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24 - Ultimo auf draht

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So sieht Liebe aus: „The Lunchbox“gültig gewordenen Mann ein besonderesEssen gekocht und es mit Liebeskräuternvon der Nachbarin gewürzt,da wird ihre Lunchbox vertauschtund landet <strong>auf</strong> dem Tisch despensionsreifen Buchhalters Saajan(Irrfan Khan). Der ist Witwer, vertrocknetund griesgrämig zu seinenKollegen. Aber das Essen ändertalles.Jedoch ganz anders als in amerikanischenRomcoms. Zwischen Ila undSaajan entwickelt sich eine regeaber zurückhaltende Zettelfreundschaftüber die beständig falsch hinundrichtig wieder zurückgelieferteLunchbox. Die beiden einsamen Seelenberichten einander von ihrem Lebenund ihren Sorgen, und am Randefällt eine Menge un<strong>auf</strong>dringlicherSozialkritik ab. Ila erzählt von ihremBruder, Saajan beschwert sich, dasses <strong>auf</strong> den Friedhöfen der übervollenStadt nur noch vertikale Gräber gibt.Und ganz nebenbei erwacht er zumLeben, ist freundlich zu Kollegen.Und auch Ila lernt etwas. Natürlichversuchen die beiden, sich zu treffen,und geschickt findet RegiedebütantRitesh Batra eine realistischeLösung für sein Märchen.The Lunchbox ist wunderbares indischesKino und ganz fern von Bollywood,romantisch, humorvoll undnur ein bisschen bitter. WingIndien 2013. R: Ritesh Batra B: Ritesh Batra,Rutvik Oza K: Michael Simmonds D:Irrfan Kahn, Nimrat Kaur, NawazuddinSiddiquiHEMELLost GirlNymphomanie macht einsam.Eine weibliche, niederländischeAntwort <strong>auf</strong> »Shame«Da liegt eine nackte Frau im Bett.Kaltes Licht liegt über ihr. Undein nackter Mann. Viel Spaßscheinen sie aber nicht zu haben.Im letzten Jahr rannte MichaelFassbender in Shame immer derLust nach in sein Unglück, diesmalleidet Hannah Hoekstra an der Verabsolutierungdes Geschlechtlichen.Zwar drohen dort Steve McQueenund hier die Regisseurin Sacha Polaknicht mit dem Teufel als Strafe, aberdoch mit tiefer Trauer über die Leerezwischen den Laken. Genauer: BeideFilme kamen international zur gleichenZeit heraus und Sacha Polakwill sich Shame erst jetzt ansehen.Die junge Hemel (niederländischfür „Himmel“) fällt sofort durch unmädchenhaftesVerhalten im Bett<strong>auf</strong>. Als ihr Liebhaber eine Schamrasuranregt, weil er „kein Buschmann“sei, kontert sie mit „aberein Kinderschänder?“ und als er sichüber unhygienische Haare auslässt,hält sie dagegen, Sex sei per definitionunhygienisch. Dann geht sie <strong>auf</strong>sKlo, übt Stehpinkeln und bringt ihmdann doch den Rasierer.Sacha Polak setzt mehrere solcherEpisoden unverbunden aneinander,und schon bald lernen wir, Hamelhat ein eher männliches Paarungsmuster,und sie hat es von ihrem Vater.Der wechselt seit dem Tod derMutter seine Freundinnen ständigund geht mit seiner Tochter um, alswäre sie noch klein. Giggelnd balgensie sich am Boden, und trotzig reagiertsie <strong>auf</strong> die Nachricht, dass ihrVater plötzlich doch die wahre Liebegefunden zu haben scheint.Hemel ist gefangen zwischen altklugem,manchmal zynischem Kindund einer Frau, die sie sich nur alsLustobjekt vorstellen kann. Ein bisschenElektra-Komplex spielt auchhinein, aber so, wie Sacha Polak dieausführlichen Sexszenen des Anfangszurücknimmt, verschwindenallzu deutliche Erklärungen. Auchdie Bilder rutschen immer wiederaus dem Fokus und zeigen die zunehmendverstörte Hemel in Groß<strong>auf</strong>nahmen.Das öffnet viele Verständniswege.Auch am offenen Ende istsie noch ein unreifes Kind, aber sieULTIMO 11

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