04.12.2012 Aufrufe

Layout 1 (Page 1) - Gitarren Ensemble Graz

Layout 1 (Page 1) - Gitarren Ensemble Graz

Layout 1 (Page 1) - Gitarren Ensemble Graz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Manfred Steflitsch, künstlerischer<br />

Leiter des <strong>Gitarren</strong> <strong>Ensemble</strong><br />

<strong>Graz</strong>, im Gespräch<br />

mit Werner Egger.<br />

Herr Steflitsch, wie schwierig ist es in einer Stadt<br />

wie <strong>Graz</strong>, in der sich die kulturelle Avantgarde nur<br />

einmal jährlich, und zwar im Herbst, abspielt, wie<br />

schwierig ist es also für Ihr <strong>Ensemble</strong> die entsprechende<br />

öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen?<br />

Ohne große Action Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit<br />

zu erregen, ist immer schwierig. In einer<br />

Eventgesellschaft wie heute ist es gerade für eine<br />

Idee, die das <strong>Gitarren</strong> <strong>Ensemble</strong> <strong>Graz</strong> repräsentiert,<br />

nämlich mit leisen Naturinstrumenten<br />

Stimmungsbilder zu erzeugen, nicht einfach.<br />

Gerade das war aber immer die große<br />

Herausforderung, und nach vielen Jahren harter<br />

Arbeit können wir heute mit Stolz auch in <strong>Graz</strong><br />

bereits mit zahlreichem Publikum rechnen.<br />

… zumal bereits 15 Jahre vergangen sind, als Sie<br />

zum erstenmal den Stefaniensaal, das Prunkstück<br />

heimischer Musikkultur, mit Ihrem Orchester betraten.<br />

War da in Ihnen bereits das Gefühl, dass dies<br />

zum beständigen Event im steirschen Kulturkalender<br />

werden könnte?<br />

Nein, überhaupt nicht. Es war einfach der Versuch,<br />

die klassische Gitarre als Orchesterinstrument<br />

erklingen zu lassen und ihre Wirkung in einem großen<br />

Konzertsaal zu erproben. Die vielen Puristen<br />

davon zu überzeugen, dass Kompositionen großer<br />

Meister auch in anderen Besetzungen interessant<br />

erklingen können, war ein langer Weg, der<br />

schließlich aber zum Erfolg führte.<br />

Nun, gehen wir einmal von Ihrem persönlichen<br />

IM GESPRÄCH<br />

Empfinden ab. Gibt es objektiv gesehen<br />

Erstaufführungen betreffend Rückmeldungen aus<br />

der Öffentlichkeit?<br />

Sie geben ja jungen Komponisten Werkaufträge<br />

für <strong>Gitarren</strong>orchester. Wie reagiert darauf das<br />

Publikum, zumal ein <strong>Gitarren</strong>orchester dieser Art<br />

doch zu den Unikaten der Kunstwelt zählt?<br />

Vorerst bin ich sehr stolz, dass immer mehr<br />

Komponisten auf das <strong>Gitarren</strong> <strong>Ensemble</strong> <strong>Graz</strong> aufmerksam<br />

werden und für dieses Orchester Werke<br />

komponieren. Bei unseren Konzerten können wir<br />

feststellen, dass gerade diese Uraufführungen großen<br />

Anklang finden und besonders geschätzt werden.<br />

Sie sind so zu sagen das Gewürz eines jeden<br />

GEG-Programmes.<br />

Wenn wir nun die 15 Jahre im Stefaniensaal Revue<br />

passieren lassen, was bleibt einem, der sich das<br />

ganze Jahr über mit der <strong>Gitarren</strong>literatur beschäftigt<br />

- sei es als Arrangeur, Komponist oder "nur" als<br />

Dirigent seines Orchesters -, was bleibt da also an<br />

Erinnerungsstücken?<br />

Mein Interesse liegt vor allem in der Erweiterung<br />

der <strong>Gitarren</strong>literatur in Form von Orchestermusik,<br />

um diesem Instrument auch die phantastische Welt<br />

des gemeinsamen Musizierens zu ermöglichen. Es<br />

ist ein besonderer Reiz, gerade das gibt den nötigen<br />

Ansporn, Meisterwerke der Musikliteratur für<br />

die Gitarre spielbar zu machen und sie so zu<br />

einem neuen Klangerlebnis zu führen. Als<br />

Erinnerung bleiben die vielen Stunden des<br />

Experimentierens, des Suchens, des Probierens,<br />

des Schreibens, der Proben, der Kritik und das<br />

herrliche Gefühl, etwas Neues geschaffen zu<br />

haben.<br />

Was einem als Außenstehendem auffällt ist das<br />

Werden dieses Klangkörpers. Beginnend mit - nun<br />

sagen wir einmal - <strong>Gitarren</strong>amazonen reinsten<br />

Amateurwassers des ORG der Ursulinen <strong>Graz</strong><br />

wurde ein professionelles <strong>Ensemble</strong>. Aus der<br />

Fluktuation der ersten Jahre ist die Kontinuität der<br />

Protagonistinnen geworden. Wie funktioniert so<br />

etwas, Damen, die im Beruf stehen oder in der<br />

Familie ihre Frau stellen, ständig zu motivieren?<br />

Das Rezept ist sehr einfach: Wenn du eine Idee<br />

realisieren willst, darfst du nicht zu viel Energie für<br />

Nicht-Wollende aufbringen, sondern die ganze<br />

Kraft in Wollende investieren, das heißt, du musst<br />

ständig mit etwas Neuem und Einzigartigem das<br />

Interesse wecken und erhalten. Dazu braucht man<br />

natürlich auch das Glück, 22 "Verrückte" zu finden,<br />

die bereit sind, einen Großteil ihrer Freizeit für<br />

diese Art von Kunst und Kultur auf zu bringen.<br />

Das heurige Konzertmotto "un[d]vollendet" könnte<br />

doch eine Bezug provozieren: Jetzt ist der Punkt<br />

der Vollendung gekommen, obwohl noch einiges<br />

unvollendet ist: Im Klartext: Was ist in Zukunft vom<br />

GEG noch zu erwarten?<br />

Nichts im Leben ist vollendet, daher sind bereits<br />

viele neue Ideen im Kopf, die auf eine Vollendung<br />

warten, um dann wieder Unvollendeten Platz zu<br />

machen.<br />

Und schlussendlich eine Frage persönlichen<br />

Interesses: Wann gibt’s Beethovens Fünfte von 22<br />

Stromgitarren? Bleibt das der Wunschtraum<br />

jugendlichen Überschwangs?<br />

Obwohl Beethoven schon für fast alle Instrumente<br />

bearbeitet wurde, man denke nur an die<br />

Symphonic-Rock-Formation "Ekseption" aus den<br />

Niederlanden, will ich Beethoven letztendlich<br />

doch vor Stromgitarren schützen. Sehr wohl<br />

schwebt aber schon lange der Vorsatz in mir, eine<br />

durchkomponierte große Symphonie für 22<br />

Stromgitarren zu schreiben, und deren<br />

Realisierung wird wohl in den nächsten Monaten<br />

(bzw. Jahren) stattfinden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!