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Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Heft 4/2011 ...

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350 Clemens StandlIm Zusammenhang mit der Errichtung der neuenMetropolitankirche <strong>und</strong> der dadurch notwendigen Umorganisationdes Zentrums der Stadt dürfte auch dieendgültige Entscheidung zum Ausbau des Bischofshofeszur <strong>für</strong>sterzbischöflichen Residenz gefallen sein.Sämtliche baulichen Aktivitäten konzentrieren sich abnun auf diesen Bereich. Um das entsprechende Raumprogramm<strong>für</strong> einen repräsentativen Fürstenhof unterzubringen,dürfte allerdings der eigentliche Bereichdes mittelalterlichen Bischofshofes zu klein gewesensein. Als einzige räumliche Reserve, auf die Wolf Dietrichunmittelbar zugriff hatte, bot sich hier<strong>für</strong> dieweite unregulierte Fläche des Fronhofes in idealerWeise an. 37DAS HOFBOGENGEBÄUDE UNDDIE PLANUNGEN SCAMOZZIS FÜR SALZBURGDer tatsächliche Einfluss des venezianischen ArchitektenVincenzo Scamozzi (1548–1616) auf die Bautätigkeitzur Zeit Wolf Dietrichs von Raitenau in Salzburgist bis heute nicht geklärt <strong>und</strong> wird wohl auchnie restlos geklärt werden können. Urk<strong>und</strong>lich gesichertist lediglich die Rückreise des Architekten am15. Februar 1604 von Salzburg nach Vicenza. 38 Hierbeihandelt es sich um den einzigen nachweisbarenAufenthalt Scamozzis in Salzburg. 39 Es ist allerdings anzunehmen,dass es sich dabei nicht um den einzigenBesuch des venezianischen Architekten in der Stadtan der Salzach gehandelt hat. 40 In seiner L’idea dellaarchitettura universale beschreibt der Architekt, dasser neben den Planungen <strong>für</strong> einen neuen Dom auchEntwürfe per riformare e accrescere il Palazzo nuovoerstellt hätte. 41Auffallend ist jedoch, dass sich nach der nachweislichenAbreise Scamozzis im Februar 1604 die Bautätigkeithauptsächlich auf den Bereich des alten Bischofshofes<strong>und</strong> auf die städtebauliche Neugestaltungdessen Umfeldes in Bezug auf die Neuerrichtung einerDomkirche konzentrierte. 42 Die ersten Arbeitenzur Erweiterung des Bischofshofes begannen im Frühjahr1604 mit der Errichtung des Hofbogengebäudeshinaus auf dem Fronhof gegen das Stift St. Peter. 43 ImLaufe desselben Jahres hatte das Gebäude bereits einesolche Höhe erreicht, dass sich Abt Martin Hattingergezwungen sah, das durch den erzbischöflichen Neubaudunkel gewordene Refektorium umzubauen <strong>und</strong>zu vergrößern. 44Dass Wolf Dietrich den Um- <strong>und</strong> Neubau der Residenzhier am Fronhof begann, dürfte daran gelegenhaben, dass der Bauplatz dem Fürsten unmittelbar zurVerfügung stand. Hier mussten keine Gebäude abgelöst<strong>und</strong> langwierig abgetragen werden. Auf dem Fronhofkonnte der <strong>für</strong> die <strong>für</strong>stliche Hofhaltung notwendigerepräsentative Raumbedarf relativ schnell hergestelltwerden <strong>und</strong> die bisher <strong>für</strong> diese Zweck genutz-37Setzt man voraus, dass es Ziel war, die diese Residenz umgebendenrepräsentativen Plätze zu erhalten, war eine Erweiterung derResidenz nur nach Süden, also hinaus auf den mittelalterlichenFronhof <strong>und</strong> nach Westen in den Pfarrgarten möglich. ZwischenBischofshof <strong>und</strong> Pfarrgarten befand sich allerdings die Käsgasse,<strong>für</strong> die erst Ersatz geschaffen werden musste. Außerdem war eshier notwendig zahlreiche Gebäude abzulösen <strong>und</strong> abzubrechen.38Martin (zit. Anm. 21), S. 209–336, S. 243.39Wladimir Timofiewitsch, Die Gr<strong>und</strong>risszeichnung Vincenzo Scamozzisim Salzburger Museum Carolino Augusteum, in: Festschrift<strong>für</strong> Karl Oettinger, Erlangen, 1967, S. 424ff. Laut der These Timofiewitschs,die er anhand der Widmung an Wolf Dietrich in derVenetia Giovanni Stringas aufstellt, hielt sich Scamozzi von frühestensDezember 1603 bis eben zum 15. Februar 1604 in Salzburgauf. Scamozzi selbst gibt in der Widmung seiner L’idea dellaarchitettura universale an Erzherzog Maximilian von Österreich<strong>für</strong> seinen Aufenthalt in Salzburg das Jahr 1604 an.40Vincenzo Scamozzi, L’Idea dell’architettura universale, Venezia 1615,Teil 1, Buch 3, Kapitel 8, S. 251. In der Beschreibung seines Entwurfesspricht Scamozzi von dem herrlichen Ausblick auf die gegenüberliegenden,mit einem herrlichen Grün bedeckten Hügel.Es ist also anzunehmen, dass sich Scamozzi noch zumindest einweiteres Mal, entweder im Frühjahr oder Sommer des Jahres 1604in Salzburg aufhielt, da er die colline, che le sono dirincontro, rinvestitedi belle verdure sicherlich nicht in den Monaten Jänner <strong>und</strong>Februar sah. Für die Annahme, dass Scamozzi im Laufe des Jahres1604 noch einmal in Salzburg war, spricht weiters, dass er inseiner L’idea genauestens über die in der Umgebung der Stadt zurVerfügung stehenden Gesteinssorten <strong>und</strong> deren Anwendung Auskunftgibt. Es ist als unwahrscheinlich zu betrachten, dass sich dernorditalienische Architekt in den wenigen Winterwochen in denener sich wahrscheinlich in Salzburg aufhielt, ein solch detailiertesWissen über das Bauwesen in der Stadt aneignete <strong>und</strong> nebenbeiauch noch erste Entwürfe <strong>für</strong> die neue Domkirche <strong>und</strong>den Umbau der Residenz anfertigte.41Ebenda, S. 251.42Die Arbeiten im Bereich r<strong>und</strong> um das Neugebäude wurden zwarauch noch nach 1604 fortgesetzt, neu errichtet bzw. fertiggestelltwurde hier jedoch nur mehr der sogenannte „fünfte Flügel“. Dieserfällt vor allem durch seine klare Gr<strong>und</strong>risslösung auf. Die sichdort befindliche Wendeltreppe <strong>und</strong> die Proportion der Räume stehenihrem Charakter nach dem Hofbogengebäudes <strong>und</strong> der Domdechanteisehr nahe.43W. Schlegel (zit. Anm. 29), S. 333–370, S. 350.44Hans Tietze, Die Denkmale des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg,1913, S XL.45Hauthaler (zit. Anm. 10), S. 101. Im Jahr 1607 wurde die Straßevon den Hofbögen in den Frauengarten gepflastert.46Ebenda, S. 83ff.: Noch während des Aufenthaltes Scamozzis wurdeam 4. Februar 1604 das Klausentor abgebrochen <strong>und</strong> die Gstättengassein Richtung dieses Tores erweitert.47Der Marktplatz der Stadt wurde mittels der Kirchengasse (der heutigenSigm<strong>und</strong>-Haffner-Gasse) an diese neue Achse angeschlossen.48Hauthaler (zit. Anm. 10), siehe Anm. 45.49Ebenda, S. 100: Bis dahin bestand unter dem, gleichzeitig mit demHofbogengebäude, als Ersatz <strong>für</strong> die nach dem Dombrand von1598 hergestellte hölzerne Brücke, errichteten Verbindungsgangvom heutigen Kaisersaal zur Stadtpfarrkirche ein Durchfahrtsbogen,dessen Abmessungen analog zu den Durchfahrten des Hofbogengebäudesgestaltet war. Dieser dürfte mit der Schließung derGasse 1607 vermauert worden sein. Walter Schlegel konnte diesenDurchfahrtsbogen bei Bauarbeiten in den 1990er Jahren nachweisen.50Eder (zit. Anm. 12), S. 112.: Wolf Dietrich ließ hier unter anderemdurch einen italienischen Baumeister ein neues Dormitorium errichten.51Ebenda, S. 112. Wie aus den Darstellungen Thiemo Sings ersichtlich,glich diese Mauer in ihrer Höhe <strong>und</strong> architektonischen Gestaltungden Begrenzungsmauern des ehemaligen Hofgärtls, daswestlich an das Hofbogengebäude anschloss.

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