04.05.2012 Aufrufe

Projekt Y

Projekt Y

Projekt Y

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Foto: Bürogebäude HOCH ZWEI, Wien<br />

<strong>Projekt</strong> Y<br />

Baustelle der Superlative<br />

INTERVIEW<br />

Dietmar Aluta-Oltyan<br />

1.2009 // Das Konzern-Magazin von ALPINE<br />

PROJEKT<br />

Einsatz unter Wasser<br />

TECHNOLOGIE<br />

Maßarbeit im Berg


<strong>Projekt</strong> Y<br />

Nördlich von Wien / Österreich<br />

SEITE 14


1.2009<br />

Andreas Eder<br />

ALPINE Marketingleitung<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Sie halten die erste Ausgabe von INSIDE, dem Konzern-Magazin von ALPINE, in Händen.<br />

Nun werden Sie sich fragen: Was kann mir eine Baufirma erzählen, ohne dass sich nach drei Sätzen<br />

eine leichte, aber rasch zunehmende Müdigkeit einstellt? Diese Frage haben wir uns auch gestellt.<br />

Mit Stars und spektakulären Events können wir nicht aufwarten. Die wesentlichen Neuigkeiten<br />

hören Sie jeden Tag im Radio und technische Berichte finden Sie in jeder Fachzeitschrift.<br />

Was bleibt also? Eigentlich ganz einfach. Dinge, von denen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

noch nie gehört haben. Themen, über die Sie immer schon mal mehr wissen wollten. Nebensachen,<br />

die Ihnen völlig überraschend eine wunderbare Welt eröffnen. Das Magazin wird Ihnen<br />

neue, unerwartete Blickwinkel auf die Arbeit von ALPINE ermöglichen. Ob Sie nun technisch<br />

versiert oder einfach nur interessiert sind, Sie werden staunen, wie viel in Ihrem Leben plötzlich<br />

mit dem Bauen zu tun hat.<br />

Lernen Sie in unserem Leitartikel das erste österreichische PPP-Straßenbauprojekt Österreichs<br />

und gleichzeitig die größte Baustelle Mitteleuropas – kurz ‚<strong>Projekt</strong> Y‘ genannt – von einer völlig<br />

neuen Seite kennen. Lassen Sie sich beeindrucken von Technologien und Innovationen, wie<br />

sie beim Bau der Kühltürme des Kohlekraftwerks Neurath zum Einsatz kommen, oder tauchen<br />

Sie ein in Themen wie Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Sicherheit.<br />

Aufregende Einblicke in fremde Länder und Kulturen bekommen Sie in einem Bericht über die<br />

Besonderheiten von Auslandseinsätzen im Balkangebiet. Erfahren Sie mehr über den für uns<br />

doch ungewöhnlichen Sport Cricket, für den ALPINE in einem exotischen Einsatzgebiet neue<br />

Möglichkeiten geschaffen hat. Oder haben Sie zum Beispiel je vom Job des Berufstauchers gehört?<br />

Wissen Sie, wer ‚Heidi‘ und ‚Sissi‘ sind und was die beiden in einem Tunnel suchen?<br />

Haben Sie schon mal Wein aus Betoneiern getrunken? Auf diese Fragen bekommen Sie Antworten<br />

und darüber hinaus finden Sie sehr viel Persönliches, lesen von prägenden Erfahrungen<br />

oder tauchen ein in faszinierende Forschungsthemen.<br />

Für Abwechslung und Kurzweil beim Lesen sorgen engagierte und talentierte Redakteure. Das<br />

im Haus entwickelte Layout ist frisch und modern im unverwechselbaren Stil des Unternehmens.<br />

Alle Ausgaben werden komplett im Unternehmen realisiert. Und das, wie Sie bestimmt<br />

merken werden, mit ganz viel Leidenschaft.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />

03


UNTERNEHMEN<br />

PROJEKT<br />

MARKT<br />

TECHNOLOGIE<br />

RESSOURCEN<br />

UMWELT<br />

//<br />

INHALT<br />

06 Jede nicht ausgefüllte Stunde ist eine verlorene Stunde<br />

10 Einsatz unter Wasser<br />

14 Baustelle der Superlative<br />

19 Einblicke<br />

20 Zeit für Viertel Zwei<br />

23 Hart am Wind<br />

24 Fünf-Uhr-Tee inklusive<br />

28 Sissi, Heidi und Gabi gehen auf Reisen<br />

30 Balkan Fever<br />

34 Erster Fräszug auf Schiene<br />

35 Einblicke<br />

36 Hoch klettern und Widerstand leisten<br />

38 Maßarbeit im Berg<br />

42 Zur Sicherheit Glaskugeln<br />

43 Einblicke<br />

Das Konzern-Magazin von ALPINE<br />

Ausgabe 1 / Oktober 2009<br />

44 Es begann mit dem Schweinebauch<br />

46 Die Kraft der Sonne nutzen<br />

48 Da würden sogar die Römer staunen<br />

50 Erbauliches – Kolumne von Alex Aichner<br />

50 Impressum<br />

Weitere Inhalte im Web aktuell auf<br />

INSIDE.alpINE.at Ü


TOP-THEMEN<br />

DONAUBRÜCKE TRAISMAUER<br />

Einsatz unter Wasser<br />

Bei Traismauer in Niederösterreich errichtet ALPINE eine neue Donaubrücke.<br />

Berufstaucher kommen zum Einsatz und Brückenpfeiler werden<br />

erstmals nicht am Ufer, sondern in einer Spezialkonstruktion zwischen<br />

zwei Arbeitsschiffen schwimmend betoniert.<br />

10<br />

PROJEKT Y<br />

Baustelle der Superlative<br />

Mit dem ‚<strong>Projekt</strong> Y‘ entsteht das erste Public Private Partnerschafts-<strong>Projekt</strong><br />

Österreichs nördlich von Wien. Das <strong>Projekt</strong> erfordert nicht nur vielseitiges<br />

technisches Know-how, sondern ist auch eine Herausforderung für<br />

Logistik und <strong>Projekt</strong>management.<br />

14<br />

CRICKETSTADION DUBAI<br />

Fünf-Uhr-Tee inklusive<br />

Klassische Cricketspiele dauern vier bis fünf Tage - Langeweile kommt bei<br />

den Fans nicht auf. Das neue Cricketstadion in Dubai wurde von ALPINE in<br />

nur 28 Monaten gebaut - es erinnert mit seiner kreuzbogenartigen Dachkonstruktion<br />

ein wenig an einen ‚Stern in der Wüste‘.<br />

24<br />

RECRUITING<br />

Balkan Fever<br />

Der Balkan ist derzeit der Place-to-be der ‚jungen Wilden‘ der Baubranche.<br />

Derzeit wird eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten in den CEE- und<br />

SEE-Ländern realisiert – dazu braucht es hochqualifizierte und motivierte<br />

Mitarbeiter.<br />

30<br />

TUNNELBAU<br />

Maßarbeit im Berg<br />

Auch wenn immer mehr Maschinen und moderne Technologien im Einsatz<br />

sind: Tunnelbau bleibt eine gefährliche und körperlich anstrengende<br />

Sache. Drei Österreicher sorgten schon Mitte des 20. Jahrhunderts für eine<br />

Revolution im Tunnelbau.<br />

38<br />

05


06 // UNTERNEHMEN


»Jede nicht ausgefüllte<br />

stunde ist eine<br />

verlorene stunde«<br />

INTERVIEW Er gilt als ‚Mr. ALPINE‘: Dietmar Aluta-Oltyan über Erfolg, Verantwortung,<br />

seinen Umgang mit Niederlagen und seine familiären Wurzeln in Altösterreich.<br />

// clAuDiA lAglEr<br />

Sie sind seit mehr als 40 Jahren an<br />

der Spitze von ALPINE. Was fasziniert<br />

Sie eigentlich am Bauen?<br />

Bauen ist Gestaltung und Kreativität.<br />

Man kann seine eigenen Ideen<br />

umsetzen. Das macht mir großen<br />

Spaß.<br />

Was war Ihrer Meinung nach ausschlaggebend<br />

für den Aufstieg von<br />

ALPINE zum zweitgrößten Baukonzern<br />

in Österreich? Wie viel Anteil<br />

haben Sie als Person daran?<br />

Ich habe mein Leben ALPINE<br />

gewidmet. Als ich 1968 eingestiegen<br />

bin, hatte das Unternehmen<br />

elf Millionen Schilling Schulden.<br />

Für mich war es die Chance, durch<br />

bessere Ideen, schnelleres Handeln<br />

und Geschick ein Unternehmen<br />

aufzubauen und zu erweitern. Ich<br />

übernehme gerne Verantwortung<br />

und es macht mir Spaß, Menschen<br />

zu führen. Das war eine wesentliche<br />

Voraussetzung dafür, dass wir heute<br />

da stehen, wo wir sind.<br />

ALPINE steht für höchste Qualität<br />

und höchste Verlässlichkeit. Es gibt<br />

kein Bauvorhaben, das wir nicht zu<br />

Ende gebracht hätten. Das ist in 41<br />

Jahren keine schlechte Leistung.<br />

Was sind aus Ihrer Sicht heute die<br />

spannendsten Bauaufgaben?<br />

Im Infrastrukturbau muss man<br />

immer direkt mit Bergen und der<br />

Natur umgehen. Das ist immer<br />

mit mehr Spannung verbunden als<br />

die Errichtung eines Hochhauses.<br />

Obwohl die Hochbauten, gerade<br />

was die Gründung betrifft, sehr<br />

herausfordernd sein können. Wenn<br />

man in Berliner Sand oder Salzburger<br />

Seeton gräbt, weiß man nie,<br />

was auf einen zukommt.<br />

Gibt es ein <strong>Projekt</strong>, das Sie persönlich<br />

in den nächsten Jahren reizen<br />

würde?<br />

Wir haben seit 2001 den St.-Gotthard-Tunnel<br />

im Bau – ein <strong>Projekt</strong>,<br />

das erst 2017 fertig gestellt wird.<br />

Eine Baustelle, die über 15 oder 16<br />

Jahre geht, ist in jeder Form eine<br />

Herausforderung. Der Brennerbasistunnel<br />

ist eine Sache, wo ALPINE<br />

eine tragende Rolle übernehmen<br />

sollte. Wir werden sehen, ob das<br />

gelingt. Jedes Bauvorhaben, das<br />

nicht alltäglich ist, ruft bei uns<br />

großes Interesse hervor. Das<br />

Hauptproblem ist, dass der Ingenieur<br />

dazu neigt, ein wunderbares<br />

Bauwerk zu errichten, und in seiner<br />

Euphorie die wirtschaftliche Seite<br />

und das Risiko unterschätzt.<br />

Das Zusammenspiel zwischen<br />

technischer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

ist doch wohl eine<br />

Grundvoraussetzung für Erfolg?<br />

Es ist aber kennzeichnend für die<br />

Branche, dass es nicht nur gewinnbringende<br />

Baustellen gibt. Das<br />

hat man in der Vergangenheit bei<br />

vielen Unternehmen gesehen, die<br />

abgestürzt sind. Wir haben letztlich<br />

viele von denen gekauft. Es gibt<br />

einen Spruch, der heißt: Wachsen<br />

07


08 // UNTERNEHMEN<br />

»Bei Zukäufen ist nicht eins<br />

und eins Zwei, sondern eins und<br />

eins nur 1,8«<br />

durch Verkleinern. Bei Zukäufen ist<br />

nicht eins und eins zwei, sondern<br />

eins und eins nur 1,8. Man muss<br />

sich von den schlechten Teilen verabschieden,<br />

um erfolgreich zu sein.<br />

Sie geben kaum Interviews, in der<br />

Seitenblicke-Gesellschaft sieht man<br />

Sie selten bis nie. Wie würden Sie<br />

jemandem, der Sie nicht kennt, den<br />

Menschen Dietmar Aluta-Oltyan<br />

beschreiben?<br />

Meine Meinung ist, dass die Presse<br />

im Baugeschäft nur für negative<br />

Schlagzeilen sorgt. Die Medien<br />

sollten sich mehr damit beschäftigen,<br />

wie man eine Volkswirtschaft<br />

voranbringt, und sie nicht beschädigen.<br />

Der Bau hat großen Anteil an<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

eines Landes und ist Motor der<br />

Konjunktur.<br />

Und der Mensch Dietmar Aluta?<br />

Mein Motto ist: Wenn es eine Aufgabe<br />

zu lösen gibt, dann muss man<br />

rangehen, muss sich trauen und<br />

nicht allzu viel darüber nachden-<br />

ken, ob es gut oder schlecht gehen<br />

wird. Ich nehme die Dinge in die<br />

Hand. Es ist besser, eine falsche als<br />

keine Entscheidung zu treffen. Mein<br />

Beruf macht mir Freude. Ich identifiziere<br />

mich mit dem Unternehmen<br />

und das überträgt sich auf andere.<br />

Sie wurden in Bad Hall in Oberösterreich<br />

geboren. Woher kommt<br />

der doch recht ungewöhnliche<br />

Name Ihrer Familie?<br />

Mein Großvater war als Altösterreicher<br />

Generaldirektor der Österreichischen<br />

Lloyd in Konstantinopel.<br />

Der Name kommt aus Rumänien.<br />

Dort gibt es noch heute eine<br />

Grafschaft Oltyan mit einem Fluss<br />

namens Aluta. Mein Vater ist nach<br />

Österreich gegangen und hat in<br />

Salzburg und Graz studiert und eine<br />

Österreicherin geheiratet.<br />

Haben Sie so etwas, wie ein<br />

Lebensmotto?<br />

Jede nicht ausgefüllte Stunde ist<br />

eine verlorene Stunde.<br />

Gibt es Vorbilder, die Ihnen wichtig<br />

sind oder waren?<br />

Zum Zeitpunkt, als ich begonnen<br />

habe, haben mich in der Branche<br />

viele vermeintlich große Namen<br />

umgeben. Die haben die ehrgeizigen<br />

Pläne des Knaben Aluta nur<br />

belächelt. Heute gibt es mit einer<br />

einzigen Ausnahme all diese Namen<br />

nicht mehr. Mir ist es gelungen,<br />

mich durchzusetzen. Vielleicht war<br />

das auch eine Triebfeder, die hinter<br />

dem Aufbau von ALPINE steckte.<br />

Sie waren unter jenen Unternehmen,<br />

die schon bald die neuen<br />

Märkte in Osteuropa als große<br />

Chance erkannt haben. Wie ist es<br />

dazu gekommen?<br />

Wir waren sehr früh in Kroatien<br />

und haben dort zu Beginn der<br />

1980er Jahre den Autobahnbau<br />

geplant. Leider ist der Krieg dazwischengekommen.<br />

In Ostdeutschland<br />

begannen wir noch vor dem<br />

Fall der Mauer. Durch diese frühen<br />

Aktivitäten wussten wir, welche<br />

Fehler wir vermeiden müssen.


1944 1963 1968 2005 2006 2008<br />

Dietmar Aluta-<br />

Oltyan wurde am<br />

25. Juni in Bad Hall<br />

geboren<br />

Matura an der<br />

HTL für Tiefbau in<br />

Krems<br />

Wir haben beispielsweise nie ein<br />

ostdeutsches Bauunternehmen gekauft,<br />

sondern nur die besten Leute<br />

übernommen und hatten dadurch<br />

keine Altlasten. Unsere Strategie in<br />

Osteuropa war von Anfang an, über<br />

ein großes <strong>Projekt</strong> ein örtliches<br />

Unternehmen aufzubauen, das<br />

weitgehend ohne österreichische<br />

Unterstützung selbstständig arbeitet.<br />

Das hat sich bewährt.<br />

Wie geht es im Osten weiter?<br />

Im Osten gibt es oft falsche Erwartungshaltungen.<br />

Aber es ist wie<br />

hier: Nur bei optimaler Leistung<br />

lässt sich ein zum Teil geringfügiger<br />

Gewinn erzielen. Man muss aber<br />

auch sagen, dass der Aufholbedarf<br />

in diesen Ländern gegenüber westeuropäischem<br />

Standard enorm ist.<br />

Es gibt dort große Chancen.<br />

Was würden Sie im Rückblick als<br />

bisher größten Erfolg in Ihrem<br />

Leben sehen?<br />

Das ist eine Frage, in welcher<br />

Situation man sich befindet. Als ich<br />

Eintritt in das mit<br />

elf Mio. Schilling<br />

(rund € 800.000)<br />

verschuldete<br />

Unternehmen<br />

Wechsel zum geschäftsführenden<br />

Gesellschafter<br />

in die ALPINE<br />

Holding GmbH<br />

begonnen habe, war es ein großer<br />

Erfolg, 100 Schilling zu verdienen.<br />

Heute geht es um andere Beträge.<br />

Ich durfte eine ganze Menge<br />

an Erfolgserlebnissen haben und<br />

ich hoffe, dass noch viele vor mir<br />

liegen.<br />

Wie gehen Sie mit Niederlagen und<br />

Enttäuschungen um?<br />

Niederlagen gehören zum Leben,<br />

sie sind notwendig, um einen<br />

Menschen zu formen. Niederlagen<br />

haben mich nie besonders aus dem<br />

Gleichgewicht gebracht, sondern<br />

eher Widerstand bei mir hervorgerufen.<br />

Eine Schlacht ist erst dann<br />

verloren, wenn der letzte Mann<br />

gefallen ist.<br />

Was wollen Sie persönlich in den<br />

nächsten Jahren erreichen?<br />

Mein Ziel ist es, ALPINE so zu<br />

gestalten, dass das Unternehmen<br />

auch ohne meine direkte operative<br />

Mitarbeit tadellos funktioniert.<br />

Wir sind auf dem besten Weg dazu.<br />

Solange es mir Vergnügen und<br />

Gesellschafter<br />

und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der<br />

ALPINE Holding<br />

GmbH<br />

Freude bereitet, werde ich ALPINE<br />

mit meinem Wissen und meiner<br />

Erfahrung begleiten.<br />

Und privat?<br />

Privat bin ich glücklich. Ich ver -<br />

bringe viel Zeit mit meinen<br />

Enkelkindern und mit sportlichen<br />

Aktivitäten: Tourengehen<br />

und Tiefschneefahren im Winter,<br />

Schwimmen, Tennis, schnelle<br />

Autos und Berggehen im Sommer.<br />

Bis auf Reiten und Golf habe<br />

ich alle Sportarten ausprobiert.<br />

Wie wichtig ist eigentlich Heimat,<br />

die Verwurzelung in der Region für<br />

Sie?<br />

Ich liebe Salzburg und das Salzkammergut,<br />

es ist meine Heimat.<br />

Mit ein bisschen weniger Regen<br />

wäre es die schönste Gegend der<br />

Welt.<br />

Danke für das Gespräch! //<br />

40-jähriges<br />

ALPINE-Jubiläum<br />

für Dietmar Aluta-<br />

Oltyan<br />

09


10 //<br />

PROJEKT<br />

Einsatz<br />

unter Wasser<br />

NUR FÜR NERVENSTARKE Bei Traismauer in Niederösterreich errichtet ALPINE eine neue<br />

Donaubrücke. Das Arbeiten am und unter Wasser ist nur etwas für absolute Profis.<br />

// clAuDiA lAglEr


Tragwerk der ‚Donaubrücke Traismauer‘<br />

F<br />

ür den Wiener Peter Haberhauer<br />

war es ein kurzer<br />

und einfacher Einsatz<br />

auf einer umso spektakuläreren<br />

Baustelle: Der Berufstaucher ging<br />

mit seinem Team ins Wasser, um<br />

die schwimmenden Hohlpfeiler für<br />

die neue Donaubrücke Traismauer<br />

startklar für den Transport an ihren<br />

endgültigen Standort zu machen.<br />

Ein Job für die Profis unter Wasser:<br />

Ein Taucher löste die Seile, welche<br />

die Pfeiler an den Arbeitsschiffen<br />

verankerten. Danach waren wieder<br />

ALPINE-Spezialisten an der Reihe.<br />

Die tonnenschweren Pfeilerhüllen<br />

wurden schwimmend an ihre<br />

vorgegebene Position gebracht und<br />

abgesenkt. „Es war Präzisionsarbeit<br />

und hat perfekt funktioniert“, sagt<br />

Bauleiter Peter Jungbauer über einen<br />

der aufregendsten Momente auf<br />

der Großbaustelle in der Donau.<br />

Seit Herbst 2007 wird die Donaubrücke<br />

in Traismauer als Herzstück<br />

einer neuen Straßenverbindung<br />

zwischen der Kremser Schnellstraße<br />

S 33 und der Stockerauer<br />

Schnellstraße S 5 von ALPINE errichtet.<br />

Das Baulos umfasst die eigentliche<br />

Donaubrücke sowie zwei<br />

Vorlandbrücken im Norden und im<br />

Süden des Flusses – insgesamt einen<br />

Abschnitt von über einem Kilometer<br />

Länge. Das Besondere dabei:<br />

ALPINE wickelt das <strong>Projekt</strong> als Alleinunternehmer<br />

ab. Dass sich das<br />

Salzburger Unternehmen gegen die<br />

harte Konkurrenz von fünf Konsortien<br />

durchsetzen konnte, lag auch<br />

an den innovativen Verfahren, die<br />

ALPINE bei dieser Donaubrücke<br />

zum Einsatz bringt.<br />

Pfeiler entstehen im fluss<br />

Ein Beispiel für neue Arbeitstechniken:<br />

Die Brückenpfeiler wurden<br />

erstmals nicht am Ufer, sondern in<br />

einer Spezialkonstruktion zwischen<br />

zwei Arbeitsschiffen schwimmend<br />

betoniert. Der Auftrieb des Wassers<br />

trug die fertig betonierten Pfei-<br />

lerhüllen. „Damit das funktioniert,<br />

musste ein detaillierter Bauphasenplan<br />

erstellt und das Gewicht der einzelnen<br />

Elemente exakt berechnet werden“,<br />

erzählt Jungbauer. Als die Hüllen<br />

die Brückenpfeiler wurden<br />

erstmals nicht am ufer, sondern<br />

in einer spezialkonstruktion<br />

zwischen zwei arbeitsschiffen<br />

schwimmend betoniert.<br />

fertig waren, kamen die Taucher<br />

zum Einsatz, um beim Verschiffen<br />

der Pfeiler an ihren endgültigen<br />

Standort zu helfen.<br />

Beim Bau einer neuen Brücke ‚seines‘<br />

Flusses dabei zu sein, war für<br />

den Wiener Berufstaucher Haberhauer<br />

besonders reizvoll. Mit<br />

tausenden Tauchstunden hat der<br />

60-Jährige viel Erfahrung – und<br />

11


12 //<br />

PROJEKT<br />

Berufstaucher<br />

in Österreich bietet das WiFi Oberösterreich gemeinsam<br />

mit der Tauchschule Nautilus in Weyregg am<br />

Attersee Kurse für Berufstaucher an. Aufgenommen<br />

wird man nur nach einem Eignungstest. idealerweise<br />

bringt man neben dem interesse für das Tauchen auch<br />

eine handwerkliche Qualifikation – wie beispielsweise<br />

Schlosser, Holz- oder Metallverarbeitung – mit. Neben<br />

den technischen Aufgaben, die zu erfüllen sind, bietet<br />

das Wasser immer besondere Herausforderungen:<br />

starke Strömung, niedere Temperatur, schlechte<br />

Sicht. Tauchen kann man zu jeder Tages- und<br />

Nachtzeit. Vier Stunden dauert die maximale länge<br />

eines Tauchgangs. Berufstauchen ist körperlich sehr<br />

anstrengend, die Ausrüstung ist schwer. gearbeitet<br />

wird immer in Teams von mindestens drei Personen.<br />

Ü www.NautIluS.at ooE.wIfI.at www.tauchEr.at<br />

bleibt deshalb oft lieber an Land.<br />

„Der Bessere muss oben sein, um im<br />

Notfall zu helfen“, weiß Haberhauer.<br />

Tauchen ist Teamarbeit: ein Mann<br />

im Wasser, einer am Seil und beim<br />

Werkzeug, ein weiterer sorgt für<br />

Kommunikation und Sauerstoffversorgung.<br />

BrückenPfeiler statt<br />

korallenriff<br />

Berufstauchen hat nichts mit Ausflügen<br />

zu Korallenriffen oder romantischen<br />

Fischgründen zu tun.<br />

Wer beruflich unter Wasser geht,<br />

braucht eine gute handwerkliche<br />

Ausbildung, körperliche Fitness,<br />

Nervenstärke und Besonnenheit.<br />

Profis tauchen nicht nur bei Brückenbaustellen<br />

wie in Traismauer.<br />

Ihre Einsätze sind bei Kraftwerken,<br />

Staubecken, Kläranlagen, Brunnen<br />

Tauchen<br />

ist Teamarbeit –<br />

der Beste bleibt<br />

oben.<br />

oder Baugruben. Sie kontrollieren,<br />

bohren, schweißen, sägen – immer<br />

in der eigentlich lebensfeindlichen<br />

Welt unter Wasser. Meist ist es<br />

stockdunkel und eisig kalt. „Wenn<br />

man ein guter Sporttaucher ist, muss<br />

man noch lange nicht für’s Berufstauchen<br />

geeignet sein“, weiß Haberhauer,<br />

der ein Team an freien Mitarbeitern<br />

beschäftigt.<br />

Die Taucher waren nur ein winzig<br />

kleines Rädchen auf dieser Großbaustelle,<br />

bei der sich viel im und<br />

unter Wasser abspielte. Bis zu neun<br />

Schiffe waren im Einsatz, damit<br />

die Pfeiler und die Tragwerkskonstruktion<br />

in der Donau errichtet<br />

werden konnten. Allein für die<br />

schwimmende Pfeilerbaustelle, die<br />

etwa 40 Meter vom Ufer entfernt<br />

war, lagen zwei Pontons – eine Art<br />

Arbeitsfloß - sowie ein Querschiff<br />

vor Anker. Der Vorteil des neuen<br />

Pfeilerherstellungsverfahrens:<br />

Der Platzverbrauch am Ufer war<br />

gering – immerhin handelt es sich<br />

beim Auwald um ein Natura-2000-<br />

Schutzgebiet.<br />

neue freivorBauwägen<br />

im einsatz<br />

Die Pfeiler stehen fest im Wasser.<br />

Für die Arbeiter von ALPINE ging<br />

es damit vom Schiff in luftige Höhen:<br />

Gut 20 Meter über dem Wasser<br />

wird das Tragwerk der Brücke<br />

im klassischen Freivorbau Stück für<br />

Stück hergestellt. ALPINE setzt für<br />

das Tragwerk erstmals in Österreich<br />

neu entwickelte Freivorbauwägen<br />

von DOKA ein. Das Besondere<br />

daran: Mit vier Freivorbauwägen<br />

werden die Tragwerke beider Richtungsfahrbahnen<br />

parallel errichtet.


„Die Tragwerke<br />

beider Richtungsfahrbahnen<br />

werden parallel<br />

errichtet.“<br />

Peter Jungbauer<br />

Bauleiter<br />

, INSIDE.alpine.at<br />

Ist alles fertig, stehen den Autolenkern<br />

zwei getrennte Richtungsfahrbahnen<br />

mit jeweils zwei Fahr- und<br />

einem Pannenstreifen zur Verfügung.<br />

arBeitsPlatz mit au(s)Blick<br />

Die Partie beim Tragwerk hat Erfahrung,<br />

jeder Handgriff sitzt: Im Wochentakt<br />

werden die 3,15 bis 5,20<br />

Meter langen Tragwerksabschnitte<br />

links und rechts vom Brückenpfeiler<br />

gefertigt. Vorfahren, Schalen,<br />

Bewehren, Betonieren, Aushärten,<br />

Vorspannen – die einzelnen Schritte<br />

sind exakt vorgegeben. Vom Arbeitsplatz<br />

über dem Pfeiler hat man<br />

einen faszinierenden Blick auf die<br />

Aulandschaft. In der Jausenpause<br />

kommt – zumindest an schönen<br />

Tagen – fast so etwas wie Urlaubsgefühl<br />

auf. Unten fließt die Donau,<br />

1.129,60 m<br />

gesamtBrückenlänge<br />

31,5 m<br />

gesamtBrückenBreite<br />

19.11.2007<br />

BauBeginn<br />

11.11.2010<br />

verkehrsfreigaBe<br />

€ 48,73 Mio.<br />

auftragssumme<br />

20 km<br />

wegersParnis für Pendler<br />

am Treppelweg sind Radfahrer unterwegs,<br />

am Ufer kann man Biber,<br />

Fischreiher oder Schwäne beobachten.<br />

Immer wieder passieren große<br />

Schiffe die Baustelle – die Donau<br />

muss während der gesamten Bauzeit<br />

für den Schiffsverkehr freigehalten<br />

werden.<br />

„Es ist in dieser Dimension kein alltägliches<br />

<strong>Projekt</strong>“, sagt Jungbauer<br />

nicht ohne Stolz. Es ist die bisher<br />

größte Brückenbaustelle, die der<br />

30-jährige Linzer gemeinsam mit<br />

Oberbauleiter Franz Almeder und<br />

Vorlandbrücken-Bauleiter Robert<br />

Avender verantwortet. Im November<br />

2010 wird die Donaubrücke für<br />

den Verkehr frei gegeben – dann<br />

ist nicht nur für die Berufstaucher<br />

ein Einsatz auf einer spektakulären<br />

Großbaustelle beendet. //<br />

SHORTCUTS<br />

SCHUTz FÜR KRöTEN,<br />

LURCHE & CO ungewöhnliche<br />

13<br />

einsätze für Bauarbeiter: Zur laichzeit<br />

im frühjahr rückte täglich ein arbeiter<br />

aus, um amphibien, die bei einem<br />

schutzzaun in Kübel gefallen waren,<br />

einzusammeln und auf die andere<br />

seite der Baustelle zu tragen. die arten<br />

und Zahlen der amphibien werden penibel<br />

dokumentiert – aufgaben, die teil<br />

der auflagen aus dem uvP-verfahren<br />

sind. die Baustelle an der donau berührt<br />

ein natura-2000-schutzgebiet.<br />

deshalb muss mit großer rücksicht auf<br />

die Biotope sowie die tier- und Pflanzenwelt<br />

gearbeitet werden – unter<br />

anderem darf nur von sonnenauf- bis<br />

sonnenuntergang Betrieb auf der<br />

Baustelle sein, um die chronobiologie<br />

nicht zu stören.<br />

PENDLER ERSPAREN SICH<br />

20 KILOMETER WEG die neue<br />

donaubrücke traismauer verbessert<br />

die erreichbarkeit des niederösterreichischen<br />

Zentralraums und ist teil des<br />

so genannten regionenrings nord. sie<br />

schafft eine leistungsfähige achse<br />

zwischen der stockerauer schnellstraße<br />

s 5 und der Kremser schnellstraße<br />

s 33 zur Westautobahn a1. damit<br />

verkürzt sich der Weg für Pendler in<br />

diesem Bereich um 20 Kilometer.


14 //<br />

PROJEKT


Baustelle der<br />

Superlative<br />

VORREITERROLLE Das erste PPP-Straßenbauprojekt in Österreich entsteht<br />

nördlich von Wien. Neben der Errichtung von zahlreichen Bauwerken stellt dieses Mega-<br />

<strong>Projekt</strong> besondere Herausforderungen an Logistik und <strong>Projekt</strong>management.<br />

// clAuDiA lAglEr<br />

// iNES ScHMiEDMAiEr<br />

15


16 // PROJEKT<br />

Kilometer Streckenlänge,<br />

76 Brückenbauwerke,<br />

51 vier Tunnel, 13.000 Pläne,<br />

60.000 Tonnen Stahl, 1,6 Millionen<br />

Kubikmeter Beton, bis zu 1.300<br />

Beschäftigte und eine Investitionssumme<br />

von 933 Millionen Euro: Das<br />

sind nur einige Eckdaten der derzeit<br />

größten Baustelle Mitteleuropas.<br />

Im niederösterreichischen Weinviertel<br />

entsteht eine neue Straßenverbindung:<br />

das <strong>Projekt</strong> Y, PPP Ostregion<br />

Paket 1. Ungewöhnlich sind<br />

aber nicht nur die Dimensionen der<br />

Baustelle, sondern auch die Finanzierung<br />

der neuen Verkehrsachse.<br />

Als erster Straßenbau in Österreich<br />

wird das <strong>Projekt</strong> Y als Public Private<br />

Partnership errichtet. Der Name<br />

‚<strong>Projekt</strong> Y‘ symbolisiert die optische<br />

Anordnung der drei Straßenverbindungswege,<br />

die ein umgedrehtes<br />

Ypsilon bilden.<br />

verkehrschaos gehört<br />

der vergangenheit an<br />

Mit der neuen Verbindung soll das<br />

tägliche Verkehrschaos nördlich<br />

von Wien der Vergangenheit angehören.<br />

Derzeit sind auf der Brünner<br />

Straße B7 täglich mehr als 20.000<br />

Fahrzeuge unterwegs, schwere Unfälle<br />

stehen auf dieser überbreiten<br />

Landesstraße auf der Tagesordnung.<br />

„Seit der EU-Osterweiterung<br />

ist der Transitverkehr durch die kleinen<br />

Ortschaften entlang der B 7 enorm<br />

gestiegen. Die Belastung für die Bewohner<br />

ist nicht mehr zumutbar“,<br />

kennt Ombudsmann und Lokalpolitiker<br />

Erwin Pollany die Sorgen der<br />

Anrainer an der Transitroute. Das<br />

neue Autobahnteilstück sowie die<br />

beiden Schnellstraßen werden die<br />

Sicherheit und Lebensqualität der<br />

Region maßgeblich verbessern und<br />

eine wesentlich schnellere Verbindung<br />

vom Weinviertel nach Wien<br />

gewährleisten.<br />

drei Jahre Bauzeit – drei<br />

Jahrzehnte BetrieBsdauer<br />

Die Vorbereitungen für das Mega-<strong>Projekt</strong><br />

wurden 2003 von der<br />

ASFINAG begonnen, 2005 erfolgte<br />

die europaweite Ausschreibung<br />

des PPP-<strong>Projekt</strong>s. Am 12. Dezember<br />

2006 ging der Zuschlag für<br />

Planung, Bau, Finanzierung, Betrieb<br />

und Erhaltung der Strecke<br />

für eine 30-jährige Laufzeit an die<br />

Bonaventura Straßenerrichtungs-<br />

GmbH.<br />

Diese Gesellschaft wurde eigens<br />

für das <strong>Projekt</strong> gegründet. Ihr gehören<br />

die ALPINE Bau GmbH, die<br />

deutsche HOCHTIEF PPP Solutions


Das Containerdorf in Großebersdorf ist temporärer Arbeitsplatz für rund 130 Mitarbeiter.<br />

GmbH und das französische Infrastrukturunternehmen<br />

Egis Projects<br />

SA an. Für den Bau von <strong>Projekt</strong> Y,<br />

PPP Ostregion Paket 1 ist die von<br />

der ALPINE Bau GmbH geführte<br />

Arge PPP Ostregion verantwortlich,<br />

die je zur Hälfte der ALPINE und<br />

der HOCHTIEF Construction AG<br />

gehört. Den Betrieb wird über einen<br />

Zeitraum von 30 Jahren die Bonaventura<br />

Straßenerrichtungs-GmbH<br />

übernehmen, der ebenfalls alle drei<br />

Unternehmen angehören.<br />

erstes PPP infrastruktur-<br />

ProJekt in österreich<br />

Public Private Partnership ist eine<br />

seit einigen Jahren praktizierte<br />

Form der Zusammenarbeit von<br />

öffentlicher Hand und privaten<br />

Unternehmen bei wichtigen Infrastruktur-<br />

oder Versorgungsprojekten.<br />

In Österreich wird mit<br />

<strong>Projekt</strong> Y, PPP Ostregion Paket 1<br />

erstmals ein Straßenbau im Rahmen<br />

eines PPP-Modells realisiert.<br />

Die ASFINAG beauftragte ein privates<br />

Unternehmen – die Bonaventura<br />

– mit der Finanzierung, dem Bau<br />

und dem langfristigen Betrieb der<br />

Straßenverbindung. Dafür zahlt die<br />

ASFINAG über 30 Jahre ein monatliches<br />

Verfügbarkeitsentgelt. Dazu<br />

kommt eine sogenannte Schattenmaut,<br />

die sich pro Fahrzeug und<br />

gefahrenem Kilometer berechnet.<br />

Ist eine Fahrspur oder Richtungsfahrbahn<br />

durch Mängel vorübergehend<br />

nicht benutzbar, reduziert<br />

sich das Verfügbarkeitsentgelt.<br />

aufwendige logistik und<br />

ein sPortlicher zeitPlan<br />

Ein <strong>Projekt</strong> dieser Größenordnung<br />

erfordert aber nicht nur technisches<br />

Know-how und Können. Arno<br />

Piko, technischer Geschäftsführer<br />

der Arge PPP Ostregion, nennt den<br />

sportlichen Zeitplan und die aufwendige<br />

Logistik als die größten<br />

Herausforderungen bei dieser Mega-Baustelle.<br />

Der erste Abschnitt<br />

wird im November 2009 freigegeben,<br />

die weiteren Etappen im Jänner<br />

2010 – nach nur drei Jahren<br />

Bauzeit.<br />

Die Baustelle erfordert enormen<br />

technischen, maschinellen und<br />

personellen Aufwand in einigen<br />

Bereichen. So waren in Spitzenzeiten<br />

vier mobile Betonmischwerke<br />

auf der Baustelle, die eine Leistung<br />

von über 700 Kubikmeter Beton pro<br />

Stunde erbrachten.<br />

Während des Betriebes der Baustelle<br />

wurden für die permanent auf der<br />

Baustelle beschäftigten Mitarbeiter<br />

temporäre Arbeitsplätze errichtet.<br />

Während der Dauer der Baustelle<br />

haben 100-130 Mitarbeiter ihren<br />

Arbeitsplatz im sogenannten<br />

‚Containerdorf‘. Dieses besteht aus<br />

240 Baucontainern, die mit Gängen<br />

und Treppen auf zwei Etagen<br />

miteinander verbunden sind. 3.000<br />

m2 Bürofläche bieten Platz für Besprechungsräume,<br />

Küchen, sanitäre<br />

Anlagen und einen Serverraum.<br />

Sogar ein Empfangsbereich ist vor-<br />

Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf: Arno Piko,<br />

<strong>Projekt</strong>leiter der ARGE Region Ost<br />

handen und ein Mitarbeiter ist ausschließlich<br />

für die Wartung der IT-<br />

Infrastruktur permanent vor Ort.<br />

Ein eigenes Daten- und Planmanagementsystem<br />

sorgt dafür, dass<br />

die Kommunikation zwischen allen<br />

<strong>Projekt</strong>beteiligten optimal gestaltet<br />

werden kann. Immerhin sind<br />

auf der Baustelle 12.000 bis 13.000<br />

Pläne nötig. „Würde man diese Pläne<br />

alle nebeneinander auflegen, könnte<br />

man damit eineinhalb Fußballfelder<br />

Eine große<br />

Vielfalt verschie<br />

d en s ter<br />

Bauwerke<br />

bilden zusammen<br />

das<br />

‚<strong>Projekt</strong> Y,<br />

PPP Ostregion<br />

Paket 1‘ – die<br />

derzeit größte<br />

Bau stelle in<br />

Mitteleuropa.<br />

17


18 // PROJEKT<br />

SHORTCUTS<br />

PPP Public Private Partnership steht für eine Partner-<br />

schaft zwischen der öffentlichen hand und der Privatwirt-<br />

schaft bei der realisierung von öffentlichen Bauvorhaben.<br />

der private Partner übernimmt dabei meist die Planung,<br />

finanzierung, den Bau und den Betrieb eines <strong>Projekt</strong>s und<br />

erhält dafür ein entgelt.<br />

AUSZEICHNUNG FÜR PPP die Bonaventura straßenerrichtungs-gmbh<br />

und die asfinag wurden 2008 für <strong>Projekt</strong><br />

Y, PPP ostregion Paket 1 mit dem internationalen Public<br />

Private finance award ‚Best european Project to sign‘ ausgezeichnet.<br />

das <strong>Projekt</strong> erhielt außerdem von der international<br />

road federation den ‚Most innovative finance award‘<br />

sowie vom euromoney Project finance Magazine den titel<br />

‚european transport roads deal of the Year‘.<br />

ausfüllen“, hat Piko einen anschaulichen<br />

Vergleich parat.<br />

gPs-gesteuerte Bagger im<br />

schweren erdBau<br />

Neben besonderen Anforderungen<br />

an <strong>Projekt</strong>management und Logistik<br />

hat die Baustelle aber auch für<br />

Techniker eine Vielzahl an Herausforderungen:<br />

„Wir haben hier alles,<br />

was der Bau technisch zu bieten<br />

hat“, freut sich Piko über die große<br />

Vielfalt: Straßen, Tunnel, Brücken,<br />

Wannen, Becken, Lärmschutzwände,<br />

Raststätten. Zum <strong>Projekt</strong> gehört<br />

sogar der erste bergmännisch gebaute<br />

Tunnel im Weinviertel: der<br />

Tradenbergtunnel im Gemeindegebiet<br />

Hagenbrunn/Königsbrunn.<br />

Um die zahlreichen Bauwerke zu<br />

realisieren, müssen 10,3 Millionen<br />

Kubikmeter Erde bewegt werden.<br />

Dabei bedient sich die ARGE modernster<br />

Technik: Das GPS ersetzt<br />

im schweren Erdbau so manches<br />

Vermessungsteam. Baggerfahrer<br />

sehen dabei auf dem Bildschirm<br />

den Verlauf der künftigen Trasse<br />

und arbeiten sich GPS-gesteuert<br />

an dieser imaginären Linie vor. Der<br />

Effekt: „Wir konnten mit einem geringen<br />

Personaleinsatz eine hohe Leistung<br />

im schweren Erdbau erzielen“,<br />

PROJEKT Y, PPP OSTREGION PAKET 1<br />

Das <strong>Projekt</strong> umfasst die Schnellstraße S1 von<br />

Korneuburg bis Eibesbrunn sowie von Süßenbrunn<br />

nach Eibesbrunn und die Wiener Nordrand<br />

Schnellstraße S2 Umfahrung Süßenbrunn.<br />

Bei Eibesbrunn münden die S1 und die S2 in die<br />

Nordautobahn A5, die nach Fertigstellung von<br />

Eibesbrunn nach Schrick führen wird.<br />

Korneuburg S1<br />

sagte Piko. Acht Sendestationen auf<br />

der Baustelle dienen dazu, die bei<br />

normalen GPS-Systemen entstehenden<br />

Unschärfen zu korrigieren<br />

und möglichst genau zu arbeiten.<br />

„Die bei GPS üblichen Abweichungen<br />

von zwei bis fünf Metern können<br />

durch das von uns entwickelte Referenzsystem<br />

auf nur zwei bis drei Zentimeter<br />

reduziert werden“, erklärt<br />

Arno Piko.<br />

lärmschutz im<br />

environmental design<br />

Lärmschutzwände, -dämme und<br />

Tunnel sorgen dafür, dass die Bevölkerung<br />

in der Nähe der Trasse<br />

möglichst wenig von den Auswirkungen<br />

der neuen Verkehrsverbindungen<br />

hört. Die Lärmschutzwände<br />

folgen – wie das gesamte <strong>Projekt</strong><br />

– einer einheitlichen gestalterischen<br />

Handschrift.<br />

Die Landschaft des Waldviertels<br />

sollte sich auch in der Gestaltung<br />

wider spiegeln, daher wird bei der<br />

Errichtung der Raststätten, Überführungen<br />

und Lärmschutzwände<br />

besonderes Augenmerk auf die visuelle<br />

Verschmelzung mit der umliegenden<br />

Landschaft gelegt.<br />

S2<br />

Wolkersdorf<br />

Eibesbrunn<br />

S1<br />

Mistelbach<br />

A5<br />

Süßenbrunn<br />

A5<br />

Schrick<br />

,Gearbeitet wird mit abgerundeten<br />

Elementen und leichten, fließenden<br />

Formen. Helle und wellige Silhouetten<br />

erleichtern dem Auge den<br />

Blick in die Landschaft.<br />

Besonders bei der Planung der<br />

Lärmschutzwände gab es einiges<br />

zu beachten: „Es braucht Abwechslung,<br />

damit kein Tunneleffekt entsteht<br />

und der Lenker nicht so rasch ermüdet.<br />

Andererseits darf der Wechsel<br />

nicht zu schnell erfolgen, damit keine<br />

irritierende Unruhe entsteht“, erklärt<br />

Martin Wakonig, der für das<br />

Environmental Design von <strong>Projekt</strong><br />

Y verantwortlich zeichnet. Unter<br />

diesen Voraussetzungen fiel die<br />

Entscheidung für fließende Übergänge.<br />

Für die Steilwände wurden<br />

verschiedene Gesteine verwendet,<br />

so entstand – der Umgebung des<br />

Weinviertels angepasst – der Eindruck<br />

einer Kellergasse.<br />

Nach der Fertigstellung des Autobahnabschnitts<br />

der A5 zwischen<br />

dem Knoten Eibesbrunn und<br />

Schrick soll als nächster Schritt<br />

die Strecke zwischen Schrick und<br />

Poysdorf gebaut werden. Als letzter<br />

Abschnitt ist der Bau der A5 bis<br />

Drasenhofen geplant. Geht alles<br />

nach Plan, erreicht die A5 im Jahr<br />

2013 die Grenze zu Tschechien. //


einBlicke<br />

SEITE 20 SEITE 30<br />

DIVA-Award<br />

Der ‚DIVA-Award‘ wird seit 2002<br />

jährlich in Wien für herausragende<br />

österreichische Immobilienprojek te<br />

verliehen. Bewertet wird dabei<br />

Architektur, Innovation, Wirt schaftlichkeit,<br />

Marketing und Vermietungserfolg.<br />

2008 durfte sich die<br />

IC <strong>Projekt</strong>entwicklung GmbH für<br />

‚HOCH zWEI‘ und ‚PLUS zWEI‘ über<br />

den Preis freuen.<br />

Wasserkraft beträgt weltweit<br />

der Anteil zur Erzeugung von<br />

elektrischer Energie; das ist fast<br />

genauso viel, wie mit Kernkraft<br />

erzeugt wird.<br />

SEITE 24 SEITE 24<br />

rot / hart / schnell<br />

Der 155-163 g schwere Cricketball besteht aus einem<br />

Kern aus Kork, der von eng gewickeltem Tau<br />

umgeben ist. Die Hülle besteht aus vier Stücken<br />

Leder, die mittels einer leicht erhabenen Naht<br />

verbunden sind. Der Ball hat einen Umfang von<br />

22,4–22,9 cm. Traditionell ist der Cricketball<br />

dunkelrot. Aufgrund der Härte des Cricketballes<br />

kann es zu gefährlichen Situationen kommen.<br />

Feldspieler, die in der Nähe des Schlagmanns<br />

stehen, tragen oft einen Schutzhelm mit Gesichtsschutz.<br />

CNC<br />

Computerized Numerical Control, zu Deutsch<br />

‚computerisierte numerische Steuerung‘ wurde<br />

ungefähr seit Mitte der 1970er Jahre eingesetzt. CNC ist<br />

eine elektronische Methode zur Steuerung und Regelung<br />

von Werkzeugmaschinen bzw. die dafür eingesetzten<br />

Geräte. Dadurch wurde eine Rationalisierung in der<br />

Serien- und Einzelfertigung ermöglicht.<br />

SEITE 34<br />

SEITE 28<br />

DER GIGANT<br />

PAKISTAN<br />

KONVERSATION<br />

In welchen Sprachen unterhält man<br />

sich eigentlich in Pakistan?<br />

Anm.: Auch Englisch ist weit verbreitet.<br />

Rotterdam ist der wichtigste Hafen in der europäischen Containerschifffahrt<br />

mit einem Umschlagvolumen von rund 9,3 Millionen TEU<br />

(Twenty-foot Equivalent Unit – Standardcontainer). Er liegt an einer der<br />

dichtest befahrenen Wasserstraßen der Welt und ist von Schiffen bis 24<br />

Meter Tiefgang befahrbar. Der Hafen Rotterdam und die hafenbezogene<br />

Wirtschaft sorgt für etwa 320.000 Arbeitsplätze, wovon sich etwa<br />

60.000 direkt im Hafengebiet befinden. Das Hafengebiet selbst reicht<br />

knapp 40 Kilometer von der Rotterdamer Innenstadt bis an den Hoek van<br />

Holland und nimmt etwa 100 km² Fläche ein.<br />

SEITE 20<br />

wiener wurstelprater<br />

Amtssprache Urdu // 08 %<br />

Sindhi, Balutschi, Pandschabi // 48 %<br />

Paschtu // 08 %<br />

Saraiki // 10 %<br />

Hindko // 02 %<br />

Die bekannteste Attraktion ist das Riesenrad. Auch sonst hat der<br />

Wurstelprater, auch Volksprater genannt, einiges anzubieten: Einen Vergnügungspark<br />

und eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Hunger zu stillen.<br />

Entweder an einem der vielen Stände oder traditionell bei Stelze und<br />

Bier im Schweizerhaus.


20 // PROJEKT<br />

Zeit für<br />

viertel<br />

zwei


Das VIERTEL ZWEI bietet eine ruhige Oase im Grünen inmitten des Business-Areals. Hervorragende Infrastruktur als Qualitätsmerkmal<br />

BUSINESS HOCH ZWEI Schon zu Zeiten Kaiser Franz Josephs war der<br />

Prater Boden für innovatives Bauen – war es damals die größte Kuppel der Welt,<br />

so ist es heute ein ausgeklügeltes städtebauliches <strong>Projekt</strong>: das VIERTEL ZWEI.<br />

// iSABEllA DrAKulic<br />

Q<br />

uert man die Wiener Reichsbrücke stadteinwärts,<br />

kann man bereits erahnen, dass es sich<br />

hier um etwas Besonderes handelt. Imposant<br />

ragt das Flaggschiff HOCH ZWEI mit seiner blaugrau<br />

wirkenden Glasfassade und seiner architektonisch herausragenden<br />

Form hoch über die umliegenden Bauten<br />

hinaus.<br />

VIERTEL ZWEI, der neue Stadtteil im 2. Bezirk, ist<br />

zwischen dem bekannten Vergnügungspark, dem<br />

‚Wurstelprater‘, und dem Messegelände im Westen sowie<br />

der Trabrennbahn Krieau und dem bei den Wienern<br />

so beliebten Ausflugsziel, dem ‚Grünen Prater‘ im<br />

Osten entstanden.<br />

der Prater Blickt auf eine Bewegte<br />

geschichte zurück<br />

Schon einmal erlebte dieses Areal eine Blütezeit – bei<br />

der im Jahre 1873 von Kaiser Franz Joseph eröffneten<br />

Wiener Weltausstellung haben zwischen Mai und November<br />

53.000 Aussteller in einem riesigen Ausstellungspark<br />

ihr Glück versucht. Innovativ gebaut wurde<br />

auch schon zu dieser Zeit. Mit der Rotunde, dem Wahrzeichen<br />

der Weltausstellung entstand damals der größ-<br />

te Kuppelbau der Welt - mit einer Höhe von 84 Metern<br />

und einem beachtlichen Durchmesser von 108 Metern.<br />

1937 in Brand geraten, wurde die Rotunde völlig zerstört,<br />

an ihrer Stelle steht heute das Hauptgebäude der Wiener<br />

Messe (Südportal).<br />

Die Ausstellung hatte nachhaltigen Einfluss auf den Urbanisierungsprozess<br />

Wiens – das Gelände wurde in Vorbereitung<br />

zur Weltausstellung zu einer gigantischen Großbaustelle<br />

– erste Donauregulierung, Eröffnung der Wiener<br />

Hochquellwasserleitung, Ausbau des Eisenbahn- und<br />

Straßennetzes bewirkten einen Wandel des Stadtbildes in<br />

eine internationale Metropole.<br />

zentrumsnah und doch im grünen<br />

Bevor der Visionär und Bauherr Michael Griesmayr das Gebiet<br />

vor ca. sieben Jahren hinter der Messe Wien entdeckt<br />

hat, waren auf einem Teil des Areals das Rote Kreuz, ein<br />

Blumenhändler und das ARBÖ-Gebäude angesiedelt. Die<br />

restliche Fläche war eine eingezäunte, „Betonwüste“ und<br />

die Verlängerung der U2 erst in Planung.<br />

Heute befindet sich auf dem rund 40.000 m² großen Gelände<br />

eines der erfolgreichsten, innovativsten Büro- und<br />

21


22 // PROJEKT<br />

Grünraumprojekte Wiens, das Stadtentwicklungsgebiet<br />

VIERTEL ZWEI. Besonderes Aufsehen erregen das<br />

80 Meter hohe Bürogebäude HOCH ZWEI der beiden<br />

Architekten Henke und Schreieck sowie das in seiner<br />

unmittelbaren Nachbarschaft angesiedelte PLUS ZWEI,<br />

entworfen vom Architekten Martin Kohlbauer.<br />

HOCH ZWEI zeichnet sich durch seinen konkav-konvexen<br />

Grundriss und die transparente Architektur aus,<br />

dabei sind Glas und Stahl die bevorzugten Materialien.<br />

Mit einer Höhe von 33 m bildet PLUS ZWEI durch seine<br />

ausgeprägte kantige Formgebung ein aufsehenerregendes<br />

Gegengewicht zum mächtigeren HOCH ZWEI. Der<br />

hohe Anteil an natürlichem Licht, er beträgt bemerkenswerte<br />

75 %, schafft ein angenehmes Bürofeeling<br />

in der neuen OMV-Zentrale.<br />

Aber auch das geplante Grünraumkonzept mit einer<br />

großen Wasserfläche besticht durch seine Einzigartigkeit.<br />

Die Mittagspause kann für ein Picknick oder einen<br />

Spaziergang um den See genützt werden, Entspannung<br />

und Erholung direkt am Arbeitsplatz, ein Ausblick ins<br />

Grüne – und das mitten in in der Stadt.<br />

erfolgreiches gesamtkonzePt<br />

Visualisierung VIERTEL ZWEI / © beyer.co.at<br />

Der Erfolg beruht auf einem gut durchdachten Gesamtkonzept<br />

- dabei war die Planung der Verlängerung der<br />

U2 maßgeblich an der Entscheidung, hier ein Büroviertel<br />

zu entwickeln, beteiligt. Die optimale Verkehrsanbindung,<br />

sowohl durch öffentliche Verkehrsmittel, als<br />

auch die Anbindung zu den wichtigsten Verkehrsadern<br />

Wiens, ist ein maßgebliches Erfolgskriterium bei der<br />

Vermietung von VIERTEL ZWEI. Aufgrund des Standortes<br />

und der flexiblen Raumaufteilung konnte noch vor<br />

Baubeginn eine 100%ige Verwertung erzielt werden.<br />

2008 wurden HOCH ZWEI, das Landmarkbuilding im<br />

&<br />

FACTS FIGURES<br />

Vorgartenstraße /<br />

Ecke Trabrennstraße (Krieau),<br />

1020 Wien, Österreich<br />

grundstücksgröße: ca. 40.000 m²<br />

Vermietbare Fläche: ca. 92.000 m²<br />

Wasserfläche: ca. 5.000 m²<br />

Arbeitsplätze: 3.000 – 4.000<br />

Baubeginn: 2007<br />

Fertigstellung: 2008 / 09 / 10<br />

5 km in das Stadtzentrum<br />

17 km zum Flughafen Wien-<br />

Schwechat<br />

Ü www.viertel-zwei.at<br />

Ü www.diva.at<br />

, inside.alpine.at<br />

VIERTEL ZWEI und das unmittelbar angrenzende PLUS<br />

ZWEI, mit dem DIVA-Award ausgezeichnet. Ein Preis,<br />

der jedes Jahr an Visionäre, Eigentümer und <strong>Projekt</strong>entwickler,<br />

die außergewöhnliche und innovative Gesamtkonzepte<br />

und <strong>Projekt</strong>e realisieren, vergeben wird.<br />

Von der Jury werden Kriterien wie Innovation, Wirtschaftlichkeit,<br />

Architektur, Marketing und Vermietungserfolg<br />

bewertet.<br />

trotz wirtschaftskrise im Plan<br />

Trotz der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

mussten keine Korrekturen beim Bau und der Verwertung<br />

der Gebäude vorgenommen werden, es wird gebaut<br />

und vermietet. Das gesamte Immobilienprojekt<br />

VIERTEL ZWEI entwickelt sich unberührt von der Krise<br />

weiter. Das Büroprojekt RUND VIER ist bereits fertig<br />

und BIZ ZWEI wird bis Ende Dezember 2009 fertiggestellt.<br />

Um das Areal ganzheitlich zu nutzen, wurde<br />

noch im Sommer 2009 mit dem Bau von 78 Wohnungen<br />

begonnen, die dem Viertel den letzten Schliff geben<br />

werden.<br />

Bei den Nachfragen ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen,<br />

es wird vermehrt auf Flächenwirtschaftlichkeit<br />

und -effizienz Rücksicht genommen. Dennoch<br />

setzt Qualität sich am Ende durch. „Das merken wir<br />

auch an der Vermietung der beiden Bürogebäude, denn teilweise<br />

stehen wir bereits in Endverhandlungen“, sagt Mag.<br />

Sabine Ullrich, Geschäftsführerin der IC <strong>Projekt</strong>entwicklung<br />

GmbH.<br />

Nach Fertigstellung wird es auf dem etwa 40.000 Quadratmeter<br />

großen Grundstück im Norden der Krieau<br />

etwa 92.000 Quadratmeter vermietbare Fläche geben.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt an die 300 Millionen<br />

Euro. //


Hart am Wind<br />

Ein Windrad besteht aus dem Turm, dem Maschinenhaus mit dem Generator<br />

und den Rotorblättern. Eine Windkraftanlage liefert ihre Leistung,<br />

indem sie die Kraft des Windes in ein Drehmoment (drehende Kraft) an<br />

den Rotorblättern umwandelt. Der Generator wandelt die mechanische<br />

Energie in elektrische Energie um. Die Energiemenge, die der Wind auf den<br />

Rotor überträgt, hängt von der Luftdichte, der Rotorfläche und der Windgeschwindigkeit<br />

ab. Der Energieertrag steigt beinahe mit dritter Potenz<br />

der Windgeschwindigkeit, der Wirkungsgrad beträgt zwischen 25-30%,<br />

theoretisch sogar 70%.<br />

Um ein Windrad aufzustellen braucht es eine entsprechende Infrastruktur<br />

– die gigantischen Teile müssen an ihren Bestimmungsort gebracht<br />

werden, dafür gibt es Logistikabteilungen bei den Herstellern. Die Experten<br />

sehen sich die Zuwegung zur Baustelle, besonders die Kurvenradien,<br />

vor dem Verkauf eines Windrades genau an. Normalerweise werden die<br />

Windräder aus der Produktion auf ein Schiff verladen und danach per LKW<br />

weitertransportiert.<br />

Wo Werden Windräder aufgestellt?<br />

Das wichtigste Kriterium ist die am Ort herrschende<br />

Windgeschwindigkeit. Für eine<br />

erste Einschätzung gibt es sogenannte<br />

Windkarten, die Windverhältnisse, vor allem<br />

aber die Windgeschwindigkeit kartographisch<br />

darstellen. Die Windgeschwindigkeit<br />

hängt in erster Linie von der Topographie<br />

ab. Während die Windgeschwindigkeit<br />

an der Wasseroberfläche ungebremst hohe<br />

Geschwindigkeiten erreichen kann, ist in<br />

topographisch bewegtem Gebiet nicht nur<br />

die mittlere Windgeschwindigkeit geringer,<br />

sondern die Windrichtung wird auch durch<br />

Unebenheiten im Gelände beeinflusst. Der<br />

Einfluss der Topographie nimmt mit der<br />

Höhe ab, in den ersten 100 Metern über<br />

Grund nimmt die Windgeschwindigkeit am<br />

stärksten zu. Beim Windrad ist die Windge-<br />

gondel<br />

darin befindet sich der<br />

gesamte Maschinensatz<br />

des Windrades<br />

rotorBlätter<br />

aus kunststoff mprägnierter<br />

Epoxidglas- / carbonfaser<br />

rotor<br />

Durchmesser: 90 m<br />

gewicht: 36 t<br />

turm<br />

Höhe: 100 m<br />

gewicht: 255 t<br />

23<br />

schwindigkeit in Höhe der Nabe ausschlaggebend.<br />

Die Standortwahl wird auch durch<br />

einen in der Nähe gelegenen Übergabepunkt<br />

für den produzierten Strom beeinflusst.<br />

Hat man sich für ein Grundstück<br />

entschieden, werden mindestens ein Jahr<br />

lang Windmessungen durchgeführt, um<br />

Aufschluss und Sicherheit über die tatsächlichen<br />

Windverhältnisse zu bekommen.


24 // PROJEKT<br />

Fünf-Uhr-Tee<br />

inklusive<br />

WÜSTENSPIELE Klassische Cricketspiele dauern vier bis fünf Tage –<br />

Fünf-Uhr-Tee und Picknick inklusive. Langeweile kennen die Fans nicht. Das<br />

neue Cricket stadion in Dubai wurde von ALPINE in nur 28 Monaten gebaut.<br />

// clAuDiA lAglEr<br />

F<br />

ußball ist gut, Cricket<br />

ist besser: zumindest<br />

in Großbritannien und<br />

vielen Ländern, die dem Commonwealth<br />

angehören. Das elitäre<br />

Mannschaftsspiel mit den komplizierten<br />

Regeln elektrisiert die Massen.<br />

50.000 und mehr Zuschauer<br />

in den großen Cricketstadien in<br />

Australien, Indien oder Pakistan<br />

sind keine Seltenheit. Ausgerüstet<br />

mit T-Shirts, Fanschals, Kapperln<br />

und Picknick-Körben stimmen sie<br />

Begeisterungschöre an, wenn ihre<br />

Mannschaft einen Punkt macht. Die<br />

Teams – und das ist schon die einzige<br />

Parallele, die es zu Fußball gibt –<br />

bestehen aus jeweils elf Spielern.<br />

zoPfmuster-Pullover und<br />

schnelle Bälle<br />

Traditionen werden hochgehalten<br />

in dieser Sportart: Klassisch gehen<br />

die Spieler in weißen Zopfmuster-<br />

Pullovern, weißen Hemden, langen<br />

weißen Hosen und weißem Hut auf<br />

den Rasen. Der kleine Ball, den es<br />

zu treffen gilt, ist rot, hart und sehr<br />

schnell. Die Spiele dauern meist<br />

vier bis fünf Tage, es gibt traditionelle<br />

Pausen zum Fünf-Uhr-Tee<br />

und die Zuschauer richten sich mit<br />

mitgebrachten Picknick-Körben<br />

auf einen langen Sportgenuss<br />

ein. „Cricket hat sehr viele soziale<br />

Aspekte, man kommt mit der ganzen<br />

Familie, verbringt viel Zeit miteinander<br />

und lernt für’s Leben“, sagt Siva<br />

Nadarajah, Präsident des Austria<br />

Cricket Clubs Wien. Nadarajah hat<br />

seine Liebe zu dieser Sportart aus<br />

seiner Heimat Sri Lanka mitgebracht<br />

und sich in Wien einen<br />

Lebenstraum erfüllt: Er hat einen<br />

Cricketclub gegründet, ein eigenes<br />

Stadion geschaffen und viele Jugendliche<br />

für den in Festlandeuropa<br />

eher exotischen Sport begeistert.<br />

Cricket dauert lange, wird aber nie<br />

langweilig, schwärmen die Fans.<br />

Cricket ist ein Mannschaftssport,<br />

bei dem Angriff und Verteidigung<br />

ganz klar getrennt sind. Die


Teams stehen sich abwechselnd<br />

als Schlagmannschaft und als<br />

Feldmannschaft gegenüber. Ein<br />

solcher Durchgang heißt Inning.<br />

Die Schlagmannschaft versucht<br />

Punkte (Runs) zu erzielen, während<br />

die Feldmannschaft darauf aus ist,<br />

die gegnerischen Schlagleute (Batsmen)<br />

rauszuwerfen. Sind zehn von<br />

elf Schlagleuten ausgeschieden, ist<br />

der Durchgang beendet, die Mannschaften<br />

tauschen ihre Rollen.<br />

umfangreiche sPielregeln<br />

Ist das Grundkonzept des Spiels für<br />

einen Laien schon kaum zu verstehen,<br />

überfordern die Details der<br />

Regeln manchmal selbst treue Fans<br />

und fanatische Spieler (Regeln<br />

siehe nächste Seite). Damit alles<br />

streng nach Vorschrift abläuft und<br />

nichts den Traditionen widerspricht,<br />

darüber wacht der im Jahr<br />

1787 gegründete noble Marylebon<br />

Cricket Club (MCC) in London als<br />

oberste Instanz. Lange Zeit hatten<br />

Frauen keinen Zutritt zu den Clubanlagen.<br />

stern in der wüste<br />

Im arabischen Raum ist Dubai seit<br />

kurzem erste Adresse für Cricketspieler:<br />

Ende April wurde das neue<br />

Cricketstadion eröffnet. Es gehört<br />

mitreden Bei cricket // die wichtigsten Begriffe<br />

INNINGS // Spieldurchgänge, nach denen Schlag- und Feldmannschaft ihre rollen tauschen<br />

RUNS // Punkte, die durch das Wechseln der Position der beiden Batsmen erzielt werden können<br />

WICKET // drei senkrechte Stäbe, auf denen kurze Querhölzer liegen<br />

BATSMEN // die beiden Schlagmänner am Spielfeld, Striker und Non-Striker genannt; Sie tragen<br />

Schutzausrüstung (Schienbeinschützer, Handschuhe, Helme) und einen cricketschläger<br />

BOWLER // Feldspieler, der jeweils sechs Bälle so wirft, dass sie vor dem Striker aufspringen<br />

PITCH // ca. 20 Meter lange Spielbahn, an deren Enden sich die beiden Wickets befinden. ist der<br />

am sorgfältigsten präparierte Teil des Spielfelds mit extrem kurz geschnittenem rasen.<br />

dubai-sports-city<br />

ist seit april 2009 erste<br />

adresse für cricket.<br />

zum größten Sportzentrum der<br />

Welt, der Dubai Sports City. Im<br />

Rahmen eines Joint Ventures haben<br />

ALPINE Bau Deutschland und Emirates<br />

Belbadi Contracting mit Sitz<br />

in Dubai das Stadion errichtet, das<br />

mit seiner kreuzbogenartig gestalteten<br />

Dachkonstruktion ein wenig<br />

an einen Stern mitten in der Wüste<br />

erinnert.<br />

25


26 // PROJEKT<br />

stars der cricket-szene<br />

WASIM AKRAM<br />

Pakistan<br />

Bester Bowler aller Zeiten<br />

SACHIN TENDULKAR<br />

Indien<br />

Rekorde für die meisten Runs<br />

ANDREW ‚FREDDIE‘ FLINTOFF<br />

England<br />

Ausgezeichneter Allrounder<br />

DONALD BRADMAN<br />

Australien<br />

Bester Schlagmann aller Zeiten<br />

ADAM GILCHRIST<br />

Australien<br />

Gefeierter Wicket-Keeper<br />

MEHR ÜBER CRICKET IM NETZ<br />

Marylebon Cricket Club // www.lorDS.org<br />

Internationaler Cricketverband // www.Icc-crIckEt.com<br />

Deutscher Cricketbund // www.crIckEt.DE<br />

Austria Cricket Club Wien // www.auStrIacrIckEt.com<br />

Cricket Club Velden // www.ccv91.at<br />

Ü<br />

30 sec. // cricKet<br />

Dass sich cricket – die Amerikaner<br />

haben daraus das in seinen regeln<br />

und Abläufen einfachere Baseball<br />

entwickelt – einem laien kaum<br />

erschließt, liegt am Spielablauf<br />

und den komplizierten regeln. Die<br />

Schlagmannschaft ist mit zwei<br />

Batsmen am Spielfeld, dem Pitch.<br />

Sie besetzen die Wickets, die es<br />

von der gegnerischen Mannschaft<br />

mit dem Ball zu zerstören gilt, um<br />

einen Schlagmann aus dem Spiel<br />

zu kicken. Punkte machen können<br />

die Schlagleute nur, wenn sie den<br />

vom Werfer (Bowler) der Feldmannschaft<br />

geworfenen Ball möglichst<br />

weit schlagen, um genügend<br />

Zeit zu haben, ihre Positionen zu<br />

tauschen. gelingt das, haben sie<br />

einen Punkt gemacht. ist der Ball<br />

zurück im Pitch und die Schlagleute<br />

noch nicht wieder am Platz,<br />

scheiden sie aus und der nächste<br />

Mann des Schlagteams kommt ins<br />

Feld. Die Schlagmannschaft ist so<br />

lange am Zug, bis alle ihre Spieler<br />

ausgeschieden sind. Dann wechseln<br />

die Teams ihre rollen.


Bis zu 25.000 Gäste können in dieser<br />

modernen Sportanlage das Aufeinandertreffen<br />

der Mannschaften<br />

mitverfolgen. Die Dachkonstruktion<br />

schützt die Sitzplätze vor Sonne<br />

und Wind. Das Spielfeld liegt unter<br />

freiem Himmel. Damit die Spieler<br />

die besten Bedingungen vorfinden,<br />

wurde die Erde für das Spielfeld<br />

extra aus Pakistan angeliefert. Dass<br />

es einen Spezialrasen gibt, ist fast<br />

schon selbstverständlich. Cricketspieler<br />

sind noch penibler bei der<br />

Rasenpflege für ihr Spielfeld als<br />

Golfer.<br />

Auf dem Geländer der Dubai Sports<br />

City, die mitten in der Wüste liegt,<br />

sollen weitere Einrichtungen, wie<br />

zum Beispiel eine Shopping Mall<br />

und ein multifunktionales Stadion<br />

für Fußball, Rugby oder Leichtathletik,<br />

entstehen.<br />

Ballgefühl und fangstärke<br />

„Es ist die Vielseitigkeit, die Cricket<br />

so faszinierend macht“, erzählt Mi-<br />

ErÖFFNuNgSSPiEl 22.04.2009<br />

171 : 168<br />

PAKISTAN : AUSTRALIEN<br />

chael Tschernitz, Präsident des 1991<br />

gegründeten Cricket Clubs Velden:<br />

„Man braucht Ballgefühl, Fangstärke,<br />

ein gutes Auge, Reaktionsvermögen,<br />

Kondition und mentale Stärke.“ Trotz<br />

der Länge ist es ein schnelles und<br />

spannendes Spiel. Meist kommt<br />

die ganze Familie ins Stadion, weiß<br />

Nadarajah. Selbst in streng muslimischen<br />

Gegenden sind Frauen in<br />

den Stadien willkommen, erzählt<br />

er: „Cricket ist etwas für weltoffene<br />

Menschen.“<br />

Spiele nach den klassischen Regeln<br />

heißen Tests. Sie dauern mehrere<br />

Tage und sind meist eingebettet in<br />

eine ganze Serie von Aufeinandertreffen.<br />

Tests gibt es nur zwischen<br />

wenigen dazu spielberechtigten<br />

Nationalmannschaften. Die Teams<br />

von Australien, Südafrika, Indien,<br />

Sri Lanka, England und Pakistan<br />

gehören zu den stärksten Mannschaften<br />

weltweit.<br />

Bei allem Traditionsbewusstsein<br />

ist die Zeit nicht spurlos an Cricket<br />

vorübergegangen. Seit einigen<br />

Jahrzehnten gewinnen One-Day-<br />

Internationals an Bedeutung. Diese<br />

moderne Form des Cricket ist wesentlich<br />

schneller – eine Konzession<br />

ans Fernsehzeitalter. Bei diesen<br />

das stadion in dubai erinnert mit<br />

seiner kreuzbogenartigen<br />

dachkonstruktion ein wenig an<br />

einen stern in der Wüste.<br />

Spielen ist das klassische Weiß<br />

selten geworden. Die Mannschaften<br />

gehen in den Farben ihrer Nationen<br />

auf das Feld, der Ball ist weiß.<br />

Traditionalisten quittieren solche<br />

Neuerungen mit dem empörten<br />

Ausruf „It’s not Cricket“ – in Großbritannien<br />

ein Synonym für: Das<br />

gehört sich nicht. //<br />

27


28 // MARKT<br />

SISSI, HEIDI GABI<br />

gEhEn auf rEisEn<br />

LOGISTIK Was wie eine Vergnügungsreise dreier Freundinnen klingt, ist eine<br />

logistische Meisterleistung. Sissi, Heidi, Gabi I und II sind nämlich recht<br />

schwergewichtige Damen – jede wiegt an die 3.000 Tonnen und ist mit ihren<br />

Nachläufern über 400 m lang.<br />

// iNES ScHMiEDMAiEr<br />

D<br />

ie Schwerstarbeiterinnen<br />

sind Tunnelbohrmaschinen<br />

(TBM), die sich mit<br />

wuchtigen 27.500 kN Vortriebskraft<br />

und einer Schneidradleistung<br />

von 3 500 kW an die Tunnelbrust<br />

drücken und dabei frühstückstellergroße<br />

Gesteinsbrocken aus dem<br />

&<br />

Berg reißen. Doch bevor ihre Arbeit<br />

beim Bau des Gotthardtunnels beginnen<br />

kann, müssen die Stahlkolosse<br />

erst einmal dorthin gelangen.<br />

Die Beschaffungslogistik ist von<br />

Anfang an zentrales Element aller<br />

Abläufe. Sobald eine Baufirma<br />

eine Ausschreibung gewinnt und<br />

feststeht, wird der Auftrag an die<br />

Hersteller der Tunnelbohrmaschine<br />

erteilt. Sowohl die Bauunternehmen<br />

wie auch die TBM-Hersteller<br />

stehen unter großem Zeitdruck.<br />

Immer kürzer werden die Zeitabstände<br />

zwischen Auftragsvergabe


und Auslieferung der TBM, die Planungsphasen<br />

sind lang – jede Maschine<br />

ist ein Unikat.<br />

Wegen der hohen Lagerkosten<br />

soll die fertiggebaute Maschine<br />

das Werk schnell verlassen. Bei<br />

Werksabnahme durch den Kunden<br />

wird das Gerät nahezu vollständig<br />

(ca. 95 %) montiert, alle elektromechanischen<br />

und hydraulischen<br />

Funktionen sind funktionsfähig<br />

und können getestet werden - einzig<br />

Probe gebohrt werden kann<br />

nicht. Diese technische Abnahme<br />

ist die erste Prüfhürde für die Hersteller<br />

und Teil eines vertraglich geregelten<br />

Schemas. Der Vertrag ist<br />

oftmals erst dann erfüllt, wenn die<br />

Tunnelbohrmaschine an ihrem Bestimmungsort<br />

vollends zusammengebaut<br />

ist und die ersten Meter Vortrieb<br />

hinter sich hat.<br />

konstruktion Berücksichtigt<br />

transPort<br />

Schon bei der Konstruktion muss<br />

berücksichtigt werden, dass die<br />

Maschine montiert, demontiert und<br />

am Bestimmungsort wieder aufgebaut<br />

werden muss. „30 Jahre Erfahrung<br />

fließen auch in die Logistikentwicklung<br />

ein“, so Achim Kühn<br />

von der Firma Herrenknecht AG im<br />

baden-württembergischen Schwanau.<br />

Das deutsche Unternehmen<br />

stellt rund die Hälfte aller weltweit<br />

verwendeten Tunnelbohrmaschinen<br />

her.<br />

Der logistische Aufwand ist hoch:<br />

eine Maschine besteht aus ca.<br />

90.000 Einzelteilen. Bei der Komponentendemontage<br />

wird so wenig<br />

wie möglich demontiert, die Teile<br />

werden in so großen Modulen wie<br />

möglich transportiert und müssen<br />

zeitlich abgestimmt am Bestimmungsort<br />

ankommen. „Dreh- und<br />

Angelpunkt dabei ist das <strong>Projekt</strong>management“,<br />

betont Achim Kühn. Eigens<br />

dafür entwickelte Transportkisten<br />

schützen das kostbare Gut<br />

vor Staub und Schmutz.<br />

Der Transport erfolgt zu 98 % auf<br />

dem Wasser, nur 2 % werden auf<br />

dem Land zurückgelegt. Die erste<br />

Etappe vom Werk in Schwanau<br />

zum Rheinhafen Kehl wird teils per<br />

überbreiten oder überlangen Tieflader<br />

zurückgelegt. Danach werden<br />

die Teile auf Schiffe verladen und<br />

über die Binnenschifffahrtswege<br />

oder via Rotterdam über das Meer<br />

verschifft.<br />

am fusse des himalaYas<br />

Eine weit größere Herausforderung<br />

ist da schon der Transport nach<br />

Indien, wo ALPINE in Tapovan-<br />

Vishnugad einen 11,3 km langen<br />

Triebwasserstollen für ein Wasserkraftwerk<br />

in Arbeitsgemeinschaft<br />

herstellt. Das Hauptlager der<br />

Tunnelbohrmaschine, mit einem<br />

Gewicht von 85 t, muss in zwei<br />

Teile zerlegt werden, da die Straßen<br />

nicht mehr als 60 t zulassen.<br />

Doch nicht alle Teile einer Maschine<br />

müssen nach Indien gebracht<br />

werden, die weniger sensiblen Teile<br />

werden nach deutschen Plänen und<br />

ebensolcher Überprüfung in Indien<br />

erzeugt.<br />

Zuerst kommen die Container oder<br />

Transportkisten in einem der beiden<br />

Häfen in Mumbai an. In einem<br />

Hafen werden nur Container, im<br />

anderen nur Stückgut ausgeladen,<br />

die Abfertigung im Containerhafen<br />

erfolgt schneller als im Stückguthafen.<br />

Dennoch soll die zusammengehörende<br />

Fracht gleichzeitig<br />

weitertransportiert werden. Durch<br />

die herrschende Bürokratie in Indien<br />

kann die Zollabfertigung 4 bis<br />

6 Wochen dauern. „Die Zusammenarbeit<br />

mit der richtigen Spedition<br />

ist ausschlaggebend“, betont Paul<br />

Bargmann, der für die maschinelle<br />

Arbeitsvorbereitung im Tunnelbau<br />

verantwortlich ist.<br />

8 Bis 10 tage für 700 km<br />

Mit Schwertransportern geht es<br />

auf der Autobahn weiter – für die<br />

Strecke von 700 km von Mumbai<br />

an den Fuß des Gebirges, nach<br />

Rishikesh, braucht man gut und<br />

gerne 8 – 10 Tage.<br />

In Indien dient die Mittelleitschiene,<br />

falls vorhanden, nur der groben<br />

Orientierung. Auf den Fahrbahnen<br />

stehen Fahrzeuge und Zweiräder<br />

dicht nebeneinander, Kühen<br />

wird ausgewichen. Ist man erst<br />

einmal am Fuße des Gebirges angelangt,<br />

beginnen die Herausforderungen<br />

erst recht. Die ohnehin<br />

schlecht oder gar nicht befestigten,<br />

aufgeweichten Straßen können in<br />

der Monsunzeit schon einmal weggeschwemmt<br />

werden oder riesige<br />

Felsbrocken den Weg versperren.<br />

Zudem kann die hohe Luftfeuchtigkeit<br />

in die Container eindringen<br />

und die Maschinenteile beschädigen.<br />

Bei Auftritt eines Schadens<br />

gehört auch das Beauftragen eines<br />

Gutachters und die Abwicklung<br />

mit der Versicherung zum Tagesgeschäft.<br />

Der Platz vor der Tunnelbaustelle<br />

ist eng bemessen, die Teile müssen<br />

– wie alles zum Bauen benötigte<br />

Material – koordiniert angeliefert<br />

werden. Ein Zweiachser mit einer<br />

Nutzlast von 8 - 10 Tonnen braucht<br />

einen Tag vom Lagerplatz in der<br />

Ebene bis zur Baustelle in knapp<br />

2.000 m Höhe – ein Schwertransporter<br />

erheblich länger. „Es ist<br />

schon einmal ein Container am Weg<br />

rauf verloren gegangen“, erzählt Paul<br />

Bargmann weiter, „nachdem ein<br />

Suchtrupp ausgerückt ist, konnte er<br />

aber mitten am Weg gefunden werden.“<br />

Normalerweise stehen für die<br />

Montage einer TBM ebene Betonflächen<br />

zur Verfügung – hier muss am<br />

weichen, schlammigen Boden gearbeitet<br />

werden.<br />

Aber so etwas bringen weder Herrn<br />

Bargmann, der seit 1972 im Geschäft<br />

ist, noch den indischen Auftraggeber<br />

aus der Ruhe. Ein früherer<br />

Kollege hat einmal gemeint,<br />

„wir haben die Termine, die Inder<br />

haben die Zeit“. //<br />

Ü www.herrenknecht.de<br />

Ü www.alptransit.ch<br />

29<br />

Der Platz vor<br />

Tunnelbaustellen<br />

ist knapp –<br />

eine exakte Einhaltung<br />

von<br />

Lieferterminen<br />

ist wesentlich.


30 // MARKT<br />

BalKaN


GO EAST Mit ‚Balkan Fever‘ ist nicht nur das gleichnamige jährlich<br />

stattfindende Wiener Kulturfestival gemeint, sondern es ist auch der<br />

Place-to-be der ‚jungen Wilden‘ der Baubranche.<br />

// iNES ScHMiEDMAiEr<br />

B<br />

is zum Ende der Achtziger war es noch erstrebenswert,<br />

sich die ersten Sporen anderswo<br />

in Europa zu verdienen. Wer es sich seit Ende<br />

der neunziger Jahre beweisen will, beherzigt das Credo<br />

‚Go East‘ und sucht seine Herausforderung am Balkan.<br />

Die geographische Eingrenzung des Begriffs ‚Balkan‘<br />

und das jeweilige nationale Selbstverständnis der Staaten<br />

ist so vielfältig wie die Kulturen auf der Balkanhalbinsel<br />

selbst - zumeist werden jedoch außer Slowenien<br />

die ehemaligen Staaten Jugoslawiens, sowie<br />

Albanien, Bulgarien, Griechenland und der europäische<br />

Teil der Türkei der Balkanregion zugerechnet.<br />

Durch den intensiven Ausbau der Infrastruktur für Verkehr<br />

und Energie ist ALPINE an zahlreichen <strong>Projekt</strong>en<br />

in der Balkanregion vertreten. Um anspruchsvollen<br />

technischen Anforderungen gerecht zu werden und<br />

gleichzeitig garantieren zu können, dass die Bauten<br />

rechtzeitig fertiggestellt werden und höchsten Qualitätsstandards<br />

entsprechen, braucht es qualifiziertes<br />

Personal.<br />

Gesucht werden hauptsächlich entsandte Führungskräfte,<br />

sogenannte Expatriates, die sich ihr Team vor<br />

Ort selbst zusammenstellen. Nur, wie findet man den<br />

richtigen Kandidaten, der bereit ist, jahrelang auf einer<br />

Baustelle in teils entlegenen Gebieten am Balkan zu arbeiten?<br />

Zu fehlender Infrastruktur, Sprachproblemen<br />

und kulturellen Unterschieden gibt es oft nur wenige<br />

soziale Kontakte.<br />

weltoffenheit und eigenverantwortung<br />

Jivka Atanassova, zuständig für das Recruiting bei<br />

ALPINE mit Schwerpunkt Südosteuropa, ist für<br />

Auslandsbaustellen immer auf der Suche nach Mitarbeitern,<br />

die vor allem eines sind: weltoffen.<br />

Beim Start in einem neuen Land müssen die Erfahrungswerte<br />

wieder auf null gesetzt werden, da sich die<br />

jeweiligen Rahmenbedingungen völlig anders definieren.<br />

Aber auch Erfahrung ist ein gewichtiger Faktor,<br />

je mehr Auslandserfahrung jemand hat, desto leichter<br />

fällt die Orientierung in einem neuen kulturellen Umfeld,<br />

weiß die gebürtige Bulgarin.<br />

Die Herausforderung für Mitarbeiter in Führungspositionen<br />

besteht in der geforderten Eigenverantwortung,<br />

mit der das Ziel – die Baustelle fern der Heimat erfolgreich<br />

zu beenden – erreicht werden muss. Entscheidungen<br />

müssen getroffen und Strukturen aufgebaut<br />

werden, die Voraussetzungen dafür haben eines gemeinsam:<br />

Sie sind in jedem Fall anders als zu Hause!<br />

Nicht nur die Kultur des Gastlandes muss im Hinblick<br />

auf Sitten, Traditionen und Lebensweise neu erlebt<br />

werden, sondern auch die völlig andere Einstellung zu<br />

Zeit und Terminen muss berücksichtigt werden. „Das<br />

Verplanen von Zeit und die Verwendung von Terminkalendern<br />

ist in Balkanländern nicht üblich, man lässt die Dinge<br />

eher auf sich zukommen“, berichtet Atanassova weiter.<br />

Während man in Westeuropa noch immer die Einstellung<br />

‚Zeit ist Geld‘ vertritt, sagt man auf der Balkanhalbinsel,<br />

‚Zeit kostet nichts, wir haben genug davon‘.<br />

Die Kulturen Südosteuropas sind beziehungsorientiert<br />

und gastfreundlich – Essenseinladungen, zumeist opulente<br />

Tafeln, sind als vertrauensbildende Maßnahmen<br />

unbedingt anzunehmen.<br />

60 führungskräfte gesucht<br />

Auch Peter Gfrerer hat Expertise, wenn es darum geht<br />

Personal für eine Megabaustelle zu rekrutieren.<br />

Er ist Leiter der Abteilung Wasserkraftwerksbau in<br />

Tsankov Kamak im südöstlichen Teil Bulgariens, wo ein<br />

Wasserkraftwerk am Vacha-Fluss in den Rhodopen errichtet<br />

wird. ALPINE ist mit der Errichtung einer 125 m<br />

hohen und 457 m langen Bogenstaumauer, einer großflächigen<br />

Abdichtung um das Einlaufbauwerk und der<br />

Errichtung eines Krafthauses beauftragt.<br />

Auf der Baustelle arbeiten gleichzeitig ca. 1.500 Menschen<br />

– davon sind ca. 1.200 ALPINE Mitarbeiter, die<br />

anderen rund 300 setzen sich aus Subunternehmern,<br />

Bauherren und der lokalen Bauaufsicht zusammen.<br />

31<br />

„Fachkräfte,<br />

die ins Ausland<br />

entsandt<br />

werden, müssen<br />

Eigenständigkeit,Durchsetzungsvermögen<br />

aber auch Anpassungsfähigkeit<br />

und jede Menge<br />

Selbstsicherheit<br />

mitbringen,<br />

um sich täglich<br />

neu beweisen zu<br />

können.“<br />

Jivka Atanassova<br />

ALPINE Recruiting<br />

Südosteuropa


32 // MARKT<br />

„Idealerweise<br />

bleibt ein Team<br />

vom Beginn bis<br />

zur Fertigstellung<br />

der Baustelle<br />

vor Ort – besonders<br />

für <strong>Projekt</strong>leiter<br />

ist das ganz<br />

wichtig.“<br />

Peter gfrerer<br />

Für ein <strong>Projekt</strong> dieser Größenordnung werden am Anfang<br />

60 Expatriates aus Österreich und Deutschland als<br />

<strong>Projekt</strong>leiter, Abschnittsbauleiter, Poliere, Maschineningenieure,<br />

Maschinenmeister und sogenannte Hilfsmeister,<br />

zumeist Schlosser, benötigt.<br />

mundProPaganda ist ein ProBates mittel<br />

Beim Erschließen eines neuen Betätigungsfeldes sucht<br />

ein externes Berater-Team die passenden Mitarbeiter<br />

für die jeweilige Anforderung. Wurde gerade ein <strong>Projekt</strong><br />

mit ähnlichen Rahmenbedingungen in einem anderen<br />

Teil der Welt fertiggestellt, steht möglicherweise ein<br />

Team an Spezialisten zur Verfügung. Oft bringen auch<br />

Führungskräfte bewährte Mitarbeiter mit. „Mundpropaganda<br />

ist ein probates Mittel, um die richtigen Leute an<br />

den richtigen Ort zu bringen – das Experten-Netzwerk in<br />

diesem hochspezialisierten Bereich ist überschaubar - man<br />

kennt sich untereinander“, berichtet Peter Gfrerer. Auch<br />

klassische Methoden wie das Schalten von Inseraten<br />

und laufende Kontaktpflege zu technischen Universitäten<br />

helfen bei der Suche von Mitarbeitern. Kontakte zu<br />

Bildungsinstitutionen werden auch vor Ort geknüpft,<br />

so gibt es schon Kooperationen mit der technischen<br />

Universität in Sofia, die von der ALPINE HR-Abteilung<br />

aktiv betrieben werden. Ein bulgarischer Mitarbeiter,<br />

ein Absolvent der FH in Varna, brachte Studienkollegen<br />

mit, die nun auch auf der Kraftwerksbaustelle Arbeit<br />

gefunden haben. Zudem gibt es noch ‚moderne Nomaden‘,<br />

die auf Baustellen in aller Welt anheuern. Doch<br />

oft fehlt diesen Mitarbeitern die Bindung an das Stammunternehmen<br />

– und beim Auftreten von geringsten<br />

Schwierigkeiten wird das Handtuch geworfen.<br />

vom anfgang Bis zum schluss<br />

„Idealerweise bleibt ein Team von Beginn bis zur Fertigstellung<br />

der Baustelle vor Ort – besonders für <strong>Projekt</strong>leiter<br />

ist das ganz wichtig“ weiß Peter Gfrerer. „In der Phase<br />

des Teambuildings gebe es oft Anfangsschwierigkeiten, bis<br />

jeder seinen Platz gefunden hat“, berichtet Gfrerer weiter,<br />

„aber diese Phase ist abgeschlossen und das Kernteam<br />

arbeitet jetzt seit zweieinhalb Jahren gut zusammen.“<br />

Manchmal ist auch die Bauzeit nicht genau absehbar –<br />

so wurden beim Bau des Wasserkraftwerks aus den geschätzten<br />

48 Monaten mittlerweile 72 Monate, berichtet<br />

Peter Gfrerer, der mit der Fertigstellung des Kraftwerks<br />

2010 rechnet.<br />

motivation ist das Bauen<br />

Staumauer des Kraftwerkes Tsankov Kamak<br />

Die Motivation der Mitarbeiter auf einer Baustelle im<br />

Ausland zu arbeiten ist meist das Bauen selbst - die<br />

Einzigartigkeit und die technischen Finessen der Baustelle,<br />

sowie ein gehöriger Schuss Abenteuerlust. Gerne


Beska-Brücke<br />

im Zuge des Vollausbaues der E75 (Teil des Europakorridors<br />

10 ) auf 4 richtungsfahrbahnen ist zwischen Novi<br />

Sad und Belgrad bei Beska der Bau einer neuen Donaubrücke<br />

erforderlich. Diese wird als sogenannte ‚Twin‘,<br />

also Zwillingsbrücke parallel zur bestehenden, derzeit<br />

beide richtungsfahrbahnen aufnehmenden Brücke<br />

errichtet und hat dasselbe äußere Erscheinungsbild<br />

aufzuweisen. Die in Form eines Design-Build Auftrages<br />

vergebene leistung enthält sowohl die Planung, als<br />

auch den Bau dieses, mit 2.213 m längsten Brückenbauwerkes<br />

Serbiens.<br />

kraftwerk tsankov kamak<br />

Das Wasserkraftwerk liegt in den rhodopen, einem<br />

gebirgszug an der grenze zu griechenland, und ist Teil<br />

der Vacha-Kaskade. Der gesamte Bau des Kraftwerks<br />

ist technisch sehr anspruchsvoll. Das <strong>Projekt</strong> umfasst<br />

den Bau der Bogenstaumauer mit allen Hilfsbauwerken<br />

für die Bauzeit. Weiters wird ein Krafthaus mit rückeinleitungsbauwerken<br />

in den Fluss errichtet. Eine neu zu<br />

erstellende umgehungsstraße ist ebenso erforderlich<br />

wie ein 800 m langer Scheiteltunnel. Eine mögliche reduktion<br />

von ca. 200.000 t cO2-Emissionen jährlich stellt<br />

einen wesentlichen Beitrag zum umweltschutz dar.<br />

werden auch junge Leute eingesetzt, die außergewöhnliche<br />

Erfahrungen mit innovativen Technologien sammeln<br />

wollen, denn: „oft hat man nicht die Gelegenheit<br />

ein Wasserkraftwerk zu bauen“, schwärmt Peter Gfrerer.<br />

„Ich konnte als Bub den Bau des Maltastaudammes beobachten,<br />

schon damals faszinierten mich die Dimensionen<br />

des Bauwerks.“ Als ihm dann als ALPINE Mitarbeiter die<br />

Gelegenheit geboten wurde, das <strong>Projekt</strong> in Bulgarien zu<br />

leiten, konnte er schlichtweg nicht ‚Nein‘ sagen.<br />

Nicht ‚Nein‘ sagen konnte auch Claudia Graber, die in<br />

Beska am Bau einer Zwillingsbrücke als Bauleiterin tätig<br />

ist - denn gleich drei Arten des Brückenbaues kommen<br />

bei diesem Bauwerk zur Anwendung: der freie<br />

Vorbau, Vorschub und schweres Lehrgerüst. Die Studentin<br />

des Bauingenieurwesens und Baumanagements,<br />

die ihr Studium an der TU Wien bald beenden wird und<br />

schon ein Auslandspraktikum in Slowenien vorweisen<br />

kann, hat noch immer die Aussage eines erfahrenen<br />

Kollegen im Ohr: „Eine Donaubrücke baust du nicht<br />

oft im Leben.“<br />

allrounder & teamPlaYer<br />

Die 24-Jährige geht ihren Weg ‚konsequent anders‘ und<br />

hat bei ALPINE schon einige Stationen durchlaufen.<br />

Angefangen hat sie in der Kalkulation des Ingenieurbaus<br />

in Wien, danach konnte sie auf der größten Bau-<br />

stelle Europas, der ‚Y-Trasse‘, unter anderem im technischen<br />

Innendienst der ARGE Ingenieurbau Erfahrung<br />

sammeln. Kontakte zu den Kollegen bestanden schon<br />

durch die Tätigkeit bei ALPINE. Besonders schätzt<br />

Claudia Graber den Rückhalt des erfahrenen Teams,<br />

„der vor allem wichtig ist, wenn man in jungen Jahren als<br />

Bauleiterin tätig ist“, betont sie. „Auf Großbaustellen im<br />

Ausland ist der Zusammenhalt besonders wichtig, da man<br />

mit und um das <strong>Projekt</strong> lebt und arbeitet“, erzählt Claudia<br />

Graber weiter. Probleme gibt es hin und wieder durch<br />

das in Südosteuropa herrschende Senioritätsprinzip,<br />

das bedeutet, der Ältere habe mehr Rechte. „Die Akzeptanz<br />

will hart erkämpft werden, vor allem bei der Zusammenarbeit<br />

mit Subunternehmern“, schildert die Bauleiterin<br />

ihre Eindrücke aus Serbien.<br />

Das Team arbeitet – wenn es keine Zwischenfälle gibt -<br />

eine Dekade, das sind zehn Tage, durch, danach gibt es<br />

vier freie Tage. Wie lange die Baustelle insgesamt noch<br />

dauert, ist nicht genau abzusehen – geplant sind ein bis<br />

zwei Jahre. Aber Naturgewalten wie Hochwasser machen<br />

auch hier das Bauende nicht genau planbar, was<br />

Claudia Graber nicht davon abhalten wird, die Brücke<br />

gemeinsam mit ihren Kollegen fertigzustellen. //<br />

„Auf Großbaustellen<br />

im Ausland<br />

ist der<br />

Zusammenhalt<br />

besonders wichtig,<br />

da man mit<br />

und um das<br />

<strong>Projekt</strong> lebt und<br />

arbeitet.“<br />

claudia graber<br />

33


34 // TECHNOLOGIE<br />

Erster Fräszug auf Schiene<br />

CNC-GESTEUERTE PRäzISION Weltweit modernste Technik für die mobile<br />

Schienenbearbeitung ermöglicht wirtschaftliches und umweltfreundliches<br />

Arbeiten. PORR-ALPINE AUSTRIARAIL erwirbt 8 Millionen Euro-Maschine als<br />

innovative Alternative zur bisher genutzten Technologie.<br />

// MAriNA POllHAMMEr<br />

Eisenbahnschienen unterliegen mit den Jahren natürlichen<br />

Abnutzungserscheinungen. So kommt es unter<br />

anderem zu Fehlern an der Fahrkante und Fahrfläche<br />

und auch zu höheren Lärmemissionen.<br />

War bis jetzt das Schienenschleifen die einzige Möglichkeit<br />

zum Bearbeiten abgenutzter Schienen, erhalten<br />

mit dem neuen Fräszug die Schienen in nur einem Arbeitsgang<br />

das vorgegebene Profil. Der Zug, der im Aussehen<br />

einer Lokomotive ähnelt, korrigiert darüber<br />

hinaus Fehler an der Schienenoberfläche.<br />

Nur mehr<br />

ein Arbeitsgang Die Maschine mit der neuesten Technik<br />

spart Zeit und wird im Rahmen eines Maschinenpools<br />

Kosten den Eisenbahnnetzbetreibern in Österreich<br />

und Europa angeboten. Der Schienenfräszug<br />

kann in nur einer Überfahrt mit insgesamt vier<br />

Frässtationen und zwei Schleifstationen das fehlerhafte<br />

Material im Bereich der Schienenoberfläche und der<br />

Fahrkante abtragen.<br />

wie funktioniert das?<br />

Die Schiene wird beim Befahren mittels Fräsen reprofiliert<br />

und anschließend geschliffen. Dabei werden<br />

die Querprofilabweichungen und Längswellen sowie<br />

Beschädigungen der Oberfläche in einem Vorgang beseitigt.<br />

Die Effektivität gegenüber dem nur Schleifen ist<br />

wesentlich höher, da in einem Schritt viel mehr Material<br />

abgetragen und damit Oberflächenbeschädigungen<br />

beseitigt werden können. Die Präzision erfolgt durch<br />

CNC-gesteuerte Aggregate. Einsparungen bei Kosten<br />

und Arbeitszeiten sind das Ergebnis und ein bedeutender<br />

wirtschaftlicher Faktor.<br />

längere nutzungsdauer von schienen<br />

Die verschiedenen Fehler an den Schienen entstehen<br />

durch die zunehmende Belastung der Eisenbahnnetze<br />

mit immer schwereren Zügen. Mit der durchgängigen<br />

Beseitigung der Oberflächenfehler und der formgenauen<br />

Wiederherstellung des Schienenprofils verlängert<br />

sich die Haltbarkeit der Schienen entscheidend. Die<br />

Vermeidung von Funkenflug und Staubemissionen ist<br />

ein weiterer Vorteil gegenüber dem herkömmlichen<br />

Schienenschleifen und zeichnet den Schienenfräszug<br />

aus – den es bisher nur fünfmal in Europa in seiner Art<br />

gibt. //<br />

daten<br />

Eigenmasse .......................... 120 t<br />

Radsatzbelastung .................. 20 t<br />

GESCHWINDIGKEIT<br />

> Überstellfahrten ....... 100 km/h<br />

> Arbeit ................ 0,75 – 0,9 km/h<br />

ABTRAG<br />

> min. ................................. 0,3 mm<br />

> max. ................................ 2,5 mm


einBlicke<br />

SEITE 38<br />

Die heilige Barbara<br />

ist nicht nur die Schutzpatronin<br />

der Bergleute,<br />

sie soll auch die Tunnelbenützer<br />

schützen.<br />

Jeder einzelne Buchstabe<br />

ihres Namens steht<br />

für eine Anweisung an<br />

die Fahrzeuglenker im<br />

Tunnel.<br />

SEITE 14<br />

BARBARA<br />

archäologen am Bau<br />

Ausfahrt<br />

Konzentration, ruhige Weiterfahrt<br />

Rettung<br />

Selbstrettung auf markiertem Fluchtweg<br />

Alarmierung<br />

SOS-Säulen benutzen, Ruhe bewahren<br />

Besondere Umstände<br />

Warnblinkanlage einschalten<br />

Aufmerksamkeit<br />

Radio einschalten, Abstände einhalten<br />

Beleuchtung<br />

Abblendlicht ein, Innenbeleuchtung aus<br />

Oft rufen Baufirmen Truppen von Archäologen auf den<br />

Bau, wenn sie bei Grabungsarbeiten auf Knochen,<br />

Scherben, Splitter oder Metalle stoßen. Da es sich um<br />

archäologische Funde handeln könnte, die seit<br />

mehreren hundert oder tausend Jahren unter der<br />

Erdoberfläche eingeschlossen waren, werden Notgrabungen<br />

gestartet. Dann muss es schnell gehen, da<br />

Stehzeiten einer Baustelle kostspielig sind. Oft melden<br />

sich Baufirmen schon vor dem Spatenstich, so kann schon<br />

im Vorfeld geklärt werden, ob Funde zu erwarten sind.<br />

Pinselchen und Notizblock gehören dabei der Vergangenheit<br />

an. Mittlerweile wird mit Notebooks und eigenen<br />

Archäo-PC-Programmen gearbeitet.<br />

Rücksicht<br />

Geschwindigkeit einhalten, Verkehr beobachten<br />

1500<br />

SEITE 30<br />

SEITE 10<br />

SEITE 10<br />

BERUFSTAUCHERIN<br />

Berufstauchen ist nicht mehr nur reine Männersache. Erstmals wurde in Österreich eine<br />

Frau zur Berufstaucherin. Petra Schönwald, Theaterpädagogin am Salzburger Landestheater<br />

und bereits seit vielen Jahren Tauchlehrerin, stellte sich dieser besonderen Herausforderung.<br />

Arbeiten unter Druck, in der Dunkelheit und bei extremen Wassertemperaturen stellen hohe<br />

Anforderungen an die Berufstaucher. Mit viel Disziplin und Geschicklichkeit müssen die erforderlichen<br />

Arbeiten unter Wasser durchgeführt werden.<br />

ALPINE ist Alleinunternehmer<br />

der Baustelle<br />

des Kraftwerkes Tsankov<br />

Kamak und koordiniert bis<br />

zu 1.500 Arbeiter<br />

gleichzeitig auf der Baustelle.<br />

Diese Mannschaft<br />

wurden zum Großteil aus<br />

der Region aufgebaut.<br />

Bisher wurden in Österreich 218 Gebiete als<br />

Naturschutzgebiet nominiert (2009), davon<br />

wurden 148 Gebiete rechtlich verordnet. Die verordneten<br />

‚Europaschutzgebiete‘ nehmen rund<br />

12 % der Bundesfläche von Österreich ein. Der<br />

Biotop- und Artenschutz wird innerhalb der Europäischen<br />

Union geregelt. Hauptziel der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie<br />

ist der Aufbau des europaweiten<br />

Schutzgebietsnetzes ‚Natura 2000‘. Mit<br />

dem Schutzgebietsnetz sollen die natürlichen Lebensräume<br />

Europas dauerhaft gesichert werden.<br />

Der Auwald beim <strong>Projekt</strong> Donaubrücke Traismauer<br />

ist ein Natura 2000-Schutzgebiet.<br />

SEITE 42<br />

Warnreflexion<br />

Mehr Sicherheit und umfassenden<br />

Schutz bietet eine<br />

neuartige Warnschutzkleidung<br />

aus superleichtem Kunststoff-<br />

Vlies. Beschichtet mit intensiv<br />

fluoreszierenden Farben und<br />

zusätzlich mit retroreflektierenden<br />

Streifen ausgestattet, ist diese<br />

EN-geprüfte Warnschutzkleidung<br />

extrem auffallend – bei Tag und in<br />

der Nacht. Die DEKRA Automobil<br />

Stuttgart bescheinigt vor allem dem<br />

Safety-Vision Warnschutzmantel<br />

eine Erkennbarkeit aus 200 m<br />

Entfernung (übliche Warnschutzweste:<br />

100 m). Zum Vergleich: Der<br />

Bremsweg beträgt bei 150 km/h bis<br />

zu 200 m.


36 //<br />

TECHNOLOGIE<br />

„Mit dem von ALPINE optimierten<br />

Hochleistungsbeton konnte das Bauwerk<br />

in einer hervorragenden Qualität sechs<br />

Wochen vor Termin fertiggestellt werden.“<br />

Holger Mosebach<br />

<strong>Projekt</strong>leiter Kühltürme Kraftwerk Neurath und Leiter ALPINE Kompetenz-<br />

Centrum Baustoff- und Betontechnologie in Dortmund


hoch-klettern und<br />

widerstand leisten<br />

INNOVATIONEN Eine hydraulische Kletterrüstung und säureresistenter<br />

Hochleistungs beton – beides von Experten entwickelt – lassen die Kühltürme<br />

des Kraftwerks Neurath schnell in die Höhe wachsen. Und untermauern<br />

den Pioniergeist von ALPINE.<br />

// MAriNA POllHAMMEr<br />

E<br />

ine extrem steile Wand mit Überhang und die<br />

vieles entscheidende Frage, wie gelingt es,<br />

möglichst schnell und sicher hochzukommen?<br />

Das Arbeiten an den Kühltürmen Neurath ist<br />

durchaus vergleichbar mit den Bedingungen eines Extrem-Kletterers<br />

bei einer waghalsigen Expedition. Die<br />

zwei in Kletterbauweise errichteten Naturzug-Kühltürme<br />

stützen sich beide auf einem Ringfundament in<br />

Stahlbeton mit einem Durchmesser von 118 Metern und<br />

verdichten sich in der Mitte auf etwa die Hälfte. Sie erreichen<br />

so bei der Fertigstellung jeweils eine Höhe von<br />

172 m, und die kann man durchaus als äußerst schwindelerregend<br />

bezeichnen.<br />

Die Montage der eigens entwickelten Kletterrüstung<br />

erfolgt innen am unteren Randbalken. Dazu werden<br />

gegenüberliegend jeweils 54 Klettertürme angehängt<br />

und mit dazwischen gehängten Arbeitsbühnen ergänzt.<br />

Mittels Hydraulikzylindern passt sich die Kletterrüstung<br />

automatisch dem Baufortschritt und der hyperbolischen<br />

Bauform des Kühlturmes an.<br />

schnell und fleXiBel klettern<br />

Der Bauprozess wird durch die Kletterschritte von 1,20<br />

m je Klettervorgang beschleunigt und die Rüstung<br />

muss während der Kletterphasen nicht umgebaut werden.<br />

So reduziert diese Speziallösung die Bauzeit um<br />

20 % gegenüber anderen sich auf dem Markt befindlichen<br />

Rüstungssystemen. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit<br />

maßgeblich erhöht.<br />

Beton Bringt höchstleistungen<br />

Ebenfalls zum Einsatz gelangt ein von ALPINE entwickelter<br />

und optimierter säureresistenter Hochleistungsbeton.<br />

Eine spezielle Rezeptur macht ihn so widerstandsfähig,<br />

dass er nicht mehr beschichtet werden<br />

muss und trotzdem gegenüber schädigenden Einflüssen<br />

genug Dichte aufweist. Diese Innovation erspart<br />

in Summe mit der Errichtung und später nicht mehr<br />

notwendigen Neubeschichtung rund sechs Monate Zeit<br />

und stellt so einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor<br />

bei der Planung solcher <strong>Projekt</strong>e dar.<br />

innovative Kletterrüstung<br />

bringt 20 % Zeitersparnis.<br />

Die Verarbeitungsqualität des Hochleistungsbetons<br />

wird durch einen speziellen Hochleistungsverflüssiger<br />

optimiert. Dieser äußerst robuste Beton weist für den<br />

Kühlturmbau optimale Frisch- und Festbetoneigenschaften<br />

auf. Der Beton besteht unter anderem aus einem<br />

besonders hoch aufgemahlenen Zement, feinsten<br />

Zusatzstoffpartikeln im Mikro-Nano-Bereich und dem<br />

Hochleistungsverflüssiger auf PCE-Basis. Die Feinstpartikel<br />

wurden speziell für das Bauvorhaben Neurath nur<br />

in Kanada produziert und zur Baustelle exportiert. //<br />

37


38 // TECHNOLOGIE<br />

Maßarbeit<br />

im Berg


TUNNELBAU Auch wenn immer mehr Maschinen und moderne Technologien<br />

im Einsatz sind: Tunnelbau bleibt eine gefährliche und körperlich anstrengende<br />

Sache. Es ist ein Weg der kleinen Schritte durch unbekanntes Gelände.<br />

// clAuDiA lAglEr<br />

E<br />

s ist heiß, staubig, laut<br />

und die Luft ist zum<br />

Schneiden: Wer im Tunnelbau<br />

arbeitet, darf nicht zimperlich<br />

sein. Die Arbeitsumgebung für<br />

Menschen, die sich in Maßarbeit<br />

Meter für Meter durch den Fels<br />

graben, um unter Tag eine neue<br />

Straßen- oder Eisenbahnverbindung<br />

zu schaffen, ist alles andere<br />

als lauschig. Trotz des Einsatzes von<br />

Maschinen bleibt der bergmännische<br />

Tunnelbau eine körperlich anstrengende<br />

und gefährliche Arbeit.<br />

Wie beim St.-Gotthard-Tunnel in<br />

der Schweiz, der nach seiner Fertigstellung<br />

im Jahr 2015 der längste<br />

Tunnel der Welt sein wird: 57 Kilo-<br />

meter durch ein riesiges Bergmassiv<br />

in den Zentralalpen. Je dichter das<br />

Verkehrs- und Handelsnetz geknüpft<br />

wird, desto häufiger werden<br />

Tunnel durch Gebirgsmassive gegraben<br />

oder in offener Bauweise in<br />

der Erde errichtet. <strong>Projekt</strong>e wie der<br />

St.-Gotthard-Eisenbahntunnel sind<br />

auch in Zeiten, wo alles erforscht<br />

und erkundet zu sein scheint, eine<br />

unglaubliche Herausforderung an<br />

die Kunst der Ingenieure. Jahrhundertealte<br />

bewährte Methoden<br />

treffen dabei auf Hightech-Verfahren,<br />

die bestimmen, wo sich die<br />

tonnenschweren Maschinen durch<br />

den Berg fressen oder der Schacht<br />

mit Sprengungen Meter für Meter<br />

vorgetrieben wird.<br />

Die Techniken, wie man Tunnels<br />

baut, haben sich im Lauf der Zeit<br />

verändert. Verfahren werden optimiert,<br />

effizientere Maschinen und<br />

Geräte werden eingesetzt, leichter<br />

verarbeitbarer Beton verwendet.<br />

„Die Kunst ist, schnell, billig und<br />

sicher zu bauen. Arbeitssicherheit<br />

steht über allem“, erklärt Josef<br />

Arnold, Geschäftsführer der zum<br />

ALPINE-Konzern gehörenden Beton-<br />

und Monierbau GmbH, die auf<br />

Tunnelbau spezialisiert ist.<br />

österreicher im tunnelBau<br />

führend<br />

Drei Österreicher – Ladislaus von<br />

Rabcewicz, Leopold Müller und<br />

39


40 // TECHNOLOGIE<br />

Franz Pacher – haben Mitte des<br />

20. Jahrhunderts für eine kleine<br />

Revolution im Tunnelbau gesorgt:<br />

Sie stehen für die so genannte Neue<br />

Österreichische Tunnelbauweise,<br />

die unmittelbar nach dem Ausbruch<br />

die geschaffenen Hohlräume mit<br />

Spritzbeton und Ankern absichert.<br />

Es entsteht ein Kraftschluss<br />

zwischen dem umliegenden Fels<br />

und der künstlichen Konstruktion.<br />

Heute ist die Neue Österreichische<br />

Tunnelbauweise ein weltweit<br />

angewandtes Standardverfahren. Es<br />

erlaubt eine relativ schlanke Konstruktion.<br />

Nach dem ersten Schritt<br />

kann abgedichtet und der Tunnel<br />

mit Innenschale samt Fahrbahn<br />

und Sicherheitstechnik ausgebaut<br />

werden.<br />

die eingeschworene Männergesellschaft<br />

der Bergleute hielt den<br />

Mythos, dass frauen im Berg<br />

unglück bringen, lange aufrecht.<br />

Bevor der Spritzbeton den Tunnelbau<br />

eroberte, waren Holzkonstruktionen<br />

zur Absicherung der ausgebrochenen<br />

Tunnelschächte üblich.<br />

In einem weiteren Schritt wurden<br />

meist Natursteingewölbe angelegt<br />

und hinterfüttert, um eine tragfähige<br />

Tunnelinnenwand zu erreichen.<br />

Das Holz musste aufwendig in das<br />

Innere des Berges transportiert und<br />

dann wieder abgebaut und herausgebracht<br />

werden.<br />

sPrengen, Bohren, fräsen,<br />

Baggern<br />

Für den Tunnelvortrieb gibt es<br />

unterschiedliche Methoden, die<br />

im Wesentlichen von der Geologie<br />

abhängen. In gleichmäßig hartem<br />

Fels – wie etwa Granit – kann gesprengt<br />

werden. Im Lockergestein<br />

wird gebaggert. Andere Vortriebsmethoden<br />

sind das Bohren oder<br />

Fräsen. Im Gotthard-Tunnel sind<br />

beispielsweise gigantische Tunnelbaumaschinen<br />

– die Arbeiter haben<br />

sie ‚Heidi‘ und ‚Sissi‘ getauft – im<br />

Einsatz, deren Rollenmeißel sich<br />

mit unvorstellbarer Gewalt an den<br />

Fels drücken und das harte Gestein<br />

der Zentralalpen in handtellergroße<br />

Stücke zermalmen.<br />

Doch bevor eine Tunnelbohrmaschine<br />

überhaupt zum Einsatz<br />

kommt, muss erst einmal eine<br />

Trasse angelegt werden. Auch wenn<br />

man als Autofahrer oder Bahnpassagier<br />

oft den Eindruck hat, dass es<br />

in einer langen Geraden durch den<br />

Berg geht: Der Weg durch den Fels<br />

umschifft geologische Störzonen<br />

und ist in seiner Linienführung den<br />

Verkehrserfordernissen angepasst.<br />

Eine Direttissima durch den Berg<br />

ist selten. Der Gotthardtunnel<br />

beispielsweise macht ein lange<br />

gezogenes S.<br />

störzonen umschiffen<br />

Bevor die Mineure mit ihren Maschinen<br />

Hand an den Fels legen,<br />

sind die Geologen und Seismologen<br />

am Zug. Sie untersuchen den<br />

Berg von außen, spüren mögliche<br />

Faltungen auf und suchen nach<br />

Stellen, wo der Fels zerrieben ist.<br />

Großflächige Störzonen müssen<br />

bei den Trassen umschifft werden.<br />

„Man wird nicht mit Absicht in eine<br />

schlechte Formation hineinfahren“,<br />

bringt es Arnold auf den Punkt.<br />

Experten erkennen an der Geologie<br />

der Oberfläche, welche Verhältnisse<br />

im Inneren vermutlich herrschen:<br />

harter Gneis oder zuckriger<br />

Dolomit, der fast zerbröselt. Doch<br />

auch wenn man durch seismische<br />

Messungen, Probebohrungen und<br />

Beobachtungen relativ verlässliche<br />

Prognosen darüber abgeben kann,<br />

was einen unter der Erde erwartet:<br />

Aus Glas sind Berge nicht – und<br />

deshalb immer für geologische<br />

Überraschungen gut.<br />

Wenn die künftige Route festgelegt,<br />

die Behördenverfahren<br />

erledigt und die Grundflächen<br />

abgelöst sind, kann endlich mit<br />

dem eigentlichen Bau begonnen<br />

werden. Der Tunnelanstich ist ein<br />

Fest für die gesamte Mannschaft,<br />

die in den nächsten Monaten im<br />

Schichtbetrieb in den Berg fährt.<br />

Meist sind es Männer, die die harte<br />

Arbeit beim Tunnelbau erledigen.<br />

Jahrhundertelang wurden Frauen<br />

im Berg nicht geduldet. Die eingeschworene<br />

Männergesellschaft der<br />

Bergleute hielt den Mythos, dass<br />

Frauen im Berg Unglück bringen,<br />

lange aufrecht. Doch mittlerweile<br />

gibt es auch Ingenieurinnen,<br />

Vermessungstechnikerinnen oder<br />

Geologinnen, die sich in dieses<br />

Metier vorwagen – und nur mehr<br />

vereinzelt Männer, die deshalb<br />

Sorgenfalten bekommen. //<br />

nachgefragt // wie wissen die mineure üBerhauPt,<br />

wo sie sich im fels vorarBeiten müssen?<br />

Dafür braucht es einerseits präzise Messverfahren und moderne lasertechnik sowie andererseits<br />

erfahrene Tunnelbauer und Vermesser. Betonpfeiler in der Nähe der Tunnelportale<br />

sind Fixpunkte, über die dreidimensional Koordinaten für die Arbeit unter der Erde vermessen<br />

werden. Ein roter laserstrahl gibt den Tunnelbohrmaschinen die richtung vor. Geht alles<br />

nach Plan, treffen die Bauteams, die sich meist von zwei Seiten zur Mitte des Berges<br />

vorarbeiten, beim Durchstich exakt aufeinander. „Das ist überhaupt kein Problem, das<br />

stimmt zentimetergenau“, räumt Josef Arnold mit dem Mythos auf, dass es vorkommt, dass die<br />

Trupps auch mal aneinander vorbeigraben.


SHORTCUTS<br />

BETONzUG Bei den arbeiten für<br />

die bahntechnischen anlagen im 57<br />

Kilometer langen gotthard-Basistunnel<br />

wird ab herbst 2010 ein Betonzug<br />

eingesetzt werden. der Zug hat 24<br />

Wagen und zwei lokomotiven mit je<br />

1.500 Ps und hat eine einbauleistung<br />

von 225 m3 pro tag. der Zug hat viele<br />

vorteile: Weil nur täglich eine ein- und<br />

eine rückfahrt erforderlich ist, werden<br />

die anderen gewerke kaum beeinflusst.<br />

der Beton kann just in time genau in<br />

der erforderlichen Menge in hoher<br />

Qualität hergestellt werden. alPine<br />

hat 2008 als teil eines Bieterkonsortiums<br />

den Zuschlag für die bahntechnischen<br />

anlagen im gotthard-<br />

Basistunnel erhalten. der auftrag<br />

umfasst unter anderem die fahrbahn,<br />

die stromversorgung, die fahrleitungsund<br />

signalanlagen, tunnelleitsysteme,<br />

Kommunikationsnetze und sicherheitstechnik.<br />

MODERNE NOMADEN gute Mineu-<br />

re sind gefragte leute. trotz moderner<br />

technik und einem großen einsatz von<br />

Maschinen zählt vor allem erfahrung<br />

und gute ausbildung. neben fleiß,<br />

Motivation und erfahrung müssen die<br />

tunnelarbeiter vor allem eines mitbringen:<br />

Mobilität. sie ziehen als moderne<br />

nomaden von Baustelle zu Baustelle<br />

und sind bei vielen internationalen<br />

<strong>Projekt</strong>en im einsatz. die tunnelbauer<br />

arbeiten übrigens im schichtbetrieb<br />

jeweils acht stunden. die Baustelle<br />

ruht üblicherweise nur am Barbaratag,<br />

zu Weihnachten und zu ostern.<br />

TUNNELPATIN ALS GUTE<br />

TRADITION Brauchtum spielt auch<br />

im modernen tunnelbau eine wichtige<br />

rolle. Kein tunnelanstich ohne eine<br />

tunnelpatin: sie gilt als stellvertreterin<br />

der schutzpatronin der Bergleute, der<br />

heiligen Barbara. Bei der Barbarafeier<br />

am 4. dezember gibt es traditionellerweise<br />

eine andacht und danach<br />

ein fest für die arbeiter. die feiern<br />

zum anstich, zum durchstich und zur<br />

eröffnung des tunnels sind ebenfalls<br />

unverzichtbar.<br />

Ü www.alptraNSIt.ch<br />

Ü www.alpENtuNNEl.DE<br />

41


42 // TECHNOLOGIE<br />

Zur Sicherheit Glaskugeln<br />

PRINzIP KATzENAUGE Es erscheint paradox – dennoch können auf der Fahrbahn<br />

aufgebrachte, möglichst runde Glaskügelchen, die Verkehrssicherheit erhöhen. Verantwortlich<br />

dafür ist eine optische Eigenschaft, die auch Katzenaugen zum ‚Leuchten‘ bringt.<br />

// iNES ScHMiEDMAiEr<br />

Für Zur Herstel-<br />

lung von Reflex-<br />

materialien sind<br />

zwei Technologi-<br />

en, die Glas-<br />

kugeltechno logie<br />

und die Anbrin-<br />

gungretrore- flektierender<br />

Mikroprismen,<br />

gebräuchlich.<br />

I<br />

m Dunkel der Nacht<br />

hatte mancher schon<br />

ein Erlebnis der ‚besonderen<br />

Art‘: Unheimlich leuchten<br />

aus dem Dunkel zwei Punkte im<br />

Abstand von wenigen Millimetern,<br />

um danach gleich wieder zu<br />

verschwinden. Ist der Schreck erst<br />

überwunden, stellt sich meistens<br />

heraus, dass es unsere samtpfötigen<br />

Hausgenossen sind, deren Augen<br />

uns mitunter an Gespenstisches<br />

denken lassen. Verantwortlich dafür<br />

ist der sogenannte ‚leuchtende<br />

Teppich‘, lateinisch auch Tapetum<br />

lucidum genannt. Diese stark<br />

reflektierende Zellschicht liegt<br />

hinter der Netzhaut des Auges und<br />

spiegelt das Licht, das die Netzhaut<br />

bereits passiert hat, nochmals zurück.<br />

Diese Schicht bewirkt neben<br />

einer besseren Dämmerungssicht<br />

der Katze auch eine Reflexion des<br />

auffallenden Lichts auf die Augen<br />

in der Dunkelheit - und bringt sie<br />

zum ‚Aufleuchten‘.<br />

retrorefleXion als<br />

sicherheitsfaktor<br />

In der Physik wird diese Eigenschaft<br />

Retroreflexion genannt –<br />

dabei kehren katadioptrische (spiegelnde<br />

und brechende) Elemente<br />

das Licht um und reflektieren es in<br />

Richtung des einfallenden Lichts.<br />

Genutzt wird diese Eigenschaft<br />

bei der Herstellung von retroreflektierenden<br />

Materialien, die an<br />

Sicherheitskleidung und Fahrbahnmarkierungen<br />

zur Erhöhung der<br />

Sichtbarkeit angebracht werden.<br />

Diese Materialien haben einen entscheidenden<br />

Vorteil: sie reflektieren<br />

das Licht genau in die Richtung, aus<br />

der es kommt.<br />

einsatz Bei<br />

sicherheitskleidung<br />

Leuchtet ein Scheinwerfer eines<br />

Autos die mit Reflektormaterial<br />

beschichtete Kleidung eines<br />

Bauarbeiters an, so reflektiert diese<br />

unmittelbar zum herannahenden<br />

Auto zurück. Eine Person am Fahrbahnrand<br />

ist somit für den Autofahrer<br />

auch bei großer Entfernung<br />

schneller erkennbar. Besonders bei<br />

Baustellen auf Autobahnen oder<br />

Bundesstraßen ist das ein großer<br />

Vorteil, da sich die Fahrzeuge mit<br />

hoher Geschwindigkeit nähern.<br />

Zum Tragen kommt der erhöhte<br />

Sicherheitsfaktor auch bei Bodenmarkierungen,<br />

die durch die Verwendung<br />

von Glaskugeln aufleuchten,<br />

sobald sie angestrahlt werden.<br />

Sogar bei schlechten Sichtverhältnissen<br />

wie Dunkelheit, Regen oder<br />

Nebel reflektieren Glaskugeln, die<br />

weit genug aus der Beschichtung<br />

herausstehen, das einfallende Licht<br />

zuverlässig und sorgen für gute<br />

Sichtbarkeit der Leitlinien.<br />

100 Prozent refleXion<br />

durch glaskugeln<br />

Der Einsatzbereich der reflektierenden<br />

Materialien erstreckt sich<br />

auf Sicherheitsbekleidung, Verkehrszeichen,Straßenmarkierungen,<br />

Werbeflächen und Reflektoren<br />

auf Zweirädern.<br />

Auch wenn das auf den Speichen<br />

eines Fahrrades angebrachte Katzenauge<br />

auf den ersten Blick recht<br />

wenig mit dem Auge einer ‚echten‘<br />

Katze zu tun hat, so ist ihnen<br />

zumindest das Prinzip der Retroreflexion<br />

gemeinsam. //


einBlicke<br />

SEITE 30<br />

Die letzte Arbeitgeberbefragung<br />

Recruiting Trends 2009 österreich<br />

wurde unter den 500 größten,<br />

österreichischen Unternehmen<br />

durchgeführt. Durch Sparmaßnahmen<br />

greifen Unternehmen zu kosteneffizientemPersonalmanagement<br />

und verwenden größtenteils<br />

Onlineformulare. Mittlerweile gehen<br />

schon ¾ aller Bewerbungen<br />

auf elektronischem Weg bei den<br />

österreichischen Großunternehmen<br />

ein. Rekrutierungsprozesse werden<br />

dadurch effizienter und kostengünstiger.<br />

Auch die Zeit zwischen<br />

dem Schalten der Anzeige und dem<br />

Bewerbungseingang reduziert sich<br />

zum Vorteil aller.<br />

SEITE 44<br />

Die Glücksritter<br />

Die Brüder Duke – zwei Warentermin-Börsenmakler<br />

– spekulieren<br />

hoch und tauschen das Leben eines<br />

Bettlers mit dem ihres Geschäftsführers.<br />

Am Ende verbünden sich<br />

jedoch diese beiden und ruinieren<br />

die Dukes. 1983 gibt der Film mit<br />

Eddie Murphy Einblick in den harten<br />

Spekulantenalltag an der Börse.<br />

SEITE 30<br />

EU BALKAN ★&<br />

Vor kurzem hat die EU-Kommission den<br />

Vorschlag gemacht, dass Bürger aus Serbien,<br />

Mazedonien und Montenegro ohne Visum in<br />

die EU-Staaten reisen können. Bis dato kann noch<br />

nicht allen Sicherheitsanforderungen nachgekommen<br />

werden, doch laut EU-Kommission wird dieses Problem<br />

bis Anfang 2010 gelöst sein.<br />

SEITE 46<br />

Andalusien<br />

Andalusien ist von den 17 autonomen<br />

Gemeinschaften Spaniens, die auf dem Festland<br />

liegen, die südlichste.<br />

Besonders berühmt ist die<br />

Region auch durch ihre Musik,<br />

den Flamenco.<br />

Gesprochen wird Andalusisch,<br />

der Dialekt unterscheidet<br />

sich phonetisch<br />

stark von der spanischen<br />

Standardsprache.<br />

Andalusien ist eine stark<br />

durch den Tourismus<br />

geprägte Region.<br />

SEITE 14<br />

SEITE 48<br />

sankt<br />

Laurent<br />

2006<br />

‚Sankt Laurent‘ heißt der erste<br />

in Betoneiern ‚ausgebrütete‘<br />

Wein österreichs. Laut dem<br />

traditionellen Aussaatkalender der<br />

Mondgärtnerin Maria Thun wurde<br />

der Wein aus den Betoneiern an<br />

einem besonderen Fruchttag im<br />

Zeichen der Traube abgefüllt. Und<br />

es scheint zu stimmen. Denn wenn<br />

man eine Flasche des Sankt Laurent<br />

2006 öffnet, steigt der herrliche<br />

Duft von dunklen Beeren und<br />

zwetschken in die Nase.<br />

SCHaTTENMaUT<br />

Beim Modell der Schattenmaut trägt die <strong>Projekt</strong>gesellschaft die Verantwortung für den<br />

Bau, die Instandhaltung und den Betrieb der Verkehrsinfrastruktur. Die Schattenmaut<br />

hat jedoch den Vorteil, dass der Nutzer der Infrastruktur selber keine Maut an die<br />

<strong>Projekt</strong>gesellschaft zahlen muss. Das Verkehrsaufkommen wird gemessen, die Mautzahlungen<br />

an die Gesellschaft werden vom Staat übernommen. Das Modell der Schattenmaut ist<br />

vor allem für Infrastrukturen geeignet, bei denen eine Mauterhebung möglich ist, aber durch<br />

die Schattenmaut selber die Marktrisiken als sicherer anzusehen sind.


44 // RESSOURCEN<br />

es begann mit dem<br />

schweinebauch<br />

RESSOURCEN Schon immer konnte man mit dem Handel von Rohstoffen in<br />

kürzester Zeit sagenhaft reich oder völlig arm werden. Treibende Kraft dahinter<br />

ist die Tatsache, dass irdische Ressourcen begrenzt sind. Und der Mechanismus<br />

von Angebot und Nachfrage.<br />

// ANDrEAS EDEr<br />

D<br />

ie Wand aus Lärm ist nahezu undurchdringlich.<br />

Schreie mischen sich unter lautes Gebrabbel<br />

und unverständliche Wortfetzen.<br />

Zahlen und fremde Begriffe werden gerufen. Arme<br />

werden hochgerissen und sinken an anderer Stelle<br />

rasch wieder nach unten. Die Atmosphäre gleicht einem<br />

Fußballstadion, während die Heimmannschaft in<br />

der 89. Minute 2:3 hinten liegt. Es hängt der Geruch<br />

von unmoralisch hohen Gewinnen in der Luft. Und<br />

der von zerstörerischen Verlusten. Und all das ausgelöst<br />

von tiefgefrorenen Schweinebäuchen. Ein bewegtes<br />

Kapitel in der Geschichte des Warenterminhandels<br />

wird von diesem Rohstoff geprägt. Der 80er-Jahre-<br />

Spielfilm ‚Die Glücksritter‘ mit Dan Aykroyd und Eddie<br />

Murphy ließ tief in das Milieu von Rohstoffspekulanten<br />

einblicken.<br />

Die Zeiten haben sich geändert. Die globale Bedeutung<br />

von Rohstoffen hat seit der großen Ära der legendären<br />

Chicagoer Warenterminbörse CME (Chicago Mercantile<br />

Exchange) stetig zugenommen. Dort wurde bis zum<br />

Ende des vergangenen Jahrtausends noch traditionell<br />

analog mit Schweinebauch gehandelt. Inzwischen<br />

wird auch hier ausschließlich elektronisch ‚getradet‘.


Und der Wandel in der Lebensmittelindustrie hat dem<br />

Schweinebauch den Garaus gemacht. Die Rohstoffe für<br />

die industrielle Fertigung von modernen Gütern und<br />

Produkten haben ihm den Rang abgelaufen.<br />

der markt macht den Preis<br />

Der Handel mit derartigen Ressourcen, die an den internationalen<br />

Börsen eine eigene Anlageklasse mit hoher<br />

Volatilität bilden, ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Spekulantenalltags. Und ein wesentlicher Faktor<br />

für Unternehmen in der Bauwirtschaft. Preise müssen<br />

zu Zeiten kalkuliert werden, in denen der Preis<br />

zum Liefertermin wiederum nur schwer einzuschätzen<br />

ist. Bei den großen Bauunternehmen geht der Trend<br />

seit längerem hin zur Schaffung und Sicherung eigener<br />

Rohstoffquellen wie Schotter- oder Kieswerken.<br />

Im Jahr 2002 wurden allein in Österreich über 100<br />

Millionen Tonnen (Mengenschätzung) mineralische<br />

Rohstoffe wie Sand, Kies, Naturstein, Kalk, Lehm, Ton,<br />

Mergel, Schiefer, Gips oder Industrieminerale produziert.<br />

Das entspricht einem Wert von rd. 1,1 Mrd. Euro<br />

und sicherte dadurch in Branchen wie der Bauwirtschaft,<br />

der Landwirtschaft, dem Verkehrssektor oder in<br />

Kommunen gesamtwirtschaftlich gesehen rd. 14.600<br />

Arbeitsplätze. Häuser, Straßen, Kanäle, Gläser, Fernsehgeräte,<br />

Computer, Handys, Medikamente oder Kosmetika<br />

sind ohne mineralische Rohstoffe undenkbar.<br />

In Mitteleuropa liegt der Bedarf pro Kopf an Baurohstoffen<br />

bei 10 Tonnen im Jahr, in Ballungszentren sogar<br />

noch mehr. Die Tendenz ist steigend. Allein in einem<br />

unterkellerten Einfamilienhaus stecken durchschnitt-<br />

20 sec. // cMe – chicago Mercantile exchange<br />

Die einst legendäre Börse für den Handel mit Schweinebäuchen ist 2008 mit dem ‚chicago<br />

Board of Trade (cBOT)‘ zum weltgrößten Handelsplatz für Derivative, der ‚cME group inc.‘ fusioniert.<br />

in den 60er Jahren begann der Handel mit Schweinebäuchen in Form von hochriskanten<br />

Warentermingeschäften. Die enorme Volatilität lockte Spekulanten aus der ganzen Welt. Als<br />

sich die lebensmittelindustrie in den 90ern zu wandeln begann, neigte sich die große Ära der<br />

Schweinebäuche dem Ende zu. 1992 wurde mit der Plattform ‚globex‘ der elektronische Handel<br />

an der cME eingeführt. 2006 machte das Volumen von über ‚globex‘ gehandelten Papieren bereits<br />

72 % des gesamtaufkommens aus. Das entspricht einem Wert von 1.015 Milliarden Dollar.<br />

BEGRIFFE<br />

Termingeschäft / zeitgeschäft:<br />

Geschäft über den Kauf/Verkauf eines<br />

Gutes zu einem späteren Zeitpunkt mit<br />

einem fest vereinbarten Preis //<br />

Volatilität: Ausmaß der Schwankung<br />

von Finanzmarktparametern (Aktienkurse<br />

etc.) // Anlageklasse: Beschreibt<br />

die Anlagepolitik eines Fonds<br />

lich 450 Tonnen, in einem Kilometer Autobahn sogar<br />

160.000 Tonnen mineralische Rohstoffe.<br />

ökologie versus ökonomie<br />

Die Anforderungen an die Gewinnung und Verarbeitung<br />

sind durch ökologische Aspekte enorm gestiegen.<br />

Der Ausstoß von Emissionen und der Verbrauch von<br />

Energie muss deutlich reduziert werden und Renaturierungs-<br />

wie Rekultivierungsmaßnahmen sind in die<br />

Überlegungen einzuplanen. Der Schutz von wertvollen<br />

Lebensräumen für bedrohte Tiere und Pflanzen steht<br />

dabei an erster Stelle.<br />

Der hohe Anspruch an die Qualität von Rohstoffprodukten<br />

wirkt sich auf die Verfügbarkeit und die kostenintensive<br />

Kontrolle der Eigenschaften aus. Durch<br />

die zunehmende Besiedelung und ein steigendes Umweltbewusstsein<br />

werden die Abbaumöglichkeiten immer<br />

geringer. Das führt zu längeren Transportwegen<br />

mit hohen Kosten und einer zunehmenden Umweltbelastung.<br />

Damit gewinnt das Thema Recycling immer<br />

mehr an Bedeutung. Eine Einschränkung der Produktion<br />

von mineralischen Rohstoffen würde einen volkswirtschaftlichen<br />

Produktionsrückgang mit dem Faktor<br />

9,34 bedeuten. Davon wäre der Bausektor maßgeblich<br />

betroffen.<br />

Doch eine Verknappung von mineralischen Rohstoffen<br />

ist derzeit nicht in Sicht. Und solange nicht mit<br />

Schweinebauch gebaut wird, sind Preisschwankungen<br />

am Rohstoffmarkt ein überschaubares Risiko. //<br />

Ü<br />

www.cmEgroup.com<br />

45


46 //<br />

UMWELT<br />

Die<br />

Kraft der<br />

Sonne<br />

nutzen


ERNEUERBARE ENERGIEN Almeria ist mit 3.000 Sonnenstunden pro Jahr<br />

die sonnenreichste Region Europas – und hat als solche nicht nur großes<br />

Potenzial zum Gemüseanbau, sondern auch zur Nutzung der Sonnenenergie.<br />

// PETrA WEiSSENBicHlEr<br />

A<br />

lmeria, so nennt sich eine<br />

der acht Provinzen Andalusiens<br />

im Süden Spaniens,<br />

nicht umsonst leitet sich der<br />

Name, gleichermaßen von Hauptstadt<br />

und Region, aus dem Arabischen<br />

ab, denn ‚al-Mariyva‘ hat<br />

was Besonderes: Die Nähe zum afrikanischen<br />

Kontinent prägt das Klima<br />

als extrem warm und sehr, sehr<br />

trocken.<br />

halBwüstenklima und<br />

delikatesstomaten<br />

Die dadurch sonnenreichste Region<br />

Europas weist klimatisch im<br />

Landesinneren ein nahezu außergewöhnliches<br />

Halbwüsten-<br />

Ökosystem auf. Mandelbäume,<br />

Olivenhaine, Obstgärten und Gemüseplantagen<br />

prägen die südspanische<br />

Küste, auch der ‚Gemüsegarten<br />

Europas‘ genannt.<br />

Insider wissen: „Hier gibt es die absolut<br />

besten Tomaten weit und breit –<br />

sehr süßlich, sehr klein, sehr bekannt,<br />

sehr schmackhaft und vor allem sehr<br />

teuer“, so erinnert sich Ralf Schöneberg,<br />

technischer Geschäftsführer<br />

vom <strong>Projekt</strong> Almeria. „Den<br />

Kilopreis dieser Tomaten von rund €<br />

16,— werde ich wohl noch sehr lange<br />

in Erinnerung haben, aber auch den<br />

herrlichen Geschmack“, bemerkt der<br />

sympathische Techniker schmunzelnd.<br />

Seine Aufgabe war, die technische<br />

Gesamtleitung zur Entstehung eines<br />

der größten Photovoltaikparks dieser<br />

Region und in Spanien. Photovoltaik<br />

klingt komplizierter, als es<br />

ist, denn Solarparkanlagen machen<br />

nichts anderes, als Sonnenstrahlung<br />

in Solarstrom umzuwandeln<br />

und diesen an den örtlichen Energieversorger<br />

zu verkaufen.<br />

ingenieurskunst vom<br />

feinsten<br />

Die Solaranlage genannt ‚Sol del<br />

Sur‘ liegt in den Bergen zwischen<br />

den beiden Örtchen Nijar und Lucainea,<br />

ca. 40 km von der Stadt Almeria<br />

entfernt. ALPINE-ENERGIE<br />

Deutschland hatte gemeinsam mit<br />

ARGE Partnern diesen Auftrag zur<br />

Errichtung dieses gewaltigen Solarkraftwerkes<br />

erhalten.<br />

Eine im Durchschnitt jährliche Gesamteinspeisung<br />

einer jeden Solarfabrik<br />

liegt im Schnitt bei rund 200<br />

Kilowattstunden. Doch bis dahin<br />

erfordert dies immenses Know-how<br />

im Bereich erneuerbarer Energien<br />

und technische Ingenieurskunst<br />

vom Feinsten.<br />

In einer knappen Bauzeit von nur<br />

sieben Monaten, per Fertigstellung<br />

im Juli 2008, konnte eine Erzeugungsleistung<br />

von 14,5 MWp erreicht<br />

werden. Im Vergleich zu den<br />

installierten Gesamtmodulen dieser<br />

Anlage, leistet ein Modul genau<br />

170 Watt. Die Größenordnung aller<br />

Module dieses <strong>Projekt</strong>es liegt heute<br />

bei rund 90.480 Stück sowie die<br />

CO2-Einsparung bei 17.580 Ton-<br />

nen pro Jahr. Der Gesamtenergieertrag<br />

erwirtschaftet somit rund<br />

20.690.000 KWh im Jahr. Eine<br />

gewaltige Leistung, bedenkt man,<br />

dass schon rund 22 Millionen KWh<br />

Strom ausreichen, um etwa 6.000<br />

Durchschnittshaushalte zu versorgen.<br />

‚Sol del Sur‘ forderte nicht nur<br />

durch den sehr schwierigen Geländeverlauf<br />

hohen Einsatz. Rund 100<br />

Arbeiter, etliche Bagger, eine Vielzahl<br />

an Traktoren, einige Planierraupen<br />

sowie ein Unimog ermöglichten<br />

es, vor Ort rund 85.000<br />

Mono- und Polykristalline Module<br />

auf einer Gesamtfläche von rund<br />

300.000 m2 zu errichten.<br />

Denn allein die Sonne strahlt binnen<br />

drei Stunden die gleiche Menge<br />

Energie auf die Erde, wie pro Jahr<br />

von der gesamten Erdbevölkerung<br />

verbraucht wird.<br />

forschung und entwicklung<br />

seit den 80er Jahren<br />

Solche und weitere Solarparkanlagen<br />

sind in Andalusien öfter mal<br />

zu sehen, denn nebst Gastfreundschaft,<br />

Flamenco und Südfrüchten<br />

liegt nördlich von Almeria das<br />

Versuchsgelände genannt ‚Plataforma<br />

Solar de Ameria‘, wo bereits seit<br />

1980 Forschung und Entwicklung<br />

für konzentrierte Solartechnologie<br />

betrieben wird.<br />

Als positiven Nebeneffekt bei der<br />

Errichtung solcher Solarparks wird<br />

Andalusien wirtschaftlich gestärkt,<br />

die Umwelt entlastet, die lokale<br />

Energieversorgung dezentralisiert<br />

und die Unabhängigkeit der Region<br />

gefördert. //<br />

Ü www.alpine-energie.com<br />

47


48 // UMWELT<br />

Da würden sogar die<br />

Römer staunen<br />

BAUSTOFF BETON Schon von den Römern wurde ‚Opus Caementitium‘, auch Römischer<br />

Beton genannt, verwendet. Monumentale Bauwerke wie Tempel, Thermen, Tunnel, Theater<br />

und Aquädukte sind heute noch Zeugen der Langlebigkeit und Stabilität des Baustoffes.<br />

// iNES ScHMiEDMAiEr<br />

A<br />

uch heute noch ist Beton<br />

durch seine regionale<br />

Verfügbarkeit und die natürlichen<br />

Bestandteile ein begehrter<br />

Baustoff. Beton ist unverzichtbar<br />

in allen Sparten des Baugewerbes<br />

– besondere Anforderungen an das<br />

Material werden jedoch beim Bau<br />

von Kraftwerken, Kühltürmen,<br />

Brückenbauten oder im Spezialtiefbau<br />

gestellt.<br />

Gerade im Kraftwerksbau sind die<br />

statischen Belastungen besonders<br />

hoch. „Das Fundament für die<br />

Turbine ist zweieinhalb Meter hoch<br />

und muss einem Gewicht von 1.750<br />

Tonnen standhalten“, berichtet Erik<br />

Lehner, Bauleiter am Kraftwerk<br />

Malzenice in der Slowakei. „Bei<br />

solch massiven Bauteilen muss besonders<br />

auf die niedrige Hydrationswärmeentwicklung<br />

geachtet werden“,<br />

erklärt Lehner weiter. Die reduzierte<br />

Abbindewärme soll die Zwangsspannungen,<br />

die beim Abbinden im<br />

Inneren von massiven Betonteilen<br />

entstehen und zu Rissen führen,<br />

verhindern.<br />

Risse zu verhindern wussten auch<br />

schon die Römer – noch heute gibt<br />

es große Estrichflächen in einigen<br />

Orten in Nordafrika, die um 200-<br />

300 n. Chr. ausgeführt wurden.<br />

Trotz der vorherrschenden Temperaturunterschiede<br />

zwischen Tag<br />

und Nacht sind diese Flächen völlig<br />

frei von Rissen. Eine wesentliche<br />

Weiterentwicklung war damals die<br />

Verwendung von Zuschlagsstoffen.<br />

Diese bestanden aus Ziegelresten<br />

und besaßen die Eigenschaft, bei<br />

Temperaturänderungen Spannungen<br />

auszugleichen und dadurch<br />

Risse zu verhindern.<br />

die entwicklung ‚weicher<br />

Betone‘<br />

Heute ist die Betonentwicklung<br />

einige Schritte weiter – in den<br />

Labors der Bautechnischen Prüf-<br />

und Versuchsanstalt GmbH (bpv)<br />

in Himberg wird derzeit intensiv an<br />

der Weiterentwicklung der Rezepturen<br />

‚weicher Betone‘ gearbeitet,<br />

die vor allem im Spezialtiefbau zum<br />

Einsatz kommen. Die Stabilität des


Frischbetons sowie der Einsatz von<br />

Zusatzstoffen in Kombination mit<br />

langen Verarbeitungszeiten stellen<br />

besondere Anforderungen an die<br />

Rezeptur. „Die Herausforderung<br />

besteht in der unterschiedlichen Dichte<br />

von Wasser und Beton, die sich nicht<br />

entmischen dürfen“, erklärt Thomas<br />

Eisenhut. Ansonsten kommt es zu<br />

einem Aufsteigen von Wasser durch<br />

im Beton gebildete Kanäle. Dieses<br />

sogenannte ‚Bluten‘ des Betons soll<br />

verhindert werden.<br />

innovationsPreis für<br />

BetonPresse<br />

In enger Zusammenarbeit von<br />

Grund-, Pfahl- und Sonderbau<br />

und bpv wurde die Betonfilterpresse<br />

zur Bestimmung der Stabilität<br />

weicher Betone entwickelt. Das<br />

Forscherteam Thomas Eisenhut und<br />

Alexander Pekarek wurde dafür<br />

vom spanischen Mutterkonzern<br />

FCC mit dem Innovationspreis 2007<br />

‚Premio Fomento de la lnnovación‘<br />

ausgezeichnet.<br />

„Wir vergeben auch immer wieder<br />

Themen für Diplomarbeiten zum<br />

Thema Beton“, berichtet Thomas<br />

Eisenhut. Betreut werden die<br />

Diplomarbeiten von Herrn Eisenhut<br />

selbst, umgesetzt werden die<br />

Forschungsprojekte in Kooperation<br />

mit Studenten des Instituts für Geotechnik<br />

der Universität für Bodenkultur<br />

und der Grund-, Pfahl- und<br />

Sonderbau GmbH. Weiche Betone<br />

kommen im Spezialtiefbau bei der<br />

Errichtung von Bohrpfählen und<br />

Schlitzwänden zur Anwendung.<br />

„Bohrpfähle werden unter anderem<br />

für die Fundierung von Brückenbauwerken<br />

eingesetzt“, weiß Markus<br />

Tandler, Gruppenleiter bei Grund-,<br />

Pfahl- und Sonderbau. Bei der Donaubrücke<br />

in Traismauer kamen auf<br />

dem gesamten Brückenabschnitt<br />

etwa 600 Bohrpfähle, davon 136 im<br />

Donaustrom und die restlichen bei<br />

den Vorlandbrücken, zur Ausführung.<br />

Bohrpfähle sind üblicherweise<br />

bis 40 m tief und haben normalerweise<br />

einen Durchmesser von 60<br />

bis 150 cm.<br />

Beim Bau von Tiefgaragen, die<br />

ganz oder teilweise unter dem<br />

Grundwasserspiegel liegen, werden<br />

Schlitzwände, die den Eintritt von<br />

Grundwasser zuverlässig verhindern,<br />

errichtet. Schlitzwände sind<br />

Verbauelemente, die üblicherweise<br />

Dicken von 40 cm -1,5 m aufweisen<br />

und Tiefen bis zu 40 m haben. „Ein<br />

kombinierter Einsatz von Schlitzwänden<br />

und Bohrpfählen kam bei der<br />

Erweiterung der U-Bahn-Linie 2,<br />

Baulos Messe, zum Einsatz“ berichtet<br />

Herr Tandler weiter.<br />

Bei der Hochlage der U-Bahn wurden<br />

sämtliche Stützen mit Bohrpfählen<br />

fundiert, bei der Tieflage<br />

selbst wurden Schlitzwände durch<br />

das anstehende Grundwasser als<br />

Verbauelement vorgesehen.<br />

wein reift im Betonei<br />

In Österreich steht das burgenländische<br />

Demeter-Weingut Meinklang<br />

für die hierzulande noch recht unbekannte<br />

Weinausbaumethode in<br />

überdimensionalen Betoneiern, die<br />

in Frankreich schon länger bekannt<br />

ist. Angela und Werner Michlits<br />

ließen sich vor drei Jahren von der<br />

neuen Methode des Weinausbaues<br />

in Betoneiern begeistern. Seither<br />

sind sie erfolgreich dabei, den biodynamischen<br />

Weinbau mit dieser<br />

Ausbau- und Lagermethode auch<br />

hierzulande salonfähig zu machen.<br />

Vor einem Jahr wurde der Meinklang<br />

Sankt Laurent 2006 als der<br />

erste in Betoneiern ‚ausgebrütete‘<br />

Wein Österreichs abgefüllt.<br />

Beton Bietet gegenüBer<br />

holz- und edelstahl-<br />

Behältern vorteile.<br />

Durch die Vielzahl extrem feiner<br />

Luftporen im Beton gelangt Sauerstoff<br />

gezielt in Miniaturdosen in den<br />

Wein, es entsteht eine natürliche<br />

Mikrooxidation, sodass der Wein<br />

zur Reifung ausreichend atmen<br />

kann. Holz verfügt zwar auch<br />

über Poren, gibt aber Röstaromen<br />

und Tannine an den Wein ab. Im<br />

Gegensatz dazu bewahrt Beton den<br />

natürlichen sortenreinen Geschmack<br />

des Weines. „Wir mussten<br />

zu Beginn alles über den Chemismus<br />

des Weines, betreffend der Reaktion<br />

auf den Beton, prüfen und haben<br />

dann die geeignete Betonsorte für den<br />

Weinausbau kreiert“, erklärt Ing. Johann<br />

Ramsbacher, Geschäftsführer<br />

der Rauter GmbH, der steirischen<br />

Herstellerfirma der Betoneier. Der<br />

ph-Wert des Weines befindet sich<br />

im sauren Bereich, daher wurde<br />

eine Spezialrezeptur entwickelt.<br />

Auch die Schalung und damit auch<br />

die Betonoberfläche der Betoneier<br />

wurden im Vergleich zum französischen<br />

Modell verbessert. Ein<br />

Betonei fasst 900 Liter und hat eine<br />

Wandstärke von zwölf Zentimetern,<br />

dabei wiegt es mehr als 1,7 Tonnen<br />

und eignet sich für den Ausbau von<br />

Rot- und Weißwein gleichermaßen.<br />

Auch die alten Römer wussten<br />

schon um die Lagerung des Rebensaftes<br />

in Betonbehältnissen. Aber<br />

dass der Wein, der im ‚Imperium<br />

Romanum‘ als Grundnahrungsmittel<br />

für alle Bevölkerungsschichten<br />

galt, eines Tages in Betoneiern<br />

‚ausgebrütet‘ wird, würde selbst die<br />

Römer zum Staunen bringen! //<br />

10 sec. // Beton<br />

EIGENSCHAFTEN<br />

DES BETONS<br />

ABBINDEN<br />

Phase der Kristallbildung<br />

in der<br />

Betonmasse<br />

KRIECHEN<br />

49<br />

so heißt der Beton<br />

während des<br />

Abbindens<br />

SCHWINDEN<br />

Volumenabnahme/<br />

Verkürzung durch<br />

Austrocknen<br />

BLUTEN<br />

Absondern von<br />

Wasser an der Oberfläche.<br />

VERDURSTEN<br />

Bei zu hoher<br />

Temperatur und zu<br />

geringer Luftfeuchtigkeit<br />

kann der<br />

verarbeitete Beton<br />

austrocknen, sodass<br />

die Betonoberfläche<br />

nicht die erforderliche<br />

Festigkeit<br />

erreicht.<br />

Beton ist ein gemenge aus gesteinskörnung, Wasser und<br />

Zement als Bindemittel. Das gemisch ist am Anfang zähflüssig<br />

und erstarrt nach und nach, bis es schlussendlich<br />

eine steinartige Konsistenz erreicht. Die Festigkeit erhält<br />

der Beton durch die Auskristallisierung des Klinkers<br />

im Zement. Durch ihn bilden sich feinste Kristallnadeln,<br />

die sich fest ineinander verzahnen.


50 //<br />

ErBaULiCHES<br />

KOLUMNE VON ALEx AICHNER<br />

Haben Sie sich eigentlich jemals überlegt,<br />

wie viele unterschiedliche Berufe<br />

es gibt? 879? 1.367? Egal – jedenfalls<br />

unendlich viele! Das ist an sich schon<br />

erstaunlich und überaus bemerkenswert,<br />

vor allem wenn man bedenkt,<br />

dass wir alle doch ursprünglich aus ein<br />

und demselben Beruf kommen. Wenn<br />

Sie jetzt den Kopf noch so ungläubig<br />

schütteln – es stimmt tatsächlich: Sie<br />

und ich haben eine gemeinsame ‚berufliche‘<br />

Vergangenheit.<br />

Wenngleich Buben in der Regel von<br />

einer Karriere als Rennfahrer, Papst,<br />

Feuerwehrmann und Ritter, Mädchen<br />

dagegen von einer Zukunft als<br />

Tierärztin, Friseurin, Primaballerina,<br />

Barbie-Designerin oder Pferdezüchterin<br />

träumen – eines haben alle trotz<br />

zahlloser geschlechtlicher Unterschiedlichkeiten<br />

gemeinsam:<br />

wir alle, männer wie<br />

frauen, kommen – aus der<br />

BauBranche!<br />

Jeder von uns hat irgendwann mit<br />

größter Hingabe und unendlicher<br />

Begeisterung gebaut. Oder können Sie<br />

sich an Ihre beispiellose Karriere in der<br />

Sandkiste nicht mehr erinnern? Wobei<br />

die schönsten Baugründe mit Sicherheit<br />

die Strände dieser Welt sind. Da,<br />

wo wir Burgen, Schlösser, Festungen,<br />

Straßen, Städte, Tunnels, Pyramiden<br />

und was weiß ich noch alles gebaut<br />

haben! Damals war die Baubranche<br />

auch keineswegs von Männern dominiert.<br />

Im Gegenteil: Beim Bau von<br />

Sandburgen waren Buben und Mädchen<br />

ein Herz und eine Seele. Wobei<br />

wir nicht auf Sand allein bauten! Ganz<br />

und gar nicht. Als Kleinkinder haben<br />

wir mutig und entschlossen mit unterschiedlichsten<br />

Materialien experimentiert.<br />

Plastik- und Holzklötze waren<br />

weitere bevorzugte Werkstoffe, ebenso<br />

wie Spielkarten und ausrangierte<br />

Schachteln und Pappkartone.<br />

Ja, als Kinder waren wir alle ganz<br />

große Baumeister. Mit leiser Wehmut<br />

erinnere ich mich an die monumen-<br />

talen Sandburgen, die über Nacht ein<br />

Raub der Wellen wurden, und an die<br />

gewagten architektonisch richtungsweisenden<br />

Lego-Wolkenkratzer.<br />

(Wobei wir zugegebenermaßen im<br />

Abreißen und Zerstören ebenso geschickt<br />

waren wie im Aufbauen.) Jedenfalls hat<br />

uns irgendwann im Lauf der Kindheit<br />

eine unerklärliche und unglückliche<br />

Fügung des Schicksals dazu bewogen,<br />

den Berufswunsch zu wechseln und<br />

eine Karriere als Pilot, Filmstar, Topmodel,<br />

Geheimagent oder Millionär<br />

anzustreben. Ob wir in diesem nächsten<br />

Berufsleben glücklicher wurden,<br />

sei dahin gestellt.<br />

Jedenfalls war ich selten in meinem<br />

Leben stolzer als in den Augenblicken,<br />

da meine Sandburg die meines<br />

Nachbarn bei weitem überragte. Und<br />

auch Jahre später, als ehrgeiziger Vater<br />

einer begabten kleinen, vierjährigen<br />

Baumeisterin musste ich feststellen,<br />

dass mich die Sandburg-Baubranche<br />

immer noch faszinierte. So sehr<br />

jedenfalls, dass meine Tochter mehr<br />

oder weniger zum Zuschauen verurteilt<br />

wurde, so sehr war ich in meinem<br />

Element. Dafür war sie dann stolze<br />

Besitzerin der prächtigsten Sandburg<br />

der ganzen Karibik. Fest steht: Glückselig<br />

strahlende, Sandburgen bauende<br />

Väter, im Privatberuf Generaldirektoren<br />

und Aufsichtsratsvorsitzende, sind<br />

der untrügliche Beweis dafür, dass<br />

der Mensch in Wahrheit zum Bauen<br />

geboren ist.<br />

Wie auch immer: Für das gesellschaftliche<br />

Zusammenleben dürfte es<br />

durchaus von Vorteil sein, dass wir<br />

uns irgendwann anderen Tätigkeiten<br />

zugewendet haben. Nicht zuletzt<br />

die in der Baubranche Verbliebenen<br />

freuen sich maßlos, dass ihnen einige<br />

Milliarden Mitbewerber erspart<br />

bleiben …<br />

Obwohl wir im Grunde der Baubranche<br />

alle irgendwie ewig verbunden<br />

bleiben. Denn ganz ehrlich: Wer von<br />

uns baut nicht gerne immer wieder<br />

und immer schönere - Luftschlösser?<br />

// IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER - ALPINE Holding GmbH<br />

Marketing & Konzernkommunikation<br />

Alte Bundesstraße 10 · 5071 Wals / Salzburg · Österreich<br />

Telefon +43 662 8582-0 · Fax -9900 · inside@alpine.at<br />

www.alpine.at<br />

CHEFREDAKTION - Andreas Eder<br />

REDAKTION - Marina Pollhammer, Ines Schmiedmaier<br />

DESIGN / ART DIRECTION - Florian Frandl<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE - Isabella Drakulic,<br />

Andreas Eder, Claudia Lagler, Marina Pollhammer,<br />

Ines Schmiedmaier, Petra Weissen bichler<br />

KONzEPT & ORGANISATION - Marina Pollhammer<br />

BERATUNG - ikp Salzburg PR und Lobbying GmbH<br />

BILDNACHWEIS - Markus Berger S. 13 // Gerald Kapfer<br />

S. 5, 10, 12, 35 (Taucher) // H.-P. Kretschmer S. 13 Mitte<br />

// Franz Pflügl S. 17 // Alexander Vorderleitner S. 3, 6-9 //<br />

Chris Zenz S. 2, 11, 12/13 oben, 20 // AlpTransit Gotthard<br />

AG S. 38/39 // beyer.co.at S. 22 // DIVA Consult GmbH S. 19<br />

(DIVA-Award) // meinklang.at S. 49 (Betonei) // Linsinger<br />

Austria Maschinenbau GmbH S. 34 // Herrenknecht AG S.<br />

29 (Transporte) // Mit freundlicher Empfehlung von DSC S.<br />

26 (Stadion) // John Slater / Digital Vision / Getty Images<br />

S. 24 // VisionsofAmerica/Joe Sohm / The Image Bank /<br />

Getty Images S. 44/45 // iStockphoto.com/LanceB S. 5<br />

(Ducking the bouncer) // iStockphoto.com/selensergen<br />

S. 5 (Bulgaria flag) // iStockphoto.com/shevvers S. 13<br />

(Brown common toad) // iStockphoto.com/LFChavier S. 19<br />

(Jumping Clownfish) // iStockphoto.com/terex S. 19 (ball for<br />

cricket) // iStockphoto.com/AlbyDeTweede S. 19 (Container<br />

ship) // iStockphoto.com/matthewleesdixon S. 19 (Giant<br />

ferris wheel) // iStockphoto.com/derprinz S. 21 (Vienna<br />

underground/public transport) // iStockphoto.com/acilo S.<br />

23 (Wind energy) // iStockphoto.com/ LanceB S. 25 (Last<br />

Man 40) // iStockphoto.com/Entienou S. 25 (Cricket Score<br />

board) // iStockphoto.com/luxxtek S. 25 (Detail of a cricket<br />

score board) // iStockphoto.com/Entienou S. 25 (Cricket<br />

Scoreboard) // iStockphoto.com/redmal S. 25 (cricket ball<br />

and bails) // iStockphoto.com/Kolbz S. 26 (Cricketer Playing<br />

a Shot) // iStockphoto.com/duncan1890 S. 30 (Bulgarian<br />

flag boy) // iStockphoto.com/rosen_dukov S. 31 (Bulgarian<br />

coins) // iStockphoto.com/Liliboas S. 35 (Monarch Butterfly)<br />

// iStockphoto.com/xelf S. 35 (Ammonite Section) //<br />

iStockphoto.com/prill S. 35 (yellow reflective coat) //<br />

iStockphoto.com/Kech S. 42 (feline eye) // iStockphoto.<br />

com/davincidig S. 43 (passport) // iStockphoto.com/Ljupco<br />

S. 43 (Red wine pouring down from a bottle) // iStockphoto.<br />

com/Kursad S. 43 (flamenco woman) // iStockphoto.com/<br />

iwant S. 45 (Charcoal) // iStockphoto.com/Kativ S. 46 (Solar<br />

Panels) // iStockphoto.com/Kativ S. 47 (Sweet Tomato) //<br />

iStockphoto.com/kozmoat98 S. 48 (Pouring Concrete) //<br />

iStockphoto.com/tbd S. 49 (Grapes on the Vine) //<br />

iStockphoto.com/RusN S. 50 (pebble pyramid) // Restliche<br />

Bilder: ALPINE Bildarchiv<br />

DRUCK - agensketterl Druckerei GmbH<br />

ERSCHEINUNGSWEISE - 2 x jährlich<br />

- Geschlechtsneutrale Formulierung: Aus Gründen der<br />

einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische<br />

Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten<br />

im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide<br />

Geschlechter.<br />

- Das Magazin liegt ebenfalls in englischer Übersetzung<br />

vor. Bei Abweichungen gilt die deutsche Fassung.<br />

- Satz- & Druckfehler vorbehalten.<br />

- Alle Angaben in dieser Ausgabe erfolgen trotz sorgfältigster<br />

Bearbeitung ohne Gewähr; eine Haftung der ALPINE<br />

Holding GmbH wird ausdrücklich ausgeschlossen.


www.alpine.at<br />

Mehr Fakten<br />

Mehr Information<br />

Mehr Service Ü<br />

Wir sind nicht nur dort, wo gebaut wird. Jetzt können Sie sich auch rund um den Globus ein<br />

Bild von ALPINE machen. Besuchen Sie uns einfach unter www.alpine.at<br />

Erfahren Sie mehr über das Unternehmen, lesen Sie interessante Stories im Online-Magazin<br />

oder durchsuchen Sie aktuelle Jobangebote. Alles Wissenswerte zu ALPINE fi nden Sie<br />

ab sofort auf der neuen Website. //<br />

Ü<br />

Ü<br />

NEU!<br />

online

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!