Die Nivesen sind eine der ältesten aventurischen Kulturen unddie wichtigsten Bewohner der nördlichen Steppen. Vor ewigerZeit waren sie einfache Jäger und Sammler, doch hat sich dieseLebensweise über die Jahrtausende gewandelt, und heuteziehen sie mit ihren riesigen Karenherden durch die Landezwischen Thorwal und Ehernem Schwert. Die Nomadenbezeichnen sich selbst als Nivauesä, was man – recht hölzern– mit wandernde Menschen – übersetzen könnte. GarethischeZungen formten schließlich Nivesen aus dem für sie unaussprechlichenWort.Gemüt und LebensweiseDie Nivesen sind genügsame Menschen: sie versuchen nicht,der Natur mehr zu nehmen als nötig ist. Ihr einfaches Lebenist oftmals voller Entbehrungen und Gefahren, aber so ist haltder Lauf der Welt. Ein gewisser Fatalismus ist vielen von ihnenzu Eigen. Das Erste, was etwa einem Mittelreicher zu dennordischen Steppennomaden einfällt, ist die Redewendung‘faul wie ein Nivese’. Allerdings ist nach Ansicht der meistenzivilisierten Aventurier ein Mensch dann fleißig, wenn er stetigdanach strebt, in seinem Leben möglichst viele materielleGüter anzuhäufen sowie sich Land und Natur untertan zumachen. Bei<strong>des</strong> ist den Nivesen fremd. Sie leben von dem, wasdie Himmelswölfe ihnen gaben, und belassen die Steppe so,wie sie Liska und die Ihren einst gestalteten. Gewiss führendie Nomaden, die jahrein, jahraus ihren Karenherden hinterherziehen, ein sehr hartes Leben, das von Anstrengungen undEntbehrungen jeglicher Art geprägt ist. Hunger und Kälte sindihnen eine ständige Bedrohung und werden oft über lange Zeitstill ertragen.In der nivesischen Kultur genießen Männer und Frauen gleichesAnsehen, doch die Aufgaben im täglichen Leben sind geteilt:Männer kümmern sich vorwiegend um die Jagd und dieHerden, Frauen eher um Kinder, Vorratshaltung und Handwerk.Ausnahmen kommen jedoch vor, und allzu eng siehtdas niemand. So gibt es auch Sippen mit zwei Häuptlingen,einem Mann und einer Frau, die verschiedene Zuständigkeitenhaben. Bei der Erziehung wird in aller Regel darauf geachtet,dass Mädchen auch ‘männliche’ Fähigkeiten erwerben undumgekehrt. Neben dem Umgang mit Wurfkeule und Bogengeht es dabei vor allem um Kenntnisse, die zum Überlebenin der Wildnis unabdingbar sind. Das sind zum einen Fährtenlesenund Schleichen, aber auch die Kunde von heilsamen,essbaren und giftigen Pflanzen. Ein wichtiges Talent ist aberauch die Vorhersage <strong>des</strong> im Norden stets launischen Wettersdurch die Deutung verschiedener Zeichen. Steigt der Rauch<strong>des</strong> Lagerfeuers etwa senkrecht in den Himmel, gibt es trockenesund kaltes Wetter, verdichtet er sich zu Schwaden, ist einGewitter im Anzug, kriecht er am Boden, beginnt es bald zutauen. Nach einer klaren Nacht ohne Morgentau gibt es Regen,Nebel über den Wassern kündigt schönes Wetter an, einedicke Fettschicht unter dem Pelz <strong>des</strong> Hasen kündigt einen langenWinter an usw. Untrügliches Zeichen für bevorstehendeWetteränderung ist natürlich die Richtung der vorherrschendenWinde. Die Nivesen lernen von klein auf die Namen derWinde und was sie verheißen.Die Kultur der sesshaften Nivesen im Svellttal, dem Nordlandund Sewerien stellt eine Mischung traditioneller Riten und86Gebräuche mit denen der zwölfgöttergläubigen Siedler dar. Siezählen zu den Nikaureni, dem Volk der Nivesen, das nicht nurdie nomadische Lebensweise kennt. Von Ort zu Ort ist dabeiihre Lebensweise unterschiedlich stark durch Einflüsse andererKulturen verwässert. Wenn Sie ein Nivesendorf entstehenlassen wollen, können Sie sich durchaus einiger Traditionender Karenhirten bedienen. Allerdings sollten Sie bedenken,dass ein Bauer andere Sorgen hat und gegen gänzlich andereUnbill kämpft.Äußerliches und Kleidung»Das Erscheinungsbild der Nivesen ist bereits trefflich in unsererLiteratur beschrieben. Sie sind meist zwischen acht und zehn Spanngroß, haben oft rotes, manchmal aber auch blon<strong>des</strong> oder braunesHaar, ihre Augen sind ein wenig schräggestellt. Aufgefallen ist mir,dass einige Nivesen sehr hellbraune, fast bernsteingelbe Augen haben.(...) Die Haut der Nivesen ist hell wie die eines Garethers,bräunt aber im Sommer sehr stark und wird fast so dunkel wie dieeines Almadaners oder gar Novadis.«—aus den Aufzeichnungen Damianos zu ValavetIhr Kopfhaar, das auch im hohen Alter kaum ausfällt, tragenMänner meist offen und mittellang. Körperbehaarung undBartwuchs sind nur schwach ausgeprägt. Frauen binden sichgerne Bänder ins Haar, das sie lang tragen. Vom Körperbau hersind Nivesen etwas zierlicher als andere Völker <strong>des</strong> Nordens,jedoch von kräftiger Gesundheit und Ausdauer, was unter anderemauch daran liegt, dass nur die Stärksten unter ihnendas Erwachsenenalter erreichen und schwächliche Säuglingehemmungslos ausgesetzt werden.Nivesen kleiden sich in Felle und Leder; ihre Tracht schmückensie mit bunten Holzperlen, Stickereien oder Schnitzereienaus Karenbein. Die übliche Bekleidung besteht ausLederschuhen mit Schuhbändern, die um die Knöchel gewickeltwerden, einer Lederhose und der Kolta, einem kittelähnlichenOberteil, das in vielen Formen daherkommt undauf die Sippenzugehörigkeit hinweisen kann. Zu bestimmtenFesten im Sommer tragen nivesische Frauen Kleider. CharakteristischesKopfbedeckung beider Geschlechter ist dieFellmütze mit Ohrenklappe, genäht aus den Fellen erjagterHasen, Dachse oder Biber.Sample fileMythologie und Glaube»Ihr Glaube ist natürlich etwas, was unsereins, die wir auf demWeg der Zwölfe wandeln, besonders interessiert. In den Büchern,die ich zu Hause studiert habe, wurde bereits angedeutet, dass dieNivesen furchtbare Wolfsgötzen anbeten und mit den Wölfen aufeine Weise zusammenleben, die Mensch und Tier in hesindeungefälligerWeise gleichstellt. Ja, sie treiben sogar Selemie mit diesenBestien ...«—aus den Aufzeichnungen Damianos zu ValavetNatürlich können die Worte, die ein Geweihter der Zwölfgötterüber den Glauben der Nivesen verliert, nicht unkommentiertbleiben. Aus diesem Grunde möchten wir die Mythologieder Steppennomaden etwas konkreter erläutern.
Sample file87