PRIVATEVon Modeerscheinungenund dauerhaften TrendsVon Dr. Gérard FischerCEO Swisscanto GruppeAuch wenn Sie sich nicht <strong>für</strong> Mode interessieren,wissen Sie, dass <strong>die</strong> neuen Kollektionender führenden Modelabels denTon angeben <strong>für</strong> <strong>die</strong> angesagtesten Kleider.Deshalb sind wir alle, mehr oder weniger,<strong>die</strong>sen Modezyklen unterworfen,und wenn man vorne dabei sein will, mussman laufend <strong>die</strong> Garderobe erneuern.Wohl <strong>für</strong> kaum einen anderen Wirtschaftszweigist <strong>die</strong>ser ständige Wechsel so lebenswichtigwie <strong>für</strong> das Mode-Business.Modetrends gibt es aber auch im Anlagebereich.Immer wieder werden neueund attraktive Themen und entsprechendeProdukte präsentiert, <strong>die</strong> ein überdurchschnittlichesWachstum und grosse Renditenin Aussicht stellen. Ein Thema, dassich bereits mehrere Jahre halten konnte,ist dasjenige der «BRIC»-Staaten Brasilien,Russland, In<strong>die</strong>n und China. Der Begriffberuht auf der Annahme, dass <strong>die</strong>sevier Staaten sich zu den wirtschaftlichführenden Mächten entwickeln werden.Tatsächlich waren <strong>die</strong> Wachstumsratendort während Jahren deutlich höher alsjene in den industrialisierten Ländern,doch inzwischen wachsen auch <strong>die</strong>«BRIC»-Länder nicht mehr so stark, undbei den Anlegern macht sich Ernüch -terung breit.Plausible Geschichtensind kein Garant <strong>für</strong> den ErfolgEin neueres Thema, das von der Finanzbrancheidentifiziert wurde, ist «BigData». Dabei geht es um <strong>die</strong> immer grösserenDatenmengen, <strong>die</strong> beispielsweisedurch <strong>die</strong> Nutzung von Breitbandinternet,mobilen Geräten und sozialen Me<strong>die</strong>n anfallen.All <strong>die</strong>se Daten müssen analysiertund bearbeitet werden, weshalb der Marktrund um <strong>die</strong>se Tätigkeiten stark wächst.Schätzungen von Experten prognostizieren,dass sich der Markt <strong>für</strong> solche Dienstleistungenbis 2016 im Vergleich zu 2011vervierfachen wird. Welche Firmen jedochauch <strong>für</strong> Anleger profitabel sein werden,wird sich erst noch zeigen. Aktiensolch hochspezialisierter Firmen sind inder Regel grösseren Kursschwankungenausgesetzt, weil grosse Positionen rasch<strong>die</strong> Hand wechseln können und <strong>die</strong> Liquiditätnicht immer so gross ist. Anlageprodukte,<strong>die</strong> sich auf enge Themen beschränken,bergen Verlustrisiken, <strong>die</strong> wohlviele Privatanleger nicht tragen können.Sollen Anleger deshalb mit bestimmtenThemen verbundene Renditechanceneinfach verstreichen lassen? Letztendlichist es eine Frage des Temperaments undder sorgfältigen Auswahl. Mit einem gutdiversifizierten Portfolio können Sie auchohne Modethemen auskommen. Wenn Ihnenein Thema zusagt, sollten Sie prüfen,ob das Anlageuniversum wirklich so grossist (welche Firmen bestehen mit welcherKapitalisierung?), wie liquide <strong>die</strong>se Anlagensind (Handelsumsatz, Veräusserbarkeit),welche Kosten einmalig und wiederkehrendentstehen (hohe Kostenschmälern jede Rendite) und welchen AnteilSie darin investieren können.Dauerhafte Themen bevorzugenSoll eine themengebundene Anlage auflängere Sicht gewinnbringend sein, mussdahinter eine Entwicklung stehen, <strong>die</strong> absehbaroder gar unaufhaltsam ist. Das AnlagethemaWasser beispielsweise basiertauf der Tatsache, dass sauberes Wasser einimmer knapperes Gut wird und deshalbviel in <strong>die</strong> Reinigung und den effizienterenVerbrauch von Wasser, aber auch in<strong>die</strong> Wasserversorgung, investiert werdenmuss. Das Thema «Schwellenländer» warbereits Anfang der 90er Jahre bis zumZusammenbruch der Emerging Markets1994/95 ein grosses Modethema. DieÜberlegungen sind immer noch richtig.Nichtsdestotrotz sind Anlagethemen nieeine Einbahnstrasse – Rückschläge undKursverluste müssen in Kauf genommenwerden.Ein anderes beliebtes Thema sindheute Infrastruktur-Investitionen, dennohne <strong>die</strong>se ist eine leistungsfähige Wirtschaftnicht möglich. In vielen industrialisiertenLändern hat <strong>die</strong> Infrastruktur grossenErneuerungsbedarf, in den Schwellenländerngeht es primär um deren AufundAusbau. Bisher waren Infrastruktur-Investitionen weitgehend Staatsaufgabe.In Zeiten der Finanzknappheit suchen <strong>die</strong>Staaten nun private Investoren. Deshalbwerden Finanzierungen zum Beispielüber Fonds lanciert, und gerade Pensionskasseninvestieren in solche Produkte. Beideren Prüfung gilt es deshalb, auch folgendeFragen zu beantworten: Wie langeist das Kapital gebunden und welcheZinsrisiken ergeben sich daraus? WelchenEinfluss kann der Staat auf <strong>die</strong> Rendite<strong>die</strong>ser Anlage haben, etwa durch neueSteuern? Stimmt das erwartete Wirtschaftswachstumin <strong>die</strong>sem Land mit denerwarteten Erträgen überein? Weshalb investiertnicht der Staat selbst (der dank derNotenbankpolitik günstig zu Geld kommenkann), wenn <strong>die</strong> Renditen so hochsind? Sie merken: Auch wenn alle Fragenbeantwortet werden können, bleiben <strong>die</strong>seattraktiven Anlagen mit entsprechendenRisiken verbunden. Deshalb sollten Siesolche Modeerscheinungen verfolgen undwenn Sie nach sorgfältiger Prüfung überzeugtsind, nur einen begrenzten Teil dar -auf setzen.In der Modebranche ver<strong>die</strong>nen in ersterLinie <strong>die</strong> Anbieter der erfolgreichenMarken. Dies gehört dort zum Geschäft.Beim Investieren wollen Sie als Anlegerauch etwas ver<strong>die</strong>nen. Deswegen lohnt essich, genau hinzuschauen.gerard.fischer@swisscanto.chwww.swisscanto.ch14 Das Geld-<strong>Magazin</strong> 5/2013
PRIVATEFonds & Asset ManagementInvestitionen in Start-ups und Projekte –Bald keine Mauerblümchen mehr?Editorial von Markus Fuchs, Geschäftsführer Swiss Funds & Asset Management Association SFAMAIndirekte Finanzierung via kollektive Kapitalanlagen imBereich Start-up und Projekte sind interessante, aber derzeitwenig genutzte und bekannte Anlagemöglichkeiten <strong>für</strong> privatesowie institutionelle Investoren. Ein Beispiel – derSwiss Investment Fund – wird stellvertretend in der Folgekurz erläutert. Anschliessend folgen einige generelle Ausführungenzu Projektfonds. Hauptzweck solcher Fonds ist<strong>die</strong> Förderung der Gründung, des Wachstums und der Entwicklungkleiner und mittelständischer Unternehmen mitHilfe der Instrumente Risikokapital und Garantien.Die Schweiz ist kein leichtes Pflaster <strong>für</strong> Firmengründer.Um <strong>die</strong>s zu ändern, lancierten vor wenigen Monaten <strong>die</strong>Swiss <strong>Private</strong> Equity & Corporate Finance Association (Seca)und <strong>die</strong> CTI Invest – eine Schweizer Plattform <strong>für</strong> Wagniskapital– den Swiss Investment Fund. Mit insgesamt 500Mio. Schweizer Franken – grösstenteils von privaten Geldgebern– sollen Schweizer Jungunternehmen über den FondsKapital zur Finanzierung ihrer Innovationen erhalten. DiesesKapital soll nach dem Fund-of-Funds-Prinzip in ein Port -folio von 15 bis 20 Wagniskapitalfonds mit breitem Industriefokusinvestiert werden. Zahlreiche EU-Staaten – z.B.Deutschland und Österreich – verfügen bereits über Fonds<strong>für</strong> Jungunternehmen. Diese dürfen, da sie öffentliche Geldervon der EU erhalten, oft nicht mehr in der Schweiz investieren.Das führt nicht nur zu sinkenden Investitionen in derSchweiz, sondern auch zu einem Abwerben hiesiger Jung -unternehmen ins Ausland.Projektfinanzierung – also <strong>die</strong> langfristige, zeitlich begrenzteFinanzierung von Investitionsvorhaben in den Be -reichen Infrastruktur, Rohstoffgewinnung, Immobilien oderUmwelt – kann nicht nur über Eigenkapital, sondern auch viasogenannte Projektfonds erfolgen. Zwingende Voraussetzungensind dabei genügend grosse Märkte und eine gewisseRechtssicherheit. Der Anlegerfokus liegt weniger auf derProjektfinanzierung per se, als vielmehr auf einer dem ein -gegangenen Risiko entsprechenden Rendite. Ansatzpunkt istwie bei sämtlichen anderen alternativen Anlagen ein Rendite/Risiko-Profil, das vorteilhafter sein muss als bei vergleich -baren Anlageformen. Es gibt bereits einige Fonds, <strong>die</strong> in ausländischeProjekte (zum Beispiel Infrastruktur) investieren.Zentral ist hier jedoch, dass <strong>die</strong> Fonds nicht in ein einzigesProjekt investieren, sondern dass durch Anlagen in mehrereProjekte eine genügend breite Diversifikation sichergestelltwerden kann.Projektfinanzierungen werden von zunehmender Bedeutungsein, weil der Renditedruck vor allem im <strong>Vorsorge</strong> -bereich weltweit zunehmen wird. Trotzdem ist davon auszugehen,dass der Anteil am Gesamtinvestitionsvolumen eherbeschränkt bleiben wird. Hierzulande dürfte <strong>die</strong>s sogar nochausgeprägter der Fall sein, kommen doch in der Schweiz alsweltweit führendem Standort <strong>für</strong> <strong>Private</strong> Banking vorwiegendliquide Assets zum Einsatz. Zudem sind <strong>die</strong> regulato -rischen Anforderungen <strong>für</strong> Versicherungen und <strong>Vorsorge</strong>werkehoch, um in solche Projekte zu investieren, und derhiesige <strong>Private</strong>-Equity-/Venture-Capital-Markt ist rein schonbedingt durch <strong>die</strong> Landesgrösse beschränkt.Das Clustering – also <strong>die</strong> Netzwerkbildung von Unternehmensowie deren Zielgruppen im Bereich Projektfinanzierung– und eine genügende Masse entsprechender Fondssind notwendig, um hier das nötige Gewicht zu erhalten. VielBasisarbeit ist auch im Bereich Information und Ausbildungzu betreiben, denn nur so kann aus dem Mauerblümchen einekräftige Pflanze werden.markus.fuchs@sfama.chwww.sfama.ch5/2013 Das Geld-<strong>Magazin</strong> 15