Abstracts - Teile-tagung.de
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Übertragung und Gegenübertragung ein neurobiologisches Äquivalent besitzen. Diejüngste neurobiologische Forschung hat gezeigt, dass Spiegelneuronen imprämotorischen Kortex <strong>de</strong>n sensorischen Input aus <strong>de</strong>r interpersonale Wahrnehmungennoch einmal auf <strong>de</strong>r Verhaltensseite spiegeln, ohne vermitteln<strong>de</strong> zentralnervösePlanungsaktivitäten. Auf diese Weise initiieren interpersonale Wahrnehmungen sofortmotorische Impulse zur Nachahmung ohne bewusste Planung, sogar bei komplexerenHandlungen. Diese Impulse können durch bewusste Kontrolle übergangen wer<strong>de</strong>n,wenn das antizipierte Ergebnis unerwünscht ist o<strong>de</strong>r die antizipiertenKörperempfindungen während <strong>de</strong>r Nachahmung unangenehm o<strong>de</strong>r schädigend sind.Die neurobiologischen Befun<strong>de</strong> können mit <strong>de</strong>n psychologischen und interpersonalePhänomenen in Verbindung gebracht wer<strong>de</strong>n, die durch Rapport entstehen: Ich wer<strong>de</strong>Rapport beschreiben als ein Beziehungsphänomen, bei <strong>de</strong>m die Partner dieserBeziehung einan<strong>de</strong>r gut genug vertrauen, um <strong>de</strong>n Impulsen ihrer jeweiligenSpiegelneuronen zu folgen, ohne zentralnervöse Areale <strong>de</strong>s bewussten Planens o<strong>de</strong>rBeurteilens einzubeziehen, die diese Impulse wegen vermuteter unerwünschter Effektein Frage stellen könnten. Das Resultat ist eine Beziehung, in <strong>de</strong>r die Partner gegenseitigauf kleinste Hinweisreize reagieren und Leadings durch die Therapeutin bereitwilligSpiegelneuronenaktivitäten hervor rufen, die in neues Verhalten mün<strong>de</strong>n. Die klinischenImplikationen dieses Körper-Seele-Paradigmas wer<strong>de</strong>n diskutiert.Helga Mattheß, Dr. (D)Die Theorie <strong>de</strong>r Strukturellen Dissoziation <strong>de</strong>r Persönlichkeit als Grundlage für einbesseres Verständnis dissoziativer Symptome unserer PatientInnenDissoziation wur<strong>de</strong> als Symptom bei traumatisierten Menschen schon vor weit mehr als100 Jahren von <strong>de</strong>m französischen Psychiater Janet wissenschaftlich untersucht undbeschrieben. Doch bis heute wissen wir nur wenig über die Hintergrün<strong>de</strong>, wie undwarum Menschen in belasten<strong>de</strong>n Situationen direkt o<strong>de</strong>r als Folge oft erst viele Jahrespäter dissoziative Phänomene erleben.Einen ersten Schritt, psychobiologische Zusammenhänge bei psychotraumatischenReaktionen aufzuzeigen, zu systematisieren und in Hypothesen zu bringen, haben diePsychotherapeuten und Forscher Onno van <strong>de</strong>r Hart, Ellert Nijenhuis aus Holland unddie Amerikanerin Kathy Steele unternommen und das bisherige psychotherapeutischeWissen in direkten Zusammenhang mit evolutionsabhängiger Entwicklung gebracht. Siehaben ein Mo<strong>de</strong>ll für die Dissoziation entwickelt, das sie Strukturelle Dissoziation <strong>de</strong>rPersönlichkeit genannt haben. Deutlich wird hierbei, dass sich für psychischePhänomene durchgehend Grün<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n lassen, die entwe<strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rlich in unsererphylogenetischen o<strong>de</strong>r ontogenetischen Weiterentwicklung waren. Dieses Mo<strong>de</strong>ll lässtsich als eines <strong>de</strong>r wenigen in <strong>de</strong>r Psychotherapie durch Hypothesenbildung auchempirisch überprüfen, bisherige Ergebnisse sind sehr überzeugend und können gutHilfestellung in gezielten psychotherapeutischen Interventionen geben und sind somiteine wichtige Bereicherung im psychotherapeutischen Alltag.6