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Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen ... - ICOM Österreich

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Überreste ihrer Vorfahren aus dem Bestand der bestehenden Sammlungen in Europaund anderswo zurückzufordern, um sie zu bestatten oder weiter kultisch zu verwahren.Die Grenzen dieses Rechts sind heute nicht eindeutig definiert.Menschliche Überreste und ihre ZuordnungEine wichtige Aufgabe der Ethnologen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wirdsein, menschliche Überreste in den bestehenden Sammlungen zuzuordnen. Dies ist keindurch politische Interessen bestimmter Forschungsprozess, denn Wissenschaft soll freisein von politischem Druck, wohl aber eine aus den rezenten Debatten erwachseneakademisch-moralische oder ethische Notwendigkeit. Hierin eingeschlossen sind per seÜberlegungen zur Repatriierung von <strong>menschlichen</strong> Überresten – auch dort, wo diesenicht konkret einer Familie oder einer Ethnie, sondern einem politischen Gebilde bzw.einem Staat zugeordnet werden können. So<strong>mit</strong> eröffnet sich ein Blick auf die Sammlungsgeschichte,auf die ethischen Maßstäbe, unter denen solche Sammlungen zusammengetragenwurden, und auf die Bedeutung der <strong>menschlichen</strong> Überreste in derWissenschaftsgeschichte. Zu dieser gehören Ethik (z. B. Unrecht und Gewalt, die Menschenrechte),Sinn und Zweck des Sammelns (Geschichte der Aufklärung, Systematik eines– obzwar aus europäischer Sicht entwickelten, doch übergreifend gültigen – Weltwissens),museale Archivierung und ihre Grundsätze (Bewahren, Erforschen, Ver<strong>mit</strong>teln)sowie die politische Verwendung des Symbols „Menschliche Überreste“ im Lauf derZeitgeschichte.Bipolare WürdigungIn den in europäischen Sammlungen zusammengetragenen <strong>menschlichen</strong> Überrestenmanifestieren sich zwei unterschiedliche Ebenen: Die Lebenswelt der Personen undGruppen, von denen die Objekte herrühren einerseits, und die Lebenswelt derjenigenForscher und Sammler, die sie zusammengetragen, erforscht, veröffentlicht und systematisierthaben andererseits. Die besondere Aufgabe für die künftige Forschung wird esdaher sein, beiden Seiten auf angemessene Weise Gerechtigkeit widerfahren zulassen.Claus DeimelMarkus SchindlbeckWir danken Prof. Dr. Bernhard Maaz (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) für seineKommentare und die Formulierungen <strong>zum</strong> letzten Aspekt.Weiterführende LiteraturArthur C. Aufderheide, The Scientific Study of Mummies, Cambridge University Press, Cambridge 2003.Caldus Chelius, Knochen als „Lebenskeime“. Ethnologische Untersuchungen über das Motiv der Wiederbelebungaus Körperrelikten, Dissertation, Hamburg 1962.30 <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>menschlichen</strong> Überresten in Museen und Sammlungen

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