Etwas bewegen heißtsich selbst bewegenText: Johanna TradinikWir bezeichnen uns als Teilder größten Jugendbewegungweltweit – aber wiebeweglich sind wir?Vielleicht beschreibt uns der Begriff„Organisation“ doch besser:denn organisiert, das sind wirdefinitiv. Im positiven Sinne: wirarbeiten mit Zielen <strong>und</strong> Methoden,wir bieten eine hochwertigeJugendleiterInnen-Ausbildung,wir machen tolle, teilweise sehrgroße, Lager, die ohne viel Organisationnicht möglich wären.In manchen Punkten sind wir aberauch „über-organisiert“ – z.B. beiunseren Strukturen. Sicher, dieseStrukturen sind „gewachsen“, esist immer wieder Neues dazugekommen,das in das Bestehendeintegriert wurde. Wenn aberkaum jemand die Gesamtheitüberblickt, gehen die Strukturendann nicht an der Arbeitsrealitätvorbei? In Wien beschäftigtsich eine Arbeitsgruppe mit denSatzungen – einfach zu lesen sindsie trotzdem noch nicht. Vielleichtwäre es nötig, die Strukturen ansich ganz neu zu überdenken.Brauchen wir wirklich so viele<strong>und</strong> ineinander verschachtelteGremien? Könnte man die Satzungenganz neu schreiben?Foto: Gerwald WesselyAbgesehen davon...Für mutige Änderungen wiediese, müssen wir auch als Personenzu Bewegung bereit sein. Esbraucht Bereitschaft, Neues zuzulassen<strong>und</strong> aufeinander einzugehen.Heißen wir wirklich jede/nmit neuen Ideen willkommenoder schließen wir manches vonvornherein in abwertender Weiseaus? In der Arbeit mit Kindern<strong>und</strong> Jugendlichen ist es für unsselbstverständlich, dass Ausgrenzung<strong>und</strong> Mobbing nicht geduldetwerden – unter Erwachsenen solltees noch viel eher möglich sein,Konflikte konstruktiv <strong>und</strong> sachlichzu diskutieren, ohne persönlich zuwerden.Es braucht die Bereitschaft jeder/jedes Einzelnen, etwas bewegenzu wollen. Gleich gr<strong>und</strong>sätzlichzu sagen „Das wird nicht funktionieren,das brauchen wir garnicht probieren“ ist nicht unser Stil– denn ein wesentliches Elementdes Pfadi-Gedankens ist es, offenfür Neues zu sein <strong>und</strong> offen aufandere Menschen zuzugehen.Wenn uns etwas ein Anliegen ist,setzen wir uns auch dafür ein.Aber – <strong>und</strong> das ist der springendePunkt – man muss auch etwasbewegen wollen.LJR – neuer Leiter gewähltText: Ernst M Felberbauer, LB/GF <strong>und</strong> Stephan Gr<strong>und</strong>ei, LB/RARODer Landesjugendratdas Sprachrohr der Jugendlichenbei den <strong>Wiener</strong> <strong>Pfadfinder</strong> <strong>und</strong><strong>Pfadfinder</strong>Innen. Jenes Gremium,in dem 16-24 jährige RARO <strong>und</strong>junge LeiterInnen ihre Meinungen,Ideen <strong>und</strong> Vorschläge zu jugendpolitischen<strong>und</strong> -pädagogischenThemen auf Landesebene einbringen.Gemeinsam mit der Landesleitung<strong>und</strong> dem Präsdium unsere Vertretungauf B<strong>und</strong>esebene, mit einemDrittel der <strong>Wiener</strong> Stimmen ausgestattet.Unserer bescheidenenMeinung nach: enorm wichtig.16-jährigewahlberechtigt bei Landes-, B<strong>und</strong>es-<strong>und</strong> Europawahlen in Österreich.16-24 jährige<strong>Pfadfinder</strong>Innenje zwei pro Gruppe stimmberechtigtam 6. Juni <strong>2013</strong>, als sichsie sich bei der Gruppe 45 versammelten,um die neue Leitungdes <strong>Wiener</strong> Landesjugendrateszu wählen. 14 Gruppen habenvon ihrem Stimmrecht Gebrauchgemacht <strong>und</strong> Vertreter zur Wahlentsandt. Gelebte Demokratie:nach der Vorstellung der beidenKandidaten, Anna Gütl (Gruppe19) <strong>und</strong> Julius Tacha (Gruppe 13)<strong>und</strong> einer Frager<strong>und</strong>e zu ihrenVorstellungen <strong>und</strong> Zielen für dienächsten drei Jahre, schritten wirzur Wahl. Dabei erhielt JuliusTacha die erforderlichen Stimmen<strong>und</strong> wurde am Tag darauf vomLandesleiter Max Weigl offiziellzum Leiter des <strong>Wiener</strong> Landesjugendratesberufen.Unser Dank gilt Johanna Tradinikfür drei aktive Jahre, unsere Glückwünschean Julius, der sich einerspannenden Herausforderungstellt!26 <strong>GUT</strong> <strong>PFAD</strong> . Zeitung der <strong>Wiener</strong> PfadfInder <strong>und</strong> PfadfInderinnen
Vertraut mit allen WegenText: Ernst M Felberbauer, LB/GF <strong>und</strong> Wolfgang Linhart, GF/Gr. 14Der erste Schwerpunkt – sicherlichdie größte Herausforderung für dieMasse der <strong>Pfadfinder</strong>leiterInnen.Exportieren, tolerieren, reduzieren,igorieren: Wie verhalten wir unsanderen Religionsgemeinschaftengegenüber? Wohlmeinend eigenereligiöse Werte <strong>und</strong> Prinzipien verändernoder gleich ganz aufgeben?Die <strong>Pfadfinder</strong>gruppe, die am Lagerkein Schweinsschnitzel mehr herausbäckt,weil es muslimische oder jüdischeMitglieder gibt? Lagermessendurch Meditationseinheiten ersetzt,oder mangels Kurat den erstenSchwerpunkt einfach streicht?Wir wurden ausdrücklich gewarnt,dies auf keinen Fall zu tun: nichtnur von unseren katholischen <strong>und</strong>evangelischen LandeskuratenFranz Herz oder Wolfgang König,sondern vor allem von der stellvertretendenVorsitzenden der MuslimischenJugend Österreichs, MelanieZeller-Maarouf, Univ.-Prof. DDDr.Alexander Lapin, dem orthodoxenMilitärpfarrer <strong>und</strong> Marina MyoGong Jahn, der Vizepräsidentinder österreichischen buddhistischenReligionsgesellschaft.Anfang April trafen sich 20 interessierteLeiterInnen <strong>und</strong> RaRo beim3. DIALOG-LV zum Thema des GutPfad 02/<strong>2013</strong>. Mit Vertretern vonfünf Religionsgemeinschaften – buddhistisch,evangelisch, muslimisch,orthodox <strong>und</strong> römisch-katholisch– diskutierten wir das Thema „Der<strong>Pfadfinder</strong>/Die <strong>Pfadfinder</strong>in suchtden Weg zu Gott! ... suchen wirnoch? Zur Bedeutung der Wegsuchenach Gott bei <strong>Pfadfinder</strong>Innenunterschiedlicher Konfessionen“unter zwei Aspekten:1. Wie sieht die „Wegsuche zuGott“ bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichenverschiedener Religionsbekenntnisseaus?2. Worauf müssen wir als <strong>Pfadfinder</strong>leiterInnenim Umgang mitdiesen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichenachten, wie können wir mehrSensibilität entwickeln <strong>und</strong> welcheHilfsmittel stehen zur Verfügung?Sie sind gerade zu denen, die sie verstehen, <strong>und</strong>richtig zu jenen, die es annehmen wollen.Sprüche des Salomon: 8,9Hier die wesentlichen Diskussionsergebnissezusammengefasst:Die pfadfinderpädagogischenZugänge zum ersten Gesetzes-/Schwerpunkt sind stark aus katholischer/protestantischerSichtweiseverfasst. Die wachsende, schrittweiseWegsuche nach Gott (Kinderbibel/messe,Erstkommunion, Firmung)erleben Kinder <strong>und</strong> Jugendlicheanderer Religionsgemeinschaften(vor allem Orthodoxe <strong>und</strong> Muslime)in wesentlich geringerem Ausmaß.Interessanterweise „kopieren“ dieandere Glaubensgemeinschaftenjedoch das bunte röm.-kath. Kirchenfestjahr,um Feiertage mit Sinnzu erfüllen: Die Koranschule wurdeauf den Sonntag verlegt, Buddhistenfeiern zu Weihnachten ein Friedensfest,hohe katholische Feiertage werdenvon der evangelischen Kirchemit anderen Inhalten gefüllt.Wir wurden klar ermutigt, Kinder<strong>und</strong> Jugendliche anderen Glaubensmit den Werten <strong>und</strong> Zielen derMehrheitsreligion zu konfrontieren,sie in einen Gottesdienst mitzunehmen.Erläuternd Bewusstsein für dieandere Religion zu schaffen wäreein Pfad zu einem harmonischenMiteinander.Respektvoll im Umgang,vorurteilsfrei im Zugang,bewusst im eigenen GlaubenZur zweiten Frage erfassten wirdetailliert die Möglichkeiten <strong>und</strong>Grenzen im Umgang mit Kindern<strong>und</strong> Jugendlichen der fünf Religionsgemeinschaften.Trotz klarerGrenzlinien wurde von allen eingemeinsames Prinzip unterstrichen:Respektvoller Umgang mit deranderen Religion, ihr mit Sensibilitätden nötigen Raum zu geben, aberkein Verzicht auf eigenes Glaubensbewusstsein.Keinesfalls aber solltenwir uns in der <strong>Pfadfinder</strong>traditionoder dem Heimabend- <strong>und</strong> Lagerprogrammverbiegen oder denersten Schwerpunkt ganz über Bordwerfen, aus reiner Angst, Fehler zubegehen! Ein Bewusstsein einte alleAnwesenden: Die wahre Herausforderungliegt in der Begegnungmit dem Nichtglauben der heutigenGesellschaft.Wir werden gemeinsam mit denVortragenden in den nächstenMonaten für alle 15 anerkanntenReligionsgemeinschaften zweiseitigeFactsheets mit den Gr<strong>und</strong>lagender Religion einerseits <strong>und</strong> den zubeachtenden „Dos and Don‘ts“andererseits erstellen <strong>und</strong> diese aufder neuen Website online stellen.DIALOG.LV: Werte - Ziele - Herausforderungen -das LV Diskussionsforum:Inmitten des <strong>Pfadfinder</strong>jahres will DIALOG.LV allen Interessierten einenOrt des Nachdenkens, Diskutierens <strong>und</strong> Vertiefens bieten, wo es nichtnötig ist, schnell die richtige Entscheidung zu treffen. Wir behandelnbei jedem Termin in Ruhe ein Thema, um durch die gemeinsame Erörterungunser pfadfinderisches Selbstverständnis zu schärfen. Moderiertvon Ernst Felberbauer auf Basis einer Idee von Arno Gerig <strong>und</strong> GregorHochreiter.Für alle GruppenleiterInnen, Elternräte, <strong>Pfadfinder</strong>leiterInnen sowieRanger <strong>und</strong> RoverAusgabe <strong>03</strong> . <strong>2013</strong> . Landesjugendrat/Landesleitung27