04.12.2012 Aufrufe

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Inhalt<br />

Kommentar�<br />

Fiete Pingel: Auf die Menschen kommt es an 2<br />

Chronik<br />

Biiken-Empfang 2007 3<br />

Tånken am Momme J. Nommensen 4<br />

Hans Hoeg 90 5<br />

Nordfriesland-Seminare in Leck 6<br />

Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch 6<br />

Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack 7<br />

Friesisch an den Hochschulen 7<br />

Üt da friiske feriine 8<br />

Nordfriesland im Winter 9<br />

Aufsätze<br />

Karin Haug:<br />

Zwischen Event-Management und Notnagel<br />

MarktTreffs in Nordfriesland 11<br />

Matthias Theodor Vogt:<br />

in varietate concordia<br />

Minderheiten als Elemente deutscher und europäischer Kultur 17<br />

Thomas Steensen:<br />

Die autochthonen Minderheiten in Deutschland 19<br />

Manfred Wedemeyer:<br />

Zwei Künstler auf Sylt<br />

Magnus Weidemann und Siegward Sprotte 1946-1967 23<br />

Ferteel iinjsen!<br />

Björn Ketelsen: En selten Besäk 26<br />

Bücher<br />

Eala! / Heimat 27<br />

Kein Land ohne Deich / Wasser für Eiderstedt 28<br />

Der junge Storm 29<br />

Sylter Originale / Städte in den Frieslanden 30<br />

Reaktionen<br />

Amt Südtondern 30<br />

Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2005 (Hefte 153-156) 30<br />

Impressum 32<br />

Titelbild<br />

Im Markttreff in Witzwort (Foto: Karin Haug)<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. Februar 2007<br />

<strong>Nummer</strong> <strong>157</strong><br />

von NORDFRIESLAND befasst<br />

sich unter verschiedenen<br />

Blickwinkeln mit der Entwicklung<br />

der Gesellschaft<br />

insgesamt. Was wird aus<br />

den ländlichen Gemeinden<br />

in Nordfriesland und in<br />

Schleswig-Holstein? Was ist<br />

deutsche Kultur? Was macht<br />

Europa aus? Wie passen<br />

Gruppen wie die Friesen in<br />

dieses Bild hinein? Das sind<br />

Leitfragen von zwei der drei<br />

Aufsätze.<br />

Gegenstand des dritten<br />

Textes sind Einzelpersonen.<br />

Es handelt sich um zwei<br />

Maler, zwei Künstler, die<br />

einander auf Sylt begegneten.<br />

Auch die Werke und<br />

Wirkungen von Einzelnen<br />

sind nur zu verstehen vor<br />

dem Hintergrund der Gesamtgesellschaft.<br />

Das Gesamt-Inhaltsverzeichnis<br />

auf den Seiten<br />

31 und 32 dokumentiert<br />

Beiträge von 40 Autorinnen<br />

und Autoren zu den<br />

NORDFRIESLAND-Heften des<br />

Jahres 2006.


Kommentar<br />

Auf die Menschen<br />

kommt es an<br />

Wohl nie zuvor in der Geschichte<br />

hat sich das alltägliche Leben in<br />

unseren Breiten so schnell und<br />

zugleich so gründlich gewandelt<br />

wie in den letzten Jahrzehnten.<br />

In NORDFRIESLAND 113 schilderte<br />

Ellin Nickelsen das ländliche Föhr<br />

ihrer Kinderzeit um 1960. Damals<br />

war es noch nicht soviel anders,<br />

so arbeitete sie heraus, wie in den<br />

1920er Jahren, von denen der Fahretofter<br />

Max Lorenzen in seinem<br />

Buch „Eine Kindheit hinter den<br />

Deichen Nordfrieslands“ berichtet.<br />

Seither aber ist das gesellschaftliche<br />

Leben in Nordfriesland<br />

– das gilt gewiss auch für andere<br />

Regionen – von Grund auf anders<br />

geworden. In der kürzlich erschienenen<br />

„Geschichte Nordfrieslands<br />

von 1918 bis in die Gegenwart“<br />

befasst sich der Abschnitt „Gesellschaft<br />

und Kultur im Wandel“ mit<br />

diesen Entwicklungen.<br />

Der Anteil der in der Landwirtschaft<br />

Tätigen an der Erwerbsbevölkerung<br />

ist inzwischen auf einen<br />

niedrigen einstelligen Prozentsatz<br />

geschrumpft. Heutige Bauern sind<br />

auch in Nordfriesland Unternehmer.<br />

War noch bis in die 1980er<br />

Jahre hinein vielleicht ein gewisser<br />

Rückstand hinsichtlich der Teilhabe<br />

Häägar<br />

Wat jeft<br />

et tu Kofi?<br />

an der globalen Vernetzung spürbar,<br />

gehören die elektronischen Verbindungen<br />

rund um die Welt heute<br />

auch hier zur absoluten Normalität.<br />

Vieles ehemals Selbstverständliche<br />

ist verschwunden oder kann nur<br />

erhalten werden, wenn sich neue<br />

Formen dafür finden. Andererseits<br />

gab es nie zuvor so viele technische<br />

Möglichkeiten und so vielgestaltige<br />

Anknüpfungspunkte für soziale<br />

Aktivitäten wie gerade heutzutage.<br />

Einerseits ist das Friesische nicht<br />

mehr die allgemeine Umgangssprache<br />

entlang der Küste und in den<br />

Utlanden zwischen Husum und<br />

der dänischen Grenze wie noch<br />

vor wenigen Generationen. Auch<br />

zur Erhaltung des Plattdeutschen<br />

sind große Anstrengungen nötig.<br />

Andererseits war nie zuvor so klar<br />

und durch weltweite Forschungen<br />

in solchem Maße gesichert, wie<br />

wertvoll die kleinen Sprachen etwa<br />

für die geistige Entwicklung von<br />

Kindesbeinen an sein können. Nie<br />

zuvor wurde – um nur ein Beispiel<br />

aus dem weiten bunten Feld der<br />

Sprachpflege zu nennen – eine<br />

solche Vielfalt etwa von Lehr- und<br />

Lernmitteln für die kleinen Sprachen<br />

angeboten.<br />

Einerseits klagen viele Vereine<br />

darüber, dass sich immer weniger<br />

Menschen bereit erklären, durch<br />

Arbeitsleistung zum Vereinsleben<br />

beizutragen oder in den Vorständen<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Als eine Ursache dafür wird<br />

andererseits angeführt, dass es<br />

noch nie zuvor eine solche Fülle<br />

von Zusammenschlüssen gab, in<br />

denen Menschen mitwirken können.<br />

In NORDFRIESLAND 156 schrieb<br />

Thomas Steensen – auch dies nur<br />

Honi liirt köökin<br />

en maaket üüs Rööraier.<br />

ein Teilaspekt des ehrenamtlichen<br />

Bereiches – über die zahlreichen<br />

gerade in Nordfriesland wirkenden<br />

Stiftungen. Ein weiteres Beispiel:<br />

An manchen Orten – so in Niebüll<br />

und in Husum – sind aktive<br />

Bürgerinnen und Bürger dabei,<br />

Möglichkeiten für die Einrichtung<br />

von Anlaufstellen auszuloten, bei<br />

denen die Fäden von Verwaltung,<br />

Ehrenamt und gemeinnützigen<br />

Institutionen zusammenlaufen.<br />

Einerseits ist vom traditionellen,<br />

letztlich immer noch von bäuerlichen<br />

Formen geprägten Gemeinschaftsleben<br />

in den Dörfern fast<br />

nichts geblieben. Eingekauft etwa<br />

wird nicht mehr beim Höker, sondern<br />

im Supermarkt im nächsten<br />

Gewerbegebiet. Dorthin fährt man<br />

mit dem Auto. Andererseits finden<br />

sich neue, zeitgemäßere Wege, die<br />

ländlichen Gemeinden lebendig zu<br />

erhalten. Karin Haug berichtet in<br />

dieser Ausgabe (S. 11-16) über das<br />

in diesem Zusammenhang stehende<br />

Projekt der MarktTreffs.<br />

An diesem Punkt wird deutlich,<br />

dass sich die Politik der Probleme<br />

bewusst ist und zu handeln versucht.<br />

Das gilt auch für die anderen<br />

genannten Beispiele Sprachpflege<br />

und Ehrenamt. Ohne zentral<br />

vermittelte Impulse und ohne Hilfe<br />

durch die Öffentlichkeit sind die<br />

notwendigen neuen Wege sehr viel<br />

schwerer zu finden. Aber keine<br />

staatliche Förderung kann zum<br />

Beispiel den Spaß an der Sprache in<br />

der friesischen Familie, die Freude<br />

am Ausprobieren selbstverantwortlicher<br />

ehrenamtlicher Vorhaben<br />

und die Pfiffigkeit der MarktTreff-<br />

Betreiber ersetzen. Auf die Menschen<br />

kommt es an. Fiete Pingel<br />

Mama, skel em bi Rööraier<br />

di Skel fuarof ofnem?<br />

2 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Chronik<br />

Biike-Empfang 2007<br />

Bei aller Anerkennung für die bisher<br />

greifenden Maßnahmen zur<br />

Hilfe für das Friesische bilden diese<br />

lediglich einen „Sommerdeich“,<br />

der nur bei gutem Wetter Schutz<br />

gewährt. Sprache und Kultur<br />

müssen weiter gestärkt werden,<br />

um der „Flut“ der Globalisierung<br />

gewachsen zu bleiben. Mit diesem<br />

Bild hieß Ingwer Nommensen,<br />

Vorsitzender des Friesenrates, die<br />

Gäste des Biike-Empfangs 2007<br />

im Saal des Christian-Jensen-Kollegs<br />

in Breklum am 25. Februar<br />

willkommen. Besonders begrüßte<br />

er die Gruppe Klångspal, die unter<br />

der Leitung von Christine Burkart<br />

mit modernen friesischen Liedern<br />

für den musikalischen Rahmen<br />

sorgte. Der Friesenrat setzt sich, so<br />

Nommensen, für den Erhalt des<br />

Kreises Nordfriesland ein, der sich<br />

als vernünftige Verwaltungseinheit<br />

und als Ansprechpartner für die<br />

Friesen bewährt habe.<br />

Christian Jensen, Gründer der Breklumer<br />

Mission, war ein Friese und<br />

ein Pastor des 19. Jahrhunderts.<br />

Die von ihm begründete Tradition<br />

lässt sich nur im Dialog fruchtbar<br />

machen, so Dr. Kay-Ulrich Bronk,<br />

Leiter des Christian-Jensen-Kollegs<br />

in seinem Grußwort. Für das Friesische<br />

müssen, nicht viel anders als<br />

für die Religion, Veränderungen<br />

möglich sein, sonst werde es nicht<br />

weiterleben.<br />

Dr. Christoph Bergner, Beauftragter<br />

der Bundesregierung für Minderheitenfragen,<br />

würdigte in seiner<br />

Ansprache vor allem den ehrenamtlichen<br />

Einsatz von Friesinnen und<br />

Friesen für ihre Sprache und Kultur.<br />

Erfreulich sei, dass in Europa das<br />

Grundbedürfnis vieler Menschen<br />

nach Verwurzelung in regionaler<br />

Identität eine wachsende Anerken-<br />

nung erfahre. Das gelte ebenso für<br />

die Politik der Bundesregierung.<br />

Analog zum umweltpolitischen<br />

Kampf für den Erhalt der biologischen<br />

Artenvielfalt, so Bergner<br />

abschließend, muss der Erhalt von<br />

Minderheitenkulturen als unverzichtbares<br />

Politikfeld in den Blick<br />

genommen werden.<br />

Das Biikebrennen, an das der<br />

Empfang sich anschließt, steht als<br />

Symbol für eine selbstbewusste<br />

friesische Kultur, das hob Frauke<br />

Tengler, Vizepräsidentin des<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtags,<br />

in ihrem Grußwort hervor.<br />

Das Gemeinschaftsfeuer erinnere<br />

an die althergebrachte Thingversammlung,<br />

bilde aber auch einen<br />

„nichtakademischen“ Zugang zum<br />

Friesischen.<br />

Die Diskussion um die Kreisreform<br />

müsse gelassen und ergebnisoffen<br />

geführt werden, so Heinz Maurus,<br />

Leiter der Kieler Staatskanzlei.<br />

Ziel bleibe eine effizientere und<br />

kostengünstigere Verwaltung. Die<br />

Landesregierung ziehe die regionale<br />

Identität dabei durchaus ins Kalkül.<br />

Nur wer auf einem solchen festen<br />

Fundament aufbauen kann, werde<br />

die Herausforderungen der Globalisierung<br />

bestehen.<br />

„Bei Ebbe ist der Kreis Nordfriesland<br />

größer als das Saarland.“ So<br />

plakativ bezog Nordfrieslands Landrat<br />

Dr. Olaf Bastian Stellung gegen<br />

eine Bildung noch größerer Ver-<br />

waltungseinheiten. Bei den Mehrheitsverhältnissen<br />

eines Großkreises<br />

unter Einbeziehung von Flensburg<br />

und Schleswig nähme die Gewichtung<br />

des Friesischen erheblich ab.<br />

Unter den guten Argumenten für<br />

eine Erhaltung Nordfrieslands stehe<br />

dies nicht an letzter Stelle.<br />

Den Höhepunkt des Empfangs<br />

bildete der Vortrag von Jakob<br />

Tholund über „Spiegelbilder und<br />

Projektionen. Innen- und Außenansichten<br />

von Friesen“. Mit einer<br />

gewissen Häme berichtet Der Spiegel<br />

gelegentlich über die Friesen, als<br />

seien sie eigentlich lächerlich. Im<br />

19. Jahrhundert verwurzelt sind<br />

„heroische“ Bilder vom „hohen,<br />

harten Friesengewächs“, die rassistische<br />

Vorstellungen förderten. In<br />

der Diskussion um die Aufnahme<br />

der Friesen in die Sprachen-Charta<br />

war in einer Stellungnahme aus<br />

der Ministerialverwaltung von den<br />

Friesen als einer „verschwindend“<br />

kleinen Minderheit die Rede. Dies<br />

sind nur einige der von Jakob Tholund<br />

in seinem hörenswerten, mit<br />

lebhaftem Beifall aufgenommenen<br />

Vortrag bezeichneten Etiketten,<br />

mit denen die Friesen im Laufe der<br />

Zeit versehen wurden. Die Friesen<br />

können nur unabhängig davon,<br />

so schloss der frühere langjährige<br />

Vorsitzende des Friesenrates, mit<br />

selbstständigem Denken ihr „Eigensein“<br />

immer wieder neu leben.<br />

fp<br />

Von links: Dr. Christoph Bergner, Jakob Tholund, Frauke Tengler, Ingwer<br />

Nommensen, Heinz Maurus, Dr. Olaf Bastian und Nordfrieslands Kreispräsident<br />

Helmut Wree<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 3<br />

Foto: Harry Kunz


Tånken am Momme J. Nommensen<br />

Momme drååwed ik dåt jarst<br />

tooch for 30 iir aw sin stää bai e<br />

Deesbeldik. En dåt bil, wat ik deer<br />

foon ham füng – dåt bliif. En böre<br />

ma flänke än läämtie uugne, wat en<br />

mase belaawed häi än ouer fooles<br />

beschiis wust. En mansche ma<br />

maning kreatiiwe talänte än goowe<br />

bütefor sin iindlik wiirw as böre.<br />

Momme hiird tu da manschne, wat<br />

our e kånte foon e taler kiiked än<br />

üüs latj wråål ma jü grut wråål önj<br />

maning berike sanful ferbine köö.<br />

Hi wus ham fåliwas seelew! Än jüst<br />

üt dideere wäinkel heet hi ham uk<br />

fort frasch inseet. – En deer ai ma<br />

grute uurde eefter büten, ouers ma<br />

klåår ätjhääw eefter banen.<br />

Bai da Nommensen wörd än wård<br />

tubai åål da oudere spräke uk nuch<br />

frasch snååked. – Deer heet hi tu<br />

en gruten pårt ma baidräägen. Än<br />

dåt sü maning üt sin famiili nuch<br />

diling än önj e tukamst en bil än<br />

en stipe for fraschen oort än wise<br />

san, dåt heet uk wat ma Mommen<br />

tu douen.<br />

Maning manschne heer önj üüsen<br />

hiimstoun hääwe jam döör<br />

da tide inseet fort bewååren foon<br />

spräke än kultuur. Arken aw san<br />

oort än wise – ma da madle än da<br />

möölikhäide, wat deer wjarn. Dåt<br />

as gödj sü än schal uk sü bliwe.<br />

Ouers et heet uk ålten en latjen<br />

floose foon persöönlikhäide önj<br />

Fraschlönj jääwen, weer et uugen<br />

fort frasch, for üüsen spräke än üüs<br />

identitäät as frasche mör wus as<br />

en interäse, en entusiasmus än en<br />

fritidswiirw. Gödj for åål üs – wat<br />

dåt frasch for e tukamst bewååre<br />

wan än hoowe än wansche, dåt<br />

et uk made üüs bjarne ham nuch<br />

wider fant.<br />

Maning foon ja hääwe jam<br />

tradisjonäl önj e Foriining soomeld.<br />

Än deertu hiird natörlik<br />

Momme. Sunt 60 iir lasmoot foon e<br />

Foriining, formoon önj wichtie tide<br />

fort frasch, lasmoot önjt „loondäisgreemium“,<br />

aktiif bait böredrååwen<br />

än ålten deer, wan’r brååk for heelp<br />

wus. Jörgen Jensen Hahn<br />

Foon Carsten Boysen, weer Momme<br />

früne ma häi, hiird ik, dåt et<br />

deer önj Lunham en jungen böre<br />

ma sü maning talänte jäif än dåt et<br />

såcht ån foon da junge manschne<br />

weese köö, wat üüsen hiimstoun<br />

än da manschne deer wider in önj<br />

en bääder spoor bringe köö, eefter<br />

krich än kaos. An dideere iine, weer<br />

huum foole foon fermousen weese<br />

köö, wus Momme.<br />

Wat ik jütid nuch ai gliks tu waasen<br />

füng, wus, dåt dideere junge,<br />

läämdie, wiikne gååst as blödjjunge<br />

saldoot döör e heele foon di gruuie<br />

krich gingen wus.<br />

Deer wus uk ålt en grut stuk poesii<br />

önj dideere ouers sü praktische,<br />

fliitjie än realistische mansche. We<br />

hiirden tu an wunerden üs, wan hi<br />

ma en grut lung sååg köm, dåt diilj<br />

biie än spåne däi än et dan ma en<br />

gichelstunge tu schungen broocht,<br />

unti we såchen sin härlike skitse<br />

foon hiisie börehüsinge. We belaaweden<br />

ham as di fliitjie böre di<br />

däi ouer, ouers am eenmen unti et<br />

wäägiinje wus hi as båås unerwäägens<br />

ma en gruten fraschen teooterfloose<br />

än en musiik-kapäl. Önj<br />

da prupefule soole wörd spaald,<br />

doonsed, ouers uk diskutiird,<br />

strääwed än snååked am e tukamst<br />

än bäädere möölikhäide for lönj an<br />

manschhäid.<br />

Ik tånk am di luklike än junge<br />

Momme, wat jüst sü‘n smuk,<br />

halhäärd foomen, sin Hanne<br />

Marie, fraid häi. Ik såch än sii<br />

dåt jung påår aw e börewoin aw<br />

e dik unerwäägens eefter Naibel.<br />

Am Mommen köm deer nü en nai<br />

uurd ap: di büüer. Hi wus san äine<br />

architäkt, san tutiinster, möörmoon<br />

än tamermoon.<br />

Hanne Marie an Momme häin ålt<br />

en ääm än wanlik hüs for waane än<br />

besäk. An luklikerwise häi Mommens<br />

mam deer awt stää uner e dik<br />

et uk bål „trååwel“ ma an lök eefter<br />

har latje bjarnsbjarne.<br />

Momme wörd aw maning wise en<br />

wanst for san hiimstoun an sin amjeewing.<br />

Hi füng as böre tukamst-<br />

Am 15. Januar starb der friesische<br />

Bauer Momme J. Nommensen aus<br />

Deezbüll. Am 4. August 1925 geboren,<br />

setzte er sich zeitlebens für<br />

das Friesische ein. In seiner Familie<br />

ist frasch die erste Sprache. Sie<br />

wird auch von seinen vier Kindern<br />

in ihren Familien weitergetragen.<br />

1983 sowie von 1990 bis 1995 war<br />

Momme Nommensen Vorsitzender<br />

der damaligen Foriining for nationale<br />

Friiske. NORDFRIESLAND bringt in<br />

Auszügen die bei der Trauerfeier<br />

am 23. Januar in Niebüll gehaltenen<br />

Ansprachen des Vorsitzenden der<br />

Friisk Foriining Jörgen Jensen Hahn<br />

und von Marie Tångeberg.<br />

wisene toochte an seet da am. An<br />

ålweer hi haaneköm önj e wråål,<br />

as baispal nååm ik bloot Ååst- än<br />

Weestfraschlönj, deer wus hi gödj<br />

laasen än wälj önjsänj as di räärie<br />

än klöke böre än mansche. Ån foon<br />

da maning båntjes, wat Momme<br />

tubai sin bedrif häi, wus, dåt hi<br />

en ra iirnge en düüchtien formoon<br />

foon üüsen frasche feriin wus.<br />

An sin grut an amfooten „Leidenschaft“<br />

önj da leeste maning iirnge<br />

wjarn sin maning sliiks ååpel-,<br />

peere- än plöömebuume. Än sü as<br />

ålt ouder wörd et ma liiwde, foole<br />

ferstånd än koonen mååged.<br />

Momme heet döör dåt, wat hi<br />

toocht, wat hi däi an wus, en gruten<br />

schaame sman. An wat koone<br />

we oudere seede as: foon harten<br />

tunk. Marie Tångeberg<br />

4 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007<br />

Foto: Manfred Nissen


Hans Hoeg 90<br />

Di 16. Janiwaari heer di Kairemböör<br />

Hans Hoeg töhop me sin Familji en<br />

fuul gur Frinjer fan nai an fiir sin<br />

neegentigst Gibuursdai fiiret ön di<br />

„Friesensaal“ ön Kairem. Sagaar fan<br />

di Ministerpräsident fan Sleeswig-<br />

Holstiin kām en Lekwensk.<br />

Jer, üs em jit döör Kairem suusi<br />

maast üp Wai tö Weesterlön of üp<br />

Wai tö Muasem jaav dit langsen<br />

tau gur Grünen, om bi dit Hüs<br />

Gurtstich 1 tö Bigen fan Tērp<br />

öntuhualen: Jen wiar, wan‘t om<br />

Bensiin ging, di üðer, wan‘t om<br />

Sölring ging. Di Tankstair fan<br />

Hans Hoeg es ek muar, en em mut<br />

ek muar döör Tērp köör. Man dit<br />

es blewen, dat Hans Hoeg jit en<br />

iipen Hüs heer fuar ark, wat höm<br />

fuar dit Sölring interesiaret. Hans<br />

Hoeg es üp Söl ek wechtöteenken,<br />

wan‘t diarom gair, Sölring<br />

Spraak en Sölring Aart en Wiis<br />

āprochttöhualen.<br />

Hi jert tö en Reeg fan Liren, wat sa<br />

om 1970 bigent haa, ja faan Niien<br />

en me frisk Taachter en nii Mur me<br />

dit Sölring tö befaatin, jüst tö en<br />

Tir, üs di Tir fan di ual Skuulmaistern,<br />

wat jer aliining aur di Spraak<br />

dit Siien haa wil – sa üs Hermann<br />

Schmidt üp Söl, Reinhard Arfsten<br />

üp Feer en Albrecht Johannsen üp<br />

Fastlön – sa bilitjen oflöpen wiar.<br />

Diarbi es Hans Hoeg wes tö Gurs<br />

kemen, dat hi üs Kfz-Mechaniker<br />

dit praktisk Teenken liirt heer, ek<br />

bluat aur Saaken tö snakin, man ja<br />

uk ön Öngrip tö nemen. Holpen<br />

heer höm wes uk, dat hi, ofwel hi<br />

ek en Man es, wat höm ek lecht ön<br />

foriiningen iinbinj leet, man leewer<br />

sin ain Wai gungt, langsen weðer<br />

Liren begeistri ken. Sa es ön dit<br />

Hüs fan Hans Hoeg di Bigen maaket<br />

uuren fan di gurt dütsk-sölring<br />

Uurterbok, üs Sölringen, diar det<br />

Aurlewin fan dit Sölring bi Hart<br />

lair, diar töhopkām, om – aaft bi<br />

en gur Glees Win en en gur Mürfol<br />

Snak – Uurter tö saamlin, wat<br />

ön di gurt Uurterbok fan Boy P.<br />

Möller ek tö finjen wiar. Sa es di nii<br />

Skriivwiis fan dit Sölring döörseet<br />

uuren, om dit Sölring Skriiwen<br />

Hans Hoeg – Träger des C.-P.-Hansen-Preises 1986 und seit 2002 Ehrenmitglied<br />

des Vereins Nordfriesisches Institut – am 16. Januar 2007 im Kreise<br />

seiner Familie<br />

wat leechter tö maakin, uk wan di<br />

Sölring ja ek jens uur kür, of nü litj<br />

of gurt skrewen uur skul.<br />

Sa heer hi önreeget, Stiiner tö seeten<br />

ön di Tērpen tö dit Önteenken<br />

fan Sölringen, wat Bidüüding her<br />

fuar di Spraak. Önstumpet uuren<br />

fan Hans Hoeg es uk dit „Snak üp<br />

Sölring“, hur Sölringen jit bal ark<br />

Muun fan di hiili Ailön töhopkum,<br />

om wat aur Sölring tö hiiren en uk<br />

Sölring tö snakin, aur dat dit üðers<br />

knap jit Gileegenhair diartö jeft.<br />

Hans Hoeg es ek treet uuren, langsen<br />

weðer diarüp hentöweegin, dat<br />

di wichtigst Āpgaav fan di Sölring<br />

ek di Küstenskuts, ek dit Muuseum<br />

en ek di Drachten es, man fuaral<br />

dit Pleegin fan di Sölring Spraak.<br />

En hi heer höm me sin Kraawin,<br />

langsen Sölring tö snakin, ek bluat<br />

Frinjer maaket. Sa es dit niin Töfal,<br />

dat hi höm fuaral me di Dechter<br />

bifaatet heer, wat ön di Trer Rik<br />

fuartoog, „ek me di Ker tö laapen“<br />

Ged för‘t hood<br />

Bliis<br />

en wat diarom sa skentlig ön di KZ<br />

tö Duar kemen es, Jeens Mungard.<br />

Me di Ütgaawen fan sin Dechtings<br />

ön „Fuar di min hart heer slain“ en<br />

„Ströntistel en Dünemruusen“ heer<br />

Hans Hoeg diarfuar sörigt, dat<br />

em di gurtst Sölring Dechter, wat<br />

fuul Sölring aurhaur ek bikeent es,<br />

tötmenst eeðerlees ken.<br />

Man tö neemen sen uk di Ütgaawen<br />

fan „Der Friese Jan“, hur<br />

di Koptain en Uurterbokmaaker<br />

Nann Mungard sin Leewent biskrewen<br />

heer, di Dechtings fan<br />

Wilhelm Siemens, dit Stek „Tame<br />

Tamen von Sylt“ fan C. P. Christiansen<br />

en en nii Sölring Leedjibok.<br />

Uk wan di Tiren fuar di Sölring<br />

wes ek beeter uuren sen, sent dat<br />

Hans Hoeg bigent heer, höm fuar<br />

di Spraak iintöseeten, es dit tö<br />

hööpin, dat hi jit lung fuar dit<br />

Sölring aarberi ken eeðer di ual<br />

Sölring Spröök: „Förter maaki!“<br />

Ommo Wilts<br />

Hoker a fresken keent, kön was nooch ferstun, hü bliis‘m as, dat uun a fresk<br />

beweeging uk freemen mäwerke.<br />

Jakob Tholund<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 5<br />

Foto: Peter Sawallich


Nordfriesland-Seminare in Leck<br />

Anspruchsvolle Nordfriesland-Seminare<br />

für Nordfriesen und alle Interessierten<br />

bieten die Nordsee-Akademie<br />

in Leck und das <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />

an. Im Unterschied zu anderen<br />

Minderheiten verfügt die friesische<br />

Volksgruppe nicht über eine eigene<br />

Tagungsstätte. In Zeiten knapper<br />

öffentlicher Mittel wird eine solche<br />

auch nicht angestrebt. Die Einrichtungen<br />

in Leck und Bredstedt<br />

vereinbarten eine Kooperation auf<br />

diesem Gebiet, um knappe Ressourcen<br />

zu bündeln und Synergieeffekte<br />

zu nutzen.<br />

An alle, die Nordfriesland als vielgestaltige<br />

Region näher kennenlernen<br />

wollen, wendet sich ein Wochenendseminar<br />

vom 29. Juni bis 1. Juli,<br />

bei dem namhafte Referenten einen<br />

Überblick über Kultur, Sprache und<br />

Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch<br />

Sprache ist Vielfalt. Mehrsprachigkeit<br />

weckt und verinnerlicht den<br />

Respekt vor anderen Kulturen und<br />

die Achtung ihrer Besonderheiten.<br />

Mit diesen einleitenden Worten<br />

hatte Gyde Köster, Senatsbeauftragte<br />

für Minderheitenangelegenheiten<br />

der Universität Flensburg,<br />

gemeinsam mit dem <strong>Nordfriisk</strong><br />

<strong>Instituut</strong> zur Fachtagung „Regionale<br />

Mehrsprachigkeit – Eine Chance<br />

für Friesisch in der vorschulischen<br />

und schulischen Spracherziehung“<br />

am 1. Dezember 2006 ins Bredstedter<br />

Bürgerhaus eingeladen. Im<br />

Mittelpunkt stand die Frage nach<br />

der Rolle der schulischen Spracherziehung.<br />

In ihrem Grußwort betonte<br />

Caroline Schwarz, Kultur- und<br />

Minderheitenbeauftragte des<br />

Ministerpräsidenten des Landes<br />

Schleswig-Holstein, dass es darum<br />

gehe, Vorbehalte gegenüber früher<br />

Mehrsprachigkeit abzubauen.<br />

Den ersten Vortrag hielt Dr. Ulrike<br />

Vogl von der Freien Universität<br />

Berlin: „Mehrsprachiger Unterricht<br />

für ein mehrsprachiges Europa? Zur<br />

Rolle von Minderheitensprachen<br />

bei der sprachlichen Ausbildung“.<br />

Geschichte der Landschaft geben<br />

werden. Am ersten Abend ist ein<br />

Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Schulte-<br />

Wülwer, Flensburg, über Nordfriesland<br />

in der Kunst vorgesehen. Der<br />

Sonnabend steht im Zeichen von<br />

Sprache, Literatur und Geschichte.<br />

Eine Exkursion mit mehreren Besichtigungen<br />

unter sachkundiger<br />

Führung – u. a. im dann neu eröffneten<br />

Nissenhaus – führt nach<br />

Husum. Am Sonntagvormittag stehen<br />

„klassische“ friesische Themen<br />

auf dem Programm: der Kampf mit<br />

dem Blanken Hans und die Seefahrt.<br />

Die Teilnahme am Seminar mit<br />

Vollpension in der ansprechend neu<br />

gestalteten Nordsee-Akademie kostet<br />

150 Euro. Anmeldungen nimmt ab<br />

sofort die Nordsee-Akademie entgegen,<br />

die auch das detaillierte Pro-<br />

Vogl stellte zunächst einige Hintergründe<br />

europäischer Sprachpolitik<br />

vor und führte gegen die offizielle<br />

EU-Politik des „English plus one“<br />

ein Konzept von Wulf Oesterreicher<br />

ins Feld. Nach Oesterreicher<br />

sollten drei Sprachen gelernt<br />

werden: 1. Englisch, 2. eine europäische<br />

Kultursprache und 3. eine<br />

Nachbarschaftssprache (hier würde<br />

zum Beispiel Friesisch relevant).<br />

Dabei müsse nicht jede Sprache<br />

gleich gut beherrscht werden, so<br />

Vogl. Auch passive Kenntnisse<br />

seien sehr wichtig und hilfreich, sie<br />

ersetzten manchmal das Radebrechen<br />

auf Englisch.<br />

Dr. Alastair Walker, Nordfriesische<br />

Wörterbuchstelle der Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel,<br />

sprach über „Das Kind, die Schule<br />

und die Mehrsprachigkeit – Wie<br />

lernen Kinder Sprachen?“<br />

Walker zeichnete die einzelnen<br />

Phasen des Kindes beim Spracherwerb<br />

nach und kam zu dem<br />

Ergebnis, dass Mehrsprachigkeit<br />

bereits im Kleinkindalter die kognitive<br />

Entwicklung fördert. Spracherwerb<br />

ändere sich etwa ab der<br />

Schule dahingehend, dass er nicht<br />

gramm bereithält: Flensburger Str.<br />

18, 25917 Leck, NF; Tel.: (04662)<br />

87050; Fax: (04662) 870530;<br />

E-Mail: info@nordsee-akademie.de.<br />

Ein weiteres Wochenendseminar<br />

ist für die Adventszeit geplant, und<br />

zwar vom 7. bis 9. Dezember: „Friesisch<br />

im 21. Jahrhundert“. Es wendet<br />

sich besonders an Menschen, die sich<br />

für die Entwicklung der friesischen<br />

Sprache interessieren. Fachreferate<br />

zur nordfriesischen Sprach-Arbeit<br />

und zu neuen Initiativen etwa in<br />

Westfriesland und bei den Lausitzer<br />

Sorben sollen die Grundlage bilden<br />

für eine Auseinandersetzung mit<br />

den wesentlichen Erfordernissen<br />

und möglichen künftigen Schwerpunkten.<br />

Auch mit dem Christian-Jensen-Kolleg<br />

in Breklum wirkt das <strong>Nordfriisk</strong><br />

<strong>Instituut</strong> zusammen; gemeinsam<br />

gestaltete Seminare sind geplant. ts<br />

mehr gleichsam natürlich, sondern<br />

zunehmend auch strukturell, über<br />

das Lernen von Grammatik und<br />

Vokabeln verlaufe. Dies unterstreiche<br />

die Wichtigkeit und die Notwendigkeit<br />

von Sprachunterricht.<br />

Da bereite es natürlich Sorge,<br />

wenn der Friesischunterricht möglicherweise<br />

zugunsten des Ausbaus<br />

von Englisch in der Grundschule<br />

zurückgefahren wird.<br />

Hans de Haan, Holwert/Fryslân,<br />

Schulleiter, stellte in seinem<br />

Beitrag „Dreisprachigkeit in der<br />

Grundschule, Niederländisch<br />

– Friesisch – Englisch“ ein seit<br />

1998 laufendes Projekt an seiner<br />

dreisprachigen Grundschule „de<br />

Tsjelke“ vor. Der prozentuale Anteil<br />

der drei Sprachen ist in den verschiedenen<br />

Altersgruppen unterschiedlich<br />

festgelegt, entsprechend<br />

werden die Lehrkräfte konsequent<br />

eingeteilt. Die bisherigen Erfahrungen<br />

des insgesamt achtjährigen<br />

Projektes seien durchweg positiv,<br />

so de Haan, dies gelte für alle drei<br />

Sprachen. Die drei Vorträge werden<br />

demnächst von der Nordfriesischen<br />

Wörterbuchstelle in Kiel<br />

veröffentlicht. Christina Tadsen<br />

6 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack<br />

Am 9. Januar erhielt Renate<br />

Schnack aus Braderup im Rahmen<br />

einer Feierstunde im Gästehaus<br />

der Landesregierung in Kiel aus<br />

den Händen von Ministerpräsident<br />

Peter Harry Carstensen das<br />

Verdienstkreuz am Bande des<br />

Verdienstordens der Bundesrepulik<br />

Deutschland. Die Sozialdemokratin<br />

engagiert sich seit mehr als drei<br />

Jahrzehnten in der Kommunal-<br />

und Landespolitik. So amtierte sie<br />

von 1994 bis 1998 als erste Frau<br />

als Kreispräsidentin des Kreises<br />

Nordfriesland. Sie war seit der<br />

Gründung der deutsch-dänischen<br />

„Region Sønderjylland-Schleswig“<br />

1997 bis 1998 auf deutscher Seite<br />

deren Vorsitzende. Von 1996 bis<br />

1998 hatte sie zudem den Vorsitz<br />

der in Neumünster ansässigen Akademie<br />

für die Ländlichen Räume<br />

Schleswig-Holsteins inne, die sich<br />

um eine nachhaltige Landes- und<br />

Regionalentwicklung bemüht.<br />

Von 2000 bis 2005 war Renate<br />

Schnack unter der Regierung von<br />

Heide Simonis „Beauftragte der<br />

Ministerpräsidentin des Landes<br />

Schleswig-Holstein in Angelegenheiten<br />

nationaler Minderheiten<br />

und Volksgruppen, Grenzlandarbeit<br />

und Niederdeutsch“ (vgl.<br />

NORDFRIESLAND 143/144, S. 20-<br />

22). Sie hatte die 1988 eingerichtete,<br />

zuerst bis zu seinem Tode 1991<br />

von Kurt Hamer (SPD) wahrge-<br />

Friesisch an den Hochschulen<br />

An den Hochschulen in Schleswig-<br />

Holstein werden im Sommersemester<br />

2007 im Fach Friesisch folgende<br />

Veranstaltungen angeboten<br />

(Angaben ohne Gewähr):<br />

Kiel: Vorlesung: Das Bild der Friesen<br />

(Hoekstra) 2std. Proseminare:<br />

Altfriesisch (Hoekstra) 2std. Europäische<br />

Regional- und Minderheitensprachen<br />

im Bildungswesen<br />

(Walker) 2std. Methoden der<br />

Feldforschung in Nordfriesland<br />

(Walker) 2std. Hauptseminar:<br />

Einführung in das Halligfriesische<br />

Von links: Anne Kämper von der dänischen Minderheit, Minderheitenbeauftragte<br />

Caroline Schwarz, Matthäus Weiss vom Landesverband deutscher<br />

Sinti und Roma, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Renate<br />

Schnack, Friesenratsvorsitzender Ingwer Nommensen und Prof. Dr. Henrik<br />

Becker-Christensen, dänischer Generalkonsul<br />

nommene Funktion von dessen<br />

Nachfolger Kurt Schulz (SPD)<br />

übernommen.<br />

Eine Reihe von Organisationen<br />

stattete in Kiel ihren Dank für<br />

die gute und impulsreiche Zusammenarbeit<br />

mir der früheren<br />

Minderheitenbeauftragten ab, so<br />

der Bund Deutscher Nordschleswiger,<br />

die Föderalistische Union<br />

Europäischer Volksgruppen, der<br />

Gemeinsame Rat der dänischen<br />

Minderheit und des dänischen<br />

Jugendverbandes, der Landesverband<br />

deutscher Sinti und Roma in<br />

Schleswig-Holstein sowie das Zen-<br />

(Hoekstra) 2std. Übung: Lektüre<br />

nordfriesischer Texte (Hoekstra)<br />

2std. Sprachkurse: Mooring II<br />

(N.N.) 1std. Mooring für Fortgeschrittene<br />

(Walker) 2std. Fering<br />

I (N.N.) 2std. Westfriesisch für<br />

Anfänger II (Hoekstra) 2std.<br />

Flensburg: Seminar: Friesen und<br />

Dänen – Zwei Minderheiten und<br />

ihr Verhältnis zueinander (Steensen)<br />

2std. Übungen: Einführung<br />

in das Friesische (BA) (Steensen)<br />

2std. Einführung in das Friesische<br />

(BA) (Bieber) 2std. Einführung in<br />

trum für Niederdeutsch in Leck.<br />

Zu den Gratulanten gehörte auch<br />

Caroline Schwarz (CDU), die seit<br />

2005 als Beauftragte des Ministerpräsidenten<br />

für Minderheiten und<br />

Kultur fungiert.<br />

„Für uns Friesen ist Renate Schnack<br />

ein Glücksfall.“ Das betonte Ingwer<br />

Nommensen, Vorsitzender des<br />

Friesenrates, in seinem Grußwort.<br />

Sie habe, so Nommensen weiter,<br />

wesentlich dazu beigetragen, den<br />

Minderheiten und nicht zuletzt<br />

den Friesen in der Politik eine<br />

Stimme zu geben im Land, im<br />

Bund und in Europa. NfI<br />

die friesische Sprachwissenschaft<br />

(BA) (Kellner) 2std. Grundzüge<br />

der friesischen Landeskunde und<br />

Geschichte (BA) (Steensen) 2std.<br />

Friesische Literatur im Überblick<br />

(BA) (Joldrichsen) 2std. Das<br />

Gleichnis von verlorenen Sohn<br />

in fünf verschiedenen nordfriesischen<br />

Dialekten (Århammar)<br />

2std. Übungen zur helgoländischen<br />

Sprache und Literatur<br />

(Århammar) 2std. Sprachkurse:<br />

Fering-Öömrang (Arfsten) 2std.<br />

Mooring (Petersen) 2std. Red.<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 7<br />

Foto: Hans Kohrt


Üt da<br />

friiske feriine<br />

Nordfriesischer Verein<br />

tagte auf Nordstrand<br />

Der Kreis Nordfriesland in seiner<br />

jetzigen Form hat sich nicht nur als<br />

Verwaltungskörperschaft bewährt,<br />

er bildet auch eine kulturelle Einheit,<br />

die erhalten werden muss.<br />

Mit dieser grundsätzlichen Aussage<br />

bezog Hans Otto Meier, Vorsitzender<br />

des Nordfriesischen Vereins,<br />

auf dessen Jahresversammlung am<br />

21. Oktober 2006 in der Gaststätte<br />

Kiefhuck auf Nordstrand<br />

Stellung gegen die in der Politik<br />

diskutierte Kreisreform. Berichtet<br />

wurde zudem über das reichhaltige<br />

Programm des Vereins. Vakant<br />

ist nach wie vor die Stelle eines<br />

Jugendreferenten. Derzeit gebe es<br />

keine Bewerber, die sowohl eine<br />

pädagogische Vorbildung als auch<br />

friesische Sprachkenntnisse aufwiesen,<br />

so hieß es. Die goldene Ehrennadel<br />

des Vereins erhielten Sönke<br />

Namanny aus Lindholm für seinen<br />

Einsatz für die friesische Sprache<br />

und Uwe Sönnichsen aus Niebüll<br />

insbesondere für sein Engagement<br />

für den Küstenschutz. Hans Otto<br />

Meier und sein Stellvertreter Harro<br />

Muuss, die den Verein aufriefen,<br />

sich um geeignete Nachfolger zu<br />

bemühen, wurden jeweils für zwei<br />

Jahre, die Hälfte einer regulären<br />

Amtszeit, in ihren Funktionen<br />

bestätigt.<br />

Langenhorner Provisorium<br />

Erstmals in seiner Geschichte hat<br />

der Fräische Feriin fun ’e Hoorne,<br />

der seine Gründung auf das Jahr<br />

1906 zurückführt, keinen Vorsitzenden.<br />

Der 78-jährige Johann<br />

Detlef Siewertsen, der den Verein<br />

seit 1999 leitete, lehnte auf der Jahresversammlung<br />

am 21. November<br />

2006 eine erneute Kandidatur<br />

entschieden ab, nachdem er bereits<br />

vor vier Jahren erstmals seinen<br />

Rückzug angekündigt hatte. Er<br />

habe trotz aller Mühe niemanden<br />

gefunden, der die Nachfolge sofort<br />

antreten würde; ab 2008 stehe ein<br />

möglicher Kandidat für den Vorsitz<br />

zur Verfügung, dessen Name aber<br />

noch nicht genannt werden solle,<br />

so Siewertsen. Bis dahin werden<br />

Irma Petersen und Uwe Henken<br />

als neu gewählte Beisitzerin und<br />

Beisitzer den verbleibenden, aus<br />

Christine Brinckmann (stellvertretende<br />

Vorsitzende), Petra Geyer<br />

(Kassenwartin) und Malena Autzen<br />

(Schriftführerin) bestehenden<br />

Vorstand verstärken. Unter dem<br />

anhaltenden Beifall der Versammlung<br />

würdigte Magnus Feddersen,<br />

Ehrenvorsitzender des Langenhorner<br />

Vereins und friesisches<br />

Urgestein, die engagierte Arbeit<br />

von Johann Detlef Siewertsen. Die<br />

100-Jahr-Feier des Vereins 2006<br />

habe den Höhepunkt seines Wirkens<br />

gebildet.<br />

Hans-Adolf Oldsen geehrt<br />

Das Kuratorium des vom Frasche<br />

Feriin for e Ååstermååre getragenen<br />

Andersen-Hauses ehrte den langjährigen<br />

Schatzmeister des Vereins<br />

Hans-Adolf Oldsen mit seinem<br />

Kulturpreis. Seit 23 Jahren führt<br />

Oldsen effizient und erfolgreich die<br />

Vereinskasse. Auch an der Beschaffung<br />

und Verwaltung der Mittel für<br />

Erwerb, Umbau und Unterhaltung<br />

des Andersen-Hauses in Klockries,<br />

das weit über die Grenzen der<br />

Bökingharde hinaus als attraktives<br />

friesisches Zentrum wirkt, war<br />

Oldsen maßgeblich beteiligt. Die<br />

Auszeichnung überreichte Vorsitzender<br />

Hauke Friedrichsen in einer<br />

Feierstunde im Andersen-Haus am<br />

17. Dezember 2006. Hans-Adolf<br />

Oldsens Verdienste würdigte der<br />

Ehrenvorsitzende der Ostermooringer<br />

Friesen Thomas Heinsen.<br />

Wiedingharde:<br />

Neuer Vorsitzender<br />

Der Wiedingharder Friesenverein<br />

wählte auf seiner Mitgliederversammlung<br />

am 27. Januar in Emmelsbüll<br />

Peter Ewaldsen zu seinem<br />

Helgoland-Fahrt<br />

Die traditionell jeweils im Jahr<br />

nach dem Friesenkongress<br />

durchgeführte Fahrt aus allen<br />

drei Frieslanden nach Helgoland<br />

findet statt vom 1. bis<br />

zum 3. Juni 2007. Ausrichter<br />

ist der Interfriesische Rat.<br />

neuen Vorsitzenden. Der über die<br />

Grenzen des lange Jahre von ihm<br />

als Amtsvorsteher geführten Amtes<br />

Wiedingharde hinaus bekannte<br />

Bürgermeister von Neukirchen<br />

wurde einstimmig zum Nachfolger<br />

von Karl-Nikolai Brodersen<br />

gewählt, der dem Verein seit 1996<br />

vorgestanden hatte. Als Höhepunkte<br />

seiner friesischen Arbeit<br />

nannte Brodersen unter anderem<br />

die regelmäßigen Besuche in Westfriesland<br />

und von westfriesischen<br />

Gruppen in Nordfriesland und<br />

insbesondere in der Wiedingharde.<br />

Für sein langjähriges Engagement<br />

erhielt er die Ehrennadel des Nordfriesischen<br />

Vereins, mit der bei der<br />

Versammlung auch Sophie Hunger<br />

für ihre Verdienste um die friesische<br />

Sprachpflege ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Böredraawen<br />

Nach Westfriesland hatte der Friesenrat<br />

vom 7. bis zum 9. Februar<br />

zum Bauerntreffen eingeladen.<br />

20 Interessierte aus Nordfriesland<br />

waren der Einladung gefolgt, zusammen<br />

mit ostfriesischen Gästen<br />

und westfriesischen Gastgebern<br />

aktuelle landwirtschaftliche Fragen<br />

zu besprechen. Auf dem Programm<br />

standen nach einer Begrüßung<br />

durch Roel Kaastra, den Vorsitzenden<br />

des Fryske Rie, Besuche bei<br />

Betrieben aus den Bereichen Gärtnerei,<br />

Ackerbau und Viehzucht.<br />

Besondere Höhepunkte waren die<br />

Besichtigung des technischen Service-Unternehmens<br />

„Bos Mech“ in<br />

Easterein, der Bierbrauerei und des<br />

dazugehörigen Museums „Us Heit“<br />

in Boalsert/Bolsward und des Infozentrums<br />

„Terp Hogebeintum“ auf<br />

der höchsten Warft in Fryslân. Red.<br />

8 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Nordfriesland<br />

im Winter<br />

5. Dezember 2006 -<br />

26. Februar 2007<br />

n Am 7. Dezember verstarb im<br />

Alter von 85 Jahren Karl Heinz<br />

Schütt ein Urgestein der Husumer<br />

Kommunalpolitik. Den gebürtigen<br />

Altonaer hatte der Zweite<br />

Weltkrieg 1940 in die Storm-Stadt<br />

verschlagen. Bis 1958 arbeitete er<br />

als Betriebsschlosser in der Husumer-Brauerei.<br />

1962 begann seine<br />

außergewöhnliche Karriere in der<br />

Stadtpolitik. 28 Jahre lang gehörte<br />

er dem Stadtverordnetenkollegium<br />

sowie vielen nachgeordneten<br />

Gremien an. Sechs Jahre lang war<br />

er Senator, acht Jahre lang Bürgervorsteher.<br />

Für seine Verdienste<br />

wurde er mit der Freiherr-vom-<br />

Stein-Medaille, mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande und mit<br />

der Ehrenbürgerwürde der Stadt<br />

ausgezeichnet. Bei der Grundsteinlegung<br />

für das neue Rathaus 1987<br />

wurde ein Hut des „grundehrlichen<br />

und vor allem menschlichen<br />

Politikers“ mit eingemauert.<br />

n Mit einer Stimme Mehrheit<br />

im dritten Wahlgang wurde am<br />

7. Dezember Heinz Lorenzen,<br />

Kandidat der Kommunalen Gemeinschaft<br />

(KG), zum Bürgermeister<br />

von Wyk auf Föhr gewählt.<br />

Der Lehrer im Ruhestand ist damit<br />

Nachfolger von Heinz-Georg<br />

Roth und erster ehrenamtlicher<br />

Bürgermeister der Stadt nach der<br />

beschlossenen Fusion mit den<br />

Ämtern Föhr-Land und Amrum.<br />

Nach dem Rückzug des SPD-Kandidaten<br />

Dr. Diderick Rotermund<br />

war Paul Raffelhüschen von der<br />

CDU als einziger Gegenpart verblieben.<br />

Die notwendige absolute<br />

Mehrheit der Stimmen konnte<br />

in den ersten beiden Wahlgängen<br />

keiner der Kontrahenten erringen.<br />

„Ich habe festgestellt, ich bin nur<br />

dritte Wahl“, bemerkte der Sieger<br />

schließlich. Lorenzen bat alle Wyker<br />

Stadtverordneten um eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit.<br />

n Eine seltene Ehrung erfuhr der<br />

Kantor der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Sankt Peter-Ording<br />

Christoph Jensen. Landeskirchenmusikdirektor<br />

Dieter Frahm<br />

überreichte ihm am 10. Dezember<br />

die Ernennungsurkunde zum<br />

Kirchenmusikdirektor. Jensen<br />

wurde 1958 in Husum geboren,<br />

studierte 1979-83 und 1996-98 an<br />

der Hochschule für Kirchenmusik<br />

in Herford und schloss mit der<br />

höchsten Ausbildungskategorie<br />

ab. Propst Dr. Friedemann Green<br />

betonte die große Bedeutung des<br />

Kantors und Organisten für das<br />

kirchenmusikalische Leben in<br />

Eiderstedt und speziell im Nordseebad,<br />

wo er 1983 seinen Dienst<br />

antrat. An Jensens Arbeit werde<br />

deutlich, dass die Kirchenmusik<br />

die zweite Säule der Verkündigung<br />

des Wortes Gottes darstellt, unterstrich<br />

Pastorin Regine Boysen.<br />

n Am 10. Dezember erhielt Johann<br />

Frank im Rantumer Kursaal für<br />

seine Übersetzung der vier Evangelien<br />

ins Sylter Friesisch den C.-P.-<br />

Hansen-Preis. Der Westerländer<br />

schaffte die Übersetzungsarbeit in<br />

nur vier Monaten. Dabei stand<br />

Frank häufig vor dem Problem, dass<br />

es viele Begriffe auf Sölring nicht<br />

gibt, er habe versucht „sie durch<br />

Redewendungen zu umgehen“. Neben<br />

dem ehrwürdigen Wörterbuch<br />

von Boy Peter Möller half vor allem<br />

der Rantumer Erk-Uwe Schrahé<br />

als Lektor. Kuratoriumsmitglied<br />

Helmut Schwabe bezeichnete den<br />

Geehrten in seiner Laudatio als<br />

„friesischen Luther“. Denn auch der<br />

habe bei seiner Bibelübersetzung<br />

„dem Volk aufs Maul geschaut“.<br />

Der C.-P.-Hansen-Preis wird seit<br />

1960 im Andenken an den Sylter<br />

Chronisten für besondere Verdienste<br />

um die friesische Kultur, Sprache<br />

und Geschichte der Insel verliehen.<br />

n Als einem der herausragenden<br />

denkmalgeschützten Gebäude<br />

im Lande wurde dem Pynackerhof<br />

im Trendermarschkoog auf<br />

Nordstrand am 22. Januar der<br />

schleswig-holsteinische Denkmalpflege-Preis<br />

2006 verliehen.<br />

Der Preis wird vom Schleswig-<br />

Holsteinischen Denkmalfonds<br />

ausgelobt, einer von der Kulturstiftung<br />

des Sparkassen- und<br />

Giroverbandes begründeten<br />

Einrichtung zur Förderung der<br />

Privatinitiative bei der Erhaltung<br />

kulturgeschichtlich bedeutender<br />

Bauten. Nach der großen Sturmflut<br />

von 1634 kaufte der Niederländer<br />

Willibrord Pynacker Teile<br />

des neu eingedeichten Trendermarschkooges<br />

und baute auf<br />

einer Warft ein Geesthardenhaus.<br />

1896 wurde es nach einem Brand<br />

wieder aufgebaut. 1989 erwarben<br />

Ingrid und Heinz Peter Moseler<br />

das marode Anwesen und renovierten<br />

es zum Vorzeigeobjekt<br />

Nordstrander Baukultur.<br />

n Der Schwabstedter Hans-Peter<br />

Schweger wird ein entscheidendes<br />

Wort bei der Verleihung des wichtigsten<br />

deutschen Fernsehpreises<br />

mitsprechen. Er wurde in die Jury<br />

berufen, die über die Vergabe des<br />

„Adolf-Grimme-Preises“ 2007<br />

entscheidet. Als Leiter der Volkshochschule<br />

Husum ist Schweger<br />

auch Mitglied des Landesvorstandes<br />

der Volkshochschulen. In dieser<br />

Funktion erkundigte er sich bereits<br />

vor zehn Jahren nach den Modalitäten<br />

bei der Zusammensetzung<br />

der Jury. Als späte Reaktion darauf<br />

und vermutlich auch in seiner<br />

Eigenschaft als Veranstalter der<br />

„Husumer Filmtage“ durfte der 51-<br />

Jährige im Februar im westfälischen<br />

Marl zusammen mit Medienwissenschaftlern<br />

und Journalisten seinen<br />

Sachverstand einbringen.<br />

n Der Husumer Handwerkerverein<br />

feierte sein 150-jähriges Jubiläum.<br />

Zahlreiche Ehrengäste, darunter<br />

Ministerpräsident Peter Harry<br />

Carstensen, folgten der Einladung<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 9


Foto: Ursula Konitzki<br />

n Der Verein „Freunde des Richard-Haizmann-Museums“ (im Bild Vorsitzender<br />

Andreas Schönefeld) erhielt im Januar beim Wettbewerb „365 Orte<br />

im Land der Ideen“ unter 1 500 Bewerbungen den Zuschlag. Damit gehört<br />

Niebüll zu den ausgewählten Gemeinden, die im Jahr 2007 Deutschland<br />

repräsentieren. Die Auszeichnung überreichten die Direktorin der Deutschen<br />

Bank Westerland, Petra Nies (links im Bild), als Vertreterin der Initiative<br />

„Deutschland – Land der Ideen“ und die Managerin des Projektes,<br />

Stephanie Riefke aus Berlin. Der Verein habe mit 40 Partnern ein Sponsoring-Modell<br />

geschaffen, das eine Würdigung verdiene. Die Entwicklung<br />

neuer Ideen, Technologien und Produkte sei die Basis der Lebensqualität<br />

und die Grundlage für die Zukunft der Kinder, betonten die Laudatorinnen.<br />

Der Verein hatte u. a. eine Museums-Malschule ins Leben gerufen<br />

und wird im April einen Fotoworkshop für Jugendliche veranstalten.<br />

zum Stiftungsfest am 10. Februar.<br />

Das Handwerk könne sich dynamisch<br />

auf Veränderungen einstellen,<br />

würdigte der Landesvater die<br />

Innovationskraft des Vereins. Er<br />

wurde 1857 als Interessenvertretung<br />

für die Handwerker ins Leben<br />

gerufen. Mit der Gründung der<br />

Kreishandwerkerschaft verlor er<br />

zwar an Bedeutung, spricht aber als<br />

Mitglied der Husumer Wirtschaftsgesellschaft<br />

bis heute ein gewichtiges<br />

Wort bei der Entwicklung der<br />

Stadt mit. Besondere Verdienste<br />

erwarb sich Ehrenvorsitzender<br />

Karl-Johann Raudzus. Er setzte in<br />

seiner Amtsperiode (1981-90) u. a.<br />

eine Satzungsänderung durch, die<br />

es „allen dem Handwerk nahe stehenden<br />

Menschen“ erlaubte, dem<br />

Verein beizutreten.<br />

n Die Kirche Sankt Dionysius in<br />

Joldelund, zu der sich auch die<br />

Gemeindeglieder aus Goldebek,<br />

Goldelund und Kolkerheide wenden,<br />

besitzt seit dem 11. Februar<br />

offiziell eine neue Orgel. Propst<br />

Dr. Helmut Edelmann weihte<br />

das Instrument, Professor Andrzej<br />

Chorosinski aus Warschau, der<br />

Schirmherr des Orgelbaus, übergab<br />

es mit Klängen von Antonio<br />

Vivaldi seiner Bestimmung. Das<br />

Instrument hat – wie das in der<br />

Dresdner Frauenkirche – schwarze<br />

Tasten für die ganzen und weiße<br />

Tasten für die halben Töne. Das<br />

hatte sich Christa Petersen – seit<br />

einem halben Jahrhundert Organistin<br />

– für den Neubau wünschen<br />

dürfen. Auf den 578 Pfeifen sind<br />

auch kleine Konzerte möglich.<br />

n Am 15. Februar schlossen sich<br />

in Husum fünf Parteien auf Kreisebene<br />

zu dem Bündnis „Wir sind<br />

Nordfriesland“ zusammen. CDU,<br />

SPD, FDP, SSW und WG-NF<br />

wollen möglichst viele Mitstreiter<br />

finden, die sich aktiv für den<br />

Erhalt des Kreises Nordfriesland<br />

einsetzen. In einem von der Landesregierung<br />

geplanten Großkreis<br />

drohen wichtige nordfriesische<br />

Interessen wie Tourismus, Küstenschutz,<br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

oder Krankenhaus-Versorgung<br />

unterzugehen. Bürokratie-Abbau<br />

und Einsparungen ließen sich auch<br />

durch aufgabenorientierte Kooperationen<br />

mit den Nachbarkreisen<br />

erreichen, bekräftigte Bundestagsabgeordneter<br />

Ingbert Liebing<br />

(CDU). Der SSW, der den Kreis<br />

auch aus historisch-kulturellen<br />

Gründen erhalten möchte, warnte<br />

insbesondere vor dem Verlust eines<br />

„Stückes Demokratie“ in zu großen<br />

Strukturen.<br />

n Mit dem Ziel, Schülerinnen und<br />

Schüler auf die Berufswelt vorzubereiten,<br />

schlossen am 20. Februar<br />

in Husum die Ferdinand-Tönnies-<br />

Schule und die Firma C. J. Schmidt<br />

einen Kooperationsvertrag. „Viele<br />

Wirtschaftsunternehmen beklagen<br />

bei den Berufseinsteigern mangelnde<br />

Ausbildungsreife und fehlende<br />

Berufswahlkompetenz“, erklärte<br />

Sigrid Ahlers von der Industrie-<br />

und Handelskammer (IHK)<br />

Flensburg. Mit Betriebsführungen,<br />

Referaten aus dem Berufsalltag und<br />

gelegentlichen Kleinjobs solle dem<br />

entgegengewirkt werden. Als Anerkennung<br />

für sein Bemühen, Schule<br />

und Wirtschaft zusammenzuführen,<br />

erhielt in Niebüll der Leiter<br />

der Beruflichen Schule Bernhard<br />

Puschmann die „Denkmünze der<br />

Arbeitsgemeinschaft Bildung und<br />

Medien 1955-2005“. Die Ehrung<br />

stehe für alle Lehrer, die sich mit<br />

dem Thema „Wirtschaft“ beschäftigten<br />

und die ihnen Anvertrauten<br />

auf den Berufsweg vorbereiteten,<br />

erklärte Walter Braasch, Präsident<br />

der IHK Flensburg. Harry Kunz<br />

10 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Karin Haug:<br />

Zwischen Event-Management<br />

und Notnagel<br />

MarktTreffs in Nordfriesland<br />

Die Dörfer in Nordfriesland verändern sich. Die ortsansässigen Betriebe machen<br />

dicht. Viele Bäcker, Schlachter, Ladenbesitzer und Wirte haben für immer den<br />

Schlüssel umgedreht. Die Entscheidungen der Konsumenten führen zum Ende dörflichen<br />

Einzelhandels und berauben damit der dörflichen Gemeinschaft einen ihrer<br />

wichtigsten sozialen Orte. Die Politik versucht gegenzusteuern.<br />

Sehr viele Schleswig-Holsteiner zieht es aufs<br />

Land. Über 40 Prozent der schleswig-holsteinischen<br />

Bevölkerung leben in Gemeinden mit bis<br />

zu 10 000, mehr als die Hälfte davon in Orten<br />

mit weniger als 2 000 Einwohnern. Abseits der<br />

hektischen Städte suchen die Menschen frische<br />

Luft und Ruhe. Sie arbeiten aber zumeist nicht<br />

im heimischen Dorf, ihre Kinder gehen vielfach<br />

nicht dort zur Schule, und eingekauft wird in<br />

aller Regel auch woanders.<br />

Beispiel Stadum (1 058 Einwohner): Großeinkäufe<br />

erledigen die Stadumer überwiegend<br />

in Schafflund oder Leck, beides nur ein paar<br />

Auto- oder Busminuten entfernt. Da bleibe der<br />

Laden im Dorf nur als „Notnagel“, bedauert<br />

Horst Grube. Seine<br />

Frau Dörte betreibt in<br />

dem Geestdorf einen<br />

schmucken EDEKA-<br />

Markt mit frischen Brötchen, Fleisch und<br />

Waren des täglichen Bedarfs – einen von 22<br />

MarktTreffs in Schleswig-Holstein. Kundin<br />

Manuela Brogmus-Iversen steht für viele: Sie<br />

hat einen Joghurt und eine Tüte Brötchen in<br />

der Hand. Ihre Großfamilie kaufe „nicht sehr<br />

oft“ beim MarktTreff ein, obwohl dieser direkt<br />

gegenüber liege. Sie könne sich das einfach<br />

nicht leisten. Dabei könne zumindest das halbe<br />

Sortiment preislich mit den großen Märkten<br />

mithalten, versichert Grube. Viele Neuzugezogene,<br />

die vor allem dem Arbeitgeber Bundeswehr<br />

den Umzug nach Stadum zu verdanken<br />

haben, kennen aber nicht einmal den Laden im<br />

Spierling.<br />

Nordfriesland-Reportage<br />

Programm für den ländlichen Raum<br />

Seit 1999 versucht das Land Schleswig-Holstein<br />

mit dem Förderprogramm „MarktTreff“, Nachfolger<br />

des Förderprogramms für „Ländliche<br />

Dienstleistungszentren“, ein Gegengewicht zu<br />

bilden. „MarktTreffs sichern Grundversorgung,<br />

fördern die dörfliche Gemeinschaft und schaffen<br />

Arbeitsplätze – alles unter einem Dach“,<br />

lobt sich die Landesregierung im Internet<br />

(www.marktreff-sh.de). Mit durchschnittlich<br />

je 300 000 Euro in den letzten Jahren wurden<br />

dörfliche Gemeinden bei der Gründung von<br />

MarktTreffs unterstützt. Mittel aus Landeshaushalt<br />

und EU-Töpfen stellen bis zu 50 % der Anschubfinanzierung.<br />

Die andere Hälfte muss die<br />

Gemeinde selbst aufbringen.<br />

Dafür bekommt<br />

sie, so heißt es,<br />

ein maßgeschneidertes<br />

Modell für ihre Gemeinde, das technisch auf<br />

dem höchsten Stand ist. Insgesamt vier Typen<br />

sieht das Projekt vor vom ehrenamtlich betriebenen<br />

Kiosk bis zum MarktTreff „XL“, der den<br />

Betreibern eine Vollexistenz ermöglicht.<br />

Jeden Freitag berichtet der Schleswig-Holsteinische<br />

Zeitungsverlag (shz) als offizieller Medienpartner<br />

des Projekts in einer eigens geschaffenen<br />

Rubrik aktuell über die MarktTreffs.<br />

Anlass, sich um die Förderung eines Treffs zu<br />

bemühen, ist meist das drohende Ende des Dorfladens:<br />

„Der Bürgermeister kommt und klagt<br />

darüber, dass der Kaufmann zumacht“, erzählt<br />

Norbert Limberg, Projektleiter für Dorf- und<br />

ländliche Regionalentwicklung des Amtes für<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 11


ländliche Räume in Husum. Der Förderexperte<br />

ist Ansprechpartner der schleswig-holsteinischen<br />

Gemeinden in der jeweiligen ersten Projektphase<br />

des MarktTreffs.<br />

Voraussetzung für einen positiven Bescheid ist<br />

eine erfolgreiche Standortanalyse durch externe<br />

Gutachter. Dazu müssen die Gegebenheiten vor<br />

Ort stimmen, also Einzugsgebiet und Kaufkraft.<br />

Außerdem muss gewährleistet sein, dass keinesfalls<br />

ein bestehendes Geschäft durch die öffentliche<br />

Förderung gefährdet wird.<br />

Ist das alles geklärt, kann es losgehen. Am Anfang<br />

stehen meist umfangreiche Erweiterungs-<br />

oder Umbauarbeiten eines vorhandenden<br />

Ladens. Diese können sich die Pächter ohne<br />

Förderung nicht leisten. Sie kommen nicht<br />

aus eigenen Kräften aus dem Teufelskreis von<br />

fehlenden Investitionsmitteln und kleinem<br />

Angebot auf kleiner Fläche heraus. Da kommt<br />

die staatliche Förderung ins Spiel und greift den<br />

Pächtern unter die Arme.<br />

Die Umbauten haben aber noch einen anderen<br />

Grund: Der MarktTreff soll ausdrücklich<br />

nicht nur ein Einkaufsladen sein, sondern<br />

auch als dörfliche Begegnungsstätte dienen.<br />

Die Landesregierung achtet ausdrücklich auf<br />

die Multifunktionalität, betont Christina Pfeifer,<br />

zuständig für das Projekt MarktTreff im<br />

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und<br />

ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein<br />

(MLUR). Dieser Vorgabe entsprechend bunt ist<br />

das Erscheinungsbild der Treffs, von denen die<br />

meisten den örtlichen Vereinen einen Raum anbieten,<br />

einen Internetarbeitsplatz vorhalten und<br />

eine Postfiliale beherbergen. Ob große Märkte<br />

oder kleine Kioske, beide tragen das Label<br />

„MarktTreff“. Neben der Größe spielt auch die<br />

Anbindung von Dienstleistern eine Rolle, von<br />

der Bank bis zum Versicherungsvertreter, alle<br />

sollten den Treff zumindest für Sprechstunden<br />

nutzen. Deren Kunden kaufen dann, so das Kalkül,<br />

anschließend noch beim Kaufmann ein.<br />

Einbindung ins dörfliche Leben<br />

Ein breites Angebot reicht für den Erfolg eines<br />

MarktTreffs allerdings nicht aus. Zwar hat noch<br />

kein Treff schließen müssen, aber die Wirtschaftsdaten<br />

sind sehr unterschiedlich. Woran<br />

das liegt, meinen die Projektbetreiber genau<br />

zu wissen. Die „Betreiberpersönlichkeit“ gibt<br />

den Ausschlag, ist sich Agraringenieurin Pfeifer<br />

sicher. In der Öffentlichkeit beschreibt sie es<br />

folgendermaßen, zuletzt bei der MarktTreff-Bilanz<br />

des Jahres 2006: „Dort, wo wir engagierte<br />

Kümmerer haben, werden die MarktTreffs zu<br />

lebendigen und bunten Veranstaltungszentren.“<br />

Alexandra Greger von der Firma „ews group“,<br />

die für das Projektmanagement zuständig ist,<br />

sieht ebenso den Pächter als wichtigen Faktor<br />

für den Erfolg: „Es reicht nicht aus, dass er nur<br />

ein Kaufmann ist.“ Sie ermuntert die Betreiber,<br />

viele eigene Veranstaltungen auszurichten.<br />

Die Pächter verlassen sich im Gegenzug für ihr<br />

Engagement auf die Verpflichtung von Dorfgemeinschaft<br />

und Gemeindevertretung; schließlich<br />

sollen sie bei ihnen einkaufen. Das tun sie<br />

nur, wenn die Dorfbewohner die oftmals höheren<br />

Preise des Dorfkaufmanns akzeptieren. „Bei<br />

mir kostet ein handwerkliches Brötchen ohne<br />

Konservierungsstoffe nun einmal 45 Cent“, sagt<br />

Maik Schultze, der gemeinsam mit seiner Frau<br />

Inge den Witzworter Treff betreibt. Letztlich<br />

könne kein MarktTreff gegen die Preise der<br />

Discounter bestehen. Deren Filialen finden sich<br />

inzwischen auch auf dem flachen Land. Gegen<br />

diese Mitbewerber haben die Dorfläden einen<br />

schweren Stand.<br />

Da die Ketten, denen sie sich angeschlossen haben,<br />

den kleinen Läden wegen der kleinen Abnahmemengen<br />

nur geringe Rabatte einräumen,<br />

bleiben diese bei Werbeaktionen meist außen<br />

vor. Horst Grube aus Stadum kann weder das<br />

gesamte EDEKA-Sortiment vorhalten noch bei<br />

den wöchentlichen Angeboten mitmachen. Bei<br />

den Lockangeboten, bei denen die Ware sogar<br />

kurzfristig knapp unter dem Einkaufspreis zu<br />

haben ist, muss er gänzlich passen. So produziert<br />

er „notgedrungen“, wie er sagt, eigene Werbezettel,<br />

um auf seine Spezialitäten hinzuweisen.<br />

Die können mit den Hochglanzprospekten der<br />

Branchenriesen allerdings kaum mithalten.<br />

„Mein größter Konkurrent ist Geiz-ist-Geil“,<br />

sagt der Witzworter Schultze, der sich entschieden<br />

hat, in sein Sortiment auch preiswertes<br />

Mineralwasser oder Billig-Toastbrot aufzunehmen.<br />

Das sind aber die Ausnahmen unter seinen<br />

2 400 Artikeln. In Witzwort kommt das Frische-Sortiment<br />

aus der Region. Da sind zum einen<br />

die Milchprodukte aus der nur wenige Meter<br />

entfernten Molkerei, aber auch Fleisch und<br />

12 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Dörte Grube vom MarktTreff Stadum bedient eine Kundin. Nicht zuletzt für ältere Dorfbewohner können die<br />

neuen Zentren einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität bedeuten.<br />

Wurst liefern regionale Produzenten: „Ich weiß,<br />

woher das Fleisch kommt“, versichert Schultze,<br />

der die Marken „Eiderstedter Qualitätsrind“<br />

und „Schleswig-holsteinisches Qualitätsrind aus<br />

der Region Eiderstedt“ verkauft. Das regionale<br />

Angebot kommt an. Am Sonnabend bilden sich<br />

trotz höherer Preise lange Schlangen vor den<br />

Kassen des MarktTreffs. Im 965 Einwohner<br />

zählenden Witzwort wird durchaus auch der<br />

Wochenendeinkauf im Ort abgewickelt. Der<br />

MarktTreff im Herzen der Gemeinde hat sogar<br />

eine Auszubildende eingestellt, die seit dem August<br />

2006 Verkäuferin lernt.<br />

Im Februar 2007 war Schultze ein Jahr Pächter<br />

in Witzwort, was gebührend gefeiert wurde.<br />

Sein Fazit fällt trotz fehlenden Urlaubs und Sieben-Tage-Woche<br />

positiv aus: „Wenn die Zahlen<br />

auch in den nächsten Jahren stimmen“, wird er<br />

weitermachen. Er profitiert davon, die Mitglieder<br />

der Gemeindevertretung als wichtige Multiplikatoren<br />

und zentrale Entscheider „komplett<br />

als Stammkunden“ begrüßen zu können.<br />

Sein MarktTreff kann vor allem in Sachen Gemütlichkeit<br />

und Nähe gegen die Discounter<br />

punkten. Schultze kann sich auf die Anziehungskraft<br />

des Angebotes jenseits des Warenangebots<br />

verlassen. So lädt ein gemütlicher Raum<br />

Touristen und Einheimische, unter ihnen viele<br />

Besucher des gegenüber liegenden Kirchhofs,<br />

zum Kaffee ein. Die Gäste, überwiegend Senioren,<br />

wollen von einem Lieferservice nach Hause<br />

nichts wissen, erzählt Schultze. Zu gerne sitzen<br />

sie im Ortszentrum zusammen und klönen. Darum<br />

kommen sie gerne zum Kaufmann, der ihnen<br />

die Waren bei Bedarf auch schon mal in den<br />

Kofferraum trägt. Eine Kundin nennt als Gründe,<br />

warum sie im MarktTreff einkaufe: „Mal<br />

einen Kaffee trinken“, und dass man „schnacken<br />

und klönen“ könne. Die „nette Atmosphäre“<br />

hat es ihr angetan.<br />

Der Raum im Witzworter MarktTreff bietet<br />

neben dem obligatorischen Internet-Platz und<br />

einem Buchregal den ansässigen Vereinen einen<br />

Treffpunkt. Hinter einer Glasscheibe ist darüber<br />

hinaus die „gläserne Redaktion“ der Husumer<br />

Nachrichten untergebracht, wo einmal die Woche<br />

eine Redakteurin anzutreffen ist. Die Witzworter<br />

Vereine nutzen diese Gelegenheit für ihre<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 13<br />

Foto: Karin Haug


Pressearbeit. Die Räumlichkeiten werden regelmäßig<br />

frequentiert und gut angenommen.<br />

So wie in Witzwort soll es nach dem Willen der<br />

Planer am liebsten in allen MarktTreffs ablaufen.<br />

„Ein Betreiber wie aus dem Bilderbuch“, urteilt<br />

Pfeifer über den pfiffigen Pächter, der sich viel<br />

einfallen lasse und sich durchaus zum Vorbild<br />

eigne. So habe Schultze einen Gospelchor eingeladen<br />

und gleichzeitig das Catering des Konzerts<br />

übernommen. „Das ist sein zweites Standbein“,<br />

meint Alexandra Greger vom Projektmanagement;<br />

Schultze beliefert auch private Feste.<br />

Greger kennt die 22 MarktTreffs im Land aus<br />

eigener Anschauung, denn sie besucht jeden<br />

mindestens einmal im Jahr. Sie hat vor allem<br />

im Auge, ob die Bürger den Markt gut annehmen<br />

und „ob sie sich wohlfühlen“. Vorteil der<br />

Besuche: Unterstützungsbedarf der Pächter wird<br />

ohne langes Vorgespräch geklärt. Das Projektmanagement<br />

vermittelt unter anderem Gespräche<br />

zur Einrichtung einer Lotto-Annahmestelle.<br />

Die Stadumer Pächter haben allerdings die Erfahrung<br />

gemacht, dass die versprochene Unterstützung<br />

in Sachen Werbung nie realisiert wurde.<br />

Auch in Sachen Postfiliale bewege sich nichts.<br />

Eine Postfiliale steht – neben einem Bankautomaten<br />

– auch in Witzwort auf der Wunschliste.<br />

Erreicht wurde allerdings, dass die Nord-Ostsee<br />

Sparkasse seit kurzem dort vertreten ist.<br />

Die Lokalpresse meldete am 3. Februar: „Von<br />

Donnerstag an wird die Nord-Ostsee-Sparkasse<br />

einmal in der Woche, donnerstags von 15 bis 16<br />

Uhr, eine Sprechstunde im MarktTreff anbieten.<br />

Bürger können dann Bargeld abholen oder sich<br />

in Bankangelegenheiten beraten lassen.“<br />

Projektmanagement<br />

Als „konkrete Hilfestellung“ ist seitens des Projektmanagements<br />

der regelmäßige Erfahrungsaustausch<br />

der Betreiber gedacht, der zweimal<br />

im Jahr organisiert wird. Von den Erfahrungen<br />

anderer zu profitieren, ist das Motto. So entstehen<br />

gemeinsame Aktionen wie ein „Käseabend“,<br />

wo bei einem Glas Rotwein Wissenswertes über<br />

Milch und Käse vermittelt wird. Neueste Idee:<br />

eine „Bonuskarte“, faktisch eine Rabattkarte, die<br />

treue Kunden mit einer Tasse Kaffee oder einem<br />

Stück Kuchen belohnt. Ab März wird sie in einigen<br />

Treffs angeboten werden, bei Schultzes gibt<br />

es die Tasse gleich draufzu.<br />

Markttreffs sind keine normalen Läden. Ihre<br />

Betreiber sind wie auch die Projektverantwortlichen<br />

ständig auf der Suche nach neuen Einfällen.<br />

Schnell wurde aber klar, dass sich nicht<br />

jede Idee auch auszahlt. So dachte man noch<br />

1999, dass „man mit dem Internet Geld verdienen<br />

könne“, erzählt Christina Pfeifer. Ein<br />

Trugschluss, inzwischen mussten sich die Projektverantwortlichen<br />

wegen des fast flächendeckenden<br />

privaten Internet-Zugangs eines<br />

Besseren belehren lassen. Pfeifer versteht den<br />

MarktTreff nach solchen Fehleinschätzungen<br />

als „lernendes Projekt“, das inzwischen anders<br />

arbeite als am Beginn.<br />

Umlernen musste man in Kiel auch, was die<br />

Selbstorganisation vor Ort betrifft. Die Einbindung<br />

der örtlichen Akteure überließen die Planer<br />

anfangs dem Zufall. Überregionale Partner<br />

wie das Deutsche Rote Kreuz, Landessportbund<br />

oder der Landesfeuerwehrverband sind zwar als<br />

Beiräte in die Projektbegleitung eingebunden,<br />

aber daraus ergibt sich in den seltensten Fällen<br />

eine verpflichtende Bindung vor Ort. Die Planer<br />

haben ihre Lektion gelernt: Inzwischen empfiehlt<br />

die Landesregierung die Gründung eines<br />

Vereins im Dorf, um den Treff auf eine stabile<br />

Grundlage zu stellen. Das geschah in Witzwort<br />

im Mai 2004.<br />

In Stadum aber, wo bereits 16 Dorfvereine bestehen,<br />

wurde kein zusätzlicher lokaler Markt-<br />

Treff-Verein gegründet. Eine entsprechende<br />

Unterstützung fehlt. Das erklärt zum Teil den<br />

Frust der Betreiber. Sie haben den Eindruck,<br />

dass ihre Aktionen oft ins Leere laufen. „Versprochen<br />

haben wir uns alle mehr davon“, sagt<br />

Horst Grube.<br />

Nur drei, meistens verwaiste Sitzplätze bietet der<br />

Treffpunkt in einem vom eigentlichen Laden<br />

getrennten, kleinen Raum, der kaum zum Verweilen<br />

einlädt. „Damals waren wir darauf ganz<br />

stolz“, erinnert sich Norbert Limberg in Husum<br />

an den Start des MarktTreffs ins Stadum. Limberg<br />

ist unzufrieden mit der strikten regionalen<br />

Begrenzung des Standortes Stadum, neben Ladelund<br />

einer der „Altstandorte“, noch aus den<br />

Zeiten der ländlichen Dienstleitungszentren.<br />

Solche „sehr lokalen“ Lösungen gebe es inzwischen<br />

nicht mehr. Jetzt sei das „völlig anders“.<br />

Dörte Grube kämpft weiter. Kleinliches Hickhack<br />

drückt auf ihre Stimmung. So wurden<br />

14 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Das Witzworter Team (von links): Inge Schultze, Maik Schultze, Auszubildende Janina Hecht, Angestellte Gesa<br />

Kobarg.<br />

Strom- und Reinigungskosten für den Bankautomaten<br />

erst nach langem Hin und Her von<br />

der Gemeinde übernommen. Grube wünscht<br />

sich konkrete Hilfe bei laufenden Kosten: „Die<br />

Stromkosten fressen uns auf.“ Doch deren<br />

Subventionierung ist bei dem Landesprojekt<br />

ausdrücklich ausgeschlossen.<br />

Grubes lassen sich einiges einfallen: So verteilten<br />

sie über 400 Handzettel, um über einen neuen<br />

Service im Bereich des Versandhandels zu informieren.<br />

Da den aber nur ein Kunde innerhalb<br />

eines halben Jahres in Anspruch nahm, haben<br />

Grubes inzwischen das Angebot gestrichen.<br />

An Aktionen, die bei den Treffen der anderen<br />

MarktTreff-Pächter vorgestellt werden, beteiligen<br />

sie sich meistens nicht: „Die lassen ihre<br />

Katze ja doch nicht aus dem Sack“, mutmaßt<br />

Horst Grube, der sich als Vertreter eines kleinen<br />

MarktTreffs nicht ausreichend unterstützt fühlt.<br />

Auch in der Presse fühlt er sich übergangen.<br />

„Die Kleinen erscheinen doch so gut wie nie“,<br />

meint Grube. Viele Neuigkeiten finden Interessierte<br />

nur im Internet.<br />

Neue MarktTreffs in Nordfriesland<br />

22 MarktTreffs gibt es inzwischen in Schleswig-Holstein,<br />

mit regionalen Schwerpunkten<br />

im Norden, also in den Kreisen Nordfriesland<br />

und Schleswig-Flensburg. Zu den jüngeren<br />

MarktTreffs gehört neben Witzwort auch der in<br />

Schwabstedt, der im August 2006 sein einjähriges<br />

Bestehen feierte. Mit 800 Quadratmetern im ehemaligen<br />

Schwabstedter Kaufhaus, das nach einem<br />

Leerstand wieder belebt werden konnte, gehört er<br />

zu den großen Treffs. Der Medienpartner schrieb<br />

am 4. August 2006: „In den Augen vieler ist er<br />

sogar eine Ideallösung.“ 2004 wurde in Haselund<br />

der Dorfladen zum MarktTreff umgebaut. Direkt<br />

an der viel befahrenen B 200 findet man den<br />

ca. 600 qm großen Markt, der unmittelbar vor<br />

Umbauten steht, von denen sich die Betreiber<br />

Frank und Friedrich Spingel wie auch Experte<br />

Limberg viel versprechen. In Ladelund legt man<br />

besonderen Wert auf Jugendarbeit. Der dortige<br />

MarktTreff bietet außerdem gesundheitliche und<br />

kosmetische Dienstleistungen an. Bis 2013 plant<br />

die Landesregierung insgesamt 50 MarktTreffs.<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 15<br />

Foto: Karin Haug


Ein „ehrgeiziges Ziel“, meint Managerin Greger,<br />

die es aber für erreichbar hält.<br />

Neue Standorte würden inzwischen streng nach<br />

den „tatsächlichen Bedarfen vor Ort“ geplant. In<br />

Nordfriesland kommt zu den bestehenden fünf<br />

Standorten vielleicht sogar noch in diesem Jahr<br />

ein neuer hinzu: Rantrum. Daneben ist auch ein<br />

Treff in der friesischen Gemeinde Neukirchen in<br />

der Planung: „Irgendwann muss da etwas passieren“,<br />

prognostiziert Planer Limberg. Der Ort<br />

erfüllt sowohl mit seiner Größe von fast 1 300<br />

Einwohnern als auch seiner Lage die Voraussetzungen<br />

für die Gründung eines MarktTreffs.<br />

Auf die Pächter kommt es an<br />

Die MarktTreffs werden, kaum verwunderlich,<br />

von ihren Erfindern und Trägern als Erfolgsmodell<br />

verkauft, zumindest, wenn man die<br />

veröffentlichten Presseartikel und Internetseiten<br />

liest. Bislang hat auch noch kein MarktTreff in<br />

Schleswig-Holstein seine Türen schließen müssen.<br />

Ohne Zweifel belebt ein gut frequentierter<br />

Treff das dörfliche Leben und bietet den Dorbewohnern<br />

eine attraktive Dienstleistung. Er gibt<br />

bzw. erhält den Dörfern eine Funktion über das<br />

reine Wohnen hinaus. Der MarktTreff macht vor<br />

allem ältere Dorfbewohner unabhängiger vom<br />

Verkehrsmittel Auto.<br />

Für die Projektverantwortlichen stehen die Pächter<br />

als entscheidender Faktor fürs Gelingen oder<br />

Scheitern des MarktTreffs im Mittelpunkt. Die<br />

wirtschaftliche Situation des einzelnen Markt-<br />

Treffs ist von ihrer Warte aus abhängig vom persönlichen<br />

Einsatz des Pächters; andere Faktoren<br />

bleiben auf diese Weise allerdings ausgeblendet.<br />

Der Strukturwandel des ländlichen Raumes<br />

ist aber weiter in vollem Gang. Viele einstmals<br />

lebendige Gemeinden entwickeln sich zu Schlafdörfern,<br />

in denen tagsüber wenig geschieht. Dies<br />

können die MarktTreffs nicht aufhalten. Allerdings<br />

können sich anderenorts, wo dörfliche<br />

Gemeinschaft noch existiert, MarktTreffs mit<br />

einfallsreichen Pächtern durchaus behaupten.<br />

Die Einbindung ins dörfliche Leben ist möglich.<br />

Die zentralen Akteure des Dorfes sollten aber<br />

unbedingt zu den Stammkunden gehören.<br />

Wo sich hingegen der dörfliche Zusammenhang<br />

weitgehend aufgelöst hat, bestehen die<br />

MarktTreffs oft nur durch wirtschaftliche Zugeständnisse<br />

ihrer Pächter. Diese werden durch die<br />

Zwitterstellung ihrer Läden zerrieben, die einerseits<br />

soziale Einrichtungen, andererseits aber auch<br />

Wirtschaftsbetriebe sein sollen. Trotz öffentlicher<br />

Förderung trägt letztlich der Pächter das für ihn<br />

nicht unerhebliche wirtschaftliche Risiko.<br />

Das haben auch die Planer erkannt. Gezielt sollen<br />

die Betreiber für ihre Aufgabe ertüchtigt werden.<br />

Das wirtschaftliche Überleben wurde so im<br />

Laufe des Projekts zum vorrangigen Ziel statt,<br />

wie ursprünglich vorgesehen, die Stärkung der<br />

sozialen Kompetenz. So hält man die Pächter bei<br />

der Stange und damit das Projekt am Leben.<br />

Es setzt sich bei den Verantwortlichen langsam<br />

die Erkenntnis durch, dass das Coaching durch<br />

versierte und praxiserfahrene Einzelhandelsexperten<br />

und die Unterstützung durch potente<br />

Handelsketten unverzichtbar sind. Nur sie können<br />

die Pächter fit machen für die Führung eines<br />

Ladens in ungünstiger Lage und mit begrenztem<br />

Angebot. Auch ein Tausendsassa und erfahrener<br />

Einzelhändler wie Maik Schultze zahlte anfangs<br />

Lehrgeld an „Theoretiker“, wie er seine damaligen<br />

Berater im Nachhinein nennt, die völlig an<br />

seinem Bedarf vorbeiplanten.<br />

Es ist nur zu verständlich, dass sich die Projektverantwortlichen<br />

bei ihren Bemühungen, das<br />

Projekt zu verbessern, auf die Pächter konzentrieren;<br />

sind sie doch das einzige Element des<br />

Projekts, auf den sie durch Beratung, Weiterbildung<br />

oder gegenseitigen Austausch wirklich<br />

Einfluss nehmen können.<br />

Den Strukturwandel können die MarktTreffs<br />

nicht aufhalten, günstigenfalls begleiten sie<br />

ihn als zusätzliche, geförderte örtliche Dienstleistung.<br />

Die Entscheidung der Bürgermeister<br />

und Gemeindevertretungen für einen Markt-<br />

Treff unterscheidet sich nicht von der für ein<br />

Schwimmbad, ein Jugendzentrum oder eine<br />

andere soziale Einrichtung der Gemeinde.<br />

Eine Antwort auf den Verlust der sozialen Kompetenzen<br />

und Funktionen in den Dörfern bleibt<br />

die Politik jedoch bisher schuldig. Dem ländlichen<br />

Raum Perspektiven über eine Funktion als<br />

rein rekreatives und touristisches Rückzugsgebiet<br />

hinaus zu geben, bleibt weiterhin eine dringliche,<br />

aber auch lohnende politische Aufgabe.<br />

Dr. Karin Haug arbeitet in Flensburg als freiberufliche<br />

Journalistin. (Adresse: Am Burgfried 6,<br />

24393 Flensburg.)<br />

16 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Matthias Theodor Vogt:<br />

in varietate concordia<br />

Minderheiten als Elemente<br />

deutscher und europäischer Kultur<br />

Millionen von Menschen in Europa gehören nationalen und kulturellen Minderheiten<br />

an. Für die EU und ihre einzelnen Staaten stellt dieser Sachverhalt ein wichtiges Politikfeld<br />

dar. Der Rat der vier autochthonen Minderheiten in Deutschland hatte am 8.<br />

März 2006 zu einem Parlamentarischen Abend in die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein<br />

in Berlin geladen. In seinem Referat beleuchtete Prof. Dr. Matthias Theodor<br />

Vogt von der Universität Zittau/Görlitz zentrale Fragestellungen zu den Minderheiten<br />

aus verfassungspolitischer Perspektive. NORDFRIESLAND bringt Auszüge.<br />

Innerhalb der deutschen Kultur ist das Hochdeutsche<br />

lediglich eine Übereinkunft, analog<br />

übrigens zu einem Auftrag der Oberlausitzer<br />

Stände aus dem Jahre 1691 an eine Kommission,<br />

aus der Vielzahl der von Dorf zu Dorf und Tal zu<br />

Tal differierenden sorbischen Lokalidiome eine<br />

„durchgehends gebräuchliche wendische Sprache“<br />

zu schaffen. 1 Die Hannoversche Aussprache<br />

des Hochdeutschen als Modell korrekten<br />

Sprechens hat sich gerade einmal seit 100 Jahren<br />

durchgesetzt, zunächst im Ergebnis einer 1898<br />

im Apollosaal des Königlichen Schauspielhauses<br />

zu Berlin am Gendarmenmarkt abgehaltenen<br />

„Konferenz zur deutschen Bühnenaussprache“ 2<br />

und später im Ergebnis der vom Norddeutschen<br />

Rundfunk deutschlandweit ausgestrahlten Fernsehnachrichten.<br />

Was hochdeutsch aussieht, klingt allerdings in der<br />

tatsächlichen Sprechpraxis regional höchst unterschiedlich.<br />

Richard Wagners Libretto zum „Ring<br />

des Nibelungen“ erschließt seine Feinheiten erst,<br />

wenn es von einem Sachsen vorgetragen wird.<br />

Ähnliches gilt beispielsweise von Goethes Gedichten<br />

und dem Hessischen. Eine Allensbacher<br />

Umfrage ergab 1998, zum hundertsten Jahrestag<br />

der Aussprachekonferenz, dass im Bundesdurchschnitt<br />

51 % der Befragten angaben, die Mundart<br />

der Gegend, in der sie leben, sprechen zu können,<br />

in Bayern 72 % (außer in München), und dass<br />

jeder Dritte nur in Ausnahmefällen Hochdeutsch<br />

spricht. 3<br />

Deutsche Kultur ist also weit mehr als die Kultur<br />

des Hochdeutschen. Die gängige Definition<br />

jedoch, wie sie zum Beispiel der Förderpraxis<br />

der Bundeskulturstiftung zugrunde liegt, lässt<br />

urbane Kultur als die einzig wahre gelten. Dass<br />

sich mit ländlich-dörflicher Kultur beispielsweise<br />

die Länder des Baltikums über Jahrhunderte<br />

erfolgreich gegen die russische Überformung gestemmt<br />

haben und dass sie diese nun mit Witz<br />

und Sachverstand in die europäische Debatte<br />

einbringen, hat sich in den Hauptstädten der<br />

alten EU noch nicht überall herumgesprochen.<br />

Einheit – Einherzigkeit<br />

Die Spannung zwischen den „feinen Unterschieden“,<br />

um mit Pierre Bourdieu 4 zu sprechen, und<br />

dem Raum einheitlicher politischer Aktion<br />

prägt die beiden suprastaatlichen Ausformungen<br />

Europas, die seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

parallel zueinander aufgebaut wurden. Der am<br />

5. Mai 1949 gegründete Europarat basiert auf<br />

dem Prinzip der Ermöglichung von Vielfalt<br />

und bezahlt dafür mit relativer Machtlosigkeit.<br />

Empfehlungen wie die Europäische Charta für<br />

Regional- oder Minderheitensprachen sind<br />

weder von einem Finanzinstrument noch von<br />

ernsthaften Sanktionsmechanismen untersetzt.<br />

Die am 9. Mai 1950 ins Leben gerufene Europäische<br />

Union wiederum baut auf Einheitsräumen<br />

auf und ist mit diesem Prinzip in den französischen<br />

und niederländischen Referenden 2005<br />

gescheitert. Die vom Vatikan 1931 angesichts<br />

der damaligen Vielzahl autoritärer Regime empfohlene<br />

Lösung einer „Subsidiarität“ („Oben“<br />

ist zur Hilfe, zum „subsiduum“, verpflichtet, um<br />

„Unten“ eigenständiges Handeln zu ermöglichen)<br />

ist leichter in (europäische) Verfassungs-<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 17


entwürfe hineingeschrieben als in (bundesdeutschen)<br />

Föderalismus-Revisionen realisiert.<br />

Auf Englisch heißt das Europa-Motto „Unity<br />

in diversity“, also „Einheit“ mit dem Unterton<br />

der „Einheitlichkeit“ und „in der Vielfalt“ mit<br />

dem Unterton der „Unterschiedlichkeit“. Im<br />

lateinischen Original heißt es „in varietate concordia“,<br />

also „in Mannigfaltigkeit Einhelligkeit“<br />

oder eigentlich sogar „Einherzigkeit“. Von dieser<br />

Concordia ausgehend, hatte der Göttinger Bassam<br />

Tibi den Begriff der „Leitkultur“ erfunden,<br />

wohlgemerkt für Europa; auf Deutschland haben<br />

ihn andere übertragen.<br />

Eine Briefmarke zeigt diese Concordia, diesen<br />

Willen zur Gemeinsamkeit, der regionale Unterschiedlichkeiten<br />

überwölbt. Sie wurde von der<br />

Deutschen Post zum 50. Jahrestag des Friesenrates<br />

herausgegeben. Vor dem gemeinsamen Hinter-<br />

oder Bezugsgrund der in Windstärke sechs<br />

mäßig-stürmisch bewegten Nordsee erscheint<br />

dreimal der gleiche Begriff, nämlich „Friesenrat“<br />

auf – von oben – Ostfriesisch, Nordfriesisch und<br />

Westfriesisch, jeweils in drei Farben, abgeleitet<br />

von den drei Fahnen der drei Sprachgruppen5 .<br />

Man liest unwillkürlich ein Schwarz-Rot-Gold<br />

hinein, aber diese Trikolore gibt es auf der Marke<br />

natürlich nicht. Dennoch ist genau dies die<br />

eigentliche Botschaft des Postwertzeichens: Die<br />

deutsche Fahne ergibt sich auch, wenn man<br />

die Farben der Friesen zusammenfügt. Anders<br />

gesagt: Die Bundesrepublik Deutschland ist zunächst<br />

einmal die Summe ihrer Regionen, überformt<br />

zu einer gemeinsamen Symbolstruktur.<br />

Autochthone Minderheiten<br />

Eine besondere Rolle in dem Konzert der regionalen<br />

Vielfalt spielen die vier autochthonen Minderheiten,<br />

deren Ansprüche die Bundesrepublik<br />

Deutschland durch ihren Beitritt zur Europäischen<br />

Charta für Regional- oder Minderheitensprachen<br />

und zum Rahmenübereinkommen<br />

des Europarates für nationale Minderheiten<br />

in geltendes Recht überführt hat, nämlich die<br />

nationale dänische Minderheit, die friesische<br />

Volksgruppe, die Lausitzer Sorben sowie die Sinti<br />

und Roma. Das eigentlich brennende Problem<br />

für diese Gruppen ist nun keine Verfassungsdiskussion,<br />

sondern die Sicherung der finanziellen<br />

Förderung. Den Kernpunkt bildet hier wiederum<br />

die Ebenenzuständigkeit. Artikel 3 des Grund-<br />

gesetzes stellt ein Diskriminierungsverbot unter<br />

anderem für die Minderheiten und ihre Sprachen<br />

auf. Eine Zuständigkeit für etwaige finanzielle<br />

Förderungen aber findet sich im Grundgesetz<br />

nicht. Auf der Grundlage von Artikel 30 greift<br />

damit die Zuständigkeitsvermutung zugunsten<br />

bzw. zulasten der Länder.<br />

Als Förderungsinstrument für die Minderheiten<br />

häufig zitiert werden die Bestimmungen<br />

für die Sorben und das Sorbische im „Vertrag<br />

zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />

der Deutschen Demokratischen Republik über<br />

die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag)“.<br />

Doch auch hier finden sich<br />

keine eigenständigen Regelungen. Im Gegenteil<br />

heißt es in der entsprechenden Protokollnotiz<br />

ausdrücklich: „Die grundgesetzliche Zuständigkeitsverteilung<br />

zwischen Bund und Ländern<br />

bleibt unberührt.“ Somit könnte man schließen,<br />

dass die Förderung der Sorben an sich eine Sache<br />

der beiden betroffenen Länder Sachsen und<br />

Brandenburg wäre. Dies ist jedoch systematisch<br />

außerordentlich unbefriedigend.<br />

Es ist zu differenzieren zwischen einem gesamtstaatlichen<br />

Interesse daran, dass die Kultur<br />

der autochthonen Minderheiten lebendiger<br />

Bestandteil der Kultur Deutschlands ist und<br />

bleibt, und einem regionalen Interesse, sprich<br />

einer Verpflichtung der Sitzländer. Die erst spät<br />

deutsch überformten Friesen ebenso wie die Sorben<br />

haben ältere Territorialrechte als die jeweilige<br />

deutsche Bevölkerungsgruppe. Die Sinti und<br />

Roma können auf mehrhundertjährige gemeinsame<br />

Geschichte mit den Deutschen verweisen.<br />

Die Dänen wurden zur Minderheit nicht zuletzt<br />

aufgrund von Grenzverschiebungen. All dies<br />

spricht klar für eine gesamtstaatliche und damit<br />

Bundeszuständigkeit aus genuin politischen,<br />

nicht aus kulturpolitischen Gründen.<br />

In eben dieser für die autochthonen Minderheiten<br />

spezifischen Logik haben am 28. August<br />

1998 – an Goethes Geburtstag – die Bundesrepublik<br />

Deutschland, der Freistaat Sachsen und<br />

das Land Brandenburg die Finanzierung der am<br />

selben Tag von Sachsen und Brandenburg begründeten<br />

Stiftung für das Sorbische Volk übernommen.<br />

Hierbei leistet der Bund einen Förderanteil<br />

von 50 % entsprechend einer hälftigen<br />

Gesamtverantwortung; der Freistaat Sachsen<br />

33,3 % Förderanteil entsprechend den 40 000<br />

18 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Die autochthonen Minderheiten in Deutschland 6<br />

Dänen<br />

Die dänische Minderheit kann sich als einzige<br />

der vier Volksgruppen in Deutschland auf<br />

einen benachbarten Staat beziehen. Dieser<br />

Tatbestand sichert ihr nicht nur erhebliche<br />

materielle Unterstützung, sondern verleiht<br />

ihr auch eine gewisse Bedeutung in der<br />

zwischenstaatlichen Politik. Etwa 50 000<br />

Menschen mit deutschem Pass, aber dänischer<br />

Gesinnung rechnen sich im Norden<br />

des Bundeslandes Schleswig-Holstein heute<br />

zur dänischen Minderheit. Die persönliche<br />

Entscheidung jedes Einzelnen ist das ausschlaggebende<br />

und einzige Kriterium für<br />

die Zugehörigkeit: „Däne ist, wer Däne sein<br />

will.“ Zahlreiche Einrichtungen – vom Kindergarten<br />

bis zum Altenheim – stehen der<br />

Minderheit zur Verfügung. Ihre Veranstaltungen<br />

bereichern das kulturelle Angebot im<br />

Landesteil Schleswig.<br />

Friesen<br />

Die Friesen gehören zu den germanischen<br />

Völkern, die als erste überhaupt genannt<br />

wurden. Sie leben an der Nordseeküste der<br />

Niederlande und Deutschlands. Die eigenständige<br />

Sprache beherrschen in den Niederlanden<br />

mehr als 400 000 Menschen (Westfriesisch),<br />

im Bundesland Niedersachsen knapp 2 000<br />

(Saterfriesisch), in Schleswig-Holstein annähernd<br />

10 000 (Nordfriesisch in mehreren<br />

Dialekten). Viele mehr im nördlichsten Bundesland<br />

bezeichnen sich aufgrund Herkunft<br />

und Gesinnung als Friese. Wie viele es genau<br />

sind, ist unbekannt. Von der Politik wurden<br />

die Nordfriesen erst recht spät „entdeckt“. Seit<br />

1990 garantiert ihnen die Landesverfassung<br />

„Schutz und Förderung“. Besonders in den<br />

Grundschulen wird friesischer Unterricht angeboten.<br />

Trotz vieler Bemühungen liegen die<br />

Nordfriesen im Vergleich mit vielen anderen<br />

europäischen Minderheiten noch recht weit<br />

zurück.<br />

sächsischen Staatsangehörigen sorbischer Zunge<br />

und das Land Brandenburg 16,7 % Förderanteil<br />

entsprechend seinen 20 000 Sorben. Diese<br />

Finanzierung läuft zum 31. Dezember 2007 aus.<br />

Sinti und Roma<br />

Seit mindestens sechs Jahrhunderten leben in<br />

Deutschland „Zigeuner“, wie sie landläufig genannt<br />

werden. Diese Bezeichnung lehnen die<br />

meisten von ihnen jedoch ab. Denn mit ihr sind<br />

romantische Klischees, vor allem aber schlimme<br />

Vorurteile verbunden. Bei kaum einem anderen<br />

Volk findet sich eine derartige Verbindung von<br />

Faszination und Ablehnung. „Lustig ist das Zigeunerleben“<br />

in Deutschland und vielen anderen<br />

Ländern selten gewesen. Dem planmäßigen<br />

Mord während der NS-Diktatur fielen annähernd<br />

500 000 Sinti und Roma zum Opfer – was<br />

jedoch lange verdrängt und verschleiert wurde.<br />

In der Bundesrepublik leben mindestens 50 000<br />

Sinti und 20 000 Roma als deutsche Staatsbürger.<br />

Die allermeisten von ihnen sind sesshaft. Zu ihrer<br />

Identität gehören wesentlich ihre Sprache Romanes,<br />

ihre Musik, ein reicher Schatz an Erzählungen<br />

und handwerkliche Traditionen.<br />

Sorben<br />

Die Sorben sind heute das am weitesten im<br />

Westen lebende slawische Volk. Das Siedlungsgebiet<br />

der „Surbi“ schrumpfte seit ihrer<br />

ersten Erwähnung im Jahr 631 zusammen. In<br />

der wald- und wasserreichen Landschaft an<br />

der Spree südlich Berlins konnten sie sich dem<br />

ansonsten herrschenden Anpassungsdruck<br />

entziehen. Heute leben die Angehörigen des<br />

kleinsten slawischen Volkes in zwei Bundesländern:<br />

im Südosten Brandenburgs, in der<br />

Niederlausitz, etwa 20 000 „Niedersorben“,<br />

im Osten Sachsens, in der Oberlausitz, etwa<br />

40 000 „Obersorben“. Zu Zeiten der DDR<br />

wurden sie erheblich gefördert. Vieles davon<br />

konnte bei den Verhandlungen zur deutschen<br />

Einheit festgeschrieben werden. Indes sehen<br />

sich auch die Sorben mit den Sparzwängen<br />

der öffentlichen Hände konfrontiert. Ein weiteres<br />

Problem bildet der fortgesetzte Abbau<br />

von Braunkohle, der ganze Dörfer verschwinden<br />

ließ. Thomas Steensen<br />

Nun ist das Finanzierungsabkommen von 1998<br />

für die Bundesseite in absoluten Beträgen klar<br />

degressiv ausgelegt. Die derzeit auf Bundesebene<br />

teilweise zu findende Interpretation sieht daher<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 19


Foto: Sorbisches Kulturarchiv Bautzen<br />

Osterreiter 1980 in Radibor in Sachsen. Das traditionelle<br />

Brauchtum ist ein wichtiger Teil der sorbischen<br />

Kultur.<br />

eine Verknüpfung mit dem 2019 auslaufenden<br />

Solidarpakt. In dieser Logik könnte für die Jahre<br />

2008 bis 2019 noch einmal ein Finanzierungsabkommen<br />

geschlossen werden. Anschließend<br />

müssten die betroffenen Sitzländer alleine für<br />

die Finanzierung der Stiftung aufkommen.<br />

Dieser Logik ist klar zu widersprechen: Weder<br />

im Abkommen von 1998 noch in den Protokollnotizen<br />

zum Einigungsvertrag ist eine solche<br />

Verbindung festgehalten. Sie verdankt sich<br />

haushälterischen Überlegungen, aber keinen<br />

politischen.<br />

Aus systematischer Perspektive erscheint die<br />

1998 zwischen dem Bund einerseits, den beiden<br />

Ländern andererseits gefundene Lösung einer<br />

Übernahme der Verantwortung je zur Hälfte<br />

zugunsten der Sorben als stringentes Abbild der<br />

Tatsache, dass aufgrund ihrer außenpolitischen<br />

Alleinverantwortung es die Bundesregierung<br />

war und nicht die 16 Länderregierungen, die<br />

1998 die Sprachen-Charta und das Rahmenübereinkommen<br />

unterzeichnet hat, handelnd<br />

im gesamtstaatlichen Interesse. Deutschlands<br />

Kultur ist mehr als deutsche Kultur. Nicht nur<br />

im Hinblick auf die Förderung der Sorben sind<br />

hier alle jeweils betroffenen Ebenen gefragt,<br />

konkret Bund und Länder.<br />

Verfassungsrang für Minderheitenrechte<br />

Ein innerstaatliches Instrument für Schutz und<br />

Förderung der Minderheiten könnte die Verankerung<br />

ihrer Rechte in der Verfassung sein.<br />

In der „Verfassung des Deutschen Reiches“,<br />

beschlossen vom Frankfurter Paulskirchen-Parlament<br />

am 28. März 1849, in Abschnitt VI „Die<br />

Grundrechte des deutschen Volkes“, Artikel XIII<br />

§ 188 hieß es: „Den nicht deutsch redenden<br />

Volksstämmen Deutschlands ist ihre volkstümliche<br />

Entwicklung gewährleistet, namentlich<br />

die Gleichberechtigung ihrer Sprachen, soweit<br />

deren Gebiete reichen, in dem Kirchenwesen,<br />

dem Unterrichte, der inneren Verwaltung und<br />

der Rechtspflege.“ Wohlgemerkt: Deutschland<br />

wird hier als Summe der nicht deutsch redenden<br />

und natürlich der deutsch redenden Volksstämme<br />

gefasst.<br />

Ganz anders die „Verfassung des Deutschen<br />

Reichs“ vom 11. August 1919. Zweiter Hauptteil<br />

„Grundrechte und Grundpflichten der<br />

Deutschen“ 1. Abschnitt „Die Einzelperson“,<br />

Artikel 113: „Die fremdsprachigen Volksteile<br />

des Reichs dürfen durch die Gesetzgebung und<br />

Verwaltung nicht in ihrer freien, volkstümlichen<br />

Entwicklung, besonders nicht im Gebrauch<br />

ihrer Muttersprache beim Unterricht sowie bei<br />

der inneren Verwaltung und der Rechtspflege<br />

beeinträchtigt werden.“<br />

Aus den „nicht deutschsprachigen Volksstämmen“<br />

sind in der Weimarer Reichsverfassung<br />

die „fremdsprachigen Volksteile“ geworden. Die<br />

„Gewährleistung der Entwicklung“ ist nun geschrumpft<br />

auf die Nicht-Negativ-Formulierung<br />

„dürfen nicht beeinträchtigt werden“.<br />

Im Grundgesetz von 1949 tauchen Rechte und<br />

Pflichten autochthoner Minderheiten dann gar<br />

nicht mehr auf. Das Grundgesetz ist aufgrund<br />

des Staatsfragment-Charakters der ursprünglichen<br />

Bundesrepublik in vielen Aspekten bewusst<br />

fragmentarisch gehalten worden. Es wurde<br />

nicht, wie in seinem Artikel 146 vorgesehen und<br />

wie von der Mehrzahl der Verfassungsexperten<br />

vorgeschlagen, im Zusammenhang der Wiedervereinigung<br />

als Verfassung im eigentlichen Sinn<br />

neu geschrieben.<br />

20 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Europäische Probleme<br />

Derzeit sieht sich die Politik allerdings mit weit<br />

tiefgreifenderen Minderheits-Problemen konfrontiert,<br />

als dass eine Beschränkung auf die autochthonen<br />

unter ihnen noch denkbar erscheint.<br />

Artikel I-2, „Die Werte der Union“, des gescheiterten<br />

Verfassungsvertrages (nicht: Verfassung!)<br />

der Europäischen Union, hätte lauten sollen:<br />

„Die Werte, auf die sich die Union gründet,<br />

sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit,<br />

Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und<br />

die Wahrung der Menschenrechte einschließlich<br />

der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören.<br />

Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten<br />

in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch<br />

Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Gerechtigkeit,<br />

Solidarität und die Gleichheit von Frauen<br />

und Männern auszeichnet.“ Mit gutem Grund<br />

fehlt im Verfassungsvertrag ein konkreter Passus<br />

über die Rechte der nationalen Minderheiten in<br />

Europa. Artikel II-81 „Nichtdiskriminierung“<br />

aus der Grundrechtscharta, die als Teil II des<br />

Verfassungsvertrages hätte in Kraft treten sollen,<br />

entspricht wesentlich dem Artikel 3 des deutschen<br />

Grundgesetzes und nennt die nationalen<br />

Minderheiten als eine von 17 Distinktionen,<br />

andere sind etwa Geschlecht, Rasse, Sprache,<br />

Religion, Vermögen oder sexuelle Ausrichtung.<br />

Im Artikel II-82 „Vielfalt der Kulturen, Religionen<br />

und Sprachen“ heißt es unspezifisch und<br />

unverbindlich: „Die Union achtet die Vielfalt<br />

der Kulturen, Religionen und Sprachen.“<br />

Grund für die fehlende Differenzierung zwischen<br />

autochthonen nationalen Minderheiten<br />

einerseits und weiteren Minderheiten andererseits<br />

ist erstens, dass der freie Verkehr von<br />

Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital,<br />

die „vier Freizügigkeiten“ der Europäischen Gemeinschaften,<br />

in allen Mitgliedsstaaten zur Entstehung<br />

erheblicher Bevölkerungsanteile aus jeweils<br />

anderen Mitgliedsstaaten geführt hat. Geht<br />

man von der in diesem Zusammenhang politisch<br />

klugen Einteilung nach Muttersprachen aus, wie<br />

sie dem jüngsten Eurobarometer 7 zugrunde liegt,<br />

so steht Luxemburg mit 14 % an der Spitze, und<br />

selbst „Schlusslicht“ Portugal weist noch 0,6 %<br />

auf. In Deutschland sind es 3 %, also mit rund<br />

2,5 Millionen mehr als das Zehnfache der vom<br />

Minderheitenrat vertretenen 200 000 Menschen<br />

oder 0,25 % der Bevölkerung.<br />

Seite aus „Min iirste duusend uurde“ (Wiringhiirder<br />

Freesk): „Tag und Nacht“<br />

Zweitens aber ist die Europäische Union attraktiv<br />

für Menschen aus Drittländern. Die Sondersituation<br />

der Baltischen Staaten mit ihren<br />

russischen Minderheiten einmal beiseite gelassen<br />

– in Lettland beispielsweise 27 % –, sind<br />

es in Großbritannien 5 % und in Deutschland<br />

bereits 8 % der Wohnbevölkerung, die einer<br />

allochthonen Minderheit zuzurechnen sind. Sie<br />

stellen Staat und Gesellschaft vor beträchtliche<br />

Integrationsanforderungen, und zwar überwiegend<br />

sozialpolitischer und nicht primär kulturpolitischer<br />

Natur.<br />

Vom Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung<br />

sind also – um den Sachverhalt an<br />

einer politischen Funktion festzumachen – drei<br />

Gruppen zu betreuen: erstens autochthone<br />

Minderheiten mit 0,25 % Anteil an der Wohnbevölkerung,<br />

zweitens Staatsangehörige weiterer<br />

EU-Mitglieder mit 3 % und drittens Angehörige<br />

von im eigentlichen Sinn allochthonen Gruppen<br />

mit 8 % und damit mehr als zwei Drittel<br />

der Menschen mit nicht-deutschem kulturellem<br />

Hintergrund in Deutschland. Es leuchtet ein,<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 21


dass ein in dieser Situation zu verhandelnder<br />

Minderheiten-Artikel im Grundgesetz nicht nur<br />

die Belange der autochthonen nationalen Minderheiten<br />

in den Blick nehmen kann.<br />

Kleine Sprachen als Reichtum<br />

Gleichwohl kommt den autochthonen Gruppen<br />

eine besondere Bedeutung zu, und der Staat<br />

sollte sie pfleglich behandeln. Die Menschen<br />

mit regionaler Identität und die Angehörigen<br />

von Minderheiten haben der Gesamtgesellschaft<br />

einiges zu bieten, was diese Gesellschaft auch für<br />

sich entdecken und wertschätzen sollte. „Dialekt<br />

macht schlau“ 8 ist eines der zentralen Ergebnisse<br />

der PISA-Studie. Der Gebrauch der regionalen<br />

Sprache fördert systematisch den Sinn für die<br />

„feinen Unterschiede“. Und so hat das <strong>Nordfriisk</strong><br />

<strong>Instituut</strong> sein Bilderbuch für die Kleinsten,<br />

„Meine ersten tausend Wörter“, eben nicht in<br />

einem Standard-Friesisch vorgelegt, sondern auf<br />

Fering, Frasch, Öömrang, Sölring, Wiringhiirder<br />

Freesk und auf Plattdüütsch. Für die Mehrzahl<br />

jener 51% deutsche Mundartsprecher wäre eine<br />

analoge Arbeit noch zu leisten, für die Dialekte<br />

der Deutschen im Baltikum und den anderen<br />

früheren Siedlungsgebieten lässt sie sich nicht<br />

mehr leisten.<br />

Das globale Artensterben wird medienwirksam<br />

beklagt. Dass damit ein Sprachensterben einhergeht,<br />

ist nicht vielen geläufig, wie akut die<br />

Mannigfaltigkeit der deutschen Sprechkultur<br />

vom Sprachensterben betroffen ist, den wenigsten.<br />

Wie wenig die Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland in dieser Situation unternehmen,<br />

die sprachliche Mannigfaltigkeit ihrer Territorien<br />

zu entwickeln, und nach wie vor dem Modell der<br />

normativen Unifizierung anhängen, verwundert.<br />

Die Minderheiten sind hierbei in der Situation<br />

des politisch Schwächeren, aber des kulturell<br />

Stärkeren, was sich nutzen ließe.<br />

Im sorbischen Witaj-Projekt, um ein prominentes<br />

Beispiel für den politisch-pädagogischen Ansatz<br />

der autochthonen Minderheiten zu nennen,<br />

werden Kindergartenkinder in die Sprachen<br />

„eingetaucht“, wie die nach der Yamaha-Methode<br />

Lernenden in die Musik. Von dem Umgang<br />

mit Mehrsprachigkeit in den autochthonen<br />

Gruppen können möglicherweise Impulse<br />

ausgehen für die Bereitschaft in bestimmten<br />

allochthonen Minderheiten, die deutsche<br />

Sprache zu erwerben, aber auch Anregungen<br />

für die Überwindung der Sprachträgheit in der<br />

deutschen Mehrheitsbevölkerung. Ungeachtet<br />

aller Erkenntnisse der Politik über die Anforderungen<br />

der globalen Wirtschaft an das künftige<br />

Berufsleben hat sie die Kulturtechnik der Mehrsprachigkeit<br />

nicht wirklich verinnerlicht.<br />

Nimmt man diese wirtschaftlichen und politischen<br />

Anforderungen an Staat und Gesellschaft<br />

mit den Erfahrungen der regionalen und<br />

autochthonen Minderheiten zusammen, so<br />

könnte unter Verwendung von Formulierungen<br />

des Artikels 5 der Sächsischen Verfassung<br />

ein künftiger Minderheitenartikel des Grundgesetzes<br />

heißen: „Der Staat gewährleistet und<br />

schützt das Recht regionaler und ethnischer<br />

Minderheiten deutscher Staatsangehörigkeit<br />

auf Bewahrung ihrer Identität und fördert<br />

die Pflege ihrer Sprache, Religion, Kultur und<br />

Überlieferung.“<br />

Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt ist Kultur- und<br />

Sprachwissenschaftler. Er war zunächst im Kunstmanagement<br />

tätig, so als Dramaturg bei den Bayreuther<br />

Festspielen. Seit 1997 leitet er das seinerzeit<br />

neu gegründete Institut für kulturelle Infrastruktur<br />

Sachsen an der Universität Zittau/Görlitz. (Adresse:<br />

Klingewalde 40, 02828 Görlitz.)<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. Edmund Pech, Dietrich Scholze (Hrsg.): Zwischen Zwang<br />

und Beistand. Deutsche Politik gegenüber den Sorben vom Wiener<br />

Kongreß bis zur Gegenwart. Sächsische Landeszentrale für<br />

politische Bildung, Dresden 2003, S. 14.<br />

2 Vgl. Theodor Siebs: Deutsche Bühnenaussprache. Ergebnisse der<br />

Beratungen zur ausgleichenden Regelung der deutschen Bühnenaussprache<br />

[14. bis 16. April 1898], Berlin 1898.<br />

3 Vgl. Bayerisch hören viele gern. Allensbacher Berichte Nr. 22 /<br />

Dezember 1998.<br />

4 Vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen<br />

Urteilskraft, Frankfurt am Main 1982.<br />

5 Vgl. Bundesministerium der Finanzen. Referat Postwertzeichen<br />

(Hrsg.): Sonderpostwertzeichen 50. Jahrestag der Gründung des<br />

Friesenrates 2006. Text: Thomas Steensen und Thomas Steensen:<br />

Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat. In: Nordfriesland Nr. 153, März<br />

2006, S.4.<br />

6 Vgl. Thomas Steensen: Vielfalt statt Einfalt. Nationale Minderheiten<br />

in Deutschland. In: Mut. Forum für Kultur, Politik und<br />

Geschichte, Nr. 445, September 2004, S. 60-73.<br />

7 Europeans and their Languages. Special Eurobarometer 243 /<br />

Wave 64.3. European Commission, Brussels February 2006.<br />

8 Vgl. Stephanie Geiger: Gut Wort will Weile haben. Das Bayerische<br />

Wörterbuch wird 2060 vollständig sei. In: Neue Zürcher<br />

Zeitung, 6. März 2006.<br />

22 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Manfred Wedemeyer:<br />

Zwei Künstler auf Sylt<br />

Magnus Weidemann und Siegward Sprotte<br />

1946-1967<br />

Die ganz besondere Landschaft der Insel Sylt hat nicht zuletzt zahlreiche Maler in<br />

ihren Bann geschlagen. Motive von einmaligem Reiz und Möglichkeiten, sich fern<br />

großstädtischer Hektik in der Abgeschiedenheit auf das Wesentliche zu besinnen,<br />

waren gerade für Künstler attraktiv. Insel-Kenner Dr. Manfred Wedemeyer stellt zwei<br />

dieser Persönlichkeiten in ihrer Wechselwirkung vor.<br />

„Ich muß dann den in Kampen ansässig gewordenen<br />

Maler Siegward Sprotte nennen. Er<br />

selbst, seine Frau Iris und seine kleine Tochter<br />

Silvia, alle ganz schwarzhaarig und von fast<br />

indisch-braunem Teint. Seine Malerei hat auch<br />

wohl etwas Fernöstliches im Stil und in der<br />

Seele, schließt sich sonst aber gegenständlich<br />

sehr an Sylt, besonders an die Vegetation der<br />

Dünenwildnis an. Auch die Alpen, viele einzelne<br />

Blumen, Bildnisse gab es bei ihm. Ich schätze<br />

seine Bilder als persönlich geprägte Kunstwerke<br />

sehr hoch. Ihr Stil ist streng, musikalisch-lyrisch.<br />

Und er ist sehr fleißig und produktiv. Später<br />

bemühte er sich, auch modern, fast abstrakt<br />

zu werden, aber führte das (zu meiner Freude)<br />

nicht ganz durch.“<br />

So lautet die frühe, kritische Charakteristik, die<br />

Magnus Weidemann im Rückblick auf rund<br />

20 Jahre der künstlerischen Beziehung in seinen<br />

Erinnerungen festhielt. Die unveröffentlichte<br />

Autobiographie „Mein Leben. Erkenntnis und<br />

Gestaltung“ ist im Kieler Weidemann-Archiv<br />

erhalten. Dort ist auch eine Mappe aufbewahrt,<br />

Magnus<br />

Weidemann<br />

in der Briefe, Prospekte, Stellungnahmen und<br />

andere Dokumente gesammelt wurden. Die<br />

Aufzeichnungen geben Auskunft über die Kontakte<br />

und den Meinungsaustausch zwischen den<br />

beiden Künstlern in den Jahren von 1946 bis<br />

1967, bis zum Tod von Magnus Weidemann.<br />

Insgesamt ist daraus ein Bild der gegenseitigen<br />

Wertschätzung der Maler, aber auch ihrer unterschiedlichen<br />

Kunstauffassungen zu gewinnen.<br />

Zugleich wird deutlich, wie das Sylter Kunstleben<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstand<br />

und sich entwickelte. Schon vor der Währungsreform<br />

von 1948 erwachten auf der Insel kulturelle<br />

Bemühungen wieder und bewiesen, wie<br />

attraktiv Sylt für Künstler ist. Das Meer und die<br />

einzigartige Landschaft bieten inspirierende Motive.<br />

Freiheit und Abgeschiedenheit verbinden<br />

sich mit der Möglichkeit, intensive Kontakte zu<br />

Gleichgesinnten aufzubauen. Die Maler Weidemann<br />

und Sprotte sind ein Beispiel dafür.<br />

Weidemann und Sprotte hatten sich gleichermaßen<br />

für die Insel Sylt als Wahlheimat entschieden.<br />

Schon 1926 erwarb der 1880 in Hamburg<br />

Siegward<br />

Sprotte<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 23


geborene Weidemann ein Haus in Keitum. Er<br />

war von den Eigenheiten der Künstlerinsel und<br />

den Kontakten zur Jugendbewegung im Freideutschen<br />

Jugendlager Klappholttal angezogen:<br />

„Hier ist das malerischste Licht, der stärkste<br />

Rhythmus der Natur, die größte Freiheit der<br />

lebensbewußten Freude.“ Sprotte, 1913 in<br />

Potsdam geboren, kam 1945 als Flüchtling mit<br />

einer Aufenthaltsgenehmigung für maximal drei<br />

Wochen auf die Insel: „Aus Sehnsucht nach<br />

Sand und klarem Wasser fuhr ich nach Sylt.“ So<br />

schreibt er 1972 unter der Überschrift „Meditationen<br />

im Sand oder Wie ich nach Sylt kam und<br />

blieb“ im Nordfriesischen Jahrbuch. Er blieb und<br />

wohnte bis 1947 bei Peter Suhrkamp in Kampen.<br />

1952 baute er sich ein eigenes Haus.<br />

Befreit vom totalitären Staat des Dritten Reiches,<br />

hat ein Flüchtling in Kampen, Harald Bloch,<br />

vom 2. Juni bis 31. August 1946 die erste „interzonale“<br />

Kunstausstellung in der alten Sturmhaube<br />

des Badeorts veranstaltet. Bloch nannte sich<br />

Manager der Ausstellung. Der Leiter war – nach<br />

Auskunft des gedruckten Katalogs „Die Kunstausstellung<br />

Kampen auf Sylt 1946“ – Siegward<br />

Sprotte. Für die Broschüre stellte der Maler seine<br />

Betrachtung „Aus dem Reich der Farbe“ zur<br />

Verfügung. „Ich gab Bloch die mir bekannten<br />

Namen von Malern und Malerinnen“, berichtet<br />

Siegward Sprotte in seinen „Meditationen<br />

im Sand“ und fährt fort: „Der Krieg hatte die<br />

Anschriften ungültig gemacht, und doch war es<br />

überraschend und trostreich, wieviele Künstler,<br />

Bildhauer, Maler über altbekannte Adressen<br />

erreichbar geblieben waren. Man gab einander<br />

mündlich von der Ausstellungsmöglichkeit in<br />

Kampen Kenntnis, es herrschte in den ersten<br />

Nachkriegsjahren unter den Künstlern eine auffallende<br />

Kollegialität.“<br />

In der Ausstellung waren außer Magnus Weidemann<br />

und Siegward Sprotte die Maler Albert<br />

Aereboe, Willy Graba, Ivo Hauptmann, Carl<br />

Hilmers, Albert Johannsen, Herbert Marxen,<br />

Franz Radziwill und Friedrich Schaper vertreten.<br />

Auch Arbeiten der Plastik, der Gebrauchsgrafik<br />

und des Kunsthandwerks waren zu sehen. Die<br />

Ausstellung bot nach den Worten von Harald<br />

Bloch „ein unbestechliches Spiegelbild des kulturellen<br />

Lebens unserer Zeit“.<br />

Anlässlich dieser Veranstaltung haben Weidemann<br />

und Sprotte die ersten Kontakte ge-<br />

knüpft. Da beide Künstler zum Philosophieren<br />

neigten und den Zusammenhängen nachspürten,<br />

tauschten sie sowohl im Gespräch als auch<br />

im Briefwechsel ihre Gedanken aus. Ebenso<br />

machten sie sich auf ihre Veröffentlichungen<br />

aufmerksam. Weidemann überreichte dem Gesprächspartner<br />

sein zweibändiges theologisches<br />

Werk „Gott ist Freude“, das er 1936 und 1937<br />

im Selbstverlag publiziert hatte. Darin hat der<br />

Autor festgestellt: „Wenn wir von der Kunst<br />

reden, begreift jeder, dass Freude die treibende<br />

Kraft jeder Leistung, jeder Wirkung ist. Wo sie<br />

aber innerlich verbunden erscheint mit dem All,<br />

da ist sie als wahrhaft priesterliches Werk der<br />

Weihe auch Religion.“ Sprotte entgegnete in<br />

einem Brief vom 28. Juli 1947: „Ihre Schrift ...<br />

macht mir die größte Freude, weil ich seit zwei<br />

Jahren auf ganz ähnlicher Gedankenbahn mich<br />

bewege. ... Ich stimme wörtlich mit Ihnen überein,<br />

was Sie über Freude und Christus sagen.“<br />

In seinem Buch hatte Weidemann geschrieben:<br />

„Gott ist Liebe – so lehrt die christliche Religion.<br />

Ihr Meister Jesus hat in diesem Sinne Gott<br />

immer mit dem Gleichnisnamen ,der Vater‘<br />

benannt. ... Wir wissen schon, was noch hinter<br />

der Liebe steht, fühlen ihren Grund und ihr<br />

Ziel: die Freude.“ Die Maler haben von 1946 bis<br />

1965 Briefe und Postkarten gewechselt. Sogar<br />

von einigen Reisen zum Beispiel 1956 aus Italien,<br />

1958 aus Südtirol und 1965 aus München<br />

schrieb Sprotte nach Keitum.<br />

In Kampen hat Harald Bloch weitere Kunstausstellungen<br />

organisiert. Vom 1. Juli bis zum<br />

31. August 1947 folgte wiederum in der alten<br />

Sturmhaube in Kampen eine Kunstschau, für<br />

die der Grafiker Häffcke ein Plakat entwarf. An<br />

dieser Ausstellung wirkte auch der in Kampen<br />

ansässige Maler Paul Mechlen mit.<br />

Harald Bloch baute später die Kunsthalle Kampen,<br />

einen mit Glas überdeckten Innenhof in<br />

der Kurhausstraße, der heute nicht mehr besteht.<br />

Der letzte, umfangreiche Kunstkatalog<br />

(207 Seiten), den Bloch vor seinem Lebensende<br />

herausgegeben hat, erschien 1961. Er ist<br />

gedruckt unter dem Titel „Kunst und Leben.<br />

Internationale Kunstausstellung Kampen/Sylt<br />

1961“. Im Verzeichnis der Maler sind unter vielen<br />

anderen genannt: Albert Aereboe, Alexander<br />

Camaro, Otto Eglau, Richard Haizmann, Kurt<br />

Lampert, Helmut Märksch.<br />

24 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Abbildungen (3): Sammlung Manfred Wedemeyer<br />

Plakat zur Kampener Ausstellung von 1947<br />

An dieser Ausstellung waren Weidemann und<br />

Sprotte jedoch nicht beteiligt. In jenen Jahren<br />

haben beide zumeist in Einzelausstellungen ihre<br />

Werke gezeigt, oft in Kampen und Keitum in<br />

den eigenen Ateliers. Es gab aber auch Gemeinschaftsausstellungen.<br />

Zum Beispiel zeigte Siegward<br />

Sprotte 1957 in der Kunsthalle Kampen<br />

seine Bilder neben Werken von Herbert Pohris,<br />

Paul Mechlen und Albert Aereboe.<br />

Ihre Gedanken über Kunst und Weltanschauung<br />

haben Weidemann und Sprotte auch in<br />

Aufsätzen und Broschüren veröffentlicht. Diese<br />

Arbeiten überreichten sie sich gegenseitig. Zur<br />

Weihnacht 1955 ließ Siegward Sprotte seine Aufzeichnungen<br />

„Aus dem Reisetagebuch des Malers“<br />

drucken (18 Seiten). Im Winter 1956 legte er<br />

seine Ansichten über „Die Geburt der Farbe“ in<br />

einer 24 Seiten umfassenden Druckschrift nieder.<br />

„Mit verehrungsvollen Grüßen“ erhielt Magnus<br />

Weidemann ein Exemplar. Darin ist zu lesen:<br />

„Die reine Farbe ist für das Auge, was die reine<br />

Melodie für das Ohr ist: gegenwärtig – immer am<br />

Ziel – schwebt sie über den Rhythmen. Genauso<br />

dient der Farbe die Zeichnung.“ Weidemann<br />

schrieb in einem Brief eine ausführliche Kritik<br />

und entgegnete: „Sie dürfen nicht Farbe mit<br />

Melodie vergleichen. Die Farbe gleicht wirklich<br />

nur dem Ton ... [eine] Melodie läßt sich nur mit<br />

der Linie treffend vergleichen. Und alles ist überall<br />

nie ohne Rhythmus.“ Auf vielen Seiten der<br />

kleinen Schrift von Sprotte notierte der Theologe<br />

und Maler Magnus Weidemann Fragezeichen<br />

als Ausdruck seines Zweifels. Die Schärfe seiner<br />

Kritik milderte er am Schluss mit den Worten:<br />

„Im übrigen wissen Sie, dass ich Ihre bildnerische<br />

Werktätigkeit durchaus hochschätze, und darin<br />

auch die Farbigkeit. Diese wird aber nicht in uns<br />

geboren. Sie lebt aus sich selbst.“<br />

Siegward Sprotte hat als Künstler internationalen<br />

Ruf erlangt. Magnus Weidemann dagegen wurde<br />

über Schleswig-Holstein und Sylt hinaus weniger<br />

bekannt. Seine Bilder sind bisher nur in Norddeutschland<br />

gezeigt worden. Als Maler ist er<br />

Autodidakt. Sprotte, ein Schüler von Karl Hagemeister,<br />

dem märkischen Maler in Werder an der<br />

Havel, und von Emil Orlik, der die japanische<br />

Holzschnittkunst lehrte, erlebte Kunstschauen<br />

seiner Werke auch in anderen europäischen Ländern<br />

und in Amerika. Auch nach seinem Tod im<br />

Jahr 2004 wurden Ausstellungen seiner Bilder<br />

gezeigt, zum Beispiel in London.<br />

Sprotte besaß die Fähigkeit, Landschaften<br />

in ihrer Komplexität zu durchschauen und<br />

darzustellen. Er näherte sich manchmal dem<br />

Gegenstandslosen, aber nie überschritt er die<br />

Grenze. Weidemann entwickelte einen eigenen<br />

realistischen Malstil. Er war beeinflusst vom<br />

Spätjugendstil, vom Wandervogel und von der<br />

Heimatbewegung. Er gehörte einer Generation<br />

an, die 33 Jahre älter war als Siegward Sprotte.<br />

Er hatte es ungleich schwerer als Sprotte, auf<br />

dem Kunstmarkt sich durchzusetzen. Erst lange<br />

nach seinem Lebensende 1967 begann sein Bekanntheitsgrad<br />

in Schleswig-Holstein zu steigen,<br />

besonders auf Sylt.<br />

Die künstlerische Beziehung zwischen Magnus<br />

Weidemann und Siegward Sprotte hielt 21 Jahre<br />

an, von 1946 bis 1967. Sie zeigt zwei verschiedene<br />

Kunstwelten, bezogen auf dieselbe Wahlheimat<br />

Sylt, aber sie weist auch auf eine gleichartige<br />

Gesinnung hin, auf einen Gleichklang von Leben<br />

und Malerei.<br />

(Anschrift des Verfassers: Skelinghörn 18, 25980<br />

Muasem/Morsum, Sylt, NF.)<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 25


Ferteel<br />

iinjsen!<br />

En selten Beseek<br />

Fan Björn Ketelsen<br />

Hi set bi Taffel en teenkt noa. Om<br />

wat, deät wet hi sallow ni soo rech.<br />

Iip iaanmoal klappet ’et djin ’e<br />

Deer. Hi wet welk deät es. Deät<br />

es ümmer de sallowski Moat, wat<br />

hem alle In besocht.<br />

„Keem man iin!“ De Deer reert<br />

hem ne. Akkeroat as hi eepenmoake<br />

wel, gungt de Deer eepen.<br />

En dear stunt siin Moat, as hi deät<br />

uk toch hid – en med hem en letj<br />

Knech med lung rooad Hear, lung<br />

Iaaremer en kürt, krüm Beaner.<br />

Hi luuket fan de iaan noa de uur,<br />

drait hem om en sooit: „Set djüm<br />

man deel!“ Dan gungt hi hen noa<br />

de Hört en nemt de Settel uf ’t Eal.<br />

Tree Kopkener keem iip Taffel.<br />

De Kearl med de rooad Hear luuket<br />

rin-om en wiist iip en Böddel<br />

med Rum. „Deät es nons kloor!<br />

Ik du di al wat fan miin Rum!“<br />

Dan set dja toop tu grokken. „Ik<br />

hoa hem iip Stroat droapet. En as<br />

ik hem tunekket, es hi medkümmen.“<br />

– „Tja. Kan hi is wel ferstun?“<br />

– „Deät leow ik ni.“<br />

Dja reer djam no en Grok. Bitten<br />

wart ’et Wedder beeter. De Win<br />

nemt uf. De rooadhearet Knech<br />

stunt ap en walbert deer ’e Dörnsk<br />

hen tu en Bül fan en treemeäset Siilerskep.<br />

Hi diidet iip ’e Meästoppen<br />

en moaket med siin beesti lung<br />

Iaaremer en Beweägung, mus-sooi<br />

hi wel noa en Sooil grüp en reffe.<br />

Dan diidet hi weer iip ’e Meästoppen.<br />

Dan luuket hi de iaan uun,<br />

dan de uur.<br />

„Hi es wel Topgast ween, wä?“ –<br />

„Deät kan oawerlaidi uungung“,<br />

sooit siin Moat. „Hi socht it, as<br />

wan hi deät alli gud kan med siin<br />

gurt lung Iaaremer.“ De Rooadhearet<br />

walbert turäi noa siin Steed en<br />

reert hem no en Grok.<br />

„Wan hi en Seeman es, wel hi helech<br />

uk en betjen Tabak.“ Hi dait<br />

hem en Tintjen en Tabak. Musmeen<br />

uun Gedanken luuket de<br />

Beseek it Fenster.<br />

„De Ingelsken hoa do de potsiks<br />

Lid’n iip herrem Skeppen. Wearom<br />

uk ni sekiaan as hem? Wat<br />

meens di, wear hi fandan komt?“<br />

– „Ik hoa nons sekhekken uun<br />

Indonesien sen’n. Din’n nam dja<br />

,Waldmensken’. Oawers wear hi<br />

nä fandan komt en ho, deät kan ik<br />

mi uk ni toch wen.“ – „Helech es<br />

hi oawer Bür gingen bi de djongs<br />

Stürrem.“ Aal tau luuke noa hem.<br />

De Rooadhearet luuket it Fenster<br />

en reaket siin Tintjen.<br />

„Tuiaars es hi uk drüppen-njoksweat<br />

ween. Ik nem uun, dat hi fan<br />

en Skep kümmen es, uuder wat<br />

meens di?“<br />

As dja noa en letjet weer noa hem<br />

luuke, si dja, dat hi tuslüppen es.<br />

„Ik lat hem hiir sleap, en mooin si<br />

wi dan fiider.“ Sönner tu snakken<br />

set dja no en letjet toop tu grokken.<br />

As hi de uur Mooin weer iin<br />

uun Keeken komt, es de Beseek<br />

ferswun’n. Iip ’e Stuul lai en poor<br />

lung rooad Hear, en de Deäk es alli<br />

wüs oawer ’e Leenung tooplait. Iip<br />

Taffel lait de Tintjen, riinmoaket,<br />

en dan no tau sellewer Djülstekken.<br />

Hi hat djüs man siin iaars Kopken<br />

Koffi drunken, dan klappet’et weer<br />

djin ’e Deer. „Keem iin en nem di<br />

en Kopken Koffi!“ – „ Has ’et al<br />

heart, wat dji Noach passeart es?<br />

Dear es en ingelsk Mannewoor<br />

uun ’e Woal iinlüppen, en de Koptain<br />

hat hem uun ’e Wal sat lat.<br />

Dan es hi uun foller Manduurem<br />

deer ’e Goater lüppen en hat djin<br />

djeede Deer klappet en froaget, ob<br />

dja siin bas Topgast sen’n hoa. As hi<br />

bi mi uunküm, hoa ik hem froaget,<br />

ob siin Man lung rooad Hear hat.<br />

Do wür hi alli iiweri en meent, dat<br />

Björn Ketelsen, geboren 1970 in<br />

Neumünster, kam durch seinen von<br />

Helgoland stammenden Opa mit<br />

Friesisch in Kontakt. Er studiert in<br />

Flensburg Deutsch und Friesisch.<br />

Sein Ziel ist, auf Helgoland Friesischlehrer<br />

zu werden oder auf<br />

andere Weise für das Friesische<br />

zu arbeiten. Beim Wettbewerb<br />

„Ferteel iinjsen!“, den die NDR 1<br />

Welle Nord auch 2006 wieder in<br />

Zusammenarbeit mit der Nord-<br />

Ostsee Sparkasse (NOSPA), der<br />

Spar- und Leihkasse zu Bredstedt<br />

AG, der Sparkassen-Kulturstiftung<br />

Nordfriesland sowie dem <strong>Nordfriisk</strong><br />

<strong>Instituut</strong> ausgerichtet hatte,<br />

gewann er den zweiten Preis.<br />

(Adresse: Marienhölzungsweg 13,<br />

25917 Leck, NF.)<br />

deät siin Man wear. Ik hoa hem<br />

dan ferkloort, dat de Knech bi di<br />

uun Keeken slüppen hat. Dan hoa<br />

ik hem de Wai noa di wiist.“<br />

As de Lunghearet siin Koptain tu<br />

sin’n fin hat, es hi apsprungen, hat<br />

26 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007<br />

Foto: Fiete Pingel


gau apröppet en es med hem deel<br />

bi Strun gingen en weer ap iip ’e<br />

Mannewoor.<br />

De Koptain hat no feersnakket, dat<br />

hi ,John-Orang’ hit, en ho dja hem<br />

ferlörsen hoa. Hi es med de boppers<br />

Bramsooilroa wechfleegen, as<br />

en beesti Bloch dwars iinful. Dja<br />

hoa hem mediaans socht, oawers<br />

bi de dear greow See hoa dja hem<br />

ni mear wen kiid. Herrem eensichs<br />

Heep wear, dat hi hem uun ’et Holt<br />

hid fashool kiid en iaanerweegen<br />

iip en Eelun apskolt wear.<br />

De Koptain ferhoalt no, dat de<br />

Orangutan fan letj uf en uun iip de<br />

dear Skep lewwet hat. Feer Djooarn<br />

hat hem en Matroos as Maskotjen<br />

iip en Market iaanerweegen uun<br />

Indonesien kaft. Hi en siin Moats<br />

fan ’e Topgastkruu hoa hem med<br />

ap uun ’e Takkeloasch nümmen,<br />

en bal kiid hi deät al gauer as alle<br />

uurn. De Koptain en siin Fulk<br />

hoa meent, dat dja sönner herrem<br />

John-Orang langer keen Glik mear<br />

hid, en dat dja uun ’e Fos allet Glik<br />

brik kiid, om djin de letj Kors tu<br />

bestun’n.“<br />

„Djoa, wan di beteenks, dat hi<br />

fer deät betjen Grok en Tabak tau<br />

sellewer Djülstekken betoalt hat,<br />

es hem siin Maskotjen wel en heel<br />

berri wört ween. Ik kiid uk nons<br />

sek en fiksi Topgast brik.“ – „Dan<br />

mus ’e man gud iippasse, dat hi ni<br />

tuseek komt. Din’n woaks do ni iip<br />

Booamen.“<br />

Deutsche Zusammenfassung:<br />

Einen Helgoländer kann nichts<br />

erschüttern, auch nicht, wenn der<br />

übliche Abendgast plötzlich einen<br />

Fremden im Schlepptau hat. Einen<br />

mit langen roten Haaren und noch<br />

viel längeren Armen. Dieser Besuch<br />

sagt nichts und versteht nichts.<br />

Aber er scheint mit seinen kurzen<br />

Beinchen ein Topp-Mann in den<br />

Topp-Masten von Segelschiffen<br />

zu sein. Wie sich herausstellt, ist<br />

es genau so – John-Orang wird bereits<br />

auf Helgoland gesucht – von<br />

seinem Kapitän, der heilfroh ist,<br />

ihn wieder zu finden.<br />

Bücher<br />

Eala!<br />

„Eala frea Fresena!“ („Edle freie Friesen!”)<br />

Mit diesem Ruf, so heißt es in<br />

der Überlieferung, begrüßten sich<br />

die Friesen bei den Versammlungen<br />

in alter Zeit am Upstalsboom beim<br />

ostfriesischen Aurich. Nun ertönt<br />

der Ruf neu, und zwar in gedruckter<br />

Form:<br />

Eala. Fachzeitschrift zur Friesischen<br />

Geschichte und Kultur. Je 24 S. Je<br />

4,00 Euro. Officina Druck- und Medienservice,<br />

Oldenburg seit 2006.<br />

„Die friesische Kultur ist einzigartig.<br />

Das friesische Mittelalter<br />

unterscheidet sich in erheblichem<br />

Maße von dem seiner Nachbarn<br />

in Gesellschaftsstruktur und<br />

Brauchtum. … Die Fachzeitschrift<br />

Eala soll nun die interessante und<br />

außergewöhnliche Geschichte und<br />

Kultur der Friesen auch außerhalb<br />

Frieslands bekannter machen und<br />

einladen, sich für ein einzigartiges<br />

Volk zu begeistern, dass eine<br />

einzigartige Landschaft in Europa<br />

bewohnt und diese schon in früher<br />

Vergangenheit gestaltet und verteidigt<br />

hat. Die friesische Sprache von<br />

Westfriesland bis Nordfriesland<br />

sowie die in Friesland verwendeten<br />

niederdeutschen Dialekte sollen<br />

ebenfalls Thema von Eala sein und<br />

durch ihre Veröffentlichung darin<br />

einem breiteren Publikum zugänglich<br />

werden.“ So umreißt Herausgeber<br />

und Redakteur Michael<br />

Tegge das Programm der neuen,<br />

großformatigen und durchgängig<br />

farbig gestalteten Zeitschrift.<br />

Geboten werden Berichte über jede<br />

Art von friesischen Aktivitäten und<br />

Themen von der Gründung eines<br />

„Wurtfriesischen Stammtisches“<br />

in Misselwarden über den Friesenkongress<br />

in Leck im Mai 2006 bis<br />

hin zur mittelalterlichen „Kirche<br />

der Friesen in Rom“. Das Geschrie-<br />

bene zeichnet sich aus durch eine<br />

recht lockere Herangehensweise,<br />

die Zielgruppe dürfte insbesondere<br />

auch unter jüngeren Menschen zu<br />

suchen sein, die eine anregende<br />

Freizeitbeschäftigung mit der Suche<br />

nach sinnstiftenden Elementen in<br />

der regionalen Identität verbinden<br />

möchten. Die – alten und auch die<br />

jungen – Friesen haben, so die Botschaft<br />

in und zwischen den Zeilen,<br />

einiges zu bieten in einer Zeit der<br />

globalisierten und zu Beliebigkeit<br />

neigenden kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklung.<br />

Bedenken, hier könnte bräunlichmythischem<br />

„Volkstum“ im Sinne<br />

von „Blut und Boden“ das Wort<br />

geredet werden, tritt Eala entgegen<br />

durch ein Interview mit Arno Ulrichs,<br />

dem Vorsitzenden des 1997<br />

gegründeten Friesischen Forums<br />

e. V., das vor allem in Ostfriesland<br />

tätig ist, sich aber auch um interfriesische<br />

Kontakte bemüht. Ulrichs<br />

führt unter anderem aus: „Friese<br />

oder Friesin ist, wer sich dazu bekennt<br />

– wir erwarten also keinen<br />

Abstammungsnachweis. Jede und<br />

Jeder ist herzlich willkommen, der<br />

sich durch die friesische Freiheitstradition<br />

angesprochen fühlt und<br />

darin auch eine Richtschnur für<br />

das heutige Leben sieht.“ In diesem<br />

Sinne grüßt NORDFRIESLAND: Eala<br />

frea Fresena! fp<br />

Heimat<br />

„Je mehr Heimatlosigkeit die mobile,<br />

flexible neoliberale Welt mit sich<br />

bringt, desto unausweichlicher wird<br />

es, von Heimat zu reden.“ Dies ist<br />

eine zentrale Aussage eines kleinen<br />

Buchs, verfasst von Christoph Türcke,<br />

Professor für Philosophie an<br />

der Hochschule für Graphik und<br />

Buchkunst in Leipzig:<br />

Christoph Türcke: Heimat. Eine Rehabilitierung.<br />

80 S. 9,80 Euro. Zu<br />

Klampen Verlag, Springe 2006.<br />

Türcke befasst sich mit der Bedeutung<br />

von „Heimat“ für jeden<br />

Menschen und meint, dass die Erfahrung<br />

von Heimatverlust schon<br />

im Moment der Geburt einsetzt,<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 27


mit dem Verlassen des schützenden<br />

Mutterleibs. Er erläutert die Entstehung<br />

des Heimatbegriffs und<br />

dessen Missbrauch, als „Heimat“<br />

für die Interessen des Nationalismus<br />

in Anspruch genommen wurde.<br />

In der Zeit der Globalisierung<br />

benötige jeder Mensch aber einen<br />

Raum der Überschaubarkeit und<br />

der Vertrautheit.<br />

Am Schluss erinnert Türcke an<br />

Immanuel Kants Gedanken von<br />

der Weltgesellschaft als einem<br />

Völkerbund und stellt die Frage:<br />

„Wie wäre es, diesen Bund nicht<br />

länger nationalstaatlich zu fassen,<br />

sondern als einen Bund von Heimaten<br />

– und damit dem Wort<br />

‚Heimatbund‘ eine Wendung zu<br />

geben, wie sie sich alle bestehenden<br />

Heimat- und Vertriebenenverbände<br />

nicht träumen lassen?“<br />

Türckes Büchlein ist ein kritisches<br />

Plädoyer für die Heimat. Es<br />

macht auf theoretischer Grundlage<br />

verständlich, weshalb heute<br />

viele junge Menschen „Heimat“<br />

sehr positiv einschätzen. Dies hat<br />

beispielsweise eine Untersuchung<br />

des Friesischen Seminars an der<br />

Universität Flensburg ergeben (vgl.<br />

NORDFRIESLAND 150, S. 23-27). ts<br />

Kein Land<br />

ohne Deich<br />

Eine profunde Studie über Nordfriesland<br />

in der Frühen Neuzeit<br />

kommt aus dem Max-Planck-Institut<br />

für Geschichte in Göttingen:<br />

Marie Luisa Allemeyer: „Kein Land<br />

ohne Deich…!“ Lebenswelten einer<br />

Küstengesellschaft in der Frühen Neuzeit.<br />

448 S. 61,90 Euro. Vandenhoeck<br />

& Ruprecht, Göttingen 2006.<br />

In ihrer Dissertation, betreut von<br />

dem aus Bredstedt stammenden<br />

Professor Dr. Manfred Jakubowski-<br />

Tiessen, untersucht die Autorin die<br />

Lebenswelt einer frühneuzeitlichen<br />

Küstengesellschaft am Beispiel<br />

Nordfriesland. Unter verschiedenen<br />

Aspekten fragt sie danach,<br />

wie sich das Verhältnis zwischen<br />

Mensch und Meer darstellte und<br />

wie es sich wandelte. Sie schildert<br />

Deichrecht und Bedeichungspraxis<br />

immer im Zusammenhang mit<br />

den gesellschaftlichen und politischen<br />

Rahmenbedingungen. Umfangreiche<br />

Archivbestände hat die<br />

Verfasserin ausgewertet. Kaum ein<br />

relevantes Werk ist ihr entgangen,<br />

das Literaturverzeichnis nimmt<br />

über 40 Seiten in Anspruch.<br />

Auf dieser Grundlage schildert<br />

Marie Luisa Allemeyer facettenreich<br />

und differenziert die Lebenswelt<br />

der nordfriesischen Marsch im<br />

17. und 18. Jahrhundert. Dass die<br />

Nordfriesen „wie ein Mann“ das<br />

Sicherungswerk der Deiche förderten,<br />

kann nicht behauptet werden.<br />

Aber dass im Deichwesen ständig<br />

Streit herrschte, trifft ebenso wenig<br />

zu. Neuerungen wurden nicht pauschal<br />

abgelehnt. Insofern kann das<br />

namentlich von Theodor Storm im<br />

„Schimmelreiter“ entworfene Bild,<br />

dass der durch die Aufklärung eingeleitete<br />

wissenschaftlich-technische<br />

Fortschritt gegen zähe Widerstände<br />

der am Traditionellen hängenden<br />

Marschmenschen durchgesetzt<br />

werden musste, nicht völlig mit der<br />

Realität gleichgesetzt werden.<br />

Die Untersuchung bietet neue Erkenntnisse<br />

und anregende Lektüre.<br />

– Eine ausführliche Besprechung<br />

erscheint im Nordfriesischen Jahrbuch.<br />

ts<br />

Wasser für<br />

Eiderstedt<br />

Obwohl die Halbinsel Eiderstedt<br />

von Wasser umgeben ist und Entwässerungsprobleme<br />

zu allen Zeiten<br />

das Leben der Bewohner geprägt<br />

haben, machte die Bereitstellung<br />

des lebensnotwendigen Trinkwassers<br />

oft große Schwierigkeiten. Wie<br />

es dabei zuging, schildert:<br />

Brigitta Seidel: Wasser für Eiderstedt.<br />

Geschichte des Wasserbeschaffungsverbandes<br />

Eiderstedt. 132 S. 6,90<br />

Euro. Garding 2006.<br />

Das Grundwasser ist in der Marsch<br />

nur selten genießbar, so dass Eiderstedts<br />

Bevölkerung auf Regen- und<br />

Grabenwasser angewiesen war.<br />

Dies barg gesundheitliche Risiken,<br />

doch wurden Typhus- und Malariaepidemien<br />

(„dat Drüddendachsfeewer“)<br />

sowie Kinderlähmung als<br />

gottgegeben hingenommen. Bezeichnend<br />

ist, dass schon um 1860<br />

der aus Ostfriesland stammende<br />

Besitzer des neu eingedeichten<br />

Wilhelminenkooges (also ein<br />

„Zugereister“) eine Trinkwasserversorgung<br />

als dringlich erkannte und<br />

vorschlug, Treenewasser durch Sielzüge<br />

nach Eiderstedt zu leiten. Das<br />

wurde natürlich als „Spinnkråm“<br />

abgetan! Erst viel später, als Tönning<br />

im Dritten Reich einen Fliegerhorst<br />

erhielt, wurde diese Stadt<br />

durch ein kleines Wasserwerk bei<br />

Platenhörn (Witzwort) versorgt.<br />

Das sprunghafte Anwachsen der<br />

Bevölkerung Eiderstedts infolge<br />

der vielen Heimatvertriebenen ließ<br />

dann eine Gruppenwasserversorgung<br />

als vordringlich erscheinen.<br />

Wieder war es ein „Zugereister“<br />

(genauer gesagt: ein „Flüchtling“),<br />

Landrat Dr. Kurt Bähr aus Elbing/<br />

Westpreußen, der gegen zum Teil<br />

erbitterten Widerstand vieler Eiderstedter<br />

Hofbesitzer das Projekt<br />

durchsetzte. Zur Rechtfertigung<br />

seiner Gegner muss auf die anfangs<br />

recht einseitig geplante Kostenverteilung<br />

zu Lasten der Landbesitzer<br />

hingewiesen werden, die bereits<br />

seit der Währungsreform durch<br />

28 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


Soforthilfezahlungen und den auf<br />

30 Jahre Laufzeit veranschlagten<br />

„Lastenausgleich“ finanziell stark<br />

gebeutelt worden waren – und jetzt<br />

„rot sahen“.<br />

Das vorliegende Werk beleuchtet<br />

diese harten Auseinandersetzungen<br />

sehr gut. Schließlich kam es<br />

doch zu Kompromissen, und Eiderstedt<br />

erhielt von Rantrum aus<br />

seine Wasserversorgung, wo der<br />

Geologe Dr. Ernst Dittmer ein<br />

reiches Grundwasservorkommen<br />

entdeckt hatte. Kaum 10 % der<br />

Gesamtkosten hat Eiderstedt selber<br />

aufbringen müssen.<br />

Der Tourismus (vor allem in Bad<br />

Sankt Peter-Ording) hätte sich<br />

ohne das „Wasser aus der Wand“<br />

niemals so entwickeln können,<br />

und die Versorgung der gewachsenen<br />

Viehbestände auf den Höfen<br />

hätte oftmals unüberwindliche<br />

Schwierigkeiten bereitet. „Auf dass<br />

nicht alles vergessen würde“, war es<br />

an der Zeit, die Ereignisse um das<br />

„Wasser für Eiderstedt“ systematisch<br />

zu sammeln und darzustellen.<br />

Dieses ist das dritte „Wasserbuch“<br />

der Verfasserin, ein viertes („WBV<br />

Treene“) befindet sich in der Planung.<br />

Sönnich Volquardsen<br />

Der junge Storm<br />

Gerd Eversberg, Sekretär der<br />

Storm-Gesellschaft in Husum,<br />

eröffnet in neuer Fülle dem Interessierten<br />

die Möglichkeit, die Entwicklung<br />

Theodor Storms in scharfer<br />

Kontur wahrzunehmen in:<br />

Gerd Eversberg: Theodor Storm als<br />

Schüler. Mit vier Prosatexten und den<br />

Gedichten von 1833 bis 1837 sowie<br />

sechs Briefen. 296 S. 19,90 Euro. Verlag<br />

Boyens & Co., Heide 2006.<br />

Die umfassende Sammlung Stormscher<br />

Texte aus seiner Jugend erschafft<br />

ein Bild des Schriftstellers,<br />

das ihn in seiner persönlichen Tiefe<br />

erkennbar macht.<br />

Theodor Storm ist bekannt als<br />

der Schöpfer von Unheimlichem,<br />

Unfassbarem und schwermütigen<br />

Landschafts- und Stimmungsbeschreibungen.<br />

Doch was berührte<br />

den großen Erzähler in seiner Jugend?<br />

Welche Türen stieß er auf, die<br />

ihn in die mystische Welt führten?<br />

Was motivierte andererseits den<br />

späteren objektiven, realitätsgesättigten<br />

Stil, mit klarer Konturierung<br />

der Figuren und dem plastischen<br />

Herausarbeiten der komplexen Beziehungen<br />

und Wechselwirkungen<br />

zwischen Individuum und Land,<br />

Umwelt, Geschichte und Mythos?<br />

Was ließ in ihm die Überzeugung<br />

reifen, dass die Menschen wie<br />

seine Figuren durch Charakter<br />

und Umwelt determinierte Wesen<br />

sind, die auf der ewigen Suche<br />

nach eigenem Glück aus einem<br />

inneren Drang heraus handeln,<br />

und vielfach schließlich scheitern?<br />

Was bestärkte ihn in der Empfindsamkeit,<br />

die ihren Ausdruck in<br />

romantisierten Stereotypen seiner<br />

mittleren Schaffensperiode findet?<br />

Was kann uns das Werk des jungen<br />

Storm über den Menschen mit all<br />

seinen Ängsten, seinem Zorn und<br />

seinen Leidenschaften verraten?<br />

Diese Fragen sind nun leichter und<br />

erschöpfender zu beantworten.<br />

Gerd Eversbergs Bemühungen und<br />

seiner akribischen Recherche ist es<br />

zu verdanken, dass sich Storm als<br />

junger Mensch offenbart.<br />

Obwohl Storm seine Frühwerke<br />

zeitlebens klar von seinem späteren<br />

Schaffen abgrenzte, wagt Eversberg<br />

eine Darstellung und Diskussion<br />

dieser Schaffensperiode.<br />

Anhand der dargestellten Dokumente,<br />

wie Briefen und frühen,<br />

bisher weitgehend unbekannten<br />

Prosawerken des Schriftstellers<br />

wähnt man sich bei der Lektüre<br />

immer wieder im Angesicht<br />

Storms und seiner Welt und kann<br />

sich so eine Ansicht aus erster<br />

Hand bilden. Darüber hinaus stellt<br />

das Material ein Zeugnis für das<br />

Schulwesen der damaligen Zeit im<br />

Allgemeinen dar.<br />

Deutlich und überzeugend zeigt der<br />

Autor die Gründe auf, die Storm<br />

zum Schreiben brachten. Eversberg<br />

beschreibt hierzu die höhere soziale<br />

Bedeutung des Geschriebenen in<br />

einer „Zeit des Briefes“ gegenüber<br />

der heutigen von flüchtigen Medien<br />

geprägten. Er hebt auch hervor,<br />

dass die bürgerlichen Elternhäuser<br />

bei ihren Kindern notwendigerweise<br />

selbst für einen gewissen<br />

Bildungsstandard sorgen mussten,<br />

wollten sie den Nachwuchs in<br />

die höhere schulische Ausbildung<br />

schicken. Storms Sozialisation in<br />

der bürgerlichen Welt hat seine<br />

Entwicklung forciert. So erscheint<br />

er uns bald nicht mehr bloß als ein<br />

unpersönlicher Genius auf dem<br />

Olymp der Erzählkunst, der seine<br />

Fertigkeit in der Abgeschiedenheit<br />

seiner undurchsichtigen Welt zur<br />

Könnerschaft entwickelte.<br />

Deutlich wird auch, warum Gerd<br />

Eversberg diese Arbeit vorlegt:<br />

Die herbe Kritik Storms an seiner<br />

eigenen frühen Lyrik, die er als<br />

inhaltslos empfand, seine Distanzierung<br />

von all seinen frühreifen<br />

poetischen Werken, kann der Leser<br />

wohl ebenso wenig guten Gewissens<br />

unterstützen, wie der Autor<br />

dieses Werkes selbst. Im Gegenteil<br />

ist man geneigt, Storms Einschätzung<br />

seines eigenen Jugendwerkes<br />

als übertrieben einzuschätzen.<br />

Doch kann man bei der Lektüre<br />

dieses Buches bald die Meisterschaft<br />

erahnen, die Storm erreicht<br />

hat und damit den Grund für sein<br />

krasses Urteil. Es ist die Meisterschaft,<br />

die ihn so streng die eigenen<br />

frühen Leistungen beurteilen ließ.<br />

Wir haben in diesem Buch eine<br />

ausgezeichnete Darstellung des<br />

jugendlichen Storm als Wesen in<br />

der Gesellschaft, dargestellt in seinen<br />

eigenen Werken und Worten.<br />

Der Arbeit Gerd Eversbergs ist es<br />

zu verdanken, dass wir einen besonderen<br />

Einblick in die Seele des<br />

jungen Dichters erhalten, der in<br />

der Dämmerung seiner mystischen<br />

Welt sich nie als Mensch unter<br />

Menschen ausgeleuchtet hat. Dies<br />

ist nun bemerkenswert klar und<br />

überzeugend gelungen.<br />

Björn Ketelsen<br />

studiert in Flensburg. Die Rezension<br />

entstand im Rahmen eines Kolloquiums<br />

am Friesischen Seminar.<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 29


Sylter<br />

Originale<br />

Ein liebevoll gemachtes kleines<br />

Werk lädt zum Schmökern und<br />

zum Entdecken ein:<br />

Frank Deppe: Sylter Originale. 64 S.<br />

4,90 Euro. Die kleine Sylt-Edition<br />

im Selbstverlag des Verfassers, Sylt<br />

2006.<br />

Kurzporträts von Menschen werden<br />

geboten, die auf Sylt jeweils<br />

eine besondere Wirkung entfaltet<br />

haben. Es sind dies der Pädagoge<br />

Dr. Knud Ahlborn, der Seemann<br />

Carl Christiansen, der Tourismus-<br />

Pionier Wulf Manne Decker, der<br />

Walfänger Peter Eschels, der in<br />

die muslimische Sklaverei geratene<br />

Seefahrer Andreas Frödden,<br />

die Tänzerinnen Valeska Gert<br />

und Gret Palucca, der Flieger<br />

Wolfgang von Gronau, der Auswanderer-Kapitän<br />

Dirk Meinerts<br />

Hahn, der Kommandeur Lorens<br />

de Hahn, der Chronist Christian<br />

Peter Hansen, die Rantumer Friesin<br />

Merret Lassen, der Schriftsteller<br />

und Bildhauer Boy Lornsen,<br />

der Vorkämpfer der bürgerlichen<br />

Verfassung Uwe Jens Lornsen, der<br />

Landschaftsarzt Dr. Paul Nicolas,<br />

der Schiffer Thomas Selmer, die<br />

Wirtin von Haus Kliffende Clara<br />

Tiedemann sowie die Maler<br />

Andreas Dirks, Siegward Sprotte<br />

und Magnus Weidemann. In<br />

den kurzen Lebensläufen aus vier<br />

Jahrhunderten spiegelt sich auch<br />

jeweils eine Facette des Insellebens.<br />

Entstanden ist ein hübsches<br />

und nützliches Sylt-Büchlein. fp<br />

Städte in den<br />

Frieslanden<br />

Wer in Nordfriesland kennt<br />

ostfriesische Städte, etwa Leer,<br />

Aurich oder Norden, wer gar<br />

westfriesische Städte, etwa<br />

Snits/Sneek, Frjentsjer/Franeker<br />

oder Boalsert/Bolsward? Viele<br />

Ostfriesen werden von Hylpen/<br />

Hindeloopen bisher kaum etwas<br />

gehört haben, und die meisten<br />

Westfriesen wissen wohl wenig<br />

über Bredstedt, Husum oder<br />

Niebüll. Bei seinem 5. Historiker-Treffen<br />

nahm das Bredstedter<br />

<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong> Geschichte<br />

und Bedeutung der Städte für die<br />

Frieslande erstmals übergreifend<br />

in den Blick. Die Vorträge sind<br />

nachzulesen in dem Band:<br />

Fiete Pingel und Thomas Steensen<br />

(Hrsg.): Städte in den Frieslanden.<br />

Beiträge vom 5. Historiker-Treffen<br />

des <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>. 96 S. 7,80<br />

Euro. Verlag <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>,<br />

Bräist/Bredstedt 2006.<br />

Die Entwicklung der westfriesischen<br />

Städte beschreibt Dr. Rolf<br />

van der Woude von der Universität<br />

Amsterdam. Dr. Hajo van Lengen,<br />

früherer langjähriger Direktor der<br />

Ostfriesischen Landschaft, Aurich,<br />

stellt die Städte in Ostfriesland<br />

dar. Der Geschichtsforscher<br />

Albert Panten aus Niebüll schreibt<br />

über „Nordfriesland – (k)eine<br />

Städtelandschaft?“ Den einzelnen<br />

Städten sind zudem Kurzporträts<br />

gewidmet.<br />

In den Frieslanden zeigte sich die<br />

gesellschaftliche und politische<br />

Gestaltungskraft, die andernorts<br />

in den Städten zu finden war, vor<br />

allem in den ländlichen Marschgemeinden,<br />

so Prof. Dr. Thomas<br />

Steensen in seinem Vorwort.<br />

Städte hatten als wirtschaftliche<br />

und kulturelle Zentren<br />

gleichwohl auch für die ländlich<br />

geprägten Küstenregionen der<br />

Frieslande eine erhebliche Bedeutung.<br />

Es ist, so schließt er,<br />

viel von der Zusammenarbeit<br />

im Ostseeraum die Rede, von<br />

einer Wiederbelebung alter Verbindungen<br />

der Hanse, von einer<br />

‚Ars Baltica‘. „Vielleicht können<br />

die interfriesischen Historiker-<br />

Treffen den Blick darauf lenken<br />

helfen, dass es auch so etwas gab<br />

und gibt wie eine ‚Ars Frisica‘,<br />

dass die friesischen Verbindungen<br />

im Nordseeraum sogar älter sind<br />

als die der Hanse und auch in unserer<br />

Gegenwart ihre Bedeutung<br />

haben können.“<br />

NfI<br />

Reaktionen<br />

Amt Südtondern<br />

Ich vermisse im Heft 156 eine<br />

Meldung oder einen Kommentar<br />

zur Bildung des Amtes Südtondern!<br />

Ist das so unwichtig? Wenn<br />

sich über 30 Gemeinden im<br />

nördlichen Nordfriesland für ein<br />

Großamt Südtondern entscheiden?<br />

Nichts gegen einen Artikel<br />

über Stiftungen, nichts gegen eine<br />

Notiz über eine Altareinweihung in<br />

Mildstedt!! Aber keine Notiz über<br />

eine Verwaltungszusammenlegung,<br />

die fast 40 000 Menschen betrifft?<br />

Ich hätte nicht gedacht, dass nordfriesische<br />

Kultur so weltfremd sein<br />

kann, d. h. ihre Träger, die Friesen<br />

selber sind es nicht.<br />

Ursprünglich war ja die kleine<br />

Lösung (Amt Karrharde und Gemeinde<br />

Leck) beabsichtigt und<br />

galt als erste Wahl. Jedoch stellte<br />

sich im Lauf der Verhandlungen<br />

(an denen ich nicht teilnahm,<br />

aber als Gemeindevertreter Lecks<br />

immer informiert war) heraus, dass<br />

abgesehen von leider aufgetretenen<br />

persönlichen Differenzen das gegenseitige<br />

Verständnis für die spezifischen<br />

Probleme einer dörflichen<br />

Gemeinde und einer Gemeinde<br />

wie Leck fehlte. Insofern war die<br />

Bildung eines Amtes Südtondern,<br />

in dem mit Niebüll eine Gemeinde<br />

mit gleicher Struktur sich befinden<br />

würde, für die Gemeinde Leck<br />

doch die bessere Alternative. In<br />

den gemeinsamen Sitzungen der<br />

ehrenamtlichen Mitglieder des<br />

Amtsausschusses und der Gemeindevertreter<br />

Lecks wurde das besonders<br />

deutlich. Aber genug von der<br />

Vergangenheit.<br />

Mit dem neuen Amt Südtondern<br />

ist eine Verwaltungseinheit<br />

aufgestellt worden, die im Kreis<br />

Nordfriesland und einer zukünftig<br />

gebildeten großen Verwaltung Be-<br />

30 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007


stand haben wird. So können von<br />

dem Amt Aufgaben übernommen<br />

werden, die bisher noch beim<br />

Kreis angesiedelt sind. Und die<br />

angeblich nicht mehr vorhandene<br />

Bürgernähe? Es wird weiterhin in<br />

Leck ein Bürgerbüro geben, wie<br />

auch in Risum-Lindholm und<br />

Süderlügum. Auch wird viel vom<br />

häuslichen Schreibtisch per E-Mail<br />

erledigt werden können, wie bei<br />

den dänischen Nachbarn. Außerdem:<br />

Ist der Kreis Nordfriesland<br />

wirklich so viel näher am Bürger?<br />

Für Husum und Umgebung<br />

vielleicht, aber für die Bewohner<br />

aus dem nördlichen Kreisgebiet<br />

ist immer eine gute halbe Stunde<br />

Autofahrt einzurechnen.<br />

Noch eine weitere Frage: Ist der<br />

Kreis Nordfriesland wirklich<br />

emotional so tief in der Bevölkerung<br />

verankert, wie es jetzt von<br />

interessierter Seite dargestellt wird?<br />

Für mich als „Südtonderaner“ liegt<br />

Flensburg näher und ist die Arlau<br />

eine fast echte Grenze, nicht nur die<br />

Grenze zwischen dem Witten und<br />

Geelen Köm. Entscheidend sollten<br />

nicht die Emotionen und Ängste<br />

um Posten und Pöstchen sein, sondern<br />

die Effizienz der Verwaltung.<br />

Und da muss ich zugeben, macht<br />

der Kreis gute Arbeit. Aber kann er<br />

diese auch noch leisten, wenn die<br />

Landesverwaltung neu strukturiert<br />

wird und damit neue Aufgaben auf<br />

ihn zukommen? Auch sollten sich<br />

alle darüber klar sein, dass der Kreis<br />

Nordfriesland nur eine Verwaltung<br />

ist und keine Herzenssache sein<br />

kann. Und an Verwaltungen kann<br />

ich mich nicht mit Gefühlen binden,<br />

an Heimat schon.<br />

Wolfgang Schumann<br />

Bahnhofstr. 19, 25917 Leck, NF<br />

Anmerkung der Redaktion: Die<br />

Verwaltungsreform liegt als Thema<br />

für NORDFRIESLAND auf der Hand<br />

(vgl. etwa den Kommentar „Die<br />

Ämter und die Kultur“ in Heft<br />

153.) Sie wird, sobald das Gesamtbild<br />

sich klarer abzeichnet, im<br />

Überblick behandelt werden. Red.<br />

NORDFRIESLAND<br />

Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2006 Hefte 153-156<br />

Arfsten, Antje: FUEV-kongres uun Bautzen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 154 4<br />

– / Birgit Kellner: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) . . . . . . . . 155 4<br />

– / Harry Kunz: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 8<br />

Bieber, Ada: Vom Lieben und vom Dichten (Bücher) . . . . . . . . . . . . . 154 29<br />

– Eine phantastische Geburtstagsfeier iip Lun. Erinnerung an James Krüss155 22<br />

Carstens, Uwe: Der Begründer der Soziologie und ein aufrechter Mensch.<br />

Zur Einweihung des Ferdinand-Tönnies-Denkmals in Husum . . . . 153 20<br />

Christiansen, Ilse Johanna / Fiete Pingel:<br />

Zum Tode von Berend Harke Feddersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />

Cyriacks, Hartmut: Een Stück vun‘t Glück (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />

Duerr, Hans Peter: Verfluchtes Rungholt (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />

Hansen, Freya Marietta: Heimat und Welt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />

Harms, Lars: En fraschen ouer normåål nul (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . 153 26<br />

Haug, Karin: Zwischen den Stühlen? Arbeit und Perspektiven<br />

der Söl’ring Foriining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 13<br />

Herrmannsen, Thea: Wüstedrååwen önj Ååstfraschlönj (Chronik) . . . . . 156 7<br />

Huisman, Kerst: „Friesische Fernsichten“:<br />

Bonifatius stirbt wöchentlich. Brief aus Fryslân (Chronik) . . . . . . . 156 6<br />

Johnsen, Bjarne: Schöne Kirchen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />

Joldrichsen, Anke: Pidder Lüng lebt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 30<br />

– Inselklang (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />

– Boole än swåmpe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />

Kahl, Thora: Besäk önjt eenhärnge (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . 156 28<br />

Karstensen, Astrid: Fiede Kays bekannteste Lieder (CDs) . . . . . . . . . . . 155 26<br />

Kayenburg, Martin: Kulturlandschaft (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . 153 31<br />

– Mare Frisicum. Perspektiven der Nordseekooperation . . . . . . . . . . . 154 18<br />

Kellner, Birgit / Antje Arfsten: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) 155 4<br />

Kooistra, Henry: Gipslin – Kipseln (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 32<br />

Kühn, Hans Joachim: Rote Karte für Professor Duerr (Reaktionen) . . . . 155 30<br />

Kühnast, Gerd / Marie Tångeberg / Thomas Steensen: „Dü hääst ma<br />

brök’de blaie schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . 154 8<br />

Kunz, Harry: Uwe Jens Lornsen: Schicksal und politische Impulse (Chronik)153 6<br />

– Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 9<br />

– Künstlerinsel Sylt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />

– Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 7<br />

– Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 10<br />

– Föhrer Lebensläufe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 25<br />

– Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 9<br />

– Jahrbuch 2006/2007 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />

– / Antje Arfsten: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 8<br />

Meyer, Anna-Julia: Det Odyssee faan Kreta (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . 154 28<br />

Nissen, Peter: Es rapst so schön (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 27<br />

<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>: Im Zeichen einer neuen Zeit (Bücher) . . . . . . . . . 153 30<br />

– Andreas Busch (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 30<br />

– EU-Konferenz „Regional- und Minderheitensprachen“ in Brüssel (Chronik)154 5<br />

– Die Frieslande (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />

– Kurt Hamer und die Nordfriesen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />

– Schloss Axendorf (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />

Panten, Albert: Niemand kennt sein Grab, doch jeder seine Karten.<br />

Kartograph Johannes Mejer – geboren 1606 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 20<br />

Pauseback, Paul-Heinz: Deichhotel speziell (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />

Penno-Burmeister, Karin: Hier haben Menschen einen Namen ...<br />

Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund . . . . . . . . . . . . . 156 17<br />

Petersen, Adeline: Naischöspel rangt nü uk ääw freesk . . . . . . . . . . . . . 155 12<br />

Piening, Holger: Die Ämterreform und die Kultur (Reaktionen) . . . . . 154 31<br />

Pingel, Fiete: Offene Türen in einen offenen Raum.<br />

Interfriesischer Kongress 2006 in Leck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 11<br />

– Nolde lebt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 31


– Die Töchter von Friedrichsholm (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 26<br />

– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />

– Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8; 156 8<br />

– The Language is the Landscape. European Minority Film Festival 2006 156 22<br />

– Thomsens von Rückenstadt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />

– Nordfriesland seit 1918 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />

– /Ilse Johanna Christiansen: Zum Tode von Berend Harke Feddersen<br />

(Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />

Redaktion: Biike-Empfang 2006 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 3<br />

– 500 mal Der Helgoländer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />

– 100 Jahre Maria Leitgeber-Dähn (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />

– Neuer Minderheitenbeauftragter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 7<br />

– Sprachwissenschaftlerinnen neu in Flensburg und Bredstedt (Chronik) .153 7<br />

– Harrings Werke (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 28<br />

– Dreimal geboren (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 29<br />

– <strong>Nordfriisk</strong> Radio startet durch (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 5<br />

– Jurij Brězan † . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 5<br />

– Mehrsprachen-Sängerfest (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7<br />

– Friesisch an den Hochschulen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 153 10; 155 7<br />

– Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 6; 155 8<br />

– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />

– Institutsbeirat: Kreis Nordfriesland soll bleiben (Kommentar) . . . . . 156 2<br />

– Pfingsttreffen am Upstalsboom (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />

– Dåt teema wus „Besäk“. Ferteel iinjsen! 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 27<br />

– Sölring Uurterbök (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 30<br />

Reil, Matthias: Heimat Nordfriesland (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />

Reschenberg, Ingrid: Helgoland-Autorin (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . 156 30<br />

Roeloffs, Erk: Rover Arvestens Grabstein (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 156 7<br />

Schmidt, Erich: Schlüttsiel (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 32<br />

Steensen, Thomas: Die Ämter und die Kultur (Kommentar) . . . . . . . . 153 2<br />

– Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 4<br />

– Erich Hoffmann † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />

– Zum Tod von Harald Voigt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />

– Gruten san for da latje spräke. Adeline Petersen as nü oon ränte . . . 153 23<br />

– Di bååle as trin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 2<br />

– Kulturpreis für Detlef F. Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 3<br />

– Alwin Pflüger † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 4<br />

– Rungholt zwischen archäologischer Forschung<br />

und Sensations-Publizistik. Ein Gespräch mit Hans Joachim Kühn . 154 24<br />

– Vor 80 Jahren – und heute (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 2<br />

– Der Kreis schützt das Friesische (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 3<br />

– We tånke am Johann Mikkelsen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />

– Nils Århammar wurde 75 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 6<br />

– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 27<br />

– Abschied von Markus Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 3<br />

– gründen, einsetzen, bauen, fördern, helfen, unterstützen.<br />

Stifterland Nordfriesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 11<br />

– / Gerd Kühnast / Marie Tångeberg: „Dü hääst ma brök’de blaie<br />

schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 8<br />

Steiner, Friederike: „Nordisches“ Denken oder politische Naivität?<br />

Emil Nolde und der Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 11<br />

Tadsen, Christina: Lasmootefersoomling foon e Friisk Foriining (Chronik) 154 6<br />

– Zum 75. Geburtstag von Bo Sjölin (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 4<br />

– Friesische Krimis (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />

Tångeberg, Marie: Johann Mikkelsen † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />

– / Gerd Kühnast / Thomas Steensen: „Dü hääst ma brök’de blaie<br />

schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . 154 8<br />

Tholund, Jakob: Friesenblut (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 28<br />

Volquardsen, Sönnich: Knud Rasmussen (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 154 32<br />

– Wasserversorgung Drei Harden (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 27<br />

Wedemeyer, Manfred: Zeit am Meer – Eine Künstlerfreundschaft auf<br />

Sylt. Erinnerungen an Margarete Boie und Helene Varges . . . . . . . . . 156 24<br />

Herausgegeben vom<br />

<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />

Redaktion:<br />

Peter Nissen, Fiete Pingel,<br />

Thomas Steensen<br />

Schlusskorrektur: Harry Kunz<br />

Verlag: <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>,<br />

Süderstr. 30,<br />

D-25821 Bräist/Bredstedt, NF,<br />

Tel. 04671/60120,<br />

Fax 04671/1333,<br />

E-Mail:<br />

info@nordfriiskinstituut.de<br />

Internet:<br />

www.nordfriiskinstituut.de<br />

Druck: Husum Druck-<br />

und Verlagsgesellschaft,<br />

D-25813 Hüsem/Husum, NF.<br />

Preis je <strong>Nummer</strong> 3,00 Euro,<br />

Jahresabonnement<br />

(4 <strong>Nummer</strong>n) 12,00 Euro.<br />

Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches<br />

Institut e. V. ist der Bezug der<br />

Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten.<br />

Bankverbindungen:<br />

Spar- und Leihkasse<br />

zu Bredstedt AG<br />

(BLZ 217 512 30) 737,<br />

Nord-Ostsee Sparkasse<br />

(BLZ 217 500 00) 31 161.<br />

NORDFRIESLAND ist ein Forum<br />

freier Meinungsäußerung; alle Beiträge<br />

geben die persönliche Meinung ihrer<br />

Verfasserinnen und Verfasser wieder.<br />

Wiedergabe in jeglicher Form nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

wird keine Gewähr übernommen.<br />

ISSN 0029-1196

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!