stadt blatt
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mehrwert:<br />
Kohlekraft in NRW<br />
Neue Kraftwerke<br />
mit alter Technik<br />
Achtundzwanzig neue Kohlekraftwerke sollen in ganz<br />
Deutschland in den nächsten Jahren gebaut werden. Davon<br />
zwölf in Nordrhein-Westfalen, das so genannte „dreckige<br />
Dutzend“. Die Folge ist ein Ausstoß von ungefähr<br />
70 Mio. Tonnen CO 2 pro Jahr - allein durch die zwölf geplanten<br />
Kohlekraftwerke in NRW - und eine Investition<br />
von acht Milliarden Euro.<br />
Wegen der hohen Baukosten haben diese Kraftwerke eine durchschnittliche Laufzeit<br />
von ca. vierzig Jahren. Bis 2050 würden uns diese Wunderwerke der Technik<br />
also erhalten bleiben, inklusive ihres enorm hohen CO -Ausstoßes. Dabei müsste,<br />
2<br />
bei einem zukunftsfähigen Energiemix, der CO -Ausstoß drastisch gesenkt wer-<br />
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den, um die Klimaschutzziele zu erreichen.<br />
Warum werden neue Kraftwerke gebaut?<br />
Um den Stromverbrauch in Deutschland weiterhin decken zu können, muss in<br />
neue Projekte investiert werden. Viele Kraftwerke werden abgeschaltet, da ihre<br />
Laufzeit endet oder die alte Technik nicht mehr wirtschaftlich ist. Dieser Neubedarf<br />
entspricht in etwa der Leistung der geplanten Kohlekraftwerke. Für den Ausbau<br />
anderer Formen der Stromerzeugung wäre also bis 2050 kein Bedarf.<br />
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36 <strong>stadt</strong><strong>blatt</strong>: 5 | 2007 November - Januar<br />
Foto: Michael Fintz<br />
Die verbesserte Technik der neuen Kohlekraftwerke bringt den Betreibern<br />
zwar eine um fast ein Drittel höhere Effi zienz, trotzdem geht mehr als die Hälfte<br />
der Energie bei der Umwandlung verloren. Es wird bei der angeblichen CO - 2<br />
Einsparung der schlechte Wirkungsgrad neuer Anlagen mit dem noch schlechteren<br />
von Altanlagen gegengerechnet. Durch den Bau der Kraftwerke halten<br />
die Energieversorger außerdem ihre zentralen Strukturen aufrecht. Aus ökonomischen<br />
und ökologischen Gründen sind jedoch nach neuen Erkenntnissen<br />
viele kleine Kraftwerke günstiger.<br />
Nun kann man sich fragen, warum wird nicht statt in Kohle- in Windkraftwerke<br />
oder andere sauberere Energieformen investiert? Zum einen kann der Strom<br />
hier noch nicht so „günstig“ hergestellt werden, wie in einem Kohlekraftwerk<br />
- dadurch würden weniger Gewinne eingefahren. Dass es sich dennoch doppelt<br />
lohnt, für die Umwelt und die Rendite, beweisen die vielen bereits existierenden<br />
Windparks. Zum anderen wird sowohl der Kohleabbau als auch der Bau von Kohlekraftwerken<br />
immer noch vom Staat gefördert, obwohl die Folgen für das Klima<br />
bekannt sind. Und obendrein werden die Stromversorger mit kostenlosen Emissionszertifi<br />
katen belohnt. Interessanterweise tauchen die Zertifi kate trotzdem als<br />
Kostenpunkt in den Kalkulationen der Stromversorger auf und werden als Preiserhöhung<br />
an den Kunden weitergegeben. Die Kohle wird außerdem noch am längsten<br />
von allen nichtregenerativen Energieträgern verfügbar sein. Die Vorkommen<br />
von Erdöl und Erdgas werden defi nitiv in absehbarer Zeit zur Neige gehen.<br />
CO 2 -freie Kraftwerke?<br />
In der Diskussion waren erst kürzlich die „CO -freien“ Kraftwerke, ausgestattet<br />
2<br />
mit der so genannten CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage). Das CO2 soll durch Abscheidung und mit anschließender Speicherung entsorgt werden.<br />
Es stellt sich die Frage, wohin mit den vielen Tonnen CO ? Die Entsorgung könnte<br />
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durch eine Einleitung in den Boden oder eine Endlagerung im Ozean erfolgen.<br />
Diese Technologie wird oft als „CO -frei“ betitelt, was sie jedoch nicht ist. Es han-<br />
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delt sich lediglich um eine Problemverlagerung, ähnlich wie bei der Atomkraft,<br />
ähnlich unberechenbar. Durch diese Technologie entsteht ein zusätzlicher Energieaufwand,<br />
daraus resultieren wiederum steigende Kosten pro Kilowattstunde.<br />
Die Speicherkapazitäten für das anfallende CO wären in Deutschland außerdem<br />
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sehr begrenzt, so dass in absehbarer Zeit der CO -Müll exportiert werden müsste.<br />
2<br />
Zudem bleiben auch bei Kraftwerken mit CCS-Abscheidung alle anderen Begleitschäden<br />
des Kohleabbaus bestehen. Übrigens: Diese Technik existiert noch nicht,<br />
sie liegt derzeit nicht in Marktreife vor.<br />
Die Folgen und Nebenwirkungen für eine Speicherung von CO sind nicht ab-<br />
2<br />
sehbar. Sicher ist nur, dass es keine Garantie für die hundertprozentige Dichtigkeit<br />
eines CO -Speichers geben kann. Warum sich also auf gefährliche und<br />
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teure Experimente einlassen, wenn schon heute erneuerbare Energien zur<br />
Verfügung stehen?