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Neuralgien erkennen und therapieren - NeuroTransConcept

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EPILEPSIE FacharztbeitragNach zwei Anfällensollte behandelt werdenBei Epilepsien mit sehr geringerAnfallshäufigkeit <strong>und</strong> einer gutenChance auf spontane Ausheilung istkeine Behandlung notwendig. MancheKinder haben auch nur eineneinzigen Anfall in ihrem ganzenLeben. Deshalb wird üblicherweisenoch nicht nach dem ersten Anfallmit einer Behandlung begonnen.Nach zwei Anfällen liegt das Risikoeines weiteren Anfalls bereits bei73 Prozent, meist kommt es schoninnerhalb eines Jahres zum nächstenAnfall. Daher empfehlen wir eine Behandlungmeistens, wenn zwei Anfälleinnerhalb eines Jahres auftreten.Wir geben Eltern auch zu bedenken,dass eine unbehandelte Epilepsie dasKind in ernste Gefahr bringen kann,wenn es etwa beim Klettern, Fahrradfahrenoder Baden zu einem plötzlichenAnfall kommt.So wirken Medikamentegegen EpilepsieAntiepileptika verhindern Anfälle,beseitigen aber nicht die Ursache.Sie wirken auf das gesamte Gehirn,regulieren dort eine abnormale Erregbarkeitvon Nervenzellen <strong>und</strong>stellen das Gleichgewicht zwischenhemmender <strong>und</strong> erregenderÜbertragungvon Signalen wiederher. Je nach EpilepsieformreagierenKinder wie Erwachsenejeweils auf bestimmte Gruppenvon Wirkstoffen besser, auf andereschlechter. Es kann sogar zu einer Zunahmevon Anfällen kommen, wennein unpassendes Medikament eingesetztwurde. Die Wirkung eines antiepileptischenMedikaments hält nursolange an, wie eine ausreichendeMenge davon im Gehirn vorhandenist. Daher helfen sie nur bei ständiger<strong>und</strong> regelmäßiger Einnahme. Diemeisten Wirkstoffe erhalten einenwirksamen Spiegel, wenn sie zweimalam Tag eingenommen werden. Antiepileptikagibt es als Tablette, Kapselnoder Saft, einige Wirkstoffe lassen sichauch spritzen oder als Zäpfchen verabreichen.keine angstvor medikamentenNebenwirkungen<strong>und</strong> RisikenDie größte Sorge bereiten den Elternepilepsiekranker Kinder möglicheNebenwirkungen der Medikamente.Tatsächlich gibt es kein Antiepileptikum,das Anfälle verhindern <strong>und</strong>keine unerwünschten Effekte mitsich bringen kann. Gefährliche Nebenwirkungensind allerdings sehrselten. Manche Kinder reagieren aufbestimmte Antiepileptika auch mitUnruhe <strong>und</strong> Hyperaktivität. Hier unterscheidensich Kinder deutlich vonErwachsenen, bei denen diese Nebenwirkungenviel seltener auftreten.Unruhe kann selbst durch Wirkstoffehervorgerufen werden, die erwachsenePatienten eher müde machen.Ebenso ist das Risiko von Leberschädengering – anders als vieleEltern befürchten. Für die meistenneueren Antiepileptika sind keine Leberschädenbekannt.Chancen einerOff-Label-BehandlungJe nachdem welche Form der Epilepsievorliegt, wählen wir sorgfältigden für das Kind passenden Wirkstoffoder eine Kombination aus; die Bandbreiteist groß. Leichtere Epilepsieformensind relativ rasch <strong>und</strong> gut zu behandeln.Dazu zähltdie kindliche Absencen-Epilepsie.Die Rolando-Epilepsie– einegutartige Herd-Epilepsie– bildet sich häufigauch ohne Behandlung wieder zurück.Bei schwer behandelbaren Epilepsien– ausgelöst durch Hirnschädigungoder angeborene Stoff wechselerkrankungen– ist es häufig notwendig, aufneuere Wirkstoffe zurückzugreifen.Neu entwickelte Medi kamente werdenimmer zuerst für Erwachsene zugelassen,dann folgen Studien bei Kindern<strong>und</strong> schließlich eine Zulassungfür das Kindesalter. Diese sogenannteOff-Label-Anwendung ist zulässig <strong>und</strong>sinnvoll, wenn mit bereits für Kinderzugelassenen Medikamenten kein ausreichenderBehandlungserfolg erzieltwird. Bisher gibt es kein Antiepileptikum,das Kinder schlechter vertragenals Erwachsene.Weitere Informationenfür betroffene Familien hat Prof.Dr. Ulrich Brandl in diesem Ratgeberzusammengefasst.Mein Kind hatEpilepsie: Aufklärung<strong>und</strong> Hilfe für Eltern176 Seiten, 18,95 €(geb<strong>und</strong>en)Therapien ohneMedikamenteEs gibt nur wenige wirksame Therapieansätze,die ohne Antiepileptikaauskommen. Alternative Heilmethoden,wie die Akupunktur, zeigen bisherkeine Wirkung. Eine spezielleEr näh rung kann die Behandlung unterstützen.Die ketogene Diät – vorwiegendFette statt Mischkost – istbei Kindern erst dann zu empfehlen,wenn die medikamentöse Behandlungnicht ausreichend wirkt. Viele Kinderverweigern allerdings diese Kost.Manche Epilepsien können auchbei Kindern operativ behandelt werden.Das ist prinzipiell nur bei Herd-Epilepsien möglich <strong>und</strong> erfordert,dass die betroffene Gehirnregionohne schwerwiegende Nachteile fürden Patienten entfernt werden kann.Die Vagusnerv-Stimulation mit Hilfeeines eingepflanzten Geräts ähnlichdem Hirnschrittmacher kommtnur als zusätzliche Möglichkeit zurmedikamentösen Therapie in Frage.Allerdings bewirkt diese Methode nurselten völlige Anfallsfreiheit.Epilepsie kannausheilenHat das behandelte Kind über einenlängeren Zeitraum keine Anfälle mehr<strong>und</strong> ist das EEG unauffällig, kann derbehandelnde Arzt die Medikamentereduzieren oder sogar die Therapiebeenden. Bei etwa jedem vierten Kindheilt die Epilepsie mit der weiterenHirnentwicklung aus <strong>und</strong> die Kindersind spätestens nach der Pubertät anfallsfrei.Prof. Dr. med. Ulrich BrandlFacharzt für Kinder- <strong>und</strong>Jugendmedizin, Neuropädiatrie,Universitätsklinikum Jena23

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