8Ku(h)chenschwarzbuntFortsetzung aus Juni. „Was’n das?“, fragte Eilert, dieBacken voll mit Gundulas Schwarzwälder Kirschtorte.„Omas Topfkuchen?“„Nicht ganz.“ Die erneuten hämischen Blicke konntenErich nichts anhaben. „Ostfriesischer Überraschungskuchenist das. Im Prinzip wie Zuccinikuchen, nur ohneZuccini, sondern mit einer Landestypischen Zutat.“„Und was soll das sein? Runkelrüben?“Erich lächelte und verschränkte die Arme. „Wird nichtverraten. Probier doch einfach, vielleichtschmeckst du es ja heraus.“Eilert kniff die Augen zusammen.Die Herausforderung war deutlich;auch die anderen hatten sie vernommen.Er griff zu, nahm sich eins dervorgeschnitten Stücke, hob es an dieNase, schnupperte. „Zimt, hä?“ Dannbiss er herzhaft zu, begann zu kauen.Und erstarrte.Schreie des Entsetzens ertönten,als Eilert die Augen weit aufriss, zuröcheln begann, sich an den Halsgriff und seitlich vom Stuhl kippte.Am lautesten schrie Martha. Sie warauch die erste, die aufsprang undsich neben Eilert auf die Knie warf.„Schnell, schnell, einen Arzt“, rief sie,„er atmet nicht mehr!“ Mit fliegendenHänden polkte sie dem Hausherrn die Kuchenresteaus dem Mund und begann, seinen Brustkorb rhythmischzu pressen.Erich rang die Hände. „Das habe ich nicht gewollt“,stammelte er. Niemand beachtete ihn.Fast niemand. Gundula Bomlitz-Hatterich war als einzigeauf ihrem Platz sitzen geblieben, die Arme vor derBrust verschränkt. „Ich schon“, sagte sie.***„Klare Kiste, wie es aussieht“, sagte KriminalhauptkommissarStahnke.Sein Kollege Kramer nickte. „Giftmord am untreuenGatten, verübt von der betrogenen Gattin. Hat ihm daspräparierte Stück eigenhändig vorgelegt. Und ist vollgeständig. Ach, wenn es doch immer so einfach wäre.“„Dann könnte jeder Depp unseren Job machen, undwir wären arbeitslos“, knurrte Stahnke. „Mit wem hatdieser Gebhard seine Frau eigentlich betrogen? Weißman das?“„Natürlich“, erwiderte Kramer. „Mit Martha Schrader,der Ehefrau eines Mitbewerbers. Gehörten übrigensbeide zu dieser ach so perfekten Dinner-Runde.“„Ach, das war die Frau mit dem Schock? Na ja, verständlich.Und wer von diesen Typen war ihr Mann?“„Dieses Nervenbündel. Musste vom Notarzt erstmalruhig gestellt werden. Was meinte er wohl mit seinemdauernden ,Das habe ich nicht gewollt‘?“Stahnke zuckte die Achseln. „Na, betrogen werden,nehme ich an“, sagte er. „Ist aberauch irrelevant. Die Kiste ist ja klar.“Sein Blick wanderte über den Tisch,der immer noch voller süßer Leckereienstand. „Sag mal, was wird dennjetzt mit all dem guten Zeug?“„Die Schwarzwälder Kirsch ist imLabor, zur Sicherheit“, antworteteKramer. „Der Rest geht uns ja wohlnichts an.“Der Magen des Hauptkommissarsknurrte vernehmlich. „So, meinstdu“, sagte Stahnke. „Ich finde, etwasgenauer untersuchen sollten wirdas Zeug schon. Von wegen Gründlichkeitund so.“ Er streckte die Handvor und ließ sie unschlüssig über derTischplatte schweben.Nichts mit Sahne, entschied er. Lieberetwas Handfestes. Da, das war dochetwas. Sah aus wie dieser leckereZuccinikuchen, den Sina öfter backte.Gelegentlichauch mit Möhrenoder in anderenVarianten.Ja, das wäre esdoch. Er griff sichein Stück undbiss herzhaft ab.EndeDiese Krimi-Kurzgeschichtestammt ausdem Buch„Kurz undSchmerzlos“von Peter Gerdes.Erschienen im Leda-Verlag unterder ISBN 3939689653- Ihr Teakmöbel Spezialist -Brunnenstraße 24-28 · 26789 <strong>Leer</strong>Telefon: 0491/9991<strong>12</strong>0info@dasholländischemöbelhaus.dewww.dashollaendischemoebelhaus.de• Eigenimport• Große Auswahl massiverTeak Möbel• 3000 qm Verkaufsfläche• FSC-zertifiziertes Teakholz• Maßanfertigung möglichÖffnungszeiten:Mo. - Fr.: 10 - 18 UhrSa.: 10 - 16 Uhr
Neuer Krimi von Peter GerdesAmsel, DrosselNachmittags kurz nach drei schlief der Wind endgültigein. Stahnke unternahm zunächst nichts, sondern bliebeinfach in der Sonne sitzen, das linke Bein auf der hölzernenSitzbank ausgestreckt, den rechten Arm überdie mächtige Ruderpinne gelegt, den Blick am Mastfußvorbei in den bläulichen Dunst gerichtet. Gleich würdeer die Segel bergen, den Diesel anwerfenund das Boot zurück in denYachthafen steuern. Gleich, abernoch nicht.Er spürte unter sich das Boot atmen.Obwohl das Wasser glatt war wie einSpiegel, war es hier nahe der Flussmündungdoch nie ganz unbewegt;wenn er genauer hinsah, konnteStahnke die langgezogene Dünungan den hin und her schwingenden,gelegentlich aufzuckenden Reflexender Nachmittagssonne erkennen.Außerdem lief ein kräftiger Ebbstrom,der den “Olifant” hinaus aufsMeer ziehen würde, wenn der nichtbald wieder Wind in seine riesigenbraunen Tuchsegel bekam. Oderwenn Stahnke nicht bald den Dieselanwerfen würde. Er seufzte, immernoch halbwegs glücklich.Es kam nicht oft vor, dass er an einenDonnerstag außerhalb des Urlaubssegeln gehen konnte. Aber diesenfreien Tag hatte er sich mehr als verdient.Seit Sonntag war er kaum zumSchlafen gekommen. Die Mordkommissionhatte zu tun wie noch nie inden viereinhalb Jahren, die HauptkommissarStahnke ihr nun schonvorstand. Den Sonnabend hatte ersowieso schon geopfert, um aufzuarbeiten. Und dannnoch diese Leiche am Sonntagmorgen. AlleinstehendeFrau, 49 Jahre, berufstätig, geordnete Verhältnisse, inihrer eigenen Wohnung erdrosselt. Aufgeräumter Tatort,übersichtlicher Täterkreis. Diesen Fall, diesen einenFall wenigstens aus dem ganzen Wust, der in diesemhektischen, völlig untypischen Sommer auf seinemSchreibtisch zu kleben schien wie in ausgelaufenerHonigsoße, diesen einen Fall hatte er in 24 Stunden abschließenwollen. Oder in 48. Das hatte er nicht nur gedacht,das hatte er auch laut gesagt. Und dann hatte erselbst in dieser Soße geklebt, bis Kriminalrat Dr. Sollerihn förmlich rausgeworfen hatte. Ausschlafen, segelngehen, und dann noch einmal ganz in Ruhe.Krimi | 9Stahnke nahm das Bein von der Bank, setzte sich aufund reckte sich. Es versetzte ihn immer wieder in Erstaunen,wie bequem man auf diesen Hartholzstäbensitzen konnte. Die “Olifant” war eben nicht nur eineAugenweide, sie war auch ein durch und durch ausgereiftesStück holländischer Schiffbaukunst. EineZeeschouw, dunkelgrün und weiß, mit langen <strong>Seite</strong>nschwertern,dickem Holzmast, hochnäsigemKlüverbaum und elegantenLinien, trotz der großen Breite unddes abgeplatteten Bugs. In den Niederlanden hatteauch der Bau von Lustyachten schon ein paar JahrhunderteTradition.Rumpf und Kajüte waren aus Stahl, aber in der Achterplicht,wo er saß, sah man nur Holz. GrauschimmerndesTeak und rötliches Mahagoni, um genau zu sein; wasdazwischen gelblich glänzte, warPitchpine. Stahnke war immer nochvon ganzem Herzen Umweltschützer,aber er fühlte sich alt genug, gewisseUnterschiede zu machen. Einweg-Transportkistenaus Tropenholzfür japanische Motorräder warenschlecht, wetterfestes Tropenholzfür Segelboote war gut.Gerade als er an die japanischenMotorräder dachte, von denen erbis vor kurzem noch selbst eins gefahrenhatte, schlug sein Handy an,und er musste lachen. Der Signalton,der an das Trillern einer Balalaika erinnerte,wirkte in dieser Umgebunggar nicht einmal so deplaziert.“Ja.”Natürlich Kramer. “Der Laborberichtist da.”Stahnke schwieg.Natürlich hatte er nicht vergessen,dass er seinen Kollegen angewiesenhatte, ihn sofort und unverzüglichanzurufen, sobald dieser Berichtendlich da war. Nicht vergessen, erhatte nur nicht daran gedacht.Kramer sprach auch so weiter. Erbrauchte nie lange, um StahnkesStimmungen auszuloten und sichihnen anzupassen. Wobei er Anpassung kaum nötighatte. Kramer war sowieso immer wortkarg, distanziertund unerschütterlich. Und er war penetrant tüchtig.“Tod durch Erdrosseln, Kehlkopf-Fraktur,keine Spuren eines vorangegangenenKampfes. Alles soweitbestätigt.” In der Tat, dasentsprach ihren eigenen Untersuchungen,und in punctoTodesursache hatten sie sich vonder Laboruntersuchung auch keineWunderdinge erhofft. Der Täterwar kräftig, under war dem Opferbekannt gewesen.Fortsetzung folgtDiese Krimi-Kurzgeschichtestammt aus demBuch „Kurz und Schmerzlos“von Peter Gerdes. Erschienenim Leda-Verlag unter der ISBN3939689653