Ich gewinne den internationalen StreckenrekordTrotzdem bin <strong>ich</strong> meinem „Fafnir" n<strong>ich</strong>t untreu geworden. Ich nehmemit ihm an dem 3. Rhönsegelflug-Wettbewerb im Juli 1931 teil.Zwölf Maschinen stehen auf der Kuppe und dazwischen rennen mindestenszehnmal so viel aufgeregte Leute hin und her, sprechen vonWind, Gewitterwalze und warten gespannt auf den ersten, der dasZe<strong>ich</strong>en zum Start gibt. Ich kontrolliere noch einmal meine startfertigeMaschine und verstaue zuletzt noch schnell einen dicken Scheinwerfer.Vielle<strong>ich</strong>t geht es in die Nacht hinein. Es ist schon 17 Uhr. Die Sonneist längst hinter den Wolken verschwunden. Die schwarze Gewitterwandkommt aus Westen schnell näher. Mit einem Mal setzt Bewegungunter den Piloten ein, einer hat seine Leute zum Start gerufen. DasRennen beginnt!In 7 Minuten werden die zwölf Maschinen in die Luft geschossen.Ich bin als zweiter losgekommen und sehe nun, wie einer nach demanderen von unten herauf wächst. Der Auf wind ist überall so gut, daßs<strong>ich</strong> die Segler an den Hängen der Wasserkuppe bis nach Gersfeldverteilen. Es wird schon ekelhaft bockig. Wolkenfetzen ziehen untereinem weg, und der Wind wird so stark, daß man wie angenagelt übereinem Punkt auf der Erde stehen bleibt. Es fängt an zu regnen. Tiefdurchgewölbte und zerfetzte Wolken ziehen in gle<strong>ich</strong>er Höhe heran.Ich stelle fluchend fest, daß wir alle die Front verpaßt haben. Es gibtnur noch eine Rettung: ihr schnell nach Osten nach<strong>fliege</strong>n. Schon imLee der Wasserkuppe zieht der Abwind nach unten. Die Böen zerrenan den langen Decks, daß das Holz ächzt. An der Hohen Rhön pustetder Auf wind wieder in die Höhe. Unten zieht der Sturm durch dieBäume. Es geht wieder hinauf bis auf 1500 m. Jetzt wird es schwierig.Mit 4 und 5 m/sek. geht es oft nach unten. Die Böen machen mit dem„Fafnir", was sie wollen. Die Flügel winken, als wenn sie ein hübschesMädchen auf dem Boden entdeckt hätten. Es ist geradezu, um s<strong>ich</strong> zuärgern, aber Petrus hat recht, man soll auch etwas arbeiten, wennman zum Erfolg kommen will. An der Diesburg gibt es wieder Aufwind.Die Höhe re<strong>ich</strong>t, um gle<strong>ich</strong> weiter zur Geba zu <strong>fliege</strong>n. Dorthabe <strong>ich</strong> nur noch Wasserkuppenhöhe. Aber wieder <strong>fliege</strong> <strong>ich</strong> weiter.Ich muß der Front d<strong>ich</strong>t auf den Fersen sein, denn n<strong>ich</strong>t weit vor mirscheint schon die Sonne. Mit einem Mal liegt der „Fafnir" ruhig wieein Brett und steigt mit vier bis sechs Meter pro Sekunde der nun guts<strong>ich</strong>tbar gewordenen Gewitterwalze zu. In nur 3 Minuten steige <strong>ich</strong>von 1000 auf 2000 m Höhe! In der ruhigen Luft vor der Front patrouilliere<strong>ich</strong> hin und her und habe Zeit, Umschau nach meinen Kameradenzu halten. An der Front scheint niemand zu sein, aber da unten d<strong>ich</strong>tüber dem Wald bewegt s<strong>ich</strong> ein kleiner weißer Str<strong>ich</strong>. Tatsächl<strong>ich</strong>:da kurvt an den Hängen d<strong>ich</strong>t vor Meiningen eine Segelkiste. Deutl<strong>ich</strong>76
kann <strong>ich</strong> verfolgen, wie sie in den Frontaufwind kommt und s<strong>ich</strong>schnell meiner Höhe nähert. Es vergehen ein paar Minuten, und schonsegeln wir vielle<strong>ich</strong>t nur 20 m aneinander vorbei: Wolf Hirth mitseinem „Musterle". Mit der Front ziehen wir stundenlang gemeinsamweiter. Zuerst geht es über den Thüringer Wald, dann nach Gothaund nun erscheint Erfurt mit seinem mir so gut bekannten Flugplatz.Die Wolkenbildung vorm Gewitter wird oft so d<strong>ich</strong>t, daß <strong>ich</strong> sehraufpassen muß und das „Musterle" aus den Augen verliere.Ich legte nun allen Wert darauf, mögl<strong>ich</strong>st große Höhe zu bekommenfür den Höhenforschungspreis des Wettbewerbs, der eine Höhe von2000 m über Start vorschrieb. R<strong>ich</strong>tig erre<strong>ich</strong>e <strong>ich</strong> mit viel Geduld3000 m, das sind 2050 m über der Wasserkuppe. Dann <strong>fliege</strong> <strong>ich</strong> einStück von der Front fort, um zu sehen, welche Ausdehnung sie hatund wie stark sie überall ist. Geschlossen zeigt s<strong>ich</strong> die ganze Gewitterwalze:in dieser Wolkenwand von vielle<strong>ich</strong>t 300 in Höhe, in derunheiml<strong>ich</strong> viel Bewegung und Turbulenz ist, bilden s<strong>ich</strong> die Dunstmassenum. Wirbel entstehen, werden immer größer und verschwindenins Gewitter. Manchmal drehen s<strong>ich</strong> die ganzen Wolkenmassenin großen Walzen und werden wieder durch kleine Walzen, die querdazu liegen, unterbrochen. Aber die ganze Front bildet einen geschlossenenStreifen, den <strong>ich</strong>, soweit es die diesige Luft zuläßt, ganzverfolgen kann. Weiter dahinter zucken, abwechselnd an der einenStelle und dann wieder viel weiter weg, ein paar Blitze zum Boden.Der Donner folgt, bald schnell, bald langsam, mit eigenartigemDröhnen. Es wird dunkler. Ich muß m<strong>ich</strong> entscheiden, ob <strong>ich</strong> liebereine s<strong>ich</strong>ere Landung noch bei Dämmerung oder einen Nachtsegelflugversucham Gewitter machen will. Aber gerade dazu hatte <strong>ich</strong> mir jaden Scheinwerfer beim Start noch schnell eingepackt. Wo Hirth ist,weiß <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Es ist Wettbewerb. Ich muß alles versuchen.Die Front ist immer schlechter zu erkennen. Ich <strong>fliege</strong> nun immerniedriger, um bessere Uebers<strong>ich</strong>t zu haben. Die Blitze erleuchten hinund wieder die Wolken und die Erde so hell, daß <strong>ich</strong> geblendet bin.Wie merkwürdig die Erde aussieht! Alles ganz flach, ohne plastischzu erscheinen. Jedesmal, wenn es blitzt, halte <strong>ich</strong> schnell Umschau,um meine Flugr<strong>ich</strong>tung für kurze Zeit zu bestimmen. Unten in denOrtschaften brennen die L<strong>ich</strong>ter. In den Städten sehen sie blendendweiß aus. In den kleinen Dörfern erscheinen nur schwache, rötl<strong>ich</strong>eL<strong>ich</strong>ter. Die Scheinwerfer der Autos bestrahlen in langen, hellenStreifen die Straßen und suchen die Gegend ab. Ein D-Zug fährt aufder geraden Eisenbahnstrecke gegen Südwesten. Der Rauch der Lokomotivewird beim Heizen rot erleuchtet.Ich muß furchtbar aufpassen. Die Front ist sehr unregelmäßig geworden.Ich kann ihre Struktur n<strong>ich</strong>t mehr erkennen. Plötzl<strong>ich</strong> kann<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts mehr sehen. Ich kurve sofort zurück nach Osten, aber da77
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Günther GroenhoffIch fliegemitund
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Bald winkten mir indessen noch höh
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ieh stehe auf dem Schornstein eines
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und 1,52 Minuten Dauer auf. Der Kri
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So siebt das Fliegerlager auf der W
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So sah 1923 die Küche aus. Es müs
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Pelzner in seinem Hängegleiter. Di
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Erster Luftsprung in Rossitten!Jede
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Fluglehrer übernimmt seine Gruppe:
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Schwieriger Transport eines am Ufer
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endlich wieder zur Fliegerei nach W
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getrieben und bietet einen starken
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