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Chefetage Führung will gelernt sein - KV Schweiz

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Antoinette Hunziker-Ebneter (52) ist CEO und Gründungspartnerin vonForma Futura Invest AG, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Fokusauf Anlagen, die finanziell solid sind und eine nachhaltige Lebensqualitätfördern. Sie verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche.Bis 2005 war sie bei der Bank Bär Leiterin der Handelsabteilung undMitglied der Konzernleitung. Davor war sie Chefin der <strong>Schweiz</strong>er Börse.Sie studierte an der Universität St. Gallen Betriebswirtschaft.13vaten Haushalte, hohes Bildungsniveau,Attraktivität für hochqualifizierte Arbeitnehmende.Ausserdem wirken sich politischeStabilität, Rechtssicherheit sowiedie Verlässlichkeit der staatlichen Organepositiv auf den Finanzplatz aus.2008 haben der Bund und die Nationalbankdie UBS gerettet. Kürzlich wurdebekannt, dass sich die Hilfsaktion in einGeschäft verwandelt hat. Ist das überraschend?Die Hilfsaktion war mit grossen Risikenfür die Steuerzahler verbunden. Mankann sie vergleichen mit einer Wette, dasssich die Lage auf den Märkten über dieJahre wieder stabilisieren wird, denn wissenkonnte es niemand. Zum Glück ist esgut herausgekommen. Ich halte es abergrundsätzlich für falsch, wenn andere alsdie Grossbanken selber für ihre unternehmerischenRisiken aufkommen müssen.Sind die Voraussetzungen erfüllt, dasssich ein Fall UBS nicht mehr wiederholt?Nein, das denke ich nicht. Die «toobig-to-fail»-Problematikist nicht wirklichgelöst, und die Wahrscheinlichkeit, das<strong>sein</strong>e Grossbank Bankrott gehen könnte,ist zwar gesunken, aber nicht ausgeschlossen.Als Konsequenz aus der Finanzkrisehat man zwar Anstrengungenin Richtung mehr Regulierung unternommen.Die Reformen, die in Basel IIIverabschiedet wurden, haben das Regelwerkum einiges komplexer und umfangreichergemacht. Es umfasst jetzt mehrals 970 Seiten. Eine derart komplexeGrundlage, welche aber kaum umgesetztwerden kann, ist sicher nicht besser als einigeeffektive Regeln, die alle verstehen.Welche zum Beispiel?Eine einfache Regel wäre die Einführungdes Trennbankensystems, also eineTrennung in Investmentbank und Geschäftsbank.Die Investmentbankenmüssten sich dann am Kapitalmarkt refinanzierenund würden einen viel höhe-ren Zinssatz als heute bezahlen, weil siebankintern quersubventioniert werden.Und die Kunden anderseits müssten nichtbefürchten, dass ihre Ersparnisse durchdie Geschäftspraktiken des Investmentbankingsin Mitleidenschaft geratenkönnten.Hat sich seit 2008 etwas in derMentalität verändert?Das Bewusst<strong>sein</strong>, dass das Handelnvon systemrelevanten Banken einenenormen Effekt nicht nur auf die Finanzwirtschaft,sondern auf die Weltwirtschafthaben können, ist bei vielen Menschengrösser geworden. Die negativenAuswirkungen der Handlungen gewisserBanken wie beispielsweise das Eingehenzu grosser Risiken müssen von der ganzenGesellschaft getragen werden, währenddie Gewinne nur unter wenigen aufgeteiltwerden. Dies entspricht wedereiner demokratischen Haltung, noch derüblichen finanztheoretischen Sicht, dassRisiko und Rendite miteinander einhergehensollten.Im Juni wurde die Lex USA vomParlament abgelehnt. Was haltenSie von diesem Entscheid?Grundsätzlich finde ich es richtig,dass jede Bank ihre Probleme selber lösenmuss. Es wäre jedoch vorteilhaft, wennhierzu ein klarer gesetzlicher Rahmen gegebenwürde. Das Nein des Parlamentsführt dazu, dass sich an den geltenden Datenschutzbestimmungenin der <strong>Schweiz</strong>nichts ändert. Der Entscheid könnte den<strong>Schweiz</strong>er Finanzplatz in eine weiterePhase der Unsicherheit führen und dieVereinigten Staaten dazu veranlassen,neue Aktionen gegen <strong>Schweiz</strong>er Bankeneinzuleiten.«Ich halte es für falsch, wenn andere als die Grossbankenfür ihr unternehmerisches Risiko aufkommen müssen.»Momentan sind einzelne Banken daran,Daten an die USA auszuliefern. WelcheSzenarien sind denkbar?Im Fall von Datenlieferungen der einzelnenBanken ohne eine neue Gesetzesgrundlagekönnte es zu Klagen von Kundenkommen. Die Banken könntenallerdings in einer existenzbedrohendenLage Notwehr geltend machen und dieStrafen und Sanktionen würden vermutlicheher moderat ausfallen. Trotzdemsind Einzellösungen, welche sehr heterogenausgestaltet werden können, nicht zubefürworten.Welche Rolle haben dabeidie Regierungen?Die Anstrengungen sollten koordiniertund von den Staaten und Regierungengeführt und abgesegnet werden.Diese übergeordnete Lösung würde sichlangfristig positiv auf die Stabilität undRechtssicherheit auswirken.Das schweizerische Bankgeheimnis istgegenüber ausländischen Steuerbehördenweitgehend wirkungslos geworden.Was bedeutet das für die Arbeitsplätzein den Banken?Es wird bei den Banken in nächsterZeit zum Abbau weiterer Arbeitsplätzekommen. Die Zeiten der grossen Renditenund exorbitanten Boni im Bankgewerbesind vorbei. Leider zieht man es inden Banken oft vor, Arbeitsplätze abzubauenstatt Boni zu streichen.Trifft das hauptsächlich für dieGrossbanken zu?Tendenziell ja, aber das Bonisystemist in dieser Branche weit verbreitet. Die<strong>Führung</strong>sleute in den Banken sollten lernen,sich mit weniger zufrieden zu geben.Und sie sollten bescheidener auftreten,context 8 – 2013

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