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24 - Ultimo auf draht

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KONZERTEHymnen <strong>auf</strong>s NichtstunDIE RÜCKKEHR DER »SPORTFREUNDE STILLER«Sportfreunde Stiller – dasklingt schwer nach Stimmung.Kein Wunder, dassman sich bei Konzerten der Bandwie im Fußballstadion fühlt. DasMünchner Trio hat sich sogar nacheinem Trainer aus der bayrischenBezirksliga benannt. Peter S. Brugger,,,Rüde“ Linhof und ,,Flo“ Weberdeshalb als reine Spaßcombo abzustempeln,wird ihnen aber nicht gerecht.<strong>Ultimo</strong> traf das Trio kurz vorihrer fast ausverk<strong>auf</strong>ten Tour imRamones-Museum in Berlin, wo sieihr Album ,,New York, Rio, Rosenheim“(Universal) vorstellten.Zum Interviewtermin bittet ihr<strong>Ultimo</strong> ins Ramones-Museum. Wasbedeuten euch die Ramones?Rüdiger Linhof: Ich habe die Ramonesin meiner Jugend für mich entdeckt– nach einer Phase mit denHosen, Deep Purple und Queen. Icherinnere mich, wie im ersten Frankreich-Urlaubmeines Lebens imAuto ständig gestritten wurde, weilder Vater meines Freundes immerJazz hören wollte. Das war wahnsinniganstrengend, wir konntenuns aber <strong>auf</strong> die Ramones und <strong>auf</strong>Jazz einigen.Wieso habt ihr seit dem letztenStudioalbum ,,La Bum“ sechs Jahrevergehen lassen?Linhof: Dazwischen gab es ja nochdie MTV-Unplugged-Platte. Die hatmindestens genauso viel Arbeit gemachtwie eine normale Studioproduktion!Wir mussten dafür das Miteinander-Musizierenkomplett neulernen und haben ein dreiviertelJahr richtig intensiv gearbeitet. Esbrachte uns <strong>auf</strong> einen neuen musikalischenWeg.Konntet ihr bei dieser Studioproduktiondavon profitieren?Wollen mehr als eine Spaßkombo sein: Sportfreunde StillerPeter S. Brugger: Früher musiziertenwir eher gegen- als miteinander.Wir haben überhaupt nichtdar<strong>auf</strong> geachtet, wie ein Bass oderein Schlagzeug funktionieren muss,damit die Musik nach vorne marschiert.Das lernten wir erst durchdas Unplugged-Projekt, weil es dortkeine Möglichkeiten mehr gab, etwaszu verschleiern. Heute kann ichviel konkreter formulieren, wie einbestimmter Sound oder Groovewirkt und sich anfühlt. Oder ob sichBassfiguren mit dem Gesang beissen.2011 und 2012 habt ihr mit denSportfreunden Stiller pausiert.Wollt ihr mit dem Song ,,Wiederkein Hit“ ausdrücken, dass auchdas Nichtstun kreativ sein kann?Brugger: Das Lied drückt aus, dassman seine Pflicht auch mal nicht erfüllensollte. Das öffnet den Horizontund kann sehr inspirierendsein. Oftmals meint man, man müsseunbedingt irgendetwas erreichenoder schaffen und verliert sichdann aber darin.Dient die ,,Hymne <strong>auf</strong> Dich“ dannder Selbstmotivation?Linhof: Nach dem letzten Albumhatten wir das Gefühl, ein bisschenmüde zu sein und uns untereinanderneu sortieren zu müssen. DasLeben hat sich halt verändert in den17 Jahren, die es uns inzwischengibt.Eine eurer Singles hieß ,,Antinazibund“.Im Titelsong des neuen Albumswird diese Thematik wieder<strong>auf</strong>gegriffen. Erreicht man Menschenüberhaupt mit solch schwerenThemen?Linhof: Manchmal ist es wurscht,wie die Leute da draußen das finden,manchmal sollte man es einfachnur machen. Ich will für solchein Lied nicht bejubelt werden, ichwill einfach nur sagen: ,,Es ist soeine Scheiße, dass es dieses Gedankengutnoch immer gibt. Wir sehenes und es kotzt uns an. Es wäre super,wenn der eine oder andereauch <strong>auf</strong> diese Umtriebe achtenwürde“. Nur wenige Jahre nach,,Antinazibund“ hat sich herausgestellt,dass mordende Truppendurch Deutschland gezogen warenund dass unschuldige Ausländermafiöser Umtriebe verdächtigtworden sind. Das Land war <strong>auf</strong> demrechten Auge blind!Brugger: Was ich seltsam fand, istdass den Sportfreunden zum Teilvorgeworfen wurde, aus dem Themakommerziellen Nutzen zu ziehen.Uns war es wichtig, dieses Statementzu machen! Deshalb sindwir mit ,,Antinazibund“ bewusst zuStefan Raabs Bundesvision-Contestgegangen.In München findet gerade der Prozessgegen Beate Zschäpe und dieUnterstützer des NSU statt. Bleibtihr am Thema dran?Linhof: Klar, denn ich finde esschockierend, wie die staatlichenOrgane völlig versagt und sich sogarals Sponsoren dieses terroristischenNetzwerkes herausgestellthaben. Mit fast krimineller Energiesind Akten geschreddert, Beweisevernichtet und Gelder in die Netzwerkegeschleust worden sind. Dasmutet fast schon wie eine Verschwörungan…Interview: Olaf NeumannBIELEFELD,RINGLOKSCHUPPEN <strong>24</strong>.11.MÜNSTER,HALLE MÜNSTERLAND 6.4.Ian ,,Lemmy“ Kilmister wird imDezember 68 Jahre alt. Der Methusalemdes Metal hat seit kurzemeinen Herzschrittmacher. Dashindert ihn nicht daran, mit Motörheaddas krachige Album ,,Aftershock“zu veröffentlichen. Mit 14Songs – so, wie Rock’n’Roll seinmuss: laut, schnell, aggressiv undelektrisierend. Neu ist an Titeln wie,,Heartbreaker“, ,,End Of Time“ und,,Death Machine“ sowohl formal alsauch inhaltlich ganz bestimmtnichts. Dass die Platte trotzdem hörenswertist, hat mit dem Enthusiasmusund der Überzeugungskraftder Band zu tun, die hier auch zuEntzug, nein danke!HERBSTTOUR ABGESAGT, ABER NEUE SONGS: MOTÖRHEADS »AFTERSHOCK«überraschen weiß. Mit superbenStücken wie der für ihre Verhältnissefeinfühligen Ballade ,,Dust AndGlass“, dem melancholischen ,,LostWoman Blues“ und der eindringlichenMidtempo-Nummer ,,SilenceWhen You Speak To Me“.Doch ,,Aftershock“ stand unterkeinem guten Stern. Die erstenSongs entstanden bereits Anfang2012 in Lemmys Wahlheimat L.A.unter der Ägide des ProduzentenCameron Webb. Aber Anfang 2013wirkte Lemmy bei öffentlichen Auftrittenangeschlagen. Im Sommermusste der 67-Jährige alle Konzerteabsagen und sich einenHerzschrittmacher einsetzen lassen.Seitdem wiegt er ein ganzesKilo mehr. Wetten wurden abgeschlossen,ob dies das Ende vonMotörhead sei. Aber ,,Aftershock“ist der tröstliche Beweis, dass demSpeedjunkie Lemmy Kilmister, dermit kaputtem Trommelfell undKeuchhusten geboren wurde, biszur Rente offenbar noch Zeit bleibt.Trotz eines für Rockerverhältnissebiblischen Alters wirkt das Warzengesichtnoch immer wilder und antibürgerlicherals viele junge Kollegen.So viel ist sicher: Ohne Jack Daniel’swird das bizarr uniformierteSchlachtross auch künftig niemalsdas Feld betreten, und die Kippezwischen den blassen Lippen wirktbei ihm wie angeklebt. Sowas lässtsich nicht radikal ändern – der Entzugwäre ein viel zu großer Schockfür seinen Körper. ,,Das könnte ichgar nicht verarbeiten“, brummelter. ,,Aber ich versuche, den Raubbauein bisschen runterzuschrauben.“Dass der Metal-Guru mit soetwas Albernem wie Sport <strong>auf</strong> seinealten Tage nicht mehr anfangenwird, ist eh klar. Er bleibt lieber authentisch…Olaf NeumannMotörhead: Aftershock (Rykodisc/Warner Music)ULTIMO 21

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