Projekt Y
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Foto: Bürogebäude HOCH ZWEI, Wien<br />
<strong>Projekt</strong> Y<br />
Baustelle der Superlative<br />
INTERVIEW<br />
Dietmar Aluta-Oltyan<br />
1.2009 // Das Konzern-Magazin von ALPINE<br />
PROJEKT<br />
Einsatz unter Wasser<br />
TECHNOLOGIE<br />
Maßarbeit im Berg
<strong>Projekt</strong> Y<br />
Nördlich von Wien / Österreich<br />
SEITE 14
1.2009<br />
Andreas Eder<br />
ALPINE Marketingleitung<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Sie halten die erste Ausgabe von INSIDE, dem Konzern-Magazin von ALPINE, in Händen.<br />
Nun werden Sie sich fragen: Was kann mir eine Baufirma erzählen, ohne dass sich nach drei Sätzen<br />
eine leichte, aber rasch zunehmende Müdigkeit einstellt? Diese Frage haben wir uns auch gestellt.<br />
Mit Stars und spektakulären Events können wir nicht aufwarten. Die wesentlichen Neuigkeiten<br />
hören Sie jeden Tag im Radio und technische Berichte finden Sie in jeder Fachzeitschrift.<br />
Was bleibt also? Eigentlich ganz einfach. Dinge, von denen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
noch nie gehört haben. Themen, über die Sie immer schon mal mehr wissen wollten. Nebensachen,<br />
die Ihnen völlig überraschend eine wunderbare Welt eröffnen. Das Magazin wird Ihnen<br />
neue, unerwartete Blickwinkel auf die Arbeit von ALPINE ermöglichen. Ob Sie nun technisch<br />
versiert oder einfach nur interessiert sind, Sie werden staunen, wie viel in Ihrem Leben plötzlich<br />
mit dem Bauen zu tun hat.<br />
Lernen Sie in unserem Leitartikel das erste österreichische PPP-Straßenbauprojekt Österreichs<br />
und gleichzeitig die größte Baustelle Mitteleuropas – kurz ‚<strong>Projekt</strong> Y‘ genannt – von einer völlig<br />
neuen Seite kennen. Lassen Sie sich beeindrucken von Technologien und Innovationen, wie<br />
sie beim Bau der Kühltürme des Kohlekraftwerks Neurath zum Einsatz kommen, oder tauchen<br />
Sie ein in Themen wie Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Sicherheit.<br />
Aufregende Einblicke in fremde Länder und Kulturen bekommen Sie in einem Bericht über die<br />
Besonderheiten von Auslandseinsätzen im Balkangebiet. Erfahren Sie mehr über den für uns<br />
doch ungewöhnlichen Sport Cricket, für den ALPINE in einem exotischen Einsatzgebiet neue<br />
Möglichkeiten geschaffen hat. Oder haben Sie zum Beispiel je vom Job des Berufstauchers gehört?<br />
Wissen Sie, wer ‚Heidi‘ und ‚Sissi‘ sind und was die beiden in einem Tunnel suchen?<br />
Haben Sie schon mal Wein aus Betoneiern getrunken? Auf diese Fragen bekommen Sie Antworten<br />
und darüber hinaus finden Sie sehr viel Persönliches, lesen von prägenden Erfahrungen<br />
oder tauchen ein in faszinierende Forschungsthemen.<br />
Für Abwechslung und Kurzweil beim Lesen sorgen engagierte und talentierte Redakteure. Das<br />
im Haus entwickelte Layout ist frisch und modern im unverwechselbaren Stil des Unternehmens.<br />
Alle Ausgaben werden komplett im Unternehmen realisiert. Und das, wie Sie bestimmt<br />
merken werden, mit ganz viel Leidenschaft.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />
03
UNTERNEHMEN<br />
PROJEKT<br />
MARKT<br />
TECHNOLOGIE<br />
RESSOURCEN<br />
UMWELT<br />
//<br />
INHALT<br />
06 Jede nicht ausgefüllte Stunde ist eine verlorene Stunde<br />
10 Einsatz unter Wasser<br />
14 Baustelle der Superlative<br />
19 Einblicke<br />
20 Zeit für Viertel Zwei<br />
23 Hart am Wind<br />
24 Fünf-Uhr-Tee inklusive<br />
28 Sissi, Heidi und Gabi gehen auf Reisen<br />
30 Balkan Fever<br />
34 Erster Fräszug auf Schiene<br />
35 Einblicke<br />
36 Hoch klettern und Widerstand leisten<br />
38 Maßarbeit im Berg<br />
42 Zur Sicherheit Glaskugeln<br />
43 Einblicke<br />
Das Konzern-Magazin von ALPINE<br />
Ausgabe 1 / Oktober 2009<br />
44 Es begann mit dem Schweinebauch<br />
46 Die Kraft der Sonne nutzen<br />
48 Da würden sogar die Römer staunen<br />
50 Erbauliches – Kolumne von Alex Aichner<br />
50 Impressum<br />
Weitere Inhalte im Web aktuell auf<br />
INSIDE.alpINE.at Ü
TOP-THEMEN<br />
DONAUBRÜCKE TRAISMAUER<br />
Einsatz unter Wasser<br />
Bei Traismauer in Niederösterreich errichtet ALPINE eine neue Donaubrücke.<br />
Berufstaucher kommen zum Einsatz und Brückenpfeiler werden<br />
erstmals nicht am Ufer, sondern in einer Spezialkonstruktion zwischen<br />
zwei Arbeitsschiffen schwimmend betoniert.<br />
10<br />
PROJEKT Y<br />
Baustelle der Superlative<br />
Mit dem ‚<strong>Projekt</strong> Y‘ entsteht das erste Public Private Partnerschafts-<strong>Projekt</strong><br />
Österreichs nördlich von Wien. Das <strong>Projekt</strong> erfordert nicht nur vielseitiges<br />
technisches Know-how, sondern ist auch eine Herausforderung für<br />
Logistik und <strong>Projekt</strong>management.<br />
14<br />
CRICKETSTADION DUBAI<br />
Fünf-Uhr-Tee inklusive<br />
Klassische Cricketspiele dauern vier bis fünf Tage - Langeweile kommt bei<br />
den Fans nicht auf. Das neue Cricketstadion in Dubai wurde von ALPINE in<br />
nur 28 Monaten gebaut - es erinnert mit seiner kreuzbogenartigen Dachkonstruktion<br />
ein wenig an einen ‚Stern in der Wüste‘.<br />
24<br />
RECRUITING<br />
Balkan Fever<br />
Der Balkan ist derzeit der Place-to-be der ‚jungen Wilden‘ der Baubranche.<br />
Derzeit wird eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten in den CEE- und<br />
SEE-Ländern realisiert – dazu braucht es hochqualifizierte und motivierte<br />
Mitarbeiter.<br />
30<br />
TUNNELBAU<br />
Maßarbeit im Berg<br />
Auch wenn immer mehr Maschinen und moderne Technologien im Einsatz<br />
sind: Tunnelbau bleibt eine gefährliche und körperlich anstrengende<br />
Sache. Drei Österreicher sorgten schon Mitte des 20. Jahrhunderts für eine<br />
Revolution im Tunnelbau.<br />
38<br />
05
06 // UNTERNEHMEN
»Jede nicht ausgefüllte<br />
stunde ist eine<br />
verlorene stunde«<br />
INTERVIEW Er gilt als ‚Mr. ALPINE‘: Dietmar Aluta-Oltyan über Erfolg, Verantwortung,<br />
seinen Umgang mit Niederlagen und seine familiären Wurzeln in Altösterreich.<br />
// clAuDiA lAglEr<br />
Sie sind seit mehr als 40 Jahren an<br />
der Spitze von ALPINE. Was fasziniert<br />
Sie eigentlich am Bauen?<br />
Bauen ist Gestaltung und Kreativität.<br />
Man kann seine eigenen Ideen<br />
umsetzen. Das macht mir großen<br />
Spaß.<br />
Was war Ihrer Meinung nach ausschlaggebend<br />
für den Aufstieg von<br />
ALPINE zum zweitgrößten Baukonzern<br />
in Österreich? Wie viel Anteil<br />
haben Sie als Person daran?<br />
Ich habe mein Leben ALPINE<br />
gewidmet. Als ich 1968 eingestiegen<br />
bin, hatte das Unternehmen<br />
elf Millionen Schilling Schulden.<br />
Für mich war es die Chance, durch<br />
bessere Ideen, schnelleres Handeln<br />
und Geschick ein Unternehmen<br />
aufzubauen und zu erweitern. Ich<br />
übernehme gerne Verantwortung<br />
und es macht mir Spaß, Menschen<br />
zu führen. Das war eine wesentliche<br />
Voraussetzung dafür, dass wir heute<br />
da stehen, wo wir sind.<br />
ALPINE steht für höchste Qualität<br />
und höchste Verlässlichkeit. Es gibt<br />
kein Bauvorhaben, das wir nicht zu<br />
Ende gebracht hätten. Das ist in 41<br />
Jahren keine schlechte Leistung.<br />
Was sind aus Ihrer Sicht heute die<br />
spannendsten Bauaufgaben?<br />
Im Infrastrukturbau muss man<br />
immer direkt mit Bergen und der<br />
Natur umgehen. Das ist immer<br />
mit mehr Spannung verbunden als<br />
die Errichtung eines Hochhauses.<br />
Obwohl die Hochbauten, gerade<br />
was die Gründung betrifft, sehr<br />
herausfordernd sein können. Wenn<br />
man in Berliner Sand oder Salzburger<br />
Seeton gräbt, weiß man nie,<br />
was auf einen zukommt.<br />
Gibt es ein <strong>Projekt</strong>, das Sie persönlich<br />
in den nächsten Jahren reizen<br />
würde?<br />
Wir haben seit 2001 den St.-Gotthard-Tunnel<br />
im Bau – ein <strong>Projekt</strong>,<br />
das erst 2017 fertig gestellt wird.<br />
Eine Baustelle, die über 15 oder 16<br />
Jahre geht, ist in jeder Form eine<br />
Herausforderung. Der Brennerbasistunnel<br />
ist eine Sache, wo ALPINE<br />
eine tragende Rolle übernehmen<br />
sollte. Wir werden sehen, ob das<br />
gelingt. Jedes Bauvorhaben, das<br />
nicht alltäglich ist, ruft bei uns<br />
großes Interesse hervor. Das<br />
Hauptproblem ist, dass der Ingenieur<br />
dazu neigt, ein wunderbares<br />
Bauwerk zu errichten, und in seiner<br />
Euphorie die wirtschaftliche Seite<br />
und das Risiko unterschätzt.<br />
Das Zusammenspiel zwischen<br />
technischer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
ist doch wohl eine<br />
Grundvoraussetzung für Erfolg?<br />
Es ist aber kennzeichnend für die<br />
Branche, dass es nicht nur gewinnbringende<br />
Baustellen gibt. Das<br />
hat man in der Vergangenheit bei<br />
vielen Unternehmen gesehen, die<br />
abgestürzt sind. Wir haben letztlich<br />
viele von denen gekauft. Es gibt<br />
einen Spruch, der heißt: Wachsen<br />
07
08 // UNTERNEHMEN<br />
»Bei Zukäufen ist nicht eins<br />
und eins Zwei, sondern eins und<br />
eins nur 1,8«<br />
durch Verkleinern. Bei Zukäufen ist<br />
nicht eins und eins zwei, sondern<br />
eins und eins nur 1,8. Man muss<br />
sich von den schlechten Teilen verabschieden,<br />
um erfolgreich zu sein.<br />
Sie geben kaum Interviews, in der<br />
Seitenblicke-Gesellschaft sieht man<br />
Sie selten bis nie. Wie würden Sie<br />
jemandem, der Sie nicht kennt, den<br />
Menschen Dietmar Aluta-Oltyan<br />
beschreiben?<br />
Meine Meinung ist, dass die Presse<br />
im Baugeschäft nur für negative<br />
Schlagzeilen sorgt. Die Medien<br />
sollten sich mehr damit beschäftigen,<br />
wie man eine Volkswirtschaft<br />
voranbringt, und sie nicht beschädigen.<br />
Der Bau hat großen Anteil an<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
eines Landes und ist Motor der<br />
Konjunktur.<br />
Und der Mensch Dietmar Aluta?<br />
Mein Motto ist: Wenn es eine Aufgabe<br />
zu lösen gibt, dann muss man<br />
rangehen, muss sich trauen und<br />
nicht allzu viel darüber nachden-<br />
ken, ob es gut oder schlecht gehen<br />
wird. Ich nehme die Dinge in die<br />
Hand. Es ist besser, eine falsche als<br />
keine Entscheidung zu treffen. Mein<br />
Beruf macht mir Freude. Ich identifiziere<br />
mich mit dem Unternehmen<br />
und das überträgt sich auf andere.<br />
Sie wurden in Bad Hall in Oberösterreich<br />
geboren. Woher kommt<br />
der doch recht ungewöhnliche<br />
Name Ihrer Familie?<br />
Mein Großvater war als Altösterreicher<br />
Generaldirektor der Österreichischen<br />
Lloyd in Konstantinopel.<br />
Der Name kommt aus Rumänien.<br />
Dort gibt es noch heute eine<br />
Grafschaft Oltyan mit einem Fluss<br />
namens Aluta. Mein Vater ist nach<br />
Österreich gegangen und hat in<br />
Salzburg und Graz studiert und eine<br />
Österreicherin geheiratet.<br />
Haben Sie so etwas, wie ein<br />
Lebensmotto?<br />
Jede nicht ausgefüllte Stunde ist<br />
eine verlorene Stunde.<br />
Gibt es Vorbilder, die Ihnen wichtig<br />
sind oder waren?<br />
Zum Zeitpunkt, als ich begonnen<br />
habe, haben mich in der Branche<br />
viele vermeintlich große Namen<br />
umgeben. Die haben die ehrgeizigen<br />
Pläne des Knaben Aluta nur<br />
belächelt. Heute gibt es mit einer<br />
einzigen Ausnahme all diese Namen<br />
nicht mehr. Mir ist es gelungen,<br />
mich durchzusetzen. Vielleicht war<br />
das auch eine Triebfeder, die hinter<br />
dem Aufbau von ALPINE steckte.<br />
Sie waren unter jenen Unternehmen,<br />
die schon bald die neuen<br />
Märkte in Osteuropa als große<br />
Chance erkannt haben. Wie ist es<br />
dazu gekommen?<br />
Wir waren sehr früh in Kroatien<br />
und haben dort zu Beginn der<br />
1980er Jahre den Autobahnbau<br />
geplant. Leider ist der Krieg dazwischengekommen.<br />
In Ostdeutschland<br />
begannen wir noch vor dem<br />
Fall der Mauer. Durch diese frühen<br />
Aktivitäten wussten wir, welche<br />
Fehler wir vermeiden müssen.
1944 1963 1968 2005 2006 2008<br />
Dietmar Aluta-<br />
Oltyan wurde am<br />
25. Juni in Bad Hall<br />
geboren<br />
Matura an der<br />
HTL für Tiefbau in<br />
Krems<br />
Wir haben beispielsweise nie ein<br />
ostdeutsches Bauunternehmen gekauft,<br />
sondern nur die besten Leute<br />
übernommen und hatten dadurch<br />
keine Altlasten. Unsere Strategie in<br />
Osteuropa war von Anfang an, über<br />
ein großes <strong>Projekt</strong> ein örtliches<br />
Unternehmen aufzubauen, das<br />
weitgehend ohne österreichische<br />
Unterstützung selbstständig arbeitet.<br />
Das hat sich bewährt.<br />
Wie geht es im Osten weiter?<br />
Im Osten gibt es oft falsche Erwartungshaltungen.<br />
Aber es ist wie<br />
hier: Nur bei optimaler Leistung<br />
lässt sich ein zum Teil geringfügiger<br />
Gewinn erzielen. Man muss aber<br />
auch sagen, dass der Aufholbedarf<br />
in diesen Ländern gegenüber westeuropäischem<br />
Standard enorm ist.<br />
Es gibt dort große Chancen.<br />
Was würden Sie im Rückblick als<br />
bisher größten Erfolg in Ihrem<br />
Leben sehen?<br />
Das ist eine Frage, in welcher<br />
Situation man sich befindet. Als ich<br />
Eintritt in das mit<br />
elf Mio. Schilling<br />
(rund € 800.000)<br />
verschuldete<br />
Unternehmen<br />
Wechsel zum geschäftsführenden<br />
Gesellschafter<br />
in die ALPINE<br />
Holding GmbH<br />
begonnen habe, war es ein großer<br />
Erfolg, 100 Schilling zu verdienen.<br />
Heute geht es um andere Beträge.<br />
Ich durfte eine ganze Menge<br />
an Erfolgserlebnissen haben und<br />
ich hoffe, dass noch viele vor mir<br />
liegen.<br />
Wie gehen Sie mit Niederlagen und<br />
Enttäuschungen um?<br />
Niederlagen gehören zum Leben,<br />
sie sind notwendig, um einen<br />
Menschen zu formen. Niederlagen<br />
haben mich nie besonders aus dem<br />
Gleichgewicht gebracht, sondern<br />
eher Widerstand bei mir hervorgerufen.<br />
Eine Schlacht ist erst dann<br />
verloren, wenn der letzte Mann<br />
gefallen ist.<br />
Was wollen Sie persönlich in den<br />
nächsten Jahren erreichen?<br />
Mein Ziel ist es, ALPINE so zu<br />
gestalten, dass das Unternehmen<br />
auch ohne meine direkte operative<br />
Mitarbeit tadellos funktioniert.<br />
Wir sind auf dem besten Weg dazu.<br />
Solange es mir Vergnügen und<br />
Gesellschafter<br />
und Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der<br />
ALPINE Holding<br />
GmbH<br />
Freude bereitet, werde ich ALPINE<br />
mit meinem Wissen und meiner<br />
Erfahrung begleiten.<br />
Und privat?<br />
Privat bin ich glücklich. Ich ver -<br />
bringe viel Zeit mit meinen<br />
Enkelkindern und mit sportlichen<br />
Aktivitäten: Tourengehen<br />
und Tiefschneefahren im Winter,<br />
Schwimmen, Tennis, schnelle<br />
Autos und Berggehen im Sommer.<br />
Bis auf Reiten und Golf habe<br />
ich alle Sportarten ausprobiert.<br />
Wie wichtig ist eigentlich Heimat,<br />
die Verwurzelung in der Region für<br />
Sie?<br />
Ich liebe Salzburg und das Salzkammergut,<br />
es ist meine Heimat.<br />
Mit ein bisschen weniger Regen<br />
wäre es die schönste Gegend der<br />
Welt.<br />
Danke für das Gespräch! //<br />
40-jähriges<br />
ALPINE-Jubiläum<br />
für Dietmar Aluta-<br />
Oltyan<br />
09
10 //<br />
PROJEKT<br />
Einsatz<br />
unter Wasser<br />
NUR FÜR NERVENSTARKE Bei Traismauer in Niederösterreich errichtet ALPINE eine neue<br />
Donaubrücke. Das Arbeiten am und unter Wasser ist nur etwas für absolute Profis.<br />
// clAuDiA lAglEr
Tragwerk der ‚Donaubrücke Traismauer‘<br />
F<br />
ür den Wiener Peter Haberhauer<br />
war es ein kurzer<br />
und einfacher Einsatz<br />
auf einer umso spektakuläreren<br />
Baustelle: Der Berufstaucher ging<br />
mit seinem Team ins Wasser, um<br />
die schwimmenden Hohlpfeiler für<br />
die neue Donaubrücke Traismauer<br />
startklar für den Transport an ihren<br />
endgültigen Standort zu machen.<br />
Ein Job für die Profis unter Wasser:<br />
Ein Taucher löste die Seile, welche<br />
die Pfeiler an den Arbeitsschiffen<br />
verankerten. Danach waren wieder<br />
ALPINE-Spezialisten an der Reihe.<br />
Die tonnenschweren Pfeilerhüllen<br />
wurden schwimmend an ihre<br />
vorgegebene Position gebracht und<br />
abgesenkt. „Es war Präzisionsarbeit<br />
und hat perfekt funktioniert“, sagt<br />
Bauleiter Peter Jungbauer über einen<br />
der aufregendsten Momente auf<br />
der Großbaustelle in der Donau.<br />
Seit Herbst 2007 wird die Donaubrücke<br />
in Traismauer als Herzstück<br />
einer neuen Straßenverbindung<br />
zwischen der Kremser Schnellstraße<br />
S 33 und der Stockerauer<br />
Schnellstraße S 5 von ALPINE errichtet.<br />
Das Baulos umfasst die eigentliche<br />
Donaubrücke sowie zwei<br />
Vorlandbrücken im Norden und im<br />
Süden des Flusses – insgesamt einen<br />
Abschnitt von über einem Kilometer<br />
Länge. Das Besondere dabei:<br />
ALPINE wickelt das <strong>Projekt</strong> als Alleinunternehmer<br />
ab. Dass sich das<br />
Salzburger Unternehmen gegen die<br />
harte Konkurrenz von fünf Konsortien<br />
durchsetzen konnte, lag auch<br />
an den innovativen Verfahren, die<br />
ALPINE bei dieser Donaubrücke<br />
zum Einsatz bringt.<br />
Pfeiler entstehen im fluss<br />
Ein Beispiel für neue Arbeitstechniken:<br />
Die Brückenpfeiler wurden<br />
erstmals nicht am Ufer, sondern in<br />
einer Spezialkonstruktion zwischen<br />
zwei Arbeitsschiffen schwimmend<br />
betoniert. Der Auftrieb des Wassers<br />
trug die fertig betonierten Pfei-<br />
lerhüllen. „Damit das funktioniert,<br />
musste ein detaillierter Bauphasenplan<br />
erstellt und das Gewicht der einzelnen<br />
Elemente exakt berechnet werden“,<br />
erzählt Jungbauer. Als die Hüllen<br />
die Brückenpfeiler wurden<br />
erstmals nicht am ufer, sondern<br />
in einer spezialkonstruktion<br />
zwischen zwei arbeitsschiffen<br />
schwimmend betoniert.<br />
fertig waren, kamen die Taucher<br />
zum Einsatz, um beim Verschiffen<br />
der Pfeiler an ihren endgültigen<br />
Standort zu helfen.<br />
Beim Bau einer neuen Brücke ‚seines‘<br />
Flusses dabei zu sein, war für<br />
den Wiener Berufstaucher Haberhauer<br />
besonders reizvoll. Mit<br />
tausenden Tauchstunden hat der<br />
60-Jährige viel Erfahrung – und<br />
11
12 //<br />
PROJEKT<br />
Berufstaucher<br />
in Österreich bietet das WiFi Oberösterreich gemeinsam<br />
mit der Tauchschule Nautilus in Weyregg am<br />
Attersee Kurse für Berufstaucher an. Aufgenommen<br />
wird man nur nach einem Eignungstest. idealerweise<br />
bringt man neben dem interesse für das Tauchen auch<br />
eine handwerkliche Qualifikation – wie beispielsweise<br />
Schlosser, Holz- oder Metallverarbeitung – mit. Neben<br />
den technischen Aufgaben, die zu erfüllen sind, bietet<br />
das Wasser immer besondere Herausforderungen:<br />
starke Strömung, niedere Temperatur, schlechte<br />
Sicht. Tauchen kann man zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit. Vier Stunden dauert die maximale länge<br />
eines Tauchgangs. Berufstauchen ist körperlich sehr<br />
anstrengend, die Ausrüstung ist schwer. gearbeitet<br />
wird immer in Teams von mindestens drei Personen.<br />
Ü www.NautIluS.at ooE.wIfI.at www.tauchEr.at<br />
bleibt deshalb oft lieber an Land.<br />
„Der Bessere muss oben sein, um im<br />
Notfall zu helfen“, weiß Haberhauer.<br />
Tauchen ist Teamarbeit: ein Mann<br />
im Wasser, einer am Seil und beim<br />
Werkzeug, ein weiterer sorgt für<br />
Kommunikation und Sauerstoffversorgung.<br />
BrückenPfeiler statt<br />
korallenriff<br />
Berufstauchen hat nichts mit Ausflügen<br />
zu Korallenriffen oder romantischen<br />
Fischgründen zu tun.<br />
Wer beruflich unter Wasser geht,<br />
braucht eine gute handwerkliche<br />
Ausbildung, körperliche Fitness,<br />
Nervenstärke und Besonnenheit.<br />
Profis tauchen nicht nur bei Brückenbaustellen<br />
wie in Traismauer.<br />
Ihre Einsätze sind bei Kraftwerken,<br />
Staubecken, Kläranlagen, Brunnen<br />
Tauchen<br />
ist Teamarbeit –<br />
der Beste bleibt<br />
oben.<br />
oder Baugruben. Sie kontrollieren,<br />
bohren, schweißen, sägen – immer<br />
in der eigentlich lebensfeindlichen<br />
Welt unter Wasser. Meist ist es<br />
stockdunkel und eisig kalt. „Wenn<br />
man ein guter Sporttaucher ist, muss<br />
man noch lange nicht für’s Berufstauchen<br />
geeignet sein“, weiß Haberhauer,<br />
der ein Team an freien Mitarbeitern<br />
beschäftigt.<br />
Die Taucher waren nur ein winzig<br />
kleines Rädchen auf dieser Großbaustelle,<br />
bei der sich viel im und<br />
unter Wasser abspielte. Bis zu neun<br />
Schiffe waren im Einsatz, damit<br />
die Pfeiler und die Tragwerkskonstruktion<br />
in der Donau errichtet<br />
werden konnten. Allein für die<br />
schwimmende Pfeilerbaustelle, die<br />
etwa 40 Meter vom Ufer entfernt<br />
war, lagen zwei Pontons – eine Art<br />
Arbeitsfloß - sowie ein Querschiff<br />
vor Anker. Der Vorteil des neuen<br />
Pfeilerherstellungsverfahrens:<br />
Der Platzverbrauch am Ufer war<br />
gering – immerhin handelt es sich<br />
beim Auwald um ein Natura-2000-<br />
Schutzgebiet.<br />
neue freivorBauwägen<br />
im einsatz<br />
Die Pfeiler stehen fest im Wasser.<br />
Für die Arbeiter von ALPINE ging<br />
es damit vom Schiff in luftige Höhen:<br />
Gut 20 Meter über dem Wasser<br />
wird das Tragwerk der Brücke<br />
im klassischen Freivorbau Stück für<br />
Stück hergestellt. ALPINE setzt für<br />
das Tragwerk erstmals in Österreich<br />
neu entwickelte Freivorbauwägen<br />
von DOKA ein. Das Besondere<br />
daran: Mit vier Freivorbauwägen<br />
werden die Tragwerke beider Richtungsfahrbahnen<br />
parallel errichtet.
„Die Tragwerke<br />
beider Richtungsfahrbahnen<br />
werden parallel<br />
errichtet.“<br />
Peter Jungbauer<br />
Bauleiter<br />
, INSIDE.alpine.at<br />
Ist alles fertig, stehen den Autolenkern<br />
zwei getrennte Richtungsfahrbahnen<br />
mit jeweils zwei Fahr- und<br />
einem Pannenstreifen zur Verfügung.<br />
arBeitsPlatz mit au(s)Blick<br />
Die Partie beim Tragwerk hat Erfahrung,<br />
jeder Handgriff sitzt: Im Wochentakt<br />
werden die 3,15 bis 5,20<br />
Meter langen Tragwerksabschnitte<br />
links und rechts vom Brückenpfeiler<br />
gefertigt. Vorfahren, Schalen,<br />
Bewehren, Betonieren, Aushärten,<br />
Vorspannen – die einzelnen Schritte<br />
sind exakt vorgegeben. Vom Arbeitsplatz<br />
über dem Pfeiler hat man<br />
einen faszinierenden Blick auf die<br />
Aulandschaft. In der Jausenpause<br />
kommt – zumindest an schönen<br />
Tagen – fast so etwas wie Urlaubsgefühl<br />
auf. Unten fließt die Donau,<br />
1.129,60 m<br />
gesamtBrückenlänge<br />
31,5 m<br />
gesamtBrückenBreite<br />
19.11.2007<br />
BauBeginn<br />
11.11.2010<br />
verkehrsfreigaBe<br />
€ 48,73 Mio.<br />
auftragssumme<br />
20 km<br />
wegersParnis für Pendler<br />
am Treppelweg sind Radfahrer unterwegs,<br />
am Ufer kann man Biber,<br />
Fischreiher oder Schwäne beobachten.<br />
Immer wieder passieren große<br />
Schiffe die Baustelle – die Donau<br />
muss während der gesamten Bauzeit<br />
für den Schiffsverkehr freigehalten<br />
werden.<br />
„Es ist in dieser Dimension kein alltägliches<br />
<strong>Projekt</strong>“, sagt Jungbauer<br />
nicht ohne Stolz. Es ist die bisher<br />
größte Brückenbaustelle, die der<br />
30-jährige Linzer gemeinsam mit<br />
Oberbauleiter Franz Almeder und<br />
Vorlandbrücken-Bauleiter Robert<br />
Avender verantwortet. Im November<br />
2010 wird die Donaubrücke für<br />
den Verkehr frei gegeben – dann<br />
ist nicht nur für die Berufstaucher<br />
ein Einsatz auf einer spektakulären<br />
Großbaustelle beendet. //<br />
SHORTCUTS<br />
SCHUTz FÜR KRöTEN,<br />
LURCHE & CO ungewöhnliche<br />
13<br />
einsätze für Bauarbeiter: Zur laichzeit<br />
im frühjahr rückte täglich ein arbeiter<br />
aus, um amphibien, die bei einem<br />
schutzzaun in Kübel gefallen waren,<br />
einzusammeln und auf die andere<br />
seite der Baustelle zu tragen. die arten<br />
und Zahlen der amphibien werden penibel<br />
dokumentiert – aufgaben, die teil<br />
der auflagen aus dem uvP-verfahren<br />
sind. die Baustelle an der donau berührt<br />
ein natura-2000-schutzgebiet.<br />
deshalb muss mit großer rücksicht auf<br />
die Biotope sowie die tier- und Pflanzenwelt<br />
gearbeitet werden – unter<br />
anderem darf nur von sonnenauf- bis<br />
sonnenuntergang Betrieb auf der<br />
Baustelle sein, um die chronobiologie<br />
nicht zu stören.<br />
PENDLER ERSPAREN SICH<br />
20 KILOMETER WEG die neue<br />
donaubrücke traismauer verbessert<br />
die erreichbarkeit des niederösterreichischen<br />
Zentralraums und ist teil des<br />
so genannten regionenrings nord. sie<br />
schafft eine leistungsfähige achse<br />
zwischen der stockerauer schnellstraße<br />
s 5 und der Kremser schnellstraße<br />
s 33 zur Westautobahn a1. damit<br />
verkürzt sich der Weg für Pendler in<br />
diesem Bereich um 20 Kilometer.
14 //<br />
PROJEKT
Baustelle der<br />
Superlative<br />
VORREITERROLLE Das erste PPP-Straßenbauprojekt in Österreich entsteht<br />
nördlich von Wien. Neben der Errichtung von zahlreichen Bauwerken stellt dieses Mega-<br />
<strong>Projekt</strong> besondere Herausforderungen an Logistik und <strong>Projekt</strong>management.<br />
// clAuDiA lAglEr<br />
// iNES ScHMiEDMAiEr<br />
15
16 // PROJEKT<br />
Kilometer Streckenlänge,<br />
76 Brückenbauwerke,<br />
51 vier Tunnel, 13.000 Pläne,<br />
60.000 Tonnen Stahl, 1,6 Millionen<br />
Kubikmeter Beton, bis zu 1.300<br />
Beschäftigte und eine Investitionssumme<br />
von 933 Millionen Euro: Das<br />
sind nur einige Eckdaten der derzeit<br />
größten Baustelle Mitteleuropas.<br />
Im niederösterreichischen Weinviertel<br />
entsteht eine neue Straßenverbindung:<br />
das <strong>Projekt</strong> Y, PPP Ostregion<br />
Paket 1. Ungewöhnlich sind<br />
aber nicht nur die Dimensionen der<br />
Baustelle, sondern auch die Finanzierung<br />
der neuen Verkehrsachse.<br />
Als erster Straßenbau in Österreich<br />
wird das <strong>Projekt</strong> Y als Public Private<br />
Partnership errichtet. Der Name<br />
‚<strong>Projekt</strong> Y‘ symbolisiert die optische<br />
Anordnung der drei Straßenverbindungswege,<br />
die ein umgedrehtes<br />
Ypsilon bilden.<br />
verkehrschaos gehört<br />
der vergangenheit an<br />
Mit der neuen Verbindung soll das<br />
tägliche Verkehrschaos nördlich<br />
von Wien der Vergangenheit angehören.<br />
Derzeit sind auf der Brünner<br />
Straße B7 täglich mehr als 20.000<br />
Fahrzeuge unterwegs, schwere Unfälle<br />
stehen auf dieser überbreiten<br />
Landesstraße auf der Tagesordnung.<br />
„Seit der EU-Osterweiterung<br />
ist der Transitverkehr durch die kleinen<br />
Ortschaften entlang der B 7 enorm<br />
gestiegen. Die Belastung für die Bewohner<br />
ist nicht mehr zumutbar“,<br />
kennt Ombudsmann und Lokalpolitiker<br />
Erwin Pollany die Sorgen der<br />
Anrainer an der Transitroute. Das<br />
neue Autobahnteilstück sowie die<br />
beiden Schnellstraßen werden die<br />
Sicherheit und Lebensqualität der<br />
Region maßgeblich verbessern und<br />
eine wesentlich schnellere Verbindung<br />
vom Weinviertel nach Wien<br />
gewährleisten.<br />
drei Jahre Bauzeit – drei<br />
Jahrzehnte BetrieBsdauer<br />
Die Vorbereitungen für das Mega-<strong>Projekt</strong><br />
wurden 2003 von der<br />
ASFINAG begonnen, 2005 erfolgte<br />
die europaweite Ausschreibung<br />
des PPP-<strong>Projekt</strong>s. Am 12. Dezember<br />
2006 ging der Zuschlag für<br />
Planung, Bau, Finanzierung, Betrieb<br />
und Erhaltung der Strecke<br />
für eine 30-jährige Laufzeit an die<br />
Bonaventura Straßenerrichtungs-<br />
GmbH.<br />
Diese Gesellschaft wurde eigens<br />
für das <strong>Projekt</strong> gegründet. Ihr gehören<br />
die ALPINE Bau GmbH, die<br />
deutsche HOCHTIEF PPP Solutions
Das Containerdorf in Großebersdorf ist temporärer Arbeitsplatz für rund 130 Mitarbeiter.<br />
GmbH und das französische Infrastrukturunternehmen<br />
Egis Projects<br />
SA an. Für den Bau von <strong>Projekt</strong> Y,<br />
PPP Ostregion Paket 1 ist die von<br />
der ALPINE Bau GmbH geführte<br />
Arge PPP Ostregion verantwortlich,<br />
die je zur Hälfte der ALPINE und<br />
der HOCHTIEF Construction AG<br />
gehört. Den Betrieb wird über einen<br />
Zeitraum von 30 Jahren die Bonaventura<br />
Straßenerrichtungs-GmbH<br />
übernehmen, der ebenfalls alle drei<br />
Unternehmen angehören.<br />
erstes PPP infrastruktur-<br />
ProJekt in österreich<br />
Public Private Partnership ist eine<br />
seit einigen Jahren praktizierte<br />
Form der Zusammenarbeit von<br />
öffentlicher Hand und privaten<br />
Unternehmen bei wichtigen Infrastruktur-<br />
oder Versorgungsprojekten.<br />
In Österreich wird mit<br />
<strong>Projekt</strong> Y, PPP Ostregion Paket 1<br />
erstmals ein Straßenbau im Rahmen<br />
eines PPP-Modells realisiert.<br />
Die ASFINAG beauftragte ein privates<br />
Unternehmen – die Bonaventura<br />
– mit der Finanzierung, dem Bau<br />
und dem langfristigen Betrieb der<br />
Straßenverbindung. Dafür zahlt die<br />
ASFINAG über 30 Jahre ein monatliches<br />
Verfügbarkeitsentgelt. Dazu<br />
kommt eine sogenannte Schattenmaut,<br />
die sich pro Fahrzeug und<br />
gefahrenem Kilometer berechnet.<br />
Ist eine Fahrspur oder Richtungsfahrbahn<br />
durch Mängel vorübergehend<br />
nicht benutzbar, reduziert<br />
sich das Verfügbarkeitsentgelt.<br />
aufwendige logistik und<br />
ein sPortlicher zeitPlan<br />
Ein <strong>Projekt</strong> dieser Größenordnung<br />
erfordert aber nicht nur technisches<br />
Know-how und Können. Arno<br />
Piko, technischer Geschäftsführer<br />
der Arge PPP Ostregion, nennt den<br />
sportlichen Zeitplan und die aufwendige<br />
Logistik als die größten<br />
Herausforderungen bei dieser Mega-Baustelle.<br />
Der erste Abschnitt<br />
wird im November 2009 freigegeben,<br />
die weiteren Etappen im Jänner<br />
2010 – nach nur drei Jahren<br />
Bauzeit.<br />
Die Baustelle erfordert enormen<br />
technischen, maschinellen und<br />
personellen Aufwand in einigen<br />
Bereichen. So waren in Spitzenzeiten<br />
vier mobile Betonmischwerke<br />
auf der Baustelle, die eine Leistung<br />
von über 700 Kubikmeter Beton pro<br />
Stunde erbrachten.<br />
Während des Betriebes der Baustelle<br />
wurden für die permanent auf der<br />
Baustelle beschäftigten Mitarbeiter<br />
temporäre Arbeitsplätze errichtet.<br />
Während der Dauer der Baustelle<br />
haben 100-130 Mitarbeiter ihren<br />
Arbeitsplatz im sogenannten<br />
‚Containerdorf‘. Dieses besteht aus<br />
240 Baucontainern, die mit Gängen<br />
und Treppen auf zwei Etagen<br />
miteinander verbunden sind. 3.000<br />
m2 Bürofläche bieten Platz für Besprechungsräume,<br />
Küchen, sanitäre<br />
Anlagen und einen Serverraum.<br />
Sogar ein Empfangsbereich ist vor-<br />
Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf: Arno Piko,<br />
<strong>Projekt</strong>leiter der ARGE Region Ost<br />
handen und ein Mitarbeiter ist ausschließlich<br />
für die Wartung der IT-<br />
Infrastruktur permanent vor Ort.<br />
Ein eigenes Daten- und Planmanagementsystem<br />
sorgt dafür, dass<br />
die Kommunikation zwischen allen<br />
<strong>Projekt</strong>beteiligten optimal gestaltet<br />
werden kann. Immerhin sind<br />
auf der Baustelle 12.000 bis 13.000<br />
Pläne nötig. „Würde man diese Pläne<br />
alle nebeneinander auflegen, könnte<br />
man damit eineinhalb Fußballfelder<br />
Eine große<br />
Vielfalt verschie<br />
d en s ter<br />
Bauwerke<br />
bilden zusammen<br />
das<br />
‚<strong>Projekt</strong> Y,<br />
PPP Ostregion<br />
Paket 1‘ – die<br />
derzeit größte<br />
Bau stelle in<br />
Mitteleuropa.<br />
17
18 // PROJEKT<br />
SHORTCUTS<br />
PPP Public Private Partnership steht für eine Partner-<br />
schaft zwischen der öffentlichen hand und der Privatwirt-<br />
schaft bei der realisierung von öffentlichen Bauvorhaben.<br />
der private Partner übernimmt dabei meist die Planung,<br />
finanzierung, den Bau und den Betrieb eines <strong>Projekt</strong>s und<br />
erhält dafür ein entgelt.<br />
AUSZEICHNUNG FÜR PPP die Bonaventura straßenerrichtungs-gmbh<br />
und die asfinag wurden 2008 für <strong>Projekt</strong><br />
Y, PPP ostregion Paket 1 mit dem internationalen Public<br />
Private finance award ‚Best european Project to sign‘ ausgezeichnet.<br />
das <strong>Projekt</strong> erhielt außerdem von der international<br />
road federation den ‚Most innovative finance award‘<br />
sowie vom euromoney Project finance Magazine den titel<br />
‚european transport roads deal of the Year‘.<br />
ausfüllen“, hat Piko einen anschaulichen<br />
Vergleich parat.<br />
gPs-gesteuerte Bagger im<br />
schweren erdBau<br />
Neben besonderen Anforderungen<br />
an <strong>Projekt</strong>management und Logistik<br />
hat die Baustelle aber auch für<br />
Techniker eine Vielzahl an Herausforderungen:<br />
„Wir haben hier alles,<br />
was der Bau technisch zu bieten<br />
hat“, freut sich Piko über die große<br />
Vielfalt: Straßen, Tunnel, Brücken,<br />
Wannen, Becken, Lärmschutzwände,<br />
Raststätten. Zum <strong>Projekt</strong> gehört<br />
sogar der erste bergmännisch gebaute<br />
Tunnel im Weinviertel: der<br />
Tradenbergtunnel im Gemeindegebiet<br />
Hagenbrunn/Königsbrunn.<br />
Um die zahlreichen Bauwerke zu<br />
realisieren, müssen 10,3 Millionen<br />
Kubikmeter Erde bewegt werden.<br />
Dabei bedient sich die ARGE modernster<br />
Technik: Das GPS ersetzt<br />
im schweren Erdbau so manches<br />
Vermessungsteam. Baggerfahrer<br />
sehen dabei auf dem Bildschirm<br />
den Verlauf der künftigen Trasse<br />
und arbeiten sich GPS-gesteuert<br />
an dieser imaginären Linie vor. Der<br />
Effekt: „Wir konnten mit einem geringen<br />
Personaleinsatz eine hohe Leistung<br />
im schweren Erdbau erzielen“,<br />
PROJEKT Y, PPP OSTREGION PAKET 1<br />
Das <strong>Projekt</strong> umfasst die Schnellstraße S1 von<br />
Korneuburg bis Eibesbrunn sowie von Süßenbrunn<br />
nach Eibesbrunn und die Wiener Nordrand<br />
Schnellstraße S2 Umfahrung Süßenbrunn.<br />
Bei Eibesbrunn münden die S1 und die S2 in die<br />
Nordautobahn A5, die nach Fertigstellung von<br />
Eibesbrunn nach Schrick führen wird.<br />
Korneuburg S1<br />
sagte Piko. Acht Sendestationen auf<br />
der Baustelle dienen dazu, die bei<br />
normalen GPS-Systemen entstehenden<br />
Unschärfen zu korrigieren<br />
und möglichst genau zu arbeiten.<br />
„Die bei GPS üblichen Abweichungen<br />
von zwei bis fünf Metern können<br />
durch das von uns entwickelte Referenzsystem<br />
auf nur zwei bis drei Zentimeter<br />
reduziert werden“, erklärt<br />
Arno Piko.<br />
lärmschutz im<br />
environmental design<br />
Lärmschutzwände, -dämme und<br />
Tunnel sorgen dafür, dass die Bevölkerung<br />
in der Nähe der Trasse<br />
möglichst wenig von den Auswirkungen<br />
der neuen Verkehrsverbindungen<br />
hört. Die Lärmschutzwände<br />
folgen – wie das gesamte <strong>Projekt</strong><br />
– einer einheitlichen gestalterischen<br />
Handschrift.<br />
Die Landschaft des Waldviertels<br />
sollte sich auch in der Gestaltung<br />
wider spiegeln, daher wird bei der<br />
Errichtung der Raststätten, Überführungen<br />
und Lärmschutzwände<br />
besonderes Augenmerk auf die visuelle<br />
Verschmelzung mit der umliegenden<br />
Landschaft gelegt.<br />
S2<br />
Wolkersdorf<br />
Eibesbrunn<br />
S1<br />
Mistelbach<br />
A5<br />
Süßenbrunn<br />
A5<br />
Schrick<br />
,Gearbeitet wird mit abgerundeten<br />
Elementen und leichten, fließenden<br />
Formen. Helle und wellige Silhouetten<br />
erleichtern dem Auge den<br />
Blick in die Landschaft.<br />
Besonders bei der Planung der<br />
Lärmschutzwände gab es einiges<br />
zu beachten: „Es braucht Abwechslung,<br />
damit kein Tunneleffekt entsteht<br />
und der Lenker nicht so rasch ermüdet.<br />
Andererseits darf der Wechsel<br />
nicht zu schnell erfolgen, damit keine<br />
irritierende Unruhe entsteht“, erklärt<br />
Martin Wakonig, der für das<br />
Environmental Design von <strong>Projekt</strong><br />
Y verantwortlich zeichnet. Unter<br />
diesen Voraussetzungen fiel die<br />
Entscheidung für fließende Übergänge.<br />
Für die Steilwände wurden<br />
verschiedene Gesteine verwendet,<br />
so entstand – der Umgebung des<br />
Weinviertels angepasst – der Eindruck<br />
einer Kellergasse.<br />
Nach der Fertigstellung des Autobahnabschnitts<br />
der A5 zwischen<br />
dem Knoten Eibesbrunn und<br />
Schrick soll als nächster Schritt<br />
die Strecke zwischen Schrick und<br />
Poysdorf gebaut werden. Als letzter<br />
Abschnitt ist der Bau der A5 bis<br />
Drasenhofen geplant. Geht alles<br />
nach Plan, erreicht die A5 im Jahr<br />
2013 die Grenze zu Tschechien. //
einBlicke<br />
SEITE 20 SEITE 30<br />
DIVA-Award<br />
Der ‚DIVA-Award‘ wird seit 2002<br />
jährlich in Wien für herausragende<br />
österreichische Immobilienprojek te<br />
verliehen. Bewertet wird dabei<br />
Architektur, Innovation, Wirt schaftlichkeit,<br />
Marketing und Vermietungserfolg.<br />
2008 durfte sich die<br />
IC <strong>Projekt</strong>entwicklung GmbH für<br />
‚HOCH zWEI‘ und ‚PLUS zWEI‘ über<br />
den Preis freuen.<br />
Wasserkraft beträgt weltweit<br />
der Anteil zur Erzeugung von<br />
elektrischer Energie; das ist fast<br />
genauso viel, wie mit Kernkraft<br />
erzeugt wird.<br />
SEITE 24 SEITE 24<br />
rot / hart / schnell<br />
Der 155-163 g schwere Cricketball besteht aus einem<br />
Kern aus Kork, der von eng gewickeltem Tau<br />
umgeben ist. Die Hülle besteht aus vier Stücken<br />
Leder, die mittels einer leicht erhabenen Naht<br />
verbunden sind. Der Ball hat einen Umfang von<br />
22,4–22,9 cm. Traditionell ist der Cricketball<br />
dunkelrot. Aufgrund der Härte des Cricketballes<br />
kann es zu gefährlichen Situationen kommen.<br />
Feldspieler, die in der Nähe des Schlagmanns<br />
stehen, tragen oft einen Schutzhelm mit Gesichtsschutz.<br />
CNC<br />
Computerized Numerical Control, zu Deutsch<br />
‚computerisierte numerische Steuerung‘ wurde<br />
ungefähr seit Mitte der 1970er Jahre eingesetzt. CNC ist<br />
eine elektronische Methode zur Steuerung und Regelung<br />
von Werkzeugmaschinen bzw. die dafür eingesetzten<br />
Geräte. Dadurch wurde eine Rationalisierung in der<br />
Serien- und Einzelfertigung ermöglicht.<br />
SEITE 34<br />
SEITE 28<br />
DER GIGANT<br />
PAKISTAN<br />
KONVERSATION<br />
In welchen Sprachen unterhält man<br />
sich eigentlich in Pakistan?<br />
Anm.: Auch Englisch ist weit verbreitet.<br />
Rotterdam ist der wichtigste Hafen in der europäischen Containerschifffahrt<br />
mit einem Umschlagvolumen von rund 9,3 Millionen TEU<br />
(Twenty-foot Equivalent Unit – Standardcontainer). Er liegt an einer der<br />
dichtest befahrenen Wasserstraßen der Welt und ist von Schiffen bis 24<br />
Meter Tiefgang befahrbar. Der Hafen Rotterdam und die hafenbezogene<br />
Wirtschaft sorgt für etwa 320.000 Arbeitsplätze, wovon sich etwa<br />
60.000 direkt im Hafengebiet befinden. Das Hafengebiet selbst reicht<br />
knapp 40 Kilometer von der Rotterdamer Innenstadt bis an den Hoek van<br />
Holland und nimmt etwa 100 km² Fläche ein.<br />
SEITE 20<br />
wiener wurstelprater<br />
Amtssprache Urdu // 08 %<br />
Sindhi, Balutschi, Pandschabi // 48 %<br />
Paschtu // 08 %<br />
Saraiki // 10 %<br />
Hindko // 02 %<br />
Die bekannteste Attraktion ist das Riesenrad. Auch sonst hat der<br />
Wurstelprater, auch Volksprater genannt, einiges anzubieten: Einen Vergnügungspark<br />
und eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Hunger zu stillen.<br />
Entweder an einem der vielen Stände oder traditionell bei Stelze und<br />
Bier im Schweizerhaus.
20 // PROJEKT<br />
Zeit für<br />
viertel<br />
zwei
Das VIERTEL ZWEI bietet eine ruhige Oase im Grünen inmitten des Business-Areals. Hervorragende Infrastruktur als Qualitätsmerkmal<br />
BUSINESS HOCH ZWEI Schon zu Zeiten Kaiser Franz Josephs war der<br />
Prater Boden für innovatives Bauen – war es damals die größte Kuppel der Welt,<br />
so ist es heute ein ausgeklügeltes städtebauliches <strong>Projekt</strong>: das VIERTEL ZWEI.<br />
// iSABEllA DrAKulic<br />
Q<br />
uert man die Wiener Reichsbrücke stadteinwärts,<br />
kann man bereits erahnen, dass es sich<br />
hier um etwas Besonderes handelt. Imposant<br />
ragt das Flaggschiff HOCH ZWEI mit seiner blaugrau<br />
wirkenden Glasfassade und seiner architektonisch herausragenden<br />
Form hoch über die umliegenden Bauten<br />
hinaus.<br />
VIERTEL ZWEI, der neue Stadtteil im 2. Bezirk, ist<br />
zwischen dem bekannten Vergnügungspark, dem<br />
‚Wurstelprater‘, und dem Messegelände im Westen sowie<br />
der Trabrennbahn Krieau und dem bei den Wienern<br />
so beliebten Ausflugsziel, dem ‚Grünen Prater‘ im<br />
Osten entstanden.<br />
der Prater Blickt auf eine Bewegte<br />
geschichte zurück<br />
Schon einmal erlebte dieses Areal eine Blütezeit – bei<br />
der im Jahre 1873 von Kaiser Franz Joseph eröffneten<br />
Wiener Weltausstellung haben zwischen Mai und November<br />
53.000 Aussteller in einem riesigen Ausstellungspark<br />
ihr Glück versucht. Innovativ gebaut wurde<br />
auch schon zu dieser Zeit. Mit der Rotunde, dem Wahrzeichen<br />
der Weltausstellung entstand damals der größ-<br />
te Kuppelbau der Welt - mit einer Höhe von 84 Metern<br />
und einem beachtlichen Durchmesser von 108 Metern.<br />
1937 in Brand geraten, wurde die Rotunde völlig zerstört,<br />
an ihrer Stelle steht heute das Hauptgebäude der Wiener<br />
Messe (Südportal).<br />
Die Ausstellung hatte nachhaltigen Einfluss auf den Urbanisierungsprozess<br />
Wiens – das Gelände wurde in Vorbereitung<br />
zur Weltausstellung zu einer gigantischen Großbaustelle<br />
– erste Donauregulierung, Eröffnung der Wiener<br />
Hochquellwasserleitung, Ausbau des Eisenbahn- und<br />
Straßennetzes bewirkten einen Wandel des Stadtbildes in<br />
eine internationale Metropole.<br />
zentrumsnah und doch im grünen<br />
Bevor der Visionär und Bauherr Michael Griesmayr das Gebiet<br />
vor ca. sieben Jahren hinter der Messe Wien entdeckt<br />
hat, waren auf einem Teil des Areals das Rote Kreuz, ein<br />
Blumenhändler und das ARBÖ-Gebäude angesiedelt. Die<br />
restliche Fläche war eine eingezäunte, „Betonwüste“ und<br />
die Verlängerung der U2 erst in Planung.<br />
Heute befindet sich auf dem rund 40.000 m² großen Gelände<br />
eines der erfolgreichsten, innovativsten Büro- und<br />
21
22 // PROJEKT<br />
Grünraumprojekte Wiens, das Stadtentwicklungsgebiet<br />
VIERTEL ZWEI. Besonderes Aufsehen erregen das<br />
80 Meter hohe Bürogebäude HOCH ZWEI der beiden<br />
Architekten Henke und Schreieck sowie das in seiner<br />
unmittelbaren Nachbarschaft angesiedelte PLUS ZWEI,<br />
entworfen vom Architekten Martin Kohlbauer.<br />
HOCH ZWEI zeichnet sich durch seinen konkav-konvexen<br />
Grundriss und die transparente Architektur aus,<br />
dabei sind Glas und Stahl die bevorzugten Materialien.<br />
Mit einer Höhe von 33 m bildet PLUS ZWEI durch seine<br />
ausgeprägte kantige Formgebung ein aufsehenerregendes<br />
Gegengewicht zum mächtigeren HOCH ZWEI. Der<br />
hohe Anteil an natürlichem Licht, er beträgt bemerkenswerte<br />
75 %, schafft ein angenehmes Bürofeeling<br />
in der neuen OMV-Zentrale.<br />
Aber auch das geplante Grünraumkonzept mit einer<br />
großen Wasserfläche besticht durch seine Einzigartigkeit.<br />
Die Mittagspause kann für ein Picknick oder einen<br />
Spaziergang um den See genützt werden, Entspannung<br />
und Erholung direkt am Arbeitsplatz, ein Ausblick ins<br />
Grüne – und das mitten in in der Stadt.<br />
erfolgreiches gesamtkonzePt<br />
Visualisierung VIERTEL ZWEI / © beyer.co.at<br />
Der Erfolg beruht auf einem gut durchdachten Gesamtkonzept<br />
- dabei war die Planung der Verlängerung der<br />
U2 maßgeblich an der Entscheidung, hier ein Büroviertel<br />
zu entwickeln, beteiligt. Die optimale Verkehrsanbindung,<br />
sowohl durch öffentliche Verkehrsmittel, als<br />
auch die Anbindung zu den wichtigsten Verkehrsadern<br />
Wiens, ist ein maßgebliches Erfolgskriterium bei der<br />
Vermietung von VIERTEL ZWEI. Aufgrund des Standortes<br />
und der flexiblen Raumaufteilung konnte noch vor<br />
Baubeginn eine 100%ige Verwertung erzielt werden.<br />
2008 wurden HOCH ZWEI, das Landmarkbuilding im<br />
&<br />
FACTS FIGURES<br />
Vorgartenstraße /<br />
Ecke Trabrennstraße (Krieau),<br />
1020 Wien, Österreich<br />
grundstücksgröße: ca. 40.000 m²<br />
Vermietbare Fläche: ca. 92.000 m²<br />
Wasserfläche: ca. 5.000 m²<br />
Arbeitsplätze: 3.000 – 4.000<br />
Baubeginn: 2007<br />
Fertigstellung: 2008 / 09 / 10<br />
5 km in das Stadtzentrum<br />
17 km zum Flughafen Wien-<br />
Schwechat<br />
Ü www.viertel-zwei.at<br />
Ü www.diva.at<br />
, inside.alpine.at<br />
VIERTEL ZWEI und das unmittelbar angrenzende PLUS<br />
ZWEI, mit dem DIVA-Award ausgezeichnet. Ein Preis,<br />
der jedes Jahr an Visionäre, Eigentümer und <strong>Projekt</strong>entwickler,<br />
die außergewöhnliche und innovative Gesamtkonzepte<br />
und <strong>Projekt</strong>e realisieren, vergeben wird.<br />
Von der Jury werden Kriterien wie Innovation, Wirtschaftlichkeit,<br />
Architektur, Marketing und Vermietungserfolg<br />
bewertet.<br />
trotz wirtschaftskrise im Plan<br />
Trotz der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
mussten keine Korrekturen beim Bau und der Verwertung<br />
der Gebäude vorgenommen werden, es wird gebaut<br />
und vermietet. Das gesamte Immobilienprojekt<br />
VIERTEL ZWEI entwickelt sich unberührt von der Krise<br />
weiter. Das Büroprojekt RUND VIER ist bereits fertig<br />
und BIZ ZWEI wird bis Ende Dezember 2009 fertiggestellt.<br />
Um das Areal ganzheitlich zu nutzen, wurde<br />
noch im Sommer 2009 mit dem Bau von 78 Wohnungen<br />
begonnen, die dem Viertel den letzten Schliff geben<br />
werden.<br />
Bei den Nachfragen ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen,<br />
es wird vermehrt auf Flächenwirtschaftlichkeit<br />
und -effizienz Rücksicht genommen. Dennoch<br />
setzt Qualität sich am Ende durch. „Das merken wir<br />
auch an der Vermietung der beiden Bürogebäude, denn teilweise<br />
stehen wir bereits in Endverhandlungen“, sagt Mag.<br />
Sabine Ullrich, Geschäftsführerin der IC <strong>Projekt</strong>entwicklung<br />
GmbH.<br />
Nach Fertigstellung wird es auf dem etwa 40.000 Quadratmeter<br />
großen Grundstück im Norden der Krieau<br />
etwa 92.000 Quadratmeter vermietbare Fläche geben.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt an die 300 Millionen<br />
Euro. //
Hart am Wind<br />
Ein Windrad besteht aus dem Turm, dem Maschinenhaus mit dem Generator<br />
und den Rotorblättern. Eine Windkraftanlage liefert ihre Leistung,<br />
indem sie die Kraft des Windes in ein Drehmoment (drehende Kraft) an<br />
den Rotorblättern umwandelt. Der Generator wandelt die mechanische<br />
Energie in elektrische Energie um. Die Energiemenge, die der Wind auf den<br />
Rotor überträgt, hängt von der Luftdichte, der Rotorfläche und der Windgeschwindigkeit<br />
ab. Der Energieertrag steigt beinahe mit dritter Potenz<br />
der Windgeschwindigkeit, der Wirkungsgrad beträgt zwischen 25-30%,<br />
theoretisch sogar 70%.<br />
Um ein Windrad aufzustellen braucht es eine entsprechende Infrastruktur<br />
– die gigantischen Teile müssen an ihren Bestimmungsort gebracht<br />
werden, dafür gibt es Logistikabteilungen bei den Herstellern. Die Experten<br />
sehen sich die Zuwegung zur Baustelle, besonders die Kurvenradien,<br />
vor dem Verkauf eines Windrades genau an. Normalerweise werden die<br />
Windräder aus der Produktion auf ein Schiff verladen und danach per LKW<br />
weitertransportiert.<br />
Wo Werden Windräder aufgestellt?<br />
Das wichtigste Kriterium ist die am Ort herrschende<br />
Windgeschwindigkeit. Für eine<br />
erste Einschätzung gibt es sogenannte<br />
Windkarten, die Windverhältnisse, vor allem<br />
aber die Windgeschwindigkeit kartographisch<br />
darstellen. Die Windgeschwindigkeit<br />
hängt in erster Linie von der Topographie<br />
ab. Während die Windgeschwindigkeit<br />
an der Wasseroberfläche ungebremst hohe<br />
Geschwindigkeiten erreichen kann, ist in<br />
topographisch bewegtem Gebiet nicht nur<br />
die mittlere Windgeschwindigkeit geringer,<br />
sondern die Windrichtung wird auch durch<br />
Unebenheiten im Gelände beeinflusst. Der<br />
Einfluss der Topographie nimmt mit der<br />
Höhe ab, in den ersten 100 Metern über<br />
Grund nimmt die Windgeschwindigkeit am<br />
stärksten zu. Beim Windrad ist die Windge-<br />
gondel<br />
darin befindet sich der<br />
gesamte Maschinensatz<br />
des Windrades<br />
rotorBlätter<br />
aus kunststoff mprägnierter<br />
Epoxidglas- / carbonfaser<br />
rotor<br />
Durchmesser: 90 m<br />
gewicht: 36 t<br />
turm<br />
Höhe: 100 m<br />
gewicht: 255 t<br />
23<br />
schwindigkeit in Höhe der Nabe ausschlaggebend.<br />
Die Standortwahl wird auch durch<br />
einen in der Nähe gelegenen Übergabepunkt<br />
für den produzierten Strom beeinflusst.<br />
Hat man sich für ein Grundstück<br />
entschieden, werden mindestens ein Jahr<br />
lang Windmessungen durchgeführt, um<br />
Aufschluss und Sicherheit über die tatsächlichen<br />
Windverhältnisse zu bekommen.
24 // PROJEKT<br />
Fünf-Uhr-Tee<br />
inklusive<br />
WÜSTENSPIELE Klassische Cricketspiele dauern vier bis fünf Tage –<br />
Fünf-Uhr-Tee und Picknick inklusive. Langeweile kennen die Fans nicht. Das<br />
neue Cricket stadion in Dubai wurde von ALPINE in nur 28 Monaten gebaut.<br />
// clAuDiA lAglEr<br />
F<br />
ußball ist gut, Cricket<br />
ist besser: zumindest<br />
in Großbritannien und<br />
vielen Ländern, die dem Commonwealth<br />
angehören. Das elitäre<br />
Mannschaftsspiel mit den komplizierten<br />
Regeln elektrisiert die Massen.<br />
50.000 und mehr Zuschauer<br />
in den großen Cricketstadien in<br />
Australien, Indien oder Pakistan<br />
sind keine Seltenheit. Ausgerüstet<br />
mit T-Shirts, Fanschals, Kapperln<br />
und Picknick-Körben stimmen sie<br />
Begeisterungschöre an, wenn ihre<br />
Mannschaft einen Punkt macht. Die<br />
Teams – und das ist schon die einzige<br />
Parallele, die es zu Fußball gibt –<br />
bestehen aus jeweils elf Spielern.<br />
zoPfmuster-Pullover und<br />
schnelle Bälle<br />
Traditionen werden hochgehalten<br />
in dieser Sportart: Klassisch gehen<br />
die Spieler in weißen Zopfmuster-<br />
Pullovern, weißen Hemden, langen<br />
weißen Hosen und weißem Hut auf<br />
den Rasen. Der kleine Ball, den es<br />
zu treffen gilt, ist rot, hart und sehr<br />
schnell. Die Spiele dauern meist<br />
vier bis fünf Tage, es gibt traditionelle<br />
Pausen zum Fünf-Uhr-Tee<br />
und die Zuschauer richten sich mit<br />
mitgebrachten Picknick-Körben<br />
auf einen langen Sportgenuss<br />
ein. „Cricket hat sehr viele soziale<br />
Aspekte, man kommt mit der ganzen<br />
Familie, verbringt viel Zeit miteinander<br />
und lernt für’s Leben“, sagt Siva<br />
Nadarajah, Präsident des Austria<br />
Cricket Clubs Wien. Nadarajah hat<br />
seine Liebe zu dieser Sportart aus<br />
seiner Heimat Sri Lanka mitgebracht<br />
und sich in Wien einen<br />
Lebenstraum erfüllt: Er hat einen<br />
Cricketclub gegründet, ein eigenes<br />
Stadion geschaffen und viele Jugendliche<br />
für den in Festlandeuropa<br />
eher exotischen Sport begeistert.<br />
Cricket dauert lange, wird aber nie<br />
langweilig, schwärmen die Fans.<br />
Cricket ist ein Mannschaftssport,<br />
bei dem Angriff und Verteidigung<br />
ganz klar getrennt sind. Die
Teams stehen sich abwechselnd<br />
als Schlagmannschaft und als<br />
Feldmannschaft gegenüber. Ein<br />
solcher Durchgang heißt Inning.<br />
Die Schlagmannschaft versucht<br />
Punkte (Runs) zu erzielen, während<br />
die Feldmannschaft darauf aus ist,<br />
die gegnerischen Schlagleute (Batsmen)<br />
rauszuwerfen. Sind zehn von<br />
elf Schlagleuten ausgeschieden, ist<br />
der Durchgang beendet, die Mannschaften<br />
tauschen ihre Rollen.<br />
umfangreiche sPielregeln<br />
Ist das Grundkonzept des Spiels für<br />
einen Laien schon kaum zu verstehen,<br />
überfordern die Details der<br />
Regeln manchmal selbst treue Fans<br />
und fanatische Spieler (Regeln<br />
siehe nächste Seite). Damit alles<br />
streng nach Vorschrift abläuft und<br />
nichts den Traditionen widerspricht,<br />
darüber wacht der im Jahr<br />
1787 gegründete noble Marylebon<br />
Cricket Club (MCC) in London als<br />
oberste Instanz. Lange Zeit hatten<br />
Frauen keinen Zutritt zu den Clubanlagen.<br />
stern in der wüste<br />
Im arabischen Raum ist Dubai seit<br />
kurzem erste Adresse für Cricketspieler:<br />
Ende April wurde das neue<br />
Cricketstadion eröffnet. Es gehört<br />
mitreden Bei cricket // die wichtigsten Begriffe<br />
INNINGS // Spieldurchgänge, nach denen Schlag- und Feldmannschaft ihre rollen tauschen<br />
RUNS // Punkte, die durch das Wechseln der Position der beiden Batsmen erzielt werden können<br />
WICKET // drei senkrechte Stäbe, auf denen kurze Querhölzer liegen<br />
BATSMEN // die beiden Schlagmänner am Spielfeld, Striker und Non-Striker genannt; Sie tragen<br />
Schutzausrüstung (Schienbeinschützer, Handschuhe, Helme) und einen cricketschläger<br />
BOWLER // Feldspieler, der jeweils sechs Bälle so wirft, dass sie vor dem Striker aufspringen<br />
PITCH // ca. 20 Meter lange Spielbahn, an deren Enden sich die beiden Wickets befinden. ist der<br />
am sorgfältigsten präparierte Teil des Spielfelds mit extrem kurz geschnittenem rasen.<br />
dubai-sports-city<br />
ist seit april 2009 erste<br />
adresse für cricket.<br />
zum größten Sportzentrum der<br />
Welt, der Dubai Sports City. Im<br />
Rahmen eines Joint Ventures haben<br />
ALPINE Bau Deutschland und Emirates<br />
Belbadi Contracting mit Sitz<br />
in Dubai das Stadion errichtet, das<br />
mit seiner kreuzbogenartig gestalteten<br />
Dachkonstruktion ein wenig<br />
an einen Stern mitten in der Wüste<br />
erinnert.<br />
25
26 // PROJEKT<br />
stars der cricket-szene<br />
WASIM AKRAM<br />
Pakistan<br />
Bester Bowler aller Zeiten<br />
SACHIN TENDULKAR<br />
Indien<br />
Rekorde für die meisten Runs<br />
ANDREW ‚FREDDIE‘ FLINTOFF<br />
England<br />
Ausgezeichneter Allrounder<br />
DONALD BRADMAN<br />
Australien<br />
Bester Schlagmann aller Zeiten<br />
ADAM GILCHRIST<br />
Australien<br />
Gefeierter Wicket-Keeper<br />
MEHR ÜBER CRICKET IM NETZ<br />
Marylebon Cricket Club // www.lorDS.org<br />
Internationaler Cricketverband // www.Icc-crIckEt.com<br />
Deutscher Cricketbund // www.crIckEt.DE<br />
Austria Cricket Club Wien // www.auStrIacrIckEt.com<br />
Cricket Club Velden // www.ccv91.at<br />
Ü<br />
30 sec. // cricKet<br />
Dass sich cricket – die Amerikaner<br />
haben daraus das in seinen regeln<br />
und Abläufen einfachere Baseball<br />
entwickelt – einem laien kaum<br />
erschließt, liegt am Spielablauf<br />
und den komplizierten regeln. Die<br />
Schlagmannschaft ist mit zwei<br />
Batsmen am Spielfeld, dem Pitch.<br />
Sie besetzen die Wickets, die es<br />
von der gegnerischen Mannschaft<br />
mit dem Ball zu zerstören gilt, um<br />
einen Schlagmann aus dem Spiel<br />
zu kicken. Punkte machen können<br />
die Schlagleute nur, wenn sie den<br />
vom Werfer (Bowler) der Feldmannschaft<br />
geworfenen Ball möglichst<br />
weit schlagen, um genügend<br />
Zeit zu haben, ihre Positionen zu<br />
tauschen. gelingt das, haben sie<br />
einen Punkt gemacht. ist der Ball<br />
zurück im Pitch und die Schlagleute<br />
noch nicht wieder am Platz,<br />
scheiden sie aus und der nächste<br />
Mann des Schlagteams kommt ins<br />
Feld. Die Schlagmannschaft ist so<br />
lange am Zug, bis alle ihre Spieler<br />
ausgeschieden sind. Dann wechseln<br />
die Teams ihre rollen.
Bis zu 25.000 Gäste können in dieser<br />
modernen Sportanlage das Aufeinandertreffen<br />
der Mannschaften<br />
mitverfolgen. Die Dachkonstruktion<br />
schützt die Sitzplätze vor Sonne<br />
und Wind. Das Spielfeld liegt unter<br />
freiem Himmel. Damit die Spieler<br />
die besten Bedingungen vorfinden,<br />
wurde die Erde für das Spielfeld<br />
extra aus Pakistan angeliefert. Dass<br />
es einen Spezialrasen gibt, ist fast<br />
schon selbstverständlich. Cricketspieler<br />
sind noch penibler bei der<br />
Rasenpflege für ihr Spielfeld als<br />
Golfer.<br />
Auf dem Geländer der Dubai Sports<br />
City, die mitten in der Wüste liegt,<br />
sollen weitere Einrichtungen, wie<br />
zum Beispiel eine Shopping Mall<br />
und ein multifunktionales Stadion<br />
für Fußball, Rugby oder Leichtathletik,<br />
entstehen.<br />
Ballgefühl und fangstärke<br />
„Es ist die Vielseitigkeit, die Cricket<br />
so faszinierend macht“, erzählt Mi-<br />
ErÖFFNuNgSSPiEl 22.04.2009<br />
171 : 168<br />
PAKISTAN : AUSTRALIEN<br />
chael Tschernitz, Präsident des 1991<br />
gegründeten Cricket Clubs Velden:<br />
„Man braucht Ballgefühl, Fangstärke,<br />
ein gutes Auge, Reaktionsvermögen,<br />
Kondition und mentale Stärke.“ Trotz<br />
der Länge ist es ein schnelles und<br />
spannendes Spiel. Meist kommt<br />
die ganze Familie ins Stadion, weiß<br />
Nadarajah. Selbst in streng muslimischen<br />
Gegenden sind Frauen in<br />
den Stadien willkommen, erzählt<br />
er: „Cricket ist etwas für weltoffene<br />
Menschen.“<br />
Spiele nach den klassischen Regeln<br />
heißen Tests. Sie dauern mehrere<br />
Tage und sind meist eingebettet in<br />
eine ganze Serie von Aufeinandertreffen.<br />
Tests gibt es nur zwischen<br />
wenigen dazu spielberechtigten<br />
Nationalmannschaften. Die Teams<br />
von Australien, Südafrika, Indien,<br />
Sri Lanka, England und Pakistan<br />
gehören zu den stärksten Mannschaften<br />
weltweit.<br />
Bei allem Traditionsbewusstsein<br />
ist die Zeit nicht spurlos an Cricket<br />
vorübergegangen. Seit einigen<br />
Jahrzehnten gewinnen One-Day-<br />
Internationals an Bedeutung. Diese<br />
moderne Form des Cricket ist wesentlich<br />
schneller – eine Konzession<br />
ans Fernsehzeitalter. Bei diesen<br />
das stadion in dubai erinnert mit<br />
seiner kreuzbogenartigen<br />
dachkonstruktion ein wenig an<br />
einen stern in der Wüste.<br />
Spielen ist das klassische Weiß<br />
selten geworden. Die Mannschaften<br />
gehen in den Farben ihrer Nationen<br />
auf das Feld, der Ball ist weiß.<br />
Traditionalisten quittieren solche<br />
Neuerungen mit dem empörten<br />
Ausruf „It’s not Cricket“ – in Großbritannien<br />
ein Synonym für: Das<br />
gehört sich nicht. //<br />
27
28 // MARKT<br />
SISSI, HEIDI GABI<br />
gEhEn auf rEisEn<br />
LOGISTIK Was wie eine Vergnügungsreise dreier Freundinnen klingt, ist eine<br />
logistische Meisterleistung. Sissi, Heidi, Gabi I und II sind nämlich recht<br />
schwergewichtige Damen – jede wiegt an die 3.000 Tonnen und ist mit ihren<br />
Nachläufern über 400 m lang.<br />
// iNES ScHMiEDMAiEr<br />
D<br />
ie Schwerstarbeiterinnen<br />
sind Tunnelbohrmaschinen<br />
(TBM), die sich mit<br />
wuchtigen 27.500 kN Vortriebskraft<br />
und einer Schneidradleistung<br />
von 3 500 kW an die Tunnelbrust<br />
drücken und dabei frühstückstellergroße<br />
Gesteinsbrocken aus dem<br />
&<br />
Berg reißen. Doch bevor ihre Arbeit<br />
beim Bau des Gotthardtunnels beginnen<br />
kann, müssen die Stahlkolosse<br />
erst einmal dorthin gelangen.<br />
Die Beschaffungslogistik ist von<br />
Anfang an zentrales Element aller<br />
Abläufe. Sobald eine Baufirma<br />
eine Ausschreibung gewinnt und<br />
feststeht, wird der Auftrag an die<br />
Hersteller der Tunnelbohrmaschine<br />
erteilt. Sowohl die Bauunternehmen<br />
wie auch die TBM-Hersteller<br />
stehen unter großem Zeitdruck.<br />
Immer kürzer werden die Zeitabstände<br />
zwischen Auftragsvergabe
und Auslieferung der TBM, die Planungsphasen<br />
sind lang – jede Maschine<br />
ist ein Unikat.<br />
Wegen der hohen Lagerkosten<br />
soll die fertiggebaute Maschine<br />
das Werk schnell verlassen. Bei<br />
Werksabnahme durch den Kunden<br />
wird das Gerät nahezu vollständig<br />
(ca. 95 %) montiert, alle elektromechanischen<br />
und hydraulischen<br />
Funktionen sind funktionsfähig<br />
und können getestet werden - einzig<br />
Probe gebohrt werden kann<br />
nicht. Diese technische Abnahme<br />
ist die erste Prüfhürde für die Hersteller<br />
und Teil eines vertraglich geregelten<br />
Schemas. Der Vertrag ist<br />
oftmals erst dann erfüllt, wenn die<br />
Tunnelbohrmaschine an ihrem Bestimmungsort<br />
vollends zusammengebaut<br />
ist und die ersten Meter Vortrieb<br />
hinter sich hat.<br />
konstruktion Berücksichtigt<br />
transPort<br />
Schon bei der Konstruktion muss<br />
berücksichtigt werden, dass die<br />
Maschine montiert, demontiert und<br />
am Bestimmungsort wieder aufgebaut<br />
werden muss. „30 Jahre Erfahrung<br />
fließen auch in die Logistikentwicklung<br />
ein“, so Achim Kühn<br />
von der Firma Herrenknecht AG im<br />
baden-württembergischen Schwanau.<br />
Das deutsche Unternehmen<br />
stellt rund die Hälfte aller weltweit<br />
verwendeten Tunnelbohrmaschinen<br />
her.<br />
Der logistische Aufwand ist hoch:<br />
eine Maschine besteht aus ca.<br />
90.000 Einzelteilen. Bei der Komponentendemontage<br />
wird so wenig<br />
wie möglich demontiert, die Teile<br />
werden in so großen Modulen wie<br />
möglich transportiert und müssen<br />
zeitlich abgestimmt am Bestimmungsort<br />
ankommen. „Dreh- und<br />
Angelpunkt dabei ist das <strong>Projekt</strong>management“,<br />
betont Achim Kühn. Eigens<br />
dafür entwickelte Transportkisten<br />
schützen das kostbare Gut<br />
vor Staub und Schmutz.<br />
Der Transport erfolgt zu 98 % auf<br />
dem Wasser, nur 2 % werden auf<br />
dem Land zurückgelegt. Die erste<br />
Etappe vom Werk in Schwanau<br />
zum Rheinhafen Kehl wird teils per<br />
überbreiten oder überlangen Tieflader<br />
zurückgelegt. Danach werden<br />
die Teile auf Schiffe verladen und<br />
über die Binnenschifffahrtswege<br />
oder via Rotterdam über das Meer<br />
verschifft.<br />
am fusse des himalaYas<br />
Eine weit größere Herausforderung<br />
ist da schon der Transport nach<br />
Indien, wo ALPINE in Tapovan-<br />
Vishnugad einen 11,3 km langen<br />
Triebwasserstollen für ein Wasserkraftwerk<br />
in Arbeitsgemeinschaft<br />
herstellt. Das Hauptlager der<br />
Tunnelbohrmaschine, mit einem<br />
Gewicht von 85 t, muss in zwei<br />
Teile zerlegt werden, da die Straßen<br />
nicht mehr als 60 t zulassen.<br />
Doch nicht alle Teile einer Maschine<br />
müssen nach Indien gebracht<br />
werden, die weniger sensiblen Teile<br />
werden nach deutschen Plänen und<br />
ebensolcher Überprüfung in Indien<br />
erzeugt.<br />
Zuerst kommen die Container oder<br />
Transportkisten in einem der beiden<br />
Häfen in Mumbai an. In einem<br />
Hafen werden nur Container, im<br />
anderen nur Stückgut ausgeladen,<br />
die Abfertigung im Containerhafen<br />
erfolgt schneller als im Stückguthafen.<br />
Dennoch soll die zusammengehörende<br />
Fracht gleichzeitig<br />
weitertransportiert werden. Durch<br />
die herrschende Bürokratie in Indien<br />
kann die Zollabfertigung 4 bis<br />
6 Wochen dauern. „Die Zusammenarbeit<br />
mit der richtigen Spedition<br />
ist ausschlaggebend“, betont Paul<br />
Bargmann, der für die maschinelle<br />
Arbeitsvorbereitung im Tunnelbau<br />
verantwortlich ist.<br />
8 Bis 10 tage für 700 km<br />
Mit Schwertransportern geht es<br />
auf der Autobahn weiter – für die<br />
Strecke von 700 km von Mumbai<br />
an den Fuß des Gebirges, nach<br />
Rishikesh, braucht man gut und<br />
gerne 8 – 10 Tage.<br />
In Indien dient die Mittelleitschiene,<br />
falls vorhanden, nur der groben<br />
Orientierung. Auf den Fahrbahnen<br />
stehen Fahrzeuge und Zweiräder<br />
dicht nebeneinander, Kühen<br />
wird ausgewichen. Ist man erst<br />
einmal am Fuße des Gebirges angelangt,<br />
beginnen die Herausforderungen<br />
erst recht. Die ohnehin<br />
schlecht oder gar nicht befestigten,<br />
aufgeweichten Straßen können in<br />
der Monsunzeit schon einmal weggeschwemmt<br />
werden oder riesige<br />
Felsbrocken den Weg versperren.<br />
Zudem kann die hohe Luftfeuchtigkeit<br />
in die Container eindringen<br />
und die Maschinenteile beschädigen.<br />
Bei Auftritt eines Schadens<br />
gehört auch das Beauftragen eines<br />
Gutachters und die Abwicklung<br />
mit der Versicherung zum Tagesgeschäft.<br />
Der Platz vor der Tunnelbaustelle<br />
ist eng bemessen, die Teile müssen<br />
– wie alles zum Bauen benötigte<br />
Material – koordiniert angeliefert<br />
werden. Ein Zweiachser mit einer<br />
Nutzlast von 8 - 10 Tonnen braucht<br />
einen Tag vom Lagerplatz in der<br />
Ebene bis zur Baustelle in knapp<br />
2.000 m Höhe – ein Schwertransporter<br />
erheblich länger. „Es ist<br />
schon einmal ein Container am Weg<br />
rauf verloren gegangen“, erzählt Paul<br />
Bargmann weiter, „nachdem ein<br />
Suchtrupp ausgerückt ist, konnte er<br />
aber mitten am Weg gefunden werden.“<br />
Normalerweise stehen für die<br />
Montage einer TBM ebene Betonflächen<br />
zur Verfügung – hier muss am<br />
weichen, schlammigen Boden gearbeitet<br />
werden.<br />
Aber so etwas bringen weder Herrn<br />
Bargmann, der seit 1972 im Geschäft<br />
ist, noch den indischen Auftraggeber<br />
aus der Ruhe. Ein früherer<br />
Kollege hat einmal gemeint,<br />
„wir haben die Termine, die Inder<br />
haben die Zeit“. //<br />
Ü www.herrenknecht.de<br />
Ü www.alptransit.ch<br />
29<br />
Der Platz vor<br />
Tunnelbaustellen<br />
ist knapp –<br />
eine exakte Einhaltung<br />
von<br />
Lieferterminen<br />
ist wesentlich.
30 // MARKT<br />
BalKaN
GO EAST Mit ‚Balkan Fever‘ ist nicht nur das gleichnamige jährlich<br />
stattfindende Wiener Kulturfestival gemeint, sondern es ist auch der<br />
Place-to-be der ‚jungen Wilden‘ der Baubranche.<br />
// iNES ScHMiEDMAiEr<br />
B<br />
is zum Ende der Achtziger war es noch erstrebenswert,<br />
sich die ersten Sporen anderswo<br />
in Europa zu verdienen. Wer es sich seit Ende<br />
der neunziger Jahre beweisen will, beherzigt das Credo<br />
‚Go East‘ und sucht seine Herausforderung am Balkan.<br />
Die geographische Eingrenzung des Begriffs ‚Balkan‘<br />
und das jeweilige nationale Selbstverständnis der Staaten<br />
ist so vielfältig wie die Kulturen auf der Balkanhalbinsel<br />
selbst - zumeist werden jedoch außer Slowenien<br />
die ehemaligen Staaten Jugoslawiens, sowie<br />
Albanien, Bulgarien, Griechenland und der europäische<br />
Teil der Türkei der Balkanregion zugerechnet.<br />
Durch den intensiven Ausbau der Infrastruktur für Verkehr<br />
und Energie ist ALPINE an zahlreichen <strong>Projekt</strong>en<br />
in der Balkanregion vertreten. Um anspruchsvollen<br />
technischen Anforderungen gerecht zu werden und<br />
gleichzeitig garantieren zu können, dass die Bauten<br />
rechtzeitig fertiggestellt werden und höchsten Qualitätsstandards<br />
entsprechen, braucht es qualifiziertes<br />
Personal.<br />
Gesucht werden hauptsächlich entsandte Führungskräfte,<br />
sogenannte Expatriates, die sich ihr Team vor<br />
Ort selbst zusammenstellen. Nur, wie findet man den<br />
richtigen Kandidaten, der bereit ist, jahrelang auf einer<br />
Baustelle in teils entlegenen Gebieten am Balkan zu arbeiten?<br />
Zu fehlender Infrastruktur, Sprachproblemen<br />
und kulturellen Unterschieden gibt es oft nur wenige<br />
soziale Kontakte.<br />
weltoffenheit und eigenverantwortung<br />
Jivka Atanassova, zuständig für das Recruiting bei<br />
ALPINE mit Schwerpunkt Südosteuropa, ist für<br />
Auslandsbaustellen immer auf der Suche nach Mitarbeitern,<br />
die vor allem eines sind: weltoffen.<br />
Beim Start in einem neuen Land müssen die Erfahrungswerte<br />
wieder auf null gesetzt werden, da sich die<br />
jeweiligen Rahmenbedingungen völlig anders definieren.<br />
Aber auch Erfahrung ist ein gewichtiger Faktor,<br />
je mehr Auslandserfahrung jemand hat, desto leichter<br />
fällt die Orientierung in einem neuen kulturellen Umfeld,<br />
weiß die gebürtige Bulgarin.<br />
Die Herausforderung für Mitarbeiter in Führungspositionen<br />
besteht in der geforderten Eigenverantwortung,<br />
mit der das Ziel – die Baustelle fern der Heimat erfolgreich<br />
zu beenden – erreicht werden muss. Entscheidungen<br />
müssen getroffen und Strukturen aufgebaut<br />
werden, die Voraussetzungen dafür haben eines gemeinsam:<br />
Sie sind in jedem Fall anders als zu Hause!<br />
Nicht nur die Kultur des Gastlandes muss im Hinblick<br />
auf Sitten, Traditionen und Lebensweise neu erlebt<br />
werden, sondern auch die völlig andere Einstellung zu<br />
Zeit und Terminen muss berücksichtigt werden. „Das<br />
Verplanen von Zeit und die Verwendung von Terminkalendern<br />
ist in Balkanländern nicht üblich, man lässt die Dinge<br />
eher auf sich zukommen“, berichtet Atanassova weiter.<br />
Während man in Westeuropa noch immer die Einstellung<br />
‚Zeit ist Geld‘ vertritt, sagt man auf der Balkanhalbinsel,<br />
‚Zeit kostet nichts, wir haben genug davon‘.<br />
Die Kulturen Südosteuropas sind beziehungsorientiert<br />
und gastfreundlich – Essenseinladungen, zumeist opulente<br />
Tafeln, sind als vertrauensbildende Maßnahmen<br />
unbedingt anzunehmen.<br />
60 führungskräfte gesucht<br />
Auch Peter Gfrerer hat Expertise, wenn es darum geht<br />
Personal für eine Megabaustelle zu rekrutieren.<br />
Er ist Leiter der Abteilung Wasserkraftwerksbau in<br />
Tsankov Kamak im südöstlichen Teil Bulgariens, wo ein<br />
Wasserkraftwerk am Vacha-Fluss in den Rhodopen errichtet<br />
wird. ALPINE ist mit der Errichtung einer 125 m<br />
hohen und 457 m langen Bogenstaumauer, einer großflächigen<br />
Abdichtung um das Einlaufbauwerk und der<br />
Errichtung eines Krafthauses beauftragt.<br />
Auf der Baustelle arbeiten gleichzeitig ca. 1.500 Menschen<br />
– davon sind ca. 1.200 ALPINE Mitarbeiter, die<br />
anderen rund 300 setzen sich aus Subunternehmern,<br />
Bauherren und der lokalen Bauaufsicht zusammen.<br />
31<br />
„Fachkräfte,<br />
die ins Ausland<br />
entsandt<br />
werden, müssen<br />
Eigenständigkeit,Durchsetzungsvermögen<br />
aber auch Anpassungsfähigkeit<br />
und jede Menge<br />
Selbstsicherheit<br />
mitbringen,<br />
um sich täglich<br />
neu beweisen zu<br />
können.“<br />
Jivka Atanassova<br />
ALPINE Recruiting<br />
Südosteuropa
32 // MARKT<br />
„Idealerweise<br />
bleibt ein Team<br />
vom Beginn bis<br />
zur Fertigstellung<br />
der Baustelle<br />
vor Ort – besonders<br />
für <strong>Projekt</strong>leiter<br />
ist das ganz<br />
wichtig.“<br />
Peter gfrerer<br />
Für ein <strong>Projekt</strong> dieser Größenordnung werden am Anfang<br />
60 Expatriates aus Österreich und Deutschland als<br />
<strong>Projekt</strong>leiter, Abschnittsbauleiter, Poliere, Maschineningenieure,<br />
Maschinenmeister und sogenannte Hilfsmeister,<br />
zumeist Schlosser, benötigt.<br />
mundProPaganda ist ein ProBates mittel<br />
Beim Erschließen eines neuen Betätigungsfeldes sucht<br />
ein externes Berater-Team die passenden Mitarbeiter<br />
für die jeweilige Anforderung. Wurde gerade ein <strong>Projekt</strong><br />
mit ähnlichen Rahmenbedingungen in einem anderen<br />
Teil der Welt fertiggestellt, steht möglicherweise ein<br />
Team an Spezialisten zur Verfügung. Oft bringen auch<br />
Führungskräfte bewährte Mitarbeiter mit. „Mundpropaganda<br />
ist ein probates Mittel, um die richtigen Leute an<br />
den richtigen Ort zu bringen – das Experten-Netzwerk in<br />
diesem hochspezialisierten Bereich ist überschaubar - man<br />
kennt sich untereinander“, berichtet Peter Gfrerer. Auch<br />
klassische Methoden wie das Schalten von Inseraten<br />
und laufende Kontaktpflege zu technischen Universitäten<br />
helfen bei der Suche von Mitarbeitern. Kontakte zu<br />
Bildungsinstitutionen werden auch vor Ort geknüpft,<br />
so gibt es schon Kooperationen mit der technischen<br />
Universität in Sofia, die von der ALPINE HR-Abteilung<br />
aktiv betrieben werden. Ein bulgarischer Mitarbeiter,<br />
ein Absolvent der FH in Varna, brachte Studienkollegen<br />
mit, die nun auch auf der Kraftwerksbaustelle Arbeit<br />
gefunden haben. Zudem gibt es noch ‚moderne Nomaden‘,<br />
die auf Baustellen in aller Welt anheuern. Doch<br />
oft fehlt diesen Mitarbeitern die Bindung an das Stammunternehmen<br />
– und beim Auftreten von geringsten<br />
Schwierigkeiten wird das Handtuch geworfen.<br />
vom anfgang Bis zum schluss<br />
„Idealerweise bleibt ein Team von Beginn bis zur Fertigstellung<br />
der Baustelle vor Ort – besonders für <strong>Projekt</strong>leiter<br />
ist das ganz wichtig“ weiß Peter Gfrerer. „In der Phase<br />
des Teambuildings gebe es oft Anfangsschwierigkeiten, bis<br />
jeder seinen Platz gefunden hat“, berichtet Gfrerer weiter,<br />
„aber diese Phase ist abgeschlossen und das Kernteam<br />
arbeitet jetzt seit zweieinhalb Jahren gut zusammen.“<br />
Manchmal ist auch die Bauzeit nicht genau absehbar –<br />
so wurden beim Bau des Wasserkraftwerks aus den geschätzten<br />
48 Monaten mittlerweile 72 Monate, berichtet<br />
Peter Gfrerer, der mit der Fertigstellung des Kraftwerks<br />
2010 rechnet.<br />
motivation ist das Bauen<br />
Staumauer des Kraftwerkes Tsankov Kamak<br />
Die Motivation der Mitarbeiter auf einer Baustelle im<br />
Ausland zu arbeiten ist meist das Bauen selbst - die<br />
Einzigartigkeit und die technischen Finessen der Baustelle,<br />
sowie ein gehöriger Schuss Abenteuerlust. Gerne
Beska-Brücke<br />
im Zuge des Vollausbaues der E75 (Teil des Europakorridors<br />
10 ) auf 4 richtungsfahrbahnen ist zwischen Novi<br />
Sad und Belgrad bei Beska der Bau einer neuen Donaubrücke<br />
erforderlich. Diese wird als sogenannte ‚Twin‘,<br />
also Zwillingsbrücke parallel zur bestehenden, derzeit<br />
beide richtungsfahrbahnen aufnehmenden Brücke<br />
errichtet und hat dasselbe äußere Erscheinungsbild<br />
aufzuweisen. Die in Form eines Design-Build Auftrages<br />
vergebene leistung enthält sowohl die Planung, als<br />
auch den Bau dieses, mit 2.213 m längsten Brückenbauwerkes<br />
Serbiens.<br />
kraftwerk tsankov kamak<br />
Das Wasserkraftwerk liegt in den rhodopen, einem<br />
gebirgszug an der grenze zu griechenland, und ist Teil<br />
der Vacha-Kaskade. Der gesamte Bau des Kraftwerks<br />
ist technisch sehr anspruchsvoll. Das <strong>Projekt</strong> umfasst<br />
den Bau der Bogenstaumauer mit allen Hilfsbauwerken<br />
für die Bauzeit. Weiters wird ein Krafthaus mit rückeinleitungsbauwerken<br />
in den Fluss errichtet. Eine neu zu<br />
erstellende umgehungsstraße ist ebenso erforderlich<br />
wie ein 800 m langer Scheiteltunnel. Eine mögliche reduktion<br />
von ca. 200.000 t cO2-Emissionen jährlich stellt<br />
einen wesentlichen Beitrag zum umweltschutz dar.<br />
werden auch junge Leute eingesetzt, die außergewöhnliche<br />
Erfahrungen mit innovativen Technologien sammeln<br />
wollen, denn: „oft hat man nicht die Gelegenheit<br />
ein Wasserkraftwerk zu bauen“, schwärmt Peter Gfrerer.<br />
„Ich konnte als Bub den Bau des Maltastaudammes beobachten,<br />
schon damals faszinierten mich die Dimensionen<br />
des Bauwerks.“ Als ihm dann als ALPINE Mitarbeiter die<br />
Gelegenheit geboten wurde, das <strong>Projekt</strong> in Bulgarien zu<br />
leiten, konnte er schlichtweg nicht ‚Nein‘ sagen.<br />
Nicht ‚Nein‘ sagen konnte auch Claudia Graber, die in<br />
Beska am Bau einer Zwillingsbrücke als Bauleiterin tätig<br />
ist - denn gleich drei Arten des Brückenbaues kommen<br />
bei diesem Bauwerk zur Anwendung: der freie<br />
Vorbau, Vorschub und schweres Lehrgerüst. Die Studentin<br />
des Bauingenieurwesens und Baumanagements,<br />
die ihr Studium an der TU Wien bald beenden wird und<br />
schon ein Auslandspraktikum in Slowenien vorweisen<br />
kann, hat noch immer die Aussage eines erfahrenen<br />
Kollegen im Ohr: „Eine Donaubrücke baust du nicht<br />
oft im Leben.“<br />
allrounder & teamPlaYer<br />
Die 24-Jährige geht ihren Weg ‚konsequent anders‘ und<br />
hat bei ALPINE schon einige Stationen durchlaufen.<br />
Angefangen hat sie in der Kalkulation des Ingenieurbaus<br />
in Wien, danach konnte sie auf der größten Bau-<br />
stelle Europas, der ‚Y-Trasse‘, unter anderem im technischen<br />
Innendienst der ARGE Ingenieurbau Erfahrung<br />
sammeln. Kontakte zu den Kollegen bestanden schon<br />
durch die Tätigkeit bei ALPINE. Besonders schätzt<br />
Claudia Graber den Rückhalt des erfahrenen Teams,<br />
„der vor allem wichtig ist, wenn man in jungen Jahren als<br />
Bauleiterin tätig ist“, betont sie. „Auf Großbaustellen im<br />
Ausland ist der Zusammenhalt besonders wichtig, da man<br />
mit und um das <strong>Projekt</strong> lebt und arbeitet“, erzählt Claudia<br />
Graber weiter. Probleme gibt es hin und wieder durch<br />
das in Südosteuropa herrschende Senioritätsprinzip,<br />
das bedeutet, der Ältere habe mehr Rechte. „Die Akzeptanz<br />
will hart erkämpft werden, vor allem bei der Zusammenarbeit<br />
mit Subunternehmern“, schildert die Bauleiterin<br />
ihre Eindrücke aus Serbien.<br />
Das Team arbeitet – wenn es keine Zwischenfälle gibt -<br />
eine Dekade, das sind zehn Tage, durch, danach gibt es<br />
vier freie Tage. Wie lange die Baustelle insgesamt noch<br />
dauert, ist nicht genau abzusehen – geplant sind ein bis<br />
zwei Jahre. Aber Naturgewalten wie Hochwasser machen<br />
auch hier das Bauende nicht genau planbar, was<br />
Claudia Graber nicht davon abhalten wird, die Brücke<br />
gemeinsam mit ihren Kollegen fertigzustellen. //<br />
„Auf Großbaustellen<br />
im Ausland<br />
ist der<br />
Zusammenhalt<br />
besonders wichtig,<br />
da man mit<br />
und um das<br />
<strong>Projekt</strong> lebt und<br />
arbeitet.“<br />
claudia graber<br />
33
34 // TECHNOLOGIE<br />
Erster Fräszug auf Schiene<br />
CNC-GESTEUERTE PRäzISION Weltweit modernste Technik für die mobile<br />
Schienenbearbeitung ermöglicht wirtschaftliches und umweltfreundliches<br />
Arbeiten. PORR-ALPINE AUSTRIARAIL erwirbt 8 Millionen Euro-Maschine als<br />
innovative Alternative zur bisher genutzten Technologie.<br />
// MAriNA POllHAMMEr<br />
Eisenbahnschienen unterliegen mit den Jahren natürlichen<br />
Abnutzungserscheinungen. So kommt es unter<br />
anderem zu Fehlern an der Fahrkante und Fahrfläche<br />
und auch zu höheren Lärmemissionen.<br />
War bis jetzt das Schienenschleifen die einzige Möglichkeit<br />
zum Bearbeiten abgenutzter Schienen, erhalten<br />
mit dem neuen Fräszug die Schienen in nur einem Arbeitsgang<br />
das vorgegebene Profil. Der Zug, der im Aussehen<br />
einer Lokomotive ähnelt, korrigiert darüber<br />
hinaus Fehler an der Schienenoberfläche.<br />
Nur mehr<br />
ein Arbeitsgang Die Maschine mit der neuesten Technik<br />
spart Zeit und wird im Rahmen eines Maschinenpools<br />
Kosten den Eisenbahnnetzbetreibern in Österreich<br />
und Europa angeboten. Der Schienenfräszug<br />
kann in nur einer Überfahrt mit insgesamt vier<br />
Frässtationen und zwei Schleifstationen das fehlerhafte<br />
Material im Bereich der Schienenoberfläche und der<br />
Fahrkante abtragen.<br />
wie funktioniert das?<br />
Die Schiene wird beim Befahren mittels Fräsen reprofiliert<br />
und anschließend geschliffen. Dabei werden<br />
die Querprofilabweichungen und Längswellen sowie<br />
Beschädigungen der Oberfläche in einem Vorgang beseitigt.<br />
Die Effektivität gegenüber dem nur Schleifen ist<br />
wesentlich höher, da in einem Schritt viel mehr Material<br />
abgetragen und damit Oberflächenbeschädigungen<br />
beseitigt werden können. Die Präzision erfolgt durch<br />
CNC-gesteuerte Aggregate. Einsparungen bei Kosten<br />
und Arbeitszeiten sind das Ergebnis und ein bedeutender<br />
wirtschaftlicher Faktor.<br />
längere nutzungsdauer von schienen<br />
Die verschiedenen Fehler an den Schienen entstehen<br />
durch die zunehmende Belastung der Eisenbahnnetze<br />
mit immer schwereren Zügen. Mit der durchgängigen<br />
Beseitigung der Oberflächenfehler und der formgenauen<br />
Wiederherstellung des Schienenprofils verlängert<br />
sich die Haltbarkeit der Schienen entscheidend. Die<br />
Vermeidung von Funkenflug und Staubemissionen ist<br />
ein weiterer Vorteil gegenüber dem herkömmlichen<br />
Schienenschleifen und zeichnet den Schienenfräszug<br />
aus – den es bisher nur fünfmal in Europa in seiner Art<br />
gibt. //<br />
daten<br />
Eigenmasse .......................... 120 t<br />
Radsatzbelastung .................. 20 t<br />
GESCHWINDIGKEIT<br />
> Überstellfahrten ....... 100 km/h<br />
> Arbeit ................ 0,75 – 0,9 km/h<br />
ABTRAG<br />
> min. ................................. 0,3 mm<br />
> max. ................................ 2,5 mm
einBlicke<br />
SEITE 38<br />
Die heilige Barbara<br />
ist nicht nur die Schutzpatronin<br />
der Bergleute,<br />
sie soll auch die Tunnelbenützer<br />
schützen.<br />
Jeder einzelne Buchstabe<br />
ihres Namens steht<br />
für eine Anweisung an<br />
die Fahrzeuglenker im<br />
Tunnel.<br />
SEITE 14<br />
BARBARA<br />
archäologen am Bau<br />
Ausfahrt<br />
Konzentration, ruhige Weiterfahrt<br />
Rettung<br />
Selbstrettung auf markiertem Fluchtweg<br />
Alarmierung<br />
SOS-Säulen benutzen, Ruhe bewahren<br />
Besondere Umstände<br />
Warnblinkanlage einschalten<br />
Aufmerksamkeit<br />
Radio einschalten, Abstände einhalten<br />
Beleuchtung<br />
Abblendlicht ein, Innenbeleuchtung aus<br />
Oft rufen Baufirmen Truppen von Archäologen auf den<br />
Bau, wenn sie bei Grabungsarbeiten auf Knochen,<br />
Scherben, Splitter oder Metalle stoßen. Da es sich um<br />
archäologische Funde handeln könnte, die seit<br />
mehreren hundert oder tausend Jahren unter der<br />
Erdoberfläche eingeschlossen waren, werden Notgrabungen<br />
gestartet. Dann muss es schnell gehen, da<br />
Stehzeiten einer Baustelle kostspielig sind. Oft melden<br />
sich Baufirmen schon vor dem Spatenstich, so kann schon<br />
im Vorfeld geklärt werden, ob Funde zu erwarten sind.<br />
Pinselchen und Notizblock gehören dabei der Vergangenheit<br />
an. Mittlerweile wird mit Notebooks und eigenen<br />
Archäo-PC-Programmen gearbeitet.<br />
Rücksicht<br />
Geschwindigkeit einhalten, Verkehr beobachten<br />
1500<br />
SEITE 30<br />
SEITE 10<br />
SEITE 10<br />
BERUFSTAUCHERIN<br />
Berufstauchen ist nicht mehr nur reine Männersache. Erstmals wurde in Österreich eine<br />
Frau zur Berufstaucherin. Petra Schönwald, Theaterpädagogin am Salzburger Landestheater<br />
und bereits seit vielen Jahren Tauchlehrerin, stellte sich dieser besonderen Herausforderung.<br />
Arbeiten unter Druck, in der Dunkelheit und bei extremen Wassertemperaturen stellen hohe<br />
Anforderungen an die Berufstaucher. Mit viel Disziplin und Geschicklichkeit müssen die erforderlichen<br />
Arbeiten unter Wasser durchgeführt werden.<br />
ALPINE ist Alleinunternehmer<br />
der Baustelle<br />
des Kraftwerkes Tsankov<br />
Kamak und koordiniert bis<br />
zu 1.500 Arbeiter<br />
gleichzeitig auf der Baustelle.<br />
Diese Mannschaft<br />
wurden zum Großteil aus<br />
der Region aufgebaut.<br />
Bisher wurden in Österreich 218 Gebiete als<br />
Naturschutzgebiet nominiert (2009), davon<br />
wurden 148 Gebiete rechtlich verordnet. Die verordneten<br />
‚Europaschutzgebiete‘ nehmen rund<br />
12 % der Bundesfläche von Österreich ein. Der<br />
Biotop- und Artenschutz wird innerhalb der Europäischen<br />
Union geregelt. Hauptziel der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie<br />
ist der Aufbau des europaweiten<br />
Schutzgebietsnetzes ‚Natura 2000‘. Mit<br />
dem Schutzgebietsnetz sollen die natürlichen Lebensräume<br />
Europas dauerhaft gesichert werden.<br />
Der Auwald beim <strong>Projekt</strong> Donaubrücke Traismauer<br />
ist ein Natura 2000-Schutzgebiet.<br />
SEITE 42<br />
Warnreflexion<br />
Mehr Sicherheit und umfassenden<br />
Schutz bietet eine<br />
neuartige Warnschutzkleidung<br />
aus superleichtem Kunststoff-<br />
Vlies. Beschichtet mit intensiv<br />
fluoreszierenden Farben und<br />
zusätzlich mit retroreflektierenden<br />
Streifen ausgestattet, ist diese<br />
EN-geprüfte Warnschutzkleidung<br />
extrem auffallend – bei Tag und in<br />
der Nacht. Die DEKRA Automobil<br />
Stuttgart bescheinigt vor allem dem<br />
Safety-Vision Warnschutzmantel<br />
eine Erkennbarkeit aus 200 m<br />
Entfernung (übliche Warnschutzweste:<br />
100 m). Zum Vergleich: Der<br />
Bremsweg beträgt bei 150 km/h bis<br />
zu 200 m.
36 //<br />
TECHNOLOGIE<br />
„Mit dem von ALPINE optimierten<br />
Hochleistungsbeton konnte das Bauwerk<br />
in einer hervorragenden Qualität sechs<br />
Wochen vor Termin fertiggestellt werden.“<br />
Holger Mosebach<br />
<strong>Projekt</strong>leiter Kühltürme Kraftwerk Neurath und Leiter ALPINE Kompetenz-<br />
Centrum Baustoff- und Betontechnologie in Dortmund
hoch-klettern und<br />
widerstand leisten<br />
INNOVATIONEN Eine hydraulische Kletterrüstung und säureresistenter<br />
Hochleistungs beton – beides von Experten entwickelt – lassen die Kühltürme<br />
des Kraftwerks Neurath schnell in die Höhe wachsen. Und untermauern<br />
den Pioniergeist von ALPINE.<br />
// MAriNA POllHAMMEr<br />
E<br />
ine extrem steile Wand mit Überhang und die<br />
vieles entscheidende Frage, wie gelingt es,<br />
möglichst schnell und sicher hochzukommen?<br />
Das Arbeiten an den Kühltürmen Neurath ist<br />
durchaus vergleichbar mit den Bedingungen eines Extrem-Kletterers<br />
bei einer waghalsigen Expedition. Die<br />
zwei in Kletterbauweise errichteten Naturzug-Kühltürme<br />
stützen sich beide auf einem Ringfundament in<br />
Stahlbeton mit einem Durchmesser von 118 Metern und<br />
verdichten sich in der Mitte auf etwa die Hälfte. Sie erreichen<br />
so bei der Fertigstellung jeweils eine Höhe von<br />
172 m, und die kann man durchaus als äußerst schwindelerregend<br />
bezeichnen.<br />
Die Montage der eigens entwickelten Kletterrüstung<br />
erfolgt innen am unteren Randbalken. Dazu werden<br />
gegenüberliegend jeweils 54 Klettertürme angehängt<br />
und mit dazwischen gehängten Arbeitsbühnen ergänzt.<br />
Mittels Hydraulikzylindern passt sich die Kletterrüstung<br />
automatisch dem Baufortschritt und der hyperbolischen<br />
Bauform des Kühlturmes an.<br />
schnell und fleXiBel klettern<br />
Der Bauprozess wird durch die Kletterschritte von 1,20<br />
m je Klettervorgang beschleunigt und die Rüstung<br />
muss während der Kletterphasen nicht umgebaut werden.<br />
So reduziert diese Speziallösung die Bauzeit um<br />
20 % gegenüber anderen sich auf dem Markt befindlichen<br />
Rüstungssystemen. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit<br />
maßgeblich erhöht.<br />
Beton Bringt höchstleistungen<br />
Ebenfalls zum Einsatz gelangt ein von ALPINE entwickelter<br />
und optimierter säureresistenter Hochleistungsbeton.<br />
Eine spezielle Rezeptur macht ihn so widerstandsfähig,<br />
dass er nicht mehr beschichtet werden<br />
muss und trotzdem gegenüber schädigenden Einflüssen<br />
genug Dichte aufweist. Diese Innovation erspart<br />
in Summe mit der Errichtung und später nicht mehr<br />
notwendigen Neubeschichtung rund sechs Monate Zeit<br />
und stellt so einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor<br />
bei der Planung solcher <strong>Projekt</strong>e dar.<br />
innovative Kletterrüstung<br />
bringt 20 % Zeitersparnis.<br />
Die Verarbeitungsqualität des Hochleistungsbetons<br />
wird durch einen speziellen Hochleistungsverflüssiger<br />
optimiert. Dieser äußerst robuste Beton weist für den<br />
Kühlturmbau optimale Frisch- und Festbetoneigenschaften<br />
auf. Der Beton besteht unter anderem aus einem<br />
besonders hoch aufgemahlenen Zement, feinsten<br />
Zusatzstoffpartikeln im Mikro-Nano-Bereich und dem<br />
Hochleistungsverflüssiger auf PCE-Basis. Die Feinstpartikel<br />
wurden speziell für das Bauvorhaben Neurath nur<br />
in Kanada produziert und zur Baustelle exportiert. //<br />
37
38 // TECHNOLOGIE<br />
Maßarbeit<br />
im Berg
TUNNELBAU Auch wenn immer mehr Maschinen und moderne Technologien<br />
im Einsatz sind: Tunnelbau bleibt eine gefährliche und körperlich anstrengende<br />
Sache. Es ist ein Weg der kleinen Schritte durch unbekanntes Gelände.<br />
// clAuDiA lAglEr<br />
E<br />
s ist heiß, staubig, laut<br />
und die Luft ist zum<br />
Schneiden: Wer im Tunnelbau<br />
arbeitet, darf nicht zimperlich<br />
sein. Die Arbeitsumgebung für<br />
Menschen, die sich in Maßarbeit<br />
Meter für Meter durch den Fels<br />
graben, um unter Tag eine neue<br />
Straßen- oder Eisenbahnverbindung<br />
zu schaffen, ist alles andere<br />
als lauschig. Trotz des Einsatzes von<br />
Maschinen bleibt der bergmännische<br />
Tunnelbau eine körperlich anstrengende<br />
und gefährliche Arbeit.<br />
Wie beim St.-Gotthard-Tunnel in<br />
der Schweiz, der nach seiner Fertigstellung<br />
im Jahr 2015 der längste<br />
Tunnel der Welt sein wird: 57 Kilo-<br />
meter durch ein riesiges Bergmassiv<br />
in den Zentralalpen. Je dichter das<br />
Verkehrs- und Handelsnetz geknüpft<br />
wird, desto häufiger werden<br />
Tunnel durch Gebirgsmassive gegraben<br />
oder in offener Bauweise in<br />
der Erde errichtet. <strong>Projekt</strong>e wie der<br />
St.-Gotthard-Eisenbahntunnel sind<br />
auch in Zeiten, wo alles erforscht<br />
und erkundet zu sein scheint, eine<br />
unglaubliche Herausforderung an<br />
die Kunst der Ingenieure. Jahrhundertealte<br />
bewährte Methoden<br />
treffen dabei auf Hightech-Verfahren,<br />
die bestimmen, wo sich die<br />
tonnenschweren Maschinen durch<br />
den Berg fressen oder der Schacht<br />
mit Sprengungen Meter für Meter<br />
vorgetrieben wird.<br />
Die Techniken, wie man Tunnels<br />
baut, haben sich im Lauf der Zeit<br />
verändert. Verfahren werden optimiert,<br />
effizientere Maschinen und<br />
Geräte werden eingesetzt, leichter<br />
verarbeitbarer Beton verwendet.<br />
„Die Kunst ist, schnell, billig und<br />
sicher zu bauen. Arbeitssicherheit<br />
steht über allem“, erklärt Josef<br />
Arnold, Geschäftsführer der zum<br />
ALPINE-Konzern gehörenden Beton-<br />
und Monierbau GmbH, die auf<br />
Tunnelbau spezialisiert ist.<br />
österreicher im tunnelBau<br />
führend<br />
Drei Österreicher – Ladislaus von<br />
Rabcewicz, Leopold Müller und<br />
39
40 // TECHNOLOGIE<br />
Franz Pacher – haben Mitte des<br />
20. Jahrhunderts für eine kleine<br />
Revolution im Tunnelbau gesorgt:<br />
Sie stehen für die so genannte Neue<br />
Österreichische Tunnelbauweise,<br />
die unmittelbar nach dem Ausbruch<br />
die geschaffenen Hohlräume mit<br />
Spritzbeton und Ankern absichert.<br />
Es entsteht ein Kraftschluss<br />
zwischen dem umliegenden Fels<br />
und der künstlichen Konstruktion.<br />
Heute ist die Neue Österreichische<br />
Tunnelbauweise ein weltweit<br />
angewandtes Standardverfahren. Es<br />
erlaubt eine relativ schlanke Konstruktion.<br />
Nach dem ersten Schritt<br />
kann abgedichtet und der Tunnel<br />
mit Innenschale samt Fahrbahn<br />
und Sicherheitstechnik ausgebaut<br />
werden.<br />
die eingeschworene Männergesellschaft<br />
der Bergleute hielt den<br />
Mythos, dass frauen im Berg<br />
unglück bringen, lange aufrecht.<br />
Bevor der Spritzbeton den Tunnelbau<br />
eroberte, waren Holzkonstruktionen<br />
zur Absicherung der ausgebrochenen<br />
Tunnelschächte üblich.<br />
In einem weiteren Schritt wurden<br />
meist Natursteingewölbe angelegt<br />
und hinterfüttert, um eine tragfähige<br />
Tunnelinnenwand zu erreichen.<br />
Das Holz musste aufwendig in das<br />
Innere des Berges transportiert und<br />
dann wieder abgebaut und herausgebracht<br />
werden.<br />
sPrengen, Bohren, fräsen,<br />
Baggern<br />
Für den Tunnelvortrieb gibt es<br />
unterschiedliche Methoden, die<br />
im Wesentlichen von der Geologie<br />
abhängen. In gleichmäßig hartem<br />
Fels – wie etwa Granit – kann gesprengt<br />
werden. Im Lockergestein<br />
wird gebaggert. Andere Vortriebsmethoden<br />
sind das Bohren oder<br />
Fräsen. Im Gotthard-Tunnel sind<br />
beispielsweise gigantische Tunnelbaumaschinen<br />
– die Arbeiter haben<br />
sie ‚Heidi‘ und ‚Sissi‘ getauft – im<br />
Einsatz, deren Rollenmeißel sich<br />
mit unvorstellbarer Gewalt an den<br />
Fels drücken und das harte Gestein<br />
der Zentralalpen in handtellergroße<br />
Stücke zermalmen.<br />
Doch bevor eine Tunnelbohrmaschine<br />
überhaupt zum Einsatz<br />
kommt, muss erst einmal eine<br />
Trasse angelegt werden. Auch wenn<br />
man als Autofahrer oder Bahnpassagier<br />
oft den Eindruck hat, dass es<br />
in einer langen Geraden durch den<br />
Berg geht: Der Weg durch den Fels<br />
umschifft geologische Störzonen<br />
und ist in seiner Linienführung den<br />
Verkehrserfordernissen angepasst.<br />
Eine Direttissima durch den Berg<br />
ist selten. Der Gotthardtunnel<br />
beispielsweise macht ein lange<br />
gezogenes S.<br />
störzonen umschiffen<br />
Bevor die Mineure mit ihren Maschinen<br />
Hand an den Fels legen,<br />
sind die Geologen und Seismologen<br />
am Zug. Sie untersuchen den<br />
Berg von außen, spüren mögliche<br />
Faltungen auf und suchen nach<br />
Stellen, wo der Fels zerrieben ist.<br />
Großflächige Störzonen müssen<br />
bei den Trassen umschifft werden.<br />
„Man wird nicht mit Absicht in eine<br />
schlechte Formation hineinfahren“,<br />
bringt es Arnold auf den Punkt.<br />
Experten erkennen an der Geologie<br />
der Oberfläche, welche Verhältnisse<br />
im Inneren vermutlich herrschen:<br />
harter Gneis oder zuckriger<br />
Dolomit, der fast zerbröselt. Doch<br />
auch wenn man durch seismische<br />
Messungen, Probebohrungen und<br />
Beobachtungen relativ verlässliche<br />
Prognosen darüber abgeben kann,<br />
was einen unter der Erde erwartet:<br />
Aus Glas sind Berge nicht – und<br />
deshalb immer für geologische<br />
Überraschungen gut.<br />
Wenn die künftige Route festgelegt,<br />
die Behördenverfahren<br />
erledigt und die Grundflächen<br />
abgelöst sind, kann endlich mit<br />
dem eigentlichen Bau begonnen<br />
werden. Der Tunnelanstich ist ein<br />
Fest für die gesamte Mannschaft,<br />
die in den nächsten Monaten im<br />
Schichtbetrieb in den Berg fährt.<br />
Meist sind es Männer, die die harte<br />
Arbeit beim Tunnelbau erledigen.<br />
Jahrhundertelang wurden Frauen<br />
im Berg nicht geduldet. Die eingeschworene<br />
Männergesellschaft der<br />
Bergleute hielt den Mythos, dass<br />
Frauen im Berg Unglück bringen,<br />
lange aufrecht. Doch mittlerweile<br />
gibt es auch Ingenieurinnen,<br />
Vermessungstechnikerinnen oder<br />
Geologinnen, die sich in dieses<br />
Metier vorwagen – und nur mehr<br />
vereinzelt Männer, die deshalb<br />
Sorgenfalten bekommen. //<br />
nachgefragt // wie wissen die mineure üBerhauPt,<br />
wo sie sich im fels vorarBeiten müssen?<br />
Dafür braucht es einerseits präzise Messverfahren und moderne lasertechnik sowie andererseits<br />
erfahrene Tunnelbauer und Vermesser. Betonpfeiler in der Nähe der Tunnelportale<br />
sind Fixpunkte, über die dreidimensional Koordinaten für die Arbeit unter der Erde vermessen<br />
werden. Ein roter laserstrahl gibt den Tunnelbohrmaschinen die richtung vor. Geht alles<br />
nach Plan, treffen die Bauteams, die sich meist von zwei Seiten zur Mitte des Berges<br />
vorarbeiten, beim Durchstich exakt aufeinander. „Das ist überhaupt kein Problem, das<br />
stimmt zentimetergenau“, räumt Josef Arnold mit dem Mythos auf, dass es vorkommt, dass die<br />
Trupps auch mal aneinander vorbeigraben.
SHORTCUTS<br />
BETONzUG Bei den arbeiten für<br />
die bahntechnischen anlagen im 57<br />
Kilometer langen gotthard-Basistunnel<br />
wird ab herbst 2010 ein Betonzug<br />
eingesetzt werden. der Zug hat 24<br />
Wagen und zwei lokomotiven mit je<br />
1.500 Ps und hat eine einbauleistung<br />
von 225 m3 pro tag. der Zug hat viele<br />
vorteile: Weil nur täglich eine ein- und<br />
eine rückfahrt erforderlich ist, werden<br />
die anderen gewerke kaum beeinflusst.<br />
der Beton kann just in time genau in<br />
der erforderlichen Menge in hoher<br />
Qualität hergestellt werden. alPine<br />
hat 2008 als teil eines Bieterkonsortiums<br />
den Zuschlag für die bahntechnischen<br />
anlagen im gotthard-<br />
Basistunnel erhalten. der auftrag<br />
umfasst unter anderem die fahrbahn,<br />
die stromversorgung, die fahrleitungsund<br />
signalanlagen, tunnelleitsysteme,<br />
Kommunikationsnetze und sicherheitstechnik.<br />
MODERNE NOMADEN gute Mineu-<br />
re sind gefragte leute. trotz moderner<br />
technik und einem großen einsatz von<br />
Maschinen zählt vor allem erfahrung<br />
und gute ausbildung. neben fleiß,<br />
Motivation und erfahrung müssen die<br />
tunnelarbeiter vor allem eines mitbringen:<br />
Mobilität. sie ziehen als moderne<br />
nomaden von Baustelle zu Baustelle<br />
und sind bei vielen internationalen<br />
<strong>Projekt</strong>en im einsatz. die tunnelbauer<br />
arbeiten übrigens im schichtbetrieb<br />
jeweils acht stunden. die Baustelle<br />
ruht üblicherweise nur am Barbaratag,<br />
zu Weihnachten und zu ostern.<br />
TUNNELPATIN ALS GUTE<br />
TRADITION Brauchtum spielt auch<br />
im modernen tunnelbau eine wichtige<br />
rolle. Kein tunnelanstich ohne eine<br />
tunnelpatin: sie gilt als stellvertreterin<br />
der schutzpatronin der Bergleute, der<br />
heiligen Barbara. Bei der Barbarafeier<br />
am 4. dezember gibt es traditionellerweise<br />
eine andacht und danach<br />
ein fest für die arbeiter. die feiern<br />
zum anstich, zum durchstich und zur<br />
eröffnung des tunnels sind ebenfalls<br />
unverzichtbar.<br />
Ü www.alptraNSIt.ch<br />
Ü www.alpENtuNNEl.DE<br />
41
42 // TECHNOLOGIE<br />
Zur Sicherheit Glaskugeln<br />
PRINzIP KATzENAUGE Es erscheint paradox – dennoch können auf der Fahrbahn<br />
aufgebrachte, möglichst runde Glaskügelchen, die Verkehrssicherheit erhöhen. Verantwortlich<br />
dafür ist eine optische Eigenschaft, die auch Katzenaugen zum ‚Leuchten‘ bringt.<br />
// iNES ScHMiEDMAiEr<br />
Für Zur Herstel-<br />
lung von Reflex-<br />
materialien sind<br />
zwei Technologi-<br />
en, die Glas-<br />
kugeltechno logie<br />
und die Anbrin-<br />
gungretrore- flektierender<br />
Mikroprismen,<br />
gebräuchlich.<br />
I<br />
m Dunkel der Nacht<br />
hatte mancher schon<br />
ein Erlebnis der ‚besonderen<br />
Art‘: Unheimlich leuchten<br />
aus dem Dunkel zwei Punkte im<br />
Abstand von wenigen Millimetern,<br />
um danach gleich wieder zu<br />
verschwinden. Ist der Schreck erst<br />
überwunden, stellt sich meistens<br />
heraus, dass es unsere samtpfötigen<br />
Hausgenossen sind, deren Augen<br />
uns mitunter an Gespenstisches<br />
denken lassen. Verantwortlich dafür<br />
ist der sogenannte ‚leuchtende<br />
Teppich‘, lateinisch auch Tapetum<br />
lucidum genannt. Diese stark<br />
reflektierende Zellschicht liegt<br />
hinter der Netzhaut des Auges und<br />
spiegelt das Licht, das die Netzhaut<br />
bereits passiert hat, nochmals zurück.<br />
Diese Schicht bewirkt neben<br />
einer besseren Dämmerungssicht<br />
der Katze auch eine Reflexion des<br />
auffallenden Lichts auf die Augen<br />
in der Dunkelheit - und bringt sie<br />
zum ‚Aufleuchten‘.<br />
retrorefleXion als<br />
sicherheitsfaktor<br />
In der Physik wird diese Eigenschaft<br />
Retroreflexion genannt –<br />
dabei kehren katadioptrische (spiegelnde<br />
und brechende) Elemente<br />
das Licht um und reflektieren es in<br />
Richtung des einfallenden Lichts.<br />
Genutzt wird diese Eigenschaft<br />
bei der Herstellung von retroreflektierenden<br />
Materialien, die an<br />
Sicherheitskleidung und Fahrbahnmarkierungen<br />
zur Erhöhung der<br />
Sichtbarkeit angebracht werden.<br />
Diese Materialien haben einen entscheidenden<br />
Vorteil: sie reflektieren<br />
das Licht genau in die Richtung, aus<br />
der es kommt.<br />
einsatz Bei<br />
sicherheitskleidung<br />
Leuchtet ein Scheinwerfer eines<br />
Autos die mit Reflektormaterial<br />
beschichtete Kleidung eines<br />
Bauarbeiters an, so reflektiert diese<br />
unmittelbar zum herannahenden<br />
Auto zurück. Eine Person am Fahrbahnrand<br />
ist somit für den Autofahrer<br />
auch bei großer Entfernung<br />
schneller erkennbar. Besonders bei<br />
Baustellen auf Autobahnen oder<br />
Bundesstraßen ist das ein großer<br />
Vorteil, da sich die Fahrzeuge mit<br />
hoher Geschwindigkeit nähern.<br />
Zum Tragen kommt der erhöhte<br />
Sicherheitsfaktor auch bei Bodenmarkierungen,<br />
die durch die Verwendung<br />
von Glaskugeln aufleuchten,<br />
sobald sie angestrahlt werden.<br />
Sogar bei schlechten Sichtverhältnissen<br />
wie Dunkelheit, Regen oder<br />
Nebel reflektieren Glaskugeln, die<br />
weit genug aus der Beschichtung<br />
herausstehen, das einfallende Licht<br />
zuverlässig und sorgen für gute<br />
Sichtbarkeit der Leitlinien.<br />
100 Prozent refleXion<br />
durch glaskugeln<br />
Der Einsatzbereich der reflektierenden<br />
Materialien erstreckt sich<br />
auf Sicherheitsbekleidung, Verkehrszeichen,Straßenmarkierungen,<br />
Werbeflächen und Reflektoren<br />
auf Zweirädern.<br />
Auch wenn das auf den Speichen<br />
eines Fahrrades angebrachte Katzenauge<br />
auf den ersten Blick recht<br />
wenig mit dem Auge einer ‚echten‘<br />
Katze zu tun hat, so ist ihnen<br />
zumindest das Prinzip der Retroreflexion<br />
gemeinsam. //
einBlicke<br />
SEITE 30<br />
Die letzte Arbeitgeberbefragung<br />
Recruiting Trends 2009 österreich<br />
wurde unter den 500 größten,<br />
österreichischen Unternehmen<br />
durchgeführt. Durch Sparmaßnahmen<br />
greifen Unternehmen zu kosteneffizientemPersonalmanagement<br />
und verwenden größtenteils<br />
Onlineformulare. Mittlerweile gehen<br />
schon ¾ aller Bewerbungen<br />
auf elektronischem Weg bei den<br />
österreichischen Großunternehmen<br />
ein. Rekrutierungsprozesse werden<br />
dadurch effizienter und kostengünstiger.<br />
Auch die Zeit zwischen<br />
dem Schalten der Anzeige und dem<br />
Bewerbungseingang reduziert sich<br />
zum Vorteil aller.<br />
SEITE 44<br />
Die Glücksritter<br />
Die Brüder Duke – zwei Warentermin-Börsenmakler<br />
– spekulieren<br />
hoch und tauschen das Leben eines<br />
Bettlers mit dem ihres Geschäftsführers.<br />
Am Ende verbünden sich<br />
jedoch diese beiden und ruinieren<br />
die Dukes. 1983 gibt der Film mit<br />
Eddie Murphy Einblick in den harten<br />
Spekulantenalltag an der Börse.<br />
SEITE 30<br />
EU BALKAN ★&<br />
Vor kurzem hat die EU-Kommission den<br />
Vorschlag gemacht, dass Bürger aus Serbien,<br />
Mazedonien und Montenegro ohne Visum in<br />
die EU-Staaten reisen können. Bis dato kann noch<br />
nicht allen Sicherheitsanforderungen nachgekommen<br />
werden, doch laut EU-Kommission wird dieses Problem<br />
bis Anfang 2010 gelöst sein.<br />
SEITE 46<br />
Andalusien<br />
Andalusien ist von den 17 autonomen<br />
Gemeinschaften Spaniens, die auf dem Festland<br />
liegen, die südlichste.<br />
Besonders berühmt ist die<br />
Region auch durch ihre Musik,<br />
den Flamenco.<br />
Gesprochen wird Andalusisch,<br />
der Dialekt unterscheidet<br />
sich phonetisch<br />
stark von der spanischen<br />
Standardsprache.<br />
Andalusien ist eine stark<br />
durch den Tourismus<br />
geprägte Region.<br />
SEITE 14<br />
SEITE 48<br />
sankt<br />
Laurent<br />
2006<br />
‚Sankt Laurent‘ heißt der erste<br />
in Betoneiern ‚ausgebrütete‘<br />
Wein österreichs. Laut dem<br />
traditionellen Aussaatkalender der<br />
Mondgärtnerin Maria Thun wurde<br />
der Wein aus den Betoneiern an<br />
einem besonderen Fruchttag im<br />
Zeichen der Traube abgefüllt. Und<br />
es scheint zu stimmen. Denn wenn<br />
man eine Flasche des Sankt Laurent<br />
2006 öffnet, steigt der herrliche<br />
Duft von dunklen Beeren und<br />
zwetschken in die Nase.<br />
SCHaTTENMaUT<br />
Beim Modell der Schattenmaut trägt die <strong>Projekt</strong>gesellschaft die Verantwortung für den<br />
Bau, die Instandhaltung und den Betrieb der Verkehrsinfrastruktur. Die Schattenmaut<br />
hat jedoch den Vorteil, dass der Nutzer der Infrastruktur selber keine Maut an die<br />
<strong>Projekt</strong>gesellschaft zahlen muss. Das Verkehrsaufkommen wird gemessen, die Mautzahlungen<br />
an die Gesellschaft werden vom Staat übernommen. Das Modell der Schattenmaut ist<br />
vor allem für Infrastrukturen geeignet, bei denen eine Mauterhebung möglich ist, aber durch<br />
die Schattenmaut selber die Marktrisiken als sicherer anzusehen sind.
44 // RESSOURCEN<br />
es begann mit dem<br />
schweinebauch<br />
RESSOURCEN Schon immer konnte man mit dem Handel von Rohstoffen in<br />
kürzester Zeit sagenhaft reich oder völlig arm werden. Treibende Kraft dahinter<br />
ist die Tatsache, dass irdische Ressourcen begrenzt sind. Und der Mechanismus<br />
von Angebot und Nachfrage.<br />
// ANDrEAS EDEr<br />
D<br />
ie Wand aus Lärm ist nahezu undurchdringlich.<br />
Schreie mischen sich unter lautes Gebrabbel<br />
und unverständliche Wortfetzen.<br />
Zahlen und fremde Begriffe werden gerufen. Arme<br />
werden hochgerissen und sinken an anderer Stelle<br />
rasch wieder nach unten. Die Atmosphäre gleicht einem<br />
Fußballstadion, während die Heimmannschaft in<br />
der 89. Minute 2:3 hinten liegt. Es hängt der Geruch<br />
von unmoralisch hohen Gewinnen in der Luft. Und<br />
der von zerstörerischen Verlusten. Und all das ausgelöst<br />
von tiefgefrorenen Schweinebäuchen. Ein bewegtes<br />
Kapitel in der Geschichte des Warenterminhandels<br />
wird von diesem Rohstoff geprägt. Der 80er-Jahre-<br />
Spielfilm ‚Die Glücksritter‘ mit Dan Aykroyd und Eddie<br />
Murphy ließ tief in das Milieu von Rohstoffspekulanten<br />
einblicken.<br />
Die Zeiten haben sich geändert. Die globale Bedeutung<br />
von Rohstoffen hat seit der großen Ära der legendären<br />
Chicagoer Warenterminbörse CME (Chicago Mercantile<br />
Exchange) stetig zugenommen. Dort wurde bis zum<br />
Ende des vergangenen Jahrtausends noch traditionell<br />
analog mit Schweinebauch gehandelt. Inzwischen<br />
wird auch hier ausschließlich elektronisch ‚getradet‘.
Und der Wandel in der Lebensmittelindustrie hat dem<br />
Schweinebauch den Garaus gemacht. Die Rohstoffe für<br />
die industrielle Fertigung von modernen Gütern und<br />
Produkten haben ihm den Rang abgelaufen.<br />
der markt macht den Preis<br />
Der Handel mit derartigen Ressourcen, die an den internationalen<br />
Börsen eine eigene Anlageklasse mit hoher<br />
Volatilität bilden, ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
des Spekulantenalltags. Und ein wesentlicher Faktor<br />
für Unternehmen in der Bauwirtschaft. Preise müssen<br />
zu Zeiten kalkuliert werden, in denen der Preis<br />
zum Liefertermin wiederum nur schwer einzuschätzen<br />
ist. Bei den großen Bauunternehmen geht der Trend<br />
seit längerem hin zur Schaffung und Sicherung eigener<br />
Rohstoffquellen wie Schotter- oder Kieswerken.<br />
Im Jahr 2002 wurden allein in Österreich über 100<br />
Millionen Tonnen (Mengenschätzung) mineralische<br />
Rohstoffe wie Sand, Kies, Naturstein, Kalk, Lehm, Ton,<br />
Mergel, Schiefer, Gips oder Industrieminerale produziert.<br />
Das entspricht einem Wert von rd. 1,1 Mrd. Euro<br />
und sicherte dadurch in Branchen wie der Bauwirtschaft,<br />
der Landwirtschaft, dem Verkehrssektor oder in<br />
Kommunen gesamtwirtschaftlich gesehen rd. 14.600<br />
Arbeitsplätze. Häuser, Straßen, Kanäle, Gläser, Fernsehgeräte,<br />
Computer, Handys, Medikamente oder Kosmetika<br />
sind ohne mineralische Rohstoffe undenkbar.<br />
In Mitteleuropa liegt der Bedarf pro Kopf an Baurohstoffen<br />
bei 10 Tonnen im Jahr, in Ballungszentren sogar<br />
noch mehr. Die Tendenz ist steigend. Allein in einem<br />
unterkellerten Einfamilienhaus stecken durchschnitt-<br />
20 sec. // cMe – chicago Mercantile exchange<br />
Die einst legendäre Börse für den Handel mit Schweinebäuchen ist 2008 mit dem ‚chicago<br />
Board of Trade (cBOT)‘ zum weltgrößten Handelsplatz für Derivative, der ‚cME group inc.‘ fusioniert.<br />
in den 60er Jahren begann der Handel mit Schweinebäuchen in Form von hochriskanten<br />
Warentermingeschäften. Die enorme Volatilität lockte Spekulanten aus der ganzen Welt. Als<br />
sich die lebensmittelindustrie in den 90ern zu wandeln begann, neigte sich die große Ära der<br />
Schweinebäuche dem Ende zu. 1992 wurde mit der Plattform ‚globex‘ der elektronische Handel<br />
an der cME eingeführt. 2006 machte das Volumen von über ‚globex‘ gehandelten Papieren bereits<br />
72 % des gesamtaufkommens aus. Das entspricht einem Wert von 1.015 Milliarden Dollar.<br />
BEGRIFFE<br />
Termingeschäft / zeitgeschäft:<br />
Geschäft über den Kauf/Verkauf eines<br />
Gutes zu einem späteren Zeitpunkt mit<br />
einem fest vereinbarten Preis //<br />
Volatilität: Ausmaß der Schwankung<br />
von Finanzmarktparametern (Aktienkurse<br />
etc.) // Anlageklasse: Beschreibt<br />
die Anlagepolitik eines Fonds<br />
lich 450 Tonnen, in einem Kilometer Autobahn sogar<br />
160.000 Tonnen mineralische Rohstoffe.<br />
ökologie versus ökonomie<br />
Die Anforderungen an die Gewinnung und Verarbeitung<br />
sind durch ökologische Aspekte enorm gestiegen.<br />
Der Ausstoß von Emissionen und der Verbrauch von<br />
Energie muss deutlich reduziert werden und Renaturierungs-<br />
wie Rekultivierungsmaßnahmen sind in die<br />
Überlegungen einzuplanen. Der Schutz von wertvollen<br />
Lebensräumen für bedrohte Tiere und Pflanzen steht<br />
dabei an erster Stelle.<br />
Der hohe Anspruch an die Qualität von Rohstoffprodukten<br />
wirkt sich auf die Verfügbarkeit und die kostenintensive<br />
Kontrolle der Eigenschaften aus. Durch<br />
die zunehmende Besiedelung und ein steigendes Umweltbewusstsein<br />
werden die Abbaumöglichkeiten immer<br />
geringer. Das führt zu längeren Transportwegen<br />
mit hohen Kosten und einer zunehmenden Umweltbelastung.<br />
Damit gewinnt das Thema Recycling immer<br />
mehr an Bedeutung. Eine Einschränkung der Produktion<br />
von mineralischen Rohstoffen würde einen volkswirtschaftlichen<br />
Produktionsrückgang mit dem Faktor<br />
9,34 bedeuten. Davon wäre der Bausektor maßgeblich<br />
betroffen.<br />
Doch eine Verknappung von mineralischen Rohstoffen<br />
ist derzeit nicht in Sicht. Und solange nicht mit<br />
Schweinebauch gebaut wird, sind Preisschwankungen<br />
am Rohstoffmarkt ein überschaubares Risiko. //<br />
Ü<br />
www.cmEgroup.com<br />
45
46 //<br />
UMWELT<br />
Die<br />
Kraft der<br />
Sonne<br />
nutzen
ERNEUERBARE ENERGIEN Almeria ist mit 3.000 Sonnenstunden pro Jahr<br />
die sonnenreichste Region Europas – und hat als solche nicht nur großes<br />
Potenzial zum Gemüseanbau, sondern auch zur Nutzung der Sonnenenergie.<br />
// PETrA WEiSSENBicHlEr<br />
A<br />
lmeria, so nennt sich eine<br />
der acht Provinzen Andalusiens<br />
im Süden Spaniens,<br />
nicht umsonst leitet sich der<br />
Name, gleichermaßen von Hauptstadt<br />
und Region, aus dem Arabischen<br />
ab, denn ‚al-Mariyva‘ hat<br />
was Besonderes: Die Nähe zum afrikanischen<br />
Kontinent prägt das Klima<br />
als extrem warm und sehr, sehr<br />
trocken.<br />
halBwüstenklima und<br />
delikatesstomaten<br />
Die dadurch sonnenreichste Region<br />
Europas weist klimatisch im<br />
Landesinneren ein nahezu außergewöhnliches<br />
Halbwüsten-<br />
Ökosystem auf. Mandelbäume,<br />
Olivenhaine, Obstgärten und Gemüseplantagen<br />
prägen die südspanische<br />
Küste, auch der ‚Gemüsegarten<br />
Europas‘ genannt.<br />
Insider wissen: „Hier gibt es die absolut<br />
besten Tomaten weit und breit –<br />
sehr süßlich, sehr klein, sehr bekannt,<br />
sehr schmackhaft und vor allem sehr<br />
teuer“, so erinnert sich Ralf Schöneberg,<br />
technischer Geschäftsführer<br />
vom <strong>Projekt</strong> Almeria. „Den<br />
Kilopreis dieser Tomaten von rund €<br />
16,— werde ich wohl noch sehr lange<br />
in Erinnerung haben, aber auch den<br />
herrlichen Geschmack“, bemerkt der<br />
sympathische Techniker schmunzelnd.<br />
Seine Aufgabe war, die technische<br />
Gesamtleitung zur Entstehung eines<br />
der größten Photovoltaikparks dieser<br />
Region und in Spanien. Photovoltaik<br />
klingt komplizierter, als es<br />
ist, denn Solarparkanlagen machen<br />
nichts anderes, als Sonnenstrahlung<br />
in Solarstrom umzuwandeln<br />
und diesen an den örtlichen Energieversorger<br />
zu verkaufen.<br />
ingenieurskunst vom<br />
feinsten<br />
Die Solaranlage genannt ‚Sol del<br />
Sur‘ liegt in den Bergen zwischen<br />
den beiden Örtchen Nijar und Lucainea,<br />
ca. 40 km von der Stadt Almeria<br />
entfernt. ALPINE-ENERGIE<br />
Deutschland hatte gemeinsam mit<br />
ARGE Partnern diesen Auftrag zur<br />
Errichtung dieses gewaltigen Solarkraftwerkes<br />
erhalten.<br />
Eine im Durchschnitt jährliche Gesamteinspeisung<br />
einer jeden Solarfabrik<br />
liegt im Schnitt bei rund 200<br />
Kilowattstunden. Doch bis dahin<br />
erfordert dies immenses Know-how<br />
im Bereich erneuerbarer Energien<br />
und technische Ingenieurskunst<br />
vom Feinsten.<br />
In einer knappen Bauzeit von nur<br />
sieben Monaten, per Fertigstellung<br />
im Juli 2008, konnte eine Erzeugungsleistung<br />
von 14,5 MWp erreicht<br />
werden. Im Vergleich zu den<br />
installierten Gesamtmodulen dieser<br />
Anlage, leistet ein Modul genau<br />
170 Watt. Die Größenordnung aller<br />
Module dieses <strong>Projekt</strong>es liegt heute<br />
bei rund 90.480 Stück sowie die<br />
CO2-Einsparung bei 17.580 Ton-<br />
nen pro Jahr. Der Gesamtenergieertrag<br />
erwirtschaftet somit rund<br />
20.690.000 KWh im Jahr. Eine<br />
gewaltige Leistung, bedenkt man,<br />
dass schon rund 22 Millionen KWh<br />
Strom ausreichen, um etwa 6.000<br />
Durchschnittshaushalte zu versorgen.<br />
‚Sol del Sur‘ forderte nicht nur<br />
durch den sehr schwierigen Geländeverlauf<br />
hohen Einsatz. Rund 100<br />
Arbeiter, etliche Bagger, eine Vielzahl<br />
an Traktoren, einige Planierraupen<br />
sowie ein Unimog ermöglichten<br />
es, vor Ort rund 85.000<br />
Mono- und Polykristalline Module<br />
auf einer Gesamtfläche von rund<br />
300.000 m2 zu errichten.<br />
Denn allein die Sonne strahlt binnen<br />
drei Stunden die gleiche Menge<br />
Energie auf die Erde, wie pro Jahr<br />
von der gesamten Erdbevölkerung<br />
verbraucht wird.<br />
forschung und entwicklung<br />
seit den 80er Jahren<br />
Solche und weitere Solarparkanlagen<br />
sind in Andalusien öfter mal<br />
zu sehen, denn nebst Gastfreundschaft,<br />
Flamenco und Südfrüchten<br />
liegt nördlich von Almeria das<br />
Versuchsgelände genannt ‚Plataforma<br />
Solar de Ameria‘, wo bereits seit<br />
1980 Forschung und Entwicklung<br />
für konzentrierte Solartechnologie<br />
betrieben wird.<br />
Als positiven Nebeneffekt bei der<br />
Errichtung solcher Solarparks wird<br />
Andalusien wirtschaftlich gestärkt,<br />
die Umwelt entlastet, die lokale<br />
Energieversorgung dezentralisiert<br />
und die Unabhängigkeit der Region<br />
gefördert. //<br />
Ü www.alpine-energie.com<br />
47
48 // UMWELT<br />
Da würden sogar die<br />
Römer staunen<br />
BAUSTOFF BETON Schon von den Römern wurde ‚Opus Caementitium‘, auch Römischer<br />
Beton genannt, verwendet. Monumentale Bauwerke wie Tempel, Thermen, Tunnel, Theater<br />
und Aquädukte sind heute noch Zeugen der Langlebigkeit und Stabilität des Baustoffes.<br />
// iNES ScHMiEDMAiEr<br />
A<br />
uch heute noch ist Beton<br />
durch seine regionale<br />
Verfügbarkeit und die natürlichen<br />
Bestandteile ein begehrter<br />
Baustoff. Beton ist unverzichtbar<br />
in allen Sparten des Baugewerbes<br />
– besondere Anforderungen an das<br />
Material werden jedoch beim Bau<br />
von Kraftwerken, Kühltürmen,<br />
Brückenbauten oder im Spezialtiefbau<br />
gestellt.<br />
Gerade im Kraftwerksbau sind die<br />
statischen Belastungen besonders<br />
hoch. „Das Fundament für die<br />
Turbine ist zweieinhalb Meter hoch<br />
und muss einem Gewicht von 1.750<br />
Tonnen standhalten“, berichtet Erik<br />
Lehner, Bauleiter am Kraftwerk<br />
Malzenice in der Slowakei. „Bei<br />
solch massiven Bauteilen muss besonders<br />
auf die niedrige Hydrationswärmeentwicklung<br />
geachtet werden“,<br />
erklärt Lehner weiter. Die reduzierte<br />
Abbindewärme soll die Zwangsspannungen,<br />
die beim Abbinden im<br />
Inneren von massiven Betonteilen<br />
entstehen und zu Rissen führen,<br />
verhindern.<br />
Risse zu verhindern wussten auch<br />
schon die Römer – noch heute gibt<br />
es große Estrichflächen in einigen<br />
Orten in Nordafrika, die um 200-<br />
300 n. Chr. ausgeführt wurden.<br />
Trotz der vorherrschenden Temperaturunterschiede<br />
zwischen Tag<br />
und Nacht sind diese Flächen völlig<br />
frei von Rissen. Eine wesentliche<br />
Weiterentwicklung war damals die<br />
Verwendung von Zuschlagsstoffen.<br />
Diese bestanden aus Ziegelresten<br />
und besaßen die Eigenschaft, bei<br />
Temperaturänderungen Spannungen<br />
auszugleichen und dadurch<br />
Risse zu verhindern.<br />
die entwicklung ‚weicher<br />
Betone‘<br />
Heute ist die Betonentwicklung<br />
einige Schritte weiter – in den<br />
Labors der Bautechnischen Prüf-<br />
und Versuchsanstalt GmbH (bpv)<br />
in Himberg wird derzeit intensiv an<br />
der Weiterentwicklung der Rezepturen<br />
‚weicher Betone‘ gearbeitet,<br />
die vor allem im Spezialtiefbau zum<br />
Einsatz kommen. Die Stabilität des
Frischbetons sowie der Einsatz von<br />
Zusatzstoffen in Kombination mit<br />
langen Verarbeitungszeiten stellen<br />
besondere Anforderungen an die<br />
Rezeptur. „Die Herausforderung<br />
besteht in der unterschiedlichen Dichte<br />
von Wasser und Beton, die sich nicht<br />
entmischen dürfen“, erklärt Thomas<br />
Eisenhut. Ansonsten kommt es zu<br />
einem Aufsteigen von Wasser durch<br />
im Beton gebildete Kanäle. Dieses<br />
sogenannte ‚Bluten‘ des Betons soll<br />
verhindert werden.<br />
innovationsPreis für<br />
BetonPresse<br />
In enger Zusammenarbeit von<br />
Grund-, Pfahl- und Sonderbau<br />
und bpv wurde die Betonfilterpresse<br />
zur Bestimmung der Stabilität<br />
weicher Betone entwickelt. Das<br />
Forscherteam Thomas Eisenhut und<br />
Alexander Pekarek wurde dafür<br />
vom spanischen Mutterkonzern<br />
FCC mit dem Innovationspreis 2007<br />
‚Premio Fomento de la lnnovación‘<br />
ausgezeichnet.<br />
„Wir vergeben auch immer wieder<br />
Themen für Diplomarbeiten zum<br />
Thema Beton“, berichtet Thomas<br />
Eisenhut. Betreut werden die<br />
Diplomarbeiten von Herrn Eisenhut<br />
selbst, umgesetzt werden die<br />
Forschungsprojekte in Kooperation<br />
mit Studenten des Instituts für Geotechnik<br />
der Universität für Bodenkultur<br />
und der Grund-, Pfahl- und<br />
Sonderbau GmbH. Weiche Betone<br />
kommen im Spezialtiefbau bei der<br />
Errichtung von Bohrpfählen und<br />
Schlitzwänden zur Anwendung.<br />
„Bohrpfähle werden unter anderem<br />
für die Fundierung von Brückenbauwerken<br />
eingesetzt“, weiß Markus<br />
Tandler, Gruppenleiter bei Grund-,<br />
Pfahl- und Sonderbau. Bei der Donaubrücke<br />
in Traismauer kamen auf<br />
dem gesamten Brückenabschnitt<br />
etwa 600 Bohrpfähle, davon 136 im<br />
Donaustrom und die restlichen bei<br />
den Vorlandbrücken, zur Ausführung.<br />
Bohrpfähle sind üblicherweise<br />
bis 40 m tief und haben normalerweise<br />
einen Durchmesser von 60<br />
bis 150 cm.<br />
Beim Bau von Tiefgaragen, die<br />
ganz oder teilweise unter dem<br />
Grundwasserspiegel liegen, werden<br />
Schlitzwände, die den Eintritt von<br />
Grundwasser zuverlässig verhindern,<br />
errichtet. Schlitzwände sind<br />
Verbauelemente, die üblicherweise<br />
Dicken von 40 cm -1,5 m aufweisen<br />
und Tiefen bis zu 40 m haben. „Ein<br />
kombinierter Einsatz von Schlitzwänden<br />
und Bohrpfählen kam bei der<br />
Erweiterung der U-Bahn-Linie 2,<br />
Baulos Messe, zum Einsatz“ berichtet<br />
Herr Tandler weiter.<br />
Bei der Hochlage der U-Bahn wurden<br />
sämtliche Stützen mit Bohrpfählen<br />
fundiert, bei der Tieflage<br />
selbst wurden Schlitzwände durch<br />
das anstehende Grundwasser als<br />
Verbauelement vorgesehen.<br />
wein reift im Betonei<br />
In Österreich steht das burgenländische<br />
Demeter-Weingut Meinklang<br />
für die hierzulande noch recht unbekannte<br />
Weinausbaumethode in<br />
überdimensionalen Betoneiern, die<br />
in Frankreich schon länger bekannt<br />
ist. Angela und Werner Michlits<br />
ließen sich vor drei Jahren von der<br />
neuen Methode des Weinausbaues<br />
in Betoneiern begeistern. Seither<br />
sind sie erfolgreich dabei, den biodynamischen<br />
Weinbau mit dieser<br />
Ausbau- und Lagermethode auch<br />
hierzulande salonfähig zu machen.<br />
Vor einem Jahr wurde der Meinklang<br />
Sankt Laurent 2006 als der<br />
erste in Betoneiern ‚ausgebrütete‘<br />
Wein Österreichs abgefüllt.<br />
Beton Bietet gegenüBer<br />
holz- und edelstahl-<br />
Behältern vorteile.<br />
Durch die Vielzahl extrem feiner<br />
Luftporen im Beton gelangt Sauerstoff<br />
gezielt in Miniaturdosen in den<br />
Wein, es entsteht eine natürliche<br />
Mikrooxidation, sodass der Wein<br />
zur Reifung ausreichend atmen<br />
kann. Holz verfügt zwar auch<br />
über Poren, gibt aber Röstaromen<br />
und Tannine an den Wein ab. Im<br />
Gegensatz dazu bewahrt Beton den<br />
natürlichen sortenreinen Geschmack<br />
des Weines. „Wir mussten<br />
zu Beginn alles über den Chemismus<br />
des Weines, betreffend der Reaktion<br />
auf den Beton, prüfen und haben<br />
dann die geeignete Betonsorte für den<br />
Weinausbau kreiert“, erklärt Ing. Johann<br />
Ramsbacher, Geschäftsführer<br />
der Rauter GmbH, der steirischen<br />
Herstellerfirma der Betoneier. Der<br />
ph-Wert des Weines befindet sich<br />
im sauren Bereich, daher wurde<br />
eine Spezialrezeptur entwickelt.<br />
Auch die Schalung und damit auch<br />
die Betonoberfläche der Betoneier<br />
wurden im Vergleich zum französischen<br />
Modell verbessert. Ein<br />
Betonei fasst 900 Liter und hat eine<br />
Wandstärke von zwölf Zentimetern,<br />
dabei wiegt es mehr als 1,7 Tonnen<br />
und eignet sich für den Ausbau von<br />
Rot- und Weißwein gleichermaßen.<br />
Auch die alten Römer wussten<br />
schon um die Lagerung des Rebensaftes<br />
in Betonbehältnissen. Aber<br />
dass der Wein, der im ‚Imperium<br />
Romanum‘ als Grundnahrungsmittel<br />
für alle Bevölkerungsschichten<br />
galt, eines Tages in Betoneiern<br />
‚ausgebrütet‘ wird, würde selbst die<br />
Römer zum Staunen bringen! //<br />
10 sec. // Beton<br />
EIGENSCHAFTEN<br />
DES BETONS<br />
ABBINDEN<br />
Phase der Kristallbildung<br />
in der<br />
Betonmasse<br />
KRIECHEN<br />
49<br />
so heißt der Beton<br />
während des<br />
Abbindens<br />
SCHWINDEN<br />
Volumenabnahme/<br />
Verkürzung durch<br />
Austrocknen<br />
BLUTEN<br />
Absondern von<br />
Wasser an der Oberfläche.<br />
VERDURSTEN<br />
Bei zu hoher<br />
Temperatur und zu<br />
geringer Luftfeuchtigkeit<br />
kann der<br />
verarbeitete Beton<br />
austrocknen, sodass<br />
die Betonoberfläche<br />
nicht die erforderliche<br />
Festigkeit<br />
erreicht.<br />
Beton ist ein gemenge aus gesteinskörnung, Wasser und<br />
Zement als Bindemittel. Das gemisch ist am Anfang zähflüssig<br />
und erstarrt nach und nach, bis es schlussendlich<br />
eine steinartige Konsistenz erreicht. Die Festigkeit erhält<br />
der Beton durch die Auskristallisierung des Klinkers<br />
im Zement. Durch ihn bilden sich feinste Kristallnadeln,<br />
die sich fest ineinander verzahnen.
50 //<br />
ErBaULiCHES<br />
KOLUMNE VON ALEx AICHNER<br />
Haben Sie sich eigentlich jemals überlegt,<br />
wie viele unterschiedliche Berufe<br />
es gibt? 879? 1.367? Egal – jedenfalls<br />
unendlich viele! Das ist an sich schon<br />
erstaunlich und überaus bemerkenswert,<br />
vor allem wenn man bedenkt,<br />
dass wir alle doch ursprünglich aus ein<br />
und demselben Beruf kommen. Wenn<br />
Sie jetzt den Kopf noch so ungläubig<br />
schütteln – es stimmt tatsächlich: Sie<br />
und ich haben eine gemeinsame ‚berufliche‘<br />
Vergangenheit.<br />
Wenngleich Buben in der Regel von<br />
einer Karriere als Rennfahrer, Papst,<br />
Feuerwehrmann und Ritter, Mädchen<br />
dagegen von einer Zukunft als<br />
Tierärztin, Friseurin, Primaballerina,<br />
Barbie-Designerin oder Pferdezüchterin<br />
träumen – eines haben alle trotz<br />
zahlloser geschlechtlicher Unterschiedlichkeiten<br />
gemeinsam:<br />
wir alle, männer wie<br />
frauen, kommen – aus der<br />
BauBranche!<br />
Jeder von uns hat irgendwann mit<br />
größter Hingabe und unendlicher<br />
Begeisterung gebaut. Oder können Sie<br />
sich an Ihre beispiellose Karriere in der<br />
Sandkiste nicht mehr erinnern? Wobei<br />
die schönsten Baugründe mit Sicherheit<br />
die Strände dieser Welt sind. Da,<br />
wo wir Burgen, Schlösser, Festungen,<br />
Straßen, Städte, Tunnels, Pyramiden<br />
und was weiß ich noch alles gebaut<br />
haben! Damals war die Baubranche<br />
auch keineswegs von Männern dominiert.<br />
Im Gegenteil: Beim Bau von<br />
Sandburgen waren Buben und Mädchen<br />
ein Herz und eine Seele. Wobei<br />
wir nicht auf Sand allein bauten! Ganz<br />
und gar nicht. Als Kleinkinder haben<br />
wir mutig und entschlossen mit unterschiedlichsten<br />
Materialien experimentiert.<br />
Plastik- und Holzklötze waren<br />
weitere bevorzugte Werkstoffe, ebenso<br />
wie Spielkarten und ausrangierte<br />
Schachteln und Pappkartone.<br />
Ja, als Kinder waren wir alle ganz<br />
große Baumeister. Mit leiser Wehmut<br />
erinnere ich mich an die monumen-<br />
talen Sandburgen, die über Nacht ein<br />
Raub der Wellen wurden, und an die<br />
gewagten architektonisch richtungsweisenden<br />
Lego-Wolkenkratzer.<br />
(Wobei wir zugegebenermaßen im<br />
Abreißen und Zerstören ebenso geschickt<br />
waren wie im Aufbauen.) Jedenfalls hat<br />
uns irgendwann im Lauf der Kindheit<br />
eine unerklärliche und unglückliche<br />
Fügung des Schicksals dazu bewogen,<br />
den Berufswunsch zu wechseln und<br />
eine Karriere als Pilot, Filmstar, Topmodel,<br />
Geheimagent oder Millionär<br />
anzustreben. Ob wir in diesem nächsten<br />
Berufsleben glücklicher wurden,<br />
sei dahin gestellt.<br />
Jedenfalls war ich selten in meinem<br />
Leben stolzer als in den Augenblicken,<br />
da meine Sandburg die meines<br />
Nachbarn bei weitem überragte. Und<br />
auch Jahre später, als ehrgeiziger Vater<br />
einer begabten kleinen, vierjährigen<br />
Baumeisterin musste ich feststellen,<br />
dass mich die Sandburg-Baubranche<br />
immer noch faszinierte. So sehr<br />
jedenfalls, dass meine Tochter mehr<br />
oder weniger zum Zuschauen verurteilt<br />
wurde, so sehr war ich in meinem<br />
Element. Dafür war sie dann stolze<br />
Besitzerin der prächtigsten Sandburg<br />
der ganzen Karibik. Fest steht: Glückselig<br />
strahlende, Sandburgen bauende<br />
Väter, im Privatberuf Generaldirektoren<br />
und Aufsichtsratsvorsitzende, sind<br />
der untrügliche Beweis dafür, dass<br />
der Mensch in Wahrheit zum Bauen<br />
geboren ist.<br />
Wie auch immer: Für das gesellschaftliche<br />
Zusammenleben dürfte es<br />
durchaus von Vorteil sein, dass wir<br />
uns irgendwann anderen Tätigkeiten<br />
zugewendet haben. Nicht zuletzt<br />
die in der Baubranche Verbliebenen<br />
freuen sich maßlos, dass ihnen einige<br />
Milliarden Mitbewerber erspart<br />
bleiben …<br />
Obwohl wir im Grunde der Baubranche<br />
alle irgendwie ewig verbunden<br />
bleiben. Denn ganz ehrlich: Wer von<br />
uns baut nicht gerne immer wieder<br />
und immer schönere - Luftschlösser?<br />
// IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER - ALPINE Holding GmbH<br />
Marketing & Konzernkommunikation<br />
Alte Bundesstraße 10 · 5071 Wals / Salzburg · Österreich<br />
Telefon +43 662 8582-0 · Fax -9900 · inside@alpine.at<br />
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CHEFREDAKTION - Andreas Eder<br />
REDAKTION - Marina Pollhammer, Ines Schmiedmaier<br />
DESIGN / ART DIRECTION - Florian Frandl<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE - Isabella Drakulic,<br />
Andreas Eder, Claudia Lagler, Marina Pollhammer,<br />
Ines Schmiedmaier, Petra Weissen bichler<br />
KONzEPT & ORGANISATION - Marina Pollhammer<br />
BERATUNG - ikp Salzburg PR und Lobbying GmbH<br />
BILDNACHWEIS - Markus Berger S. 13 // Gerald Kapfer<br />
S. 5, 10, 12, 35 (Taucher) // H.-P. Kretschmer S. 13 Mitte<br />
// Franz Pflügl S. 17 // Alexander Vorderleitner S. 3, 6-9 //<br />
Chris Zenz S. 2, 11, 12/13 oben, 20 // AlpTransit Gotthard<br />
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29 (Transporte) // Mit freundlicher Empfehlung von DSC S.<br />
26 (Stadion) // John Slater / Digital Vision / Getty Images<br />
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(Ducking the bouncer) // iStockphoto.com/selensergen<br />
S. 5 (Bulgaria flag) // iStockphoto.com/shevvers S. 13<br />
(Brown common toad) // iStockphoto.com/LFChavier S. 19<br />
(Jumping Clownfish) // iStockphoto.com/terex S. 19 (ball for<br />
cricket) // iStockphoto.com/AlbyDeTweede S. 19 (Container<br />
ship) // iStockphoto.com/matthewleesdixon S. 19 (Giant<br />
ferris wheel) // iStockphoto.com/derprinz S. 21 (Vienna<br />
underground/public transport) // iStockphoto.com/acilo S.<br />
23 (Wind energy) // iStockphoto.com/ LanceB S. 25 (Last<br />
Man 40) // iStockphoto.com/Entienou S. 25 (Cricket Score<br />
board) // iStockphoto.com/luxxtek S. 25 (Detail of a cricket<br />
score board) // iStockphoto.com/Entienou S. 25 (Cricket<br />
Scoreboard) // iStockphoto.com/redmal S. 25 (cricket ball<br />
and bails) // iStockphoto.com/Kolbz S. 26 (Cricketer Playing<br />
a Shot) // iStockphoto.com/duncan1890 S. 30 (Bulgarian<br />
flag boy) // iStockphoto.com/rosen_dukov S. 31 (Bulgarian<br />
coins) // iStockphoto.com/Liliboas S. 35 (Monarch Butterfly)<br />
// iStockphoto.com/xelf S. 35 (Ammonite Section) //<br />
iStockphoto.com/prill S. 35 (yellow reflective coat) //<br />
iStockphoto.com/Kech S. 42 (feline eye) // iStockphoto.<br />
com/davincidig S. 43 (passport) // iStockphoto.com/Ljupco<br />
S. 43 (Red wine pouring down from a bottle) // iStockphoto.<br />
com/Kursad S. 43 (flamenco woman) // iStockphoto.com/<br />
iwant S. 45 (Charcoal) // iStockphoto.com/Kativ S. 46 (Solar<br />
Panels) // iStockphoto.com/Kativ S. 47 (Sweet Tomato) //<br />
iStockphoto.com/kozmoat98 S. 48 (Pouring Concrete) //<br />
iStockphoto.com/tbd S. 49 (Grapes on the Vine) //<br />
iStockphoto.com/RusN S. 50 (pebble pyramid) // Restliche<br />
Bilder: ALPINE Bildarchiv<br />
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ERSCHEINUNGSWEISE - 2 x jährlich<br />
- Geschlechtsneutrale Formulierung: Aus Gründen der<br />
einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische<br />
Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten<br />
im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide<br />
Geschlechter.<br />
- Das Magazin liegt ebenfalls in englischer Übersetzung<br />
vor. Bei Abweichungen gilt die deutsche Fassung.<br />
- Satz- & Druckfehler vorbehalten.<br />
- Alle Angaben in dieser Ausgabe erfolgen trotz sorgfältigster<br />
Bearbeitung ohne Gewähr; eine Haftung der ALPINE<br />
Holding GmbH wird ausdrücklich ausgeschlossen.
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