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ETFs für die Vorsorge - Private Magazin

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PRIVATEFeindbild FinmaVon Claude BaumannJournalist und BuchautorIm Gespräch mit Schweizer Bankiersdominiert derzeit ein Thema ganz klar.Nein, es ist nicht <strong>die</strong> Steuerproblematik.Vielmehr geht es um das Verhältniszur Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht,zur Finma. Das Problem ist zwarnicht neu; seit Jahren lamentieren <strong>die</strong>Bankiers darüber. Doch offenbar spitztsich <strong>die</strong> Situation nun zu.Das ist insofern bedenklich, alssich <strong>die</strong> Branche derzeit in einem <strong>für</strong><strong>die</strong> Zukunft entscheidenden Selbstfindungsprozessbefindet, der auch über<strong>die</strong> künftige Ausgestaltung des SchweizerFinanzplatzes entscheiden wird.Aber leider scheuen sich <strong>die</strong> meistenBankiers, «on-the-record» darüber zureden. Sie be<strong>für</strong>chten negative Rückwirkungenauf ihre Geschäftstätigkeit.So mutiert das Problem zu einemPhantomschmerz.Krude BefehlsmentalitätKonkret stören sich <strong>die</strong> Bankiers amselbstherrlichen und arroganten Gehabeder Finma. Dass <strong>die</strong>se Behörde ihrerKontrollfunktion gerecht werden muss,ist unbestritten. Irritierend seien vielmehr<strong>die</strong> damit verbundene Befehlsmentalitätund der regulatorische Übereifer,mit dem <strong>die</strong> Finma-Leute ans Werkgingen. Das treffe vor allem kleinereFinanzinstitute, wo immer mehr Bankmitarbeitermit juristischen Fragen undVerhaltensmassnahmen (Compliance)anstatt mit der Kundenberatung beschäftigtseien. Und das kostet. Bereitsmehr als <strong>die</strong> Hälfte der Schweizer Bankenjammert, ihre Profitabilität liege50aufgrund der heutigen Regulierungs -praxis um bis zu 3% tiefer, wie <strong>die</strong>Wirtschaftsberatungs- und RevisionsfirmaPwC feststellt.In der Praxis würden <strong>die</strong> Finma-Mitarbeiter eine geradezu erschreckendeHektik entwickeln, heisst es aus derBranche. Sie stellten ultimative Forderungenund liessen den gesunden Menschenverstandvermissen. Und währendden Anliegen der Finma stets umgehendentsprochen werden müsse, dauere esendlos lange, bis umgekehrt beispielsweiseeine Bewilligung erteilt werde.Statt Pragmatismus dominiere ein technokratischesKontrollkästchen-Denken.Wahrscheinlich wolle <strong>die</strong> Finma damitdas Erfahrungsmanko ihres Personalsverschleiern, heisst es. Tatsächlich ist<strong>die</strong> Fluktuation bei der Finanzmarktaufsichtrelativ hoch, und es arbeitenauch viele jüngere Leute dort.Damit klar ist: In <strong>die</strong>ser Kolumnegeht es nicht um <strong>die</strong> Frage, wie viel Regulierungin der Schweiz sinnvoll ist,sondern darum, wie verschiedene Interessensgruppen,deren Zusammenspieleine ganz wichtige volkswirtschaftlicheBedeutung hat, miteinander verkehren.Unter solchen Prämissen sind Statements,wonach <strong>die</strong> Finma nicht da sei,um <strong>die</strong> internationale Wettbewerbs -fähigkeit der Schweizer Banken zu fördern,wie <strong>die</strong>s Finma-Direktor PatrickRaaf laub vor Jahresfrist erklärte, gänzlichfehl am Platz.Natürlich kann sich Raaflaub aufArtikel 5 im Finanzmarktaufsichts -gesetz berufen, in dem es heisst: «DieFinanzmarktaufsicht bezweckt nachMass gabe der Finanzmarktgesetze denSchutz der Gläubigerinnen und Gläubiger,der Anlegerinnen und Anleger,der Versicherten sowie den Schutz derFunktionsfähigkeit der Finanzmärkte.»Doch genauso steht darin: «Sie (<strong>die</strong>Finma) trägt damit zur Stärkung desAnsehens und der Wett bewerbsfähigkeitdes Finanzplatzes Schweiz bei.»Schadenfreude dominiertAuf dem hiesigen Finanzplatz scheintEinigkeit ein Fremdwort zu sein. Stattdessendominieren Uneinsichtigkeit undSchadenfreude. Lange genug liessensich <strong>die</strong> Grossbanken von den Behördennichts sagen, bis der BranchenprimusUBS in existenzielle Nöte geriet, waswiederum <strong>die</strong> noblen Privatbanken zuallerhand Schadenfreude anstiftete.Währenddessen sammelten <strong>die</strong> Kantonal-und Raiffeisenbanken emsig dasGeld frustrierter Grossbanken- Kundenein. Doch niemandem kam es in denSinn, dass jede, wie auch immer destabilisierteBank über kurz oder lang <strong>die</strong>ganze Branche belastet – selbst <strong>die</strong>Finma scheint <strong>die</strong>s nicht realisiert zuhaben, wie sich zeigte: Denn als <strong>die</strong>UBS rund 20’000 Konten von US-Kunden schliessen musste, brauchten<strong>die</strong>se bloss <strong>die</strong> Strasse zu überqueren,um eine neue Heimat <strong>für</strong> ihre (unversteuerten)Ver mögen zu finden. Dahätte unsere Aufsicht sagen sollen:«Moment mal, das geht nicht. Damitschaffen wir uns noch grössere Probleme.»Doch soweit kam es nicht.Bodenhaftung verlorenDer Öffentlichkeit wiederum fielnichts anderes ein, als einen ganzenBerufsstand zu verteufeln, bloss weileine kleine Gruppe an peinlichen Bankiers<strong>die</strong> Bodenhaftung verloren hatte.Doch wer hätte der Bevölkerung <strong>die</strong>sverübeln sollen? Bis heute ist kaum einPolitiker, Beamter oder Meinungsmacherbereit, <strong>die</strong> Bedeutung rechtschaffenerBankiers <strong>für</strong> unser Land zu thematisieren.Um gekehrt deutet auchnichts darauf hin, dass <strong>die</strong> tonangebendenBankiers über ihren Tellerrand hin -aus schauen – zu sehr beschäftigt sienach dem Wegfall ihres privilegiertenGeschäftsmodells, das ihnen <strong>für</strong> wenigArbeit hohe Erträge bescherte, <strong>die</strong>Suche nach ihrer neuen Daseins -berechtigung.Diese verhärteten Fronten sind derGrund da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> Schweiz bei Finanzplatzfragenderart unbeholfen undauf Dauer zum eigenen Nachteil agiert.Dabei hätte unser Land einen Finanzplatz,der eigentlich alles besitzt, uminternational nicht nur führend zu sein,sondern auch eine Vorbildfunktion zuübernehmen.claude.baumann@finews.chwww.finews.chDas Geld-<strong>Magazin</strong> 5/2013

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