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Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Heft 4/2011 ...

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352 Clemens Standl296. Salzburg, Residenz, Fassadenrestaurierung in den 30erJahren; die vermauerten Bögen zum Domplatz sind sichtbarÜbergeordnete städtebauliche Idee hinter all diesenEingriffen in das urbane Gefüge der Stadt dürftedie Verwirklichung einer via principalis in der Achsedes von Scamozzi projektierten Domes gewesen sein, 52von der aus man den Vorplatz der Domkirche durchdie Hofbögen, gleichsam wie durch einen Triumphbogen,betrat. 53Bei Fassadenrestaurierungen in den 1930er Jahren(Abb. 296) sowie bei extremen Raureiferscheinungenim Jahr 1942 wurde sichtbar, 54 dass sich die Hofbögenursprünglich mit fünf, <strong>und</strong> nicht wie heute mitdrei Durchfahrtsbögen, hin zum Domplatz öffneten.Wie aus dem Gr<strong>und</strong>riss Scamozzis <strong>für</strong> einen Domin Salzburg aus dem Jahr 1606 hervorgeht, waren ander Westfassade seines Domprojektes ebenfalls fünfZugangsportale vorgesehen, die ihre Entsprechung inden fünf Durchfahrten des Hofbogengebäudes gef<strong>und</strong>enhätten. 55Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden,dass also das Hofbogengebäude mit seinen ursprünglichfünf geplanten Durchfahrten in einem engenZusammenhang mit dem Projekt Scamozzis <strong>für</strong> eineneue Salzburger Bischofskirche stand. Allerdings sprichtvieles da<strong>für</strong>, dass die Bögen noch im Zuge der Errichtungsarbeitengeschlossen wurden. Bereits die zwischen1610 <strong>und</strong> 1615 entstandene Anonyme Chronik berichtetim Zusammenhang der Errichtung des Hofbogengebäudesvon drei <strong>und</strong> nicht von fünf Durchfahrten. 56Die Annahme, dass die Bögen noch während derBauzeit geschlossen wurden, wird auch durch die monolithischeSäule (Abb. 297), auf der die vier Jochedes hinter den vermauerten Durchfahrten liegendenEin-Säulen-Raumes ruhen, gefestigt. Es ist nicht anzunehmen,dass vorgesehen war, dass die Gewölbe derdrei nördlichen Durchfahrtshallen auf Pfeilern aus Nagelfluhquadernlasten <strong>und</strong> die beiden südlichen aufeiner Säule aus rotem Adneter Kalkmarmor. DieserMaterial- <strong>und</strong> Stilwechsel innerhalb eines räumlichenVerbandes hätte keineswegs den Form- <strong>und</strong> Geschmacksvorstellungendes beginnenden 17. Jahrh<strong>und</strong>ertsentsprochen.Da das <strong>für</strong>stliche Appartement im 2. Obergeschossdes Hofbogengebäudes bereits ab 1606 voll ausgestattet<strong>und</strong> bewohnt war, ist also nicht davon auszugehen,dass die Säule samt den Gewölben zu einemspäteren Zeitpunkt, also nach 1606 eingebaut wurde.Es muss daher noch während der Bauzeit zu einerPlanänderung gekommen sein. Ob dies in Zusammenhangmit einer Modifikation der Planungen <strong>für</strong>den neuen Dom geschah, kann heute nicht mehr nachgewiesenwerden. Es ist jedoch durchaus möglich, dassman sich bereits vor 1606, also noch während der Er-297. Salzburger Residenz, Ein-Säulen-Raum mit derzentralen monolithischen Säule52Adolf Hahnl, Die Profanbauten Wolf Dietrichs, in: Katalog SalzburgerLandesausstellung Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau,Gründer des barocken Salzburg, Salzburg 1987, S. 221–224,S. 221.53Wolfgang Steinitz, Ehrenpforten, Festgerüste <strong>und</strong> Trionfi, in: Festschrift<strong>für</strong> Hans Sedlmayr, Johannes Graf von Moy (Hg.), Salzburg<strong>und</strong> München 1977, S. 145–224: Zumindest einmal, nämlich ausAnlass der Säkularfeier im Jahr 1682, wurden die Hofbögen nachweislichzu einem Triumphbogen umfunktioniert. Die Wahl desHofbogengebäudes als Standort der erzbischöflichen Ehrenpfortestreicht die zentrale städtebauliche Rolle der Hofbögen als Endpunktder erzbischöflichen via triumphalis heraus.54Für gegenständliche Hinweise <strong>und</strong> die Bereitsstellung des entsprechendenFotomaterials bedanke ich mich bei HR WalterSchlegel.

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