Nummer 157 - Nordfriisk Instituut
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Inhalt<br />
Kommentar�<br />
Fiete Pingel: Auf die Menschen kommt es an 2<br />
Chronik<br />
Biiken-Empfang 2007 3<br />
Tånken am Momme J. Nommensen 4<br />
Hans Hoeg 90 5<br />
Nordfriesland-Seminare in Leck 6<br />
Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch 6<br />
Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack 7<br />
Friesisch an den Hochschulen 7<br />
Üt da friiske feriine 8<br />
Nordfriesland im Winter 9<br />
Aufsätze<br />
Karin Haug:<br />
Zwischen Event-Management und Notnagel<br />
MarktTreffs in Nordfriesland 11<br />
Matthias Theodor Vogt:<br />
in varietate concordia<br />
Minderheiten als Elemente deutscher und europäischer Kultur 17<br />
Thomas Steensen:<br />
Die autochthonen Minderheiten in Deutschland 19<br />
Manfred Wedemeyer:<br />
Zwei Künstler auf Sylt<br />
Magnus Weidemann und Siegward Sprotte 1946-1967 23<br />
Ferteel iinjsen!<br />
Björn Ketelsen: En selten Besäk 26<br />
Bücher<br />
Eala! / Heimat 27<br />
Kein Land ohne Deich / Wasser für Eiderstedt 28<br />
Der junge Storm 29<br />
Sylter Originale / Städte in den Frieslanden 30<br />
Reaktionen<br />
Amt Südtondern 30<br />
Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2005 (Hefte 153-156) 30<br />
Impressum 32<br />
Titelbild<br />
Im Markttreff in Witzwort (Foto: Karin Haug)<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. Februar 2007<br />
<strong>Nummer</strong> <strong>157</strong><br />
von NORDFRIESLAND befasst<br />
sich unter verschiedenen<br />
Blickwinkeln mit der Entwicklung<br />
der Gesellschaft<br />
insgesamt. Was wird aus<br />
den ländlichen Gemeinden<br />
in Nordfriesland und in<br />
Schleswig-Holstein? Was ist<br />
deutsche Kultur? Was macht<br />
Europa aus? Wie passen<br />
Gruppen wie die Friesen in<br />
dieses Bild hinein? Das sind<br />
Leitfragen von zwei der drei<br />
Aufsätze.<br />
Gegenstand des dritten<br />
Textes sind Einzelpersonen.<br />
Es handelt sich um zwei<br />
Maler, zwei Künstler, die<br />
einander auf Sylt begegneten.<br />
Auch die Werke und<br />
Wirkungen von Einzelnen<br />
sind nur zu verstehen vor<br />
dem Hintergrund der Gesamtgesellschaft.<br />
Das Gesamt-Inhaltsverzeichnis<br />
auf den Seiten<br />
31 und 32 dokumentiert<br />
Beiträge von 40 Autorinnen<br />
und Autoren zu den<br />
NORDFRIESLAND-Heften des<br />
Jahres 2006.
Kommentar<br />
Auf die Menschen<br />
kommt es an<br />
Wohl nie zuvor in der Geschichte<br />
hat sich das alltägliche Leben in<br />
unseren Breiten so schnell und<br />
zugleich so gründlich gewandelt<br />
wie in den letzten Jahrzehnten.<br />
In NORDFRIESLAND 113 schilderte<br />
Ellin Nickelsen das ländliche Föhr<br />
ihrer Kinderzeit um 1960. Damals<br />
war es noch nicht soviel anders,<br />
so arbeitete sie heraus, wie in den<br />
1920er Jahren, von denen der Fahretofter<br />
Max Lorenzen in seinem<br />
Buch „Eine Kindheit hinter den<br />
Deichen Nordfrieslands“ berichtet.<br />
Seither aber ist das gesellschaftliche<br />
Leben in Nordfriesland<br />
– das gilt gewiss auch für andere<br />
Regionen – von Grund auf anders<br />
geworden. In der kürzlich erschienenen<br />
„Geschichte Nordfrieslands<br />
von 1918 bis in die Gegenwart“<br />
befasst sich der Abschnitt „Gesellschaft<br />
und Kultur im Wandel“ mit<br />
diesen Entwicklungen.<br />
Der Anteil der in der Landwirtschaft<br />
Tätigen an der Erwerbsbevölkerung<br />
ist inzwischen auf einen<br />
niedrigen einstelligen Prozentsatz<br />
geschrumpft. Heutige Bauern sind<br />
auch in Nordfriesland Unternehmer.<br />
War noch bis in die 1980er<br />
Jahre hinein vielleicht ein gewisser<br />
Rückstand hinsichtlich der Teilhabe<br />
Häägar<br />
Wat jeft<br />
et tu Kofi?<br />
an der globalen Vernetzung spürbar,<br />
gehören die elektronischen Verbindungen<br />
rund um die Welt heute<br />
auch hier zur absoluten Normalität.<br />
Vieles ehemals Selbstverständliche<br />
ist verschwunden oder kann nur<br />
erhalten werden, wenn sich neue<br />
Formen dafür finden. Andererseits<br />
gab es nie zuvor so viele technische<br />
Möglichkeiten und so vielgestaltige<br />
Anknüpfungspunkte für soziale<br />
Aktivitäten wie gerade heutzutage.<br />
Einerseits ist das Friesische nicht<br />
mehr die allgemeine Umgangssprache<br />
entlang der Küste und in den<br />
Utlanden zwischen Husum und<br />
der dänischen Grenze wie noch<br />
vor wenigen Generationen. Auch<br />
zur Erhaltung des Plattdeutschen<br />
sind große Anstrengungen nötig.<br />
Andererseits war nie zuvor so klar<br />
und durch weltweite Forschungen<br />
in solchem Maße gesichert, wie<br />
wertvoll die kleinen Sprachen etwa<br />
für die geistige Entwicklung von<br />
Kindesbeinen an sein können. Nie<br />
zuvor wurde – um nur ein Beispiel<br />
aus dem weiten bunten Feld der<br />
Sprachpflege zu nennen – eine<br />
solche Vielfalt etwa von Lehr- und<br />
Lernmitteln für die kleinen Sprachen<br />
angeboten.<br />
Einerseits klagen viele Vereine<br />
darüber, dass sich immer weniger<br />
Menschen bereit erklären, durch<br />
Arbeitsleistung zum Vereinsleben<br />
beizutragen oder in den Vorständen<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Als eine Ursache dafür wird<br />
andererseits angeführt, dass es<br />
noch nie zuvor eine solche Fülle<br />
von Zusammenschlüssen gab, in<br />
denen Menschen mitwirken können.<br />
In NORDFRIESLAND 156 schrieb<br />
Thomas Steensen – auch dies nur<br />
Honi liirt köökin<br />
en maaket üüs Rööraier.<br />
ein Teilaspekt des ehrenamtlichen<br />
Bereiches – über die zahlreichen<br />
gerade in Nordfriesland wirkenden<br />
Stiftungen. Ein weiteres Beispiel:<br />
An manchen Orten – so in Niebüll<br />
und in Husum – sind aktive<br />
Bürgerinnen und Bürger dabei,<br />
Möglichkeiten für die Einrichtung<br />
von Anlaufstellen auszuloten, bei<br />
denen die Fäden von Verwaltung,<br />
Ehrenamt und gemeinnützigen<br />
Institutionen zusammenlaufen.<br />
Einerseits ist vom traditionellen,<br />
letztlich immer noch von bäuerlichen<br />
Formen geprägten Gemeinschaftsleben<br />
in den Dörfern fast<br />
nichts geblieben. Eingekauft etwa<br />
wird nicht mehr beim Höker, sondern<br />
im Supermarkt im nächsten<br />
Gewerbegebiet. Dorthin fährt man<br />
mit dem Auto. Andererseits finden<br />
sich neue, zeitgemäßere Wege, die<br />
ländlichen Gemeinden lebendig zu<br />
erhalten. Karin Haug berichtet in<br />
dieser Ausgabe (S. 11-16) über das<br />
in diesem Zusammenhang stehende<br />
Projekt der MarktTreffs.<br />
An diesem Punkt wird deutlich,<br />
dass sich die Politik der Probleme<br />
bewusst ist und zu handeln versucht.<br />
Das gilt auch für die anderen<br />
genannten Beispiele Sprachpflege<br />
und Ehrenamt. Ohne zentral<br />
vermittelte Impulse und ohne Hilfe<br />
durch die Öffentlichkeit sind die<br />
notwendigen neuen Wege sehr viel<br />
schwerer zu finden. Aber keine<br />
staatliche Förderung kann zum<br />
Beispiel den Spaß an der Sprache in<br />
der friesischen Familie, die Freude<br />
am Ausprobieren selbstverantwortlicher<br />
ehrenamtlicher Vorhaben<br />
und die Pfiffigkeit der MarktTreff-<br />
Betreiber ersetzen. Auf die Menschen<br />
kommt es an. Fiete Pingel<br />
Mama, skel em bi Rööraier<br />
di Skel fuarof ofnem?<br />
2 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Chronik<br />
Biike-Empfang 2007<br />
Bei aller Anerkennung für die bisher<br />
greifenden Maßnahmen zur<br />
Hilfe für das Friesische bilden diese<br />
lediglich einen „Sommerdeich“,<br />
der nur bei gutem Wetter Schutz<br />
gewährt. Sprache und Kultur<br />
müssen weiter gestärkt werden,<br />
um der „Flut“ der Globalisierung<br />
gewachsen zu bleiben. Mit diesem<br />
Bild hieß Ingwer Nommensen,<br />
Vorsitzender des Friesenrates, die<br />
Gäste des Biike-Empfangs 2007<br />
im Saal des Christian-Jensen-Kollegs<br />
in Breklum am 25. Februar<br />
willkommen. Besonders begrüßte<br />
er die Gruppe Klångspal, die unter<br />
der Leitung von Christine Burkart<br />
mit modernen friesischen Liedern<br />
für den musikalischen Rahmen<br />
sorgte. Der Friesenrat setzt sich, so<br />
Nommensen, für den Erhalt des<br />
Kreises Nordfriesland ein, der sich<br />
als vernünftige Verwaltungseinheit<br />
und als Ansprechpartner für die<br />
Friesen bewährt habe.<br />
Christian Jensen, Gründer der Breklumer<br />
Mission, war ein Friese und<br />
ein Pastor des 19. Jahrhunderts.<br />
Die von ihm begründete Tradition<br />
lässt sich nur im Dialog fruchtbar<br />
machen, so Dr. Kay-Ulrich Bronk,<br />
Leiter des Christian-Jensen-Kollegs<br />
in seinem Grußwort. Für das Friesische<br />
müssen, nicht viel anders als<br />
für die Religion, Veränderungen<br />
möglich sein, sonst werde es nicht<br />
weiterleben.<br />
Dr. Christoph Bergner, Beauftragter<br />
der Bundesregierung für Minderheitenfragen,<br />
würdigte in seiner<br />
Ansprache vor allem den ehrenamtlichen<br />
Einsatz von Friesinnen und<br />
Friesen für ihre Sprache und Kultur.<br />
Erfreulich sei, dass in Europa das<br />
Grundbedürfnis vieler Menschen<br />
nach Verwurzelung in regionaler<br />
Identität eine wachsende Anerken-<br />
nung erfahre. Das gelte ebenso für<br />
die Politik der Bundesregierung.<br />
Analog zum umweltpolitischen<br />
Kampf für den Erhalt der biologischen<br />
Artenvielfalt, so Bergner<br />
abschließend, muss der Erhalt von<br />
Minderheitenkulturen als unverzichtbares<br />
Politikfeld in den Blick<br />
genommen werden.<br />
Das Biikebrennen, an das der<br />
Empfang sich anschließt, steht als<br />
Symbol für eine selbstbewusste<br />
friesische Kultur, das hob Frauke<br />
Tengler, Vizepräsidentin des<br />
Schleswig-Holsteinischen Landtags,<br />
in ihrem Grußwort hervor.<br />
Das Gemeinschaftsfeuer erinnere<br />
an die althergebrachte Thingversammlung,<br />
bilde aber auch einen<br />
„nichtakademischen“ Zugang zum<br />
Friesischen.<br />
Die Diskussion um die Kreisreform<br />
müsse gelassen und ergebnisoffen<br />
geführt werden, so Heinz Maurus,<br />
Leiter der Kieler Staatskanzlei.<br />
Ziel bleibe eine effizientere und<br />
kostengünstigere Verwaltung. Die<br />
Landesregierung ziehe die regionale<br />
Identität dabei durchaus ins Kalkül.<br />
Nur wer auf einem solchen festen<br />
Fundament aufbauen kann, werde<br />
die Herausforderungen der Globalisierung<br />
bestehen.<br />
„Bei Ebbe ist der Kreis Nordfriesland<br />
größer als das Saarland.“ So<br />
plakativ bezog Nordfrieslands Landrat<br />
Dr. Olaf Bastian Stellung gegen<br />
eine Bildung noch größerer Ver-<br />
waltungseinheiten. Bei den Mehrheitsverhältnissen<br />
eines Großkreises<br />
unter Einbeziehung von Flensburg<br />
und Schleswig nähme die Gewichtung<br />
des Friesischen erheblich ab.<br />
Unter den guten Argumenten für<br />
eine Erhaltung Nordfrieslands stehe<br />
dies nicht an letzter Stelle.<br />
Den Höhepunkt des Empfangs<br />
bildete der Vortrag von Jakob<br />
Tholund über „Spiegelbilder und<br />
Projektionen. Innen- und Außenansichten<br />
von Friesen“. Mit einer<br />
gewissen Häme berichtet Der Spiegel<br />
gelegentlich über die Friesen, als<br />
seien sie eigentlich lächerlich. Im<br />
19. Jahrhundert verwurzelt sind<br />
„heroische“ Bilder vom „hohen,<br />
harten Friesengewächs“, die rassistische<br />
Vorstellungen förderten. In<br />
der Diskussion um die Aufnahme<br />
der Friesen in die Sprachen-Charta<br />
war in einer Stellungnahme aus<br />
der Ministerialverwaltung von den<br />
Friesen als einer „verschwindend“<br />
kleinen Minderheit die Rede. Dies<br />
sind nur einige der von Jakob Tholund<br />
in seinem hörenswerten, mit<br />
lebhaftem Beifall aufgenommenen<br />
Vortrag bezeichneten Etiketten,<br />
mit denen die Friesen im Laufe der<br />
Zeit versehen wurden. Die Friesen<br />
können nur unabhängig davon,<br />
so schloss der frühere langjährige<br />
Vorsitzende des Friesenrates, mit<br />
selbstständigem Denken ihr „Eigensein“<br />
immer wieder neu leben.<br />
fp<br />
Von links: Dr. Christoph Bergner, Jakob Tholund, Frauke Tengler, Ingwer<br />
Nommensen, Heinz Maurus, Dr. Olaf Bastian und Nordfrieslands Kreispräsident<br />
Helmut Wree<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 3<br />
Foto: Harry Kunz
Tånken am Momme J. Nommensen<br />
Momme drååwed ik dåt jarst<br />
tooch for 30 iir aw sin stää bai e<br />
Deesbeldik. En dåt bil, wat ik deer<br />
foon ham füng – dåt bliif. En böre<br />
ma flänke än läämtie uugne, wat en<br />
mase belaawed häi än ouer fooles<br />
beschiis wust. En mansche ma<br />
maning kreatiiwe talänte än goowe<br />
bütefor sin iindlik wiirw as böre.<br />
Momme hiird tu da manschne, wat<br />
our e kånte foon e taler kiiked än<br />
üüs latj wråål ma jü grut wråål önj<br />
maning berike sanful ferbine köö.<br />
Hi wus ham fåliwas seelew! Än jüst<br />
üt dideere wäinkel heet hi ham uk<br />
fort frasch inseet. – En deer ai ma<br />
grute uurde eefter büten, ouers ma<br />
klåår ätjhääw eefter banen.<br />
Bai da Nommensen wörd än wård<br />
tubai åål da oudere spräke uk nuch<br />
frasch snååked. – Deer heet hi tu<br />
en gruten pårt ma baidräägen. Än<br />
dåt sü maning üt sin famiili nuch<br />
diling än önj e tukamst en bil än<br />
en stipe for fraschen oort än wise<br />
san, dåt heet uk wat ma Mommen<br />
tu douen.<br />
Maning manschne heer önj üüsen<br />
hiimstoun hääwe jam döör<br />
da tide inseet fort bewååren foon<br />
spräke än kultuur. Arken aw san<br />
oort än wise – ma da madle än da<br />
möölikhäide, wat deer wjarn. Dåt<br />
as gödj sü än schal uk sü bliwe.<br />
Ouers et heet uk ålten en latjen<br />
floose foon persöönlikhäide önj<br />
Fraschlönj jääwen, weer et uugen<br />
fort frasch, for üüsen spräke än üüs<br />
identitäät as frasche mör wus as<br />
en interäse, en entusiasmus än en<br />
fritidswiirw. Gödj for åål üs – wat<br />
dåt frasch for e tukamst bewååre<br />
wan än hoowe än wansche, dåt<br />
et uk made üüs bjarne ham nuch<br />
wider fant.<br />
Maning foon ja hääwe jam<br />
tradisjonäl önj e Foriining soomeld.<br />
Än deertu hiird natörlik<br />
Momme. Sunt 60 iir lasmoot foon e<br />
Foriining, formoon önj wichtie tide<br />
fort frasch, lasmoot önjt „loondäisgreemium“,<br />
aktiif bait böredrååwen<br />
än ålten deer, wan’r brååk for heelp<br />
wus. Jörgen Jensen Hahn<br />
Foon Carsten Boysen, weer Momme<br />
früne ma häi, hiird ik, dåt et<br />
deer önj Lunham en jungen böre<br />
ma sü maning talänte jäif än dåt et<br />
såcht ån foon da junge manschne<br />
weese köö, wat üüsen hiimstoun<br />
än da manschne deer wider in önj<br />
en bääder spoor bringe köö, eefter<br />
krich än kaos. An dideere iine, weer<br />
huum foole foon fermousen weese<br />
köö, wus Momme.<br />
Wat ik jütid nuch ai gliks tu waasen<br />
füng, wus, dåt dideere junge,<br />
läämdie, wiikne gååst as blödjjunge<br />
saldoot döör e heele foon di gruuie<br />
krich gingen wus.<br />
Deer wus uk ålt en grut stuk poesii<br />
önj dideere ouers sü praktische,<br />
fliitjie än realistische mansche. We<br />
hiirden tu an wunerden üs, wan hi<br />
ma en grut lung sååg köm, dåt diilj<br />
biie än spåne däi än et dan ma en<br />
gichelstunge tu schungen broocht,<br />
unti we såchen sin härlike skitse<br />
foon hiisie börehüsinge. We belaaweden<br />
ham as di fliitjie böre di<br />
däi ouer, ouers am eenmen unti et<br />
wäägiinje wus hi as båås unerwäägens<br />
ma en gruten fraschen teooterfloose<br />
än en musiik-kapäl. Önj<br />
da prupefule soole wörd spaald,<br />
doonsed, ouers uk diskutiird,<br />
strääwed än snååked am e tukamst<br />
än bäädere möölikhäide for lönj an<br />
manschhäid.<br />
Ik tånk am di luklike än junge<br />
Momme, wat jüst sü‘n smuk,<br />
halhäärd foomen, sin Hanne<br />
Marie, fraid häi. Ik såch än sii<br />
dåt jung påår aw e börewoin aw<br />
e dik unerwäägens eefter Naibel.<br />
Am Mommen köm deer nü en nai<br />
uurd ap: di büüer. Hi wus san äine<br />
architäkt, san tutiinster, möörmoon<br />
än tamermoon.<br />
Hanne Marie an Momme häin ålt<br />
en ääm än wanlik hüs for waane än<br />
besäk. An luklikerwise häi Mommens<br />
mam deer awt stää uner e dik<br />
et uk bål „trååwel“ ma an lök eefter<br />
har latje bjarnsbjarne.<br />
Momme wörd aw maning wise en<br />
wanst for san hiimstoun an sin amjeewing.<br />
Hi füng as böre tukamst-<br />
Am 15. Januar starb der friesische<br />
Bauer Momme J. Nommensen aus<br />
Deezbüll. Am 4. August 1925 geboren,<br />
setzte er sich zeitlebens für<br />
das Friesische ein. In seiner Familie<br />
ist frasch die erste Sprache. Sie<br />
wird auch von seinen vier Kindern<br />
in ihren Familien weitergetragen.<br />
1983 sowie von 1990 bis 1995 war<br />
Momme Nommensen Vorsitzender<br />
der damaligen Foriining for nationale<br />
Friiske. NORDFRIESLAND bringt in<br />
Auszügen die bei der Trauerfeier<br />
am 23. Januar in Niebüll gehaltenen<br />
Ansprachen des Vorsitzenden der<br />
Friisk Foriining Jörgen Jensen Hahn<br />
und von Marie Tångeberg.<br />
wisene toochte an seet da am. An<br />
ålweer hi haaneköm önj e wråål,<br />
as baispal nååm ik bloot Ååst- än<br />
Weestfraschlönj, deer wus hi gödj<br />
laasen än wälj önjsänj as di räärie<br />
än klöke böre än mansche. Ån foon<br />
da maning båntjes, wat Momme<br />
tubai sin bedrif häi, wus, dåt hi<br />
en ra iirnge en düüchtien formoon<br />
foon üüsen frasche feriin wus.<br />
An sin grut an amfooten „Leidenschaft“<br />
önj da leeste maning iirnge<br />
wjarn sin maning sliiks ååpel-,<br />
peere- än plöömebuume. Än sü as<br />
ålt ouder wörd et ma liiwde, foole<br />
ferstånd än koonen mååged.<br />
Momme heet döör dåt, wat hi<br />
toocht, wat hi däi an wus, en gruten<br />
schaame sman. An wat koone<br />
we oudere seede as: foon harten<br />
tunk. Marie Tångeberg<br />
4 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007<br />
Foto: Manfred Nissen
Hans Hoeg 90<br />
Di 16. Janiwaari heer di Kairemböör<br />
Hans Hoeg töhop me sin Familji en<br />
fuul gur Frinjer fan nai an fiir sin<br />
neegentigst Gibuursdai fiiret ön di<br />
„Friesensaal“ ön Kairem. Sagaar fan<br />
di Ministerpräsident fan Sleeswig-<br />
Holstiin kām en Lekwensk.<br />
Jer, üs em jit döör Kairem suusi<br />
maast üp Wai tö Weesterlön of üp<br />
Wai tö Muasem jaav dit langsen<br />
tau gur Grünen, om bi dit Hüs<br />
Gurtstich 1 tö Bigen fan Tērp<br />
öntuhualen: Jen wiar, wan‘t om<br />
Bensiin ging, di üðer, wan‘t om<br />
Sölring ging. Di Tankstair fan<br />
Hans Hoeg es ek muar, en em mut<br />
ek muar döör Tērp köör. Man dit<br />
es blewen, dat Hans Hoeg jit en<br />
iipen Hüs heer fuar ark, wat höm<br />
fuar dit Sölring interesiaret. Hans<br />
Hoeg es üp Söl ek wechtöteenken,<br />
wan‘t diarom gair, Sölring<br />
Spraak en Sölring Aart en Wiis<br />
āprochttöhualen.<br />
Hi jert tö en Reeg fan Liren, wat sa<br />
om 1970 bigent haa, ja faan Niien<br />
en me frisk Taachter en nii Mur me<br />
dit Sölring tö befaatin, jüst tö en<br />
Tir, üs di Tir fan di ual Skuulmaistern,<br />
wat jer aliining aur di Spraak<br />
dit Siien haa wil – sa üs Hermann<br />
Schmidt üp Söl, Reinhard Arfsten<br />
üp Feer en Albrecht Johannsen üp<br />
Fastlön – sa bilitjen oflöpen wiar.<br />
Diarbi es Hans Hoeg wes tö Gurs<br />
kemen, dat hi üs Kfz-Mechaniker<br />
dit praktisk Teenken liirt heer, ek<br />
bluat aur Saaken tö snakin, man ja<br />
uk ön Öngrip tö nemen. Holpen<br />
heer höm wes uk, dat hi, ofwel hi<br />
ek en Man es, wat höm ek lecht ön<br />
foriiningen iinbinj leet, man leewer<br />
sin ain Wai gungt, langsen weðer<br />
Liren begeistri ken. Sa es ön dit<br />
Hüs fan Hans Hoeg di Bigen maaket<br />
uuren fan di gurt dütsk-sölring<br />
Uurterbok, üs Sölringen, diar det<br />
Aurlewin fan dit Sölring bi Hart<br />
lair, diar töhopkām, om – aaft bi<br />
en gur Glees Win en en gur Mürfol<br />
Snak – Uurter tö saamlin, wat<br />
ön di gurt Uurterbok fan Boy P.<br />
Möller ek tö finjen wiar. Sa es di nii<br />
Skriivwiis fan dit Sölring döörseet<br />
uuren, om dit Sölring Skriiwen<br />
Hans Hoeg – Träger des C.-P.-Hansen-Preises 1986 und seit 2002 Ehrenmitglied<br />
des Vereins Nordfriesisches Institut – am 16. Januar 2007 im Kreise<br />
seiner Familie<br />
wat leechter tö maakin, uk wan di<br />
Sölring ja ek jens uur kür, of nü litj<br />
of gurt skrewen uur skul.<br />
Sa heer hi önreeget, Stiiner tö seeten<br />
ön di Tērpen tö dit Önteenken<br />
fan Sölringen, wat Bidüüding her<br />
fuar di Spraak. Önstumpet uuren<br />
fan Hans Hoeg es uk dit „Snak üp<br />
Sölring“, hur Sölringen jit bal ark<br />
Muun fan di hiili Ailön töhopkum,<br />
om wat aur Sölring tö hiiren en uk<br />
Sölring tö snakin, aur dat dit üðers<br />
knap jit Gileegenhair diartö jeft.<br />
Hans Hoeg es ek treet uuren, langsen<br />
weðer diarüp hentöweegin, dat<br />
di wichtigst Āpgaav fan di Sölring<br />
ek di Küstenskuts, ek dit Muuseum<br />
en ek di Drachten es, man fuaral<br />
dit Pleegin fan di Sölring Spraak.<br />
En hi heer höm me sin Kraawin,<br />
langsen Sölring tö snakin, ek bluat<br />
Frinjer maaket. Sa es dit niin Töfal,<br />
dat hi höm fuaral me di Dechter<br />
bifaatet heer, wat ön di Trer Rik<br />
fuartoog, „ek me di Ker tö laapen“<br />
Ged för‘t hood<br />
Bliis<br />
en wat diarom sa skentlig ön di KZ<br />
tö Duar kemen es, Jeens Mungard.<br />
Me di Ütgaawen fan sin Dechtings<br />
ön „Fuar di min hart heer slain“ en<br />
„Ströntistel en Dünemruusen“ heer<br />
Hans Hoeg diarfuar sörigt, dat<br />
em di gurtst Sölring Dechter, wat<br />
fuul Sölring aurhaur ek bikeent es,<br />
tötmenst eeðerlees ken.<br />
Man tö neemen sen uk di Ütgaawen<br />
fan „Der Friese Jan“, hur<br />
di Koptain en Uurterbokmaaker<br />
Nann Mungard sin Leewent biskrewen<br />
heer, di Dechtings fan<br />
Wilhelm Siemens, dit Stek „Tame<br />
Tamen von Sylt“ fan C. P. Christiansen<br />
en en nii Sölring Leedjibok.<br />
Uk wan di Tiren fuar di Sölring<br />
wes ek beeter uuren sen, sent dat<br />
Hans Hoeg bigent heer, höm fuar<br />
di Spraak iintöseeten, es dit tö<br />
hööpin, dat hi jit lung fuar dit<br />
Sölring aarberi ken eeðer di ual<br />
Sölring Spröök: „Förter maaki!“<br />
Ommo Wilts<br />
Hoker a fresken keent, kön was nooch ferstun, hü bliis‘m as, dat uun a fresk<br />
beweeging uk freemen mäwerke.<br />
Jakob Tholund<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 5<br />
Foto: Peter Sawallich
Nordfriesland-Seminare in Leck<br />
Anspruchsvolle Nordfriesland-Seminare<br />
für Nordfriesen und alle Interessierten<br />
bieten die Nordsee-Akademie<br />
in Leck und das <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />
an. Im Unterschied zu anderen<br />
Minderheiten verfügt die friesische<br />
Volksgruppe nicht über eine eigene<br />
Tagungsstätte. In Zeiten knapper<br />
öffentlicher Mittel wird eine solche<br />
auch nicht angestrebt. Die Einrichtungen<br />
in Leck und Bredstedt<br />
vereinbarten eine Kooperation auf<br />
diesem Gebiet, um knappe Ressourcen<br />
zu bündeln und Synergieeffekte<br />
zu nutzen.<br />
An alle, die Nordfriesland als vielgestaltige<br />
Region näher kennenlernen<br />
wollen, wendet sich ein Wochenendseminar<br />
vom 29. Juni bis 1. Juli,<br />
bei dem namhafte Referenten einen<br />
Überblick über Kultur, Sprache und<br />
Regionale Mehrsprachigkeit – eine Chance für Friesisch<br />
Sprache ist Vielfalt. Mehrsprachigkeit<br />
weckt und verinnerlicht den<br />
Respekt vor anderen Kulturen und<br />
die Achtung ihrer Besonderheiten.<br />
Mit diesen einleitenden Worten<br />
hatte Gyde Köster, Senatsbeauftragte<br />
für Minderheitenangelegenheiten<br />
der Universität Flensburg,<br />
gemeinsam mit dem <strong>Nordfriisk</strong><br />
<strong>Instituut</strong> zur Fachtagung „Regionale<br />
Mehrsprachigkeit – Eine Chance<br />
für Friesisch in der vorschulischen<br />
und schulischen Spracherziehung“<br />
am 1. Dezember 2006 ins Bredstedter<br />
Bürgerhaus eingeladen. Im<br />
Mittelpunkt stand die Frage nach<br />
der Rolle der schulischen Spracherziehung.<br />
In ihrem Grußwort betonte<br />
Caroline Schwarz, Kultur- und<br />
Minderheitenbeauftragte des<br />
Ministerpräsidenten des Landes<br />
Schleswig-Holstein, dass es darum<br />
gehe, Vorbehalte gegenüber früher<br />
Mehrsprachigkeit abzubauen.<br />
Den ersten Vortrag hielt Dr. Ulrike<br />
Vogl von der Freien Universität<br />
Berlin: „Mehrsprachiger Unterricht<br />
für ein mehrsprachiges Europa? Zur<br />
Rolle von Minderheitensprachen<br />
bei der sprachlichen Ausbildung“.<br />
Geschichte der Landschaft geben<br />
werden. Am ersten Abend ist ein<br />
Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Schulte-<br />
Wülwer, Flensburg, über Nordfriesland<br />
in der Kunst vorgesehen. Der<br />
Sonnabend steht im Zeichen von<br />
Sprache, Literatur und Geschichte.<br />
Eine Exkursion mit mehreren Besichtigungen<br />
unter sachkundiger<br />
Führung – u. a. im dann neu eröffneten<br />
Nissenhaus – führt nach<br />
Husum. Am Sonntagvormittag stehen<br />
„klassische“ friesische Themen<br />
auf dem Programm: der Kampf mit<br />
dem Blanken Hans und die Seefahrt.<br />
Die Teilnahme am Seminar mit<br />
Vollpension in der ansprechend neu<br />
gestalteten Nordsee-Akademie kostet<br />
150 Euro. Anmeldungen nimmt ab<br />
sofort die Nordsee-Akademie entgegen,<br />
die auch das detaillierte Pro-<br />
Vogl stellte zunächst einige Hintergründe<br />
europäischer Sprachpolitik<br />
vor und führte gegen die offizielle<br />
EU-Politik des „English plus one“<br />
ein Konzept von Wulf Oesterreicher<br />
ins Feld. Nach Oesterreicher<br />
sollten drei Sprachen gelernt<br />
werden: 1. Englisch, 2. eine europäische<br />
Kultursprache und 3. eine<br />
Nachbarschaftssprache (hier würde<br />
zum Beispiel Friesisch relevant).<br />
Dabei müsse nicht jede Sprache<br />
gleich gut beherrscht werden, so<br />
Vogl. Auch passive Kenntnisse<br />
seien sehr wichtig und hilfreich, sie<br />
ersetzten manchmal das Radebrechen<br />
auf Englisch.<br />
Dr. Alastair Walker, Nordfriesische<br />
Wörterbuchstelle der Christian-<br />
Albrechts-Universität zu Kiel,<br />
sprach über „Das Kind, die Schule<br />
und die Mehrsprachigkeit – Wie<br />
lernen Kinder Sprachen?“<br />
Walker zeichnete die einzelnen<br />
Phasen des Kindes beim Spracherwerb<br />
nach und kam zu dem<br />
Ergebnis, dass Mehrsprachigkeit<br />
bereits im Kleinkindalter die kognitive<br />
Entwicklung fördert. Spracherwerb<br />
ändere sich etwa ab der<br />
Schule dahingehend, dass er nicht<br />
gramm bereithält: Flensburger Str.<br />
18, 25917 Leck, NF; Tel.: (04662)<br />
87050; Fax: (04662) 870530;<br />
E-Mail: info@nordsee-akademie.de.<br />
Ein weiteres Wochenendseminar<br />
ist für die Adventszeit geplant, und<br />
zwar vom 7. bis 9. Dezember: „Friesisch<br />
im 21. Jahrhundert“. Es wendet<br />
sich besonders an Menschen, die sich<br />
für die Entwicklung der friesischen<br />
Sprache interessieren. Fachreferate<br />
zur nordfriesischen Sprach-Arbeit<br />
und zu neuen Initiativen etwa in<br />
Westfriesland und bei den Lausitzer<br />
Sorben sollen die Grundlage bilden<br />
für eine Auseinandersetzung mit<br />
den wesentlichen Erfordernissen<br />
und möglichen künftigen Schwerpunkten.<br />
Auch mit dem Christian-Jensen-Kolleg<br />
in Breklum wirkt das <strong>Nordfriisk</strong><br />
<strong>Instituut</strong> zusammen; gemeinsam<br />
gestaltete Seminare sind geplant. ts<br />
mehr gleichsam natürlich, sondern<br />
zunehmend auch strukturell, über<br />
das Lernen von Grammatik und<br />
Vokabeln verlaufe. Dies unterstreiche<br />
die Wichtigkeit und die Notwendigkeit<br />
von Sprachunterricht.<br />
Da bereite es natürlich Sorge,<br />
wenn der Friesischunterricht möglicherweise<br />
zugunsten des Ausbaus<br />
von Englisch in der Grundschule<br />
zurückgefahren wird.<br />
Hans de Haan, Holwert/Fryslân,<br />
Schulleiter, stellte in seinem<br />
Beitrag „Dreisprachigkeit in der<br />
Grundschule, Niederländisch<br />
– Friesisch – Englisch“ ein seit<br />
1998 laufendes Projekt an seiner<br />
dreisprachigen Grundschule „de<br />
Tsjelke“ vor. Der prozentuale Anteil<br />
der drei Sprachen ist in den verschiedenen<br />
Altersgruppen unterschiedlich<br />
festgelegt, entsprechend<br />
werden die Lehrkräfte konsequent<br />
eingeteilt. Die bisherigen Erfahrungen<br />
des insgesamt achtjährigen<br />
Projektes seien durchweg positiv,<br />
so de Haan, dies gelte für alle drei<br />
Sprachen. Die drei Vorträge werden<br />
demnächst von der Nordfriesischen<br />
Wörterbuchstelle in Kiel<br />
veröffentlicht. Christina Tadsen<br />
6 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Bundesverdienstkreuz für Renate Schnack<br />
Am 9. Januar erhielt Renate<br />
Schnack aus Braderup im Rahmen<br />
einer Feierstunde im Gästehaus<br />
der Landesregierung in Kiel aus<br />
den Händen von Ministerpräsident<br />
Peter Harry Carstensen das<br />
Verdienstkreuz am Bande des<br />
Verdienstordens der Bundesrepulik<br />
Deutschland. Die Sozialdemokratin<br />
engagiert sich seit mehr als drei<br />
Jahrzehnten in der Kommunal-<br />
und Landespolitik. So amtierte sie<br />
von 1994 bis 1998 als erste Frau<br />
als Kreispräsidentin des Kreises<br />
Nordfriesland. Sie war seit der<br />
Gründung der deutsch-dänischen<br />
„Region Sønderjylland-Schleswig“<br />
1997 bis 1998 auf deutscher Seite<br />
deren Vorsitzende. Von 1996 bis<br />
1998 hatte sie zudem den Vorsitz<br />
der in Neumünster ansässigen Akademie<br />
für die Ländlichen Räume<br />
Schleswig-Holsteins inne, die sich<br />
um eine nachhaltige Landes- und<br />
Regionalentwicklung bemüht.<br />
Von 2000 bis 2005 war Renate<br />
Schnack unter der Regierung von<br />
Heide Simonis „Beauftragte der<br />
Ministerpräsidentin des Landes<br />
Schleswig-Holstein in Angelegenheiten<br />
nationaler Minderheiten<br />
und Volksgruppen, Grenzlandarbeit<br />
und Niederdeutsch“ (vgl.<br />
NORDFRIESLAND 143/144, S. 20-<br />
22). Sie hatte die 1988 eingerichtete,<br />
zuerst bis zu seinem Tode 1991<br />
von Kurt Hamer (SPD) wahrge-<br />
Friesisch an den Hochschulen<br />
An den Hochschulen in Schleswig-<br />
Holstein werden im Sommersemester<br />
2007 im Fach Friesisch folgende<br />
Veranstaltungen angeboten<br />
(Angaben ohne Gewähr):<br />
Kiel: Vorlesung: Das Bild der Friesen<br />
(Hoekstra) 2std. Proseminare:<br />
Altfriesisch (Hoekstra) 2std. Europäische<br />
Regional- und Minderheitensprachen<br />
im Bildungswesen<br />
(Walker) 2std. Methoden der<br />
Feldforschung in Nordfriesland<br />
(Walker) 2std. Hauptseminar:<br />
Einführung in das Halligfriesische<br />
Von links: Anne Kämper von der dänischen Minderheit, Minderheitenbeauftragte<br />
Caroline Schwarz, Matthäus Weiss vom Landesverband deutscher<br />
Sinti und Roma, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Renate<br />
Schnack, Friesenratsvorsitzender Ingwer Nommensen und Prof. Dr. Henrik<br />
Becker-Christensen, dänischer Generalkonsul<br />
nommene Funktion von dessen<br />
Nachfolger Kurt Schulz (SPD)<br />
übernommen.<br />
Eine Reihe von Organisationen<br />
stattete in Kiel ihren Dank für<br />
die gute und impulsreiche Zusammenarbeit<br />
mir der früheren<br />
Minderheitenbeauftragten ab, so<br />
der Bund Deutscher Nordschleswiger,<br />
die Föderalistische Union<br />
Europäischer Volksgruppen, der<br />
Gemeinsame Rat der dänischen<br />
Minderheit und des dänischen<br />
Jugendverbandes, der Landesverband<br />
deutscher Sinti und Roma in<br />
Schleswig-Holstein sowie das Zen-<br />
(Hoekstra) 2std. Übung: Lektüre<br />
nordfriesischer Texte (Hoekstra)<br />
2std. Sprachkurse: Mooring II<br />
(N.N.) 1std. Mooring für Fortgeschrittene<br />
(Walker) 2std. Fering<br />
I (N.N.) 2std. Westfriesisch für<br />
Anfänger II (Hoekstra) 2std.<br />
Flensburg: Seminar: Friesen und<br />
Dänen – Zwei Minderheiten und<br />
ihr Verhältnis zueinander (Steensen)<br />
2std. Übungen: Einführung<br />
in das Friesische (BA) (Steensen)<br />
2std. Einführung in das Friesische<br />
(BA) (Bieber) 2std. Einführung in<br />
trum für Niederdeutsch in Leck.<br />
Zu den Gratulanten gehörte auch<br />
Caroline Schwarz (CDU), die seit<br />
2005 als Beauftragte des Ministerpräsidenten<br />
für Minderheiten und<br />
Kultur fungiert.<br />
„Für uns Friesen ist Renate Schnack<br />
ein Glücksfall.“ Das betonte Ingwer<br />
Nommensen, Vorsitzender des<br />
Friesenrates, in seinem Grußwort.<br />
Sie habe, so Nommensen weiter,<br />
wesentlich dazu beigetragen, den<br />
Minderheiten und nicht zuletzt<br />
den Friesen in der Politik eine<br />
Stimme zu geben im Land, im<br />
Bund und in Europa. NfI<br />
die friesische Sprachwissenschaft<br />
(BA) (Kellner) 2std. Grundzüge<br />
der friesischen Landeskunde und<br />
Geschichte (BA) (Steensen) 2std.<br />
Friesische Literatur im Überblick<br />
(BA) (Joldrichsen) 2std. Das<br />
Gleichnis von verlorenen Sohn<br />
in fünf verschiedenen nordfriesischen<br />
Dialekten (Århammar)<br />
2std. Übungen zur helgoländischen<br />
Sprache und Literatur<br />
(Århammar) 2std. Sprachkurse:<br />
Fering-Öömrang (Arfsten) 2std.<br />
Mooring (Petersen) 2std. Red.<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 7<br />
Foto: Hans Kohrt
Üt da<br />
friiske feriine<br />
Nordfriesischer Verein<br />
tagte auf Nordstrand<br />
Der Kreis Nordfriesland in seiner<br />
jetzigen Form hat sich nicht nur als<br />
Verwaltungskörperschaft bewährt,<br />
er bildet auch eine kulturelle Einheit,<br />
die erhalten werden muss.<br />
Mit dieser grundsätzlichen Aussage<br />
bezog Hans Otto Meier, Vorsitzender<br />
des Nordfriesischen Vereins,<br />
auf dessen Jahresversammlung am<br />
21. Oktober 2006 in der Gaststätte<br />
Kiefhuck auf Nordstrand<br />
Stellung gegen die in der Politik<br />
diskutierte Kreisreform. Berichtet<br />
wurde zudem über das reichhaltige<br />
Programm des Vereins. Vakant<br />
ist nach wie vor die Stelle eines<br />
Jugendreferenten. Derzeit gebe es<br />
keine Bewerber, die sowohl eine<br />
pädagogische Vorbildung als auch<br />
friesische Sprachkenntnisse aufwiesen,<br />
so hieß es. Die goldene Ehrennadel<br />
des Vereins erhielten Sönke<br />
Namanny aus Lindholm für seinen<br />
Einsatz für die friesische Sprache<br />
und Uwe Sönnichsen aus Niebüll<br />
insbesondere für sein Engagement<br />
für den Küstenschutz. Hans Otto<br />
Meier und sein Stellvertreter Harro<br />
Muuss, die den Verein aufriefen,<br />
sich um geeignete Nachfolger zu<br />
bemühen, wurden jeweils für zwei<br />
Jahre, die Hälfte einer regulären<br />
Amtszeit, in ihren Funktionen<br />
bestätigt.<br />
Langenhorner Provisorium<br />
Erstmals in seiner Geschichte hat<br />
der Fräische Feriin fun ’e Hoorne,<br />
der seine Gründung auf das Jahr<br />
1906 zurückführt, keinen Vorsitzenden.<br />
Der 78-jährige Johann<br />
Detlef Siewertsen, der den Verein<br />
seit 1999 leitete, lehnte auf der Jahresversammlung<br />
am 21. November<br />
2006 eine erneute Kandidatur<br />
entschieden ab, nachdem er bereits<br />
vor vier Jahren erstmals seinen<br />
Rückzug angekündigt hatte. Er<br />
habe trotz aller Mühe niemanden<br />
gefunden, der die Nachfolge sofort<br />
antreten würde; ab 2008 stehe ein<br />
möglicher Kandidat für den Vorsitz<br />
zur Verfügung, dessen Name aber<br />
noch nicht genannt werden solle,<br />
so Siewertsen. Bis dahin werden<br />
Irma Petersen und Uwe Henken<br />
als neu gewählte Beisitzerin und<br />
Beisitzer den verbleibenden, aus<br />
Christine Brinckmann (stellvertretende<br />
Vorsitzende), Petra Geyer<br />
(Kassenwartin) und Malena Autzen<br />
(Schriftführerin) bestehenden<br />
Vorstand verstärken. Unter dem<br />
anhaltenden Beifall der Versammlung<br />
würdigte Magnus Feddersen,<br />
Ehrenvorsitzender des Langenhorner<br />
Vereins und friesisches<br />
Urgestein, die engagierte Arbeit<br />
von Johann Detlef Siewertsen. Die<br />
100-Jahr-Feier des Vereins 2006<br />
habe den Höhepunkt seines Wirkens<br />
gebildet.<br />
Hans-Adolf Oldsen geehrt<br />
Das Kuratorium des vom Frasche<br />
Feriin for e Ååstermååre getragenen<br />
Andersen-Hauses ehrte den langjährigen<br />
Schatzmeister des Vereins<br />
Hans-Adolf Oldsen mit seinem<br />
Kulturpreis. Seit 23 Jahren führt<br />
Oldsen effizient und erfolgreich die<br />
Vereinskasse. Auch an der Beschaffung<br />
und Verwaltung der Mittel für<br />
Erwerb, Umbau und Unterhaltung<br />
des Andersen-Hauses in Klockries,<br />
das weit über die Grenzen der<br />
Bökingharde hinaus als attraktives<br />
friesisches Zentrum wirkt, war<br />
Oldsen maßgeblich beteiligt. Die<br />
Auszeichnung überreichte Vorsitzender<br />
Hauke Friedrichsen in einer<br />
Feierstunde im Andersen-Haus am<br />
17. Dezember 2006. Hans-Adolf<br />
Oldsens Verdienste würdigte der<br />
Ehrenvorsitzende der Ostermooringer<br />
Friesen Thomas Heinsen.<br />
Wiedingharde:<br />
Neuer Vorsitzender<br />
Der Wiedingharder Friesenverein<br />
wählte auf seiner Mitgliederversammlung<br />
am 27. Januar in Emmelsbüll<br />
Peter Ewaldsen zu seinem<br />
Helgoland-Fahrt<br />
Die traditionell jeweils im Jahr<br />
nach dem Friesenkongress<br />
durchgeführte Fahrt aus allen<br />
drei Frieslanden nach Helgoland<br />
findet statt vom 1. bis<br />
zum 3. Juni 2007. Ausrichter<br />
ist der Interfriesische Rat.<br />
neuen Vorsitzenden. Der über die<br />
Grenzen des lange Jahre von ihm<br />
als Amtsvorsteher geführten Amtes<br />
Wiedingharde hinaus bekannte<br />
Bürgermeister von Neukirchen<br />
wurde einstimmig zum Nachfolger<br />
von Karl-Nikolai Brodersen<br />
gewählt, der dem Verein seit 1996<br />
vorgestanden hatte. Als Höhepunkte<br />
seiner friesischen Arbeit<br />
nannte Brodersen unter anderem<br />
die regelmäßigen Besuche in Westfriesland<br />
und von westfriesischen<br />
Gruppen in Nordfriesland und<br />
insbesondere in der Wiedingharde.<br />
Für sein langjähriges Engagement<br />
erhielt er die Ehrennadel des Nordfriesischen<br />
Vereins, mit der bei der<br />
Versammlung auch Sophie Hunger<br />
für ihre Verdienste um die friesische<br />
Sprachpflege ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Böredraawen<br />
Nach Westfriesland hatte der Friesenrat<br />
vom 7. bis zum 9. Februar<br />
zum Bauerntreffen eingeladen.<br />
20 Interessierte aus Nordfriesland<br />
waren der Einladung gefolgt, zusammen<br />
mit ostfriesischen Gästen<br />
und westfriesischen Gastgebern<br />
aktuelle landwirtschaftliche Fragen<br />
zu besprechen. Auf dem Programm<br />
standen nach einer Begrüßung<br />
durch Roel Kaastra, den Vorsitzenden<br />
des Fryske Rie, Besuche bei<br />
Betrieben aus den Bereichen Gärtnerei,<br />
Ackerbau und Viehzucht.<br />
Besondere Höhepunkte waren die<br />
Besichtigung des technischen Service-Unternehmens<br />
„Bos Mech“ in<br />
Easterein, der Bierbrauerei und des<br />
dazugehörigen Museums „Us Heit“<br />
in Boalsert/Bolsward und des Infozentrums<br />
„Terp Hogebeintum“ auf<br />
der höchsten Warft in Fryslân. Red.<br />
8 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Nordfriesland<br />
im Winter<br />
5. Dezember 2006 -<br />
26. Februar 2007<br />
n Am 7. Dezember verstarb im<br />
Alter von 85 Jahren Karl Heinz<br />
Schütt ein Urgestein der Husumer<br />
Kommunalpolitik. Den gebürtigen<br />
Altonaer hatte der Zweite<br />
Weltkrieg 1940 in die Storm-Stadt<br />
verschlagen. Bis 1958 arbeitete er<br />
als Betriebsschlosser in der Husumer-Brauerei.<br />
1962 begann seine<br />
außergewöhnliche Karriere in der<br />
Stadtpolitik. 28 Jahre lang gehörte<br />
er dem Stadtverordnetenkollegium<br />
sowie vielen nachgeordneten<br />
Gremien an. Sechs Jahre lang war<br />
er Senator, acht Jahre lang Bürgervorsteher.<br />
Für seine Verdienste<br />
wurde er mit der Freiherr-vom-<br />
Stein-Medaille, mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande und mit<br />
der Ehrenbürgerwürde der Stadt<br />
ausgezeichnet. Bei der Grundsteinlegung<br />
für das neue Rathaus 1987<br />
wurde ein Hut des „grundehrlichen<br />
und vor allem menschlichen<br />
Politikers“ mit eingemauert.<br />
n Mit einer Stimme Mehrheit<br />
im dritten Wahlgang wurde am<br />
7. Dezember Heinz Lorenzen,<br />
Kandidat der Kommunalen Gemeinschaft<br />
(KG), zum Bürgermeister<br />
von Wyk auf Föhr gewählt.<br />
Der Lehrer im Ruhestand ist damit<br />
Nachfolger von Heinz-Georg<br />
Roth und erster ehrenamtlicher<br />
Bürgermeister der Stadt nach der<br />
beschlossenen Fusion mit den<br />
Ämtern Föhr-Land und Amrum.<br />
Nach dem Rückzug des SPD-Kandidaten<br />
Dr. Diderick Rotermund<br />
war Paul Raffelhüschen von der<br />
CDU als einziger Gegenpart verblieben.<br />
Die notwendige absolute<br />
Mehrheit der Stimmen konnte<br />
in den ersten beiden Wahlgängen<br />
keiner der Kontrahenten erringen.<br />
„Ich habe festgestellt, ich bin nur<br />
dritte Wahl“, bemerkte der Sieger<br />
schließlich. Lorenzen bat alle Wyker<br />
Stadtverordneten um eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit.<br />
n Eine seltene Ehrung erfuhr der<br />
Kantor der evangelischen Kirchengemeinde<br />
Sankt Peter-Ording<br />
Christoph Jensen. Landeskirchenmusikdirektor<br />
Dieter Frahm<br />
überreichte ihm am 10. Dezember<br />
die Ernennungsurkunde zum<br />
Kirchenmusikdirektor. Jensen<br />
wurde 1958 in Husum geboren,<br />
studierte 1979-83 und 1996-98 an<br />
der Hochschule für Kirchenmusik<br />
in Herford und schloss mit der<br />
höchsten Ausbildungskategorie<br />
ab. Propst Dr. Friedemann Green<br />
betonte die große Bedeutung des<br />
Kantors und Organisten für das<br />
kirchenmusikalische Leben in<br />
Eiderstedt und speziell im Nordseebad,<br />
wo er 1983 seinen Dienst<br />
antrat. An Jensens Arbeit werde<br />
deutlich, dass die Kirchenmusik<br />
die zweite Säule der Verkündigung<br />
des Wortes Gottes darstellt, unterstrich<br />
Pastorin Regine Boysen.<br />
n Am 10. Dezember erhielt Johann<br />
Frank im Rantumer Kursaal für<br />
seine Übersetzung der vier Evangelien<br />
ins Sylter Friesisch den C.-P.-<br />
Hansen-Preis. Der Westerländer<br />
schaffte die Übersetzungsarbeit in<br />
nur vier Monaten. Dabei stand<br />
Frank häufig vor dem Problem, dass<br />
es viele Begriffe auf Sölring nicht<br />
gibt, er habe versucht „sie durch<br />
Redewendungen zu umgehen“. Neben<br />
dem ehrwürdigen Wörterbuch<br />
von Boy Peter Möller half vor allem<br />
der Rantumer Erk-Uwe Schrahé<br />
als Lektor. Kuratoriumsmitglied<br />
Helmut Schwabe bezeichnete den<br />
Geehrten in seiner Laudatio als<br />
„friesischen Luther“. Denn auch der<br />
habe bei seiner Bibelübersetzung<br />
„dem Volk aufs Maul geschaut“.<br />
Der C.-P.-Hansen-Preis wird seit<br />
1960 im Andenken an den Sylter<br />
Chronisten für besondere Verdienste<br />
um die friesische Kultur, Sprache<br />
und Geschichte der Insel verliehen.<br />
n Als einem der herausragenden<br />
denkmalgeschützten Gebäude<br />
im Lande wurde dem Pynackerhof<br />
im Trendermarschkoog auf<br />
Nordstrand am 22. Januar der<br />
schleswig-holsteinische Denkmalpflege-Preis<br />
2006 verliehen.<br />
Der Preis wird vom Schleswig-<br />
Holsteinischen Denkmalfonds<br />
ausgelobt, einer von der Kulturstiftung<br />
des Sparkassen- und<br />
Giroverbandes begründeten<br />
Einrichtung zur Förderung der<br />
Privatinitiative bei der Erhaltung<br />
kulturgeschichtlich bedeutender<br />
Bauten. Nach der großen Sturmflut<br />
von 1634 kaufte der Niederländer<br />
Willibrord Pynacker Teile<br />
des neu eingedeichten Trendermarschkooges<br />
und baute auf<br />
einer Warft ein Geesthardenhaus.<br />
1896 wurde es nach einem Brand<br />
wieder aufgebaut. 1989 erwarben<br />
Ingrid und Heinz Peter Moseler<br />
das marode Anwesen und renovierten<br />
es zum Vorzeigeobjekt<br />
Nordstrander Baukultur.<br />
n Der Schwabstedter Hans-Peter<br />
Schweger wird ein entscheidendes<br />
Wort bei der Verleihung des wichtigsten<br />
deutschen Fernsehpreises<br />
mitsprechen. Er wurde in die Jury<br />
berufen, die über die Vergabe des<br />
„Adolf-Grimme-Preises“ 2007<br />
entscheidet. Als Leiter der Volkshochschule<br />
Husum ist Schweger<br />
auch Mitglied des Landesvorstandes<br />
der Volkshochschulen. In dieser<br />
Funktion erkundigte er sich bereits<br />
vor zehn Jahren nach den Modalitäten<br />
bei der Zusammensetzung<br />
der Jury. Als späte Reaktion darauf<br />
und vermutlich auch in seiner<br />
Eigenschaft als Veranstalter der<br />
„Husumer Filmtage“ durfte der 51-<br />
Jährige im Februar im westfälischen<br />
Marl zusammen mit Medienwissenschaftlern<br />
und Journalisten seinen<br />
Sachverstand einbringen.<br />
n Der Husumer Handwerkerverein<br />
feierte sein 150-jähriges Jubiläum.<br />
Zahlreiche Ehrengäste, darunter<br />
Ministerpräsident Peter Harry<br />
Carstensen, folgten der Einladung<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 9
Foto: Ursula Konitzki<br />
n Der Verein „Freunde des Richard-Haizmann-Museums“ (im Bild Vorsitzender<br />
Andreas Schönefeld) erhielt im Januar beim Wettbewerb „365 Orte<br />
im Land der Ideen“ unter 1 500 Bewerbungen den Zuschlag. Damit gehört<br />
Niebüll zu den ausgewählten Gemeinden, die im Jahr 2007 Deutschland<br />
repräsentieren. Die Auszeichnung überreichten die Direktorin der Deutschen<br />
Bank Westerland, Petra Nies (links im Bild), als Vertreterin der Initiative<br />
„Deutschland – Land der Ideen“ und die Managerin des Projektes,<br />
Stephanie Riefke aus Berlin. Der Verein habe mit 40 Partnern ein Sponsoring-Modell<br />
geschaffen, das eine Würdigung verdiene. Die Entwicklung<br />
neuer Ideen, Technologien und Produkte sei die Basis der Lebensqualität<br />
und die Grundlage für die Zukunft der Kinder, betonten die Laudatorinnen.<br />
Der Verein hatte u. a. eine Museums-Malschule ins Leben gerufen<br />
und wird im April einen Fotoworkshop für Jugendliche veranstalten.<br />
zum Stiftungsfest am 10. Februar.<br />
Das Handwerk könne sich dynamisch<br />
auf Veränderungen einstellen,<br />
würdigte der Landesvater die<br />
Innovationskraft des Vereins. Er<br />
wurde 1857 als Interessenvertretung<br />
für die Handwerker ins Leben<br />
gerufen. Mit der Gründung der<br />
Kreishandwerkerschaft verlor er<br />
zwar an Bedeutung, spricht aber als<br />
Mitglied der Husumer Wirtschaftsgesellschaft<br />
bis heute ein gewichtiges<br />
Wort bei der Entwicklung der<br />
Stadt mit. Besondere Verdienste<br />
erwarb sich Ehrenvorsitzender<br />
Karl-Johann Raudzus. Er setzte in<br />
seiner Amtsperiode (1981-90) u. a.<br />
eine Satzungsänderung durch, die<br />
es „allen dem Handwerk nahe stehenden<br />
Menschen“ erlaubte, dem<br />
Verein beizutreten.<br />
n Die Kirche Sankt Dionysius in<br />
Joldelund, zu der sich auch die<br />
Gemeindeglieder aus Goldebek,<br />
Goldelund und Kolkerheide wenden,<br />
besitzt seit dem 11. Februar<br />
offiziell eine neue Orgel. Propst<br />
Dr. Helmut Edelmann weihte<br />
das Instrument, Professor Andrzej<br />
Chorosinski aus Warschau, der<br />
Schirmherr des Orgelbaus, übergab<br />
es mit Klängen von Antonio<br />
Vivaldi seiner Bestimmung. Das<br />
Instrument hat – wie das in der<br />
Dresdner Frauenkirche – schwarze<br />
Tasten für die ganzen und weiße<br />
Tasten für die halben Töne. Das<br />
hatte sich Christa Petersen – seit<br />
einem halben Jahrhundert Organistin<br />
– für den Neubau wünschen<br />
dürfen. Auf den 578 Pfeifen sind<br />
auch kleine Konzerte möglich.<br />
n Am 15. Februar schlossen sich<br />
in Husum fünf Parteien auf Kreisebene<br />
zu dem Bündnis „Wir sind<br />
Nordfriesland“ zusammen. CDU,<br />
SPD, FDP, SSW und WG-NF<br />
wollen möglichst viele Mitstreiter<br />
finden, die sich aktiv für den<br />
Erhalt des Kreises Nordfriesland<br />
einsetzen. In einem von der Landesregierung<br />
geplanten Großkreis<br />
drohen wichtige nordfriesische<br />
Interessen wie Tourismus, Küstenschutz,<br />
Verkehrsinfrastruktur<br />
oder Krankenhaus-Versorgung<br />
unterzugehen. Bürokratie-Abbau<br />
und Einsparungen ließen sich auch<br />
durch aufgabenorientierte Kooperationen<br />
mit den Nachbarkreisen<br />
erreichen, bekräftigte Bundestagsabgeordneter<br />
Ingbert Liebing<br />
(CDU). Der SSW, der den Kreis<br />
auch aus historisch-kulturellen<br />
Gründen erhalten möchte, warnte<br />
insbesondere vor dem Verlust eines<br />
„Stückes Demokratie“ in zu großen<br />
Strukturen.<br />
n Mit dem Ziel, Schülerinnen und<br />
Schüler auf die Berufswelt vorzubereiten,<br />
schlossen am 20. Februar<br />
in Husum die Ferdinand-Tönnies-<br />
Schule und die Firma C. J. Schmidt<br />
einen Kooperationsvertrag. „Viele<br />
Wirtschaftsunternehmen beklagen<br />
bei den Berufseinsteigern mangelnde<br />
Ausbildungsreife und fehlende<br />
Berufswahlkompetenz“, erklärte<br />
Sigrid Ahlers von der Industrie-<br />
und Handelskammer (IHK)<br />
Flensburg. Mit Betriebsführungen,<br />
Referaten aus dem Berufsalltag und<br />
gelegentlichen Kleinjobs solle dem<br />
entgegengewirkt werden. Als Anerkennung<br />
für sein Bemühen, Schule<br />
und Wirtschaft zusammenzuführen,<br />
erhielt in Niebüll der Leiter<br />
der Beruflichen Schule Bernhard<br />
Puschmann die „Denkmünze der<br />
Arbeitsgemeinschaft Bildung und<br />
Medien 1955-2005“. Die Ehrung<br />
stehe für alle Lehrer, die sich mit<br />
dem Thema „Wirtschaft“ beschäftigten<br />
und die ihnen Anvertrauten<br />
auf den Berufsweg vorbereiteten,<br />
erklärte Walter Braasch, Präsident<br />
der IHK Flensburg. Harry Kunz<br />
10 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Karin Haug:<br />
Zwischen Event-Management<br />
und Notnagel<br />
MarktTreffs in Nordfriesland<br />
Die Dörfer in Nordfriesland verändern sich. Die ortsansässigen Betriebe machen<br />
dicht. Viele Bäcker, Schlachter, Ladenbesitzer und Wirte haben für immer den<br />
Schlüssel umgedreht. Die Entscheidungen der Konsumenten führen zum Ende dörflichen<br />
Einzelhandels und berauben damit der dörflichen Gemeinschaft einen ihrer<br />
wichtigsten sozialen Orte. Die Politik versucht gegenzusteuern.<br />
Sehr viele Schleswig-Holsteiner zieht es aufs<br />
Land. Über 40 Prozent der schleswig-holsteinischen<br />
Bevölkerung leben in Gemeinden mit bis<br />
zu 10 000, mehr als die Hälfte davon in Orten<br />
mit weniger als 2 000 Einwohnern. Abseits der<br />
hektischen Städte suchen die Menschen frische<br />
Luft und Ruhe. Sie arbeiten aber zumeist nicht<br />
im heimischen Dorf, ihre Kinder gehen vielfach<br />
nicht dort zur Schule, und eingekauft wird in<br />
aller Regel auch woanders.<br />
Beispiel Stadum (1 058 Einwohner): Großeinkäufe<br />
erledigen die Stadumer überwiegend<br />
in Schafflund oder Leck, beides nur ein paar<br />
Auto- oder Busminuten entfernt. Da bleibe der<br />
Laden im Dorf nur als „Notnagel“, bedauert<br />
Horst Grube. Seine<br />
Frau Dörte betreibt in<br />
dem Geestdorf einen<br />
schmucken EDEKA-<br />
Markt mit frischen Brötchen, Fleisch und<br />
Waren des täglichen Bedarfs – einen von 22<br />
MarktTreffs in Schleswig-Holstein. Kundin<br />
Manuela Brogmus-Iversen steht für viele: Sie<br />
hat einen Joghurt und eine Tüte Brötchen in<br />
der Hand. Ihre Großfamilie kaufe „nicht sehr<br />
oft“ beim MarktTreff ein, obwohl dieser direkt<br />
gegenüber liege. Sie könne sich das einfach<br />
nicht leisten. Dabei könne zumindest das halbe<br />
Sortiment preislich mit den großen Märkten<br />
mithalten, versichert Grube. Viele Neuzugezogene,<br />
die vor allem dem Arbeitgeber Bundeswehr<br />
den Umzug nach Stadum zu verdanken<br />
haben, kennen aber nicht einmal den Laden im<br />
Spierling.<br />
Nordfriesland-Reportage<br />
Programm für den ländlichen Raum<br />
Seit 1999 versucht das Land Schleswig-Holstein<br />
mit dem Förderprogramm „MarktTreff“, Nachfolger<br />
des Förderprogramms für „Ländliche<br />
Dienstleistungszentren“, ein Gegengewicht zu<br />
bilden. „MarktTreffs sichern Grundversorgung,<br />
fördern die dörfliche Gemeinschaft und schaffen<br />
Arbeitsplätze – alles unter einem Dach“,<br />
lobt sich die Landesregierung im Internet<br />
(www.marktreff-sh.de). Mit durchschnittlich<br />
je 300 000 Euro in den letzten Jahren wurden<br />
dörfliche Gemeinden bei der Gründung von<br />
MarktTreffs unterstützt. Mittel aus Landeshaushalt<br />
und EU-Töpfen stellen bis zu 50 % der Anschubfinanzierung.<br />
Die andere Hälfte muss die<br />
Gemeinde selbst aufbringen.<br />
Dafür bekommt<br />
sie, so heißt es,<br />
ein maßgeschneidertes<br />
Modell für ihre Gemeinde, das technisch auf<br />
dem höchsten Stand ist. Insgesamt vier Typen<br />
sieht das Projekt vor vom ehrenamtlich betriebenen<br />
Kiosk bis zum MarktTreff „XL“, der den<br />
Betreibern eine Vollexistenz ermöglicht.<br />
Jeden Freitag berichtet der Schleswig-Holsteinische<br />
Zeitungsverlag (shz) als offizieller Medienpartner<br />
des Projekts in einer eigens geschaffenen<br />
Rubrik aktuell über die MarktTreffs.<br />
Anlass, sich um die Förderung eines Treffs zu<br />
bemühen, ist meist das drohende Ende des Dorfladens:<br />
„Der Bürgermeister kommt und klagt<br />
darüber, dass der Kaufmann zumacht“, erzählt<br />
Norbert Limberg, Projektleiter für Dorf- und<br />
ländliche Regionalentwicklung des Amtes für<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 11
ländliche Räume in Husum. Der Förderexperte<br />
ist Ansprechpartner der schleswig-holsteinischen<br />
Gemeinden in der jeweiligen ersten Projektphase<br />
des MarktTreffs.<br />
Voraussetzung für einen positiven Bescheid ist<br />
eine erfolgreiche Standortanalyse durch externe<br />
Gutachter. Dazu müssen die Gegebenheiten vor<br />
Ort stimmen, also Einzugsgebiet und Kaufkraft.<br />
Außerdem muss gewährleistet sein, dass keinesfalls<br />
ein bestehendes Geschäft durch die öffentliche<br />
Förderung gefährdet wird.<br />
Ist das alles geklärt, kann es losgehen. Am Anfang<br />
stehen meist umfangreiche Erweiterungs-<br />
oder Umbauarbeiten eines vorhandenden<br />
Ladens. Diese können sich die Pächter ohne<br />
Förderung nicht leisten. Sie kommen nicht<br />
aus eigenen Kräften aus dem Teufelskreis von<br />
fehlenden Investitionsmitteln und kleinem<br />
Angebot auf kleiner Fläche heraus. Da kommt<br />
die staatliche Förderung ins Spiel und greift den<br />
Pächtern unter die Arme.<br />
Die Umbauten haben aber noch einen anderen<br />
Grund: Der MarktTreff soll ausdrücklich<br />
nicht nur ein Einkaufsladen sein, sondern<br />
auch als dörfliche Begegnungsstätte dienen.<br />
Die Landesregierung achtet ausdrücklich auf<br />
die Multifunktionalität, betont Christina Pfeifer,<br />
zuständig für das Projekt MarktTreff im<br />
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und<br />
ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein<br />
(MLUR). Dieser Vorgabe entsprechend bunt ist<br />
das Erscheinungsbild der Treffs, von denen die<br />
meisten den örtlichen Vereinen einen Raum anbieten,<br />
einen Internetarbeitsplatz vorhalten und<br />
eine Postfiliale beherbergen. Ob große Märkte<br />
oder kleine Kioske, beide tragen das Label<br />
„MarktTreff“. Neben der Größe spielt auch die<br />
Anbindung von Dienstleistern eine Rolle, von<br />
der Bank bis zum Versicherungsvertreter, alle<br />
sollten den Treff zumindest für Sprechstunden<br />
nutzen. Deren Kunden kaufen dann, so das Kalkül,<br />
anschließend noch beim Kaufmann ein.<br />
Einbindung ins dörfliche Leben<br />
Ein breites Angebot reicht für den Erfolg eines<br />
MarktTreffs allerdings nicht aus. Zwar hat noch<br />
kein Treff schließen müssen, aber die Wirtschaftsdaten<br />
sind sehr unterschiedlich. Woran<br />
das liegt, meinen die Projektbetreiber genau<br />
zu wissen. Die „Betreiberpersönlichkeit“ gibt<br />
den Ausschlag, ist sich Agraringenieurin Pfeifer<br />
sicher. In der Öffentlichkeit beschreibt sie es<br />
folgendermaßen, zuletzt bei der MarktTreff-Bilanz<br />
des Jahres 2006: „Dort, wo wir engagierte<br />
Kümmerer haben, werden die MarktTreffs zu<br />
lebendigen und bunten Veranstaltungszentren.“<br />
Alexandra Greger von der Firma „ews group“,<br />
die für das Projektmanagement zuständig ist,<br />
sieht ebenso den Pächter als wichtigen Faktor<br />
für den Erfolg: „Es reicht nicht aus, dass er nur<br />
ein Kaufmann ist.“ Sie ermuntert die Betreiber,<br />
viele eigene Veranstaltungen auszurichten.<br />
Die Pächter verlassen sich im Gegenzug für ihr<br />
Engagement auf die Verpflichtung von Dorfgemeinschaft<br />
und Gemeindevertretung; schließlich<br />
sollen sie bei ihnen einkaufen. Das tun sie<br />
nur, wenn die Dorfbewohner die oftmals höheren<br />
Preise des Dorfkaufmanns akzeptieren. „Bei<br />
mir kostet ein handwerkliches Brötchen ohne<br />
Konservierungsstoffe nun einmal 45 Cent“, sagt<br />
Maik Schultze, der gemeinsam mit seiner Frau<br />
Inge den Witzworter Treff betreibt. Letztlich<br />
könne kein MarktTreff gegen die Preise der<br />
Discounter bestehen. Deren Filialen finden sich<br />
inzwischen auch auf dem flachen Land. Gegen<br />
diese Mitbewerber haben die Dorfläden einen<br />
schweren Stand.<br />
Da die Ketten, denen sie sich angeschlossen haben,<br />
den kleinen Läden wegen der kleinen Abnahmemengen<br />
nur geringe Rabatte einräumen,<br />
bleiben diese bei Werbeaktionen meist außen<br />
vor. Horst Grube aus Stadum kann weder das<br />
gesamte EDEKA-Sortiment vorhalten noch bei<br />
den wöchentlichen Angeboten mitmachen. Bei<br />
den Lockangeboten, bei denen die Ware sogar<br />
kurzfristig knapp unter dem Einkaufspreis zu<br />
haben ist, muss er gänzlich passen. So produziert<br />
er „notgedrungen“, wie er sagt, eigene Werbezettel,<br />
um auf seine Spezialitäten hinzuweisen.<br />
Die können mit den Hochglanzprospekten der<br />
Branchenriesen allerdings kaum mithalten.<br />
„Mein größter Konkurrent ist Geiz-ist-Geil“,<br />
sagt der Witzworter Schultze, der sich entschieden<br />
hat, in sein Sortiment auch preiswertes<br />
Mineralwasser oder Billig-Toastbrot aufzunehmen.<br />
Das sind aber die Ausnahmen unter seinen<br />
2 400 Artikeln. In Witzwort kommt das Frische-Sortiment<br />
aus der Region. Da sind zum einen<br />
die Milchprodukte aus der nur wenige Meter<br />
entfernten Molkerei, aber auch Fleisch und<br />
12 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Dörte Grube vom MarktTreff Stadum bedient eine Kundin. Nicht zuletzt für ältere Dorfbewohner können die<br />
neuen Zentren einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität bedeuten.<br />
Wurst liefern regionale Produzenten: „Ich weiß,<br />
woher das Fleisch kommt“, versichert Schultze,<br />
der die Marken „Eiderstedter Qualitätsrind“<br />
und „Schleswig-holsteinisches Qualitätsrind aus<br />
der Region Eiderstedt“ verkauft. Das regionale<br />
Angebot kommt an. Am Sonnabend bilden sich<br />
trotz höherer Preise lange Schlangen vor den<br />
Kassen des MarktTreffs. Im 965 Einwohner<br />
zählenden Witzwort wird durchaus auch der<br />
Wochenendeinkauf im Ort abgewickelt. Der<br />
MarktTreff im Herzen der Gemeinde hat sogar<br />
eine Auszubildende eingestellt, die seit dem August<br />
2006 Verkäuferin lernt.<br />
Im Februar 2007 war Schultze ein Jahr Pächter<br />
in Witzwort, was gebührend gefeiert wurde.<br />
Sein Fazit fällt trotz fehlenden Urlaubs und Sieben-Tage-Woche<br />
positiv aus: „Wenn die Zahlen<br />
auch in den nächsten Jahren stimmen“, wird er<br />
weitermachen. Er profitiert davon, die Mitglieder<br />
der Gemeindevertretung als wichtige Multiplikatoren<br />
und zentrale Entscheider „komplett<br />
als Stammkunden“ begrüßen zu können.<br />
Sein MarktTreff kann vor allem in Sachen Gemütlichkeit<br />
und Nähe gegen die Discounter<br />
punkten. Schultze kann sich auf die Anziehungskraft<br />
des Angebotes jenseits des Warenangebots<br />
verlassen. So lädt ein gemütlicher Raum<br />
Touristen und Einheimische, unter ihnen viele<br />
Besucher des gegenüber liegenden Kirchhofs,<br />
zum Kaffee ein. Die Gäste, überwiegend Senioren,<br />
wollen von einem Lieferservice nach Hause<br />
nichts wissen, erzählt Schultze. Zu gerne sitzen<br />
sie im Ortszentrum zusammen und klönen. Darum<br />
kommen sie gerne zum Kaufmann, der ihnen<br />
die Waren bei Bedarf auch schon mal in den<br />
Kofferraum trägt. Eine Kundin nennt als Gründe,<br />
warum sie im MarktTreff einkaufe: „Mal<br />
einen Kaffee trinken“, und dass man „schnacken<br />
und klönen“ könne. Die „nette Atmosphäre“<br />
hat es ihr angetan.<br />
Der Raum im Witzworter MarktTreff bietet<br />
neben dem obligatorischen Internet-Platz und<br />
einem Buchregal den ansässigen Vereinen einen<br />
Treffpunkt. Hinter einer Glasscheibe ist darüber<br />
hinaus die „gläserne Redaktion“ der Husumer<br />
Nachrichten untergebracht, wo einmal die Woche<br />
eine Redakteurin anzutreffen ist. Die Witzworter<br />
Vereine nutzen diese Gelegenheit für ihre<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 13<br />
Foto: Karin Haug
Pressearbeit. Die Räumlichkeiten werden regelmäßig<br />
frequentiert und gut angenommen.<br />
So wie in Witzwort soll es nach dem Willen der<br />
Planer am liebsten in allen MarktTreffs ablaufen.<br />
„Ein Betreiber wie aus dem Bilderbuch“, urteilt<br />
Pfeifer über den pfiffigen Pächter, der sich viel<br />
einfallen lasse und sich durchaus zum Vorbild<br />
eigne. So habe Schultze einen Gospelchor eingeladen<br />
und gleichzeitig das Catering des Konzerts<br />
übernommen. „Das ist sein zweites Standbein“,<br />
meint Alexandra Greger vom Projektmanagement;<br />
Schultze beliefert auch private Feste.<br />
Greger kennt die 22 MarktTreffs im Land aus<br />
eigener Anschauung, denn sie besucht jeden<br />
mindestens einmal im Jahr. Sie hat vor allem<br />
im Auge, ob die Bürger den Markt gut annehmen<br />
und „ob sie sich wohlfühlen“. Vorteil der<br />
Besuche: Unterstützungsbedarf der Pächter wird<br />
ohne langes Vorgespräch geklärt. Das Projektmanagement<br />
vermittelt unter anderem Gespräche<br />
zur Einrichtung einer Lotto-Annahmestelle.<br />
Die Stadumer Pächter haben allerdings die Erfahrung<br />
gemacht, dass die versprochene Unterstützung<br />
in Sachen Werbung nie realisiert wurde.<br />
Auch in Sachen Postfiliale bewege sich nichts.<br />
Eine Postfiliale steht – neben einem Bankautomaten<br />
– auch in Witzwort auf der Wunschliste.<br />
Erreicht wurde allerdings, dass die Nord-Ostsee<br />
Sparkasse seit kurzem dort vertreten ist.<br />
Die Lokalpresse meldete am 3. Februar: „Von<br />
Donnerstag an wird die Nord-Ostsee-Sparkasse<br />
einmal in der Woche, donnerstags von 15 bis 16<br />
Uhr, eine Sprechstunde im MarktTreff anbieten.<br />
Bürger können dann Bargeld abholen oder sich<br />
in Bankangelegenheiten beraten lassen.“<br />
Projektmanagement<br />
Als „konkrete Hilfestellung“ ist seitens des Projektmanagements<br />
der regelmäßige Erfahrungsaustausch<br />
der Betreiber gedacht, der zweimal<br />
im Jahr organisiert wird. Von den Erfahrungen<br />
anderer zu profitieren, ist das Motto. So entstehen<br />
gemeinsame Aktionen wie ein „Käseabend“,<br />
wo bei einem Glas Rotwein Wissenswertes über<br />
Milch und Käse vermittelt wird. Neueste Idee:<br />
eine „Bonuskarte“, faktisch eine Rabattkarte, die<br />
treue Kunden mit einer Tasse Kaffee oder einem<br />
Stück Kuchen belohnt. Ab März wird sie in einigen<br />
Treffs angeboten werden, bei Schultzes gibt<br />
es die Tasse gleich draufzu.<br />
Markttreffs sind keine normalen Läden. Ihre<br />
Betreiber sind wie auch die Projektverantwortlichen<br />
ständig auf der Suche nach neuen Einfällen.<br />
Schnell wurde aber klar, dass sich nicht<br />
jede Idee auch auszahlt. So dachte man noch<br />
1999, dass „man mit dem Internet Geld verdienen<br />
könne“, erzählt Christina Pfeifer. Ein<br />
Trugschluss, inzwischen mussten sich die Projektverantwortlichen<br />
wegen des fast flächendeckenden<br />
privaten Internet-Zugangs eines<br />
Besseren belehren lassen. Pfeifer versteht den<br />
MarktTreff nach solchen Fehleinschätzungen<br />
als „lernendes Projekt“, das inzwischen anders<br />
arbeite als am Beginn.<br />
Umlernen musste man in Kiel auch, was die<br />
Selbstorganisation vor Ort betrifft. Die Einbindung<br />
der örtlichen Akteure überließen die Planer<br />
anfangs dem Zufall. Überregionale Partner<br />
wie das Deutsche Rote Kreuz, Landessportbund<br />
oder der Landesfeuerwehrverband sind zwar als<br />
Beiräte in die Projektbegleitung eingebunden,<br />
aber daraus ergibt sich in den seltensten Fällen<br />
eine verpflichtende Bindung vor Ort. Die Planer<br />
haben ihre Lektion gelernt: Inzwischen empfiehlt<br />
die Landesregierung die Gründung eines<br />
Vereins im Dorf, um den Treff auf eine stabile<br />
Grundlage zu stellen. Das geschah in Witzwort<br />
im Mai 2004.<br />
In Stadum aber, wo bereits 16 Dorfvereine bestehen,<br />
wurde kein zusätzlicher lokaler Markt-<br />
Treff-Verein gegründet. Eine entsprechende<br />
Unterstützung fehlt. Das erklärt zum Teil den<br />
Frust der Betreiber. Sie haben den Eindruck,<br />
dass ihre Aktionen oft ins Leere laufen. „Versprochen<br />
haben wir uns alle mehr davon“, sagt<br />
Horst Grube.<br />
Nur drei, meistens verwaiste Sitzplätze bietet der<br />
Treffpunkt in einem vom eigentlichen Laden<br />
getrennten, kleinen Raum, der kaum zum Verweilen<br />
einlädt. „Damals waren wir darauf ganz<br />
stolz“, erinnert sich Norbert Limberg in Husum<br />
an den Start des MarktTreffs ins Stadum. Limberg<br />
ist unzufrieden mit der strikten regionalen<br />
Begrenzung des Standortes Stadum, neben Ladelund<br />
einer der „Altstandorte“, noch aus den<br />
Zeiten der ländlichen Dienstleitungszentren.<br />
Solche „sehr lokalen“ Lösungen gebe es inzwischen<br />
nicht mehr. Jetzt sei das „völlig anders“.<br />
Dörte Grube kämpft weiter. Kleinliches Hickhack<br />
drückt auf ihre Stimmung. So wurden<br />
14 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Das Witzworter Team (von links): Inge Schultze, Maik Schultze, Auszubildende Janina Hecht, Angestellte Gesa<br />
Kobarg.<br />
Strom- und Reinigungskosten für den Bankautomaten<br />
erst nach langem Hin und Her von<br />
der Gemeinde übernommen. Grube wünscht<br />
sich konkrete Hilfe bei laufenden Kosten: „Die<br />
Stromkosten fressen uns auf.“ Doch deren<br />
Subventionierung ist bei dem Landesprojekt<br />
ausdrücklich ausgeschlossen.<br />
Grubes lassen sich einiges einfallen: So verteilten<br />
sie über 400 Handzettel, um über einen neuen<br />
Service im Bereich des Versandhandels zu informieren.<br />
Da den aber nur ein Kunde innerhalb<br />
eines halben Jahres in Anspruch nahm, haben<br />
Grubes inzwischen das Angebot gestrichen.<br />
An Aktionen, die bei den Treffen der anderen<br />
MarktTreff-Pächter vorgestellt werden, beteiligen<br />
sie sich meistens nicht: „Die lassen ihre<br />
Katze ja doch nicht aus dem Sack“, mutmaßt<br />
Horst Grube, der sich als Vertreter eines kleinen<br />
MarktTreffs nicht ausreichend unterstützt fühlt.<br />
Auch in der Presse fühlt er sich übergangen.<br />
„Die Kleinen erscheinen doch so gut wie nie“,<br />
meint Grube. Viele Neuigkeiten finden Interessierte<br />
nur im Internet.<br />
Neue MarktTreffs in Nordfriesland<br />
22 MarktTreffs gibt es inzwischen in Schleswig-Holstein,<br />
mit regionalen Schwerpunkten<br />
im Norden, also in den Kreisen Nordfriesland<br />
und Schleswig-Flensburg. Zu den jüngeren<br />
MarktTreffs gehört neben Witzwort auch der in<br />
Schwabstedt, der im August 2006 sein einjähriges<br />
Bestehen feierte. Mit 800 Quadratmetern im ehemaligen<br />
Schwabstedter Kaufhaus, das nach einem<br />
Leerstand wieder belebt werden konnte, gehört er<br />
zu den großen Treffs. Der Medienpartner schrieb<br />
am 4. August 2006: „In den Augen vieler ist er<br />
sogar eine Ideallösung.“ 2004 wurde in Haselund<br />
der Dorfladen zum MarktTreff umgebaut. Direkt<br />
an der viel befahrenen B 200 findet man den<br />
ca. 600 qm großen Markt, der unmittelbar vor<br />
Umbauten steht, von denen sich die Betreiber<br />
Frank und Friedrich Spingel wie auch Experte<br />
Limberg viel versprechen. In Ladelund legt man<br />
besonderen Wert auf Jugendarbeit. Der dortige<br />
MarktTreff bietet außerdem gesundheitliche und<br />
kosmetische Dienstleistungen an. Bis 2013 plant<br />
die Landesregierung insgesamt 50 MarktTreffs.<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 15<br />
Foto: Karin Haug
Ein „ehrgeiziges Ziel“, meint Managerin Greger,<br />
die es aber für erreichbar hält.<br />
Neue Standorte würden inzwischen streng nach<br />
den „tatsächlichen Bedarfen vor Ort“ geplant. In<br />
Nordfriesland kommt zu den bestehenden fünf<br />
Standorten vielleicht sogar noch in diesem Jahr<br />
ein neuer hinzu: Rantrum. Daneben ist auch ein<br />
Treff in der friesischen Gemeinde Neukirchen in<br />
der Planung: „Irgendwann muss da etwas passieren“,<br />
prognostiziert Planer Limberg. Der Ort<br />
erfüllt sowohl mit seiner Größe von fast 1 300<br />
Einwohnern als auch seiner Lage die Voraussetzungen<br />
für die Gründung eines MarktTreffs.<br />
Auf die Pächter kommt es an<br />
Die MarktTreffs werden, kaum verwunderlich,<br />
von ihren Erfindern und Trägern als Erfolgsmodell<br />
verkauft, zumindest, wenn man die<br />
veröffentlichten Presseartikel und Internetseiten<br />
liest. Bislang hat auch noch kein MarktTreff in<br />
Schleswig-Holstein seine Türen schließen müssen.<br />
Ohne Zweifel belebt ein gut frequentierter<br />
Treff das dörfliche Leben und bietet den Dorbewohnern<br />
eine attraktive Dienstleistung. Er gibt<br />
bzw. erhält den Dörfern eine Funktion über das<br />
reine Wohnen hinaus. Der MarktTreff macht vor<br />
allem ältere Dorfbewohner unabhängiger vom<br />
Verkehrsmittel Auto.<br />
Für die Projektverantwortlichen stehen die Pächter<br />
als entscheidender Faktor fürs Gelingen oder<br />
Scheitern des MarktTreffs im Mittelpunkt. Die<br />
wirtschaftliche Situation des einzelnen Markt-<br />
Treffs ist von ihrer Warte aus abhängig vom persönlichen<br />
Einsatz des Pächters; andere Faktoren<br />
bleiben auf diese Weise allerdings ausgeblendet.<br />
Der Strukturwandel des ländlichen Raumes<br />
ist aber weiter in vollem Gang. Viele einstmals<br />
lebendige Gemeinden entwickeln sich zu Schlafdörfern,<br />
in denen tagsüber wenig geschieht. Dies<br />
können die MarktTreffs nicht aufhalten. Allerdings<br />
können sich anderenorts, wo dörfliche<br />
Gemeinschaft noch existiert, MarktTreffs mit<br />
einfallsreichen Pächtern durchaus behaupten.<br />
Die Einbindung ins dörfliche Leben ist möglich.<br />
Die zentralen Akteure des Dorfes sollten aber<br />
unbedingt zu den Stammkunden gehören.<br />
Wo sich hingegen der dörfliche Zusammenhang<br />
weitgehend aufgelöst hat, bestehen die<br />
MarktTreffs oft nur durch wirtschaftliche Zugeständnisse<br />
ihrer Pächter. Diese werden durch die<br />
Zwitterstellung ihrer Läden zerrieben, die einerseits<br />
soziale Einrichtungen, andererseits aber auch<br />
Wirtschaftsbetriebe sein sollen. Trotz öffentlicher<br />
Förderung trägt letztlich der Pächter das für ihn<br />
nicht unerhebliche wirtschaftliche Risiko.<br />
Das haben auch die Planer erkannt. Gezielt sollen<br />
die Betreiber für ihre Aufgabe ertüchtigt werden.<br />
Das wirtschaftliche Überleben wurde so im<br />
Laufe des Projekts zum vorrangigen Ziel statt,<br />
wie ursprünglich vorgesehen, die Stärkung der<br />
sozialen Kompetenz. So hält man die Pächter bei<br />
der Stange und damit das Projekt am Leben.<br />
Es setzt sich bei den Verantwortlichen langsam<br />
die Erkenntnis durch, dass das Coaching durch<br />
versierte und praxiserfahrene Einzelhandelsexperten<br />
und die Unterstützung durch potente<br />
Handelsketten unverzichtbar sind. Nur sie können<br />
die Pächter fit machen für die Führung eines<br />
Ladens in ungünstiger Lage und mit begrenztem<br />
Angebot. Auch ein Tausendsassa und erfahrener<br />
Einzelhändler wie Maik Schultze zahlte anfangs<br />
Lehrgeld an „Theoretiker“, wie er seine damaligen<br />
Berater im Nachhinein nennt, die völlig an<br />
seinem Bedarf vorbeiplanten.<br />
Es ist nur zu verständlich, dass sich die Projektverantwortlichen<br />
bei ihren Bemühungen, das<br />
Projekt zu verbessern, auf die Pächter konzentrieren;<br />
sind sie doch das einzige Element des<br />
Projekts, auf den sie durch Beratung, Weiterbildung<br />
oder gegenseitigen Austausch wirklich<br />
Einfluss nehmen können.<br />
Den Strukturwandel können die MarktTreffs<br />
nicht aufhalten, günstigenfalls begleiten sie<br />
ihn als zusätzliche, geförderte örtliche Dienstleistung.<br />
Die Entscheidung der Bürgermeister<br />
und Gemeindevertretungen für einen Markt-<br />
Treff unterscheidet sich nicht von der für ein<br />
Schwimmbad, ein Jugendzentrum oder eine<br />
andere soziale Einrichtung der Gemeinde.<br />
Eine Antwort auf den Verlust der sozialen Kompetenzen<br />
und Funktionen in den Dörfern bleibt<br />
die Politik jedoch bisher schuldig. Dem ländlichen<br />
Raum Perspektiven über eine Funktion als<br />
rein rekreatives und touristisches Rückzugsgebiet<br />
hinaus zu geben, bleibt weiterhin eine dringliche,<br />
aber auch lohnende politische Aufgabe.<br />
Dr. Karin Haug arbeitet in Flensburg als freiberufliche<br />
Journalistin. (Adresse: Am Burgfried 6,<br />
24393 Flensburg.)<br />
16 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Matthias Theodor Vogt:<br />
in varietate concordia<br />
Minderheiten als Elemente<br />
deutscher und europäischer Kultur<br />
Millionen von Menschen in Europa gehören nationalen und kulturellen Minderheiten<br />
an. Für die EU und ihre einzelnen Staaten stellt dieser Sachverhalt ein wichtiges Politikfeld<br />
dar. Der Rat der vier autochthonen Minderheiten in Deutschland hatte am 8.<br />
März 2006 zu einem Parlamentarischen Abend in die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein<br />
in Berlin geladen. In seinem Referat beleuchtete Prof. Dr. Matthias Theodor<br />
Vogt von der Universität Zittau/Görlitz zentrale Fragestellungen zu den Minderheiten<br />
aus verfassungspolitischer Perspektive. NORDFRIESLAND bringt Auszüge.<br />
Innerhalb der deutschen Kultur ist das Hochdeutsche<br />
lediglich eine Übereinkunft, analog<br />
übrigens zu einem Auftrag der Oberlausitzer<br />
Stände aus dem Jahre 1691 an eine Kommission,<br />
aus der Vielzahl der von Dorf zu Dorf und Tal zu<br />
Tal differierenden sorbischen Lokalidiome eine<br />
„durchgehends gebräuchliche wendische Sprache“<br />
zu schaffen. 1 Die Hannoversche Aussprache<br />
des Hochdeutschen als Modell korrekten<br />
Sprechens hat sich gerade einmal seit 100 Jahren<br />
durchgesetzt, zunächst im Ergebnis einer 1898<br />
im Apollosaal des Königlichen Schauspielhauses<br />
zu Berlin am Gendarmenmarkt abgehaltenen<br />
„Konferenz zur deutschen Bühnenaussprache“ 2<br />
und später im Ergebnis der vom Norddeutschen<br />
Rundfunk deutschlandweit ausgestrahlten Fernsehnachrichten.<br />
Was hochdeutsch aussieht, klingt allerdings in der<br />
tatsächlichen Sprechpraxis regional höchst unterschiedlich.<br />
Richard Wagners Libretto zum „Ring<br />
des Nibelungen“ erschließt seine Feinheiten erst,<br />
wenn es von einem Sachsen vorgetragen wird.<br />
Ähnliches gilt beispielsweise von Goethes Gedichten<br />
und dem Hessischen. Eine Allensbacher<br />
Umfrage ergab 1998, zum hundertsten Jahrestag<br />
der Aussprachekonferenz, dass im Bundesdurchschnitt<br />
51 % der Befragten angaben, die Mundart<br />
der Gegend, in der sie leben, sprechen zu können,<br />
in Bayern 72 % (außer in München), und dass<br />
jeder Dritte nur in Ausnahmefällen Hochdeutsch<br />
spricht. 3<br />
Deutsche Kultur ist also weit mehr als die Kultur<br />
des Hochdeutschen. Die gängige Definition<br />
jedoch, wie sie zum Beispiel der Förderpraxis<br />
der Bundeskulturstiftung zugrunde liegt, lässt<br />
urbane Kultur als die einzig wahre gelten. Dass<br />
sich mit ländlich-dörflicher Kultur beispielsweise<br />
die Länder des Baltikums über Jahrhunderte<br />
erfolgreich gegen die russische Überformung gestemmt<br />
haben und dass sie diese nun mit Witz<br />
und Sachverstand in die europäische Debatte<br />
einbringen, hat sich in den Hauptstädten der<br />
alten EU noch nicht überall herumgesprochen.<br />
Einheit – Einherzigkeit<br />
Die Spannung zwischen den „feinen Unterschieden“,<br />
um mit Pierre Bourdieu 4 zu sprechen, und<br />
dem Raum einheitlicher politischer Aktion<br />
prägt die beiden suprastaatlichen Ausformungen<br />
Europas, die seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
parallel zueinander aufgebaut wurden. Der am<br />
5. Mai 1949 gegründete Europarat basiert auf<br />
dem Prinzip der Ermöglichung von Vielfalt<br />
und bezahlt dafür mit relativer Machtlosigkeit.<br />
Empfehlungen wie die Europäische Charta für<br />
Regional- oder Minderheitensprachen sind<br />
weder von einem Finanzinstrument noch von<br />
ernsthaften Sanktionsmechanismen untersetzt.<br />
Die am 9. Mai 1950 ins Leben gerufene Europäische<br />
Union wiederum baut auf Einheitsräumen<br />
auf und ist mit diesem Prinzip in den französischen<br />
und niederländischen Referenden 2005<br />
gescheitert. Die vom Vatikan 1931 angesichts<br />
der damaligen Vielzahl autoritärer Regime empfohlene<br />
Lösung einer „Subsidiarität“ („Oben“<br />
ist zur Hilfe, zum „subsiduum“, verpflichtet, um<br />
„Unten“ eigenständiges Handeln zu ermöglichen)<br />
ist leichter in (europäische) Verfassungs-<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 17
entwürfe hineingeschrieben als in (bundesdeutschen)<br />
Föderalismus-Revisionen realisiert.<br />
Auf Englisch heißt das Europa-Motto „Unity<br />
in diversity“, also „Einheit“ mit dem Unterton<br />
der „Einheitlichkeit“ und „in der Vielfalt“ mit<br />
dem Unterton der „Unterschiedlichkeit“. Im<br />
lateinischen Original heißt es „in varietate concordia“,<br />
also „in Mannigfaltigkeit Einhelligkeit“<br />
oder eigentlich sogar „Einherzigkeit“. Von dieser<br />
Concordia ausgehend, hatte der Göttinger Bassam<br />
Tibi den Begriff der „Leitkultur“ erfunden,<br />
wohlgemerkt für Europa; auf Deutschland haben<br />
ihn andere übertragen.<br />
Eine Briefmarke zeigt diese Concordia, diesen<br />
Willen zur Gemeinsamkeit, der regionale Unterschiedlichkeiten<br />
überwölbt. Sie wurde von der<br />
Deutschen Post zum 50. Jahrestag des Friesenrates<br />
herausgegeben. Vor dem gemeinsamen Hinter-<br />
oder Bezugsgrund der in Windstärke sechs<br />
mäßig-stürmisch bewegten Nordsee erscheint<br />
dreimal der gleiche Begriff, nämlich „Friesenrat“<br />
auf – von oben – Ostfriesisch, Nordfriesisch und<br />
Westfriesisch, jeweils in drei Farben, abgeleitet<br />
von den drei Fahnen der drei Sprachgruppen5 .<br />
Man liest unwillkürlich ein Schwarz-Rot-Gold<br />
hinein, aber diese Trikolore gibt es auf der Marke<br />
natürlich nicht. Dennoch ist genau dies die<br />
eigentliche Botschaft des Postwertzeichens: Die<br />
deutsche Fahne ergibt sich auch, wenn man<br />
die Farben der Friesen zusammenfügt. Anders<br />
gesagt: Die Bundesrepublik Deutschland ist zunächst<br />
einmal die Summe ihrer Regionen, überformt<br />
zu einer gemeinsamen Symbolstruktur.<br />
Autochthone Minderheiten<br />
Eine besondere Rolle in dem Konzert der regionalen<br />
Vielfalt spielen die vier autochthonen Minderheiten,<br />
deren Ansprüche die Bundesrepublik<br />
Deutschland durch ihren Beitritt zur Europäischen<br />
Charta für Regional- oder Minderheitensprachen<br />
und zum Rahmenübereinkommen<br />
des Europarates für nationale Minderheiten<br />
in geltendes Recht überführt hat, nämlich die<br />
nationale dänische Minderheit, die friesische<br />
Volksgruppe, die Lausitzer Sorben sowie die Sinti<br />
und Roma. Das eigentlich brennende Problem<br />
für diese Gruppen ist nun keine Verfassungsdiskussion,<br />
sondern die Sicherung der finanziellen<br />
Förderung. Den Kernpunkt bildet hier wiederum<br />
die Ebenenzuständigkeit. Artikel 3 des Grund-<br />
gesetzes stellt ein Diskriminierungsverbot unter<br />
anderem für die Minderheiten und ihre Sprachen<br />
auf. Eine Zuständigkeit für etwaige finanzielle<br />
Förderungen aber findet sich im Grundgesetz<br />
nicht. Auf der Grundlage von Artikel 30 greift<br />
damit die Zuständigkeitsvermutung zugunsten<br />
bzw. zulasten der Länder.<br />
Als Förderungsinstrument für die Minderheiten<br />
häufig zitiert werden die Bestimmungen<br />
für die Sorben und das Sorbische im „Vertrag<br />
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />
der Deutschen Demokratischen Republik über<br />
die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag)“.<br />
Doch auch hier finden sich<br />
keine eigenständigen Regelungen. Im Gegenteil<br />
heißt es in der entsprechenden Protokollnotiz<br />
ausdrücklich: „Die grundgesetzliche Zuständigkeitsverteilung<br />
zwischen Bund und Ländern<br />
bleibt unberührt.“ Somit könnte man schließen,<br />
dass die Förderung der Sorben an sich eine Sache<br />
der beiden betroffenen Länder Sachsen und<br />
Brandenburg wäre. Dies ist jedoch systematisch<br />
außerordentlich unbefriedigend.<br />
Es ist zu differenzieren zwischen einem gesamtstaatlichen<br />
Interesse daran, dass die Kultur<br />
der autochthonen Minderheiten lebendiger<br />
Bestandteil der Kultur Deutschlands ist und<br />
bleibt, und einem regionalen Interesse, sprich<br />
einer Verpflichtung der Sitzländer. Die erst spät<br />
deutsch überformten Friesen ebenso wie die Sorben<br />
haben ältere Territorialrechte als die jeweilige<br />
deutsche Bevölkerungsgruppe. Die Sinti und<br />
Roma können auf mehrhundertjährige gemeinsame<br />
Geschichte mit den Deutschen verweisen.<br />
Die Dänen wurden zur Minderheit nicht zuletzt<br />
aufgrund von Grenzverschiebungen. All dies<br />
spricht klar für eine gesamtstaatliche und damit<br />
Bundeszuständigkeit aus genuin politischen,<br />
nicht aus kulturpolitischen Gründen.<br />
In eben dieser für die autochthonen Minderheiten<br />
spezifischen Logik haben am 28. August<br />
1998 – an Goethes Geburtstag – die Bundesrepublik<br />
Deutschland, der Freistaat Sachsen und<br />
das Land Brandenburg die Finanzierung der am<br />
selben Tag von Sachsen und Brandenburg begründeten<br />
Stiftung für das Sorbische Volk übernommen.<br />
Hierbei leistet der Bund einen Förderanteil<br />
von 50 % entsprechend einer hälftigen<br />
Gesamtverantwortung; der Freistaat Sachsen<br />
33,3 % Förderanteil entsprechend den 40 000<br />
18 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Die autochthonen Minderheiten in Deutschland 6<br />
Dänen<br />
Die dänische Minderheit kann sich als einzige<br />
der vier Volksgruppen in Deutschland auf<br />
einen benachbarten Staat beziehen. Dieser<br />
Tatbestand sichert ihr nicht nur erhebliche<br />
materielle Unterstützung, sondern verleiht<br />
ihr auch eine gewisse Bedeutung in der<br />
zwischenstaatlichen Politik. Etwa 50 000<br />
Menschen mit deutschem Pass, aber dänischer<br />
Gesinnung rechnen sich im Norden<br />
des Bundeslandes Schleswig-Holstein heute<br />
zur dänischen Minderheit. Die persönliche<br />
Entscheidung jedes Einzelnen ist das ausschlaggebende<br />
und einzige Kriterium für<br />
die Zugehörigkeit: „Däne ist, wer Däne sein<br />
will.“ Zahlreiche Einrichtungen – vom Kindergarten<br />
bis zum Altenheim – stehen der<br />
Minderheit zur Verfügung. Ihre Veranstaltungen<br />
bereichern das kulturelle Angebot im<br />
Landesteil Schleswig.<br />
Friesen<br />
Die Friesen gehören zu den germanischen<br />
Völkern, die als erste überhaupt genannt<br />
wurden. Sie leben an der Nordseeküste der<br />
Niederlande und Deutschlands. Die eigenständige<br />
Sprache beherrschen in den Niederlanden<br />
mehr als 400 000 Menschen (Westfriesisch),<br />
im Bundesland Niedersachsen knapp 2 000<br />
(Saterfriesisch), in Schleswig-Holstein annähernd<br />
10 000 (Nordfriesisch in mehreren<br />
Dialekten). Viele mehr im nördlichsten Bundesland<br />
bezeichnen sich aufgrund Herkunft<br />
und Gesinnung als Friese. Wie viele es genau<br />
sind, ist unbekannt. Von der Politik wurden<br />
die Nordfriesen erst recht spät „entdeckt“. Seit<br />
1990 garantiert ihnen die Landesverfassung<br />
„Schutz und Förderung“. Besonders in den<br />
Grundschulen wird friesischer Unterricht angeboten.<br />
Trotz vieler Bemühungen liegen die<br />
Nordfriesen im Vergleich mit vielen anderen<br />
europäischen Minderheiten noch recht weit<br />
zurück.<br />
sächsischen Staatsangehörigen sorbischer Zunge<br />
und das Land Brandenburg 16,7 % Förderanteil<br />
entsprechend seinen 20 000 Sorben. Diese<br />
Finanzierung läuft zum 31. Dezember 2007 aus.<br />
Sinti und Roma<br />
Seit mindestens sechs Jahrhunderten leben in<br />
Deutschland „Zigeuner“, wie sie landläufig genannt<br />
werden. Diese Bezeichnung lehnen die<br />
meisten von ihnen jedoch ab. Denn mit ihr sind<br />
romantische Klischees, vor allem aber schlimme<br />
Vorurteile verbunden. Bei kaum einem anderen<br />
Volk findet sich eine derartige Verbindung von<br />
Faszination und Ablehnung. „Lustig ist das Zigeunerleben“<br />
in Deutschland und vielen anderen<br />
Ländern selten gewesen. Dem planmäßigen<br />
Mord während der NS-Diktatur fielen annähernd<br />
500 000 Sinti und Roma zum Opfer – was<br />
jedoch lange verdrängt und verschleiert wurde.<br />
In der Bundesrepublik leben mindestens 50 000<br />
Sinti und 20 000 Roma als deutsche Staatsbürger.<br />
Die allermeisten von ihnen sind sesshaft. Zu ihrer<br />
Identität gehören wesentlich ihre Sprache Romanes,<br />
ihre Musik, ein reicher Schatz an Erzählungen<br />
und handwerkliche Traditionen.<br />
Sorben<br />
Die Sorben sind heute das am weitesten im<br />
Westen lebende slawische Volk. Das Siedlungsgebiet<br />
der „Surbi“ schrumpfte seit ihrer<br />
ersten Erwähnung im Jahr 631 zusammen. In<br />
der wald- und wasserreichen Landschaft an<br />
der Spree südlich Berlins konnten sie sich dem<br />
ansonsten herrschenden Anpassungsdruck<br />
entziehen. Heute leben die Angehörigen des<br />
kleinsten slawischen Volkes in zwei Bundesländern:<br />
im Südosten Brandenburgs, in der<br />
Niederlausitz, etwa 20 000 „Niedersorben“,<br />
im Osten Sachsens, in der Oberlausitz, etwa<br />
40 000 „Obersorben“. Zu Zeiten der DDR<br />
wurden sie erheblich gefördert. Vieles davon<br />
konnte bei den Verhandlungen zur deutschen<br />
Einheit festgeschrieben werden. Indes sehen<br />
sich auch die Sorben mit den Sparzwängen<br />
der öffentlichen Hände konfrontiert. Ein weiteres<br />
Problem bildet der fortgesetzte Abbau<br />
von Braunkohle, der ganze Dörfer verschwinden<br />
ließ. Thomas Steensen<br />
Nun ist das Finanzierungsabkommen von 1998<br />
für die Bundesseite in absoluten Beträgen klar<br />
degressiv ausgelegt. Die derzeit auf Bundesebene<br />
teilweise zu findende Interpretation sieht daher<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 19
Foto: Sorbisches Kulturarchiv Bautzen<br />
Osterreiter 1980 in Radibor in Sachsen. Das traditionelle<br />
Brauchtum ist ein wichtiger Teil der sorbischen<br />
Kultur.<br />
eine Verknüpfung mit dem 2019 auslaufenden<br />
Solidarpakt. In dieser Logik könnte für die Jahre<br />
2008 bis 2019 noch einmal ein Finanzierungsabkommen<br />
geschlossen werden. Anschließend<br />
müssten die betroffenen Sitzländer alleine für<br />
die Finanzierung der Stiftung aufkommen.<br />
Dieser Logik ist klar zu widersprechen: Weder<br />
im Abkommen von 1998 noch in den Protokollnotizen<br />
zum Einigungsvertrag ist eine solche<br />
Verbindung festgehalten. Sie verdankt sich<br />
haushälterischen Überlegungen, aber keinen<br />
politischen.<br />
Aus systematischer Perspektive erscheint die<br />
1998 zwischen dem Bund einerseits, den beiden<br />
Ländern andererseits gefundene Lösung einer<br />
Übernahme der Verantwortung je zur Hälfte<br />
zugunsten der Sorben als stringentes Abbild der<br />
Tatsache, dass aufgrund ihrer außenpolitischen<br />
Alleinverantwortung es die Bundesregierung<br />
war und nicht die 16 Länderregierungen, die<br />
1998 die Sprachen-Charta und das Rahmenübereinkommen<br />
unterzeichnet hat, handelnd<br />
im gesamtstaatlichen Interesse. Deutschlands<br />
Kultur ist mehr als deutsche Kultur. Nicht nur<br />
im Hinblick auf die Förderung der Sorben sind<br />
hier alle jeweils betroffenen Ebenen gefragt,<br />
konkret Bund und Länder.<br />
Verfassungsrang für Minderheitenrechte<br />
Ein innerstaatliches Instrument für Schutz und<br />
Förderung der Minderheiten könnte die Verankerung<br />
ihrer Rechte in der Verfassung sein.<br />
In der „Verfassung des Deutschen Reiches“,<br />
beschlossen vom Frankfurter Paulskirchen-Parlament<br />
am 28. März 1849, in Abschnitt VI „Die<br />
Grundrechte des deutschen Volkes“, Artikel XIII<br />
§ 188 hieß es: „Den nicht deutsch redenden<br />
Volksstämmen Deutschlands ist ihre volkstümliche<br />
Entwicklung gewährleistet, namentlich<br />
die Gleichberechtigung ihrer Sprachen, soweit<br />
deren Gebiete reichen, in dem Kirchenwesen,<br />
dem Unterrichte, der inneren Verwaltung und<br />
der Rechtspflege.“ Wohlgemerkt: Deutschland<br />
wird hier als Summe der nicht deutsch redenden<br />
und natürlich der deutsch redenden Volksstämme<br />
gefasst.<br />
Ganz anders die „Verfassung des Deutschen<br />
Reichs“ vom 11. August 1919. Zweiter Hauptteil<br />
„Grundrechte und Grundpflichten der<br />
Deutschen“ 1. Abschnitt „Die Einzelperson“,<br />
Artikel 113: „Die fremdsprachigen Volksteile<br />
des Reichs dürfen durch die Gesetzgebung und<br />
Verwaltung nicht in ihrer freien, volkstümlichen<br />
Entwicklung, besonders nicht im Gebrauch<br />
ihrer Muttersprache beim Unterricht sowie bei<br />
der inneren Verwaltung und der Rechtspflege<br />
beeinträchtigt werden.“<br />
Aus den „nicht deutschsprachigen Volksstämmen“<br />
sind in der Weimarer Reichsverfassung<br />
die „fremdsprachigen Volksteile“ geworden. Die<br />
„Gewährleistung der Entwicklung“ ist nun geschrumpft<br />
auf die Nicht-Negativ-Formulierung<br />
„dürfen nicht beeinträchtigt werden“.<br />
Im Grundgesetz von 1949 tauchen Rechte und<br />
Pflichten autochthoner Minderheiten dann gar<br />
nicht mehr auf. Das Grundgesetz ist aufgrund<br />
des Staatsfragment-Charakters der ursprünglichen<br />
Bundesrepublik in vielen Aspekten bewusst<br />
fragmentarisch gehalten worden. Es wurde<br />
nicht, wie in seinem Artikel 146 vorgesehen und<br />
wie von der Mehrzahl der Verfassungsexperten<br />
vorgeschlagen, im Zusammenhang der Wiedervereinigung<br />
als Verfassung im eigentlichen Sinn<br />
neu geschrieben.<br />
20 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Europäische Probleme<br />
Derzeit sieht sich die Politik allerdings mit weit<br />
tiefgreifenderen Minderheits-Problemen konfrontiert,<br />
als dass eine Beschränkung auf die autochthonen<br />
unter ihnen noch denkbar erscheint.<br />
Artikel I-2, „Die Werte der Union“, des gescheiterten<br />
Verfassungsvertrages (nicht: Verfassung!)<br />
der Europäischen Union, hätte lauten sollen:<br />
„Die Werte, auf die sich die Union gründet,<br />
sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit,<br />
Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und<br />
die Wahrung der Menschenrechte einschließlich<br />
der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören.<br />
Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten<br />
in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch<br />
Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Gerechtigkeit,<br />
Solidarität und die Gleichheit von Frauen<br />
und Männern auszeichnet.“ Mit gutem Grund<br />
fehlt im Verfassungsvertrag ein konkreter Passus<br />
über die Rechte der nationalen Minderheiten in<br />
Europa. Artikel II-81 „Nichtdiskriminierung“<br />
aus der Grundrechtscharta, die als Teil II des<br />
Verfassungsvertrages hätte in Kraft treten sollen,<br />
entspricht wesentlich dem Artikel 3 des deutschen<br />
Grundgesetzes und nennt die nationalen<br />
Minderheiten als eine von 17 Distinktionen,<br />
andere sind etwa Geschlecht, Rasse, Sprache,<br />
Religion, Vermögen oder sexuelle Ausrichtung.<br />
Im Artikel II-82 „Vielfalt der Kulturen, Religionen<br />
und Sprachen“ heißt es unspezifisch und<br />
unverbindlich: „Die Union achtet die Vielfalt<br />
der Kulturen, Religionen und Sprachen.“<br />
Grund für die fehlende Differenzierung zwischen<br />
autochthonen nationalen Minderheiten<br />
einerseits und weiteren Minderheiten andererseits<br />
ist erstens, dass der freie Verkehr von<br />
Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital,<br />
die „vier Freizügigkeiten“ der Europäischen Gemeinschaften,<br />
in allen Mitgliedsstaaten zur Entstehung<br />
erheblicher Bevölkerungsanteile aus jeweils<br />
anderen Mitgliedsstaaten geführt hat. Geht<br />
man von der in diesem Zusammenhang politisch<br />
klugen Einteilung nach Muttersprachen aus, wie<br />
sie dem jüngsten Eurobarometer 7 zugrunde liegt,<br />
so steht Luxemburg mit 14 % an der Spitze, und<br />
selbst „Schlusslicht“ Portugal weist noch 0,6 %<br />
auf. In Deutschland sind es 3 %, also mit rund<br />
2,5 Millionen mehr als das Zehnfache der vom<br />
Minderheitenrat vertretenen 200 000 Menschen<br />
oder 0,25 % der Bevölkerung.<br />
Seite aus „Min iirste duusend uurde“ (Wiringhiirder<br />
Freesk): „Tag und Nacht“<br />
Zweitens aber ist die Europäische Union attraktiv<br />
für Menschen aus Drittländern. Die Sondersituation<br />
der Baltischen Staaten mit ihren<br />
russischen Minderheiten einmal beiseite gelassen<br />
– in Lettland beispielsweise 27 % –, sind<br />
es in Großbritannien 5 % und in Deutschland<br />
bereits 8 % der Wohnbevölkerung, die einer<br />
allochthonen Minderheit zuzurechnen sind. Sie<br />
stellen Staat und Gesellschaft vor beträchtliche<br />
Integrationsanforderungen, und zwar überwiegend<br />
sozialpolitischer und nicht primär kulturpolitischer<br />
Natur.<br />
Vom Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung<br />
sind also – um den Sachverhalt an<br />
einer politischen Funktion festzumachen – drei<br />
Gruppen zu betreuen: erstens autochthone<br />
Minderheiten mit 0,25 % Anteil an der Wohnbevölkerung,<br />
zweitens Staatsangehörige weiterer<br />
EU-Mitglieder mit 3 % und drittens Angehörige<br />
von im eigentlichen Sinn allochthonen Gruppen<br />
mit 8 % und damit mehr als zwei Drittel<br />
der Menschen mit nicht-deutschem kulturellem<br />
Hintergrund in Deutschland. Es leuchtet ein,<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 21
dass ein in dieser Situation zu verhandelnder<br />
Minderheiten-Artikel im Grundgesetz nicht nur<br />
die Belange der autochthonen nationalen Minderheiten<br />
in den Blick nehmen kann.<br />
Kleine Sprachen als Reichtum<br />
Gleichwohl kommt den autochthonen Gruppen<br />
eine besondere Bedeutung zu, und der Staat<br />
sollte sie pfleglich behandeln. Die Menschen<br />
mit regionaler Identität und die Angehörigen<br />
von Minderheiten haben der Gesamtgesellschaft<br />
einiges zu bieten, was diese Gesellschaft auch für<br />
sich entdecken und wertschätzen sollte. „Dialekt<br />
macht schlau“ 8 ist eines der zentralen Ergebnisse<br />
der PISA-Studie. Der Gebrauch der regionalen<br />
Sprache fördert systematisch den Sinn für die<br />
„feinen Unterschiede“. Und so hat das <strong>Nordfriisk</strong><br />
<strong>Instituut</strong> sein Bilderbuch für die Kleinsten,<br />
„Meine ersten tausend Wörter“, eben nicht in<br />
einem Standard-Friesisch vorgelegt, sondern auf<br />
Fering, Frasch, Öömrang, Sölring, Wiringhiirder<br />
Freesk und auf Plattdüütsch. Für die Mehrzahl<br />
jener 51% deutsche Mundartsprecher wäre eine<br />
analoge Arbeit noch zu leisten, für die Dialekte<br />
der Deutschen im Baltikum und den anderen<br />
früheren Siedlungsgebieten lässt sie sich nicht<br />
mehr leisten.<br />
Das globale Artensterben wird medienwirksam<br />
beklagt. Dass damit ein Sprachensterben einhergeht,<br />
ist nicht vielen geläufig, wie akut die<br />
Mannigfaltigkeit der deutschen Sprechkultur<br />
vom Sprachensterben betroffen ist, den wenigsten.<br />
Wie wenig die Länder der Bundesrepublik<br />
Deutschland in dieser Situation unternehmen,<br />
die sprachliche Mannigfaltigkeit ihrer Territorien<br />
zu entwickeln, und nach wie vor dem Modell der<br />
normativen Unifizierung anhängen, verwundert.<br />
Die Minderheiten sind hierbei in der Situation<br />
des politisch Schwächeren, aber des kulturell<br />
Stärkeren, was sich nutzen ließe.<br />
Im sorbischen Witaj-Projekt, um ein prominentes<br />
Beispiel für den politisch-pädagogischen Ansatz<br />
der autochthonen Minderheiten zu nennen,<br />
werden Kindergartenkinder in die Sprachen<br />
„eingetaucht“, wie die nach der Yamaha-Methode<br />
Lernenden in die Musik. Von dem Umgang<br />
mit Mehrsprachigkeit in den autochthonen<br />
Gruppen können möglicherweise Impulse<br />
ausgehen für die Bereitschaft in bestimmten<br />
allochthonen Minderheiten, die deutsche<br />
Sprache zu erwerben, aber auch Anregungen<br />
für die Überwindung der Sprachträgheit in der<br />
deutschen Mehrheitsbevölkerung. Ungeachtet<br />
aller Erkenntnisse der Politik über die Anforderungen<br />
der globalen Wirtschaft an das künftige<br />
Berufsleben hat sie die Kulturtechnik der Mehrsprachigkeit<br />
nicht wirklich verinnerlicht.<br />
Nimmt man diese wirtschaftlichen und politischen<br />
Anforderungen an Staat und Gesellschaft<br />
mit den Erfahrungen der regionalen und<br />
autochthonen Minderheiten zusammen, so<br />
könnte unter Verwendung von Formulierungen<br />
des Artikels 5 der Sächsischen Verfassung<br />
ein künftiger Minderheitenartikel des Grundgesetzes<br />
heißen: „Der Staat gewährleistet und<br />
schützt das Recht regionaler und ethnischer<br />
Minderheiten deutscher Staatsangehörigkeit<br />
auf Bewahrung ihrer Identität und fördert<br />
die Pflege ihrer Sprache, Religion, Kultur und<br />
Überlieferung.“<br />
Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt ist Kultur- und<br />
Sprachwissenschaftler. Er war zunächst im Kunstmanagement<br />
tätig, so als Dramaturg bei den Bayreuther<br />
Festspielen. Seit 1997 leitet er das seinerzeit<br />
neu gegründete Institut für kulturelle Infrastruktur<br />
Sachsen an der Universität Zittau/Görlitz. (Adresse:<br />
Klingewalde 40, 02828 Görlitz.)<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. Edmund Pech, Dietrich Scholze (Hrsg.): Zwischen Zwang<br />
und Beistand. Deutsche Politik gegenüber den Sorben vom Wiener<br />
Kongreß bis zur Gegenwart. Sächsische Landeszentrale für<br />
politische Bildung, Dresden 2003, S. 14.<br />
2 Vgl. Theodor Siebs: Deutsche Bühnenaussprache. Ergebnisse der<br />
Beratungen zur ausgleichenden Regelung der deutschen Bühnenaussprache<br />
[14. bis 16. April 1898], Berlin 1898.<br />
3 Vgl. Bayerisch hören viele gern. Allensbacher Berichte Nr. 22 /<br />
Dezember 1998.<br />
4 Vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen<br />
Urteilskraft, Frankfurt am Main 1982.<br />
5 Vgl. Bundesministerium der Finanzen. Referat Postwertzeichen<br />
(Hrsg.): Sonderpostwertzeichen 50. Jahrestag der Gründung des<br />
Friesenrates 2006. Text: Thomas Steensen und Thomas Steensen:<br />
Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat. In: Nordfriesland Nr. 153, März<br />
2006, S.4.<br />
6 Vgl. Thomas Steensen: Vielfalt statt Einfalt. Nationale Minderheiten<br />
in Deutschland. In: Mut. Forum für Kultur, Politik und<br />
Geschichte, Nr. 445, September 2004, S. 60-73.<br />
7 Europeans and their Languages. Special Eurobarometer 243 /<br />
Wave 64.3. European Commission, Brussels February 2006.<br />
8 Vgl. Stephanie Geiger: Gut Wort will Weile haben. Das Bayerische<br />
Wörterbuch wird 2060 vollständig sei. In: Neue Zürcher<br />
Zeitung, 6. März 2006.<br />
22 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Manfred Wedemeyer:<br />
Zwei Künstler auf Sylt<br />
Magnus Weidemann und Siegward Sprotte<br />
1946-1967<br />
Die ganz besondere Landschaft der Insel Sylt hat nicht zuletzt zahlreiche Maler in<br />
ihren Bann geschlagen. Motive von einmaligem Reiz und Möglichkeiten, sich fern<br />
großstädtischer Hektik in der Abgeschiedenheit auf das Wesentliche zu besinnen,<br />
waren gerade für Künstler attraktiv. Insel-Kenner Dr. Manfred Wedemeyer stellt zwei<br />
dieser Persönlichkeiten in ihrer Wechselwirkung vor.<br />
„Ich muß dann den in Kampen ansässig gewordenen<br />
Maler Siegward Sprotte nennen. Er<br />
selbst, seine Frau Iris und seine kleine Tochter<br />
Silvia, alle ganz schwarzhaarig und von fast<br />
indisch-braunem Teint. Seine Malerei hat auch<br />
wohl etwas Fernöstliches im Stil und in der<br />
Seele, schließt sich sonst aber gegenständlich<br />
sehr an Sylt, besonders an die Vegetation der<br />
Dünenwildnis an. Auch die Alpen, viele einzelne<br />
Blumen, Bildnisse gab es bei ihm. Ich schätze<br />
seine Bilder als persönlich geprägte Kunstwerke<br />
sehr hoch. Ihr Stil ist streng, musikalisch-lyrisch.<br />
Und er ist sehr fleißig und produktiv. Später<br />
bemühte er sich, auch modern, fast abstrakt<br />
zu werden, aber führte das (zu meiner Freude)<br />
nicht ganz durch.“<br />
So lautet die frühe, kritische Charakteristik, die<br />
Magnus Weidemann im Rückblick auf rund<br />
20 Jahre der künstlerischen Beziehung in seinen<br />
Erinnerungen festhielt. Die unveröffentlichte<br />
Autobiographie „Mein Leben. Erkenntnis und<br />
Gestaltung“ ist im Kieler Weidemann-Archiv<br />
erhalten. Dort ist auch eine Mappe aufbewahrt,<br />
Magnus<br />
Weidemann<br />
in der Briefe, Prospekte, Stellungnahmen und<br />
andere Dokumente gesammelt wurden. Die<br />
Aufzeichnungen geben Auskunft über die Kontakte<br />
und den Meinungsaustausch zwischen den<br />
beiden Künstlern in den Jahren von 1946 bis<br />
1967, bis zum Tod von Magnus Weidemann.<br />
Insgesamt ist daraus ein Bild der gegenseitigen<br />
Wertschätzung der Maler, aber auch ihrer unterschiedlichen<br />
Kunstauffassungen zu gewinnen.<br />
Zugleich wird deutlich, wie das Sylter Kunstleben<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstand<br />
und sich entwickelte. Schon vor der Währungsreform<br />
von 1948 erwachten auf der Insel kulturelle<br />
Bemühungen wieder und bewiesen, wie<br />
attraktiv Sylt für Künstler ist. Das Meer und die<br />
einzigartige Landschaft bieten inspirierende Motive.<br />
Freiheit und Abgeschiedenheit verbinden<br />
sich mit der Möglichkeit, intensive Kontakte zu<br />
Gleichgesinnten aufzubauen. Die Maler Weidemann<br />
und Sprotte sind ein Beispiel dafür.<br />
Weidemann und Sprotte hatten sich gleichermaßen<br />
für die Insel Sylt als Wahlheimat entschieden.<br />
Schon 1926 erwarb der 1880 in Hamburg<br />
Siegward<br />
Sprotte<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 23
geborene Weidemann ein Haus in Keitum. Er<br />
war von den Eigenheiten der Künstlerinsel und<br />
den Kontakten zur Jugendbewegung im Freideutschen<br />
Jugendlager Klappholttal angezogen:<br />
„Hier ist das malerischste Licht, der stärkste<br />
Rhythmus der Natur, die größte Freiheit der<br />
lebensbewußten Freude.“ Sprotte, 1913 in<br />
Potsdam geboren, kam 1945 als Flüchtling mit<br />
einer Aufenthaltsgenehmigung für maximal drei<br />
Wochen auf die Insel: „Aus Sehnsucht nach<br />
Sand und klarem Wasser fuhr ich nach Sylt.“ So<br />
schreibt er 1972 unter der Überschrift „Meditationen<br />
im Sand oder Wie ich nach Sylt kam und<br />
blieb“ im Nordfriesischen Jahrbuch. Er blieb und<br />
wohnte bis 1947 bei Peter Suhrkamp in Kampen.<br />
1952 baute er sich ein eigenes Haus.<br />
Befreit vom totalitären Staat des Dritten Reiches,<br />
hat ein Flüchtling in Kampen, Harald Bloch,<br />
vom 2. Juni bis 31. August 1946 die erste „interzonale“<br />
Kunstausstellung in der alten Sturmhaube<br />
des Badeorts veranstaltet. Bloch nannte sich<br />
Manager der Ausstellung. Der Leiter war – nach<br />
Auskunft des gedruckten Katalogs „Die Kunstausstellung<br />
Kampen auf Sylt 1946“ – Siegward<br />
Sprotte. Für die Broschüre stellte der Maler seine<br />
Betrachtung „Aus dem Reich der Farbe“ zur<br />
Verfügung. „Ich gab Bloch die mir bekannten<br />
Namen von Malern und Malerinnen“, berichtet<br />
Siegward Sprotte in seinen „Meditationen<br />
im Sand“ und fährt fort: „Der Krieg hatte die<br />
Anschriften ungültig gemacht, und doch war es<br />
überraschend und trostreich, wieviele Künstler,<br />
Bildhauer, Maler über altbekannte Adressen<br />
erreichbar geblieben waren. Man gab einander<br />
mündlich von der Ausstellungsmöglichkeit in<br />
Kampen Kenntnis, es herrschte in den ersten<br />
Nachkriegsjahren unter den Künstlern eine auffallende<br />
Kollegialität.“<br />
In der Ausstellung waren außer Magnus Weidemann<br />
und Siegward Sprotte die Maler Albert<br />
Aereboe, Willy Graba, Ivo Hauptmann, Carl<br />
Hilmers, Albert Johannsen, Herbert Marxen,<br />
Franz Radziwill und Friedrich Schaper vertreten.<br />
Auch Arbeiten der Plastik, der Gebrauchsgrafik<br />
und des Kunsthandwerks waren zu sehen. Die<br />
Ausstellung bot nach den Worten von Harald<br />
Bloch „ein unbestechliches Spiegelbild des kulturellen<br />
Lebens unserer Zeit“.<br />
Anlässlich dieser Veranstaltung haben Weidemann<br />
und Sprotte die ersten Kontakte ge-<br />
knüpft. Da beide Künstler zum Philosophieren<br />
neigten und den Zusammenhängen nachspürten,<br />
tauschten sie sowohl im Gespräch als auch<br />
im Briefwechsel ihre Gedanken aus. Ebenso<br />
machten sie sich auf ihre Veröffentlichungen<br />
aufmerksam. Weidemann überreichte dem Gesprächspartner<br />
sein zweibändiges theologisches<br />
Werk „Gott ist Freude“, das er 1936 und 1937<br />
im Selbstverlag publiziert hatte. Darin hat der<br />
Autor festgestellt: „Wenn wir von der Kunst<br />
reden, begreift jeder, dass Freude die treibende<br />
Kraft jeder Leistung, jeder Wirkung ist. Wo sie<br />
aber innerlich verbunden erscheint mit dem All,<br />
da ist sie als wahrhaft priesterliches Werk der<br />
Weihe auch Religion.“ Sprotte entgegnete in<br />
einem Brief vom 28. Juli 1947: „Ihre Schrift ...<br />
macht mir die größte Freude, weil ich seit zwei<br />
Jahren auf ganz ähnlicher Gedankenbahn mich<br />
bewege. ... Ich stimme wörtlich mit Ihnen überein,<br />
was Sie über Freude und Christus sagen.“<br />
In seinem Buch hatte Weidemann geschrieben:<br />
„Gott ist Liebe – so lehrt die christliche Religion.<br />
Ihr Meister Jesus hat in diesem Sinne Gott<br />
immer mit dem Gleichnisnamen ,der Vater‘<br />
benannt. ... Wir wissen schon, was noch hinter<br />
der Liebe steht, fühlen ihren Grund und ihr<br />
Ziel: die Freude.“ Die Maler haben von 1946 bis<br />
1965 Briefe und Postkarten gewechselt. Sogar<br />
von einigen Reisen zum Beispiel 1956 aus Italien,<br />
1958 aus Südtirol und 1965 aus München<br />
schrieb Sprotte nach Keitum.<br />
In Kampen hat Harald Bloch weitere Kunstausstellungen<br />
organisiert. Vom 1. Juli bis zum<br />
31. August 1947 folgte wiederum in der alten<br />
Sturmhaube in Kampen eine Kunstschau, für<br />
die der Grafiker Häffcke ein Plakat entwarf. An<br />
dieser Ausstellung wirkte auch der in Kampen<br />
ansässige Maler Paul Mechlen mit.<br />
Harald Bloch baute später die Kunsthalle Kampen,<br />
einen mit Glas überdeckten Innenhof in<br />
der Kurhausstraße, der heute nicht mehr besteht.<br />
Der letzte, umfangreiche Kunstkatalog<br />
(207 Seiten), den Bloch vor seinem Lebensende<br />
herausgegeben hat, erschien 1961. Er ist<br />
gedruckt unter dem Titel „Kunst und Leben.<br />
Internationale Kunstausstellung Kampen/Sylt<br />
1961“. Im Verzeichnis der Maler sind unter vielen<br />
anderen genannt: Albert Aereboe, Alexander<br />
Camaro, Otto Eglau, Richard Haizmann, Kurt<br />
Lampert, Helmut Märksch.<br />
24 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Abbildungen (3): Sammlung Manfred Wedemeyer<br />
Plakat zur Kampener Ausstellung von 1947<br />
An dieser Ausstellung waren Weidemann und<br />
Sprotte jedoch nicht beteiligt. In jenen Jahren<br />
haben beide zumeist in Einzelausstellungen ihre<br />
Werke gezeigt, oft in Kampen und Keitum in<br />
den eigenen Ateliers. Es gab aber auch Gemeinschaftsausstellungen.<br />
Zum Beispiel zeigte Siegward<br />
Sprotte 1957 in der Kunsthalle Kampen<br />
seine Bilder neben Werken von Herbert Pohris,<br />
Paul Mechlen und Albert Aereboe.<br />
Ihre Gedanken über Kunst und Weltanschauung<br />
haben Weidemann und Sprotte auch in<br />
Aufsätzen und Broschüren veröffentlicht. Diese<br />
Arbeiten überreichten sie sich gegenseitig. Zur<br />
Weihnacht 1955 ließ Siegward Sprotte seine Aufzeichnungen<br />
„Aus dem Reisetagebuch des Malers“<br />
drucken (18 Seiten). Im Winter 1956 legte er<br />
seine Ansichten über „Die Geburt der Farbe“ in<br />
einer 24 Seiten umfassenden Druckschrift nieder.<br />
„Mit verehrungsvollen Grüßen“ erhielt Magnus<br />
Weidemann ein Exemplar. Darin ist zu lesen:<br />
„Die reine Farbe ist für das Auge, was die reine<br />
Melodie für das Ohr ist: gegenwärtig – immer am<br />
Ziel – schwebt sie über den Rhythmen. Genauso<br />
dient der Farbe die Zeichnung.“ Weidemann<br />
schrieb in einem Brief eine ausführliche Kritik<br />
und entgegnete: „Sie dürfen nicht Farbe mit<br />
Melodie vergleichen. Die Farbe gleicht wirklich<br />
nur dem Ton ... [eine] Melodie läßt sich nur mit<br />
der Linie treffend vergleichen. Und alles ist überall<br />
nie ohne Rhythmus.“ Auf vielen Seiten der<br />
kleinen Schrift von Sprotte notierte der Theologe<br />
und Maler Magnus Weidemann Fragezeichen<br />
als Ausdruck seines Zweifels. Die Schärfe seiner<br />
Kritik milderte er am Schluss mit den Worten:<br />
„Im übrigen wissen Sie, dass ich Ihre bildnerische<br />
Werktätigkeit durchaus hochschätze, und darin<br />
auch die Farbigkeit. Diese wird aber nicht in uns<br />
geboren. Sie lebt aus sich selbst.“<br />
Siegward Sprotte hat als Künstler internationalen<br />
Ruf erlangt. Magnus Weidemann dagegen wurde<br />
über Schleswig-Holstein und Sylt hinaus weniger<br />
bekannt. Seine Bilder sind bisher nur in Norddeutschland<br />
gezeigt worden. Als Maler ist er<br />
Autodidakt. Sprotte, ein Schüler von Karl Hagemeister,<br />
dem märkischen Maler in Werder an der<br />
Havel, und von Emil Orlik, der die japanische<br />
Holzschnittkunst lehrte, erlebte Kunstschauen<br />
seiner Werke auch in anderen europäischen Ländern<br />
und in Amerika. Auch nach seinem Tod im<br />
Jahr 2004 wurden Ausstellungen seiner Bilder<br />
gezeigt, zum Beispiel in London.<br />
Sprotte besaß die Fähigkeit, Landschaften<br />
in ihrer Komplexität zu durchschauen und<br />
darzustellen. Er näherte sich manchmal dem<br />
Gegenstandslosen, aber nie überschritt er die<br />
Grenze. Weidemann entwickelte einen eigenen<br />
realistischen Malstil. Er war beeinflusst vom<br />
Spätjugendstil, vom Wandervogel und von der<br />
Heimatbewegung. Er gehörte einer Generation<br />
an, die 33 Jahre älter war als Siegward Sprotte.<br />
Er hatte es ungleich schwerer als Sprotte, auf<br />
dem Kunstmarkt sich durchzusetzen. Erst lange<br />
nach seinem Lebensende 1967 begann sein Bekanntheitsgrad<br />
in Schleswig-Holstein zu steigen,<br />
besonders auf Sylt.<br />
Die künstlerische Beziehung zwischen Magnus<br />
Weidemann und Siegward Sprotte hielt 21 Jahre<br />
an, von 1946 bis 1967. Sie zeigt zwei verschiedene<br />
Kunstwelten, bezogen auf dieselbe Wahlheimat<br />
Sylt, aber sie weist auch auf eine gleichartige<br />
Gesinnung hin, auf einen Gleichklang von Leben<br />
und Malerei.<br />
(Anschrift des Verfassers: Skelinghörn 18, 25980<br />
Muasem/Morsum, Sylt, NF.)<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 25
Ferteel<br />
iinjsen!<br />
En selten Beseek<br />
Fan Björn Ketelsen<br />
Hi set bi Taffel en teenkt noa. Om<br />
wat, deät wet hi sallow ni soo rech.<br />
Iip iaanmoal klappet ’et djin ’e<br />
Deer. Hi wet welk deät es. Deät<br />
es ümmer de sallowski Moat, wat<br />
hem alle In besocht.<br />
„Keem man iin!“ De Deer reert<br />
hem ne. Akkeroat as hi eepenmoake<br />
wel, gungt de Deer eepen.<br />
En dear stunt siin Moat, as hi deät<br />
uk toch hid – en med hem en letj<br />
Knech med lung rooad Hear, lung<br />
Iaaremer en kürt, krüm Beaner.<br />
Hi luuket fan de iaan noa de uur,<br />
drait hem om en sooit: „Set djüm<br />
man deel!“ Dan gungt hi hen noa<br />
de Hört en nemt de Settel uf ’t Eal.<br />
Tree Kopkener keem iip Taffel.<br />
De Kearl med de rooad Hear luuket<br />
rin-om en wiist iip en Böddel<br />
med Rum. „Deät es nons kloor!<br />
Ik du di al wat fan miin Rum!“<br />
Dan set dja toop tu grokken. „Ik<br />
hoa hem iip Stroat droapet. En as<br />
ik hem tunekket, es hi medkümmen.“<br />
– „Tja. Kan hi is wel ferstun?“<br />
– „Deät leow ik ni.“<br />
Dja reer djam no en Grok. Bitten<br />
wart ’et Wedder beeter. De Win<br />
nemt uf. De rooadhearet Knech<br />
stunt ap en walbert deer ’e Dörnsk<br />
hen tu en Bül fan en treemeäset Siilerskep.<br />
Hi diidet iip ’e Meästoppen<br />
en moaket med siin beesti lung<br />
Iaaremer en Beweägung, mus-sooi<br />
hi wel noa en Sooil grüp en reffe.<br />
Dan diidet hi weer iip ’e Meästoppen.<br />
Dan luuket hi de iaan uun,<br />
dan de uur.<br />
„Hi es wel Topgast ween, wä?“ –<br />
„Deät kan oawerlaidi uungung“,<br />
sooit siin Moat. „Hi socht it, as<br />
wan hi deät alli gud kan med siin<br />
gurt lung Iaaremer.“ De Rooadhearet<br />
walbert turäi noa siin Steed en<br />
reert hem no en Grok.<br />
„Wan hi en Seeman es, wel hi helech<br />
uk en betjen Tabak.“ Hi dait<br />
hem en Tintjen en Tabak. Musmeen<br />
uun Gedanken luuket de<br />
Beseek it Fenster.<br />
„De Ingelsken hoa do de potsiks<br />
Lid’n iip herrem Skeppen. Wearom<br />
uk ni sekiaan as hem? Wat<br />
meens di, wear hi fandan komt?“<br />
– „Ik hoa nons sekhekken uun<br />
Indonesien sen’n. Din’n nam dja<br />
,Waldmensken’. Oawers wear hi<br />
nä fandan komt en ho, deät kan ik<br />
mi uk ni toch wen.“ – „Helech es<br />
hi oawer Bür gingen bi de djongs<br />
Stürrem.“ Aal tau luuke noa hem.<br />
De Rooadhearet luuket it Fenster<br />
en reaket siin Tintjen.<br />
„Tuiaars es hi uk drüppen-njoksweat<br />
ween. Ik nem uun, dat hi fan<br />
en Skep kümmen es, uuder wat<br />
meens di?“<br />
As dja noa en letjet weer noa hem<br />
luuke, si dja, dat hi tuslüppen es.<br />
„Ik lat hem hiir sleap, en mooin si<br />
wi dan fiider.“ Sönner tu snakken<br />
set dja no en letjet toop tu grokken.<br />
As hi de uur Mooin weer iin<br />
uun Keeken komt, es de Beseek<br />
ferswun’n. Iip ’e Stuul lai en poor<br />
lung rooad Hear, en de Deäk es alli<br />
wüs oawer ’e Leenung tooplait. Iip<br />
Taffel lait de Tintjen, riinmoaket,<br />
en dan no tau sellewer Djülstekken.<br />
Hi hat djüs man siin iaars Kopken<br />
Koffi drunken, dan klappet’et weer<br />
djin ’e Deer. „Keem iin en nem di<br />
en Kopken Koffi!“ – „ Has ’et al<br />
heart, wat dji Noach passeart es?<br />
Dear es en ingelsk Mannewoor<br />
uun ’e Woal iinlüppen, en de Koptain<br />
hat hem uun ’e Wal sat lat.<br />
Dan es hi uun foller Manduurem<br />
deer ’e Goater lüppen en hat djin<br />
djeede Deer klappet en froaget, ob<br />
dja siin bas Topgast sen’n hoa. As hi<br />
bi mi uunküm, hoa ik hem froaget,<br />
ob siin Man lung rooad Hear hat.<br />
Do wür hi alli iiweri en meent, dat<br />
Björn Ketelsen, geboren 1970 in<br />
Neumünster, kam durch seinen von<br />
Helgoland stammenden Opa mit<br />
Friesisch in Kontakt. Er studiert in<br />
Flensburg Deutsch und Friesisch.<br />
Sein Ziel ist, auf Helgoland Friesischlehrer<br />
zu werden oder auf<br />
andere Weise für das Friesische<br />
zu arbeiten. Beim Wettbewerb<br />
„Ferteel iinjsen!“, den die NDR 1<br />
Welle Nord auch 2006 wieder in<br />
Zusammenarbeit mit der Nord-<br />
Ostsee Sparkasse (NOSPA), der<br />
Spar- und Leihkasse zu Bredstedt<br />
AG, der Sparkassen-Kulturstiftung<br />
Nordfriesland sowie dem <strong>Nordfriisk</strong><br />
<strong>Instituut</strong> ausgerichtet hatte,<br />
gewann er den zweiten Preis.<br />
(Adresse: Marienhölzungsweg 13,<br />
25917 Leck, NF.)<br />
deät siin Man wear. Ik hoa hem<br />
dan ferkloort, dat de Knech bi di<br />
uun Keeken slüppen hat. Dan hoa<br />
ik hem de Wai noa di wiist.“<br />
As de Lunghearet siin Koptain tu<br />
sin’n fin hat, es hi apsprungen, hat<br />
26 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007<br />
Foto: Fiete Pingel
gau apröppet en es med hem deel<br />
bi Strun gingen en weer ap iip ’e<br />
Mannewoor.<br />
De Koptain hat no feersnakket, dat<br />
hi ,John-Orang’ hit, en ho dja hem<br />
ferlörsen hoa. Hi es med de boppers<br />
Bramsooilroa wechfleegen, as<br />
en beesti Bloch dwars iinful. Dja<br />
hoa hem mediaans socht, oawers<br />
bi de dear greow See hoa dja hem<br />
ni mear wen kiid. Herrem eensichs<br />
Heep wear, dat hi hem uun ’et Holt<br />
hid fashool kiid en iaanerweegen<br />
iip en Eelun apskolt wear.<br />
De Koptain ferhoalt no, dat de<br />
Orangutan fan letj uf en uun iip de<br />
dear Skep lewwet hat. Feer Djooarn<br />
hat hem en Matroos as Maskotjen<br />
iip en Market iaanerweegen uun<br />
Indonesien kaft. Hi en siin Moats<br />
fan ’e Topgastkruu hoa hem med<br />
ap uun ’e Takkeloasch nümmen,<br />
en bal kiid hi deät al gauer as alle<br />
uurn. De Koptain en siin Fulk<br />
hoa meent, dat dja sönner herrem<br />
John-Orang langer keen Glik mear<br />
hid, en dat dja uun ’e Fos allet Glik<br />
brik kiid, om djin de letj Kors tu<br />
bestun’n.“<br />
„Djoa, wan di beteenks, dat hi<br />
fer deät betjen Grok en Tabak tau<br />
sellewer Djülstekken betoalt hat,<br />
es hem siin Maskotjen wel en heel<br />
berri wört ween. Ik kiid uk nons<br />
sek en fiksi Topgast brik.“ – „Dan<br />
mus ’e man gud iippasse, dat hi ni<br />
tuseek komt. Din’n woaks do ni iip<br />
Booamen.“<br />
Deutsche Zusammenfassung:<br />
Einen Helgoländer kann nichts<br />
erschüttern, auch nicht, wenn der<br />
übliche Abendgast plötzlich einen<br />
Fremden im Schlepptau hat. Einen<br />
mit langen roten Haaren und noch<br />
viel längeren Armen. Dieser Besuch<br />
sagt nichts und versteht nichts.<br />
Aber er scheint mit seinen kurzen<br />
Beinchen ein Topp-Mann in den<br />
Topp-Masten von Segelschiffen<br />
zu sein. Wie sich herausstellt, ist<br />
es genau so – John-Orang wird bereits<br />
auf Helgoland gesucht – von<br />
seinem Kapitän, der heilfroh ist,<br />
ihn wieder zu finden.<br />
Bücher<br />
Eala!<br />
„Eala frea Fresena!“ („Edle freie Friesen!”)<br />
Mit diesem Ruf, so heißt es in<br />
der Überlieferung, begrüßten sich<br />
die Friesen bei den Versammlungen<br />
in alter Zeit am Upstalsboom beim<br />
ostfriesischen Aurich. Nun ertönt<br />
der Ruf neu, und zwar in gedruckter<br />
Form:<br />
Eala. Fachzeitschrift zur Friesischen<br />
Geschichte und Kultur. Je 24 S. Je<br />
4,00 Euro. Officina Druck- und Medienservice,<br />
Oldenburg seit 2006.<br />
„Die friesische Kultur ist einzigartig.<br />
Das friesische Mittelalter<br />
unterscheidet sich in erheblichem<br />
Maße von dem seiner Nachbarn<br />
in Gesellschaftsstruktur und<br />
Brauchtum. … Die Fachzeitschrift<br />
Eala soll nun die interessante und<br />
außergewöhnliche Geschichte und<br />
Kultur der Friesen auch außerhalb<br />
Frieslands bekannter machen und<br />
einladen, sich für ein einzigartiges<br />
Volk zu begeistern, dass eine<br />
einzigartige Landschaft in Europa<br />
bewohnt und diese schon in früher<br />
Vergangenheit gestaltet und verteidigt<br />
hat. Die friesische Sprache von<br />
Westfriesland bis Nordfriesland<br />
sowie die in Friesland verwendeten<br />
niederdeutschen Dialekte sollen<br />
ebenfalls Thema von Eala sein und<br />
durch ihre Veröffentlichung darin<br />
einem breiteren Publikum zugänglich<br />
werden.“ So umreißt Herausgeber<br />
und Redakteur Michael<br />
Tegge das Programm der neuen,<br />
großformatigen und durchgängig<br />
farbig gestalteten Zeitschrift.<br />
Geboten werden Berichte über jede<br />
Art von friesischen Aktivitäten und<br />
Themen von der Gründung eines<br />
„Wurtfriesischen Stammtisches“<br />
in Misselwarden über den Friesenkongress<br />
in Leck im Mai 2006 bis<br />
hin zur mittelalterlichen „Kirche<br />
der Friesen in Rom“. Das Geschrie-<br />
bene zeichnet sich aus durch eine<br />
recht lockere Herangehensweise,<br />
die Zielgruppe dürfte insbesondere<br />
auch unter jüngeren Menschen zu<br />
suchen sein, die eine anregende<br />
Freizeitbeschäftigung mit der Suche<br />
nach sinnstiftenden Elementen in<br />
der regionalen Identität verbinden<br />
möchten. Die – alten und auch die<br />
jungen – Friesen haben, so die Botschaft<br />
in und zwischen den Zeilen,<br />
einiges zu bieten in einer Zeit der<br />
globalisierten und zu Beliebigkeit<br />
neigenden kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung.<br />
Bedenken, hier könnte bräunlichmythischem<br />
„Volkstum“ im Sinne<br />
von „Blut und Boden“ das Wort<br />
geredet werden, tritt Eala entgegen<br />
durch ein Interview mit Arno Ulrichs,<br />
dem Vorsitzenden des 1997<br />
gegründeten Friesischen Forums<br />
e. V., das vor allem in Ostfriesland<br />
tätig ist, sich aber auch um interfriesische<br />
Kontakte bemüht. Ulrichs<br />
führt unter anderem aus: „Friese<br />
oder Friesin ist, wer sich dazu bekennt<br />
– wir erwarten also keinen<br />
Abstammungsnachweis. Jede und<br />
Jeder ist herzlich willkommen, der<br />
sich durch die friesische Freiheitstradition<br />
angesprochen fühlt und<br />
darin auch eine Richtschnur für<br />
das heutige Leben sieht.“ In diesem<br />
Sinne grüßt NORDFRIESLAND: Eala<br />
frea Fresena! fp<br />
Heimat<br />
„Je mehr Heimatlosigkeit die mobile,<br />
flexible neoliberale Welt mit sich<br />
bringt, desto unausweichlicher wird<br />
es, von Heimat zu reden.“ Dies ist<br />
eine zentrale Aussage eines kleinen<br />
Buchs, verfasst von Christoph Türcke,<br />
Professor für Philosophie an<br />
der Hochschule für Graphik und<br />
Buchkunst in Leipzig:<br />
Christoph Türcke: Heimat. Eine Rehabilitierung.<br />
80 S. 9,80 Euro. Zu<br />
Klampen Verlag, Springe 2006.<br />
Türcke befasst sich mit der Bedeutung<br />
von „Heimat“ für jeden<br />
Menschen und meint, dass die Erfahrung<br />
von Heimatverlust schon<br />
im Moment der Geburt einsetzt,<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 27
mit dem Verlassen des schützenden<br />
Mutterleibs. Er erläutert die Entstehung<br />
des Heimatbegriffs und<br />
dessen Missbrauch, als „Heimat“<br />
für die Interessen des Nationalismus<br />
in Anspruch genommen wurde.<br />
In der Zeit der Globalisierung<br />
benötige jeder Mensch aber einen<br />
Raum der Überschaubarkeit und<br />
der Vertrautheit.<br />
Am Schluss erinnert Türcke an<br />
Immanuel Kants Gedanken von<br />
der Weltgesellschaft als einem<br />
Völkerbund und stellt die Frage:<br />
„Wie wäre es, diesen Bund nicht<br />
länger nationalstaatlich zu fassen,<br />
sondern als einen Bund von Heimaten<br />
– und damit dem Wort<br />
‚Heimatbund‘ eine Wendung zu<br />
geben, wie sie sich alle bestehenden<br />
Heimat- und Vertriebenenverbände<br />
nicht träumen lassen?“<br />
Türckes Büchlein ist ein kritisches<br />
Plädoyer für die Heimat. Es<br />
macht auf theoretischer Grundlage<br />
verständlich, weshalb heute<br />
viele junge Menschen „Heimat“<br />
sehr positiv einschätzen. Dies hat<br />
beispielsweise eine Untersuchung<br />
des Friesischen Seminars an der<br />
Universität Flensburg ergeben (vgl.<br />
NORDFRIESLAND 150, S. 23-27). ts<br />
Kein Land<br />
ohne Deich<br />
Eine profunde Studie über Nordfriesland<br />
in der Frühen Neuzeit<br />
kommt aus dem Max-Planck-Institut<br />
für Geschichte in Göttingen:<br />
Marie Luisa Allemeyer: „Kein Land<br />
ohne Deich…!“ Lebenswelten einer<br />
Küstengesellschaft in der Frühen Neuzeit.<br />
448 S. 61,90 Euro. Vandenhoeck<br />
& Ruprecht, Göttingen 2006.<br />
In ihrer Dissertation, betreut von<br />
dem aus Bredstedt stammenden<br />
Professor Dr. Manfred Jakubowski-<br />
Tiessen, untersucht die Autorin die<br />
Lebenswelt einer frühneuzeitlichen<br />
Küstengesellschaft am Beispiel<br />
Nordfriesland. Unter verschiedenen<br />
Aspekten fragt sie danach,<br />
wie sich das Verhältnis zwischen<br />
Mensch und Meer darstellte und<br />
wie es sich wandelte. Sie schildert<br />
Deichrecht und Bedeichungspraxis<br />
immer im Zusammenhang mit<br />
den gesellschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen. Umfangreiche<br />
Archivbestände hat die<br />
Verfasserin ausgewertet. Kaum ein<br />
relevantes Werk ist ihr entgangen,<br />
das Literaturverzeichnis nimmt<br />
über 40 Seiten in Anspruch.<br />
Auf dieser Grundlage schildert<br />
Marie Luisa Allemeyer facettenreich<br />
und differenziert die Lebenswelt<br />
der nordfriesischen Marsch im<br />
17. und 18. Jahrhundert. Dass die<br />
Nordfriesen „wie ein Mann“ das<br />
Sicherungswerk der Deiche förderten,<br />
kann nicht behauptet werden.<br />
Aber dass im Deichwesen ständig<br />
Streit herrschte, trifft ebenso wenig<br />
zu. Neuerungen wurden nicht pauschal<br />
abgelehnt. Insofern kann das<br />
namentlich von Theodor Storm im<br />
„Schimmelreiter“ entworfene Bild,<br />
dass der durch die Aufklärung eingeleitete<br />
wissenschaftlich-technische<br />
Fortschritt gegen zähe Widerstände<br />
der am Traditionellen hängenden<br />
Marschmenschen durchgesetzt<br />
werden musste, nicht völlig mit der<br />
Realität gleichgesetzt werden.<br />
Die Untersuchung bietet neue Erkenntnisse<br />
und anregende Lektüre.<br />
– Eine ausführliche Besprechung<br />
erscheint im Nordfriesischen Jahrbuch.<br />
ts<br />
Wasser für<br />
Eiderstedt<br />
Obwohl die Halbinsel Eiderstedt<br />
von Wasser umgeben ist und Entwässerungsprobleme<br />
zu allen Zeiten<br />
das Leben der Bewohner geprägt<br />
haben, machte die Bereitstellung<br />
des lebensnotwendigen Trinkwassers<br />
oft große Schwierigkeiten. Wie<br />
es dabei zuging, schildert:<br />
Brigitta Seidel: Wasser für Eiderstedt.<br />
Geschichte des Wasserbeschaffungsverbandes<br />
Eiderstedt. 132 S. 6,90<br />
Euro. Garding 2006.<br />
Das Grundwasser ist in der Marsch<br />
nur selten genießbar, so dass Eiderstedts<br />
Bevölkerung auf Regen- und<br />
Grabenwasser angewiesen war.<br />
Dies barg gesundheitliche Risiken,<br />
doch wurden Typhus- und Malariaepidemien<br />
(„dat Drüddendachsfeewer“)<br />
sowie Kinderlähmung als<br />
gottgegeben hingenommen. Bezeichnend<br />
ist, dass schon um 1860<br />
der aus Ostfriesland stammende<br />
Besitzer des neu eingedeichten<br />
Wilhelminenkooges (also ein<br />
„Zugereister“) eine Trinkwasserversorgung<br />
als dringlich erkannte und<br />
vorschlug, Treenewasser durch Sielzüge<br />
nach Eiderstedt zu leiten. Das<br />
wurde natürlich als „Spinnkråm“<br />
abgetan! Erst viel später, als Tönning<br />
im Dritten Reich einen Fliegerhorst<br />
erhielt, wurde diese Stadt<br />
durch ein kleines Wasserwerk bei<br />
Platenhörn (Witzwort) versorgt.<br />
Das sprunghafte Anwachsen der<br />
Bevölkerung Eiderstedts infolge<br />
der vielen Heimatvertriebenen ließ<br />
dann eine Gruppenwasserversorgung<br />
als vordringlich erscheinen.<br />
Wieder war es ein „Zugereister“<br />
(genauer gesagt: ein „Flüchtling“),<br />
Landrat Dr. Kurt Bähr aus Elbing/<br />
Westpreußen, der gegen zum Teil<br />
erbitterten Widerstand vieler Eiderstedter<br />
Hofbesitzer das Projekt<br />
durchsetzte. Zur Rechtfertigung<br />
seiner Gegner muss auf die anfangs<br />
recht einseitig geplante Kostenverteilung<br />
zu Lasten der Landbesitzer<br />
hingewiesen werden, die bereits<br />
seit der Währungsreform durch<br />
28 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
Soforthilfezahlungen und den auf<br />
30 Jahre Laufzeit veranschlagten<br />
„Lastenausgleich“ finanziell stark<br />
gebeutelt worden waren – und jetzt<br />
„rot sahen“.<br />
Das vorliegende Werk beleuchtet<br />
diese harten Auseinandersetzungen<br />
sehr gut. Schließlich kam es<br />
doch zu Kompromissen, und Eiderstedt<br />
erhielt von Rantrum aus<br />
seine Wasserversorgung, wo der<br />
Geologe Dr. Ernst Dittmer ein<br />
reiches Grundwasservorkommen<br />
entdeckt hatte. Kaum 10 % der<br />
Gesamtkosten hat Eiderstedt selber<br />
aufbringen müssen.<br />
Der Tourismus (vor allem in Bad<br />
Sankt Peter-Ording) hätte sich<br />
ohne das „Wasser aus der Wand“<br />
niemals so entwickeln können,<br />
und die Versorgung der gewachsenen<br />
Viehbestände auf den Höfen<br />
hätte oftmals unüberwindliche<br />
Schwierigkeiten bereitet. „Auf dass<br />
nicht alles vergessen würde“, war es<br />
an der Zeit, die Ereignisse um das<br />
„Wasser für Eiderstedt“ systematisch<br />
zu sammeln und darzustellen.<br />
Dieses ist das dritte „Wasserbuch“<br />
der Verfasserin, ein viertes („WBV<br />
Treene“) befindet sich in der Planung.<br />
Sönnich Volquardsen<br />
Der junge Storm<br />
Gerd Eversberg, Sekretär der<br />
Storm-Gesellschaft in Husum,<br />
eröffnet in neuer Fülle dem Interessierten<br />
die Möglichkeit, die Entwicklung<br />
Theodor Storms in scharfer<br />
Kontur wahrzunehmen in:<br />
Gerd Eversberg: Theodor Storm als<br />
Schüler. Mit vier Prosatexten und den<br />
Gedichten von 1833 bis 1837 sowie<br />
sechs Briefen. 296 S. 19,90 Euro. Verlag<br />
Boyens & Co., Heide 2006.<br />
Die umfassende Sammlung Stormscher<br />
Texte aus seiner Jugend erschafft<br />
ein Bild des Schriftstellers,<br />
das ihn in seiner persönlichen Tiefe<br />
erkennbar macht.<br />
Theodor Storm ist bekannt als<br />
der Schöpfer von Unheimlichem,<br />
Unfassbarem und schwermütigen<br />
Landschafts- und Stimmungsbeschreibungen.<br />
Doch was berührte<br />
den großen Erzähler in seiner Jugend?<br />
Welche Türen stieß er auf, die<br />
ihn in die mystische Welt führten?<br />
Was motivierte andererseits den<br />
späteren objektiven, realitätsgesättigten<br />
Stil, mit klarer Konturierung<br />
der Figuren und dem plastischen<br />
Herausarbeiten der komplexen Beziehungen<br />
und Wechselwirkungen<br />
zwischen Individuum und Land,<br />
Umwelt, Geschichte und Mythos?<br />
Was ließ in ihm die Überzeugung<br />
reifen, dass die Menschen wie<br />
seine Figuren durch Charakter<br />
und Umwelt determinierte Wesen<br />
sind, die auf der ewigen Suche<br />
nach eigenem Glück aus einem<br />
inneren Drang heraus handeln,<br />
und vielfach schließlich scheitern?<br />
Was bestärkte ihn in der Empfindsamkeit,<br />
die ihren Ausdruck in<br />
romantisierten Stereotypen seiner<br />
mittleren Schaffensperiode findet?<br />
Was kann uns das Werk des jungen<br />
Storm über den Menschen mit all<br />
seinen Ängsten, seinem Zorn und<br />
seinen Leidenschaften verraten?<br />
Diese Fragen sind nun leichter und<br />
erschöpfender zu beantworten.<br />
Gerd Eversbergs Bemühungen und<br />
seiner akribischen Recherche ist es<br />
zu verdanken, dass sich Storm als<br />
junger Mensch offenbart.<br />
Obwohl Storm seine Frühwerke<br />
zeitlebens klar von seinem späteren<br />
Schaffen abgrenzte, wagt Eversberg<br />
eine Darstellung und Diskussion<br />
dieser Schaffensperiode.<br />
Anhand der dargestellten Dokumente,<br />
wie Briefen und frühen,<br />
bisher weitgehend unbekannten<br />
Prosawerken des Schriftstellers<br />
wähnt man sich bei der Lektüre<br />
immer wieder im Angesicht<br />
Storms und seiner Welt und kann<br />
sich so eine Ansicht aus erster<br />
Hand bilden. Darüber hinaus stellt<br />
das Material ein Zeugnis für das<br />
Schulwesen der damaligen Zeit im<br />
Allgemeinen dar.<br />
Deutlich und überzeugend zeigt der<br />
Autor die Gründe auf, die Storm<br />
zum Schreiben brachten. Eversberg<br />
beschreibt hierzu die höhere soziale<br />
Bedeutung des Geschriebenen in<br />
einer „Zeit des Briefes“ gegenüber<br />
der heutigen von flüchtigen Medien<br />
geprägten. Er hebt auch hervor,<br />
dass die bürgerlichen Elternhäuser<br />
bei ihren Kindern notwendigerweise<br />
selbst für einen gewissen<br />
Bildungsstandard sorgen mussten,<br />
wollten sie den Nachwuchs in<br />
die höhere schulische Ausbildung<br />
schicken. Storms Sozialisation in<br />
der bürgerlichen Welt hat seine<br />
Entwicklung forciert. So erscheint<br />
er uns bald nicht mehr bloß als ein<br />
unpersönlicher Genius auf dem<br />
Olymp der Erzählkunst, der seine<br />
Fertigkeit in der Abgeschiedenheit<br />
seiner undurchsichtigen Welt zur<br />
Könnerschaft entwickelte.<br />
Deutlich wird auch, warum Gerd<br />
Eversberg diese Arbeit vorlegt:<br />
Die herbe Kritik Storms an seiner<br />
eigenen frühen Lyrik, die er als<br />
inhaltslos empfand, seine Distanzierung<br />
von all seinen frühreifen<br />
poetischen Werken, kann der Leser<br />
wohl ebenso wenig guten Gewissens<br />
unterstützen, wie der Autor<br />
dieses Werkes selbst. Im Gegenteil<br />
ist man geneigt, Storms Einschätzung<br />
seines eigenen Jugendwerkes<br />
als übertrieben einzuschätzen.<br />
Doch kann man bei der Lektüre<br />
dieses Buches bald die Meisterschaft<br />
erahnen, die Storm erreicht<br />
hat und damit den Grund für sein<br />
krasses Urteil. Es ist die Meisterschaft,<br />
die ihn so streng die eigenen<br />
frühen Leistungen beurteilen ließ.<br />
Wir haben in diesem Buch eine<br />
ausgezeichnete Darstellung des<br />
jugendlichen Storm als Wesen in<br />
der Gesellschaft, dargestellt in seinen<br />
eigenen Werken und Worten.<br />
Der Arbeit Gerd Eversbergs ist es<br />
zu verdanken, dass wir einen besonderen<br />
Einblick in die Seele des<br />
jungen Dichters erhalten, der in<br />
der Dämmerung seiner mystischen<br />
Welt sich nie als Mensch unter<br />
Menschen ausgeleuchtet hat. Dies<br />
ist nun bemerkenswert klar und<br />
überzeugend gelungen.<br />
Björn Ketelsen<br />
studiert in Flensburg. Die Rezension<br />
entstand im Rahmen eines Kolloquiums<br />
am Friesischen Seminar.<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 29
Sylter<br />
Originale<br />
Ein liebevoll gemachtes kleines<br />
Werk lädt zum Schmökern und<br />
zum Entdecken ein:<br />
Frank Deppe: Sylter Originale. 64 S.<br />
4,90 Euro. Die kleine Sylt-Edition<br />
im Selbstverlag des Verfassers, Sylt<br />
2006.<br />
Kurzporträts von Menschen werden<br />
geboten, die auf Sylt jeweils<br />
eine besondere Wirkung entfaltet<br />
haben. Es sind dies der Pädagoge<br />
Dr. Knud Ahlborn, der Seemann<br />
Carl Christiansen, der Tourismus-<br />
Pionier Wulf Manne Decker, der<br />
Walfänger Peter Eschels, der in<br />
die muslimische Sklaverei geratene<br />
Seefahrer Andreas Frödden,<br />
die Tänzerinnen Valeska Gert<br />
und Gret Palucca, der Flieger<br />
Wolfgang von Gronau, der Auswanderer-Kapitän<br />
Dirk Meinerts<br />
Hahn, der Kommandeur Lorens<br />
de Hahn, der Chronist Christian<br />
Peter Hansen, die Rantumer Friesin<br />
Merret Lassen, der Schriftsteller<br />
und Bildhauer Boy Lornsen,<br />
der Vorkämpfer der bürgerlichen<br />
Verfassung Uwe Jens Lornsen, der<br />
Landschaftsarzt Dr. Paul Nicolas,<br />
der Schiffer Thomas Selmer, die<br />
Wirtin von Haus Kliffende Clara<br />
Tiedemann sowie die Maler<br />
Andreas Dirks, Siegward Sprotte<br />
und Magnus Weidemann. In<br />
den kurzen Lebensläufen aus vier<br />
Jahrhunderten spiegelt sich auch<br />
jeweils eine Facette des Insellebens.<br />
Entstanden ist ein hübsches<br />
und nützliches Sylt-Büchlein. fp<br />
Städte in den<br />
Frieslanden<br />
Wer in Nordfriesland kennt<br />
ostfriesische Städte, etwa Leer,<br />
Aurich oder Norden, wer gar<br />
westfriesische Städte, etwa<br />
Snits/Sneek, Frjentsjer/Franeker<br />
oder Boalsert/Bolsward? Viele<br />
Ostfriesen werden von Hylpen/<br />
Hindeloopen bisher kaum etwas<br />
gehört haben, und die meisten<br />
Westfriesen wissen wohl wenig<br />
über Bredstedt, Husum oder<br />
Niebüll. Bei seinem 5. Historiker-Treffen<br />
nahm das Bredstedter<br />
<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong> Geschichte<br />
und Bedeutung der Städte für die<br />
Frieslande erstmals übergreifend<br />
in den Blick. Die Vorträge sind<br />
nachzulesen in dem Band:<br />
Fiete Pingel und Thomas Steensen<br />
(Hrsg.): Städte in den Frieslanden.<br />
Beiträge vom 5. Historiker-Treffen<br />
des <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>. 96 S. 7,80<br />
Euro. Verlag <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>,<br />
Bräist/Bredstedt 2006.<br />
Die Entwicklung der westfriesischen<br />
Städte beschreibt Dr. Rolf<br />
van der Woude von der Universität<br />
Amsterdam. Dr. Hajo van Lengen,<br />
früherer langjähriger Direktor der<br />
Ostfriesischen Landschaft, Aurich,<br />
stellt die Städte in Ostfriesland<br />
dar. Der Geschichtsforscher<br />
Albert Panten aus Niebüll schreibt<br />
über „Nordfriesland – (k)eine<br />
Städtelandschaft?“ Den einzelnen<br />
Städten sind zudem Kurzporträts<br />
gewidmet.<br />
In den Frieslanden zeigte sich die<br />
gesellschaftliche und politische<br />
Gestaltungskraft, die andernorts<br />
in den Städten zu finden war, vor<br />
allem in den ländlichen Marschgemeinden,<br />
so Prof. Dr. Thomas<br />
Steensen in seinem Vorwort.<br />
Städte hatten als wirtschaftliche<br />
und kulturelle Zentren<br />
gleichwohl auch für die ländlich<br />
geprägten Küstenregionen der<br />
Frieslande eine erhebliche Bedeutung.<br />
Es ist, so schließt er,<br />
viel von der Zusammenarbeit<br />
im Ostseeraum die Rede, von<br />
einer Wiederbelebung alter Verbindungen<br />
der Hanse, von einer<br />
‚Ars Baltica‘. „Vielleicht können<br />
die interfriesischen Historiker-<br />
Treffen den Blick darauf lenken<br />
helfen, dass es auch so etwas gab<br />
und gibt wie eine ‚Ars Frisica‘,<br />
dass die friesischen Verbindungen<br />
im Nordseeraum sogar älter sind<br />
als die der Hanse und auch in unserer<br />
Gegenwart ihre Bedeutung<br />
haben können.“<br />
NfI<br />
Reaktionen<br />
Amt Südtondern<br />
Ich vermisse im Heft 156 eine<br />
Meldung oder einen Kommentar<br />
zur Bildung des Amtes Südtondern!<br />
Ist das so unwichtig? Wenn<br />
sich über 30 Gemeinden im<br />
nördlichen Nordfriesland für ein<br />
Großamt Südtondern entscheiden?<br />
Nichts gegen einen Artikel<br />
über Stiftungen, nichts gegen eine<br />
Notiz über eine Altareinweihung in<br />
Mildstedt!! Aber keine Notiz über<br />
eine Verwaltungszusammenlegung,<br />
die fast 40 000 Menschen betrifft?<br />
Ich hätte nicht gedacht, dass nordfriesische<br />
Kultur so weltfremd sein<br />
kann, d. h. ihre Träger, die Friesen<br />
selber sind es nicht.<br />
Ursprünglich war ja die kleine<br />
Lösung (Amt Karrharde und Gemeinde<br />
Leck) beabsichtigt und<br />
galt als erste Wahl. Jedoch stellte<br />
sich im Lauf der Verhandlungen<br />
(an denen ich nicht teilnahm,<br />
aber als Gemeindevertreter Lecks<br />
immer informiert war) heraus, dass<br />
abgesehen von leider aufgetretenen<br />
persönlichen Differenzen das gegenseitige<br />
Verständnis für die spezifischen<br />
Probleme einer dörflichen<br />
Gemeinde und einer Gemeinde<br />
wie Leck fehlte. Insofern war die<br />
Bildung eines Amtes Südtondern,<br />
in dem mit Niebüll eine Gemeinde<br />
mit gleicher Struktur sich befinden<br />
würde, für die Gemeinde Leck<br />
doch die bessere Alternative. In<br />
den gemeinsamen Sitzungen der<br />
ehrenamtlichen Mitglieder des<br />
Amtsausschusses und der Gemeindevertreter<br />
Lecks wurde das besonders<br />
deutlich. Aber genug von der<br />
Vergangenheit.<br />
Mit dem neuen Amt Südtondern<br />
ist eine Verwaltungseinheit<br />
aufgestellt worden, die im Kreis<br />
Nordfriesland und einer zukünftig<br />
gebildeten großen Verwaltung Be-<br />
30 Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007
stand haben wird. So können von<br />
dem Amt Aufgaben übernommen<br />
werden, die bisher noch beim<br />
Kreis angesiedelt sind. Und die<br />
angeblich nicht mehr vorhandene<br />
Bürgernähe? Es wird weiterhin in<br />
Leck ein Bürgerbüro geben, wie<br />
auch in Risum-Lindholm und<br />
Süderlügum. Auch wird viel vom<br />
häuslichen Schreibtisch per E-Mail<br />
erledigt werden können, wie bei<br />
den dänischen Nachbarn. Außerdem:<br />
Ist der Kreis Nordfriesland<br />
wirklich so viel näher am Bürger?<br />
Für Husum und Umgebung<br />
vielleicht, aber für die Bewohner<br />
aus dem nördlichen Kreisgebiet<br />
ist immer eine gute halbe Stunde<br />
Autofahrt einzurechnen.<br />
Noch eine weitere Frage: Ist der<br />
Kreis Nordfriesland wirklich<br />
emotional so tief in der Bevölkerung<br />
verankert, wie es jetzt von<br />
interessierter Seite dargestellt wird?<br />
Für mich als „Südtonderaner“ liegt<br />
Flensburg näher und ist die Arlau<br />
eine fast echte Grenze, nicht nur die<br />
Grenze zwischen dem Witten und<br />
Geelen Köm. Entscheidend sollten<br />
nicht die Emotionen und Ängste<br />
um Posten und Pöstchen sein, sondern<br />
die Effizienz der Verwaltung.<br />
Und da muss ich zugeben, macht<br />
der Kreis gute Arbeit. Aber kann er<br />
diese auch noch leisten, wenn die<br />
Landesverwaltung neu strukturiert<br />
wird und damit neue Aufgaben auf<br />
ihn zukommen? Auch sollten sich<br />
alle darüber klar sein, dass der Kreis<br />
Nordfriesland nur eine Verwaltung<br />
ist und keine Herzenssache sein<br />
kann. Und an Verwaltungen kann<br />
ich mich nicht mit Gefühlen binden,<br />
an Heimat schon.<br />
Wolfgang Schumann<br />
Bahnhofstr. 19, 25917 Leck, NF<br />
Anmerkung der Redaktion: Die<br />
Verwaltungsreform liegt als Thema<br />
für NORDFRIESLAND auf der Hand<br />
(vgl. etwa den Kommentar „Die<br />
Ämter und die Kultur“ in Heft<br />
153.) Sie wird, sobald das Gesamtbild<br />
sich klarer abzeichnet, im<br />
Überblick behandelt werden. Red.<br />
NORDFRIESLAND<br />
Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2006 Hefte 153-156<br />
Arfsten, Antje: FUEV-kongres uun Bautzen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 154 4<br />
– / Birgit Kellner: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) . . . . . . . . 155 4<br />
– / Harry Kunz: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 8<br />
Bieber, Ada: Vom Lieben und vom Dichten (Bücher) . . . . . . . . . . . . . 154 29<br />
– Eine phantastische Geburtstagsfeier iip Lun. Erinnerung an James Krüss155 22<br />
Carstens, Uwe: Der Begründer der Soziologie und ein aufrechter Mensch.<br />
Zur Einweihung des Ferdinand-Tönnies-Denkmals in Husum . . . . 153 20<br />
Christiansen, Ilse Johanna / Fiete Pingel:<br />
Zum Tode von Berend Harke Feddersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />
Cyriacks, Hartmut: Een Stück vun‘t Glück (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />
Duerr, Hans Peter: Verfluchtes Rungholt (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />
Hansen, Freya Marietta: Heimat und Welt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />
Harms, Lars: En fraschen ouer normåål nul (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . 153 26<br />
Haug, Karin: Zwischen den Stühlen? Arbeit und Perspektiven<br />
der Söl’ring Foriining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 13<br />
Herrmannsen, Thea: Wüstedrååwen önj Ååstfraschlönj (Chronik) . . . . . 156 7<br />
Huisman, Kerst: „Friesische Fernsichten“:<br />
Bonifatius stirbt wöchentlich. Brief aus Fryslân (Chronik) . . . . . . . 156 6<br />
Johnsen, Bjarne: Schöne Kirchen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />
Joldrichsen, Anke: Pidder Lüng lebt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 30<br />
– Inselklang (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />
– Boole än swåmpe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />
Kahl, Thora: Besäk önjt eenhärnge (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . 156 28<br />
Karstensen, Astrid: Fiede Kays bekannteste Lieder (CDs) . . . . . . . . . . . 155 26<br />
Kayenburg, Martin: Kulturlandschaft (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . 153 31<br />
– Mare Frisicum. Perspektiven der Nordseekooperation . . . . . . . . . . . 154 18<br />
Kellner, Birgit / Antje Arfsten: Erk-Uwe Schrahé es 75 uuren (Chronik) 155 4<br />
Kooistra, Henry: Gipslin – Kipseln (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 32<br />
Kühn, Hans Joachim: Rote Karte für Professor Duerr (Reaktionen) . . . . 155 30<br />
Kühnast, Gerd / Marie Tångeberg / Thomas Steensen: „Dü hääst ma<br />
brök’de blaie schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . 154 8<br />
Kunz, Harry: Uwe Jens Lornsen: Schicksal und politische Impulse (Chronik)153 6<br />
– Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 9<br />
– Künstlerinsel Sylt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />
– Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 7<br />
– Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 10<br />
– Föhrer Lebensläufe (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 25<br />
– Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 9<br />
– Jahrbuch 2006/2007 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />
– / Antje Arfsten: At iarst pokaal-gipslin faan Nuurdfresklun (Chronik) 155 8<br />
Meyer, Anna-Julia: Det Odyssee faan Kreta (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . 154 28<br />
Nissen, Peter: Es rapst so schön (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 27<br />
<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>: Im Zeichen einer neuen Zeit (Bücher) . . . . . . . . . 153 30<br />
– Andreas Busch (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 30<br />
– EU-Konferenz „Regional- und Minderheitensprachen“ in Brüssel (Chronik)154 5<br />
– Die Frieslande (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />
– Kurt Hamer und die Nordfriesen (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />
– Schloss Axendorf (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 31<br />
Panten, Albert: Niemand kennt sein Grab, doch jeder seine Karten.<br />
Kartograph Johannes Mejer – geboren 1606 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 20<br />
Pauseback, Paul-Heinz: Deichhotel speziell (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . 153 28<br />
Penno-Burmeister, Karin: Hier haben Menschen einen Namen ...<br />
Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund . . . . . . . . . . . . . 156 17<br />
Petersen, Adeline: Naischöspel rangt nü uk ääw freesk . . . . . . . . . . . . . 155 12<br />
Piening, Holger: Die Ämterreform und die Kultur (Reaktionen) . . . . . 154 31<br />
Pingel, Fiete: Offene Türen in einen offenen Raum.<br />
Interfriesischer Kongress 2006 in Leck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 11<br />
– Nolde lebt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8<br />
Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 31
– Die Töchter von Friedrichsholm (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 26<br />
– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />
– Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8; 156 8<br />
– The Language is the Landscape. European Minority Film Festival 2006 156 22<br />
– Thomsens von Rückenstadt (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />
– Nordfriesland seit 1918 (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />
– /Ilse Johanna Christiansen: Zum Tode von Berend Harke Feddersen<br />
(Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />
Redaktion: Biike-Empfang 2006 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 3<br />
– 500 mal Der Helgoländer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />
– 100 Jahre Maria Leitgeber-Dähn (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />
– Neuer Minderheitenbeauftragter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 7<br />
– Sprachwissenschaftlerinnen neu in Flensburg und Bredstedt (Chronik) .153 7<br />
– Harrings Werke (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 28<br />
– Dreimal geboren (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .153 29<br />
– <strong>Nordfriisk</strong> Radio startet durch (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 5<br />
– Jurij Brězan † . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 5<br />
– Mehrsprachen-Sängerfest (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7<br />
– Friesisch an den Hochschulen (Chronik) . . . . . . . . . . . . 153 10; 155 7<br />
– Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 6; 155 8<br />
– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 28<br />
– Institutsbeirat: Kreis Nordfriesland soll bleiben (Kommentar) . . . . . 156 2<br />
– Pfingsttreffen am Upstalsboom (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5<br />
– Dåt teema wus „Besäk“. Ferteel iinjsen! 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 27<br />
– Sölring Uurterbök (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 30<br />
Reil, Matthias: Heimat Nordfriesland (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 30<br />
Reschenberg, Ingrid: Helgoland-Autorin (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . 156 30<br />
Roeloffs, Erk: Rover Arvestens Grabstein (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 156 7<br />
Schmidt, Erich: Schlüttsiel (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 32<br />
Steensen, Thomas: Die Ämter und die Kultur (Kommentar) . . . . . . . . 153 2<br />
– Briefmarke: 50 Jahre Friesenrat (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 4<br />
– Erich Hoffmann † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />
– Zum Tod von Harald Voigt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5<br />
– Gruten san for da latje spräke. Adeline Petersen as nü oon ränte . . . 153 23<br />
– Di bååle as trin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 2<br />
– Kulturpreis für Detlef F. Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 3<br />
– Alwin Pflüger † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 4<br />
– Rungholt zwischen archäologischer Forschung<br />
und Sensations-Publizistik. Ein Gespräch mit Hans Joachim Kühn . 154 24<br />
– Vor 80 Jahren – und heute (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 2<br />
– Der Kreis schützt das Friesische (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 3<br />
– We tånke am Johann Mikkelsen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />
– Nils Århammar wurde 75 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 6<br />
– Hinweise (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 27<br />
– Abschied von Markus Petersen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 3<br />
– gründen, einsetzen, bauen, fördern, helfen, unterstützen.<br />
Stifterland Nordfriesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 11<br />
– / Gerd Kühnast / Marie Tångeberg: „Dü hääst ma brök’de blaie<br />
schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 8<br />
Steiner, Friederike: „Nordisches“ Denken oder politische Naivität?<br />
Emil Nolde und der Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 11<br />
Tadsen, Christina: Lasmootefersoomling foon e Friisk Foriining (Chronik) 154 6<br />
– Zum 75. Geburtstag von Bo Sjölin (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 4<br />
– Friesische Krimis (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 31<br />
Tångeberg, Marie: Johann Mikkelsen † (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . 155 5<br />
– / Gerd Kühnast / Thomas Steensen: „Dü hääst ma brök’de blaie<br />
schraawen“. Zum Tode von Margareta Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . 154 8<br />
Tholund, Jakob: Friesenblut (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 28<br />
Volquardsen, Sönnich: Knud Rasmussen (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . 154 32<br />
– Wasserversorgung Drei Harden (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 27<br />
Wedemeyer, Manfred: Zeit am Meer – Eine Künstlerfreundschaft auf<br />
Sylt. Erinnerungen an Margarete Boie und Helene Varges . . . . . . . . . 156 24<br />
Herausgegeben vom<br />
<strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />
Redaktion:<br />
Peter Nissen, Fiete Pingel,<br />
Thomas Steensen<br />
Schlusskorrektur: Harry Kunz<br />
Verlag: <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>,<br />
Süderstr. 30,<br />
D-25821 Bräist/Bredstedt, NF,<br />
Tel. 04671/60120,<br />
Fax 04671/1333,<br />
E-Mail:<br />
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und Verlagsgesellschaft,<br />
D-25813 Hüsem/Husum, NF.<br />
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ISSN 0029-1196