13.07.2015 Aufrufe

PDF-Format - Jesuiten

PDF-Format - Jesuiten

PDF-Format - Jesuiten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SchwerpunktDie Klugheit desBildungsfriedensDeutschland will den Bildungsfrieden. DieGesellschaft selbst soll über ihre Bildung entscheiden.So könnte man die politische Bilanznach zehn Jahren Aufklärung über die neuedeutsche Bildungskatastrophe zusammenfassen.Die klugen Bildungspolitiker in fast allenParteien haben erkannt, dass man mit einerReform des Bildungswesens, die sich über dieSorgen und Ängste in den Mittelklassen derdeutschen Gesellschaft hinwegsetzt, nichtserreicht. Ausschlag gebend dafür war dieHamburger Entscheidung vom Sommer2010, als durch einen Volksentscheid das mitder größtmöglichen parlamentarischenMehrheit unterstützte Projekt einer für alleKinder verpflichtenden Primarschulbildungbis zum 6. Schuljahr gekippt wurde.Das war ein Schlag ins Kontor der seinerzeitigenschwarzgrünen Koalition, die die sozialmoralischsensible „Mehrheitsklasse“ auf ihrerSeite wähnte. Die Vernunft des Vorschlagseiner verpflichtenden Verlängerung derBeschulung aller Kinder lag doch auf derHand. Denn je länger die Kinder gemeinsamlernen, umso größer ist die Chance, dass sievoneinander lernen: Die aus bildungsreichengenauso wie die aus bildungsarmen Elternhäusern,weil sie gemeinsam mit einer Sachebeschäftigt sind. Außerdem können die Lehrerinnenund Lehrer sich mehr Zeit lassen, umTalente zu fördern und Schwächen auszugleichen.Irgendwie muss doch der Teufelskreis zudurchbrechen sein, der die einen in der Schuleerfahren lässt, dass sie wie von selbst immerbesser und die anderen, dass sie von vornehereinimmer schlechter abschneiden. Wenn soeine wohlmeinende und gut begründete Initiativeschief geht, dann müssen interessierteGruppen am Werke gewesen sein.Heute kann man nüchtern feststellen, dass diesprichwörtlichen Chefärzte, Steueranwälteund Unternehmensberater aus den besserenBezirken für den Bürgerentscheid nichtgereicht hätten. Die haben zweifellos zur Herstellungvon Öffentlichkeit beigetragen, aberdie vielen stillen Teilhaber und Teilhaberinnen,die dem Bürgerbegehren zu kritischerGröße verholfen haben, sind durchaus nichtdiesem Oberklassensegment zuzuordnen.Man kann sie eher zur „neuen Mitte“ dererzusammenfassen, die von der Bildungsexpansionder 1970er und 1980er Jahre profitierthaben. Die Allermeisten von ihnen sind, wasBildung, Beruf und Einkommen betrifft, relativprivilegiert, aber sie hegen stille Zweifel,ob ihre Kinder es genauso weit bringen werden.Dafür machen sie weniger die mangelndeMotivation der Nachkommen verantwortlichals die Ungewissheit über die großegesellschaftliche Entwicklung und die Unsicherheitüber das, was in zwanzig oder dreißigJahren noch gilt und wichtig ist. Man erwartetnicht, dass die Kinder besser dran sein werden.Man wäre schon zufrieden, wenn dererreichte Status der Familie in der Generationenfolgegehalten werden könnte.Diese letztlich defensive Gestimmtheit istdafür verantwortlich, dass sie von der Vorstellung,ihre Kinder könnten mit Kindern ausFamilien, denen Bildung nichts wert ist unddie die grundlegenden Voraussetzungen fürein diszipliniertes Verhalten in der Schulenicht selbstverständlich mitbringen, wildzusammengewürfelt werden, in Panik versetztwerden. Viele dieser zwischen Mitte der fünf-18 <strong>Jesuiten</strong> Schwerpunkt: Bildung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!