Regenstreifen, Bald ist alles in ein merkwürdiges Grau gehüllt. Nurim Osten strahlt die Sonne. Von Aufwind ist n<strong>ich</strong>ts mehr zu finden.Während <strong>ich</strong> in R<strong>ich</strong>tung Oberwiesenfeld <strong>fliege</strong>, verliere <strong>ich</strong> stetigan Höhe.Die dicken Wolken verdunkeln den Himmel immer mehr. Endl<strong>ich</strong>zuckt der erste Blitz. Das Rätsel ist gelöst. Eine große Aufgabe stehtvor mir. Ich muß mit dem Gewitter eine lange Strecke zurücklegen.Es wäre ein großes Ereignis für die Wetterflug-Tagung. Aber derHöhenmesser sinkt immer mehr. Wo kann <strong>ich</strong> den Gewitteraufwindfinden? Eine Gewitterwalze ist n<strong>ich</strong>t zu erkennen. Unten in Oberwiesenfeldstartet noch schnell eine große Verkehrsmaschine und reißtvor dem Unwetter aus. Es gibt für m<strong>ich</strong> nur noch eine Mögl<strong>ich</strong>keit,wenn <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t meine restl<strong>ich</strong>e Höhe verlieren will, direkt in das Gemitter hineinzu<strong>fliege</strong>n. Ich nehme also Kurs Süden!Die ersten Hagelkörner fallen mit unheiml<strong>ich</strong>er Gle<strong>ich</strong>mäßigkeit aufdie Tragdecks. Vor mir hängen dicke, unten zerrissene Wolkenfetzenherunter. Der Donner folgt jedesmal gle<strong>ich</strong> dem Blitz und poltertunheiml<strong>ich</strong> durch die Luft, als wenn alles ein großer Raum gewordenwäre. Angestrengt höre <strong>ich</strong> noch einmal, ob auch drinnen meineregistrierenden Instrumente ticken, denn der bisherige Flugverlaufund das, was jetzt kommen wird, wird für die wissenschaftl<strong>ich</strong>e Auswertungdes Fluges von außerordentl<strong>ich</strong>er Bedeutung sein. Nocheinmal überlege <strong>ich</strong>, ob <strong>ich</strong> es auch verantworten kann, diesen Flugin diese gewaltige Naturkraft hinein zu wagen. Aber die Entscheidungwar ja schon gefallen. Als <strong>ich</strong> meine Pläne schmiedete,hatte <strong>ich</strong> genügend Zeit gehabt, zu überlegen, was <strong>ich</strong> in einemsolchen Falle tun wollte. Gedanken kommen und gehen. Endl<strong>ich</strong>naht die Erlösung. Mitten unter den schweren dunklen Wolkenfängt der „Fafnir" gle<strong>ich</strong>mäßig mit 3 Meter in der Sekunde an zusteigen. Die S<strong>ich</strong>t nach unten wird immer schlechter. Hinter denweißen Hagelstreifen verschwinden langsam die letzten Flecken derErde. Seitl<strong>ich</strong> zuckt ein Blitz durch das Grau. Aber vom Donnerist n<strong>ich</strong>ts zu hören. Die Hagelkörner schlagen mit großem Lärmauf den „Fafnir". Mein Instrument zeigt noch immer: Steigen. DieLuft wird unruhiger. Es wird immer schwieriger, den „Fafnir"in Normallage zu halten. Der Geschwindigkeitsmesser geht plötzl<strong>ich</strong>ganz zurück. Ich drücke schnell nach, um auf Fahrt zu kommen.Aber der Zeiger springt hin und her, und der „Fafnir" pfeift lautdurch die zu hohe Geschwindigkeit. Der Geschwindigkeitsmesser istdurch Hagel verstopft und fällt aus. Aehnl<strong>ich</strong> geht es mit demkünstl<strong>ich</strong>en Horizont. Nur mit dem Kompaß und nach Gefühl muß<strong>ich</strong> <strong>fliege</strong>n.Die Böen werden immer härter und zerren an den Decks. DieHagelkörner fallen in Kirschengröße und prallen mit solcher Wucht54
gegen die Bespannung, daß langsam grolle Risse entstehen. DasHöhensteuer ist nur noch ein Sieb. Eine starke Bö hebt m<strong>ich</strong> mitdem Rumpf deckel auf dem Kopf vom Sitz. Die Maschine kommt aufso hohe Geschwindigkeit, daß <strong>ich</strong> nach den Flügeln ausblicke, umzu sehen, wie sie brechen. Aber sie biegen s<strong>ich</strong> nur durch, in einemGrade, wie <strong>ich</strong> es nie für mögl<strong>ich</strong> gehalten hätte. Zwischendurchzuckt ein Blitz. Scheinbar ganz in der Nähe. Der Donner kracht, alswenn der Blitz in die Maschine geschlagen wäre, dann poltert eslangsam von oben hinterher. Immer wieder versuche <strong>ich</strong>, nach demKompaß nach NO zu <strong>fliege</strong>n, um auf die Vorderseite des Gewitterszu kommen. Tatsächl<strong>ich</strong>, es gelingt mir. Der Hagel prasselt nurnoch leiser, und auf einmal sehe <strong>ich</strong> unter mir wieder ganz schwachdie Erde erscheinen. Sofort drücke <strong>ich</strong> den „Fafnir" in einer steilenSpirale nach unten heraus.Es ist, als wenn <strong>ich</strong> seit langer Zeit zum erstenmal wieder tief atmenkönnte. In der Helligkeit sehe <strong>ich</strong> mir schüchtern die Tragdecks an.Sie haben lange Risse und viele kleine Löcher. Wasser und Hagelkörnerliegen als dicke Sch<strong>ich</strong>t im Flügel. Aber der treue Vogelfliegt noch so schön, daß <strong>ich</strong> mir keine Sorge zu machen brauche.Vielle<strong>ich</strong>t hundert Meter hinter mir zieht die schwere Gewitterwalze,die mir bisher zum Segeln gefehlt hat. Das ganze Grau der Walzeist dauernd in Bewegung. Große Wirbel bilden s<strong>ich</strong>. Eine kaum zuüberwindende Zone für Flugzeuge. Vor mir weiter im NO liegtwunderbar von der Sonne beschienene Landschaft und im Südenvor dem Gewitter ganz klar die lange Alpenkette.Zuerst gehe <strong>ich</strong> auf Patrouille, um zu sehen, wie groß die „Front"ist und wo der beste Aufwind zu finden ist. Das geht schnell. Das.Gewitter ist, fachmännisch gesehen, nur klein, vielle<strong>ich</strong>t 15 KilometerAusdehnung. Es gibt Fronten von 1000 Kilometer Breite. Vor derGewitterwalze ist der Auf wind gle<strong>ich</strong>mäßig und kräftig, so daß <strong>ich</strong>schnell auf ungefähr 2200 Meter komme. Ab und zu bilden s<strong>ich</strong> Wolkenum m<strong>ich</strong> herum. Aber im Blindflug <strong>fliege</strong> <strong>ich</strong> immer wieder mitKurs NO vorne heraus. Stundenlang geht es so mit dem Gewittervorwärts.Mit einemmal entdecke <strong>ich</strong> in diesen unglaubl<strong>ich</strong>en Höhen einenSchmetterling. Ich denke so bei mir, ob dieser kleine Kerl wohl auchso friert wie <strong>ich</strong>; aber schon bin <strong>ich</strong> an ihm vorbei. Mit einemmalwird mein Sitz feucht. Die Hagelkörner, die s<strong>ich</strong> in den Flächenangesammelt haben, schmelzen. Das Wasser läuft im Rumpf zusammenund beginnt langsam zu steigen. Ich bohre so lange, bis <strong>ich</strong> ein Lochdurch das Sperrholz im Rumpfboden habe, durch das das Wasserabfließen kann.Interessant zu beobachten, was unten auf dem Boden vor s<strong>ich</strong> geht,wenn ein Gewitter kommt. Wenn irgendwo eine große Rauchfahne55
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Günther GroenhoffIch fliegemitund
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