A. 55 bis 64 j Wohnhaus in Üöhmisch-Leipa j Ansichten und Grundrisse J:300 / Architekten: Hans Schnabel und Alfred Roth, Dretdetivgl. Abb. SS bis 57Vorteile das flache Dach gegenüber dem Ziegeldach hat, und obüberhaupt welche vorhanden oder gar Mängel zu finden sind.Bei Ausführung eines flachen begehbaren Daches darf dieKostenfrage keine Rolle spielen, denn nur die Verwendung vonbestem Material und gewissenhafteste Ausführung gibt die Gewährfür eine einwandfreie Abdichtung. Wie schwierig diese ist,beweist die Tatsache, daß selbst bei guten Ausführungen diemeisten Ausbesserungen an den flach abgedeckten Bauteilen zufinden sind. Schäden an der Dachhaut des Ziegeldaches sindviel leichter festzustellen und zu beseitigen. Die meisten Landhäusermit begehbarem flachem Dach zeigen heute schon mehroder weniger deutlich Spuren von durchnäßtem Mauerwerk, dieauf eine schlechte Abdichtung der Dachhaut gegen das Mauerwerkschließen lassen. Infolge des langsamen Wasserabflusses indie Gullys zeigt eine kleine Undichtigkeit eine viel größere Auswirkungals beim steilen Dach. So ist z. B. die begehbare Dachflächeeiqe$ Hauses in der Nähe des Reichskanzlersplatzes als Holz-Zement'Dach auf Schalung ausgebildet. Unter der Schalung sindmit ca. 30 cm Zwischenraum die Decken der darunterliegendenZimmer in Rabitz gespannt. Das Haus steht erst 4 Jahre, Durchdie schadhafte Abdichtung hervorgerufen, ist jetzt schon dieSchalung wegen ungenügender Be- und Entlüftung verfault unddurchgetreten, so daß das Wasser in die unteren Räume dringt.In diesem Falle hilft keine Ausbesserung mehr. Die ganze Dachkonstruktionmuß vollständig entfernt werden, weil die insMauerwerk ragenden Balkenköpfe weiter faulen und Einsturzgefahrbesteht. Es war mir Gelegenheit gegeben, die Konstruktionund den Umfang der Zerstörung einzusehen, was ganzaußerordentlich lehrreichen Aufschluß gab. Bei der Unmöglichkeit,eine solche Konstruktion dauernd nachzuprüfen, wird immerdie Gefahr vorliegen, daß an einer Stelle doch Feuchtigkeit eindringt,wodurch die Schäden entstehen, wie sie in diesem Fallezu beobachten waren. Auch bei einer durchaus einwandfreienIsolierarbeit kann es vorkommen, daß sich Leckstellen bilden, diein keiner Weise wahrgenommen werden können, besonders wenn,wie im vorliegenden Fall, eine Rabitzkonstruktion die Einsichtin die Dachkonstruktion unmöglich macht.Wie verhält es sich mit der besseren konstruktiven Ausbildungdes flachen Daches, von dem verlangt wird, daß es die darunterliegenden Räume genau so gegen die Witterung schützt wie dasaltbewährte steile Dach, und bietet das Massivdach eine größereSicherheit gegen solche Vorkommnisse? Selbstverständlich ist beieinem Massivdach die Gefahr kaum so unmittelbar wie in dembeobachten Falle, da keine Holzfäule eintreten kann. Trotzdemdarf man wohl bei einer Massivdecke die dauernde schädigendeWirkung von eindringendem Wasser, verbunden mit Frostwirkung,nicht unterschätzen, besonders, da sie schwer von Anfang an wahrzunehmenund die Leckstellen kaum zu finden sind. Beim Klebender Isolierschicht spielt die seitliche Abdichtung gegen das aufgehendeMauerwerk die Hauptrolle. Ist diese Abdichtung nichthoch genug oder nicht mit genügender Sorgfalt ausgeführt, sozeigen sich bald feuchte Stellen im Inneren des Hauses und amäußeren Mauerwerk. Auch verstopfte Gullys, deren Reinhaltungnicht genügend beachtet wird, sind häufig Ursache dieser Wand-'durchfeuchtung. Das auf dem Dach stehende Wasser fließt nichtab und kann allmählich durch die kleinste undichte Stelle in derAbdichtung hindurchdringen. Während im Winter der Schneeauf dem steilen Dach kaum liegen bleibt, bildet das begehbareflache Dach durch das Brüstungsmauerwerk einen idealen Schneefang.Es wird also vom flachen Dach im Winter mehr Feuchtigkeitaufgenommen als vom steilen.Diese nun einmal bestehenden Mängel des flachen begehbarenDaches lassen sich nicht aus der Welt schaffen und überall da,wo keine Notwendigkeit zu dieser Bauweise vorliegt, ist das altbewährteZiegeldach dem flachen begehbaren Dache stets vorzuziehen.Hans Dau, Berlin172
Abb. 7 bis 3 I Bürgerschule mit Spielwiese, Hannover-KleefeldArchitekt; Paul Wolf, DresdenPAUL WOLF UND HE<strong>IN</strong>RICH TESSENOWÜber Paul Wolf wurde einmal in diesen Heften („Städtebau"1925, S. 153) gesagt, daß er „vor allem als Seher, geistigerDurchdringer und praktischer Verwirklicher großer städtebaulicherZusammenhänge und weniger als Baukünstler Bewunderungverdiene," Als Antwort sandte er mit anerkennenswertemFreimute Abbildungen seiner neuesten Bauten zwecks Veröffentlichungin „Wasmuths Monatsheften" und schrieb dem Herausgeber:„Ich zweifle nicht daran, daß bei der weitgehenden Übereinstimmung,die wir beide auf städtebaulichem Gebiet zeigen,Sie auch bei näherer Prüfung über meine architektonischen Arbeitenein anderes Urteil bekommen werden."Es erwächst dem Herausgeber so die Pflicht, seine ungünstigeBeurteilung der Wolfschen Arbeiten zu begründen oder zuändern, was hier mit der Gewissenhaftigkeit und Zurückhaltungversucht werden muß, die einem Manne wie Wolf gebühren, dessenstädtebauliche Arbeiten der Herausgeber, lange bevor erihren Urheber persönlich kennen lernte, oft dem amerikanischenund deutschen Publikum im Druck und in Vorträgen als mustergültigvorgeführt hat.Auch die baulichen Arbeiten Paul Wolfs enthalten viel Schönes,das dankbar gewürdigt werden kann. So zeigen z. B, die hier mitgeteiltenAbbildungen 1, 3, 4 und 10 klare kubische Massen;Abb. 5 zeigt ein Treppenhaus von edler Einfachheit» Abb. 17einen schönen Kuppelbau, Abb. 29 eine Anordnung von großerSachlichkeit, Andererseits läßt sich aber einwenden, daß dieseund andere schöne Dinge durch die unmittelbare Nachbarschaftvon Gestaltungen geschädigt werden* die an der Formkraft des Baumeisterszweifeln machen. So sieht man auf Abb. 1 hinter dem alsGesamtmasse überzeugend wirkenden langen Bau des Vordergrundeseinen Risalit vorspringen (Abb. 2), der zu schmal ist, um den langenBau meistern zu können. Die verhältnismäßige Schwäche diesesRisalits bleibt bestehen trotz seiner schweren Formen, die — gleichvielob sie etwa romanisch oder modern sein sollen •— kaum jenesMindestmaß feiner Durchbildung zeigen, auf das wir nach demWirken Messeis und Ludwig Hoffmanns Anspruch machen dürfen.Vor den schmächtigen Giebeln der Rückseite desselben Schul*baues (Abb. 3) sieht man die schöne Masse der Turnhalle geschädigtdurch den etwas plumpen Vorbau des Einganges unddurch die spielerischen Eckaufbauten auf dem Dache. ÄhnlicheDachaufbauten findet man auf dem sonst ganz ausgezeichnet wirkendenKraftwerke in Abb. 4. Die Strebepfeiler an den Ecken,als deren oberer Abschluß die Dachaufbauten gedacht sind,mögen (ähnlich wie die der Turnhalle in Abbildung 3) als Tragerfür praktische Zwecke im Inneren willkommen sein. TrotzdemAbb. 4 l Kraftwerkam „SchnellenGraben",HannoverArchitekt: PaulWolf, Dresden173