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PDF-Format - Jesuiten

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SchwerpunktVom Umgangmit dem pädagogischenErbeAmüsiert erlebe ich den Alltag der Jugendarbeit,wenn die „Kleinen“ Fünftklässler sichschelmisch erkundigen, wie es denn der liebeGott nun halte mit dem Fußballspiel. Im Speziellen:Während der zwei Wochen des Sommerlagersim Juni und Juli, mit den 80 anderenFünftklässlern? Ob er wohl wolle, sie die Fußball-EMschauen zu lassen? Und da der liebeGott ja die Kinder liebe und den Fußball … !Oder ob die Gruppenleiter und der Pater dieseEntscheidung lieber ohne den lieben Gotttreffen wollten – und wie sie dies dann verantworteten?Anders erfrischend erlebe ich diedichte Atmosphäre in den beiden Wochen umOstern, in der insgesamt 32 jugendliche Teilnehmerund deren jugendliche Begleiter sichin die Abgeschiedenheit eines Klosters zurückziehen,um sich in aller Ernsthaftigkeit denGeistlichen Übungen zuzuwenden. Die Gründungstextedes Ordens mögen dann doch einwenig trockener daher kommen.Aus der „Formula Instituti“ von 1540:„Und namentlich sollen sie sich die Unterweisungvon Kindern (…) anempfohlen seinlassen, die je nach den Umständen vonPersonen, Orten und Zeiten für sie angebrachterscheinen. Denn es ist in höchstemMaß notwendig, dass der Obere und derRat mit Eifer über die diesbezügliche Sorgewachen, weil (…) bei den Unseren die Gefahrbesteht, dass einer, je gelehrter er ist, diesesGebiet als auf den ersten Blick wenigerauffallend abzulehnen versucht“ (Nr. 6).Dennoch verrät ein Blick in die „Quellen“ des<strong>Jesuiten</strong>ordens auf beflügelnde Weise dieBedeutung, die Ignatius der „Sorge um dieJugend“ beimisst. Aus der Grundverfassung desOrdens von 1540 geht der Auftrag für denOberen und seine Berater bezüglich dieser„Sorge um die Jugend“ unmissverständlich hervor.Denn: Genau dieses Feld drohe eher in Vergessenheitzu geraten, weil andere Aufgabenbereichemit mehr Prestige verbunden seien. FürIgnatius geht es in dieser besonderen Sorge fürdie Jugend also um die geistliche Verfasstheit desOrdens. Er sieht jeden seiner Mitbrüder dieserAufgabe verpflichtet und betrachtet sie somitimmer auch als „Pädagogen“. Die Besinnungauf die Geistlichen Übungen kann helfen, eineangemessene Haltung als Pädagoge zu finden:Der, der diese Übungen gibt, soll Zurückhaltungdemjenigen gegenüber wahren, der dieÜbungen macht. Und gleichzeitig soll er zugewandtund aufmerksam für jede Bewegung beisich und beim Übenden sein. Mit Abwandlungenist dies auch anwendbar auf den Beziehungszwischenraumdes <strong>Jesuiten</strong> zur Jugend.Eine wie immer geartete Verletzung diesesRaumes – wenn also ein Jesuit die Haltung derIndifferenz aufgibt – zerstört, verletzt und bleibtvielen Betroffenen eine dunkle Last.Seit Januar 2010 ist offenkundig, dass dieGesellschaft auf beschämende Weise hinterihren diesbezüglichen Ansprüchen gebliebenist. Diese tiefe Ernüchterung mag dazu bewegen,sich neu den Geistlichen Übungen zuzuwenden,die alles Notwendige für ein angemessenesVorangehen im (pädagogischen)Alltag bereit halten. Die Besinnung auf dieQuellen des Ordens können den Blick dazuöffnen, das Menschenbild eines freien, unbedingtzu schützenden Individuums, neu zuentdecken und zu fördern; auch und geradewenn es dieser 10-jährige Fünftklässler ist, dermit einer gewissen Schläue, Gottes Hilfebemühend, die Frische des Sommers mit derFußball-EM ein wenig frischer möchteerscheinen lassen. ■Marco Mohr SJ20 <strong>Jesuiten</strong> Schwerpunkt: Bildung

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