BERGKNAPPE 102 - Bergbau Silberberg
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Schwaz, Jenbach und Rattenberg getragen oder gefahren<br />
werden, was die Frachtkosten noch mehr verteuerte.<br />
Die Erzfuhrleute waren dann entsprechend<br />
länger unterwegs.<br />
Die Gesamtdistanz von S-charl nach Innsbruck resp.<br />
Hall beträgt gut 160 km, eine Strecke die nicht unter<br />
5 Tagen zu bewältigen war. Die Tagesleistung betrug,<br />
bei einer täglichen Wegzeit von 7-8 Std. ca. 30-<br />
35 km. Die Etappenorte waren Nauders, Landeck,<br />
Telfs und Innsbruck. Die Säumer machten meist in<br />
den gleichen Wirtshäusern Rast, wo meistens auch<br />
Susten mit Stallungen für die Tragtiere vorhanden,<br />
und so auch Pferdewechsel möglich waren.<br />
Die Säumer waren an der Wirtschaft des Landes<br />
massgeblich beteiligt, und somit unentbehrlich.<br />
Nebst den Erztransporten mussten sie den hochgelegenen<br />
<strong>Bergbau</strong>, dessen Umgebung längst abgeholzt<br />
war, mit Holz, Grubenholz, Holzkohle und sonstigem<br />
Bedarf, wie Beleuchtungsmaterial (Unschlitt),<br />
Abb. 10 Handelszug mit Tragtieren (Saumpferden)<br />
versorgen. Andererseits sollten sie gleichzeitig auch<br />
Wein, Korn und andere Grundnahrungsmittel von<br />
den Märkten nach S-charl transportieren. Beides war<br />
wichtig und dringlich.<br />
Die Erzsamer waren stets für mehrere Jahre vertraglich<br />
verpflichtet, die Beförderung des Erzes durchzuführen.<br />
Dafür wurden sie von den Gewerken entlohnt.<br />
Ausserdem hatten sie Weiderechte für ihre<br />
Pferde (Alp Plazèr) und konnten Salz aus dem Haller<br />
Pfannhaus beziehen.<br />
Auf ihre Bitten beauftragten Regierung und Kammer<br />
am 8. März 1548 den Salzmair im Hall:<br />
“ ...künftig diese Fuhrleute mit und neben dergleichen<br />
Personen, die beim Transport von Gütern gebraucht<br />
werden, aus denen die Majestät Nutzen<br />
zieht, gegen gebührende Bezahlung mit Salz zu versorgen”.<br />
Die Samer und Fuhrleute wollten aber auch nicht<br />
leer in ihre Heimatorte zurückziehen. Meistens kauften<br />
sie deshalb nach der Ablieferung des Erzes in<br />
den am Inn gelegenen Haller Erzkasten im Pfannhausamt<br />
minderwertiges Salz (Schludersalz), das sie<br />
zuhause dann weiter verkauften. Diese freiwillig auf<br />
sich genommene Gegenfracht brachte einen zusätzlichen<br />
Verdienst ein.<br />
6.2 Münzstätte Hall<br />
Die Münzreform durch Herzog – seit 1477<br />
»Erz«herzog – Sigmund hängt mit der rasch zunehmenden<br />
Silberproduktion zusammen, die schon um<br />
1450 das bisherige mittelalterliche Wirtschaftsgefüge<br />
durchbrochen hatte. Besonders Schwaz nahm unglaublichen<br />
Aufschwung. Der Landesfürst war ja Inhaber<br />
des Bergregals, deshalb konnte er es auch<br />
durchsetzen, dass die Gewerken das gesamte Silber<br />
ihm gegen einen günstigen Preis ablieferten. Ein<br />
grosser Teil des Edelmetalles, das Sigmund jährlich<br />
zur Verfügung stand, musste zwar zur Abzahlung<br />
von Darlehen dienen, die Augsburger und Wasserburger<br />
Handelsgesellschaften u. a. zur Bestreitung<br />
der aufwendigen Hofhaltung gegeben hatten. Die<br />
Rückzahlung erfolgte in Barrensilber, aber auch<br />
gemünzt. Die Verlegung der landesfürstlichen Münzstätte<br />
von Meran (alte Landeshaupstadt Tirols) nach<br />
Hall ins Inntal geschah nicht zufällig. Als Kopfstation<br />
der Inn schiffahrt, damit bedeutender Warenum-<br />
Bergknappe 1/2003 Seite 34