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PEc POD SNĚŽKOU - veselý výlet

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26Bauhistorisches Adressbuchder Oberen Aupa27Zuletzt passierte uns das in Alpbach, einem weitläufigen Gebirgsdorf in der Nähedes Zillertals und der Tiroler Bergstadt Schwaz. Bei der Suche nach den Orten, ausdenen im 16. Jhd. die Kolonisten aus den Alpen gekommen sein mochten, forschtenwir nach Namen hier lebender Familien. Der Führer im einzigartigen FamilienmuseumAndreas Schliesling verkaufte uns statt der Antworten für ein paar Euro einendicken Wälzer aus dem Jahre 1994 mit der Beschreibung der hiesigen Anwesenab dem 17. Jhd. Unter den Tirolern aus Alpbach fanden wir jedoch keinen einzigen,aus dem Riesengebirge bekannten Namen. Viel erfolgreicher war unser Besuch amgegenüberliegenden Ufer des Inn, wo wir im Tal der Gemeinde Brandenberg anhanddes von der Gemeinde herausgegebenen Heimatbuches die Orte fanden, aus denensolche Spezialisten für die Holzschwemme im Riesengebirge stammten, wie dieMarksteiner, Pfluger und möglicherweise auch Hintner. Bei der Suche im Südtirol, imGsieser Tal, unweit von Bruneck, bot uns Frau Hofmann im Info-Zentrum in St. Martineine im Jahre 1997 veröffentlichte Chronik an. Sie enthält die Geschichte aller hiesigenAnwesen unter Anführung ihrer Besitzer seit dem Jahre 1510. Auch dank dessenwissen wir heute so manches über den Ursprung der Riesengebirgseinwohner mitden Namen Berger, Hintner und Hofer. In St. Martin wohnten wir auf dem Bauernhofvon Josef Kahn, dessen Familie in männlicher Linie am gleichem Ort ununterbrochenseit 1513 wirtschaftete. Nicht nur in solchen Momenten wird uns klar, dass die meistender Eigentümer von Berghäusern oder -bauden und Pensionen im Riesengebirgenicht die leiseste Ahnung haben, wer vor nur einhundert Jahren in ihren Häusern gelebthat. Siekennen weder die Schicksale und Lebensgeschichten ihrer Vorgänger,noch ihre Gesichter. Während man die Geschichte in den nicht entwurzelten Alpengebietensorgsam wie Perlen aufgefädelte, gleicht die Situation im Riesengebirgeeinem Puzzle mit vielen verstreuten, verlorenen oder zerrissenen Teilen.Seit 1980 sammle ich Fotografien und Informationen zu jedem der ca. 1700 Häuserim ehemaligen Gerichtsbezirk Marschendorf. Bis 1948 vereinte er die Orte desOstriesengebirges, also die vier Teile der heutigen Orte Maršov, Dolní und HorníAlbeřice, Dolní und Horní Lysečiny, Suchý Důl, Dolní und Horní Malá Úpa, zwei Teilevon Velká Úpa mit dem dritten Teil von Pec, Svoboda nad Úpou, Janské Lázně, ČernáHora sowie das völlig verschwundene Dorf Sklenářovice. Überall hier bin ich auf derSuche nach der baulichen, wirtschaftlichen und besitzmäßigen Entwicklung der Häuserund den mit ihnen verbundenen Familien. Angaben hierzu finde ich u.a. im Archivin Zámrsk, im Kreisarchiv in Trutnov und im Nationalarchiv in Prag. Viele Hinweisebieten die akribisch geführten Steuer-, Vermögens-, Pfarr- und Volkszählungslisten,aber allein schon das Lesen der in Kurrentschrift geschriebenen Namen ist zeitraubend.In dieser Hinsicht hat Peter Volker Schulz mit familiären Wurzeln in Velká Úpaein unglaubliches Sisyphos-Werk vollbracht. Er initiierte und führte mit Freundendie Umschrift und Aufgliederung einiger Verzeichnisse aus dem 18. bis ins 12. Jhd.durch. Ein unfassbares Problem stellen für die Forscher die unzugänglichen altenGrundstücksbücher am Katasteramt dar. In den amtlichen Vermerken findet man natürlichkeine Lebenserinnerungen der Gebirgler, womit sie sich ihr Brot verdientenoder hervortaten, wie sie mit ihren Geschwistern, Nachbarn, ihrem Ort oder demgerade herrschenden Regime auskamen. Echte Fundgruben sind Chroniken und vorallem Familiennachlässe mit Fotografien und Geschichten. Hier beginnt der Hauptteilder Arbeit des Veselý <strong>výlet</strong>. Im Infozentrum in Temný Důl kommen Zeitzeugen oderderen Nachfahren oder Freunde vorbei und erlauben uns, alte Familiendokumente zukopieren. Deshalb gelingt es uns, die systematisch zusammengestellten Übersichtendurch zufällig erworbene Stammbäume von Riesengebirgsfamilien, alte Fotografien,Beschreibungen von Ereignissen und Geschichten ganz konkreter Menschen zu ergänzen.Jedes Jahr schmilzt die Anzahl derer, welche die auf den Fotos verewigtenPersonen noch erkennen und ihre Schicksale kennen. Deshalb bitten wir – setzenSie sich bitte mit den ältesten Zeitzeugen aus Ihrer Familie oder aus der Umgebungan den Tisch und beschreiben Sie deren alte Fotografien. Später ist kaum noch festzustellen,wer da abgelichtet ist und aus welchem Anlass. Nicht nur Ihre Nachkommenwerden Ihnen für die Bewahrung des Familiengedächtnisses dankbar sein. Inunserer Region gibt es keine Zeitzeugen mehr, wie es der im Jahre 1910 geborene,letzte traditionelle Landwirt in der Gegend unter der Schneekoppe, Friedrich Kneifelwar. Dieser wusste zu jedem Haus in Velká Úpa und teilweise auch in Pec, Malá Úpaund Maršov aus den Zeiten zu berichten, die er selbst erlebt hatte. Gleich zu Beginnder Nachforschungen stand er vor der wichtigen Aufgabe, allen Häusern ihre altenHausnummern zuzuordnen. Dabei hat z.B. Velká Úpa die schon vierte Häusernummerierunghinter sich – aus den Jahren 1771, 1805, 1873 und die derzeit gültige ausdem Jahre 1980. Erst dann war es möglich, die Schicksale einzelner Menschen, Fotografienund die bauliche Entwicklung einzelnen Orten zuzuordnen. Ich bin mir derTatsache bewusst, dass dies eine schier endlose Arbeit mit bisher unklarem Ausgangist. Erst die Zeit wird zeigen, ob wir die Informationen in Buch- oder elektronischerForm veröffentlichen. Wir begrüßen die Zusammenarbeit mit jungen Forschern, Doktorandenund Diplomanden mit Interesse an der Geschichte des Riesengebirges.So erarbeitete Tamara Nováková in ihrer Diplomarbeit für jedes Haus in Albeřice undDolní Lysečiny dessen historische und soziale Entwicklung in einem Großteil des 20.Jahrhunderts. Für Freitag, den 12. Juli bereitet sie im Gasthof Liberta in Albeřicícheine weitere Gesprächsrunde über die hiesigen drei Täler vor. Bei dieser Gelegenheitführe ich von hier gewonnene historische Fotografien vor.Die verborgene Geschichte der Familie des Josef StřihavkaDer zweiundzwanzigjährige Legionär von der italienischen Front und tschechischePatriot Josef Střihavka trat am 23. April 1920 im Rang eines Aufsehers der Finanzwacheim Zollhaus Nr. 48 in Ober-Albendorf seinen Dienst an. Im August 1924 warer mit zwei Kollegen aus der Dienststelle zur Hochzeit von Philomena Grabiger undJonann Tasler nach Kleinaupa geladen. Da waren schon alle über die Ehefrauen ausKleinaupa miteinander verwandt. Auf dem Hochzeitsfoto sitzen rechts vom Bräutigamdie Schwester der Braut Hedwig Kábrtová und neben ihr Helena Střihavková, dieSchwester des Bräutigams. Ins Archiv des Veselý <strong>výlet</strong> gelangte es auf zweierlei Weise– durch den Sohn der Hochzeitsgäste Ernst Tasler und durch Slávka, die Nichtevon Josef Střihavka. Die interessante Geschichte der Leute von diesen gedrucktenFotografien ist in einem der Kapitel des Museums Vápenka-Kalkofen – Geschichtevon Albeřice und Lysečiny verborgen, zu dem man im Veselý <strong>výlet</strong> in Temný Důl dieSchlüssel geliehen bekommt. Um das Geheimnis zu lüften, braucht man die beigefügteTaschenlampe.Die Hochzeit von Anna HintnerDiese beiden Fotografien fanden sich erst im Archiv des Veselý <strong>výlet</strong> und liefern Stofffür gleich mehrere Geschichten. Das Foto von der Hochzeit von Anna Hintner undWenzel Bönsch hängt bis heute im Geburtshaus der Braut in Přední Výsluní in VelkáÚpa und die in der Berghütte U Hančilů untergebrachten Gäste bekommen es alsOriginal zu sehen. Uns gelang es, so manches aus dem Foto ‚herauszulesen‘. Hinterder Braut steht ihr Onkel, der damalige, hochverehrte Bürgermeister von Groß Aupa,II. Teil – Johann Hintner. Er amtete in seiner Hütte im Tal Šraml/ Schromma, heuteheißt das Haus Supraphon. Friedrich Kneifel sprach im Laufe unserer 25-jährigenPlaudereien über alten Fotografien auch ein paar Mal sein letztes Treffen mit seinemBürgermeister an. Im Juli 1946 wartete der schon fast neunzigjährige Johann Hintnerzusammen mit seiner Nichte Marta und weiteren Nachbarn an der Straße mitten inVelká Úpa auf ihren Abtransport aus der Heimat. Alle anderen hatten im bewilligtenRanzen ein wenig Wegzehrung, Bekleidung, eine Decke, Ersatzschuhe und eineBibel. Allein Hintner hielt einen einzigen Gegenstand in den Händen, eine von ihmselbst jahrelang handgeschriebene Chronik. Bei dieser Erinnerung seufzte FreundKneifel immer: „Wie gern hätte ich doch in seinen Erinnerungen geblättert“. Er selbstwar nach Aupa gekommen, um hier von seiner Schwester Anna, seiner SchwägerinAdele und vom sechsjährigen Helmut Abschied zu nehmen, dessen Vater, der BäckerBerthold Kneifel zwei Jahre zuvor an der Ostfront verschollen ging. Heute hilftProfessor Helmut Kneifel dem Heimatforscher Peter V. Schulze kräftig bei dessenNachforschungen, der mit seinen Mitarbeitern u.a. für das Staatliche Kreisarchiv inTrutnov aus 32 000 Transportscheinen eine komplette Liste der in den Jahren 1945und 1946 aus dem Kreis Trautenau zwangsausgesiedelten Einwohner zusammenstellte.So erfuhr der geehrte Freund des Veselý <strong>výlet</strong> Helmut Kneifel wohl erst durchdiese Nachforschungen, dass sie damals am 18. Juli 1946 im gleichen 20. Waggondes XIII. Transports in die russische Okkupationszone Deutschlands saßen, wie BürgermeisterHintner. Dem glücklichen Brautpaar war kein langes Glück beschieden.Anna starb bei der Geburt ihres vierten Kindes, Wenzel wenig später. Um den SohnJosef kümmerten sich Schwester Helga und Schwager Robert Hofer (auf dem Fotodie zweiten von links). Deshalb ist Josef Bönsch auf den Fotografien vom Ende derdreißiger Jahre immer zusammen mit Cousin Helmut Hofer und vor dem Haus beiden Hoferbauden zu sehen. Wohl auf der Rückkehr von der Sonntagsmesse. Dervorn stehende Helmut waltet bis heute gewissenhaft seines Amtes als Verwalter derKleinaupner Kirche. Genauso wie sein Vater war auch er ‚Koppenträger‘ zur Schneekoppe,wo Josef Bönsch später 20 Jahre lang als Schaffner am Sessellift arbeitete.Und rein zufällig arbeitet Josefs Tochter Kristina heute im Informationszentrum desVeselý <strong>výlet</strong> in Pec und bedient Sie die Tochter von Helmut Hofer Traudi nun schon20 Jahre im Veselý <strong>výlet</strong> in Temný Důl. -pk-Der Finanzwächter aus Albendorf Josef Střihavka stand bei der Hochzeit seines Schwagers Johann Tasler in der Mitte der uniformierten Hochzeitsgäste.Gleich hinter ihm stand 1924 der Kleinaupner Bürgermeister Alois Hübner.Bei der Hochzeit von Anna und Wenzel Bönsch im Jahre 1928 war der Bürgermeister aus Groß-Aupa Johann Hintner der einzige mit Kinnbart.Ihr ältester Sohn Josef wuchs bei den Hofers auf den Hoferbauden auf.Das Haus Nr. 177 am Wimmerberg in Velká Úpa bekam seine erste Hausnummer (276) im Jahre 1771 und gehörte damals Karl Wimmer, ab 1805 trug es dieNr. 354; 1905, also zur Zeit, als das erste Foto entstand, die Nr. 182 und die gleiche Hausnummer ist auch der Fotografie aus dem Jahre 1928 zugeordnet.

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