Mondo-VisionBei „Killer is Dead“ metzelt mansich durch einzigartiges Designund starrt <strong>auf</strong> BrüsteDer Name unseres Antihelden lautet Mondo Zappa. Er hatein vampirisches Samuraischwert, also eines, das Blut süppelt.Und einen linken Arm, eine Art Cyborg-Protese, dersich in allerlei Mordgerät verwandeln lässt. Das klingt ziemlichabsurd? Auch nicht absurder als eine Cheerleaderin, diemit pinker Kettensäge Zombies jagt und den Kopf ihres untotenLoversneckischamRöckchenträgt.MitsolchenAnblickenund CharakterenmüssenZocker rechnen,wenn sie zueinem Spiel derjapanischen EntwicklerlegendeGoichi Suda, besserbekannt alsSuda 51, greifen.Und auchKiller is dead, der dritte Teil von Sudas 51s Trilogie um seltsameAttentäter und ihre noch seltsameren Aufträge, bildetda keine Ausnahme und entzieht sich zumindest designtechnischjeder Schublade. Abgedrehter Anime trifft <strong>auf</strong> äh ...noch mehr Anime und eine Prise David Lynch sowie Tarantinosalte „A Band Apart“-Zeiten. In einer krawallig-pastellfarbenenZukunft, in der keine Primärfarben existieren, verschlägtes Mondo als Henker im Auftrag seiner Firma <strong>auf</strong> dieJagd nach allerlei Mordgesindel. Dabei besucht er so illustreOrte wie das irrsinnige Escher-Haus von Alice im Wunderland(die unter multipler Persönlichkeitsstörung leidet) odereine Jugendstilvilla <strong>auf</strong> dem Mond. Keine Raumkolonie odersowas, sondern eine Villa, mitten im grauen Staub. Wirschlachten uns in erprobter Hack-and-Slay-Manier durchHorden marionettenartiger Gegner und steigern durch derenvergossenes Blut unsere Spielwerte. Dann und wann enthauptenoder spalten wir auch mal wen per Spezialangriff.Um Mondos Cyberarm zu pimpen, absolvieren wir zwischenden Missionen ein typisch japanisches Gigolo-Spiel, bei demwir semi-willige Damen um den Finger wickeln und ihnenabwechselnd so lange <strong>auf</strong> Hupen und Augen stieren, bis siemit uns in die Kiste hüpfen. Seltsam-fremdschämig. UntermStrich bleibt so ein spieltechnisch schnörkelloses Actionspielmit einzigartig-genialem Design, das sich kein Fan des abgedrehtenKultentwicklers entgehen lassen sollte.Call-of-Duty-Ledernacken und andere, für die Videospielgleichbedeutend mit „Westen“ ist, machen eher einen großenBogen. (entwickelt von Grasshopper Manufacture, Vertriebvon Deep Silver. Auf PS3 (gespielt), Xbox360.) /// -bet-SPIELPLATZVierKnöpfeDer un<strong>auf</strong>fällige Überflieger der Saison kommtmit den Cursor-Tasten aus, um seine einfacheIdee in altmodischem 2D hervorragend umzusetzen.Der Spieler wird als einsames Elementarwesenin eine Schattenriss-Welt geworfen undschwebt als Seifenblase frei im Wind, mit leichterSparsam undAbwärtstendenz. Anfangs muss er nur dar<strong>auf</strong>achten, nicht mit Felsen zu kollidieren oder <strong>auf</strong> wunderschön:den Boden zu prallen. Einfach den Up-Pfeil drücken,und es geht ein Stück nach oben. Bald müs-»Element4l«sen wir das zweite Element „Eis“ finden, dannkann unser Wesen mit dem Links-Pfeil ein Eisblock werden, der Felskontakteschadlos übersteht und <strong>auf</strong> schiefen Ebenen ganz gewaltigRutschfahrt <strong>auf</strong>nimmt. Allerdings verträgt er Lava-Seen ebensowenig wie die Seifenblase.Durch geschicktes Hin- und Herverwandeln juckeln wir zu stimmungsvoller Minimal-Musicvon Mind Tree durch zunehmend vertracktere Labyrinthe, lassen uns hiervon Feuerschloten hoch blasen, gleiten dort als Eiswürfel auch mal an der Decke langund sind dann reif für die die fortgeschrittenen Elemente: Als Feuerball puffen wir mitdem Rechts-Pfeil ein bisschen indie Endlos-Scroll-Richtung, alsStein stürzen wir mit demDown-Pfeil rasant nach unten.Aber Obacht, alle Verwandlungenkosten Energie, die sich nurlangsam wieder <strong>auf</strong>baut. Als Hilfekann man einen Ghost <strong>auf</strong> denPlan rufen, der einem einen sinnvollenElement-Mix sozusagenvorturnt. Trotzdem wird unserarmer Elementar sicher öftermal schmelzen, zerplatzen, oderohne Schwung irgendwo liegen bleiben. Dann geht es zurück zu einem fairenAutosave-Checkpoint. Die 16 Level des Grundspiels werden schnell schwieriger und beschäftigenfür gut sechs Stunden. Wer sich dann als Super-Elementar fühlt, kann in denRace-Modus schalten und einzelne Abschnitte <strong>auf</strong> Zeit knacken. Und sich online viaSteam mit Schnellwandlern weltweit messen. Besser als für diesen Indie-Titel kann manacht Euro zur Zeit nicht anlegen. (für PC, I-llusions) /// –w-Schläge,Schläge,SchlägeCastlevania bietetPrügel-Adventure<strong>auf</strong> hohem NiveauNach etwa einem Dutzend Teilen <strong>auf</strong> der Konsole ist GabrielBelmont nun <strong>auf</strong> dem PC angekommen, was dem unglücklichenHelden einige neue Gefolgsleute zuführen dürfte.Vor allem wohl solche, denen sich eisern durch Gegner-Hordenkämpfende Recken bisher zu kompliziert zusteuern waren. Die im Ausrüstungs-Overkill gerne malSchwert und Riechfläschchen verwechselten oder beimKombo-Konstruieren Springen, Ducken, Blocken und Wegl<strong>auf</strong>enin der falschen Reihenfolge anwählten. Hier kriegenwir endlich mal ein übersichtliches und ordentlich währendder ersten Schlachten gegen anstürmende Unholde erklärtesKampfsystem, das sich auch <strong>auf</strong> der PC-Tastatur bald beherrschenlässt. Für die Atmosphäre sorgen sonor von Patrick „Picard“Stewart vorgetragene Einleitungen zu den Levels, deren deutscher Text dazu überden Bildschirm scrollt. Und damit nicht alles nur Hauen und Stechen und die richtige Waffefür den passenden Gegner Auswählen ist, gibt es ein paar Rätsel unterwegs und einigeFree-Climbing-Passagen. Spätestens da will man ein Gamepad an den PC stöpseln. Aber dasist Kleinkram. Vor allem sieht CLOS sehr gut aus, ja protzt geradezu mit seiner Vielzahl anMonstern, Vampiren, Wargen,Titanen und riesenhaftenBoss-Gegnern. Da macht es fastgar nichts, dass unser bleicherHeld eigentlich gar keine Motivationmitgeliefert kriegt. Diefeste Kamera zeigt meist eh unmissverständlich,wo der nächsteGegner ist. (Castlevania –Lords Of Shadow (Ultimate Editon).Für PC. Konami / MercurySteam.Verlangt Steam-Anmeldung.)/// -w-<strong>22</strong> ULTIMO
COMICSDas Leben des Journalisten Brás de Olivia Domingos berührt immer wieder den Bereich desPhantastischen, wobei eine geflutete Küche noch zu den harmloseren Ereignissen in Daytripperzählt. Fábio Moon (Text) und Gabriel Bá (Zeichnungen) lassen ihren Helden zumBeispiel immer wieder sterben, oft in jenen Momenten, in denen Brás meint, jetzt endlichden Sinn des Lebens entdeckt zu haben. Das erzeugt eine wunderbar verschachtelte Biographie,die trotz der vielen Tode des Helden ein vernünftiges Ganzes ergibt. Und vor allem inden Zeichnungen Bás herrscht selbst in düsteren Momenten eine Leichtigkeit, wie man sieselten zu sehen bekommt. Sein Hang zu ausdrucksstarken Perspektiven (wie im Bild) undgedeckten Farben unterstreicht Melancholie und Frohsinn einer eigentlich ganz und gargewöhnlichen Lebensgeschichte, in der Brás liebt und gewinnt stirbt und verliert und wiederliebt. Dass Moon die Geschichte dabei nicht chronologisch erzählt, sondern in den Lebensalternhin und her springt, kommt in diesem Fall dem leicht fantastischen Tonfall derGeschichte zugute. Von den brasilianischen Zwillingsbrüdern Moon und Bá würde man gernemehr zu sehen bekommen; von Bá liegen immerhin zwei Bände seiner schön verschrobenen„Umbrella Academy“ vor. (Panini, Stuttgart 2013, 256 SD., HC, 24,99) /// -aco-„MyJoy“ ist „der letzte Ort in der Galaxis, wo manSpaß haben kann“: Eine 300.000 Hektar großeStadt, wo der Besucher aus 400.000 Kostümen wählenkann, um ein Live-Rollenspiel zu erleben. Indiesem seltsamerweise eher düster wirkenden Vergnügungsgigantenbeginnt der etwas tölpelige undübergewichtige Zach seine Ausbildung als Polizist.Aber in einer Welt, in der alles Spiel und Spaßwird, sieht auch die Verbrechensbekämpfung etwasanders aus. Die Zeichnungen von Roberto Ricciverbeugen sich vor Ridley Scotts „Blade Runner“und entfalten sofort eine tiefe, genreuntypischeTraurigkeit, die zu den schrillen Avataren von „MyJoy“ (einegroßbusige A.L.I.C.E. erklärt <strong>auf</strong> allen Monitoren der Stadt,was gerade wichtig ist) einen scharfen Kontrast bildet. LucIm dritten Band der Reihe Steam Noir –Das Kupferherz ist es soweit, der BizarromantHeinrich Lerchenwald findet mit Hilfeeines Wiedergängers die kleine Lisa undmit ihr das geheimnisvolle Kupferherz. Esübertrifft die Erwartungen bei weitem,kann es doch Menschen auch über ihrenTod hinaus im Diesseits halten. Lerchenwaldwill mit dem Kupferherz seinen sterbendenSohn retten. Der Konstrukteur desHerzens, der Wiedergänger und das Militärhaben jedoch eigene Pläne. Auch dieserBand bietet wieder düsteren Steampunk.Verena Klinke lässt die Figuren mehr reden,das aber <strong>auf</strong> einem geistreichen Niveaumit passendem altmodischen Vokabular.Daneben wird man in neue Teile von Aurich geführt. Die Zeichnungen von Felix Mertikatbringen wie bisher die düstere Atmosphäre gut zum Ausdruck. Als Bonus gibt es Skizzenmit Anmerkungen. (Cross Cult by Amigo, Ludwigsburg 2012, 64 S., HC, 16,80) /// -ok-Brunschwig tastet sich mit seiner Story in Urban 1: DieSpielregeln vorsichtig an eine Welt heran, die uns jetzt schonAngst macht. (Splitter, Bielefeld 2013, 56 S., HC, 13,80) /// -aco-Der Mann mit der Mundharmonika ist da! Wirklich neu an demneuen Zombie-Epos KeyofZist nur die Idee, dass man die schlurfendenFleischträgermitderMusikeiner Mundharmonikabegeisternund wieeinst der Rattenfängervon Hamelnseine Kinderhinter sichher marschierenlassen kann. Ansonstenwundertmansichlangsamüberdie nicht enden wollendeZombie-Welle, zumalClaudio Sanchez undChondra Echert nichtsNeues beizutragen haben(ihre Story ist einelange, dünne Rachegeschichte)und Aaron Kuder(Zeichnungen) auchkeine neuen Bilder zurApokalypse beisteuernkann. Die spielt hier inNew York und beziehteinige bekannte Schauplätzeins Geschehen mit ein; aber das war´s dann auch. (Cross Cult beiAmigo, Ludwigsburg 2013, 128 S., HC, 18,-) /// -aco-ULTIMO 23