen. Ab 1501 ließer diese dann stark ausbauen.“Über die Belagerung ist dort zu lesen:„In der Sächsischen Fehde versuchteEdzard seine Macht auf dieProvinz Groningen auszudehnen,die im Herrschaftsbereich des kaiserlichenStatthalters der Niederlande,Herzog Georgs von Sachsen,lag. Daraufhin kam es zu einem offenenKrieg, der ganze Landstrichein Ostfriesland verwüstete. Der mitGeorg von Sachsen verbündeteHeinrich I. zog 1514 mit einem Heervon 20.000 Mann in Ostfrieslandein und belagerte die nur durchwenige Bauern und Soldaten verteidigteFestung <strong>Leer</strong>ort. Währendder Belagerung und kurz vor einemSturmangriff gelang es einem derEingeschlossenen, den Herzog am23. Juni 1514 durch einen Kanonenschusszu töten. Die dadurch führerlosgewordene Truppe unterließes daraufhin, die Festung zu stürmenund zog sich aus Ostfrieslandzurück. Zur Erinnerung an den TodHeinrichs errichtete die Truppe inBagband den so genannten HartogHinnerk Steen.“