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Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Heft 4/2011 ...

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344Clemens StandlDAS HOFBOGENGEBÄUDE DER SALZBURGER RESIDENZDer als Wallistrakt bezeichnete Flügel der SalzburgerResidenz setzt sich aus mehreren, 1 in unterschiedlichenBauphasen entstandenen Baukörpern zusammen(Abb. 289). Ältester Teil des Wallistraktes istdas in der ersten Bauphase ab 1604 unter FürsterzbischofWolf Dietrich von Raitenau (1587–1612) errichteteso genannte Hofbogengebäude. Dieser dreigeschossigeRiegel erstreckt sich, parallel zur Domfassadein Nord-Süd Richtung (Abb. 290). Im Norden grenztdas Hofbogengebäude an den Südflügel der Residenzmit dem Karabinierisaal, im Süden an den Konventtraktdes Stiftes St. Peter mit der Langen Galerie.Die Ostfassade des Gebäudes bildet die westlichePlatzwand des im Laufe des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts einheitlichgestalteten Domplatzes (Abb. 291). Eine dreischiffigeDurchfahrtshalle, die so genannten Hofbögen,verbindet hier den Vorplatz der Metropolitankirchemit der Achse Franziskanergasse/Hofstallgasse,welche orthogonal auf die Fassade des Domeszuläuft.An die Westfassade des Hofbogengebäudes schließtsüdlich der Durchfahrtshalle ein dreiflügeliger Bau an(Abb. 292). Dieser wurde im Laufe des 17. <strong>und</strong> 18.Jahrh<strong>und</strong>erts in die Begrenzungsmauern des sich hierursprünglich befindlichen Hofgärtl, dem PalastgartenWolf Dietrichs, eingebaut. 2Im Zuge von Umbauarbeiten <strong>für</strong> universitäre Zweckein den 1960er Jahren durch Architekt Otto Prossinger(1906–1987), wurden die drei Hofflügel, mitAusnahme der Stadtfassaden, zur Gänze abgetragen<strong>und</strong> neu errichtet. Ein ähnliches Schicksal war damalsauch <strong>für</strong> den südlichen Bereich des Hofbogengebäudesvorgesehen. 3 Erst in letzter Minute konnte eineZerstörung der reich ausgestatteten Innenräume zu einemgroßen Teil abgewendet werden. 4Unter anderem konnte damals die Zerstörung eines,südlich der Hofbögen situierten, als Ein-Säulen-Raum bezeichneten Saalraumes im Erdgeschoss verhindertwerden. Auch die an diesen anschließende indas erste Obergeschoss führende Wendeltreppe mitihrer reich stuckierten Untersicht, sowie ein reich mitStuck ausgestatteter kreuzgewölbter Raum im 1. Obergeschoss,blieben erhalten.Das Prunkgeschoss des Hofbogengebäudes befindetsich im 2. Obergeschoss <strong>und</strong> ist im Norden überden Karabinierisaal sowie den Markus Sittikus-Saal andie Prunkräume der Residenz angeb<strong>und</strong>en. Ein Verbindungsgangführt in den Toskanatrakt der Residenzsowie auf die Emporen über den Chrokapellen derFranziskanerkirche.Südlich war das piano nobile einst direkt an diesich im Konventtrakt des Stiftes St. Peter befindlicheLangen Galerie bey Hof angeschlossen. Dieser Traktwurde in den Jahren 1656–1661, mit dem Ziel denDomplatz städtebaulich einheitlich zu fassen, an dasHofbogengebäude angebaut. 5QUELLEN- UND FORSCHUNGSLAGEIn der Forschung zur Salzburger Residenz wurdeder Wallistrakt bis dato nur am Rande behandelt. DasFehlen einer gr<strong>und</strong>legenden wissenschaftlichen Betrachtungim Zusammenhang mit der Bautätigkeit WolfDietrichs ist wohl auf die zu einem frühen Zeitpunkterfolgte Nutzungsänderung in diesem Bereich der Residenz<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen gr<strong>und</strong>legenden1Erst seit dem Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts bürgerte sich <strong>für</strong> das Hofbogengebäudemit seinen westlich angrenzenden Trakten im ehemaligenHofgärtl der Name Wallistrakt ein. Diese Bezeichnung gehtdarauf zurück, dass Fürsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo(1772–1812) das zuvor von den Bayrischen Gesandten benutzteAppartement im piano nobile des Hofbogengebäudes seinerjüngeren Schwester Maria Franziska als Wohnung überließ.Diese war mit dem k.k. Kämmerer <strong>und</strong> niederösterreichischen RegierungsratStephan Olivier Graf Wallis verheiratet. Das Paar übersiedelte1778 nach Salzburg. Fürsterzbischof Graf von Colloredounterstützte die beiden finanziell <strong>und</strong> wies ihnen als Wohnungdas Hofbogengebäude zu.2Die später errichteten Baukörper wurden auf die Gartenmauer ausder ersten Bauphase aufgesetzt. Die Begrenzungsmauern des Gartenssind im Bestand der Straßenfassaden noch erhalten.3Erst Ende Jänner 1965, kurz bevor die Gewölbe des Ein-Säulen-Raumes eingeschlagen <strong>und</strong> die monolithische Säule im oberen Bereichabgeschnitten hätte werden sollen, kam es zu einer Inter-vention von Landeskonservator Hoppe, unterstützt durch LandesarchivdirektorKlein, Professor Sedlmayr sowie dem ArchitektenProssinger bei Landeshauptmann Lechner zur Erhaltung der Räumlichkeiten.Prossinger hatte hier<strong>für</strong> einen alternativen Entwurf vorbereitet,der den Landeshauptmann schließlich von der Erhaltungdes historischen Raumes überzeugen konnte.4Die Planungen sahen vor auch diesen Bereich zu entkernen. Schlussendlichkonnte man sich jedoch zur Erhaltung der beiden unterenStockwerke inklusive des als Ein-Säulen-Raum bezeichnetenSaals <strong>und</strong> einem reich stuckierten Treppenhaus durchringen. DieStuckdecken aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert im 2. Obergeschoss wurdenzur Gänze zerstört. Die Träme der tragenden Deckenkonstruktionaus der Erbauungszeit des Hofbogengebäudes wurden als abgehängteZierdecke des Hörsaales wiederverwendet.5Walter Schlegel, Erzbischof Guidobald Graf von Thun als Bauherr,in: Erzbischof Guidobald Graf von Thun (1654–1668), Ein Bauherr<strong>für</strong> die Zukunft, Roswitha Juffinger (Hg.), Salzburg 2008,S. 205–256.

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