ock & metalVolbeatFür eine Handvoll ÖreWer noch am 31. Mai 2013 zum Volbeat-Konzert in die Berliner Wuhlheide will, hatPech gehabt: Das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 15.000 Plätzen ist ausverkauft.Es ist wohl durchgesickert, dass die Dänen nach vier großen Alben einenneuen Dreher im Holster haben, der voll ins Schwarze trifft.‚Outlaw Gentlemen & Shady Ladies‘ enthält kernigen Western-Metal mit Einflüssen von Ennio Morricone, Metallica und ElvisPresley. Die Band hat peitschenden Metal, galoppierendenRock und sehnsüchtige Balladen im Arsenal. So zielsicher trifftmomentan keine andere Kapelle den Geschmack der Fans.Beim Interview in den Räumen des Volbeat-Managements inKopenhagen gibt sich Michael Poulsen zuversichtlich. „Ichmache seit meinem 16. Lebensjahr professionell Musik“, rechnetder 37-Jährige vor, „deshalb habe ich vor dem weltweitenErfolg keine Angst.“ Das Timing für die neue Scheibe ist perfekt,feiert das Kino-Genre „Western“ mit Quentin Tarantinos„Django Unchained“ doch gerade ein fulminantes Comeback.Um das stärkste Album ihrer Karriere auf Festplatte zu nageln,müssen zwei durchschlagende Gitarren her, beschlossenVolbeat. Für die sengenden Saitensoli holten sie Rob Caggiano,einen alten Hasen, der schon für Anthrax und The DamnedThings zündende Melodien aus dem Griffbrett kitzelte. Dazuerklingt eine Mundharmonika à la „Spiel mir das Lied vomTod“ und in dem obligatorischen Rockabilly-Song die Stimmevon Sarah Blackwood, früher The Creepshow, heute bei WalkOff The Earth. Auch mit der dänischen Metal-Legende KingDiamond singt Poulsen ein Duett. In den Texten begegnet derHörer Gestalten wie Doc Holliday, dem Zahnarzt und Revolverhelden,der betörenden Lola Montez und ihrem Spinnentanzsowie Black Bart, dem gebildeten Straßenräuber, der beiseinen Überfällen stets ein Gedicht zurückließ. „Schon alsKind habe ich Bücher über den Wilden Westen verschlungen“,berichtet Poulsen, der immer noch romantische Vorstellungenvon seinen Helden hegt. „Sie hatten einige gute Seiten“, findeter, „so waren sie höflich zu den Damen.“Henning RichterVolbeat – Outlaw Gentlemen & Shady Ladies(Vertigo/Universal) 2LP (ab 12.4.) 3729567/ CD 3729564 / Ltd. Del. Ed. 3734011 / Ltd.Buch 3729566; ab 5.4. im HandelFALL OUT BOYVERSÖHNUNGSSEXUnderstatement ist anders: ‚Save Rock And Roll‘ hat die amerikanische Pop-Punk-Band Fall Out Boy ihr Comeback-Album genannt. Vier Jahre nach ihrertemporären Auflösung wollen sie nun also gleich den Rock’n’Roll retten? Bassistund Texter Pete Wentz lacht. „Wir waren schon immer eine ziemlich ironischeBand, wir machen uns über uns selbst lustig, bevor es andere tun können“, sagter. „Andererseits, wenn man heute mal das Radio anmacht, klingen alle Songsgleich. Früher war das anders, und das vermisse ich. Wir haben immer versucht,anders zu klingen – auch mit diesem Album.“ Tatsächlich unterscheidet ‚SaveRock And Roll‘ sich von den vorherigen Werken der Band. Das macht schon dieerste Single deutlich: „My Songs Know What You Did In The Dark (Light Em Up)“überrascht mit HipHop- und R’n’B-Einflüssen sowie einem Gastauftritt von Rapper2 Chainz. Aufgenommen hat das Quartett die neuen Songs übrigens in aller Stille und Heimlichkeit. „Schließlich wusstenwir nicht, ob am Ende tatsächlich etwas Vernünftiges dabei herauskommt“, so Wentz. „Wir wollten die Musik diktieren lassen,ob und wann wir uns zurückmelden.“ Und wie fühlt sich die Rückkehr nun an? „Wie Versöhnungssex!“ (nli)Fall Out Boy – Save Rock And Roll (Island/Universal) CD 3733108; ab 12.4. im Handel18 Der amm-NewSletter – JETZT BESTELLEN: www.all<strong>my</strong>music.de
ock & metalBring Me The HorizonSempiternalEher selten, dass ein lautstarker Sänger einer Metalcore-Kapelle in einem Interviewseine Mutter lobt. Oli Sykes von Bring Me The Horizon ist seiner „alten Dame“ immernoch dankbar dafür, „dass sie mich im Alter von vierzehn abhielt, mir die gleichenTattoos wie Chester Bennington von Linkin Park stechen zu lassen“, lacht er. Ok,der 26-Jährige ist inzwischen über und über mit Tattoos bedeckt, allerdings nacheigenem Design. Musikalisch sind die (alten) Linkin Park ein starker Einfluss für Oliund seine Band geblieben. Während die Mannen aus dem englischen Sheffield aufihren ersten drei Alben Metalcore mit Deathmetal-Infusion in den Äther pumpten,präsentieren sie auf dem aktuellen ‚Sempiternal‘ melodiösen, Keyboard-haltigenRock. „Offensichtlich hat die neue Platte einen kommerzielleren Sound, mit dem wir mehr Leute ansprechen wollen“, bilanziertSykes. Er habe kein Problem mit dem Vergleich zu Linkin Park, „denn genau das wollten wir. Ich wollte immer wie der alteChester Bennington klingen, als er noch aggressiv ins Mikro bellte.“ (hr)(RCA/Sony) LP 88765445021 / CD 88765420622; jetzt im HandelPrime CircleEvidence„Nennen Sie die erfolgreichsten Rockbands Südafrikas“ – wer würde da im TV-Quiznicht fast alle Joker ziehen müssen? Irgendwie hat man die Rockmusikszene Südafrikasnicht wirklich auf dem Schirm. Eine der erfolgreichsten Bands vom untersten Ende desNachbarkontinents können wir an dieser Stelle aber mal wieder mit einem neuen Albumvorstellen: Prime Circle aus Johannesburg sind in ihrer Heimat alles andere als Unbekannte.Mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und mit wunderbaren Verkaufszahlen in derHinterhand setzen sie mit ‚Evidence‘ deutlich zum Sprung nach Europa an. Ihre Musik istRock im Stil von Nickelback oder Bush, der ohne Weiteres auch aus den großen Studiosder USA stammen könnte. Dass sie mit 3 Doors Down und Alter Bridge auf Tour waren,überrascht absolut nicht. Denn genau in diesem Umfeld dürften sie auch ihre zukünftigen Fans bei uns finden. Die Produktion und dasSongwriting sind absolut hittauglich und liefern rockige Hymnen für das Stadion- und Sommer-Mega-Open-Air-Konzert. (nie)(Prime Circle/Intergroove) CD PRCI 001 ; ab 5.4. im HandelA Million MilesWhat’s Left BehindDas wurde auch Zeit: Bald nicht mehr zu zählende Tourneen und Liveshows in ganzEuropa hat A Million Miles in den letzten Jahren über die Bühne gebracht. Bislangwar die EP ‚Left‘ (2009) jedoch das einzige, was man sich von den Hamburgern insRegal stellen konnte. Das ändert sich glücklicherweise jetzt mit ‚What’s Left Behind‘.Die vielen Live-Shows brauchten die Songs auf dem Debüt, um sich zu entwickelnund zu reifen – dafür schlagen sie jetzt umso heftiger ein, auch weil es der Bandgelungen ist, zumindest einen Teil der Bühnenenergie im Studio zu konservieren.Und auch der musikalischen Abwechslung tut der lange Entstehungsprozess gut:Bei der Stil-Umschreibung (Metal mit Stoner- und Hardcore-Einflüssen, garniert mitHard Rock und Thrash-Elementen, das alles mit 100 Prozent sopranfreier Frauenstimme am Mikro) könnte man einen wildenGenre-Mix vermuten – stattdessen klingen die elf Songs organisch gewachsen und aus einem Guss. Anspieltipps: „Separation“und der Titelsong „What’s Left Behind“. (da)(Abandon/New <strong>Music</strong>) CD AR10142; ab 5.4. im HandelTear Out The HeartViolenceWenn der erste Titel „Dead by dawn“ heißt, dann gibt es für eine musikalische Erwartungshaltungnicht sonderlich viel Spielraum. a) trauriger Singer/Songwriter b) Emo c)Metalcore oder d) doch die große Überraschung. Ganz ohne Publikumsjoker liegen wirmit „c“ im Falle von Tear Out The Heart absolut richtig. Die legen auch gleich mal los,als sei ein Morgen tatsächlich nicht mehr zu erwarten. Es wird akustisch auf uns unddie Instrumente eingeprügelt, als wolle man das „Dead by dawn“-Versprechen halten.Zwischen den Screamo-Attacken locken immer wieder auch Refrains für die großeLeinwand – als Mini-Verschnaufpause – bevor der Ritt wieder ungebremst fortgesetztwird. Halsbrecherische Breakdowns begleiten uns durch das gesamte Album, dasenorm zornig klingt. Große Überraschungen bleiben aus, man bewegt sich dafür umso zielsicherer und absolut gekonnt in deneigenen Metalcore-Gefilden. Vorbilder und Einflüsse brauchen nicht genannt zu werden, denn verstecken muss sich dieses Quintettim eigenen Genre sowieso weder vor noch hinter jemandem. (nie)(Victory Records/Soulfood) CD VR 681; jetzt im Handel19