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Schiffler_Fremdsprachen lernen - narr-shop.de

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2.1 Untersuchungen zu Sprache und Bewegung 11Bei <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Menschen entwickelt sich bis zum dritten Lebensjahr die rechte,also die nichtsprachliche Hemisphäre viel stärker als die linke, dann erst erfolgt eineSpezialisierung <strong>de</strong>r Hemisphären. Wahrscheinlich wiegen die Mütter aus diesem Grundmeistens ihre Kin<strong>de</strong>r in ihren Armen so, dass die linke Seite <strong>de</strong>s Kopfes <strong>de</strong>r Mutterzugewandt ist. Durch das linke Ohr erreicht die Sprache und vor allem die mit ihrverbun<strong>de</strong>nen Emotionen die rechte Gehirnhälfte (Sieratzki u. a. 1996).Wir Menschen sind übrigens von <strong>de</strong>r Natur im ersten Jahr nach unserer Geburtbeson<strong>de</strong>rs stiefmütterlich ausgestattet wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn wir verfügen nur über ca. 25 %unserer Gehirnkapazität, während Affen nach einem Jahr bereits ca. 70 % erreichenund viele an<strong>de</strong>re Tiere fast 100 %. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n 4 – 5 Jahren vervierfacht sich aberdie Gehirnkapazität <strong>de</strong>s Menschen. Durch diese Retardierung hat das menschlicheGehirn viel mehr Zeit, sich an die unterschiedlichen und komplexen Bedingungen seinerspeziellen Lebensumwelt anzupassen. So kann <strong>de</strong>r Mensch in seinen ersten Lebensjahrennicht nur seine Muttersprache <strong>lernen</strong>, son<strong>de</strong>rn sogar mehrere Sprachen,zumin<strong>de</strong>st auf einem elementaren Kommunikationsniveau, falls sie in seiner Umweltdauernd gesprochen wer<strong>de</strong>n.Eine weitere allgemeine Aussage <strong>de</strong>r neueren Gehirnforschung ist für <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichtinteressant. Wie Schlaepfer (1995) nämlich herausfand, ist daszweigeteilte Sprachzentrum bei Frauen in <strong>de</strong>r Regel ausgeprägter als bei Männern.Das Broca-Zentrum ist im Durchschnitt bei Frauen um ca. 20 % größer als bei Männern,das Wernicke-Zentrum sogar um fast 30 %. Diese Ent<strong>de</strong>ckung entspricht <strong>de</strong>r Beobachtung,dass Frauen im Allgemeinen im verbalen Ausdruck Männern überlegen sind. Imschulischen <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht ist hierzu seit fast 50 Jahren zumin<strong>de</strong>st bis nach<strong>de</strong>r Pubertät ebenfalls immer wie<strong>de</strong>r eine Parallele festgestellt wor<strong>de</strong>n (Carrol 1965,1099).2.1 Untersuchungen zu Sprache und BewegungFür <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht können eventuell die Untersuchungsergebnisse beiGehörlosen ganz neue Wege zeigen. So beweisen die PET-Untersuchungen von McGuire(1997), dass Gehörlose, wenn sie die Zeichensprache benutzen, nicht die rechtenGehirnzentren, die für visuelle und räumliche Vorstellungen verantwortlich sind,aktivieren, son<strong>de</strong>rn genau dieselben Zentren, die bei Hören<strong>de</strong>n zum Sprachzentrumgehören, d. h. <strong>de</strong>n unteren Frontalkortex, <strong>de</strong>r bei lautlosem Sprechen (inner speech)aktiviert wird.Dieses Ergebnis gestattet die Vermutung, dass bei hören<strong>de</strong>n Schülern sprachbegleiten<strong>de</strong>Bewegungen das Gehirnzentrum zusätzlich aktivieren, das u. a. für sprachlichesLernen verantwortlich ist. Diese Vermutung ist in eindrucksvoller Weise durch dieEnt<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r „Spiegelneuronen“, zuerst bei Menschenaffen und dann auch beimMenschen, durch Rizolatti u. a. (2003) bestätigt wor<strong>de</strong>n. Diese wer<strong>de</strong>n so genannt, weilsie dann aktiv sind, wenn <strong>de</strong>r Mensch die Bewegungen, Gestik und Mimik eines an<strong>de</strong>renbeobachtet o<strong>de</strong>r auch dann, wenn er sich die Bewegungen eines an<strong>de</strong>ren nur vorstellt.Das Überraschen<strong>de</strong> an dieser Ent<strong>de</strong>ckung ist, dass die Spiegelneuronen, die bei Bewegung,Gestik und Mimik aktiv sind, sich linkshemisphärisch im Broca-Zentrum befin<strong>de</strong>n.In <strong>de</strong>r neueren Gehirnforschung ist das Gehirn präzise in nummerierte Areale eingeteilt.Die Spiegelneuronen befin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>mnach in Brodmann A 44 und A 45, die bei<strong>de</strong> zum

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