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"Alltagsorientierte Wohngruppenkonzepte" - Schweriner ...

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Quelle: Auszüge aus http://www.stmas.bayern.de/pflege/stationaer/wohngrup.pdf<br />

<strong>Alltagsorientierte</strong> Wohngruppenkonzepte für pflegebedürftige ältere<br />

Menschen in stationären Einrichtungen und nahtstellenorientierte<br />

Personalplanung<br />

0. Vorbemerkung<br />

Die Ansprüche an das Wohnen in einer Altenpflegeeinrichtung haben sich in den letzten<br />

Jahren deutlich verändert. Die Bewohnerinnen und Bewohner wünschen sich, dass die<br />

täglichen Abläufe so ähnlich wie möglich dem Leben und Wohnen zu Hause sind.<br />

In den neueren Wohnkonzepten rücken deshalb die Leistungsbereiche Pflege und<br />

Hauswirtschaft näher zusammen. Für die von den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

wahrgenommene und erlebte Lebensqualität ist das von erheblicher Bedeutung. Aus<br />

der engen Verknüpfung hauswirtschaftlicher und pflegerischer Tätigkeiten erwachsen<br />

vielfältige Fragen zur Aufgabenverteilung und zum Personaleinsatz.<br />

Der Leitfaden zur organisatorischen Gestaltung und Umsetzung alltagsorientierter<br />

Wohngruppenkonzepte des Bayrischen Staatsministeriums für Arbeit, Sozialordnung<br />

zeigt deutlich die gestiegenen Anforderungen an hauswirtschaftliche Tätigkeiten in<br />

Wohngruppenkonzepten und ähnlichen bewohnerorientierten Pflegeansätzen. Er macht<br />

auch deutlich, dass betriebliche Ausbildung von Hauswirtschafterinnen und<br />

Hauswirtschaftern keine Frage der Förderung der Ausbildung im Rahmen des<br />

Pflegesatzes ist, sondern eine Frage der Personalplanung.<br />

Wohngruppenkonzepte, vielerorts als Hausgemeinschaften ausgerichtet, stehen im<br />

Zentrum dieser Entwicklung. Gemeinsames Merkmal der Konzeptionen ist,<br />

hauswirtschaftliche Tätigkeiten nahe am Bewohner zu organisieren, so dass sie erlebbar<br />

sind und wie selbstverständlich dem Tag eine Struktur geben. Diese konzeptionellen<br />

Ansätze stehen jedoch im Widerspruch zur bisherigen strikten Trennung von<br />

personellen Ressourcen für die Bereiche Hauswirtschaft und Pflege, sowie der daraus<br />

resultierenden Personaleinsatzmuster. Diesen Widerspruch gilt es durch die Vernetzung<br />

der beiden Leistungsbereiche und einen darauf abgestimmten Personaleinsatz<br />

aufzuheben.<br />

Im Hinblick auf die große Zahl an demenziell erkrankten alten Menschen spielen<br />

Normalität und Alltagsorientierung bei der Konzeption und Betriebsorganisation von<br />

stationären Pflegeeinrichtungen eine bedeutende Rolle. Damit gewinnt auch die<br />

Hauswirtschaft zunehmend an Bedeutung. Eine dezentral und bewohnernah<br />

organisierte Hauswirtschaft bietet den BewohnerInnen eine an der eigenen Häuslichkeit<br />

angelehnte Tagesstruktur und ermöglicht ihnen die Teilnahme und Teilhabe an<br />

hauswirtschaftlichen Aktivitäten. Die BewohnerInnen können die MitarbeiterInnen<br />

beispielsweise beim Eindecken der Tische beobachten, den Kaffee, der im Wohnbereich<br />

gekocht wird, riechen und wenn sie dazu in der Lage sind, die MitarbeiterInnen bei<br />

diesen Tätigkeiten unterstützen.


Die dezentrale Organisation der Hauswirtschaft ermöglicht ferner eine höhere<br />

Personalpräsenz in den Wohnbereichen, die direkt den BewohnerInnen zugute kommt.<br />

Auch im Hinblick auf Kostengesichtspunkte sind alltagsorientierte Wohnkonzepte<br />

relevant. Ein optimaler Personalmix Pflege/Hauswirtschaft im Rahmen des ohnehin<br />

engen Personalbudgets trägt durch die vergleichsweise geringeren durchschnittlichen<br />

Personalkosten von Hauswirtschaftskräften zur Kostenoptimierung bei.<br />

Darüber hinaus können Pflegekräfte von Schnittstellentätigkeiten entlastet werden. Das<br />

Wohngruppenkonzept zeichnet sich durch eine bewohnernahe dezentrale<br />

hauswirtschaftliche Versorgung aus. Die traditionelle Aufgabenteilung zwischen Pflege<br />

und Hauswirtschaft bleibt dabei bestehen.<br />

Das im vorliegenden Leitfaden beschriebene Wohngruppenkonzept zeichnet sich<br />

insbesondere durch eine starke Alltagsorientierung und einem sich daraus ergebenden<br />

hohen Stellenwert der Hauswirtschaft aus. Eine zentrale Rolle kommt in diesem<br />

Zusammenhang der hauswirtschaftlichen Servicekraft zu, welche die<br />

hauswirtschaftlichen Tätigkeiten sowie die Schnittstellentätigkeiten im Wohnbereich<br />

wahrnimmt. Im Unterschied zu Präsenzkräften in Hausgemeinschaften nimmt die<br />

hauswirtschaftliche Servicekraft keine pflegerischen Tätigkeiten wahr. Auch ist der Grad<br />

der Dezentralisierung hauswirtschaftlicher Tätigkeiten in Hausgemeinschaften höher als<br />

im vorliegenden Konzept:<br />

In Hausgemeinschaften wird das Essen beispielsweise durch die Präsenzkräfte<br />

zubereitet, während im Rahmen des vorliegenden Wohngruppenkonzepts, das Essen in<br />

einer Zentralküche zubereitet wird.<br />

Determinanten einer Einrichtungskonzeption und ihre Wechselbeziehungen:<br />

Zielgruppen<br />

In der Einrichtung werden zukünftig somatisch pflegebedürftige wie auch demenziell<br />

erkrankte SeniorInnen aufgenommen. Nicht aufgenommen werden Personen mit einem<br />

speziellen Hilfebedarf wie beispielsweise erwachsene pflegebedürftige Behinderte,<br />

Personen mit apallischem Syndrom und Personen mit chronisch verlaufenden<br />

psychischen Erkrankungen.<br />

Ziele<br />

Ziel des Trägers ist es, ein Wohngruppenkonzept mit dem Schwerpunkt der<br />

Alltagsorientierung umzusetzen. Den BewohnerInnen soll ein weitgehend an ihrem<br />

bisherigen Leben orientierter Alltag ermöglicht werden. Der Alltag ist stark durch<br />

hauswirtschaftliche Aktivitäten geprägt. Aus diesem Grund soll der Hauswirtschaft<br />

neben Pflege und Betreuung ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Möglichst viele<br />

hauswirtschaftliche Tätigkeiten sollen in den Wohnbereichen stattfinden, zur<br />

Strukturierung des Tages und um den BewohnerInnen eine Teilnahme und Teilhabe an<br />

diesen Aktivitäten zu ermöglichen. Ferner soll die geplante Einrichtung eine<br />

wohnortnahe Versorgung von älteren pflegebedürftigen Menschen in der bürgerlichen<br />

Gemeinde ermöglichen.


Grobe Leistungsbeschreibung<br />

Die Einrichtung wird neben vollstationärer Pflege auch integrierte Tages- und<br />

Kurzzeitpflege anbieten. Ihre Platzzahl liegt bei insgesamt 52 Plätzen, die sich in 42<br />

Langzeitpflegeplätze, 6 Kurzzeitpflegeplätze und 4 Tagespflegeplätze aufteilen. 12 der<br />

42 Langzeitpflegeplätze sind für demenziell erkrankte Menschen vorgesehen. Neben<br />

der pflegerischen Versorgung werden die BewohnerInnen durch einen Sozialdienst<br />

betreut, dessen Aufgaben insbesondere die Organisation von<br />

wohngruppenübergreifenden Aktivitäten, die Koordination von Ehren- und Nebenamt<br />

sowie die Organisation von Betreuungsgruppen sein werden.<br />

Raumbedarf, -ausstattung<br />

Die Plätze der Einrichtung verteilen sich auf zwei Etagen mit jeweils 2 Wohngruppen á<br />

12 bzw. 14 Plätzen. Die Tagespflege und Kurzzeitpflege sind in den Wohngruppen<br />

integriert. Der Konzeption folgend bildet das Kernstück jeder Wohngruppe eine Küche<br />

mit einem sich anschließenden Ess-, Wohn- und Aufenthaltsraum für die<br />

BewohnerInnen. Die Küche und der Ess-, Wohn- und Aufenthaltsraum gehen offen<br />

ineinander über und sind lediglich durch eine Theke voneinander getrennt. Sie liegen<br />

jeweils im Zentrum einer Wohngruppe, zu beiden Seiten befinden sich<br />

Bewohnerzimmer. Zwischen den Wohngruppen einer Etage liegen die Funktionsräume,<br />

u. a. auch das Dienstzimmer.<br />

Organisation und Personalausstattung<br />

Aufgrund der vergleichsweise kleinen Betriebsgröße der Einrichtung ist geplant, sie<br />

zusammen mit zwei anderen Einrichtungen im Verbund von einem Leitungsteam zu<br />

führen. In diesem Leitungsteam werden die Einrichtungsleitung sowie die<br />

Hauswirtschaftsleitung vertreten sein. Die Pflegedienstleitung wird jeweils ausschließlich<br />

für eine Einrichtung zuständig sein und neben den Aufgaben als Pflegedienstleitung die<br />

Funktion der Hausleitung inne haben. Wichtige konzeptionelle Eckpunkte sind eine<br />

möglichst bewohnernahe hauswirtschaftliche Versorgung und Alltagsorientierung. Durch<br />

eine dezentrale Organisation der hauswirtschaftlichen Leistungen soll ferner eine hohe<br />

Personalpräsenz in den Wohnbereichen erzielt werden.<br />

Die hauswirtschaftlichen Leistungen in den Wohnbereichen werden von<br />

hauswirtschaftlichen Servicekräften übernommen. Sie garantieren eine qualitätsvolle<br />

hauswirtschaftliche Versorgung und sind wichtige AnsprechpartnerInnen für die<br />

BewohnerInnen. Die verbleibenden zentral und bewohnerfern organisierten<br />

hauswirtschaftlichen Tätigkeiten werden, um eine effektive Organisation mit möglichst<br />

geringer Budgetbeanspruchung zu gewährleisten, einrichtungsübergreifend<br />

durchgeführt bzw. fremd vergeben. So ist beispielsweise vorgesehen, die Speisen von<br />

einer trägereigenen Zentralküche im Cook-&- Chill-System zu beziehen und die<br />

Wäscheversorgung über eine Fremdwäscherei abzudecken.<br />

Auch im Pflegebereich soll den BewohnerInnen eine hohe Personalkontinuität durch<br />

eine möglichst wohngruppenbezogene Organisation gewährleistet werden. Eine enge<br />

Verzahnung der hauswirtschaftlichen und pflegerischen Leistungen soll durch die


Wohnbereichsleitung, welche die Personalverantwortung für die hauswirtschaftlichen<br />

Servicekräfte und Pflegekräfte erhält, erzielt werden.<br />

Gesamtpersonalbudget<br />

Letztendlich wird die Realisierung des Konzepts durch die Rahmenbedingungen und<br />

hier durch die geltenden Personalschlüssel beeinflusst. Schließlich ist eine dauerhafte<br />

Existenz der Einrichtung nur dann gegeben, wenn sie kostendeckend arbeitet. Unter<br />

Berücksichtigung der erwarteten Bewohnerstruktur und unter Anwendung der in Bayern<br />

derzeit gültigen Personalschlüssel wurde deshalb vom Träger ein<br />

Gesamtpersonalbudget ermittelt, innerhalb dessen die konkrete Ausgestaltung des<br />

Konzepts vorzunehmen ist.<br />

Handlungsschritte bei der organisatorischen Umsetzung<br />

Zunächst sind die zuvor festgelegten Eckpunkte des Konzepts in Form einer detaillierten<br />

Leistungsbeschreibung weiter zu konkretisieren. Anhand dieser Leistungsbeschreibung<br />

ist eine grobe Verteilung der Tätigkeiten auf die Bereiche bzw. Berufsgruppen<br />

vorzunehmen. Hierbei sind insbesondere die Schnittstellentätigkeiten zu<br />

berücksichtigen. Auf dieser Basis sind die Arbeitsabläufe für die einzelnen Bereiche zu<br />

planen, die die Grundlage für die Personalbedarfsberechnung bilden. Wurde der<br />

Personalbedarf errechnet, hat ein Abgleich mit dem zur Verfügung stehenden<br />

Gesamtpersonalbudget zu erfolgen. Falls die geplante Personalbesetzung mit dem zur<br />

Verfügung stehenden Personalbudget nicht umgesetzt werden kann, sind<br />

gegebenenfalls die Leistungsbeschreibung, das Grobkonzept der<br />

Schnittstellenverteilung und/oder die Arbeitsabläufe zu modifizieren. Deckt sich der<br />

errechnete Personalbedarf mit dem Gesamtpersonalbudget, sind die festgelegten<br />

Arbeitsabläufe in konkrete Dienstpläne und Stellenbeschreibungen umzusetzen.<br />

Grobkonzept Schnittstellen<br />

Wie bereits dargestellt liegt der Schwerpunkt beim hier beschriebenen<br />

Wohngruppenkonzept auf der Alltagsorientierung und damit einhergehend auf einer<br />

bewohnernahen hauswirtschaftlichen Versorgung. Dies bedeutet, dass möglichst viele<br />

hauswirtschaftliche Tätigkeiten dezentral und bewohnernah ausgeführt werden sollen.<br />

Das Konzept sieht vor, dass in den Wohnbereichen die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten<br />

sowie die Schnittstellentätigkeiten von einer hauswirtschaftlichen Servicekraft<br />

wahrzunehmen sind. Bei Schnittstellentätigkeiten handelt es sich um Aufgaben, die<br />

keinem der Bereiche zuzuordnen sind und sowohl pflegerische als auch<br />

hauswirtschaftliche Relevanz besitzen (z. B. Austeilen der Mahlzeiten, Verteilen der<br />

Wäsche).


Art der Tätigkeiten<br />

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten- Pflegerische Tätigkeiten- Tätigkeiten im<br />

Schnittstellenbereich.<br />

Die Pflegekräfte werden durch die Zuordnung der Schnittstellentätigkeiten auf die<br />

hauswirtschaftlichen Servicekräfte entlastet und können sich auf die klassischen<br />

pflegerischen Tätigkeiten (Grund- und Behandlungspflege) konzentrieren. Dieses<br />

Konzept erfordert insbesondere im Bereich der Speisenversorgung eine enge<br />

Zusammenarbeit von Pflege und Hauswirtschaft.<br />

In einem ersten Schritt ist detailliert festzulegen, welche Tätigkeiten zentral oder<br />

dezentral und von wem ausgeführt werden sollen (z. B. hauswirtschaftliche Servicekraft,<br />

Pflegekraft, Zentralküche, Reinigungsdienst, Wäscherei).<br />

Wie das Beispiel aus der Fallstudie zeigt, übernimmt die hauswirtschaftliche Servicekraft<br />

im Rahmen des vorliegenden Konzepts schwerpunktmäßig Aufgaben im Bereich der<br />

Speisenversorgung. Die täglichen und wöchentlichen Reinigungsarbeiten gehören nicht<br />

zu ihrem Aufgabengebiet. Diese Entscheidung wurde zum einen im Hinblick auf die<br />

Personalgewinnung getroffen. Die Speisenversorgung stellt insbesondere für<br />

qualifizierte Hauswirtschaftskräfte ein attraktives Tätigkeitsfeld dar, während der<br />

Reinigungsbereich eher unattraktiv erscheint. Zum anderen birgt ein kombiniertes<br />

Aufgabenfeld Reinigung und Speisenversorgung immer Hygienerisiken, die durch eine<br />

personelle Trennung ausgeschlossen werden. Darüber hinaus spielt im Rahmen der<br />

Fallstudie das Personalbudget eine Rolle. Durch die Beschränkung der Tätigkeiten der<br />

hauswirtschaftlichen Servicekraft im Wesentlichen auf den Bereich Speisenversorgung,<br />

ist der Einsatz lediglich einer hauswirtschaftlichen Servicekraft pro Etage, d. h. für zwei<br />

Wohngruppen, möglich.<br />

Personalbedarfsberechnung<br />

Die Vorgehensweise im Einzelnen stellt sich folgendermaßen dar:<br />

1. Berechnung des Personalbedarfs zentraler Bereiche auf der Grundlage der<br />

Leistungsbeschreibung sowie des Grobkonzepts Schnittstellen und Ermittlung<br />

des zur Verfügung stehenden Personalbudgets für die Wohnbereiche<br />

(hauswirtschaftliche Servicekräfte, Pflegekräfte).<br />

2. Berechnung des Personalbedarfs für die hauswirtschaftlichen Servicekräfte auf<br />

der Grundlage der Arbeitsablaufpläne.<br />

3. Erarbeitung von Planbesetzungen/Anwesenheitsprofilen für die Pflegekräfte auf<br />

Basis der Arbeitsablaufpläne als Grundlage für die Personalbedarfsermittlung in<br />

der Pflege.<br />

4. Abstimmung des errechneten Personalbedarfs mit den fachlichen Anforderungen<br />

der jeweiligen Bereiche und dem zur Verfügung stehenden<br />

Gesamtpersonalbudget.


Hauswirtschaftliche Servicekräfte in den Wohnbereichen<br />

Im Rahmen des Wohngruppenkonzepts mit dem Schwerpunkt der Alltagsorientierung,<br />

das dem vorliegenden Leitfaden zugrunde liegt, spielen hauswirtschaftliche Tätigkeiten<br />

in den Wohnbereichen eine zentrale Rolle. Sie strukturieren den Tag und ermöglichen<br />

den BewohnerInnen Teilhabe an einem „normalen“ Alltag. Die hauswirtschaftlichen<br />

Aktivitäten im Wohnbereich sollen von hauswirtschaftlichen Servicekräften<br />

wahrgenommen werden.<br />

Die Ermittlung des Personalbedarfs der hauswirtschaftlichen Servicekräfte erfolgt im<br />

Wesentlichen auf Grundlage der erstellten Tätigkeitsprofile (vgl. Abschnitt 4.2.) und<br />

Arbeitsablaufpläne (vgl. Abschnitt 4.3.).<br />

Aufgrund der Arbeitsablaufpläne ergibt sich die erforderliche Personalbesetzung für die<br />

hauswirtschaftlichen Servicekräfte. Anhand dieser Personalbesetzung lässt sich der<br />

Personalbedarf pro Wohnbereich ableiten.<br />

Pro Etage ist eine hauswirtschaftliche Servicekraft eingesetzt. Sie ist für jeweils 2<br />

Wohngruppen zuständig. Aufgrund des Arbeitsablaufplans ist folgende Besetzung<br />

erforderlich:<br />

vormittags 07.15 – 14.15 Uhr (abzüglich 0,5 Std. Pause) = 6,50 Std./Tag<br />

nachmittags 17.00 – 20.00 Uhr (ohne Pause) = 3,00 Std./Tag<br />

Summe pro Wohnbereich = 9,50 Std./Tag<br />

Summe für beide Wohnbereiche = 19,00 Std./Tag<br />

Anhand dieser Personalbesetzung lässt sich folgender Personalbedarf ableiten:<br />

Zeitbedarf in Stunden pro Tag = 19,00 Std./Tag<br />

Zeitbedarf in Stunden pro Jahr = 6.935,00 Std./Jahr<br />

Personalbedarf (Zeitbedarf pro Jahr / 1.570 JAZ-Std.) = 4,42 VK<br />

Personalbedarf insgesamt<br />

In einem letzten Schritt muss nun der Gesamtpersonalbedarf ermittelt werden, der sich<br />

aus der Addition der einzelnen Posten ergibt.<br />

Der Personalbedarf für die Einrichtung beträgt insgesamt:<br />

Leitung und Verwaltung 1,46 VK<br />

Hauswirtschaft zentral, Haustechnik 5,82 VK<br />

Hauswirtschaftliche Servicekräfte 4,42 VK<br />

Hauswirtschaft insgesamt 10,24 VK<br />

Pflege zentral, Sozialdienst 3,51 VK<br />

Pflegekräfte des Wohnbereichs 15,27 VK<br />

Pflege insgesamt 18,78 VK<br />

Personalbedarf insgesamt 30,48 VK<br />

Stellenbeschreibung- Hauswirtschaftliche Servicekraft<br />

Das dem Leitfaden zugrunde liegende Wohngruppenkonzept hat seinen Schwerpunkt<br />

auf der Alltagsorientierung und somit auf den hauswirtschaftlichen Aktivitäten. Die<br />

hauswirtschaftliche Servicekraft nimmt im Rahmen dieses Konzepts die Schlüsselrolle<br />

ein. Ihr Aufgaben- und Kompetenzbereich weist demzufolge auch einige<br />

Besonderheiten auf:


- Die hauswirtschaftliche Servicekraft ist disziplinarisch der Wohnbereichsleitung<br />

unterstellt.<br />

Die Hauswirtschaftsleitung übt eine fachliche Beratungs- und Anleitungsfunktion<br />

aus.<br />

Wie bereits dargestellt, ist aufgrund des vorliegenden Konzepts eine enge und<br />

aufeinander<br />

abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den hauswirtschaftlichen Servicekräften<br />

und Pflegekräften erforderlich, der durch die Zuständigkeit der<br />

Wohnbereichsleitung für beide Berufsgruppen Rechnung getragen wird. Wichtig<br />

ist hierbei jedoch, dass die Hauswirtschaftsleitung eine Beratungs- und<br />

Anleitungsfunktion in fachlicher Hinsicht übernimmt, da die Wohnbereichsleitung<br />

dies nicht leisten kann.<br />

- Der hauswirtschaftlichen Servicekraft ist in den Wohnbereichen für die Speisen-<br />

und Wäscheversorgung verantwortlich. Sie ist AnsprechpartnerIn für<br />

Kundenanforderungen und deren Umsetzung in diesen Bereichen.<br />

Reinigungstätigkeiten werden im Hinblick auf Personalgewinnungs- und<br />

Hygieneaspekte beim Aufgabenbereich der hauswirtschaftlichen Tätigkeit<br />

bewusst ausgeklammert. Darüber hinaus ist durch die Beschränkung der<br />

Tätigkeiten auf den Speisenversorgungs- und Wäscheversorgungsbereich die<br />

Betreuung einer größeren Zahl von BewohnerInnen möglich.<br />

Da die hauswirtschaftliche Servicekraft die Bereiche Speisenversorgung und<br />

Wäscheversorgung in Abstimmung mit der Pflege verantwortlich führt, ist sie als<br />

AnsprechpartnerIn diesbezüglich am besten qualifiziert.<br />

- Die hauswirtschaftliche Servicekraft sollte neben hauswirtschaftlichem<br />

Grundlagewissen über Kenntnisse im Umgang mit demenziell erkrankten<br />

BewohnerInnen, Kenntnisse in altersgerechter Ernährung und im Umgang mit<br />

Diabetes sowie Grundkenntnisse im Bereich der Pflegeplanung verfügen.<br />

Aufgrund der hohen Verantwortung, die die hauswirtschaftliche Servicekraft<br />

aufgrund ihres Aufgabenbereichs trägt und im Hinblick auf den<br />

Qualitätsanspruch, ist es notwendig, dass sie über entsprechende Qualifikationen<br />

verfügt.<br />

Wichtig sind hierbei insbesondere folgende Qualifikationen:<br />

• persönliche Qualifikationen, wie z. B. Freude an hauswirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten,<br />

• Einfühlungsvermögen für die Situation der BewohnerInnen, Fähigkeit und<br />

Bereitschaft zur Kommunikation mit BewohnerInnen und MitarbeiterInnen<br />

• hauswirtschaftliches Grundlagenwissen, z. B. in den Bereichen<br />

Lebensmittelhygiene,<br />

• Arbeitsorganisation<br />

• Kenntnisse über den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen<br />

• Grundlagenwissen hinsichtlich altersgerechter Ernährung, Diabetes<br />

• pflegerisches Grundlagenwissen, z. B. Grundzüge der Pflegeplanung,<br />

Pflegeorganisation.


Wünschenswert wäre der Einsatz von MitarbeiterInnen mit einer hauswirtschaftlichen<br />

Berufsausbildung (z. B. HauswirtschafterIn). Grundsätzlich können jedoch auch<br />

MitarbeiterInnen ohne spezifische hauswirtschaftliche Ausbildung eingesetzt werden.<br />

Hierbei spielen eine sorgfältige Personalauswahl, eine gründliche Einarbeitung sowie<br />

Fortbildungen zur Vermittlung des erforderlichen Grundlagenwissens eine besonders<br />

wichtige Rolle. Unabhängig davon, ob es sich um eine MitarbeiterIn mit oder ohne<br />

spezifischer hauswirtschaftlicher Ausbildung handelt, ist das Mitbringen entsprechender<br />

persönlicher Qualifikationen unabdingbar.<br />

Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Leitfaden dient als Arbeitshilfe für Leitungskräfte zur systematischen<br />

Umsetzung eines alltagsorientierten Wohngruppenkonzepts. Wie der Leitfaden zeigt, ist<br />

hierbei ein schrittweises, zwischen den Leistungsbereichen abgestimmtes und von<br />

konzeptionellen Eckpunkten ausgehendes Vorgehen sehr wichtig.<br />

Wesentliches Element des beschriebenen alltagsorientierten Wohngruppenkonzepts ist<br />

eine dezentrale und bewohnernah organisierte Hauswirtschaft, die den Tag für die<br />

BewohnerInnen strukturiert, den BewohnerInnen Teilhabe und Teilnahme an<br />

hauswirtschaftlichen Aktivitäten ermöglicht und eine vergleichsweise hohe<br />

Personalpräsenz gewährleistet. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den<br />

hauswirtschaftlichen Servicekräften zu, die insbesondere Aufgaben im Bereich der<br />

Speisenversorgung wahrnehmen. Das Aufgabengebiet der Hauswirtschaftskräfte kann<br />

über das vorliegende Konzept hinaus in Abhängigkeit der beruflichen und persönlichen<br />

Qualifikation der MitarbeiterInnen auf betreuerische und tagesstrukturierende Angebote<br />

im Bereich der Hauswirtschaft ausgeweitet werden.<br />

Die Umsetzung des Konzepts setzt voraus, dass die Personalausstattung<br />

Hauswirtschaft/Pflege der Empfehlung von aku in der Studie "Qualitätssicherung und<br />

Personalausstattung in der Hauswirtschaft und im Schnittstellenbereich<br />

Hauswirtschaft/Pflege in stationären Altenhilfeeinrichtungen" folgend vom<br />

Einrichtungsträger flexibel gehandhabt werden kann und entsprechend den<br />

konzeptionellen Zielen und der daraus abgeleiteten Tätigkeitszuordnung Stellenanteile<br />

aus der Pflege auf die Hauswirtschaft übertragen werden können.

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