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24 - Ultimo auf draht

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Albert Camus würde am 7. November 100Jahre alt. Aus diesem Anlass erscheint seineErzählung Jonas oder der Künstler bei derArbeit als Graphic Novel. Die junge BerlinerinKatia Fouquet zeichnete mit fast kindlichemStrich und anfangs scheinbar ungelenkerFarbenfreude ihre Version des Künstlerdramasfür eine Buchreihe, in der die EditionBüchergilde illustrierte Ausgaben klassischerLiteratur herausbringt. Jonas ist einnetter junger Mann, den alle mögen und derkeine Aufgabe findet. Schließlich wird erKünstler, erfolgreich und damit noch unglücklicher.Seine Frau tut alles, um ihm zu gefallen,es wimmelt von Bewunderern, die seinganzes Leben verstopfen, und man darf sichfragen, ob da ein frühes Burn oder Bored Outvorliegt, oder das Versagen des Begabten anden Mühen des Alltags. Immer düsterer werdenFouquets Bilder mit derZeit, und immer deutlicher wird, wie sie mit einigen Requisiten in ihren Bildern denText von 1957 unmerklich in die Gegenwart hebt. Und das zuweilen etwas pathetischklingende Original damit zugleich konkretisiert und ironisiert. Zum Vergleichist der Originaltext zusammen mit einigen historischen Fotos im Anhang abgedruckt.(Albert Camus, Katia Fouquet: Jonas oder der Künstler bei der Arbeit. Graphic Novel.Edition Büchergilde, Berlin 2013, 160 S., <strong>24</strong>,95) /// -w-Japan Anfang des 19. Jahrhunderts: Als Pensionär beginnt Ino Tadataka sich zumZeitvertreib mit der Landvermessung zu beschäftigen. Ausgestattet mit einem Pedometerspaziert er durch Edo, um sich die notwendige konstante Schrittlänge anzugewöhnen.Sorgfältig misst er die Längen von Brücken ebenso wie die Entfernung zwischenzwei Stadtteilen. Dabei beobachtet er das Treiben in der Stadt und lernt dieunterschiedlichsten Menschen kennen. Der renommierte Mangaka Jiro Taniguchi(Der spazierende Mann; Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß) porträtiert in Der Kartographnicht nur Ino Tadataka, einen der bedeutendsten Kartographen Japans, sondernauch die Stadt Edo in einer Phase des Aufbruchs. Für die historische Atmosphäreließ sich Taniguchi von TadatakasAufzeichnungen und zeitgenössischerKunst inspirieren. Sein Stilist realistisch, präzise und wunderbaranzuschauen. Tadatakas Erkenntnissewerden durch neue,teils überraschende Perspektivenmeisterhaft für den Leser erfahrbargemacht. Historische Begriffeund Anspielungen erläutert einGlossar am Ende des Bandes. (CarlsenComics, Hamburg 2013, S. 220, SC,16,-) /// -ok-COMICS„Von den brasilianischen Zwillingsbrüdern Moon und Báwürde man gerne mehr zu sehen bekommen“, hatten wir vorkurzem geschrieben. Jetzt ist bei CrossCult der Band De:Taleserschienen, der erste eigenständige Comic von FábioMoon und Gabriel Bá, in dem kleine Schwarzweiss-Geschichten aus dembrasilianischen Alltag erzählt werden. Hier verliebt sich gerade jemand,wird seine Chance aber sanft verspielen. An anderer Stelle entsteht ein Zeitloch<strong>auf</strong> dem Herrenpissoir, weshalb der Held sich immer wieder fragendarf, warum er bei einem Mädel nicht landen konnte. Und in der ersten Geschichtewerden zwei Comickünstler von einem Engel durch einen Traumgeführt, und der Engel sagt ihnen, dass sei richtig gut, was sie machen. Dannsehen wir die beiden am nächsten Tag am Frühstückstich sitzen, und siegrinsen sich an: Beide hatten den selben Traum. (CrossCult bei Amigo, Ludwigsburg2013, 112 S., HC, 15,-) /// -aco-Der Mann, der keine Feuerwaffen mochte ist nicht nur sehr schön gezeichnet(von Paul Salomone), er hat auch eine gute Geschichte (erdachtvon Wilfrid Lupano). Während im ersten Band eine Menge schräger Vögelhinter der schönen Margot her waren („die Schlampe!“) und wir nicht sorecht wussten, was sich denn nun Geheimnisvolles unter den Papieren befindet,<strong>auf</strong> die der halbe Wilde Westen so scharf zu sein scheint wie <strong>auf</strong> Margo,bekommen wir im zweiten Band Auf dem Weg nach Madison nicht nur dietragikomische Vorgeschichte des Anwalts Byron Peck geliefert (der nämlichmal ganz wild <strong>auf</strong> Feuerwaffen war) und erfahren etwas über ein paar verlorengeglaubte Briefe, die direkt mit der US-Verfassung zu tun haben undmit dem berüchtigten zweiten Verfassungszusatz, der das Recht <strong>auf</strong> Waffenbesitzfür Jedermann zu regeln scheint. Wie sich da in einen ziemlich satirischenComic plötzlich ein sehr direkter, böser Zug zur Gegenwart einschleicht– das ist schön ausgedacht. Wie oft bei Splitter gibt es zusätzlichzum Comic noch ein paar Seiten mit Skizzen und Notizen. (Splitter, Bielefeld2013, 56 S., HC, 13,80) /// -aco-ULTIMO 23

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