Layout 1 (Page 1) - Gitarren Ensemble Graz

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Manfred Steflitsch, künstlerischer Leiter des Gitarren Ensemble Graz, im Gespräch mit Werner Egger. Herr Steflitsch, wie schwierig ist es in einer Stadt wie Graz, in der sich die kulturelle Avantgarde nur einmal jährlich, und zwar im Herbst, abspielt, wie schwierig ist es also für Ihr Ensemble die entsprechende öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen? Ohne große Action Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen, ist immer schwierig. In einer Eventgesellschaft wie heute ist es gerade für eine Idee, die das Gitarren Ensemble Graz repräsentiert, nämlich mit leisen Naturinstrumenten Stimmungsbilder zu erzeugen, nicht einfach. Gerade das war aber immer die große Herausforderung, und nach vielen Jahren harter Arbeit können wir heute mit Stolz auch in Graz bereits mit zahlreichem Publikum rechnen. … zumal bereits 15 Jahre vergangen sind, als Sie zum erstenmal den Stefaniensaal, das Prunkstück heimischer Musikkultur, mit Ihrem Orchester betraten. War da in Ihnen bereits das Gefühl, dass dies zum beständigen Event im steirschen Kulturkalender werden könnte? Nein, überhaupt nicht. Es war einfach der Versuch, die klassische Gitarre als Orchesterinstrument erklingen zu lassen und ihre Wirkung in einem großen Konzertsaal zu erproben. Die vielen Puristen davon zu überzeugen, dass Kompositionen großer Meister auch in anderen Besetzungen interessant erklingen können, war ein langer Weg, der schließlich aber zum Erfolg führte. Nun, gehen wir einmal von Ihrem persönlichen IM GESPRÄCH Empfinden ab. Gibt es objektiv gesehen Erstaufführungen betreffend Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit? Sie geben ja jungen Komponisten Werkaufträge für Gitarrenorchester. Wie reagiert darauf das Publikum, zumal ein Gitarrenorchester dieser Art doch zu den Unikaten der Kunstwelt zählt? Vorerst bin ich sehr stolz, dass immer mehr Komponisten auf das Gitarren Ensemble Graz aufmerksam werden und für dieses Orchester Werke komponieren. Bei unseren Konzerten können wir feststellen, dass gerade diese Uraufführungen großen Anklang finden und besonders geschätzt werden. Sie sind so zu sagen das Gewürz eines jeden GEG-Programmes. Wenn wir nun die 15 Jahre im Stefaniensaal Revue passieren lassen, was bleibt einem, der sich das ganze Jahr über mit der Gitarrenliteratur beschäftigt - sei es als Arrangeur, Komponist oder "nur" als Dirigent seines Orchesters -, was bleibt da also an Erinnerungsstücken? Mein Interesse liegt vor allem in der Erweiterung der Gitarrenliteratur in Form von Orchestermusik, um diesem Instrument auch die phantastische Welt des gemeinsamen Musizierens zu ermöglichen. Es ist ein besonderer Reiz, gerade das gibt den nötigen Ansporn, Meisterwerke der Musikliteratur für die Gitarre spielbar zu machen und sie so zu einem neuen Klangerlebnis zu führen. Als Erinnerung bleiben die vielen Stunden des Experimentierens, des Suchens, des Probierens, des Schreibens, der Proben, der Kritik und das herrliche Gefühl, etwas Neues geschaffen zu haben. Was einem als Außenstehendem auffällt ist das Werden dieses Klangkörpers. Beginnend mit - nun sagen wir einmal - Gitarrenamazonen reinsten Amateurwassers des ORG der Ursulinen Graz wurde ein professionelles Ensemble. Aus der Fluktuation der ersten Jahre ist die Kontinuität der Protagonistinnen geworden. Wie funktioniert so etwas, Damen, die im Beruf stehen oder in der Familie ihre Frau stellen, ständig zu motivieren? Das Rezept ist sehr einfach: Wenn du eine Idee realisieren willst, darfst du nicht zu viel Energie für Nicht-Wollende aufbringen, sondern die ganze Kraft in Wollende investieren, das heißt, du musst ständig mit etwas Neuem und Einzigartigem das Interesse wecken und erhalten. Dazu braucht man natürlich auch das Glück, 22 "Verrückte" zu finden, die bereit sind, einen Großteil ihrer Freizeit für diese Art von Kunst und Kultur auf zu bringen. Das heurige Konzertmotto "un[d]vollendet" könnte doch eine Bezug provozieren: Jetzt ist der Punkt der Vollendung gekommen, obwohl noch einiges unvollendet ist: Im Klartext: Was ist in Zukunft vom GEG noch zu erwarten? Nichts im Leben ist vollendet, daher sind bereits viele neue Ideen im Kopf, die auf eine Vollendung warten, um dann wieder Unvollendeten Platz zu machen. Und schlussendlich eine Frage persönlichen Interesses: Wann gibt’s Beethovens Fünfte von 22 Stromgitarren? Bleibt das der Wunschtraum jugendlichen Überschwangs? Obwohl Beethoven schon für fast alle Instrumente bearbeitet wurde, man denke nur an die Symphonic-Rock-Formation "Ekseption" aus den Niederlanden, will ich Beethoven letztendlich doch vor Stromgitarren schützen. Sehr wohl schwebt aber schon lange der Vorsatz in mir, eine durchkomponierte große Symphonie für 22 Stromgitarren zu schreiben, und deren Realisierung wird wohl in den nächsten Monaten (bzw. Jahren) stattfinden.
Manfred Steflitsch Manfred Steflitsch ist Gründer, künstlerischer Leiter und Dirigent des Gitarren Ensemble Graz. Er arrangiert, komponiert und bearbeitet seit den achtziger Jahren Werke für Gitarrenorchester. Geboren am 13.02.1953 in Oberpichling (Kärnten), studierte er nach der Matura am BORG Wolfsberg an der Grazer Kunstuniversität Gitarre bei Marga Bäuml-Klasinc. Derzeit unterrichtet er Instrumentalmusik bei den Ursulinen in Graz und an der BAKIP Hartberg. Seine über 160 Partituren sind inzwischen weltweit gefragt und gehören zum Repertoire von renommierten Gitarrenensembles. Durch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten kommt es immer wieder zu Uraufführungen neuer Werke, die er mit dem GEG einstudiert und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. 1999 gründet er die “Ursulinen GEG-Musikschule” und ist seither Leiter dieser privaten Musikschule bei den Ursulinen in Graz. Unter seinem Label “GEG MS-Music” wurden bereits einige CDs produziert. Als “Webmaster” gestaltet er schon seit 1996 die Homepage des GEG.
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