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Gemeinde der Flüchtlinge - Pfarramt für Ausländerarbeit

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<strong>Gemeinde</strong> <strong>der</strong> <strong>Flüchtlinge</strong>Das <strong>Pfarramt</strong> <strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong>arbeit in Bad Kreuznach ist seit 25 Jahren Anlaufstelle<strong>für</strong> Menschen aus aller Herren Län<strong>der</strong> und politisch gut vernetztFOTO: LUCA GIONGOAuch Gottesdienste und Seelsorge gehören zum Konzept <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Auslän<strong>der</strong>pfarramt.Hier lässt sich ein Zuwan<strong>der</strong>er von Pfarrer Siegfried Pick taufenIn den hohen Räumen des Jugendstilhauses im Bad KreuznacherKurviertel summt es wie in einem Bienenstock. Es wird telefoniert,eine Mitarbeiterin übersetzt ins Persische, eine an<strong>der</strong>e führt ein Beratungsgespräch.Aber keiner, <strong>der</strong> an die Tür klopft, wird überhört.„Nur immer herein, welcome“, sagt Pfarrer Siegfried Pick, wenn Neuankömmlingevor seiner Tür stehen. Seit 25 Jahren ist das <strong>Pfarramt</strong><strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong>arbeit im Kirchenkreis An Nahe und Glan Anlaufstelle<strong>für</strong> Flüchtlingsfamilien aus aller Herren Län<strong>der</strong>.Siegfried Pick begann seine Arbeit als Pastor im Son<strong>der</strong>dienst am15. Juni 1988. Sein Arbeitsplatz war ein Schreibtisch im Archiv desKirchenkreises. Heute ist sein <strong>Pfarramt</strong> eine Institution mit hoherSachkompetenz und politisch bestens vernetzt – die einzige Einrichtungdieser Art in <strong>der</strong> rheinischen Kirche mit einer eigenen Pfarrstelle.Immer darauf bedacht, dass <strong>Flüchtlinge</strong> zu ihrem Recht kommen,hat es sich zu einem geschätzten Partner von Auslän<strong>der</strong>behörden, Arbeitsverwaltungund Bildungsträgern entwickelt. „Es ist unser Auftragaus dem Glauben heraus, diese Menschen ein Stück zu begleiten“,betont Pick. „Wir sind mit ihnen <strong>Gemeinde</strong> auf dem Weg.“Unter „wir“ versteht er ein Kernteam vonetwa 20 Ehrenamtlichen. Dazu kommen einPool von rund 30 ebenfalls ehrenamtlichenDolmetschern und zehn weitere Beschäftigte,zur Hälfte aus dem Kreis <strong>der</strong> Migranten.15 Honorarkräfte geben im Lernzentrumdes Kirchenkreises Deutschunterrichtund vermitteln Grundbildung. „Esschafft Vertrauen, wenn die <strong>Flüchtlinge</strong> hierMenschen treffen, die ihre Muttersprachesprechen“, erklärt Pfarrer Pick.Mit seiner ganzen Sachkompetenz übernimmtdas Auslän<strong>der</strong>pfarramt die Flüchtlingsarbeitstellvertretend <strong>für</strong> die 32 <strong>Gemeinde</strong>ndes Kirchenkreises. Deshalb konzentrierensich die Angebote zur Integration nichtallein auf Bad Kreuznach. In <strong>Gemeinde</strong>n miteinem hohen Zuwachs an Migranten o<strong>der</strong>Spätaussiedlern wie Bad Sobernheim, Seibersbachund Simmern unter Dhaun gibt es Beauftragte<strong>der</strong> Presbyterien <strong>für</strong> diesen Arbeitsbereich.„Die <strong>Gemeinde</strong>n sind sich ihrer Verantwortungwohl bewusst“, berichtet Pick. Alsin einem Ort einer kurdischen Familie dieAbschiebung drohte, konnten Auslän<strong>der</strong>pfarramt,<strong>der</strong> Ortspfarrer und <strong>der</strong> Bürgermeistergemeinsam erfolgreich dagegen angehen.Für Siegfried Pick sind das die Früchteeiner jahrelangen Vernetzungsarbeit. Zu Beginnseiner Tätigkeit war er viel unterwegs im rheinland-pfälzischenTeil <strong>der</strong> rheinischen Kirche. Er besuchte die verschiedensten Gruppen,die gemäß dem Auftrag <strong>der</strong> Landeskirche eine auf die <strong>Gemeinde</strong>nbezogene Flüchtlingsarbeit aufbauten. „Die Menschen, die sichin <strong>der</strong> Flüchtlingsarbeit engagierten, mussten zusammengeführtwerden“, erzählt Pick. Damals entstanden hauptamtliche Stellenauch in den Kirchenkreisen Wied, Koblenz und Simmern-Trarbachsowie bei den Diakonischen Werken in Altenkirchen und Trier. Inan<strong>der</strong>en Regionen gründeten sich Asyl-Arbeitskreise. Inzwischenhat sich das Bild gewandelt, Stellen wurden wie<strong>der</strong> reduziert.Die Evangelische Erwachsenenbildung sorgte von Anfang an<strong>für</strong> die nötige Zurüstung <strong>der</strong> haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter. Rund 50 Wochenend-Seminare vermitteltendie nötigen Kenntnisse und boten ein Forum zur Diskussionaktueller Probleme. Sehr eng gestaltet sich bis heute die Zusammenarbeitmit dem Arbeitskreis Asyl Rheinland-Pfalz und <strong>der</strong>Bundesvereinigung Pro Asyl, wichtigen Fürsprechern auf politischerEbene.VI chrismon pLus rheinland KOMPAKT 06 .2013


C erzähltDie beson<strong>der</strong>e <strong>Gemeinde</strong> Auslän<strong>der</strong>pfarramt hat zwar kein festesGotteshaus, sie feiert aber regelmäßig Gottesdienste in unterschiedlichenKirchen. An jedem dritten Mittwoch im Monat trifft mansich abends in <strong>der</strong> Bad Kreuznacher Pauluskapelle zum ökumenischenFriedensgebet, an dem immer mehr Muslime teilnehmen.Die <strong>Gemeinde</strong> besitzt ein Presbyterium in Form eines Fachausschusses.Seelsorge, Taufen, Trauungen und Trauerfeiern sowie Erwachsenenbildunggehören zum Konzept. Es gibt sogar einen wöchentlichenBibelkreis. Großer Beliebtheit erfreut sich die interkulturelleFreizeit am Nahe-Ufer, an <strong>der</strong> jedes Jahr Kin<strong>der</strong> aus deutschenund Migrantenfamilien teilnehmen.Aktuell betreut das <strong>Pfarramt</strong> etwa 300 Menschen, von den Angebotendes Lernzentrums machen zusätzlich rund 500 MenschenGebrauch, an den Sprachkursen nehmen etwas 200 teil. Die meistenvon ihnen sind Christen. „Sie finden hier keine eigene <strong>Gemeinde</strong>“,beschreibt Siegfried Pick <strong>der</strong>en Situation. Kopten o<strong>der</strong> Orthodoxezum Beispiel müssten bis ins Rhein-Main-Gebiet fahren, um einenGottesdienst nach ihrem Ritus erleben zu können. „Darum sind wirdie <strong>Gemeinde</strong> <strong>der</strong> <strong>Flüchtlinge</strong>“, betont Pick. „Wir bilden die Ökume-ne ab und selbstverständlich gehören auch viele Muslime dazu.“ An<strong>der</strong> Wand in Picks Büro hängt eine kleine Tafel. Darauf ist <strong>der</strong>Name Gottes jeweils in einer Schrift <strong>der</strong> drei großen monotheistischenReligionen verzeichnet. Dazu meint Pick: „Wir respektierenden Glauben und die Weltanschauung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en und werben umihr Vertrauen.“ Künftig möchte er mehr Gottesdienste <strong>für</strong> <strong>Flüchtlinge</strong>in <strong>der</strong>en jeweiliger Muttersprache anbieten. Sie sollen einenfesten Platz in einer Bad Kreuznacher Kirche finden. „Das wird inZukunft die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> unsere Arbeit sein.“MARION UNGERDas Jubiläumsfest25 Jahre <strong>Pfarramt</strong> <strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong>arbeit feiert <strong>der</strong> Kirchenkreis An Naheund Glan in Bad Kreuznach am Samstag, 15. Juni. Nach einem Gottesdienstum 15 Uhr in <strong>der</strong> Pauluskirche mit Präses Manfred Rekowskibeginnt ab16 Uhr ein Fest <strong>der</strong> Begegnung mit Talkrunden und Kulturprogramm.Die Band „Heinz Ratz und die Refugees“ steuert Musik beiund das Ehrenamtlichen-Team serviert Spezialitäten aus aller Welt.debatteDas Themenheft zum MitredenAn<strong>der</strong>s ist normalGesellschaftsmodell InklusionInklusives Leben, Lernen und Lieben stehen im Mittelpunktdieses Themenhefts. Ein kirchlich profilierter Beitragzur Inklusionsdebatte mit Projektgeschichten undProminentenstimmen. Beson<strong>der</strong>s spannend <strong>für</strong> Menschenmit Beeinträchtigung, <strong>der</strong>en Freunde und Angehörigesowie alle, die sich <strong>für</strong> Inklusion interessieren.InklusionJetzt bestellenTelefon 0211 43690-422www.medienverbandshop.de

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