4 <strong>Neuwerker</strong> <strong>Rundblick</strong>Nummer 12 / Juli 2013Leuchtturm bleibtLeuchtturm!VON RALF FLECHNERDr. Frank Toussaint von der IG Seezeichenund <strong>Neuwerker</strong> Fördervereinbegutachtet den Zustand.Rechte Bilderleiste von oben:Untersuchungen am Kupferdach.Aufenthaltsraum,Treppe und Technikschrank.Fotos: Toussaint/FlechnerDas Wasser- und Schifffahrtsamt(WSA) muss das<strong>Neuwerker</strong> Leuchtfeuerwegen der fehlenden Bedeutungfür die Schifffahrt aus seinem Bestandund vonden gültigen Seekartennehmen(siehe <strong>Rundblick</strong>April2013).Doch was wäre der Turm ohneLicht? Der <strong>Neuwerker</strong> Turm, immerhinüber 700 Jahre alt, wäre »nurnoch« ein historisches Bauwerk.Vielfältige Bemühungen und Gesprächesind in den vergangenenWochen geführt und haben ein erstesErgebnis.Nachdem die Beteiligten der StadtHamburg und des Bezirks Mitte, dieHamburger Kultursenatorin, die Insulaner,Leitung und Mitarbeiter derHPA, des WSA, der »InteressengemeinschaftSeezeichen« und des<strong>Neuwerker</strong> Fördervereins ihrenfesten Willen zur Aufrechterhaltungdes Betriebes bekundethaben, wird sich nun gemeinsamum eine Vereinbarungbemüht.Nicht einfach,geht es doch umbauliche Verantwortung, Reparaturarbeiten,Wartung des technischenBetriebes und um Kosten des Betriebes.Sicher wird es eine Veränderungdes Lichts geben, die Schifffahrt darfnicht irritiert werden. Für die technischeAufsicht gibt es bereits Zusagen;Mitglieder des Fördervereinshaben die Bereitschaft zur Übernahmeder Betriebskosten erklärt.Noch ist kein endgültiger Erfolg zuvermelden, aber sicher wird noch indiesem Jahr ein Dokument zur Erhaltungdes <strong>Neuwerker</strong> Turmlichtszustande kommen.Mitglieder des Fördervereins hattenim Frühjahr die Möglichkeit, dieSpitze des Turms und die -noch inBetrieb befindliche- Technik zu begutachten.Hier ein Auszug aus dem»Fotobericht«.
Nummer 12 / Juli 2013 <strong>Neuwerker</strong> <strong>Rundblick</strong>5VON KARSTEN BRONK (TEXT & FOTOS)Bei einer Umfrage der Touristikverbändein Deutschlandgaben 70 Prozent derBefragten Urlauber an, dass Wattwanderneiner ihrer Hauptgründeist, an der Nordsee Urlaub zu machen.Und sogar aus den benachbartenLändern, wiezum Beispiel der Schweiz,aber auch aus Übersee,kommen die Nordseegästeum einmal das Wattzu erleben. Schließlichwurde das Wattenmeerauch zum UNESCO Weltnaturerbeerklärt, was seinenbesonderen Status darlegtund für die Menschheitherausstellt.Das Watt ist geheimnisvoll, faszinierend,wundersam und lässtseine scheinbar unendlichen Weitenam Horizont mit dem Himmelverschmelzen. Es ist die letzte ursprünglicheWildnis in Deutschland.Kein Eingriff des Menschenkann die Gewalten von Ebbe undFlut beherrschen. Und wohl keinanderer Ort in Deutschland zeigtso deutlich, dass wir Menschenhier nur mit und nicht gegen dieNaturgewalt leben können. Dennwer sich hier nicht auskennt, mitden Tiden, dem Mond und demWind, kommt draußen im Wattschnell in große Gefahr.Gut VorbereitenDamit auch der kurze Weg insWatt nicht zu einem Desaster wird,sollten sich alle Wattwanderer vorherein paar lebenswichtige Informationeneinholen. So muss manunbedingt wissen, wann die Flutwieder aufläuft. Dafür gibt es denTidenkalender des BSH, den gibtes an der Küste in jeder Buchhandlungund in vielen Strandgeschäften.Wer bei seiner Wattwanderungeinen Priel durchquert,Priele sind Flüsse im Watt, dersollte unbedingt den Priel spätestenskurz nach Niedrigwasser aufseinem Rückwegwiederpassierthaben. Denn schon kurz nachNiedrigwasser füllen sich die Prielegurgelnd mit der auflaufendenFlut. Wer dann zu spät ist, demschneidet die reißende Strömungim Priel den Rückweg zum Landab!Seenebel ist ebenfalls eine großeGefahr für Wattläufer ohne Erfahrung.Auch wenn vor Neuwerkund Cuxhaven Buschpricken denWeg markieren, kann es zu Problemenkommen den Weg zu finden,denn Nebel lässt manchmal denBlick nur für ein paar Meter frei,und die Reisigbüsche stehen zirka50 Meter von einander entfernt.Da läuft man schnell in die Irre.Also, Kompass mitnehmen undGradzahl für den Rückweg festlegen.Ebenso sollte sich jeder fragen ober am Wandertag fit für die Wildnisist, schon kleine Probleme könnendas sichere und geplante Zeitfensterzur Makulatur werden lassen,denn die Flut wartet nicht!MesserscharfNoch vor zwanzig Jahren gingenfast alle Wattwanderer barfuß insWatt. Das ist heute nicht mehrüberall möglich. Mit der Verbreitungder Austernim Watt kommt esimmer wieder zuüblen Schnittverletzungen.Schließlich erkenntnicht jederdie teilweise nurwenige Zentimeteraus dem Watt lugendenAusternschalen, diemit ihren messerscharfenKanten zu schweren Verletzungenan den ungeschütztenFüssen führen können. Zusätzlichmachen die vielen Sandklaffmuscheln,die spitz aus dem Wattbodenragen, große Probleme wennman barfuß in die Muschelntritt. AlsoSchuhe an ziehen. Ambesten alte Turnschuhemit Socken dievor scheuerndem Sedimentschützen. AuchNeoprenfüßlinge,oder Wattklocks sindok. Gummistiefel hingegensind unbequemund meist kürzer alsPriele tief sind.Auch das Wetter kanneine fröhliche Wattwanderungtraurigenden lassen. Schließlichist nicht jededunkle Wolke nur einkleiner Regenschauer.Gerade im Sommer kann schnelleine lokale Gewitterzone entstehen.Dann wird es lebensgefährlich.Ungeschützt und als höchsterPunkt auf dem frei liegenden Meeresbodenist man als Wattläufer erstesZiel für Blitze! Deshalb: Niemalsbei aufziehendem Schlechtwetterins Watt gehen!Gegen Regen und kalten Windschützen Regenhosen. Dabei kannman wunderbar auch durch tiefePriele mit der angezogenen Regenhoselaufen, die trocknenschnell und bieten Schutz vor Auskühlungim Wind. Und wenn essonnig und heiß ist, nicht vergessenSonnencreme mit hohemLichtschutzfaktor aufzutragen.Schließlich brennt die Sonnedurch die Verstärkung der reflektierendenWattpfützen, die Hautschnell zu rot glühende Kochplatten.Und natürlich immer Mützeauf, wenn es ins Watt geht, vorallem die Kinder.Bei jeder Wattwanderplanungsollte man wissen wie der Mondsteht. Bei Voll- und Neumondkommt es zu Springfluten. Dabeiläuft die Flut hoch auf aber auchtief ab, weshalb die flachen Prieledann ein vermeintlich sicheresBild vermitteln. Aber das trügt,denn die Flut kommt manchmalsehr schnell und hoch auflaufendzurück.Wem das alles viel zu unsicher ist,dem sei eine geführte Wattwanderungempfohlen. Schließlich sinddie Wattführer bestens geschult,sie kennen das komplexe Tidensysthem,wissen was zu tun istwenn jemand im Schwemmwattversinkt, haben umfangreicheKenntnisse in erster Hilfe und wisseneine Rettungskette richtig undgezielt in Gang zu setzen.Und natürlich können sie ihrenGästen die Wunderwelt Watt erklären.Womit eine geführte Wattwanderungzu einem sicheren undunvergesslichem Erlebnis wird.