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Kommunikations - Medien & Kommunikationswissenschaft - Nomos

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HANS-BREDOW-INSTITUT E 20039 F<br />

&<br />

<strong>Medien</strong><br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

Wolfgang Seufert<br />

Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote<br />

Jens Wolling / Christoph Kuhlmann<br />

Zerstreute Aufmerksamkeit. Empirischer Test eines<br />

Erklärungsmodells für die Nebenbeinutzung des Fernsehens<br />

Kathrin Junghanns / Thomas Hanitzsch<br />

Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Jutta Milde / Georg Ruhrmann<br />

Molekulare Medizin in deutschen TV-Wissenschaftsmagazinen.<br />

Ergebnisse von Journalisteninterviews und Inhaltsanalysen<br />

Jörg Hagenah<br />

Möglichkeiten der Nutzung von Media-Analyse-Radiodaten für<br />

Sekundäranalysen von 1972 bis heute<br />

<strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Baden-Baden<br />

M&K 54. Jg. 2006/3


HANS-BREDOW-INSTITUT<br />

<strong>Medien</strong><br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

Redaktion:<br />

Joan Kristin Bleicher, Hardy Dreier, Christiane Eilders,<br />

Uwe Hasebrink, Thorsten Held, Anja Herzog,<br />

Claudia Lampert, Christiane Matzen, Jutta Popp,<br />

Her mann-Dieter Schröder, Wolfgang Schulz, Jutta Simon<br />

<strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Baden-Baden<br />

&<br />

M&K 54. Jg. 2006/3


Wolfgang Seufert Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote . . . . . . . 365<br />

Jens Wolling / Christoph Kuhlmann Zerstreute Aufmerksamkeit. Empirischer Test eines<br />

Erklärungsmodells für die Nebenbeinutzung des<br />

Fernsehens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386<br />

Kathrin Junghanns/Thomas Hanitzsch Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil . . . 412<br />

Jutta Milde / Georg Ruhrmann Molekulare Medizin in deutschen TV-Wissen schaftsmagazinen.<br />

Ergebnisse von Jour na listen interviews<br />

und Inhaltsanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430<br />

Jörg Hagenah Möglichkeiten der Nutzung von Media-Analyse-Radiodaten<br />

für Sekundäranalysen von 1972 bis<br />

heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457<br />

LITERATUR<br />

Besprechungen<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Dagmar Hoffmann Bertram Scheufele: Sexueller Missbrauch. <strong>Medien</strong>darstellung<br />

und <strong>Medien</strong>wirkung. Wiesbaden: VS,<br />

2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486<br />

Steffen Kolb / Steffen Burkhardt Norbert Baumgärtner: Risiko- und Krisenkommunikation.<br />

Rahmenbedingungen, Herausforderungen<br />

und Erfolgsfaktoren, dargestellt am Beispiel der chemischen<br />

Industrie. München: Dr. Hut, 2005 . . . . . 488<br />

Jan Krone Jens Damm/Simona Thomas (Hrsg.): Chinese Cyberspaces.<br />

Technological Changes and Political Effects.<br />

London u. New York: Routledge, 2006 . . . . 489<br />

Hans-Dieter Kübler Rudolf Kammerl: Internetbasierte Kommunikation<br />

und Identitätskonstruktion. Selbstdarstellungen und<br />

Regelorientierungen 14- bis 16-jähriger Jugendlicher.<br />

Hamburg: Dr. Kovac, 2005 . . . . . . . . . . . . . . . 491<br />

Hans Peter Peters Steffen Kolb: Mediale Thematisierung in Zyk len.<br />

Theoretischer Entwurf und empirische Anwendung.<br />

Köln: Herbert von Halem, 2005 . . . . . . . . . . . . . . . 493<br />

Ulrich Riehm Mirko Marr: Internetzugang und politische Informiertheit.<br />

Zur digitalen Spaltung der Gesellschaft.<br />

Konstanz: UVK, 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497<br />

363


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Helge Rossen-Stadtfeld Astrid Link: Unternehmensbeteiligungen öffentlich-rechtlicher<br />

Rundfunkanstalten. Öffentlichrechtlicher<br />

Programmauftrag und privatrechtliche<br />

Organisationsformen. Baden-Baden: <strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft,<br />

2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500<br />

Jörg Ukrow Kristina Hopf: Jugendschutz im Fernsehen. Eine<br />

verfassungsrechtliche Prüfung der materiellen Jugendschutzbestimmungen.<br />

Frankfurt am Main, 2005 503<br />

Stephan Alexander Weichert Günther Rager / Karola Graf-Szczuka / Gregor Hasse<br />

mer / Stephanie Süper: Zeitungsjournalismus.<br />

Empirische Leserschaftsforschung. Konstanz, 2006 504<br />

Zeitschriftenlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506<br />

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546<br />

English abstracts<br />

Autorinnen und Autoren<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 552<br />

dieses Heftes<br />

Hinweise für Autorinnen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555<br />

und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557<br />

Korrektur:<br />

Im Artikel „Abschied vom ‚Internet für alle’? Der ‚blinde Fleck’ in der Diskussion zur digitalen<br />

Spaltung“ von Ulrich Riehm und Bettina-Johanna Krings, erschienen in M&K 1/2006, haben sich<br />

in Abb. 2+3 Fehler eingeschlichen. Der Artikel mit korrigierten Abbildungen ist zum Download<br />

verfügbar: http://www.hans-bredow-institut.de/publikationen/muk/M&K_01.06_05Riehm.Krings.<br />

pdf<br />

364


Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote<br />

Wolfgang Seufert<br />

Betriebswirtschaftliche Kennziffern bzw. Indikatoren dienen sowohl der internen Steuerung<br />

von Produktionsprozessen als auch der externen Kontrolle der Zielerreichung durch<br />

die Aufsichtsgremien von Unternehmen. Der Beitrag befasst sich mit zwei Aspekten<br />

der externen Kontrolle der Wirtschaftlichkeit öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten:<br />

mit der Frage, ob der von der KEF verwendete Indikator „Minutenkosten“ für solche<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleiche generell geeignet ist, und mit der Frage, inwieweit das Kostenniveau<br />

privater Anbieter auch als Zielwert (Benchmark) für öffentlich-rechtliche Angebote<br />

herangezogen werden kann. Auf Basis theoretischer Überlegungen zum Zusammenhang<br />

zwischen Programmaufwand, Qualität und Zuschauer- bzw. Hörernachfrage<br />

wird deutlich, dass Tausenderkontaktkosten (TKK) als Wirtschaftlichkeitsindikator für<br />

Rundfunkveranstalter generell besser geeignet sind als Minutenkosten, wobei zu berücksichtigen<br />

ist, dass sich das TKK-Niveau für unterschiedliche Programmgenres systematisch<br />

unterscheidet. Unterschiedliche Programmstrukturen bzw. spezielle Vorgaben<br />

für die öffentlich-rechtlichen Angebote (z. B. für Informations- oder Wortanteile) schlagen<br />

deshalb auf deren TKK-Niveau durch. In einem empirischen Teil werden für die<br />

deutschen TV-Vollprogramme und landesweiten Hörfunkprogramme die vermuteten<br />

Zusammenhänge zwischen Kostenniveau und Rezipientennachfrage bzw. zwischen Produktionsaufwand<br />

und Programmstruktur bestätigt. Private TKK-Niveaus eignen sich<br />

als Benchmark nur eingeschränkt, da hierbei auch die Effekte von Marktanteilszielen als<br />

einer weiteren Qualitätsdimension öffentlich-rechtlicher Angebote zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Schlagwörter: <strong>Medien</strong>qualität, Produktionsaufwand, Rundfunkfinanzierung, Rundfunkregulierung,<br />

Tausenderkontaktkosten, Wirtschaftlichkeit<br />

1. Minutenkosten als Indikator für die Wirtschaftlichkeit von<br />

Rundfunkangeboten?<br />

Mit dem Übergang zum dualen Rundfunksystem im Jahr 1984 hat sich die Diskussion<br />

über die wirtschaftliche Effizienz bzw. Wirtschaftlichkeit des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks insofern verändert, als sie verstärkt unter Bezugnahme auf das Gegenmodell<br />

„privater Rundfunk“ erfolgt (u. a. Kronberger Kreis, 1989; Heinrich, 2005). Dabei<br />

wird dem öffentlich-rechtlichen Teilsystem häufig pauschal unwirtschaftliches Verhalten<br />

vorgeworfen und der private Rundfunk generell als effizienter und kostengünstiger<br />

eingeschätzt (u. a. Eickhof/Never, 2000; Radke/Then Berg, 2004), wobei als empirischer<br />

Beleg niedrigere Durchschnittskosten der privaten Anbieter angeführt werden. Immer<br />

häufiger versucht die <strong>Medien</strong>politik deshalb – zuletzt durch eine willkürliche Begrenzung<br />

des von der KEF empfohlenen Rundfunkgebührenanstiegs – einen Sparzwang auf<br />

die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auszuüben. Am weitesten geht bislang das<br />

Positionspapier der Ministerpräsidenten von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen,<br />

in dem 2003 konkrete Sparsummen und Programmreduzierungen gefordert wurden<br />

(Gemeinsame Initiative der Bundesländer Bayern, NRW und Sachsen, 2003).<br />

Aus einer medienökonomischen Perspektive ist dabei überraschend, dass diese Aus-<br />

365


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

einandersetzung über die Wirtschaftlichkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fast<br />

keinen Bezug zur Qualitätsdebatte hat, in der wiederum der Vorwurf der Selbstkommerzialisierung,<br />

d. h. einer zu starken Anpassung der öffentlich-rechtlichen Programme<br />

an das niedrigere – weil am Massengeschmack ausgerichtete – Qualitätsniveau der Privaten<br />

dominiert (vgl. Krüger, 1991; Heyen, 2001; Stock, 2005). Auch bei der Produktion<br />

von TV- und Radioprogrammen ist aber – wie in allen anderen Wirtschaftszweigen<br />

– davon auszugehen, dass ein Zusammenhang zwischen Produktqualität und Produktionsaufwand<br />

besteht, höhere Qualitätsansprüche sich in der Regel also in einem höheren<br />

Kostenniveau widerspiegeln.<br />

Die Ausblendung des Zusammenhangs von Kosten und Qualität ist sicher auch auf<br />

die Praxis der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten<br />

(KEF) in ihren Wirtschaftlichkeitsvergleichen zwischen den öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunkanstalten zurückzuführen. Diese werden im Auftrag der Ministerpräsidenten<br />

der Länder seit 1991 regelmäßig durchgeführt (vgl. Nafziger/Schwertzel, 1996) und nutzen<br />

als wichtigste Vergleichsgröße die jeweiligen durchschnittlichen Minutenkosten der<br />

gesendeten Programmminuten (zuletzt KEF, 2005: 27ff.). Das Kostenniveau der jeweils<br />

günstigsten Anstalt soll dabei als Benchmark für Einsparpotenziale bei den anderen<br />

Anstalten dienen (KEF, 2003: 251). Damit wird jedoch eine Kennziffer verwendet, mit<br />

der Qualitätsunterschiede von Rundfunkprogrammen nicht angemessen berücksichtigt<br />

werden können. Der folgende Beitrag untersucht deshalb zwei Fragen:<br />

Gibt es für einen Wirtschaftlichkeitsvergleich öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote<br />

eine andere Kennziffer als die „durchschnittlichen Minutenkosten“, die die Interdependenz<br />

von Qualitätszielen und Wirtschaftlichkeitszielen besser erfasst?<br />

Eignet sich ein solcher Indikator damit auch für einen Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

zwischen öffentlich-rechtlichen Anstalten und privaten Anbietern, indem er die spezifischen<br />

Qualitätsziele öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote mit berücksichtigen<br />

kann?<br />

2. Wirtschaftlichkeitskennziffern für Rundfunkprogramme – Minutenkosten<br />

versus Tausenderkontaktkosten (TKK)<br />

2.1 Stückkosten als Wirtschaftlichkeitskennziffern<br />

Auch Non-Profit-Unternehmen werden von ihren Eigentümern in der Regel zu wirtschaftlichem<br />

Verhalten verpflichtet, damit sie ihre gemeinnützigen Zwecke bestmöglich<br />

erfüllen können. Dabei kann zwei Entscheidungsregeln gefolgt werden. Wird Kostenwirksamkeit<br />

angestrebt, soll mit den vorhandenen Ressourcen eine maximale Leistung,<br />

meist definiert über Outputmengen und Qualitätsniveaus, erzielt werden (Maximalprinzip).<br />

Wird Kostenwirtschaftlichkeit angestrebt, soll eine definierte Leistung mit minimalem<br />

Ressourceneinsatz erreicht werden (Minimalprinzip). In beiden Fällen geht es<br />

also darum, das Verhältnis von Leistungs- bzw. Outputeinheiten zu Inputeinheiten zu<br />

optimieren (Nafziger/Schwerzel, 1996: 21; Schumann/Hess, 2003: 3).<br />

Um der Unternehmensleitung und den Mitarbeitern intern ökonomisch rationale<br />

Produktionsentscheidungen zu ermöglichen und um darüber hinaus auch eine effiziente<br />

externe Kontrolle durchführen zu können, müssen Produktionsmenge, Produktqualität<br />

und Inputs durch geeignete Kennziffern bzw. Indikatoren abgebildet werden. Grundsätzlich<br />

kann dabei zur Quantifizierung der Input/Outputrelationen mit Kennziffern<br />

unterschiedlicher Dimensionen gearbeitet werden:<br />

366


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

• Faktorproduktivitäten setzen die Leistungs- bzw. Outputeinheiten mit den notwendigen<br />

Inputmengen (z. B. Arbeitsstunden) ins Verhältnis.<br />

• Stückkosten setzen Leistungs- bzw. Outputeinheiten – bei gegebenen Preisen für die<br />

Produktionsfaktoren – zu den Inputwerten (z. B. Lohnkosten) ins Verhältnis.<br />

Während hierbei gewinnorientierte Unternehmen versuchen, ihre Profitrate zu maximieren<br />

und eine möglichst große positive Differenz zwischen dem Preis einer Outputeinheit<br />

und ihren Stückkosten zu erreichen, gilt bei Non-Profit-Unternehmen das<br />

Kostendeckungsprinzip.<br />

2.2 Leistungseinheit Programmmenge: Minutenkosten als Wirtschaftlichkeitsindikator<br />

Zur Berechnung von Stückkosten bietet es sich auf den ersten Blick an, die Outputeinheiten<br />

von TV- und Radioprogrammen als Zeitmengen zu definieren, beispielsweise als<br />

Zahl der eigenproduzierten oder der gesendeten Programmminuten. Allerdings spricht<br />

dagegen, dass es sich bei Rundfunkprogrammen nicht um standardisierbare Güter handelt.<br />

Sie bestehen, sieht man von Wiederholungen ab, aus Einzelanfertigungen (Unikate).<br />

Diese Einzelbeiträge bzw. Sendungen können zudem unterschiedlich zu Programmen<br />

kombiniert werden. Rundfunkprogramme sind also sehr heterogene Leistungsbündel.<br />

Im Ergebnis variieren die Stückkosten auf der Basis von Minutenkosten ebenso stark<br />

zwischen den Sendungen und Einzelbeiträgen eines Veranstalters wie zwischen den Gesamtangeboten<br />

verschiedener TV- oder Radioveranstalter.<br />

Die KEF versucht diesem Problem zu begegnen, indem sie ihre Kostenvergleiche auf<br />

Basis von Minutenkosten nicht allein für das jeweilige Gesamtprogramm der Anstalten,<br />

sondern auch für Programmgenres, d. h. für inhaltlich ähnliche Sendungen, durchführt.<br />

Im 15. KEF-Bericht werden beispielsweise die TV-Minutenkosten der Dritten<br />

Programme im Jahr 2004 in acht Kategorien („Politik und Gesellschaft“, „Kultur und<br />

Wissenschaft“, „Sport“, „Fernsehspiel“, Spielfilm“, „Unterhaltung“, „Familie“ sowie<br />

„Bildung und Beratung“) differenziert. Die Minutenkostenvergleiche der ARD-Radioprogramme<br />

beziehen sich auf drei Wortkategorien („Information und Service“, „Kultur/Bildung“,<br />

„Unterhaltung“) sowie drei Musikkategorien („Rock-/Popmusik“, „Unterhaltungsmusik“,<br />

„Klassik“).<br />

2.3 Leistungseinheit Zuschauermenge: Tausenderkontaktkosten (TKK) als<br />

Wirtschaftlichkeitsindikator<br />

Selbst bei ausreichend tiefer Genredifferenzierung stellt sich allerdings grundsätzlich die<br />

Frage, ob die Leistungseinheit „Sendeminuten“ – die für Rundfunkproduktionsbetriebe<br />

sinnvoll sein mag – für TV- und Radioveranstalter ebenfalls geeignet ist.<br />

Für einen privaten TV-Veranstalter ist es beispielsweise keine sinnvolle Strategie, ein<br />

Programm mit minimalen Minutenkosten zu produzieren, indem er sein Leistungsbündel<br />

aus möglichst kostengünstigen Programmelementen zusammenstellt. Gesetzt den<br />

Fall, Unterhaltungsangebote hätten im Durchschnitt doppelt so hohe Minutenkosten<br />

wie Informationsangebote, aber ein dreimal so hohes Zuschauerpotenzial, dann würde<br />

ein Anbieter konsequenterweise auf die Ausstrahlung der „billigeren“ Informationssendungen<br />

verzichten und nur die nach diesem Maßstab „teureren“ Unterhaltungsprogramme<br />

senden.<br />

Für ein gewinnorientiertes Rundfunkunternehmen ist es also rationaler, die Rentabilität<br />

bzw. Wirtschaftlichkeit von Programmalternativen nicht auf der Basis der Minutenkosten<br />

zu vergleichen, sondern auf Basis von Tausenderkontaktkosten (TKK), bei<br />

367


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

denen die Minutenkosten zusätzlich auf jeweils 1000 erreichte Zuschauer oder Hörer<br />

bezogen werden. 1<br />

Dies bedeutet aber nicht, dass alle privaten Anbieter deshalb das gleiche „quotenmaximierende“<br />

Programmbündel anbieten und keine kleineren Rezipientengruppen mit<br />

speziellen Programminteressen mehr bedienen werden. Allerdings werden auf Dauer<br />

nur Genres in das Angebot aufgenommen werden, die auf eine ausreichend große<br />

Nachfrage stoßen. Aus einer mikroökonomischen Perspektive haben solche rentablen<br />

Angebote damit per definitionem auch eine ausreichende Mindestqualität. Danach gibt<br />

es zwar in der Regel bei allen Gütern sowohl objektiv messbare als auch subjektiv wahrgenommene<br />

Qualitätsunterschiede – normativ ist dabei jedoch eine „objektiv höhere“<br />

Qualität der „objektiv niedrigeren“ Qualität nicht vorzuziehen. Solange Qualitätsmängel<br />

keine nachhaltigen Schäden bei den Nutzern (oder negative externe Effekte für Dritte)<br />

verursachen, zählt allein das vom subjektiven Nutzen der Rezipienten abhängige<br />

„gewünschte“ Qualitätsniveau. 2<br />

2.4 TKK für Gesamtprogramme versus TKK für Programmgenres<br />

Inwieweit sind Wirtschaftlichkeitsvergleiche auf der Basis von Tausenderkontaktkosten<br />

aber auch für öffentlich-rechtliche Rundfunkveranstalter sinnvoll, die ja besonderen<br />

gesetzlichen Qualitätsanforderungen unterliegen und für die deshalb nicht die Option<br />

besteht, ihr Programmangebot völlig frei zu gestalten und allein auf eine Maximierung<br />

der Zuschauer- bzw. Hörerzahlen auszurichten?<br />

In der aktuellen Fassung des Rundfunkstaatsvertrags (Achter Rundfunkänderungsstaatsvertrag)<br />

sind im Paragraph 11 die Aufgaben der Rundfunkanstalten festgelegt: eine<br />

Pflicht zur umfassenden und ausgewogenen Informationsvermittlung, zur Sendung von<br />

Bildungsangeboten sowie von qualitativ hochwertigen Kultur- und Unterhaltungsprogrammen.<br />

Eingeschlossen sind hierin nach überwiegender Ansicht auch so genannte<br />

Minderheitenprogramme, die nach rein kommerziellen Gesichtspunkten aufgrund der<br />

geringen Rezipientenzahlen nicht rentabel wären, von denen aber angenommen wird,<br />

dass sie unter anderem zur gesellschaftlichen Integration sozialer und kultureller Minderheiten<br />

beitragen (u. a. Eifert/Hoffmann-Riem, 1999; Holznagel/Vesting, 1999; Ladeur,<br />

2000; Brenner, 2002).<br />

Die öffentlich-rechtliche Programmqualität wird deshalb in der öffentlichen Debatte<br />

auch meist anhand der Programmstruktur bewertet (u. a. Kruse, 2004), insbesondere<br />

als explizite oder implizite Zielvorgabe für den Anteil an Informations-, Bildungs- und<br />

Kultursendungen im TV-Programm oder für den Wortanteil im Radioprogramm. Die<br />

unterstellte positive gesellschaftliche Wirkung der Nutzung solcher Programmgenres<br />

kann allerdings nur eintreten, wenn derartige Sendungen auch rezipiert werden. Die<br />

Reichweite stellt damit zwar nicht für das gesamte öffentlich-rechtliche Angebot, wohl<br />

aber für diese Programmteile eine notwendige weitere Qualitätsdimension dar (vgl. Ha-<br />

1 Dies entspricht der Berechnung der Werbepreise als Tausender-Kontakt-Preise (TKP). Um das<br />

Preisniveau für die Ausstrahlung eines Werbespots mit einer bestimmten Dauer zwischen verschiedenen<br />

Anbietern vergleichen zu können, werden diese von den Werbetreibenden als TKP<br />

berechnet, in der Regel wird der Preis je 30 Werbesekunden auf je 1000 erzielbare Werbekontakte<br />

bezogen (Siegert/Brecheis, 2005: 199).<br />

2 Ein hoher Marktanteil bzw. eine hohe „Quote“ eines Programms ist damit auch nicht zwingend<br />

ein Beleg für eine hohe Qualität, sondern zeigt zunächst nur, wie groß das Nachfragesegment<br />

für einen bestimmten Qualitätsstandard ist.<br />

368


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

sebrink, 2005: 453). Insofern sind die Tausenderkontaktkosten (TKK) als Wirtschaftlichkeitsindikator<br />

auch für Vergleiche zwischen öffentlich-rechtlichen Anbietern grundsätzlich<br />

besser geeignet als Minutenkosten.<br />

Ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern<br />

auf Basis der TKK für Gesamtprogramme würde aufgrund der unterschiedlichen<br />

Programmstrukturen allerdings nicht unbedingt viel bessere Ergebnisse liefern als ein<br />

Vergleich auf Basis von Minutenkosten. Anders sähe es aus, wenn man solche Wirtschaftlichkeitsvergleiche<br />

nur auf ähnliche Programmelemente beschränken würde, sie<br />

also auf Basis von TKK für Programmgenres durchführt. Die Programmgenres sollten<br />

dabei aus theoretischer Sicht idealerweise so abgegrenzt sein, dass sie einerseits Angebote<br />

mit möglichst homogenen Produktionsprozessen darstellen und andererseits auch<br />

unterschiedliche Nachfragepotenziale abbilden, aus Rezipientenperspektive also echte<br />

Teilmärkte (Marktsegmente) darstellen. 3<br />

3. Theoretischer Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand und<br />

Rezipientennachfrage<br />

3.1 Qualitätswettbewerb zwischen Rundfunkanbietern und „Qualitätsoptimum“<br />

Die in der Mikroökonomie vorherrschende Vorstellung vom Wettbewerb zwischen<br />

Unternehmen geht von einem Kostensenkungswettbewerb aus, der in einen Preiswettbewerb<br />

übergeht. Der einzelne Anbieter versucht, durch Produktivitätsfortschritte<br />

kostengünstiger zu produzieren als die Konkurrenten und dann über Preissenkungen<br />

höhere Marktanteile zu gewinnen. Die Konkurrenten können entweder bei den Produktivitätsfortschritten<br />

nachziehen, oder sie scheiden langfristig wegen mangelnder<br />

Rentabilität aus dem Markt aus.<br />

Da es sich bei <strong>Medien</strong>produkten um Einzelanfertigungen (Unikate) handelt, wird<br />

die Nachfrageentscheidung der Rezipienten in der Regel stärker von den Produktmerkmalen<br />

(ihren qualitativen Eigenschaften) beeinflusst als vom Preis. Zudem werden die<br />

meisten privaten Rundfunkprogramme ausschließlich oder überwiegend über Werbung<br />

finanziert, da sich damit die notwendigen Transaktionskosten für den Ausschluss von<br />

Nichtzahlen im Vergleich zu Pay-Angeboten stark reduzieren lassen (Picard, 1989: 28).<br />

Ein Preiswettbewerb macht auf Rundfunkmärkten also kaum Sinn. Umstritten ist, ob<br />

es trotzdem zu einer Kostensenkungsstrategie mit in der Tendenz negativen Auswirkungen<br />

auf den Qualitätsstandard von TV- und Radioprogrammen kommt (Heinrich,<br />

1996), oder ob der Wettbewerb zwischen den Rundfunkanbietern nicht im Gegenteil<br />

über eine Erhöhung der Produktqualitäten erfolgt, der so im Zeitverlauf eher zu einer<br />

Anhebung des Kostenniveaus führt (Seufert, 1992).<br />

Das Hauptargument für die Kostensenkungstendenz ist die asymmetrische Informationsverteilung<br />

zwischen Anbietern und Rezipienten in Bezug auf die Produktqualität.<br />

3 Bei der Abgrenzung von Märkten bzw. Teilmärkten wird in der ökonomischen Wettbewerbstheorie<br />

nicht von objektiven Produkteigenschaften, sondern vom Prinzip der funktionalen<br />

Äquivalenz ausgegangen (Bedarfsmarktkonzept). Zu einem Markt werden danach alle Produkte<br />

gerechnet, die aus Sicht der Nachfrager funktional austauschbar sind und so wechselseitig<br />

ein hohes Substitutionspotenzial besitzen (Czygan/Kallfaß, 2003: 299). Übertragen auf TV-<br />

Programme wäre danach das Substitutionspotenzial zwischen unterschiedlichen Qualitätsstufen<br />

eines Programmgenres also höher als zwischen verschiedenen Programmgenres, weil diese<br />

definitionsgemäß unterschiedliche Rezipientenbedürfnisse befriedigen.<br />

369


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Insbesondere bei Informationsangeboten kann ihr Wahrheitsgehalt selbst nach ihrem<br />

„Konsum“ nicht angemessen beurteilt werden. Für die Produzenten gibt es deshalb<br />

keinen Anreiz, einen im Vergleich zur Konkurrenz höheren Rechercheaufwand oder<br />

andere teure und qualitätssteigernde Maßnahmen zu ergreifen, wenn diese von den Rezipienten<br />

nicht wahrgenommen werden können. Es kommt damit tendenziell zu einem<br />

Marktgleichgewicht, bei dem alle Anbieter auf einem Mindestqualitätsniveau produzieren<br />

(Lobigs, 2004).<br />

Die Gegenposition eines kostensteigernden Qualitätswettbewerbs geht damit von<br />

zwei impliziten Voraussetzungen aus: zum einen, dass der Rezipient beim überwiegenden<br />

Teil der angebotenen Rundfunkprogramme einen höheren Produktionsaufwand<br />

auch als höheren Qualitätsstandard wahrnimmt, und zum anderen, dass er Angebote mit<br />

höherer Qualität denen mit niedrigerer Qualität innerhalb des gleichen Genres vorzieht,<br />

weil er selbst bei so genannten „freien“ (gebühren- oder werbefinanzierten) Angeboten<br />

letztlich mit seiner knappen Zeit bezahlen muss.<br />

Allerdings kann weder zwischen Produktionsaufwand und Programmqualität noch<br />

zwischen Programmqualität und Rezipientennachfrage von einem linearen Zusammenhang<br />

ausgegangen werden. Zum einen gilt auch bei TV- und Radioangeboten das Gesetz<br />

abnehmender Grenzerträge: Die Qualität einer Live-Berichterstattung lässt sich<br />

beispielsweise ab einem gewissen Punkt durch zusätzliche Korrespondenten und Kameraperspektiven<br />

nicht mehr sichtbar steigern. Zum anderen gilt auch das Gesetz vom<br />

abnehmenden Grenznutzen bei den Rezipienten, d. h. eine weitere Erhöhung des Qualitätsstandards<br />

wird irgendwann einmal nicht mehr zu einer proportionalen Steigerung<br />

des Programmnutzens und damit des Marktanteils führen.<br />

Im Zusammenhang mit der Analyse des Qualitätswettbewerbs bei Zeitungen wurde<br />

hierfür das Bild der „geknickten Nachfragekurve“ gewählt (Lacy/Simon, 1993: 31). Es<br />

gibt danach für <strong>Medien</strong>angebote einen Bereich, in dem die Kosten je Outputeinheit<br />

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Qualität und Nachfrage nach <strong>Medien</strong>inhalten<br />

370


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

(Minutenkosten, Kosten je Seite etc.) durch „Qualitätsinvestitionen“ zwar steigen, die<br />

Tausenderkontaktkosten (TKK) aber fallen. Nach dem Überschreiten eines Qualitätsoptimums<br />

steigen dann bei Rundfunkanbietern mit den Minutenkosten auch wieder die<br />

TKK (vgl. Abb. 1).<br />

3.2 Genrespezifische Qualitäts-Nachfragefunktionen und TKK-Minimum<br />

Das über die Reaktion der Rezipientennachfrage auf Unterschiede im Produktionsaufwand<br />

definierte Qualitätsoptimum entspricht also dem Minimum einer U-förmigen<br />

Funktion, die die Höhe des TKK mit dem damit erzielbaren Marktanteil in Beziehung<br />

setzt. Diese soll im Folgenden als Qualitäts-Nachfragefunktion bezeichnet werden<br />

(Abb. 2).<br />

Dabei ist davon auszugehen, dass das ökonomische Qualitätsoptimum bzw. das<br />

TKK-Minimum für verschiedene Programmgenres unterschiedlich hoch liegt und zudem<br />

mit unterschiedlichen Reichweiten bzw. Marktanteilen verbunden ist. Zum einen<br />

unterscheiden sich Genres aufgrund unterschiedlicher Produktionsprozesse generell in<br />

ihrem durchschnittlichen Produktionsaufwand. So sind im Fernsehen die Minutenkosten<br />

von Non-Fiktion-Programmen in der Regel niedriger als die von Fiktionprogrammen.<br />

Im Hörfunk sind sie für die Wortanteile in der Regel weit teurer als für die meist<br />

nicht selbst produzierten Musikanteile. Zum anderen gibt es für unterschiedliche Programmgenres<br />

unterschiedliche Reichweitenpotenziale. Gemessen an seinen Einschaltquoten<br />

ist beispielsweise das Marktsegment für Dokumentarfilme kleiner als das für<br />

Spielfilme. Das Reichweitenpotenzial für klassische Musik ist ebenfalls kleiner als das<br />

für Rock- und Pop-Musik. Deshalb ist auch anzunehmen, dass der Punkt, ab dem sich<br />

eine Qualitätssteigerung nicht mehr in einem überdurchschnittlichen Reichweitengewinn<br />

niederschlägt, für Programmgenres in kleineren Teilmärkten früher erreicht wird<br />

Abbildung 2: Genrespezifische Qualitäts-Nachfragefunktionen<br />

371


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

als in großen Teilmärkten. Zu vermuten sind also genrespezifische Qualitäts-Nachfragefunktionen<br />

mit unterschiedlichen TKK-Minima.<br />

3.3 TKK-Minimum und Wettbewerbsintensität<br />

Die Lage des TKK-Minimums, d. h. des Punktes auf der genrespezifischen Qualitäts-<br />

Nachfragefunktion, der den in Bezug auf die Rezipientennachfrage jeweils kostenoptimalen<br />

Qualitätsstandard eines Genres definiert, wird außerdem von der Zahl der Wettbewerber<br />

bzw. der Intensität des Wettbewerbs zwischen diesen Anbietern beeinflusst. 4<br />

Je stärker der Qualitätswettbewerb, desto höher liegt die Kurve der Qualitäts-Nachfragefunktion<br />

und damit auch das TKK-Minimum.<br />

Durch unterschiedliche Wettbewerbskonstellationen werden die Tausender-Kontakt-Kosten<br />

eines Genres zudem im Zeitablauf nicht konstant sein. Sie werden steigen,<br />

wenn sich durch Marktzutritte mehr Rundfunkveranstalter am Qualitätswettbewerb<br />

beteiligen. Bei sehr intensivem Qualitätswettbewerb bringt dann ein höherer Produktionsaufwand<br />

einem Anbieter im Vergleich zu den Vorjahren eventuell gar keinen Marktanteilsgewinn<br />

mehr, sondern er verhindert lediglich einen Marktanteilsverlust.<br />

4. Empirischer Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand und<br />

Rezipientennachfrage im Jahr 2000<br />

4.1 Empirische Grundlagen zur Bestimmung von Qualitäts-Nachfragefunktionen<br />

Als vorläufiges Fazit lässt sich festhalten, dass genrespezifische Tausenderkontaktkosten<br />

geeignete Kennziffern für Wirtschaftlichkeitsvergleiche zwischen Rundfunkanbietern<br />

sind, sofern zwei Bedingungen erfüllt sind: Zum einen muss bei Rundfunkangeboten<br />

– wie bei anderen Wirtschaftsgütern auch – ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen<br />

dem Produktionsaufwand (gerechnet in Minutenkosten) und dem subjektiv wahrgenommenen<br />

Qualitätsstandard einzelner Sendungen existieren. Zum anderen muss ein<br />

höherer Qualitätsstandard auch zu positiven Nachfragereaktionen (höheren Reichweiten5<br />

) führen. Dargestellt werden können solche empirischen Zusammenhänge zwischen<br />

Produktionsaufwand und Marktanteilen durch entsprechende Qualitäts-Nachfragefunktionen.<br />

Die Datenlage erlaubt es nicht, diesen Zusammenhang für alle deutschen Programme<br />

und differenziert auf der Ebene von Programmgenres zu überprüfen. Für das Jahr 2000<br />

lässt sich für TV-Vollprogramme und landesweite Hörfunkprogramme aber zumindest<br />

eine Analyse auf der Ebene der TKK für Gesamtprogramme durchführen.<br />

Datengrundlage zum Kostenniveau und zum Anteil von Informations- bzw. Wortsendungen<br />

am jeweiligen Gesamtprogramm des Jahres 2000 sind für die öffentlichrechtlichen<br />

Anbieter die ARD- bzw. ZDF-Jahrbücher sowie für die privaten Anbieter<br />

die DLM-Erhebung zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks (DLM, 2002). Als Reichweitendaten<br />

werden die von der GfK für dieses Jahr gemessenen TV-Marktanteile bzw.<br />

die von der AG Media-Analyse ermittelten Hörerreichweiten der einzelnen Programme<br />

4 Durch Absprachen bzw. abgestimmtes Verhalten in engen Oligopolen kann die Wettbewerbsintensität<br />

trotz hoher Anbieterzahl vergleichsweise gering sein.<br />

5 Eine positive Nachfragereaktion kann sich bei gebührenfinanzierten (oder werbefinanzierten)<br />

Programmen nicht in einer höheren Zahlungsbereitschaft der Seher oder Hörer ausdrücken,<br />

sondern nur in einer erhöhten Nachfragemenge.<br />

372


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

zugrunde gelegt. Wegen der zugesagten Vertraulichkeit sind die Reichweitendaten der<br />

einzelnen privaten Anbieter als Indexwert aufbereitet, so dass keine Deanonymisierung<br />

möglich ist.<br />

Die Rezipientennachfrage nach TV- und Radioprogrammen kann grundsätzlich in<br />

den unterschiedlichen Dimensionen Reichweite, Einschaltquote oder Marktanteil gemessen<br />

werden. Unter Reichweite wird im Folgenden die absolute Zahl von Zuschauern<br />

bzw. Hörern einer einzelnen Sendung verstanden. Unter Einschaltquote, die als Prozentwert<br />

dimensioniert ist, wird die Reichweite einer einzelnen Sendung in einem bestimmten<br />

Sendegebiet verstanden, die jeweils auf die Gesamtreichweite aller dort empfangbaren<br />

TV- oder Radioprogramme bezogen ist. Der Begriff Marktanteil (ebenfalls<br />

ein Prozentwert) wird häufig synonym zur Einschaltquote auch für Einzelsendungen<br />

verwendet. Im Folgenden wird er jedoch nur für das Gesamtprogramm eines bestimmten<br />

Anbieters genutzt.<br />

4.2 Bundesweite TV-Vollprogramme<br />

In die Untersuchung einbezogen wurden sechs private Vollprogramme (Kabel 1, Pro7,<br />

RTL, RTL 2, Sat.1 und VOX), die ARD- und ZDF-Hauptprogramme sowie – in einer<br />

Gesamtbetrachtung – alle Dritten Programme der ARD. Der durchschnittliche Produktionsaufwand<br />

reichte im Jahr 2000 von 320 € bis 3025 € je Sendeminute, die Sehdaueranteile<br />

lagen zwischen 2,8 % und 19,3 %. Der Anteil der Informationssendungen am<br />

Gesamtprogramm (Selbstauskunft) betrug zwischen 12 % und 46 %.<br />

Eine lineare Regression, in der die Sehdaueranteile (Zuschauer ab 3 Jahre) als abhängige<br />

Variable und die Minutenkosten als unabhängige Variable definiert wurden, zeigt<br />

einen signifikanten und sehr engen Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand und<br />

Marktanteil. Das korrigierte Bestimmtheitsmaß R²korr beträgt 0,926.<br />

Nimmt man die jährlichen Produktionsaufwendungen je Marktanteilspunkt als<br />

Hilfsgröße für das jeweilige TKK-Niveau der neun TV-Vollprogramme, so reicht die<br />

Spanne von 30 Mio. € bis 133 Mio. € je Programm. Abbildung 3, in der die Sehdaueranteile<br />

in einen Indexwert (größter Marktanteil gleich 100) überführt wurden, zeigt<br />

zudem erwartungsgemäß, dass das TKK-Niveau mit dem Marktanteil steigt und dabei<br />

Abbildung 3: TKK-Niveau Fernsehen 2000 – bundesweite Vollprogramme<br />

Sehdaueranteil<br />

373


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 4: TKK-Niveau Fernsehen 2000 – bundesweite Vollprogramme<br />

Informationsanteil<br />

die öffentlich-rechtlichen Programme mit an der Spitze liegen. Aber auch bei privaten<br />

TV-Vollprogrammen haben die Anbieter mit den höheren Marktanteilen das höchste<br />

TKK-Niveau.<br />

Gleichzeitig wird aus Abbildung 4 aber auch deutlich, dass dies gleichermaßen für<br />

den Informationsanteil am Gesamtprogramm gilt. Zu überprüfen wäre deshalb, in welchem<br />

Umfang dieses höhere TKK-Niveau der öffentlich-rechtlichen Programme auf<br />

ein geringeres Reichweitenpotenzial für Informations- als für Unterhaltungsprogramme<br />

zurückzuführen ist (vgl. unten Punkt 5).<br />

4.3 Landesweite Hörfunkprogramme<br />

In die Analyse einbezogen wurden die neun ARD-Anstalten, die im Jahr 2000 zusammen<br />

51 landesweit ausgestrahlte UKW-Hörfunkprogramme produziert haben,<br />

Deutschlandradio mit zwei bundesweit ausgestrahlten Programmen sowie 15 landesweite<br />

private Hörfunkprogramme, die in ihrem Sendegebiet unter den Privaten jeweils<br />

Marktführer waren. Die Minutenkosten lagen zwischen 7 € und 156 €, die Reichweiten<br />

(Hörer gestern) zwischen 0,1 Mio. und 4,1 Mio. Hörern, wobei für die bis zu 7 Programme<br />

der einzelnen öffentlich-rechtlichen Anstalten jeweils die Gesamtreichweite<br />

in die Berechung einging. Der Wortanteil der Programme (Selbstauskunft) reichte von<br />

10 % bis 64 %.<br />

Eine lineare Regression, in der die Hörerreichweiten als abhängige Variable und die<br />

Minutenkosten sowie der Wortanteil als unabhängige Variablen definiert wurden, zeigt<br />

keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand und Marktanteil,<br />

aber einen engen Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand und Wortanteil. Das<br />

korrigierte Bestimmtheitsmaß R²korr beträgt hier 0,673.<br />

Berechnet man das Niveau der Tausenderkontaktkosten für die 25 Programme, reicht<br />

die Spanne von 11 € bis 923 € je Minute und 1000 Hörer. In Abbildung 5, in der die<br />

Reichweiten wiederum in einen Indexwert (größte Reichweite gleich 100) überführt<br />

wurden, wird sichtbar, dass dabei die öffentlich-rechtlichen Programme durchweg deutlich<br />

über dem TKK-Niveau der privaten Hörfunkprogramme liegen.<br />

Abbildung 6 verdeutlicht jedoch, dass ihr Wortanteil ebenfalls über dem der meisten<br />

374


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

Abbildung 5: TKK-Niveau Hörfunk 2000 – ARD und private Erstanbieter – „Hörer<br />

gestern“<br />

Privatangebote liegt. Auch hier wäre deshalb zu überprüfen, ob das höhere TKK-Niveau<br />

auf diese andere Programmstruktur der öffentlich-rechtlichen Angebote zurückzuführen<br />

ist – also entweder auf ein höheres Produktionskostenniveau für Wortprogramme<br />

oder auf ein geringeres Reichweitenpotenzial für „wortlastige“ Hörfunkprogramme.<br />

Abbildung 6: TKK-Niveau Hörfunk 2000 – ARD und private Erstanbieter Wortanteil<br />

5. Empirische Ergebnisse zum Einfluss der Programmstruktur auf das TKK-<br />

Niveau<br />

Welche möglichen Ursachen gibt es nun für die empirisch festgestellten Unterschiede<br />

im TKK-Niveau der einzelnen Programme? Die Kennziffer Tausenderkontaktkosten<br />

(TKK) ist der Quotient aus Minutenkosten (Dimension: € je Sendeminute) und Reichweite<br />

(Dimension: 1000 Zuschauer und Hörer) und kann für eine einzelne Sendung<br />

375


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

(Sendungsebene), als Durchschnitt für alle Sendungen eines bestimmten Programmgenres<br />

(Genreebene) oder als Durchschnitt für das Gesamtprogramm eines Anbieters (Programmebene)<br />

gebildet werden. Bei der Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf<br />

die Wirtschaftlichkeit von Rundfunkprogrammen sind also die Effekte durch potenzielle<br />

Einflussfaktoren auf der Ebene einzelner Pogrammgenres von denjenigen Effekten<br />

zu unterscheiden, die sich aus den jeweils unterschiedlichen Programmstrukturen der<br />

einzelnen TV- und Hörfunkprogramme ergeben.<br />

5.1 Einflussfaktoren auf das TKK-Niveau von Programmgenres<br />

Das TKK-Niveau eines Anbieters für ein Programmgenre wird von fünf wesentlichen<br />

Einflussfaktoren bestimmt (vgl. Abb. 7):<br />

1. davon, ob die Produktionsprozesse optimal organisiert sind, einschließlich der Entscheidungen<br />

zwischen der Sendung von Eigen-, Auftrags- oder Fremdproduktionen<br />

(Kaufprogramme) (Faktor Produktionseffizienz).<br />

2. davon, welches Qualitätsniveau das Unternehmen beim jeweiligen Genre anstrebt,<br />

einschließlich der Entscheidungen zwischen Erstsendungen und Wiederholungen<br />

(Faktor genrespezifischer Produktionsaufwand).<br />

3. davon, welche Zahl an Wettbewerbern das eigene Marktanteilspotenzial beeinflusst;<br />

für einen Monopolisten liegt dieses Potenzial bei 100 %, bei 10 Anbietern beträgt es<br />

– sofern alle Wettbewerber qualitativ gleichwertige Programme senden – nur noch<br />

10 % (Faktor Anbieterzahl).<br />

4. davon, welche Größe der jeweilige Genre-Teilmarkt hat (Faktor genrespezifisches<br />

Reichweitenpotenzial).<br />

5. davon, wann das Genre überwiegend gesendet wird, da das Reichweitenpotenzial im<br />

Tagesverlauf unterschiedlich groß ist (Faktor Sendeplatz).<br />

Der genrespezifische Produktionsaufwand hat also sowohl Einfluss auf die Minutenkosten<br />

(gemeinsam mit der Produktionseffizienz) als auch auf den Genre-Marktanteil<br />

des Anbieters (gemeinsam mit der Anbieterzahl). Mit welcher absoluten Zahl an Rezipienten<br />

(Reichweite) ein bestimmter Marktanteil verbunden ist, hängt außerdem zum<br />

einen vom genrespezifischen Reichweitenpotenzial und zum anderen von der Wahl des<br />

Sendeplatzes ab.<br />

Abbildung 7: Einflussfaktoren auf das TKK-Niveau von Programmgenres<br />

376


5.2 Programmstruktureffekt und TKK-Niveau für Gesamtprogramme<br />

Auf der Ebene des Gesamtprogramms wird der durchschnittliche TKK zusätzlich durch<br />

einen Programmstruktureffekt beeinflusst, d. h. von den unterschiedlichen Anteilen einzelner<br />

Genres am Gesamtprogramm. Zwei Rechenbeispiele sollen diesen Effekt verdeutlichen:<br />

Beispielrechnung Programmstruktureffekt Fernsehen<br />

Unterstellt man, dass<br />

• zwei Anbieter mit gleicher Produktionseffizienz und gleichem Produktionsaufwand,<br />

d. h. mit gleichen Minutenkosten arbeiten,<br />

• diese Anbieter zwei Genres (Unterhaltung und Information) mit unterschiedlichen<br />

Programmanteilen (Anbieter A: 80 zu 20, Anbieter B: 60 zu 40) senden,<br />

• die genrespezifischen Minutenkosten für Unterhaltungssendungen doppelt so hoch<br />

liegen wie für Informationssendungen und<br />

• das genrespezifische Reichweitenpotenzial für Unterhaltungssendungen dreimal so<br />

hoch ist wie für Informationssendungen,<br />

so ist im Ergebnis das TKK-Niveau für Informationssendungen rund 1,5-mal so hoch<br />

wie für Unterhaltungssendungen, und Anbieter B kommt auf ein fast 10 % höheres<br />

TKK-Niveau als Anbieter A, wenn er den gleichen Marktanteil erreichen will (vgl. Tab.<br />

1).<br />

Tabelle 1: Programmstruktureffekt Fernsehen<br />

Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

Unterhaltung Information Gesamt<br />

(1) Index Minutenkosten 100 50 -<br />

(2) Index Reichweitenpotenzial 100 33,3 -<br />

(3) TKK-Niveau: (1)/(2) * 100 100 151,5 -<br />

(4) Programmstruktur Anbieter A 0,8 0,2 1,0<br />

(5) TKK-Niveau Anbieter A: (3) * (4) 80 + 30,3 = 110,3<br />

(6) Programmstruktur Anbieter B 0,6 0,4 1,0<br />

(7) TKK-Niveau Anbieter B: (3) * (6) 60 + 60,6 = 120,6<br />

Niveauunterschied B zu A: (7)/(5) 109,3<br />

Programmstruktureffekt Hörfunk<br />

Unterstellt man, dass<br />

• zwei Anbieter mit gleicher Produktionseffizienz und gleichem Produktionsaufwand,<br />

d. h. mit gleichen Minutenkosten arbeiten,<br />

• diese Anbieter jeweils unterschiedliche Musik-Wort-Anteile senden (Anbieter C: 90<br />

zu 10, Anbieter D: 70 zu 30),<br />

• die Minutenkosten für Wortprogramme fünfmal so hoch sind wie für Musikprogramme<br />

und<br />

• das Reichweitenpotenzial von Wortprogrammen bei der Hälfte der Musikprogramme<br />

liegt,<br />

377


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

so ist das TKK-Niveau für Wortprogrammanteile zehnmal so hoch wie das von Musikprogrammanteilen,<br />

und Anbieter D kommt auf ein um 95 % höheres TKK-Niveau als<br />

Anbieter C, wenn er den gleichen Marktanteil erreichen will (vgl. Tab. 2).<br />

Tabelle 2: Programmstruktureffekt Hörfunk<br />

Unterhaltung Information Gesamt<br />

(1) Index Minutenkosten 100 500 -<br />

(2) Index Reichweitenpotenzial 100 50 -<br />

(3) TKK-Niveau: (1)/(2) * 100 100 1000 -<br />

(4) Programmstruktur Anbieter C 0,9 0,1 -<br />

(5) TKK-Niveau Anbieter C: (3) * (4) 90 + 100 = 190<br />

(6) Programmstruktur Anbieter D 0,7 0,3 -<br />

(7) TKK-Niveau Anbieter D: (3)* (6) 70 + 300 = 370<br />

Niveauunterschied D zu C: (7)/(5) 194,5<br />

5.3 Empirische Befunde zum genrespezifischen Produktionsaufwand und<br />

genrespezifischen Reichweitenpotenzial<br />

Es gibt wenig veröffentlichtes Datenmaterial zu den Minutenkosten und Reichweitenpotenzialen<br />

einzelner Programmgenres. Genrespezifische Minutenkosten werden, wie<br />

schon erwähnt, in den KEF-Berichten für alle öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

veröffentlicht. In den Jahrbüchern der ARD werden auf Vollkostenbasis ebenfalls regelmäßig<br />

Durchschnittskosten für unterschiedliche TV- und Radioprogrammkategorien<br />

publiziert. Im Jahr 2000 (ARD-Jahrbuch, 2001, S. 369) lagen die Sendeminutenkosten<br />

für TV-Informationsprogramme im ARD-Hauptprogramm bei 1640 € (Kultur und<br />

Wissenschaft), 1820 € (Politik und Gesellschaft) bzw. 2730 € (Tagesschau/Tagesthemen).<br />

Die Spanne für Programme mit primär unterhaltendem Charakter war breiter, wobei<br />

das Niveau der Minutenkosten dabei durchweg über dem der Informationssendungen<br />

lag: 2920 € (Spielfilme), 4490 € (Non-fiktionale Unterhaltung), 4770 € (Musik), 8900 €<br />

(Sport), 12600 € (Fernsehspiel). Im Mittel hatten TV-Unterhaltungsangebote damit<br />

mehr als doppelt so hohe Minutenkosten wie Informations-, Bildungs- und Kulturprogramme.<br />

Die ARD-Daten zeigen auch einen starken Unterschied im Produktionskostenniveau<br />

zwischen den Wort- und Musikanteilen der Radioprogramme. Die Minutenkosten<br />

für die drei Wortkategorien lagen im Jahr 2000 bei 50 € (Information und Service), 67 €<br />

(Unterhaltung) und 108 € (Kultur/Bildung). Dies war jeweils ein Vielfaches im Vergleich<br />

zu den Minutenkosten der Musikanteile, die bei 11 € (Rock/Pop) bzw. 23 € (Unterhaltungsmusik)<br />

lagen. Aus dem Rahmen fallen hier lediglich die 59 € für klassische Musik,<br />

die auf einen höheren Eigenproduktionsanteil für dieses Programmgenre (teilweise mit<br />

sendereigenen Orchestern) zurückzuführen sind.<br />

Die in den obigen Beispielrechnungen zum Programmstruktureffekt getroffenen Annahmen<br />

zu den genrespezifischen Minutenkosten der unterschiedlichen TV-Programmanteile<br />

sind also der Größenordnung nach für die öffentlich-rechtlichen Anbieter nicht<br />

unrealistisch. Dies gilt auch für die unterstellten unterschiedlichen genrespezifischen<br />

Reichweitenpotenziale von TV-Informationssendungen und TV-Unterhaltungssendungen.<br />

Nach einer auf Basis der GfK-Programmkodierung – diese beruht auf Eigen-<br />

378


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

angaben der Veranstalter – vorgenommenen Auswertung war der Sehdaueranteil von<br />

Informationssendungen im Jahr 2004 nur etwa halb so hoch wie der gemeinsame Anteil<br />

von fiktionaler und non-fiktionaler Unterhaltung sowie von Sportprogrammen (Zubayr/Gerhard,<br />

2005: 99).<br />

Für Radioprogramme gibt es keine Nachfragedaten, bei denen nach Wort- und Musikanteilen<br />

getrennt wird. Dies mag unter anderem daran liegen, dass im Radio-Angebot<br />

der Typ der Magazinsendungen, in denen Musik- und Wortanteile gemischt werden,<br />

überwiegt. Radioprogramme unterscheiden sich deshalb eher über den Umfang ihres<br />

Wortanteils. Betrachtet man die Reichweiten der öffentlich-rechtlichen Informations-<br />

und Kulturprogramme mit hohem Wortanteil, so liegen diese weit unter denen der Magazin-Wellen.<br />

Die Annahmen der Beispielrechung, wonach für Radioprogramme mit<br />

einem hohen Wortanteil ein deutlich höheres TKK-Niveau nötig ist, um die gleichen<br />

Hörermarktanteile wie ein Radioprogramm mit überwiegendem Musikanteil zu erreichen,<br />

erscheinen deshalb ebenfalls nicht unrealistisch.<br />

6. Niveau der Tausenderkontaktkosten und öffentlich-rechtliche Qualitätsziele<br />

6.1 Niedrigstes TKK-Niveau als Benchmark?<br />

Aufgrund des empirisch belegbaren positiven Zusammenhangs zwischen Programmaufwand<br />

und Rezipientennachfrage ergibt sich zunächst, dass Tausenderkontaktkosten ein<br />

geeigneter Indikator sind, um die Wirtschaftlichkeit sowohl zwischen privaten Anbietern<br />

von TV- und Radioprogrammen als auch zwischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

zu vergleichen und dabei gleichzeitig die Unterschiede der von den Rezipienten<br />

gewünschten bzw. von den Aufsichtsorganen geforderten Programmqualität zu berücksichtigen.<br />

Das niedrigste TKK-Niveau eines Anbieters hätte dann jeweils zunächst nur<br />

eine Benchmark-Funktion (Schwertzel, 1997) für alle anderen Rundfunkanbieter des<br />

gleichen Typs im Hinblick auf die aktuell größtmögliche Produktionseffizienz.<br />

Aufgrund der erläuterten Effekte unterschiedlicher Programmstrukturen auf das<br />

TKK-Niveau ist allerdings innerhalb beider Anbietertypen eine Orientierung an den<br />

Anbietern mit den jeweiligen niedrigsten genrespezifischen TKK-Niveaus sinnvoller<br />

als eine allgemeine Orientierung am Anbieter mit dem niedrigsten TKK-Niveau für das<br />

Gesamtprogramm.<br />

Inwieweit kann nun aber ein niedriges genrespezifisches TKK-Niveau eines privaten<br />

Anbieters auch als Benchmark für öffentlich-rechtliche Rundfunkprogramme dienen?<br />

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man öffentlich-rechtliche Qualitätsstandards<br />

ausschließlich über Programmstrukturvorgaben operationalisiert, oder ob<br />

diese auch Marktanteilsziele als zusätzliche Dimension umfassen.<br />

6.2 Reichweite als Qualitätsdimension öffentlich-rechtlicher Programme<br />

Während man – sowohl was die objektive Messbarkeit der Qualität von <strong>Medien</strong>inhalten<br />

als auch was die Wahrnehmungsfähigkeit unterschiedlicher Qualitätsniveaus durch die<br />

Rezipienten angeht – in der medienökonomischen Literatur einer grundlegenden Skepsis<br />

begegnet (u. a. Heinrich, 1996; Gundlach, 1998; Lobigs 2004), gehört der Versuch,<br />

publizistische Qualität objektiv zu definieren, zu den zentralen Forschungsfeldern der<br />

Publizistik- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft (u. a. Rager 1984; Schatz/Schulz, 1992;<br />

Ruß-Mohl, 1992; Wyss, 2002; Vowe/Wolling, 2004). Intern werden in den Rundfunkunternehmen<br />

für die Entwicklung von Qualitätskennziffern zudem Zuschauerbefragungen<br />

379


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

und organisatorische Maßnamen zur Sicherung eines angestrebten Qualitätsniveaus berücksichtigt<br />

(u. a. Buß/Gumbl, 2000; Zubayr/Darschin, 2003; Dintner/Brösel/Köcher,<br />

2004; Anker, 2005; Blumers/Klingler, 2005; Tebert/Gierse, 2006).<br />

Dabei besteht in der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft weitgehende Übereinstimmung,<br />

dass man die Qualität einzelner <strong>Medien</strong>angebote aus mindestens vier Perspektiven bewerten<br />

kann (Rosengren/Carlsson/Tagerud, 1991). Bei der Qualitätsdefinition kommen<br />

dann je nach Perspektive unterschiedliche Normensysteme zur Anwendung, die für verschiedene<br />

Bezugsebenen – Gesamtangebot aller <strong>Medien</strong>, Gesamtangebot eines <strong>Medien</strong>unternehmens<br />

oder Einzelbeitrag – operationalisiert werden (Wyss, 2002: 98) können.<br />

Diese vier Sichtweisen sind:<br />

1. eine Reguliererperspektive, bei der die Erfüllung der gesellschaftlichen Informations-<br />

und Orientierungsfunktion im Vordergrund steht; Qualität bedeutet hier eine<br />

möglichst gute Abbildung der Realität in den <strong>Medien</strong>inhalten, die sich unter anderem<br />

in einem möglichst pluralistischen Angebot zeigt;<br />

2. eine Kommunikatorperspektive, bei der die Erfüllung professioneller Standards im<br />

Vordergrund steht; die Qualität von <strong>Medien</strong>inhalten zeigt sich in diesem Fall unter<br />

anderem in einer möglichst großen Anerkennung durch Kollegen oder die <strong>Medien</strong>kritik;<br />

3. eine Rezipientenperspektive, in der der subjektive Nutzen des einzelnen <strong>Medien</strong>nutzers<br />

im Vordergrund steht; die Qualität zeigt sich dann in der mehr oder weniger<br />

großen Akzeptanz der <strong>Medien</strong>angebote durch das Publikum. Diese Sichtweise entspricht<br />

also weitgehend der oben beschriebenen mikroökonomischen Interpretation<br />

von Qualität;<br />

4. eine Wirkungsperspektive, bei der die vom Regulierer, Kommunikator oder Rezipienten<br />

intendierten kognitiven <strong>Kommunikations</strong>wirkungen im Vordergrund stehen;<br />

die Qualität von <strong>Medien</strong>inhalten zeigt sich danach in messbaren Veränderungen des<br />

Wissens, der Einstellungen oder des Verhaltens von Rezipienten.<br />

Diese Systematisierung macht deutlich, dass die Qualität von <strong>Medien</strong> nicht über eine<br />

der vier Qualitätsdimensionen allein operationalisiert werden kann. Sinnvoll lassen sich<br />

Regulierer-, Kommunikator- oder Rezipientenperspektive jeweils nur zusammen mit<br />

einer zusätzlichen Wirkungsperspektive betrachten.<br />

So sind beispielsweise Programmstrukturvorgaben, die Mindestanteile für Informations-,<br />

Bildungs- und Kulturinhalte im TV-Angebot oder für Wortelemente im Radio<br />

festlegen, als Operationalisierung von Qualität aus einer Reguliererperspektive plausibel.<br />

Dieses Ziel ist aber nicht hinreichend, wenn man die damit intendierten positiven<br />

Orientierungsleistungen für die Gesellschaft einbeziehen will. Sofern man einen gesellschaftlichen<br />

Informations- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks<br />

einfordert, werden zwangsläufig auch Reichweitenziele als zusätzliche Qualitätsdimension<br />

relevant, da selbst das beste Angebot ohne Rezeption nicht die gewünschten Wirkungen<br />

erzielen kann.<br />

6.3 Reichweitenziele und TKK-Niveau<br />

Sofern aber das von öffentlich-rechtlichen Anbietern anzustrebende Qualitätsniveau<br />

sowohl über Programmstrukturziele (Anteil bestimmter Genres am Gesamtprogramm)<br />

als auch über Reichweitenziele (Marktanteilsvorgaben für die jeweiligen Genres) operationalisiert<br />

wird, hat dies Auswirkungen auf die mögliche Benchmark-Funktion privater<br />

Anbieter für öffentlich-rechtliche Angebote.<br />

Höhere Tausenderkontaktkosten eines öffentlich-rechtlichen Anbieters im Vergleich<br />

380


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

zum niedrigsten TKK-Niveau können prinzipiell auf zwei Ursachen zurückzuführen<br />

sein:<br />

• auf mangelnde Produktionseffizienz bzw. Wirtschaftlichkeit oder<br />

• auf einen von diesem Anbieter gewählten höheren Qualitätsstandard des Outputs<br />

(und einen damit verbundenen höheren Produktionsaufwand).<br />

Sofern es einen positiven Zusammenhang zwischen Qualität und Rezipientennachfrage<br />

gibt, muss sich dabei das höhere Qualitätsniveau in einem höheren Marktanteil des<br />

Anbieters niederschlagen. Sein Marktanteil wird also über dem rechnerischen Marktanteilspotenzial<br />

liegen, das bei einer rechnerischen Gleichverteilung der Marktanteile<br />

unter Berücksichtigung der Zahl aller Anbieter zu erwarten wäre. Umgekehrt gilt damit<br />

aber auch, dass Marktanteilsziele, die über dem Gleichverteilungsanteil liegen, zu einem<br />

höheren TKK-Niveau als dem genrespezifischen TKK-Minimum führen müssen (Abb.<br />

8). Welches TKK-Niveau bei welchem Marktanteil angemessen ist, hängt vom Verlauf<br />

der Qualitäts-Nachfragefunktion für das entsprechende Programmgenre ab, die nur empirisch<br />

ermittelt werden kann.<br />

Liegt das TKK-Niveau eines privaten Anbieters über dieser Funktionskurve, ließe<br />

sich entweder auf Produktionsineffizienz oder auf einen „zu hohen“ Qualitätsstandard<br />

schließen, der vom Rezipienten nicht mehr wahrgenommen bzw. nicht gewünscht<br />

wird.<br />

Für einen öffentlich-rechtlichen Anbieter gelten jedoch in zweierlei Hinsicht andere<br />

Maßstäbe. Zum einen kann er als Non-Profit-Unternehmen durch den Gewinnverzicht<br />

– in der Größenordnung der branchentypischen Profitrate – generell alle Programmgenres<br />

zu einem höheren Qualitäts- und damit TKK-Niveau produzieren (Seufert, 2005:<br />

372). Zum anderen muss er – unabhängig vom Programmstruktureffekt – immer dann<br />

Abbildung 8: Qualitäts-Nachfragefunktion und Produktionseffizienz bei<br />

Marktanteilsvorgaben<br />

381


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

zu einem höheren genrespezifischen TKK-Niveau produzieren als der kostengünstigste<br />

private Anbieter, wenn für sein Programm Marktanteilsziele gelten, die über den bei<br />

gegebener Anbieterzahl zu erwartenden „Gleichgewichtsmarktanteilen“ liegen. Auch<br />

für öffentlich-rechtliche Anbieter gilt dabei, dass sich das für dieses Marktsanteilsziel<br />

angemessene TKK-Niveau aus den – empirisch zu schätzenden – Verläufen der Qualitäts-Nachfragefunktion<br />

für die einzelnen Programmgenres ergibt.<br />

Im Hinblick auf die Eignung des kostengünstigsten TKK-Niveaus eines privaten Anbieters<br />

als Benchmark-Wert für öffentlich-rechtliche Angebote bedeutet dies also eine<br />

Einschränkung: Über diesem Niveau liegende genrespezifische TKK einer öffentlichrechtlichen<br />

Anstalt können erst dann als ein Indiz für Ineffizienz interpretiert werden,<br />

wenn sie bei Berücksichtigung der Marktanteilsziele dieser Anstalt nicht auf der Funktionskurve<br />

für das entsprechende Programmgenre liegen, sondern darüber.<br />

7. Resümee<br />

Der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten<br />

(KEF) in ihren Wirtschaftlichkeitsvergleichen verwendete Indikator „durchschnittliche<br />

Minutenkosten“, der in der öffentlichen Debatte über die Effizienz der öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten zunehmend auch für Vergleiche mit privaten Anbietern herangezogen<br />

wird, führt zu Fehlinterpretationen. Implizit wird dabei von weitgehend standardisierbaren<br />

Produktionsprozessen ausgegangen, die die Heterogenität von TV- und Radioprogrammen<br />

(Unikatproduktion, Leistungsbündel aus unterschiedlichen Programmgenres)<br />

nicht beachten. Insbesondere wird damit aber auch der Zusammenhang zwischen Produktionsaufwand,<br />

Programmqualität und Rezipientennachfrage nicht beachtet. Tausenderkontaktkosten<br />

(TKK), die diesen Zusammenhang berücksichtigen, sind insofern auch<br />

für öffentlich-rechtliche Anbieter die geeigneteren Wirtschaftlichkeitsindikatoren.<br />

Während allerdings private Anbieter ihre Programmstruktur so wählen können, dass<br />

sie ein möglichst geringes TKK-Niveau erreichen, unterliegen öffentlich-rechtliche Anstalten<br />

speziellen Qualitätsanforderungen, die sich auch in Programmstrukturvorgaben<br />

in Form von Mindestprogrammanteilen für Informations-, Bildungs- und Kultursendungen<br />

im TV-Programm oder Wortanteilen im Radioprogramm niederschlagen. Da<br />

diese Genres einen vergleichsweise hohen Produktionsaufwand (Radio-Wortprogramme)<br />

bzw. niedrigere Reichweitenpotenziale (TV-Informationsprogramme und Radio-<br />

Wortprogramme) haben, führt ein Programmstruktureffekt immer zu einem höheren<br />

TKK-Niveau für Gesamtprogramme, die einen hohen Anteil solcher Genres haben.<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleiche zwischen verschiedenen Anbietern sollten deshalb nur<br />

auf Basis der TKK für Programmgenres durchgeführt werden.<br />

Sofern man das TKK-Niveau privater Anbieter als Benchmark setzen will, müssen<br />

Reichweitenziele öffentlich-rechtlicher Anbieter für die einzelnen Programmgenres als<br />

zusätzliche Qualitätsanforderungen mit berücksichtigt werden. Je höher dieser angestrebte<br />

Marktanteil ist, desto stärker kann das genrespezifische TKK-Niveau der Rundfunkanstalt<br />

über dem des jeweils kostengünstigsten Anbieters liegen, ohne dass hieraus<br />

Unwirtschaftlichkeit abgeleitet werden kann.<br />

Die Datenlage erlaubt es bislang nur, die Beziehungen zwischen dem Produktionsaufwand<br />

und Programmreichweiten auf der Ebene der Gesamtprogramme zu untersuchen<br />

und nicht für einzelne Programmgenres. Für Externe ist deshalb zurzeit auch<br />

keine angemessene Beurteilung der Wirtschaftlichkeit zwischen den öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten möglich. Voraussetzung wäre, dass die KEF zu den Minutenkosten der<br />

Genres – die noch stärker zu differenzieren wären – auch die damit korrespondieren-<br />

382


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

den Reichweitendaten erheben würde, so dass genrespezifische TKK berechnet werden<br />

können.<br />

Eine solche Umstellung der KEF-Wirtschaftlichkeitsvergleiche auf den geeigneteren<br />

Indikator Tausenderkontaktkosten (TKK) hätte auch den Vorzug, dass in der öffentlichen<br />

Debatte über die Effizienz der öffentlich-rechtlichen Anbieter der Zusammenhang<br />

zwischen Kostenniveau und Qualität stärker beachtet würde als bisher, und dass<br />

dann wohl aus dem politischen Raum weniger untaugliche Sparvorschläge zu befürchten<br />

wären. Zudem verbesserten sich damit die externen Kontrollmöglichkeiten durch<br />

die Öffentlichkeit auch im Hinblick auf die Qualitätsziele der Rundfunkanstalten, da<br />

diese zu mehr Transparenz, insbesondere bei ihren Marktanteilszielen gezwungen würden.<br />

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383


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384


Seufert · Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

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385


Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Empirischer Test eines Erklärungsmodells für die Nebenbeinutzung des Fernsehens<br />

Jens Wolling / Christoph Kuhlmann<br />

Fernsehnutzung ist vielfach nur noch Nebenbeinutzung: Menschen essen, telefonieren,<br />

unterhalten sich mit anderen oder erledigen Hausarbeit, während gleichzeitig der Fernseher<br />

läuft. Der Beitrag forscht nach den Ursachen dieses Handelns, wobei die Autoren<br />

ein komplexes Erklärungsmodell entwickeln, in das Sozialisationsfaktoren, externe und<br />

interne Handlungsrestriktionen, die Bindung an das Fernsehen, Stimmungslagen, Qualitätswahrnehmungen<br />

sowie Motive und Leistungswahrnehmungen aus dem Uses and<br />

Gratifications-Ansatz eingehen. Durch multiple Regressionen wird nicht nur der Umfang<br />

der Nebenbeinutzung erklärt, sondern auch deren Modi, Inhalte und Situationen.<br />

Den stärksten Einfluss auf die Nebenbeinutzung haben drei Faktoren: Zum einen die<br />

positive Beurteilung spezifischer Leistungen des Nebenbeisehens – die insbesondere atmosphärischer<br />

Natur sind –, zum anderen die Fähigkeit, mit den kognitiven Anforderungen<br />

durch die Paralleltätigkeit umzugehen, sowie drittens die Beurteilung der Qualität<br />

des Fernsehens. Die Varianz der übrigen erklärungskräftigen Variablen verdeutlicht die<br />

Vielfalt des Phänomens Nebenbeinutzung: Je nachdem, ob der Fokus der Analyse auf<br />

der Fernsehnutzung bei bestimmten Tätigkeiten oder auf der Nebenbeinutzung von<br />

spezifischen Angeboten liegt, erweisen sich unterschiedliche Gründe als bedeutsam.<br />

Schlagwörter: Aufmerksamkeit, Nebenbeinutzung, Nebenbeifernsehen, Fernsehnutzung,<br />

<strong>Medien</strong>nutzung<br />

1. Einleitung: Ausgangssituation und Fragestellungen<br />

Die Fernsehnutzung erfährt seit einiger Zeit deutliche Veränderungen: Während sich<br />

die Nutzungszeit kaum verändert, treten verstärkt Nutzungsmodi auf, die früher dem<br />

Radio vorbehalten waren. Die Fernsehzuschauer gehen während des Fernsehkonsums<br />

anderen Beschäftigungen nach. Außerhalb der Prime Time widmet bereits mehr als die<br />

Hälfte der Zuschauer dem Fernsehen nicht mehr die volle Aufmerksamkeit 1 .<br />

Theoretisch lenkt diese Beobachtung den Blick auf die Beziehung zwischen spezifischen<br />

<strong>Medien</strong>nutzungsaktivitäten und anderem Handeln. Dieses Handeln kann nicht<br />

nur Bedingung von <strong>Medien</strong>nutzung (etwa durch Beschaffung der technischen Ressourcen)<br />

oder Wirkung von <strong>Medien</strong>nutzung sein (wenn etwa Werbung zum Kauf führt),<br />

sondern auch funktionale Alternative 2 oder Konkurrenz zur <strong>Medien</strong>nutzung: Konkurriert<br />

wird hier um Zeit und damit um Aufmerksamkeit 3 .<br />

1 Diese und andere deskriptive Befunde zur Nebenbeinutzung des Fernsehens wurden an anderer<br />

Stelle ausführlich dargestellt (Kuhlmann & Wolling 2004). Im gleichen Heft von M&K haben<br />

sich auch Jäckel und Wollscheid mit ähnlichen Fragen beschäftigt. Die von ihnen präsentierten<br />

Befunde ergänzen unsere Ergebnisse – gerade auch unter methodischen Gesichtspunkten.<br />

2 Funktionale Alternative kann Handeln etwa beim Mood Management sein, wenn beispielsweise<br />

Gartenarbeit die Stimmung zuverlässiger aufhellt als Fernsehkonsum.<br />

3 Diese Perspektive lässt sich erweitern auf die Beziehungen zwischen <strong>Medien</strong>nutzung und Kognitionen<br />

(wann stört Nachdenken unsere Rezeptionsaufmerksamkeit?), aber auch zwischen<br />

<strong>Medien</strong>nutzung und interpersonaler Kommunikation und ebenso auf die Konkurrenz um Aufmerksamkeit<br />

zwischen verschiedenen <strong>Medien</strong>.<br />

386


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Nebenbeisehen ist kein eindimensionales Konstrukt, sondern der Oberbegriff für<br />

verschiedene Formen der Paralleltätigkeit, bei denen neben der Fernsehnutzung andere<br />

Handlungen vollzogen werden, die ebenfalls Aufmerksamkeit beanspruchen. Diese<br />

Nutzungsmodi unterscheiden sich zum einen bezüglich des Sinneskanals in eine nur<br />

visuelle Fernsehnutzung (z. B. Telefonieren mit ausgeschaltetem Fernsehton) und eine<br />

vorwiegend auditive Nutzung (Haus- oder PC-Arbeit mit Hörkontakt zum Fernseher)<br />

sowie eine sozial orientierte Nebenbeinutzung, bei der zwar beide Kanäle wahrgenommen<br />

werden, ein Teil der Aufmerksamkeit aber von Interaktionen mit anwesenden anderen<br />

Akteuren beansprucht wird (geselliges Beisammensein und Essen mit laufendem<br />

Fernseher im Hintergrund) 4 .<br />

Zum anderen variieren die Modi der Nebenbeinutzung in den Anteilen der Aufmerksamkeit<br />

für das Fernsehprogramm und die Begleittätigkeit. Dies hängt zentral vom<br />

Konzentrationsbedarf der Nicht-Fernsehtätigkeit ab und kann von weitgehend automatisierter<br />

Handarbeit bis zum Schreiben wissenschaftlicher Texte am Computer reichen.<br />

Der Grad der Aufmerksamkeit variiert nicht nur zwischen verschiedenen Paralleltätigkeiten,<br />

sondern häufig auch im Zeitverlauf bei ein und derselben Tätigkeit. Deshalb ist<br />

eine Differenzierung von Nutzungstypen entlang dieser Dimension schwierig. Zumal<br />

sich mit den in der Feldforschung einsetzbaren Methoden der Grad der Aufmerksamkeit<br />

nicht messen lässt: Kein Befragter vermag auch nur annähernd anzugeben, wie viel<br />

Prozent seiner Aufmerksamkeit dem Fernseher zuteil wird, wenn dieser zum Beispiel<br />

beim Essen läuft. Unter den nach Kanälen differenzierten Modi der Nebenbeinutzung<br />

dominiert in der Praxis das Nebenbeihören: Die Augen sind von anderen Tätigkeiten<br />

in Anspruch genommen, das Fernsehprogramm wird vor allem auditiv genutzt (Kuhlmann<br />

& Wolling 2004). Hierfür eignen sich vor allem Fernsehformate, die auch ohne<br />

Bild befriedigend genutzt werden können, weil sich die Inhalte auch allein mittels der<br />

Toninhalte verstehen lassen. Dazu zählen primär Musikangebote, aber auch Formate<br />

wie Talk- und Gerichtsshows, bei denen im Bild wenig passiert, was zum Verständnis<br />

des Inhalts notwendig ist. Weitgehend irrelevant ist der Programminhalt dagegen, wenn<br />

das Fernsehen nur noch als Geräuschkulisse zur Vermeidung von Stille genutzt wird.<br />

Alle Studien, die sich mit der Nebenbeinutzung des Fernsehens beschäftigen, zeigen,<br />

dass es sich um ein bedeutsames Phänomen handelt. 5 Mittlerweile wissen wir auch<br />

einiges darüber, wie nebenbei ferngesehen wird. Wir haben aber keine systematischen<br />

Erkenntnisse über die Gründe dieser Nutzungsmuster. Warum verbringen die einen<br />

viel Zeit mit der Nebenbeinutzung, während die anderen fast überhaupt nicht nebenbei<br />

fernsehen? Gibt es unterschiedliche Erklärungen für die verschiedenen Modi der<br />

Nebenbeinutzung? Wird die Nebenbeinutzung bei unterschiedlichen Haupttätigkeiten<br />

auch durch unterschiedliche Erklärungsfaktoren beeinflusst? Lässt sich die Nebenbeinutzung<br />

bestimmter Angebote durch jeweils spezifische Variablen erklären, oder<br />

sind die Gründe inhaltsunspezifisch? Die schon bei der Deskription vorgenommene<br />

Differenzierung der Nebenbeinutzung in zeitlicher, sozialer und sachlicher Hinsicht<br />

wird hier wieder aufgegriffen, um die Frage nach den Ursachen differenziert beantworten<br />

zu können (Kuhlmann & Wolling 2004: 387). Es geht also nicht nur darum, den<br />

Umfang der Nebenbeinutzung zu erklären, sondern es geht auch um die Erklärung der<br />

unterschiedlichen Modi der Nebenbeinutzung sowie der Nebenbeinutzung bestimmter<br />

Inhalte und der Nebenbeinutzung in bestimmten Situationen.<br />

4 Die theoretische Unterscheidung bestätigte sich auch in einer Faktorenanalyse, in der diese<br />

Dimensionen identifiziert wurden (vgl. Kuhlmann & Wolling 2004: 395).<br />

5 Vgl. die Übersicht in Kuhlmann & Wolling 2004.<br />

387


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

2. Theoretische Grundlagen<br />

Für die Erklärung der Fernsehnutzung sind eine Reihe von Theorien entwickelt und<br />

eine Vielzahl von Modellen vorgeschlagen worden. Meistens handelt es sich dabei nicht<br />

um fernsehspezifische Ansätze, sondern um solche, die auch für die Erklärung der Nutzung<br />

anderer <strong>Medien</strong> (Printmedien, Hörfunk, Onlinemedien etc.) herangezogen werden<br />

können. Eine ausführliche Darstellung und kritische Diskussion dieser Theorien<br />

und Ansätze kann hier aus Platzgründen nicht erfolgen (vgl. dazu im Überblick Gehrau<br />

2002; Hasebrink 2003; Meyen 2004). Da die meisten Theorien und Ansätze nicht auf bestimmte<br />

Inhalte oder Nutzungsmodi zugeschnitten oder beschränkt sind, bietet es sich<br />

an zu prüfen, ob sie für die Erklärung der Fernsehnebenbeinutzung nutzbar gemacht<br />

werden können. Da bislang kein Erklärungsmodell für die Nebenbeinutzung des Fernsehens<br />

vorliegt, wird auf mehrere der in Frage kommenden Ansätze zurückgegriffen<br />

und daraus ein Modell entwickelt (Grafik 1). Im Folgenden werden die verschiedenen<br />

Erklärungskomponenten dieses Modells näher erläutert.<br />

2.1 Soziodemographie, Sozialisation, Lebensstil, Restriktionen<br />

Die deskriptiven Auswertungen der Daten zur Nebenbeinutzung hatten ergeben, dass<br />

bei der Aufschlüsselung nach soziodemographischen Variablen teilweise erhebliche<br />

Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen waren. Insbesondere das Alter erwies<br />

sich immer wieder als bedeutsamer Faktor (Kuhlmann & Wolling 2004). Die soziodemographischen<br />

Variablen können als Indikatoren für Sozialisationserfahrungen<br />

interpretiert und als Teil der sozialen Voraussetzungen der <strong>Medien</strong>nutzung angesehen<br />

werden (Katz, Blumler & Gurevitch 1974). Neben solchen unspezifischen Indikatoren<br />

für soziale Erfahrungen sind auch spezifischere Indikatoren der <strong>Medien</strong>sozialisation<br />

zu berücksichtigen. Die wichtigste Instanz der <strong>Medien</strong>sozialisation sind zweifellos die<br />

Eltern. Wer in einem Haushalt aufgewachsen ist, in dem viel ferngesehen wurde, schaut<br />

vermutlich nicht nur selber viel fern (Jäckel 1997: 7), sondern neigt möglicherweise auch<br />

zu einer vermehrten Nebenbeinutzung, da durch die Fixierung auf das Fernsehen alternative<br />

Begleitmedien wie Radio oder Tonträger eine geringere Rolle spielen.<br />

Neben dem sozialisationsbezogenen Bereich der sozialen Erfahrungen wirken sich<br />

sicherlich auch die aktuellen Bedingungen der Lebenssituation auf den Umfang und die<br />

Art der Nebenbeinutzung aus. Zu den Faktoren der sozialen Rahmenbedingungen gehört<br />

neben der beruflichen Einbindung und den Freizeitmöglichkeiten auch die Wohnsituation,<br />

insbesondere die Haushaltsausstattung mit Fernsehgeräten ist hier relevant.<br />

Die Nebenbeinutzung des Fernsehprogramms hängt von der Präsenz eines Fernsehgerätes<br />

zumindest in Hörweite ab: Je größer der Anteil der Räume in einer Wohnung, die<br />

keinen Fernseher aufweisen, desto seltener wird vermutlich nebenbei ferngesehen. Die<br />

Richtung einer möglichen Kausalität ist dabei unklar: Denkbar ist auch, dass intensive<br />

Nebenbeinutzer weitere Fernseher anschaffen bzw. angeschafft haben, um auch bei Tätigkeiten<br />

fernsehen zu können, die nicht im normalen Fernsehzimmer stattfinden.<br />

Diese Überlegungen lassen sich theoretisch an zwei Konzepte anschließen: Einerseits<br />

an das Lebensstilkonzept von Rosengren (1996: 24 ff.), der die genannten Faktoren – soweit<br />

es sich um positionelle Merkmale (Alter, Geschlecht) handelt – unter der Rubrik<br />

Lebensweisen zusammenfasst, und – soweit es sich um individuell determinierte Merkmale<br />

(z. B. Fernsehausstattung) handelt – als Lebensstile bezeichnet.<br />

Die Theorie der Rationalen Wahl stellt den zweiten Anknüpfungspunkt dar. Aus<br />

dieser theoretischen Perspektive handelt es sich bei den genannten Faktoren um Hand-<br />

388


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

lungsbedingungen, also um Restriktionen bzw. Optionen (Esser 1999: 52 ff.; Jäckel 1992;<br />

Vowe & Wolling 2004: 78 f.). So ist beispielsweise die Berufstätigkeit im Allgemeinen<br />

eine Restriktion für die Nebenbeinutzung, denn wer berufstätig ist, kann während dieser<br />

Zeit meistens nicht nebenbei fernsehen. Generell ist zu erwarten: Wer (aus beruflichen<br />

Gründen) viel Zeit außer Haus verbringt, wird weniger Zeit haben, (nebenbei)<br />

fernzusehen. Anders hingegen verhält es sich mit der Beschäftigung zuhause. Insbesondere<br />

bei Hausarbeiten kann das Fernsehen eine angenehme Begleitung sein, aber<br />

auch eine zuhause ausgeübte Berufstätigkeit eröffnet zumindest die Möglichkeit zur<br />

Nebenbeinutzung.<br />

Bei Restriktionen und Optionen kann zwischen externen und internen unterschieden<br />

werden. Externe Handlungsbedingungen sind solche, die der Akteur in der Umwelt<br />

wahrnimmt, wie z. B. die Anzahl der verfügbaren Fernsehgeräte. Die internen Handlungsbedingungen<br />

sind solche, die der Akteur in sich selbst verortet, wie z. B. seine<br />

Müdigkeit oder auch seine intellektuellen Fähigkeiten. Auch die im Rahmen von Kapazitätstheorien<br />

thematisierten kognitiven Potenziale, die bereits an anderer Stelle als<br />

möglicher Erklärungsansatz benannt wurden (Kuhlmann & Wolling 2004: 389), können<br />

als interne Restriktionen interpretiert werden.<br />

2.2 Motivationale Ansätze: Uses and Gratifications<br />

Wenn im Rahmen der <strong>Medien</strong>- und speziell der Fernsehnutzungsforschung theoretisch<br />

fundierte Forschung betrieben wird, dann spielt der Uses and Gratifications Approach<br />

(vgl. Schenk 2002; Vorderer 1992; Rubin 2002), der später im Wert-Erwartungsmodell<br />

und dem Diskrepanzmodell (Palmgreen, Wenner & Rayburn 1981; Palmgreen & Rayburn<br />

1982; Vowe & Wolling 2001) weiterentwickelt wurde, eine herausragende Rolle.<br />

Wir haben die gesuchten Gratifikationen in Form von allgemeinen kommunikationsbezogenen<br />

Nutzungsmotiven erhoben und zum anderen die erhaltenen Gratifikationen<br />

direkt als wahrgenommene Leistungen des Fernsehens ermittelt.<br />

Bei der Suche nach Motiven von Fernsehnutzern, 6 die ihre Nebenbeinutzung erklären<br />

können, liegt es nahe, sich zunächst denjenigen Nutzungsmotiven zuzuwenden, die auch<br />

zur Erklärung aufmerksamer Fernsehnutzung herangezogen werden. Hierfür kann auf<br />

zahlreiche theoretische Systematisierungsvorschläge und empirisch getestete Aufstellungen<br />

der verschiedenen kommunikationsbezogenen Motive zurückgegriffen werden<br />

(McGuire 1974; Frank & Greenberg 1980; McQuail, Blumler & Brown 1972). An diese<br />

Ausarbeitungen konnte angeknüpft werden, denn einige Modi der Nebenbeinutzung<br />

– wie etwa der häufig auftretende auditive Modus des Fernsehhörens – können durch<br />

Motive – wie etwa das nach aktueller Information 7 oder Eskapismus – möglicherweise<br />

genauso gut erklärt werden wie das aufmerksame Fernsehen. Das Fluchtmotiv könnte<br />

einen positiven Effekt auf den Umfang der Nebenbeinutzung haben, da eine solche<br />

6 Da Fernsehen zunehmend Fernhören wird, sprechen wir nicht mehr vom Zuschauer sondern<br />

vom Nutzer.<br />

7 Das Bedürfnis, ständig über das aktuelle Weltgeschehen auf dem Laufenden zu sein, kann zur<br />

Hintergrundnutzung des Fernsehens führen, indem zum Beispiel den regelmäßigen Nachrichtensendungen<br />

kurz die Aufmerksamkeit geschenkt wird, oder weil damit gerechnet wird, dass<br />

bei außergewöhnlichen Ereignissen (Extremereignissen) wie beispielsweise den Terroranschlägen<br />

vom 11. September das Fernsehen das Programm ändert und live über die Geschehnisse<br />

berichtet. Die große Bedeutung, die das Fernsehen für die Information über solche Extremereignisse<br />

hat, verdeutlichen Ergebnisse von Emmer et al. (2002).<br />

389


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Fernsehnutzung von den Alltagsproblemen ablenken kann. Der nebenbei laufende<br />

Fernseher vertreibt die (auch Einsamkeitsgefühle nährende) Stille im Raum und stört<br />

mögliche Prozesse der (negativen) Selbstreflexion. Auch das Motiv der Anregungssuche<br />

sollte die Nebenbeinutzung positiv beeinflussen. Schließlich liefert das Fernsehangebot<br />

einen permanenten Fluss von Reizen, die den Wunsch nach Anregungen befriedigen<br />

könnten. Insbesondere bei anregungsarmen Tätigkeiten – etwa der Hausarbeit – legt ein<br />

derartiges Motiv die Nebenbeinutzung nahe.<br />

Neben diesen klassischen Motiven sind jedoch auch solche denkbar, die bei der Nebenbeinutzung<br />

eine besondere Rolle spielen, etwa der Wunsch nach Vertreibung der<br />

Stille durch eine Geräuschkulisse oder die sinnvolle Organisation der Zeit. Für das Organisationsmotiv<br />

sind allerdings gegenläufige Hypothesen plausibel: Das Bedürfnis nach<br />

Zeitorganisation kann zu einer systematischen Trennung verschiedener Aktivitäten, aber<br />

auch zu einer geplanten parallelen Ausübung verschiedener Tätigkeiten führen 8 .<br />

2.3 Subjektive Qualitätsauswahl<br />

Ein Kritikpunkt am Uses and Gratifications Approach ist seine Inhaltsvergessenheit<br />

(Vorderer 1992: 32). Gemeint ist damit, dass die Erklärung für die Nutzung der Angebote<br />

allein bei den Rezipienten gesucht wird, die Inhalte und Angebotseigenschaften jedoch<br />

vernachlässigt werden. Dieses Defizit soll durch die Berücksichtigung subjektiver<br />

Qualitätswahrnehmungen kompensiert werden (vgl. Wolling 2004).<br />

Die Qualitätswahrnehmungen können in mehrfacher Hinsicht für die Nebenbeinutzung<br />

des Fernsehens von Bedeutung sein. Zum einen kann die Wahrnehmung der aktuellen<br />

Qualität des Angebots einen Effekt auf die Nebenbeinutzung haben, zum anderen<br />

können sich aber auch wahrgenommene Qualitätsveränderungen auswirken. Wenn das<br />

Fernsehangebot als immer schlechter werdend erlebt wird, könnte dies erklären, warum<br />

die Nutzer ihm keine volle Aufmerksamkeit mehr widmen mögen. Umgekehrt ist es<br />

aber auch denkbar, dass das Fernsehangebot deswegen vermehrt nebenbei genutzt wird,<br />

weil man von dem Angebot so begeistert ist, dass man nichts verpassen möchte und es<br />

deshalb auch (nebenbei) nutzt, wenn andere Tätigkeiten anstehen.<br />

Darüber hinaus könnte auch die wahrgenommene Qualität des Radios die Fernsehnebenbeinutzung<br />

beeinflussen. Eine solche Beziehung ist plausibel, weil das Radio das<br />

Hauptkonkurrenzmedium der Nebenbeinutzung darstellt. Wenn die Qualität des Radioprogramms<br />

als schlecht oder als verschlechtert erlebt wird, dann ist mit einer höheren<br />

Nebenbeinutzung des Fernsehens zu rechnen.<br />

2.4 Bindung an das Fernsehen<br />

In der Studie Massenkommunikation wird schon seit den 70er Jahren die Bindung an die<br />

Massenmedien erhoben, indem ermittelt wird, wie sehr das jeweilige Medium vermisst<br />

würde, wenn es nicht mehr zur Verfügung stünde (Ridder et al. 2002: 24 f.). Auch im<br />

englischen Sprachraum wird diesem Konzept unter dem Stichwort Media Dependency<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Hier spielt es jedoch vor allem als Erklärungsvariable<br />

in <strong>Medien</strong>wirkungsprozessen eine Rolle (Ball-Rokeach & DeFleur 1976; Becker &<br />

8 Dahinter stecken wahrscheinlich zwei unterschiedliche Konzepte: Das Bedürfnis nach Organisation<br />

einzelner Zeiteinheiten dürfte eher zur Trennung der Tätigkeiten, das Bedürfnis nach<br />

Organisation eines knappen Zeithaushaltes eher zur parallelen Ausübung führen. Diese Differenzierung<br />

konnte allerdings in der empirischen Studie noch nicht berücksichtigt werden.<br />

390


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Whitney 1980) oder fungiert als abhängige Variable in der Nutzungsforschung (Wenner<br />

1982). Es erscheint sinnvoll, die TV-Bindung im Rahmen dieser Studie zu berücksichtigen,<br />

da bei einer starken Bindung an das Fernsehen mit einer intensiven Nutzung – auch<br />

als Nebenbeimedium – zu rechnen ist.<br />

2.5 Stimmungslagen<br />

Die Theorie des Mood Management besagt, dass Stimmungen und der Wunsch, sie zu<br />

optimieren, die Fernsehnutzung beeinflussen. Die Rezipienten reagieren mit der Auswahl<br />

von <strong>Medien</strong> und spezifischen <strong>Medien</strong>angeboten auf ihre jeweilige Stimmung, um<br />

diese so durch die Nutzung adäquater Angebote zu beeinflussen (Zillmann, Hezel &<br />

Medoff 1980, Zillmann 1994). Die Theorie basiert auf der Annahme, dass Menschen<br />

hedonistische Wesen sind, die einerseits bemüht sind, positive Stimmungslagen zu erreichen,<br />

und andererseits gleichzeitig ein mittleres Erregungsniveau anstreben. Insbesondere<br />

dem Fernsehen sowie der Nutzung von Musik (Wünsch 2001) wird die Fähigkeit<br />

zugeschrieben, stimmungsregulierend wirken zu können.<br />

Die vorliegenden empirischen Befunde bestätigen die Theorie nur teilweise. Vor allem<br />

in experimentellen Laborsituationen zeigt sich, dass Rezipienten gemäß ihrer aktuellen<br />

Stimmung <strong>Medien</strong>angebote auswählen. Diese Vorgehensweise ist jedoch stark kritisiert<br />

worden (Schmitz & Lewandrowski 1993). In den wenigen vorliegenden Feldstudien<br />

sind die Befunde nicht eindeutig. Donsbach und Tasche (1999) kommen zu dem Ergebnis,<br />

dass das Auswahlverhalten sich zwar an den individuellen Stimmungen orientiert,<br />

die Nutzung der Angebote dann aber nicht unbedingt zu der erhofften Stimmungsregulierung<br />

führt. Die Befunde legen die Interpretation nahe, dass nicht die tatsächliche<br />

Veränderung, sondern vielmehr der erwartete Effekt auf die Befindlichkeit für die<br />

Nutzer von Bedeutung ist. Dieses Ergebnis wiederum spricht dafür, dass es sich bei der<br />

stimmungsbasierten Auswahl um ein in hohem Maße habitualisiertes Verhalten handelt.<br />

Wenn dies der Fall ist, dann sollte sich auch dann, wenn man von einzelnen Nutzungssituationen<br />

abstrahiert, ein Zusammenhang zwischen Stimmung und <strong>Medien</strong>nutzung<br />

zeigen. Je nachdem, in welchen Stimmungslagen sich Personen häufiger befinden, sollte<br />

ihr Rezeptionsverhalten sich unterscheiden.<br />

Es erscheint plausibel, dass die Rezipienten von den Begleitgeräuschen des Fernsehens<br />

einen regulierenden Effekt erwarten, etwa zur Aufhellung der Stimmung während<br />

lästiger Arbeiten. Vor allem dann, wenn negative Stimmungen bei geringem Erregungsniveau<br />

(Deprimiertheit, Energielosigkeit) häufig vorkommen, sollten die Hintergrundgeräusche<br />

der Nebenbeinutzung („virtueller Mitbewohner“) als angenehm bzw. Stille in<br />

der Wohnung als unangenehm erlebt werden. Bei vorherrschend positiven Stimmungslagen<br />

mit niedrigem Erregungsniveau (Besinnlichkeit, Ruhe) ist eher mit einer geringfügigen<br />

Nebenbeinutzung zu rechnen, da in diesem Fall Hintergrundgeräusche vermutlich<br />

eher störend wirken. Welche Effekte von Stimmungslagen mit hohem Arousal und<br />

negativer Bewertung (Ärger, Erregtheit) bzw. hohem Arousal und positiver Bewertung<br />

(Aktivität, gehobene Stimmung) auf die Nebenbeinutzung ausgehen könnten, lässt sich<br />

nur schwer vorhersagen.<br />

391


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

2.6 Indirekte Effekte<br />

Möglicherweise wirken sich die Stimmungslagen jedoch nicht nur direkt auf die Nebenbeinutzung<br />

aus, sondern auch indirekt über die gesuchten Gratifikationen (Motive).<br />

Wenn Stimmungen relativ stabil sind (Zillmann 2004) und bei unterschiedlichen Personen<br />

verschiedene Stimmungslagen dominieren, kann sich ein solcher Zusammenhang ergeben.<br />

Aber nicht nur bei den Stimmungslagen erscheint es plausibel, dass sich indirekte<br />

Effekte ergeben. Zu erwarten ist beispielsweise auch, dass sich die Bindung an das Fernsehen<br />

auf die Motivationsstärke auswirkt, dass die Leistungsbewertungen einen Einfluss<br />

auf die Qualitätswahrnehmungen haben und dass sich die Sozialisationsfaktoren auch<br />

auf Restriktionen, Stimmungslagen, die Motive und die TV-Bindung auswirken. Die<br />

hier vermuteten Zusammenhänge sind in Grafik 1 im Überblick dargestellt.<br />

Grafik 1: Erklärungsmodell der Nebenbeinutzung des Fernsehens<br />

Sozialisation<br />

und<br />

<strong>Medien</strong>sozialisation<br />

interne Restriktionen<br />

direkte Effekte: indirekte Effekte:<br />

Im Modell wird zum einen eine bestimmte Kausalitätsrichtung zwischen den verschiedenen<br />

Variablen angenommen; zum anderen wird vermutet, dass die verschiedenen unabhängigen<br />

Variablen nicht gleichberechtigt nebeneinander stehen, sondern dass Differenzierungen<br />

vorgenommen werden sollten. Die Unterscheidung von unabhängigen<br />

und abhängigen Variablen ist dem zugrunde liegenden Erkenntnisinteresse geschuldet.<br />

Mit dieser Einteilung soll nicht angedeutet werden, dass es sich grundsätzlich um einseitige<br />

Kausalzusammenhänge handelt. Gerade die Qualitäts- und Leistungswahrnehmungen<br />

sind natürlich nicht nur Ursache, sondern auch Ergebnis der Nutzung. Bei der<br />

Anordnung der unabhängigen Variablen wurde versucht, dieser Umkehrbarkeit Rechnung<br />

zu tragen. Die weiter links stehenden Variablen werden als stabiler und durch<br />

392<br />

TV<br />

-<br />

B<br />

i<br />

n<br />

d<br />

u<br />

n<br />

g<br />

S<br />

t<br />

i<br />

m<br />

m<br />

u<br />

n<br />

g<br />

e<br />

n<br />

externe Restriktionen<br />

M<br />

o<br />

t<br />

i<br />

v<br />

e<br />

Wahrnehmung<br />

der<br />

Leistung<br />

des TV<br />

und des<br />

Nebenbei-<br />

TV<br />

Qualitätswahrnehmung<br />

TV<br />

Qualitätswahrnehmung<br />

Radio<br />

Nebenbeinutzung<br />

des<br />

Fernsehens


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

die Nebenbeinutzung weniger beeinflussbar angesehen als diejenigen, die weiter rechts<br />

– näher an der abhängigen Variablen – angeordnet wurden.<br />

3. Datenerhebungsmethoden und Operationalisierungen<br />

Die Datenerhebung wurde mittels einer schriftlichen, vollstandardisierten Befragung<br />

auf Basis einer Quotenstichprobe von 302 Befragten durchgeführt. Mit dem Fragebogen<br />

erhielten die Befragten ein Tagebuch, in dem sie an je einem Wochen- und Wochenendtag<br />

in Viertelstundenintervallen ihre Tätigkeiten protokollieren sollten. 9 51 Prozent<br />

der Befragten sind weiblich und 49 Prozent männlich. Das Durchschnittsalter beträgt<br />

46 Jahre. Die jüngsten Befragten sind 15 und die ältesten 82 Jahre alt. 51 Prozent der<br />

Befragten haben maximal Hauptschulabschluss, 27 Prozent absolvierten die Realschule,<br />

11 Prozent haben Abitur und weitere 10 Prozent haben darüber hinaus die Universität<br />

besucht.<br />

Die verschiedenen Merkmalsgruppen wurden im Fragebogen durch umfangreiche<br />

Itembatterien operationalisiert. Die Konstrukte wurden dabei soweit möglich durch<br />

mehrere Items abgebildet. In diesem Fall ist es sinnvoll, mittels Faktoranalysen die Vielzahl<br />

der Items wieder auf die zugrunde liegenden Dimensionen zu reduzieren. Damit<br />

wird nicht nur Komplexität reduziert, sondern auch geprüft, ob die gewählten Items<br />

tatsächlich diejenigen Konstrukte abbilden, die theoretisch erwartet werden. Um Dopplungen<br />

zu vermeiden, verbinden wir im Folgenden die Präsentation der Fragebogenitems<br />

mit den Ergebnissen dieser Faktorenanalysen und präsentieren auch bereits erste<br />

deskriptive Befunde.<br />

3.1 Abhängige Variable: Dauer der Nebenbeinutzung<br />

Eine annähernd perfekte Messung von Umfang und Art der Paralleltätigkeiten zum<br />

Fernsehen würde eine permanente Videoüberwachung der Nutzer voraussetzen – und<br />

hätte als Folge mit Problemen der Reaktivität zu kämpfen. Auch der einseitige Rückgriff<br />

auf klassische Befragungsmodelle ist problematisch, da sie von den Befragten einen sehr<br />

hohen Grad an Selbstbeobachtung fordern. Deshalb wurden in der Untersuchung zwei<br />

unterschiedliche Verfahren eingesetzt:<br />

Befragung: Im Fragebogen wurde im Anschluss an die Fragen nach dem durchschnittlichen<br />

Fernsehkonsum an Wochentagen und Wochenenden um eine Schätzung<br />

gebeten, wie groß jeweils der Anteil der Fernsehzeit ist, bei der gleichzeitig einer anderen<br />

Tätigkeit nachgegangen wird. Um die Selbstbeobachtungskompetenz der Befragten<br />

nicht zu überfordern, wurde hier eine recht grobe Skala mit den Ausprägungen 0, 25,<br />

50, 75 und 100 Prozent vorgegeben.<br />

Tagebuch: Die Befragten wurden gebeten, für je einen Wochentag und einen Wochenendtag<br />

ein Tagebuch auszufüllen, in dem in Viertelstundenintervallen <strong>Medien</strong>nutzung<br />

und andere Tätigkeiten protokolliert werden sollten. Auf der Basis dieser Daten ließ<br />

sich dann ebenfalls hochrechnen, wie viel Zeit täglich mit der Nebenbeinutzung des<br />

Fernsehens verbracht wird.<br />

Wie Tabelle 1 zeigt, führen beide Verfahren zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen.<br />

Während wochentags noch fast identische Ergebnisse erzielt werden, ist der Umfang<br />

der Nebenbeinutzung laut Tagebuch am Wochenende wesentlich höher. Gleichzeitig<br />

korrelieren die Wochenendwerte aber wesentlich höher miteinander als die Werte<br />

9 Weitere ausführliche Informationen zur Methode finden sich bei Kuhlmann & Wolling (2004).<br />

393


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 1: Umfang der Nebenbeinutzung in Fragebogen und Tagebuch<br />

Wochentag<br />

Wochenende<br />

Gesamt<br />

für Wochentage. Das kann mehrere Ursachen haben. Zum Teil sind diese Unterschiede<br />

sicherlich methodisch bedingt. Die erhöhte Selbstaufmerksamkeit beim Ausfüllen eines<br />

Tagebuchs führt vermutlich zu einem exakteren Ergebnis, von daher wären die Tagebuchdaten<br />

vorzuziehen. Andererseits ist aber davon auszugehen, dass die intraindividuelle<br />

Varianz der Nebenbeinutzung tatsächlich recht hoch ist und deswegen die an<br />

dem einen Tag per Tagebuch gemessenen Werte von der durchschnittlichen Nutzung<br />

deutlich abweichen. Dass diese Varianz vor allem an Wochentagen deutlicher ausfällt,<br />

erscheint plausibel. Aus diesem Grund war die ermittelte geringere Korrelation zu erwarten.<br />

Um die Nachteile der jeweiligen Methode zu kompensieren, wurden die beiden<br />

Messungen als Indikator für den Umfang der Nebenbeinutzung zu einem Gesamtindex<br />

zusammengefasst.<br />

3.2 Abhängige Variablen: Modi der Nebenbeinutzung<br />

Die postulierten Dimensionen der audio-, video- und sozialorientierten Nebenbeinutzung<br />

wurden durch eine Reihe von Items operationalisiert, die mittels einer Faktorenanalyse<br />

wieder auf die Ursprungsdimensionen zurückgeführt werden konnten. 10 Die<br />

videoorientierte Nutzung (Fernsehen ohne Ton) tritt so selten auf, dass wir sie hier<br />

ausklammern. Die audioorientierte und die sozialorientierte Nutzung wurden durch<br />

Indizes der Faktoritems abgebildet. 11<br />

3.3 Abhängige Variablen: Tätigkeitsbezogene Indikatoren der Nebenbeinutzung<br />

Mittels einer 5er-Skala (nie, selten, ab und zu, oft, sehr oft) wurde erfragt, wie häufig<br />

die Befragten bei bestimmten Tätigkeiten den Fernseher laufen lassen. Diese Tätigkeiten<br />

lassen sich mittels einer Faktorenanalyse sinnvoll auf zwei Faktoren reduzieren:<br />

Pflichtaufgaben einerseits 12 und Freizeittätigkeiten andererseits 13 , die zusammen 52%<br />

der Varianz erklären. 14<br />

10 Die Ergebnisse der Faktorenanalyse wurden bereits veröffentlicht, vgl. Kuhlmann & Wolling<br />

2004: 393 f.<br />

11 Audioorientierte Nebenbeinutzung: Items „Hin und wieder schaue ich kurz hin, wenn in der<br />

Sendung etwas Interessantes kommt.“; „Der Fernseher läuft und ich passe gar nicht richtig auf,<br />

was kommt.“; „Ich schaue zwar nicht hin, höre aber aufmerksam zu.“; „Der Fernseher ist wie<br />

eine Geräuschkulisse, ich kriege eigentlich nicht mit, was da läuft.“; Sozialorientierte Nebenbeinutzung:<br />

Items „Wenn mich jemand besuchen kommt, schalte ich den Fernseher aus.“; „Ich<br />

unterhalte mich mit anderen, während der Fernseher läuft.“<br />

12 Eigenwert 3,9; Items (Faktorladungen): Essen (.84), Kochen (.83), Hausarbeit (.59), Körperpflege<br />

(.55).<br />

13 Eigenwert 1,3; Items (Faktorladungen): Spiel (.76), Lesen (.65), Sport (.63), Gespräche (.63),<br />

Hobby (.60). Nur die Beschäftigung Hobby hat eine nennenswerte Nebenladung (.43).<br />

14 Ausgeschlossen wurden die Items Beruf und Telefon wegen hoher Doppelladungen, die sich<br />

aber erklären lassen: Telefonieren kann beruflich bedingt und damit Pflichtaufgabe oder aber<br />

394<br />

Fragebogen Tagebuch Korrelation Index<br />

50 min<br />

55 min<br />

52 min<br />

52 min<br />

81 min<br />

61 min<br />

.26***<br />

.45***<br />

.44*** 56 min


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

3.4 Abhängige Variablen: Inhalte der Nebenbeinutzung<br />

Die Inhalte der nebenbei genutzten Programme wurden mit einem zweistufigen Verfahren<br />

erhoben: Zunächst wurde für eine umfangreiche Liste von Genres mittels einer<br />

4er-Skala (nie, selten, gelegentlich, häufig) ermittelt, wie häufig diese Genres überhaupt<br />

genutzt werden. Für alle zumindest gelegentlich genutzten Genres wurde dann mit derselben<br />

Skala gefragt, „wie häufig es vorkommt, dass Sie gleichzeitig etwas anderes tun,<br />

wenn eine solche Sendung läuft“. Die Häufigkeit der Nebenbeinutzung bestimmter Inhalte<br />

liegt damit bei jedem Genre für eine andere Gruppe von Befragten vor (nämlich die<br />

jeweils gelegentlichen oder häufigen Nutzer des Genres). Das macht eine Faktorenanalyse<br />

zur Reduktion der Itembatterie problematisch. Deshalb haben wir aus den Fragen<br />

zur allgemeinen Nutzung und zur Nebenbeinutzung der Genres durch Multiplikation<br />

der beiden Variablen einen Index erstellt, der den Umfang der Nebenbeinutzung eines<br />

Genres abbildet (Tabelle 2). In den Feldern der Tabelle sind die Werte der neu gebildeten<br />

Variablen dargestellt (Werte 0-6):<br />

Tabelle 2: Berechnung der Indexwerte für die Nebenbeinutzung von Fernsehgenres<br />

Generelle<br />

Nutzung<br />

des Genres<br />

Nebenbeinutzung des Genres<br />

nie (0) selten (1) gelegentlich (2) häufig (3)<br />

nie (0) 0 0 0 0<br />

selten (0) 0 0 0 0<br />

gelegentlich (1) 0 1 2 3<br />

häufig (2) 0 2 4 6<br />

Auf der Basis dieser Indizes lassen sich die Fernsehgenres mittels einer Faktorenanalyse<br />

zu vier Faktoren zusammenfassen, die 59% der Varianz erklären 15 : Im ersten Faktor 16<br />

versammelt sich die Nebenbeinutzung von Genres der leichten Unterhaltung und des<br />

Infotainments, die sich vor allem durch zwei Merkmale auszeichnen: a) Sie lassen sich<br />

wie ein Radioprogramm nutzen, da die meisten Inhalte auf dem Audiokanal vermittelt<br />

werden; b) sie werden überwiegend nachmittags und am Vorabend ausgestrahlt. Der<br />

zweite Faktor 17 enthält ausschließlich klassische Informationsangebote. Die Items Musik<br />

und Comedy im dritten Faktor 18 verbindet, dass es sich dabei um fragmentierte Un-<br />

auch Freizeitbeschäftigung sein. Berufliche Tätigkeit kann ohne Präsenz eines Fernsehers am<br />

Arbeitsplatz, aber auch daheim erfolgen.<br />

15 Wegen hoher Doppelladungen ausgeschlossen wurden die Items Spielfilme, wöchentliche Serien<br />

und Quizshows. Die ersten zwei Items bezeichnen Formate mit Spielhandlungen, bei denen<br />

für den Befragten offen bleiben musste, welchen Charakter ihr Inhalt jeweils hat. Das gleiche gilt<br />

für Quizshows, bei denen Unterhaltung oder Information im Vordergrund stehen kann. Ferner<br />

wurden folgende Genres aus der Analyse ausgeschlossen, die aus verschiedenen Gründen nicht<br />

in die Systematik passen: Kindersendungen (diese werden von erwachsenen Befragten wohl<br />

häufig unfreiwillig nebenbei verfolgt), Frühstücksfernsehen (fällt aufgrund der Sendezeit aus<br />

dem Rahmen), Teleshopping-Sendungen, Werbung und Erotik-Sendungen.<br />

16 Eigenwert 3,6; Items (Faktorladungen): Talkshows (.84), Boulevardmagazine (.68), tägliche Serien<br />

(.66), Gerichtssendungen (.65), Reality-Sendungen (.64).<br />

17 Eigenwert 2,1; Items (Faktorladungen): Natursendungen (.77), Dokumentarfilme (.76), politische<br />

Magazine (.75), Nachrichten (.63).<br />

18 Eigenwert 1,1; Items (Faktorladungen): Musiksendungen (.85), Comedy (.64).<br />

395


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

terhaltung handelt, schnell geschnittene kurze Szenen in den Comedys und Videoclips<br />

wechseln sich in rascher Folge ab, längerfristige Aufmerksamkeit ist nicht erforderlich.<br />

Die Genres Sport und Krimi des vierten Faktors 19 weisen beide einzelne spannende<br />

Höhepunkte (Mord, Elfmeter) auf, bei denen der Rezipient vielleicht kurz mit voller<br />

Aufmerksamkeit zuschaut, um sich dann wieder der Haupttätigkeit zuzuwenden.<br />

3.5 Unabhängige Variablen: Sozialisation und <strong>Medien</strong>sozialisation<br />

Als Sozialisationsindikatoren werden das Geschlecht, das Alter und die Bildung in der<br />

Studie berücksichtigt. Die Fernsehsozialisation im Elternhaus wurde über den Grad der<br />

Zustimmung zu der Aussage „In meinem Elternhaus wurde viel ferngesehen“ auf einer<br />

5er-Skala erhoben. 20<br />

3.6 Unabhängige Variablen: Restriktionen und Optionen<br />

Folgende interne und externe Restriktionen und Optionen wurden in den Analysen<br />

berücksichtigt: 1) die Zahl der verfügbaren TV-Geräte im Haushalt (Durchschnitt: 1,8<br />

Geräte); 2) die Zahl der Räume ohne TV (Durchschnitt: in 2 von 3 Räumen befindet<br />

sich kein TV); 3) beruflich bedingte Zeit außer Haus (Durchschnitt: 25 Stunden pro<br />

Woche); 4) Arbeitszeit zu Hause (Hausarbeit und berufliche Heimarbeit zusammen im<br />

Durchschnitt 15 Stunden pro Woche); 5) Haushaltsgröße (Einpersonenhaushalte 13 %<br />

der Befragten, Zweipersonenhaushalte 37 %, größere Haushalte 49 %); 6) Leben in<br />

einer Partnerschaft: (81 % mit Partner, 19 % ohne Partner); 7) subjektiv empfundene<br />

Erschöpfung (interne Restriktion) 21 und 8) kognitive Kapazität (interne Restriktion) 22 .<br />

3.7 Unabhängige Variablen: Fernseh-Bindung<br />

Die Bindung an das Fernsehen wurde zum einen in Anlehnung an die Vermissensfrage<br />

(Ridder et al. 2002) operationalisiert und zum anderen wurde eine Frage gestellt, die<br />

stärker auf die situative Einbindung des Fernsehens abzielt 23 . Auch bei diesen Aussagen<br />

wurde die Zustimmung auf einer 5er-Skala gemessen.<br />

19 Eigenwert 1,0; Items (Faktorladungen): Sportsendungen (.85), Krimis (.51).<br />

20 Im Nachhinein erscheint diese Frage zur <strong>Medien</strong>sozialisation nur bedingt aussagekräftig, da fast<br />

die Hälfte der Befragten noch ohne Fernsehen aufgewachsen ist. Die Antworten korrelieren von<br />

daher deutlich mit dem Alter (r = -.47) und die Zustimmung zu der Aussage ist insgesamt nur<br />

gering (Ø = 2,1).<br />

21 Dazu wurde die Zustimmung zu der Aussage „Ich bin oft so müde, dass ich einfach nur noch<br />

fernsehen möchte“ auf einer 5er-Skala (1-5) erhoben. Die Zustimmung zu der Aussage ist insgesamt<br />

nur gering (Ø = 2,2).<br />

22 Dazu wurde die Zustimmung auf einer 5er-Skala (1-5) zu den folgenden Aussagen ermittelt:<br />

a) „Gleichzeitig fernzusehen und etwas anderes zu tun, finde ich anstrengend.“ und b) „Es<br />

stört mich, wenn ich etwas machen möchte und gleichzeitig der Fernseher läuft.“ Die beiden<br />

Variablen korrelieren stark miteinander (r = .58) und konnten deshalb zu einem Index zusammengefasst<br />

werden. Die kognitive Überlastung wird von den Befragten im Durchschnitt als<br />

mittelstark erlebt (Ø = 3,1).<br />

23 „Ein Leben ohne Fernsehen kann ich mir sehr gut vorstellen“. (Mittelwert gedreht: 3,3), „Wenn<br />

der Fernseher nicht läuft, fehlt mir etwas“ (1,7); Index: TV-Bindung (Korrelation zwischen den<br />

Items: r = .32, Mittelwert 2,5)<br />

396


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

3.8 Unabhängige Variablen: Stimmungslagen<br />

Die Bedeutung der unterschiedlichen Stimmungslagen für die Befragten wurde durch<br />

insgesamt 16 Items operationalisiert. Mit jeweils vier Items sollte jede der vier Stimmungs-Hauptdimensionen,<br />

die sich aus der Kombination der Bewertungs- und der<br />

Erregungsdimension ergeben, erhoben werden. Die vorhergesagte Dimensionalität<br />

konnte durch die verwendeten Indikatoritems insgesamt recht gut abgebildet werden24 .<br />

Allerdings mussten fünf der 16 Items aus dem Modell entfernt werden, da eine klare<br />

Zuordnung zu den Faktoren nicht möglich war. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass das<br />

ursprünglich für die Erfassung situationsbezogener Befindlichkeiten und Stimmungen<br />

entwickelte Modell (Abele-Brehm und Brehm 1986) auch für die Erfassung langfristig<br />

vorherrschender Stimmungslagen geeignet ist.<br />

Die Mittelwerte der vier Stimmungsdimensionen25 belegen, dass sich die Befragten<br />

überwiegend in einer positiv erregten Stimmungslage befinden (Energievoll-euphorisch<br />

Ø =3,2) 26 . An zweiter Stelle folgt der Ärger (Ø =2,8) 27 . D. h. auch dann, wenn sich<br />

die Personen in negativer Stimmung befinden, dominiert das hohe Erregungsniveau.<br />

Knapp dahinter folgt die Besinnlichkeit, bei der es sich um eine positive Stimmungslage<br />

auf niedrigem Erregungsniveau handelt (Ø =2,7) 28 . Die depressive Stimmung – eine<br />

Kombination aus geringer Erregung und negativer Valenz – findet sich am seltensten<br />

(Ø =2,5) 29 .<br />

3.9 Unabhängige Variablen: <strong>Kommunikations</strong>bezogene Motive und wahrgenommene<br />

Leistungen<br />

Insgesamt vier kommunikationsbezogene Motivdimensionen werden im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung berücksichtigt. Zwei davon sind eher kognitionsbezogen,<br />

die anderen beiden eher affektiv-rekreationsbezogen (vgl. Rheinberg 2004: 12; Vowe &<br />

Wolling 2004: 170 f.): Eher kognitionsbezogen sind das Informationsmotiv sowie das<br />

Organisationsmotiv, rekreationsbezogen sind das Motiv der Anregungssuche und das<br />

Escape-Motiv. Durch eine Faktorenanalyse konnte die Dimensionalität bestätigt werden,<br />

60 % der Varianz wurden durch vier Faktoren erklärt (vgl. Tabelle 3).<br />

24 Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation; Vorgabe: 4 Faktoren-Lösung; 67 % erklärte<br />

Varianz.<br />

25 Die Einleitungssequenz zum Fragenblock lautet: „Wie häufig kommt es vor, dass Sie...“ Die<br />

Antworten wurden mit einer 5er-Skala von 1 = „nie“ bis 5 = „sehr oft“ erhoben.<br />

26 Eigenwert 3,4; Items (Faktorladungen): ... das Gefühl haben, Sie könnten Bäume ausreißen?<br />

(.82); ... sich tatkräftig und voller Energie fühlen? (.78); ... so richtig gut gelaunt sind? (.76); ...<br />

sich ganz unbeschwert fühlen? (.68). Alpha = .78.<br />

27 Eigenwert 0,9; Items (Faktorladungen): ... gereizt sind? (.78), ... über etwas, was Sie erlebt haben,<br />

sehr wütend sind? (.78).<br />

28 Eigenwert 1,1; Items (Faktorladungen): ...in einer verträumten Stimmung sind? (.88), ...ganz in<br />

Gedanken versunken sind? (.75).<br />

29 Eigenwert 1,9; Items (Faktorladungen): ...sich sehr traurig fühlen? (.83); ...in einer gedrückten,<br />

niedergeschlagenen Stimmung sind? (.79); ...sich lustlos fühlen? (.69). Alpha = .75.<br />

397


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 3: <strong>Kommunikations</strong>motive<br />

Manchmal wünsche ich mir, all meine Probleme vergessen zu<br />

können.<br />

.85<br />

Ich habe oft den Wunsch, nicht so allein zu sein. .74<br />

Ich wünsche mir oft, dem Alltag entfliehen zu können. .71 .35<br />

Es ist wichtig für mich, mein tägliches Leben optimal zu planen<br />

und einzuteilen.<br />

.79<br />

Es ist mir wichtig, mich auf das, was ich tue, voll und ganz zu<br />

konzentrieren.<br />

.75<br />

Ich versuche, jede freie Minute sinnvoll zu nutzen. .74<br />

Es stört mich, wenn im Hintergrund ständig Geräusche,<br />

Gespräche oder Musik zu hören sind. (gedreht)<br />

.75<br />

Wenn ich mich richtig konzentrieren will, brauche ich eine Art<br />

Geräuschkulisse im Hintergrund.<br />

.71<br />

Es ist für mich wichtig, Spannendes und Aufregendes zu erleben. .63<br />

Es ist mir wichtig, über aktuelle Ereignisse umfassend informiert<br />

zu werden.<br />

.80<br />

Von wichtigen Ereignissen in der Welt möchte ich möglichst<br />

schnell erfahren.<br />

.77<br />

Es ist mir wichtig, im Bekanntenkreis auf vielen Gebieten<br />

mitreden zu können.<br />

.66<br />

Eigenwerte 2,0 2,4 1,2 1,6<br />

Indexmittelwert 2,8 3,7 2,6 4,0<br />

Alpha .67 .67 .52 .64<br />

Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation; 60 % erklärte Varianz; alle Faktorladungen > .30<br />

Neben den vier kommunikationsbezogenen Motiven wurden auch die wahrgenommenen<br />

Leistungen (Gratifications obtained des GS/GO-Modells) erhoben. Sie können<br />

sich zum einen auf das Fernsehen allgemein beziehen und zum anderen auf die situationsbezogenen<br />

Effekte der Nebenbeinutzung. Besondere Erklärungskraft für die Unterschiede<br />

in der Nebenbeinutzung haben vermutlich die speziell auf den Modus der<br />

Nebenbeinutzung abzielenden Leistungsbewertungen, auch wenn über alle Befragten<br />

hinweg dieser Leistungsdimension des Fernsehens im Vergleich zu den anderen vier<br />

Dimensionen keine besondere Bedeutung zugeschrieben wird (Tabelle 4).<br />

398<br />

Eskapismus<br />

Organisation<br />

Anregungssuche<br />

Information


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Tabelle 4: Leistungen der Nebenbeinutzung des Fernsehens (Skalenmittelwerte*)<br />

Wenn der Fernseher im Hintergrund läuft, schafft das eine angenehme Atmosphäre. 2,1<br />

Wenn nebenbei der Fernseher läuft, geht mir vieles leichter von der Hand. 1,9<br />

Wenn der Fernseher im Hintergrund läuft, hilft das, Gesprächspausen zu überbrücken. 1,9<br />

Indexmittelwert (Alpha = .81)<br />

* 5er-Skala von 1 „stimme gar nicht zu“ bis 5 „stimme voll zu“<br />

2,0<br />

Bei den auf die generelle Fernsehnutzung bezogenen Leistungseinschätzungen wurden<br />

zwei Dimensionen unterschieden: Zum einen wird auch hier wiederum das Escape-Konzept<br />

berücksichtigt und zum anderen wird die wahrgenommene Leistung des<br />

Fernsehens als Zeitmanager untersucht. Die beiden Dimensionen konnten durch eine<br />

Faktoranalyse bestätigt werden (Tabelle 5).<br />

Tabelle 5: Leistungen des Fernsehens<br />

TV<br />

ist<br />

Zeitmanager<br />

Manchmal schaue ich Fernsehen nur um die Zeit herumzu- .89<br />

bringen.<br />

Um Zeit zu überbrücken, schalte ich oft den Fernseher ein. .87<br />

Das Fernsehen hilft mir den Tag einzuteilen. .55<br />

Das Fernsehen hilft manchmal, die Sorgen und Probleme des<br />

Alltags zu vergessen.<br />

TV<br />

ermöglicht<br />

Escape<br />

Das Fernsehen sorgt für Ablenkung. .81<br />

Fernsehen beruhigt mich, wenn ich Ärger habe. .38 .72<br />

Eigenwerte 2,8 1,3<br />

Indexmittelwerte 2,0 2,7<br />

Alpha .76 .71<br />

Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation; 67 % erklärte Varianz; alle Faktorladungen > .30<br />

Die Leistung des Zeitmanagements thematisiert – ähnlich wie das Organisationsmotiv<br />

– die Relation zwischen Fernsehnutzung und Zeitverwendung.<br />

3.10 Unabhängige Variablen: Qualitätswahrnehmung<br />

Um zu überprüfen, ob die wahrgenommene Qualität des Fernsehens und des Radios<br />

einen Einfluss auf die Nebenbeinutzung haben, wurde für beide <strong>Medien</strong> die Einschätzung<br />

der derzeitigen Qualität erfragt. Weiterhin wurde ermittelt, ob die Befragten eine<br />

Veränderung des Angebots zum Besseren oder zum Schlechteren wahrgenommen haben.<br />

Auch hier wurde wiederum die Zustimmung zu den Items auf 5er-Skalen erhoben.<br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Leistung beider <strong>Medien</strong> eher positiv als negativ<br />

beurteilt wird. Beim Fernsehen wird jedoch eine gewisse Tendenz zum Negativen, beim<br />

Radio hingegen eine leichte Verbesserung der Angebotsqualität konstatiert (Tabelle 6).<br />

.86<br />

399


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 6: Qualitätswahrnehmung des Fernsehens und des Radios (Mittelwerte*)<br />

Das Fernsehen bringt die neuesten Nachrichten besonders schnell. 4,0<br />

Das Fernsehen bringt die Dinge fesselnd und interessant. 3,5<br />

Im Fernsehen kommt nur selten etwas, wo es sich lohnt, aufmerksam zuzuschauen<br />

(gedreht).<br />

3,2<br />

Im Fernsehen kommen oft spannende und interessante Sendungen. 3,1<br />

Im Fernsehen läuft irgendwo immer etwas Interessantes. 2,8<br />

Das Fernsehen zeigt die Dinge so, wie sie wirklich sind. 2,5<br />

Index: Qualitätswahrnehmung des Fernsehens (Alpha = .78) 3,2<br />

Das Fernsehprogramm ist in den letzten Jahren immer besser geworden. 2,5<br />

Das Fernsehprogramm ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden (gedreht).<br />

3,0<br />

Index: Wahrnehmung Qualitätsveränderung des Fernsehens (r = .70) 2,8<br />

Das Radio bringt die neuesten Nachrichten besonders schnell. 3,9<br />

Das Radio informiert über alles Wichtige, was geschieht. 3,8<br />

Die Musik im Radio gefällt mir nicht (gedreht). 3,7<br />

Im Radio kommt nur selten etwas, wo es sich lohnt, aufmerksam zuzuhören (gedreht).<br />

3,4<br />

Index: Qualitätswahrnehmung des Radios (Alpha = .71) 3,6<br />

Das Radioprogramm ist in den letzten Jahren immer besser geworden. 3,3<br />

Das Radioprogramm ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden (gedreht). 3,7<br />

Index: Wahrnehmung Qualitätsveränderung des Radios (r = .63)<br />

* 5er-Skala von 1 „stimme gar nicht zu“ bis 5 „stimme voll zu“<br />

3,5<br />

4. Analytische Ergebnisse<br />

Zunächst wird nun überprüft, ob die oben erläuterten Faktoren einen unmittelbaren<br />

Einfluss auf die Nebenbeinutzung haben. Als abhängige Variable wurden neben dem<br />

generellen Umfang der Nebenbeinutzung auch die audioorientierte und die sozialorientierte<br />

Nebenbeinutzung untersucht. Weiterhin haben wir die beiden tätigkeitsbezogenen<br />

Formen der Nebenbeinutzung (Pflicht- und Freizeittätigkeiten) sowie die vier<br />

inhaltsbezogenen Indizes (Unterhaltung und Infotainment im Nachmittagsprogramm,<br />

Information, Musik & Comedy, Krimi & Sport) berücksichtigt. Auf diese neun Indikatoren<br />

der Fernsehnebenbeinutzung wurden mit den zuvor vorgestellten 29 unabhängigen<br />

Faktoren (Variablen und Indizes) Regressionen berechnet. 30 Der Einfluss der<br />

verschiedenen Einflussfaktoren wurde in einem mehrstufigen Verfahren bestimmt. 31 Die<br />

30 Auf die vier inhaltsbezogenen Indikatoren der Nebenbeinutzung wurden zunächst Regressionsmodelle<br />

gerechnet mit der generellen Nutzung des jeweiligen Genres als unabhängiger Variable.<br />

Die Residuen dieser Regressionen bilden in den nachfolgenden Analysen die abhängige<br />

Variable. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Nebenbeinutzung bestimmter Inhalte<br />

nicht mit den allgemeinen Genrepräferenzen konfundiert wird.<br />

31 Zunächst wurden mit der Forward- und der Backward-Option alle Variablen ermittelt, die<br />

einen signifikanten Effekt haben. Dann wurde geprüft, ob sich diese Variablen auch in einem<br />

einfachen Modell (Enter-Option) als erklärungskräftig erweisen. Nur Variablen, die auch hier<br />

einen signifikanten Effekt hatten, wurden im Modell belassen. Zugleich wurde geprüft, ob zwischen<br />

den unabhängigen Variablen Multikollinearitätsprobleme bestehen. In einigen Fällen sind<br />

400


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Ergebnisse sind in Tabelle 7 dargestellt. Nachdem die direkten Effekte ermittelt worden<br />

waren, haben wir als nächstes geprüft, ob sich möglicherweise indirekte Effekte nachweisen<br />

lassen, wie sie durch das Modell in Grafik 1 nahegelegt werden. Dies wurde am<br />

Beispiel der Nebenbeinutzung von Unterhaltungsangeboten realisiert. Die unabhängigen<br />

Variablen, die sich in diesem Modell als erklärungskräftig erwiesen haben, sind in<br />

weiteren Regressionen als abhängige Variable verwendet worden. Bei diesen Faktoren<br />

wurde also eine Pfadanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Regression werden in<br />

Tabelle 8 dargestellt. In beiden Tabellen sind nur die signifikanten (p < .05) beta-Koeffizienten<br />

ausgewiesen.<br />

4.1 Generelle Effekte<br />

Drei Faktoren erweisen sich nicht nur in der Mehrheit der Modelle als erklärungskräftig,<br />

sondern haben zudem auch meistens einen besonders starken Einfluss: Dabei handelt<br />

es sich um die subjektive Restriktion der kognitiven Überlastung, die wahrgenommene<br />

Leistung der Fernsehnebenbeinutzung sowie die Wahrnehmung der Fernseh-Programmqualität.<br />

Personen, die sich durch die Nebenbeinutzung kognitiv überlastet fühlen, schauen<br />

weniger nebenbei fern. Dieser Effekt war zu erwarten, da kaum anzunehmen ist, dass<br />

Menschen längere Zeit mit einem unangenehm störenden Medium verbringen, wenn<br />

sich dieses auch mit einem Knopfdruck ausschalten lässt. Trivial ist der Befund trotzdem<br />

nicht, zeigt sich doch, dass sich die kognitive Überlastung weder auf die sozialorientierte<br />

Nebenbeinutzung noch auf die Fernsehnutzung bei Erledigung von Pflichtaufgaben<br />

auswirkt. Pflichtaufgaben können in der Regel so routiniert erledigt werden, dass eine<br />

Überlastung kaum auftritt. Auch bei den übrigen abhängigen Variablen variiert die Stärke<br />

des Einflusses der kognitiven Überlastung: Die audioorientierte Nebenbeinutzung<br />

sowie spannende TV-Sendungen im Hintergrund werden demnach als besonders kognitiv<br />

belastend empfunden – hier ist wohl der Ablenkungseffekt und damit die Konzentrationsstörung<br />

bei der Paralleltätigkeit am größten. Dass auch die Nebenbeinutzung<br />

von Comedy und Musik sowie die Rezeption des unterhaltungs- und infotainmentorientierten<br />

Nachmittagsprogramms nicht durch kognitive Überlastung behindert werden,<br />

stützt diese Interpretation.<br />

Weiterhin sehen Personen, die die Situation der Fernsehnebenbeinutzung als positiv<br />

wahrnehmen (vgl. Tab. 7: „Leistung der Nebenbeinutzung“), häufiger nebenbei fern.<br />

Die Wahrnehmung der Nebenbeinutzungssituation als angenehm wirkt sich auf fast<br />

alle Formen und Inhalte der Nebenbeinutzung stark aus, nur auf die Rezeption von<br />

Informationsangeboten sowie von Krimis und Sport ist der Effekt deutlich schwächer.<br />

Es erscheint äußerst plausibel, dass informierende Angebote nicht deswegen nebenbei<br />

genutzt werden, weil die Situation durch den laufenden Fernseher positiv gestaltet wird,<br />

sondern weil ein besonders starkes Informationsmotiv vorhanden ist. Tatsächlich ist<br />

festzustellen, dass dieses Motiv sowohl die Nebenbeinutzung von Informationssendungen<br />

als auch die von Krimis und Sport positiv beeinflusst. Vermutlich steht bei diesen<br />

beiden Angebotssegmenten der Inhalt des Programms noch etwas stärker im Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit und die anderen Dinge werden nebenher erledigt, während<br />

problematische Variablen entfernt worden. Abschließend wurde dann bei allen unabhängigen<br />

Variablen noch einmal einzeln geprüft, ob sie in dem nun bereits weitgehend fertig gestellten<br />

Modell noch zusätzliche Varianz erklären können.<br />

401


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 7: Erklärungsmodelle: Direkte Einflüsse (Regressionen)<br />

Beta – Koeffizienten<br />

402<br />

Dimensionen der Nebenbeinutzung<br />

Umfang Modus Situationen Inhalte<br />

Audio -<br />

orientiert<br />

Sozial -<br />

orien tiert<br />

Pflicht -<br />

auf gaben<br />

Frei zeittätig<br />

keiten<br />

Enter- u. Infotain<br />

ment am<br />

Nachmittag<br />

In forma tion<br />

Musik und<br />

Co medy<br />

Sport und<br />

Krimi<br />

Sozialisation<br />

Alter -.34<br />

Geschlecht (1 m, 2 w) -.12 .15<br />

Bildung .15<br />

Fernsehkonsum im Elternhaus<br />

Restriktionen/Optionen<br />

Anzahl TV-Geräte .13 .20<br />

Anzahl Räume ohne TV -.13<br />

Im Einpersonenhaushalt lebend .09 -.18 .11<br />

Im Zweipersonenhaushalt lebend -.15<br />

Ohne festen Partner lebend .10 .15<br />

Berufliche Zeitbelastung .15 .13 .15<br />

Zeitbelastung durch Hausarbeit .18 -.12<br />

Müdigkeit .11<br />

Kognitive Überlastung -.27 -.29 -.18 -.22 -.26<br />

TV-Bindung und Stimmungslagen<br />

Fernsehbindung .19 .20<br />

Energievoll-euphorische Stimmung<br />

Ärgerliche Stimmung<br />

Depressive Stimmung<br />

Besinnliche Stimmung .12<br />

<strong>Kommunikations</strong>bezogene Motive<br />

Motiv der Anregungssuche .11<br />

Informationsmotiv -.09 .20 .15<br />

Organisationsmotiv -.13 -.15<br />

Escape-Motiv .13 -.24<br />

Leistungen des Fernsehens<br />

Leistung der Nebenbeinutzung .37 .47 .53 .32 .34 .40 .19 .36 .21<br />

Leistung: TV ist Zeitmanager<br />

Leistung: TV ermöglicht Escape<br />

Qualität des Fernsehens<br />

Qualitätswahrnehmung des TV -.13 .17 -.15 -.11 -.15<br />

Qualitätsveränderung des TV .11 .17<br />

Qualität des Radios<br />

Qualitätswahrnehmung des Radio<br />

Qualitätsveränderung des Radio -.23<br />

R 2 (korrigiert) = .45 .53 .47 .48 .31 .38 .23 .37 .20<br />

n = 302 296 284 289 280 251 300 275 .301


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

bei den anderen untersuchten TV-Angeboten sich die Relation umgekehrt hat: Hier ist<br />

die spezifische Leistung als Hintergrundmedium ausschlaggebend für die Nutzung.<br />

Eine geringere Effektstärke weist die Wahrnehmung der Qualität bzw. der Veränderung<br />

der Qualität des Fernsehprogramms auf. Bezüglich der Qualität hielten wir Effekte<br />

in beide Richtungen für plausibel: Ein gutes Fernsehprogramm wird unter Umständen<br />

besonders aufmerksam und damit seltener nebenbei genutzt. Womöglich ist ein gutes<br />

Programm für die Rezipienten aber auch so attraktiv, dass man selbst dann nichts verpassen<br />

will, wenn primär andere Tätigkeiten ausgeübt werden. Dies würde dann zu einer<br />

häufigeren Nebenbeinutzung führen. Die erste Annahme dominiert in den Befunden:<br />

Nur beim nachmittäglichen Unterhaltungs- und Infotainmentprogramm wirkt sich eine<br />

positive Qualitätswahrnehmung positiv auf die Nebenbeinutzung aus. Dies ist verständlich,<br />

da die zu dieser Tageszeit anliegenden Arbeiten eine aufmerksame Nutzung häufig<br />

ausschließen werden. Bei Informationssendungen, Comedy und Musik sowie bei Krimis<br />

und Sport, aber auch beim Modus des „Fernhörens“ ist der Zusammenhang dagegen<br />

negativ. Hier führt ein positives Qualitätsurteil zu einer vorwiegend aufmerksamen<br />

Fernsehnutzung 32 . Andere Effekte hat hingegen die wahrgenommene Veränderung der<br />

Programmqualität: Wer das Fernsehprogramm als verbessert erlebt, lässt den Fernseher<br />

in Interaktionssituationen und bei Freizeittätigkeiten häufiger nebenbei laufen.<br />

4.2 Differentielle Effekte<br />

Neben den zwei beschriebenen generellen Effekten finden sich zahlreiche Einflussfaktoren,<br />

die nur bei einzelnen abhängigen Variablen Effekte zeigen.<br />

Umfang der Nebenbeinutzung<br />

Neben den generellen Einflussgrößen hat besonders die Bindung an das Medium Fernsehen<br />

einen positiven Einfluss auf den zeitlichen Umfang der Nebenbeinutzung. Auf<br />

das Fernsehen nicht verzichten zu können, heißt also auch, es nicht missen zu wollen,<br />

wenn andere Tätigkeiten anstehen. Daneben gibt es nur noch zwei weitere, allerdings<br />

schwache Einflüsse: Negativ wirkt sich eine positive Ausprägung des Informationsmotivs<br />

aus: Wer im Fernsehen Informationen sucht, gehört zu denen, die eher weniger<br />

nebenbei fernsehen. Häufiger nutzen dagegen Personen das Fernsehen nebenbei, die<br />

in Einpersonenhaushalten leben. Singles bietet sich demnach häufiger die Gelegenheit,<br />

den Fernseher nebenbei laufen zu lassen, während dies in größeren Haushalten offenbar<br />

nicht so oft möglich ist.<br />

Audioorientierte Nebenbeinutzung<br />

„Fernhören“ ist diejenige Form der Nebenbeinutzung, die insgesamt am besten durch<br />

die unabhängigen Variablen erklärt werden kann. Neben den beschriebenen generellen<br />

Effekten findet sich allerdings nur noch ein weiterer Einflussfaktor. Einen schwachen<br />

Einfluss hat die Müdigkeit: Wer oft so müde ist, dass er nichts anderes mehr machen<br />

möchte als fernzusehen, der lässt häufiger den Fernseher als Geräuschkulisse laufen.<br />

32 Eine entsprechende Analyse belegt dies: Das Qualitätsurteil korreliert mit der Gesamtnutzung<br />

aller Inhaltsgruppen signifikant positiv.<br />

403


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Sozialorientierte Nebenbeinutzung<br />

Das Ausmaß der sozialorientierten Nebenbeinutzung ist hingegen stärker durch die<br />

Sozialisation und die objektiven Restriktionen bestimmt. Den stärksten Einfluss hat<br />

die Haushaltsgröße: In größeren Haushalten ist diese Nutzungsform deutlich häufiger<br />

zu finden, was zeigt, dass die sozialen Interaktionspartner beim Fernsehen wohl meist<br />

Familienmitglieder sind.<br />

Positiv wirkt ferner das Motiv der Anregungssuche: Denkbar ist, dass das im Hintergrund<br />

laufende Fernsehprogramm Themen für die Gespräche liefert. Das Organisationsmotiv<br />

hält die Befragten dagegen eher von dieser Form der Nebenbeinutzung ab: Für<br />

das Bedürfnis, die Zeit gut zu verwenden, ist die Trennung von sozialer Interaktion und<br />

<strong>Medien</strong>nutzung erforderlich. Nicht ganz so leicht zu interpretieren ist schließlich der<br />

Einfluss des Geschlechts: Männer schauen, während sie mit anderen sozial interagieren,<br />

häufiger fern als Frauen. Möglicherweise ist dies Folge davon, dass Männer dem sozialen<br />

Austausch vielfach eine etwas geringe Wichtigkeit zuweisen als Frauen.<br />

Situation: Pflichtaufgaben<br />

Die Erklärung des Nebenbeisehens bei Pflichtaufgaben zeigt den stärksten und wohl<br />

auch interessantesten differentiellen Effekt: Das Alter hat hier einen sehr starken negativen<br />

Einfluss (beta -.34). Arbeit und Fernsehen kombinieren vor allem die jüngeren<br />

Befragten, während ältere Befragte dies eher trennen. Dies lässt sich nur zum Teil durch<br />

die größere Fähigkeit zur Parallelverarbeitung bei Jüngeren erklären – was die später<br />

präsentierte Pfadanalyse belegt. Die entsprechende Variable „kognitive Überlastung“<br />

zeigt hier nicht den bekannten negativen Einfluss, sondern wird durch die Variable Alter<br />

verdrängt. Die Annahme liegt nahe, dass hier normative Vorstellungen in Bezug auf<br />

Arbeit eine Rolle spielen, die zwischen „preußischen Tugenden“ und hedonistischer<br />

Spaßgesellschaft variieren.<br />

Deutlich schwächer sind die übrigen Einflüsse: Die Zahl der Räume ohne Fernsehgeräte<br />

wirkt sich negativ aus. Dies ist unmittelbar plausibel, sind doch viele Arbeiten im<br />

Haushalt an andere Räume als das Fernsehzimmer gebunden. Einen positiven Einfluss<br />

hat die Fernsehbindung: Wenn jemand ohne Fernsehen nicht leben zu können meint,<br />

dann wirkt sich dies auch auf die Integration der Fernsehnutzung als Paralleltätigkeit bei<br />

der Arbeit aus. Ferner sehen Singles häufiger parallel zu Pflichtaufgaben fern.<br />

Situation: Freizeittätigkeiten<br />

Da viele Freizeitaktivitäten an bestimmte Räume der Wohnung gebunden sind, ist der<br />

positive Einfluss der Geräteausstattung plausibel: Je mehr Geräte sich im Haushalt befinden,<br />

desto häufiger begleitet das Fernsehprogramm die Freizeit. Doch warum sollte<br />

jemand, der sich zum Beispiel entspannenden Hobbys widmet, überhaupt nebenbei<br />

fernsehen oder – hören? Hier sind zusätzliche Motive zu erwarten, und so überrascht es<br />

nicht, dass hier das Eskapismusmotiv einen – wenn auch schwachen – positiven Einfluss<br />

hat – im Gegensatz zu allen anderen Modellen, in denen es keine derartige Rolle spielt.<br />

404


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Inhalt: Unterhaltung und Infotainment am Nachmittag<br />

Die Nebenbeinutzung leichter Unterhaltungs- und Infotainmentangebote hängt von<br />

einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Da die hier abgebildeten Fernsehformate vor allem<br />

nachmittags ausgestrahlt werden, erklärt sich der positive Einfluss der Zeitbelastung<br />

durch Hausarbeit sowie der allgemeinen beruflichen Belastung. Hier wird offensichtlich<br />

das Radio durch das Fernsehen als Begleitmedium abgelöst: Die Wahrnehmung einer<br />

verschlechterten Radioqualität wirkt sich genauso positiv auf den Nebenbeikonsum solcher<br />

Sendungen aus wie die bereits oben (Kapitel 4.1) diskutierte positive Beurteilung<br />

der TV-Programmqualität.<br />

Der negative Einfluss des Eskapismus-Motivs überrascht und lässt sich am ehesten<br />

mit einer umgekehrten Kausalität erklären: Wer durch die Begleitmediennutzung seine<br />

Arbeit angenehmer gestaltet, verringert damit sein Fluchtbedürfnis.<br />

Inhalt: Informationsangebote<br />

Interessanter Weise finden wir positive Effekte des Informationsmotivs und der Bildung<br />

auf die Nebenbeinutzung von Informationsangeboten. Nicht nur die aufmerksame<br />

Nutzung, sondern auch die Nebenbeinutzung wird also durch diese Faktoren<br />

beeinflusst. Der positive Einfluss besinnlicher Stimmungen auf die Nebenbeinutzung<br />

von Informationsangeboten könnte darauf zurückzuführen sein, dass Personen, bei<br />

denen diese Stimmungslagen vorherrschen, am wenigsten Mood Management durch<br />

die Geräuschkulisse benötigen, es aber andererseits als ganz angenehm empfinden, sich<br />

durch anspruchsvollere Inhalte nebenbei anzuregen. Eine starke berufliche Zeitbelastung<br />

wirkt sich ebenfalls positiv aus: Hier führt das Zeitmanagement wohl dazu, dass<br />

die Informationsaufnahme parallel zu anderen Tätigkeiten realisiert wird.<br />

Inhalt: Unterhaltungsfragmente Musik und Comedy<br />

Den stärksten zusätzlichen Einfluss auf die Nebenbeinutzung von Musik und Comedy<br />

hat hier die Anzahl der TV-Geräte im Haushalt. Insbesondere Musik kann in allen<br />

Räumen der Wohnung gut nebenbei genutzt werden, was sich aber nur bei entsprechender<br />

Ausstattung realisieren lässt. Frauen und Personen, die ohne festen Partner<br />

leben, lassen diese Inhalte – von denen eine stimmungsaufhellende Wirkung erwartet<br />

werden kann – besonders häufig im Hintergrund laufen. Negativ wirkt sich dagegen<br />

das Organisationsmotiv aus: Das Bedürfnis nach sinnvoller Zeitplanung führt eher zur<br />

Vermeidung solcher Geräuschkulissen. In diesem Zusammenhang sind auch die Zusammenhänge<br />

mit dem Zeithaushalt interessant: Eine starke berufliche Belastung befördert<br />

den Hintergrundkonsum dieser Angebote, viel Hausarbeit hemmt ihn dagegen. Hinter<br />

diesen Effekten verbirgt sich vermutlich ein komplexes Wechselspiel von Optionen<br />

und Restriktionen, die mit den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen von Beruf<br />

und Hausarbeit zusammenhängen: Während in den meisten Fällen bei der Berufsarbeit<br />

allenfalls noch Musik im Hintergrund laufen kann, können die meisten Hausarbeiten<br />

auch durchaus durch Programme begleitet werden, die höhere Anforderungen an die<br />

Aufmerksamkeit stellen.<br />

405


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Inhalt: Spannung in Krimis und Sportsendungen<br />

Dass sich das Informationsmotiv auch auf die Nebenbeinutzung spannender TV-Inhalte<br />

positiv auswirkt, deutet darauf hin, dass diesen Sendungen auch bei geringer Aufmerksamkeit<br />

Informationen entnommen werden können: Dies sind zum einen sicherlich die<br />

Sportergebnisse und zum anderen wohl auch Eindrücke von der Polizeiarbeit, der Gerichtsmedizin<br />

sowie aktueller Probleme mit organisierter Kriminalität. Daneben hat nur<br />

noch das Leben in einem Einpersonenhaushalt einen schwachen positiven Einfluss auf<br />

die Nutzung dieser Inhalte.<br />

4.3 Indirekte Effekte<br />

Das oben vorgeschlagene Modell (Grafik 1) postuliert nicht nur direkte Effekte auf<br />

die Nebenbeinutzung, sondern auch indirekte Effekte (gestrichelte Linien im Modell).<br />

Um zu überprüfen, ob sich solche Effekte nachweisen lassen, sind Pfadanalysen durchgeführt<br />

worden. Da es im Rahmen des Beitrags nicht möglich ist, für alle neun abhängigen<br />

Variablen die Pfadmodelle vorzustellen, soll an dieser Stelle beispielhaft das<br />

Erklärungsmodell für die Nebenbeinutzung von Unterhaltung und Infotainment im<br />

Nachmittagsprogramm berechnet und erläutert werden 33 . Für die anderen Indikatoren<br />

der Nebenbeinutzung würden sich die Pfadmodelle aus anderen Faktoren zusammensetzen,<br />

je nachdem welche Variablen dort direkte Effekte gezeigt haben.<br />

Es wurden Regressionen auf vier der vormals unabhängigen Variablen berechnet, die<br />

sich in dem zuvor vorgestellten Modell als bedeutsame Erklärungsfaktoren erwiesen<br />

hatten (Tabelle 8). Die Ergebnisse belegen, dass zahlreiche indirekte Effekte nachzuweisen<br />

sind. Einzelne Erklärungsfaktoren – insbesondere die Leistungswahrnehmungen der<br />

Nebenbeinutzung und die Qualitätswahrnehmung des TV – lassen sich in erheblichem<br />

Umfang durch andere im Modell integrierte Faktoren erklären. Wenn man sich anschaut,<br />

welche Faktoren hier als Erklärungsvariablen eine Rolle spielen, dann sind mehrere Befunde<br />

hervorzuheben: Zum einen zeigt sich, dass das Alter zwar keine direkten Effekte<br />

auf die Nebenbeinutzung von Unterhaltung hat, sich aber vielfach indirekt auswirkt.<br />

Drei der vier Erklärungsvariablen werden zum Teil ganz erheblich durch das Alter beeinflusst.<br />

Auch die Müdigkeit und die Bindung an das TV – die beide keinen direkten<br />

Einfluss ausüben – wirken sich indirekt aus, indem sie andere Faktoren beeinflussen,<br />

die ihrerseits direkte Effekte bei der Nebenbeinutzung hervorrufen. Bemerkenswert ist<br />

auch, wie sich die Stimmungslagen auf das Escapemotiv auswirken: Negative und dabei<br />

vor allem depressive Stimmungen fördern das Fluchtbedürfnis. Ähnliches gilt auch für<br />

die Motive und Leistungsbewertungen: Die Qualitätswahrnehmungen des Fernsehens<br />

werden – wie durch das Modell postuliert – durch diese Faktoren beeinflusst.<br />

33 Diese Form der Nebenbeinutzung wurde ausgewählt, weil hier ein Modell mittlerer Komplexität<br />

entsteht, das gerade noch visualisierbar ist.<br />

406


Tabelle 8: Erklärungsmodelle: Indirekte Einflüsse (Regressionen)<br />

Beta-<br />

Koeffizienten<br />

Escapemotiv Leistung der<br />

Nebenbeinutzung<br />

Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

Qualitätswahrneh<br />

mung<br />

TV<br />

Sozialisation<br />

Alter -.17 -.23 .33<br />

Geschlecht .14<br />

Bildung<br />

<strong>Medien</strong>sozialisation<br />

Restriktionen/Optionen<br />

-.13 -.14 -.11<br />

Müdigkeit .27<br />

Kognitive Überlastung -.31 .19<br />

Ohne festen Partner lebend<br />

TV-Bindung und<br />

Stimmungslagen<br />

.16 x x x<br />

Fernsehbindung .35 .26<br />

Stimmung<br />

energievoll-euphorisch<br />

-.18 .15<br />

Stimmung ärgerlich .15 .12<br />

Stimmung depressiv .36<br />

Stimmung besinnlich<br />

<strong>Kommunikations</strong> bezogene<br />

Motive<br />

-.09<br />

Informationsmotiv x .20<br />

Organisationsmotiv<br />

Leistungen des Fernsehens<br />

x .14<br />

Leistung der<br />

Nebenbeinutzung<br />

x x<br />

Leistung: TV ist<br />

Zeitmanager<br />

Leistung: TV ermöglicht<br />

Escape<br />

x x -.25<br />

x x .31 .18<br />

R2 (korrigiert) = .36 .58 .47 .19<br />

n = 281 281 281 263<br />

Qualitäts verän<br />

derung<br />

Radio<br />

Bei den mit x gekennzeichneten Feldern wurden die jeweiligen Variablen bei den Regressionen nicht berücksichtigt,<br />

da durch das Modell keine Zusammenhänge postuliert wurden.<br />

407


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Grafik 2: Einflussfaktoren auf die Nebenbeinutzung von Unterhaltungs- und<br />

Infotainmentangeboten im Nachmittagsprogramm<br />

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, die zahlreichen indirekten Effekte ausführlich zu<br />

würdigen. Es kann hier nur beispielhaft erläutert werden, wie sie zu interpretieren sind.<br />

Der Grafik 2 ist zu entnehmen, dass die Qualitätswahrnehmung einen positiven Effekt<br />

auf die Nebenbeinutzung von Unterhaltungsangeboten hat. Die Qualitätswahrnehmung<br />

des Fernsehprogramms wird aber wiederum durch die Escape-Leistungswahrnehmung<br />

beeinflusst. Wer also dem Fernsehen stärker zutraut, dass es ihm zur Flucht aus der<br />

Realität verhelfen kann, beurteilt die Qualität des Programms positiver. Die wahrgenommene<br />

Leistung des TV als Mittel zur Realitätsflucht wirkt sich somit indirekt auf<br />

die häufigere Nebenbeinutzung von unterhaltenden TV-Angeboten aus. Die Stärke des<br />

indirekten Effekts lässt sich abschätzen, indem man die beta-Koeffizienten miteinander<br />

multipliziert (0.31 * 0.17 = 0.05). Da auch das Alter und die Fernsehbindung ähnliche<br />

Effekte auf die Qualitätswahrnehmung des TV haben, wirken sich auch diese Faktoren<br />

in indirekter Weise aus. Alter und Fernsehbindung beeinflussen jedoch zusätzlich auch<br />

die Leistungswahrnehmung der Nebenbeinutzung, die wiederum einen starken Effekt<br />

auf die Nebenbeinutzung von Unterhaltung hat. Das Alter und die Fernsehbindung<br />

haben damit nicht nur via Qualitätswahrnehmung, sondern auch vermittelt über die<br />

wahrgenommene Leistung der Nebenbeinutzung einen Einfluss auf die Häufigkeit der<br />

Nebenbeinutzung von Unterhaltung.<br />

408


Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

5. Resümee<br />

Die Nebenbeinutzung des Fernsehens ist nach den vorliegenden Befunden vor allem ein<br />

Mittel, das Menschen nutzen, um Situationen in ihrem Alltag zu gestalten. Dafür spricht,<br />

dass sich jene Faktoren, die sich auf das situationsbezogene Erleben der Nebenbeinutzung<br />

beziehen (kognitive Überlastung und Leistung der Nebenbeinutzung), durchgängig<br />

als einflussreich erweisen. Dafür spricht auch, dass sich die häuslichen Rahmenbedingungen<br />

(Haushaltsgröße, Geräteausstattung) auf das Ob und das Wie der Nebenbeinutzung<br />

auswirken. Das Fernsehen ist aber dennoch – auch bei der Parallelnutzung<br />

– mehr als nur eine reine Geräuschkulisse, denn die situativen Rahmenbedingungen, die<br />

Motive und die Qualitätswahrnehmungen wirken sich auf die Nebenbeinutzung der<br />

unterschiedlichen Inhalte verschieden aus. Solche differenzierten Effekte lassen sich nur<br />

dadurch erklären, dass die Fernsehinhalte auch im Modus der Nebenbeinutzung wahrgenommen<br />

werden und für die Nutzungsentscheidungen bedeutsam sind.<br />

Die Fernsehnutzung hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert<br />

und wird sich in Zukunft weiter verändern. Ob die hier untersuchten Modi der Nebenbeinutzung<br />

an Bedeutung gewinnen werden oder ob sich möglicherweise völlig andere<br />

Formen der TV-Nutzung entwickeln werden, ist schwer abzuschätzen. Es spricht aber<br />

einiges dafür, dass die Nebenbeinutzung generell eine wesentliche Form der Nutzung<br />

bleiben wird. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass sich die Geräteausstattung auf die<br />

Art der TV-Nutzung auswirkt. Neue Technologien (Festplattenrecorder, EPGs) und<br />

mobile Abspielgeräte (Handys, Laptops) werden den Rezipienten neue Möglichkeiten<br />

der (Nebenbei-)Nutzung eröffnen.<br />

Die Befunde verdeutlichen aber ebenfalls, dass auch die sozialen Rahmenbedingungen<br />

die Nebenbeinutzung beeinflussen. Von daher ist damit zu rechnen, dass auch die<br />

sich ändernden Lebensgewohnheiten (beispielsweise die zunehmende Anzahl von Alleinlebenden)<br />

Auswirkungen auf die Fernsehnutzung haben werden. Es wird Aufgabe<br />

der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft sein, die technischen und gesellschaftlichen Veränderungen<br />

genau zu beobachten, um so frühzeitig auf Veränderungen im Umgang mit<br />

dem <strong>Medien</strong>angebot aufmerksam zu werden. Eine theoretisch fundierte <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

darf jedoch nicht bei der möglichst frühzeitigen Registrierung von<br />

Entwicklungen stehen bleiben, sondern muss versuchen, Modelle zu entwickeln, mit<br />

denen die Nutzungsentscheidungen der Rezipienten erklärt werden können. Ein solches<br />

Modell wurde hier vorgestellt und hinsichtlich seiner Erklärungskraft geprüft. Dabei hat<br />

sich der Anschluss an etablierte theoretische Ansätze der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

als äußerst fruchtbar erwiesen. Allerdings war es notwendig, diese Ansätze weiterzuentwickeln.<br />

Zu nennen sind hier insbesondere die kognitiven Restriktionen sowie die<br />

spezifischen Leistungen der Nebenbeinutzung, die sich in vielen Modellen als besonders<br />

einflussreich herausgestellt haben. Vor allem hat sich jedoch gezeigt, dass sich das<br />

integrierte Modell insgesamt bewährt hat. Die Nebenbeinutzung lässt sich im Rahmen<br />

einzelner theoretischer Ansätze nicht hinreichend erklären. Erst durch das Zusammenspiel<br />

verschiedener Einflussfaktoren konnten substanzielle Varianzaufklärungen erzielt<br />

werden. Durch die systematische Prüfung von indirekten Effekten wurde zudem verdeutlicht,<br />

dass bestimmte Variablen wie Alter oder Fernsehbindung sich zwar nicht<br />

direkt, bei genauerer Analyse aber doch indirekt – vermittelt über andere Variablen<br />

– auf die Nebenbeinutzung auswirken. Das hier vorgestellte Modell sollte sich auch auf<br />

die Nutzung anderer <strong>Medien</strong>angebote (zum Beispiel Radioprogramme oder Illustrierte)<br />

übertragen lassen. Die Ergebnisse sollten ermutigen, die vorhandenen theoretischen<br />

Konzepte der Nutzungsforschung stärker aufeinander zu beziehen und soweit möglich<br />

zu integrieren, um so zu einem tieferen Verständnis der <strong>Medien</strong>nutzung zu gelangen.<br />

409


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

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Wolling / Kuhlmann · Zerstreute Aufmerksamkeit<br />

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411


Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Kathrin Junghanns / Thomas Hanitzsch<br />

Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch einer ersten explorativen und deskriptiven<br />

Berufsfeldanalyse, basierend auf Online-Interviews mit insgesamt 176 Auslandskorrespondenten,<br />

die für deutsche <strong>Medien</strong> berichten. Die Ergebnisse belegen, dass Auslandskorrespondenten<br />

im Durchschnitt älter und erfahrener sind als ihre Kollegen in den<br />

Heimatredaktionen. Stärker als andere Bereiche des Journalismus wird diese Domäne<br />

von Männern dominiert. Darüber hinaus neigen Auslandskorrespondenten verstärkt zu<br />

einem Rollenverständnis, das sowohl auf eine Kontextualisierung und Einordnung des<br />

Auslandsgeschehens als auch auf die kulturelle Verständigung mit der Berichtsregion<br />

setzt. Aufgrund der komplexen Anforderungen der Tätigkeit ist die Auslandskorrespondenz<br />

kein Feld für Berufseinsteiger.<br />

Schlagwörter: Auslandskorrespondenten, Auslandsberichterstattung, Rollenselbstverständnis,<br />

Berufsfeld<br />

In der modernen <strong>Medien</strong>gesellschaft wird unsere Wahrnehmung von Welt maßgeblich<br />

durch die Auslandsberichterstattung geprägt (vgl. Schmidt & Wilke 1998: 169). Auslandskorrespondenten<br />

berichten aus fremden Ländern und formen damit nicht nur die<br />

Vorstellungen von anderen Kulturen, sondern bestimmen die Beziehungen zwischen<br />

den Völkern entscheidend mit (Maletzke 1966: 326). Insbesondere politische und ökonomische<br />

Prozesse laufen zunehmend medienvermittelt ab, womit den Nachrichten aus<br />

dem Ausland eine geradezu „existenzielle“ Bedeutung zukommt (Schwanebeck 2003:<br />

30). Dies gilt vor allem für die sich unaufhaltsam globalisierende politische Arena, in der<br />

strategische Entscheidungen mit dem Blick auf internationale Konstellationen getroffen<br />

werden müssen. Insbesondere in Krisenzeiten wird der Auslandsberichterstattung<br />

ein erhebliches Beeinflussungspotenzial im Hinblick auf politische Entscheidungen<br />

bescheinigt: So legen Forschungen zum so genannten „CNN-Effekt“ nahe, dass das<br />

US-amerikanische Eingreifen in Somalia 1993 in erster Linie durch eine dramatische<br />

<strong>Medien</strong>berichterstattung herbeigeführt wurde (vgl. Robinson 2002). In ähnlicher Weise<br />

vermutet Hume (1998: 77), dass die Auslandsberichte westlicher Korrespondenten 1999<br />

letztendlich zur NATO-Intervention im Kosovo geführt haben.<br />

Auslandskorrespondenten besetzen daher eine Schlüsselposition in der öffentlichen<br />

Kommunikation von Auslandsgeschehen, und zuweilen liefern sie sogar die Informationsbasis,<br />

auf der Regierungen politische Entscheidungen fällen (vgl. Wu & Hamilton<br />

2004: 519). Angesichts der Bedeutung von Auslandsberichterstattung allgemein und<br />

Auslandskorrespondenten im Besonderen ist es in höchstem Maße erstaunlich, wie wenig<br />

wir über diejenigen wissen, die unser Bild von der Welt mit Informationen „aus erster<br />

Hand“ prägen. Und das, obwohl u. a. Maletzke bereits 1966 eine Untersuchung der<br />

„Psychologie und Soziologie“ dieser speziellen Berufsgruppe gefordert hatte. Im Unterschied<br />

zu den USA, wo bereits seit einem halben Jahrhundert empirische Forschung<br />

auf breiter Front betrieben wird, ist der Forschungsstand im deutschsprachigen Raum<br />

eher bescheiden. In den beiden großen deutschen Journalistenbefragungen (vgl. Schönbach,<br />

Stürzebecher & Schneider 1994; Weischenberg, Löffelholz & Scholl 1993) wurden<br />

Auslandskorrespondenten nicht als eigenständige Subgruppe ausgewiesen. Theoretisch<br />

müssten sie zumindest in der von der „Journalismus in Deutschland“-Studie ermittelten<br />

412


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Gesamtzahl der Journalisten enthalten sein. Unklar ist hingegen, in welchem Umfang<br />

sie in die Stichprobe gelangten und ob hier etwa durch mangelnde Erreichbarkeit systematische<br />

Verzerrungen vorliegen.<br />

Auslandskorrespondenten sind aufgrund ihrer berufsbedingten Dauermobilität freilich<br />

ein schwer zu greifendes Forschungsobjekt. Diese Tatsache mag erheblich dazu<br />

beigetragen haben, dass die Auslandskorrespondenten von der deutschsprachigen Journalismusforschung<br />

weitgehend ausgeblendet wurden. In diese Forschungslücke stößt<br />

die vorliegende Studie und unternimmt damit den Versuch einer ersten explorativen und<br />

deskriptiven Berufsfeldanalyse. Im Zentrum der Untersuchung stehen die spezifischen<br />

Qualifikationen und Karrierewege, das berufliche Umfeld sowie die Rollenselbstverständnisse<br />

deutscher Auslandskorrespondenten. Zu beantworten wird auch die Frage<br />

sein, inwieweit Auslandskorrespondenten über besondere Merkmale und Einstellungen<br />

verfügen, die es rechtfertigen, von einem besonderen „Volk“ 1 von Journalisten (Hannerz<br />

2004) bzw. von einer eigenständigen „Kultur“ (Hess 2001; Pedelty 1995) zu sprechen.<br />

Aufgrund der Spezifika des Forschungsgegenstandes (Reisetätigkeit, Personalfluktuation,<br />

hohes Arbeitspensum etc.), der mangelhaften Datenlage (Informationen zu Korrespondenten<br />

sind teilweise schwer zu bekommen) sowie sehr begrenzter Ressourcen für<br />

Feldforschung wurde die Studie auf Basis eine Online-Befragung von insgesamt 176 für<br />

deutsche <strong>Medien</strong> tätige Auslandskorrespondenten realisiert.<br />

1. Auslandsberichterstattung als Gegenstand der Forschung<br />

Die Korrespondenten als Produzenten der Auslandsberichterstattung gerieten recht<br />

selten zum Gegenstand wissenschaftlicher Analysen, weshalb Marten (1987: 23) die<br />

Auslandskorrespondenten auch als „unbekannte Wesen“ der Publizistik- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

bezeichnete. Zu den ersten Untersuchungen im deutschsprachigen<br />

Raum zählen die Arbeiten von Lugert (1974) über Auslandskorrespondenten in<br />

Österreich sowie von Jürgens (1974) über deutsche Korrespondenten, die für die ARD<br />

und das ZDF aus den USA berichten.<br />

In der Bundesrepublik tätige Auslandskorrespondenten standen jeweils im Fokus der<br />

Untersuchungen von Kluge (1980), Piel (1999) und Sange (1989). Während sich Kluge<br />

mit dem Arbeitsumfeld von Berichterstattern aus Nordamerika und Europa beschäftigte,<br />

konzentrierte Piel ihre Studie auf niederländische Korrespondenten, und Sange untersuchte<br />

japanische Auslandsreporter. Korrespondenten deutscher <strong>Medien</strong> waren Gegenstand<br />

der Arbeiten von Gysin (2000), Kirschstein (1996) und Siemes (2000). Gysin<br />

gelangte in ihrer Befragung von 54 Korrespondenten Deutschschweizer Printmedien zu<br />

dem Ergebnis, dass diese in ihrer Berichterstattung die Schweizer Außenpolitik weitgehend<br />

ignorieren. Kirschstein beklagt in seiner Untersuchung von TV-Korrespondenten<br />

(NDR, WDR, RTL, VOX) eine „Liveberichterstattung im ‚Feuerwehrstil’“, während<br />

Siemens aus ihrer Befragung von in Polen für deutsche <strong>Medien</strong> tätigen Auslandskorrespondenten<br />

schließt, dass angesichts der vielfältigen redaktionellen Zwänge die Rolle der<br />

Korrespondenten nicht ganz so machtvoll ist, wie der erste Blick glauben lässt.<br />

Trotz der zum Teil stark variierenden Untersuchungsanlagen lassen sich aus dem Literaturbestand<br />

einige zentrale Tendenzen herausarbeiten2 : Aufgrund der Spezifika ihrer<br />

Tätigkeit müssen Auslandskorrespondenten über besondere Qualifikationen verfügen.<br />

Häufig werden in diesem Zusammenhang Charaktereigenschaften genannt wie „Be-<br />

1 Hannerz selbst verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff „tribe“.<br />

2 Vgl. dazu auch den folgenden Abschnitt.<br />

413


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

lastbarkeit“, „Erkundungsgeschick“, „Flexibilität“, „Neugierde“, „Sensibilität“, „Stilsicherheit“<br />

sowie ein „gutes Kontaktvermögen“ und eine „scharfe Beobachtungsgabe“<br />

(vgl. Neudeck 1985; Tern 1982: 219; Wagner 2001: 18f.). Es scheint, als ob die längst<br />

überwunden geglaubte „Begabungsideologie“ im Journalismus (Weischenberg 1990:<br />

11ff.) hier ihre letzte Nische gefunden hat. Nicht selten erinnern gestandene Auslandsredakteure<br />

wie Dirk Schraeder (2002: 21) vom SWR gerne an die besonderen Härten des<br />

beruflichen Alltags: „Darüber hinaus sollte der Magen alles von roher Walhaut (Grönland)<br />

über verrotteten Hering (Schweden) bis zu Hammel-Testikeln (Türkei) ertragen.<br />

Der notorische Schlafmangel in Kombination mit den erwähnten Küchen- und Klimawechseln<br />

sorgt für ein anfälliges Immunsystem.“<br />

Einigkeit besteht allenfalls darin, dass überdurchschnittliche Fremdsprachenkenntnisse<br />

unverzichtbar sind. Auch profunde Kenntnisse über das Berichterstattungsgebiet<br />

sollten dazu gehören. Die oft nicht rational zu erklärende Besetzung von Auslandskorrespondenzen<br />

führt jedoch dazu, dass sich Journalisten dieses Wissen erst mühsam vor<br />

Ort erarbeiten müssen. So berichtet Hans-Josef Dreckmann, der insgesamt 13 Jahre das<br />

ARD-Studio Nairobi geleitet hat: „Als ich das erste Mal nach Afrika kam, wusste ich<br />

herzlich wenig, zu wenig. Bis heute habe ich nicht alle Länder meines Berichtsgebietes<br />

kennengelernt.“ (Dreckmann in Journalistik Journal 5(1): 16)<br />

Im Hinblick auf den Berufszugang ist festzustellen, dass Auslandskorrespondenten<br />

in der Regel eine traditionelle Journalistenausbildung durchlaufen, wobei ein abgeschlossenes<br />

Studium zunehmend an Relevanz gewinnt (vgl. Lugert 1974: 55f.; Piel 1999:<br />

134; Siemes 2000: 114ff.; Lange 2002: 55). Um sich die nötigen Allround-Kompetenzen<br />

anzueignen, schließt sich zumeist eine mehrjährige journalistische Arbeit im Inland an,<br />

weshalb es sich bei der Tätigkeit als Auslandskorrespondent nur in seltenen Fällen um<br />

einen Einstiegsjob für Berufsanfänger handelt (vgl. Gysin 2000: 68f.; Piel 1999: 134; Siemes<br />

2000: 115). Nicht immer entscheiden dabei objektive Kriterien über die Besetzung<br />

von Korrespondentenstellen: strategische Personalpolitik und der Zufall spielen eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle (vgl. Moskau 1974: 6; Wagner 2001: 17)<br />

Mit Blick auf das Rollenselbstverständnis ist das von Jürgens (1974: 52) unter Amerikakorrespondenten<br />

beschriebene elitäre Selbstverständnis des meinungsbetonten Auslandsjournalismus<br />

im Zuge der Professionalisierung offenbar dem Bild des neutralen<br />

Vermittlers gewichen. Dies ist das Resultat einer Studie unter deutschen Polen-Korrespondenten<br />

(vgl. Siemes 2000: 116ff.). Zu ähnlichen Schlüssen gelangten Befragungen<br />

von Schweizer und niederländischen Korrespondenten (vgl. Gysin 2000: 85f.; Piel 1999:<br />

152f.). Allerdings hat Nafroth (2002) in ihrer Untersuchung über das Japanbild deutscher<br />

<strong>Medien</strong> herausgearbeitet, dass es deutschen Auslandskorrespondenten nicht allein um<br />

die neutrale Vermittlung von Informationen geht, sondern dass diese sich auch in der Rolle<br />

des Experten sehen, der die oft komplexen Zusammenhänge erklärt und interpretiert.<br />

Anders als im deutschsprachigen Raum ist in den USA die empirische Erforschung<br />

von im Ausland tätigen Berufskommunikatoren fest etabliert. Zu den „klassischen<br />

Studien“ zählen die weitgehend deskriptiven Arbeiten von Anderson (1951), Kruglak<br />

(1955) und Wilhelm (1963). In ihrer Anlage prinzipiell ähnlich sind die erst kürzlich publizierten<br />

Untersuchungen von Willnat und Weaver (2003) sowie von Wu und Hamilton<br />

(2004). Während Wu und Hamilton Daten über insgesamt 354 US-Korrespondenten im<br />

Ausland erhoben haben, befragten Willnat und Weaver 152 Auslandskorrespondenten,<br />

die aus Washington und New York über die USA berichten. In methodischer Hinsicht<br />

bemerkenswert ist überdies die ethnografische Studie von Hannerz (2004). Der schwedische<br />

Anthropologe befragte mittels Tiefeninterviews insgesamt 70 Korrespondenten<br />

in Jerusalem, Johannesburg, Kapstadt und Tokio.<br />

414


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Die Befunde aus älteren Untersuchungen finden sich in den neueren US-amerikanischen<br />

Studien weitgehend bestätigt: Auslandskorrespondenten sind im Durchschnitt<br />

älter und erfahrener als ihre Kollegen im Inland und verfügen über eine bessere Bildung.<br />

Darüber hinaus sind Journalistinnen hier im Vergleich zu den Heimatredaktionen unterrepräsentiert,<br />

während die Bedeutung von Korrespondenten anderer Nationalität (vorzugsweise<br />

die des Berichtslandes) über die Jahre deutlich zugenommen hat (vgl. Willnat<br />

& Weaver 2003: 417; Wu & Hamilton 2004: 521ff.). Mit Blick auf das Rollenverständnis<br />

haben Willnat und Weaver (2003: 415) festgestellt, dass sich Auslandskorrespondenten<br />

stärker in einer Rolle sehen, die auf die Analyse und Interpretation von komplexen<br />

Zusammenhängen abzielt.<br />

2. Theoretische Ansätze<br />

Erst in letzter Zeit häufen sich die Versuche, dem Forschungsfeld ein theoretisches<br />

Fundament zu geben (vgl. Hamilton & Jenner 2004), auch wenn ein „übergreifendes<br />

theoretisches Modell“ nach wie vor fehlt (Siemes 2000: 25). Klassische Definitionen von<br />

Korrespondenten im Ausland sind personenzentriert und orientieren sich am Nationalstaatenkonzept.<br />

So gilt nach Marx (1982: 211) als Auslandskorrespondent, wer „außerhalb<br />

des Landes, des Staates arbeitet, in dem das Informationsorgan seinen Sitz hat“.<br />

Eine solche Definition ist im Hinblick auf empirische Forschungsaktivitäten zweifellos<br />

außerordentlich praktikabel, aber theoretische Tiefe hat sie nicht.<br />

An systemtheoretische Vorstellungen könnte eine Sicht auf Auslandsjournalismus als<br />

journalistisches Subsystem anschließen. Auslandsberichterstattung definiert sich demnach<br />

als Nachrichtenproduktion über Ereignisse, die außerhalb der nationalstaatlichen<br />

Grenzen des Territoriums stattfinden, in dem die jeweilige Redaktion hauptsächlich<br />

operiert. Hiermit wird der zentrale Referenzpunkt auf den geografischen Standort der<br />

(Haupt-)Redaktion gelegt. Allerdings mag dies aus der Perspektive des Publikums gelegentlich<br />

anders aussehen. So werden die ca. 20.000 auf Mallorca lebenden Deutschen<br />

die Berichterstattung des Spiegel über das Rauchverbot auf der Urlaubsinsel nur bedingt<br />

als Auslandsberichterstattung wahrnehmen. Darüber hinaus kann Auslandsberichterstattung<br />

auch als organisationale (Sub-)Struktur von Redaktionen beschrieben werden.<br />

Allerdings verfügen nicht alle <strong>Medien</strong>betriebe über eine Auslandsredaktion, und Redaktionen<br />

wie die des „Weltspiegels“ (ARD) bilden eher die Ausnahme. Zudem: Selbst<br />

wenn <strong>Medien</strong> ein eigenständiges Ressort „Ausland“ unterhalten, dann wird hierunter<br />

zumeist nur das politische Weltgeschehen gefasst. Auch die übrigen Ressorts (z. B. Wirtschaft,<br />

Reise, Sport) werden von Auslandsnachrichten gespeist.<br />

Es erscheint daher am sinnvollsten, das Konzept des Auslandskorrespondenten am<br />

Begriff der Rolle zu verankern, wobei wir – Rühl (1989) folgend – in Arbeits- und Berufsrollen<br />

unterscheiden. Arbeitsrollen stehen mit der aktuellen beruflichen Tätigkeit<br />

im Zusammenhang und werden zumeist durch organisationale Zwänge konstituiert.<br />

Ausdruck finden sie in einer vertikalen Differenzierung entlang der redaktionellen Entscheidungshierarchie,<br />

in einer horizontalen Differenzierung entlang von Ressorts und<br />

in einer für angelsächsische Redaktionen typische funktionale Trennung in Reporter-,<br />

Editor- und Kommentator-Rollen.<br />

Die Gruppe der Auslandskorrespondenten liegt quer zu diesen Vorstellungen, sie<br />

bildet mithin eine vierte Subkategorie, die sich durch die Tätigkeit im Ausland definiert.<br />

Als „klassisches“ Rollenmodell gilt dabei das als Korrespondent entsendete Redaktionsmitglied,<br />

wobei dieses Berufbild zunehmend mit Sonderberichterstattern, Reisekorrespondenten<br />

sowie Wirtschafts- und Kulturkorrespondenten konkurriert (vgl. Schraeder<br />

415


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

2002; Wagner 2001). Auch in Hamilton und Jenners (2004: 313f.) Typologie von Auslandskorrespondenten<br />

kommt das klassische Modell als „traditional foreign correspondent“<br />

vor, während Reisekorrespondenten als „parachute journalists“ und thematische<br />

Sonderkorrespondenten (z. B. Börsenberichterstattung) als „premium service foreign<br />

correspondent“ bezeichnet werden. Darüber hinaus konstatieren die Autoren eine zunehmende<br />

Zahl von „foreign foreign correspondents“ (Ausländer als Korrespondenten)<br />

im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen in Auslandsredaktionen. 3<br />

Der Begriff der Berufsrolle reicht über die konkrete journalistische Arbeitstätigkeit<br />

hinaus und reflektiert auf die Profession als solche. Ein ganz wesentlicher Aspekt in diesem<br />

Zusammenhang ist das berufliche Rollenselbstverständnis, d. h. der „selbstgesteckte<br />

Rahmen des Handelns“ und die „Beobachtung der sich selbst zugeschriebenen Rolle“<br />

(Weischenberg, Löffelholz & Scholl 1994: 160). Die Erforschung des Selbstverständnisses<br />

von Journalisten hat eine lange Tradition: Während Cohen (1963: 20) noch in eine<br />

„neutrale“ und eine „Teilnehmer-Rolle“ unterschied, arbeiten Donsbach und Patterson<br />

(2003: 298ff.) mit einer zweidimensionalen Unterscheidung entlang der Pole passiv vs.<br />

aktiv sowie neutral vs. anwaltschaftlich. Auf diese Weise gelangen die Autoren zu insgesamt<br />

vier Selbstverständnis-Typen: „Passiv-neutral“ (neutrale Vermittler, Makler etc.),<br />

„Passiv-anwaltschaftlich“ (parteiisch usw.), „Aktiv-neutral“ (Spürhund, Vierte Gewalt<br />

etc.) sowie „Aktiv-anwalt schaft lich“ (Ideologen, Missionare etc.).<br />

Im Hinblick auf Auslandskorrespondenten hat Siemes (2000: 57f.) einen Rahmen<br />

konstruiert, der es erlaubt, unterschiedliche Rollenverständnisse zu verorten. Drei Dimensionen<br />

sind hierbei von besonderer Relevanz: Die vermittelnd-erklärende Ebene<br />

umfasst all jene Aspekte, nach denen die vorrangige Aufgabe der Korrespondentenarbeit<br />

darin besteht, den Rezipienten Vorgänge und Phänomene in anderen Ländern verständlich<br />

zu machen. Diplomatisch-missionarische Ansprüche beschreiben Zielsetzungen, die<br />

auf die Beeinflussung der öffentlichen Meinung gerichtet sind, und die neutral-faktenorientierte<br />

Ebene zielt auf die wertungsfreie Weitergabe von Informationen über das<br />

Berichtsgebiet.<br />

Oft wird im Zusammenhang mit Berufsrollen von Auslandskorrespondenten von<br />

einer eigenständigen „Kultur“ (Hess 2001; Pedelty 1995) des Elite-Journalismus (Wu<br />

& Hamilton 2004) oder von einem „Volk“ von Gleichgesinnten (Hannerz 2004) gesprochen.<br />

Begründet wird diese Auffassung durch den Umstand, dass Korrespondenten<br />

häufig über eine besondere Ausbildung und Sachkenntnis, professionelle Netzwerke<br />

sowie über ein eigenes System der Anerkennung herausragender Leistungen verfügen<br />

(vgl. Wu & Hamilton 2004: 519). Letztlich aber muss die Frage, ob Auslandskorrespondenten<br />

tatsächlich eine eigenständige professionelle Subkultur bilden, empirisch<br />

beantwortet werden.<br />

Aus unserem theoretischen Verständnis und der Sichtung der einschlägigen Literatur<br />

heraus ergeben sich folgende Forschungsfragen:<br />

1. Arbeitsrollen: Welche Charakteristika kennzeichnen deutsche Auslandskorrespondenten,<br />

hat diese Berufsgruppe ein besonderes Ausbildungsprofil vorzuweisen?<br />

Welche geografischen Schwerpunkte werden in Korrespondentennetzen gesetzt, wie<br />

ausgedehnt sind die Berichterstattungsgebiete?<br />

3 Die verbleibenden vier von Hamilton und Jenner identifizierten Typen sind entweder nur eine<br />

Subkategorie des traditionellen Modells („foreign local correspondent“), agieren außerhalb<br />

des Journalismussystems („amateur correspondent“) oder haben mit Auslandskorrespondenz<br />

im engeren Sinne nichts gemein („local foreign correspondent“, „in-house foreign correspondent“).<br />

416


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

2. Berufsrollen: Unterscheiden sich deutsche Auslandskorrespondenten hinsichtlich ihres<br />

beruflichen Rollenverständnisses von ihren Kollegen im Inland? Kann von einer<br />

„eigenständigen Kultur“ der Auslandskorrespondenten gesprochen werden?<br />

3. Methode<br />

Da es in der vorliegenden Studie um die Erforschung von Rollenaspekten im Auslandsjournalismus<br />

unter Berücksichtigung eines breiten Spektrums an Berichterstattern ging,<br />

wurde als Erhebungsmethode die vollstandardisierte Online-Befragung gewählt. Die<br />

Methode der webbasierten Online-Befragung hat mittlerweile einen festen Platz in der<br />

empirischen <strong>Kommunikations</strong>- und <strong>Medien</strong>forschung gefunden. Diese Form der Befragung<br />

ist nicht nur extrem kosten- und zeitsparend, sie erscheint auch angemessen für<br />

eine Berufsgruppe, die berufsbedingt an den Umgang mit E-Mail und Internet gewöhnt<br />

und darin geübt ist (vgl. Wagner 2001: 14f.; Wu & Hamilton 2004: 526). Andererseits<br />

musste mit einer geringeren Antwortbereitschaft aufgrund des fehlenden Kontakts zu<br />

einer anderen Person (z. B. Interviewer) und daraus resultierender Unverbindlichkeit<br />

gerechnet werden (vgl. Brosius & Koschel 2001: 131f.). Zudem fällt die Problematik der<br />

Selbstselektion bei Online-Befragungen stärker ins Gewicht.<br />

Der Fragebogen gliederte sich in fünf Themenbereiche: dem beruflichen Werdegang,<br />

der Arbeitssituation, den Arbeitsbedingungen, dem beruflichen Rollenselbstverständnis<br />

sowie den soziodemografischen Merkmalen. Um eine Vergleichbarkeit mit der „Journalismus<br />

in Deutschland“-Studie (Weischenberg, Löffelholz & Scholl 1994) zu ermöglichen,<br />

stützten sich insbesondere die Fragen zum beruflichen Rollenverständnis auf 12<br />

Aussagen der dort verwendeten Item-Batterie sowie auf sechs weitere Aussagen, welche<br />

die Spezifika der Auslandsberichterstattung abbilden sollten. Die beruflichen Einstellungen<br />

wurden analog zur oben zitierten Studie auf einer fünfstufigen Skala abgefragt.<br />

Nach einem Pre-Test ging die Studie vom Mai bis Juli 2004 ins Feld.<br />

Als problematisch erwies sich erwartungsgemäß die Auswahl der zu befragenden<br />

Journalisten. Da keine aussagefähigen Daten zur Gesamtzahl deutscher Auslandskorrespondenten<br />

verfügbar sind, erfolgte die Stichprobenbildung induktiv, d. h. ohne vorherige<br />

Bestimmung der Grundgesamtheit. Ohnehin wäre die Ermittlung des Gesamtbestandes<br />

an Auslandskorrespondenten aufgrund variierender Berufsbezeichnungen,<br />

Personalfluktuation und mangelnder Auskunftsbereitschaft der <strong>Medien</strong>unternehmen<br />

ein Sisyphosgleiches Unterfangen geworden. Journalismusforscher in den USA berichten<br />

von ähnlichen Problemen (vgl. Willnat & Weaver 2003; Wu & Hamilton 2004). Das<br />

größte Problem bilden hierbei die freien Auslandskorrespondenten, die auf Honorarbasis<br />

arbeiten und überwiegend für mehrere <strong>Medien</strong> tätig sind. Die <strong>Medien</strong>verzeichnisse<br />

Stamm und Zimpel weisen diese Journalisten nicht gesondert als Korrespondenten aus<br />

und konnten daher für diese Zwecke nicht herangezogen werden. 4 Um an die Daten<br />

von deutschen Auslandskorrespondenten zu gelangen, wurden deshalb zwei Wege eingeschlagen:<br />

1. Zunächst wurden die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gebeten, die Kontaktdaten<br />

ihrer Auslandskorrespondenten bereitzustellen. Unter den kommerziell<br />

operierenden <strong>Medien</strong>betrieben wurden die privaten Rundfunkanstalten mit den<br />

deutschlandweit höchsten Marktanteilen sowie die überregionalen Abonnement-Ta-<br />

4 Nach Angaben der Zimpel-Redaktion wird diese Option jedoch schon für die nächste Aktualisierung<br />

zur Verfügung stehen.<br />

417


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

geszeitungen und Zeitschriften zum Zeitgeschehen mit den höchsten Reichweiten<br />

um Auskunft gebeten. 5<br />

2. Ausgehend von der Annahme, dass sich Berichterstatter in vielen Ländern akkreditieren<br />

müssen, wurden in einem weiteren Schritt die deutschen Botschaften in die Suche<br />

einbezogen. Die 103 per E-Mail erreichbaren Vertretungen wurden um Auskunft<br />

über akkreditierte Auslandskorrespondenten gebeten.<br />

Auf diese Weise wurden 572 ständige und zeitweilige sowie feste und freie Journalisten<br />

ermittelt, die als deutsche Auslandskorrespondenten geführt werden. Nach einer<br />

ersten Kontaktaufnahme per E-Mail stellte sich heraus, dass 48 E-Mailadressen fehlerhaft<br />

bzw. eingestellt waren und 22 Journalisten bereits nicht mehr als Korrespondenten<br />

tätig waren. Die verbleibende bereinigte Stichprobe von 502 Personen resultierte<br />

in insgesamt 176 verwertbaren Interviews, was einer Rücklaufquote von 35 Prozent<br />

entspricht. 6 Darunter befanden sich 154 Auslandskorrespondenten mit explizit ausgewiesener<br />

deutscher Staatsbürgerschaft. Eine Prüfung des Rücklaufs ergab keine systematischen<br />

Zusammenhänge zwischen <strong>Medien</strong>segment und Anteil der beantworteten<br />

E-Mail-Anfragen. Zwei Drittel der befragten Korrespondenten sind für Zeitungen und<br />

Zeitschriften (66 Prozent) tätig, gefolgt von Hörfunk (32 Prozent), Fernsehen (26 Prozent),<br />

Online-<strong>Medien</strong> (10 Prozent) und Nachrichtenagenturen (6 Prozent). Immerhin<br />

ein Viertel (26 Prozent) von ihnen arbeitet cross-medial, davon die meisten zugleich für<br />

Printmedien und Hörfunksender.<br />

4. Befunde<br />

4.1 Auslandskorrespondenz ist eine Domäne der Männer<br />

Die Ergebnisse der Studie nähren die Vermutung, dass es sich beim Beruf des Auslandskorrespondenten<br />

– zumindest im deutschen Journalismus – um eine Bastion männlicher<br />

Dominanz handelt. Nur knapp 22 Prozent der befragten Auslandskorrespondenten waren<br />

Journalistinnen, womit sich die vor allem von der Fernsehberichterstattung geprägte<br />

öffentliche Wahrnehmung von Auslandsjournalismus als Männerdomäne bestätigt sieht.<br />

Der Frauenanteil von etwa einem Fünftel zieht sich quer durch alle <strong>Medien</strong>bereiche<br />

hindurch und hinterlässt somit ein konsistentes Bild. Im Vergleich mit der neuesten<br />

repräsentativen Befragung von deutschen Journalisten, die einen Frauenanteil von 37<br />

Prozent ermittelt hat (vgl. Weischenberg, Scholl & Malik 2005: 2), fällt der Anteil von<br />

Auslandskorrespondentinnen um Einiges geringer aus. Dass dies keine spezifisch deutsche<br />

Problematik ist, haben andere Studien unter Beweis gestellt. In den USA ist der Anteil<br />

von Journalistinnen unter den Auslandskorrespondenten nach einem „dramatischen<br />

5 Insgesamt waren dies folgende Redaktionen: ARD, ARD III (BR, SR, MDR, NDR, WDR,<br />

RBB, SWR, HR), ZDF, radio bremen, 3sat, DeutschlandRadio, Deutsche Welle, Deutschlandfunk,<br />

arte, Phoenix, RTL, RTLII, Sat.1, ProSieben, VOX, n-tv, Kabel 1, NeunLive, Antenne<br />

Bayern, Stern, Der Spiegel, Focus, SZ, FAZ, Die Welt, Handelsblatt, FR und FTD. Datengrundlage:<br />

Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung 2004; Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse<br />

2004.<br />

6 Tatsächlich war der elektronische Rücklauf größer: Insgesamt haben 285 Korrespondenten auf<br />

die Umfrage reagiert, allerdings mussten 109 „Interviews“ ausgesondert werden, da – wenn<br />

überhaupt – nur wenige Einstiegsfragen beantwortet wurden. Offensichtlich haben einige Journalisten<br />

die Umfrage in Angriff genommen, sind aber sehr schnell wieder ausgestiegen, als ihnen<br />

der Zeitaufwand bewusst wurde.<br />

418


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Anstieg“ in den 1980er Jahren seit über einem Jahrzehnt bei etwa 26 Prozent annähernd<br />

stabil geblieben (Wu & Hamilton 2004: 523).<br />

Es ist zu vermuten, dass hierbei gesellschaftliche Mechanismen ganz besonders wirksam<br />

greifen, die traditionell die Zugangschancen zum sowie die Karrierewege im Berufsfeld<br />

Journalismus geschlechtsabhängig beeinflussen (vgl. den Überblick bei Lünenborg<br />

1997). Zum einen sind es die hohen und unkalkulierbaren Arbeitszeiten im Journalismus,<br />

die es erschweren, Erwerbsarbeit und Familie miteinander zu verbinden. Journalistinnen<br />

sind hiervon in besonderem Maße betroffen, da hartnäckige gesellschaftliche Konventionen<br />

Frauen noch immer die Hauptlast der Kinderbetreuung aufbürden. Ähnliche<br />

Prozesse führen, dies ist in der gender-orientierten Journalismusforschung seit längerem<br />

bekannt, auch zu einer Benachteiligung von Journalistinnen bei der Karriereentwicklung.<br />

Zum anderen sind es oft sozial konstruierte Geschlechterimages, die Weiblichkeit<br />

mit „Weichheit“ und „Empathie“ verbinden, womit Männer für die nüchterne Berichterstattung<br />

über (politische) Sachthemen, die den Auslandsjournalismus dominiert, eher<br />

geeignet erscheinen (vgl. Keuneke, Kriener & Meckel 1997: 37).<br />

Lavie und Lehman-Wilzig (2003: 21) vermuten daher, dass unter diesen Bedingungen<br />

viele Journalistinnen bereits an einem frühen Punkt ihrer Karriere dem Berufsfeld des<br />

Nachrichtenjournalismus den Rücken kehren. Es ist anzunehmen, dass diese Problematik<br />

angesichts der spezifischen beruflichen Herausforderungen unter Auslandskorrespondenten<br />

von ganz besonderer Relevanz ist. Ob der geringe Anteil von deutschen<br />

Korrespondentinnen ein Resultat dieser Vermeidungsstrategie oder mehr oder weniger<br />

bewusster beruflicher Diskriminierung ist, kann die vorliegende Studie nicht beantworten.<br />

Auslandskorrespondentinnen sind durchschnittlich fast acht Jahre jünger als ihre<br />

männlichen Kollegen, wobei die jüngste Berichterstatterin der Stichprobe 23 Jahre und<br />

der älteste Korrespondent 67 Jahre alt waren. Dieser Befund ist für die gender-orientierte<br />

Journalismusforschung keine Überraschung, da sich auch in allgemeinen Journalistenbefragungen<br />

gezeigt hat, dass Journalistinnen in der Regel jünger sind (vgl. u. a.<br />

Chambers, Steiner & Fleming 2004: 102). Die Altersdifferenz zwischen Journalistinnen<br />

und Journalisten weist einmal mehr auf die Problematik der Unvereinbarkeit von Beruf<br />

und Familienarbeit hin, die viele Auslandskorrespondentinnen dazu veranlassen mag,<br />

entweder ganz aus dem Beruf auszusteigen oder auf eine besser kalkulierbare Tätigkeit<br />

im Journalismus auszuweichen.<br />

4.2 Auslandskorrespondenten sind erfahrene Journalisten<br />

Deutsche Auslandskorrespondenten können eine überdurchschnittliche Berufserfahrung<br />

von 20 Jahren vorweisen. Durchschnittlich zehn Jahre ist ein Auslandskorrespondent<br />

journalistisch tätig, bevor er sich für eine Korrespondentenstelle entscheidet. Journalistinnen<br />

haben im Mittel fast drei Jahre weniger Berufserfahrung vorzuweisen als ihre<br />

männlichen Kollegen, wenn sie auf eine Korrespondenz wechseln. Angesichts dieser<br />

Befunde lassen sich Auslandskorrespondenten durchaus als besonders erfahrene Journalisten<br />

beschreiben, denen erst im fortgeschrittenen Stadium ihrer Karriere eine solche<br />

Tätigkeit zugetraut wird oder die nach einer längeren und möglicherweise verdienstvollen<br />

redaktionellen Arbeit mit einem lukrativen Posten als Auslandskorrespondent<br />

„belohnt“ werden. Immerhin sind 53 Prozent der befragten Korrespondenten vor ihrer<br />

Auslandstätigkeit bereits mindestens zehn Jahre als Journalist tätig gewesen. Allerdings:<br />

Jeder zehnte befragte Auslandskorrespondent ist direkt in diese Tätigkeit eingestiegen,<br />

419


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

d. h. weitgehend ohne praktische Berufserfahrung. Hierbei handelt es sich vor allem um<br />

freie und nebenberuflich tätige Korrespondenten.<br />

Die von uns befragten Auslandskorrespondenten waren im Durchschnitt knapp 44<br />

Jahre alt, womit sie sich auch in dieser Hinsicht vom Berufsgruppen-Querschnitt unterscheiden<br />

(41 Jahre, vgl. Weischenberg, Scholl & Malik 2005: 2). US-amerikanische<br />

Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen und betonen den elitären Charakter dieser<br />

Berufsgruppe (Wu und Hamilton 2004: 521). Doch schlagen sich diese Besonderheiten<br />

auch in einem spezifischen Ausbildungsprofil nieder? Tabelle 1 lässt erkennen, dass ein<br />

journalistisches Praktikum bzw. eine Hospitanz sowie das Volontariat die Hauptzugangswege<br />

in den Beruf markieren. Nur knapp jeder zehnte befragte Auslandskorrespondent<br />

hat ein Studium der Journalistik absolviert, aber immerhin fast jeder Fünfte<br />

eines der Publizistik, <strong>Kommunikations</strong>- oder <strong>Medien</strong>wissenschaft. Keine journalismusrelevante<br />

Ausbildung hat etwa ein Fünftel der Befragten vorzuweisen.<br />

Damit unterscheiden sich Auslandskorrespondenten nicht gravierend von ihren Kollegen<br />

im Inland. Es lässt sich allenfalls anmerken, dass die Durchdringung des Berufsfeldes<br />

mit Journalisten, die ein Praktikum und/oder ein Volontariat absolviert haben, im<br />

Vergleich zum gesamten Berufsstand etwas geringer ist. Insgesamt können 74 Prozent<br />

der Auslandskorrespondenten einen Studienabschluss vorweisen, wobei auch dieser<br />

Wert nur leicht über dem Durchschnitt liegt (69 Prozent, vgl. Weischenberg, Scholl &<br />

Malik 2005: 2). Die These vom besonderen Ausbildungsprofil lässt sich demnach für<br />

deutsche Auslandskorrespondenten nicht halten.<br />

Tabelle 1: Journalistische Ausbildungswege (N=176, Mehrfachnennungen möglich)<br />

420<br />

Auslandskorrespondenten<br />

Journalisten in<br />

Deutschland*<br />

Hospitanz / Praktikum 46,6 % 68,7 %<br />

Volontariat 42,6 % 62,4 %<br />

Studium der <strong>Kommunikations</strong>- und <strong>Medien</strong>wissenschaft,<br />

Publizistik<br />

18,8 % 17,1 %<br />

Journalistenschule 16,5 % 13,7 %<br />

Studium der Journalistik 10,8 % 13,5 %<br />

keine journalismusrelevante Ausbildung<br />

* Quelle: Weischenberg, Scholl & Malik (2005: 2)<br />

18,8 % k. A.<br />

Unter den Auslandskorrespondenten, die ein Fachstudium absolviert haben, rangieren<br />

die historisch-philologischen Fächer mit 42 Prozent vor den politikwissenschaftlichen<br />

(37 Prozent) und den wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen (28 Prozent).<br />

Vielfach wurde auch eine Kombination aus diesen (und anderen) Fächern studiert.<br />

Unter den historisch-philologischen Fächern spielen insbesondere die Geschichtswissenschaft<br />

(25 Prozent) sowie kulturspezifische Philologien (Afrikanistik, Japanologie,<br />

Romanis tik, Sinologie etc.) eine herausragende Rolle. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass<br />

ein regionalspezifisches Fachstudium für jene Auslandskorrespondenten, die ein kulturell<br />

recht kohärentes Berichtsgebiet bearbeiten, von großem Vorteil ist. Für diejenigen<br />

Auslandkorrespondenten, die sich mit einem ausgedehnten und zum Teil sehr heterogenen<br />

Berichtsgebiet (z. B. „Afrika“ oder „Ost-, Südost- und Südasien“) konfrontiert<br />

sehen, ist eine solche berufliche Vorbereitung jedoch kaum möglich.


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

4.3 Standortwahl bestätigt Eurozentrismus der Nachrichtengeografie<br />

Die wenigsten <strong>Medien</strong>betriebe in Deutschland leisten sich ein ähnlich ausgedehntes<br />

Korrespondentennetz wie die ARD (25 Standorte) und der Spiegel (22). Einzig die<br />

Deutsche Presseagentur (dpa) unterhält ein eng gewebtes Korrespondentennetz, das auf<br />

immerhin 120 Standorten in 105 Ländern aufbaut – davon allein sieben in den USA. In<br />

anderen <strong>Medien</strong>betrieben erreichen die Berichterstattungsgebiete deutscher Auslandskorrespondenten<br />

daher zuweilen gigantische geografische Ausmaße. Dabei werden<br />

nicht selten politisch und kulturell heterogene Einheiten gebündelt, wie etwa das arabisch-islamisch<br />

geprägte Nordafrika mit dem subsaharischen Afrika. Durchschnittlich<br />

müssen die Korrespondenten, die an unserer Studie teilgenommen haben, das Geschehen<br />

in etwas mehr als sieben Ländern im Auge behalten. 7<br />

Besonders ausgedehnte Berichterstattungsgebiete bearbeiten dabei Afrika-Korrespondenten,<br />

die oft von Nairobi und Johannesburg aus operieren, sowie ihre Kollegen,<br />

die für Lateinamerika (aus Rio de Janeiro) oder Australien und den pazifischen Raum<br />

(aus Melbourne) zuständig sind. Immerhin neun Prozent der befragten Auslandskorrespondenten<br />

müssen über mehr als 20 Länder berichten, 16 Prozent über elf bis 20<br />

Länder. Üblicherweise berichten Korrespondenten über ein Berichterstattungsgebiet,<br />

das zwischen zwei und fünf Länder (38 Prozent) bzw. zwischen sechs und zehn Länder<br />

(19 Prozent) umfasst. Nur 17 Prozent derer, die an der Studie partizipiert haben, berichten<br />

über ein einziges Land. Hierunter befinden sich vor allem EU-Berichterstatter und<br />

USA-Korrespondenten.<br />

Eine Übersicht über die Haupt-Berichterstattungsgebiete bestätigt das Bild, das Forschungen<br />

zur deutschen Nachrichtengeografie gezeichnet haben (vgl. u.a. Schmidt &<br />

Wilke 1998: 178ff.). Der Standort Europa dominiert erwartungsgemäß unter den Auslandsbüros<br />

(vgl. Tabelle 2). Dahinter folgen der von Konflikten überschattete Nahe und<br />

Mittlere Osten sowie Asien, das vermutlich wegen seiner zunehmenden Wirtschaftskraft<br />

stärker Bedeutung erlangt. Damit schlägt sich die Europa-Dominanz zumindest<br />

nominell auch in der Verteilung der Korrespondentenbüros nieder. Allerdings wird die<br />

EU-Berichterstattung im Zuge des europäischen Integrationsprozesses zunehmend eine<br />

Tabelle 2: Korrespondenten nach Haupt-Berichterstattungsgebieten (N=176)<br />

Haupt-Berichterstattungsgebiet Anteil Auslandskorrespondenten<br />

Europa 44,9 %<br />

Naher und Mittlerer Osten 18,2 %<br />

Asien* 11,4 %<br />

Nordamerika 7,4 %<br />

Afrika 6,3 %<br />

Lateinamerika 5,7 %<br />

GUS-Staaten 4,0 %<br />

Australien und Pazifik 2,3 %<br />

* Dieser Raum schließt die Länder Asiens ohne GUS und den Nahen/Mittleren Osten ein. Im Wesentlichen<br />

sind dies Ost-, Süd- und Südostasien sowie Teile Zentralasiens.<br />

7 Bei EU-Korrespondenten, die überwiegend von Brüssel aus berichten, wurde die Zahl der Länder<br />

auf 1 gesetzt. „Palästina“ wurde als Land gezählt, auch wenn es sich nicht um einen unabhängigen<br />

Staat handelt.<br />

421


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Sonderstellung einnehmen, die zwischen Inlands- und Auslandsberichterstattung anzusiedeln<br />

ist.<br />

Die Grenzen zwischen den Haupt-Berichterstattungsgebieten sind dabei nicht selten<br />

durchlässig. Manche Korrespondenten müssen Nordamerika mit dem US-amerikanisch<br />

stark beeinflussten Mittelamerika kombinieren, andere berichten von Singapur aus über<br />

ganz Südostasien, Australien und Neuseeland und müssen oft beträchtliche geografische<br />

Distanzen überwinden. In einigen Fällen bedienen Journalisten den Nahen und<br />

Mittleren Osten plus das arabisch-islamisch geprägte Nordafrika, wohingegen vor allem<br />

auf Kriegsschauplätze spezialisierte Korrespondenten neben dem Nahen und Mittleren<br />

Osten auch über Afghanistan und Pakistan berichten – sehr wahrscheinlich, weil beide<br />

Länder im Kampf gegen den islamistischen Terror eine wichtige Rolle spielen. Typische<br />

Länderkombinationen sind Großbritannien und Irland sowie die USA mit Kanada.<br />

Häufig bilden die skandinavischen Länder ein gemeinsames Berichterstattungsgebiet,<br />

ebenso Osteuropa und die Balkanstaaten, wobei die Korrespondenten nicht selten in<br />

Wien stationiert sind.<br />

In vielen Fällen müssen Auslandskorrespondenten über ein politisch, wirtschaftlich,<br />

kulturell und sozial heterogenes Gebiet berichten, was eine hinreichende Vorbereitung<br />

im Hinblick auf Länder- und Sprachkompetenz von vornherein unmöglich macht. Dies<br />

könnte möglicherweise über Erfahrung kompensiert werden, die sich Korrespondenten<br />

über eine langjährige Tätigkeit im jeweiligen Berichtsgebiet aneignen können. Im<br />

Durchschnitt berichteten die befragten Journalisten bereits seit reichlich sieben Jahren<br />

aus ihrem derzeitigen Berichtsgebiet. Immerhin 58 Prozent können eine Erfahrung von<br />

fünf und mehr Jahren vorweisen, und 25 Prozent sind bereits seit mindestens zehn Jahren<br />

in der Region tätig.<br />

Die von uns befragten Auslandskorrespondenten waren überwiegend hauptberuflich<br />

tätig (93 Prozent) und bei mindestens einem <strong>Medien</strong>unternehmen fest angestellt (60 Prozent).<br />

Etwa 24 Prozent der Korrespondenten arbeiten als feste Freie und 16 Prozent als<br />

freie Journalisten. Gelegentlich sind festangestellte Auslandskorrespondenten noch frei<br />

für andere <strong>Medien</strong> tätig, dies war in reichlich zwei Prozent der befragten Journalisten der<br />

Fall. Nach den vorliegenden Befunden zu urteilen, ist die Zahl der Ausländer unter den<br />

Korrespondenten („foreign foreign correspondents“, Hamilton & Jenners 2004) relativ<br />

gering. Am höchsten ist er allerdings unter den freien Journalisten, wovon wahrscheinlich<br />

insbesondere auf Honorarbasis tätige freiberufliche Korrespondenten („Stringer“)<br />

erfasst werden, die als Ortsansässige die Korrespondentenbüros mit Informationen und<br />

Texten versorgen. Leider liegen für die Vergangenheit keine Zahlen vor, so dass in diesem<br />

Beitrag keine Aussagen über eventuelle Veränderungen in den Anstellungsverhältnissen<br />

getroffen werden können.<br />

4.4 Verständigungsorientierter neutraler Informationsvermittler dominiert<br />

Die von Nafroth (2002) aufgestellte These, dass es die für deutsche <strong>Medien</strong> berichtenden<br />

Auslandskorrespondenten für extrem wichtig halten, komplexe Sachverhalte zu erklären<br />

sowie Zusammenhänge und Bezüge herzustellen, findet sich in der vorliegenden Studie<br />

bestätigt (vgl. Tabelle 3). 8 Allerdings rangiert das Verständnis der neutralen und präzisen<br />

Information auf dem vordersten Platz. Etwas weiter abgeschlagen befinden sich die<br />

Intentionen, dem Publikum Hilfe bei dessen Meinungsbildung anzubieten, schnell zu<br />

informieren, Nachrichten zu liefern, die für ein möglichst breites Publikum interessant<br />

8 Skala: 1 = „Aussage trifft auf mich vollkommen zu“ … 5 = „Aussage trifft nicht zu“.<br />

422


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

sind, sowie (politische) Missstände aufzudecken. Wichtig scheint deutschen Auslandskorrespondenten<br />

auch ein Verständnis zu sein, wonach Auslandsjournalismus eine aktive<br />

Rolle bei der Prägung der Wahrnehmung des Auslands spielen soll. Demnach wollen<br />

Auslandskorrespondenten Verständnis und Problembewusstsein für das Berichtsland<br />

fördern sowie Interesse für das Berichtsgebiet wecken. Weitere <strong>Kommunikations</strong>ziele,<br />

die ein solches, eher interventionistisches Rollenverständnis anzeigen, rangieren eher im<br />

Mittelfeld: „Vorurteile und Berührungsängste gegenüber dem Berichtsland abbauen“,<br />

„als Mittler zwischen dem Berichtsgebiet und Deutschland fungieren“ sowie „einen<br />

Dialog herstellen und Verständigung ermöglichen“. Allerdings zeigt die hohe Standardabweichung<br />

für das Mittler-Verständnis (s=1,23), dass dieser Punkt unter den befragten<br />

Journalisten am umstrittensten war. Insgesamt für weniger wichtig erachten Auslandskorrespondenten<br />

ein meinungsbetontes und anwaltschaftliches Rollenverständnis sowie<br />

die Versorgung des Publikums mit Unterhaltung und Entspannung.<br />

Tabelle 3: Rollenverständnis von Auslandskorrespondenten (N=154, Mittelwerte)<br />

<strong>Kommunikations</strong>ziele Frauen Männer gesamt<br />

das Publikum möglichst neutral und präzise informieren 1,62 1,56 1,57<br />

komplexe Sachverhalte erklären 1,62 1,70 1,68<br />

Zusammenhänge und Bezüge herstellen 1,51 1,74 1,69<br />

Verständnis und Problembewusstsein für das Berichtsland<br />

fördern<br />

1,58 1,83 1,78<br />

Interesse für das Berichtsgebiet wecken 1,62 2,01 1,93<br />

dem Publikum Hilfe bei der Meinungsbildung anbieten 2,03 1,95 1,97<br />

das Publikum möglichst schnell informieren 2,21 2,07 2,10<br />

Nachrichten liefern, die für ein möglichst breites Publikum<br />

interessant sind<br />

2,16 2,22 2,21<br />

Vorurteile und Berührungsängste gegenüber dem Berichtsland<br />

abbauen<br />

1,82 2,45 2,31<br />

als Mittler zwischen dem Berichtsgebiet und Deutschland<br />

fungieren<br />

2,39 2,51 2,49<br />

(politische) Missstände aufdecken 2,21 2,73 2,62<br />

einen Dialog herstellen und Verständigung ermöglichen 2,38 2,84 2,75<br />

„normalen“ Leuten die Chance geben, ihre Meinung zu sagen 2,86 3,23 3,15<br />

mich für Benachteiligte in der Bevölkerung einsetzen 2,97 3,33 3,25<br />

dem Publikum Unterhaltung und Entspannung bieten 3,53 3,36 3,39<br />

eine persönliche Sicht auf das Geschehen mitteilen 3,18 3,46 3,40<br />

Themen auf die (politische) Agenda setzen 3,68 3,76 3,74<br />

einen Gegenpart zu den Bereichen Politik und Wirtschaft zu<br />

bilden<br />

3,49 3,89 3,80<br />

Aus den vorliegenden Befunden lässt sich folgern, dass die für deutsche <strong>Medien</strong> berichtenden<br />

Auslandskorrespondenten wie ihre Kollegen im Inland hauptsächlich dem<br />

Verständnis des neutralen und objektiven Informationsvermittlers zuneigen, dabei jedoch<br />

durchaus verständigungsorientiert wirken wollen. Ihre Rolle als unmittelbarer<br />

Augenzeuge des Geschehens vor Ort schließt im Verständnis vieler Berichterstatter den<br />

Auftrag mit ein, beim Publikum Interesse für das Berichtsgebiet und insbesondere für<br />

423


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

dessen spezifische Probleme zu wecken. Allerdings neigen Auslandskorrespondenten<br />

dabei weniger zu der Auffassung, dass es wichtig sei, auf eine Veränderung politischer<br />

Zustände hinzuwirken, sei es durch gezielte Themensetzungen oder eigene Meinungsäußerungen.<br />

Zudem lassen sich einige Segregationslinien ausmachen, die zwischen die befragten<br />

Auslandskorrespondenten quer hindurch gehen. Zum einen gibt es Hinweise darauf,<br />

dass Journalisten, die überwiegend aus Entwicklungs- und Schwellenländern berichten,<br />

stärker ein verständigungsorientiertes und anwaltschaftliches Rollenverständnis<br />

betonen. Sie wollen mehr als andere das Verständnis und Problembewusstsein für die<br />

Berichtsregion fördern ( – x =1,65 vs. – x =1,88), Vorurteile und Berührungsängste abbauen<br />

( – x =2,07 vs. – x =2,51), sich für Benachteiligte in der Bevölkerung einsetzen ( – x =3,00 vs.<br />

–<br />

x =3,47), einen Gegenpart zu Politik und Wirtschaft bilden (=3,61 vs. – x =3,97) sowie<br />

„normalen“ Leuten die Chance zur Meinungsartikulation geben ( – x =3,01 vs. – x =3,27).<br />

Darüber hinaus neigen insbesondere weibliche Auslandskorrespondenten stärker zu<br />

einem Selbstverständnis der Verständigung, Kontextualisierung, kritischen Kontrolle<br />

und Meinungsäußerung. Korrespondentinnen setzen sich stärker als ihre männlichen<br />

Kollegen dafür ein, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, Interesse für das Berichtsgebiet<br />

zu wecken, einen Dialog herzustellen sowie Verständnis und ein Problembewusstsein<br />

für das Berichtsland zu fördern. Darüber tendieren sie stärker zu einem<br />

anwaltschaftlichen, politischen und meinungsbetonten Rollenverständnis (vgl. Tabelle<br />

3). Dies steht im Widerspruch zu Befunden aus allgemeinen Journalistenbefragungen,<br />

wonach das Geschlecht im Hinblick auf das berufliche Rollenverständnis von eher untergeordneter<br />

Bedeutung ist (vgl. Scholl & Weischenberg 1998: 251ff.). Welche Gründe<br />

für das unterschiedliche Selbstverständnis verantwortlich sind, sollte durch weitere Forschungen<br />

aufgeklärt werden.<br />

Um der Frage nach möglichen Unterschieden zwischen deutschen Auslandskorrespondenten<br />

und ihren Kollegen im Inland nachzugehen, erschien es sinnvoll, die Stichprobe<br />

auf jene 154 Journalisten zu reduzieren, die sich als deutsche Staatsbürger ausgewiesen<br />

haben. Andernfalls wäre die Gefahr zu groß, dass die betrachteten Differenzen<br />

von kulturellen Faktoren überlagert werden, die sich aus der Zugehörigkeit zu verschiedenen<br />

nationalen Kontexten erklären. Der Vergleich mit Befunden aus der ersten Studie<br />

„Journalismus in Deutschland“ (die neueren Befunde zum Rollenverständnis sind noch<br />

nicht publiziert) mag hier trotz des großen zeitlichen Abstandes beider Datenerhebungen<br />

(12 Jahre) nicht ganz so prekär erscheinen, da es Anzeichen dafür gibt, dass sich<br />

journalistische Rollenverständnisse selbst über einen längeren Zeitraum hinweg nicht<br />

dramatisch verändern (Weaver et al. 2006).<br />

Eine Gegenüberstellung der Daten deutet auf überraschend starke Unterschiede<br />

zwischen deutschen Auslandskorrespondenten und ihren Kollegen im Inland hin (vgl.<br />

Tabelle 4). Auslandskorrespondenten halten es für wichtiger, ihr Publikum möglichst<br />

neutral und präzise zu informieren sowie komplexe Sachverhalte zu erklären. Dahinter<br />

steht das konventionelle Konzept des neutralen und objektiven Berichterstatters, der –<br />

ausgerüstet mit fundiertem Hintergrundwissen – das Geschehen im Ausland erklärt und<br />

in komplexe Zusammenhänge einordnet. Die abschließende Bewertung der Ereignisse<br />

wird dabei zumeist der Heimatredaktion überlassen. Deutsche Auslandskorrespondenten<br />

möchten deutlich weniger als ihre Kollegen im Inland ihren persönlichen Blick auf<br />

das Geschehen in die Berichterstattung einfließen lassen. Darüber hinaus erachten sie<br />

es für besonders wichtig, mit ihren journalistischen Beiträgen ein möglichst breites Publikum<br />

anzusprechen. Dies ist möglicherweise im Zusammenhang mit dem sehr stark<br />

verständigungsorientierten Rollenverständnis von Auslandskorrespondenten zu sehen.<br />

424


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

Weniger wichtig als ihren Kollegen in der Heimatredaktion scheint Auslandskorrespondenten<br />

jedoch ein anwaltschaftliches Selbstverständnis zu sein, das sich auf Benachteiligte<br />

in der Bevölkerung sowie die Artikulationschancen von „normalen“ Leuten<br />

richtet. Auch geht es ihnen weniger darum, bestimmte – möglicherweise politische<br />

– Themen auf die Agenda zu setzen sowie einen Gegenpart zu den Bereichen Politik und<br />

Wirtschaft zu bilden. Der von dem renommierten ehemaligen BBC-Korrespondenten<br />

Martin Bell (1997) propagierte „journalism of attachment“, der versucht, durch aktive<br />

Themensetzung bestimmte politische Entscheidungen herbeizuführen (z. B. 1999 den<br />

NATO-Einsatz im Kosovo), scheint unter Auslandskorrespondenten insgesamt nur<br />

eine marginale Rolle zu spielen. Im Ausland tätige Berichterstatter legen zudem ungleich<br />

weniger Wert darauf, ihrem Publikum Unterhaltung und Entspannung zu bieten, was<br />

sich leicht mit der Dominanz von politischen Auslandskorrespondenten erklären lässt.<br />

Tabelle 4: Rollenverständnis von Auslandskorrespondenten mit deutschem Pass im<br />

Vergleich (N=154, Mittelwerte)<br />

<strong>Kommunikations</strong>ziele Auslandskorrespondenten*<br />

das Publikum möglichst neutral und präzise<br />

informieren<br />

Journalisten in<br />

Deutschland**<br />

1,57 1,97<br />

komplexe Sachverhalte erklären 1,66 1,97<br />

Nachrichten liefern, die für ein möglichst breites<br />

Publikum interessant sind<br />

2,19 2,60<br />

das Publikum möglichst schnell informieren 2,04 2,01<br />

„normalen“ Leuten die Chance geben, ihre<br />

Meinung zu sagen<br />

3,24 2,88<br />

mich für Benachteiligte in der Bevölkerung<br />

einsetzen<br />

3,34 2,74<br />

meinen persönlichen Blick auf die Geschehnisse<br />

mitteilen<br />

3,41 3,20<br />

dem Publikum Unterhaltung und Entspannung<br />

bieten<br />

3,42 2,72<br />

Themen auf die (politische) Agenda setzen 3,75 3,55<br />

einen Gegenpart zu den Bereichen Politik und<br />

Wirtschaft zu bilden<br />

3,83 3,05/3,36***<br />

* Nur mit deutscher Staatsbürgerschaft<br />

** Quelle: Weischenberg, Löffelholz & Scholl (1998: 243f.)<br />

*** Gegenpart zu Politik 3,05 – Gegenpart zur Wirtschaft 3,36<br />

5. Resümee und Ausblick<br />

Die vorliegenden Befunde sind ein kleiner Schritt zu einem besseren Verständnis von<br />

Auslandskorrespondenten, die für deutsche <strong>Medien</strong> tätig sind. Auch wenn die Daten<br />

trotz des Stichprobenumfanges (N=176) keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben<br />

können: Auf den ersten Blick scheint sich tatsächlich zu bestätigen, dass jene, die uns<br />

vor Ort mit Informationen über das Ausland versorgen, im Gesamtkonzert der deutschen<br />

Journalisten eine besondere Subgruppe bilden. Auslandskorrespondenten sind<br />

im Durchschnitt älter und erfahrener, stärker als andere Bereiche des Journalismus wird<br />

425


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

diese Domäne von Männern dominiert. Aufgrund der komplexen Anforderungen der<br />

Tätigkeit ist Auslandskorrespondenz auch kein Feld für Berufseinsteiger.<br />

Darüber hinaus setzen Auslandskorrespondenten stärker auf ein Rollenverständnis,<br />

das auf die Kontextualisierung und Einordnung des Auslandsgeschehens setzt sowie<br />

die kulturelle Verständigung mit der Berichtsregion im Auge behält. Damit konnte die<br />

vorliegende Untersuchung eine bislang von der Journalismusforschung weitgehend<br />

ignorierte Dimension der beruflichen Rollenselbstwahrnehmung herausarbeiten: eine<br />

Verständnis- und Dialogorientierung. Ein solches, eher interventionistisches Rollenverständnis<br />

weist den Auslandskorrespondenten eine aktive Rolle bei der Prägung der<br />

Auslandswahrnehmung sowie bei der Herstellung von Problembewusstsein und dem<br />

Abbau von Vorurteilen zu. Ob dies genügt, um Auslandskorrespondenten als eigenständige<br />

„Kultur“ (Hess 2001; Pedelty 1995) oder als „Volk“ von Gleichgesinnten (Hannerz<br />

2004) zu kennzeichnen, ist allerdings angesichts der von uns ermittelten Unterschiede<br />

zwischen den befragten Korrespondenten – insbesondere die Differenzen zwischen<br />

Journalistinnen und ihren männlichen Kollegen – mehr als zweifelhaft. Besondere Ausbildungswege<br />

sind im deutschen Auslandsjournalismus zudem ebenfalls nicht erkennbar,<br />

was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass viele Korrespondenten über ein<br />

geografisch ausgedehntes und kulturell heterogenes Gebiet berichten müssen, womit<br />

eine spezifische Vorbereitung (Fachstudium, Sprachkenntnisse etc.) oft kaum möglich<br />

ist. Wenn journalistische Kulturen unausgesprochene Konventionen im Hinblick auf<br />

die berufliche Selbstwahrnehmung anleiten, so gilt dies – zumindest zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt – nicht für Auslandskorrespondenten, dazu sind die einzelnen Rollenverständnisse<br />

der befragten Journalisten zu unterschiedlich ausgefallen.<br />

Künftige Forschungen zu Auslandskorrespondenten sollten die Heimatredaktionen<br />

noch stärker in die Betrachtung mit einbeziehen, um den Prozess der Aussagenentstehung<br />

im Auslandsjournalismus vollständiger abbilden zu können. Im Vordergrund<br />

sollte hierbei die Problematik der redaktionellen Organisation stehen: Wie funktioniert<br />

die Abstimmung mit der Heimatredaktion? Wie sehen die Entscheidungsabläufe aus?<br />

Welche Rolle spielen Auslandskorrespondenten bei der Auswahl von Themen und Berichterstattungsperspektiven?<br />

Wie hoch ist der Grad der redaktionellen Unabhängigkeit<br />

von Auslandsberichterstattern? Was geschieht, wenn Korrespondenten in Konflikt mit<br />

ihrer Redaktion geraten?<br />

Um die Forschung über Auslandskorrespondenten besser an die – weitgehend inhaltsanalytisch<br />

gespeiste – Diskussion über Nachrichtenflüsse und Nachrichtenwerte<br />

anzuschließen, wäre zu fragen, welchen Berichterstattungsthemen Korrespondenten<br />

das höchste Gewicht geben. Damit wäre u. a. zweifelsfrei zu belegen, inwieweit die<br />

Dominanz von Konflikten, Katastrophen und Sensationen tatsächlich auf das Wirken<br />

von Auslandskorrespondenten als Individuen zurückgeht oder ob – was neuere Forschungen<br />

nahe legen (vgl. u. a. Richter 1999; Wolfsfeld 1997) – es sich nicht eher um ein<br />

strukturelles Problem des Journalismus handelt. Hierfür müssten allerdings inhaltsanalytische<br />

Daten mit Befragungsdaten verknüpft werden, denn nur so lässt sich das in der<br />

Journalismusforschung bislang ungelöste Problem der Handlungsrelevanz von beruflichen<br />

Einstellungen lösen. Darüber hinaus hält die qualitative Forschung eine Vielzahl<br />

von Ansätzen und Methoden bereit, um eine „dichte Beschreibung“ des Arbeitsalltages<br />

und der Karrierewege von Auslandskorrespondenten zu liefern. Hier sind insbesondere<br />

ethnografische Redaktionsstudien gefragt, wie sie u. a. Hannerz (2004) ausgearbeitet<br />

hat. Damit wären nicht zuletzt auch Rückschlüsse auf die besondere Situation von freiberuflichen<br />

Auslandskorrespondenten möglich, die das Bild des Auslandsjournalismus<br />

immer stärker prägen.<br />

426


Literatur<br />

Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

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427


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

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428


Junghanns / Hanitzsch · Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil<br />

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429


Molekulare Medizin in deutschen<br />

TV-Wissenschaftsmagazinen<br />

Ergebnisse von Journalisteninterviews und Inhaltsanalysen<br />

Jutta Milde und Georg Ruhrmann<br />

Die Molekulare Medizin kann als ein Beispiel für wissenschaftlich-technischen Fortschritt<br />

dienen, der in seinen gesellschaftlichen Konsequenzen stark umstritten ist. Wie bei nahezu<br />

allen wissenschaftlich-technischen Themen fehlt der Mehrheit der Bevölkerung das<br />

notwendige Fachwissen für eine unmittelbare Beobachtung aktueller Entwicklungen.<br />

Das öffentliche Bild der Molekularen Medizin wird deshalb von den Massenmedien<br />

geprägt, insbesondere durch das Fernsehen. Daher sind Erkenntnisse über die Art und<br />

Weise der TV-Berichterstattung zum Thema Molekulare Medizin auch für die generelle<br />

Frage nach der Rolle des Wissenschaftsjournalismus in modernen Gesellschaften relevant.<br />

Empirische Basis der hier vorgestellten Studie sind zum einen Leitfadengespräche<br />

mit TV-Wissenschaftsjournalisten, in denen diese nach Rollenverständnis, Selektionskriterien<br />

und Darstellungsprinzipien befragt wurden. Zum anderen wurden 203 Magazinbeiträge<br />

zum Thema Molekulare Medizin über den Zeitraum von 1995 bis 2004<br />

inhaltsanalytisch ausgewertet und typisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten<br />

Wissenschaftsmagazine zwar eine stark personalisierte, jedoch vorrangig informationsvermittelnde<br />

Wissenschaftsberichterstattung präsentieren. Kritische Aussagen oder kontroverse<br />

Darstellungen werden weitgehend vernachlässigt. Es ist mehr von Nutzen denn<br />

von Risiken die Rede. Abschließend wird ein kurzer Forschungsausblick mit relevanten<br />

Fragestellungen gegeben.<br />

Schlagwörter: Wissenschaftsberichterstattung, Fernsehmagazine, Inhaltsanalyse, Journalisteninterviews,<br />

Molekulare Medizin, Typologie<br />

1. Konfliktpotenzial der Molekularen Medizin und die Darstellung in den<br />

Massenmedien<br />

Molekulare Medizin ist eine neue Forschungsrichtung, die die Molekulare Biologie<br />

mit der Medizin verbindet und das Ziel verfolgt, Krankheiten auf den Ebenen von modifizierter<br />

DNA, RNA und entsprechend veränderten Proteinen zu behandeln. Den<br />

entscheidenden Anstoß erfuhr die Molekulare Medizin aus dem bisher größten biologisch-medizinischen<br />

Forschungsvorhaben, dem Human Genome Project (HGP), das<br />

1990 startete (vgl. Buddecke 2002: 5). Das Human Genome Project hat das Ziel, einen<br />

genetischen Schaltplan zu entwickeln, der sämtliche Gene und ihre Stoffwechselprodukte<br />

sowie deren Wechselwirkungen im menschlichen Organismus beschreibt. Aus<br />

diesen Erkenntnissen sollen sich zielgerichtete Therapiemethoden entwickeln lassen<br />

(vgl. Evans 1999; BMBF 2001; Deutsches Humangenomprojekt 2003). Bereits heute<br />

sind schon zahlreiche Gene identifiziert, die als Mitverursacher z. B. von Mukoviszidose,<br />

Parkinson oder Brustkrebs gelten. Mit Hilfe von Gentests können so Wahrscheinlichkeiten<br />

einer Erkrankung diagnostiziert und anschließend therapiert werden.<br />

Damit gilt die Molekulare Medizin als großer Hoffnungsträger für die Behandlung<br />

bisher tödlich verlaufender Erkrankungen. Gleichzeitig birgt sie aber auch gesellschaftliches<br />

Konfliktpotenzial vor allem hinsichtlich ethischer, politischer und rechtlicher Aspekte.<br />

Die öffentliche Debatte konzentriert sich vor allem auf die Embryonen verbrau-<br />

430


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

chende Forschung und Präimplantationsdiagnostik (PID) (vgl. Kettner 2004). 1 Gegner<br />

der PID sehen den Eingriff in das menschliche Erbgut als Anmaßung des Menschen<br />

gegenüber Gott und der Natur oder verstehen darin einen Verstoß gegen die Menschenwürde<br />

(vgl. Zwick 1999; Reiter 2004). PID führt zu Befürchtungen, dass Wissenschaftler<br />

in ihrer Forschung an Embryonen oder bei Klonversuchen keine Grenzen kennen (vgl.<br />

Zwick 1999; Graumann/Poltermann 2004). Auf politischer und rechtlicher Ebene wird<br />

immer wieder das Verbot der PID thematisiert und über das Einfuhrverbot embryonaler<br />

Stammzellen nach Deutschland diskutiert.<br />

Von Seiten der Politik und Wirtschaft wurde häufig behauptet, Presse und Fernsehen<br />

seien in Deutschland durch eine allzu kritische und negative Berichterstattung für das<br />

negative Bild der Gentechnologie in der Öffentlichkeit verantwortlich (vgl. auch Kepplinger<br />

et al. 1991; Schenk 1999; Merten 1999; Görke/Ruhrmann 2003). Bereits in den<br />

1980er Jahren wurde kritisiert, dass Journalisten gerade bei Wissenschaftsthemen eine<br />

<strong>Medien</strong>realität konstruieren, in der sie die Komplexität des Gegenstandes zu sehr vereinfachen.<br />

Es wurde ihnen vorgeworfen, dass die ausgewählten Ereignisse oder Anlässe<br />

nicht die wissenschaftlichen Relevanzen widerspiegeln, dass sie auf bestimmte Akteure<br />

fokussieren und vielschichtige Prozesse in einfachen Ursachen- und Wirkungszusammenhängen<br />

darstellten. Häufig komme es auch zu pauschalen moralischen Bewertungen.<br />

Vorwiegend sei nur von Risiken, nicht aber vom Nutzen die Rede (vgl. Schanne/Meier<br />

1992; Ruhrmann 1992; Robins 2001) 2 . Doch inwieweit treffen diese Behauptungen auf<br />

das Thema Molekulare Medizin im Fernsehen zu?<br />

Die Öffentlichkeit erfährt von den Fortschritten der Molekularen Medizin und den<br />

damit verbundenen Debatten oftmals aus der <strong>Medien</strong>berichterstattung. Eine unmittelbare<br />

Beobachtung der medizinischen Entwicklung in den Fachmedien ist der Mehrheit<br />

der Bevölkerung mangels Fachwissen häufig nicht möglich. So werden die Massenmedien<br />

zu wichtigen Quellen wissenschaftlicher Information und nehmen damit eine<br />

Schlüsselfunktion in der öffentlichen Meinungsbildung zu kontroversen Fragen und<br />

Themen ein. Dies gilt besonders für das Fernsehen, da es die überwiegende Mehrheit<br />

der Bevölkerung erreicht und nach wie vor als Leitmedium gelten kann. 3 Inwieweit jedoch<br />

das Fernsehen bzw. einzelne Sendungen mit darüber entscheiden, welche Aspekte<br />

der Molekularen Medizin in der Öffentlichkeit oder zumindest für Teilpublika relevant<br />

werden, darüber ist bisher noch wenig bekannt.<br />

Vergleichende Analysen überregionaler europäischer Tageszeitungen aber auch Bevölkerungsumfragen<br />

belegen, dass das Thema Molekulare Medizin in vielen europäischen<br />

Ländern zunächst in den 1970er und frühen 1980er Jahren kontrovers und mit<br />

teilweise durchaus ähnlichen Mustern wahrgenommen wurde. Seit Mitte der 1990er<br />

änderte sich das Bild grundlegend (vgl. Gaskell et al. 1998; Bauer et al. 2001; Gaskell et<br />

al. 2001; Bauer/Bonfadelli 2002; Midden et al. 2002; Dahinden 2002; Kohring/Matthes<br />

2002). Humanmedizinische Forschung und deren Therapien werden nun vorwiegend<br />

positiv bewertet. Es ist häufiger von Nutzen und Chancen als von Risiken oder Gefährdungen<br />

die Rede (vgl. Gaskell et al. 2001; Bauer 2005 b; Singer et al. 2005). Diese<br />

1 Siehe zu international vergleichenden Studien zur Bevölkerungseinstellung gegenüber Biotechnologie<br />

und roter Gentechnik (Molekulare Medizin): Gaskell et al. 2001; Midden et al. 2002;<br />

Gaskell et al. 2002 sowie Bauer 2005 a.<br />

2 Oder die Bewertungen, Befürchtungen, Hoffnungen und Visionen werden fiktionalisiert und<br />

somit der politischen Debatte (zunächst) entzogen. Siehe dazu auch: Weingart et al. 2003.<br />

3 Laut MA 2005 II erreicht das Fernsehen an einem durchschnittlichen Wochentag 84,6 Prozent<br />

der bundesdeutschen Bevölkerung und weist damit die höchste Reichweite im Vergleich zu<br />

Hörfunk und Presse auf (vgl. Klingler/Müller 2005: 467).<br />

431


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Ergebnisse korrespondieren mit Befragungsergebnissen aus Deutschland über Einstellungen<br />

von Wissenschaftsjournalisten, welche die Humangenetik als besonders wichtiges<br />

Thema erachten (vgl. Schenk/Šonje 1998; Schenk 1999). Dabei orientieren sich die<br />

Journalisten an naturwissenschaftlichen Fragestellungen, räumen aber auch den Fragen<br />

zur gesellschaftlichen Akzeptanz und moralisch-ethischen Aspekten einen zentralen<br />

Stellenwert ein. Zugleich sehen sie sich selber als Befürworter humanmedizinischer Anwendungen.<br />

In der bisher in Deutschland einzigen vergleichenden TV- und Presse-Inhaltsanalyse<br />

zur Gentechnik belegt Merten (1999), dass auch die deutsche Fernsehberichterstattung<br />

im Rahmen der Gentechnikberichterstattung beim Thema Molekulare Medizin gesundheitliche<br />

Möglichkeiten betont. Risiken werden weitaus seltener diskutiert. Kommt es<br />

zu Risikobewertungen, so werden sie in einen ethischen und gesellschaftlichen Zusammenhang<br />

gestellt. Die Inhaltsanalysen zeigen auch, dass die Anwendungsorientierung<br />

der Gentechnik akzentuiert wird, indem „Betroffene“ – in der Regel Kranke – in die<br />

Berichterstattung einbezogen werden. Obwohl Wissenschaftler noch stärker repräsentiert<br />

sind, werden Wertungen, Argumente und Forderungen vorwiegend von den <strong>Medien</strong>vertretern<br />

selbst formuliert. Anscheinend übernehmen Journalisten stellvertretend<br />

die Funktion des öffentlichen Diskurses. Die Studie unterscheidet die Berichterstattung<br />

allerdings nicht nach Fernsehformaten. Um differenzierte Aussagen über die TV-Wissenschaftsberichterstattung<br />

treffen zu können, sollten jedoch die verschiedenen Fernsehformate<br />

und deren Zielsetzungen berücksichtigt und detaillierter betrachtet werden.<br />

Wesentliche Fragestellungen lauten dabei:<br />

(1) Welches Selbstverständnis legen Journalisten und Redaktionen zugrunde?<br />

(2) Welche Ziele verfolgen Journalisten mit ihrer jeweiligen Sendung?<br />

(3) Welche Selektionskriterien werden bei der Themenwahl angewendet?<br />

(4) Welche Darstellungsformen insbesondere der Art der Visualisierung gibt es und<br />

(5) Welche Aussagen werden in den unterschiedlichen Formaten getroffen?<br />

Um den o. g. Forderungen nachzukommen, interessiert sich diese Studie 4 besonders<br />

für das Format der TV-Wissenschaftsmagazine. Die Analyse der Magazine ist aus drei<br />

Gründen relevant. Zum einen nehmen Wissenschaftsmagazine eine zentrale Stellung in<br />

der populären Wissenschaftsberichterstattung ein, ihr genuines Ziel sind Berichte über<br />

wissenschaftliche Themen für ein interessiertes Laienpublikum. Zum anderen lässt sich<br />

seit einigen Jahren eine stete Zunahme von TV-Wissenschaftsmagazinen beobachten.<br />

Fernsehsender sprechen damit diesem Format eine wachsende Relevanz zu. Und drittens<br />

versucht die Studie eine Forschungslücke zu schließen, da sich die <strong>Medien</strong>analyse<br />

über Wissenschaftsberichterstattung bisher fast ausschließlich auf Printmedien und<br />

TV-Nachrichten beschränkte, über Wissenschaftsmagazine jedoch kaum Erkenntnisse<br />

vorliegen.<br />

2. Zur Entwicklung des TV-Formates „Wissenschaftsmagazin“<br />

Waren Wissenschaftsmagazine zunächst eine Domäne des öffentlich-rechtlichen Fernsehens,<br />

lässt sich seit Mitte der 1990er Jahre ein regelrechter Boom von Wissenschaftsmagazinen<br />

in Deutschland feststellen (vgl. Scholz/Göpfert 1998; Bullion 2004; Meier/Feldmeier<br />

2005). Die erste Wissenschaftssendung Schritt ins Weltall, die vom Ersten<br />

Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, ging bereits 1954 auf Sendung (vgl. Fünfgeld<br />

4 Das zugrunde liegende Projekt wurde vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) gefördert.<br />

432


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

1997: 156). 1964 folgte das ZDF mit der Sendung Aus Forschung und Technik. Mit der<br />

Entstehung der Dritten Programme der ARD und deren Ausbau zu Vollprogrammen<br />

nahm das Angebot von regelmäßig ausgestrahlten Wissenschaftsmagazinen stetig zu<br />

(vgl. Hömberg 1990: 51f.). Seit 1996 bieten auch die privaten Fernsehsender Wissenschaftsmagazine<br />

an, da sie in Relation zu den Produktionskosten auf eine große Zuschauerresonanz<br />

stoßen.<br />

2.1 Magazinkonzepte aus der Sicht der TV-Wissenschaftsjournalisten<br />

Traditionell werden Wissenschaftsmagazine den Bereichen Information und/oder Bildung<br />

zugeordnet (vgl. Asper 1979). Hömberg stellt heraus, dass sich sowohl Chefredakteure<br />

und Programmdirektoren als auch Wissenschaftsjournalisten in erster Linie in der<br />

Pflicht sehen, Fakten zu vermitteln (Hömberg 1990: 93), auch die Untersuchung von<br />

Meier/Feldmann bestätigt dies. 5 Die Aufgabe des Wissenschaftsfernsehens wird traditionell<br />

darin gesehen, ein Forum bereitzustellen, in dem sich Wissenschaft präsentieren<br />

und die Genesis wissenschaftlicher Erkenntnisse verdeutlichen kann (vgl. Meutsch et al.<br />

1990: 14f.). 6 Eine neuere Entwicklung ist, dass Wissenschaftsjournalisten sich verpflichtet<br />

fühlen, politische, ethische oder wirtschaftliche Debatten in die Beiträge aufzunehmen<br />

(vgl. Meier/Feldmeier 2005). Wissenschaftsjournalisten stehen zwar immer noch in der<br />

Tradition eines Informationsvermittlers7 , sowohl die Kritik- als auch die Unterhaltungsfunktion<br />

wird jedoch zunehmend stärker betont. Dieses neue Selbstverständnis hat sich<br />

anscheinend noch nicht überall durchgesetzt. So warf jüngst beispielsweise der Wissenschaftsjournalist<br />

Liesen dem Wissenschaftsmagazin des WDR Quarks & Co. vor, dass es<br />

bisher „mit erstaunlicher Konstanz“ vermieden habe, „das Tun der hehren Wissenschaft<br />

kritisch zu hinterfragen“ (Liesen 2004: 6). Er schreibt weiter: „Während zum Beispiel<br />

die ethischen Abgründe des Klonens oder neuer Selektionsmethoden für ungeborenes<br />

Leben bereits den Bundestag beschäftigen, beschränkte sich Quarks & Co. zur gleichen<br />

Zeit in Sendungen wie „Neue Babys“ weitgehend darauf, dem Zuschauer zu erklären,<br />

wie die Reproduktion in Zukunft technisch und medizinisch so vor sich geht.“<br />

Wissenschaftsjournalisten des Fernsehens stehen einer besonderen Problematik gegenüber.<br />

Es geht darum, in erzählten und visualisierten Geschichten zu erklären, woher<br />

wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. Die Frage nach der eigenen Existenz<br />

soll beantwortet und unser Schicksal beleuchtet werden (vgl. Kamp 2003: 9). Die Beiträge<br />

sollen dabei so aufgebaut sein, dass sie dem Kenntnisstand und den Bedürfnissen<br />

eines Laienpublikums entsprechen. Jedoch verlangen die steigende Anzahl der Wissenschaftsmagazine<br />

und der wöchentliche oder 14-tägige Senderhythmus immer wieder<br />

neue Themen und Ergebnisse, die die Wissenschaft in diesem Tempo nicht produzieren<br />

kann. Dies führt dazu, dass die zur Verfügung stehende Themenvariabilität für Journalisten<br />

eingeschränkt ist. Das Fernsehen reagiert darauf, indem es sein Augenmerk<br />

auf eine immer perfektere Visualisierung lenkt (vgl. Liesen 2004: 6), die mitunter bis<br />

5 In der Studie wurden u. a. 35 Wissenschaftsjournalisten gebeten, eine Einschätzung ihres Aufgabenbereiches<br />

abzugeben. Acht der befragten Teilnehmer waren Mitarbeiter von TV-Sendern.<br />

Die Ergebnisse der Studie werden medienübergreifend abgebildet und lassen sich nicht nach<br />

TV-Redakteuren differenzieren.<br />

6 Zitiert werden hier die Aussagen von Heinrich Schiemann (ehemaliger Leiter der Redaktion<br />

Naturwissenschaft und Technik beim ZDF) und Hans Lechleitner (ehemaliger Leiter der Redaktion<br />

des ARD-Magazins „Bilder der Wissenschaft“).<br />

7 Siehe umfassend zur Informationsfunktion des Wissenschaftsjournalismus im internationalen<br />

Vergleich: Kohring 2005.<br />

433


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

zur Angleichung der Bilder an die Vorstellungswelten der Zuschauer reicht (vgl. Kirby<br />

2003; Wiesing 2005). Gleichzeitig werden die Themen mit einem persönlichen Nutzwert<br />

für die Zuschauer versehen. Forschung und Wissenschaft werden in Verbindung mit<br />

Alltäglichem gezeigt, mit relevanten und praxisnahen Hinweisen oder Serviceleistungen<br />

(vgl. Hömberg/Yankers 2000). Die Themen werden dramaturgisch aufbereitet und<br />

anhand von Geschichten erzählt. Unterhaltsame Wissenschaftsberichterstattung wird<br />

damit zum Zugpferd der Wissenschaftsvermittlung (vgl. Schult 1990; Meutsch et al.<br />

1990; Freund/Köck 1994) und soll den Erfolg beim Zuschauer garantieren (vgl. Krüger<br />

2001: 213).<br />

2.2 Formale und inhaltliche Merkmale von Wissenschaftsmagazinen<br />

Kennzeichnend für das Magazinformat ist die Moderation, die unterschiedliche Elemente<br />

wie Interview, Kommentare und Bericht zu einer Sendung zusammenfügt (vgl. Fünfgeld<br />

1997; Kreutz 1995). Inhaltsanalysen ergaben jedoch, dass Wissenschaftsmagazine von<br />

klassischen Magazinbeiträgen dominiert werden. Kommentare und Glossen fehlen ganz<br />

(vgl. Scholz/Göpfert 1998; Hömberg/Yankers 2000). Ziel einer Wissenschaftssendung<br />

ist, sich der Präsentation von wissenschaftlichen Methoden, Forschungsergebnissen und<br />

Fachwissen zu widmen, diese zu erläutern und sich entweder auf einzelne Wissenschaftler<br />

oder auf bisheriges Basiswissen zu berufen (vgl. Göpfert 1996). Damit treten per Definition<br />

wissenschaftliche Akteure in den Mittelpunkt der Magazinbeiträge, die auch zu<br />

den häufigsten Handlungsträgern gehören (vgl. Hanel 1994; Hömberg/Yankers 2000).<br />

Eine umfassende Bestandsaufnahme der aktuell ausgestrahlten Wissenschaftsmagazine<br />

deutscher Vollprogramme im Vorabend- und Abendprogramm erfasst 20 Magazine,<br />

die laut AGF/GfK-Codierung8 und eigenen Recherchen wissenschaftliche Inhalte präsentieren<br />

(vgl. Tab. 1). Auffallend bei der Analyse ist, dass RTL II im Jahr 2005 gleich mit<br />

drei Magazinformaten startete. Allerdings lässt sich die quantitative Beschreibung des<br />

im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Wissenschaftsanteils über eine solche Aufstellung<br />

nicht valide darstellen. Sie dient hier zunächst nur als Formatüberblick. Denn Wissenschaftsberichterstattung<br />

findet nicht nur in ausgewiesenen Magazinformaten statt,<br />

sondern auch in Reportagen, Features und Dokumentationen. Oder sie ist Bestandteil<br />

nicht-wissenschaftlicher Ratgeber- und Nachrichtensendungen oder fiktionaler Formate.<br />

Sowohl die Magazintitel als auch die Selbstklassifikationen der Sendungen deuten<br />

nicht nur auf eine Dynamisierung, sondern zugleich auf eine Popularisierung der Wissenschaftsberichterstattung<br />

hin, die seit dem Jahr 2000 zu beobachten ist. Die Titel versprechen<br />

Abenteuer, Faszination, alltagsbezogenes Wissen oder Wunder. Ein konkreter<br />

Bezug zur (Natur-)Wissenschaft wird mit den meisten Magazintiteln nicht oder nicht<br />

mehr hergestellt (vgl. Tab. 1). Seit dem Jahr 2000 lässt sich ein Wandel im Selbstverständnis<br />

der Wissenschaftsmagazine erkennen. Sie bezeichnen sich selber nicht mehr als Wissenschaftsmagazine,<br />

sondern als Wissens-, Alltags- oder Zukunftsmagazine. Begründet<br />

wird dies damit, dass die Magazine immer mehr von einem Zuschauer ausgehen, der keine<br />

spezifischen Interessen für Wissenschaft hat. Auf der Suche nach Antworten gelangen<br />

8 Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) ist ein Zusammenschluss der Sender ARD,<br />

ProSiebenSat.1 Media AG, RTL und ZDF, die gemeinsam die kontinuierliche quantitative Fernsehzuschauerforschung<br />

in Deutschland durchführen und weiterentwickeln. Ein gemeinsamer<br />

Codeplan ist für alle TV-Sender bindend. Quelle der Sendungscodes: SWR <strong>Medien</strong>forschung/<br />

Programmstrategie.<br />

434


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

Tabelle 1: Wissenschaftsmagazine im Fernsehen (Stand März 2006)* 1<br />

Magazinsendung Sender Sendeplatz Periodizität<br />

W wie Wissen<br />

(ehemals Globus)<br />

ARD So.,<br />

17:03-17:30<br />

Abenteuer Wissen ZDF Mi.,<br />

22:15-23:15<br />

Joachim Bublath<br />

(ehemals<br />

Abenteuer<br />

Forschung)<br />

ZDF Mi.,<br />

22:15-22:45<br />

Nano 3sat Mo.-Fr.,<br />

18:30-19:00<br />

Faszination BR Do.,<br />

Wissen (ehemals<br />

Forscher – Fakten<br />

–Visionen)<br />

19:30-20:15<br />

Abenteuer Erde HR Mi.,<br />

21:15-21:45<br />

wöchentlich<br />

mono-/multihematische<br />

Struktur<br />

Selbstklassifikation<br />

Sendestart<br />

Multi Wissens magazin 2003<br />

3x/Monat Mono Wissens magazin 2003<br />

1x/Monat Mono Wissenschaftsmagazin<br />

täglich Multi Wissenschaftsmagazin<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

Multi Wissenschaftsmagazin<br />

Multi Wissenschaftsmagazin<br />

Echt? MDR Di., 14-tägig Multi Wissenschafts-<br />

21:15 -21:45<br />

magazin<br />

Plietsch NDR Do.,<br />

18:15-18:45<br />

Ozon RBB Mi.,<br />

21:30-22:00<br />

Quarks & Co. WDR Di.,<br />

21:00-21:45<br />

Q21 – Das Wissensmagazin<br />

Odysso (ehemals<br />

WiesoWeshalb<br />

Warum)<br />

WDR Di.,<br />

21:00-21:45<br />

SWR Do.,<br />

22:00-22:30<br />

Future Trend RTL Mo.,<br />

23:30-00:00<br />

Gut zu wissen<br />

– dem Alltag auf<br />

der Spur<br />

Welt der Wunder<br />

– Schau Dich<br />

schlau<br />

RTLII So.,<br />

17:30-18:00<br />

RTLII So.<br />

18:00-19:00<br />

wöchentlich<br />

2004<br />

1999<br />

2003<br />

1999<br />

2005<br />

Multi Wissens magazin 2005<br />

14-tägig Multi Wissenschaftsmagazin<br />

14-tägig Mono Wissenschaftsmagazin<br />

1992<br />

1993<br />

14-tägig Mono Zukunftsmagazin 2004<br />

wöchentlich<br />

staffelweise<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

Mono Wissens magazin 2006<br />

Multi Zukunftsmagazin 1997<br />

Multi Wissens magazin 2005<br />

Multi Alltags wissen 2005<br />

* Quellen: Onlinepräsentationen und Pressemappen der Magazine. Da die TV-Sender Arte, N24<br />

und N-TV keine Vollprogramme sind, werden deren Wissenschaftsmagazine nicht mit aufgeführt.<br />

Sendungen des Schulfernsehens oder des Telekollegs werden ebenfalls nicht erfasst.<br />

435


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Fortsetzung Tabelle 1<br />

Magazinsendung Sender Sendeplatz Periodizität<br />

Welt der Wunder RTLII So.,<br />

19:00-20:00<br />

Galileo Pro7 Mo. – Fr.,<br />

19:00-20:00<br />

Wunderwelt<br />

Wissen<br />

die Journalisten erst im zweiten Schritt in Wissenschaftsbereiche und zu Experten (vgl.<br />

Göpfert 2005: 39). Die veränderten Bezeichnungen der Magazine symbolisieren somit<br />

den Wandel einer Wissenschaftsvermittlung im Sinne einer Lehrstunde zu einer unterhaltsamen<br />

Wissensvermittlung für den Laien.<br />

Thematisch werden Wissenschaftsmagazine von Berichten aus Naturwissenschaft,<br />

Medizin und Technik dominiert (vg. Hanel 1994; Freund/Köck 1994; Scholz/Göpfert<br />

1998). Die vorgestellten Themen werden überwiegend positiv bewertet (vgl. Hömberg/<br />

Yankers 2000). Es bleibt dabei häufig unklar, warum über ein bestimmtes Thema berichtet<br />

wird (vgl. Hanel 1994). Für die Visualisierung wissenschaftlicher Vorgänge werden<br />

bevorzugt Graphiken und Trickfilme verwendet. Weitere medienspezifischen Gestaltungsmittel<br />

stellen Musik, Zeitlupe/Zeitraffer, Bildverfremdung, extreme Kameraführung<br />

und Wiederholungen dar (vgl. Scholz/Göpfert 1998; Hömberg/Yankers 2000).<br />

Über das Publikum der Wissenschaftsmagazine weiß man bis heute noch sehr wenig.<br />

Generell handelt es sich bei dem typischen Zuschauer schwerpunktmäßig um formal<br />

niedriger Gebildete mit Volks- und Hauptschulabschluss (vgl. Blödorn 2006). Formal<br />

höher Gebildete werden zwar überdurchschnittlich angesprochen, bilden jedoch nicht<br />

die Masse der Zuschauer. Die Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Magazine sind durchschnittlich<br />

älter als 50 Jahre, die Zuschauer der privat-kommerziellen Magazine etwas<br />

jünger. Generell zeigt sich, dass die Magazine in der Regel gute Marktanteile erzielen (vgl.<br />

ebd.). Darüber hinaus liegen jedoch noch keine Erkenntnisse zu Rezeptionsgewohnheiten<br />

und Wirkungspotenzial der Wissenschaftsberichterstattung in TV-Magazinen vor.<br />

3. Das Themenfeld Molekulare Medizin aus der Sicht von TV-<br />

Wissenschaftsjournalisten<br />

Um für die inhaltsanalytische Untersuchung von Wissenschaftsmagazinen validere Kategorien<br />

zu gewinnen, wurden im Vorfeld der Untersuchung leitfadengestützte Experteninterviews<br />

durchgeführt. 9 Ausgewählte Wissenschaftsjournalisten wurden danach<br />

befragt,<br />

9 Siehe zum methodologischen Status von explorativen Voruntersuchungen: Druckman 2005: 3<br />

ff. Zu Leitfadeninterviews und methodischen Aspekten von Expertengesprächen als Leitfadeninterviews:<br />

Bogner/Menz 2005 sowie Trincek 2005.<br />

436<br />

Pro7 So.,<br />

19:00-20:00<br />

Planetopia SAT.1 So.,<br />

22:45-23:15<br />

Abenteuer Leben Kabel 1 Di.,<br />

22:15-23:15<br />

wöchentlich<br />

mono-/multihematische<br />

Struktur<br />

Selbstklassifikation<br />

Multi Wissenschaftsmagazin<br />

Sendestart<br />

2005<br />

täglich Multi Wissens magazin 1998<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

Multi Wissens magazin 2005<br />

Multi Wissens magazin 1998<br />

Multi k. A. 2000


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

• welches Selbstverständnis sie bezüglich ihrer Rolle haben?<br />

• welche thematischen Auswahlmechanismen relevant werden?<br />

• welchen Stellenwert sie einzelnen Themen, Akteuren und deren Aussagen bei der<br />

Gestaltung einzelner Sendungen zuschreiben?<br />

• in welche größeren politischen und journalistischen Kontexte sie das Thema Molekulare<br />

Medizin stellen?<br />

• wie das Thema Molekulare Medizin stilistisch umgesetzt wird<br />

• und wie sich die Berichterstattung hierüber in den letzten zehn Jahren aus ihrer Sicht<br />

verändert hat bzw. zukünftig verändern wird?<br />

• Erhoben wurden zudem Herkunft und Verantwortungsbereich der befragten TV-<br />

Wissenschaftsjournalisten.<br />

Insgesamt wurden mit zwölf TV-Wissenschaftsjournalisten 60-minütige Leitfadeninterviews<br />

durchgeführt. Befragt wurden Journalisten mit redaktioneller Leitungsfunktion<br />

der öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Wissenschaftsmagazine. Alle<br />

verfügten über eine mindestens zehnjährige Tätigkeit im wissenschaftsjournalistischen<br />

Sektor und haben damit einen umfassenden Zugang zu Hintergrundinformationen (vgl.<br />

auch Meuser/Nagel 1991).<br />

Jedes der durch die befragten Journalisten repräsentierten Magazine hat innerhalb der<br />

letzten zehn Jahre relevante Beiträge zur Molekularen Medizin gesendet. Häufig sind<br />

einzelne Redaktionsleiter für mehrere Wissenschaftsmagazine verantwortlich. Tabelle<br />

2 zeigt Anzahl und Herkunft der Befragungsteilnehmer und deren Verantwortungsbereich.<br />

Somit repräsentieren die befragten Journalisten einen Großteil der im deutschen<br />

Fernsehen ausgestrahlten Wissenschaftsmagazine. 10<br />

Die Auswertung der in schriftlicher Form vorliegenden Interviews erfolgte mittels<br />

einer qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Mayring 2003), die eine Textinterpretation und<br />

systematisch qualitativ orientierte Textanalyse ermöglicht.<br />

Befragungsergebnisse<br />

Bei der Frage nach dem Rollenverständnis zeigt sich, dass alle befragten Wissenschaftsredakteure<br />

ihre Aufgabe darin sehen, Wissenschaft im Dienste des Zuschauers darzustellen.<br />

Dabei gehen die meisten Redakteure nicht davon aus, dass sie einen übermäßigen<br />

Einfluss auf die Meinungsbildung ihrer Zuschauer haben. Dies liegt nach ihren Aussagen<br />

auch gar nicht in ihrer Absicht. Sie verstehen sich in erster Linie als partnerschaftliche<br />

Wissensvermittler, die stellvertretend für den Zuschauer auf Informationssuche gehen.<br />

Dabei legen sie Wert auf eine beobachtende und neutrale Berichterstattung. Sie wollen<br />

die Zuschauer anhand sachlicher Berichterstattung informieren. Dies schließt jedoch<br />

nicht aus, dass z. B. gesellschaftliche oder politische Dimensionen in die Berichterstattung<br />

einbezogen werden.<br />

Alle befragten Journalisten gaben an, dass sie eine tagesaktuelle Berichterstattung<br />

nicht zu ihren Aufgaben zählen. Es geht um latent aktuelle Themen, die zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt gesellschaftliche Relevanz erhalten. Als wichtigster Indikator für<br />

die Relevanz eines Themas wird die Berichterstattung der überregionalen Printmedien,<br />

wie z. B. Der Spiegel, angegeben. Ebenso relevant sind bei neun von den zwölf Befragten<br />

persönliche (auch internationale) Kontakte zu befreundeten Journalisten oder<br />

Wissenschaftlern, die auf bestimmte Themen aufmerksam machen. Besondere Berücksichtigung<br />

finden Themen aus Medizin, Naturwissenschaft und Technik, die anhand von<br />

10 Die Redaktionsleitung von SAT.1 nahm aus zeitlichen Gründen an der Befragung nicht teil.<br />

437


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 2: Sender und Wissenschaftsmagazine der befragten Journalisten<br />

Sender Wissenschaftsmagazin<br />

ARD/Das Erste (WDR) W wie Wissen und Globus<br />

ZDF Abenteuer Wissen<br />

ZDF Abenteuer Forschung<br />

3sat Nano<br />

Arte Archimedes<br />

NDR Prisma-Magazin<br />

MDR Lexi-TV<br />

WDR Quarks & Co.<br />

SWR Sonde und WiesoWeshalbWarum?<br />

HR Abenteuer Erde<br />

RTL Future Trend<br />

Kabel 1/ProSieben Abenteuer Leben und Welt der Wunder<br />

Alltagsphänomenen erklärt werden können. Ziel ist es, in den Beiträgen einen Überblick<br />

über das Thema zu geben. Die Vermittlung wissenschaftlicher Details spielt dagegen<br />

nur für wenige der Redakteure eine Rolle. Den Bezugspunkt für die Themenwahl und<br />

Themendarstellung bildet dabei für alle Journalisten die Lebens- und Alltagswelt des<br />

Zuschauers.<br />

Obwohl die Lebenswelt der Zuschauer eines der zentralen Auswahlkriterien zur<br />

Themenselektion und Themendarstellung bildet, zeigen die Interviews jedoch, dass die<br />

Redakteure über eher allgemeine und diffuse Publikumsvorstellungen verfügen. Generell<br />

wird von einem durchschnittlichen Publikum ausgegangen, das zu den späten<br />

Sendezeiten der Magazine wenig aufnahmebereit ist.<br />

Elf der zwölf Redakteure bewerten das Thema einstimmig als äußerst sperrig, komplex<br />

und schwer verständlich, da man mit diesem Thema in Bereiche vordringt, die<br />

außerhalb der Erfahrungswelt der Zuschauer liegen. Als berichtenswert wird die Molekulare<br />

Medizin dann angesehen, wenn sich konkret etwas ereignet, das das Thema<br />

für den Zuschauer interessant macht. Ausschlaggebendes Selektionskriterium für die<br />

Realisierung eines Beitrags ist deshalb das Vorhandensein von attraktiven, noch nicht<br />

gezeigten Bildern. Einigkeit herrscht darüber, dass es bei diesem Thema dramaturgisch<br />

notwendig ist, Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen zu erzählen und mit<br />

entsprechenden Bildern – möglichst Realaufnahmen – zu unterstützen, um den Bezug<br />

zur Zuschauerwelt herstellen zu können. Diese sollen emotionalisieren und personalisieren<br />

(11 Nennungen) oder aber ungewohnt für den Zuschauer sein (7 Nennungen) und<br />

in einfachen Zusammenhängen transportiert werden.<br />

Animationen und Grafiken werden meistens als optisch uninteressant bewertet. Die<br />

Hälfte der Redakteure ist jedoch der Ansicht, dass sich diese vor allem bei der Vermittlung<br />

technischer Details und Grundlagen nicht vermeiden lassen. Ein weiteres wichtiges<br />

Element in der Wissenschaftsvermittlung ist der Moderator, der sich als Stellvertreter<br />

und Partner der Zuschauer präsentieren soll. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Zuschauer<br />

einzuladen und zu zeigen, dass das Thema interessant ist. Zusätzlich zeigt er<br />

Perspektiven auf, die in den Filmen nicht berücksichtigt werden konnten und leitet in<br />

die Themen über.<br />

Was schließlich die publizistische Entwicklung des Themas angeht, so sind sich die<br />

befragten Redakteure uneins. Zwei Redakteure bescheinigen der Molekularen Medizin<br />

im Verlauf der letzten zehn Jahre eine rückgängige Thematisierung, während fünf davon<br />

438


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

ausgehen, dass sie eher zugenommen hat. Diese begründen ihre Einschätzung mit der<br />

zunehmenden gesellschaftlichen Relevanz des Themas. Einigkeit herrscht jedoch größtenteils<br />

in der Erwartung der zukünftigen Darstellung der Molekularen Medizin. So<br />

gehen zehn der Redakteure davon aus, dass die Beiträge wie bisher weiterhin vermehrt<br />

über konkrete medizinische Anwendungen und deren Erfolge berichten werden denn<br />

über wissenschaftliche und methodische Details. Der Wandel in der Berichterstattung<br />

von der Grundlagenforschung hin zu konkreten medizinischen Anwendungen kann<br />

allerdings dazu führen, dass Themen wie die Molekulare Medizin als zu schwierig angesehen<br />

werden, um sie in einem Magazin zu behandeln, da es kaum mehr ein Zuschauerforum<br />

dafür geben wird.<br />

Somit lassen sich fünf wesentliche Ergebnisse der Leitfadengespräche festhalten:<br />

Befund 1: Die befragten Wissenschaftsjournalisten gehen davon aus, dass immer<br />

häufiger über anwendungsbezogene und weniger über grundlagenorientierte<br />

Forschung berichtet wird. Der Bezug zur Lebenswelt des Zuschauers<br />

steht zunehmend im Vordergrund.<br />

Befund 2: Die Darstellung wird nach Einschätzung der befragten Journalisten zunehmend<br />

emotional und dramatisierend. Erzählt werden Geschichten, die<br />

einen persönlichen Bezug zum Zuschauer herstellen. Reine Faktenvermittlung<br />

wird unbedeutender.<br />

Befund 3: Komplexe Sachverhalte werden zugunsten von klaren Ursache-Betroffenen-Kontexten<br />

vereinfacht dargestellt.<br />

Befund 4: Die befragten Wissenschaftsjournalisten sehen Molekulare Medizin zunehmend<br />

weniger in einem gesellschaftlichen Zusammenhang mit politischen,<br />

rechtlichen und ethischen Fragestellungen; Konflikte und Kontroversen<br />

treten in den Hintergrund.<br />

Befund 5: Über Molekulare Medizin kann nach Ansicht der Journalisten nicht aktuell<br />

im Sinne von Tagesaktualität berichtet werden; dem Zuschauer soll<br />

aber das Gefühl von „latenter“ Aktualität vermittelt werden.<br />

4. Inhaltsanalyse von TV-Wissenschaftsmagazinen 1995-2004<br />

Aus den Befunden der Interviews wurden für die Inhaltsanalyse der Berichterstattung<br />

über Molekulare Medizin vier Forschungsfragen abgeleitet. Ziel der Inhaltsanalyse ist<br />

es, die angesprochenen inhaltlichen Strukturen der Magazinbeiträge offen zu legen und<br />

zu untersuchen, inwieweit diese den Einschätzungen der Wissenschaftsredakteure entsprechen.<br />

Von besonderem Interesse ist dabei, ob die Beiträge tatsächlich, wie von den Befragten<br />

angegeben, vermehrt anwendungsorientiert und mit Bezug auf die Lebenswelt des<br />

Zuschauers konzipiert werden. Dies lässt sich u. a. anhand der behandelten Themen und<br />

auftretenden Akteure untersuchen. Daher lautet die erste Forschungsfrage:<br />

F1: Welche Themen werden in Beiträgen über die Molekulare Medizin in Wissenschaftsmagazinen<br />

behandelt und welche Akteure treten dabei auf?<br />

Im Zusammenhang mit bisherigen Ergebnissen zur Gentechnik- und Biotechnologieberichterstattung<br />

in den Massenmedien interessiert vor allem die inhaltliche Darstellung<br />

und Bewertung der Molekularen Medizin (vgl. Kap. 1), insbesondere auch, da die<br />

befragten Wissenschaftsredakteure nach eigenen Aussagen eine weitgehend neutrale,<br />

informierende Berichterstattung im Dienste des Zuschauers postulieren. Bewertungen,<br />

Konflikte und gesellschaftspolitische Dimensionen der Molekularen Medizin werden<br />

– wenn überhaupt – nur am Rande behandelt. Dies gilt es zu überprüfen. Dabei geht es<br />

439


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

vor allem um die Frage, ob es Einflussgrößen gibt, die die Darstellung der Molekularen<br />

Medizin determinieren, und in welcher Kombination diese ggf. auftreten.<br />

F2: Gibt es Kombinationen von inhaltlichen Merkmalen, die die Darstellung der<br />

Molekularen Medizin und damit die argumentative Ausrichtung der Magazinbeiträge<br />

determinieren? Lassen sich entsprechende Faktor-Dimensionen identifizieren?<br />

Aus der zweiten Forschungsfrage lässt sich nun die dritte Forschungsfrage ableiten, die<br />

auf Basis der Faktordimensionen auf eine weiterführende Klassifizierung und Beschreibung<br />

der Magazinbeiträge zielt.<br />

F3: Lassen sich anhand dieser Dimensionen Typen von Beiträgen bilden, die untereinander<br />

eine verwandte inhaltliche und argumentative Struktur aufweisen?<br />

Die vierte Forschungsfrage bezieht sich auf die publizistische Entwicklung des Themas<br />

der letzten 10 Jahre. Hier interessiert, ob sich die von den Wissenschaftsredakteuren<br />

geäußerte Einschätzung zeigt, dass grundlagenorientierte Beiträge vermehrt durch anwendungsorientierte<br />

Beiträge abgelöst werden.<br />

F4: Inwieweit verändern sich die Anteile der einzelnen Beitragstypen im Zeitablauf?<br />

4.1 Gegenstand und Durchführung<br />

In die Inhaltsanalyse gehen Beiträge der Wissenschaftsmagazine von Das Erste/ARD,<br />

ZDF, WDR, BR und RTL über den Erhebungszeitraum vom 1.1.1995 bis 31.12.2004<br />

ein. 11 Für die Identifikation relevanter Beiträge zur Molekularen Medizin wurde folgende<br />

Arbeitsdefinition zugrunde gelegt (vgl. Buddecke 2002; Max Delbrück Center for<br />

Molecular Medicine 2002; Ganten/Ruckpaul 2003):<br />

Molekulare Medizin als interdisziplinäre Forschungsrichtung integriert Methoden<br />

und Erkenntnisse u. a. aus den Bereichen der Genetik, Molekularbiologie, Zellbiologie<br />

und Biochemie und wendet diese auf Fragestellungen der Humanmedizin an. Dabei<br />

konzentriert man sich systematisch auf die Analyse der Struktur und der Funktionen<br />

des Genoms. Molekulare Medizin hilft bei der Analyse von Krankheitsphänomenen der<br />

Onkologie, Neurobiologie, Infektiologie sowie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der<br />

Bereich der Molekularen Medizin gilt als ein Teilgebiet der Humanmedizin. Die Erkenntnisse<br />

der Forschung liefern ein Instrumentarium zur frühzeitigen Diagnose von<br />

Krankheiten, Krankheitsvorstufen und Krankheitsdispositionen und dienen damit auf<br />

molekularer Ebene der umfassenden Vorbeugung und Therapie. Die molekularmedizinische<br />

Forschung setzt dabei bereits im embryonalen Stadium an.<br />

Aus dieser Definition wurde das Themenspektrum, das für die Untersuchung relevant<br />

war, abgeleitet. Insgesamt ergaben sich sieben Themenfelder: Molekularbiologische<br />

Grundlagen, genetische Erkrankungen, deren molekulare und genetische Basen, Infektiologie,<br />

Neurobiologie, Onkologie sowie molekularmedizinische Entwicklungen und<br />

Perspektiven.<br />

Diejenigen Magazinbeiträge, die sich inhaltlich auf die Themenfelder bezogen, wurden<br />

für die Analyse ausgewählt. 12 Dabei konnte der Bezug zur Molekularen Medizin<br />

11 Geplant war eine Vollerhebung aller Beiträge von sieben Vollprogrammen im deutschen Fernsehen<br />

über den genannten Zeitraum. Die TV-Sender Pro7 und Sat.1 stellten jedoch kein Material<br />

zur Verfügung.<br />

12 Die systematische Erfassung der Beiträge über Molekulare Medizin erfolgte im Vorfeld über<br />

eine Titelrecherche in der Fernsehzeitschrift Bild & Funk, über die Online-Archive der Ma-<br />

440


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

explizit (z. B. Berichte über Forschungsergebnisse) oder implizit (z. B. Berichte über<br />

ethische, politische und soziale Hintergründe oder Preisverleihungen) sein.<br />

Insgesamt umfasst die Stichprobe 203 Beiträge zur Molekularen Medizin, wobei von<br />

insgesamt 87 relevanten Magazinsendungen aufgrund von Lizenzvorgaben der Fernsehsender<br />

nur 70 Sendungen für die Analyse freigegeben wurden (vgl. Tab. 3).<br />

Anhand der erfassten Magazinbeiträge lässt sich generell feststellen, dass die Anzahl<br />

der gesendeten Beiträge über Molekulare Medizin im Vergleich zur Gesamtanzahl aller<br />

gesendeten Magazinsendungen eher gering ist, wenn man bedenkt, dass es sich hier um<br />

einen Analysezeitraum von zehn Jahren handelt (vgl. dazu auch Tab. 3: Anzahl der<br />

Sendungen Gesamt 1995-2004). Eine genauere Bewertung der Quantität setzt jedoch<br />

die Kenntnis der Sendehäufigkeit anderer Themen voraus, um diese in Beziehung setzen<br />

zu können.<br />

Tabelle 3: Anzahl der in die Inhaltsanalyse eingegangenen Magazinsendungen und<br />

-beiträge<br />

Wissenschaftsmagazine Anzahl der Anzahl der Beiträge Anzahl der Sendungen<br />

Sendungen Gesamt (1995-2004) 13<br />

Globus (ARD) 15 17 123<br />

W wie Wissen (ARD) 8 12 35<br />

Abenteuer Forschung (ZDF) 9 28 120<br />

Future Trend (RTL) 10 10 77<br />

Quarks & Co. (WDR) 22 121 221<br />

Forscher-Fakten-Visionen (BR) 6 15 89<br />

Gesamt 70 203 665<br />

Die Codierung der Beiträge führten vier geschulte Codierer am Originalmaterial durch.<br />

Codiert wurde auf Beitrags- und Akteursebene. Das Codierbuch enthält 50 Variablen<br />

mit insgesamt 84 Kategorien. Jeder Beitrag wurde mit allen Variablen codiert. Erhoben<br />

wurden neben Rahmenvariablen (6 Variablen)<br />

• formale Gestaltungskriterien (7 Variablen),<br />

• Daten zu Ort und Anlass der Ereignisse (2 Variablen),<br />

• Themen und Akteure der Beiträge (7 Variablen),<br />

• Kausalitätsbezüge (4 Variablen),<br />

• Akteursbewertungen zu Nutzen und Risiken (11 Variablen),<br />

• Forderungen, Lösungserwartungen und Lösungsvorschläge (6 Variablen)<br />

• sowie Prognosen zu Anwendungen der Molekularen Medizin (7 Variablen).<br />

Tabelle 4 beschreibt anhand einer Kurzcharakteristik, welche Variablen in den entsprechenden<br />

Variablenkategorien erhoben wurden.<br />

Die Intercoderreliabilität nach Craig (1981) betrug für die pragmatischen Variablen<br />

(Relevanz, Risiken, Nutzen) P = .81, für die semantischen Variablen (Akteure, Themen,<br />

Journalistisches Format) P = .86 und für die syntaktischen Variablen P = .98.<br />

gazine und MAZ-Transkripte, die teilweise von den TV-Sendern bereit gestellt wurden. Die<br />

Auswahl der Beiträge erfolgte über alle in Magazinen verwendeten journalistischen Formate.<br />

13 Quelle: AGF/GfK PC#TV Aktuell, SWR <strong>Medien</strong>forschung/Programmstrategie<br />

441


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 4: Kurzcharakteristik der Variablenkategorien<br />

Variablenkategorien Erläuterungen<br />

Rahmenvariablen und<br />

formale Gestaltungskriterien<br />

442<br />

Sendedatum; Beitragslänge; Journalistisches Format; Animationen &<br />

Graphiken; Bildinszenierungen; Verwendung von Fachbegriffen<br />

Ort des Ereignisses Genannte Länder/Nationen, in denen das berichtete Ereignis stattfand.<br />

Anlass des Ereignisses Aussagen, warum das Thema in einem Beitrag aufgegriffen wurde und<br />

(positive oder negative) Bewertungen des Anlasses.<br />

Themen Thema und Unterthemen des Beitrags, z. B. Beitragsthema Gentechnik,<br />

Unterthemen: PID, Stammzellenforschung.<br />

Akteure Auftretende Personen, Institutionen und Organisationen.<br />

Kausalitätsbezüge Genannte Ursachen oder Gründe für eine Entwicklung; genannte Wirkungen<br />

bzw. Veränderungen, die durch das Ereignis bewirkt wurden;<br />

genannte Folgen der Wirkungen als Konsequenzen, die sich aus den Wirkungen<br />

ergeben; genannte Aussagen und Handlungen, die von Akteuren<br />

getroffen bzw. ausgeführt werden.<br />

Nutzen- und Risikobewertungen<br />

Aussagen über Vor- und Nachteile der Molekularen Medizin; unterschieden<br />

wird nach medizinischen, wissenschaftlichen ökonomischen,<br />

rechtlichen, politischen, individuellen, ethischen, öffentlichen Dimensionen.<br />

Forderungen Verbalisierte Handlungspräferenzen eines Autors; evtl. an einen Adressaten<br />

gerichtet.<br />

Lösungserwartungen/<br />

Lösungsvorschläge<br />

Aussagen und Erwartungen eines Autors, wie sich die Forderungen realisieren<br />

lassen; evtl. an einen Adressaten gerichtet.<br />

Prognosen Aussagen eines Autors über zukünftige (positive oder negative) Entwicklungen;<br />

evtl. an einen Adressaten gerichtet<br />

4.2 Ergebnisse: Themen und Akteure<br />

Die auf Basis der o. g. Themenfelder identifizierten Beitragsthemen wurden in einem<br />

Codierbuch erfasst und induktiv am Beitragsmaterial nochmals thematisch erweitert.<br />

Dem Themenfeld „Entwicklungen und Perspektiven“ lassen sich zum Beispiel Beitragsthemen<br />

wie Präimplantationsdiagnostik, therapeutisches und reproduktives Klonen<br />

oder Tissue Engineering zuordnen. Diese erweiterte Themenliste bildete dann den<br />

Codierschlüssel. Insgesamt enthält das Codierbuch 49 Beitragsthemen. Ein Beitragsthema<br />

wurde anhand des Titels des Beitrags, der Anmoderation durch den Moderator oder<br />

Off-Sprecher und anhand des semantischen Gesamtbezugs bestimmt.<br />

Für die übersichtliche Darstellung der Beitragsthemen wurden diese erneut kategorisiert,<br />

wobei die Klassifizierung die inhaltlichen Schwerpunkte der Magazinbeiträge<br />

wiedergibt (vgl. Tab. 5). So wurden Beiträge über die „molekulare und genetische Basis


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

von Erkrankungen“ und „Molekularbiologische Grundlagen“ zusammengeführt. Die<br />

Kategorie „Molekulare und genetische Erkrankungen“ setzt sich aus Themen über genetische<br />

Erkrankungen, Infektiologie, Neurobiologie und Onkologie zusammen. Dazu<br />

zählen dann Erkrankungen wie Mucoviszidose, Diabetes, HIV, Parkinson oder Krebs.<br />

Die Kategorien „kommerzielle Erfolge/Wirtschaft“ und „Ethik“ wurden neu definiert.<br />

Die Themen verteilen sich demnach wie folgt (siehe Tab. 5):<br />

Tabelle 5: Verteilung der Beitragsthemen<br />

Themen Häufigkeit Anteil in Kumulierte<br />

Prozent Prozente<br />

Entwicklungen und Perspektiven 88 43,3 43,3<br />

Molekulare und genetische Erkrankungen 57 28,1 71,4<br />

Molekularbiologische Grundlagen 52 25,6 97,0<br />

(Kommerzielle) Erfolge/Wirtschaft 3 1,5 98,5<br />

Ethik 3 1,5 100,0<br />

Gesamt 203 100<br />

Besonders häufig werden aktuelle Entwicklungen und Perspektiven thematisiert (43,3%).<br />

Dabei geht es am häufigsten um mögliche Therapieanwendungen der Stammzelltherapie,<br />

Keimbahntherapie oder Gentherapie (29,9%) sowie um das Thema Klonen, explizit<br />

um reproduktives und therapeutisches Klonen (28,7%). Einen weiteren Schwerpunkt<br />

bilden Berichte, die sich mit Forschungserkenntnissen oder Heilungschancen genetisch<br />

bedingter Krankheiten befassen (28,1%). Etwa genauso viele Beiträge berichten über<br />

molekularbiologische Grundlagen (25,6%). Kommerzielle Erfolge bzw. wirtschaftliche<br />

Aspekte der Molekularen Medizin sowie das Thema Ethik stellen untergeordnete<br />

Themenschwerpunkte dar. Insgesamt deuten die Themen auf eine eher anwendungsorientierte<br />

Themenwahl hin, da der Anteil der Beiträge, die sich thematisch mit Er-<br />

Abbildung 1: Trendentwicklung der Beitragsthemen<br />

443


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

krankungen und deren Heilungschancen oder Therapiemöglichkeiten befassen, bei 71,4<br />

Prozent liegt. Dies bestätigt sich auch in der Trendbetrachtung der Beitragsthemen über<br />

den Zeitraum von 1995 bis 2004, wobei der Übersichtlichkeit wegen der Zeitraum in<br />

zwei gleich große Zeiträume unterteilt wurde (vgl. Abb. 1). Die Beiträge über konkrete<br />

Erkrankungen nehmen entsprechend den Aussagen der befragten Journalisten zu. Es<br />

zeigt sich jedoch, dass die Themen über molekularbiologische Grundlagen entgegen den<br />

Annahmen nicht abnehmen, sondern ebenfalls leicht zunehmen, während die Beiträge<br />

über Entwicklungen und Perspektiven tendenziell abnehmen.<br />

Die Beitragsthemen gehen mit einer stark personenbezogenen Darstellung einher.<br />

Gut 62,8 Prozent aller auftretenden Akteure sind Wissenschaftler, die in der Rolle von<br />

Experten auftreten. Zweithäufigste Akteure sind Betroffene wie z. B. Patienten oder<br />

deren Angehörige mit 26,4 Prozent (vgl. Tab. 6). Die geringe Zahl weiterer Akteure aus<br />

Politik, Wirtschaft oder Ethik deutet darauf hin, dass hier eher selten eine Auseinandersetzung<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema erfolgt.<br />

Tabelle 6: Auftretende Akteure in den Beiträgen<br />

Akteure Anzahl auftretender Akteure Anteil der Akteure (in %)<br />

Wissenschaftler 221 62,8<br />

Betroffene 93 26,4<br />

Gesellschaftliche Gruppierungen 17 4,8<br />

Politiker 8 2,3<br />

Wirtschaft 6 1,7<br />

Ethik 6 1,7<br />

Justiz 1 0,3<br />

Basis 352 100<br />

4.3 Typisierung der Magazinbeiträge<br />

Im nächsten Schritt soll die Darstellung der Molekularen Medizin und die argumentative<br />

Struktur der Beiträge detaillierter typisiert werden (vgl. Forschungsfrage 3). Überprüft<br />

wird insbesondere, ob sich die in den Interviews von den Wissenschaftsjournalisten<br />

beschriebenen Tendenzen einer auf die Zuschauerinteressen zugeschnittenen anwendungsorientierten<br />

Wissensberichterstattung tatsächlich zeigen. Dazu wurden die erfassten<br />

Daten zunächst einer Faktorenanalyse, dann einer Clusteranalyse unterzogen.<br />

Die Faktorenanalyse wurde der Clusteranalyse mit dem Ziel vorgeschaltet, die wesentlichen<br />

Einflussfaktoren auf die Darstellung der Molekularen Medizin in den Beiträgen<br />

zu identifizieren. Berücksichtigt wurden ausschließlich inhaltliche Variablen.<br />

Stil- und Gestaltungsvariablen werden erst später zur Beschreibung der identifizierten<br />

Cluster herangezogen.<br />

Berechnet wurde die Faktorenanalyse mit dichotomisierten Variablen. 14 Sämtliche<br />

14 Die dichotomisierten Variablen wurden zuvor auf ihren Schwierigkeitsgrad geprüft. Um einen<br />

Einfluss der Schwierigkeitsgrade auf das Ergebnis der Faktorenanalyse auszuschließen, wurden<br />

die einzelnen Items anhand ihrer unrotierten Faktorladungen untersucht. Im Ergebnis wiesen<br />

„leichte“ und „schwierige“ Items die gleiche Ladungsrichtung auf dem gleichen Faktor auf,<br />

so dass Verzerrungen durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade weitgehend ausgeschlossen<br />

werden können. (Vgl. dazu Bacher 2001: 76; Lechner 2001: 44; Bacher 1996: ff.)<br />

444


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

inhaltlichen Variablen des Codierbuches wurden anhand einer Korrelationsmatrix einer<br />

sukzessiven Analyse unterworfen. Waren die Korrelationswerte für die Faktorenanalyse<br />

nicht ausreichend (≤ 0.6), wurden sie ausgeschlossen. 15 Zu den ausgeschlossenen<br />

Variablen zählen in erster Linie die Beitragsthemen und einige der Akteursvariablen.<br />

Anhand der Hauptkomponentenanalyse konnten dann mit den verbleibenden Variablen<br />

vier Faktoren extrahiert werden, die eine gute inhaltliche Interpretation zulassen. Zur<br />

besseren Übersicht der Faktordimensionen werden die Werte unter 0,40 unterdrückt<br />

(vgl. Tab. 7). Als Rotationsmethode wurde die Varimax-Rotation verwendet. 16 Zu beachten<br />

ist, dass der vierte Faktor im Vergleich zu den anderen Faktoren einen geringeren<br />

Erklärungswert leistet. Insgesamt erklären die extrahierten Faktoren 56,4 Prozent der<br />

Gesamtvarianz.<br />

Die Faktorenanalyse zeigt damit, dass es tatsächlich Kombinationen von inhaltlichen<br />

Merkmalen gibt, die die Darstellung der Molekularen Medizin determinieren:<br />

• Faktor 1 „Kontroverse“ erklärt 18,0 Prozent der Varianz und fasst die Variablen mit<br />

vergleichsweise hohen Ladungen zusammen, mit denen die „Kontroverse“ selbst<br />

(0,83) und ihre Kontexte charakterisiert werden. Hierzu zählen „gesellschaftliche<br />

Tabelle 7: Faktorladungen inhaltlicher Beitragsmerkmale (≥ 0,40)<br />

Kontroverse Wissenschaftl. Wirkungen Ursachen und<br />

Nutzen und Folgen Betroffene<br />

(Faktor 1) (Faktor 2) (Faktor 3) (Faktor 4)<br />

Kontroverse 0,83<br />

Forderung<br />

Politiker/Ethiker/Gesellschaftl.<br />

0,68<br />

Gruppen 0,66<br />

Lösungsvorschläge/-erwartungen 0,58<br />

Genanntes Risiko 0,53<br />

Wissenschaftler/Forscher 0,83<br />

Genannter Nutzen 0,70<br />

Orte 0,70<br />

Prognose 0,52 0,47<br />

Wirkungen 0,82<br />

Folgen der Wirkungen 0,73<br />

Aussagen und Handlungen 0,40 0,49<br />

Ursachen/Gründe 0,78<br />

Akteure: Betroffene 0,64<br />

15 Zusätzlich wurde auf Basis einer Anti-Image-Korrelationsmatrix das MSA-Kriterium (Kaiser-<br />

Meyer-Olkin-Kriterium) verwendet, das die in die Faktorenanalyse eingehenden Variablen auf<br />

ihre Zusammengehörigkeit prüft und einen Indikator bereitstellt, ob eine Faktorenanalyse sinnvoll<br />

ist. Der MSA-Wert für die Korrelationsmatrix ergab für die ausgewählten Variablen einen<br />

Wert von 0,79, was ein „middling“ („ziemlich gutes“) Ergebnis darstellt (vgl. Backhaus et al.<br />

2003: 276).<br />

16 Die Zahl der Faktoren wurde anhand des Kaiser-Guttman-Kriteriums (KG-Kriterium) bestimmt.<br />

Das KG-Kriterium gibt vor, dass die Anzahl der bedeutsamen Faktoren den Eigenwerten<br />

über 1 entsprechen (vgl. Bortz 1993: 503; Backhaus et al. 2003: 295). Der gebräuchliche<br />

Scree-Test ergab kein eindeutiges Ergebnis. Daher fiel die Entscheidung auf Basis des KG-Kriteriums.<br />

445


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Akteure“ (0,66), „Forderungen“ (0,68), „Lösungserwartungen“ (0,58) und genanntes<br />

„Risiko“ (0,53).<br />

• Faktor 2 „wissenschaftlicher Nutzen“ erklärt 16,0 Prozent der Varianz. Er beschreibt<br />

den von Wissenschaftlern (0,83) artikulierten „Nutzen“ (0,70), die mit bestimmten<br />

„Orten“ (0,70), „Zukunftsprognosen“ (0,52) und bestimmten „Handlungen“ (0,40)<br />

verbunden werden.<br />

• Faktor 3 „Wirkungen und Folgen“ erklärt noch 14,1 Prozent der Varianz. Hier laden<br />

die Variablen „Wirkungen“ molekularer Medizin (0,82) sowie „Folgen der Wirkungen“<br />

(0,73) und damit verbundene „Aussagen und Handlungen“ (0,49) vergleichsweise<br />

hoch.<br />

• Faktor 4 „Ursachen und Betroffene“ mit 8,8 Prozent erklärter Varianz fasst die „Ursachen“<br />

(0,78) und „Betroffenenakteure“ (0,64) der Berichterstattung zusammen.<br />

Hervorzuheben ist, dass die erfassten Akteure Politiker, Ethiker und gesellschaftliche<br />

Gruppierungen untereinander hohe Korrelationswerte aufweisen. Das bedeutet, dass<br />

diese Akteure häufig gemeinsam in den Beiträgen auftreten. Daher wurden sie zu einer<br />

Variablen zusammengefasst (vgl. Tab. 7).<br />

Die mit der Faktorenanalyse ermittelten standardisierten Faktorwerte wurden im<br />

zweiten Schritt einer hierarchischen Clusteranalyse unterzogen, deren Ergebnisse im<br />

Folgenden vorgestellt werden. Die Clusteranalyse verfolgt das Ziel, verschiedene Typen<br />

der Beitragsorganisation zu ermitteln. In die Clusteranalyse gingen alle 203 Magazinbeiträge<br />

von 1995 bis 2004 ein. 17<br />

Als Kriterium zur Beurteilung der Clusterhomogenität wurden t-Werte und F-Werte<br />

berechnet (vgl. Tab. 8). Je kleiner die F-Werte sind, desto geringer ist die Streuung der<br />

Variablen im Cluster im Vergleich zur Erhebungsgesamtheit. Die Werte sollten nicht<br />

größer als 1 sein. Es zeigt sich, dass die drei Cluster eine relativ homogene Variablenstruktur<br />

aufweisen. T-Werte bieten über die Beurteilung der Clusterhomogenität hinaus<br />

den zusätzlichen Vorteil, dass sie zur Interpretation der Cluster herangezogen werden<br />

können, daher werden sie ebenfalls ausgewiesen. Weisen t-Werte positive Werte aus, sind<br />

die Variablen überrepräsentiert. Sind sie negativ, bedeutet dies eine Unterrepräsentation<br />

im Cluster. Tabelle 8 zeigt, dass sich die t-Werte in Cluster 1 und 2 gegenseitig ausschließen<br />

und damit als trennscharf interpretiert werden können. Cluster 3 bildet auf den Variablen<br />

Kontroverse und Forderungen besonders hohe Werte aus. Obwohl es zwischen Cluster<br />

3 und Cluster 1 und 2 zu Überschneidungen kommt, wird das dritte Cluster „Ethisch<br />

kontrovers“ beibehalten, da es sich hierbei um ein sehr stabiles Cluster handelt. 18<br />

In der folgenden Beschreibung gehen die Cluster bildenden Variablen ein. Zugleich<br />

werden weitere inhaltliche und formale Merkmale als passive Variablen auf die Cluster<br />

bezogen und anhand ihres prozentualen Anteils beschrieben. Bei den inhaltlichen<br />

17 Die hierarchische Clusteranalyse wurde nach dem Ward-Verfahren durchgeführt, da dieses als<br />

sehr guter Fusionierungsalgorithmus gilt, wenn die Variablen unkorreliert sind (vgl. Backhaus<br />

et al. 2003: 517). Dieses Kriterium ist aufgrund der verwendeten Faktorwerte gewährleistet. Als<br />

Proximitätsmaß wurde die quadrierte euklidische Distanz zugrunde gelegt. Aus der Analyse<br />

bildete sich eine 3-Cluster-Lösung heraus, die drei unterschiedliche inhaltliche Zusammenhänge<br />

in den Beitragstypen identifizierte. Als Entscheidungshilfe für die Clusterzahl diente das<br />

Elbow-Kriterium. Dabei wurde die Fehlerquadratsumme ähnlich wie bei der Faktorenanalyse<br />

in ein Diagramm eingesetzt. Dort, wo nun der größte Sprung der Heterogenitätsmaße liegt, ist<br />

der Fusionierungsprozess abzubrechen (vgl. Bortz 1993: 534; Backhaus et al. 2003: 530).<br />

18 Sowohl in einer 2-Cluster-Lösung als auch in einer 4- bis 6-Cluster-Lösung bleibt es konstant,<br />

während sich Cluster 1 und 2 weiter zusammenfügen bzw. ausdifferenzieren. Aus inhaltlichen<br />

Gründen wird die 3-Cluster-Lösung bevorzugt.<br />

446


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

Variablen handelt es sich insbesondere um die einzelnen im Codierbuch erfassten Beitragsthemen<br />

und Nutzen- und Risikovariablen. Die differenzierte Darstellung der Variablen<br />

dient der Detailbeschreibung der Beitragsstrukturen und hilft dabei, die Beitragstypen<br />

genauer abgrenzen zu können.<br />

Cluster 1: „Persönlich relevant“ (n=95; 46,8%)<br />

Beiträge, die als „persönlich relevant“ klassifiziert werden können, zeichnen sich durch<br />

den besonderen Bezug auf Privatpersonen aus (vgl. Tab. 8). Dies sind Akteure, die z. B.<br />

genetische Dispositionen aufweisen oder ungewollt kinderlos bleiben. Diese „Betroffenen“<br />

äußern sich zu Themen der Genforschung (27,7%), genetischen Erkrankungen<br />

(22,3%) oder zur Reproduktionsmedizin (11,7%). Sie sprechen dabei über ihre persönliche<br />

Situation oder über Erfahrungen mit medizinischen Anwendungen. Gleichzeitig<br />

werden Wissenschaftler herangezogen, die die Themen in einem medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Rahmen beurteilen. Sie liefern als Experten Hintergrundinformationen zu<br />

Ursachen von Erkrankungen oder medizinischen Auswirkungen von Anwendungen.<br />

Werden Bewertungen abgegeben, fallen diese vorwiegend positiv aus. Mehrheitlich werden<br />

medizinischer (39,4%) und individueller (29,8%) Nutzen hervorgehoben. Die Thematisierung<br />

von medizinischen (17,0%) oder individuellen (11,7%) Risiken findet auf<br />

einem vergleichbar geringen Niveau statt. Der Personalisierung durch Privatpersonen<br />

entsprechend werden diese vorwiegend in der häuslichen Umgebung (15%), in Kranken-<br />

oder Untersuchungszimmern (19,0%) visualisiert. Ein geographischer Bezug wird<br />

eher selten hergestellt: nur 37 Prozent der Beiträge enthalten Angaben darüber, wo das<br />

thematisierte Ereignis stattfand.<br />

Mit einer durchschnittlichen Gesamtdauer von 4 Minuten sind die „persönlich relevanten“<br />

Beiträge im Vergleich zu Cluster 2 und 3 die kürzesten. Der zeitliche Anteil der<br />

verwendeten Animationen ist mit 64 Sekunden jedoch am höchsten und macht somit<br />

rund 29 Prozent eines Beitrags aus. Insgesamt werden durchschnittlich 1,9 erklärende<br />

Animationen pro Beitrag verwendet.<br />

Cluster 2: „Wissenschaftsorientiert“ (n=94; 46,3%)<br />

Anders als im „persönlich relevanten“ Cluster werden in den „wissenschaftsorientierten“<br />

Beiträgen molekularmedizinische Themen aus der Perspektive der Wissenschaftler<br />

dargestellt. Andere Akteure treten nur selten auf (vgl. Tab. 8). Auffallend ist hier, dass<br />

40,8 Prozent der auftretenden Wissenschaftler weder mit Namen benannt noch einem<br />

Fachgebiet oder einer Institution zugeordnet werden konnten. Ähnlich zum Cluster<br />

1 geht es in den Beiträgen um genetisch bedingte Erkrankungen (29,2%) und Genforschung<br />

(26,0%). Einen weiteren Themenschwerpunkt bildet das (therapeutische<br />

und reproduktive) Klonen (14,6%). Den Wissenschaftlern wird in diesen Beiträgen ein<br />

Forum zur Verfügung gestellt, in dem sie ihre Forschung vorstellen oder zu aktuellen<br />

Entwicklungen und deren zukünftige Auswirkungen Stellung nehmen können. Durch<br />

die Fokussierung auf wissenschaftliche Akteure kommt es zu einer starken positiven<br />

Bewertung des medizinischen (72,9%) und wissenschaftlichen (45,8%) Nutzens. Werden<br />

Risiken der molekularen Medizin thematisiert, handelt es sich hier eher um ethische<br />

Bedenken (12,4%). Der Expertenstatus wird mit einer stereotypen Darstellung unterstützt,<br />

die die Wissenschaftler vor allem in Laborsituationen (33,3%) oder in Büros<br />

(22,9%) zeigt. In rund 63 Prozent der Beiträge wird ein geographischer Bezug her-<br />

447


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Tabelle 8: t-Werte und F-Werte der 3-Cluster-Lösung<br />

gestellt, wobei der Schwerpunkt auf Ereignissen liegt, die in Europa, insbesondere in<br />

Deutschland, stattfinden.<br />

Die Dauer der Beiträge ist mit 5 Minuten 50 Sekunden durchschnittlich eine Minute<br />

länger als die „persönlich relevanten“ Beiträge. Der zeitliche Anteil der Animationen<br />

beträgt rund 19 Prozent pro Beitrag, also rund 53 Sekunden. Für die Erläuterung von<br />

molekularmedizinischen Vorgängen werden im Durchschnitt 1,7 Animationen verwendet.<br />

448<br />

Persönlich<br />

relevant<br />

(Cluster 1)<br />

t-Werte F-Werte<br />

Wissenschaftsorientiert<br />

(Cluster 2)<br />

Ethisch<br />

kontrovers<br />

(Cluster 3)<br />

Persönlich<br />

relevant<br />

(Cluster 1)<br />

Wissenschaftsorientiert<br />

(Cluster 2)<br />

Ethisch<br />

kontrovers<br />

(Cluster 3)<br />

Ursachen/<br />

Gründe<br />

0,2609 -0,3026 0,2609 0,000 2,000 0,000<br />

Orte -0,3665 0,2659 0,7022 0,992 0,846 0,292<br />

Aussagen<br />

und Handlungen<br />

-0,2719 0,1392 0,9104 0,901 1,001 0,285<br />

Wirkungen -0,0196 -0,0279 0,3207 1,016 1,020 0,774<br />

Folgen der<br />

Wirkungen<br />

0,1826 -0,3020 0,7886 1,147 0,625 1,206<br />

Kontroverse -0,2918 -0,2130 3,4103 0,000 0,288 0,000<br />

genannter<br />

Nutzen<br />

-0,3945 0,3783 0,1374 1,247 0,479 0,903<br />

genanntes<br />

Risiko<br />

-0,1010 -0,0941 1,3171 0,938 0,943 0,000<br />

Forderung -0,1536 -0,1873 2,3002 0,565 0,461 2,031<br />

Prognose -0,2561 0,1992 0,4006 0,880 1,011 0,997<br />

Lösungsvorschläge/-erwartungen<br />

0,0395 -0,2388 1,3349 1,161 0,000 4,801<br />

Politiker/<br />

Ethiker/gesellschaftl.<br />

Gruppen<br />

Wissenschaftler/<br />

Forscher<br />

-0,2009 -0,0601 1,7668 0,437 0,844 2,653<br />

-0,6070 0,5217 0,6160 0,964 0,446 0,305<br />

Betroffene<br />

Anzahl der<br />

0,3287 -0,3423 0,0675 1,267 0,502 1,148<br />

Beiträge 95 94 14 95 94 14


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

Cluster 3: Ethisch kontrovers (n=14; 6,9%)<br />

Die Beiträge des Clusters „Ethisch kontrovers“ bilden das kleinste, aber auch das stabilste<br />

Cluster. Diese Beiträge spannen einen weiten Bogen. Es handelt sich hier um eine<br />

umfassende Berichterstattung, die das Für und Wider der Molekularen Medizin anhand<br />

vieler verschiedener Akteure kritisch und kontrovers beleuchtet. Dazu treten neben<br />

Wissenschaftlern auch Politiker, ausgewiesene Ethiker, gesellschaftliche Gruppierungen<br />

und Betroffene auf (vgl. Tab. 8). Die kontroverse Darstellung bezieht sich dabei auf die<br />

Themen Klonen, Gentests und Genforschung. Aber auch Ethik kann zu einem eigenständigen<br />

Thema der Beiträge werden. Die Akteursbewertungen zu einzelnen Aspekten<br />

der Molekularen Medizin fallen in diesem Cluster mehrheitlich negativ aus. Der Anteil<br />

der positiven Bewertungen ist gering. Ähnlich zu Cluster 1 und 2 werden hier der medizinische<br />

und individuelle Nutzen hervorgehoben. Der erwähnte Nutzen geht jedoch<br />

mit einer noch stärkeren Betonung der Risiken einher. Die Darstellung der beteiligten<br />

Tabelle 9: Zusammenfassende Darstellung der Beitragstypen<br />

Variablen zur Clus- Persönlich relevant<br />

terbeschreibung<br />

(Cluster 1)<br />

Akteure – Betroffene<br />

– Wissenschaftler<br />

Themen – Genforschung<br />

– Genet. Erkrankungen<br />

– Reproduktionsmedizin<br />

Tendenz der<br />

Bewertungen<br />

Bewertungsausprägung<br />

Visualisierung der<br />

Akteure<br />

Wissenschaftsorientiert<br />

(Cluster 2)<br />

Ethisch kontrovers<br />

(Cluster 3)<br />

– Wissenschaftler – Wissenschaftler<br />

– Politiker<br />

– Ethiker<br />

– Gesellschaftl. Gruppen<br />

– Betroffene<br />

– Genet. Erkrankungen<br />

– Genforschung<br />

– Klonen<br />

– Klonen<br />

– Gentests<br />

– Genforschung<br />

– Ethik<br />

Vorwiegend positiv Stark positiv Vorwiegend negativ<br />

– Medizinischer/<br />

individueller Nutzen<br />

– Medizinische/<br />

individuelle Risiken<br />

– Häusliche<br />

Umgebung<br />

– Kranken-/Untersuchungszimmer<br />

– Medizinischer/<br />

wissenschaftlicher<br />

Nutzen<br />

– Ethische Risiken<br />

– Labor<br />

– Büro<br />

– Ethische/öffentliche/<br />

rechtliche Risiken<br />

– Medizinischer/<br />

individueller Nutzen<br />

– Häusliche Umgebung<br />

– Kranken-/Untersuchungszimmer<br />

– Labor<br />

– Büro<br />

Geographischer<br />

Bezug<br />

Selten Häufig Häufig<br />

Beitragsdauer 4 Min. 5 Min. 50 Sek. 6 Min. 21 Sek.<br />

Animationsanteil 29 % 19 % 15 %<br />

Anteil erklärender<br />

Animationen<br />

1,9 1,7 1<br />

Anzahl 95 94 14<br />

449


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Akteure ist ähnlich der jeweiligen Visualisierung des Clusters 1 und 2: Wissenschaftler,<br />

Politiker und Ethiker werden vorwiegend in Labors oder Büros gezeigt, Betroffene eher<br />

in Krankenhaus- oder privaten Umgebungen. Der Bezug zum Land, in dem das jeweilige<br />

Ereignis stattfindet, wird hier mit 73 Prozent am häufigsten genannt.<br />

Die durchschnittliche Dauer der Beiträge beträgt 6 Minuten 21 Sekunden. Damit<br />

sind sie im Vergleich zu Cluster 1 und 2 die längsten. Animationen, die der Erläuterung<br />

von Inhalten dienen, spielen in diesen Beiträgen eine eher untergeordnete Rolle. Die<br />

zeitliche Dauer der Animationen beträgt durchschnittlich 58 Sekunden, was rund 15<br />

Prozent der Gesamtbeitragsdauer ausmacht. Die Beiträge enthalten durchschnittlich eine<br />

Animation.<br />

Tabelle 9 fasst nochmals die wesentlichen Merkmale der Beitragstypen zusammen.<br />

Wie Tabelle 10 zeigt, variieren die beiden Beitragstypen „persönlich relevant“ und „wissenschaftsorientiert“<br />

in den Magazinsendungen, wobei mit Ausnahme von Quarks &<br />

Co. (WDR) eher „wissenschaftsorientierte“ Beiträge präsentiert werden. Eine Festlegung<br />

auf eine bestimmte Darstellungsweise findet also nicht statt. Auffallend ist, dass<br />

Globus (ARD) und Forscher-Fakten-Visionen (BR) eher „ethisch kontroverse“ Beiträge<br />

in ihre Sendung aufnehmen, während W wie Wissen (ARD) und Future Trend (RTL) diesen<br />

Beitragstyp ganz vernachlässigen. Deutlich wird auch, dass der Fokus des einzigen<br />

privat-kommerziellen Magazins zudem mehrheitlich auf wissenschaftsorientierter Berichterstattung<br />

liegt (7 von 10 Beiträgen). Es zeigt sich, dass die Beiträge augenscheinlich<br />

neueste und spektakuläre Fortschritte und Entwicklungen der Molekularen Medizin<br />

hinsichtlich der Heilung von Krankheiten und Gentests senden, was das bestimmende<br />

Selektionskriterium für einen Beitrag zu sein scheint.<br />

Tabelle 10: Verteilung der Beitragstypen auf die Magazinsendungen (in %)<br />

Magazinsendungen Persönlich<br />

relevant<br />

(Cluster 1)<br />

4.4 Veränderung der Beitragstypen im Zeitverlauf<br />

Betrachtet man die Entwicklungstrends der drei Beitragstypen über den Zeitraum 1995<br />

bis 2004, so zeigt sich, dass sowohl „persönlich relevante“ als auch „wissenschaftsorientierte“<br />

Beiträge auf ähnlich hohem Niveau bleiben, wobei „wissenschaftsorientierte“<br />

seit 1999 häufiger gesendet werden als „persönlich relevante“ (vgl. Abb. 2). Die von den<br />

befragten Journalisten betonte Abnahme der grundlagenorientierten Beiträge bei gleichzeitiger<br />

Steigerung der anwendungsorientierten Beiträge hat somit kaum einen Einfluss<br />

auf die Darstellungsperspektive. Die journalistische Wahrnehmung lässt sich also eher<br />

auf die zunehmende anwendungsorientierte Themenwahl zurückführen (vgl. Kap. 4.2,<br />

450<br />

Wissenschaftsorientiert<br />

(Cluster 2)<br />

Ethisch<br />

kontrovers<br />

(Cluster 3)<br />

Anzahl<br />

Globus (ARD) 35,3 41,2 23,5 17<br />

W wie Wissen (ARD) 41,7 58,3 0 12<br />

Abenteuer Forschung (ZDF) 46,4 50,0 3,6 28<br />

Future Trend (RTL) 30,0 70,0 0 10<br />

Quarks & Co. (WDR) 54,5 41,3 4,1 121<br />

Forscher-Fakten-Visionen (BR) 13,3 60,0 26,7 15


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

Abb. 1). Tendenziell nehmen die „ethisch kontroversen“ Beiträge über den Zeitverlauf<br />

ab. Insgesamt lässt sich daher festhalten, dass die Berichterstattung in den letzten zehn<br />

Jahren vorwiegend die positiven Aspekte der Molekularen Medizin thematisierte, während<br />

eine kritische Berichterstattung eher die Ausnahme darstellte.<br />

5. Zusammenfassende Diskussion und Ausblick<br />

Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigen, dass Wissenschaftsmagazine Molekulare<br />

Medizin vornehmlich positiv bewerten und sie tendenziell unkritisch, unpolitisch und<br />

weniger im gesellschaftlichen Zusammenhang präsentieren. Im Wesentlichen ist mehr<br />

vom Nutzen und weniger von Risiken die Rede. Kontroverse Meinungen unterschiedlicher<br />

Akteursgruppen zu Forschungsaspekten und Anwendungsmöglichkeiten kommen<br />

selten vor. Diese Befunde widersprechen den Einschätzungen der befragten Wissenschaftsjournalisten<br />

insofern, als sie angaben, eine vornehmlich beobachtende und neutrale<br />

Berichterstattung zu präsentieren, um es dem Zuschauer zu überlassen, sich eine<br />

Meinung zu bilden. Dieser Widerspruch lässt sich in erster Linie darauf zurückführen,<br />

dass mehrheitlich die beteiligten Wissenschaftler in den Beiträgen zu Wort kommen,<br />

die kaum unterschiedliche oder kritische Perspektiven zu ihrer Wissenschaftsdisziplin<br />

einnehmen. Da eine Bewertung durch den Off-Sprecher oder Moderator ebenfalls größtenteils<br />

die Ausnahme darstellt, fallen die Beiträge dementsprechend eher positiv aus.<br />

Insgesamt wurde deutlich, dass die Magazinbeiträge tatsächlich – wie von den befragten<br />

Journalisten beschrieben (vgl. Kap. 3) – zumindest thematisch zunehmend anwendungsorientiert<br />

präsentiert werden, indem deutlich öfter über konkrete Krankheiten<br />

berichtet wird. Der Rückgang der grundlagenorientierten Beiträge bestätigte sich indes<br />

nicht. Die Inhaltsanalyse zeigt, dass die Magazine im Wesentlichen zwei Perspektiven<br />

einnehmen: die „Betroffenen“-Perspektive und die „Wissenschaftler“-Perspektive, wobei<br />

auch in der „Betroffenen“-Perspektive Wissenschaftler eine zentrale Rolle spielen.<br />

Sie treten, wie im Kapitel 4.3 beschrieben, als Experten auf und liefern Hintergrundinformationen.<br />

Entsprechend den Aussagen der Journalisten kann die „Betroffenen“-<br />

Perspektive als dramaturgisches Element interpretiert werden. Anhand von Geschichten<br />

über Menschen und deren Schicksale wird versucht, den Bezug zur Zuschauerwelt<br />

herzustellen. Durch die starke Personalisierung kann angenommen werden, dass sie die<br />

Zuschauerattraktivität und deren Zuschauerinvolviertheit steigert. Ob dies tatsächlich<br />

so ist, müsste anhand zukünftiger Rezeptionsstudien untersucht werden. Es kann festgehalten<br />

werden, dass der TV-Wissenschaftsjournalismus auch heute noch – zumindest<br />

beim Thema Molekulare Medizin – in der Tradition des Informationsvermittlers steht.<br />

Zwar wird der Unterhaltungsaspekt stärker betont, eine kritisch reflektierte Haltung<br />

gegenüber wissenschaftlicher Forschung kann auf Basis der vorliegenden Datenstruktur<br />

größtenteils nicht festgestellt werden. Es zeigt sich also, dass die Magazinberichterstattung<br />

über Molekulare Medizin über alle analysierten TV-Sender hinweg von einer<br />

relativ hohen Akzeptanz gekennzeichnet ist. Hier lassen sich Parallelen zu nationalen<br />

und internationalen Analysen zur Gentechnik- und Biotechnologieberichterstattung in<br />

den Pressemedien ziehen. Diese berichten ebenfalls aus einer (kritischen) Nutzenperspektive,<br />

die zentralen Akteure sind Wissenschaftler (vgl. Kohring et al. 1999; Gaskell<br />

et al. 2001). Wesentliches Unterscheidungsmerkmal der TV-Magazinbeiträge ist jedoch<br />

die bereits o. g. Bezugnahme auf Betroffene und das Einspannen in eine Geschichte, die<br />

in der Presseberichterstattung in dieser Form nicht stattfindet.<br />

Aus den Ergebnissen lassen sich nun weitere Forschungsschwerpunkte ableiten, die<br />

hier kurz diskutiert werden sollen. Sicherlich trägt die vorliegende Studie dazu bei, die<br />

451


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 2: Trendentwicklung der Beitragstypen<br />

anfangs angesprochene Forschungslücke, die sich aus der Präferenz für Presseanalysen<br />

ergibt, einzugrenzen. Die Bedeutung weiterer Fernsehformate müsste jedoch berücksichtigt<br />

werden. Wie bereits erwähnt findet Wissenschaftsberichterstattung nicht nur<br />

in ausgewiesenen Wissenschaftssendungen, sondern auch in anderen und nicht-wissenschaftlichen<br />

oder fiktionalen Formaten statt (vgl. Görke/Ruhrmann 2003; Weingart et<br />

al. 2003). Leider ergeben sich hier jedoch forschungsökonomische Schwierigkeiten, die<br />

sich auch in der vorliegenden Studie niederschlagen. Da es in Deutschland kein Fernseharchiv<br />

gibt, das über eine umfassende Sammlung an Material verfügt, ist man auf<br />

die Unterstützung der TV-Sender angewiesen. Diese ist jedoch nicht immer gegeben.<br />

Daher konnte hier ein wesentlicher Teil der Magazinformate der privat-kommerziellen<br />

TV-Sender nicht analysiert werden, was generelle und vergleichende Aussagen über die<br />

Berichterstattung über Molekulare Medizin in Wissenschaftsmagazinen eingrenzt.<br />

Neben inhaltsanalytischen Studien zur Molekularen Medizin ist die Rezeption und<br />

Wirkung von Fernsehangeboten zu untersuchen, da hier das größte Forschungsdefizit<br />

liegt. Die Bedeutung von Wissenschaftsmagazinen für die Zuschauer kann zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt noch nicht bewertet werden, da einschlägige Studien fehlen bzw.<br />

noch nicht vorliegen. Von daher ist u. a. zu fragen, welche Rolle die TV-Wissenschaftsberichterstattung<br />

im Meinungsbildungsprozess der Bevölkerung neben anderen <strong>Medien</strong>,<br />

wie z. B. der Presse, oder der interpersonalen Kommunikation einnimmt. Bisher ist<br />

nur wenig über die Reichweite der Wissenschaftsmagazine bekannt. Grundlegend wären<br />

hier zunächst quantitative Daten zur Fernsehnutzung und Zuschauerzusammensetzung<br />

sowie Reichweitenentwicklung und Zuschauerpräferenzen, um die Relevanz von<br />

TV-Wissenschaftsmagazinen beurteilen zu können. Weiter ist zu untersuchen, welche<br />

Nutzungsmotive das Fernsehpublikum von Wissenschaftsmagazinen angibt und welche<br />

Funktionen diese erfüllen. Hier lässt sich vermuten, dass dem Fernsehen neben informativen<br />

z. B. auch entspannende Funktionen zugewiesen werden. Im mikroanalytischen<br />

Bereich ließe sich dann fragen, welche Aspekte der Berichterstattung besondere Relevanz<br />

und Salienz für die Zuschauer erhalten und welchen Einfluss individuenbezogene<br />

452


Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

Einflussfaktoren wie Interesse, Vorwissen oder Voreinstellungen haben. Im Zuge der<br />

Diskussion um den normativen Anspruch des verantwortungsvollen Umgangs und der<br />

gesellschaftlichen Kontrolle sowie der Steuerung und Legitimierung der Molekularen<br />

Medizin interessiert vor allem auch, wie Rezipienten die Fernsehberichterstattung aufnehmen.<br />

Denn insbesondere das Verstehen der Zusammenhänge konstituiert die Fähigkeit<br />

beim Rezipienten, sich eine reflektierte Meinung über die Molekulare Medizin<br />

bilden zu können.<br />

Die hier angesprochenen Forschungsschwerpunkte sind sicherlich nicht erschöpfend.<br />

Sie sollten zudem nicht isoliert von einander betrachtet werden. Erst die Kombination<br />

dieser Fragestellungen und Forschungsvorhaben lässt Aussagen darüber zu, welchen<br />

Einfluss die Wissenschaftsberichterstattung auf die Meinungsbildung und Akzeptanz<br />

der Molekularen Medizin hat.<br />

Literatur<br />

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Milde/Ruhrmann · Molekulare Medizin in deutschen TV-Magazinen<br />

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455


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Beate/Menz, Wolfgang (Hg.): Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung.<br />

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und Bewertung einer umstrittenen Technologie. Frankfurt a. M., S. 98–132.<br />

456


Möglichkeiten der Nutzung von Media-Analyse-<br />

Radiodaten für Sekundäranalysen von 1972 bis<br />

heute<br />

Jörg Hagenah<br />

Seit vielen Jahren stehen die Daten der Media-Analyse für wissenschaftliche Sekundäranalysen<br />

bereit. Bis 2002 wurden sie allerdings nur selten von <strong>Kommunikations</strong>wissenschaftlern<br />

genutzt. Dies hat sich mit der technischen Aufbereitung der Daten in das SPSS-Format<br />

ein wenig geändert, doch lässt sich bis dato nicht von einer problemlosen Datennutzung<br />

sprechen. Insbesondere eine wünschenswerte longitudinale Nutzung ist aufgrund der Unübersichtlichkeit<br />

der Datenmengen kaum von einzelnen Wissenschaftlern innerhalb des<br />

Arbeitsalltags zu realisieren. Daher wurde eine Dokumentenanalyse der Fragebögen und<br />

Codepläne für den Kernbereich der senderspezifischen Radionutzung durchgeführt, so<br />

dass nun das 1987 eingeführte aktuelle Abfragemodell dem davor liegenden gegenübergestellt<br />

werden kann: Problemlos lassen sich die Abfrageblöcke zu General- und Zeitfilter<br />

längsschnittlich nutzen; methodisch problematisch zeigt sich jedoch die longitudinale<br />

Nutzbarkeit von Frequenzabfrage und Tagesablauf auf der einen sowie der abgeleiteten<br />

Nutzungswahrscheinlichkeiten, Kontaktsummen und Varianzen auf der anderen Seite.<br />

Schlagwörter: Hörfunk, Sekundäranalyse, Longitudinalforschung, <strong>Medien</strong>nutzung,<br />

Methoden<br />

Der Ruf nach Longitudinalforschung gehört nach Kiefer (1998: 27) in der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

genauso zur Tradition (Kaase & Langenbucher 1986; Murray 1991)<br />

wie der Mangel an Forschung dieser Art. Die <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft habe so<br />

gut wie keine Erfahrung mit Langzeitforschung 1 (Kiefer 1999: 254). Allerdings sei das<br />

nicht Folge fehlender Daten (Kiefer 1998: 28), denn für Langzeitanalysen bietet nach<br />

Lauf (2006: 69) vor allem die Media-Analyse 2 (MA) 3 eine einzigartige Datenquelle, „die<br />

1 Basierend auf der Studie Massenkommunikation wurden jedoch regelmäßig Zeitreihen (u. a.<br />

Ridder & Engel 2005; Van Eimeren & Ridder 2001; Berg & Ridder 2002; Kiefer 1998; Berg &<br />

Kiefer 1992) und Kohortenanalysen (Engel & Best 2001; Peiser 1996) publiziert, die allerdings<br />

im besten Falle Lücken von vier Jahren aufweisen.<br />

2 Hagenah & Akinci 2003a: „Der Auftraggeber der MA ist die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse<br />

(AG.MA), ein Zusammenschluss von mehr als 250 Unternehmen der deutschen Werbewirtschaft,<br />

die für die Erhebungen jährlich mehr als 8 Millionen Euro ausgeben. Zu den Mitgliedern<br />

zäh len Werbungtreibende, Werbe- und Media-Agenturen, Pressemedien, elektronische <strong>Medien</strong><br />

und Mitglieder der Gruppe Plakat. Die Datensätze der MA gelten als sog. Werbewährung insbeson<br />

dere für Radiosender und Pressemedien. Sie dienen allen Programmanbietern und auch der<br />

Werbewirtschaft als zentrale Informationsquelle und beinhalten die aktuellen Nutzungsdaten<br />

für die <strong>Medien</strong>gattungen Radio, Fernsehen, Zeitungen/Zeitschriften, Kino, Lesezirkel, Konpress<br />

und zukünftig auch für Plakate und Onlineangebote. Die jeweils aktuellen Daten aus dem zurücklie<br />

genden Erhebungsjahr stehen zunächst nur den Mitgliedern der AG.MA für planungsre le vante<br />

Entscheidungen zur Verfügung. Nach einer gewissen Karenzzeit sind die gesamten Daten sät ze stets<br />

an das Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung (ZA) zur wissenschaftlichen Ver wendung<br />

wei tergegeben worden.“ Zurzeit können die aufbereiteten Datensätze und Datensatzdokumentatio<br />

nen kostenlos beim <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen Lehr- und Forschungszentrum geordert werden.<br />

3 Die Arbeitgemeinschaft Media-Analyse schreibt ma mittlerweile klein. In diesem Beitrag wird<br />

457


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

– unverständlich genug – von der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft bis heute weitgehend<br />

ignoriert wurde“. Dies zeigte auch eine von Hasebrink 2002 durchgeführte Bestandsaufnahme<br />

zur Praxis von Sekundäranalysen in der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft. Die MA<br />

wurde bis dato nur selten von <strong>Kommunikations</strong>wissenschaftlern sekundär analysiert<br />

(Kubitschke & Trebbe 1992; Weiß & Hasebrink 1995, 1997; Schönbach, Lauf, Stürzebecher<br />

& Peiser 1997; Lauf 1999). Längere MA-Zeitreihen unter Ausnutzung der vollen<br />

Spanne wurden noch nicht erstellt, obwohl dies der einzige Datensatz ist, der durchgängig<br />

jährlich erhobene Kennwerte zur <strong>Medien</strong>nutzung zu bieten hat.<br />

Die geringe Nutzung lässt sich vor allem mit der binären Datenstruktur der ins ZA<br />

gelieferten Originaldateien erklären, die nicht mit SPSS kompatibel waren, so dass vor<br />

jeder Nutzung aufwändige Konvertierungsarbeiten notwendig waren (Hagenah, Meulemann<br />

& Akinci 2006). Die technischen Probleme wurden in den Jahren 2003 bis 2005<br />

vom <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen Lehr- und Forschungszentrum der Universität zu Köln<br />

(MLFZ) gelöst. In Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung<br />

Köln wurden die 184 binären MA-Originaldateien der Jahre 1972 bis 2003 und<br />

die 14 Dateien der Vorgängerstudie Leser-Analyse (LA) in das gängige SPSS-Format<br />

konvertiert. Jährlich werden seitdem – die jeweils etwa ein Jahr alten – aktuellsten Datensätze<br />

konvertiert. Alle Datensätze können kostenlos beim MLFZ geordert werden,<br />

zudem erfolgt eine fachliche Beratung 4 .<br />

Die Größe der MA bringt jedoch darüber hinaus Probleme der Übersichtlichkeit mit<br />

sich: Von Anfang an setzte sich der Datenbestand der Media-Analyse aus einer Vielzahl<br />

von Variablen zusammen. Schon im Vorwort zum MA 75 Berichtsband (1975: 4) lassen<br />

sich ein paar bezeichnende Sätze finden:<br />

„Die zweite Ebene der Schwierigkeiten betrifft die Datenfülle. […] Die Frage bleibt offen, ob eine<br />

leichter zugängliche Form der Berichterstattung überhaupt möglich erscheint. Letztlich ist das<br />

wirkliche Kernstück der Berichterstattung der Datensatz. Der Umgang mit diesem jedoch variiert<br />

und muß erlernt werden.“<br />

Da, wie Scheler (1979: 1369) Ende der 1970er Jahre über die MA schrieb, „die möglichen<br />

Datenverknüpfungen und Auswertungen so zahlreich sind, dass die Erde längst<br />

nicht mehr stehen würde, wollte man alle bilden“, wurden die Erhebungen und deren<br />

Variablen vom MLFZ (Hagenah & Akinci, 2003b) in der MA-Datensynopse „madatsyn1.0“<br />

inventarisiert. Sie enthält auf 33.483 Zeilen alle der ca. 32.000 mindestens<br />

einmal erhobenen Einzelvariablen von 1972 bis 2000 mit ihren Erhebungszeitpunkten<br />

und Speicherorten in einer EXCEL-Tabelle.<br />

Technische Aufbereitung und Datenservice haben die Publikationstätigkeiten seit<br />

2005 erleichtert, wie insbesondere in einem Herausgeberband von Hagenah und Meulemann<br />

ersichtlich ist, in dem ausschließlich MA-Sekundäranalysen zusammengestellt<br />

sind (Hagenah & Meulemann 2006). Der Band enthält neben sozialwissenschaftlichen<br />

Untersuchungen (Fachinger 2006; Wahl 2006; Risel 2006) kommunikationswissen-<br />

MA einheitlich groß geschrieben, da dies – über die Zeit gesehen – auch in den meisten Erhebungen<br />

und Publikationen so gehandhabt wurde.<br />

4 Als Anreiz für die Analyse wurde vom MLFZ eine CD mit den Daten von 1975 bis 2000 in<br />

Fünfjahresschritten erstellt und interessierten Wissenschaftlern kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Zusätzlich wurden im Bedarfsfall individuelle Datensätze zusammengestellt. Fragebögen<br />

können von der MLFZ-Homepage www.wiso.uni-koeln.de/medien/ frei herunter geladen werden.<br />

Analyseleitfäden wurden erstellt (Hagenah 2003a, 2003b, Hagenah 2004a; Akinci 2004),<br />

Nutzer wurden fachlich beraten und ein Workshop wurde ausgerichtet (Hagenah 2004b).<br />

458


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

schaftliche Beiträge von erfahrenen MA-Autoren, die zu neuen Studien angeregt wurden<br />

(Müller & Mai 2006; Lauf 2006; Best & Hagenah 2006; Hagenah & Schliermann 2006)<br />

und Beiträge von Personen, die erstmalig MA-Untersuchungen publizierten (Akinci<br />

2006; Seufert & Suckfüll 2006; Gonser & Scherer 2006; Doh & Kaspar 2006). Darüber<br />

hinaus wurden erste Diplom- und Magisterarbeiten auf Basis der MA-Daten geschrieben<br />

(z. B. Risel 2005; Frisch 2005; Ehrenberg 2005).<br />

Dennoch lässt sich die Arbeit mit MA-Daten nicht als unproblematisch und unkompliziert<br />

bezeichnen. Erstens ist die Übersichtstabelle madatsyn1.0 so groß, dass es immer<br />

noch einer großen Einarbeitungszeit bedarf, um tatsächlich einen Überblick über die<br />

über 30.000 Variablen zu bekommen. Zweitens erspart das Servicetool nicht den Blick in<br />

zumindest einen der unübersichtlichen Codepläne, da die Dateien noch weitestgehend<br />

ungelabelt sind. Drittens ist insbesondere der longitudinale Gebrauch der Daten mühsam,<br />

da nicht nur aus vielen Codeplänen die Variablennummern recherchiert werden<br />

müssen; vielmehr muss auch noch ein Vergleich der Variablencodierungen getätigt und<br />

ggf. ein Umcodierungsplan entwickelt werden. Folge dieses weiteren Aufbereitungsbedarfs<br />

ist, dass einerseits einige Datenbesitzer 5 die Daten vermutlich eher horten als<br />

nutzen; andererseits beschränkt sich die bisherige Nutzung vor allem auf wenige – überwiegend<br />

aktuellere – Datensätze. Longitudinale Untersuchungen sind eher selten und<br />

behandeln ausschließlich die jüngere Rezeptionsgeschichte, weiter zurück reichende<br />

historische Ansätze wurden bisher nicht verfolgt.<br />

Ziel dieses Beitrags ist es, für die Abfrage der Hörfunknutzung einen detaillierten<br />

Überblick darüber zu verschaffen, welche Variablen auf welche Weise wann erhoben<br />

wurden. Dies erscheint aus drei Gründen sinnvoll. Erstens können mit Hilfe der Untersuchung<br />

unterschiedliche Forscher aus divergierenden Perspektiven gezielt MA-<br />

Zeitreihen erstellen. Zweitens soll somit die methodische Herangehensweise bei der<br />

Erstellung von MA-Zeitreihen zur Diskussion gestellt werden, um nicht ähnliche Vergleichbarkeitsprobleme<br />

zu bekommen wie die Langzeitstudie Massenkommunikation,<br />

deren Berichtsbände laut Lauf und Peiser (1999: 240ff.) erhebliche Mängel aufweisen.<br />

Drittens wird die methodische Abfragepraxis der Mediaforschung weiter für die Scientific<br />

Community offen gelegt als bisher geschehen und kann als Beispiel oder Vorlage<br />

für universitäre Forschungsaktivitäten dienen 6 oder als Grundlage für eine kritische Betrachtung<br />

der Mediaforschungspraxis fungieren.<br />

Als Informationsbasis für eine Dokumentenanalyse dienen die MA-Codepläne und<br />

-Fragebögen der Jahre 1972 bis 2000. In einem vorgelagerten Schritt wird die Erhebungsstruktur<br />

dargestellt, um anhand existierender Umbrüche gezielt mögliche Veränderungen<br />

in der Variablenstruktur vermuten zu können.<br />

1. Erhebungs- und Variablenstruktur der Media-Analysen<br />

Erhebungsform, Erhebungsdichte und erhobene <strong>Medien</strong>arten der LA und der MA sind<br />

in Tabelle 1 mit ihren Wandlungen dargestellt.<br />

Von 1954 bis 1958 wurde die Nutzung der Pressemedien in den LA alle zwei Jahre<br />

und dann bis 1971 jährlich erhoben. Seit 1972 wird in den MA auch die Nutzung der<br />

elektronischen <strong>Medien</strong> Radio und Fernsehen erhoben. Die <strong>Medien</strong>arten – Radio, Fern-<br />

5 Als Datenbesitzer werden diejenigen Personen bezeichnet, die eine Daten-CD beim <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen<br />

Lehr- und Forschungszentrum geordert haben.<br />

6 Durch die Verwendung von MA-Abfrageblöcken könnten universitäre Studien ggf. nachträglich<br />

validiert werden.<br />

459


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

sehen, Zeitungen, Zeitschriften und Kino – werden seit 1987 nicht mehr gemeinsam<br />

abgefragt, sondern getrennt für Pressemedien (MA PM, Zeitungen und Zeitschriften)<br />

und elektronische <strong>Medien</strong> (MA EM, Radio und Fernsehen). Mit der MA 1997 wurden<br />

Daten zur Fernsehnutzung nicht mehr senderspezifisch erhoben, und der Schwerpunkt<br />

der MA EM liegt auf der Radionutzung, so dass im Jahr 2000 die MA-EM in MA Radio<br />

umbenannt wurden. Seit 1997 wird die MA PM, seit 2000 auch die MA Radio alle halbe<br />

Jahre erhoben.<br />

Die Erhebungsform für die Messung der Radionutzung war von 1972 bis 1999 das<br />

persönlich-mündliche Interview (ADM 7 -Stichprobenmodell, siehe Hoffmeyer-Zlotnik<br />

1997; Behrens & Löffler 1999). Seit 2000 wird die MA Radio telefonisch durch Computer-Assisted<br />

Telephone Interviews (CATI) erhoben (Müller & Mai 2006: 23ff.; Hoffmann<br />

& Müller 2003; Gabler & Häder 1997): Heute werden zu jedem Zeitpunkt ca.<br />

60.000 Personen telefonisch von mehreren Marktforschungsinstituten befragt.<br />

Tabelle 1: Chronologie der Leser-Analysen (LA) und der Media-Analysen (MA)<br />

Jahre Studie Erhebungsform Erhebungsdichte<br />

1954 – 58* LA persönlich zweijährlich Presse<br />

460<br />

Erhobene<br />

<strong>Medien</strong>arten<br />

1960 – 71 jährlich Presse, Radio,<br />

TV<br />

1972 – 86 MA<br />

1987 – 96 MA PM<br />

MA EM<br />

1997 – 99 MA PM<br />

MA Radio<br />

Seit 2000 MA PM<br />

MA Radio<br />

persönlich***<br />

telefonisch<br />

Presse<br />

Radio/ TV<br />

halbjährlich**<br />

jährlich** Presse<br />

halbjährlich<br />

halbjährlich****<br />

Radio<br />

Quellen: Hagenah & Meulemann (2006: 11); Meulemann, Hagenah & Akinci (2005: 54)<br />

PM = Pressemedien Tranche (Zeitungen, Zeitschriften); EM = Elektronische <strong>Medien</strong> Tranche (Radio, TV)<br />

* Die LA 1958 ist – laut Auskunft der AG.MA – „verschollen“.<br />

** 1998 wurde die MA Radio halbjährlich und die MA PM nur einmalig durchgeführt.<br />

*** Seit der 2. Erhebungswelle PM 2004 wird eine 10%-Substichprobe mit der CASI-Methode (Computer-Assisted<br />

Self-administered Interview) befragt (www.agma-mmc.de, 2005). Zukünftig soll der Anteil<br />

sukzessive gesteigert werden.<br />

**** Im Jahr 2000 wurde nur eine MA Radio erhoben.<br />

Den größten Einfluss auf die Variablenstruktur hatte – wie im Folgenden auch ausführlicher<br />

gezeigt wird – die 1987 erfolgte Umstellung der Single-Source-Studie 8 auf eine<br />

nach <strong>Medien</strong>art getrennte Abfrage, die zu der Einführung eines neuen (immer noch aktuellen)<br />

Abfragemodells geführt hat. Dies betrifft vor allem die originären, weniger die<br />

abgeleiteten und die interview-unabhängigen Variablen. Auf die beiden erstgenannten<br />

Variablenkomplexe wird ausführlich eingegangen. Die Letztgenannten sind beispielsweise<br />

Gemeindekoordinaten und -größen, die nicht erfragt wurden, sondern bei der<br />

Befragungsvorbereitung ermittelt wurden.<br />

7 ADM = Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute.<br />

8 Insbesondere in den 1970er-Jahren wurde synonym auch der Begriff Multi-Media-Analyse verwendet.


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Während sich die originären Fragebogeninformationen auf die konkrete Auflistung<br />

der abgefragten Antworten beschränken, enthalten die abgeleiteten Teile neben den die<br />

Auswertungspraxis erleichternden Summen (u. a. auf Basis der Ursprungsdaten) nach<br />

bestimmten Konventionen neu berechnete Kennziffern (z. B. Nutzungswahrscheinlichkeiten).<br />

Insbesondere der zweite Teil bedarf einer genaueren Erklärung, die in Abschnitt<br />

3 geliefert wird. Vorher werden in Kapitel 2 die originären Daten näher beleuchtet.<br />

2. Originäre Variablen: Sender-Abfragemodelle von 1972 bis heute<br />

Kernbereiche der Media-Analysen sind die Abfragen zur senderspezifischen Hörfunknutzung.<br />

In der Zeit von 1972 bis heute wurden zwei unterschiedliche Modelle<br />

verwendet, die im Folgenden beschrieben und miteinander verglichen werden.<br />

Die Untersuchungsanlage der aktuellen MA Radio bezüglich der Nutzung spezifischer<br />

Radiosender sieht nach Müller und Mai (2006; Mai 2003) folgendermaßen aus:<br />

Dem Generalfilter folgen der Zeitfilter, eine Frequenzabfrage und die Fragen zum Tagesablauf<br />

(Abbildung 1). Den Fragebögen und Codeplänen 9 lässt sich entnehmen, dass<br />

diese vier Schritte seit 1987 in identischer Form eingesetzt werden.<br />

Mit Hilfe der Dokumentenanalyse lässt sich das ältere Abfragemodell der Zeit<br />

von 1972 bis 1986 rekonstruieren. Es ähnelt dem aktuellen Modell und hatte dasselbe<br />

Grundprinzip, dennoch lassen sich neben Gemeinsamkeiten auch ein paar Unterschiede<br />

konstatieren. Die ersten beiden Schritte sind identisch, dem Generalfilter folgt der Zeit-<br />

Abbildung 1: Das Modell der Abfrage der MA Radio (eigene Darstellung in<br />

Anlehnung an Mai 2003: 13)<br />

9 Alle Seitenangaben zu Fragebögen und Codeplänen beziehen sich auf die Seitenangaben im<br />

dazugehörigen PDF-Dokument.<br />

461


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

filter. Die Frequenzfrage (Hörhäufigkeit) wurde früher jedoch detaillierter erfasst und<br />

die Tagesablauffrage war gröber.<br />

Leider muss für alle Radiovariablen des älteren Modells von 1972 bis 1975 – zumindest<br />

vorläufig 10 – konstatiert werden, dass sie nur fragmentarisch vorhanden sind bzw.<br />

nicht vollständig dokumentiert vorliegen. Daher beschränken sich die folgenden Analysen<br />

auf die Erhebungen ab 1976.<br />

Die einzelnen Kategorien der beiden Erhebungsmodelle werden in der genannten<br />

Reihenfolge näher vorgestellt. Zuerst werden die entsprechenden Variablenkomplexe<br />

des aktuellen Modells beschrieben, danach folgt ein Abgleich mit dem älteren Modell.<br />

2.1 Generalfilter<br />

Seit 1970 verwendeten die LA und deren Nachfolger die MA in allen Erhebungen einen<br />

Generalfilter, durch den sich die Befragten als Hörer bestimmter Sender „qualifizieren“<br />

(vgl. Koschnick, 2004d). In diesem ersten Komplex wird danach gefragt, „welche Sender,<br />

welche Programme schon mal gehört wurden?“. Die konkreten Fragebogeninhalte sind<br />

in Abbildung 2 zu finden. Fett gedruckt stehen die Anweisungen für den Interviewer, in<br />

Normalschrift die Passagen, die den Befragten vorgelesen werden. Um den Befragten die<br />

Erinnerung zu erleichtern und um den Befragungsprozess zu beschleunigen, werden so<br />

genannte „Titelkarten“ eingesetzt („gestützte Abfrage mit optischer Erinnerungshilfe“).<br />

Für jeden abgefragten Radiosender 11 existiert eine Karte, die den Sendernamen (zum<br />

Teil mit Slogan oder Sendefrequenzangabe, vgl. Abb. 2) enthält. Vor jeder Umfrage soll<br />

das so genannte „Kartenspiel“ vom Interviewer neu gemischt werden, um mögliche<br />

Reihenfolgeeffekte zu vermeiden. Die Befragten werden nun gebeten, die Karten zu<br />

sortieren und entsprechend der Antwortmöglichkeiten zwei „Häufchen“ zu bilden. Die<br />

Karten von dem Häufchen „von diesen Sendern, Programmen habe ich noch nie gehört“<br />

werden sofort weggesteckt, diejenigen von dem Häufchen „von diesen Sendern, Programmen<br />

habe ich schon mal gehört“ werden im Fragebogen als solche angekreuzt. Zu<br />

diesen Radiosendern werden auch Folgefragen gestellt.<br />

Codiert werden die daraus gewonnenen Informationen – wie in Abb. 2 zu sehen<br />

– zusammen mit den Informationen aus der nachfolgenden Zeitfilterfrage. Unter den<br />

in den Codeplänen genannten Feldnummern befinden sich in den Datensätzen unter<br />

dem Oberbegriff „Zeitfilter“ sowohl die Daten aus der Generalfilterfrage als auch die<br />

Informationen, die aus der im engeren Sinne Zeitfilter genannten Frage stammen. Die<br />

Ausprägungen 1 bis 3 bei der Zeitfilterkodierung können zusammengenommen auch als<br />

Antwortmöglichkeit „schon mal gehört“ = ja zur Generalfilterfrage gewertet werden. 6<br />

= noch nie gehört und 5 = keine Angabe stammen direkt aus der Generalfilterfrage.<br />

Aufgrund der veränderten Befragungssituation sieht die Abfrage zum Generalfilter<br />

bei den seit 2000 telefonisch durchgeführten Interviews etwas anders aus. Die optischen<br />

Erinnerungshilfen fallen weg. Stattdessen werden durch Vorlesen von Sendernamen und<br />

10 Beispielsweise finden sich zur MA 1975 Informationen zur Generalfilterabfrage in den Fragebögen<br />

und Codeplänen, in dem vom ZA aufbereiteten Datensatz sind sie jedoch nicht enthalten.<br />

Das mag daran liegen, dass während der Umbauphase von der LA zur MA noch experimentiert<br />

wurde. Nach Scheler (1983: 387) seien mit der „MA 76 die wesentlichen Probleme des Ausbaus<br />

zur Multi-Media-Analyse gelöst“ worden.<br />

11 Abgefragt werden nur diejenigen Sender, die im Wohngebiet des Befragten theoretisch auch<br />

empfangen werden können. Bei der Nachfrage können aber auch andere Sender genannt werden.<br />

462


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 2: Generalfilterabfrage im persönlich-mündlichen Interview: Fragebogen<br />

MA_99_EM (ma_99_EM_frb.pdf: 5, 81) und Codeplan MA 1999 EM<br />

(ma_99_EM_cdb.pdf: 87) (eigene Darstellung)<br />

4 INT: Radio-Karten aus dem Umschlag „Hörfunk“ herausnehmen.<br />

Blätter 4 R, 4 L aufschlagen.<br />

Auf diesen Karten stehen die Namen von verschiedenen Rundfunksendern und Radioprogrammen.<br />

Welche Sender, welche Programme haben Sie schon mal gehört?<br />

INT: Radio-Karten übergeben. Vom Befragten auf die Blätter 4 R und 4 L sortieren lassen.<br />

Antworten im Schema ankreuzen. Falls keinen Sender „schon mal gehört“, weiter mit<br />

Frage 7.<br />

Bitten Sie den Befragten, die Nummern der Hörfunk-Karten vorzulesen, damit Sie diese<br />

rascher ankreuzen können.<br />

HO*T FM<br />

Auf Frequenz 94,0 MHz / 93,4 MHz<br />

96,5 MHz / 97,3 MHz<br />

98,1 MHz<br />

Hörfunk<br />

Zeitfilter 1 innerhalb der letzten 2 Wochen<br />

2 2 bis 4 Wochen<br />

3 länger her<br />

4 keine Angabe (aus Zeitfilter)<br />

5 keine Angabe (aus Generalfilter)<br />

6 noch nie gehört<br />

HIT-Radio ANTENNE SACHSEN<br />

Der beste Mix<br />

Slogans diejenigen Radiosender ermittelt, die der Befragte „schon mal gehört hat“ („gestützte<br />

Abfrage“ = aided recall). Das Bundesgebiet wird dabei in ca. 140 Splitgebiete<br />

aufgeteilt, so dass die dort wohnenden Befragten nur nach den etwa 30 bis 35 im Split<br />

verbreiteten Sendern abgefragt werden (Mai, 2003). Um auch wirklich alle gehörten Sender<br />

zu erfassen, gibt es eine offene Abfrage nach weiteren Sendern (Hagenah & Akinci,<br />

2003a).<br />

Das CATI-Frageprogramm (siehe Abb. 3) ermöglicht eine automatisierte Filterführung<br />

und somit eine schnellere Befragung. Außerdem sollten hierbei weniger Fehler<br />

bei der Dateneingabe erfolgen, da durch die elektronische Eingabe keine weitere Codierprozedur<br />

nötig ist. Dafür können vorherige Fehler später kaum noch ausgeglichen<br />

werden.<br />

Aufgrund der veränderten Erhebungsform können die Ergebnisse im Vergleich zur<br />

persönlichen Befragung abweichen (Best & Hagenah, 2006; Hagenah & Best 2005).<br />

Insgesamt 125 Einzelsender mit einem ausreichenden Hörerstamm 12 wurden mindes-<br />

12 Es lässt sich unterscheiden zwischen abgefragten und ausgewiesenen Sendern. Von den über<br />

300 abgefragten Sendern werden nur diejenigen in den Datensätzen ausgewiesen, die laut MA-<br />

463


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 3: Generalfilterabfrage im telefonischen Interview: Fragebogen MA_2000_<br />

EM II (ma_00_EM_II_frb.pdf: 6) (eigene Darstellung)<br />

Ich lese Ihnen jetzt Namen von Radio-Sendern und -Programmen vor.<br />

Bitte sagen Sie mir zu jedem Sender bzw. Programm, ob Sie es schon mal gehört haben.<br />

Denken Sie bitte auch an das Radiohören außer Haus und das Autoradiohören.<br />

Sender im Splitgebiet werden in randomisierter Reihenfolge einzeln nacheinander vorgelesen.<br />

Hier nur ein Beispiel:<br />

Wie ist das mit radio bremen melodie, schlager #oldies evergreens#<br />

Haben Sie dieses Programm schon einmal gehört?<br />

Ja, schon gehört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 → FR2<br />

Nein, noch nie gehört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Nur EINE Nennung erlaubt<br />

tens einmal zwischen 1972 und 2000 ausgewiesen. Die sieben 13 öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunksender Sender Freies Berlin SFB 1 (88,8) 14 , Bayerischer Rundfunk B1, Bayerischer<br />

Rundfunk B3, Hessischer Rundfunk HR1, Hessischer Rundfunk HR 3, WDR 1<br />

Eins live und Hansawelle Radio Bremen sowie die in den 1990ern zu SWR 1 fusionierten<br />

Sender Südfunk1 Stuttgart SDR1 und SWF 1 (Radiodienst) Südwestfunk sind kontinuierlich<br />

seit Anfang der 1970er in den MA vertreten (vgl. madatsyn1.0, Zeilen 31702-<br />

31826). 1988 wurde mit RSH Schleswig-Holstein der erste Privatsender ausgewiesen, seit<br />

Ende der 1980er/Anfang der 1990er ist die Anzahl der Untersuchungseinheiten enorm<br />

gestiegen (ausführlicher bei Hagenah & Akinci, 2003b).<br />

2.2 Zeitfilter<br />

Für alle „schon mal gehörten Sender“ wird im so genannten Zeitfilter ermittelt, welche<br />

Sender in den letzten 14 Tagen gehört wurden (vgl. Mai, 2003: 12). Bei denjenigen<br />

Sendern, die vom Interviewten innerhalb der letzten zwei Wochen gehört worden sind,<br />

zählt der Befragte zum Weitesten Hörerkreis (WHK). Diese Zuordnung der Sender zum<br />

Weitesten Hörerkreis bildet die Voraussetzung für die sich anschließende Frequenzabfrage.<br />

Auch bei der in Abbildung 4 dargestellten Zeitfilter-Frage dienten den persönlichmündlich<br />

Befragten die Senderkarten als optische Hilfe. Beim Telefoninterview werden<br />

die Sendernamen vorgelesen. Codiert wurden die Antworten wie in Abb. 4 dargestellt<br />

15 .<br />

Erhebung mindestens 351 Hörer haben (AG.MA 2004: 5).<br />

13 Die Informationen stammen aus der Tabelle madatsyn1.0. Die entsprechenden Daten wurden<br />

den einzelnen Codeplänen entnommen und manuell eingegeben, d. h. dass auf Änderungen des<br />

Sendernamens u. U. nicht immer reagiert wurde. Entsprechende Sekundäranalysen müssten<br />

demnach eine diesbezügliche Senderrecherche umfassen.<br />

14 Die Sendernamen haben sich über die Jahre verändert. Die in diesem Beitrag gewählten Namensversionen<br />

stammen aus der Tabelle madatsyn1.0.<br />

15 Prinzipiell werden bei den neueren, telefonisch erhobenen Daten dieselben Kategorien verwendet,<br />

allerdings fällt eine der beiden „keine Angabe“-Kategorien weg, dadurch „verschiebt“ sich<br />

die „noch nie gehört“-Ausprägung (5 statt 6). Für vergleichende Untersuchungen müssen also<br />

Umkodierungen vorgenommen werden, die aber inhaltlich unbedenklich sind.<br />

464


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 4: Zeitfilterabfrage: Fragebogen MA_1999_EM (ma_99_EM_frb.pd: 5)<br />

Fragebogen MA_2000_EM II (ma_00_EM_II_frb.pdf: 7) und Codeplan<br />

MA 1999 EM (ma_99_EM_cdb.pdf: 87) (eigene Darstellung)<br />

5 INT: Frage 5 für alle lt. Frage 4 „schon mal gehörten“ Sender stellen.<br />

Blatt 5 aufschlagen.<br />

Wann haben Sie zuletzt den gehört?<br />

Hier habe ich eine Zeiteinteilung, die Ihnen vielleicht helfen kann, die richtige Antwort zu<br />

finden.<br />

INT: Radio-Karten einzeln nacheinander auf Blatt 5 A vorlegen. Antworten im Schema<br />

ankreuzen.<br />

Falls kein Sender „innerhalb der letzten 2 Wochen“ gehört wurde: weiter mit Frage 7.<br />

CATI-Frageprogramm © MA 2000 Radio, 2. Welle<br />

Nun folgt der Zeitfilter für alle Sender, die schon einmal gehört wurden.<br />

Auch hier werden die Sender einzeln nacheinander vorgelesen. Ein Beispiel:<br />

FR2 Wann haben Sie w d r zwei zuletzt gehört?<br />

War das innerhalb der letzten 2 Wochen, innerhalb der letzten 2-4 Wochen<br />

oder ist es schon länger her?<br />

Innerhalb der letzten 2 Wochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) = WHK → FR3<br />

Innerhalb der letzten 2–4 Wochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2)<br />

Nein, länger her . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (3)<br />

Nur EINE Nennung erlaubt!<br />

Hörfunk<br />

Zeitfilter 1 innerhalb der letzten 2 Wochen<br />

2 2 bis 4 Wochen<br />

3 länger her<br />

4 keine Angabe (aus Zeitfilter)<br />

5 keine Angabe (aus Generalfilter)<br />

6 noch nie gehört<br />

2.3 Frequenz: Hörhäufigkeit (pro Zeitabschnitt) pro Sender<br />

In der dritten Stufe „Hörhäufigkeit pro Sender“ wird seit 1987 ermittelt, an wie vielen<br />

Werktagen von Montag bis Samstag jeder einzelne Sender gehört wird (siehe Abb. 6).<br />

Vor 1987 wurden die Informationen zur Hörhäufigkeit detaillierter pro (Tages-) Zeitabschnitt<br />

(bspw. 08:00 bis 09:00 Uhr) pro Sender erhoben. Auf die letztgenannte Erhebungsform<br />

und deren Kompatibilität zur aktuellen Abfrage wird nachher gesondert<br />

eingegangen.<br />

Zur „Hörhäufigkeit pro Sender“ (Frequenz) werden seit 1987 alle Personen befragt,<br />

die dem „weitesten Hörerkreis“ (WHK) angehören und demnach den Einzelsender innerhalb<br />

der letzten zwei Wochen gehört haben. Wird ein Sender von einer Person an<br />

mehr als drei von sechs Tagen gehört, so wird er als Stammhörer bezeichnet. Die Personen,<br />

die einen Sender an drei oder weniger Tagen hören, gelten als Gelegenheitshörer.<br />

Beim telefonischen Interview werden die Frequenzangaben gleichermaßen erhoben (siehe<br />

Abb. 5), aber direkt eingegeben.<br />

465


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 5: Frequenzabfrage (Hörhäufigkeit pro Woche): Fragebogen MA_1999_<br />

EM (ma_99_EM_frb.pdf: 5) und Fragebogen MA_2000_EM II (ma_00_<br />

EM_II_frb.pdf: 7) (eigene Darstellung)<br />

6 INT: Blatt 6 aufschlagen.<br />

Frage 6 für alle Sender stellen, die lt. Frage 5 „innerhalb der letzten 2 Wochen“ gehört<br />

wurden.<br />

Die Antwortmöglichkeiten werden den Befragten beim Face-to-face-Interview auf einer<br />

Karte gezeigt (siehe Abb. 6 obere Hälfte). Der Interviewer trägt die Antworten in den<br />

in der Abb. 6 untere Hälfte eingefügten Fragebogenteil in das zu jedem Sender gehörige<br />

Feld 6 ein. Nach der Befragung werden die Fragebogendaten zur Hörhäufigkeit codiert.<br />

Beispielsweise findet sich unter der Feldnummer 159 die Variable „Hörhäufigkeit“ des<br />

Senders AlsterRadio mit Ausprägungen zwischen 0 und 8.<br />

Vor 1987 wurde die Hörhäufigkeit detaillierter pro (Tages-) Zeitabschnitt pro Sender<br />

abgefragt, um die Hörerschaft pro (Tages-)Zeitabschnitt (HpTZ) zu ermitteln. Folgender<br />

Unterschied ist im Vergleich zwischen den Variablen Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt<br />

pro Sender (1975 bis 1986) und Hörhäufigkeit pro Sender (ab 1987) erkennbar:<br />

Vor 1987 wurden zu neun (Tages-) Zeitabschnitten alle Personen aus dem weitesten Hörerkreis<br />

(WHK) gefragt, an wie vielen Werktagen in einer normalen Woche bestimmte<br />

Einzelsender gehört wurden (Abb. 7).<br />

Vom Interviewer wurden daraufhin die entsprechenden Antworten von 0 = nie zu<br />

dieser Zeit bis 6 = an allen Werktagen für jeden Zeitabschnitt in den Fragebogen eingetragen<br />

(Abb. 8, Feld 23). Beispielsweise wurde für die Zeit zwischen 7.00 Uhr und 8.00<br />

Uhr die Anzahl der Hörtage in einer normalen Woche ermittelt. 16<br />

Die Media-Analysen von 1975 (rechts) und 1985 (links) beinhalteten dasselbe Abfrageprinzip.<br />

Dabei unterschieden sich aber die abgefragten Zeitabschnitte.<br />

Die Anzahl der erhobenen Zeitabschnitte pro Tag war nicht durchgängig konstant.<br />

Zwischen 1981 und 1986 wurden neun Zeitabschnitte abgefragt: Vor 7.00 Uhr, 7.00 bis<br />

16 Zusätzlich codiert wurden jeweils 7 = keine Angabe und 8 = nicht WHK (Abb. 11).<br />

466<br />

Wenn Sie an eine normale Woche in der letzten Zeit denken: An wievielen von den üblichen<br />

6 Werktagen montags bis samstags hören Sie im allgemeinen Sendungen vom ____________?<br />

Und wie ist es mit Sendungen vom _____________________<br />

INT: Radio-Karten einzeln nacheinander auf Blatt 6 A vorlegen.<br />

Anzahl der genannten Werktage (1 bis 6) im betreffenden Kästchen eintragen.<br />

Falls ein Sender „so gut wie nie“ gehört wird, eine Null (=0) eintragen.<br />

Nun folgt die Erfassung der Hörhäufigkeit für alle Sender im WHK.<br />

Hier ein Beispiel:<br />

FR3 Wenn Sie an eine normale Woche in der letzten Zeit denken:<br />

An wie vielen von den üblichen Wochentagen Montags – Samstags<br />

hören Sie im allgemeinen w d r zwei ?<br />

INT: Anzahl Tage eintragen !!<br />

Höre im allgemeinen nicht > eingeben<br />

0-6


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 6: Erinnerungshilfe (eigene Darstellung), Fragebogen und Codierung<br />

(eigene Darstellung) der Frequenzabfrage (Hörhäufigkeit pro Woche):<br />

Fragebogen MA_99_EM (ma_99_EM_frb.pdf: 44) und Codeplan MA 99<br />

EM (ma_99_EM_cdb.pdf: 76) (eigene Darstellung)<br />

An den 6 Wochentagen Montag bis Samstag<br />

Höre ich im Allgemeinen vom Sender<br />

_________________________________ Radio:<br />

An 6 Tagen = an jedem Tag<br />

an 5 Tagen<br />

an 4 Tagen<br />

an 3 Tagen<br />

an 2 Tagen<br />

an 1 Tage<br />

0 nie = an keinem Tag<br />

Hörhäufigkeit 0 0 von 6 Werktagen<br />

1 1 von 6 Werktagen<br />

2 2 von 6 Werktagen<br />

3 3 von 6 Werktagen<br />

4 4 von 6 Werktagen<br />

5 5 von 6 Werktagen<br />

6 6 von 6 Werktagen<br />

7 keine Angabe<br />

8 innerhalb der letzten 2 Wochen nicht gehört<br />

Felder zu:<br />

Zeitfilter Hörhäufigkeit<br />

91 156 delta radio<br />

92 157 RADIO NORA<br />

93 159 R.SH Radio Schleswig-Holstein<br />

94 159 AlsterRadio<br />

467


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 7: Frequenzabfrage (Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt pro Woche):<br />

Fragebogen MA_1985 (ma_85_frb.pdf: 45) (eigene Darstellung)<br />

24 ■ INT: Blatt 24 aufschlagen!<br />

Falls „innerhalb der letzten zwei Wochen“ zu einer Zeit gehört wurde:<br />

8.00 Uhr, […], 18.00 bis 20.00 Uhr und nach 20.00 Uhr (Abbildung 9). Vorher waren<br />

es zum Teil nur 7 dieser 9 Abschnitte, die Fragen nach der Zeit vor 7.00 Uhr und nach<br />

20.00 Uhr waren nicht immer dabei (z. B. 1977).<br />

Seit 1987 spielen diese Tageszeiten keine Rolle mehr und es wird nur noch nach der<br />

generellen Radionutzung von WHK-Sendern gefragt.<br />

Es gilt zu prüfen, ob die entsprechenden Daten miteinander verknüpft werden können:<br />

Es ist annäherungsweise möglich, die älteren Daten in das schmalere Korsett der<br />

aktuelleren Erhebungen zu zwängen. Dazu kann bei den Daten von 1975 bis 1986 der<br />

maximale Tagewert aus den Zeitabschnittswerten herangezogen werden. Es ist jedoch<br />

davon auszugehen, dass dieser eher zu klein sein wird. Dem liegt folgende Problematik<br />

zugrunde, wie anhand Tabelle 2 mit konstruierten Nutzerdaten demonstriert wird. Angenommen<br />

jemand hört in einer normalen Woche von Montag bis Samstag regelmäßig<br />

nach dem Aufstehen in der Zeit zwischen 7.00 bis 8.00 Uhr Radio, so würde das in der<br />

Wochenstatistik wie bei Person 1 dargestellt aussehen. Der maximale Wert pro Zeitab-<br />

468<br />

Wenn Sie an eine normale Woche in der letzten Zeit denken: An wievielen von den 6 Werktagen<br />

montags bis samstags hören Sie im allgemeinen in der Zeit vor/zwischen …. Uhr und<br />

…. Uhr den ….?<br />

Und wie ist es zu dieser Zeit mit dem …. ?<br />

■ INT: Mit der bei Frage 23 zuerst genannten Zeit beginnen und Radio-Karten einzeln<br />

nacheinander auf Blatt 24 A vorlegen. Alle bei Frage 23 genannten Zeiten<br />

durchgehen und für jede Zeit Radio-Karten einzeln nacheinander auf Blatt 24<br />

A vorlegen!<br />

Zahl der genannten Werktage (1 bis 6) im betreffenden Kästchen eintragen.<br />

Falls ein Sender zu einer Zeit „nie“ gehört wird, eine Null (=0) eintragen.<br />

Weiter mit Frage 25 auf der Rückseite des Kästchen-Schemas.<br />

Tabelle 2: Konstruiertes Radio-Wochenmodell zur Erklärung des Methodeneffekts bei<br />

der Umkodierung der maximalen Zeitabschnittsdaten zur Hörhäufigkeit<br />

pro Woche<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa Maximale<br />

Hör häufigkeit<br />

pro Zeit abschnitt<br />

pro Woche<br />

Hörhäufigkeit<br />

pro<br />

Woche<br />

Person 1 7.00–8.00<br />

8.00–10.00<br />

1 1 1 1 1 1 6 Tage 6 Tage<br />

Person 2 7.00–8.00 1 1 1 1 1 5 Tage 6 Tage<br />

8.00–10.00 1


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 8: links Frequenzabfrage (Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt pro Woche)<br />

Fragebogen MA_1985 (ma_85_frb.pdf:.46)<br />

rechts: Fragebogen MA_1975 (ma_75_frb.pdf: 24)<br />

Fragebogen MA 1985 Fragebogen MA 1975<br />

469


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 9: Codierung der Frequenzabfrage (Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt pro<br />

Woche): Codeplan MA_85 (ma_85_cdb.pdf: 100)<br />

(eigene Darstellung)<br />

Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt pro Sender<br />

0 nie zu dieser Zeit<br />

1 an einem Werktag<br />

2 an zwei Werktagen<br />

3 an drei Werktagen<br />

4 an vier Werktagen<br />

5 an fünf Werktagen<br />

6 an allen Werktagen<br />

7 keine Angabe<br />

8 nicht WHK<br />

schnitt wäre 6 und würde der tatsächlichen Hörhäufigkeit pro Sender in einer normalen<br />

Woche entsprechen. Sollte jemand aber samstags ein wenig länger Schlafen (Person 2)<br />

und entsprechend später das Radio Einschalten (8.00 bis 10.00 Uhr) würde der maximale<br />

Zeitabschnittswert nur noch bei 5 liegen und somit kleiner sein als der reale Wert 6 Tage.<br />

Der eigentliche Wert 6 kann aber deshalb nicht ermittelt werden, weil – abweichend zu<br />

dem konstruierten Wochenmodell in Tabelle 2 – bei dem älteren Modell keine Angaben<br />

zu den einzelnen Wochentagen, sondern nur zu einer „normalen Woche“ vorliegen.<br />

Letztlich ist es aber möglich, die Daten vor und ab 1987 in eine Variable zu „zwängen“,<br />

der beschriebene Methodeneffekt sollte aber beachtet werden.<br />

2.4 Tagesablauf<br />

Stichtagsbezogene Nutzungsaktivitäten zum gestrigen Tag wurden prinzipiell schon<br />

1975 erhoben. Seit 1987 erfolgt dies in einer detaillierteren Form (Buß 1998: 77ff.).<br />

Von allen Befragten wird seit 1987 bei der Abfrage des Tagesablaufs für den jeweils<br />

gestrigen Tag von 5 bis 24 Uhr ermittelt, welche Tätigkeit zu jeder Viertelstunde ausgeübt<br />

wurde (vgl. Akinci 2004). „Die Interviews werden nach Stichtagen gleichmäßig über<br />

die Woche verteilt, so dass in der Gesamtstichprobe die einzelnen Wochentage in etwa<br />

gleichem Umfang repräsentiert sind“ (Koschnick 2004b).<br />

470<br />

Hansaw .<br />

Radio<br />

Bremen<br />

Nordd.<br />

Rundf.<br />

NDR1<br />

Nordd.<br />

Rundf.<br />

NDR2<br />

vor 7.00 Uhr 3929 3930 3931<br />

7.00 — 8.00 Uhr 3946 3947 3948<br />

8.00 — 10.00 Uhr 3963 3964 3965<br />

10.00 — 12.00 Uhr 3980 3981 3982<br />

12.00 — 14.00 Uhr 3997 3998 3999<br />

14.00 — 16.00 Uhr 4014 4015 4016<br />

16.00 — 18.00 Uhr 4031 4032 4033<br />

18.00 — 20.00 Uhr 4048 4049 4050<br />

nach 20.00 Uhr 4065 4066 4067


Abbildung 10: Tagesablauf-Abfrage (Akinci 2004: 2)<br />

TAGES-<br />

ABLAUF<br />

von<br />

gestern:<br />

Wochentag<br />

von gestern<br />

eintragen!<br />

Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

zu Hause außer Hause Radio hören<br />

Körperpflege/ Anziehen<br />

Essen/ Mahlzeiten<br />

Haus-/ Berufsarbeit<br />

andere Tätigkeiten/ freie Zeit<br />

Im Auto unterwegs<br />

Schlafen<br />

Datum von<br />

gestern<br />

eintragen!<br />

Kärtchen-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 54 55 59<br />

7.00 - 7.15 9 X X<br />

7.15 - 7.30 10 X<br />

7.30 - 7.45 11 X<br />

7.45 - 8.00 12<br />

Wie in Abbildung 10 dargestellt, gehören zu den Aktivitäten unterschiedliche Leittätigkeiten<br />

„im Haus“ sowie „außer Haus“ und beinhalten Kategorien wie bspw. Schlafen,<br />

Beruf, Hausarbeit und Einkaufen. Kern dieser Abfrage ist jedoch die Ermittlung der Radionutzung<br />

jedes Einzelsenders. Diese detaillierte Erhebungsform, in der für jede Viertelstunde<br />

Nutzungsaktivitäten verbunden mit Leittätigkeiten erhoben wurden, wird seit<br />

1987 kontinuierlich durchgeführt. Vorher waren die abgefragten Zeitabschnitte größer<br />

(halbe oder volle Stunden) und Leitaktivitäten wurden nicht abgefragt (ausführlicher im<br />

nächsten Abschnitt).<br />

Der Interviewer unterstützt den Befragten in einem Gespräch, sich mit Hilfe der eben<br />

genannten Leittätigkeiten an den Verlauf des gestrigen Tages zu erinnern. Auf diese Weise<br />

kann nicht nur das Hören unterschiedlicher Sender eines Intervalls erfasst werden,<br />

sondern auch, welche Sender während welcher anderen Tätigkeit gehört wurde (Akinci<br />

2004: 2). Es werden also auch parallel stattfindende Aktivitäten erfasst.<br />

Der Abbildung 11 lassen sich die Intervieweranweisungen und die vorzulesenden<br />

Abschnitte für die persönlich-mündlich durchgeführten Befragungen entnehmen. Der<br />

Interviewer muss für jede Viertelstunde des davorliegenden Tages alle Tätigkeiten in den<br />

in Abb. 10 ausschnittsweise gezeigten Fragebogen eintragen.<br />

Beim telefonischen Interview sehen die Instruktionen zur Tagesablauf-Befragung wie<br />

in Abb. 12 dargestellt aus. Für jede Viertelstunde von 5.00 – 24.00 öffnet sich bei der<br />

Befragung ein Eingabefenster in das mindestens eine Leittätigkeit bzw. die Nutzung<br />

eines Mediums eingetragen werden muss.<br />

Codiert werden die Tagesablaufvariablen als sog. „Dummy“-Variablen, d. h. für jede<br />

Einkaufen/ Besorgungen<br />

Berufsarbeit<br />

Schule/ Studium<br />

Besuch bei Freunden, Bekannten, Verwandten<br />

Besuch von Kneipen, Gaststätten, Restaurants<br />

andere Tätigkeiten/ freie Zeit<br />

SWF 1<br />

SWF 3<br />

S 2 Kultur<br />

471


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 11: Fragebogenhandling der Tagesablauf-Abfrage beim persönlichmündlichen<br />

Interview: Fragebogen MA_1999_EM (ma_99_EM_frb.<br />

pdf: 9) (eigene Darstellung)<br />

11 INT: Die laut Frage 5 bereitgehaltenen „innerhalb der letzten 2 Wochen gehört“ Radio-<br />

Karten vor dem Befragten ausbreiten. Liste Y ebenfalls vor dem Befragten aufgeschlagen<br />

liegen lassen.<br />

Im Rahmen dieser Untersuchung möchten wir gerne einmal feststellen, was die Bevölkerung<br />

zu bestimmten Tageszeiten macht. Hierfür möchte ich gerne den gestrigen Tag einmal<br />

mit Ihnen durchgehen und zwar beginnend mit 5.00 Uhr morgens.<br />

Bis wann Sie geschlafen haben, was Sie im Laufe des gestrigen Tages bis 24.00 Uhr nachts<br />

alles gemacht haben. Dabei möchte ich natürlich auch gerne erfahren, ob und wann Sie<br />

gestern Radio oder Schallplatten, Tonband, Kassetten, CDs gehört und ob und wann Sie<br />

gestern fern- oder Video gesehen oder sich mit dem PC beschäftigt haben.<br />

Beim Radiohören interessieren wir uns genau für die einzelnen Sender und Programme.<br />

Denken Sie bitte auch an Zeiten, in denen Sie nur kurz oder nebenbei Radio gehört haben.<br />

Ich möchte nur wissen, wie das gestern war, also auch dann, wenn der gestrige Tag nicht<br />

besonders typisch war.<br />

472<br />

ACHTUNG INTERVIEWER:<br />

• Die ausgebreiteten Radio-Karten und die Liste Y mit den Rundtunksendern und<br />

Radioprogrammen sollen für den Befragten eine Erinnerungshilfe sein.<br />

• Die Tätigkeit „Autofahren“ gilt auch für Beifahrer.<br />

• Unbedingt bei jeder Tätigkeit (auch Außer-Haus) nachfragen, ob dabei Radio gehört<br />

wurde.<br />

• Die Tätigkeit „schlafen“ schließt auch „im Bett liegen“, „sich ausruhen“ ein, dabei<br />

kann auch Radio gehört werden.<br />

Bei den Tätigkeiten zu Hause und außer Haus:<br />

• Für jede Viertelstunde muß eine Angabe gemacht werden.<br />

• Mehrfachnennungen sind möglich.<br />

• Nicht zuordenbare Tätigkeiten sind unter „andere Tätigkeiten /Freie Zeit“ einzutragen.<br />

• Bei Radioprogrammen sind Doppelnennungen innerhalb der gleichen Viertelstunde<br />

möglich. Es wird z.B. innerhalb der gleichen Viertelstunde von einem Radioprogramm<br />

auf das andere umgeschaltet.<br />

• Es kann gleichzeitig Radio gehört und ferngesehen werden.<br />

INT: Jetzt im nachfolgenden Tagesablauf mit 5.00 Uhr morgens beginnend bis 24.00<br />

Uhr nachts viertelstundenweise in den entsprechenden Kästchen genau markieren, was<br />

der Befragte gestern von wann bis wann alles gemacht hat. Sind bei einer Tätigkeit (z.B.<br />

Berufsarbeit außer Haus) viele 1/4 Std.-Kästchen hintereinander zu markieren, kann<br />

ein Lineal hilfreich sein. Bitte beachten Sie zum Ausfüllen des Tagesablaufs auch die besonderen<br />

Hinweise im Interviewer-Anschreiben.


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 12: Fragebogenhandling und Dateneingabe bei der Tagesablauf-Abfrage<br />

beim telefonischen Interview: Fragebogen MA_2000_EM II (ma_00_<br />

EM_II_frb.pdf:7f.)<br />

Im Rahmen dieser Untersuchung soll unter anderem herausgefunden werden, zu welchen Zeiten<br />

welche Radiosender gehört werden und wann ferngesehen wird. Daran kann man sich erfahrungsgemäss<br />

am besten erinnern, wenn man sich überlegt, was man den Tag über im einzelnen<br />

gemacht hat:<br />

wann man aufgestanden ist, wann man zur Arbeit oder zum Einkaufen gegangen ist usw.<br />

Wie war das gestern bei Ihnen?<br />

INT: ACHTUNG: Der Tagesablauf kann nicht unterbrochen und nur einmal im Interview aufgerufen<br />

werden.<br />

Tagesablaufschema – Bildschirmmatrix:<br />

Abbildung 13: Tagesablauf-Abfrage: Fragebogen MA_1975 (ma_75_frb.pdf: 23)<br />

(eigene Darstellung)<br />

41.a) Und wie war das gestern (Montaginterview: vorgestern) nun im einzelnen: Wann haben<br />

Sie zum ersten Mal Radio gehört?<br />

INTERVIEWER: Für jede Tageszeit, zu der gehört wurde, sofort nachfragen: Liste 27 vorlegen!<br />

41.b) Und welchen Sender, welches Programm hatten Sie eingeschaltet?<br />

Hier sind Kärtchen mit dem Namen der Rundfunksender und Programme, an denen Sie<br />

die Sender erkennen können:<br />

INTERVIEWER: In freiem Gespräch alle Tageszeiten durchgehen und möglichst genau<br />

feststellen und kringeln, zu welchen Tageszeiten der Befragte gestern (Montaginterview:<br />

vorgestern) Radio gehört hat und welchen Sender, welches Programm der<br />

Befragte gestern (Montaginterview: vorgestern) zu den entsprechenden Zeiten eingeschaltet<br />

hatte.<br />

473


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Abbildung 14: Tagesablaufraster: Fragebogen MA_1975 (ma_75_frb.pdf: 24)<br />

474


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Viertelstunde und jede Tätigkeit gibt es eine Variable. Auf diese Weise ist jeweils abzulesen,<br />

ob die Tätigkeit in dieser Viertelstunde ausgeführt wurde (1 = ja) oder nicht (0 =<br />

nein).<br />

Auch beim älteren MA-Erhebungsmodell von 1975 bis 1986 gab es Fragen zum jeweils<br />

gestrigen Tagesablauf (am Montag zu vorgestern, zum Sonntag wurde nicht befragt).<br />

Dieses „freie Gespräch“ beschränkte sich jedoch auf das Einholen von Nutzungswerten<br />

zu den elektronischen <strong>Medien</strong> Radio und Fernsehen (Abb. 13), Leittätigkeiten<br />

im und außer Haus wurden (noch) nicht abgefragt.<br />

Wie in Abbildung 14 zu sehen, wurde die Radiorezeption pro Zeitabschnitt abgefragt.<br />

Für die Zeit zwischen 6.00 und 8.00 Uhr waren das Halbstunden, danach bis 19.00<br />

Uhr volle Stunden. Ab 1979 wurde der Tagesablaufbereich vergrößert, so dass die halben<br />

ab 5.00 Uhr und die vollen Stunden bis 22.00 Uhr thematisiert wurden.<br />

Da die im Fragebogen 1975 beschriebenen Tagesablaufdaten nicht im dazugehörigen<br />

Codeplan ausgewiesen sind, wird im Folgenden auf diejenigen des Jahres 1976 (Abbildung<br />

1) verwiesen. Die in der Abbildung 15 als Merkmal C bezeichneten Daten, wurden<br />

auch als „gestern pro Zeitabschnitt pro Sender bezeichnet“ und codiert mit 1 = gestern<br />

ja, 2 = gestern nein und 3 = nicht WHK.<br />

Es ist möglich, die Viertelstundendaten des aktuellen Erhebungsmodells in die (Halb-)<br />

Abbildung 15: Codeplan MA 1976 (ma_76_cdb.pdf: 79, 78)<br />

475


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Stundendaten der älteren Erhebungen umzukodieren. Dies beinhaltet jedoch einen Informationsverlust<br />

für die neueren Daten. Wichtiger ist es aber, einen denkbaren Methodeneffekt<br />

bei der Dateninterpretation zu berücksichtigen. Für ein paar Sender ist<br />

somit der Tagesablauf innerhalb des Zeitfensters von 6.00 Uhr bis 19.00 Uhr in (Halb-)<br />

Stunden von 1976 an analysierbar.<br />

2.5 Zusammenfassung: Sender-Abfragemodelle<br />

In Tabelle 3 werden die Nutzungsmöglichkeiten der vier Kernkomplexe der beiden<br />

eingesetzten Erhebungsmodelle (1975 bis 1986 bzw. ab 1987 bis heute) für Longitudinalstudien<br />

zusammenfassend miteinander verglichen. Problemlos lassen sich die Daten<br />

zu General- und Zeitfilter von 1975 bis heute verknüpfen. Lange Reanalysen zur Frequenzabfrage<br />

lassen sich nur sehr eingeschränkt bewerkstelligen, Tagesablaufstudien<br />

sind nach Umkodierungen der aktuelleren Viertelstundendaten auf (Halb-) Stunden für<br />

einen begrenzten Tageszeitraum (6.00 – 19.00 Uhr) unter Berücksichtigung eines Methodeneffekts<br />

eingeschränkt möglich.<br />

Tabelle 3: Nutzungsmöglichkeiten senderspezifischer Radiodaten von 1975 bis heute:<br />

Vergleich zwischen altem und aktuellem Erhebungsmodell<br />

Abfrageblock<br />

Generalfilter<br />

Für alle<br />

schon mal<br />

gehörten<br />

Sender:<br />

Zeitfilter<br />

Letzte 14<br />

Tage gehört:<br />

Frequenz<br />

Alle Befragten:Tagesablauf<br />

476<br />

Aktuelles Abfragemodell<br />

(seit 1987)<br />

Schon mal gehört?<br />

„wann zuletzt?“<br />

länger her/<br />

2-4 Wochen her/<br />

letzte 14 Tage<br />

Hörhäufigkeit:<br />

„wie viele der<br />

sechs Werktage?“<br />

Hörer gestern<br />

pro Viertelstunde<br />

(ja/ nein); an<br />

Leittätigkeiten<br />

gekoppelt<br />

Altes Abfragemodell<br />

(1975 bis 1986)<br />

Schon mal gehört?<br />

„wann zuletzt?“<br />

länger her/<br />

2-4 Wochen her/<br />

letzte 14 Tage<br />

Hörhäufigkeit<br />

pro Zeitabschnitt:<br />

„wie<br />

viele der sechs<br />

Werktage?“<br />

Hörer gestern<br />

pro Zeitabschnitt:<br />

(Halbe-)<br />

Stunde (ja/<br />

nein); nicht an<br />

Leittätigkeiten<br />

gekoppelt<br />

Methodischer<br />

Vergleich<br />

Längsschnittliche<br />

Nutzbarkeit<br />

identisch Problemlos<br />

1975 bis heute<br />

identisch Problemlos<br />

1975 bis heute<br />

Detaillierter<br />

beim alten<br />

Modell pro Zeitabschnitt<br />

(z. B.<br />

7.00 – 8.00 Uhr<br />

an 0 bis 6)<br />

Unterschiedliche<br />

Zeiteinheiten<br />

Sehr Eingeschränkt<br />

möglich<br />

1975 bis heute: Besser<br />

1975 bis 1986 + 1987<br />

– heute<br />

(Deutlicher Methodeneffekt)<br />

Eingeschränkt möglich:<br />

1976 bis heute:<br />

Besser 1975 bis 1986 +<br />

1987 – heute<br />

Viertelstundendaten<br />

umkodieren in (Halb-)<br />

Stundendaten (Informationsverlust,Methodeneffekt).


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

3. Abgeleitete Daten: Aggregationen und Segmentationen<br />

Neben den ursprünglichen Fragebogeninformationen lassen sich in den ausgelieferten<br />

Datensätzen der Media-Analyse auch abgeleitete Variablen finden. Dazu gehören Aggregationen,<br />

Nutzungswahrscheinlichkeiten, Kontaktsummen und Varianzen. Informationen<br />

zu diesen Daten lassen sich in den Codeplänen finden, in den Fragebögen<br />

nicht. Als klassisch abgeleitet können die vielen Aggregationen (Zusammenfassungen)<br />

bezeichnet werden. Sie bestehen i.d.R. aus Summen von Einzelwerten.<br />

Nutzungswahrscheinlichkeiten werden mit einem Segmentationsprogramm berechnet<br />

(siehe Abschnitt 3.1) und sollen nach Mai (2003: 18) angeben können, wie viele<br />

Personen zukünftig an einem durchschnittlichen Tag (Hörer pro Tag), in einer bestimmten<br />

Stunde (Hörer pro Stunde) oder in einer durchschnittlichen Stunde Radio hören.<br />

Kontaktsummen und Varianzen werden auf Basis der Nutzungswahrscheinlichkeiten<br />

berechnet (Abschnitt 3.2).<br />

Beim Großteil der zur Verfügung stehenden Variablen handelt es sich um in den<br />

Codeplänen als abgeleitet bezeichnete Daten. Eigentlich sollte man sie eher als aufbereitete<br />

bezeichnen, da die Auswahl der dafür verwendeten Methoden und Begriffe<br />

programmatisch geprägt geschieht. Aber aufgrund einer ansonsten eher verwirrenden<br />

Darstellung werden sie weiterhin abgeleitet genannt. Um deren aktuellen Anteil zu veranschaulichen,<br />

werden die Datenblöcke der MA 2000 Radio kurz beschrieben: Von den<br />

neun Teildateien beinhalten drei originäre Befragungsdaten. Teil A enthält unter anderem<br />

die Angaben zur Demografie (plus Besitz im Haushalt etc.), Teil A Eins die Tätigkeiten<br />

aus dem Tagesablauf und Teil H die Originärinformationen zur <strong>Medien</strong>nutzung.<br />

In den Teilen B bis G findet man nach bestimmten Konventionen aufbereitete Daten<br />

zum Werbeträgerkontakt (WTK) 17 und zum Werbemittelkontakt (WMK) 18 . Hierbei<br />

17 Ein Werbeträgerkontakt (WTK) ist jeder – auch flüchtige Kontakt – zwischen einer Person und<br />

einem Werbeträger (z. B. einer Zeitung/Zeitschrift, einem Fernseh- oder Hörfunksender). Der<br />

WTK im Hörfunk „gibt die Anzahl der Personen an, die von einem oder mehreren Werbeträgern<br />

mindestens einmal in irgendeiner Viertelstunde innerhalb einer Stunde einmal erreicht werden.<br />

In die Berechnung dieser Netto-Reichweite geht jede Person nur einmal ein, d. h. Doppel-<br />

und Mehrfachkontakte werden nicht innerhalb einer Stunde berücksichtigt“ (www.topradio.<br />

de, 2004). Eine Werbeträgerkontakt-Chance liegt vor, wenn mindestens eine Viertelstunde in<br />

einer werbungführenden Stunde gehört wird (Mai 2003). Da dieser Kontakt theoretisch auch<br />

bei nur „einer Viertelstunde nach einem Werbeblock erfolgen kann, spricht man hier von der<br />

Kontaktchance zum Werbeträger – Radio/ Sender“ (www.rms.de, 2004a).<br />

18 Ein Werbemittel-Kontakt (WMK) ist jeder – auch flüchtige Kontakt – zwischen einer Person<br />

und einem Werbemittel (z. B. einer Anzeige, einem Hörfunk- oder Werbefernsehspot). Der<br />

WMK im Hörfunk „gibt die Anzahl der Personen an, die in einer durchschnittlichen Viertelstunde<br />

innerhalb einer Stunde erreicht werden. Die Hörer der durchschnittlichen Viertelstunde<br />

errechnen sich dabei aus dem arithmetischen Mittel der Addition der Hörer, die in den vier<br />

Viertelstunden einer Stunde mindestens einmal erreicht wurden“ (www.topradio.de, 2004).<br />

Der Werbemittelkontakt ist nach Koschnick (2004a) „die Größe, die angibt, wie viele Nutzer<br />

eines Mediums mit einem konkreten Werbemittel Kontakt hatten, d. h. mindestens irgendetwas<br />

darin wahrgenommen haben. Die Werbemittelkontaktchance (WMKC) verallgemeinert den<br />

Werbemittelkontakt, indem sie die Chance eines durchschnittlichen Werbemittels, d. h. aller<br />

Werbemittel in einem Medium, misst und dies als Wahrscheinlichkeit ausdrückt.“ Berechnet<br />

wird sie, „indem man den WMK durch den WTK dividiert und mit 100 multipliziert. Das<br />

Ergebnis zeigt das prozentuale Verhältnis des WMK zum WTK. Eine Person, die vier Viertelstunden<br />

nutzt, hat somit eine Nutzungswahrscheinlichkeit von 100 %, eine Person, die nur eine<br />

Viertelstunde nutzt, hat eine Nutzungswahrscheinlichkeit von 25 %“ (www.rms.de, 2004b).<br />

477


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

handelt es sich um für die Werbe- und Mediaindustrie abgeleitete Daten, die vor allem<br />

in Wahrscheinlichkeitswerte (p-Werte) transformiert wurden und als Prognosemittel für<br />

die zukünftige <strong>Medien</strong>nutzung dienen und bei der Mediaplanung helfen sollen. Auf<br />

diese Weise wird es ermöglicht, in speziellen Planungsprogrammen Reichweiten bei<br />

mehreren Schaltungen auszuweisen.<br />

3.1 Ermittlung der Nutzungswahrscheinlichkeiten (p-Werte) durch Segmentation<br />

Die Berechnung der Nutzungswahrscheinlichkeiten mittels Segmentation erfolgt jeweils<br />

für diejenigen Befragten, die zum weitesten Hörerkreis eines Senders gehören<br />

und wird in Abbildung 16 erklärt. Grob verkürzt kann man sagen, dass versucht wird,<br />

mit Hilfe statistischer Verfahren Nutzungsabstufungen zwischen 0 und 100 Prozent für<br />

die Hörer jedes Senders zu finden. Automatisch eine 0 bekommen dabei Nichthörer,<br />

die nicht zum weitesten Hörerkreis gehören, und 100 Prozent zuverlässige Stammhörer.<br />

Dazwischen werden mit Hilfe eines Segmentationsprogramms Personen mit ähnlichen<br />

Radionutzungsgewohnheiten und soziodemographischen Merkmalen auf Basis einer<br />

Diskriminanzanalyse gruppiert.<br />

Den komplizierten Verarbeitungsprozess beschrieb Ernst 1978 mit folgenden Worten:<br />

„Zwischen der Erhebung der Daten und dem Ausweis von Nutzungswahrscheinlichkeiten wird ein<br />

beachtlicher und notwendiger Aufwand an ‚Verarbeitung’ getrieben: es wird transformiert, egalisiert,<br />

redressiert, segmentiert und so weiter und den bereits zitierten interessierten ‚Laien’ überfällt<br />

gelegentlich ein diffuses Unbehagen, wenn er betrachtet und zu verstehen versucht, was da alles<br />

aufgewend(t)et wird, um zu einer so einfachen Information zu kommen, die als ‚p-Wert’ bekannt ist.<br />

Wobei ich nicht unbedingt sicher bin, ob denn alle MA-Mitglieder imstande wären, einem weniger<br />

interessierten Laien zu erklären, was denn dieses ominöse ‚p’ überhaupt bedeutet.“ (Ernst 1995:<br />

90)<br />

Mindestens drei Segmentationsprogramme sind im Laufe der Jahre in der MA eingesetzt<br />

worden 19 : „Zunächst war es ein Programm, das Infratest, München, aus Frankreich<br />

übernommen hatte, dann ein ebenfalls aus Frankreich entlehntes Programm von<br />

ISBA und schließlich ein Programm, das IBM, Frankfurt/Main, für das Bureau Wendt,<br />

Hamburg, unter Verwendung der deutsch-französischen Erfahrungen geschrieben hat“<br />

(Koschnick 2004c).<br />

Der Werbemittelkontakt bei den Funkmedien in seiner reinsten Form ist gleich dem Kontakt mit<br />

dem konkreten Werbespot (Koschnick 2004a). Diese Information sei aus einem Metersystem<br />

wie dem der AGF/GfK-Fernsehforschung relativ leicht, aus Befragungen jedoch nur schwer zu<br />

gewinnen. Der durchschnittlichen Werbemittelkontaktchance entspricht die Blockreichweite in<br />

einer halben Stunde bzw. Stunde mit Werbung. Auch sie sei aus einem Metersystem recht leicht,<br />

aus Befragungen jedoch nur schwer zu gewinnen und entsprechend für das Fernsehen leichter<br />

herstellbar als für den Hörfunk.<br />

19 Es muss noch recherchiert werden, wann die Segmentationsprogramme gewechselt wurden.<br />

Leider gibt es laut Auskunft der ARD Werbung & Sales Services GmbH keine Publikation,<br />

aus der der Ablauf der Geschichte der Segmentation innerhalb der MA abgelesen werden kann.<br />

Diesbezügliche Anfragen bei der AG.MA blieben erfolglos. Auch Herr Koschnick konnte bei<br />

einem persönlichen Gespräch keine weiteren Details berichten.<br />

478


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Abbildung 16: Die Berechnung der Nutzungswahrscheinlichkeiten mittels<br />

Segmentation (Eigene Darstellung in Anlehnung an Mai 2003: 19)<br />

Die Berechnung der Nutzungswahrscheinlichkeiten<br />

Die Berechnung der p-Werte eines Senders erfolgt pro Werbestunde und getrennt für Männer<br />

und Frauen mit Hilfe der Segmentation.<br />

Hierfür wird der weiteste Hörerkreis in Segmente unterteilt, die in sich möglichst homogen<br />

sind, z. B. niedrige und hohe Radionutzung. Die Segmente unterscheiden sich jedoch stark<br />

in ihrer Reichweite der jeweiligen Stunde. Die beiden so entstandenen Segmente werden nun<br />

ihrerseits in jeweils zwei Segmente unterteilt, die sich stark in ihrer Reichweite unterscheiden<br />

(z. B. jüngere und ältere Befragte). Wenn ein Segment nicht weiter teilbar ist, wird den Befragten<br />

dieses Segments als p-Wert die Reichweite in Prozent zugewiesen. Dieser Wert liegt zwischen<br />

0 und 100% und gibt an, mit wie viel Prozent Wahrscheinlichkeit der Befragte in dieser Stunde<br />

über diesen Sender erreicht werden kann. Alle Befragten, die nicht zum weitesten Hörerkreis<br />

gehören, erhalten den p-Wert Null.<br />

Die Auswahl der Segmentationsvariablen erfolgt durch ein Segmentationsprogramm, das aus<br />

gegebenen Variablen diejenigen aussucht, die am besten trennen.<br />

Beispiel: Sender XY in der Uhrzeit 8.00 – 9.00 Uhr, Männer<br />

Berufstätige Männer mit einer geringen Radionutzung aus dem WHK des Senders XY haben<br />

in der Zeit zwischen 8.00–9.00 Uhr eine Wahrscheinlichkeit von 18 %. Bei der Berechnung des<br />

Hörers pro Stunde gehen sie daher nicht mit ihrer Anzahl 90, sondern nur mit 18 % davon (16)<br />

ein. Die Summe der Reichweiten der einzelnen Segmente ergibt wieder die Reichweite pro Stunde<br />

(21 + 14 + 16 + 9 = 60).<br />

Beispiel einer Segmentation<br />

Die seit 1971 durchgeführten Segmentationsberechnungen beziehen sich auf das Erstellen<br />

von p-Werten für den Werbeträgerkontakt, WMK-Daten sind erst seit 1992 in<br />

den Media-Analysen enthalten. Da der p-Wert über die Jahre hinweg immer zwischen<br />

0 und 100 Prozent (bis 1975: 0 bis 99 %) variierte, scheint auf den ersten Blick eine<br />

Vergleichbarkeit gegeben zu sein. Es muss jedoch beachtet werden, dass das Zustandekommen<br />

auf jeweils unterschiedlichen Verfahren basiert, die zum Teil sogar jährlich<br />

„optimiert“ wurden.<br />

479


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Es ließe sich problemlos ein Datensatz mit Nutzungswahrscheinlichkeiten von 1972<br />

bis heute erstellen, aber Ergebnisse möglicher Longitudinalstudien müssten an den<br />

Bruchstellen (Methodenwechsel: unterschiedliche Segmentationsverfahren) entsprechend<br />

vorsichtig interpretiert werden. Es bedarf letztlich einer intensiven Überprüfung<br />

der verwendeten Programme. Prinzipiell ließen sich Teile der Daten auch im Nachhinein<br />

in eine der verwendeten Strukturen bringen (unter Verwendung eines der Segmentationsprogramme<br />

oder von allen dreien im Vergleich), das wird jedoch als eine sehr<br />

aufwändige Anwendungsmöglichkeit eingeschätzt. Überlegenswert erscheint auch die<br />

ebenso aufwändige Möglichkeit, alte und neue Daten nach einer neuen (zu entwickelnden)<br />

Konvention in p-Formate zu bringen, die bessere Prognosemöglichkeiten bieten.<br />

3.2 Ermittlung der Kontaktsummen und Varianzen auf Basis der<br />

Nutzungswahrscheinlichkeiten (p-Werte)<br />

Auf Basis der p-Werte werden Kontaktsummen und Varianzen für Einzelsender und<br />

Senderkombinationen berechnet. Die Kontaktsumme beschreibt die Zahl der Kontakte,<br />

die ein Hörer mit dem betreffenden Werbeträger oder Werbemittel hat. Statistisch<br />

betrachtet handelt es sich um einen Erwartungswert, da dieser aus den Nutzungswahrscheinlichkeiten<br />

berechnet wird (siehe Unger et al. 2003: 68). In den folgenden Bereichen<br />

wurden Kontaktsummen als p-Werte für den Werbeträger- oder Werbemittelkontakt<br />

berechnet: Einzelsender pro durchschnittliche Stunde, Senderkombinationen pro<br />

durchschnittliche Stunde sowie für Einzelsender und Senderkombinationen pro Zeitabschnitt.<br />

Die Kontaktsumme K einer Senderkombination wird bei m <strong>Medien</strong>kontakteinheiten<br />

laut Codeplan MA 2000 EM II (ma_00_EM_II_cdb.pdf: 80) wie folgt berechnet:<br />

K = p1 + p2+ … + pm. Kontaktsummen sind also nichts anderes als addierte oder auf<br />

durchschnittliche Zeitintervalle bezogene p-Werte (z. B. durchschnittliche Stunde: 08.00<br />

bis 9.00 Uhr).<br />

Ähnliches gilt für die Varianzen. Eine Varianz V ist gleich p1*(1-p1) und die Varianz<br />

einer Senderkombination besteht aus der Summe der Varianzen pro Einzelsender. Sie<br />

dienen als Maß für die Streuung innerhalb der Stichprobe und sollen quasi die Zielgenauigkeit<br />

bei der Mediaplanung beschreiben (Unger et al. 2003: 17).<br />

Kontaktsummen und Varianzen von <strong>Medien</strong>kombinationen sowie die Nutzungswahrscheinlichkeiten<br />

für durchschnittliche Zeitintervalle werden laut Codeplan MA<br />

2000 EM II (ma_00_EM_II_cdb.pdf: 80) immer nur für die so genannten „zulässigen“<br />

Zeiten, also für die mit Werbung belegbaren Stunden, pro Individuum aus den Nutzungswahrscheinlichkeiten<br />

errechnet.<br />

3.3 Zusammenfassung: abgeleitete Variablen<br />

Gemeinsam haben die aufbereiteten Nutzungswahrscheinlichkeiten, dass jeweils p-<br />

Werte mit Zahlen zwischen 0 und 100 berechnet wurden. Diese Daten könnten daher<br />

auch problemlos über die Zeit in eine gemeinsame Matrix eingespielt werden. Allerdings<br />

wurden bei der Segmentation drei unterschiedliche Programme verwendet, so dass eine<br />

Vergleichbarkeit kaum einzuschätzen ist. Die Problematik bezieht sich auch auf die aus<br />

den Nutzungswahrscheinlichkeiten gebildeten Kontaktsummen und Varianzen, die zudem<br />

nur für die „werberelevanten“ Zeiten berechnet wurden. Die Aggregationen (Zusammenfassungen)<br />

können jedoch problemlos übernommen werden.<br />

480


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

4. Fazit<br />

Wie die Dokumentenanalyse gezeigt hat, lassen sich aus den Media-Analysen lange<br />

Zeitreihen erstellen, welche die Radiorezeption von 1976 an nachzeichnen können.<br />

Insbesondere die originären Senderrezeptionsdaten zu General- und Zeitfilter stehen<br />

dafür zur Verfügung und lassen – methodisch unbedenklich – über die Zeit ermitteln, in<br />

welchem Jahr welche Sender schon mal gehört wurden und wie weit die letzte Nutzung<br />

zurückliegt. Methodisch bedenklicher ist die longitudinale Nutzung der Frequenz- und<br />

der Tagesablaufvariablen einzuschätzen, da sie methodisch mit einem anderen Ansatz<br />

(Hörhäufigkeit pro Sender vs. Hörhäufigkeit pro Zeitabschnitt pro Sender) oder bezogen<br />

auf unterschiedliche Zeiteinheiten (Viertelstunden vs. [Halb-]Stunden) erhoben<br />

wurden. Allerdings können auch sie unter Beachtung der zu erwartenden Methodeneffekte<br />

für longitudinale Analysen genutzt werden. Ein Großteil der abgeleiteten Variablen<br />

kann jedoch erst nach einer genaueren Analyse der zur Ermittlung der p-Werte<br />

eingesetzten Segmentationsprogramme methodisch abgesichert über die Zeit genutzt<br />

werden. 20<br />

Ziel dieses Beitrags war es, die Möglichkeiten der Zeitreihenbildung mit Media-Analysen<br />

transparent und für andere nachvollziehbar darzustellen, auch um somit der Forderung<br />

von Lauf und Peiser (1999: 231ff.) nach einer ausführlichen Methodendokumentation<br />

bei der Aufbereitung von Datensätzen zu folgen. In einem nächsten Schritt können<br />

aus unterschiedlichsten Blickrichtungen Zeitreihen gebildet, statistisch geprüft und<br />

interpretiert werden. Für vertiefte Untersuchungen erscheint es sinnvoll, die Zeitreihen<br />

nach soziodemographischen Charakteristika differenziert zu erstellen: Beispielsweise<br />

können unter dem Oberbegriff Lebenszyklus Entwicklungen von Tendenzen bezüglich<br />

Alter, Kohorte, Geschlecht, Familienstand und Berufsstand untersucht werden. Unter<br />

dem Oberbegriff Sozialstatus lassen sich Entwicklungen bezüglich Bildung, Berufsstatus<br />

und Einkommen analysieren. 21<br />

Darüber hinaus sollten analoge Dokumentenanalysen die Fernseh-, Zeitschriftenund<br />

Zeitungsvariablen der Media- und Leser-Analyse zum Untersuchungsgegenstand<br />

haben, da diese ein ähnliches Potenzial für die longitudinale Analyse aufweisen.<br />

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20 Die Nutzungswahrscheinlichkeiten innerhalb eines einzelnen Querschnittes können jedoch<br />

unproblematisch genutzt werden.<br />

21 Geprüft wird zudem, inwieweit Entwicklungen in Abhängigkeit vom Lebensstil bspw. unter der<br />

Verwendung der Operationalisierungsstrategie von Wahl (2006; 2003; 1997) untersucht werden<br />

können.<br />

481


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auf dem Prüfstand. (S. 61–112). Bonn: ZV Zeitungsverlag Service GmbH.<br />

Seufert, W. & Suckfüll, M., 2006. Zeitverfügbarkeit und Zeitbewertung als Erklärungsfaktoren der<br />

individuellen <strong>Medien</strong>nutzung. In Hagenah, J. & Meulemann, H. (Hrsg.). Sozialer Wandel und<br />

<strong>Medien</strong>nutzung in der Bundesrepublik Deutschland. (S. 72-92). Münster: LIT Verlag.<br />

Unger, F., Durante, N. V., Gabrys, E., Koch, R. & Wailersbacher, R., 2003. Mediaplanung. Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendungen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer-<br />

Verlag.<br />

Van Eimeren, B. & Ridder, C.-M., 2001. Trends in der Nutzung und Bewertung der <strong>Medien</strong> 1970<br />

bis 2000. In: Media Perspektiven, 11/2001. 538-553.<br />

484


Hagenah · MA-Radiodaten von 1972 bis heute<br />

Wahl, A., 1997: Strukturierte Pluralität. Lebensstile zwischen vertikalen Strukturbedingungen und<br />

intervenierenden Faktoren, Frankfurt a. M./ Berlin u.a.: Peter Lang.<br />

Wahl, A., 2003. Veränderung von Lebensstilen. Frankfurt a.M.: Campus Verlag GmbH.<br />

Wahl, A., 2006. Lebensstile im Kontext von Generationen- und Lebenszykluseinflüssen. In Hagenah,<br />

J. & Meulemann, H. (Hrsg.). Sozialer Wandel und <strong>Medien</strong>nutzung in der Bundesrepublik<br />

Deutschland: Nutzung der Daten der Media-Analyse für Sekundäranalysen. (S. 175 – 204).<br />

Münster: LIT Verlag.<br />

Weiß, R. & Hasebrink, U., 1995. Hörertypen und ihr <strong>Medien</strong>alltag. Eine Sekundärauswertung der<br />

Media-Analyse 94 zur Radiokultur in Hamburg. Berlin: Vistas Verlag GmbH.<br />

Weiß, R. & Hasebrink, U., 1997. Hörertypen und ihr <strong>Medien</strong>alltag. Plädoyer für eine hörerzentrierte<br />

Nutzungsanalyse. In: Publizistik, 42/2, 164–180.<br />

www.agma-mmc.de 2005. CASI-Methode. Frankfurt am Main: Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse<br />

e.V. http://www.agma-mmc.de, gelesen am 18.10.2005.<br />

www.rms.de 2004a. Radio Marketing Service RMS: Grundlagen der Radio-Planung III, gelesen<br />

am 18.11.2004.<br />

www.rms.de 2004b. rms-Medialexikon: Werbemittelkontaktchance (WMKC), gelesen am<br />

25.11.2004.<br />

www.topradio.de 2004. Werbeträgerkontakt gelesen am 18.11.2004.<br />

MA-Fragebögen und Codepläne befinden sich zum Download auf der MLFZ-Homepage (Fragebögen)<br />

bzw. können dort bestellt werden (Codepläne): www.wiso.uni-koeln.de/medien/<br />

Fragebogen ma 1975 (1975). Fragebogen und Befragungsunterlagen MA 1975. Frankfurt (Main):<br />

Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. (ma_75_frb.pdf),<br />

erstellt am 14.05.04.<br />

Fragebogen ma 1985 (1985). Befragungsunterlagen MA 1985. Frankfurt (Main): Arbeitsgemeinschaft<br />

Media-Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. (ma_85_frb.pdf), erstellt am<br />

14.05.04.<br />

Fragebogen ma 1999 EM (1999). MA 99 Radio. Frankfurt (Main): Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse<br />

e.V. und Media-Micro-Census GmbH. (ma_99_EM_frb.pdf), erstellt am 14.05.04.<br />

Fragebogen ma 2000 EM II (2000). MA 2000 Radio. CATI-Frageprogramm. 2. Welle. Frankfurt<br />

(Main): Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. (ma_00_<br />

EM_II_frb.pdf), erstellt am 14.05.04.<br />

Codeplan ma 1976 (1976). Media Analyse (MA 76). Frankfurt (Main): Arbeitsgemeinschaft Media-<br />

Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. Archiv des <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen Lehr-<br />

und Forschungszentrums: ma_76_cdb.pdf, erstellt am 14.11.03.<br />

Codeplan ma 1985 (1985). MA 85. Datensatz Codeplan. Frankfurt (Main): Arbeitsgemeinschaft<br />

Media-Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. Archiv des <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen<br />

Lehr- und Forschungszentrums: ma_85_cdb.pdf, erstellt am 14.11.03.<br />

Codeplan ma 1999 EM (1999). MA 99 Radio. Datensatz Codeplan. Frankfurt (Main): Arbeitsgemeinschaft<br />

Media-Analyse e.V. und Media-Micro-Census GmbH. Archiv des <strong>Medien</strong>wissenschaftlichen<br />

Lehr- und Forschungszentrums: ma_99_EM_cdb.pdf, erstellt am 14.11.03.<br />

485


Besprechungen<br />

Bertram Scheufele<br />

Sexueller Missbrauch<br />

<strong>Medien</strong>darstellung und <strong>Medien</strong>wirkung<br />

Wiesbaden: VS, 2005. – 242 S.<br />

ISBN 3-531-14870-2<br />

Es gibt Themen, mit denen man im Leben<br />

wahrlich ungern konfrontiert werden möchte<br />

und von denen man sich wünscht, dass sie<br />

möglichst nicht auf der öffentlichen Agenda<br />

stehen und medial verhandelt werden. Sexueller<br />

Missbrauch gehört in unseren Kultur- und<br />

Gesellschaftskreisen sicherlich dazu. Wird<br />

jedoch darüber berichtet, übt die Thematik<br />

aufgrund der dramatischen Darstellungen, der<br />

Emotionalisierungen und Moralisierungen einen<br />

gewissen Reiz aus, sich dennoch damit zu<br />

beschäftigen. Bertram Scheufeles Beweggründe<br />

dafür, warum er sich zusammen mit den Studierenden<br />

der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

im Wintersemester 2004/05 intensiv mit der<br />

Berichterstattung über sexuellen Missbrauch<br />

an der Ludwig-Maximilian-Universität München<br />

beschäftigen wollte, beziehen sich vor<br />

allem auf die im medialen und gesamtgesellschaftlichen<br />

Rahmen anzutreffende, unsachgemäße<br />

Debatte um Missbrauchsdelikte. Nach<br />

Scheufeles Beobachtung und Einschätzung<br />

ist das Wissen und Bewusstsein in der Bevölkerung<br />

im Hinblick auf den aus seiner Sicht<br />

menschlich, moralisch und strafrechtlich zu<br />

verurteilenden Missbrauch „unterentwickelt“<br />

(S. 81). Er hat vor allem in Erfahrung bringen<br />

wollen, welchen Anteil die <strong>Medien</strong> an diesem<br />

Defizit haben. Mit seiner von der DFG<br />

geförderten Studie hat er nicht nur versucht,<br />

eine Forschungslücke zu schließen, sondern<br />

er wollte auch einen angemessenen, sensiblen<br />

Umgang mit der Problematik reklamieren<br />

und Wege aufzeigen, wie dies besser gelingen<br />

kann. Bis dato hat es keine wissenschaftliche<br />

Untersuchung des Themas gegeben, die nicht<br />

nur die faktischen Folgewirkungen der Berichterstattung,<br />

sondern auch die möglichen<br />

Wirkungen einer angemessenen Problemkonstruktion<br />

berücksichtigt hat. Scheufeles Ziel ist<br />

es gewesen, anhand von sexuellem Missbrauch<br />

massenmediale Problemkonstruktionen und<br />

deren Wirkungen auf die Vorstellungen, die<br />

Einstellungen und die Handlungsbereitschaft<br />

486<br />

LITERATUR<br />

der Rezipienten zu untersuchen. Die Bearbeitung<br />

der Fragestellung ist seiner Meinung nach<br />

zwischen „mikropsychologischen Rezeptionsstudien<br />

und systemtheoretischen Arbeiten anzusiedeln“<br />

(S. 10). Die vorliegende Publikation<br />

umfasst einen theoretischen Zugang zur Problematik<br />

und eine empirische Auseinandersetzung,<br />

die sich zum einem mit der Darstellung<br />

von sexuellem Missbrauch und zum anderen<br />

mit der Rezeption der Berichterstattung über<br />

entsprechende Ereignisse beschäftigt. Es ist<br />

mit einem Mehrmethodendesign gearbeitet<br />

worden, bei dem Daten einer Inhaltsanalyse,<br />

einer Rezipientenbefragung und eines (Quasi-)<br />

Experiments im Sinne einer Triangulation in<br />

Beziehung gesetzt worden sind.<br />

Zunächst hat sich Scheufele einer vor allem<br />

auch empirisch brauchbaren Definition des<br />

Begriffs des sexuellen Missbrauchs gewidmet.<br />

Er verwendet den Begriff sehr weit, versteht<br />

ihn als Oberbegriff, unter den u. a. sexuelle<br />

Nötigung, Vergewaltigung und Pädophilie<br />

fallen. Sexueller Missbrauch bezieht sich prinzipiell<br />

auf Gewalt mit sexualisierten Mitteln<br />

(S. 22), wobei nicht unbedingt ein körperlicher<br />

Kontakt erfolgen muss (wie z. B. beim Exhibitionismus).<br />

Opfer können sowohl Kinder als<br />

auch Erwachsene weiblichen und männlichen<br />

Geschlechts sein. Bevor er sich auf die <strong>Medien</strong>darstellungen<br />

konzentriert, unternimmt er<br />

zunächst den schwierigen Versuch, die Sachlage<br />

sexuellen Missbrauchs anhand verschiedener<br />

Daten zu erfassen. Er interessiert sich hier vor<br />

allem für die Prävalenz- und Inzidenzraten,<br />

d. h. für die Verbreitung des Phänomens in<br />

der Bevölkerung und die je unterschiedlichen<br />

Schweregrade der Tat. Des Weiteren listet er<br />

alle erdenklichen Bedingungs- und Risikofaktoren<br />

auf, die Ursache(n) für sexuellen Missbrauch<br />

sein können. Er unterscheidet zwischen<br />

tätergebundenen, opfergebundenen, familialen,<br />

gesellschaftlich-kulturellen, staatlichen, politischen<br />

Ursachen und „metaphysischen“ Erklärungen.<br />

In dem Zusammenhang weist er auf die<br />

Annahme hin, dass die jeweils öffentlich diskutierten<br />

Ursachen das Problembewusstsein und<br />

die Haltung der Bevölkerung zum sexuellen<br />

Missbrauch maßgeblich beeinflussen können.<br />

Neben den Ursachen für sexuellen Missbrauch<br />

thematisiert der Autor auch die Folgen, wobei<br />

die Schädigungen der Opfer, die Interventionen<br />

für die Täter sowie die Präventionsmöglichkeiten<br />

der Gesellschaft diskutiert werden.<br />

Nachdem er sich dann generell mit der Dar-


stellung von Gewalt und sozialen Problemen in<br />

den <strong>Medien</strong> befasst hat, stellt er verschiedene<br />

<strong>Medien</strong>wirkungsansätze wie die Agenda-Setting-Hypothese,<br />

das Framing-Konzept und<br />

die Kultivierungshypothese vor, und überlegt<br />

anhand von Beispielen, inwieweit verschiedene<br />

Berichterstattungen über Missbrauch, über<br />

Täter und Opfer, über Ursachen und Folgen,<br />

Effekte auf die Vorstellungen der Rezipienten<br />

haben können. Er wählt ein deduktives Forschungsverfahren<br />

und generiert für die dreiteilige<br />

Untersuchung insgesamt 18 zu prüfende<br />

Hypothesen inklusive Subhypothesen. Im Folgenden<br />

weiht er den Leser gewissenhaft in das<br />

methodische Vorgehen ein und konfrontiert<br />

ihn danach auf 65 Seiten mit den sehr differenzierten<br />

und umfangreichen Ergebnissen, die<br />

insbesondere für quantitative Mehrmethodenuntersuchungen<br />

nicht unüblich sind, die aber<br />

trotz der Zwischenfazits im Hinblick auf die<br />

Wertigkeit etwas mühsam zu fassen und zu interpretieren<br />

sind.<br />

Die Inhaltsanalysen der Berichterstattung<br />

über sexuellen Missbrauch in den Jahren 2002<br />

und 2003 in den Qualitätszeitungen Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung (FAZ) und Süddeutsche<br />

Zeitung (SZ) sowie dem Boulevardblatt<br />

BILD haben u. a. folgende Ergebnisse zu Tage<br />

gebracht: Es ist in den drei Zeitungen nicht<br />

kontinuierlich, sondern nur punktuell über<br />

sexuellen Missbrauch berichtet worden. Es ist<br />

kein Akzent auf bestimmte Einzelfälle gesetzt<br />

worden. Insgesamt sind mehr Beiträge mit als<br />

ohne Einzelfallbezug publiziert worden, wobei<br />

mehrheitlich weder Ursachen noch Opferfolgen<br />

thematisiert wurden. Alle Zeitungen unterlagen<br />

laut Scheufele „dem fundamentalen<br />

Attributionsfehler“ (S. 164), dass sie vorrangig<br />

personenbezogene, aber kaum strukturelle<br />

oder kulturelle Aspekte bei der Ursachenbestimmung<br />

in Erwägung gezogen haben. Am<br />

häufigsten ist über Vergewaltigungen berichtet<br />

worden. Es finden sich verschiedene Täter-Opfer-Konstellationen,<br />

die jedoch nur bedingt der<br />

Sachlage entsprechen. Die drei analysierten Zeitungen<br />

haben häufiger über Kindesmissbrauch<br />

durch Fremdtäter als über andere Arten sexueller<br />

Gewalt berichtet. Mit dem Mythos des<br />

Fremdtäters werden nach Ansicht des Autors<br />

aber relevante Missbrauchsformen wie familialer<br />

oder ehelicher Missbrauch relativiert. Es<br />

fällt zudem auf, dass in den meisten Beiträgen<br />

einseitig, nämlich bezogen auf tätergebundene<br />

Ursachen, argumentiert worden ist. So wird<br />

Literatur · Besprechungen<br />

der Eindruck vermittelt, dass die strafrechtliche<br />

Verfolgung der Täter die wichtigste Maßnahme<br />

sei. Die Folgen für die Opfer sind nur in jedem<br />

dritten Beitrag erwähnt worden, wobei überwiegend<br />

physische und weniger psychische sowie<br />

eher kurz- als langfristige Auswirkungen<br />

auf die Opfer genannt wurden. In fast allen<br />

Zeitungsartikeln ist kommuniziert worden,<br />

dass die wichtigste Maßnahme bei Missbrauch<br />

die Aburteilung der Täter sei.<br />

Weniger gut als die Inhaltsanalyse ist die Befragung<br />

und Auswertung der 277 Interviews<br />

zur Rezeption der Berichte über Missbrauchsfälle<br />

gelungen. In Anlehnung an die Kultivierungs-Hypothese<br />

hat Scheufele hier den Versuch<br />

unternommen, Wenig- und Vielnutzer<br />

der FAZ/SZ und Viel- und Wenignutzer der<br />

BILD im Hinblick auf ihre Einstellungen zu<br />

Missbrauchshandlungen in Abhängigkeit zur<br />

jeweiligen Zeitungsberichterstattung zu unterscheiden.<br />

Doch die erwarteten Gruppenunterschiede<br />

sind in seinen Analysen weitgehend<br />

ausgeblieben, was vermutlich vor allem der<br />

Ungleichverteilung der Gruppengrößen und<br />

nicht dem Untersuchungsdesign geschuldet ist,<br />

worauf der Autor aber nicht eingeht.<br />

Im Quasi-Experiment hat Scheufele die Befragten<br />

mit einem Zeitungsartikel über einen<br />

schweren sexuellen Missbrauch eines Mannes<br />

an einem 12jährigen Mädchen konfrontiert.<br />

Eine Artikelversion des Vorfalls hat der faktischen<br />

Berichterstattung entsprochen, d. h. es<br />

handelte sich um einen Fremdtäter, die Folgen<br />

der Tat sind für das Opfer primär physischer<br />

Art und kurzfristig gewesen. In einer anderen<br />

Version wurde der Artikel dahingehend verändert,<br />

dass eine sachlich angemessene Darstellung<br />

des Missbrauchs erprobt werden sollte.<br />

Der Täter wird dem Familienkreis zugeordnet<br />

und die Folgen für das Opfer sind als langfristig<br />

vor allem psychischer Art beschrieben worden.<br />

In dem Experiment hat sich gezeigt, dass sich<br />

Effekte der <strong>Medien</strong>berichterstattungen vor<br />

allem für die Kognitionen der Studienteilnehmer<br />

und weniger für die Einstellungen und<br />

die Handlungsbereitschaft nachweisen lassen.<br />

Zudem scheint die Darstellung der Folgen für<br />

Missbrauchsopfer nachhaltiger als die Darstellung<br />

der Täter zu wirken – insbesondere wenn<br />

psychische Langzeitfolgen berichtet wurden.<br />

Es lässt sich resümierend feststellen, dass<br />

Scheufele eine sehr solide, nüchterne und ernüchternde<br />

kommunikationswissenschaftliche<br />

Studie vorgelegt hat, die darauf verweist, dass<br />

487


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

die Darstellungen von sexuellem Missbrauch<br />

und sexueller Gewalt in den <strong>Medien</strong> von Stereotypien<br />

und Fehlinformationen in Bezug<br />

auf die Täter- und Opferbilder und auf die<br />

Ursachen und Folgen gekennzeichnet sind.<br />

Dies wiederum hat zur Konsequenz, dass ein<br />

sachgerechter Umgang mit der Problematik<br />

erschwert wird und hier Journalisten entsprechend<br />

gefordert sind, sensibler und genauer<br />

mit diesem Thema umzugehen. Nur so wird<br />

es wahrscheinlich, dass sich ein realitätsnahes<br />

Problembewusstsein der Rezipienten entwikkeln<br />

kann und eine Handlungsbereitschaft im<br />

Falle einer Konfrontation mit dem Problem gegeben<br />

ist. Es verbleibt zu hoffen, dass das Buch<br />

seinen Platz auf den Leselisten insbesondere für<br />

die Disziplinen „<strong>Medien</strong>ethik“ und „Qualitätsjournalismus“<br />

finden wird.<br />

Dagmar Hoffmann<br />

Norbert Baumgärtner<br />

Risiko- und Krisenkommunikation<br />

Rahmenbedingungen, Herausforderungen<br />

und Erfolgsfaktoren, dargestellt am Beispiel<br />

der chemischen Industrie<br />

München: Verlag Dr. Hut, 2005. – 436 S.<br />

ISBN 3-89963-172-2<br />

Mit seiner Dissertation legt Norbert Baumgärtner<br />

eine anwendungsorientierte Forschungsarbeit<br />

vor, die das Feld der Unternehmenskommunikation<br />

in Risiko- und Krisensituationen<br />

systematisch beleuchtet. Seine Arbeit umfasst<br />

sowohl eine Begriffsbestimmung und theoretische<br />

Herleitung aus verschiedenen Disziplinen<br />

als auch eine empirische Umsetzung.<br />

Nach einer problematisierenden Bestimmung<br />

seiner zentralen Untersuchungsgegenstände<br />

Risiko und Krise in Abgrenzung zu angrenzenden<br />

Begriffen wie Konflikt oder Katastrophe,<br />

deren Verwendung in der Praxis häufig<br />

schwammig ist, stellt Baumgärtner angenehm<br />

kurz den jeweils aktuellen Forschungsstand zu<br />

Risiko- und Krisenkommunikation dar und<br />

erörtert defizitanalytisch deren praktische Relevanz.<br />

Bereits hier wird deutlich, dass die öffentliche<br />

Debatte von Risiken unterschiedliche<br />

Fragen im Hinblick auf deren Objektivierbarkeit<br />

insbesondere aus Experten- und Laienperspektive<br />

aufwirft, da in diesen Gruppen mit unterschiedlichen<br />

Risikokonstruktionen operiert<br />

wird: Die Messverfahren bzw. Einflussfaktoren<br />

488<br />

der Risikowahrnehmung der Experten basiert<br />

quantifizierend auf einem naturwissenschaftlich-technischen,<br />

statistischen Vorgehen, während<br />

Laien vereinfachende mentale Heuristiken<br />

anwenden und eine dementsprechend vorwiegend<br />

qualitative, vage und offene Risikovorstellung<br />

haben, deren Gebrauch innerhalb der<br />

Gruppe uneinheitlich ist.<br />

Risikokommunikation muss daher immer<br />

beide Perspektiven berücksichtigen. Ihre<br />

Hauptfunktionen fasst Baumgärtner in Anlehnung<br />

an Keeney/von Winterfeldt, Renn/Levine,<br />

Renn/Kastenholz und Hribal als Befriedigung<br />

des ‚Rechts auf Wissen’ (S. 158) zusammen.<br />

Damit ist die Erfüllung der von staatlicher<br />

Seite gesetzten Normen hinsichtlich der Informationspflicht<br />

an die Öffentlichkeit genauso<br />

gemeint wie eine ganze Reihe weiter gehender<br />

Maßnahmen: die Aufklärung der Öffentlichkeit<br />

über Risiken, eine Wissensverbesserung,<br />

die zielorientierte Veränderung von Einstellungen<br />

der Öffentlichkeit, eine Verhaltensänderung<br />

beim Verursacher und beim Rezipienten,<br />

die Legitimation von Zielen, die Einbeziehung<br />

der Betroffenen ins Risikomanagement,<br />

die Information über geeignete Maßnahmen<br />

zur Risikoreduzierung bzw. -minimierung, die<br />

Vorbereitung auf mögliche Notfälle als handlungsunterstützende<br />

Information, die Verbesserung<br />

des Verständnisses von Werten und<br />

Besorgnissen der Öffentlichkeit bei den Experten,<br />

eine beidseitige Erhöhung des Vertrauens<br />

und der Glaubwürdigkeit, die Vermeidung<br />

von Konflikteskalationen sowie schlussendlich<br />

eine Konfliktlösung. Damit Risikokommunikation<br />

diese Funktionen wahrnehmen kann,<br />

bedarf es der eingehenden Analyse des gesellschaftspolitischen<br />

Umfelds, in dem öffentliche<br />

Konflikte ausgetragen werden. In seinem<br />

Grundlagenband skizziert Baumgärtner mit<br />

Hilfe des Arena-Modells (v. a. nach Renn) diesen<br />

öffentlichen Aktionsraum und analysiert<br />

die in der Arena tätigen Akteure hinsichtlich<br />

der konstitutiven Mechanismen zur Bildung<br />

von Anspruchsgruppen, ihrer Sanktionsmacht,<br />

ihren Legitimations- und Interaktionsmöglichkeiten.<br />

Baumgärtner arbeitet in einem weiteren<br />

Arbeitsschritt prägnant die unterschiedlichen<br />

Erwartungshaltungen der Akteure an das <strong>Medien</strong>system<br />

heraus, dem eine entscheidende<br />

Vermittlerrolle in der Risiko- und Krisenkommunikation<br />

zukommt. Hierzu zieht er kommunikationswissenschaftliche<br />

Theorien und<br />

Modelle, wie Stimulus-Response, Two-Step-


Flow of Communication, Agenda-Setting,<br />

Uses-and-Gratifications und Schweigespirale,<br />

heran. Er kommt zu dem wenig überraschenden<br />

Schluss, dass „so wenig die <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

zu einem definitiven Urteil“<br />

kommen könne, „unter welchen Umständen<br />

welche <strong>Medien</strong> welche (und wie starke) Wirkungen<br />

haben, so wenig […] das dieses Buch<br />

leisten“ könne.<br />

Anhand von Fallstudien zu sechs Krisen von<br />

Chemieunternehmen zeigt Baumgärtner auf,<br />

dass es unabhängig von den großen Theorie-<br />

und Modellkonstrukten der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

generalisierte Erfolgsfaktoren<br />

für die Unternehmenskommunikation gibt, die<br />

sich mit den im Theorieteil seiner Arbeit angestellten<br />

Überlegungen begründen lassen.<br />

An einigen Stellen ist auffällig, dass der Autor<br />

etwas zu Zitatenreihungen neigt. Darüber hinaus<br />

bleibt die Studie leider in einigen Bereichen,<br />

wie z. B. den Lebenszyklen von Risikothemen,<br />

an der Oberfläche. Damit soll aber nicht in<br />

oftmals review-typisches Kritisieren von Beschränkungen<br />

wissenschaftlicher Arbeiten auf<br />

ein Gebiet verfallen werden: Der Autor liefert<br />

mit diesem Grundlagenwerk einen wichtigen,<br />

praxisorientierten Beitrag zum Verständnis der<br />

Risiko- und Krisenkommunikation, der erfolgreich<br />

den Spagat zwischen wissenschaftlicher<br />

Kontextualisierung und anwendungsorientiertem<br />

Fokus meistert.<br />

Steffen Kolb & Steffen Burkhardt<br />

Jens Damm/Simona Thomas (Hrsg.)<br />

Chinese Cyberspaces<br />

Technological Changes and Political Effects<br />

London/New York: Routledge, 2006. – 180 S.<br />

ISBN10: 0-415-33208-7<br />

ISBN13: 9-78-0-415-33208-8<br />

“Policy follows technology” – diese Gesetzmäßigkeit<br />

gilt auch für den durch beständiges<br />

Wachstum gekennzeichneten chinesischen<br />

Markt der audiovisuellen, elektronischen <strong>Medien</strong>.<br />

Ist die ordnungspolitische Ausgestaltung<br />

des chinesischen Fernsehmarktes durchaus mit<br />

den bundesdeutschen Strukturen vergleichbar?<br />

Halt! Natürlich nur im Vergleich zum systematischen<br />

Aufbau zuständiger, regulierender<br />

Institutionen und natürlich (leider?, noch?,<br />

kulturell?) nicht aus der Perspektive des herrschenden<br />

politischen Paradigmas, respektive<br />

Literatur · Besprechungen<br />

verfassungsgemäßen Umsetzungen im Sinne<br />

der gesamten Gesellschaft.<br />

Ganz und gar nicht vergleichbar stellt sich<br />

indes der administrative Umgang mit virtuellen<br />

Welten und dem Internet als Ganzem in China<br />

dar. Der von Jens Damm und Simona Thomas<br />

herausgegebene und überwiegend sekundäranalytische<br />

Sammelband Chinese Cyberspaces<br />

bietet laut Klappentext eine multidisziplinäre<br />

Auseinandersetzung um die Entwicklungen<br />

des Internets in China aus sozialwissenschaftlicher,<br />

politischer, ökonomischer und umgreifend<br />

aus kultureller Perspektive mit den daraus<br />

folgenden Konsequenzen: Der Etablierung von<br />

Aufsichtsbehörden zur Sicherstellung der politischen<br />

Stabilität im Feld der Individual- und<br />

Massenkommunikation im Cyberspace.<br />

Der Band untergliedert sich in sieben Beiträge<br />

und beginnt mit einer Einleitung der<br />

Herausgeber zur Rolle des Internets in China<br />

(sowie einem Überblick zum aktuellen<br />

Forschungsstand), die, begleitet durch den<br />

fortschreitenden Öffnungsprozess der Volksrepublik,<br />

sich seit dem Ende der neunziger<br />

Jahre sowohl gesellschaftlich als auch ökonomisch<br />

als Teil der Lebensrealität – zumindest<br />

in den Ballungszentren – herausgebildet hat,<br />

wenngleich unter restriktiver Regulierung des<br />

Zugangs und der Art der über dieses Medium<br />

verbreiteten Inhalte. Der die Einführung<br />

schließende Verweis auf den Kontrollanspruch<br />

der Staatsführung leitet gleichermaßen auf den<br />

zweiten Beitrag von Eric Harwit und Duncan<br />

Clark über. Schon zu Beginn des Bandes wird<br />

eines besonders deutlich: Das Internet in China<br />

ist nicht mit dem beispielsweise ‚europäischen’<br />

Internet vergleichbar und kann vor diesem<br />

Hintergrund vertretbar und in Folge als CWW<br />

(Chinese Wide Web) und nicht als WWW klassifiziert<br />

werden. Die Autoren zeichnen die infrastrukturelle<br />

Entwicklung nach, die mit heutigem<br />

Stand übergreifend durch das MII (Ministry<br />

of Information Industry) bestimmt ist.<br />

Ähneln sich die soziodemographischen Daten<br />

und genutzte Funktionen wie E-Mail oder Unterhaltungsangebote<br />

im hier gezogenen Vergleich<br />

mit den USA sehr, so fällt doch auf, dass<br />

insbesondere Reiseinformationen (gering) und<br />

die Teilnahme an Chatrooms (hoch) divergieren.<br />

Diese als Folge der politischen Prämissen<br />

zur Regulierung des Internets zu interpretierende<br />

Bedeutung einzelner <strong>Kommunikations</strong>räume<br />

steht in direktem Zusammenhang mit<br />

einer absurd erscheinenden Policy: der nahezu<br />

489


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

vollständigen Privatisierung und Kommerzialisierung<br />

des CWW als Beitrag zum volkswirtschaftlichen<br />

Wachstum mit der gewollten<br />

Kooperation zwischen chinesischen und ausländischen<br />

Unternehmen unter Ausschluss des<br />

freien Wortes. Diese Form der ‚verordneten’<br />

Selbstzensur beginnt auf ökonomischer Seite<br />

mit dem Anreiz des Markteintritts und auf gesellschaftlicher<br />

Seite mit der Androhung nachhaltiger<br />

Sanktionen durch strafrechtliche oder<br />

anders praktizierte Maßnahmen – die Beispiele<br />

„internationale Suchmaschinenbetreiber“ und<br />

‚das Wohl des Staates’ (so frei zitiert die Verfassung<br />

der Volksrepublik China) beeinträchtigendes<br />

<strong>Kommunikations</strong>verhalten Einzelner<br />

und Gruppen sind hinlänglich bekannt.<br />

Die Verbreitung von publizistischen Inhalten<br />

– vor allem Nachrichten, die allerdings gemessen<br />

an Unterhaltungsinhalten zurückbleiben<br />

– ist im nächsten Beitrag „In the Crossfire<br />

of Demands – Chinese News Portals between<br />

Propaganda and the Public“ der Fokus von Johan<br />

Lagerkvist. Trotz hoher Regulierung und<br />

staatlich oder auch halb-staatlich betriebener<br />

Websites stellt Lagerkvist als besonderes Charaktermerkmal<br />

die Flüchtigkeit des Internet-<br />

Users in seinem <strong>Kommunikations</strong>verhalten<br />

heraus. Die staatlich kontrollierten Sites verlieren<br />

vor dem Hintergrund hoch frequentierter<br />

Chatrooms und Blogs beständig an Hits und<br />

können auf diese Weise, mediengattungsspezifisch<br />

in Unterscheidung zu den keineswegs<br />

schwach genutzten Angeboten von TV, Hörfunk<br />

und Tagespresse, den User auf der Suche<br />

nach anderen Qualitäten publizistischen Inhalts<br />

nicht aufhalten. Während es nur eine begrenzte<br />

Anzahl von lokal, regional oder überregional<br />

verbreiteten klassischen <strong>Medien</strong> gibt,<br />

ist der User in seiner Wahlfreiheit zumindest<br />

in den Landesgrenzen unbeschränkt. Zudem ist<br />

die inhaltliche Kontrolle durch staatliche Stellen<br />

in Chat-Rooms, Blogs oder gestreamten<br />

Inhalten ungleich schwieriger. Die <strong>Kommunikations</strong>technologie,<br />

deren Lösungen sich politisch<br />

nicht aufhalten lassen und darüber hinaus<br />

auch wegen ihres ökonomischen Potenzials<br />

überwiegend erwünscht sind, führt den Gesetzgeber<br />

in China zunehmend in Bedrängnis,<br />

könnte als Zwischenergebnis nach Lagerkvist<br />

bilanziert werden. Doch schon die folgenden<br />

Autoren Michael Chase, James Mulvenon and<br />

Nina Hachigan kommen in ihrem vergleichbaren<br />

Beitrag über Peer-to-Peer-Netzwerke in<br />

China zu einem, durch Interviews unterstütz-<br />

490<br />

ten, ernüchternden Fazit: Wenngleich neue<br />

<strong>Kommunikations</strong>- und Informationstechnologien<br />

der Politik und ihren durch die Kommunistische<br />

Partei Chinas gesteckten Zielen immer<br />

einen Schritt voraus sind – die Anpassung der<br />

Kontrollmaßnahmen schreitet immer schneller<br />

voran und lässt publizistische Freiräume in der<br />

Gesellschaft nur mehr für kurze Zeiträume zu.<br />

Der Beitrag „Comrade to Comrade Networks:<br />

the Social and Political Implications of Peerto-Peer<br />

Networks in China” traut den neuen<br />

Möglichkeiten keinen absehbaren politischen<br />

Wandel zu. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel.<br />

Einen anderen Ansatz wählt Mitherausgeber<br />

Jens Damm im fünften Beitrag zum Sammelband:<br />

Er beschreibt das Beispiel der Provinzen<br />

Guangdong und Fujian. Um der Bevölkerung<br />

nicht zu suggerieren, sie werde durch den Alleinherrschaftsanspruch<br />

der Kommunistischen<br />

Partei unterdrückt, bedient sich die Regierung<br />

der gesteuerten politischen Kommunikation<br />

distributiven Charakters. „To Serve the<br />

People“, entsprungen der Ära Mao, steht für<br />

die Integration der Bürger in ein modernes,<br />

dienstleistungs-orientiertes China, in dem sie,<br />

die Bürger, ähnlich den Demokratien dieser<br />

Welt, der Souverän seien. Die Etablierung von<br />

e-government über e-policy hat zum Ziel, zum<br />

einen das auch innerstaatliche Phänomen einer<br />

„Digital Divide“ und zum anderen die latent<br />

korruptionsverdächtigen Guanxi-Strukturen<br />

zu überbrücken. Gute Politik stärke die Legitimität<br />

der Partei in der Gesellschaft, so das<br />

Credo. Die mit „positive content“ versehenen<br />

Inhalte sollen die noch nicht vollständig mit<br />

den Weiten des Netzes sozialisierten Bewohner<br />

und vor allem die Landbevölkerung davon abhalten,<br />

den „Garten im Garten“ (frei nach dem<br />

so genannten ‚Walled-Garden-Prinzip’) zu<br />

verlassen. Der Autor versäumt auch nicht, darauf<br />

hinzuweisen, dass sich auch hinter diesem<br />

Steuerungsprinzip letztlich das Ziel verbirgt,<br />

ohne Aufgabe des Herrschaftsanspruches und<br />

Zulassens freierer <strong>Kommunikations</strong>strukturen<br />

ein für die Wirtschaft geeignetes Medium<br />

über infrastrukturelle Subvention marktfähig<br />

zu machen.<br />

Dieser Ableitung widmen sich die beiden<br />

abschließenden Beiträge von Xie Kang „Industralization<br />

supported by Informatization“ und<br />

Mitherausgeberin Sina Thomas „Net Business:<br />

Chinas Potential for a Global Market Change“,<br />

Kang aus überwiegend volkswirtschaftlicher<br />

und Thomas aus betriebswirtschaftlicher Per-


spektive. Erstere führt detailliert die Verschränkung<br />

zwischen Industrialisierung und Informatisierung<br />

zugunsten einer beständigen Weiterentwicklung<br />

und Stabilität der Volkswirtschaft<br />

Chinas an, die es der Regierung ermöglicht, die<br />

Gesellschaft in ein neues Zeitalter zu begleiten.<br />

Zweitere betont das enorme Marktpotential<br />

Chinas, das insbesondere über E-Commerce-<br />

Strategien im B2C- und B2B-Bereich stärker<br />

als in der Vergangenheit ausgeschöpft werden<br />

kann.<br />

Der hier vorgestellte Sammelband beleuchtet<br />

ansprechend strukturiert die Markt- und<br />

<strong>Medien</strong>realität des Internets in China. Was<br />

dem ‚westeuropäisch’ sozialisierten Leser und<br />

vor allem <strong>Medien</strong>bürger im 21. Jahrhundert<br />

als Absurdität erscheinen mag, ist aus chinesischer<br />

Perspektive die erfolgreich implementierte<br />

Konvergenz zwischen totalitären<br />

Strukturen und Wirtschaftsliberalität, flankiert<br />

durch jeweilige Sicherheitsvorkehrungen, die<br />

unerwünschte Effekte zu vermeiden suchen.<br />

Der thematische Rahmen des Internets birgt<br />

aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive<br />

Konfliktpotenzial, welches letztlich<br />

in den Beiträgen erwähnt, nicht aber diskutiert<br />

oder weiterentwickelt wird. Die uns vertrauten<br />

Grundrechtspositionen fehlen, so dass sich nach<br />

der Lektüre die Skepsis angesichts der positiven<br />

Wachstumsbilanz der Volksrepublik sowie darüber,<br />

dass Kommerzialisierung politisch höher<br />

eingestuft wird als freie <strong>Kommunikations</strong>strukturen,<br />

bestätigt. Letztlich müssen bei allem<br />

Befremden jedoch auch die kulturellen Aspekte<br />

dieser offensichtlichen Gegensätzlichkeit<br />

in dem Verständnis von <strong>Kommunikations</strong>freiheiten<br />

berücksichtigt werden. Was für die eine<br />

Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit und<br />

Überzeugung freier Entfaltungsmöglichkeiten<br />

wie auch Schutz ist, muss nicht zwangsläufig<br />

auch für andere Kulturen und deren Gesellschaften<br />

gelten. Auch dann nicht, wenn wirtschaftliche<br />

Austauschbeziehungen die Brücke<br />

schlagen und augenscheinlich supranationales<br />

Verständnis erkennen lassen. Keineswegs soll<br />

der Versuch einer objektiven Einschätzung<br />

als Rechtfertigung für physische und psychische<br />

Gewalt an Andersdenkenden gelten; er<br />

soll vielmehr der Analyse von <strong>Kommunikations</strong>strukturen,<br />

-prozessen und übergreifend<br />

Lebenswelten zur Bewertung von kulturellen<br />

Phänomenen mehr Raum bereiten.<br />

Vor diesem Hintergrund liefert der Sammelband<br />

einen aus gesellschafts- und wirtschafts-<br />

Literatur · Besprechungen<br />

politischer Perspektive wertvollen Beitrag zur<br />

Begleitung des bevölkerungsreichsten Staates<br />

der Erde im Umgang mit dem zur Individual-<br />

wie zur Massenkommunikation tauglichen<br />

Medium CWW. Er bietet darüber hinaus detaillierte<br />

Ausführungen zu Programmen und<br />

Strukturen, die bis auf Akteursebene in Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Regierung heruntergreifen.<br />

Jan Krone<br />

Rudolf Kammerl<br />

Internetbasierte Kommunikation und Identitätskonstruktion<br />

Selbstdarstellungen und Regelorientierungen<br />

14- bis 16-jähriger Jugendlicher<br />

Hamburg: Dr. Kovac, 2005. – 351 S.<br />

(Schriftenreihe <strong>Medien</strong>pädagogik und <strong>Medien</strong>didaktik;<br />

7)<br />

ISBN 3-8300-1988-2<br />

Mit der Verbreitung nahezu jedes neuen Mediums<br />

sind weit reichende Wirkungen prognostiziert<br />

worden. Neuerdings äußern sie sich in<br />

besonders plakativen Etikettierungen ganzer<br />

Generationen: Chipgenerationen, Generation<br />

N, Generation @, Netz-Generation, digitale<br />

Generation, Generation kick.de sind beispielsweise<br />

solche, die mit der Entwicklung und<br />

Diffusion von Computer und Internet kreiert<br />

worden sind. Sie sollen mindestens den imposanten<br />

Eindruck erwecken, dass diese <strong>Medien</strong><br />

womöglich einen neuen Sozialcharakter hervorbringen<br />

und nunmehr eine ganz neue Generation<br />

heranwächst. Dass es mit der empirischen<br />

Überprüfung solcher Diagnosen noch<br />

weitgehend hapert, sollen sie ebenso elegant<br />

wie pauschal übertönen.<br />

Da ist es zu begrüßen, dass sich die vorliegende<br />

Habilitationsschrift, vorgelegt an der<br />

Universität Passau, – zusammen mit inzwischen<br />

einigen anderen Arbeiten – just dieser Aufgabe<br />

annimmt, auch wenn es nur in kleinen Schritten<br />

vorangeht und die eiligen Entwicklungen über<br />

ihre Befunde schon fast hinweggegangen sind.<br />

Denn seit 1999 befasst sich der Autor, wie er<br />

in seinem Vorwort berichtet, mit diesem Thema,<br />

seine Recherche des Forschungsstandes<br />

greift cum grano salis bis 2003, die empirischen<br />

Erhebungen wurden 2001 und 2003 durchgeführt<br />

– in digitalen Parametern also fast schon<br />

491


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

ein Jahrzehnt zurückliegend. Immerhin beansprucht<br />

der Autor mit seiner „explorativen<br />

Studie“ (S. 3), ein „medienökologisches Rahmenmodell<br />

internetbasierter Kommunikation<br />

und Identitätskonstruktion“ (S. IX) sowie ein<br />

differenziertes Konzept qualitativer, triangulierender<br />

Rezeptionsforschung vorzulegen, die<br />

beide über die zeitliche Relativierung der Daten<br />

hinaus beispielhaft sein sollen.<br />

Für dieses theoretische Modell holt der<br />

Autor allerdings sehr weit aus und zollt damit<br />

wohl den akademischen Usancen Tribut.<br />

Kommunikation (als symbolische Interaktion<br />

wie als internetbasierte), Identität, Jugend und<br />

Adoleszenz – sie alle werden in ihren jeweiligen<br />

Definitions- und Forschungskontexte aufgearbeitet.<br />

Auch Jugendschutz und Meinungsfreiheit<br />

im Internet werden gestreift; selbst eine<br />

Frage „Was ist eine persönliche Homepage?“<br />

wird behandelt. Identität, der eigentliche Forschungsfokus,<br />

bleibt indes theoretisch abstrakt,<br />

wenn sie lediglich als „prozesshafte Generalisierung<br />

(übersituative Verarbeitung) subjektiv<br />

bedeutsamer und betroffen machender Erfahrungen“<br />

(S. 131) gekennzeichnet wird und aus<br />

diesem (noch) komplexen Konstrukt für die<br />

internetbasierte Kommunikation nur die Themenfelder<br />

„Regelorientierung“ und „Selbstdarstellung“<br />

ausgewählt werden. Ob damit die<br />

wichtigsten oder auch brisantesten Dimensionen<br />

jugendlicher Identitätsbildung via Internet<br />

identifiziert worden sind, ist doch fraglich, zumal<br />

andere potenzielle Aspekte – spontan seien<br />

genannt: Spiel, Kommunikation/Unterhaltung,<br />

Konsum, Tabubrüche sowohl in sexueller als<br />

auch in politisch-ideologischer Hinsicht, Peergroup-Bildung<br />

besonders über spezielle Musikstile<br />

etc. – nicht hinreichend in Betracht<br />

gezogen und abgewogen werden.<br />

Mit 30 Jugendlichen im Alter von 14 bis 16<br />

Jahren, darunter acht Mädchen, die allesamt<br />

das Internet „viel nutzen“, also nach damaligen<br />

Kriterien mehr als zehn Stunden pro<br />

Woche mit Chatten, MUDs oder Ähnlichem<br />

(S. 156) verbrachten, wurden innerhalb von<br />

zwei Jahren ein bis zwei halbstrukturierte Intensivinterviews<br />

über alle anliegenden Fragen<br />

geführt, darüber hinaus wurden die häuslichen<br />

und schulischen Umfelder in den Landkreisen<br />

Passau und Deggendorf einbezogen und mit<br />

den Aussagen der Jugendlichen in Beziehung<br />

gesetzt. Homepages der Jugendlichen sowie<br />

Chat-Seiten wurden auf die genannten Kategorien<br />

hin inhaltsanalytisch untersucht.<br />

492<br />

Auch wenn sich viel aufschlussreiche Äußerungen<br />

im Einzelnen ergeben, die in Interview-Auszügen<br />

dokumentiert werden, zeigt<br />

sich insgesamt, dass in den genannten Jahren<br />

die Internet-Kommunikation bei den Jugendlichen<br />

(noch?) einen vergleichsweise geringen<br />

Stellenwert einnahm und die aufgeführten<br />

Etikettierungen weit überzogen sind. Das Zusammensein<br />

mit Freunden, aber auch andere<br />

<strong>Medien</strong> (Fernsehen, Musik) wurden vorrangig<br />

präferiert, vor allem waren es nach wie vor die<br />

allgemeinen sozialen Belange wie Schule, berufliche<br />

Ausbildung bzw. Suche nach einem Beruf<br />

und die familiären Kontexte, die weit nachhaltiger<br />

beschäftigten. Über das Internet hatten<br />

die Jugendlichen allenfalls geringe, meist keine<br />

Regelkenntnisse, es wurde weder in der Schule<br />

noch in den Familien hinreichend thematisiert,<br />

so dass es für die Jugendlichen nahezu<br />

als autonom zu handhabender Freiraum galt.<br />

Damals fehlten den meisten Jugendlichen allerdings<br />

auch noch das Know-how, die Chats als<br />

„Identity Workshop“ für multiple Identitäten<br />

auszuprobieren, wie sie gern in der einschlägige<br />

Presse apostrophiert werden. Vorherrschend<br />

nutzten die Jugendlichen es als alltägliches<br />

<strong>Kommunikations</strong>mittel, sofern es in der Peergroup<br />

schon en vogue war (was sich über SMS<br />

allerdings viel leichter bewerkstelligen lässt).<br />

Ob dabei Prozesse der Identitätsbildung in<br />

Gang kamen, konnte (so) nicht eruiert werden.<br />

Über aussagekräftige Homepages verfügten<br />

nur wenige, etliche hatten die Arbeit daran begonnen,<br />

blieben entweder in den Schemata der<br />

marktgängigen Tools stecken und gaben ganz<br />

entnervt auf. Nur wenige sahen in der originellen<br />

Gestaltung eigener Web-Seiten für sich eine<br />

Chance, dann allerdings eher im Hinblick auf<br />

eine künftige Berufsausbildung bzw. -karriere.<br />

So blieb die Ausgangsfrage der Arbeit, nämlich<br />

„welche Funktionen die internetbasierte Kommunikation<br />

für die Identitätsentwicklung von<br />

Jugendlichen erfüllt“ (S.3) im Kern unbeantwortet<br />

– oder freundlicher formuliert: Sie ließ<br />

sich in dieser Phase der Entwicklung und mit<br />

den verwendeten Forschungsmethoden nicht<br />

erschöpfend und differenziert genug klären.<br />

Abschließend bedenkt der Autor noch die<br />

pädagogische Disziplin, indem er medienpädagogische<br />

Konsequenzen für die Praxis wie die<br />

Ausbildung von Pädagogen einfordert: Die Erhebungen<br />

haben ja ergeben, dass die „Fähigkeit<br />

der Reflexion über <strong>Medien</strong> und die <strong>Medien</strong>nutzung<br />

sowie die produktive Gestaltung eigener


<strong>Medien</strong> zu selbst gesetzten Zwecken, aber auch<br />

das Hintergrundwissen über <strong>Medien</strong> (zum Beispiel<br />

rechtliche Fragen)“ (S. 305f) bei Jugendlichen<br />

wenig entwickelt waren. Daher fordert<br />

der Autor (erneut), medienerzieherische Inhalte<br />

in Schule und Jugendarbeit verstärkt zu vermitteln,<br />

insbesondere die inzwischen dominierende<br />

„informationstechnische Bildung“ mit<br />

der „<strong>Medien</strong>erziehung“ zu verbinden (wie es<br />

die Kultusministerkonferenz schon in den 90er<br />

Jahren gefordert hat) und eine so breit verstandene<br />

<strong>Medien</strong>bildung zur Querschnittsaufgabe<br />

und zum übergreifenden Ziel pädagogischer<br />

Bemühungen zu machen. Dass es mit diesen<br />

Forderungen selbst in Bayern nicht sehr weit<br />

her ist, muss der Autor am Ende einräumen.<br />

So bleibt das Motto eines der vielen Pilot- und<br />

Vorzeigeprojekte „Mediageneration – kompetent<br />

in die <strong>Medien</strong>zukunft“ bis dato ein beschämendes<br />

Desiderat.<br />

Hans-Dieter Kübler<br />

Steffen Kolb<br />

Mediale Thematisierung in Zyklen<br />

Theoretischer Entwurf und empirische Anwendung<br />

Köln: Herbert von Halem, 2005. – 334 S.<br />

ISBN: 3-938258-05-0<br />

Das Buch, die Dissertation des Autors, besteht<br />

aus zwei Hauptteilen: In einem Theorieteil<br />

werden bestehende Ansätze zur Beschreibung/<br />

Erklärung von medialen Themenverläufen dargestellt,<br />

diskutiert und zu einem idealtypischen<br />

„Zyklusmodell“ des Themenverlaufs verdichtet.<br />

In einem empirischen Teil wird als Fallstudie<br />

die Karriere des Themas „Blei im Benzin“<br />

(bzw. allgemeiner: „umwelt- und gesundheitsschädliche<br />

Wirkungen von Fahrzeugabgasen“)<br />

von 1965-2000 nachgezeichnet. Man kann das<br />

Buch also aus zwei Perspektiven lesen: Als<br />

Darstellung der Karriere eines Umweltthemas<br />

oder als Versuch der Theoriebildung über die<br />

Dynamik medialer Thematisierung. Der Titel<br />

des Buches bezieht sich auf die zweite Perspektive.<br />

D. h. der Autor möchte seine Dissertation<br />

in erster Linie als Beitrag zur Entwicklung<br />

einer Theorie medialer Thematisierung verstanden<br />

wissen und die Darstellung des Umweltthemas<br />

als erste empirische Überprüfung<br />

des „Themenzykluskonzepts“ (S. 125). Leider<br />

wird das Buch diesem theoretischen Anspruch<br />

Literatur · Besprechungen<br />

nur bedingt gerecht. Die Karriere des Themas<br />

„Umwelt-/Gesundheitsbelastungen von Autoabgasen“<br />

differenziert nachzuzeichnen, gelingt<br />

dem Autor dagegen recht gut. Ich beginne meine<br />

Besprechung mit dem relativ unproblematischen<br />

zweiten Teil, also mit der inhaltsanalytischen<br />

Fallstudie, um danach ausführlicher auf<br />

die theoretischen Überlegungen zur medialen<br />

Thematisierung und die Frage ihrer empirischen<br />

Validierung einzugehen.<br />

Gegenstand der Fallstudie ist die Berichterstattung<br />

in deutschen, britischen und französischen<br />

Printmedien über Umweltprobleme<br />

durch Autoabgase, wobei der Schwerpunkt<br />

der Analyse und Darstellung auf der deutschen<br />

Berichterstattung liegt (FAZ, SZ, Bild, Spiegel).<br />

Der Autor zeichnet die mediale Darstellung des<br />

Themas von 1965 bis 2000 differenziert nach<br />

und zeigt sich dabei sowohl bei der Darstellung<br />

zeitlicher Trends als auch beim internationalen<br />

Vergleich methodisch sehr reflektiert.<br />

Die Analyse zeigt die Bedeutung der Wissenschaft<br />

als Themenprotagonist in den Anfangsphasen<br />

des Themas und die Politisierung des<br />

Themas in der Phase hoher Intensität, die sich<br />

beispielsweise im Anstieg des Anteils der in der<br />

Berichterstattung genannten politischen Akteure<br />

und im Rückgang des Anteils von Akteuren<br />

aus dem wissenschaftlich-technischen System<br />

ausdrückt. Auch die Berichterstattungsanlässe<br />

kamen in den „heißen Phasen“ überdurchschnittlich<br />

häufig aus dem politischen System,<br />

und es wurde besonders häufig auf politische<br />

Prozesse (z. B. Gesetzgebungsverfahren) Bezug<br />

genommen. Interessant ist auch, dass während<br />

der Phase der intensiven politischen Befassung<br />

mit dem Thema der Anteil der Artikel<br />

sinkt, in denen auf Umweltschäden verwiesen<br />

wird. Dies lässt sich mit der politischen Eigendynamik<br />

erklären und der Tatsache, dass der<br />

umweltpolitische Problembezug zugunsten<br />

der politischen Logik (Durchsetzung einer<br />

neuen Regulation) zurücktritt bzw. implizit<br />

als gegeben vorausgesetzt wird. Schließlich<br />

ändert sich das Framing des Themas: Während<br />

in den Anfangs- und Endphasen vor allem der<br />

wissenschaftliche, technische und ökologische<br />

Kontext relevant ist, dominiert in den besonders<br />

intensiven mittleren Themenphasen die<br />

politische Kontextualisierung. In der letzten<br />

Phase, in der es vermutlich besonders um die<br />

Implementierung der neuen Regulation geht<br />

(Umstellung auf bleifreies Benzin, Umrüstung<br />

auf Katalysator), gewinnt auch die verbrau-<br />

493


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

cher- und serviceorientierte Perspektive an<br />

Bedeutung.<br />

Insgesamt zeichnet der Autor das Bild einer<br />

erfolgreichen Problemlösung durch öffentliche<br />

Thematisierung. Nach wissenschaftlichen<br />

Warnungen vor den Gesundheitsgefahren von<br />

Blei bzw. von Umweltrisiken der Autoabgase<br />

insgesamt, die mediale Aufmerksamkeit finden,<br />

nimmt sich die Politik des Problems an.<br />

Es entwickelt sich ein gesellschaftlicher Problemlösungsprozess,<br />

in dessen Verlauf nach<br />

amerikanischem und japanischem Vorbild der<br />

Abgaskatalysator eingeführt und als notwendige<br />

Vorbedingung die Treibstoffversorgung<br />

auf bleifreies Benzin umgestellt wird. Während<br />

dieses Prozesses fungieren die <strong>Medien</strong> zunächst<br />

im Sinne des Agenda Setting, dann als Diskursarena,<br />

während sie in der abschließenden Implementierungsphase<br />

auch Ratgeberfunktion<br />

für die Bürger wahrnehmen.<br />

Trotz der vom Autor eingeräumten methodischen<br />

Probleme des Zugangs zu der relevanten<br />

Berichterstattung in Großbritannien und<br />

Frankreich ist auch der internationale Vergleich<br />

recht aufschlussreich, weil er auf die Kontingenz<br />

der Themenverläufe verweist. Ein Thema<br />

kann sich so entwickeln wie im deutschen Fall,<br />

aber eben auch anders. In Frankreich setzte die<br />

Thematisierung später ein als in Deutschland<br />

(vermutlich durch die deutsche Initiative angestoßen)<br />

und Experten spielten als Themenprotagonisten<br />

keine Rolle, wurden dafür aber – anders<br />

in Deutschland – in den späteren Phasen<br />

sehr relevant. Auch der Verweis auf ökologische<br />

Risiken fehlte, anders als in Deutschland,<br />

in den ersten Phasen, gewann in den späteren<br />

Phasen dagegen an Bedeutung. Der dominante<br />

Themenkontext hat sich offenbar von einem<br />

industrie- und handelspolitischen zu einem<br />

ökologischen Framing gewandelt.<br />

Der grobe Verlauf der britischen Thematisierung<br />

ähnelt dem deutschen, allerdings mit<br />

einer zeitlichen Verschiebung und semantisch<br />

offenbar mit einer eindeutigeren Fokussierung<br />

auf die ökologischen Probleme von Blei (statt<br />

von Autoabgasen insgesamt). Experten spielten<br />

in der britischen Debatte keine so bedeutende<br />

Rolle wie in Deutschland und Frankreich; allerdings<br />

sind Akteure aus der Wirtschaft ungewöhnlich<br />

oft in der Berichterstattung vertreten<br />

– häufiger sogar als politische Akteure. (Vielleicht<br />

ist das jedoch ein Artefakt, weil sich der<br />

Autor bei der Materialbeschaffung stark auf<br />

Archive von Industrieverbänden stützte, im<br />

494<br />

britischen Fall auf das Archiv des „Institute of<br />

Petroleum“.)<br />

Kommen wir nun zu den theoretischen<br />

Überlegungen des Autors. Implizit geht der<br />

Autor von der von mir geteilten Annahme<br />

aus, dass es eine Eigendynamik des öffentlichen<br />

(medialen) Diskurses gibt, in der es zur<br />

Herausbildung von Sinnkomplexen kommt,<br />

die gesellschaftliche Aufmerksamkeit lenken<br />

und offene Bindungsstellen für anschlussfähige<br />

Kommunikation (für gesellschaftliche Akteure<br />

und Journalisten) schaffen. Der Autor stützt<br />

sich bei seinen Überlegungen auf eine Reihe<br />

von Ansätzen: die Thematisierungskonzepte<br />

u. a. von Niklas Luhmann und Anthony<br />

Downs, kommunikationswissenschaftliche<br />

Theorien zum Agenda Setting und zur Nachrichtenselektion<br />

(Nachrichtenwerte) sowie<br />

das in verschiedenen Disziplinen (u. a. der<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Innovationsforschung)<br />

verwendete mathematisch begründete<br />

Diffusionsmodell. Aus diesen Zutaten hätte<br />

man in der Tat etwas machen können, doch<br />

dem Autor fehlt das richtige Rezept. Er belässt<br />

es weitgehend bei der Konzeptionierung eines<br />

eigenen Phasenmodells, das jedoch nicht systematisch<br />

aus Prämissen abgeleitet, sondern mit<br />

mehr oder weniger schlüssigen Plausibilitätsüberlegungen<br />

begründet wird, die nicht über<br />

die heuristischen Modelle von Luhmann und<br />

Downs hinausgehen. Den Einbezug formaler<br />

Überlegungen zur Abgrenzung der Phasen aus<br />

der angeblichen Normalverteilungsform der<br />

(idealisierten) Themen halte ich sogar für unberechtigt,<br />

weil die Normalverteilung auf einem<br />

mathematischen Modell der Diffusion beruht,<br />

das in dieser Form für die Themendynamik sicherlich<br />

nicht gültig ist (siehe unten).<br />

Der Autor diskutiert im Theorieteil eine<br />

Reihe wirklich wichtiger Fragen, etwa nach<br />

der Definition eines Themas, nach der Typologie<br />

von Themen mit u. U. verschiedenen<br />

Verläufen und nach dem Vorliegen einer Themenhierarchie.<br />

Zumindest die beiden ersten<br />

Fragen werden aber nicht wirklich beantwortet.<br />

Die Frage der Definition eines Themas ist<br />

aber ziemlich entscheidend: Ist ein Thema ein<br />

analytisches Konstrukt, das sozusagen beliebig<br />

durch Selektionsregeln definiert werden kann,<br />

oder ist es im Sinne Luhmanns ein öffentlicher<br />

„Sinnkomplex“, für den jeweils ein semantischer<br />

Existenznachweis zu führen ist, d. h. für<br />

den zu zeigen ist, dass er von <strong>Kommunikations</strong>teilnehmern<br />

tatsächlich zur Konstruktion


eines Anschlusses für die Kommunikation verwendet<br />

wird?<br />

Im Hinblick auf die Typologie von Themen<br />

fehlt eine Eingrenzung des Geltungsbereichs<br />

der vom Autor entwickelten theoretischen Vorstellungen.<br />

Sowohl Luhmann als auch Downs<br />

unterstellen implizit eine bestimmte Thematisierungsform:<br />

Die Entstehung/Entdeckung<br />

eines neuen Problems wird durch öffentliche<br />

Thematisierung in die politische Problembearbeitung<br />

überführt und ggf. gelöst. Diese Art<br />

von Themen scheint auch der Autor im Blick<br />

zu haben. Es sind aber keineswegs die einzig<br />

vorkommenden. Für welche Art von Themen<br />

gilt also der vorgestellte Themenzyklus? Aus<br />

Japan ist beispielsweise bekannt (Hayashi<br />

2006), dass die Thematisierung von Erdbeben<br />

einem Sägezahnmuster folgt: Nach einem Erdbeben<br />

steigt die Zahl der Berichte schlagartig,<br />

um dann – je nach Schwere – im Verlauf von<br />

Wochen oder Monaten exponentiell abzufallen.<br />

Zu den Jahrestagen gibt es dann jeweils noch<br />

kurzzeitige schwächere Maxima in der Intensitätsverteilung.<br />

Zum Leidwesen der japanischen<br />

Katastrophenvorsorge wird das Thema „Erdbeben“<br />

zwischen den einzelnen Ereignissen<br />

kaum behandelt. Ähnliche Verläufe dürfte es<br />

auch in Deutschland bei Themen geben, die<br />

stark von Ereignissen in der Systemumwelt<br />

getriggert sind, ohne jedoch selbstreferentielle<br />

politische Prozesse auszulösen.<br />

Schwerwiegender als die nicht überzeugende<br />

Herleitung des 5-phasigen Themenzyklus-Modells<br />

ist, dass entgegen der erklärten<br />

Absicht des Autors die Entwicklung einer<br />

Theorie nicht ernsthaft in Angriff genommen<br />

wird. Eine Theorie der medialen Thematisierung<br />

müsste m. E. die zeitliche Dynamik der<br />

Thematisierung, also ihre Intensität, vielleicht<br />

auch semantische Merkmale (z. B. Politisierungsgrad),<br />

auf die zugrunde liegenden Prozesse<br />

zurückführen. Als Beispiel mag das vom<br />

Autor selbst angeführte Infektionsmodell der<br />

Diffusionsforschung dienen. Hier ergibt sich<br />

die beobachtete Form der Kurve – Normalverteilung<br />

für die Neuinfektionen bzw. S-Kurve<br />

für den Anteil der bereits „infizierten“ Population<br />

– mathematisch aus zwei angenommenen<br />

Einzelprozessen, einer fördernd, der<br />

andere hemmend: (1) die Wahrscheinlichkeit<br />

der Infektion eines bislang nicht infizierten<br />

Individuums steigt mit steigendem Anteil der<br />

bereits infizierten Population und (2) die Rate<br />

der Neuinfektionen sinkt mit dem Anteil der<br />

Literatur · Besprechungen<br />

bereits infizierten Population, weil sich Individuen<br />

innerhalb des beobachteten Zeitraums<br />

nicht zweimal infizieren können (Sättigung).<br />

Dieses Infektionsmodell könnte tatsächlich<br />

heuristischer Ausgangspunkt für die Entwicklung<br />

einer Theorie medialer Thematisierung<br />

sein, allerdings nicht durch die unkritische<br />

Übernahme der von diesem Modell postulierten<br />

„Normalverteilung“ in die Theorie<br />

der Thematisierung, wie es der Autor tut. Das<br />

Diffusionsmodell zeigt, dass es auf die Kombination<br />

fördernder und hemmender Prozesse<br />

ankommt, die die Form der Thematisierungskurve<br />

bestimmen. Im Falle der medialen Thematisierung<br />

werden diese Prozesse sicherlich<br />

wesentlich komplexer und kontingenter als<br />

im Falle des einfachen Diffusionsmodells sein.<br />

Die fallspezifische Unterscheidung solcher<br />

Faktoren könnte dann auch Anlass für eine<br />

theoretisch fundierte Typologie von Thematisierungsformen<br />

sein.<br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaftlich interessant<br />

wären vor allem solche Faktoren, die auf<br />

eine mediale Eigendynamik (z. B. auf mediale<br />

Selbstreferenzen) hinweisen. Interessanterweise<br />

gilt „Thematisierung“ bei Schulz (1976) als<br />

einer der Nachrichtenfaktoren, d. h. es gibt<br />

empirische Evidenz für einen selbstreferentiellen,<br />

verstärkenden Prozess, der – analog zur<br />

Erhöhung der individuellen Infektionswahrscheinlichkeit<br />

mit Fortschreiten der Infektion<br />

in der Population – die Orientierung von Selektionsentscheidungen<br />

an den durch vergangene<br />

Selektionsentscheidungen entstandenen Sinnkomplexen<br />

impliziert. D. h. Journalisten wählen<br />

ceteris paribus bevorzugt solche Artikel aus,<br />

die sich einem bereits etablierten Thema zuordnen<br />

lassen. Der Autor verweist zwar (zu Recht)<br />

auf die Nachrichtenwerte als ein Konzept mit<br />

Relevanz für die Themendynamik, erwähnt<br />

auch den Faktor „Thematisierung“, unterlässt<br />

aber die auf der Hand liegende Diskussion<br />

dieses besonders einschlägigen Nachrichtenfaktors.<br />

Ein zweiter „fördernder“ Prozess ist<br />

der politische Agenda Setting-Effekt. Durch<br />

ihn nehmen die themenbezogenen Aktivitäten<br />

von gesellschaftlichen Akteuren zu, so dass der<br />

entsprechende Informationsanfall bei den Primärkommunikatoren<br />

steigt. Auch hier nennt<br />

der Autor zwar Agenda Setting als allgemein<br />

relevanten Effekt, diskutiert aber diesen Effekt<br />

nicht explizit als fördernden Prozess für Themenbildung.<br />

Schwieriger ist es, funktionale Äquivalente<br />

495


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

für den zweiten Faktor des Diffiusionsmodells<br />

– Sättigung – zu finden. In der Diffusionsforschung<br />

geht man davon aus, dass ein einmal Infizierter<br />

innerhalb der betrachteten Zeitperiode<br />

nicht ein zweites Mal infiziert werden kann.<br />

Dies ist im Falle des Journalismus aber gerade<br />

nicht der Fall. Journalisten können und werden<br />

in der Regel häufiger Artikel zum gleichen Thema<br />

veröffentlichen. Eine theoretische Sättigung<br />

nach dem Modell der erschöpften Population<br />

wäre erst gegeben, wenn sich alle Artikel mit<br />

nur einem Thema befassen würden.<br />

Tatsächlich bleiben aber selbst „heiße“ Themen<br />

weit unterhalb dieser theoretischen Grenze<br />

und empirisch zeigt sich, das die Intensität<br />

von Themen auch wieder abnimmt. Es ist also<br />

klar, dass es hemmende Effekte gibt, sonst<br />

würde sich aufgrund der Wirkung des ersten<br />

Faktors ein Thema solange ausbreiten, bis nur<br />

noch Artikel zu diesem Thema veröffentlicht<br />

würden. Solche hemmenden Effekte könnten<br />

z. B. die Themenkonkurrenz sein oder Relevanzänderungen<br />

beim Publikum und/oder den<br />

gesellschaftlichen Akteuren, z. B. weil eine akzeptable<br />

Problemlösung gefunden wurde oder<br />

das Problem als unlösbar gilt und zunächst<br />

verschoben wird. Eine Theorie medialer Thematisierung<br />

müsste empirisch überprüfbare<br />

Hypothesen über solche Prozesse enthalten.<br />

Neben den angedeuteten Faktoren, die die<br />

Eigendynamik medialer Themenkarrieren bestimmen,<br />

gibt es externe Faktoren, die in den<br />

idealisierten eigendynamischen Prozess eingreifen.<br />

Zu diesen Faktoren rechne ich z. B.<br />

Akteurstrategien (z. B. Issue Management) und<br />

systemexterne Ereignisse (z. B. Katastrophen).<br />

Abschließend möchte ich noch auf die empirische<br />

Überprüfung des Themenzyklus-Modells<br />

durch die empirische Fallstudie eingehen.<br />

Absehen möchte ich von methodischen<br />

Einwänden (Konstanz der Selektionskriterien<br />

über die Zeit und zwischen den drei Ländern,<br />

teilweise geringe Häufigkeiten, nur ein Fallbeispiel<br />

für die Validierung einer Theorie mit<br />

Allgemeingültigkeitsanspruch), die der Autor<br />

selbst diskutiert und die sicher teilweise auf die<br />

beschränkten Möglichkeiten im Rahmen einer<br />

Dissertation zurückzuführen sind.<br />

Für mich stellt sich aber die grundsätzlichere<br />

Frage, ob der Fallstudie tatsächlich ein „Thema“<br />

im Sinne einer einheitlichen Sinnstruktur<br />

zugrunde liegt. Für die Inhaltsanalyse ausgewählt<br />

wurden nach Angaben des Autors (S.<br />

133ff.) Artikel, in denen es direkt oder indirekt<br />

496<br />

um die Frage des Bleigehalts im Benzin ging.<br />

Dazu gehört eine frühe Auseinandersetzung<br />

mit den Gesundheitsgefahren durch Blei im<br />

Benzin (in der ersten Hälfte der 70er Jahre)<br />

sowie die intensivere und länger andauernde<br />

Auseinandersetzung mit der Abgasentgiftung<br />

durch den Katalysator Mitte der 80er Jahre,<br />

bei der zwar die Gesundheits- und Umweltgefährdung<br />

durch Autoabgase allgemein eine<br />

wichtige Rolle spielten, das Blei im Benzin<br />

dagegen in erster Linie als „Gefahr“ für den<br />

Katalysator und der Verzicht auf Blei im Benzin<br />

als „Risiko“ für den Automotor behandelt<br />

wurde. Entsprechend war die Einführung des<br />

bleifreien Benzins nicht in erster Linie durch<br />

Gesundheitsbedenken motiviert, sondern technische<br />

Voraussetzung für die Einführung des<br />

Autokatalysators.<br />

Ich gehe auf die Frage der Auswahlkriterien<br />

für die analysierten Artikel so ausführlich ein,<br />

weil diese quasi die operationale Themendefinition<br />

darstellen. Der Autor behandelt beide<br />

Diskussionsstränge – Reduzierung des Bleigehalts<br />

im Benzin Anfang der 70er Jahre und<br />

Einführung des bleifreien Benzins im Zuge der<br />

Katalysatoreinführung – als Teilthemen eines<br />

Themas auf der Mesoebene und interpretiert<br />

nach seinem Phasenmodell das erste Einzelthema<br />

als Phase der „Schlüsselereignisse“ im Kontext<br />

des Mesothemas. Mir erscheint es jedoch<br />

relativ unwahrscheinlich, dass die Diskussion<br />

um die Bleireduzierung Anfang der 70er Jahre<br />

als Schlüsselereignis die spätere Diskussion um<br />

die Gefährlichkeit von Autoabgasen allgemein<br />

und die Einführung des Abgaskatalysators stimuliert<br />

hat, weil die Bleireduzierung im Benzin<br />

nicht den Katalysator erforderte, sondern<br />

umgekehrt bleifreies Benzin eine technische<br />

Voraussetzung für die Einführung des Katalysators<br />

darstellte. Die Katalysatoreinführung<br />

ist also nicht die Lösung für ein durch Schlüsselereignisse<br />

um die Gesundheitsgefährdung<br />

durch Blei aufgeworfenes neues Problem. Dass<br />

sich die spätere öffentliche Diskussion teilweise<br />

auch wieder mit „Blei im Benzin“ befasste,<br />

ist m. E. also eher ein Zufall. Letztlich zu<br />

beantworten wäre diese Frage, ob es sich um<br />

ein Thema oder mehrere Themen handelt, nur<br />

durch eine eingehende semantische Analyse des<br />

<strong>Medien</strong>inhalts, in der geklärt werden müsste,<br />

ob die spätere allgemeinere Debatte über die<br />

Gefährlichkeit von Autoabgasen semantisch<br />

an die vorangegangene Debatte anschloss oder<br />

nicht. Da es diese Analyse nicht gibt, ist es frag-


lich, ob inhaltliche Unterschiede in der Struktur<br />

der Berichterstattung zwischen den Phasen<br />

tatsächlich als semantische Verschiebung im<br />

Themenverlauf oder nicht teilweise eher als<br />

Übergang von einem zu einem anderen Thema<br />

interpretiert werden müsste.<br />

Die Anwendung des 5-phasigen Themenzykluskonzepts<br />

auf die inhaltsanalytische<br />

Fallstudie ist hochgradig interpretationsbedürftig,<br />

um nicht zu sagen in weiten Grenzen<br />

willkürlich. Zudem entspricht die Fallstudie<br />

nicht dem theoretischen Modell – so findet<br />

der Autor empirisch sechs statt der von seinem<br />

Modell geforderten fünf Phasen. Ist damit<br />

die „Theorie“ falsifiziert? Nicht für den<br />

Autor. Er schreibt: „Allerdings zeigt sich schon<br />

in der ersten empirischen Anwendung, dass<br />

ein Themenzykluskonzept flexibel sein muss.“<br />

(S. 182) Im Klartext heißt das, dass die vorkommenden<br />

Thematisierungsverläufe empirisch<br />

eine große Varianz aufweisen, die theoretisch<br />

nicht verstanden werden. Eine Theorie müsste<br />

zudem gehaltvoll sein, d. h. zum Beispiel<br />

Aussagen über inhaltliche Charakteristika<br />

der verschie denen Phasen machen. Inhaltliche<br />

Unterschiede in der Berichterstattung in den<br />

verschiedenen Phasen findet der Autor zwar,<br />

doch werden diese nicht theoretisch postuliert<br />

und folgen in den drei Ländern auch nicht dem<br />

gleichen Muster.<br />

Nun muss man konstatieren, dass der Autor<br />

selbst an vielen Stellen die Grenzen seiner theoretischen<br />

Überlegungen und ihrer empirischen<br />

Überprüfung einräumt, sich der Vorläufigkeit<br />

und des spekulativen Charakters seiner Analyse<br />

also bewusst ist. Trotzdem muss man ihn an<br />

seinem eigenen theoretischen Anspruch messen,<br />

der durch den Titel des Buches erhoben<br />

wird. Die Bausteine einer möglichen Theorie<br />

der medialen Thematisierung werden in dem<br />

Buch durchaus bereit gestellt und insofern ist es<br />

auch mit Gewinn zu lesen. Leider werden diese<br />

Bausteine dann aber nicht zu einem tragfähigen<br />

Gebäude zusammengesetzt. Letztlich erbringt<br />

der Theorieteil des Buches deshalb nicht wesentlich<br />

mehr an theoretischen Einsichten in<br />

den Prozess medialer Thematisierung, als Niklas<br />

Luhmann bereits 1970 in wenigen Sätzen<br />

in seinem bekannten Aufsatz über „Öffentliche<br />

Meinung“ skizziert hatte.<br />

Hans Peter Peters<br />

Literatur<br />

Hayashi, Haruo (2006): The Role of Scientists<br />

Literatur · Besprechungen<br />

in the Reporting of Natural Disasters. Vortrag<br />

bei der 9th International Conference on<br />

Public Communication of Science and Technology<br />

(PCST-9), Pre-Conference „Natural<br />

Disasters and Science Communication“,<br />

Jeju, Südkorea, 14.-16. Mai 2006.<br />

Schulz, Winfried (1976): Die Konstruktion von<br />

Realität in den Nachrichtenmedien. Analyse<br />

der aktuellen Berichterstattung. Freiburg,<br />

München.<br />

Mirko Marr<br />

Internetzugang und politische Informiertheit<br />

Zur digitalen Spaltung der Gesellschaft<br />

Konstanz: UVK, 2005. – 255 S.<br />

(Forschungsfeld Kommunikation; 19)<br />

ISBN: 3-89669-475-8<br />

Eine im Dezember 2005 erschienene Presseinformation<br />

zur Veröffentlichung der fünften<br />

Studie des „Digital Future Project“ (http://digitalcenter.org)<br />

der USC Annenberg School beginnt<br />

mit der Feststellung, dass „Internet users<br />

say that going online creates political clout“<br />

– eine Aussage übrigens, die vom folgenden<br />

Text nicht wirklich gestützt wird. Die Frage<br />

nach den Effekten des Internets bewegt auch<br />

Mirko Marr. Es fragt nicht nach dem Erwerb<br />

politischer „Schlagkraft“ durch das Internet,<br />

sondern etwas bescheidener nach dem Zusammenhang<br />

von Internetnutzung und politischer<br />

Informiertheit. Marr versteht seine Arbeit, die<br />

im Jahr 2004 als Dissertation an der Universität<br />

Zürich angenommen wurde, als einen kritischen<br />

Beitrag zur Forschung über die digitale<br />

Spaltung der Gesellschaft. Seinen Grundgedanken<br />

hatte er bereits 2004 in einem Aufsatz<br />

in dieser Zeitschrift entwickelt (Wer hat Angst<br />

vor der digitalen Spaltung? Zur Haltbarkeit des<br />

Bedrohungsszenarios. M&K 52, S. 76-94).<br />

Er argumentierte damals, dass die „digitale<br />

Spaltung“ erst dann eine gesellschaftlich relevante<br />

Bedrohung darstelle, wenn nachgewiesen<br />

werden kann, dass die Nichtnutzung des Internets<br />

zu einer tatsächlichen Benachteiligung<br />

führt. Oder in den Worten von Wilhelm (2002):<br />

„[The] more fundamental issue [is] [...] not<br />

whether gaps exist, but what differences they<br />

make“ (zitiert nach Marr, 2005: 228). Mit guten<br />

Argumenten und einer erfrischenden Polemik<br />

problematisiert er an den politischen Maßnah-<br />

497


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

men zur Verbreitung des Internets, dass sie<br />

nicht nur gut gemeint, sondern auch gut begründet<br />

sein müssen. Denn der Verdacht, dass<br />

der eigentliche Effekt dieser Maßnahmen sei,<br />

den Absatz von Hard- und Software zu stei -<br />

gern und die Reichweite des Internets als Marketing-,<br />

Verkaufs- und Vertriebskanal zu erhöhen,<br />

sei durchaus plausibel zu machen (Marr, 2004:<br />

90). Marr bestreitet, dass die „Zugangsexklusion“<br />

automatisch zu einer „Handicapierung“<br />

führe. Der Schluss von den internetbezogenen<br />

Zugangs- und Nutzungsunterschieden auf die<br />

Entstehung neuer sozialer Ungleichheiten sei<br />

kurzschlüssig (Marr, 2004: 83), bedürfe vor allem<br />

eines empirischen Nachweises.<br />

Mit seiner Dissertation hat er nun versucht,<br />

diesen Nachweis zu führen, und zwar bezogen<br />

auf den Aspekt der politischen Informiertheit,<br />

für die Situation in der Schweiz und mit Daten<br />

für die Jahre 2001 sowie 2002. Das Ergebnis<br />

– kurz gefasst – lautet: Obwohl Onliner deutlich<br />

besser über das aktuelle politische Geschehen<br />

informiert sind als die Offliner, liegen die<br />

Gründe hierfür nicht in erster Linie bei der<br />

Internetnutzung. Die Gründe liegen vielmehr<br />

darin, dass die Nutzer des Internets politisch<br />

aktiver sind, die politische Berichterstattung<br />

der herkömmlichen Massenmedien, insbesondere<br />

von Zeitungen, effektiver nutzen und ein<br />

Interessenprofil haben, das der Aufnahme politischer<br />

Informationen entgegen kommt (224).<br />

Die alte These aus der <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

„the more the more“ scheint hier wiederum<br />

bestätigt.<br />

Das Buch gliedert sich in drei Teile. In den<br />

Kapitel eins bis drei entwickelt er seine Fragestellung<br />

und das Forschungsdesign, die Kapitel<br />

vier bis sechs setzen sich mit der Theorie auseinander<br />

und in den Kapiteln sieben bis neun<br />

werden die empirischen Analysen dargestellt.<br />

Im einleitenden ersten Kapitel entwickelt er<br />

den Entdeckungszusammenhang seines Themas:<br />

der Diskurs zur digitalen Spaltung, die<br />

politischen Programme für ein „Internet für<br />

alle“ und die Kritik daran, die sich sowohl aus<br />

dem neoliberalen als auch dem linken Lager<br />

speist. Während die Disparitäten in Bezug auf<br />

den Zugang zum Internet und die Nutzung<br />

relativ gut erforscht seien, wird, so Marr, die<br />

Frage der Relevanz dieser Disparitäten in der<br />

Forschung kaum beachtet. Dass aus der Zugangsdisparität<br />

ein gesellschaftliches Problem<br />

folgt, werde als plausibel vorausgesetzt, aber<br />

weder theoretisch begründet noch empirisch<br />

498<br />

überprüft (13). Das Erkenntnisinteresse dieser<br />

Arbeit richtet sich also darauf, „inwiefern<br />

sich der Schluss von Disparitäten im Zugang<br />

zum Internet auf eine Verstärkung bestehender<br />

Ressourcenungleichheiten begründen lässt und<br />

damit indirekt auf die Frage, inwiefern diese<br />

Zugangsdisparitäten tatsächlich eine soziale<br />

Bedrohung darstellen“ (13). Als „Testfeld“ für<br />

diese Fragestellung wählt Marr die „politische<br />

Informiertheit“, wegen ihrer gesellschaftlichen<br />

Relevanz (jedenfalls in demokratischen Gesellschaften)<br />

und weil damit auch die Messlatte<br />

für den Interneteffekt nicht zu hoch gelegt<br />

wird (15). Deutlich anspruchsvoller wäre die<br />

Frage, ob die Internetnutzung zu mehr politischer<br />

Macht führt, wie dies das Digital Future<br />

Project, auf das anfänglich hingewiesen wurde,<br />

thematisiert.<br />

Im zweiten Kapitel wird die bisherige Forschung<br />

zur digitalen Spaltung rekapituliert,<br />

kritisch gesichtet und systematisiert. Im Gegensatz<br />

zu einem engen, technologieorientierten<br />

Problemverständnis, das nur unzureichend<br />

die Konsequenzen aus den „digitalen Klüften“<br />

für die Verteilung gesellschaftlicher Ressourcen<br />

abbilden kann, wird ein erweitertes, ressourcenorientiertes<br />

Problemverständnis vorgeschlagen,<br />

nach dem erst dann von einer digitalen<br />

Spaltung gesprochen werden soll, wenn<br />

sich der Nachweis einer Privilegierung durch<br />

das Internet erbringen lässt (41).<br />

Kapitel drei entwickelt einen Vorschlag, wie<br />

sich diese „Privilegierungsthese“ prüfen lässt.<br />

Es wird ein Querschnittsvergleich zwischen<br />

Nutzern und Nichtnutzern des Internets vorgeschlagen<br />

(eine Alternativ wäre eine Längsschnittuntersuchung),<br />

bei dem vorausgesetzt<br />

wird, dass der Internetzugang und die Internetnutzung<br />

in der Bevölkerung ungleich verteilt<br />

und die Internetnutzer politisch besser informiert<br />

sind. Erst dann lasse sich in einem dritten<br />

Schritt testen, wie die bessere Informiertheit<br />

erklärt werden kann: durch die Nutzung des<br />

Internets oder durch andere Faktoren?<br />

Es folgen drei theoretische Kapitel, in denen<br />

es um eine Einschätzung des Diffusionspotenzials<br />

des Internets geht (Kapitel 4) und um den<br />

Zusammenhang von Internetverbreitung und<br />

politischer Informiertheit (Kapitel 5). Hier zeige<br />

die Forschung, dass Personen mit hoher Aufgeschlossenheit<br />

gegenüber neuen Technologien<br />

tendenziell auch Personen seien, die über einen<br />

hohen politischen Informationsstand verfügen.<br />

Kapitel 6 fragt dann, ob über diesen allgemei-


nen Zusammenhang hinaus die Nutzung des<br />

Internets einen zusätzlichen Effekt in Sinne<br />

einer Verstärkung der Disparitäten bei der politischen<br />

Informiertheit wahrscheinlich macht.<br />

Die theoretischen Überlegungen ließen dies<br />

nicht als wahrscheinlich erscheinen, aber die<br />

wenigen hierzu vorliegenden empirischen Arbeiten<br />

lieferten widersprüchliche Ergebnisse.<br />

In den dann anschließenden drei Kapiteln<br />

stellt Marr seine eigenen empirischen Analysen<br />

für die Schweiz dar. Zunächst wird in<br />

Kapitel 7 die Verbreitung des Internets nach<br />

unterschiedlichen sozioökonomischen Gruppen<br />

untersucht. Marr stützt sich dabei auf zwei<br />

Bevölkerungsumfragen aus der kommerziellen<br />

Mediaforschung: die von der AG für Werbemedienforschung<br />

seit 1997 jährlich mit einer<br />

Stichprobe von etwa 23.000 Personen durchgeführte<br />

Studie zu Internetzugang und Internetnutzung<br />

„MA-Net“ sowie die „NetBase“ des<br />

Forschungsdienstes der Schweizerischen Radio-<br />

und Fernsehgesellschaft (SRG), in deren<br />

Rahmen seit 2001 jährlich ca. 42.000 Personen<br />

befragt werden. Marr berücksichtigt dabei die<br />

Daten aus dem Jahr 2003. Im Ergebnis zeigt<br />

sich hier für die Schweiz, wie dies auch für andere<br />

hochindustrialisierte Länder nachgewiesen<br />

werden kann, dass die in der Frühphase des<br />

Internets festgestellten sozialen Ungleichheiten<br />

in Bezug auf Zugang und Nutzung im weiteren<br />

Verlauf der Internetdiffusion angewachsen sind<br />

und sich bis heute auf hohem Niveau stabilisiert<br />

haben. Als stärkster Differenzierungsfaktor<br />

erweist sich dabei der Bildungsstand und<br />

das Einkommen, aber auch zwischen Alt und<br />

Jung bestehen beträchtliche Klüfte fort.<br />

Das Kapitel 8 widmet sich dann den Unterschieden<br />

zwischen Offlinern und Onlinern in<br />

Bezug auf die Politik. Es wird dabei über die<br />

im Mittelpunkt stehende „politische Informiertheit“<br />

hinaus nach Faktoren gefragt, die<br />

unmittelbar oder mittelbar einen Einfluss auf<br />

die politische Informiertheit haben könnten:<br />

der Grad der politischen Partizipation sowie<br />

politikrelevante Aspekte der <strong>Medien</strong>nutzung.<br />

Da die in Kapitel 7 zu Grunde gelegten Studien<br />

in Bezug auf die politischen Verhaltensdimensionen<br />

keine Aussagen machen, wird für diese<br />

Fragestellung auf zwei Forschungsstudien zurückgegriffen,<br />

eine Studie zu Individualisierung<br />

und Desintegration durch digitale Kommunikation<br />

im Auftrag des Bundesamts für<br />

Kommunikation („BAKOM-Studie“) aus dem<br />

Jahr 2001 und die UNIVOX-Studie aus dem<br />

Literatur · Besprechungen<br />

Jahr 2002. Die BAKOM-Studie bezog sich auf<br />

den Zusammenhang von Onlinenutzung und<br />

Tendenzen der Individualisierung, der gesellschaftlichen<br />

Desintegration und der Entwicklung<br />

von Wissensklüften. Befragt wurden 840<br />

Erwachsene mit Wohnsitz in der Region Basel<br />

und Zürich. Marr war selbst an der Durchführung<br />

dieser Studie beteiligt. UNIVOX stellt<br />

eine sozialwissenschaftliche Langzeitbeobachtung<br />

der Gesellschaft der Schweiz dar, die seit<br />

1986 mit einer Stichprobe von ca. 700 Personen<br />

in der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt<br />

wird. Zu den insgesamt 23 Hauptthemen gehört<br />

auch das Thema „<strong>Medien</strong> und Kommunikation“.<br />

Seit 1998 enthält es Fragen zum<br />

Internet. Die Erhebung aus dem Herbst 2002<br />

konnte für die hier vorliegende Sekundäranalyse<br />

berücksichtigt werden. Das Kapitel 8 ist<br />

das umfangreichste und materialreichste. Es<br />

werden die politische Partizipation, Aspekte<br />

der <strong>Medien</strong>nutzung sowie die politische Informiertheit<br />

– unterschieden nach Themenwissen,<br />

Personalwissen und Faktenwissen – behandelt.<br />

Die „Mobilisierungshypothese“, die besagt,<br />

dass sich die bislang politikfernen Bevölkerungsteile<br />

durch das Internet politisch mobilisieren<br />

ließen, kann auf Grundlage dieser Daten<br />

nicht belegt werden. Die „Verstärkerhypothese“,<br />

die besagt, dass insbesondere solche Personen<br />

das Internet nutzen, die ohnehin zu den<br />

politisch aufgeschlossenen gehören, kann partiell<br />

bestätigt werden. Bei der <strong>Medien</strong>nutzung<br />

zeigten sich für die Onliner eine stärkere Orientierung<br />

an gedruckten <strong>Medien</strong>, insbesondere<br />

an tagesaktuellen Zeitungen, sowie eine höhere<br />

Aufmerksamkeit bei der <strong>Medien</strong>rezeption im<br />

Vergleich zu den Offlinern. Bei den verschiedenen<br />

Aspekten der politischen Informiertheit<br />

(Wahrnehmungs-, Erklärungs-, Personen- und<br />

Faktenwissen) sind die Unterschiede zwischen<br />

Onliner und Offliner aber relativ deutlich.<br />

Onliner weisen hier einen Vorsprung auf. Ob<br />

diese Unterschiede aber auf das Internet (mit)<br />

zurückgeführt werden können, ist damit noch<br />

nicht festgestellt. Diese letztlich zentrale Frage<br />

für die gesamte Argumentation wird in Kapi -<br />

tel 9 behandelt.<br />

In Kapitel 9 werden zwei Hypothesen getestet:<br />

Die eine führt die festgestellte bessere<br />

politische Informiertheit der Onliner auf ihre<br />

höhere Politikorientierung zurück, die andere<br />

auf den Internetzugang. Gestützt auf Kovarianzanalysen<br />

kommt Marr zu dem Ergebnis,<br />

dass bei konstant gehaltenem Einfluss der So-<br />

499


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

ziodemographie und der Politikorientierung<br />

der effektive Internetzugang keinen Beitrag<br />

zum politischen „Gesamtwissen“ (was sich aus<br />

Wahrnehmungs-, Erklärungs-, Personen- und<br />

Faktenwissen zusammensetzt) leistet. Allein<br />

die Kenntnisnahme bestimmter politischer<br />

Themen („Wahrnehmungswissen“) wird in<br />

einem gewissen Umfang durch den Internetzugang<br />

beeinflusst. Das Modell erklärt insgesamt<br />

33 Prozent der gesamten Varianz. Maßgeblich<br />

für die politische Informiertheit der Onliner ist<br />

in erster Linie ihre Teilnahme an Wahlen und<br />

Abstimmungen, ihre Alltagsgespräche über<br />

Politik, ihr Interessenprofil sowie ihre höhere<br />

<strong>Medien</strong>aufmerksamkeit.<br />

In einer Schlussbemerkung konstatiert<br />

Marr, dass seine kritischen Einwände gegen<br />

eine schlecht begründete Internetförderung<br />

mittlerweile ins Leere laufe, da dieser „Steuerungsdiskurs“<br />

so schnell von der politischen<br />

Agenda verschwunden sei, wie er ihre Spitze<br />

erklommen habe. „Die Phase, in denen sich<br />

die mächtigsten Männer und Frauen der Welt<br />

um die gerechte Verteilung der neuesten technologischen<br />

Errungenschaft Sorgen machten,<br />

währte nur kurz und endete mit der Delegierung<br />

dieser Sorgen an die Kommissionen und<br />

Unterausschüsse ...“ (233).<br />

Dieser Einschätzung muss man nicht unbedingt<br />

folgen. Sie ist wahrscheinlich auch nicht<br />

ganz ernst gemeint. Für die Wissenschaft sind<br />

mit Marrs Beitrag längst nicht alle Fragen des<br />

Wirkungsspektrums des Internets gelöst. Das<br />

würde Marr selbst auch nicht behaupten. Einige<br />

offene Fragen seien hier aufgeführt: Gibt<br />

es Gründe anzunehmen, dass die Ergebnisse<br />

durch besondere Bedingungen in der Schweiz<br />

geprägt sind? Ist die Datengrundlage dieser<br />

Studie nicht zu disparat, um konsistente<br />

Aussagen machen zu können? Genügt diese<br />

„Momentaufnahme“ oder müsste nicht – bei<br />

der anhaltenden Dynamik in diesem Bereich<br />

– mit einer „follow up-Studie“ die Stabilität<br />

der Ergebnisse überprüft werden? Wäre ein<br />

angemessener methodischer Ansatz nicht eher<br />

eine längsschnittliche Analyse? Müsste die „Internetnutzung“<br />

nicht viel stärker differenziert<br />

und typisiert werden? Sind in dieser Debatte<br />

nicht auch die Motive der Nichtnutzer und<br />

Nichtmehrnutzer und die von ihnen gewählten<br />

Alternativen zu berücksichtigen? Sind so<br />

komplexe Wirkungszusammenhänge überhaupt<br />

mit rein quantitativen Untersuchungsmethoden<br />

erfassbar und bedürften sie nicht der<br />

500<br />

Ergänzung durch qualitative Untersuchungsmethoden?<br />

Schließlich könnte man neben der<br />

„politischen Informiertheit“ andere Untersuchungsdimensionen<br />

einbeziehen, für die das<br />

Internet „could make a difference“, man denke<br />

an sehr instrumentelle Nutzungen im Bereich<br />

der Informationsrecherche, soziale Kontakte,<br />

andere, nichtpolitische Wissensdomänen, berufliche<br />

Aufgaben, Lernen, gesellschaftliches<br />

Engagement etc.<br />

So hat Marr mit seinem Beitrag keineswegs<br />

die Debatte beendet, sondern erst richtig eröffnet.<br />

Er hat mit diesem Buch in Bezug auf<br />

die theoretische Argumentation und die methodisch-empirische<br />

Vorgehensweise einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Diskussion über die<br />

Folgen der Verbreitung des Internets in der<br />

Bevölkerung vorgelegt. Marr entwickelt seine<br />

Argumente gut nachvollziehbar und äußerst<br />

umsichtig, immer auch mögliche Einwände<br />

mit berücksichtigend. Dabei ist sein Stil keineswegs<br />

trocken und hermetisch, sondern gut<br />

lesbar und erfrischend auch in mancher wohl<br />

gesetzten polemischen Wendung. Dies ist beispielhaft<br />

für gute wissenschaftliche Prosa, die<br />

auf einer soliden Forschungspraxis beruht. Das<br />

Buch, obwohl kein Lehrbuch, scheint mir deshalb<br />

nicht zuletzt gut einsetzbar in der universitären<br />

Ausbildung.<br />

Ulrich Riehm<br />

Astrid Link<br />

Unternehmensbeteiligungen öffentlichrechtlicher<br />

Rundfunkanstalten<br />

Öffentlich-rechtlicher Programmauftrag und<br />

privatrechtliche Organisationsformen<br />

Baden-Baden: <strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft,<br />

2005. – 236 S.<br />

(Materialien zur interdisziplinären <strong>Medien</strong>forschung;<br />

52)<br />

(Zugl. : Hamburg, Univ., Diss., 2004)<br />

ISBN 3-8329-1443-9<br />

Immer noch ist die Erwartung weit verbreitet,<br />

dass private Unternehmen qualitativ gleichwertige<br />

Güter und Leistungen schneller, billiger<br />

und anpassungsfähiger zur Verfügung stellen<br />

können als öffentliche oder gar staatliche Anbieter.<br />

Auch öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten<br />

lassen sich von ihr leiten. Sie reagieren<br />

damit auch auf die Erfahrung, dass sich die


öffentlich-rechtliche Organisationsform oft als<br />

schwerfällig und zu starr erweist. Das gilt insbesondere<br />

in den immer wichtigeren Bereichen<br />

des Rechtehandels und der Programmproduktion,<br />

in geringerem Umfang auch in anderen<br />

Abschnitten der lang gewordenen Verwertungsketten.<br />

Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten<br />

sind deshalb schon seit geraumer Zeit<br />

dazu übergegangen, sich an rechtlich selbstständigen<br />

Unternehmen des Privatrechts zu<br />

beteiligen. Diese werden in die Herstellung der<br />

zur Erfüllung der Anstaltsaufgaben benötigten<br />

Mittel eingeschaltet oder mit der Wahrnehmung<br />

anstaltlicher (Teil-)Aufgaben beauftragt.<br />

Die öffentlich-rechtliche Organisationsform<br />

ist aber weder Selbstzweck noch ohne Weiteres<br />

verzichtbar. Unter dem Gesichtspunkt der<br />

Grundrechtssicherung durch Organisation<br />

und Verfahren wird sie verfassungsrechtlich<br />

vorausgesetzt. Die Entwicklung des dualen<br />

Rundfunksystems bestätigt die Annahme des<br />

Bundesverfassungsgerichts, dass privatrechtlich<br />

organisierte Rundfunkunternehmen den<br />

Anforderungen nicht genügen können, um deren<br />

Erfüllung willen Art. 5 Abs. 1 GG die Freiheit<br />

des Rundfunks schützt. Die durch dieses<br />

Grundrecht vorgegebene Funktion des Rundfunks,<br />

die Freiheit umfassender und chancengleicher<br />

Meinungsbildung zu ermöglichen,<br />

bedarf einer anspruchsvolleren Organisation.<br />

Zwar kann die Public-Service-Funktion auch in<br />

einer öffentlich-rechtlichen Organisationsform<br />

auf vielfältige Weise verfehlt werden, auch das<br />

zeigt die Entwicklung des dualen Rundfunksystems.<br />

Außerhalb dieser Form aber sind ihr Bestand<br />

und ihre Entwicklung, wie im zeitlichen<br />

und internationalen Überblick heute erkennbar<br />

ist, von vornherein ungesichert.<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich der Beteiligung<br />

öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten<br />

an selbstständigen privaten Unternehmen<br />

ein Problem. Einerseits sollen die erwünschten<br />

Vorteile der privatrechtlichen Organisation<br />

möglichst weitgehend verwirklicht werden.<br />

Andererseits muss dabei die der öffentlichrechtlichen<br />

Organisationsform zugrunde<br />

liegende Public-Service-Funktion uneingeschränkt<br />

erfüllt werden. Ob und auf welche<br />

Weise beides zugleich möglich ist, erscheint<br />

durchaus ungewiss. In dieser Frage findet die<br />

Untersuchung von Link ihren Anlass und<br />

Mittelpunkt. Die Verfasserin kann, um das Ergebnis<br />

vorweg zu nehmen, jene Ungewissheit<br />

auch nicht vollständig ausräumen. Ihre Unter-<br />

Literatur · Besprechungen<br />

suchung lässt aber die Bedingungen deutlicher<br />

hervortreten, unter denen sich öffentlich-rechtliche<br />

Rundfunkanstalten der privatrechtlichen<br />

Organisationsform bedienen dürfen, und sie<br />

zeichnet die gesellschaftsrechtlichen Möglichkeiten<br />

einer funktionssichernden Einwirkung<br />

auf die Beteiligungsunternehmen mit großer<br />

Genauigkeit nach.<br />

Die Arbeit beginnt mit einer ausführlichen<br />

Darstellung der verfassungsrechtlich vorgegebenen<br />

Aufgabe des Rundfunks, der diesbezüglichen<br />

Gewährleistungsverantwortung des<br />

Staates, insbesondere des Gesetzgebers, und<br />

der Binnenstruktur der öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten. Letztere wird zu Recht als die organisationale<br />

Dimension der Rundfunkaufgabe<br />

begriffen. Diese wiederum wird auf die dienende<br />

Funktion der Rundfunkfreiheit zurückgeführt,<br />

die deshalb als maßstäbliche Leitgröße<br />

auch der Rundfunkorganisation entfaltet werden<br />

kann. Dabei gelingt manche schöne Formulierung<br />

und nützliche Klarstellung. Bedenkt<br />

man die tatsächliche Verfallsgeschichte des dualen<br />

Systems – Stichwort „Konvergenz nach<br />

unten“ –, mag sich am Ende dieses ersten Teils<br />

der Arbeit eine gewisse Melancholie einstellen.<br />

Die Wirklichkeit hat sich weit von den normativen<br />

Vorgaben der Verfassung entfernt, in<br />

beiden Sektoren des dualen Rundfunksystems.<br />

Auch aus diesem Grund wird die Zuversicht<br />

kaum überall geteilt werden, mit der Link die<br />

bekannten Grenzen hoheitlich-imperativer<br />

Steuerung in Erinnerung ruft, um dann auf<br />

Organisationsrecht zu verweisen, mit dem ein<br />

Potenzial gesellschaftlicher Selbstregulierung<br />

auf kommunikationsbezogene Gemeinwohlziele<br />

ausgerichtet werden könne. Wenn nun<br />

dieses Potenzial unter den Bedingungen einer<br />

globalen „Ökonomie der Aufmerksamkeit“<br />

rückläufig wäre? Wenn es unter diesen Bedingungen<br />

zu keinem Gemeinwohl mehr fände,<br />

das über sein verfassungsrechtliches Versprechen<br />

hinaus auch tatsächliche gesellschaftliche<br />

Anerkennung erführe? Man wird der Verfasserin<br />

wohl nicht vorwerfen können, diese Fragen<br />

unberührt zu lassen. Sie bleiben schließlich<br />

auch in der allgemeineren Rede vom „Gewährleistungsstaat“,<br />

dessen „Gewährleistungsaufgabe“<br />

und „Gewährleistungsverantwortung“<br />

sowie ähnlichen Verlegenheitsformeln ungeklärt,<br />

die von Link in Bezug genommen wird.<br />

Eher schon wirken die Breite und Ausführlichkeit<br />

der funktions- und strukturbezogenen<br />

Darstellungen des ersten Teils erstaunlich. Sie<br />

501


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

werden von den nachfolgenden Überlegungen<br />

in diesem Umfang weder benötigt noch in Bezug<br />

genommen.<br />

Der zweite Teil der Arbeit – der erste der<br />

beiden Hauptteile – nimmt seinen Ausgang bei<br />

der Feststellung, dass die Rundfunkanstalten<br />

aufgrund ihrer Programmverantwortung gehalten<br />

seien, auf ihre Eigen- und Beteiligungsgesellschaften<br />

derart Einfluss zu nehmen, dass<br />

die Erfüllung des Programmauftrags auch bei<br />

Rückgriff auf diese Gesellschaften gewährleistet<br />

sei. Link erörtert die verschiedenen Möglichkeiten,<br />

die das Gesellschaftsrecht eröffnet,<br />

um auf die Eigen- oder Beteiligungsgesellschaft<br />

einzuwirken. Sie beschränkt sich dabei mit Blick<br />

auf die in der Praxis mit Abstand am weitesten<br />

verbreitete Gesellschaftsform im Wesentlichen<br />

auf das GmbH-Recht. Dieses wird freilich<br />

umfassend auf seine Steuerungstauglichkeit<br />

hin geprüft. Die Diskussion reicht von Fragen<br />

der Kapitalbeteiligung über die Festschreibung<br />

von Gesellschaftszweck und -gegenstand, die<br />

Einflussnahme in Gesellschaftsorganen, Konsortialabreden<br />

und Informationsrechten bis<br />

hin zum Recht der verbundenen Unternehmen<br />

(Beherrschungsverträge, faktische Konzernierung,<br />

Haftung aus existenzvernichtendem<br />

Eingriff, Holdingkonstruktionen). Auf diese<br />

Weise entsteht ein ausgedehntes, kleinteiliges<br />

und vielschichtiges Bild gesellschaftsrechtlicher<br />

Steuerungsstrukturen. Innerhalb dieser in<br />

ihrer Gesamtheit kaum noch zu überblickenden<br />

Strukturen muss die öffentlich-rechtliche<br />

Rundfunkanstalt ein mit ihr verbundenes, aber<br />

rechtlich selbstständiges Unternehmen auf den<br />

Verfassungsauftrag des Rundfunks hin lenken.<br />

Ein dabei entstehendes Grundproblem arbeitet<br />

die Verfasserin in immer wieder neuen<br />

Konstellationen scharf heraus. Von den Einwirkungsmöglichkeiten<br />

des Gesellschaftsrechts<br />

kann (und muss gegebenenfalls) in unterschiedlicher<br />

Weise und Intensität Gebrauch<br />

gemacht werden. Ein ebenso übergreifender<br />

wie aussagekräftiger Maßstab hierfür lässt sich<br />

jedoch nicht angeben. Die erforderliche oder<br />

angemessene Einwirkung durch die öffentlichrechtliche<br />

Anstalt hängt davon ab, wie nahe<br />

die Leistung des Beteiligungsunternehmens<br />

der Programmveranstaltung rückt und welche<br />

Rückwirkungen sie auf diese hat. Das muss in<br />

jedem Einzelfall erneut geklärt werden; „eine<br />

generell-abstrakte Lösung des Problems erscheint<br />

unmöglich“ (S. 62), in der Tat. So detailliert<br />

und facettenreich die Rekonstruktion<br />

502<br />

der gesellschaftsrechtlichen Steuerungsmechanismen<br />

schließlich erscheint, so schlicht bleibt<br />

das Kriterium ihrer Wahrnehmung: insoweit<br />

maßgeblich sei, dass „die Bindung an den Funktionsauftrag<br />

stets gewahrt bleiben muss“ (63,<br />

ähnlich 141). Das geht nicht wesentlich über<br />

die Erkenntnisse in BVerfGE 83, 238 (303 ff.)<br />

hinaus, wahrscheinlich lässt sich aber Genaueres<br />

tatsächlich nicht ausmachen.<br />

Ein zweites Grundproblem, in dem sich die<br />

Diskussion öffentlich-rechtlicher Beteiligungsverhältnisse<br />

– nicht nur im Rundfunkbereich,<br />

sondern etwa auch im kommunalen Wirtschaftsrecht<br />

– gern verfängt, lässt sich leichter<br />

handhaben. Es entsteht aus der Annahme, dass<br />

zwischen öffentlich-rechtlicher Einwirkungspflicht<br />

einerseits und privatrechtlicher Bewegungsfreiheit<br />

eine Art Balance herzustellen<br />

sei, womöglich sogar von Verfassungs wegen.<br />

Daraus mag sich wie von selbst die Folgerung<br />

entwickeln, dass die Nutzung privatrechtlicher<br />

Organisationsformen durchaus auch eine Lockerung<br />

funktionssichernder Bindungen bedingen<br />

könnte; Link weist auf die diesbezügliche<br />

Diskussion im Kommunalrecht hin (62).<br />

Schon die Grundannahme ist irrig. Die verfassungsrechtlich<br />

vorgegebene Funktion ist stets<br />

und unbedingt vorrangig. Ihre Sicherung kann<br />

im Einzelfall eine Einwirkung erfordern, die<br />

die Bewegungsfreiheit einer Beteiligungsgesellschaft<br />

am Markt aufheben und diese als bloßes<br />

Vollzugsorgan der öffentlich-rechtlichen Anstalt<br />

erscheinen ließe. Für die Anstalten wird<br />

dann „der Rückgriff auf Eigen- oder Beteiligungsgesellschaften<br />

keine geeignete Option<br />

zur Erfüllung der ihnen obliegenden Aufgaben<br />

darstellen“ (66, in der gleichen Richtung auch<br />

216). Vor dieser einfachen Wahrheit erweist<br />

sich das erwähnte zweite Grundproblem als<br />

Scheinproblem; sie wird freilich nicht immer in<br />

der gebotenen Klarheit gesehen.<br />

Weil die notwendige Einflussnahme auf<br />

die Beteiligungsgesellschaften letztlich nur im<br />

Einzelfall endgültig bestimmt werden kann,<br />

versucht Link im dritten Teil ihrer Arbeit beispielhaft<br />

verschiedene ausgelagerte Bereiche<br />

mit unterschiedlicher Programmnähe daraufhin<br />

auszuleuchten, wie stark jeweils die Einwirkungsmöglichkeiten<br />

ausgeprägt sein müssen<br />

und gegebenenfalls sind. Das Spektrum<br />

reicht von dem Kernbereich der Programmveranstaltung<br />

(WDR/Radio NRW GmbH; öffentlich-rechtliche<br />

Veranstalterkooperationen<br />

in GmbH-Form; ARTE als Sonderform) über


die Bereiche der Werbung, der Programmproduktion,<br />

des Einkaufs und der Rechteverwertung<br />

bis zur Auslagerung der Redaktion (Maran-Film-GmbH,<br />

NDR-Tierfilmredaktion).<br />

Diese von viel Sachkenntnis getragenen paradigmatischen<br />

Darstellungen sind geeignet, das<br />

im Einzelfall entstehende Maßstabsproblem zu<br />

verringern; natürlich können sie es nicht ganz<br />

beseitigen.<br />

Die vergleichsweise erfreulich schlank gehaltene<br />

Arbeit bietet dennoch einen, soweit<br />

erkennbar, nahezu erschöpfenden Überblick<br />

über das gesellschaftsrechtliche Instrumentarium<br />

einer Einwirkung öffentlich-rechtlicher<br />

Rundfunkanstalten auf privatrechtliche Beteiligungsgesellschaften.<br />

Anliegen der Arbeit ist es<br />

nicht, einen Theoriepfad ins Unbekannte hinein<br />

auszuzeichnen. Sie will vielmehr ein durchaus<br />

bereits bekanntes Gelände in dessen ganzer<br />

Ausdehnung und Beschaffenheit durchdringen.<br />

Das gelingt ihr gut. Insbesondere von der rundfunkrechtlichen<br />

Praxis wird die in nüchterner<br />

juristischer Prosa gehaltene Untersuchung von<br />

Link immer wieder mit Gewinn herangezogen<br />

werden können.<br />

Helge Rossen-Stadtfeld<br />

Kristina Hopf<br />

Jugendschutz im Fernsehen<br />

Eine verfassungsrechtliche Prüfung der materiellen<br />

Jugendschutzbestimmungen<br />

Frankfurt am Main: Lang, 2005. – 317 S.<br />

(Zugl.: München, Univ., Diss., 2004)<br />

ISBN: 3-631-53768-9<br />

Die anzuzeigende Studie, eine im Juni 2003<br />

abgeschlossene Dissertation an der Münchener<br />

Universität der Bundeswehr, hat unter Beachtung<br />

empirisch-soziologischer Erkenntnisse die<br />

Verfassungsmäßigkeit der seit dem 1. April 2003<br />

geltenden materiell-rechtlichen Bestimmungen<br />

des Jugendschutzes im Fernsehen zum Gegenstand.<br />

Die Untersuchung befasst sich nicht nur<br />

mit der Frage, in welchem Umfang diese Regelungen<br />

die verfassungsrechtlich gebotenen<br />

Grenzen ausreichend beachten, sondern auch<br />

mit den Aspekten, ob diese Bestimmungen der<br />

Umsetzung des verfassungsrechtlichen Jugendschutz-Auftrages<br />

genügen und ob das Grundgesetz<br />

dem Gesetzgeber Spielraum für eine<br />

Intensivierung oder einen Abbau des regulatorischen<br />

Jugendschutzes schafft oder eine solche<br />

Literatur · Besprechungen<br />

Novelle sogar gebietet. Gerade auch mit Blick<br />

auf diese rechtspolitische Fragestellung kommt<br />

der Studie im Hinblick auf die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag<br />

vorgesehene Evaluierung<br />

besondere Bedeutung zu. Mag auch<br />

die im Koalitionsvertrag der großen Koalition<br />

auf Bundesebene vorgesehene Verschärfung<br />

des Jugendschutzes nicht den Fernsehbereich<br />

erfassen, so drückt sich hierin doch eine weit<br />

reichende Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen<br />

Trends im Hinblick auf die Entwicklung<br />

von Minderjährigen zu gesellschaftlich verantwortlichen<br />

Persönlichkeiten aus – eine Unzufriedenheit,<br />

die auch und gerade bezogen auf<br />

den Fernsehbereich stete Aktualität aufweist,<br />

wie jüngst die nicht nur kirchliche Diskussion<br />

um die Serie „Popetown“ belegt hat.<br />

Hopf stellt in ihrer Untersuchung sämtliche<br />

materiellrechtlichen Bestimmungen des<br />

Jugendmedienschutz-Staatsvertrages auf den<br />

verfassungsrechtlichen Prüfstand. In der weit<br />

überwiegenden Zahl seiner Handlungsge- und<br />

-verbote wird das für das Fernsehen geltende<br />

Jugendschutzrecht diesem Prüfungsmaßstab<br />

aus Sicht von Hopf gerecht. Dies gilt z. B. für<br />

die Sendezeitbeschränkungen für entwicklungsbeeinträchtigende<br />

Angebote, die Sendezeitbeschränkung<br />

für sonstige Sendeformate,<br />

das absolute Ausstrahlungsverbot für indizierte<br />

und mit diesen im Wesentlichen inhaltsgleiche<br />

Angebote sowie das generelle Pornografieverbot<br />

– einschließlich des Verbots bei Near-Video-on-Demand-Angeboten.<br />

Kritisch äußert sich Hopf insbesondere an<br />

zwei Stellen: Bis der Gesetzgeber eine ausdrückliche<br />

Regelung finde, müsse angesichts<br />

der mit einer offensichtlich schwer jugendgefährdenden<br />

bzw. indizierten Sendung vergleichbaren<br />

Gefährdungslage für Kinder und<br />

Jugendliche analog § 4 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 und<br />

Nr. 3 JMStV auch bei nicht offensichtlich, aber<br />

trotzdem schwer jugendgefährdenden Fernsehsendungen<br />

ein Ausstrahlungsverbot gelten.<br />

Inwieweit ein solcher Denkansatz mit den verfassungsrechtlichen<br />

Vorgaben an den Vorbehalt<br />

des Gesetzes bei Grundrechtseingriffen vereinbar<br />

ist, bedarf unbeschadet der jugendschutzrechtlichen<br />

Wünschbarkeit eines generellen<br />

Ausstrahlungsverbotes vertiefter Erörterung.<br />

Verfassungsrechtliche Bedenken werden in<br />

der Untersuchung zudem gegen die Vorsperre-Regelung<br />

geltend gemacht: Eine Ungleichbehandlung<br />

von Free- und Pay-TV sei sachlich<br />

nicht gerechtfertigt. Während im Bereich des<br />

503


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Pay-TV Filme, die erst ab 18 Jahren freigegeben<br />

sind, bei Einsatz der Vorsperre bereits ab<br />

20.00 Uhr ausgestrahlt werden können, dürften<br />

die Free-TV-Anbieter von der Möglichkeit der<br />

Vorsperre mit verkürzter Sendezeitbeschränkung<br />

keinen Gebrauch machen. Für sie verbleibe<br />

es bei den regulären Sendezeiten des § 5<br />

Abs. 4 JMStV. Dieser Wettbewerbsvorteil, der<br />

den Pay-TV-Anbietern gewährt werde, sei mit<br />

dem Gleichheitssatz unvereinbar. Im Hinblick<br />

auf die durchaus unterschiedlichen Rezeptionsmöglichkeiten<br />

Minderjähriger je nachdem, ob<br />

eine Vorsperre eingesetzt wird, einerseits, und<br />

die auch insoweit bestehende Einschätzungsprärogative<br />

des Gesetzgebers andererseits, sind<br />

an dieser Kritik Zweifel angezeigt.<br />

Solche Nachfragen zu einzelnen Aspekten<br />

vermögen indessen den positiven Gesamteindruck<br />

der Studie von Hopf nicht zu schmälern.<br />

Auch im Verfahrensrechtlichen weist<br />

die Untersuchung – z.B. mit Blick auf die<br />

Sinn hhaftigkeit einheitlicher Aufsichtsmechanismen<br />

für beide Säulen des dualen Rundfunksystems<br />

– manchen rechtspolitisch überzeugenden<br />

Ansatz auf. Wünschenswert wäre<br />

es gewesen, wenn das zwischen Abschluss<br />

der Dissertation und Publikation erschienene<br />

Schrifttum hätte ausgewertet werden können<br />

– die Ergebnisse von Hopf werden hier vielfach<br />

bestätigt. Mit diesem kleinen Vorbehalt<br />

zeichnet sich die Untersuchung durch hohe<br />

Aktualität und eine umfassende Auswertung<br />

von Rechtsprechung und Literatur aus. Die<br />

Studie ist unentbehrlich für alle, die sich in<br />

Praxis oder Wissenschaft mit der Anwendung<br />

und Fortentwicklung des Jugendschutzes im<br />

Fernsehen auf administrativer, justizieller oder<br />

politischer Ebene beschäftigen.<br />

Jörg Ukrow<br />

Günther Rager / Karola Graf-Szczuka /<br />

Gregor Hassemer / Stephanie Süper<br />

Zeitungsjournalismus<br />

Empirische Leserschaftsforschung<br />

Konstanz: UVK, 2006. – 290 S.<br />

ISBN: 3-89669-503-7<br />

Es gibt nicht viele Professoren, die mit ihren<br />

Studenten das Experiment wagen, Ergebnisse<br />

aus Seminaren oder Lehrforschungsprojekten<br />

zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Zu lang<br />

ist häufig die Liste mit den eigenen Publikati-<br />

504<br />

onsverpflichtungen und offenbar zu gering das<br />

professorale Vertrauen in die Schreibkünste ihrer<br />

Schützlinge. Schon allein aus diesem Grund<br />

ist Günther Rager und seiner Crew ein wenig<br />

Hochachtung zu zollen. Denn hinter den 290<br />

Seiten Druckerschwärze auf chlorfrei gebleichtem<br />

Papier verbergen sich gewiss eine Menge<br />

Blut, Schweiß und Tränen, die den einen oder<br />

anderen studentischen Autoren vielleicht auf<br />

den Pfad einer späteren akademischen Laufbahn<br />

gelockt haben mag. Die Anstrengung aber<br />

hat sich doppelt gelohnt: Das Buch kann nicht<br />

nur in Aufmachung und Anspruch mit etablierten<br />

Werken mithalten. Auch gewinnt man den<br />

Eindruck, als bliese einem zwischen den Zeilen<br />

frischer Wind entgegen – fast immer kommen<br />

die Jungautoren ohne ein verklausuliertes Wissenschaftssprech<br />

aus, stattdessen finden sich<br />

durchweg flotte Überschriften und angenehm<br />

kurze Sätze.<br />

Das dankt ihnen vor allem der Leser, womit<br />

gleich der zweite Grund angesprochen ist, dieses<br />

Büchlein sympathisch zu finden: die Wahl des<br />

Themas. „Empirische Leserschaftsforschung“,<br />

so familiär der trockene Terminus technicus im<br />

Buchuntertitel anklingt – dieses Forschungsfeld<br />

steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen<br />

und fällt selbst in aufwendigen Presseanalysen<br />

nicht selten unter den Tisch. Herausgeber<br />

und Autoren von „Zeitungsjournalismus“<br />

haben sich fest vorgenommen, dies zu ändern.<br />

Man wolle möglichst viele Ergebnisse zur Leserschaftsforschung<br />

„der Praxis zugänglich<br />

machen“, schreiben Günther Rager, Karola<br />

Graf-Szczuka, Gregor Hassemer und Stephanie<br />

Süper im Vorwort. Wo nicht ohnehin schon<br />

aus dem reichen Leserschaftsdatenfundus des<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) unterstützten Projekts „Zeitung lernen<br />

– Lesesozialisation bei Informationsmedien“<br />

der Universität Dortmund geschöpft werden<br />

konnte, unternahmen die Teilnehmer des einjährigen<br />

Zeitungsprojekts am Journalistik-<br />

Lehrstuhl selbst kleinere Studien im Rahmen<br />

ihrer Diplomarbeiten.<br />

Was erwartet die Leserschaft von ihrer<br />

Zeitung? Welche Überschriften kommen an?<br />

Warum greifen Menschen überhaupt zur Zeitung?<br />

Und in welchen Situationen? Auf diese<br />

und andere lebenswichtige Fragen in der Ära<br />

des sicheren Zeitungssterbens versuchen die 30<br />

Buchbeiträge empirische Antworten zu finden.<br />

Auch wenn Rager und seine Co-Herausgeber<br />

etwas übertrieben vorsichtig vorwegnehmen,


dass sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erheben: Es werden eigentlich fast alle erdenklichen<br />

Felder angesprochen und konstruktiv<br />

weitergedacht, die für Blattmacher und Verleger<br />

gleichermaßen wichtig sind – von A wie Agenturen<br />

über N wie Nutzwert bis Q wie Qualität<br />

und W wie Wirkung. Was den angestrebten<br />

Wissenstransfer in die Zeitungspraxis gelegentlich<br />

erschwert, ist das eigentlich nur noch selten<br />

in akademischen Kreisen gebräuchliche große<br />

I („RedakteurInnen“, „LeserInnen“), das nicht<br />

nur den Lesefluss erheblich stört, sondern in<br />

einem Buch über Leserforschung fast schon<br />

peinlich anmutet. Was den Transfer dagegen<br />

ungemein erleichtert, ist der übersichtliche<br />

Aufbau der Einzelbeiträge nach dem Schema<br />

„Bedeutung des Themas“, „Definition“, „Forschungsstand“,<br />

gegebenenfalls „Ergebnisse eigener<br />

Forschung“, „Bewertung und Ausblick“<br />

und „Literatur“.<br />

Gerade der jeweilige „Forschungsstand“<br />

lässt für die untersuchten Schwerpunkte erkennen,<br />

wie stiefmütterlich der Leser von<br />

der deutschen Zeitungswissenschaft mitunter<br />

behandelt wurde. Das zeigt sich am deutlichsten<br />

bei randständigen Ressorts wie „Wissenschaft“<br />

(Gregor Hassemer), „Sport“ (Michael<br />

Strompen) und „Lokales“ (Markus Frädrich),<br />

bei denen sich die Leserforschung zuweilen<br />

eher auf Vermutungen denn auf harte Fakten<br />

stützt. Umso mehr erweist sich der Zugriff auf<br />

internationale Studien überall dort als hilfreich,<br />

wo Zeitungsleser akribischer erforscht sind als<br />

hierzulande, beispielsweise in den USA, wo<br />

dies schon aus der großzügiger geförderten<br />

Zeitungsforschung heraus begründet ist. Zum<br />

anderen sind Erkenntnisse aus dem Ausland<br />

auch deshalb von Interesse, weil sich hiesige<br />

Verleger – ungeachtet der sehr speziellen<br />

Rahmenbedingungen der deutschen Zeitungslandschaft<br />

(die eine der diversifiziertesten und<br />

auflagenstärksten der Welt ist) – in jüngerer<br />

Vergangenheit immer wieder innovativer Erfolgsmodelle<br />

wie Tabloid-Formate (Großbritannien),<br />

Gratiszeitungen (Skandinavien) oder<br />

dem Merchandising durch beigelegte Bücher<br />

und DVDs (Italien) bedient haben.<br />

Auf Interesse stoßen dürften bei Verlagsmanagern<br />

und Zeitungsredakteuren auch die<br />

Buchkapitel über die Exoten-Zielgruppen<br />

„Kinder“ (Katja Fischborn), „Jugendliche“<br />

(Markus Kubitza) und „Senioren“ (Annika<br />

Sehl), deren Untersuchung hierzulande<br />

ebenfalls noch am Anfang steht. Wer sich die<br />

Literatur · Besprechungen<br />

konstruktiven „Bewertungen und Ausblicke“<br />

der lange Zeit sträflich vernachlässigten Nachwuchs-<br />

und Seniorenleserschaft zu Herzen<br />

nimmt, wird erkennen, dass Verlegerwünsche<br />

und Leserwirklichkeiten manchmal nicht recht<br />

zusammenpassen wollen. Beispielsweise interessiert<br />

sich die inzwischen von Marketing-Leuten<br />

heiß umworbene Zielgruppe „50 plus“ vor<br />

allem für Themen wie „Natur und Umwelt“,<br />

„Haus und Garten“ sowie „Fremde Länder<br />

und Kulturen“, welche viele Tageszeitungen so<br />

gut wie gar nicht anbieten.<br />

Umgekehrt müssen sich junge Zeitungsleser<br />

offensichtlich erst einmal an das gedruckte<br />

Massenmedium gewöhnen, bevor sie sich mit<br />

einem lebendigen Artikeleinstieg (Dorothee<br />

Krings) oder einer ausgefallenen Überschrift<br />

wie der „Bild“-Schlagzeile „Wir sind Papst!“<br />

(Katharina Heimeier/Karola Graf-Szczuka)<br />

ködern lassen. Damit Jugendliche und junge<br />

Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren häufiger<br />

Zeitungen aufschlagen (92 Prozent sehen<br />

in ihrer Freizeit lieber fern, 78 Prozent hören<br />

Radio), haben sich Verlage so genannte „Jugendseiten“<br />

ausgedacht, die bewusst optische<br />

Anreize wie großflächige Fotos und bunte<br />

Infografiken oder Stilmittel wie Comics zur<br />

Vermittlung journalistischer Inhalte einsetzen.<br />

Unklar bleibt, ob die nach wie vor brav zusammengestellten<br />

Schul- und Bildungsthemen den<br />

Nerv der Zeit überhaupt treffen, oder ob nicht<br />

Drogen, Sex, Musik, Mode die gefragteren Jugendthemen<br />

sind.<br />

So können die Autoren nicht für alle essenziellen<br />

Probleme des Pressemarkts eine hinreichende<br />

Lösung präsentieren – was freilich<br />

auch gar nicht erwartet werden darf. Immerhin<br />

trägt die Buchlektüre erheblich dazu bei, den<br />

Leser, das unbekannte Wesen, besser zu verstehen<br />

und Presseerzeugnisse – ganz im Sinne<br />

von Helmut Markworts Schlachtruf „Fakten,<br />

Fakten, Fakten … und immer an die Leser denken!“<br />

– künftig vielleicht häufiger nach dessen<br />

Vorstellungen zu gestalten. „Zeitungsjournalismus“<br />

ist zweifellos eine Bereicherung für jeden,<br />

der sich für Zeitungen interessiert, zumal der<br />

Band so manchem Verleger die Augen öffnen<br />

könnte. Das Aussterben der Zeitung werden<br />

die neuesten Erkenntnisse aus der Leserschaftsforschung<br />

indes nicht verhindern helfen – aber<br />

hoffentlich doch noch eine ganze Weile hinauszögern.<br />

Stephan Alexander Weichert<br />

505


Zeitschriftenlese<br />

AfP<br />

Jg 37 (2006) Nr 1<br />

Veigel, Ricarda; Frauenschuh, Eva: Das Widerrufsrecht<br />

bei Abonnements im Zeitungs- und<br />

Zeitschriftenbereich. – S. 1–9<br />

Ory, Stephan: Erste Entscheidungen zur angemessenen<br />

und redlichen Vergütung nach § 32<br />

UrhG. – S. 9–11<br />

Weberling, Johannes: Zensur(en) durch Gerichte.<br />

– S. 12–17<br />

Thum, Kai: Pressefreiheit in der modernen Demokratie.<br />

– S. 17–20<br />

Jg 37 (2006) Nr 2<br />

Gounalakis, Georgios; Zagouras, Georgios:<br />

Crossmedia Konzentration und multimediale<br />

Meinungsmacht. – S. 93–102<br />

Bundeskartellamt und die Kommission zur Ermittlung<br />

der Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich (KEK)<br />

haben die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG<br />

durch die Axel Springer AG untersagt. Angesichts<br />

dessen untersuchen die Autoren Probleme der derzeitigen<br />

Vorschriften zur Konzentrationskontrolle.<br />

Sie analysieren die Vorschrift des § 26 Abs. 2 Rundfunkstaatsvertrag,<br />

wonach vorherrschende Meinungsmacht<br />

bei Erreichen bestimmter Prozentwerte beim<br />

Zuschauermarktanteil (30 % bzw. bei Einbeziehung<br />

der Stellung auf so genannten medienrelevanten verwandten<br />

Märkten 25 %) vermutet wird. Dabei gehen<br />

sie auf die Frage ein, ob auch jenseits des Erreichens<br />

dieser Prozentwerte eine Untersagung durch die<br />

KEK möglich ist. Dieses bejahen die Autoren mit<br />

der Begründung, dass anderenfalls Gefahren für den<br />

verfassungsrechtlich geschützten freien Prozess der<br />

Meinungsbildung drohen würden.<br />

Degenhart, Christoph: Olympia und der Gesetzgeber:<br />

ist ein sondergesetzlicher Schutz gerechtfertigt?.<br />

– S. 103–109<br />

Helle, Jürgen: „Variantenlehre“ und Mehrdeutigkeit<br />

der verletzenden Äußerung. – S. 110–<br />

115<br />

Teubel, Kirsten: Die Rechtsprechung zur Berichterstattung<br />

über Prominente nach der Caroline–Entscheidung<br />

des EGMR. – S. 116–123<br />

Jg 37 (2006) Nr 3<br />

Fechner, Frank; Popp, Susanne: Informationsinteresse<br />

der Allgemeinheit. – S. 213–215<br />

Das „Informationsinteresse der Allgemeinheit“ spielt<br />

insbesondere bei der Abwägung zwischen den <strong>Medien</strong>grundrechten<br />

und dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht<br />

eine wichtige Rolle. Die Autoren untersu-<br />

506<br />

chen die rechtliche Verankerung, den Inhalt und die<br />

Gewichtung des Informationsinteresses der Allgemeinheit.<br />

Sie verorten es dogmatisch in der Informationsfreiheit,<br />

Artikel 5 Absatz 1 Satz 1, 2. Alternative<br />

Grundgesetz.<br />

Coors, Corinna: Der Einfluss von Sportagenturen<br />

auf den Fernsehrechtemarkt. – S. 216–219<br />

Jürgens, Uwe; Köster, Oliver: Die Haftung<br />

von Webforen für rechtsverletzende Einträge:<br />

Anmerkungen zu LG Hamburg, 324O721/05<br />

vom 2.12.2005 sowie zu OLG Düsseldorf 1–15<br />

U 180/05 vom 26.4.2006. – S. 219–222<br />

Die Autoren setzen sich mit zwei Urteilen zur Haftung<br />

von Webforen für rechtsverletzende Einträge<br />

auseinander: Das Landgericht Hamburg hatte den<br />

Heise-Verlag verurteilt, es zu unterlassen, Forenbeiträge<br />

zu verbreiten, in denen dazu aufgefordert wird,<br />

durch massenhafte Downloads den Serverbetrieb<br />

eines Online-Anbieters zu stören. Die Autoren kritisieren,<br />

dass das Landgericht Hamburg presserechtliche<br />

Grundsätze ohne weiteres auf Online-Dienste<br />

anwendet und dass es sich nicht mit einer möglichen<br />

Privilegierung von Webforen-Betreibern auseinander<br />

gesetzt hat. Laut dem OLG Düsseldorf ist einem Unterlassungsanspruch<br />

dann nicht stattzugeben, wenn<br />

der Anbieter des Forums die Identität desjenigen<br />

preisgibt, der die Rechtsverletzung begangen hat. Die<br />

Autoren sind hingegen der Auffassung, dass Webforen-Betreiber<br />

in jedem Fall bis zur Kenntnis einer<br />

Rechtsverletzung nicht als Störer anzusehen seien.<br />

Es bestehe keine grundsätzliche Prüfungspflicht für<br />

alle Beiträge im Forum. Anders sei dies nur bei einer<br />

besonders hohen Wahrscheinlichkeit von Rechtsverletzungen<br />

(hier käme eine Verpflichtung zum Einsatz<br />

von Filtermaßnahmen in Frage). Eine solche hohe<br />

Wahrscheinlichkeit von Rechtsverletzungen ergebe<br />

sich aber noch nicht – wie im Heise-Fall – aus einer<br />

kritischen, aber rechtmäßigen Vorberichterstattung.<br />

Rath-Glawatz, Michael: Zur Haftung der Presse<br />

bei der Veröffentlichung wettbewerbswidriger<br />

Anzeigen. – S. 223–224<br />

Smid, Jörg F.: Herkunftslandprinzip – nicht für<br />

Pressesites?. – S. 224–226<br />

Comm/Ent<br />

Jg 28 (2005) Nr 1<br />

Peukert, Alexander: A Bipolare Copyright<br />

System for the Digital Network Environment.<br />

– S. 1–80<br />

Communication Theory<br />

Jg 16 (2006) Nr 1<br />

Hogg, Michael A.Reid, Scott A.; Reid, Scott<br />

A.: Social Identity, Self-Categorization, and the<br />

Communication of Group Norms. – S. 7–30


Strano, Michele M.: Ritualized Transmission<br />

of Social Norms Through Wedding Photography.<br />

– S. 31–46<br />

Price, Vincent; Nir, Lilach; Capella, Joseph N.:<br />

Normative and Informational Influences in<br />

Online Political Discussions. – S. 47–74<br />

Boer, Henk; Westhof, Yvette: The Role of Positive<br />

and Negative Signaling Communication by<br />

Strong and Weak Ties in the Shaping of Safe<br />

Sex Subjective Norms of Adolescents in South<br />

Africa. – S. 75–90<br />

Schuster, Darleen V. et al: Intermedia Processes<br />

in the Adoption of Tobacco Control Activities<br />

Among Opinion Leaders in California. – S. 91–<br />

117<br />

David, Clarissa; Cappella, Joseph N.; Fishbein,<br />

Martin: The Social Diffusion of Influence<br />

Among Adolescents: Group Interaction<br />

in a Chat Room Environment About Antidrug<br />

Advertisements. – S. 118–140<br />

Smith, Sandi W. et al: A Social Judgement Theory<br />

Approach to Conducting Formative Research<br />

in a Social Norms Campaign. – S. 141–152<br />

Communications<br />

Jg 31 (2006) Nr 1<br />

Eilders, Christiane: News factors and news<br />

decisions: theoretical and methodological advances<br />

in Germany. – S. 5–24<br />

“This article examines the theoretical and methodological<br />

developments in the German research tradition<br />

and discusses selected results for newspaper and<br />

television news. Its theoretical perspective focuses<br />

on the conceptionalization of news factors as either<br />

event characteristics or characteristics of the reality<br />

construction by journalists and recipients. This article<br />

explores how and why news factors affect media use<br />

and the retention of news items. Finally, this contribution’s<br />

empirical perspective discusses various modifications<br />

of the assumed factors and presents methodological<br />

advancements in the measurement of news<br />

factors in selection processes.“<br />

Kepplinger, Hans Mathias; Ehmig, Simone<br />

Christine: Predicting news decisions: an empirical<br />

test of the two-component theory of<br />

news selection. – S. 25–44<br />

„The purpose of this study is to test the two-component<br />

theory of news selection. Its components are (a)<br />

news factors included in articles and (b) news values<br />

of news factors. It is assumed that news factors have<br />

different news values for various media outlets. The<br />

theory was tested comparing the empirical (measured)<br />

with the theoretical (calculated) newsworthiness of<br />

news stories. First, news values of five news factors for<br />

national quality papers, regional papers, and tabloids<br />

were identified. Then, based on theory, the theoretical<br />

newsworthiness of news stories was calculated. The<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

independent variables were the news factors included<br />

in these articles and the news values of these news factors.<br />

In addition, in a laboratory setting, the empirical<br />

newsworthiness of the news stories was measured. Finally,<br />

measured newsworthiness was compared to the<br />

predicted one. Results confirmed the two-component<br />

theory and demonstrated that the chances of news stories<br />

to get published can be predicted by news factors<br />

and their news values.“<br />

Schwarz, Andreas: The theory of newsworthiness<br />

applied to Mexico’s press: how the news<br />

factors influence foreign news coverage in a<br />

transitional country. – S. 45–64<br />

„Empirical studies which examine the theory of newsworthiness<br />

and the predictability of news coverage in<br />

transnational or developing countries still remain on<br />

the agenda of journalism research. Therefore, this<br />

study examines the influence of news factors on the<br />

foreign news coverage of three Mexican newspapers.<br />

Two main questions guide the research. First, is the<br />

theory of newsworthiness a valid approach for predicting<br />

news selection in a cultural context that is<br />

significantly different from western industrialized<br />

countries? Secondly, which are the relevant news factors<br />

that predict foreign news coverage in the Mexican<br />

press and thus shape the image of foreign nations? The<br />

results of a quantitative content analysis confirm the<br />

hypotheses of selection, additivity, and replication as<br />

they were originally postulated by Galtung and Ruge<br />

and thus prove the external validity of the theory of<br />

newsworthiness beyond western journalism.“<br />

Scheufele, Bertram: Frames, schemata, and<br />

news reporting. – S. 65–84<br />

„This article deals with frames and schemata in news<br />

reporting. It distinguishes frames and schemata in<br />

newsroom discourse and news reports. On the individual<br />

cognitive level, a frame is defined as a set of<br />

schemata for different aspects of reality. They emerge<br />

in newsroom discourse and in exchange with other<br />

(media) discourses, i. e., they are not idiosyncratic<br />

but shared among those working in a newsroom. It is<br />

supposed that news report structures (media frames)<br />

correspond to these newsroom frames and schemata.<br />

The article discusses these considerations in regard to<br />

related explanations of news production, especially attitudinal<br />

approaches such as news bias.”<br />

Berkel, Barbara: Political parallelism in news<br />

and commentaries on the Haider conflict: a<br />

comparative analysis of Austrian, British, German,<br />

and French quality newspapers. – S. 85–<br />

104<br />

„Normative theories of media functions require a<br />

clear distinction between the media’s two roles as forum<br />

and speaker in public spheres. This article seeks to<br />

study potential violations of the rule of separating fact<br />

from opinion. The comparative content analysis takes<br />

a European political conflict, the so-called Haider<br />

debate, as a litmus test of objectivity of news reporting.<br />

The study reveals some critical consequences of<br />

the press’ political involvement in the debate. In all<br />

countries under study, the press tends to incorporate<br />

journalistic evaluations into the news. The Haider<br />

debate was characterized by a ‘political parallelism’<br />

of the press in a manner which Hallin and Mancini<br />

re-defined as ‘party-press parallelism’. The newspa-<br />

507


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

pers favorably gave voice to speakers supporting their<br />

own positions, thus instrumentalizing opportune witnesses.<br />

As a result, the newspapers ‘synchronized’ the<br />

coverage with their editorial stances, which lead to<br />

biased news reporting in all outlets.“<br />

Computer Law Review International<br />

Jg 7 (2006) Nr 1<br />

Nimmer, Raymond T.: „Google Print Library<br />

Project: unfair Use of Copyright. – S. 1–5<br />

Band, Jonathan; Schruers, Matt: Grokster in the<br />

International Arena: The Merits of Grokster<br />

(U.S.) and Sharman (Australia) Compared. –<br />

S. 6–11<br />

Widmer, Ursula; Nair, Latha R.: Issues of Data<br />

Protection in the Context of Outsourcing From<br />

Switzerland and the EU to India. – S. 12–16<br />

Nolan, Philip; McMahon, Rossa: EverCloser-<br />

Union.eu. – S. 17–21<br />

Jg 7 (2006) Nr 2<br />

Kern, Benjamin D.: Roaming in the USA: Using<br />

Open Wi-Fi Connections under US Law. –<br />

S. 33–37<br />

McAleese, Don; Cahir, John: A European<br />

Perspective on the Peer-to-Peer Model post-<br />

Grokster: How far is European law harmonised<br />

and what triggers a filesharing company’s<br />

liability in European common law jurisdictions?.<br />

– S. 38–42<br />

Nacimiento, Grace: EU Radio Spectrum Policy:<br />

the EU Commission’s Strategy for a New<br />

Framework. – S. 43–47<br />

Jg 7 (2006) Nr 3<br />

Niiranen, Ossi: Online Access to the World’s<br />

Libraries: legal risk analysis of book scanning<br />

and indexing projects in Europe and their implications<br />

for the freedom of information. –<br />

S. 65–69<br />

Antons, Christoph: Courting Kazaa: judicial<br />

approaches towards P2P Networks in the US<br />

and Australia. – S. 7075<br />

508<br />

Computer und Recht<br />

Jg 22 (2006) Nr 2<br />

Stadler, Andreas: Garantien in IT-Verträgen<br />

nach der Schuldrechtsmodernisierung: Vertragstypübergreifende<br />

Darstellung der verschiedenen<br />

Garantieformen, Abgrenzungsfragen,<br />

Rechtsmängelhaftung und grundlegende<br />

Haftungsfolgen. – S. 77–84<br />

Köhler, Sebastian: Terminierungsentgelte im<br />

Mobilfunk: aktueller Stand und offene Fragen.<br />

– S. 92–97<br />

Koch, Frank A.: Grid Computing im Spiegel<br />

des Telemedien-, Urheber- und Datenschutzrecht.<br />

– S. 112–119<br />

Jg 22 (2006) 3<br />

Huppertz, Peter: Handel mit Second-Hand-<br />

Software: Analyse der wesentlichen Erscheinungsformen<br />

aus urheber- und schuldrechtlicher<br />

Perspektive. – S. 145–150<br />

Schulz, Anja: Call in Shows mit Mehrwertdiensten:<br />

Glücksspiel im deutschen Fernsehen?.<br />

– S. 164–169<br />

„Dieser Aufsatz untersucht die Strafbarkeit gem. §<br />

284 StGB im Rahmen von sog. Call In Shows und<br />

wirft die Frage auf, ob gesetzliche Regelungen getroffen<br />

werden müssen oder auf der Basis der bestehenden<br />

Rechtsprechung die Teilnehmer an den Gewinnspielen<br />

ausreichend vor illegalem Glücksspiel im Fernsehen<br />

geschützt sind.“<br />

Schmitz, Peter: Rückforderung von Mehrwertdiensteentgelten<br />

gegen inkassierende Verbindungsnetzbetreiber:<br />

Warnung vor einer Fehlinterpretation<br />

der BGH-Urteile. – S. 170–171<br />

Jürgens, Uwe: Von der Provider- zur Provider-<br />

und <strong>Medien</strong>haftung: ein Plädoyer für eine<br />

„zweistufige“ Auslegung der Verantwortlichkeitsprivilegierungen<br />

für Telemedien am Beispiel<br />

von Internetforen. – S. 188–192<br />

Jg 22 (2006) Nr 4<br />

Plath, Kai-Uwe: Pfandrechte an Software:<br />

ein Konzept zur Lösung des Insolvenzproblems?.<br />

– S. 217–220<br />

Schumacher, Volker A.: Die Gestaltung von IP-<br />

VPN-Verträgen: Fragestellungen bei Verträgen<br />

über eine neue Form des Unternehmensnetzwerks.<br />

– S. 229–234<br />

Nolte, Georg: Das Urheberrecht in der Informationsgesellschaft:<br />

der Regierungsentwurf<br />

„Zweiter Korb“. – S. 254–259


Klöhn, Lars: Alternativer Verbraucherschutz<br />

für Internet-Auktionen. – S. 260–268<br />

Jg 22 (2006) Nr 5<br />

Grützmacher, Malte: Insolvenzfeste Softwarelizenz-<br />

und Softwarehinterlegungsverträge –<br />

Land in Sicht?: die Welten zwischen Mannheim<br />

und Karlsruhe. – S. 289–295<br />

Ditscheid, Alexander: Unterschiedliche Abrechnungsysteme<br />

in Zusammenschaltungsverhältnissen<br />

im Wandel?: Auswirkungen des<br />

Wechsels der Rufnummergasse 0190 in 9000<br />

auf Rechnungsstellung und Wettbewerb alternativer<br />

und Mobilfunk-Netzbetreiber. –<br />

S. 316–322<br />

Schmitz, Peter; Eckhardt, Jens: Vertragsverhältnisse<br />

und CRM bei Mehrwertdiensten. –<br />

S. 323–331<br />

Spindler, Gerald; Dorschel, Joachim: Vereinbarkeit<br />

der geplanten Auskunftsansprüche gegen<br />

Internet-Provider mit EU-Recht. – S. 341–346<br />

Der Beitrag fasst die wesentlichen Regelungen der Referentenentwürfe<br />

zusammen, die eine zivilrechtliche<br />

Identifizierungsmöglichkeit von „Raubkopierern“ im<br />

Internet vorsehen. Vor dem Hintergrund des Europarechtlichen<br />

Rechtsrahmens untersuchen die Autoren<br />

die Vereinbarkeit derartiger Auskunftsansprüche<br />

mit fernmeldegeheimnis- und datenschutzrechtlichen<br />

Gewährleistungen durch E-Commerce- und TK-Datenschutzrichtlinie.<br />

Jg 22 (2006) Nr 6<br />

Bräutigam, Peter; Rücker, Daniel: Softwareerstellung<br />

und §651 BGB: Diskussion ohne Ende<br />

oder Ende der Diskussion?. – S. 361–367<br />

Dahlke, Peter; Neumann, Andreas: Innovationen<br />

und Investitionen durch Regulierung:<br />

zur wettbewerbspolitischen Forderung nach<br />

Deregulierung und regulierungsfreien Räumen.<br />

– S. 377–382<br />

„Mit der Forderung nach einer Regulierungsfreistellung<br />

für den Ausbau des Glasfasernetzes der Deutschen<br />

Telekom AG (DTAG) wurde zugleich eine<br />

Diskussion um den Nutzen der sektorspezifischen<br />

Regulierung angestoßen. Die Deregulierungsvorstellungen<br />

regulierter Unternehmen fanden dabei Unterstützung<br />

sowohl aus dem politischen Raum als auch<br />

von Seiten verschiedener Unternehmensberatungen<br />

und wirtschaftswissenschaftlicher Institute. Der Beitrag<br />

erinnert vor diesem Hintergrund an Funktion<br />

und Nutzen der telekommunikationsrechtlichen Regulierung.<br />

Zugleich unterzieht er die aktuelle Deregulierungsdebatte<br />

einer kritischen Würdigung.“<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Feldmann, Thorsten; Heidrich, Joerg: Rechtsfragen<br />

des Ausschlusses von Usern aus Internetforen:<br />

praktische Analyse der Voraussetzungen<br />

eines Anspruchs auf Ausschluss. – S. 406–412<br />

Der Beitrag untersucht mögliche Anspruchsgrundlagen<br />

von Forenbetreibern für den gezielten Ausschluss<br />

von Usern, von denen Dritte beeinträchtigt werden.<br />

Neben den technischen Möglichkeiten und Problemen<br />

des Ausschlusses betrachten die Autoren die<br />

Rechtsbeziehung zwischen Anbieter und Nutzer und<br />

daraus resultierende zivilrechtliche und vertragliche<br />

Anspruchgrundlagen.<br />

Convergence<br />

Jg 12 (2006) Nr 1<br />

Elmer, Greg: Re-Tooling the Network: Parsing<br />

the Links and Codes of the Web World. – S. 5–<br />

8<br />

„This paper discusses the emergence of experimental<br />

Internet research software or „toolkits” that trace the<br />

dynamics of web networking. The author argues that<br />

such projects have focused too heavily on web hyperlinks<br />

as an indicator of social and political association.<br />

The paper concludes by offering a broader vision for<br />

the analysis of web code, expanding beyond the mapping<br />

of HREF tags (hyperlink code) toward an understanding<br />

of the larger structure and deployment of<br />

all web code and content (including text, images, met<br />

tags, robot.txt commands, etc.).“<br />

Bolter, Jay David et al: New Media and the Permanent<br />

Crisis of Aura. – S. 21–40<br />

„Walter Benjamin is best known for his essay „The<br />

Work of Art in the Age of Mechanical Reproduction“,<br />

in which he argues that film and other mechanical<br />

technologies are destroying the aura that had belonged<br />

to traditional art. In this paper we apply Benjamin’s<br />

concept of aura to new (digital) media, and in particular<br />

to „mixed reality” a group of technologies that<br />

blend computer-generated visual, aural, and textual<br />

information into the user is physical environment. We<br />

argue that mixed reality increases the options for designer-artists<br />

and apparently allows the invocation of<br />

aura in new ways. Our culture is pursuit of auratic experience<br />

remains problematic in mixed reality as it was<br />

for Benjamin in the case of film. New media maintain<br />

aura in a permanent state of oscillation or crisis, and<br />

this crisis is a key to understanding new media.“<br />

Poor, Nathaniel: Playing Internet Curveball<br />

with Traditional Media Gatekeepers: Pitcher<br />

Curt Schilling and Boston Red Sox Fans. –<br />

S. 41–54<br />

„Prior to the 2004 season, pitcher Curt Schilling was<br />

traded to the Boston Red Sox baseball team. During<br />

trade negotiations, Schilling visited a web-based<br />

fan site of the team, and chatted with Red Sox fans.<br />

His visit was covered by sports radio and newspaper.<br />

Schilling discussed his visit with a sports radio show,<br />

where the hosts were not happy that he used the Internet<br />

instead of radio. Schilling’s actions make for an<br />

interesting real-world case involving media gatekeeping,<br />

where different media are intertwined, and where<br />

theory can be built from the observation of practice.<br />

509


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Schilling used different media depending on his task,<br />

and chose media best suited to his purpose. Fans were<br />

delighted he chose the web, giving them direct access,<br />

but radio hosts felt threatened. Gatekeeping was<br />

found to be still useful for identity verification and<br />

access control.“<br />

Garcelon, Marc: The „Indymedia“ Experiment:<br />

the Internet as Movement Facilitator Against<br />

Institutional Control. – S. 55–82<br />

„The history of the Indymedia network – group of<br />

open-domain web sites around the world which grew<br />

rapidly from its inception in late November 1999, to<br />

more than 140 sites by May 2004 – embodies opposition<br />

to strategies of information control framed in<br />

propertarian terms by agents of a radical „anarchic”<br />

perspective hostile to “corporatism.” This binary<br />

tension, however, fails to capture the range of implications<br />

of „peer to peer” – p2p – web exchange that<br />

Indymedia embodies. By weaving together a theoretical<br />

framing showing the inadequacy of conceiving p2p<br />

exchange in terms of „corporate-anarchist” binaries,<br />

on the one hand, with empirical analysis of interviews<br />

with key figures from three continents who helped<br />

create Indymedia, on the other, the history of Indymedia<br />

developed here clarifies how to map struggles<br />

over control of the Internet as a communication technology.<br />

Such issues speak not only to understanding<br />

contested models of access to new communication<br />

technologies – exemplified by the tension between<br />

the p2p model and older sender-receiver broadcast<br />

mo dels – but also to ways that the institutional framework<br />

through which such technologies are deployed<br />

shape social movements and public will formation.“<br />

Huang, Edgar et al: Facing the Challenges of<br />

Convergence: Media Professionals’ Concerns<br />

of Working Across Media Platforms. – S. 83–<br />

98<br />

„This paper examined some top concerns in the media<br />

industry brought up by media convergence including<br />

the need to update news staff, production quality,<br />

compensation for multiplatform productions and the<br />

legitimacy of media convergence. An online national<br />

survey was conducted both among merged and nonmerged<br />

daily newspapers and commercial TV stations<br />

to find out to what extent such concerns were shared<br />

by editors/news directors and news professionals and<br />

what their answers were to such concerns.“<br />

Communicatio Socialis<br />

Jg 39 (2006) Nr 1<br />

Pürer, Heinz: Boom, Krise, Wege aus der Krise:<br />

zur Lage der deutschen Tagespresse 1995 bis<br />

2005. – S. 3–29<br />

Hömberg, Walter; Bödiker, Manuel: Die Gegenwart<br />

der Vergangenheit: <strong>Kommunikations</strong>und<br />

<strong>Medien</strong>museen in Deutschland. – S. 30–46<br />

Roloff, Eckart Klaus: 400 Jahre Zeitung: ein<br />

Massenmedium macht sich öffentlich: zur Jubiläumsausstellung<br />

im Mainzer Gutenberg-<br />

Museum. – S. 47–52<br />

510<br />

Stenert, Ute: Vielfältig und leistungsfähig: der<br />

Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger,<br />

Helmut Heinen, zur Situation<br />

der Presse. – S. 53–59<br />

Kopp, Matthias: Spagat gelingender Kommunikation:<br />

ein Erfahrungsbericht zur <strong>Kommunikations</strong>arbeit<br />

des XX. Weltjugendtages<br />

2005. – S. 60–66<br />

Steinseifer, Martin: Das Medium ist eine Metabotschaft:<br />

der Weltjugendtag in Köln als perfektes<br />

<strong>Medien</strong>ereignis, der Papst als Anti-Star<br />

und die Schwierigkeiten einer angemessenen<br />

Kritik. – S. 67–80<br />

European Journal of Communication<br />

Jg 21 (2006) Nr 1<br />

Schuck, Andreas R. T.; Vreese, Claes H. de:<br />

News Framing and its Effects on Public Support<br />

for EU Enlargement. – S. 5–32<br />

„This multi-methodological study examined the news<br />

framing of the 2004 European Union enlargement<br />

in terms of risk and opportunity and the effect both<br />

frames had on public support for the enlargement. A<br />

content analysis showed that EU enlargement was<br />

portrayed as a controversial issue, but with an overall<br />

balanced tone of coverage. Risk and opportunity<br />

framing played an equally prominent role in the news.<br />

An experiment examined the impact of both frames<br />

on support for EU enlargement. Participants in the<br />

opportunity frame condition showed significantly<br />

higher levels of support compared to participants in<br />

the risk condition. This framing effect was moderated<br />

by political knowledge. Individuals with low levels of<br />

political knowledge were more affected by the news<br />

frames and more susceptible to risk framing.“<br />

Frau-Meigs, Divina: Big Brother and Reality<br />

TV in Europe: Towards a Theory of Situated<br />

Acculturation by the Media. – S. 33–56<br />

„This article examines the cross-border circulation of<br />

reality programming among European countries, taking<br />

Big Brother as a case in point. It tests the specificity<br />

of the media factor in the process of acculturation, by<br />

considering the whole communication process, from<br />

production to reception, in a comparative manner. It<br />

deals with the dichotomy induced by contact between<br />

imported elements and traditional domestic core values<br />

and with the strategies related to adoption or adaptation.<br />

The media appear to apply three filters: the<br />

first filter, in production, makes a matrix of Anglo-<br />

American origin acceptable by editing out angst; the<br />

second filter, in broadcasting, acts as a transfer “airlock”,<br />

aimed at making people accept the commercial<br />

audiovisual system; the third filter, in reception,<br />

shows a variety of strategies as co-present publics vie<br />

about the values that are being transmitted by reality<br />

programming. Assessing these acculturation filters<br />

brings the author to develop the notion of ‘situated’<br />

acculturation as it may reflect better the fundamental<br />

stakes at work in such cultural transfers dissymmetric<br />

power relations without precluding the possible strat-


egies of resistance to hegemony that they entail and<br />

the cultural bypasses they produce.“<br />

Machill, Marcel; Beiler, Markus; Fischer,<br />

Corinna: Europe-Topics in Europe’s Media:<br />

the Debate about the European Public Sphere:<br />

a Meta-Analysis of Media Content Analyses. –<br />

S. 57–88<br />

“A common thesis in research is that a European public<br />

sphere can be constituted via the Europeanization<br />

of reporting in the national media. On the basis of a<br />

qualitatively oriented meta-analysis, this article aims<br />

to answer the question whether such Europeanization<br />

is taking place in European countries. With reference<br />

to 17 studies analysing media content from several<br />

European countries, the empirical research carried<br />

out in German, English and French since the beginning<br />

of the 1990s is systematically evaluated. All of<br />

the studies examined compare European topics being<br />

reported in the media in different European countries.<br />

The meta-analysis shows that in the 15 member states<br />

of the European Union prior to the 2004 enlargement,<br />

developmental tendencies of differing degrees<br />

towards a Europeanization of the national public<br />

spheres are discernible. Overall, EU topics account<br />

for an extremely small proportion of the reporting in<br />

the particular national media. Players at EU level only<br />

feature in minor roles. It can be concluded that the<br />

public spheres of the EU states continue to exhibit a<br />

strong national orientation.”<br />

Roussou, Nayia: Cypriot Television, Dialect<br />

Productions and Demotic Culture: Urbanization,<br />

Westernization or New Resistance Identities?.<br />

– S. 89–100<br />

„This article examines the television programme preferences<br />

in Cyprus over the last 10 years or so, from<br />

the English-language programmes popular during the<br />

public broadcasting monopoly period and up to the<br />

mid-1990s, to the imported Greek productions, in the<br />

Panhellenic demotic, after the pluralism of the 1990s<br />

and up to more recent times, when productions in the<br />

Cypriot dialect have become very popular on all Cypriot<br />

television channels. The significance of language<br />

in the expression of a people’s culture is discussed, but<br />

at the same time, some of the content of the dialect<br />

programme offering is also described, to indicate the<br />

transition from rural to urban themes and modalities<br />

in dialect programmes.”<br />

Jg 21 (2006) Nr 2<br />

Strömbäck, Jesper; Nord Lars W.: Do Politicians<br />

Lead the Tango?: a Study of the Relationship<br />

between Swedish Journalists and their<br />

Political Sources in the Context of Election<br />

Campaigns. – S. 147–164<br />

„The relationship between journalists and their political<br />

sources is often described as symbiotic. Furthermore,<br />

political sources are often regarded as more powerful<br />

than journalists in this relationship. However, most of<br />

the research referred to in the international literature is<br />

done in the US or Britain. Therefore, the question regarding<br />

the relationship between journalists and their<br />

political sources, in terms of power, needs to be asked<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

in other countries. This article examines the relationship<br />

between journalists and their political sources in<br />

Sweden during the National Election in 2002, and in<br />

so doing makes a distinction between the power over<br />

the process of news making and the media agenda, and<br />

the power over the content and the framing of news<br />

stories. The results show the importance of making<br />

such a distinction. They also show that, in Sweden,<br />

it is the journalists and not their political sources that<br />

lead the tango most of the time.“<br />

Downey, John; Koenig, Thomas: Is There a European<br />

Public Sphere?: the Berlusconi-Schulz<br />

Case. – S. 165–189<br />

„Recently, it has been argued that, despite the absence<br />

of European-wide mass media, a European public<br />

sphere is emerging, as some issues of European relevance<br />

become debated at the same time with the<br />

same intensity and with recourse to the structures of<br />

meaning throughout the entire European Union. This<br />

article examines the media framing of Silvio Berlusconi’s<br />

controversial address as president of the European<br />

Council of Ministers to the European Parliament on<br />

2 July 2003, in which he compared the Social Democrat<br />

MEP Martin Schulz to a kapò, an auxiliary concentration<br />

camp guard. The data are drawn from six<br />

EU countries, the US, Canada and Switzerland and<br />

show that while the reporting of the speech do satisfy<br />

two of Schlesinger’s three criteria for the development<br />

of a European public sphere – the existence of a Europe-wide<br />

news agenda that is part of everyday media<br />

consumption of large audiences across nation-states<br />

– the data do not indicate a European transcendence<br />

of national public spheres.“<br />

Simons, Greg; Strovsky, Dmitry: Censorship in<br />

Contemporary Russian Journalism in the Age<br />

of the War Against Terrorism. – S. 189–212<br />

Peter, Jochen; Valkenburg, Patti M.: Individual<br />

Differences in Perceptions of Internet Communication.<br />

– S. 213–226<br />

Vettehen, Paul Hendrks; Nuijten, Koos;<br />

Beentjes, Johannes W. J.: Sensationalism in<br />

Dutch Current Affairs Programmes 1992–<br />

2001. – S. 227–238<br />

Federal Communications Law Journal<br />

Jg 58 (2006) Nr 1<br />

Hundt, Reed E.; Rosston, Gregory L.: Communications<br />

Policy for 2006 and Beyond. –<br />

S. 1–36<br />

„In this article, the authors propose sweeping changes<br />

to the current telecommunications regulatory regime.<br />

With impending reform in telecommunications laws,<br />

the authors argue that an important first step is the<br />

creation of a bipartisan, independent commission to<br />

examine and recommend implementation of more<br />

market-oriented communications policy. Through<br />

maximizing the operation of the markets, the authors<br />

argue that communications policy will better serve its<br />

goals of increasing business productivity and consumer<br />

welfare through the better services and lower prices.<br />

Important steps to achieve optimal market operation<br />

511


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

include deregulating retail prices where multifirm<br />

competition is available, minimizing the cost of public<br />

property inputs, overhauling universal service, assigning<br />

greater jurisdictional authority to federal regulators,<br />

and significantly reorganizing the FCC. […]”<br />

Ellig, Jerry: Costs and Consequences of Federal<br />

Telecommunications Regulations. – S. 37–102<br />

„Federal regulation of telecommunication profoundly<br />

affects United States consumers, determining what<br />

services are priced above and below cost, what kinds<br />

of technologies and services are offered and when,<br />

and what firms are allowed to compete. In this article,<br />

the author surveys the voluminous literature on the<br />

economic costs and outcomes of these regulations,<br />

focusing predominantly on the effects of regulation<br />

on prices, quantity, quality of service, and overall consumer<br />

and social welfare.”<br />

May, Randolph J.: Why Stovepipe Regulation<br />

No Longer Works: An Essay on the Need for<br />

a New Market-Oriented Communications<br />

Policy. – S. 103–114<br />

„In the ten years since the 1996 Telecommunications<br />

Act, the telecommunications industry has undergone<br />

profound technological and marketplace changes.<br />

May argues that the „techno-functional constructs”<br />

of the statute regulate services based on increasingly<br />

obsolete definitions. This Article argues that those<br />

changes have undermined the „stovepipe” regulatory<br />

scheme of the 1996 Act. In an increasingly diverse<br />

and competitive marketplace, the „stovepipe” model<br />

of regulation should be left in the dustbin of history.<br />

Instead, May argues that a new market-oriented regulatory<br />

regime focusing on consumer welfare through<br />

the application of antitrust principles should form the<br />

basis of a new regulatory model.“<br />

Lookabaugh, Tom; Ryan, Patrick S.; Sicker,<br />

Douglas C.: A Model for Emergency Service<br />

of VoIP Through Certification and Labeling. –<br />

S. 115–165<br />

Hill, Brian C.: Measuring Media Market Diversity:<br />

Concentration, Importance, and Pluralism.<br />

– S. 169–194<br />

„The Third Circuit’s rejection of the FCC’s application<br />

of its Diversity Index in setting Cross-Media<br />

Limits in Prometheus Radio Project v. FCC represented<br />

a significant setback for the FCC’s media<br />

ownership policies. This article argues that the FCC’s<br />

Diversity Index is fatally flawed because it fails to simultaneously<br />

account for two assumptions shared by<br />

the FCC and the Third Circuit: diversity in a media<br />

market increases with ownership concentration, and<br />

an individual entity’s contribution to diversity increases<br />

with the weighted market shares of that entity’s<br />

outlets. The author proposes an alternative index<br />

that does satisfy both assumptions before applying the<br />

proposed index to a sample test case using the FCC’s<br />

Altoona, Pennsylvania sample market. After applying<br />

the proposed Hill Index and the Noam Index to the<br />

Altoona sample market, the Author argues that both<br />

represent better approaches to media diversity than<br />

the FCC’s Diversity Index. Ultimately, the Article<br />

concludes that the adoption of an alternative to the<br />

FCC’s Diversity Index is an important first step to<br />

512<br />

binding regulators from abusing discretion in making<br />

Cross-Media Limits decisions.“<br />

Javnost<br />

Jg 13 (2006) Nr 1<br />

Slaatta, Tore: Europeanisation and the News<br />

Media: Issues and Research Imperatives. – S. 7–<br />

24<br />

„A growing source of literature within media sociology<br />

and journalism studies is focusing on the role<br />

and influence of the news media, originating from<br />

and around the political institutions of the European<br />

Union. However, there are particular challenges and<br />

problems with methodologies and research designs.<br />

A distinction should be made between two main perspectives:<br />

one developed within a political communication<br />

tradition, emphasising the role of the national<br />

news media and the practice of foreign or transnational<br />

news journalism as an important political institution<br />

within European democracy. The other perspective is<br />

mainly developed within a combined political economy<br />

and cultural studies approach, focusing on the<br />

power of the news media to further social and political<br />

change, usually in terms of increasing or decreasing<br />

Europeanisation. The two perspectives differ in<br />

several important respects and we are led in different<br />

directions when it comes to developing research designs<br />

and evaluating findings. This essay attempts to<br />

highlight these differences and discuss consequences<br />

for new research imperatives.“<br />

Brants, Kees; Praag, Philip van: Signs of Media<br />

Logic: Half a Century of Political Communication<br />

in the Netherlands. – S. 25–40<br />

„On the basis of three elections, covering a period of<br />

fifty years, the authors aim at testing the increasingly<br />

popular hypothesis that political communication<br />

is driven by media logic and by political and media<br />

system characteristics. In short: sooner or later, the<br />

modes and styles of American media will appear in<br />

Europe too. The complex and volatile relationship<br />

between media and politics in the Netherlands in the<br />

last half-century does show some, although not unilinear<br />

signs of media logic. The strength of a public<br />

service tradition and a political culture of nonadversariality,<br />

however, seem to have stopped the developments<br />

short of a political communication style which<br />

is characterised by performance driven campaigning,<br />

horse race and poll driven reporting, orientation on<br />

the public as consumers, journalistic dominance,<br />

agenda setting and cynicism.“<br />

Cushion, Stephen; Franklin, Bob; Court, Geoff:<br />

Citizens, Readers and Local Newspaper<br />

Coverage of the 2005 UK General Election. –<br />

S. 41–60<br />

„In this article we examine how, in newspaper coverage<br />

of the 2005 general election, journalists set out not<br />

only to connect with the political lives of „ordinary“<br />

citizens but to find an active role for them to play in<br />

news space. In recent years, the sharp drop in electoral<br />

turnout has made many news organisations rethink<br />

the style and nature of political programming and<br />

publications, having come under considerable attack –<br />

from journalists, political elites and scholars – for not


informing and engaging readers, listeners and viewers.<br />

Journalistic assessments of media coverage of the 2005<br />

general election suggested that news organisations improved<br />

the way they engaged the needs of the „average<br />

citizen.“ Even to the extent where, according to one<br />

senior journalist, „getting closer to the real people got<br />

out of hand.“ We enter this debate by looking systematically<br />

at the role citizens played in the 2005 general<br />

election in regional and local newspapers’ coverage.<br />

We examined every kind of source in election coverage<br />

– from police, politicians and pressure groups to<br />

citizens, business leaders and academics. Overall, we<br />

question the success of the regional and local press in<br />

achieving the type and level of engagement implied<br />

by many of the UK’s most distinguished journalists in<br />

post-election analysis. We conclude that finding ways<br />

to „get closer to the real people“ remains a goal yet to<br />

be achieved despite journalistic protestations.”<br />

Isotalus, Pekka; Aarnio, Eeva: A Model for Televised<br />

Election Discussion: the Finnish Multiparty<br />

System Perspective. – S. 61–72<br />

Olsson, Tobias: A Marginal Resource for Civic<br />

Identity: the Internet in Swedish Working Class<br />

Households. – S. 73–88<br />

„This article departs from the concept ‘civic identity’<br />

and analyses qualitative data on Swedish working<br />

class users’ use and perception of the Internet<br />

as well as ‘traditional media.’ For those who believe<br />

the Internet to be an inclusive medium and as such a<br />

tool for democracy, the article’s empirical results are<br />

somewhat discouraging. For instance, the empirical<br />

and analytical discussions reveal that the traditional<br />

media – TV, newspapers and radio – are far more important<br />

than the Internet to the working class users’<br />

civic identities.“<br />

Journal of Communication<br />

Jg 56 (2006) Nr 1<br />

Robinson, Thomas N.; Borzekowski, Dina<br />

L. G.: Effects of the SMART Classroom Curriculum<br />

to Reduce Child and Family Screen<br />

Time. – S. 1–26<br />

„Evidence for adverse effects of screen media exposure<br />

has led to recommendations to limit children’s screen<br />

time. This paper describes a randomized controlled<br />

trial of SMART (Student Media Awareness to Reduce<br />

Television), an 18-lesson, theory-based classroom<br />

curriculum to reduce screen time among third and<br />

fourth grade children in two matched public elementary<br />

schools (n = 181). Intervention school children<br />

significantly reduced their weekday television viewing<br />

and weekday and Saturday video game playing compared<br />

to controls. Greater effects were found among<br />

boys and more adult-supervised children. Mothers,<br />

fathers, and siblings and other children in intervention<br />

school households also reduced their television<br />

viewing. The findings demonstrate the efficacy of a<br />

classroom intervention to reduce screen time among<br />

elementary school children and their family/household<br />

members.“<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Meffert, Michael F. et al: The Effects of Negativity<br />

and Motivated Information Processing<br />

During a Political Campaign. – S. 27–51<br />

„This research investigated how voters select, process,<br />

are affected by, and recall political information in<br />

a dynamic campaign environment. Participants were<br />

exposed to quickly changing information in the form<br />

of newspaper-style headlines on a dynamic, computer-based<br />

information board. The results generally<br />

supported negativity bias and candidate bias, whereas<br />

congruency bias was only found during information<br />

recall. At the information selection and processing<br />

stages, participants with a strong initial candidate<br />

preference showed a disproportionate preference for<br />

negative information about the preferred candidate.<br />

However, they developed more positive attitudes at<br />

the evaluation and recall stage. This finding suggests<br />

that participants were engaged in motivated information<br />

processing by counterarguing negative information<br />

about their preferred candidate.“<br />

Gunther, Albert C. et al: Presumed Influence<br />

on Peer Norms: How Mass Media Indirectly<br />

Affect Adolescent Smoking. – S. 52–68<br />

„In the context of adolescent smoking adoption, this<br />

study examined the presumed influence hypothesis,<br />

a theoretical model suggesting that smoking-related<br />

media content may have a significant indirect influence<br />

on adolescent smoking via its effect on perceived<br />

peer norms. That is, adolescents may assume that<br />

smoking-related messages in the mass media will influence<br />

the attitudes and behaviors of their peers and<br />

these perceptions in turn can influence adolescents’<br />

own smoking behaviors. Analyzing data from a sample<br />

of 818 middle school students, we found that both<br />

pro- and antismoking messages indirectly influenced<br />

smoking susceptibility through their perceived effect<br />

on peers. However, this indirect effect was significantly<br />

stronger for prosmoking messages than for<br />

antismoking messages, an outcome that most likely<br />

increases adolescents’ susceptibility to cigarettes.“<br />

Williams, Dmitri: Virtual Cultivation: Online<br />

Worlds, Offline Perceptions. – S. 69–87<br />

„The first longitudinal, controlled experiment of a<br />

video game explored the presence of cultivation effects<br />

due to play. Over the course of 1 month, participants<br />

in an online game changed their perceptions of<br />

real-world dangers. However, these dangers only corresponded<br />

to events and situations found in the game<br />

world, not other real-world crimes. This targeted<br />

finding is at odds with the broader spreading activation<br />

postulated by some cultivation researchers. The<br />

results, their implications for theory, and the study of<br />

games are discussed.“<br />

Walgrave, Stefaan; Aelst, Peter van: The Contingency<br />

of the Mass Media’s Political Agenda<br />

Setting Power: Toward a Preliminary Theory. –<br />

S. 88–109<br />

„Recently the study of the relationship between the<br />

media and the political agenda has received growing<br />

attention of both media and political science scholars.<br />

However, these research efforts have not led to<br />

a general discussion or a real theory on the media’s<br />

political agenda setting power. This article first analytically<br />

confronts the often contradictory results of<br />

513


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

the available evidence. Then, it sketches the broad outline<br />

of a preliminary theory. Political agenda setting by<br />

the media is contingent upon a number of conditions.<br />

The input variables of the model are the kind of issues<br />

covered, the specific media outlet, and the sort of coverage.<br />

Political context variables, the features of the<br />

political actors at stake, are at the heart of the model.<br />

The model proposes five sorts of output ranging from<br />

no political adoption to fast substantial adoption of<br />

media issues.“<br />

Kalyanaraman, Sriram; Sundar, S. Shyam: The<br />

Psychological Appeal of Personalized Content<br />

in Web Portals: Does Customization Affect Attitudes<br />

and Behavior?. – S. 110–132<br />

„Internet technology has made possible the widespread<br />

dissemination of individualized media messages,<br />

but we know very little about their psychological<br />

import. A between-subjects experiment (N =60) with<br />

three levels of customization (low, medium, high) was<br />

designed to examine whether greater levels of personalized<br />

content engender more positive attitudes. The<br />

results not only confirm this hypothesis but also reveal<br />

the mediating role played by users’ perceptions<br />

of relevance, involvement, interactivity, and novelty<br />

of portal content. In addition, customization has behavioral<br />

effects in that it affects users’ browsing activity.“<br />

Hetsroni, Amir; Tukachinsky, Riva H.: Television-World<br />

Estimates, Real-World Estimates,<br />

and Television Viewing: A New Scheme for<br />

Cultivation. – S. 133–156<br />

„This study proposes a new scheme for cultivation<br />

based on measures of television viewing and the relationship<br />

between TV-world estimates and real-world<br />

estimates as they are examined in three topics-criminality<br />

prevalence, the share of violent crimes, and the<br />

number of old people.”<br />

Park, Ji Hoon; Gabbadon, Nadine G.; Chernin,<br />

Ariel R.: Naturalizing Racial Differences<br />

Through Comedy: Asian, Black, and White<br />

Views on Racial Stereotypes in „Rush Hour<br />

2“. – S. 157–177<br />

„In this paper, we examine the ideological implications<br />

of racial stereotypes in comedy through a textual<br />

and audience analysis of Rush Hour 2. Although<br />

Asian, Black, and White focus group participants<br />

differentially engaged with racial stereotypes in the<br />

film, most participants, regardless of race, found the<br />

film’s racial jokes inoffensive. Many Asian and Black<br />

participants found a positive source of pleasure in the<br />

negative portrayals of their own race and did not produce<br />

oppositional discourse. Our study suggests that<br />

the generic conventions and textual devices of comedy<br />

encourage the audience to naturalize racial differences<br />

rather than to challenge racial stereotypes.“<br />

Verser, Rebecca; Wicks, Robert H.: Managing<br />

Voter Impressions: The Use of Images on Presidential<br />

Candidate Web Sites During the 2000<br />

Campaign. – S. 178–197<br />

„Presidents Kennedy, Reagan, and Clinton mastered<br />

of art of using television to manage impressions in the<br />

television age. With the advent of the Internet, recent<br />

514<br />

presidential campaigns have begun to recognize the<br />

potential of this medium in shaping images and managing<br />

impressions among voters. This study focuses<br />

on the 2000 presidential election and the images of<br />

the presidential candidates appearing on their official<br />

campaign Web sites. It also evaluates the visual strategies<br />

the candidates used and the overall themes of the<br />

images. Each candidate appeared to present campaign<br />

photographs in ways that may have been orchestrated<br />

to enhance their appeal and reverse negative media<br />

portrayals.“<br />

Chang, Chingching: Beating the News Blues:<br />

Mood Repair Through Exposure to Advertising.<br />

– S. 198–217<br />

„This paper explores mood regulation in advertising.<br />

In Experiment 1, participants made sad by previous<br />

media content experienced greater mood enhancement<br />

from exposure to a pleasant product advertisement<br />

than those made happy. Sad participants were<br />

also more likely to attribute their mood change to<br />

how they liked the ad and the product. In Experiment<br />

2, exposure to a positively framed antismoking<br />

ad reduced negative mood more than exposure to a<br />

negatively framed ad. This was true, however, only for<br />

sad participants and not for happy and neutral participants,<br />

who were presumably less motivated to repair<br />

mood. In addition, exposure to the positively framed<br />

ad encouraged sad participants, but not happy or neutral<br />

participants, to attribute higher risks to smoking<br />

and express stronger antismoking attitudes than did<br />

exposure to the negatively framed ad.“<br />

Jg 56 (2006) Nr 2<br />

Slater, Michael D.; Rouner, Donna; Long, Marilee:<br />

Television Drama and Support for Controversial<br />

Public Policies: Effects and Mechanisms.<br />

– S. 235–252<br />

„In this experiment, we examine effects of television<br />

dramas on support for controversial public policies<br />

(gay marriage and the death penalty) and explore<br />

mechanisms that may explain such effects. The dramas<br />

influenced support for death penalty but not<br />

gay marriage. As predicted, exposure to the relevant<br />

drama eliminated the relationship between prior ideology<br />

(conceptualized as a continuous variable) and<br />

death penalty support. Moreover, the valence of the<br />

relationship between prior (increasingly liberal) ideology<br />

and salience of a relevant value (perceived importance<br />

of a safe and crime-free society) went from<br />

negative in the comparison condition to positive after<br />

exposure to the relevant drama. These and other results<br />

suggest that a television narrative can influence<br />

policy support by reframing the dramatic situation to<br />

reduce the effect of prior ideology and values and by<br />

minimizing processing of the story as intentionally<br />

persuasive discourse.“<br />

Romer, Daniel; Jamieson, Patrick E.; Jamieson,<br />

Kathleen H.: Are News Reports of Suicide<br />

Contagious?: A Stringent Test in Six U.S. Cities.<br />

– S. 253–270<br />

„Past evidence of suicidal contagion from news reports<br />

in the United States is based largely on national<br />

data prior to 1980 using proxies for suicide stories


ather than local news sources. Our research examined<br />

more proximal effects of suicide news reporting for 4<br />

months in 1993 in 6 U.S. cities controlling for a wide<br />

range of alternative sources of media and interpersonal<br />

influence. In addition, predictions for the effect based<br />

on suicide contagion theories were examined for 3 age<br />

groups (15–25, 25–44, and older than 44). Local television<br />

news was associated with increased incidence<br />

of deaths by suicide among persons younger than<br />

25 years. Newspaper reports were associated with<br />

suicide deaths for both young persons and persons<br />

older than 44 years. An unexpected protective effect<br />

of television news reports was observed in the 25–44<br />

age range; nevertheless, news reporting was associated<br />

with an aggregate increase in suicide deaths. The<br />

results support theories of media contagion but also<br />

suggest that media depiction can inhibit suicide among<br />

some audience members.“<br />

Boyle, Michael P. et al: Expressive Responses<br />

to News Stories About Extremist Groups: A<br />

Framing Experiment. – S. 271–288<br />

„With the tension between national security and civil<br />

liberties as a backdrop, this study examines responses<br />

to news coverage of activist groups. This 2 – 2 experiment<br />

presented participants with news stories about<br />

government efforts to restrict the civil liberties of an<br />

„extremist“ individual or group (news frame) advocating<br />

for a cause supported or opposed by the respondent<br />

(cause predisposition). Willingness to take<br />

expressive action was greatest for individual-framed<br />

stories about a cause opposed by the respondent and<br />

for group-framed stories about a cause supported<br />

by the respondent. We contend that when reporters<br />

frame stories about extremist groups around individuals,<br />

fewer people will speak out in favor of causes they<br />

agree with and more will rally against causes they oppose.“<br />

Gorham, Bradley W.: News Media’s Relationship<br />

With Stereotyping: the Linguistic Intergroup<br />

Bias in Response to Crime News. –<br />

S. 289–308<br />

„This paper examines the linguistic intergroup bias<br />

(LIB) in the context of people’s interpretations of a<br />

race-related television news story. The LIB suggests<br />

that people use more abstract language to describe<br />

stereotype-congruent behaviors, particularly when<br />

that person is a member of an out-group. This study<br />

of 208 White adults manipulates the race of a suspect<br />

in a TV news crime story and examines how race influences<br />

the abstractness of the language viewers use<br />

to describe the suspect. The findings offer support for<br />

the LIB being induced by crime news and show that<br />

news media use is significantly related to the presence<br />

of the LIB. This suggests that stereotypical news coverage<br />

may subtly influence the interpretations people<br />

make about members of other social groups.“<br />

Coe, Kevin; Domke, David: Petitioners or<br />

Prophets?: Presidential Discourse, God, and<br />

the Ascendancy of Religious Conservatives. –<br />

S. 309–330<br />

„This research examines similarities and variance in<br />

modern U.S. presidential religious language and how<br />

such patterns might be connected to broader political<br />

movements, particularly the contemporary influence<br />

of Christian fundamentalists and evangelicals.<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

We analyzed presidents’ Inaugural and State of the<br />

Union addresses from Franklin Roosevelt in 1933<br />

to George W. Bush in 2005 for the presence of „God<br />

talk“ and emphasis on freedom and liberty, two principles<br />

of great importance to religious conservatives.<br />

Results indicate that the presidency of Ronald Reagan<br />

was a watershed moment for religious discourse in<br />

American presidential politics and that the religious<br />

communications of Reagan and George W. Bush-two<br />

presidents with prominent political ties to conservative<br />

Christians-differ in important ways from that of<br />

other presidents.“<br />

Benoit, William L.: Retrospective Versus Prospective<br />

Statements and Outcome of Presidential<br />

Elections. – S. 331–345<br />

„This study investigates retrospective and prospective<br />

voting from a communication perspective, looking<br />

to see whether there is relationship between election<br />

outcome and the relative emphasis U.S. presidential<br />

candidates place on retrospective (past) versus prospective<br />

(future) utterances in campaign messages.”<br />

Ishii, Kenichi: Implications of Mobility: the<br />

Uses of Personal Communication Media in<br />

Everyday Life. – S. 346–365<br />

„This study examined the impact of mobile communications<br />

on interpersonal relationships in daily<br />

life. Based on a nationwide survey in Japan, landline<br />

phone, mobile voice phone, mobile mail (text messaging),<br />

and PC e-mail were compared to assess their<br />

usage in terms of social network and psychological<br />

factors. The results indicated that young, nonfamilyrelated<br />

pairs of friends, living close to each other with<br />

frequent face-to-face contact were more likely to use<br />

mobile media. Social skill levels are negatively correlated<br />

with relative preference for mobile mail in comparison<br />

with mobile voice phone. These findings suggest<br />

that mobile mail is preferable for Japanese young<br />

people who tend to avoid direct communication and<br />

that its use maintains existing bonds rather than create<br />

new ones.“<br />

Aubrey, Jennifer Stevens: Effects of Sexually<br />

Objectifying Media on Self-Objectification<br />

and Body Surveillance in Undergraduates: Results<br />

of a 2-Year Panel Study. – S. 366–386<br />

„This study used objectification theory (B. L. Fredrickson<br />

& T.-A. Roberts, 1997) to predict that the<br />

media’s insidious practice of objectifying bodies socializes<br />

individuals to take an outsider’s perspective<br />

on the physical self (i.e., self-objectify) and to habitually<br />

monitor their appearance (i.e., engage in body<br />

surveillance). To test these hypotheses, a 2-year panel<br />

study using an undergraduate sample was conducted.<br />

Cross-lagged path models showed that exposure to<br />

sexually objectifying television measured during Year<br />

1 increased trait self-objectification (trait SO) during<br />

Year 2 for both women and men. At the same time,<br />

trait SO during Year 1 decreased exposure to sexually<br />

objectifying television during Year 2, suggesting that<br />

both male and female participants selectively avoided<br />

sexually objectifying television based on antecedent<br />

trait SO. Moreover, exposure to sexually objectifying<br />

television and magazines increased body surveillance<br />

for men only. The discussion focuses on the process by<br />

which the media create body-focused perceptions.“<br />

515


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Farrar, Kirstie M.; Krcmar, Marina; Nowak,<br />

Kristine L.: Contextual Features of Violent<br />

Video Games, Mental Models and Aggression.<br />

– S. 387–405<br />

„This experiment employed a 2 (third vs. first person)<br />

– 2 (blood on/off) – 2 (sex) design in order to examine<br />

the effects of two internal video game manipulations:<br />

the presence of blood and point of view on<br />

participants’ perceptions of the game. Overall, when<br />

the blood manipulation was on, participants perceived<br />

greater gore. Players were significantly more focused<br />

when they played in the third-person point of view<br />

than when they played in first person. Males were<br />

more involved in the game overall regardless of point<br />

of view, but females were more focused and involved<br />

when they played in third, not first, person. In addition,<br />

we wanted to see if game manipulations and<br />

perceptions of the game affected aggressive outcomes.<br />

Those who played the game in the blood-on condition<br />

had more physically aggressive intentions, and<br />

when players were more involved and immersed in the<br />

game, they reported greater hostility and physically<br />

aggressive intentions. Findings are discussed as they<br />

relate to mental models of media violence.“<br />

Ki, Eyun-Jung; Chang, Byeng-Hee; Khang,<br />

Hyoungkoo: Exploring Influential Factors on<br />

Music Piracy Across Countries. – S. 406–426<br />

„This study explored various determinant variables<br />

influencing music piracy rates across countries. Seven<br />

variables, including income level, income inequality,<br />

individualism-collectivism, level of education,<br />

intellectual property protection, music CD price, and<br />

music market size, were adopted for this study. This<br />

study found that income level, income inequality, and<br />

market size directly impact music piracy, whereas income<br />

level, level of education, music CD price, and<br />

market size influenced music piracy through intellectual<br />

property protection.“<br />

Journal of Health Communication<br />

Jg 11 (2006) Nr 1<br />

Heft 1/2006 ist ein Sonderheft zum 10-jährigen Bestehen<br />

der Zeitschrift. Nach einer Einführung der<br />

Gastherausgeber Timothy Edgar und Vicki S. Freimuth<br />

werden in diversen Artikeln die Forschung und<br />

die dazu veröffentlichten Aufsätze der letzten zehn<br />

Jahre im Bereich Gesundheitskommunikation vorgestellt.<br />

Freimuth, Vicki S.; Massett, Holly A.; Meltzer,<br />

Wendy: A Descriptive Analysis of 10 Years of<br />

Research Published in the „Journal of Health<br />

Communication“. – S. 11–20<br />

Jg 11 (2006) Nr 2<br />

Cousineau, Tara M.; Rancourt, Diana; Green,<br />

Traci Craig: Web Chatter Before and After the<br />

Women’s Health Initiative Results: A Content<br />

Analysis of On-line Menopause Message<br />

Boards. – S. 133–148<br />

„A content analysis was conducted on two on-line<br />

516<br />

menopause message boards over 18 months, before<br />

and after the announcement of the Women’s Health<br />

Initiative (WHI) study results on hormone therapy<br />

risks. In conclusion, analyses of on-line message<br />

boards provide a rich, economical method to discern<br />

the needs of menopausal women, as well as to observe<br />

the potential impact of a widely publicized medical<br />

event that can inform innovative strategies in health<br />

promotion for this target population.“<br />

Hong, Traci: Contributing Factors to the Use<br />

of Health-Related Websites. – S. 149–166<br />

„This study explicates the influence of audience factors<br />

on website credibility and the subsequent effect<br />

that credibility has on the intention to revisit a site. It<br />

does so in an experimental setting in which participants<br />

were given two health-related search tasks. Reliance<br />

on the web for health-related information positively<br />

influenced website credibility in both searches.<br />

Knowledge was a significant predictor for the search<br />

task that required more cognitive ability. Of the credibility<br />

dimensions, trust/expertise and depth were significant<br />

predictors of intention to revisit a site in both<br />

searches. Fairness and goodwill were nonsignificant<br />

predictors in both searches.“<br />

Waters, Erika A. et al: Formats for Improving<br />

Risk Communication in Medical Tradeoff Decisions.<br />

– S. 167–182<br />

„To make treatment decisions, patients should consider<br />

not only a treatment option’s potential consequences<br />

but also the probability of those consequences. Many<br />

laypeople, however, have difficulty using probability<br />

information. This Internet-based study (2,601 participants)<br />

examined a hypothetical medical tradeoff situation<br />

in which a treatment would decrease one risk but<br />

increase another. Accuracy was assessed in terms of<br />

the ability to determine correctly whether the treatment<br />

would increase or decrease the total risk. For<br />

these tradeoff problems, accuracy was greater when<br />

the following occurred: (1) the amount of cognitive effort<br />

required to evaluate the tradeoff was reduced; (2)<br />

probability information was presented as a graphical<br />

display rather than as text only; and (3) information<br />

was presented as percentages rather than as frequencies<br />

(n in 100). These findings provide suggestions of<br />

ways to present risk probabilities that may help patients<br />

understand their treatment options.“<br />

Morrill, Allison C.; Noland, Carey: Interpersonal<br />

Issues Surrounding HIV Counseling and<br />

Testing, and the Phenomenon of „Testing by<br />

Proxy“. – S. 183–198<br />

„This multimethod study explored challenges faced<br />

by women in close heterosexual relationships who<br />

decided to test for HIV, and their experiences with<br />

instituting safer sexual practices and partner testing.<br />

Findings identified difficulty understanding the<br />

unpredictability of HIV transmission, gender differences<br />

in how partners interpret their susceptibility to<br />

HIV, and male resistance to safer sex and testing. We<br />

also identified a pervasive phenomenon of testing by<br />

proxy-the belief that if one partner tests negative for<br />

HIV after having unprotected intercourse, the untested<br />

partner’s serostatus is deemed to be negative.“


Curbow, Barbara et al: The Role of Physician<br />

Characteristics in Clinical Trial Acceptance:<br />

Testing Pathways of Influence. – S. 199–218<br />

„Eight videotaped vignettes were developed that<br />

assessed the effects of three physician-related experimental<br />

variables (in a 2 – 2 – 2 factorial design)<br />

on clinical trial (CT) knowledge, video knowledge,<br />

information processing, CT beliefs, affective evaluations<br />

(attitudes), and CT acceptance. It was hypothesized<br />

that the physician variables (community versus<br />

academic-based affiliation, enthusiastic versus neutral<br />

presentation of the trial, and new versus previous relationship<br />

with the patient) would serve as communication<br />

cues that would interrupt message processing,<br />

leading to lower knowledge gain but more positive<br />

beliefs, attitudes, and CT acceptance.“<br />

Bass, Sarah Bauerle et al: Relationship of Internet<br />

Health Information Use With Patient Behavior<br />

and Self-Efficacy: Experiences of Newly<br />

Diagnosed Cancer Patients Who Contact the<br />

National Cancer Institute’s Cancer Information<br />

Service. – S. 219–236<br />

„This study examines the relationship of Internet<br />

health information use with patient behavior and selfefficacy<br />

among 498 newly diagnosed cancer patients.<br />

Subjects were classified by types of Internet use: direct<br />

use (used Internet health information themselves), indirect<br />

use (used information accessed by friends or<br />

family), and non-use (never accessing Internet information).<br />

The results of this study show that patients<br />

who are newly diagnosed with cancer perceive the Internet<br />

as a powerful tool, both for acquiring information<br />

and for enhancing confidence to make informed<br />

decisions.“<br />

Journal of Media Business Studies<br />

Jg 3 (2006) Nr 1<br />

Malthouse, Edward C. Calder, Bobby J.;<br />

Calder, Bobby J.: Demographics of Newspaper<br />

Readership: Predictors and Patterns of<br />

U.S. Consumption. – S. 1–18<br />

„This study of 101 newspapers and markets find that<br />

the strongest predictors of readership are length of<br />

residence and age in most markets, although the effect<br />

sizes vary across newspaper and markets. Income<br />

also has a highly significant positive overall effect. The<br />

effect of education is small, but varies considerably<br />

across newspapers/markets. The fraction of variation<br />

in readership accounted for by demographics is small,<br />

indicating that newspapers have a broad reach across<br />

demographic groups.“<br />

Gustafsson, Karl Erik: Advertising and the Development<br />

of Media: The Forgotten Connection.<br />

– S. 19–32<br />

„This study deals with the interaction between advertising<br />

and media which creates mass media. It analyses<br />

a long period of media development and tries to find<br />

common patterns. It also deals with the importance in<br />

this interaction of not damaging the confidence of the<br />

public in mass media, which can be a problem with<br />

forms of embedded marketing. All the same, without<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

advertising, there will be less mass media and media<br />

diversity, the author argues.“<br />

Dennis, Everette E.; Warley, Stephen; Sheridan,<br />

James: Doing Digital: An Assessment of the<br />

Top 25 U.S. Media Companies and Their Digital<br />

Strategies. – S. 33–52<br />

„This study examines how major U.S. media companies<br />

are developing their digital strategies in the<br />

context of earlier work on convergence. Through rare<br />

interviews with media leaders and other sources, the<br />

ways that media corporations have coped with digital<br />

innovation following the dot-com crash are explored,<br />

including its delivery and the styles of leadership. The<br />

authors posit that media firms fall into three categories:<br />

leaders, learners and laggards.“<br />

Mejtoft, Thomas: Strategies for Successful Digital<br />

Printing. – S. 53–74<br />

„Today the printing industry is fragmented and suffers<br />

from overcapacity, and printed material is regarded<br />

as commodity products. In this article, corporate<br />

strategy owing to the introduction of digital printing<br />

technology is studied. The focus is on companies that<br />

made digital printing investments. Differentiation is a<br />

strategic approach that is necessary for digital printing<br />

companies to compete successfully. The results show<br />

that vertical integration is a way to ensure appropriate<br />

supply to the digital printing unit and to add customer<br />

value to the service. Educating customers is a way to<br />

create a market for the value-added products of digital<br />

printing.”<br />

The Journal of Media Economics<br />

Jg 19 (2006) Nr 1<br />

Becker, Jan U.; Clement, Michel: Dynamics<br />

of Illegal Participation in Peer-to-Peer Networks:<br />

Why Do People Illegally Share Media<br />

Files?. – S. 7–32<br />

„The rise of peer-to-peer networks starting with<br />

Napster in 1999 and later KaZaA and eMule had a<br />

substantial impact on the online distribution of media<br />

content. Millions of users at any given point of time<br />

illegally offer copyright protected files and internalize<br />

the cost of their behavior. Whereas it is easy to explain<br />

why users download files, it remains an open question<br />

as to why they provide data, because it is not necessary<br />

to get access to files. This article addresses the issue<br />

of why users take the risk and illegally provide files.<br />

In a theoretical analysis relying on game theoretical<br />

assumptions, this article shows in a dynamic context<br />

that users actually do follow a rational strategy by<br />

providing files. This article underlines the theoretical<br />

assumptions with two empirical studies. The first<br />

study researches the individual motives for file sharing<br />

by using a structural equation model. Reciprocity<br />

is one of the key drivers to offer files. The second<br />

study segments users based on their motives into three<br />

groups using mixture regressions. The results imply<br />

that there is a large segment free riding on their peers.<br />

The research also finds a heavy sharer segment that<br />

is motivated to share, even at the risk of being sued.<br />

This article follows a dynamic perspective in the user’s<br />

willingness to share that allows researchers to provide<br />

implications on the stability of the networks in the<br />

517


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

long term, because the users’ behavior may lead to the<br />

collapse of illegal networks.“<br />

Andrews, Kurt; Napoli, Philip: Changing Market<br />

Information Regimes: A Case Study of the<br />

Transition to the BookScan Audience Measurement<br />

System in the U.S. Book Publishing<br />

Industry. – S. 33–54<br />

„This article presents a case study of the transition to<br />

a new market information regime, via an analysis of<br />

the transition to the BookScan system of measuring<br />

book sales and the potential impact of this new measurement<br />

system on how publishing industry decision<br />

makers perceive – and respond to – their competitive<br />

environment. This study critically examines the traditional<br />

systems of audience measurement – and their<br />

uses – in book publishing, as well as the diffusion<br />

process for the BookScan system. This study finds<br />

many similarities between the introduction and potential<br />

impact of BookScan and the introduction and<br />

impact of new audience measurement systems in other<br />

media, such as stronger resistance from content producers<br />

(e.g., publishers) than from other stakeholders<br />

(e.g., agents, retailers), as well as a likelihood that<br />

widespread usage of the new measurement system will<br />

contribute to greater fragmentation and greater volatility<br />

of the measured industry.“<br />

Kim, Eun-mee; Wildman, Steven S.: A Deeper<br />

Look at the Economics of Advertiser Support<br />

for Television: The Implications of Consumption-Differentiated<br />

Viewers and Ad Addressability.<br />

– S. 55–80<br />

„Commercial addressing technologies are currently<br />

being trialed that will make it possible to simultaneously<br />

deliver different ads to different viewers. Because<br />

the members of the audience for a given program<br />

often consume different products, addressable<br />

ads promise to substantially increase the revenue generated<br />

by television ad time. This article presents models<br />

of competitive television markets with addressable<br />

and nonaddressable ads and shows that addressability<br />

significantly alters strategies for profit maximization<br />

and, most likely, equilibrium mixes of programs. This<br />

article also shows that allowing for viewers who are<br />

differentiated in their preferences for products can<br />

lead to dramatic departures from the equilibria and<br />

audience maximization strategies described in the<br />

traditional program choice literature. Ironically, the<br />

predictions of the traditional models are likely to be<br />

more accurate for television markets with addressable<br />

ads than for the markets with nonaddressable ads they<br />

were supposed to describe.“<br />

Jg 19 (2006) Nr 2<br />

Delaney, Liam; O’Toole, Francis: The Distributional<br />

Effects of State-Financed Broadcasting.<br />

– S. 83–98<br />

„This article examines distributional effects of the<br />

Irish public service broadcaster, RTE. Conditional<br />

probabilities of usage of, satisfaction with, willingness<br />

to pay for, and perception of improvement of, RTE’s<br />

broadcasting services are estimated and compared.<br />

The regressive structure of the license fee funding<br />

mechanism is shown to represent a transfer toward<br />

518<br />

females, those living outside Dublin, and those aged<br />

35+. However, there is little support for a policy<br />

change toward a less regressive structure.“<br />

Oba, Goro; Chan-Olmsted, Sylvia M.: Self-<br />

Dealing or Market Transaction?: An Explonatory<br />

Study of Vertical Integration in the<br />

U.S. Television Syndication Market. – S. 99–<br />

118<br />

„This study explores the programming relationship<br />

between vertically integrated station groups and their<br />

affiliated syndicators in the context of two frameworks<br />

associated with the advantages of vertical integration:<br />

the transaction cost and vertical foreclosure theories.<br />

The programming sources for various stations that are<br />

vertically integrated with syndicators were assessed.<br />

The results indicated that leading television station<br />

groups had purchased relatively more products from<br />

their vertically integrated syndicators. The pattern of<br />

internal transfer through vertical integration was especially<br />

apparent in the acquisition of newer first-run<br />

products that are associated with uncertain quality<br />

and less audience information. The findings generally<br />

support the transaction cost theoretical perspective.<br />

However, the data did not paint a picture of market<br />

foreclosure in this industry.“<br />

An, Soontae; Jin, Hyun Seung; Simon, Todd:<br />

Ownership Structure of Publicly Traded<br />

Newspaper Companies and Their Financial<br />

Performances. – S. 119–136<br />

„This study examined the effects of ownership structure<br />

on the financial performance of publicly traded<br />

newspaper companies. The results showed that the<br />

level of institutional ownership in a year was negatively<br />

associated with the subsequent year’s profitability,<br />

as measured by return on equity and return<br />

on assets. Increased insider ownership in a given year<br />

was followed by decreased debt-to-equity ratio in the<br />

next year. Agency theory and financial control theory<br />

were discussed.“<br />

Journalism & Mass Communication<br />

Quarterly<br />

Jg 82 (2005) Nr 4<br />

Bronstein, Carolyn: Representing the Third<br />

Wave: Mainstream Print Media Framing of a<br />

New Feminist Movement. – S. 783–803<br />

Hardin, Marie; Shain, Stacie: Strength in Numbers?:<br />

the Experiences and Attitudes of Women<br />

in Sports Media Careers. – S. 804–819<br />

Armstrong, Cory L.; Nelson, Michelle R.:<br />

How Newspaper Sources Trigger Gender Stereotypes.<br />

– S. 820–837<br />

Wei, Ran; Jiang, Jing: Exploring Culture’s Influence<br />

on Standardization Dynamics of Creative<br />

Strategy and Execution in International<br />

Advertising. – S. 838–856


Luther, Catherine A.; Zhou, Xiang: Within the<br />

Boundaries of Politics: News Framing of SARS<br />

in China and the United States. – S. 857–872<br />

Moss, Danny; Newman, Andrew; Desanto,<br />

Barbara: What Do Communication Managers<br />

Do?: Defining and Refining the Core Elements<br />

of Management in a Public Relations/Corporate<br />

Communication Context. – S. 873–890<br />

Lee, Francis L. F.: The Impact of Ordinary<br />

Political Conversation on Public Opinion<br />

Expression: Is Existence of Discord Necessary?.<br />

– S. 891–909<br />

Liu, Yung-I; Eveland, William P.: Education,<br />

Need for Cognition, and Campaign Interest<br />

as Moderators of News Effects on Political<br />

Knowledge: An Analysis of the Knowledge<br />

Gap. – S. 910–929<br />

Keith, Susan: Newspaper Copy Editor’s Perceptions<br />

of Their Ideal and Real Ethics Roles. –<br />

S. 930–951<br />

Heider, Don; McCombs, Maxwell; Poindexter,<br />

Paula M.: What the Public Expects of Local<br />

News: Views on Public and Traditional Journalism.<br />

– S. 952–967<br />

Trammell, Kaye D.; Keshelashvili, Ana: Examining<br />

the New Influencers: A Self-Presentation<br />

Study of A-List Blogs. – S. 968–982<br />

Kommunikation und Recht<br />

Jg 9 (2006) Nr 2<br />

Säcker, Franz Jürgen: Zur Ablehnung des Zusammenschlussvorhabens<br />

Axel Springer-AG/<br />

ProSiebenSat.1-Media-AG durch KEK und<br />

Bundeskartellamt. – S. 49–54<br />

„Der geplante Erwerb der ProSiebenSat.1 Media AG<br />

durch die Axel Springer AG ist sowohl bei der durch<br />

Rundfunkstaatsvertrag gebildeten Kommission zur<br />

Ermittlung der Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich<br />

(„KEK“) als auch beim Bundeskartellamt auf Ablehnung<br />

gestoßen, weil das fusionierte Unternehmen<br />

über eine ungleich größere crossmediale Markt- und<br />

Meinungsmacht verfügt, als die beiden bislang auf unterschiedlichen<br />

Märkten tätigen Unternehmen jeweils<br />

allein. Der nachfolgende Beitrag setzt sich kritisch mit<br />

den beiden Behördenentscheidungen auseinander.“<br />

Lubitz, Markus: Entwicklung des E-Commerce<br />

im Jahre 2005. – S. 55–59<br />

„Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die<br />

Entwicklung des E-Commerce im Veröffentlichungszeitraum<br />

2005 und schließt an den Beitrag aus K&R<br />

2005, 97 an. „<br />

Engels, Stefan: Europäische Liberalisierung des<br />

Direktmarketings gegenüber Verbrauchern. –<br />

S. 59–67<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

„Die Bundesregierung hat das Ziel klar vorgegeben:<br />

Europäische Richtlinien sind ohne deutschen Sonderweg<br />

umzusetzen. Aufgrund dieser Zielsetzung und<br />

vor dem Hintergrund, dass wegen der anstehenden<br />

europäischen Liberalisierung mit diesbezüglicher<br />

Konkurrenz aus dem Ausland zu rechnen ist, die weder<br />

rechtlich noch faktisch abgewehrt werden kann,<br />

sollte auch das deutsche Wettbewerbsrecht im Sinne<br />

der UCP-Directive liberalisiert werden. Hierzu muss<br />

insbesondere in §7 UWG für das Telefonmarketing<br />

das „Opt-Out“-Prinzip eingeführt werden.“<br />

Schmittmann, Jens: Die Domain des Notars. –<br />

S. 67–71<br />

Dietrich, Christian: Rechtliche Probleme bei<br />

der Verwendung von Metatags. – S. 71–74<br />

„Suchmaschinen verwenden nach wie vor häufig Metatags<br />

zur Indexierung von Websites. Für den auf einen<br />

guten Trefferplatz angewiesenen Werbenden sind<br />

diese daher von erheblicher Bedeutung. Die Vielzahl<br />

der Gerichtsentscheidungen hierüber mag ein Indiz<br />

für die rechtlichen Probleme bei der Metatagverwendung<br />

sein, denen im Folgenden nachgegangen werden<br />

soll.“<br />

Heydn, Truiken J.; Schmidl, Michael: Der Handel<br />

mit gebrauchter Software und der Erschöpfungsgrundsatz.<br />

– S. 74–79<br />

Jg 9 (2006) Nr 3<br />

Gounalakis, Georgios; Wege, Christoph: Product<br />

Placement und Schleichwerbungsverbot:<br />

Widersprüche im neuen Fernsehrichtlinien-<br />

Entwurf. – S. 97–102<br />

„Die Werbevorschriften der EG-Fernsehrichtlinie<br />

werden vielfach als zu streng empfunden. Zwar stand<br />

eine Liberalisierung des Werberechts seit längerem<br />

auf der politischen Agenda der Europäischen Kommission,<br />

doch hielt der jüngste Kommissionsentwurf<br />

für eine Novelle der Fernsehrichtlinie trotz der Vorhersehbarkeit<br />

in seiner Liberalisierungstendenz eine<br />

Überraschung bereit: Die Einführung des Product<br />

Placement als gemeinschaftsrechtlich zulässige Werbeform.<br />

Der nachstehende Beitrag befasst sich nun<br />

weniger mit den rechtspolitischen Fragen rund um die<br />

Zulässigkeit des Product Placement, als vielmehr mit<br />

den Widersprüchlichkeiten des konkreten Regelungskonzepts.<br />

Nach dem Willen der Europäischen Kommission<br />

soll die Einführung des Product Placement<br />

nämlich ausdrücklich nicht zu einer Einschränkung<br />

des allgemeinen Schleichwerbungsverbots führen.<br />

Das darf auch jenseits aller rechtspolitischer Turbulenzen<br />

als Überraschung gelten.“<br />

Schlömer, Uwe; Dittrich, Jörg: eBay & Recht:<br />

Rechtsprechungsübersicht zum Jahr 2005. –<br />

S. 102–108<br />

„Der Online-Marktplatz eBay erfreut sich weiterhin<br />

großer Beliebtheit. Zugleich ergeben sich in diesem<br />

Zusammenhang vielfältige rechtliche Problemstellungen.<br />

Der folgende Beitrag schafft einen Überblick<br />

über die wesentlichen Fragen, mit denen die Gerichte<br />

im Jahr 2005 bei Angelegenheiten befasst waren,<br />

die unter anderem auch den Handel über den Onli-<br />

519


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

ne-Marktplatz eBay betreffen und geht auf aktuelle<br />

Streitfragen ein.“<br />

Jürgens, Uwe: Die Haftung von Suchmaschinen<br />

für Suchergebnislisten. – S. 108–112<br />

„Anmerkung zu LG Berlin, K&R 2005, 334/ Die Problematik<br />

der Verantwortlichkeit von Suchmaschinen<br />

hat sich im Laufe der Jahre zu einem ganzen Bündel<br />

verschiedener Haftungsfragen entwickelt. Zunächst<br />

ging es allein um die vieldiskutierte Verantwortlichkeit<br />

der Förderung des Abrufes fremder Angebote,<br />

also die Haftung für das Setzen von Hyperlinks. Mit<br />

der technischen Fortentwicklung der Angebote sind<br />

weitere Fragen, wie zum Beispiel die der Integration<br />

von Thumbnails im Rahmen der Bildersuche und die<br />

des ,,Caching“ bzw. Archivieren fremder Angebote<br />

hinzugetreten. Die Rechtsprechung hat sich jüngst in<br />

verschiedenen Entscheidungen mit einem neuen Problem<br />

der Haftung der Betreiber von Suchmaschinen<br />

auseinander gesetzt, der Haftung von Suchmaschinenbetreibern<br />

für die in ihrem eigenen Angebot vorgehaltenen<br />

Suchergebniseinträge (Snippets).“<br />

Hanebeck, Alexander; Neunhoeffer, Friederike:<br />

Anwendungsbereich und Reichweite des<br />

telekommunikationsrechtlichen Fernmeldegeheimnisses:<br />

rechtliche Schwierigkeiten bei der<br />

Anwendung des TKG. – S. 112–116<br />

„Das Fernmeldegeheimnis ist nicht nur in Art. 10 GG<br />

grundrechtlich geschützt, sondern auch durch die<br />

Vorschriften des TKG. Der Anwendungsbereich des<br />

Fernmeldegeheimnisses aus §88 TKG (§85 TKG a.F.)<br />

ist allerdings sehr weit und erfasst häufig Bereiche, in<br />

denen die Beteiligten nicht damit rechnen. Dazu gehört<br />

insbesondere das Verhältnis von Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer. Bereits die Anwendbarkeit des telekommunikationsrechtlichen<br />

Fernmeldegeheimnisses<br />

in diesen Zusammenhängen wird nach wie vor häufig<br />

übersehen (dazu I.). Für diesen Anwendungsbereich<br />

des Fernmeldegeheimnisses ergeben sich darüber<br />

hinaus vielfältige Probleme, da dessen Ausgestaltung<br />

auf den Schutz der Kunden von gewerblichen Anbietern<br />

von Telekommunikationsdiensten ausgerichtet<br />

ist und die strikte gesetzliche Regelung grundlegend<br />

andere Folgen hat als die Anwendung des BDSG. So<br />

wird nicht beachtet, dass der Schutz des Fernmeldegeheimnisses<br />

alle <strong>Kommunikations</strong>partner erfasst (II.),<br />

vor allem aber, dass unter dem Fernmeldegeheimnis<br />

keine Abwägung der beteiligten Interessen möglich<br />

ist (III.). Der auf der Basis des BDSG im Arbeitsrecht<br />

üblicherweise mittels einer Abwägung gesuchte angemessene<br />

Interessenausgleich ist nicht möglich. Die<br />

Anwendungsprobleme sind aber auch die Folge der<br />

Unangemessenheit der strikten Regelungen des Telekommunikationsgesetzes<br />

für das Verhältnis zwischen<br />

Arbeitnehmer und Arbeitgeber (IV.).“<br />

Meyer, Sebastian: 0800-Taxiruf: Vanity-Nummern<br />

in Deutschland. – S. 116–122<br />

[...] „Im Zusammenhang mit der Nutzung von Vanity-Nummern<br />

stellen sich interessante rechtliche Fragestellungen,<br />

die teilweise denjenigen aus dem Bereich<br />

der Domain-Names ähneln, aber noch weit darüber<br />

hinausgehen. Der Beitrag gibt einen zusammenfassenden<br />

Überblick über die wesentlichen Problemstellungen<br />

und wertet die bisherige Rechtsprechung zu<br />

der Thematik aus. Es wird besonders auf die Rechtsschutzmöglichkeiten<br />

im Kennzeichen- und Wettbe-<br />

520<br />

werbsrecht sowie die Gefahr des Vanity-Grabbing<br />

eingegangen.“<br />

Groß, Michael: Aktuelle Lizenzgebühren in<br />

Patentlizenz-, Know-how- und Computerprogrammlizenz-Verträgen:<br />

2004/2005. – S. 122–<br />

127<br />

Jg 9 (2006) Nr 4<br />

Bahr, Martin: Glücks- und Gewinnspiele in den<br />

<strong>Medien</strong>: die Entwicklung der Rechtsprechung<br />

und Gesetzgebung in den Jahren 2004 und 2005<br />

in Deutschland. – S. 145–149<br />

„Der Bereich der Glücks- und Gewinnspiele hat in<br />

den letzten Jahren an wirtschaftlicher Bedeutung zugenommen.<br />

Verlag und Autor haben sich daher entschlossen,<br />

eine jährlich erscheinende Rubrik „Glücksund<br />

Gewinnspiele in den <strong>Medien</strong>“ herauszugeben, die<br />

die Entwicklung der Gesetzgeber und der Rechtsprechung<br />

zusammenfasst und dem Leser eine kompakte<br />

Einführung bietet. Die Reihe startet mit der Berichterstattung<br />

der Jahre 2004 und 2005.“<br />

Hain, Karl-E.: Springer, ProSiebenSat.1 und die<br />

KEK: eine Nachlese. – S. 150–155<br />

„Sowohl das „Eckpunkte“-Papier der KEK als auch<br />

die Begründung ihres Beschlusses vom 10.1.2006 sind<br />

in einzelnen Punkten kritischen Einwänden ausgesetzt.<br />

Wie sich zeigen wird, sind allerdings die mit<br />

Großvokabeln wie „Neosozialismus“ operierende<br />

Polemik von wirtschaftsrechtlicher Seite unangebracht<br />

sowie die „Begleitung“ und „Nachbereitung“<br />

des Verfahrens vor der KEK durch Mitglieder der<br />

KDLM unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten bedenklich.“<br />

Grewlich, Klaus W.: „Internet Governance“<br />

und „völkerrechtliche Konstitutionalisierung“:<br />

nach dem Weltinformationsgipfel 2005 in Tunis.<br />

– S. 156–164<br />

„Der „Weltgipfel zur Frage der Informationsgesellschaften“<br />

in Tunis 2005 (WSIS II) hat es nur ansatzweise<br />

vermocht, ein gemeinsames Verständnis zu<br />

leistungsfähigen und der rule-of-law entsprechenden<br />

Modellen für „Internet governance“ und speziell für<br />

die „Internet Cooperation for Assigned Names and<br />

Numbers“ (ICANN) zu fördern. Die im vorliegenden<br />

Beitrag vertretene These lautet, dass die Reform<br />

von ICANN – ein Kernbestandteil der Herausbildung<br />

einer effektiven „Internet governance“ – unter<br />

den rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen<br />

der kommunikationstechnologischen „Konvergenz“<br />

kein isolierter Vorgang sein kann. Die Kernfragen<br />

von „Internet governance“ sind vom breiten Strom<br />

in Richtung einer normativ-rahmengebenden „Konstitutionalisierung“<br />

des Völkerrechts – einschließlich<br />

der neuen Formen international gestaltungsmächtiger<br />

Akteure – konstruktiv nicht zu trennen.“<br />

Degenhart, Christoph: Hörfunkübertragungen<br />

aus Fußballstadien (Urteil des BGH vom<br />

8.11.2005 – KZR 37/03, K&R, 2006, 190). –<br />

S. 165–167<br />

„Im Streit um Hörfunkrechte hat der BGH zuguns-


ten der Vereine entschieden. Diese dürfen auch für<br />

das Recht auf Hörfunkberichterstattung Entgelte fordern,<br />

unterliegen hierbei aber kartellrechtlichen und<br />

grundrechtlichen Bindungen. Der BGH zieht damit<br />

die Konsequenzen aus der Kommerzialisierung des<br />

Sports wie des Rundfunks.“<br />

Herrmann, Marcus M.: Entwicklungen und<br />

Tendenzen zum Titelschutzrecht: starre 6-Monats-Frist<br />

oder nicht?. – S. 168–171<br />

„Umfang, Voraussetzungen und Wirkungen der gesetzlich<br />

nicht geregelten Titelschutzanzeige beschäftigen<br />

die Gerichte seit jeher. Die Rechtsprechung<br />

hierzu – insbesondere zur Angemessenheit der Umsetzungsfrist<br />

– verhält sich nicht stets einheitlich. Die<br />

folgende Darstellung legt ihren Schwerpunkt auf die<br />

sich in der Praxis stellenden Fragen zur rechtsbegründenden<br />

Benutzung eines durch Titelschutzanzeige<br />

angekündigten Werktitels.“<br />

Nielen, Michael; Thum, Kai: Auftragsdatenverarbeitung<br />

durch Unternehmen im Nicht-<br />

EU-Ausland. – S. 171–176<br />

„Grenzüberschreitender Datenverkehr gestaltet sich<br />

insbesondere dann nach nationalem Recht als schwierig,<br />

wenn Zielland des Datentransfers ein Drittland im<br />

Nicht-EU-Ausland ist, in welchem kein angemessenes<br />

Datenschutzniveau gewährleistet wird. Konkreter<br />

Ausgangspunkt der nachfolgenden Überlegungen ist<br />

dabei die Situation, dass ein inländisches Unternehmen<br />

(Auftraggeber) personenbezogene Daten zur<br />

Verarbeitung an ein externes Service-Unternehmen<br />

(Auftragnehmer) mit Sitz im außereuropäischen Ausland<br />

übermitteln will. Zur Zulässigkeit eines solchen<br />

Datentransfers können dann unter anderem die von<br />

der EU-Kommission verabschiedeten Standardvertragsklauseln<br />

Anwendung finden. Allerdings muss<br />

die Auftragsdatenverarbeitung auch nach nationalem<br />

Recht zulässig sein: §11 BDSG stellt niedrige Anforderungen<br />

hinsichtlich der Auftragsdatenverarbeitung<br />

und privilegiert den Auftragsdatenverarbeiter. Der<br />

folgende Beitrag versucht vor diesem Hintergrund<br />

herauszuarbeiten, ob die Privilegierung des §11<br />

BDSG auch für die Auftragsdatenverarbeitung im<br />

außereuropäischen Ausland Geltung finden kann und<br />

inwieweit Standardvertragsklauseln Rückwirkungen<br />

auf das nationale Recht beanspruchen.“<br />

Böhme, Martin: Die Aufbewahrungspflicht<br />

von E-Mails. – S. 176–178<br />

„Ein Großteil der Geschäftskorrespondenz wird<br />

heutzutage über E-Mails abgewickelt. Für den Fall,<br />

dass der Speicherplatz knapp wird, könnten sich<br />

Mitarbeiter veranlasst sehen, nicht mehr benötigte<br />

E-Mails zu löschen. Aus diesem Grund soll im Folgenden<br />

die Frage geklärt werden, inwieweit E-Mails<br />

aufgrund gesetzlicher Vorschriften aufbewahrt werden<br />

müssen.“<br />

Jg 9 (2006) Nr 5<br />

Ladeur, Karl-Heinz: Das Europäische Telekommunikationsrecht<br />

im Jahre 2005. – S. 197–<br />

206<br />

„Im Berichtszeitraum hat die Kommission in ihren<br />

Mitteilungen und Rechtsakten einen Akzent bei der<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Frequenzpolitik und bei der Bereitstellung von Mietleitungen<br />

gesetzt. Im Übrigen haben die Verfahren<br />

nach Art.7 der Rahmenrichtlinie einen breiten Raum<br />

eingenommen, über die die Kommission stark auf die<br />

Regulierung einwirkt. Die Zahl der Entscheidungen<br />

zu Fusionen im TK-Bereich hat abgenommen. In einigen<br />

Fällen hat die Kommission staatliche Beihilfen<br />

im TK-Bereich untersucht.“<br />

Sosnitza, Olaf: Die urheberrechtliche Zulässigkeit<br />

des Handels mit „gebrauchter“ Software.<br />

– S. 206–210<br />

Vassilaki, Irini E.: Strafrechtliche Anforderungen<br />

an Altersverifikationssysteme. – S. 211–<br />

214<br />

„Das Anbieten pornografischer Inhalte im Internet<br />

stellt einerseits ein lukratives Geschäft für die Anbieter<br />

und andererseits eine Gefahrenquelle für die<br />

Jugend dar. Die Verfasserin erläutert kritisch die unterschiedlichen<br />

Interessen und juristischen Fragen,<br />

die mit dem Einsatz von Altersverifikationssystemen<br />

(AVS) verbunden sind und schlägt einen neuen Weg<br />

vor, wie das Jugendschutzrecht mit dieser Problematik<br />

umgehen könnte.“<br />

Goldbeck, Nino: § 7 Abs. 3 Nr. 1 UWG: ein<br />

sinnsemantischer Fauxpas. – S. 215–217<br />

„Verkauf oder Vermietung von zielgruppenspezifisch<br />

zugeschnittenen Adressdatenbeständen sind in<br />

erster Linie, aber nicht nur für die Urform gängiger<br />

Direktmarketingmethoden, der unmittelbaren Kundenansprache<br />

mittels persönlicher Werbeschreiben,<br />

von exponierter Bedeutung. Datenschutzrechtlich<br />

bestehen gegen die Aktivitäten von Adressenmaklern<br />

und -händlern grundsätzlich keine Bedenken;<br />

das Bundesdatenschutzgesetz lässt die Übermittlung<br />

von Kundendaten an Werbeunternehmen in weitem<br />

Umfang zu. Während deren weitere Verwendung<br />

in Gestalt der traditionellen Briefwerbung aus lauterkeitsrechtlicher<br />

Perspektive ebenfalls regelmäßig<br />

nicht zu beanstanden ist, hat das UWG anderweitigen<br />

Formen des Direktmarketings insoweit – vorbehaltlich<br />

einer wirksamen Generaleinwilligung des<br />

Adressaten – nach allgemeiner Auffassung einen Riegel<br />

vorgeschoben. Für den Bereich der Werbung per<br />

E-Mail wird dabei vornehmlich auf die Regelung des<br />

§7 Abs.3 Nr.1 UWG verwiesen. Nachfolgend soll auf<br />

den misslungenen Wortlaut dieser Ausnahmeregelung<br />

aufmerksam gemacht und der Blick des Rechtsanwenders<br />

zurück an die Quelle jeder Norminterpretation,<br />

den Buchstaben des Gesetzes, geführt werden.“<br />

Schipanski, Tankred: Jüngste Entwicklungslinien<br />

eines eventuellen Beihilfecharakters der<br />

Gebührenfinanzierung des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks. – S. 217–222<br />

„Die Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen<br />

Kommission untersucht seit dem Jahr 2004, ob und<br />

gegebenenfalls in welchem Umfang die Finanzierung<br />

des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland<br />

eine zulässige oder unzulässige Beihilfe darstellt. Mit<br />

Schreiben vom 10.2.2006 wandte sich die Generaldirektion<br />

Wettbewerb erneut mit einem Auskunftsersuchen<br />

an die Bundesregierung. Im Mittelpunkt der<br />

gesamten Diskussion steht dabei die Frage, inwieweit<br />

die Finanzierung von ARD und ZDF durch Rundfunkgebühren<br />

den Kriterien der Altmark Trans-<br />

521


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes<br />

genügt. Zudem werden bei dieser Problematik die<br />

unterschiedlichen Lösungsansätze von Europäischer<br />

Kommission und Europäischem Gerichtshof bzgl.<br />

des Verhältnisses von Art.87 Abs.1 EG und Art.86<br />

Abs.2 EG deutlich. Der nachfolgende Beitrag prüft<br />

basierend auf dem Lösungsansatz des Europäischen<br />

Gerichtshofs einen eventuellen Beihilfecharakter der<br />

deutschen Rundfunkgebühr. Um letztlich einen Beihilfecharakter<br />

sicher verneinen zu können, bedarf es<br />

im Ergebnis einiger geringer Modifikationen des gegenwärtigen<br />

Finanzierungsverfahrens.“<br />

Hüsch, Moritz: Der Gebrauch geschützter<br />

Kennzeichen als Advertising Keywords (ad-<br />

Words): ein Fall für das Marken- oder Wettbewerbsrecht?.<br />

– S. 223–224<br />

„Keyword Advertising stellt die Haupteinnahmequelle<br />

kommerzieller Suchmaschinen im World Wide<br />

Web dar. Die Suchmaschinenbetreiber bieten ihren<br />

Werbekunden an, Werbeeinblendungen von der Eingabe<br />

eines Begriffs oder mehrerer Begriffe abhängig<br />

zu machen. Wenn das oder die Keyword(s) eingegeben<br />

werden, erscheint das Banner in der Regel als<br />

Sponsored Link oben oder neben den gleichzeitig<br />

angezeigten Treffern. Das werbende Unternehmen<br />

muss für die Suchwortabhängigkeit nur zahlen, wenn<br />

der Verbraucher über den Link in der eingeblendeten<br />

Werbung auf die Webseite des Unternehmens klickt –<br />

das so genannte Cost-per-click-Verfahren. Die Werbeflächen<br />

bieten Platz für mehrere Werbeeinblendungen.<br />

Die Unternehmen bestimmen die Position ihres<br />

Werbebanners selbst, indem sie den Preis angeben,<br />

den sie bereit sind, für einen Klick auf ihre Webseite<br />

zu zahlen. In der Regel stellen die Suchmaschinenbetreiber<br />

entsprechende Tools zur Verfügung, über die<br />

die Wettbewerber online und in Echtzeit die Gebote<br />

verfolgen und Werbekonkurrenten gegebenenfalls<br />

überbieten können. Im Mittelpunkt der juristischen<br />

Diskussion steht die Frage, ob der für die Verbraucher<br />

nicht sichtbare Gebrauch geschützter Kennzeichen als<br />

Keywords marken- oder wettbewerbsrechtswidrig<br />

ist. Dieser Beitrag soll hierzu einen kurzen Überblick<br />

unter besonderer Berücksichtigung des jüngst veröffentlichten<br />

Beschlusses des OLG Köln geben.“<br />

Jg 9 (2006) Nr 6<br />

Volkmann, Christian: Aktuelle Entwicklungen<br />

in der Providerhaftung im Jahr 2005. – S. 245–<br />

252<br />

„Der folgende Beitrag schafft einen Überblick über<br />

die zur Verantwortlichkeit der Internet-Provider im<br />

Jahr 2005 veröffentlichte Rechtsprechung unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Haftung für fremde<br />

Inhalte.“<br />

Stadler, Thomas: Proaktive Überwachungspflichten<br />

der Betreiber von Diskussionsforen<br />

im Internet. – S. 253–257<br />

Koenig, Christian; Loetz, Sascha; Senger, Marion:<br />

Die regulatorische Behandlung neuer Märkte<br />

im Telekommunikationsrecht. – S. 258–262<br />

522<br />

Kühling, Jürgen: § 9a TKG-E: Innovationsschutz<br />

durch Regulierungsverzicht oder Steigerung<br />

der Regulierungskomplexität? – S. 263–<br />

271<br />

„In ungewohnt heftiger Form wird seit einigen Monaten<br />

darüber gestritten, ob und wenn ja inwiefern die<br />

geplante VDSL-Infrastruktur der DTAG von der Regulierung<br />

freigestellt werden kann und soll. Ursprünglich<br />

hatte die DTAG eine „lex VDSL“ gefordert, d.h.<br />

eine explizite legislative Freistellung dieser gegebenenfalls<br />

einen neuen Markt begründenden Technologie.<br />

Zwischenzeitlich hatte sie von einer solchen Freistellung<br />

die geplanten Investitionen in Höhe von drei<br />

Milliarden Euro abhängig machen wollen. Nunmehr<br />

zeichnet sich eine umfassendere gesetzliche Behandlung<br />

des Problems ab, wie Investitionen und Innovationen<br />

im Rahmen der Telekommunikationsregulierung<br />

stärker berücksichtigt werden können. Dazu<br />

soll ein neuer §9a ins TKG eingefügt werden. Dieser<br />

Norm zufolge soll bei der Regulierung insbesondere<br />

darauf geachtet werden, dass neue Märkte nicht in die<br />

Marktregulierung einbezogen werden. Des Weiteren<br />

sollen bei der Auferlegung regulatorischer Verpflichtungen<br />

die Förderung von Infrastrukturinvestitionen<br />

und die Unterstützung von Innovationen besonders<br />

berücksichtigt werden. Der folgende Beitrag legt die<br />

ökonomischen und rechtlichen Hintergründe dieses<br />

Regulierungsansatzes dar, zeigt die Bedeutung des<br />

neuen §9a TKG-E im Kontext des TKG 2004 auf,<br />

überprüft seine Gemeinschafsrechtskonformität und<br />

geht schließlich knapp der Frage nach, ob es sich bei<br />

dieser Bestimmung um eine gelungene Form des Innovationsschutzes<br />

durch Regulierungsverzicht handelt.“<br />

Janal, Ruth: Rechtliche Fragen rund um das R-<br />

Gespräch. – S. 272–278<br />

„Der Bundesgerichtshof hatte jüngst über die zwischen<br />

den Instanzgerichten umstrittene Frage zu<br />

entscheiden, ob ein Anschlussinhaber die Entgelte für<br />

Gespräche zu entrichten hat, welche dritte Personen,<br />

insbesondere in seinem Haushalt lebende Minderjährige,<br />

entgegen genommen haben (BGH, Urt. v.<br />

16.3.2006 – III ZR 152/05, abgedruckt auf S. 281ff.,<br />

Heft 6). Der nachfolgende Beitrag nimmt zu den wesentlichen<br />

rechtlichen Fragen Stellung.“<br />

Geis, Ivo; Geis, Esther: Das informationelle<br />

Selbstbestimmungsrecht als Pathosformel des<br />

Datenschutzrechts oder Schutz der Privatheit<br />

während und nach der elektronischen Kommunikation:<br />

zugleich Anmerkung zum Urteil des<br />

BVerfG vom 2.3.2006 – 2 BvR 2099/04 (K&R<br />

2006, 178ff). – S. 279–280<br />

Mass Communication & Society<br />

Jg 9 (2006) Nr 1<br />

Arpan, Laura M. et al: News Coverage of Social<br />

Protests and the Effects of Photographs and<br />

Prior Attitudes. – S. 1–20<br />

„A consistent news frame that deligitimizes and depicts<br />

most social protests as „police vs. protesters“ has<br />

been identified in studies of news coverage of social<br />

movements. This study used an experimental design


to examine the extent to which photographs and prior<br />

attitudes toward protests and protesters in general<br />

contribute to previously identified framing effects of<br />

protest news. Results indicated that for the protest issue<br />

of interest evaluations of the protest and protesters<br />

were more negative when photos depicting higher<br />

levels of conflict were shown.“<br />

Trammell, Kaye D. et al: Evolution of Online<br />

Campaigning: Increasing Interactivity in Candidate<br />

Web Sites and Blogs Through Text and<br />

Technical Features. – S. 21–44<br />

„This study is a content analysis of the Web sites and<br />

blogs of the 10 Americans vying to be the Democratic<br />

candidate for the 2004 presidential election. Focusing<br />

on interactivity, data indicated front pages hyperlink<br />

to participation areas such as Donation or Volunteer<br />

sections and rarely linked to external content.“<br />

Adams, Terry; Cleary, Johanna: The Parity<br />

Paradox: Reader Response to Minority Newsroom<br />

Staffing. – S. 45–62<br />

„The topic of newspaper newsroom diversity has been<br />

studied in terms of staffing levels, impact of minority<br />

staffing on editorial content, and the failure of<br />

newspapers to attract minority readers. However, no<br />

studies have been conducted that compared minority<br />

staffing levels with circulation and survey data indicating<br />

minority community readership and trust in newspapers.<br />

Through a secondary analysis of data from<br />

four sources, this study finds that minority staffing<br />

levels do not correlate with increased subscriptions<br />

and trust of local newspapers by the minority residents<br />

of 25 communities. Most surprising, one finding<br />

suggests that increased minority staffing actually may<br />

have a negative effect on minority reader trust. Given<br />

these results, the authors suggest that a more complex<br />

model should be adopted for measuring the success of<br />

newsroom diversity efforts.“<br />

Hogan, J.: Letters to the Editor in the „War on<br />

Terror“: a Cross-National Study. – S. 63–84<br />

„This article analyzes discursive patterns in a crossnational<br />

sample of letters to the editor from the 12<br />

months following the 2001 attacks on the World<br />

Trade Center and the Pentagon. Using the techniques<br />

of traditional content analysis and Critical Discourse<br />

Analysis, the study examines the degree to which letters<br />

published in The New York Times, The Times of<br />

London, and The Australian serve to support or challenge<br />

state practices in the U.S.-led „war on terror.“<br />

The analysis reveals marked similarities in the discursive<br />

strategies employed in the letters, but significant<br />

cross-national differences in the level of state support<br />

expressed by the authors.“<br />

Ross, Susan Dente; Bantimaroudis, Philemon:<br />

Frame Shifts and Catastrophic Events: The Attacks<br />

of September 11, 2001, and „New York<br />

Time’s“ Portrayals of Arafat and Sharon. –<br />

S. 85–102<br />

„Quantitative content analysis of 1 year of editorials<br />

and news coverage of the leaders of Israel and the Palestinian<br />

territories in The New York Times examines<br />

the hypothesis that following major global events,<br />

such as the September 11 attacks, media frames of distinct,<br />

yet thematically related coverage shift to rally<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

around the government elite frame. Evidence partially<br />

supports frame shifting but indicates that frames<br />

also become more diverse rather than echo dominant<br />

views. Findings raise questions about some traits of<br />

the rally effect. The mechanisms and directions of<br />

frame shifting merit scholarly attention.“<br />

Ivory, James D.: Still a Man’s Game: Gender<br />

Representation in Online Reviews of Video<br />

Games. – S. 103–114<br />

„Despite the rising popularity of video games, the majority<br />

of the medium’s audience continues to be male.<br />

One reason may be that character representations in<br />

video games are geared toward male players. This content<br />

analysis used video game reviews from a heavily<br />

trafficked Internet site to investigate the prevalence<br />

and portrayal of male and female video game characters.<br />

Consistent with the findings of previous studies,<br />

female characters were found to be underrepresented<br />

and proportionally more often sexualized in comparison<br />

to their male counterparts. In addition to these<br />

findings, the study’s innovative method – the use of<br />

online video game reviews as an indirect measure of<br />

video game content – shows promise as a tool for future<br />

content analyses of video games.“<br />

Jg 9 (2006) Nr 2<br />

Dardis, Frank E.: Marginalization Devices in<br />

U.S. Press Coverage of Iraq War Protest: A<br />

Content Analysis. – S. 117–136<br />

„Although a great deal of research has identified ways<br />

in which mass media can delegitimize social protest<br />

groups, little effort has been given to examining the<br />

relative prevalence of each of these mechanisms (labeled<br />

marginalization devices in this study) in media<br />

coverage of protest movements. By employing an<br />

innovative typology, the author examined the prominence<br />

of these devices in noneditorial coverage of<br />

Iraq War protest in 3 major U.S. newspapers over a<br />

1-year period. In addition to gauging the prevalence<br />

of each device, the study also determined which specific<br />

devices were associated with either a positive or<br />

negative overall story tone toward the protesters. Although<br />

coverage in general was not more likely to be<br />

either negative or positive toward war-protest groups,<br />

stories containing the most commonly implemented<br />

devices were more likely to be negative in overall tone.<br />

Practical and scholarly implications are discussed in<br />

scrutinizing the mass media’s role in shaping interpretations<br />

of sociopolitical issues.“<br />

Grabe, Maria Elizabeth et al: Gender in Crime<br />

News: A Case Study Test of the Chivalry Hypothesis.<br />

– S. 137–164<br />

„This content analysis tested the chivalry hypothesis in<br />

6 months of crime reporting in a local U.S. newspaper.<br />

The chivalry hypothesis posits that female criminals<br />

receive more lenient treatment in the criminal justice<br />

system and in news coverage of their crimes than their<br />

male counterparts. The study found partial support<br />

for the chivalry hypothesis and prompts a more nuanced<br />

formulation of the hypothesis-here termed patriarchal<br />

chivalry. This study also produced evidence<br />

that news coverage is harsher when men and women<br />

collaborate in crime than when men and women act<br />

523


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

independently of each other in criminal pursuit. The<br />

authors called it the Bonnie-and-Clyde effect.“<br />

Tsfati, Yariv; Peri, Yoram: Mainstream Media<br />

Skepticism and Exposure to Sectorial and Extranational<br />

News Media: The Case of Israel. –<br />

S. 165–188<br />

„In recent decades, audience options for current affairs<br />

information have been multiplying. Globalization<br />

and media segmentation present citizens with a<br />

variety of news outlets for political information in<br />

addition to those offered by the mainstream communication<br />

channels, which once dominated every nation<br />

state. In this article, survey data gathered in Israel (N<br />

??1,122) are analyzed to examine the association between<br />

mainstream media skepticism and exposure to<br />

sectorial and extranational news media. Findings show<br />

that skepticism toward the mainstream news media is<br />

indeed related to sectorial and extranational news consumption;<br />

however, it is not related to consumption<br />

of such nonmainstream media exclusively. Results are<br />

discussed in light of theories of the public sphere.“<br />

Kwak, Nojin; Poor, Nathaniel; Skoric, Marko<br />

M.: Honey, I Shrunk the World!: The Relationship<br />

Between Internet Use and International<br />

Engagement. – S. 189–214<br />

„Scholars have long been interested in the overlap<br />

between electronic communication systems and international<br />

affairs. New communication systems have<br />

brought an expectation for greater information flow<br />

and connection across geographical boundaries when<br />

compared to the systems that came before them. This<br />

study continued this longstanding scholarly interest<br />

by examining how the Internet facilitates a sense of<br />

connection to the international community at the individual<br />

level. Findings demonstrate that the Internet<br />

matters for international engagement. According to<br />

the results, the Internet connects individuals to the<br />

international community by helping them increase<br />

their knowledge of the world, facilitating their sense<br />

of belonging to the greater world, and motivating<br />

them to participate in international events and foreign<br />

volunteer opportunities. Further, findings suggest that<br />

younger users of the Internet tended to benefit more<br />

than older users from reading international news on<br />

the Internet with respect to international political<br />

knowledge and international participation.“<br />

Scharrer, Erica et al: Working Hard or Hardly<br />

Working?: Gender, Humor, and the Performance<br />

of Domestic Chores in Television Commercials.<br />

– S. 215–238<br />

„This content analysis updates the literature regarding<br />

gender and the depiction of housework in television<br />

commercials by exploring not just the distribution of<br />

chores but also the success or failure of chore performance.<br />

A sample of 477 commercials featuring domestic<br />

chores that aired in a week of primetime television<br />

programming on all of the broadcast networks was<br />

analyzed. Among the key findings: Male characters’<br />

performance of chores was often humorously inept<br />

as measured by negative responses from others, lack<br />

of success, and unsatisfactory outcomes. These depictions<br />

have important implications for the learning of<br />

gender roles from television exposure.“<br />

524<br />

McIntosh, William D. et al: Sexual Humor in<br />

Hollywood Films: Influences of Social and<br />

Economic Threat on the Desirability of MAle<br />

and Female Characters. – S. 239–254<br />

„After rating male and female characters in the topgrossing<br />

comedy films for each year (1951–2000), the<br />

authors predicted that during times of greater social<br />

and economic threat female film characters who joke<br />

about sex would be less physically attractive, and male<br />

characters would be lower in socioeconomic status.<br />

These qualities have been found in prior research to<br />

denote desirability in potential mates. Results were<br />

generally consistent with predictions. It was suggested<br />

that these results, paired with findings from previous<br />

studies, could be taken as support for a lowered expectations<br />

hypothesis: during bad times people feel less<br />

optimistic, and consequently even people’s fantasy<br />

partners are less grandiose.“<br />

Media Asia<br />

Jg 32 (2005) Nr 1<br />

Newspaper Management for Women Journalists.<br />

– S. 3–34<br />

Librero, Felix: Status and Trends in Development<br />

Communication Research in the Phillipines.<br />

– S. 35–38<br />

Tilakawardana, Sameera: To be the Cine-Hub<br />

of Asia. – S. 39–46<br />

Ciochetto, Lynne: A Profile of Advertising in<br />

China’s „Socialist Market Economy“. – S. 47–<br />

60<br />

Media, Culture & Society<br />

Jg 28 (2006) Nr 1<br />

Jin, Dal Yong: Cultural politics in Korea’s contemporary<br />

films under neoliberal globalization.<br />

– S. 5–24<br />

Shim, Doobo: Hybridity and the rise of Korean<br />

popular culture in Asia. – S. 25–44<br />

Xin, Xin: A developing market in news: Xinhua<br />

News Agency and Chinese newspapers. –<br />

S. 45–66<br />

„The mythology of the news agency, as the earliest<br />

news organization to operate globally, has been used<br />

to explain its ability to build up connections with its<br />

counterparts, and media and non-media organizations,<br />

as well as to use these connections to good advantage.<br />

This article offers a social-historical analysis<br />

of Chinais Xinhua News Agency and Chinese newspapers,<br />

focusing on their interrelations. It attempts to<br />

delineate how a national news agency in a non-capitalist<br />

country went through a process of development,<br />

and how it has changed during the transition from<br />

a command economy to market-oriented economy.<br />

Xinhuais experience of dealing with newspapers provides<br />

a distinctive example: it started life as an amalgamation<br />

of an agency and several newspapers and


then evolved towards the path followed by a great<br />

number of news agencies since the 19th century. The<br />

movement of Xinhua towards adopting Western experiences<br />

illustrates a globalized tendency, which has<br />

been experienced by leading international news agencies<br />

and is still experienced by a number of national<br />

players in the developing world. This tendency leads<br />

news agencies, including Xinhua, to undergo a transition<br />

from bi-directional dependency to an agency-client<br />

relationship.“<br />

Garcia-Montes, José; M. Caballero-Munoz,<br />

Domingo Pérez-Alvarez, Marino: Changes<br />

in the self resulting from the use of mobile<br />

phones. – S. 67–82<br />

„The present work examines the potential consequences<br />

of the use of mobile telephones on people’s<br />

behaviour and identity. In doing so, we start from the<br />

premise that, even though this technology may have<br />

different effects in different cultural contexts, it promotes<br />

and foments certain patterns of behaviour and<br />

of understanding one’s own identity. It is suggested<br />

that this new identity goes hand in hand with a spatial-temporal<br />

recomposition of the context in which<br />

actions take place. On the opening up of an almost<br />

continuous virtual space, conflicts may arise between<br />

the different roles played by an individual which<br />

were previously differentiated as a function of space.<br />

Similarly, increased flexibility in arrangements leads<br />

to the appearance of a new concept of time, which we<br />

might call the “present extensive”. We also discuss the<br />

possible superstitions the use of this new technology<br />

may bring with it. As a result of these analyses, it is<br />

considered that the mobile phone not only emerges<br />

within a postmodern society, but also, along with<br />

other technological developments, feeds a postmodern<br />

mentality.“<br />

Carroll, William; Hackett, Robert A.: Democratic<br />

media activism through the lens of social<br />

movement theory. – S. 83–104<br />

„This article considers how we are to understand<br />

democratic media activism, which has recently burgeoned<br />

in Canada, the UK and the USA. What is its<br />

political significance and potential? Is it a new social<br />

movement, a new style of politics cutting across<br />

movements, or are new concepts needed? Drawing<br />

illustratively upon interviews with media activists,<br />

notably in Vancouver, we explore insights offered by<br />

social movement theory – including resource mobilization<br />

formulations and the new social movement<br />

theories of Melucci, Habermas, Cohen and Arato,<br />

and Fraser. While all these traditions offer valuable<br />

insights, media activism reveals limitations in existing<br />

conceptualizations. It has some of the characteristics<br />

of a movement, but lacks a distinct collective identity<br />

or niche within movement ecology. It may be destined<br />

to be a boundary-transgressing nodal point for other<br />

movements, articulating a coherent project for radical<br />

democracy, rather than a movement-for-itself.“<br />

Grixti, Joe: Symbiotic transformations: youth,<br />

global media and indigenous culture in Malta. –<br />

S. 105–122<br />

Kim, Kyung-Hee: Obstacles to the success of<br />

female journalists in Korea. – S. 123–142<br />

„This article focuses on the mechanisms that exclude<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

female journalists from the news production process,<br />

and on their alienation in modern Korean society.<br />

Using a content analysis of essays by Korean female<br />

journalists, the study found exclusion mechanisms of<br />

female journalists from (1) the news gathering process,<br />

including “authoritative information collection”,<br />

„unethical compromise culture”, „informal communication”<br />

and the „traditional view of womanhood”;<br />

(2) the newsroom, including „masculine bonds”,<br />

„distrust of female journalists” and the „stereotype of<br />

female journalists”; and (3) the private area, including<br />

housework, pregnancy and childcare. The alienation<br />

of female journalists was also studied at the organizational<br />

and personal levels. At the organizational<br />

level, the result shows that female journalists are both<br />

horizontally and vertically marginalized. At the personal<br />

level, the self-alienation of female journalists<br />

was attributed to the fact that they have less access to<br />

in-depth information because of the division of work<br />

based on gender.“<br />

Jg 28 (2006) Nr 2<br />

Cottle, Simon; Rai, Mugdha: Between display<br />

and deliberation: analyzing TV news as communicative<br />

architecture. – S. 163–190<br />

„Television journalism serves to display and deliberate<br />

consent and conflict in the contemporary world and<br />

it does so through a distinctive „communicative architecture”<br />

structured in terms of a repertoire of „communicative<br />

frames”. This proves consequential for the<br />

public expression and engagement of views and voices,<br />

issues and identities, and exhibits a complexity that<br />

has so far remained unexplored and under-theorized.<br />

This article outlines our conceptualization of „communicative<br />

frames” and demonstrates its relevance<br />

in a systematic, comparative international analysis of<br />

terrestrial and satellite, public service and commercial<br />

television news produced and/or circulated in six<br />

different countries: the USA, UK, Australia, India,<br />

Singapore and South Africa. Recent developments in<br />

social theory, political theory and journalism studies<br />

all underpin our approach to how these frames contribute<br />

to meaningful public deliberation and understanding<br />

and, potentially, to processes of mediatized<br />

„democratic deepening”. This article builds on these<br />

contemporary theoretical trajectories and develops a<br />

new approach for the empirical exploration and retheorization<br />

of the fast-developing international ecology<br />

of TV journalism.“<br />

Andrews, Leighton: The National Assembly<br />

for Wales and broadcasting policy, 1999–<br />

2003. – S. 191–210<br />

Hesmondhalgh, David: Bourdieu, the media<br />

and cultural production. – S. 211–232<br />

„This article evaluates Bourdieu’s analysis of cultural<br />

production in terms of its effectiveness for understanding<br />

contemporary media production. The article<br />

argues that, as practised so far, Bourdieu’s field theory<br />

is only of limited value in analysing media production.<br />

However I close by discussing the potential fruitfulness<br />

of research based on a dialogue between, on the<br />

one hand, field theory’s analysis of cultural production<br />

and, on the other, Anglo-American media and<br />

cultural studies work on media production.“<br />

525


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Montgomery, Martin: Broadcast news, the live<br />

„two-way“ and the case of Andrew Gilligan. –<br />

S. 233–260<br />

„This article examines the role of the live two-way exchange<br />

in broadcast news. It sets out to demonstrate<br />

that there are marked differences between the discourse<br />

of the unscripted live two-way interchange between<br />

correspondent and studio presenter and other<br />

scripted sections of the news. In particular, it is maintained<br />

that linguistic selections in the live two-way<br />

(particularly choices in linguistic modality) project a<br />

different approach to the truth conditions of its discourse,<br />

with less emphasis on precise veracity than is<br />

found generally in the news. The implications of this<br />

variation within the discourses of the news are then<br />

examined by considering the unscripted contribution<br />

by Andrew Gilligan to the BBCis Today programme<br />

that became the focus of much attention before, during<br />

and after the Hutton enquiry.“<br />

Coppens, Tomas; Saeys, Frieda: Enforcing performance:<br />

new approaches to govern public<br />

service broadcasting. – S. 261–284<br />

Jg 28 (2006) Nr 3<br />

Pickard, Victor W.: United yet autonomous:<br />

Indymedia and the struggle to sustain a radical<br />

democratic network. – S. 315–336<br />

„The past decade has witnessed an emergent form of<br />

activism increasingly defined by its reliance on internet<br />

strategies, network social structures and participatory<br />

practices. Internet strategies employed by many<br />

contemporary activists include websites, listservs and<br />

hyperlinked networks used for exchanging information,<br />

mobilizing both old and new constituencies,<br />

and coordinating collective action. Networks of organizations<br />

and individuals are formed both on and<br />

offline and decision-making within these groups is<br />

often made by consensus. Perhaps best characterizing<br />

this activism is its lack of hierarchy, epitomized<br />

by democratic communications, both within and between<br />

networked organizations. This article focuses<br />

on Indymedia, a prime institutional exemplar for the<br />

indicators mentioned above internet-based activism,<br />

network formation and participatory politics. Specifically,<br />

it addresses issues related to sustainability<br />

and political efficacy in radical democratic activist<br />

networks that are increasingly enabled by internet<br />

technologies.“<br />

Collins, Richard: Internet governance in the<br />

UK. – S. 337–358<br />

„Discussion of internet governance has been shaped<br />

by three myths: that the market can decide, that the<br />

Internet is different to ‘legacy’ media and that national<br />

governance is unimportant. The author challenges<br />

these three myths through an examination of<br />

internet governance in the UK in 2003/4 and argues<br />

that the internet is a layered, not vertically integrated,<br />

medium of communication, that three modes of<br />

governance prevail hierarchy, markets and networks<br />

(self-regulatory). The layers of the UK internet are<br />

examined, their governance identified and evaluated,<br />

and the conclusion drawn that network governance<br />

is a distinctive, but not universally present, character-<br />

526<br />

istic of UK internet governance. Also, contemporary,<br />

well-functioning arrangements may be unstable, and<br />

stronger hierarchical governance may be required in<br />

the future.“<br />

Kuipers, Giselinde: Television and taste hierarchy:<br />

the case of Dutch television comedy. –<br />

S. 359–378<br />

„How are hierarchical relationships between taste<br />

cultures possible in a fragmented, popular and accessible<br />

medium like television? This article explores<br />

this question by looking at relationships between<br />

taste cultures in Dutch television comedy. A survey<br />

of 340 Dutch people showed four humour tastes, two<br />

of which were related hierarchically: a lowbrow style<br />

disliked by educated informants, and a highbrow style<br />

mostly unknown to less-educated informants. Interview<br />

materials were used to understand the mechanisms<br />

behind this asymmetric pattern of knowledge<br />

and dislike. Whereas educated informants’ readings<br />

of lowbrow humour were confidently rejecting, lesseducated<br />

informants’ readings of highbrow comedy<br />

are best described as Âdespondenti. These findings<br />

fit Bourdieu’s notion of legitimate taste rather than<br />

Hall’s encoding/decoding model. The article argues<br />

that taste must be understood not only as a pattern<br />

of preferences, but also as cultural knowledge. This<br />

knowledge varies between groups, and is crucial in the<br />

perpetuation of taste hierarchies.“<br />

Vuuren, Kitty van: Community broadcasting<br />

and the enclosure of the public sphere. – S. 379–<br />

392<br />

„One of the normative tenets of the Habermasian public<br />

sphere is that it should be an open and universally<br />

accessible forum. In Australia, one way of achieving<br />

this is the provision for community broadcasting in<br />

the Broadcasting Services Act. A closer examination<br />

of community broadcasting, however, suggests practices<br />

that contradict the idea of an open and accessible<br />

public sphere. Community broadcasting organizations<br />

regulate access to their media assets through a<br />

combination of formal and informal structures. This<br />

suggests that the public sphere can be understood as<br />

a resource, and that community broadcasting organizations<br />

can be analysed as „commons regimes”. This<br />

approach reveals a fundamental paradox inherent in<br />

the public sphere: access, participation and the quality<br />

of discourse in the public sphere are connected to its<br />

enclosure, which limits membership and participation<br />

through a system of rules and norms that govern the<br />

conduct of a group. By accepting the view that a public<br />

sphere is governed by property rights, it follows<br />

that an open and universally accessible public sphere<br />

is neither possible nor desirable.“<br />

Kawashima, Nobuko: Advertising agencies,<br />

media and consumer market: the changing quality<br />

of TV advertising in Japan. – S. 393–410<br />

„Based on the view that an organizational understanding<br />

is crucial to the content analysis of cultural products<br />

including advertisements, this article examines the<br />

economic conditions which determine the production<br />

of television commercials in Japan. Unlike the West,<br />

where creative agencies are paid fees, the commissionbased<br />

remuneration system for agencies prevails<br />

in Japan, resulting in a lack of creative rivalry. With the<br />

shift from programme sponsorship towards the buy-


ing of 15-second spots by advertisers, the prospect for<br />

creativity seems limited. As the Japanese markets have<br />

become more open and competitive since the 1980s,<br />

the stakes have become too high for manufacturers<br />

to allow non-conventional, innovative ideas and<br />

techniques to be used in television commercials. The<br />

way in which the agencies will resolve the dilemma<br />

between presenting themselves as the professionals in<br />

strategic communications services and insisting on the<br />

commission system will further affect the quality of<br />

the commercials and media culture.“<br />

Cottle, Simon: Mediatized rituals: beyond<br />

manufacturing consent. – S. 411–432<br />

„The study of mediatized rituals challenges entrenched<br />

theoretical views about media power, its<br />

locations and determinations and the role of media in<br />

processes of manufacturing consent. Contrary to both<br />

Durkhei mian and neo-Marxian traditions (historically<br />

the dominant frameworks in the field of ritual study),<br />

some mediatized rituals appear to open up productive<br />

spaces for social reflexivity and critique, and can be<br />

politically disruptive or even transformative in their<br />

reverberations within civil and wider societies. This<br />

article identifies and critically discusses six subclasses<br />

of mediatized ritual and produces an overarching<br />

schema of use in their empirical analysis and comparative<br />

theorization. It argues against the deep theoretical<br />

suspicions within current academic media discourse<br />

toward ritual, and illustrates how mediatized rituals<br />

are in fact complexly variegated, exceptional and<br />

performative phenomena that periodically summon<br />

solidarities and moral ideas of the „social good” and<br />

variously serve to exert agency within late modern<br />

societies.“<br />

Hutchins, Brett; Lester, Libby: Environmental<br />

protest and tap-dancing with the media in the<br />

information age. – S. 433–452<br />

„Environmental politics and values gain legitimacy<br />

through their constant presence in the media. This<br />

article outlines and critiques a theoretical approach<br />

that can increase understanding of the relationship<br />

between environmental protest and news media representation.<br />

Manuel Castells, pre-eminent theorist<br />

of the information age and ‘the network society’, is<br />

useful in this regard. He describes the relationship<br />

between media organizations and environmentalists<br />

as ‘tap-dancing’. His explanation of this dance and its<br />

choreography, however, is overly general, ignoring its<br />

specific features and workings in terms of representation.<br />

In order to detail some of these features, we<br />

have selected for study Australia’s most famous environmental<br />

protest and a globally significant moment<br />

for green politics: the 1982 Franklin Dam blockade in<br />

Tasmania. We argue that it was during this blockade<br />

that an enduring pattern of media environmentalist<br />

relations was established in Australia, and substantiate<br />

this case by examining subsequent protests. The<br />

article concludes by critiquing current understandings<br />

of media environmentalist relations and explains the<br />

dynamics of the mediation process that determines the<br />

reporting of protests.“<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Media Perspektiven<br />

(2006) Nr 2<br />

Krüger, Udo Michael: Fernsehnachrichten bei<br />

ARD, ZDF, RTL und Sat.1: Strukturen, Themen<br />

und Akteure. – S. 50–74<br />

„Seit Januar 2005 erfasst der InfoMonitor des Instituts<br />

IFEM, Köln, kontinuierlich die Berichterstattung<br />

in den vier Hauptnachrichtensendungen von ARD/<br />

Das Erste, ZDF, RTL und SAT.1 sowie der beiden<br />

Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute-journal“.<br />

Erst durch ein derartiges langfristiges<br />

Monitoring lassen sich Kontinuität und Wandel der<br />

Nachrichtenstrukturen angemessen untersuchen, wie<br />

Udo Michael Krüger in seiner Bilanz für das Jahr 2005<br />

erläutert. Es zeigt sich unter anderem, dass die öffentlich-rechtlichen<br />

Nachrichten ein deutlich anderes<br />

Themenprofil besitzen als die privaten. Während etwa<br />

„Tagesschau“ und „heute“ im Jahresdurchschnitt auf<br />

50 bzw. 39 Prozent Politikthemen kamen, waren es<br />

bei „RTL aktuell“ 23 Prozent und bei „SAT.1 News“<br />

26 Prozent. Die Nachrichten von ARD und ZDF berichten<br />

thematisch breiter über das Ausland und die<br />

internationale Politik. Bei den Privaten spielen bunte<br />

Themen und Human Interest eine größere Rolle, auch<br />

in der Auslandsberichterstattung.“<br />

Gerhards, Maria; Klingler, Walter: <strong>Medien</strong>nutzung<br />

in der Zukunft: traditionelle Nutzungsmuster<br />

und innovative Zielgruppen. – S. 75–90<br />

„Information und Orientierung zählen neben Entspannung<br />

und Unterhaltung zu den wichtigsten Motiven<br />

der Fernsehnutzung. Maria Gerhards und Walter<br />

Klingler, prognostizieren, dass im Bereich Information<br />

der Trend zum Servicetainment anhalten wird, insgesamt<br />

die emotionalen Aspekte der Fernsehnutzung<br />

jedoch an Bedeutung gewinnen werden. Das <strong>Medien</strong>-<br />

Zeitbudget wird insgesamt weiter steigen, die Parallelnutzung<br />

von <strong>Medien</strong> zunehmen, und das Internet<br />

wird in den nächsten zehn bis 15 Jahren von über 70<br />

Prozent der Bevölkerung genutzt werden.“<br />

Dehm, Ursula; Storll, Dieter; Beeske, Sigrid:<br />

Das Internet: Erlebnisweisen und Erlebnistypen:<br />

sich ergänzende und konkurrierende<br />

Gratifikationen durch Fernsehen und Internet.<br />

– S. 91–102<br />

„Welche Erlebnisweisen bietet das Internet den Menschen<br />

und ähneln diese den Erlebnisweisen des Fernsehens?<br />

Ursula Dehm, Dieter Storll und Sigrid Beeske<br />

ermittelten in ihrer Studie deutliche Unterschiede<br />

zwischen den beiden <strong>Medien</strong>. Das emotionale Erleben,<br />

aber auch Ausgleich spielen beim Internet eine<br />

geringere Rolle; diesbezügliche Gratifikationserwartungen<br />

werden vom Fernsehen besser erfüllt. Demgegenüber<br />

sind Zeitvertreib und Soziales Erleben beim<br />

Internet wichtiger.“<br />

Meyen, Michael; Pfaff, Senta: Rezeption von<br />

Geschichte im Fernsehen: eine qualitative Studie<br />

zu Nutzungsmotiven, Zuschauererwartungen<br />

und zur Bewertung einzelner Darstellungsformen.<br />

– S. 102–106<br />

„Zeitgeschichte im Fernsehen „boomt“. Michael<br />

Meyen und Senta Pfaff berichten über eine qualitative<br />

Studie, derzufolge die wichtigsten Motive der<br />

527


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Zuschauer die Bedürfnisse nach Identität und Orientierung<br />

sind. Geschichtssendungen erweisen sich<br />

besonders dann als interessant, wenn sie Bezüge zu<br />

aktuellen politischen Fragen haben oder an Gedenkereignisse<br />

anknüpfen.“<br />

(2006) Nr 3<br />

Röper, Horst: Formationen deutscher <strong>Medien</strong>multis:<br />

Teil 1: ProSiebenSat.1 Media AG und<br />

Axel Springer AG. – S. 114–124<br />

„Erstmals hat im Januar 2006 die Kommission zur Ermittlung<br />

der Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich (KEK)<br />

eine Fusion im deutschen Fernsehen nicht genehmigt.<br />

Auch das Bundeskartellamt verwehrte seine Zustimmung<br />

zur Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den<br />

Axel Springer Verlag. Horst Röper untersucht im<br />

ersten Teil seiner aktuellen Dokumentation über die<br />

Lage der deutschen <strong>Medien</strong>multis die wirtschaftliche<br />

Entwicklung und die Motivation der beiden betroffenen<br />

Unternehmen für den geplanten Zusammenschluss<br />

und diskutiert die Beweggründe von KEK und<br />

Kartellamt für die Ablehnung dieses Vorhabens.“<br />

Zubayr, Camille; Gerhard, Heinz: Tendenzen<br />

im Zuschauerverhalten: Fernsehgewohnheiten<br />

und Fernsehreichweiten im Jahr 2005. – S. 125–<br />

137<br />

„Der Umfang der Fernsehnutzung und die Reichweite<br />

des Fernsehens haben sich im Jahr 2005 im Vergleich<br />

zum Vorjahr kaum verändert, berichten Camille Zubayr<br />

und Heinz Gerhard in ihrer Jahresbilanz des<br />

Zuschauerverhaltens. Deutlich wird erneut, dass die<br />

Sehdauer mit dem Alter der Zuschauer zusammenhängt:<br />

Die ältere Generation schaut im Durchschnitt<br />

erheblich länger fern als jüngere Menschen. Auch<br />

2005 deckten die Bundesbürger den weitaus größten<br />

Teil ihres Informationsbedarfs bei ARD und ZDF. Die<br />

meistgesehene Sendung des Jahres war das „TV-Duell“<br />

mit Gerhard Schröder und Angela Merkel.“<br />

Feierabend, Sabine; Klingler, Walter: Was Kinder<br />

sehen: eine Analyse der Fernsehnutzung<br />

Drei- bis 13-Jähriger 2005. – S. 138–153<br />

„In der speziellen Nutzergruppe der Kinder (drei bis<br />

13 Jahre) ist die Fernsehnutzung im Jahr 2005 insgesamt<br />

leicht zurückgegangen und zeigt weiterhin<br />

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland:<br />

Ostdeutsche Kinder sehen deutlich mehr fern als<br />

westdeutsche. Darüber hinaus nimmt die Fragmentierung<br />

des Fernsehkonsums auch bei Kindern zu. Super<br />

RTL konnte seine Marktführerschaft ausbauen. Der<br />

KI.KA liegt mit leichtem Zuwachs auf dem zweiten<br />

Platz. Neue Formate wie zum Beispiel die Telenovelas<br />

sind auch in den jüngeren Nutzergruppen sehr<br />

erfolgreich.“<br />

Kuchenbuch, Katharina; Auer, Reiner: Audience<br />

Flow bei ZDF, ARD, RTL und Sat.1: ein<br />

Instrument zur Unterstützung der Programmplanung.<br />

– S. 154–170<br />

„Untersuchungen des so genannten Audience Flow<br />

können die Programmplanung sinnvoll unterstützen.<br />

Zu diesem Ergebnis kommen Katharina Kuchenbuch<br />

und Reiner Auer in ihrem Beitrag über ein ZDF-Forschungsprojekt.<br />

Insgesamt untersuchten die Autoren<br />

528<br />

rund 4 000 Sendungspaarungen aus den Jahren 2003<br />

und 2004. Im Zentrum stand hierbei der „Score“, ein<br />

Kennwert, der verschiedene Elemente des Audience<br />

Flow zusammenfasst und dessen Bewertung anhand<br />

von Benchmarks erlaubt.“<br />

(2006) Nr 5<br />

Röper, Horst: Formationen deutscher <strong>Medien</strong>multis<br />

2005: Teil 2: Bertelsmann AG; RTL<br />

Group, Gruner + Jahr; Burda, WAZ; Holtzbrinck<br />

und Bauer. – S. 182–200<br />

„Die Konzentration in der deutschen <strong>Medien</strong>branche<br />

ist hoch, auch wenn das Bundeskartellamt und<br />

die Kommission zur Ermittlung der Konzentration<br />

im <strong>Medien</strong>bereich (KEK) die Fusion von Springer<br />

und ProSiebenSat.1 nicht genehmigt und damit eine<br />

Verschärfung der Lage verhindert haben (vgl. MP<br />

3/2006). Insgesamt sind es nur wenig mehr als eine<br />

Handvoll großer <strong>Medien</strong>unternehmen, die wesentliche<br />

Teile von Presse sowie privatem Fernsehen und<br />

Hörfunk zu ihren Imperien zählen und zudem in weiteren<br />

Märkten wie Druckereien, Film- und Fernsehproduktionen<br />

sowie Internet und Multimedia aktiv<br />

sind. Horst Röper beschreibt im zweiten Teil seines<br />

Beitrags „Formationen deutscher <strong>Medien</strong>multis“<br />

wichtige Transaktionen, Strategien und Schwerpunktsetzungen<br />

dieser Unternehmen.“<br />

Krüger, Udo Michael; Zapf-Schramm, Thomas:<br />

Sparten, Sendungsformen und Inhalte im<br />

deutschen Fernsehangebot: Programmanalyse<br />

2005 von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1<br />

und ProSieben. – S. 201–221<br />

„Ziel aller Konzentrationsdebatten im <strong>Medien</strong>sektor<br />

ist die Sicherung der für Demokratien unerlässlichen<br />

politischen Meinungsbildung. Grundlage hierfür<br />

ist die umfassende Information über Vorgänge des<br />

politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Lebens. Wie informieren die wichtigsten deutschen<br />

Fernsehsender? In der jährlichen Analyse der Programme<br />

von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und<br />

ProSieben, über die Udo Michael Krüger und Thomas<br />

Zapf-Schramm berichten, zeigen sich gerade in<br />

der Sparte Information sehr starke Unterschiede zwischen<br />

den Sendern des öffentlich-rechtlichen und des<br />

kommerziellen Systems, und zwar quantitativer und<br />

inhaltlicher Art. Im Ersten und im ZDF sind durchschnittlich<br />

46 Prozent des Programms Information,<br />

bei den drei Privatsendern dagegen 24 Prozent. Auf<br />

politische und gesellschaftlich relevante Themen entfällt<br />

in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten deutlich<br />

mehr Sendezeit, und in den übrigen Informationssendungen<br />

werden diese Themen fast nur bei den<br />

öffentlich-rechtlichen Sendern behandelt.“<br />

Fritz, Irina; Klingler, Walter: <strong>Medien</strong>zeitbudgets<br />

und Tagesablaufverhalten: Ergebnisse auf<br />

Basis der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation<br />

2005. – S. 222–234<br />

„Wie hat sich die <strong>Medien</strong>nutzung im Tagesverlauf in<br />

den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert? Dieser<br />

Frage gehen Irina Fritz und Walter Klingler anhand<br />

von Daten aus der Langzeitstudie Massenkommunikation<br />

nach. Tradierte Nutzungssituationen wandeln


sich nur langsam, dennoch veränderten sich im Langzeitvergleich<br />

seit 1980 die Zeitbudgets für <strong>Medien</strong>nutzung<br />

zum Teil deutlich, zum Beispiel für Radiohören,<br />

das sich außerhalb der Freizeit verdoppelt hat. Die mit<br />

dem Fernsehen verbrachte Zeit nahm um rund 70 Prozent<br />

zu, und das Internet wird bei steigender Tendenz<br />

in Freizeit und Arbeitsleben genutzt. Die Möglichkeiten,<br />

<strong>Medien</strong> – auch neue – in die Tagesabläufe zu<br />

integrieren, scheinen noch nicht erschöpft.“<br />

Woldt, Runar: HDTV: Erfolg im zweiten Anlauf?:<br />

das hochauflösende Fernsehen hat noch<br />

einige Hürden zu überwinden. – S. 235–242<br />

„Für einen zweiten Anlauf macht sich derzeit das<br />

hochauflösende Fernsehen (HDTV) bereit, nachdem<br />

es vor vielen Jahren bereits einmal in Europa gescheitert<br />

war. Heute stehen dank Digitalisierung und preisgünstigerer<br />

Empfangsgeräte die Chancen besser, wie<br />

Runar Woldt berichtet. Vor allem Pay-TV-Anbieter<br />

bieten seit kurzem HD-Kanäle an. Der Durchbruch<br />

in den Massenmarkt dürfte jedoch noch einige Jahre<br />

brauchen.“<br />

Mende, Annette; Neuwöhner, Ulrich: Wer hört<br />

heute klassische Musik?: ARD-E-Musikstudie<br />

2005: Musiksozialisation, E-Musiknutzung<br />

und E-Musikkompetenz. – S. 246–258<br />

„In einer repräsentativen Studie hat die ARD 2005 die<br />

Nutzerpotenziale für E-Musik (klassische Musik und<br />

angrenzende Genres) untersucht. Demnach ist eine<br />

Bevölkerungsmehrheit von 53 Prozent offen für E-<br />

Musik. Für die Herausbildung des musikalischen Geschmacks,<br />

so Annette Mende und Ulrich Neuwöhner<br />

in ihrem Beitrag, sind beispielsweise der Kontakt mit<br />

Klassik in Kindheit und Jugend und in der Schule, das<br />

Spielen eines Instrumentes und insgesamt ein klassikaffines<br />

familiäres Umfeld wichtige Faktoren. Entscheidend<br />

für das spätere Interesse an Klassik ist aber,<br />

ob diese Sozialisationsfaktoren positiv oder negativ<br />

erlebt wurden. Deutlich wird auch, dass es unter den<br />

Klassikinteressierten sehr unterschiedliche Stufen der<br />

E-Musikkompetenz gibt. Diese Unterschiede schlagen<br />

sich auch in der Musiknutzung nieder: Wer sich<br />

gut auskennt, hört auch viel Klassik, sowohl im Radio<br />

als auch von Tonträgern oder in Konzerten.“<br />

Oehmichen, Ekkehardt; Feuerstein, Sylvia:<br />

Klassische Musik im Radio: ARD-E-Musikstudie<br />

2005: zur Unverzichtbarkeit des Radios<br />

für die Musikkultur. – S. 259–272<br />

„Rund ein Fünftel der Bevölkerung ab 14 Jahre hört<br />

klassische Musik im Radio, so Ekkehardt Oehmichen<br />

und Sylvia Feuerstein in ihrem Bericht über die Rolle<br />

des Hörfunks für die E-Musikinteressierten. Die<br />

Hauptnutzungszeiten liegen frühmorgens, vormittags<br />

und mittags. Am Abend wird mit höherer Aufmerksamkeit<br />

gehört, aber das Radio steht dann auch in stärkerer<br />

Konkurrenz zu Tonträgern oder Konzertbesuchen.<br />

Durch die Öffnung für an Klassik angrenzende<br />

anspruchsvolle Genres wie Jazz, Chansons oder Weltmusik<br />

und durch Betonung der musikjournalistischen<br />

Kompetenz und des Überraschungs- und Anregungseffektes<br />

des Mediums könnten weitere Hörerpotenziale,<br />

zum Beispiel aus der mittleren Generation,wieder<br />

stärker an das Radio gebunden werden.“<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Eckhardt, Josef; Pawlitza, Erik; Windgasse,<br />

Thomas: Besucherpotenzial von Opernaufführungen<br />

und Konzerten der klassischen: Ergebnisse<br />

der ARD-E-Musikstudie. – S. 273–282<br />

„Im Rahmen der ARD-E-Musikstudie wurden auch<br />

die Besucherpotenziale für Konzerte und Opern erhoben,<br />

über die Josef Eckhardt, Erik Pawlitza und<br />

Thomas Windgasse berichten. Nach den Befragungsdaten<br />

sind 38 Prozent der Bevölkerung grundsätzlich<br />

offen für den Besuch solcher Veranstaltungen. Häufig<br />

bzw. regelmäßig gehen aber nur 6 Prozent ins Konzert<br />

oder in die Oper.“<br />

Röper, Horst: Probleme und Perspektiven des<br />

Zeitungsmarktes: Daten zur Konzentration der<br />

Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland<br />

im I. Quartal 2006. – S. 283–297<br />

„Probleme und Perspektiven sowie die Konzentrationsentwicklung<br />

im deutschen Tageszeitungsmarkt<br />

beschreibt Horst Röper. Der Konzentrationsgrad<br />

– gemessen als Anteile der Verlage an der Gesamtauflage<br />

– ist seit der letzten Untersuchung 2004 bei den<br />

Tageszeitungen insgesamt um 0,3 Prozentpunkte<br />

leicht rückläufig. So entfielen auf die fünf größten<br />

Verlage 2006 noch 41,3 Prozent der Auflage, die zehn<br />

größten Gruppen gaben noch knapp 56 Prozent der<br />

Gesamtauflage heraus. Der leichte Rückgang ist zum<br />

großen Teil auch ein Effekt sinkender Auflagen, konzentrationsverstärkende<br />

Zukäufe wurden hierdurch<br />

teilweise kompensiert.“<br />

Media Psychology<br />

Jg 8 (2006) Nr 1<br />

Anderson, Daniel R. et al: Brain Imaging: An<br />

Introduction to a New Approach to Studying<br />

Media Processes and Effects. – S. 1–7<br />

Anderson, Daniel R. et al: Cortical Activation<br />

While Watching Video Montage: An fMRI<br />

Study. – S. 7–24<br />

„Comprehending edited film or video that depicts<br />

visual action requires complex perceptual and cognitive<br />

activities to appreciate the flow of action through<br />

space and time across sequences of shots. We hypothesized<br />

that these complex events are associated with<br />

the coordinated activities of multiple brain areas that<br />

are not activated by random sequences of shots. Using<br />

functional magnetic resonance imaging (fMRI),<br />

a distributed cortical network was identified that is<br />

uniquely activated during viewing of normal video action<br />

sequences, but not by sequences of random video<br />

shots or by highly scrambled video image sequences.<br />

This cortical network includes extrastriate, inferotemporal,<br />

parietal, posterior cingulate, and frontal areas<br />

and are predominantly in the right hemisphere. Notably,<br />

though there was no activation of classical, left<br />

hemisphere language areas, there was activation in the<br />

right hemisphere homologues of left hemisphere language<br />

areas. In all anatomical areas but 1 in the identified<br />

network, there was nearby activation during the<br />

random shot sequences. This exception, activated only<br />

by normal, coherent shot sequences, was in the posterior<br />

cingulate (Brodmann area 31). The comprehension<br />

of edited visual action sequences that are typical<br />

529


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

of contemporary film and video formats appears to<br />

be based upon the coordinated activities of multiple<br />

brain areas that are bound together functionally in a<br />

high-level cognitive network.“<br />

Murray, John P. et al: Children’s Brain Activations<br />

While Viewing Televised Violence Revealed<br />

by fMRI. – S. 25–38<br />

„Though social and behavioral effects of TV violence<br />

have been studied extensively, the brain systems involved<br />

in TV violence viewing in children are, at<br />

present, not known. In this study, 8 children viewed<br />

televised violent and nonviolent video sequences while<br />

brain activity was measured with functional magnetic<br />

resonance imaging. TV violence viewing transiently<br />

recruits a network of brain regions involved in the<br />

regulation of emotion, arousal and attention, episodic<br />

memory encoding and retrieval, and motor programming.<br />

This pattern of brain activations may explain the<br />

behavioral effects observed in many studies, especially<br />

the finding that children who are frequent viewers of<br />

TV violence are more likely to behave aggressively.<br />

Such extensive viewing may result in a large number<br />

of aggressive scripts stored in long-term memory in<br />

the posterior cingulate, which facilitates rapid recall of<br />

aggressive scenes that serve as a guide for overt social<br />

behavior.“<br />

Weber, René; Ritterfeld, Ute; Mathiak, Klaus:<br />

Does Playing Violent Video Games Induce Aggression?:<br />

Empirical Evidence of a Functional<br />

Magnetic Resonance Imaging Study. – S. 39–<br />

60<br />

„This study aims to advance the media effects debate<br />

concerning violent video games. Meta-analytic<br />

reviews reveal a small but noticeable association between<br />

playing violent video games and aggressive reactions.<br />

However, evidence for causal associations is<br />

still rare. In a novel, event-related functional magnetic<br />

resonance imaging study, 13 male research participants<br />

were observed playing a latest-generation violent video<br />

game. Each participant’s game play was recorded<br />

and content analyzed on a frame-by-frame basis. Onscreen<br />

activities were coded as either „passive/dead,<br />

no interactions“; „active/safe, no imminent danger/no<br />

violent interactions“; „active/potential danger occurs,<br />

violent interactions expected“; „active/under attack,<br />

some violent interactions“; and „active/fighting and<br />

killing, many violent interactions.“ Previous studies<br />

in neuroscience on aggressive thoughts and behaviors<br />

suggested that virtual violence would suppress affective<br />

areas of the anterior cingulate cortex (ACC) and<br />

the amygdala subsequent to activity variations at cognitive<br />

areas of the ACC. Comparison of game play<br />

activities with and without virtual violence in 11 participants<br />

confirmed the hypothesis. The rather large<br />

observed effects can be considered as caused by the<br />

virtual violence. We discuss the applicability of neuroscience<br />

methodology in media effects studies, with<br />

a special emphasis on the assumption of virtuality<br />

prevalent in video game play.“<br />

530<br />

Jg 8 (2006) Nr 2<br />

Minnebo, Jurgen: The Relation Between Psychological<br />

Distress, Television Exposure, and<br />

Television-Viewing Motives in Crime Victims.<br />

– S. 65–94<br />

„This study examines the relation between psychological<br />

distress as a result of criminal victimization and<br />

television exposure and viewing motives. Participants<br />

were 221 recent crime victims who were measured<br />

for „common“ distress symptoms (Symptoms Check<br />

List-90), symptomatology associated with posttraumatic<br />

stress disorder (Self Inventarisation List),<br />

amount of television exposure, viewing motives, and<br />

selection of specific programs. Remarkable gender<br />

differences were found in the relation between psychological<br />

distress and amount of television exposure<br />

and gratifications sought from television. With regard<br />

to selective exposure, the results indicate that severity<br />

of distress symptoms may be a moderating factor<br />

in the affect-dependent stimulus arrangement theory<br />

(Zillmann & Bryant, 1985).“<br />

Bagozzi, Richard P.; Dholakia, Utpal M.;<br />

Mookerjee, Amit: Individual and Group Bases<br />

of Social Influence in Online Environments. –<br />

S. 95–126<br />

„Online social interactions in the form of collaborative<br />

browsing and recreational chatting were studied.<br />

The theory of planned behavior and an augmented<br />

theory of planned behavior with the inclusion of<br />

group norms and social identity were used to explain<br />

decision making by Indian recreational chatters (n =<br />

176) and decision making and behavior by American<br />

collaborative browsers (n = 160) and recreational chatters<br />

(n = 157). Consistent with predictions under the<br />

theory of planned behavior, attitudes and perceived<br />

behavioral control were significant determinants of<br />

intentions, and intentions influenced behavior. Subjective<br />

norms failed to affect intentions. Group norms<br />

also proved to be important determinants in all 3 samples,<br />

and social identity was salient for American and<br />

Indian recreational chatters but not for American collaborative<br />

browsers. In tests of hypotheses, intentions<br />

were reconceptualized as we- or shared-intentions,<br />

and all variables under test contained group action as<br />

the referent, in contrast to past research, which has<br />

focused on individual action.“<br />

Farrar, Kirstie; Krcmar, Marina: Measuring<br />

State and Trait Aggression: A Short, Cautionary<br />

Tale. – S. 127–138<br />

„Ample evidence exists suggesting that exposure to<br />

television and film violence (Paik & Comstock, 1994)<br />

and playing with violent video games (Sherry, 2001)<br />

contribute to increases in aggressive behavior; however,<br />

the magnitude of the effect ranges from small to<br />

moderate. In this study, we argue that in some cases,<br />

use of trait, rather than state, aggression can serve to<br />

attenuate effects. We report the results of a study in<br />

which a trait aggression scale is reworded slightly to<br />

create a state measure. The state and trait scales are<br />

then compared in high- and low-aggression priming<br />

conditions. Results suggest that though both scales<br />

are reliable and both have construct validity, the reworded<br />

state aggression scale responds more to the<br />

high prime than to the low prime. More important, it


also responds more than the original trait scale does.<br />

Therefore, minor variations in studies of media’s effect<br />

on aggression, such as variations in scale wording, can<br />

serve to attenuate effects.“<br />

Harrington, Nancy Grant et al: An Extension<br />

of the Activation Model of Information Exposure:<br />

the Addition of a Cognitive Variable to a<br />

Model of Attention. – S. 139–164<br />

„The principal objective of this article is to offer an<br />

extended theoretical framework for further development<br />

of persuasive message design for media-based<br />

health campaigns. Drawing upon considerable convergent<br />

evidence that attention to and processing of<br />

persuasive messages is a function of both cognitive<br />

and biologically based processes, we consider implications<br />

for attention and processing from an extension<br />

of the activation model of information exposure<br />

through the addition of a cognitive variable associated<br />

with the elaboration likelihood model, need for cognition.<br />

The overall goal is to determine how target audiences<br />

are optimally influenced with persuasive health<br />

information that attracts and holds attention, triggers<br />

information processing, and eventually brings about<br />

behavior change.“<br />

Palmer, Edward L.; Carpenter, Courtney F.:<br />

Food and Beverage Marketing to Children and<br />

Youth: Trends and Issues. – S. 165–190<br />

„Trends and issues in food and beverage marketing to<br />

children and youth are examined with special focus<br />

upon the range and types of techniques and venues of<br />

children’s advertising and the appeals utilized. Particular<br />

attention is given to direct and indirect marketing<br />

approaches, their distinctions, and their implications.<br />

The general impact of these trends upon health and<br />

nutrition patterns and the need for an integrated, global<br />

approach to obesity are discussed.“<br />

medien + erziehung<br />

Jg 50 (2006) Nr 1<br />

Röll, Franz Josef: Die Bedeutung von <strong>Medien</strong> in<br />

frühkindlichen Bildungskonzepten. – S. 11–18<br />

„Die Elementarpädagogik gerät aus bildungspolitischer<br />

Sicht zunehmend unter Druck. In dem Kindergarten<br />

der Zukunft wird weniger eine Betreuungs-,<br />

sondern eher eine Bildungsinstitution gesehen. <strong>Medien</strong>erziehung<br />

erhält in diesen Konzepten eine integrale<br />

Funktion. Parallel zu dieser Diskussion verschreckten<br />

Zitate wie „<strong>Medien</strong> machen dumm, faul<br />

und gefräßig“ (Pfeiffer, Spitzer) die Öffentlichkeit.<br />

Die Bedeutung der <strong>Medien</strong> in der frühkindlichen Erziehung<br />

steht in der Diskussion. Im Folgenden soll<br />

das Bildungsverständnis von ausgewählten Konzepten<br />

dargestellt und bezogen auf ihr medienpädagogisches<br />

Verständnis reflektiert werden.“<br />

Kavsek, Michael: Wahrnehmungsentwicklung<br />

in der frühen Kindheit. – S. 19–25<br />

„Die ersten Lebensjahre zeichnen sich durch rasante<br />

Fortschritte in der Wahrnehmungsentwicklung aus.<br />

Bereits das Neugeborene verfügt über eine Reihe visueller<br />

und auditiver Fähigkeiten. Im Laufe der folgenden<br />

Lebensmonate bilden sich insbesondere die<br />

räumliche Wahrnehmung, die Objektwahrnehmung<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

und die akustische Sensitivität aus. Allerdings verstehen<br />

Säuglinge in der Konfrontation mit bewegten<br />

oder unbewegten Bildern zunächst noch nicht den<br />

Unterschied zwischen Abbildung und Realität.“<br />

Neuß, Norbert: Zur Bedeutung des medienbezogenen<br />

Kinderspiels. – S. 26–32<br />

„Welche Bedeutung haben medienbezogene Spiele<br />

für Kinder? Ausgehend von konkreten Beispielen<br />

werden einerseits wissenschaftliche Zugangsweisen<br />

zu den medienbezogenen Spielen dargestellt, die<br />

grundsätzlichen Funktionen des kindlichen Spiels im<br />

Hinblick auf die Verarbeitung von <strong>Medien</strong>erfahrungen<br />

beschrieben und medienpädagogische bzw. pädagogische<br />

Handlungs- und Reflexionsmöglichkeiten<br />

aufgezeigt.“<br />

Böcking, Saskia; Ritterfeld, Ute: Alles „gaga“<br />

oder was?. – S. 33–38<br />

„Ziel des Beitrags ist es, einen Überblick darüber zu<br />

geben, ob und, wenn ja, wie elektronische <strong>Medien</strong> den<br />

Spracherwerb bei Kindern zwischen null und sechs<br />

Jahren beeinflussen. Mit Hilfe von <strong>Medien</strong>nutzungsdaten<br />

aus repräsentativen Umfragen werden zunächst<br />

die diesen Überblick relevanten elektronischen <strong>Medien</strong><br />

identifiziert. Im Anschluss daran stellen wir den<br />

aktuellen Stand der Forschung dar und berücksichtigen<br />

und diskutieren dabei neben direkten Zusammenhängen<br />

zwischen der Nutzung elektronischer <strong>Medien</strong><br />

und sprachlichen Fertigkeiten von Kleinkindern auch<br />

Einflüsse, die das soziale Umfeld des Kindes auf seine<br />

Sprachentwicklung haben kann.“<br />

Gebel, Christa: Sprachförderlichkeit von <strong>Medien</strong><br />

im Kindergarten- und Vorschulalter. –<br />

S. 39–43<br />

„Eine Verbindung von <strong>Medien</strong>arbeit und Sprachförderung<br />

liegt aus theoretischer wie praktischer Sicht<br />

nahe, denn <strong>Medien</strong>arbeit bietet auf unterschiedlichen<br />

Ebenen ausbaufähige sprachförderliche Potenziale.<br />

Eine systematische Verknüpfung erfordert die Entwicklung<br />

und Evaluation von Konzepten, die aus medienpädagogischer<br />

wie linguistischer Perspektive auf<br />

den Elementarbereich zugeschnitten sind. Entsprechende<br />

Ideen ergeben sich aus einer Analyse von 30<br />

Projekten rezeptiver und aktiver <strong>Medien</strong>arbeit.“<br />

Möllers, Ralph: Kleinkinder sind eine wichtige<br />

Zielgruppe: Interview. – S. 44–46<br />

Anfang, Günther; Demmler, Kathrin: <strong>Medien</strong>arbeit<br />

im Kindergarten. – S. 47–52<br />

„Da <strong>Medien</strong> bereits im frühesten Kindesalter eine<br />

wichtige Rolle spielen, sollte auch eine Auseinandersetzung<br />

mit diesen frühzeitig beginnen. Allerdings<br />

muss diese altersgerecht sein und den Entwicklungsstand<br />

der Kinder berücksichtigen. Während<br />

für die Altersgruppe der Drei- bis Fünfjährigen eher<br />

rezeptive und spielerische Formen der Verarbeitung<br />

von <strong>Medien</strong> im Vordergrund stehen, können ab fünf<br />

Jahren auch aktive <strong>Medien</strong>projekte mit Kindern gemacht<br />

werden. Beispielhafte <strong>Medien</strong>projekte im Kindergarten<br />

veranschaulichen, dass angefangen von der<br />

Fotoarbeit bis hin zu Projekten mit dem Computer<br />

ein breites Spektrum aktiver <strong>Medien</strong>arbeit mit dieser<br />

Altersgruppe möglich ist.“<br />

531


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Jg 50 (2006) Nr 2<br />

Sander, Ekkehard; Lange, Andreas: Familien –<br />

<strong>Medien</strong> – Lernen. – S. 9–15<br />

„Vor dem Hintergrund der Wiederentdeckung der<br />

Lernpotenziale des Bildungsortes Familie werden<br />

Thesen und Befunde zu einer möglichst effektiven<br />

Ko-Produktion von Bildung im Spannungsfeld der<br />

sozialen Institutionen Familie und <strong>Medien</strong> zusammengetragen.<br />

Dabei ist auch den sinnlichen, ambivalenten<br />

und emotional teilweise höchst aufgeladenen<br />

Komponenten der individuellen wie gemeinsamen<br />

<strong>Medien</strong>rezeptionsepisoden im gelebten Alltag von<br />

Familie Beachtung zu schenken. Damit wird dezidiert<br />

gegen eine abgehobene Wertedebatte, in welcher <strong>Medien</strong>-<br />

und Familienschelte Hand in Hand gehen und<br />

<strong>Medien</strong> pauschal für den Verlust familialen Zusammenseins<br />

verantwortlich gemacht werden, plädiert<br />

und für eine nüchterne Analyse dessen, was in Familien<br />

mit und durch die <strong>Medien</strong> geschieht.“<br />

Audehm, Kathrin: Rituale und <strong>Medien</strong>: über<br />

Vergemeinschaftung in Familien. – S. 16–22<br />

„Zunächst wird die Erforschung von Familienritualen<br />

im Rahmen der Berliner Ritualstudie vorgestellt.<br />

Anschließend werden am Beispiel der Familienmahlzeiten<br />

und einer Konfirmation empirische Aussagen<br />

über die soziale Funktion des <strong>Medien</strong>gebrauchs in<br />

den untersuchten Ritualen abgeleitet. Zum Schluss<br />

wird verdeutlicht, dass <strong>Medien</strong>kompetenz in rituellen<br />

Praktiken vor allem die Fähigkeit bedeutet, den individuellen<br />

<strong>Medien</strong>gebrauch auf den kollektiven Sinn<br />

der Rituale zu beziehen.“<br />

Hannover, Irmela; Birkenstock, Arne: Multitasking-begabte<br />

Powerfrauen und einsame<br />

Wölfe: Familienbilder in fiktionalen und nichtfiktionalen<br />

Fernsehformaten. – S. 23–29<br />

„Das Familienbild des deutschen Fernsehens hat mit<br />

der Wirklichkeit wenig zu tun. So das Ergebnis einer<br />

Studie des Grimme-Instituts im Auftrag des BM-<br />

FSFJ. Das vorherrschende TV-Lebensmodell ist das<br />

großstädtische Singledasein; klassische Familien mit<br />

Kindern kommen kaum vor. Das Familienbild wird<br />

stattdessen geprägt von weitverzweigten Großfamilien<br />

in den Serien, von alleinerziehenden und multitasking-begabten<br />

Power-Frauen im Fernsehfilm und von<br />

melancholischen einsamen Wölfen und Wölfinnen im<br />

Krimi. In den informationsbezogenen Programmen<br />

machen familienpolitische Meldungen und Themen<br />

nicht einmal ein Prozent aller Beiträge aus.“<br />

Feldhaus, Michael; Logemann, Niels: Die<br />

<strong>Kommunikations</strong>medien Internet und Mobiltelefon<br />

und ihre Funktionen im familialen Alltag.<br />

– S. 30–37<br />

„Der Artikel befasst sich mit der Frage nach der<br />

Funktion, die den neuen <strong>Medien</strong> Internet und Handy<br />

zugeschrieben wird. Welchen Nutzen haben Internet<br />

und Mobiltelefon für die Familie und welche Folgen<br />

hat die individuelle <strong>Medien</strong>nutzung für den familialen<br />

Alltag. Es stellt sich heraus, dass das Mobiltelefon eher<br />

zu einer Unterstützung familialer Funktionen führt,<br />

weil es die Handlungsspielräume der Familienmitglieder<br />

erweitert. Das Internet hingegen erfüllt stärker individuelle<br />

als familiale <strong>Kommunikations</strong>bedürfnisse.<br />

Für die Familie birgt es die Chance, Internetkom-<br />

532<br />

petenzen zu erlangen, aber zugleich auch das Risiko<br />

einer unkontrollierten <strong>Medien</strong>nutzung auf Grund<br />

mangelnder elterlicher <strong>Medien</strong>kontrolle.“<br />

Hurrelmann, Bettina: Lesen und soziale Herkunft.<br />

– S. 38–41<br />

Ehler, Karin: Papi liest im Krieg. – S. 42<br />

Detering, Stephanie; Kleedörfer, Daniela; Petzold,<br />

Matthias: Handynutzung im Grundschulalter.<br />

– S. 43–49<br />

„Kinder im Grundschulalter besitzen und nutzen<br />

verstärkt neue <strong>Medien</strong> wie etwa Computer, Internet<br />

oder Handy, was die KIM-Studien des <strong>Medien</strong>pädagogischen<br />

Forschungsverbund Südwest der jüngsten<br />

Vergangenheit eindeutig belegen. Während die<br />

Nutzung von Computer und Internet durch Kinder<br />

bereits verstärkt untersucht wurde, kann die Betrachtung<br />

der Handynutzung durch Kinder als Waisenkind<br />

der Forschung angesehen werden. So gibt es bisher<br />

nur wenige Erkenntnisse zu Erwerb und Besitz von<br />

Handys und Art der Nutzung durch Kinder sowie<br />

Einschätzungen des Handygebrauchs durch Eltern<br />

und Lehrkräfte der Kinder.“<br />

Marsden, Nicola; Teegen, Ingo: Zur Nutzung<br />

des Mediums Tageszeitung bei Grundschulkindern.<br />

– S. 50–56<br />

„Im Rahmen der Begleitforschung zu einem Zeitungsprojekt<br />

wurden in einer Reihe von Untersuchungen<br />

1886 Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse aus 79<br />

Schulen befragt. Schwerpunkt unserer Studie war das<br />

Medium Tageszeitung. Zunächst werden Erkenntnisse<br />

über die kindliche Nutzung der Tageszeitung<br />

und die Themeninteressen der Viertklässler präsentiert.<br />

Darüber hinaus werden die Note im Schulfach<br />

Deutsch und die Beliebtheit des Deutschunterrichts<br />

im Zusammenhang mit verschiedenen Formen der<br />

<strong>Medien</strong>nutzung betrachtet. Schließlich werden Ergebnisse<br />

zu Lesemotivation und <strong>Medien</strong>nutzung allgemein<br />

vorgestellt und ein Fazit gezogen.“<br />

Kilian, Lars: Mit netzbasierten <strong>Kommunikations</strong>werkzeugen<br />

zur Selbststeuerung im Lernprozess.<br />

– S. 57–63<br />

„Im vorliegenden Beitrag wird eine Möglichkeiten<br />

aufgezeigt, wie sich mit Hilfe netzbasierter <strong>Kommunikations</strong>-,<br />

Kooperations- und Distributionswerkzeuge<br />

selbst gesteuerte Lernprozesse initiieren und<br />

unterstützen lassen. Es wird ein Weg vorgestellt, wie<br />

die Selbststeuerung des Lernens angeregt werden<br />

kann. Hierbei wird auf Ergebnisse des Forschungsund<br />

Entwicklungsprojektes RISE verwiesen. Die<br />

Gegenüberstellung von Herausforderungen und Lösungsansätzen<br />

bei der Gestaltung selbst gesteuerter<br />

Lernszenarien soll einen Einblick in die Gestaltung<br />

solcher Lernszenarien geben. Ziel des Beitrags ist es,<br />

Möglichkeiten zur Unterstützung selbst gesteuerter<br />

Lernprozesse im E-Learning auszuleuchten und den<br />

Einsatz von neuen <strong>Kommunikations</strong>- und Kooperationswerkzeugen<br />

anzuregen.“<br />

Brinkmöller-Becker, Heinrich: Abitur-online.<br />

nrw. – S. 64–70<br />

„Nach drei Jahren haben zum ersten Mal knapp 100<br />

Studierende des Zweiten Bildungsweges in Nordrhein-Westfalen<br />

im Bildungsgang Abendgymnasium


ihr Abitur online geschafft; ein Anlass, Zielsetzung<br />

und Umsetzung dieses innovativen Projektes vorzustellen,<br />

das systematisch ein Blended-Learning-Konzept<br />

für die schulische Erwachsenenbildung umsetzt<br />

und dabei sicherlich auch Transfereffekte für die Schule<br />

und die Weiterbildung allgemein ermöglicht.“<br />

Scheibel, Michael: „Under construction“: ein<br />

Meinungsspiegel zur Transformation von Bildungsinstitutionen<br />

(Teil 1). – S. 71–74<br />

„In vielen bildungspolitischen und -reformerischen<br />

Aktivitäten stand lange Zeit die Integration neuer <strong>Medien</strong><br />

in die herkömmlichen Bildungsinstitutionen und<br />

Lehrsituationen im Vordergrund. Seit einigen Jahren<br />

zeichnet sich eine Fokussierung auf den institutionellen<br />

Kontext ab. E-Learning, E-Teaching etc. werden<br />

nicht mehr isoliert betrachtet, sondern in Bezug auf<br />

die Transformation des Bildungssystems. Im Vordergrund<br />

steht nun eine umgekehrte bildungspolitische<br />

Herausforderung: Wie muss sich das Bildungssystem<br />

selbst unter den Bedingungen der neuen <strong>Medien</strong> verändern?“<br />

Jg 50 (2006) Nr 3<br />

Banaji, Shakuntala: Young people viewing<br />

Hindi films: ideology, pleasure and meaning.<br />

– S. 12–18<br />

„Trotz der andauernden Popularität so genannter Bollywood-Filme<br />

in Großbritannien und Indien wurden<br />

von wissenschaftlicher Seite bisher kaum ernsthafte<br />

Versuche unternommen, die Rezeption dieser Filme<br />

und ihre Bedeutung für Heranwachsende zu untersuchen.<br />

Die Autorin hat sich in einer dreijährigen<br />

Untersuchung intensiv mit der Rezeption von Hindi-<br />

Filmen durch junge Inder und Briten südasiatischer<br />

Herkunft auseinander gesetzt und beschreibt unter<br />

dem Fokus Geschlecht und Ethnizität ausgewählte<br />

Ergebnisse.“<br />

Pitum, Sandra: Zwischen Faszination und Abscheu:<br />

interkulturelle Wahrnehmunsgweisen<br />

von Gewaltdarstellungen im neuen japanischen<br />

Film. – S. 19–25<br />

„Japanische Filme unterscheiden sich von Hollywoodfilmen<br />

nicht hinsichtlich der Quantität der gezeigten<br />

Gewalt, sondern in der Art der Gewaltdarstellung.<br />

Wenn sich also die Art der Gewaltdarstellung unterscheidet,<br />

liegt die Frage nahe, ob sich diesbezüglich<br />

auch die Wahrnehmung von Japanern und Europäern<br />

unterscheidet.“<br />

Gaugler, Ronald: Elektrischer Schatten und<br />

schattenloser Kick: Tradition und Ästhetik von<br />

Martial Arts im Film. – S. 26–32<br />

„Verwurzelt in der chinesischen Tradition und beeinflusst<br />

von westlicher Lebensart steht das Hongkong-<br />

Kino seit jeher zwischen den Kulturen. Nach seinem<br />

Aufstieg zu einer der weltweit führenden Filmindustrien<br />

wurde seit den 1970er Jahren besonders dem<br />

Genre „Martial Arts“ international Aufmerksamkeit<br />

zuteil. Obgleich einem steten Wandel unterworfen,<br />

bleibt der spezifische Umgang mit Gewalt, präziser<br />

Körperkontrolle und extremer Kinetik das Hauptmerkmal<br />

des Hongkong-Films und beeinflusst das<br />

Actionkino weltweit. So lässt sich der gegenwärtige<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Stand – auch populärer Hollywoodproduktionen wie<br />

„Matrix“ oder „Tiger and Dragon“ – erst im Rückblick<br />

auf die Tradition und vor dem Hintergrund kultureller<br />

und politischer Entwicklungen Hongkongs<br />

entschlüsseln.“<br />

Marci-Boehncke, Gudrun; Just, Dominik: Höher,<br />

schneller, weiter: mediale Leistungsideale<br />

am Beispiel japanischer Sport-Animes. – S. 33–<br />

39<br />

„Spätestens seit der Einführung des Kabelfernsehens<br />

Mitte der 1980er Jahre sind Zeichentrickserien ein<br />

fester Bestandteil der deutschen Fernsehlandschaft.<br />

Beliebte Vertreter dieses Genres sind die aus Japan<br />

stammenden Animes. Waren es früher meistens Abenteuergeschichten<br />

nach europäischen Literaturvorlagen<br />

(„Biene Maja“, „Nils Holgersson“), bildet heute oftmals<br />

Sport den Inhalt dieser Comics. Da Comicserien<br />

oft eine <strong>Kommunikations</strong>plattform aus dem medialen<br />

Erfahrungsbereich der Kinder und Jungendlichen bilden,<br />

soll im nachfolgenden Beitrag dargestellt werden,<br />

welche Ideale solche Serien vermitteln.“<br />

Kloos, Nadine; Eggert, Susanne: „Das Manga-<br />

Lesen an sich ist spannend...“: Interview mit<br />

Friederike von Ludowig. – S. 40–42<br />

Wagner, Michael: Virtueller Wettbewerb:<br />

zur Entwicklung des E-Sports in Korea und<br />

Deutschland. – S. 43–46<br />

„Das wettkampfmäßige Spielen von Computerspielen,<br />

auch E-Sport genannt, gilt in Europa als Phänomen<br />

der digitalen Jugendkultur und wird von der<br />

etablierten Gesellschaft kaum beachtet. Im Gegensatz<br />

dazu ist E-Sport in Korea gesellschaftlich akzeptiert.<br />

Um diesen Unterschied verstehen zu lernen, ist es notwendig,<br />

der geschichtlichen Entwicklung des E-Sport<br />

in den letzten zehn Jahren nachzugehen.“<br />

Seifer, Karin: Möglichkeiten und Chancen digitaler<br />

<strong>Medien</strong> für die Bildungsarbeit in der<br />

Dritten Welt. – S. 47–52<br />

„Unzureichende Rahmenbedingungen der Nutzung<br />

von digitalen <strong>Medien</strong> sind für die Entstehung des<br />

multidimensionalen Phänomens „Digitale Kluft“<br />

verantwortlich. Unter der Prämisse der maximalen<br />

Partizipation von Ländern der Dritten Welt an den<br />

Möglichkeiten dieser <strong>Medien</strong> sind bei der Konzipierung<br />

von Bildungsprojekten spezifische Kriterien des<br />

<strong>Medien</strong>einsatzes zu beachten. Anhand der Darstellung<br />

zweier Projekte aus der praktischen Bildungsarbeit<br />

soll überprüft werden, ob sie einen Beitrag dazu<br />

leisten, die Digitale Kluft zu verringern.“<br />

Ihm, Karen; Walberg, Hanne: „Da hat‘s gedonnert<br />

und da kam von einmal er“: Filmwahrnehmung<br />

und Filmerleben vier- bis achtjährigre<br />

Kinder. – S. 53–58<br />

„Filme sind ein wichtiger Bestandteil des Alltags von<br />

Kindern. Bereits 4- bis 8-Jährige beschäftigen sich mit<br />

Filmgeschichten und Filmfiguren. Filmwahrnehmung<br />

und Filmerleben dieser jungen Zielgruppe sind bisher<br />

kaum untersucht worden. Im Herbst 2005 führte die<br />

Stiftung Lesen im Auftrag der Stiftung <strong>Medien</strong>Kompetenz<br />

Forum Südwest (MKFS) ein Kinoprojekt für<br />

Kindergarten- und Grundschulkinder durch, im Rahmen<br />

dessen Eindrücke über den kindlichen Filmum-<br />

533


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

gang gewonnen wurden. In dem vorliegenden Artikel<br />

werden ausgewählte Ergebnisse dieses Projekts vorgestellt.“<br />

Scheibel, Michael: „Under construction“: ein<br />

Meinungsspiegel zur Transformation von Bildungsinstitutionen<br />

(Teil 2). – S. 57–71<br />

Ehler, Karin: Parents strongly cautioned: Altersempfehlungen<br />

bei amerikanischen Kinofilmen.<br />

– S. 59–62<br />

„Was in Deutschland die Altersfreigaben eines Kinofilmes,<br />

das sind in den USA die Altersempfehlungen.<br />

Beides wirkt sich entscheidend auf den wirtschaftlichen<br />

Erfolg aus, auch wenn die Altersgrenzen in<br />

den USA wenig rechtliche Verbindlichkeit besitzen,<br />

sondern hauptsächlich Richtlinien sind, die Eltern<br />

eine Hilfestellung bieten wollen. Wie die Altersempfehlungen<br />

in den USA vergeben werden und wie sie<br />

wirken, soll deshalb hier dargestellt werden.“<br />

Spatscheck, Christian: Das Web 2.0 als Herausforderung<br />

für die <strong>Medien</strong>pädagogik. – S. 63–66<br />

„Dieser Artikel beschreibt die Web 2.0 Internetanwendungen<br />

und beschäftigt sich mit ihren medienpädagogisch<br />

relevanten Herausforderungen. Es wird<br />

betrachtet, welche aktuellen Entwicklungen im Internet<br />

unter dem Begriff Web 2.0 stattfinden und welche<br />

gestalterischen Prinzipien diese Angebote kennzeichnen.<br />

Anhand der technischen Neuentwicklungen<br />

werden neue Herausforderungen für <strong>Medien</strong>nutzer-<br />

Innen deutlich. Im zweiten Teil des Artikels werden<br />

medienpädagogische Konzepte aufgezeigt, die Kinder<br />

und Jugendliche dazu anleiten, sich einen reflektierten<br />

Umgang mit Web 2.0 Anwendungen im Sinne eines<br />

entdeckenden Selbstlernens zu erarbeiten.“<br />

<strong>Medien</strong> & Zeit<br />

Jg 21 (2006) Nr 1<br />

Troebst, Stefan: Jalta versus Stalingrad, GUlag<br />

versus Holocaust: konfligierende Erinnerungskulturen<br />

im größeren Europa. – S. 4–17<br />

Rathkolb, Oliver: Warum kann Österreich<br />

(noch) nicht Europa erinnern?. – S. 18–25<br />

Bauer, Thomas A.: Geschichte verstehen: eine<br />

kommunikationstheoretische Intervention. –<br />

S. 26–39<br />

<strong>Medien</strong> Wirtschaft<br />

Jg 3 (2006) Nr 1<br />

Haucap, Justus: Warum sind einige Spielfilme<br />

erfolgreich, andere aber nicht: einige ökonomische<br />

Überlegungen. – S. 6–15<br />

Hutzschenreuter, Thomas; Günther, Fabian:<br />

Aufbauorganisation und Wertschöpfungsstruktur<br />

von Online-Tageszeitungen: eine dynamische<br />

Betrachtung im Lichte von Etablierung<br />

und Krise. – S. 16–33<br />

534<br />

Multimedia und Recht<br />

Jg 9 (2006) Nr 2<br />

Blunk, Andreas; Schwede, Jörg: Onlineauktionen:<br />

Gewährleistung für „Plagiatsersteigerer“?.<br />

– S. 63–67<br />

Fischer-Dieskau, Stefanie; Steidle, Rolan: Die<br />

Herstellererklärung für Signaturanwendungskomponenten:<br />

eine Erleichterung zur Verbreitung<br />

elektronischer Signaturen?. – S. 68–73<br />

Wilms, Heinrich: Kostenbedingungen für Telefonteilnehmerdatenverzeichnisse:<br />

die Festlegung<br />

durch den EuGH. – S. 74–76<br />

Warg, Gunter: Auskunftsbefugnisse der Strafverfolgungsbehörden<br />

und Anonymität des E-<br />

Mail-Anzeigeerstatters. – S. 77–83<br />

Popp, Andreas: „Phishing“, „Pharming“ und<br />

das Strafrecht. – S. 84–86<br />

Jg 9 (2006) Nr 3<br />

Kleist, Thomas; Scheuer, Alexander: Audiovisuelle<br />

<strong>Medien</strong>dienste ohne Grenzen. – S. 127–<br />

131<br />

Hoeren, Thomas; Eustergerling, Sonja: Die<br />

Haftung des Admin-C: ein kritischer Blick auf<br />

die Rechtsprechung. – S. 132–137<br />

Bischof, Elke; Stoye, Jörg: Vergaberechtliche<br />

Neuerungen für IT/TK-Beschaffungen der<br />

öffentlichen Hand: das ÖPP-Beschleunigungsgesetz<br />

als erste Umsetzung des EU-Richtlinienpakets.<br />

– S. 138–145<br />

Bosse, Rolf; Richter, Thomas; Schreier, Michael:<br />

Abschaffung der 0190-Nummern: Regulierungsbedarf<br />

bleibt. – S. 146–149<br />

Jg 9 (2006) Nr 4<br />

Ott, Stephan: Ich will hier rein!: Suchmaschinen<br />

und das Kartellrecht. – S. 195–201<br />

„Angesichts der in Politik und <strong>Medien</strong> in regelmäßigen<br />

Abständen geäußerten Besorgnis über die Marktdominanz<br />

von Google verwundert es, dass kartellrechtliche<br />

Konsequenzen einer marktbeherrschenden<br />

Stellung auf dem Suchmaschinenmarkt bislang kaum<br />

diskutiert wurden. Dieser Aufsatz widmet sich nun<br />

dieser Problematik und untersucht anhand der §§ 19,<br />

20 GWB, ob Suchmaschinen völlig frei bei der Aufnahme<br />

bzw. dem Ausschluss einer Webseite aus ihrem<br />

Index sowie bei der Gestaltung der Kriterien sind, die<br />

das Ranking einer Webseite, also ihre Position innerhalb<br />

der Suchergebnisliste bestimmen.“


Münch, Maximilian v.: Die Einbeziehung von<br />

AGB im Fernsehmarketing. – S. 202–205<br />

Kleist, Thomas; Scheuer, Alexander: Neue<br />

Regelungen für audiovisuelle <strong>Medien</strong>dienste:<br />

Vorschriften zu Werbung und Jugendschutz<br />

und ihre Anwendung in den Mitgliedstaaten. –<br />

S. 206–211<br />

„Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission zur<br />

Änderung der Fernsehrichtlinie nimmt die technischen<br />

und wirtschaftlichen Entwicklungen des <strong>Medien</strong>sektors<br />

zum Anlass, den Anwendungsbereich der<br />

Regelungen auch auf nicht-lineare Dienste wie z.B.<br />

Video-on-Demand auszudehnen. Für diese werden<br />

nach dem Prinzip der „abgestuften Regelungsdichte“<br />

einige Basisbestimmungen eingeführt, die sich vor allem<br />

auf die kommerzielle Kommunikation und den<br />

Jugendschutz beziehen. Der Kommissionsvorschlag<br />

sieht auch vor, die bestehenden Werbebestimmungen<br />

für das Fernsehen, als linearer Dienst, zu lockern.<br />

Zu diesen Regelungskomplexen sowie Fragen ihrer<br />

Umsetzung, einerseits im Hinblick auf den Stellenwert<br />

der Co-Regulierung, andererseits hinsichtlich<br />

der Maßgaben für die <strong>Medien</strong>aufsichtsbehörden, soll<br />

mit diesem Beitrag eine erste Einschätzung abgegeben<br />

werden.“<br />

Vassilaki, Irini E.: Kriminalität im World Wide<br />

Web: Erscheinungsformen der „Post-Computerkriminalität“<br />

der zweiten Generation. –<br />

S. 212–216<br />

„Der folgende Beitrag beschreibt die unterschiedlichen<br />

Entwicklungen von Cyber Crime in den letzten<br />

zehn Jahren und stellt die Deliktstypen dieser<br />

Kriminalitätsform vor (II.). Sodann wird anhand der<br />

bekannt gewordenen Fälle deren Tätertyp geschildert<br />

(III.). Der kriminologischen Untersuchung folgt die<br />

Darstellung einer Strategie zur Bekämpfung dieser<br />

Kriminalitätsform (IV.).“<br />

Jg 9 (2006) Nr 5<br />

Rohlfing, Bernd: Unternehmer qua Indizwirkung?:<br />

Darlegungs- und Beweislast bei geschäftsmäßigem<br />

Handeln in elektronischen<br />

Marktplätzen. – S. 271–275<br />

„Die Entscheidung des BGH vom 3.11.2004, wonach<br />

bei Kaufverträgen i.R.d. sog. Internetauktion<br />

zwischen einem gewerblichen Anbieter und einem<br />

Verbraucher das Widerrufsrecht des Verbrauchers<br />

nicht gem. § 312d Abs. 4 Ziff. 5 BGB ausgeschlossen<br />

ist, hat eine dogmatische Klärung eben dieser Frage<br />

herbeigeführt. Dadurch ist der bisher im Rahmen dieser<br />

Frage intensiv geführte Streit z.T. auf eine andere<br />

Ebene verlagert worden; nunmehr wird sowohl im<br />

Schrifttum als auch in der Rechtsprechung erörtert,<br />

unter welchen Voraussetzungen von der Gewerblichkeit<br />

des Anbieters ausgegangen werden kann, um<br />

dann bei einem etwaigen B2C-Verhältnis eine Widerrufsmöglichkeit<br />

des Vertrags zu erhalten. Der nachstehende<br />

Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob die<br />

Annahme einer Unternehmereigenschaft i.S.d. § 14<br />

BGB durch bestimmte Umstände indiziert sein kann<br />

bzw. welche Auswirkungen dies auf die prozessuale<br />

Darlegungs- und Beweislast hat.“<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Bornemann, Roland: Wie die KEK gefühlte<br />

Meinungsmacht in eine Eingriffskompetenz<br />

umrechnet. – S. 275–280<br />

„Nach den Untersagungen des Zusammenschlusses<br />

der Axel Springer AG (Springer) und der ProSieben-<br />

Sat.1 Media AG durch das Bundeskartellamt und die<br />

Kommission zur Ermittlung der Konzentration im<br />

<strong>Medien</strong>bereich (KEK) hat Springer öffentlich mitgeteilt,<br />

das Vorhaben wegen zu hoher Risiken nicht<br />

weiter verfolgen zu wollenDie Konferenz der Direktoren<br />

der Landesmedienanstalten (KDLM) hat<br />

die Erledigung der Hauptsache angenommen und<br />

festgestellt, dass die KEK-Entscheidung einer rechtlichen<br />

Bewertung nicht standhalten würde. Die KEK<br />

hatte in einem höchst umstrittenen Rechenmodell gewichtete<br />

Anteile von Springer auf medienrelevanten<br />

verwandten Märkten mit 22,06 % Zuschaueranteil im<br />

bundesweiten deutschsprachigen Fernsehen zu 42 %<br />

Zuschaueranteilsäquivalent zusammengerechnet und<br />

daraus vorherrschende Meinungsmacht im Fernsehen<br />

gefolgert.“<br />

Heckmann, Dirk: Rechtspflichten zur Gewährleistung<br />

von IT-Sicherheit im Unternehmen:<br />

Maßstäbe für ein IT-Sicherheitsrecht. –<br />

S. 280–285<br />

Holznagel, Bernd; Hombergs, Anne: Das<br />

SMP-Regulierungsverfahren in der Review<br />

2006: Nachbesserungs- und Reformbedarf. –<br />

S. 285–292<br />

„Die Beschwerden der Market-Player im Hinblick<br />

auf die mit dem EG-<strong>Kommunikations</strong>rechtsrahmen<br />

von 2002 geschaffenen Verfahren zur Regulierung<br />

marktmächtiger Unternehmen sind allseits bekannt.<br />

Die Verfahren sind zu langwierig, zu komplex und<br />

sie erfordern einen zu hohen Verwaltungsaufwand.<br />

Zuweilen wird schon von einem „bürokratischen<br />

Monstrum“ gesprochen. Den Kritikern zufolge<br />

wird die Regulierungsaufgabe zur Belastungsprobe<br />

für die nationalen Behörden. Gleichzeitig droht die<br />

Regulierung der Dynamik des TK-Sektors hinterher<br />

zu laufen. Am 25.11.2005 wurde mit dem „Call for<br />

input“ der GD Informationsgesellschaft die in den<br />

Richtlinien geforderte Überprüfung des EG-Rechtsrahmens,<br />

die Review 2006, eingeleitet – die Chance für<br />

alle Betroffenen, auf Abhilfe der beklagten Missstände<br />

bei den Verfahren hinzuwirken. Der folgende Text<br />

soll einen Beitrag zur nationalen Vorbereitung auf<br />

die EG-Reformen leisten. Es werden die derzeitigen<br />

Verfahren resümiert, Schwachstellen aufgedeckt und<br />

sowohl Nachbesserungs- als auch tiefer greifende Reformvorschläge<br />

unterbreitet.“<br />

Lochter, Manfred; Schindler, Werner: Missbrauch<br />

von PIN-gestützten Transaktionen mit<br />

ec- und Kreditkarten aus Gutachtersicht. –<br />

S. 292–298<br />

535


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Jg 9 (2006) Nr 6<br />

Krasemann, Henry: Onlinespielrecht – Spielwiese<br />

für Juristen. – S. 351–357<br />

„Dieser Beitrag stellt ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

einen Überblick über sich abzeichnende Rechtsfälle<br />

in nicht allzu ferner Zukunft im Bereich Onlinespielrecht<br />

vor. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem<br />

deutschen Recht. Als Ende der 70er Jahre die ersten<br />

Computer und Spielkonsolen für den Heimgebrauch<br />

auf den Markt kamen, waren Videospiele nicht mehr<br />

als das Verschieben bunter Klötzchen über den Bildschirm.<br />

Juristen kamen professionell in der Folgezeit<br />

vor allem bei Urheberrechts- und Jugendschutzfragen<br />

ins Spiel. Ein Vierteljahrhundert später hat sich<br />

viel verändert. Aus Klötzchen wurde HDTV und die<br />

Videospielindustrie ist insbesondere seit Mitte der<br />

90er-Jahre im steilen Aufstieg zur führenden Entertainmentbranche.<br />

Die Verfolgung von Raubkopierern<br />

und der Jugendschutz sind weiterhin aktuell. Doch<br />

zeigt sich ein neues, weit umfassenderes Feld für juristische<br />

Aktivität am Horizont. War bisher Videospielen<br />

eine einsame Sache vor dem heimischen Fernseher<br />

oder Monitor, kommt 2006 kaum ein Spiel mehr ohne<br />

Onlinefunktion aus. Online spielen heißt Interaktion<br />

mit anderen Mitspielern. Und wo Menschen zusammentreffen,<br />

sind Rechtsprobleme nicht weit.“<br />

Hüsch, Moritz: Keyword Advertising: Rechtmäßigkeit<br />

suchwortabhängiger Werbebanner<br />

in der aktuellen Rechtsprechung. – S. 357–361<br />

„Keyword Advertising zählt zu den attraktivsten<br />

Werbeformen im WWW. Die Betreiber kommerzieller<br />

Suchmaschinen verdanken der Vermarktung<br />

von Suchwörtern hohe Gewinne – und das weltweit.<br />

In Deutschland haben sich die Gerichte erstmals in<br />

den Jahren 2000 und 2001 mit der Rechtmäßigkeit<br />

suchwortabhängiger Banner beschäftigt. Sie wurden<br />

damals jedenfalls dann als wettbewerbswidriges Verhalten<br />

beurteilt, wenn es sich bei dem Keyword um einen<br />

kennzeichenrechtlich geschützten Begriff handelte.<br />

Ein Verstoß gegen das MarkenG wurde verneint,<br />

solange nicht das fremde Kennzeichen im Banner für<br />

die Nutzer sichtbar abgebildet wurde. Nachdem es<br />

in der darauf folgenden Zeit etwas ruhiger geworden<br />

war, ergingen in den Jahren 2004/2005 gleich sieben<br />

Entscheidungen zu diesem Thema – mit unterschiedlichen<br />

Ergebnissen. Dieser Beitrag soll einen praxisorientierten<br />

Überblick über die Rechtmäßigkeit suchwortabhängiger<br />

Werbebanner geben.“<br />

Sankol, Barry: Die Qual der Wahl: §113 TKG<br />

oder §§100g, 100h StPO?: Die Kontroverse<br />

über das Auskunftsverlangen von Ermittlungsbehörden<br />

gegen Access-Provider bei dynamischen<br />

IP-Adressen. – S. 361–365<br />

„Der Beitrag beschäftigt sich mit der in Rechtsprechung<br />

und Literatur entstandenen Kontroverse über<br />

die Frage, welche Rechtsgrundlage heranzuziehen<br />

ist, wenn die Staatsanwaltschaft von einem Access-<br />

Provider über den Namen und die Anschrift desjenigen<br />

Teilnehmers Auskunft verlangt, dem zu einer<br />

bestimmten Zeit eine bestimmte sog. dynamische IP-<br />

Adresse zugeordnet war. Dazu werden zunächst die<br />

jeweiligen Ansichten zusammengefasst dargestellt.<br />

Der Beitrag beleuchtet im Anschluss daran den – hier<br />

besondere Bedeutung beizumessenden – verfassungs-<br />

536<br />

rechtlichen Hintergrund. Es wird herausgearbeitet,<br />

dass es für die Erfüllung eines solchen Auskunftsbegehrens<br />

einer Anordnung nach den §§ 100g, 100h<br />

StPO nicht bedarf.“<br />

Koenig, Christian; Neumann, Andreas; Senger,<br />

Marion: Gesetzliche Ausgestaltung des regulierungsbehördlichen<br />

Ermessens im Telekommunikationsrecht.<br />

– S. 365–369<br />

„Nach Auffassung der EU-Kommission hat der deutsche<br />

Gesetzgeber bei der Umsetzung der Richtlinien<br />

zur elektronischen Kommunikation das Ermessen der<br />

Regulierungsbehörde unzulässig beschränkt. Träfe<br />

diese Rechtsauffassung zu, stünden die gesetzlichen<br />

Grundlagen der Zugangs- und Entgeltregulierung in<br />

weiten Teilen zur Disposition. Planungs- und Rechtssicherheit<br />

wären dem deutschen TK-Markt für kaum<br />

absehbare Zeit genommen. Der nachfolgende Beitrag<br />

zeigt, dass die Ansicht der Kommission schon dem<br />

Grunde nach unzutreffend und insbesondere auch im<br />

konkreten Fall unbegründet ist.“<br />

Sujecki, Bartosz: Das Online-Mahnverfahren<br />

in Deutschland. – S. 369–373<br />

Multimedia und Recht, Beilage<br />

Jg 9 (2006) Nr 5<br />

Schuster, Fabian et al: Entwicklung des Internet-,<br />

Multimedia- und Telekommunikationsrechts<br />

im Jahre 2005. – S. 1–48<br />

New media & society<br />

Jg 8 (2006) Nr 1<br />

Hlebec, Valentine; Manfreda, Katja Lozar; Vehovar,<br />

Vasja: The social support networks of<br />

internet users. – S. 9–32<br />

„The available research indicates mixed results regarding<br />

the internet’s role in social relations. The article<br />

contributes to this research by studying the provision<br />

of support in egocentred social networks. Data<br />

regarding size, structure and communication channels<br />

were assessed through two specially designed surveys.<br />

The results show that the internet has a relatively limited<br />

impact on social relationships. Internet users have<br />

slightly larger social networks only in certain socially<br />

de-privileged segments (e.g. divorced, less educated).<br />

However, they reveal some specifics with respect to<br />

the structure of networks (more friends and less kin,<br />

weaker ties) and communication channels (typically<br />

the internet is used as a complement). The article also<br />

illustrates certain serious problems when drawing a<br />

causal inference from non-experimental data.“<br />

Gochenour, Phillip H.: Distributed communities<br />

and nodal subjects. – S. 33–52<br />

„Drawing upon cognitive science and systems theory,<br />

this article examines a number of issues commonly<br />

undertaken in theorizing ‘online communities’. The<br />

thesis is that current approaches to online community<br />

that focus on specific online places, such as Lamda-<br />

MOO, may overlook the actual practices engaged<br />

in by current internet users, which focus on ad-hoc<br />

interactions with a distributed community. Systems


theory, as developed by Vilem Flusser, Humberto<br />

Maturana and Francisco Varela, is used to examine the<br />

relationship between communication and community.<br />

Through this examination a definition of community<br />

as a distributed communications systems, in which<br />

individuals function as nodes in the overall system, is<br />

developed. The conclusion considers the significance<br />

of this definition for the evaluation of the internet as a<br />

tool for political action and self-realization.“<br />

Wei, Ran; Lo, Ven-Hwei: Staying connected<br />

while on the move: cell phone use and social<br />

connectedness. – S. 53–72<br />

„As people integrate use of the cell phone into their<br />

lives, do they view it as just an update of the fixed<br />

telephone or assign it special values? This study explores<br />

that question in the framework of gratifications<br />

sought and their relationship both to differential cell<br />

phone use and to social connectedness. Based on a<br />

survey of Taiwanese college students, we found that<br />

the cell phone supplements the fixed telephone as a<br />

means of strengthening users’ family bonds, expanding<br />

their psychological neighborhoods, and facilitating<br />

symbolic proximity to the people they call. Thus,<br />

the cell phone has evolved from a luxury for businesspeople<br />

into an important facilitator of many users’ social<br />

relationships. For the poorly connected socially,<br />

the cell phone offers a unique advantage: it confers<br />

instant membership in a community. Finally, gender<br />

was found to mediate how users exploit the cell phone<br />

to maintain social ties.“<br />

McMillan, Sally J.; Morrison, Margaret Ann:<br />

Coming of age with the Internet: a qualitative<br />

exploration of how the Internet has become an<br />

integral part of young people’s lives. – S. 73–96<br />

„Analyzing autobiographical essays written by 72<br />

young adult college students, this study investigates<br />

how coming of age concurrently with the internet<br />

and related technologies has influenced these young<br />

people’s lives. An understanding of how the technology<br />

is influencing the various domains of their lives<br />

provides a window on what internet use may be like<br />

for future generations. Essays revealed insights into<br />

four primary domains: self, family, real communities,<br />

and virtual communities. Within each of these<br />

domains, participants’ responses tended to focus on<br />

key dualities. Additionally, these young people report<br />

a growing dependency on the internet for activities<br />

ranging from managing their daily lives to building<br />

and maintaining virtual communities.“<br />

Carlson, Matt: Tapping into TiVo: digital video<br />

recorders and the transition from schedules to<br />

surveillance in television. – S. 97–116<br />

„This article explores the early stages of the Digital<br />

Video Recorder (DVR) market, with particular attention<br />

paid to brand leader TiVo. The television industry,<br />

which relies on schedules to organize the audience<br />

commodity, faces threats from DVR technology.<br />

Initially, broadcasters and advertisers reacted with<br />

fear, but also came to realize the potential of using the<br />

technology for data collection and target marketing.<br />

These firms employed a mix of investment and litigation<br />

to shape the developing industry. Simultaneously,<br />

TiVo characterized its relationship to broadcasters and<br />

advertisers as advantageous rather than contentious.<br />

As a result, the emerging DVR model offers users<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

greater control through time-shifting and increased<br />

functionality with content playback, while presenting<br />

existing television firms with a platform for audience<br />

surveillance.“<br />

Consalvo, Mia: Concole video games and global<br />

corporations: creating a hybrid culture. –<br />

S. 117–138<br />

„This article argues that the contemporary console<br />

video game industry is a hybrid encompassing a mixture<br />

of Japanese and American businesses and (more<br />

importantly) cultures to a degree unseen in other<br />

media industries, especially in regard to US popular<br />

culture. The particularities of the video game industry<br />

and culture can be recognized in the transnational<br />

corporations that contribute to its formation and<br />

development; in the global audience for its products;<br />

and in the complex mixing of format, style and content<br />

within games. As an exemplar of this process, the<br />

Japanese game publisher Square Enix is the focus of<br />

this case study, as it has been successful in contributing<br />

to global culture as well as to the digital games<br />

industry through its glocal methods. That achievement<br />

by a non-Western corporation is indicative of<br />

the hybridization of the digital games industry, and it<br />

is examined here as one indicator of the complexities<br />

and challenges, as well as future potentials, of global<br />

media culture.“<br />

Cover, Rob: Audience inter/active: interactive<br />

media, narrative control and reconceiving audience<br />

history. – S. 139–158<br />

„This article examines the ways in which recent theorizations<br />

of interactivity work to reconceive the author-text-audience<br />

relationship. Suggesting that all<br />

media forms – historical and contemporary – can be<br />

reconceptualized in light of recent understandings of<br />

interactivity, it is argued that control over the text and<br />

its narrative as mythically ‘finished’ products is struggled<br />

over between an authorial desire for finality and<br />

an audience desire for control over the arrangement,<br />

(re)configuration and (re)distribution of the text. This<br />

struggle takes place across the sites of technological<br />

developments of textual control versus full interactivity,<br />

and in the realms of both media theory and media<br />

law.“<br />

Jg 8 (2006) Nr 2<br />

Chopra, Rohit: Global Primordialities: virtual<br />

identity politics in online Hindutva and online<br />

Salit Discourse. – S. 187–206<br />

Mallapragada, Madhavi: Home, homeland,<br />

homepage: belonging and the Indian-American<br />

Web. – S. 207–228<br />

Enteen, Jillana: Spatial conceptions of URLs:<br />

Tamil Eelam networks on trhe world wide<br />

web. – S. 229–250<br />

Mitra, Ananda: Towards finding a cybernetic<br />

safe place: illustrations from people of Indian<br />

origin. – S. 251–268<br />

„This article explores the way in which a specific immigrant<br />

group – Indians outside India – utilizes the<br />

537


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

dwelling space offered by the synthesis of real spaces<br />

and virtual spaces to create a unique immigrant identity.<br />

The argument is offered that the combination of<br />

the real and the virtual produces a cybernetic space<br />

where the immigrant identity can thrive without being<br />

controlled within the increasing anti–immigrant<br />

sentiments of the real world. Using illustrations from<br />

internet discourse it is demonstrated that cybernetic<br />

space offers a ‘safe’ alternative living space where the<br />

marginalized immigrant can find a voice.“<br />

Campbell, Alex: The search for authenticity: an<br />

exploration of an online skinhead newsgroup. –<br />

S. 269–294<br />

„In the popular imagination skinhead identity has<br />

come to be inextricably connected to a white-racist<br />

identity. This article explores this tenet through an<br />

ethnographic exploration of an online skinhead newsgroup,<br />

a milieu where racial markings are seemingly<br />

absent. The empirical findings expose that ‘racism’<br />

is read ambivalently by the newsgroup’s skinheads.<br />

‘Racism’ is not viewed as a constituting component of<br />

skinhead identity; however, there is widespread commitment<br />

to a ‘white identity’. This article concentrates<br />

on the processes which give rise to a digitalized (white)<br />

skinhead identity, (re)established online in and through<br />

textual performances. Narratives of whiteness articulated<br />

through the node of skinness, reveal the salience<br />

of racial bodies in the virtual world. However, the imagined<br />

relationship between skinheads and racism is<br />

not straightforward. The skinheads of this research do<br />

not enact an explicit discriminatory racism, but rather<br />

they imagine whiteness as a performative condition of<br />

skinness, a notion that necessitates a figurative (and<br />

literal) aggressive relation to ‘otherness’.“<br />

Chang, Byeng-Hee; Lee, Seung-Eun; Kim,<br />

Byoung-Sun: Exploring factors affecting the<br />

adoption and cintuance of online games among<br />

college students in South Korea: integrating<br />

uses and gratification and diffusion of innovation<br />

approaches. – S. 295–321<br />

„This study approached online games as an innovation<br />

and new medium with both Uses and Gratifications<br />

Perspective and Diffusion of Innovation Theory as<br />

theoretical frames. Based on a survey sample of Korean<br />

college students, this study investigated the differences<br />

in game adoption (1) between adopters (including<br />

continuers and discontinuers) and nonadopters<br />

(including potentials and resistors), (2) between continuers<br />

and discontinuers, and (3) between potentials<br />

and resistors of online games. Multiple logistic regression<br />

analyses showed that demographic profiles and<br />

innovativeness were strong predictive constructs for<br />

predicting online game adoption.“<br />

Katz, James E.; Sugiyama, Satomi: Mobile<br />

phone as fashion statements: evidence from student<br />

surveys in the US and Japan. – S. 321–338<br />

„Motivated by new theoretical perspectives that emphasize<br />

communication technology as a symbolic tool<br />

and physical extension of the human body and persona<br />

(Apparatgeist theory and Machines That Become Us),<br />

this article explores how fashion, as a symbolic form<br />

of communication, is related to self-reports of mobile<br />

phone behaviors across diverse cultures. A survey of<br />

college students in the United States and Japan was<br />

538<br />

conducted to demonstrate empirically the relationship<br />

between fashion attentiveness and the acquisition, use,<br />

and replacement of the mobile phone. The results suggested<br />

that young people use the mobile phone as a<br />

way of expressing their sense of self and perceive others<br />

through a ‘fashion’ lens. Hence it may be useful to<br />

investigate further how fashion considerations could<br />

guide both the rapidly growing area of mobile phone<br />

behavior, as well as human communication behavior<br />

more generally.“<br />

Nordicom Review<br />

Jg 27 (2006) Nr 1<br />

Engebretsen, Martin: Shallow and Static or<br />

Deep and Dynamic?: Studying the State of Online<br />

Journalism in Scandinavia. – S. 3–16<br />

Vihalemm, Peeter: Media Use in Estonia:<br />

Trends and Patterns. – S. 17–30<br />

Eriksson, Göran: Rethinking the Rethinking:<br />

the Problem of Generality in Qualitative Media<br />

Audience Research. – S. 31–44<br />

Mral, Brigitte: The Rhetorical State of Alert before<br />

the Iraq War 2003. – S. 45–62<br />

Lippe, Berit von der: Images of Victory: Images<br />

of Masculinity?. – S. 63–80<br />

Figenschou, Tine Ustad: Courting, Criticism,<br />

Censorship and Bombs: The Bush Administration’s<br />

Troubled Relations with Al-Jazeera<br />

Channel from September 11 to the War in<br />

Iraq. – S. 81–96<br />

Political communication<br />

Jg 23 (2006) Nr 1<br />

Shah, Dhavan V.; Scheufele, Dietram A.: Explicating<br />

Opinion Leadership: nonpolitical<br />

Dispositions, Information Consumption, and<br />

Civil Participation. – S. 1–22<br />

“Our cross-sectional analysis shows that opinion<br />

leadership is largely explained by nonpolitical dispositions<br />

such as self-assuredness, innovativeness, and<br />

sophistication. These opinion leaders, spurred by an<br />

interest in politics, tend to seek out informational<br />

content on television, newspapers, and the Internet,<br />

likely as a way to maintain their environmental surveillance<br />

and structural influence. All of this helps<br />

explain why opinion leadership is linked to civic participation,<br />

both directly and indirectly. Further analysis<br />

of panel data indicates that opinion leadership is a<br />

consequence rather than a cause of civic participation,<br />

lending support to the causal structure advanced in<br />

our model. These data also reveal a reciprocal relationship<br />

between opinion leadership and political efficacy,<br />

indicative of a mutually reinforcing cycle of relational<br />

dispositions and political competence. Implication<br />

for political communication, civic participation, and<br />

democratic theory are discussed.“


Schiffer, Adam J.: Assessing Partisan Bias in<br />

Political News: The Case(s) of Local Senate<br />

Election. – S. 23–40<br />

„Many studies of partisan bias in political news employ<br />

balance as a baseline. That is, the party/candidate<br />

receiving more or better coverage in any given source<br />

is automatically deemed the beneficiary of favorable<br />

treatment by the source. A study employing the balance<br />

baseline potentially exaggerates the amount of<br />

meaningful partisan bias in the source, however, for<br />

failure to control for nonpartisan, non-ideological<br />

news judgment criteria. This study models variation<br />

in the relative amount and tone of coverage received<br />

by candidates in 95 content analyses of newspapers’<br />

Senate election coverage from 1988Þ1992. This enables<br />

a direct test of the relative power of partisan and<br />

structural (nonpartisan, news-judgment-driven) biases<br />

in explaining the slant of election coverage. While<br />

news-organizational factors are found to dominate the<br />

amount model, a modest amount of residual slant toward<br />

the Democratic candidates remains in the tone of<br />

coverage, controlling for structural bias.“<br />

Barker, David C.; Lawrence, Adam B.: Media<br />

favoritism and Presidential Nominations: Reviving<br />

the Direct Effects Model. – S. 41–60<br />

„This article explores the relationships among media<br />

favoritism, media reception, and candidate preference<br />

in the 2000 Democratic and Republican presidential<br />

nomination campaigns. Content analysis revealed<br />

significant media favoritism toward the candidacy of<br />

John McCain in the Republican contest but relatively<br />

balanced coverage of the Democratic contest. Accordingly,<br />

our empirical models reveal that media reception<br />

was substantially associated with a preference for<br />

McCain over Bush, but was not a consistent predictor<br />

in the Democratic race. But even more impressive<br />

(and surprising) were the relationships between<br />

listening to talk radio and candidate preferences, even<br />

among Democrats. Listening to Rush Limbaugh was<br />

strongly associated with preference for Bush among<br />

Republican primary voters, and for Bradley among<br />

Democratic primary voters. These collective results<br />

lend support to a classic interpretation of direct media<br />

effects, a perspective that had been largely abandoned<br />

in contemporary voting models.“<br />

Stevens, Daniel et al: Local News Coverage in<br />

a Social Capital Capital: Election 2000 on Minnesota’s<br />

Local News Stations. – S. 61–84<br />

„Judging by our data, levels of civic and political involvement<br />

in Minnesota may remain high despite,<br />

rather than because of, political coverage by local television<br />

news.“<br />

Joslyn, Mark R.; Haider-Markel, Donald P.:<br />

Should We Really „Kill“ the Messenger?:<br />

Framing Physician-Assisted Suicide and the<br />

Role of Messengers. – S. 85–104<br />

„Undoubtedly, framing political issues is an effective<br />

means of influencing the distribution of opinion. But<br />

while most studies have shown the effectiveness of<br />

alternative issue frames on opinion, they largely ignore<br />

the role of the messenger. Our research examines<br />

whether message content or messengers are more<br />

important in influencing opinion. Four experimental<br />

conditions and a control were embedded in a statewide<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

survey, allowing an explicit comparison between the<br />

impact of frames comprising message content alone<br />

and the same frames attributed to public figures identified<br />

with physician-assisted suicide. Results show that<br />

an attributed source is no more effective than content<br />

alone in influencing opinion on physician-assisted suicide<br />

and that the messenger might in fact reduce the<br />

intended influence of the message. We conclude with<br />

a discussion of our findings within the larger literature<br />

on political persuasion and attitude change.“<br />

Public Opinion Quarterly<br />

Jg 70 (2006) Nr 1<br />

Graesser, Arthur C. et al: Question Understanding<br />

AiD (QUAID): a Web Facility that<br />

Tests Question Comprehensibility. – S. 3–22<br />

„We developed a Web facility called Question Understanding<br />

Aid (QUAID; www.psyc.memphis.<br />

edu/quaid.html) that assists survey methodologists in<br />

identifying problems with the wording, syntax, and<br />

semantics of questions on questionnaires. The survey<br />

methodologist enters the question into the Web facility,<br />

along with any context information and answer<br />

alternatives that accompany the question. QUAID<br />

quickly returns a list of potential problems with question<br />

comprehension, including unfamiliar technical<br />

terms, vague or imprecise relative terms, vague or ambiguous<br />

noun phrases, complex syntax, and working<br />

memory overload. This article describes QUAID and<br />

some empirical studies that have assessed the validity<br />

and utility of QUAIDis critiques of questions.“<br />

Kriner, Douglas, L.: Examining Variance in<br />

Presidential Approval: the Case of FDR in<br />

World War II. – S. 23–47<br />

Korey, John L.; Lascher, Edward L.: Macropartisanship<br />

in California. – S. 48–65<br />

Smyth, Jolene D. et al: Comparing Check-All<br />

and Forced-Choice Question Formats in Web<br />

Surveys. – S. 66–77<br />

„For survey researchers, it is common practice to use<br />

the check-all question format in Web and mail surveys<br />

but to convert to the forced-choice question format<br />

in telephone surveys. The assumption underlying this<br />

practice is that respondents will answer the two formats<br />

similarly. In this research note we report results<br />

from 16 experimental comparisons in two Web surveys<br />

and a paper survey conducted in 2002 and 2003<br />

that test whether the check-all and forced-choice formats<br />

produce similar results. In all 16 comparisons,<br />

we find that the two question formats do not perform<br />

similarly; respondents endorse more options and take<br />

longer to answer in the forced-choice format than in<br />

the check-all format. These findings suggest that the<br />

forced-choice question format encourages deeper<br />

processing of response options and, as such, is preferable<br />

to the check-all format, which may encourage a<br />

weak satisficing response strategy. Additional analyses<br />

show that neither acquiescence bias nor item nonresponse<br />

seem to pose substantial problems for use of<br />

the forced-choice question format in Web surveys.“<br />

539


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Schuman, Howard; Corning, Amy D.: Comparing<br />

Iraq to Vietnam: Recognition, Recall,<br />

and the Nature of Cohort Effects. – S. 78–87<br />

Keeter, Scott: The Impact of Cell Phone Noncoverage<br />

Bias on Polling in the 2004 Presidential<br />

Election. – S. 88–98<br />

„Despite concerns that the accuracy of preelection<br />

telephone polls would be harmed by the omission of<br />

voters who could be reached only by cell phone, most<br />

national polls performed well in predicting President<br />

George W. Bush’s reelection in 2004, and state polls<br />

were generally accurate as well. The national exit poll<br />

conducted by the National Election Pool found that 7<br />

percent of Election Day voters had cell phone service<br />

but no land line; younger voters were far more likely<br />

to be cell-only: 19 percent among those age 18–24<br />

and 20 percent among those age 25–29. Within these<br />

two youngest age cohorts, cell-only voters were significantly<br />

more likely to be single and childless. While<br />

cell-only voters were more supportive of John Kerry<br />

than voters overall, they were similar to other voters<br />

within their own age cohort. Because of this, preelection<br />

telephone surveys that weighted their data appropriately<br />

by age were not significantly biased by the<br />

absence of the cell-only voters.“<br />

Jg 70 (2006) Nr 2<br />

Kinder, Donald R.; McConnaughty, Corrine<br />

M.: Military Triumph, Racial Transcendence,<br />

and Colin Powell. – S. 139–165<br />

Villarroel, Maria A. et al: Same-Gender Sex in<br />

the United States: impact of T-Acasi on Prevalence<br />

Estimates. – S. 166–196<br />

„Well-conducted telephone surveys provide an economical<br />

means of estimating the prevalence of sexual<br />

and reproductive behaviors in a population. There<br />

is, however, a nontrivial potential for bias since respondents<br />

must report sensitive information to a<br />

human interviewer. The National STD and Behavior<br />

Measurement Experiment (NSBME) evaluates a new<br />

survey technology-telephone audio computer-assisted<br />

self-interviewing (T-ACASI) - that eliminates<br />

this requirement. The NSBME embedded a randomized<br />

experiment in a survey of probability samples<br />

of 1,543 U.S. and 744 Baltimore adults ages 18 to 45.<br />

Compared with NSBME respondents interviewed<br />

by human interviewers, respondents interviewed by<br />

T-ACASI were 1.5 to 1.6 times more likely to report<br />

same-gender sexual attraction, experience, and genital<br />

contact. The impact of T-ACASI was more pronounced<br />

(odds ratio = 2.5) for residents of locales that<br />

have historically been less tolerant of same-gender<br />

sexual behaviors and for respondents in households<br />

with children (odds ratio = 3.0).“<br />

Green, Doanld P.; Gerber, Alan S.: Can Registration-Based<br />

Sampling Improve the Accuracy<br />

of Midterm Election Forecasts?. – S. 197–223<br />

„We compare the predictive accuracy of preelection<br />

polls using two types of sampling frames, random<br />

digit dialing (RDD) and registration-based sampling<br />

(RBS). The latter involves stratified random sampling<br />

from voter registration lists. In order to assess the ac-<br />

540<br />

curacy with which RDD and RBS predict election<br />

outcomes, we collaborated with the Washington Post,<br />

Quinnipiac, and CBS News polls, which conducted<br />

parallel RDD and RBS surveys in Maryland, New<br />

York, Pennsylvania, and South Dakota prior to the<br />

November 5, 2002, elections. The results suggest that<br />

in the gubernatorial and congressional elections studied,<br />

RBS performed as well, if not better, than RDD,<br />

both in terms of forecasting accuracy and cost.“<br />

Publizistik<br />

Jg 51 (2006) Nr 1<br />

Kappas, Arvid; Müller, Marion G.: Bild und<br />

Emotion – ein neues Forschungsfeld: theoretische<br />

Ansätze aus Emotionspsychologie, Bildwissenschaft<br />

und visueller <strong>Kommunikations</strong>forschung.<br />

– S. 3–23<br />

„Das Verhältnis von Bildern und Emotionen ist<br />

komplex und kann von keiner einzelnen Disziplin<br />

im Alleingang adäquat untersucht werden. Die Autoren<br />

schlagen einen interdisziplinären Ansatz vor,<br />

der Emotionswissenschaft, Bildwissenschaft und<br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaft verbindet. Der Artikel<br />

diskutiert den unterschiedlichen Problembezug<br />

und potenzielle gemeinsame Zugangsweisen zu dem<br />

neuen Forschungsfeld „Bild und Emotion“. Relevante<br />

Forschungsmethoden, wie etwa die Messung emotionaler<br />

Reaktionen auf visuelle Stimuli, die Ikonologie<br />

als Bildbedeutungsanalyse sowie die kommunikationswissenschaftliche<br />

Kontextanalyse werden diskutiert.<br />

Zentrale Elemente der Bildwissenschaft in der<br />

Tradition Aby Warburgs und Unterschiede in den<br />

deutschen und anglo-amerikanischen Ansätzen der<br />

visuellen <strong>Kommunikations</strong>forschung werden kontrastiert.<br />

Als gemeinsamer Ansatzpunkt für psychologische,<br />

bildwissenschaftliche und kommunikationswissenschaftliche<br />

Fragestellungen werden die visuellen<br />

„Bedeutungsstrukturen“ thematisiert. Dabei bildet<br />

die <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft eine verbindende<br />

Klammer zwischen den beiden anderen Disziplinen.“<br />

Früh, Hannah; Fahr, Andreas: Erlebte Emotionen:<br />

Messung von Rezeptionsemotionen am<br />

Beispiel legitimierter Gewalt im Spielfilm. –<br />

S. 24–38<br />

„Rezeptionsbegleitende und insbesondere psychophysiologische<br />

Messungen werden in der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

immer noch vergleichsweise<br />

selten eingesetzt. Wenn man den Rezeptionsprozess<br />

jedoch als dynamischen Prozess versteht und erfasst,<br />

lässt sich genauer beobachten, wie Menschen Informationen<br />

verarbeiten, wenn sie <strong>Medien</strong> nutzen. In<br />

dieser Studie werden rezeptionsbegleitende Beurteilungsverfahren<br />

und psychophysiologische Messungen<br />

in einem Mehrmethodendesign zur Erfassung von<br />

Rezeptionsemotionen bei einem Spielfilm eingesetzt<br />

und den Befunden einer Befragung gegenübergestellt.<br />

Experimentell variiert wurde die Stärke der Legitimation<br />

einer Gewalttat. Zentraler Befund war, dass Rezeptionsemotionen<br />

während der Rezeption bei allen<br />

Zuschauern relativ ähnlich sind: Ihr emotionales Erleben<br />

während der zentralen Szene stellt sich als intensives,<br />

extrem negatives Erleben dar. Retrospektiv ergibt<br />

sich jedoch ein anderes Bild: Insgesamt berichten die<br />

Versuchspersonen relativ schwache Emotionen. Die


Stärke der Gewaltlegitimation hat lediglich Einfluss<br />

auf die ex post geäußerten Gefühle, nicht jedoch auf<br />

die rezeptionsbegleitenden Emotionen.“<br />

Petersen, Thomas: Lasswells Frage und Hovlands<br />

Problem: Feldexperimente zur Wirkung<br />

potenziell emotionalisierender Bildelemente in<br />

der <strong>Medien</strong>berichterstattung. – S. 39–51<br />

„Der Beitrag behandelt die methodologischen Schwierigkeiten<br />

der Inhaltsanalyse von Bildern, die seit<br />

Harold D. Lasswell als „unmessbar“ gelten. In drei<br />

unterschiedlichen Experimenten mit manipuliertem<br />

Bildmaterial wurde versucht, die verstärkte emotionale<br />

Wirkung bestimmter Bildsignale zu testen. Dafür<br />

wurden beispielsweise in einem Experiment auf einer<br />

Abbildung aus einem Kriegsgebiet lediglich materielle<br />

Schäden gezeigt; in einer weiteren Abbildung waren<br />

die gleichen materiellen Schäden zusammen mit zwei<br />

betroffenen Personen zu sehen. Das verblüffende<br />

Ergebnis der repräsentativen Befragung war, dass in<br />

keinem der drei Experimente eine signifikante Emotionalisierung<br />

durch das Hinzufügen der vorgeblich<br />

emotionalisierenden Bildelemente nachgewiesen werden<br />

konnte. Vergleichbare Experimente mit Texten<br />

ergaben jedoch sehr wohl deutliche Emotionalisierungsreaktionen,<br />

so dass eine – in weiteren Studien<br />

zu testende – Hypothese lautet, dass Texte emotional<br />

wirkungsmächtiger als Bilder sein könnten.“<br />

Knieper, Thomas: Die Flut im Wohnzimmer:<br />

die Tsunami-Berichterstattung als traumatischer<br />

Stressor für die bundesdeutsche Bevölkerung.<br />

– S. 52–66<br />

„Kann die Katastrophenberichterstattung bei Rezipienten<br />

zu Angst- und Stressreaktionen bis hin zu<br />

einer posttraumatischen Belastungsstörung führen?<br />

In einer repräsentativen Telefonumfrage wurden 500<br />

in Deutschland lebende Personen über 15 Jahren zu<br />

ausgewählten Folgen der Tsunami-Berichterstattung<br />

Ende 2004/Anfang 2005 befragt. Hierbei zeigt sich,<br />

dass typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />

in der Bevölkerung zu einem beachtlichen<br />

Teil vorhanden waren. Deutlich stärker von den<br />

Symptomen betroffen waren Personen, die die Fernsehberichterstattung<br />

über die Tsunami-Katastrophe<br />

regelmäßig verfolgt hatten. Ferner zeigt die Erhebung,<br />

dass Frauen für Belastungsstörungen prinzipiell empfänglicher<br />

waren als Männer. Trotz der nachweisbaren<br />

Folgen reichen die hier erhobenen Daten noch nicht<br />

aus, um den Nachweis einer medieninduzierten posttraumatischen<br />

Belastungsstörung zu führen. Folgestudien<br />

unter Einbindung der klinischen Diagnostik<br />

erscheinen daher notwendig.“<br />

Prommer, Elizabeth et al: Die <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

als „gendered organization“:<br />

geschlechtsspezifische Befunde zur Situation<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses. – S. 67–<br />

91<br />

„In der Diskussion um die Entwicklung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses spielt die Unterrepräsentanz<br />

von Frauen auf höheren Statusebenen eine<br />

entscheidende Rolle. Vor allem die Promotionsphase<br />

stellt in diesem Prozess eine maßgebliche Zäsur dar.<br />

In einer umfassenden Befragung aller Promovierenden<br />

in Deutschland, der Schweiz und Österreich<br />

wurde ermittelt, wie sich Frauen und Männer in ihrer<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Arbeitsmotivation, ihrer Arbeitsgestaltung, ihrer Karriereplanung<br />

sowie ihrer Arbeits- und Betreuungszufriedenheit<br />

unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen u.<br />

a., dass Frauen im Vergleich zu Männern schlechter<br />

dotierte Stellen innehaben, zum Teil schlechter betreut<br />

werden, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kritischer<br />

gegenüberstehen, weniger publizieren und sich<br />

eher von einer Hochschulkarriere abschrecken lassen.<br />

Insgesamt agieren Männer zielorientierter und planen<br />

ihre Karriere strategischer als Frauen. Die Ergebnisse<br />

der Studie machen sichtbar, dass das Verhalten von<br />

Promovierenden ebenso wie von Doktormüttern und<br />

-vätern geschlechtsgebunden ist und damit spezifische<br />

Schwierigkeiten verbunden sind, denen sich Frauen<br />

in ihrem Berufsalltag ausgesetzt sehen. Daraus lassen<br />

sich gezielte strategische Maßnahmen zur Förderung<br />

von Nachwuchswissenschaftlerinnen in <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

und <strong>Medien</strong>wissenschaft ableiten.“<br />

Rundfunk und Geschichte<br />

Jg 31 (2005) Nr 3–4<br />

Kramp, Leif: Happy-End im Trauerspiel?: die<br />

Entwicklungsgeschichte der „Deutschen Mediathek“<br />

und Perspektiven für ein „Deutsches<br />

Fernsehmuseum“. – S. 5–19<br />

Stolle, Michael: Das Wunder von Friedland:<br />

die Heimkehrer der letzten deutschen Kriegsgefangenen<br />

und das Radio. – S. 20–30<br />

Bernard, Birgit; Renate Schumacher: Rundfunk<br />

in schwierigen Zeiten: Interview mit Karl<br />

Holzamer. – S. 31–43<br />

Zeitschrift für <strong>Medien</strong>psychologie<br />

Jg 18 (2006) Nr 1<br />

Moser, Klaus; Leitl, Julia: Der Dritte-Person-<br />

Effekt: Thema der Werbung und Distanz der<br />

„dritten Person“. – S. 2–8<br />

„Der Dritte-Person-Effekt (DPE) bezeichnet die<br />

Tendenz, andere (‚dritte’) Personen als beeinflussbarer<br />

durch <strong>Medien</strong> einzuschätzen als sich selbst. Der<br />

vorliegende Beitrag behandelt den Einfluss des Themas<br />

der Kommunikation, hier Werbebotschaften<br />

(Profit- vs. Nonprofit-Werbung) und der sozialen<br />

Distanz zwischen Selbst und anderen auf die Stärke<br />

des DPE. Nach dem Selbstwerterhöhungsansatz ist<br />

anzunehmen, dass der Effekt bei Profit-Werbung und<br />

bei zunehmender sozialer Distanz stärker auftritt. Die<br />

Ergebnisse unserer Untersuchung zur wahrgenommenen<br />

Wirkung unterschiedlicher Werbungen bestätigen<br />

diese Annahmen. Grenzen für das Auftreten des<br />

DPE werden aber ebenfalls sichtbar: Bei Nonprofit-<br />

Werbung zeigte sich (unabhängig von der sozialen<br />

Distanz) kein DPE.“<br />

Vorderer, Peter et al: What Makes Preschoolers<br />

Listen to Narrative Audio Tapes?. – S. 9–18<br />

“Most communication studies on children and media<br />

have focused solely on television. Other popular media<br />

products such as narrative audio tapes have been<br />

neglected. The present article addresses factors that influence<br />

preschoolersi selective exposure to these tapes.<br />

541


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

In line with past research, the emotional attractiveness<br />

of a story’s protagonist and some formal design elements<br />

of the product are regarded as determinants of<br />

children’s frequency and persistence of using a given<br />

tape. An experimental diary study with 79 preschoolers<br />

revealed that both factors do in fact influence<br />

children’s usage of the tape. The resulting implications<br />

for fundamental and applied research on children and<br />

media are discussed.“<br />

Bieri, Rahel; Florack, Arnd; Scarabis, Martin:<br />

Der Zuschnitt von Werbung auf die Zielgruppe<br />

älterer Menschen. – S. 19–30<br />

„Das ökonomische Gewicht der älteren Bevölkerung<br />

wird zunehmend auch von Marketingexperten erkannt.<br />

Dennoch werden die grundlegenden Charakteristika<br />

dieser Konsumentengruppe bisher selten bei<br />

der Gestaltung von Werbung beachtet. In diesem Artikel<br />

geben wir eine Übersicht über die wichtigsten Forschungsergebnisse<br />

zur Rezeption von Werbung durch<br />

ältere Konsument/inn/en. Wir zeigen auf, dass Ältere<br />

im Vergleich zu Jüngeren bedeutende Unterschiede<br />

bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Werbung<br />

und insbesondere bei der späteren Erinnerung<br />

von Werbebotschaften aufweisen. Diese Unterschiede<br />

haben grundlegende Implikationen für die Gestaltung<br />

von Werbemaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf<br />

eine adäquate, faire und effektive Ansprache älterer<br />

Konsument/inn/en.“<br />

Jg 18 (2006) Nr 2<br />

Kürschner, Christian; Schnotz, Wolfgang; Eid,<br />

Michael: Konstruktion mentaler Repräsentationen<br />

beim Hör- und Leseverstehen. – S. 48–59<br />

„Seit Erfindung der Schrift stellt sich die Frage, inwieweit<br />

sich das Hör- und das Leseverstehen voneinander<br />

unterscheiden. In der vorliegenden Studie wurde<br />

untersucht, ob beim Hör- und Leseverstehen unterschiedliche<br />

Lernleistungen erzielt und unterschiedliche<br />

mentale Repräsentationen konstruiert werden.<br />

Zudem wurde überprüft, welchen Einfluss Sprecherwechsel<br />

bei der auditiven Textpräsentation haben. Dabei<br />

wurden auch der <strong>Kommunikations</strong>schwerpunkt<br />

von Personen und die subjektiv eingeschätzte Modalitätspräferenz<br />

berücksichtigt. Das experimentelle<br />

Untersuchungsdesign bestand aus dem Faktor Art<br />

der Textpräsentation (Lesetext, Hörtext mit einem<br />

Sprecher und Hörtext mit mehreren Sprechern) und<br />

dem Faktor Bildung (Berufsschüler und Studenten).<br />

Anhand von 104 Versuchspersonen konnte gezeigt<br />

werden, dass Leser/innen besser beim Erinnern von<br />

Detailwissen abschnitten. Der in anderen Forschungsarbeiten<br />

gefundene Vorteil von Hörern bei der Repräsentation<br />

von visuell-räumlichen Sachverhalten und<br />

Verstehensaufgaben konnte nicht repliziert werden.<br />

Zudem zeigte sich, dass die Präsentation von Hörtext<br />

mit mehreren Sprechern nur bei Verstehensaufgaben<br />

von Vorteil war, nicht jedoch bei der Konstruktion<br />

anderer mentaler Repräsentationen. Hinsichtlich der<br />

Modalitätspräferenzen konnte zwar gezeigt werden,<br />

dass diese sich auf das Informationswahlverhalten, die<br />

aktuelle Präferenz, auswirken, es jedoch nicht zu besseren<br />

Lernleistungen kommt, wenn der <strong>Kommunikations</strong>schwerpunkt<br />

oder die präferierte Modalität mit<br />

der Modalität der Textpräsentation übereinstimmt.“<br />

542<br />

Ritterfeld, Ute et al: Unterhaltsamer <strong>Medien</strong>gebrauch<br />

und Spracherwerb: Evidenz für<br />

Sprachlernprozesse durch die Rezeption eines<br />

Hörspiels bei Vorschulkindern. – S. 60–69<br />

„Es werden 2 Experimente vorgestellt, die den kausalen<br />

Zusammenhang zwischen dem Unterhaltungspotenzial<br />

von Hörspielen, der Aufmerksamkeit und<br />

dem Sprachlernen von drei- bis vierjährigen Kindern<br />

untersuchen. In Experiment 1 wurde 20 Kindern ein<br />

eigens produziertes Hörspiel zweimal präsentiert,<br />

anschließend wurden hörspielbezogene Sprachlerneffekte<br />

durch einen Satzergänzungstest erfasst. Im<br />

Vergleich dazu erhielt eine zweite Gruppe von 20<br />

hinsichtlich Alter, Geschlecht und Sprachkompetenz<br />

parallelisierten Kindern dasselbe Hörspiel unter aufmerksamkeitsbeeinträchtigten<br />

Bedingungen. Ein Vergleich<br />

der Sprachleistungen bestätigt die Bedeutsamkeit<br />

der Aufmerksamkeit für den Sprachlernerfolg.<br />

Experiment 2 vergleicht langfristige Sprachlerneffekte<br />

bei 20 Kindern, die im Verlauf von 14 Tagen ein unterhaltsames<br />

Hörspiel hörten, mit 20 Kindern, die ein<br />

weniger unterhaltsames Hörspiel erhielten, und einer<br />

Kontrollgruppe (n = 10). Zur Messung der abhängigen<br />

Variablen wurde ein hörspielproximaler Satzergänzungstest<br />

eingesetzt sowie die Spontansprache der<br />

Kinder analysiert. Die deutlich höheren Leistungen<br />

der beiden Experimentalgruppen im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe weisen die Sprachförderlichkeit des<br />

Hörspiels nach, wobei die Effekte mit der Zeit zunehmen<br />

und stabil bleiben. Der Einfluss der Unterhaltsamkeit<br />

wird insofern deutlich, als in dieser Bedingung<br />

das Lernmaximum schneller erreicht wird.“<br />

Renaud, Dagmar; Unz, Dagmar: Die M-DAS:<br />

eine modifizierte Version der Differentiellen<br />

Affekt Skala zur Erfassung von Emotionen bei<br />

der <strong>Medien</strong>nutzung. – S. 70–75<br />

„In einer Studie zur Modifikation der Differentiellen<br />

Affekt Skala (DAS) wurden die positiven Emotionen<br />

Zuneigung, Fröhlichkeit, Zufriedenheit, Faszination,<br />

Vergnügen und Freude dahingehend geprüft, ob sie<br />

sich in medienpsychologischen Untersuchungen als<br />

zusätzliche Skalen zur Erfassung positiver emotionaler<br />

Befindlichkeiten eignen. 160 Versuchspersonen<br />

sollten sich an ein angenehmes Film- oder Fernseherlebnis<br />

erinnern und zu 62 emotionsbeschreibenden<br />

Begriffen (5-stufige Skala) angeben, wie intensiv sie<br />

dieses Gefühl empfunden haben. Die interne Reliabilitätsermittlung<br />

und Faktorenanalysen führten für<br />

Vergnügen, Zufriedenheit, Zuneigung und Freude<br />

zu je drei Items, die zufrieden stellende Reliabilitäten<br />

erreichten und auf einem gemeinsamen Faktor<br />

hoch laden. Für Faszination fand die Faktorenanalyse<br />

zwei Faktoren, die auf zwei Varianten dieser Skala<br />

(Faszination und Ergriffenheit) schließen lassen.<br />

Eine zusätzliche Studie mit 600 Kinobesuchern ergab<br />

zufrieden stellende interne Konsistenzen für die um<br />

die genannten positiven Emotionsskalen erweiterte<br />

M-DAS. Somit steht mit der M-DAS ein reliables<br />

Instrument zur Verfügung, um ein breites Spektrum<br />

emotionaler Befindlichkeiten bei der <strong>Medien</strong>rezeption<br />

zu erfassen.“<br />

Wirth, Werner; Brändle, Andreas: Wikipedia:<br />

Diffusion, Nutzung und Kooperationsmotivation.<br />

– S. 76–80


Zeitschrift für Urheber- und <strong>Medien</strong>recht<br />

Jg 50 (2006) Nr 2<br />

Kröber, Christian: Der grenzüberschreitende<br />

Internet-Handel mit CD- und DVD-Rohlingen<br />

und die Vergütungsansprüche nach §§ 54<br />

ff UrhG. – S. 89–95<br />

Poll, Günter: „Korb 2“: was wird aus der Privatkopieregelung<br />

nach §§ 53 ff UrhG?: zugleich<br />

eine Anmerkung zu dem Beschluss des BverfG<br />

vom 25. Juli 2005 – 1 BvR 2182/04, ZUM 2005,<br />

812. – S. 96–103<br />

Graef, Oliver: Insolvenz des Lizenzgebers und<br />

Wahlrecht des Insolvenzverwalters: Lösungsansätze<br />

aus der Praxis. – S. 104–107<br />

Kleist, Thomas; Scheuer, Alexander: Kultur<br />

und Quoten: Förderung der Kultur im Rundfunk<br />

in der EG, Deutschland und anderen EU-<br />

Mitgliedstaaten. – S. 108–117<br />

In ihrem Beitrag gehen die Verfasser so vor, dass sie<br />

zunächst versuchen den Kulturbegriff aufzuschlüsseln,<br />

wobei sie Art. 151 EGV, die Kulturklausel des<br />

EG-Vertrages, als Ausgangspunkt wählen. Es werden<br />

anschließend verschiedene Kulturfördermaßnahmen<br />

für den Rundfunk vorgestellt. Unterschieden wird<br />

dabei insbesondere zwischen finanzieller und regulatorischer<br />

Förderung. Letztere steht im Mittelpunkt,<br />

wenn die Verfasser rechtsvergleichend Kulturquoten<br />

sowie Sprach- und Produktionsquoten auf EU-Ebene<br />

(insbesondere im Zusammenhang mit der Fernsehrichtlinie),<br />

in Deutschland und anderen einzelnen<br />

Mitgliedsstaaten betrachten. Dabei wird auch der<br />

jeweilige verfassungsrechtliche Hintergrund beleuchtet,<br />

wobei diesbezüglich nur in Deutschland ernsthafte<br />

Kontroversen zu beobachten seien. Die Verfasser<br />

arbeiten schließlich heraus, dass man zwischen verschiedenen<br />

Ebenen des Kulturbegriffes unterscheiden<br />

müsse: Es müsse eine Aufspaltung in den Begriff der<br />

europäischen Kultur, den Begriff der Kultur in Europa<br />

und den europäischen Begriff der Kultur erfolgen.<br />

Zentek, Sabine: Anmerkung zu OLG Naumburg,<br />

Urteil vom 7. April 2005: 10 U 7/04,<br />

ZUM 2005, 759fm; erste Entscheidung zum §<br />

32a UrhG, eine Enttäuschung. – S. 117–121<br />

Rüberg, Michael: Mo(n)tezumas späte Rache:<br />

der Schutz nachgelassener Werke im deutschen<br />

Urheberrecht; zugl eine Anmerkung zum Urteil<br />

des OLG Düsseldorf vom 16. August 2005,<br />

I-20-U-123/05, ZUM 2005, 825. – S. 122–129<br />

Strauß, Ingo: Anmerkung zu BGH, Urteil vom<br />

8. November 2005, KZR-37/03, Hörfunkrechte.<br />

– S. 141–143<br />

Der Verfasser stellt die besprochene Entscheidung in<br />

den Kontext eines allgemeinen Interessenkonflikts<br />

zwischen Sportveranstalter und <strong>Medien</strong>berichterstattung.<br />

Er stimmt dem Ergebnis zu, dass Hörfunkrechte<br />

über das Rechtsinstitut des Hausrechtes von Sportveranstaltern<br />

konstruiert werden. Allerdings stellt<br />

er auch daneben auch andere Rechtsgrundlagen zur<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Diskussion und kritisiert darüber hinaus dogmatische<br />

Ungereimtheiten des Urteils, insbesondere hinsichtlich<br />

der Berücksichtigung von Verfassungsrecht bei<br />

einfachgesetzlichen Ansprüchen. Schließlich spricht<br />

der Autor die Möglichkeit eines Kurzberichterstattungsrecht<br />

für Hörfunkveranstalter an, das seiner<br />

Meinung nach aber auch nicht unentgeltlicher Natur<br />

sein könnte.<br />

Jg 50 (2006) Nr 3<br />

Flechsig, Norbert; Karg, Tanja C.: Inhalt und<br />

Umfang der Nachbesserungsmöglichkeiten<br />

im Gegendarstellungsrecht: zur Zulässigkeit<br />

der Neufassung einer Gegendarstellung nach<br />

gerichtlicher Abweisung im Lichte der Unverzüglichkeit<br />

der Anspruchserhebung. – S. 177–<br />

183<br />

„Der Beitrag setzt sich mit den Problemen prozessualer<br />

Natur auseinander, die auftreten, wenn ein<br />

Gegendarstellungsbegehren gerichtlich abgewiesen<br />

wurde. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Gebot der<br />

unverzüglichen Anspruchserhebung.“<br />

Mynarik, Nadine: „Mobile Entertainment“ und<br />

das Jugendmedienschutzrecht: Entwicklungen<br />

von Mobilfunkrecht und -technik: Perspektiven<br />

für den Jugendschutz. – S. 183–188<br />

„Der Beitrag befasst sich mit den Rechtsproblemen,<br />

die auf Grund einer zunehmend wachsenden Bedeutung<br />

mobiler Unterhaltungsdienste und deren Fokussierung<br />

auf Jugendliche und Kinder als Kunden im<br />

Jugendschutzrecht auftreten. Die Verfasserin stellt zunächst<br />

die Anwendbarkeit des Jugendmedienschutzstaatsvertrages<br />

zur Diskussion, wobei insbesondere<br />

eine Abgrenzung zum Anwendungsbereich des Telekommunikationsgesetzes<br />

vorgenommen wird bzw.<br />

entsprechende Überschneidungen aufgezeigt werden.<br />

Anhand von Beispielen werden Abgrenzungsprobleme<br />

im Zusammenhang mit individualkommunikativen<br />

Diensten und Angeboten der mobilen<br />

Massenunterhaltung und – information dargestellt.<br />

In diesem Rahmen untersucht die Verfasserin auch<br />

wettbewerbsrechtliche Implikationen, kommt aber zu<br />

dem Schluss, dass bis zu einer anstehenden Verschärfung<br />

der verbraucherschützenden Regulierung im<br />

Wettbewerbsrecht noch Schwächen erkennbar sind.<br />

Schließlich wendet sie sich den Perspektiven eines angemessenen<br />

Jugendschutzes zu, die sie unter anderem<br />

im Einsatz von neuen Sicherheitstechnologien und<br />

Mechanismen der Selbstregulierung sieht.“<br />

Raitz von Frentz, Wolfgang; Masch, Christian<br />

L.: Glücksspiele, Sportwetten, Geschicklichkeitsspiele,<br />

Lotterien, Unterhaltungsspiele,<br />

Spielbanken, Spielhallen und Gewinnspiele in<br />

Deutschland: eine Übersicht zur jüngsten Entwicklung<br />

des Spielrechts. – S. 189–199<br />

Bornemann, Roland: Die Bedeutung der „starken<br />

Stellung“ in der <strong>Medien</strong>konzentrationskontrolle:<br />

Professor Dr. Wolf-Dieter Ring zum<br />

65. Geburtstag. – S. 200–205<br />

„Ausgehend vom Fall der gescheiterten Springer/<br />

543


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

ProSiebenSat.1 Fusion und der entsprechenden<br />

Prüfung durch die Kommission zur Ermittlung der<br />

Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich (KEK), die in ihrer<br />

Chronologie skizziert wird, beleuchtet der Verfasser<br />

das gesetzliche System der §§ 26 ff. Rundfunkstaatsvertrag.<br />

Er übt Kritik an der KEK-Entscheidung, die<br />

„einer falschen Rechtsmeinung“ folge und sich vom<br />

Leitbild des Gesetzes, welches im Beitrag erarbeitet<br />

wird, entferne. Schließlich unterzieht der Verfasser die<br />

Entscheidung der KEK einer verfassungsrechtlichen<br />

Überprüfung mit dem Ergebnis, dass das Verfassungsrecht<br />

keinen Grund für eine Abweichung der KEK<br />

vom Gesetzestext biete.“<br />

Berberich, Matthias: Die Doppelfunktion der<br />

Zweckübertragungslehre bei der AGB-Kontrolle.<br />

– S. 205–210<br />

Schmelz, Christoph: Anmerkung zu BGH, Urteil<br />

vom 6. Dezember 2005: VI-ZR-265/04. –<br />

S. 214–215<br />

Meyer, Julia: Anmerkung zu OLG Brandenburg,<br />

Urteil vom 16.November 2005: 4-U-<br />

5/054. – S. 225–226<br />

Jg 50 (2006) Nr 4<br />

Diesbach, Martin; Bormann, Sandra Sophia;<br />

Vollrath, Benjamin: „Public-Viewing“ als Problem<br />

des Urheber- und Wettbewerbsrechts. –<br />

S. 265–274<br />

Die Verfasser untersuchen urheber- und wettbewerbsrechtliche<br />

Ansprüche der Infront AG, Wahrnehmerin<br />

der Fernsehrechte der FIFA, gegen Veranstalter von<br />

Public-Viewing-Veranstaltungen. Im Urheberrecht<br />

gehen sie auf die Anspruchsgrundlage des § 87 Abs.<br />

1 Nr. 3 UrhG, die jedoch nur bei wirksamer Abtretung<br />

durch den Rechteinhaber bestünden. Zu klären<br />

ist, wann die Voraussetzung der Erhebung eines „Eintrittsgeldes“<br />

im Sinne von § 87 Abs. 1 Nr. 3 UrhG<br />

gegeben ist. Dies wird insbesondere für den Fall einer<br />

Finanzierung durch Sponsoring ausführlich anhand<br />

der verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten untersucht.<br />

Für gesponserte und für den Zuschauer unentgeltliche<br />

Public-Viewings urheberrechtlich irrelevant<br />

seien, wird der ergänzende wettbewerbsrechtliche<br />

Leistungsschutz geprüft. Dabei spielen zunächst die<br />

Wettbewerbsverhältnisse der einzelnen Akteure eine<br />

Rolle, daneben werden die Voraussetzungen des § 4<br />

Nr. 9, Nr. 10 UWG geprüft mit dem Ergebnis, dass<br />

wettbewerbsrechtliche Ansprüche nicht bestünden.<br />

Strauß, Ingo: Rechtliche Verantwortlichkeit für<br />

Wikipedia: der Streit um „Tron“ war erst der<br />

Anfang. – S. 274–283<br />

Der Beitrag befasst sich mit Rechtsproblemen rund<br />

um die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia. Als<br />

Ausgangspunkt dient die erste juristische Auseinandersetzung<br />

um Wikipedia in Deutschland, nämlich um<br />

die Nennung des bürgerlichen Namens des Hackers<br />

„Tron“ in einem Wikipedia Artikel. Dieser Streit wird<br />

rechtlich analysiert, insbesondere im Hinblick auf<br />

das postmortale Persönlichkeitsrecht. Anschließend<br />

beschäftigt sich der Autor mit weiteren potentiellen<br />

Rechtsfragen wie die rechtliche Einordnung (einfach-<br />

544<br />

gesetzlich und Grundrechtsschutz nach Art. 5 Abs.<br />

1 S. 2 GG) und insbesondere die Verantwortlichkeit.<br />

Hinsichtlich letzterer wird das Haftungssystem der<br />

§§ 6 ff. <strong>Medien</strong>dienstestaatsvertrag dargelegt und eine<br />

etwaige Inanspruchnahme als Störer problematisiert.<br />

Der Beitrag schließt mit Hinweisen auf internationale<br />

Zivilprozess- und Strafverfolgungsfragen.<br />

Gercke, Marco: Die Entwicklung des Internetstrafrechts<br />

im Jahre 2005. – S. 284–294<br />

Wisuschil, Andreas: Der Fall „Junge Freiheit“:<br />

Neuorientierung im Verfassungsschutzrecht?.<br />

– S. 294–301<br />

Grützmacher, Malte: „Gebrauchtsoftware“<br />

und Erschöpfungslehre: zu den Rahmenbedingungen<br />

eines Second-Hand-Marktes für Software;<br />

zugleich eine Anmerkung zu LG München,<br />

Urteil vom 19. Januar 2006, ZUM 2006,<br />

251. – S. 294–301<br />

Franz, Martin: Die Übertragung von DVD-<br />

Rechten auf zweiter Stufe in Altverträgen:<br />

zugleich Anmerkung zum „Zauberberg“-Urteil<br />

des BGH vom 19. Mai 2005, ZUM 2005,<br />

816. – S. 306–310<br />

Jg 50 (2006) Nr 5<br />

Enders, Theodor: Darstellung und Bedeutung<br />

des Jugend(medien)schutzes im Direktmarketing.<br />

– S. 353–362<br />

Der Beitrag systematisiert Anforderungen des Jugendbzw.<br />

Jugendmedienschutzes für Direktmarketing-<br />

Aktivitäten, die immer häufiger per Email, Telefax,<br />

Telefon oder mittelbar über Webseiten durchgeführt<br />

werden. Es wird zunächst das System und die Organisation<br />

des Jugendschutzes in Deutschland dargestellt.<br />

Sodann werden die Anwendungsbereiche des Jugendschutzgesetzes<br />

in Abgrenzung zum Jugendmedienschutzstaatsvertrag<br />

für Direktmarketing-Angebote<br />

erörtert. Zudem werden ergänzend auf weitere rechtliche<br />

Vorgaben des Strafgesetzbuches, des Lebensmittel-<br />

und Wettbewerbsrechts hingewiesen. Der Autor<br />

bemängelt Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen<br />

den Begriffen „Trägermedien“ (Jugendschutzgesetz)<br />

und „Telemedien“ (Jugendmedienschutzstaatsvertrag)<br />

und sieht Gesetzgebung und Rechtsprechung<br />

gefordert, die dargestellten Lücken zu schließen.<br />

Stender-Vorwachs, Jutta; Theißen, Natalia: Die<br />

Revision der Fernsehrichtlinie: ist die Revision<br />

eine Reform?. – S. 362–369<br />

Die Europäische Kommission hat im Dezember einen<br />

Entwurf zur Revision der so genannten „Fernsehrichtlinie“<br />

vorgelegt. Der Betrag beschäftigt sich mit<br />

dem zukünftigen Anwendungsbereich der Richtlinie,<br />

klammert dabei jedoch inhaltliche Fragen etwa zu den<br />

Bereichen Werbung und Jugendschutz aus. Es wird<br />

zunächst der bisherige Anwendungsbereich der noch<br />

geltenden Richtlinie dargestellt und insbesondere auf<br />

Rechtsprobleme hinsichtlich der Abgrenzung zwischen<br />

„Fernsehdiensten“ i.S.d. Fernsehrichtlinie und<br />

„Diensten der Informationsgesellschaft“ i.S.d. e-com-


merce-Richtlinie andererseits hingewiesen. Sodann<br />

wird auf den Richtlinien-Vorschlag eingegangen und<br />

der zukünftige technologieneutrale Ansatz der Kommission<br />

dargestellt. Die Autorinnen gehen vertieft auf<br />

künftige Abgrenzungskriterien zwischen linearen und<br />

nicht-linearen audiovisuellen <strong>Medien</strong>diensten ein, an<br />

welche künftig unterschiedliche, rechtliche Anforderungen<br />

geknüpft werden sollen. Grundsätzlich wird<br />

der Vorschlag der Kommission positiv bewertet, allerdings<br />

seien nicht alle Formen audiovisueller Dienste<br />

vom Anwendungsbereich erfasst, was insbesondere<br />

bei hybriden Diensten Probleme schaffe.<br />

Kubis, Sebastian: Digitalisierung von Druckwerken<br />

zur Volltextsuche im Internet: die<br />

Buchsuche von Google (Google Book Search)<br />

im Konflikt mit dem Urheberrecht. – S. 370–<br />

379<br />

Der Beitrag setzt sich mit dem vom Suchmaschinenanbieter<br />

Google geplanten Projekt zur Digitalisierung<br />

von Büchern und Bibliotheken auseinander. Der Anbieter<br />

plant Bücher aus US-amerikanischen Bibliotheken<br />

zu scannen und eine Volltextsuche im Internet<br />

anzubieten. Zudem können Verleger ihre Bücher dem<br />

Anbieter zur Verfügung stellen. Dargestellt werden<br />

die Funktionsweise und der rechtliche Rahmen dieser<br />

Buchsuche. Dazu geht der Autor auf die geltende<br />

amerikanische Rechtslage die deutsche Rechtslage<br />

ein. Dabei wird insbesondere ein Augenmerk auf das<br />

Urheberpersönlichkeitsrecht und das Allgemeine Persönlichkeitsrecht<br />

sowie urheberrechrechtliche Fragen<br />

gelegt. Ergänzend wird auch die internationale Dimension,<br />

insbesondere die internationale Gerichtszuständigkeit,<br />

erörtert.<br />

Poll, Günter: Anmerkung zu OLG Hamburg,<br />

Urteil vom 18. Januar 2006, ZUM 2006, 335:<br />

Klingeltöne. – S. 379–385<br />

Flechsig, Norbert P.: Quo vadis, Copyright?:<br />

das vierte EBU Symposium am 31. März 2006<br />

in Barcelona. – S. 386–387<br />

Ruttig, Markus: Anmerkung zu BVerfG, Urteil<br />

vom 28. März 2006: I BvR 1054/01. – S. 400–<br />

402<br />

Stenzel, Igor: Anmerkung zu Kammergericht,<br />

Urteil vom 10. Februar 2006: 9 U 55/05. –<br />

S. 405–407<br />

Kaboth, Daniel: Anmerkung zu OLG Frankfurt,<br />

Urteil vom 3. März 2006: 14 W 10/06. –<br />

S. 412–414<br />

Literatur · Zeitschriftenlese<br />

Jg 50 (2006) Nr 6<br />

Federrath, Hannes: Technische Grundlagen<br />

von Auskunftsansprüchen. – S. 434–438<br />

Dargestellt werden die technischen Voraussetzungen<br />

von Auskunftsansprüchen gegen Internet-Provider.<br />

Es werden auf die unterschiedlichen Speicherorte<br />

möglicher urheberrechtsverletzender Daten eingegangen<br />

und typische Szenarien der Internetanbindung<br />

von Nutzern dargestellt. Zudem wird auf die Angebote<br />

von Anonymisierungstechniken im Internet<br />

eingegangen und auf neue technische Entwicklungen<br />

wie z. B. „unbeobachtbare Peer-to-Peer-Systeme“<br />

hingewiesen.<br />

Raabe, Franziska: Der Auskunftsanspruch<br />

nach dem Referentenentwurf zur Verbesserung<br />

der Durchsetzung von rechten des geistigen Eigentums.<br />

– S. 439–443<br />

Dargestellt wird der in der Urheberrechtsnovelle vorgesehene<br />

rechtliche Auskunftsanspruch gegen Internetprovider<br />

zur Verbesserung der Durchsetzung von<br />

Rechten des geistigen Eigentums. Es werden konträre<br />

Einwände der Branchenorganisationen BiTKOM<br />

und IFPI zusammengefasst, die unterschiedliche<br />

Vorbehalte gegen den Auskunftsanspruch äußern.<br />

Die Referentin nimmt sodann zu diesen Einwänden<br />

Stellung und verteidigt die Einführung eines Richtervorbehalts<br />

und die Erfordernis der Rechtsverletzung<br />

im gewerblichen Ausmaß und der Offensichtlichkeit<br />

der Rechtsverletzung.<br />

Kitz, Volker: Urheberrecht im Internet und<br />

seine Einfügung in den Gesamtrechtsrahmen:<br />

gelöste und ungelöste Fragen zwischen<br />

E-Commerce-Richtlinie und Datenschutzrecht.<br />

– S. 444–450<br />

Zombik, Peter: Der Kampf gegen Musikdiebstahl<br />

im Internet: Rechtsdurchsetzung zwischen<br />

Bagatellschwelle und Datenschutz. –<br />

S. 450–456<br />

Langhoff, Helge: Auskunftsanspruch gegen<br />

Internetprovider: Diskussionsbericht der<br />

gleich lautenden Arbeitssitzung des Instituts<br />

für Urheber- und <strong>Medien</strong>recht am 7. April<br />

2006. – S. 457–460<br />

Spieker, Oliver: Anmerkung zu Kammergericht,<br />

Beschluss vom 20. März 2006, 10 W<br />

27/05. – S. 462–464<br />

Libertus, Michael; Schneider, Axel: Anmerkung<br />

zu LG Hamburg, Urteil vom 2. Dezember<br />

2005 – 324 O 721/05. – S. 487–490<br />

545


Literaturverzeichnis<br />

11 Bibliographien. Lexika. Handbücher<br />

12 Jahrbücher. Geschäftsberichte<br />

21 <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft und -forschung<br />

22 Journalismus. <strong>Medien</strong>berufe<br />

31 Kommunikation<br />

32 <strong>Kommunikations</strong>politik<br />

33 Lokalkommunikation. Bundesländer<br />

41 Massenkommunikation Politik<br />

42 Massenkommunikation Gesellschaft<br />

43 Massenkommunikation Kultur<br />

51 Telekommunikation. Informationsgesellschaft<br />

52 Neue Technologien. Multimedia<br />

11 Bibliographien. Lexika. Handbücher<br />

Hörfunk und Fernsehen: Aufsatznachweis aus<br />

Zeitschriften und Sammelwerken; Jahresband<br />

2005. – Köln: WDR, 2006. – 577 S.<br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaft: Massenkommunikation,<br />

<strong>Medien</strong>, Sprache: 2006/1. – Bonn:<br />

soFid, 2006. – 367 S.<br />

Raumordnungsbericht 2005. – Bonn: Bundesamt<br />

für Bauwesen und Raumordnung, 2005.<br />

– 371 S. (Berichte; 21)<br />

12 Jahrbücher. Geschäftsberichte<br />

Fernsehfilm Handbuch 2006: Zahlen, Fakten,<br />

Macher und Inhalte; der Rückblick auf das<br />

Fernsehfilmjahr 2005/ Hrsg.: Hauff, Eberhard;<br />

Meiling, Frank. – München: <strong>Medien</strong> Ed., 2006.<br />

– 622 S.<br />

hr-Haushaltsplan 2006/ Hessischer Rundfunk<br />

(Hrsg.). – Frankfurt: HR, 2005. – getr. S.<br />

Jahresbericht 2004: eine aktuelle Bestandsaufnahme/<br />

Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern<br />

(LRZ) (Hrsg.). – Schwerin:<br />

LRZ, 2005. – 43 S.<br />

Rager, Günther; Siebers, Tonia; Hassemer,<br />

Gregor: Hörfunk 2005 in Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Programmanalyse, Strukturen und<br />

Potenziale. – Schwerin: LRZ, 2005. – 63 S.<br />

ZDF Jahrbuch 2005/ Zweites Deutsches Fernsehen<br />

(Hrsg.). – Mainz: ZDF, 2006. – 243 S.<br />

21 <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft und -forschung<br />

Dahinden, Urs: Framing: eine integrative Theorie<br />

der Massenkommunikation. – Kons tanz:<br />

UVK, 2006. – 346 S. (Forschungsfeld Kommunikation;<br />

22)<br />

546<br />

61 Internationale Kommukation<br />

62 Europa Kommunikation<br />

71 Massenmedien, allgemein<br />

72 <strong>Medien</strong> Bildung<br />

73 <strong>Medien</strong> Ökonomie<br />

74 <strong>Medien</strong> Recht<br />

75 Rundfunk<br />

76 Werbung<br />

81 Publikum. <strong>Medien</strong>nutzung<br />

82 Rezeptionsforschung<br />

83 Kinder Jugendliche <strong>Medien</strong><br />

91 Literatur zu einzelnen Ländern<br />

Einführung in die Publizistikwissenschaft/<br />

Hrsg.: Jarren, Otfried; Bonfadelli, Heinz; Siegert,<br />

Gabriele. – Bern: Haupt, 2005. – 619 S.<br />

Klammer, Bernd: Empirische Sozialforschung:<br />

eine Einführung für <strong>Kommunikations</strong>wissenschaftler<br />

und Journalisten. – Konstanz: UVK,<br />

2005. – 346 S.<br />

Meyen, Michael; Löblich, Maria: Klassiker<br />

der <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft: Fach- und<br />

Theoriegeschichte in Deutschland. – Konstanz:<br />

UVK, 2006. – 343 S.<br />

Rössler, Patrick: Inhaltsanalyse. – Konstanz:<br />

UVK, 2005. – 300 S.<br />

22 Journalismus. <strong>Medien</strong>berufe<br />

Beck, Klaus; Voigt, Susanne; Wünsch, Jana:<br />

<strong>Medien</strong>ethische Qualitätskriterien für den<br />

Rundfunk: Analysen und Empfehlungen für<br />

Rundfunkmacher/ Sächsische Landesanstalt<br />

für privaten Rundfunk und neue <strong>Medien</strong><br />

(SLM) (Hrsg.). – Berlin: Vistas, 2006. – 205 S.<br />

(Schriftenreihe der SLM; 15)<br />

Bozobel, Sabiha: Zaman; Profil einer türkischen<br />

Zeitung in Deutschland. – München:<br />

Olzog, 2005. – 114 S.<br />

Burger, Harald: <strong>Medien</strong>sprache: eine Einführung<br />

in Sprache und <strong>Kommunikations</strong>formen<br />

der Massenmedien. – Berlin: de Gruyter, 2005.<br />

– 486 S.<br />

Genres im Tageszeitungsjournalismus Deutschlands<br />

und Frankreichs: Handreichung für bilaterale<br />

Projekte in Forschung und Ausbildung.<br />

– Bochum: Projekt-Verl., 2006. – 43 S. (Arbeitshefte<br />

internationaler Journalismus; 2006,1)<br />

Karla, Jürgen: Elektronische Zeitung: Anpassung<br />

der Wertschöpfungstätigkeit von


Zeitungsverlagen bei Markteinführung einer<br />

Zeitung auf elektronischem Papier. – Köln:<br />

Eul Verl., 2006. – 199 S. (Telekommunikatio@<br />

<strong>Medien</strong>wirtschaft; 17)<br />

La Roche, Walther von: Einführung in den<br />

praktischen Journalismus: Mit genauer Beschreibung<br />

aller Ausbildungswege Deutschland<br />

Österreich Schweiz.. – Berlin: Econ, 2006.<br />

– 309 S.<br />

nr-Werkstatt; Presserecht in der Praxis: Chancen<br />

und Grenzen für den Recherche-Journalismus/<br />

netzwerk recherche (Hrsg.). – Wiesbaden:<br />

ColorDruck, 2005. – 120 S.<br />

Pörksen, Bernhard: Die Beobachtung des Beobachters:<br />

eine Erkenntnistheorie der Journalistik.<br />

– Konstanz: UVK, 2006. – 362 S.<br />

Schütz, Walter J.: Zeitungen in Deutschland:<br />

Verlage und ihr publizistisches Angebot 1949–<br />

2004; Teil 1: 1949-1976. – Berlin: Vistas, 2005.<br />

– 609 S.<br />

Schütz, Walter J.: Zeitungen in Deutschland:<br />

Verlage und ihr publizistisches Angebot 1949–<br />

2004; Teil 2: 1989-2004. – Berlin: Vistas, 2005.<br />

– 609-1162 S.<br />

Stapf, Ingrid: <strong>Medien</strong>-Selbstkontrolle: Ethik<br />

und Institutionalisierung. – Konstanz: UVK,<br />

2006. – 398 S.<br />

Streeck, Klaus: Management der Fantasie:<br />

Einführung in die werbende Wirtschaftskommunikation.<br />

– München: R. Fischer, 2006.<br />

– 241 S.<br />

Wolff, Volker: ABC des Zeitungs- und Zeitschriftenjournalismus.<br />

– Konstanz: UVK, 2006.<br />

– 373 S. (Praktischer Journalismus; 67)<br />

31 Kommunikation<br />

Daumenkultur: das Mobiltelefon in der Gesellschaft/<br />

Hrsg.: Glotz, Peter; Bertisch, Stefan;<br />

Locke, Chris. – Bielefeld: transcript, 2006.<br />

– 348 S.<br />

Grundbegriffe der <strong>Medien</strong>theorie/ Hrsg.:<br />

Roesler, Alexander; Stiegler, Bernd. – Paderborn:<br />

Fink, 2005. – 266 S.<br />

Lehmkuhl, Markus: Massenmedien und interpersonale<br />

Kommunikation: eine explorative<br />

Studie am Beispiel BSE. – Konstanz: UVK,<br />

2006. – 231 S. (Forschungsfeld Kommunikation;<br />

21)<br />

Mutzl, Johanna: „Die Macht von dreien...“:<br />

<strong>Medien</strong>hexen und moderne Fangemeinschaf-<br />

Literatur · Literaturverzeichnis<br />

ten; Bedeutungskonstruktionen im Internet.<br />

– Bielefeld: transcript, 2005. – 189 S. (Cultural<br />

studies; 15)<br />

Systematische <strong>Medien</strong>philosophie/ Hrsg.:<br />

Sandbothe, Mike; Nagl, Ludwig. – Berlin: Akademie<br />

Verl., 2005. – 410 S. (Deutsche Zeitschrift<br />

für Philosophie; Sonderband 7)<br />

33 Lokalkommunikation. Bundesländer<br />

Böckelmann, Frank: Wirtschaftliche Verflechtungen<br />

und Wettbewerb der <strong>Medien</strong> in Bayern:<br />

Dokumentation und Analyse. – München: R.<br />

Fischer, 2006. – 694 S. (BLM-Schriftenreihe;<br />

83)<br />

Kamera läuft! Ton ab!: Fünf Jahre mobile <strong>Medien</strong>arbeit<br />

in Thüringen; ein Erfahrungsbericht<br />

der TLM-<strong>Medien</strong>werkstatt/ Thüringer Landesmedienanstalt<br />

TLM (Hrsg.). – München:<br />

KoPäd, 2005. – 241 S. (TLM-Schriftenreihe;<br />

19)<br />

41 Massenkommunikation Politik<br />

Heimbrock, Klaus Jürgen: Wie sag’ ich’s meinem<br />

Bürger?: Lokale Pressearbeit bei unpopulären<br />

Entscheidungen. – Aachen: Shaker, 2005.<br />

– 158 S. (Wissen & Wandel; 2)<br />

Münkel, Daniela: Willy Brand und die „Vierte<br />

Gewalt“: Politik und Massenmedien in den<br />

50er bis 70er Jahren. – Frankfurt am Main:<br />

Campus-Verl., 2005. – 332 S.<br />

PR-Kampagnen: über die Inszenierung von<br />

Öffentlichkeit/ Hrsg.: Röttger, Ulrike. – Wiesbaden:<br />

VS, 2006. – 377 S.<br />

Weingart, Peter: Die Wissenschaft der Öffentlichkeit:<br />

Essays zum Verhältnis von Wirtschaft,<br />

<strong>Medien</strong> und Öffentlichkeit. – Weilerswist: Velbrück<br />

Wissenschaft, 2005. – 206 S.<br />

Wes Land ich bin, des Lied ich sing?: <strong>Medien</strong><br />

und politische Kultur/ Hrsg.: Blum, Roger;<br />

Meier, Peter; Gysin, Nicole. – Bern: Haupt,<br />

2006. – 395 S. (Berner Texte zur <strong>Kommunikations</strong>-<br />

und <strong>Medien</strong>wissenschaft; 10)<br />

42 Massenkommunikation Gesellschaft<br />

Nolte, Kristina: Der Kampf um Aufmerksamkeit:<br />

Wie <strong>Medien</strong>, Wirtschaft und Politik um<br />

eine knappe Ressource ringen. – Frankfurt:<br />

Campus-Verl., 2005. – 186 S.<br />

547


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

43 Massenkommunikation Kultur<br />

Graham, Phil: Hypercapitalism: New media,<br />

language, and social perceptions of value.<br />

– New York: Lang, 2006. – 202 S. (Digital formations;<br />

15)<br />

Jerrentrup, Tabea: <strong>Medien</strong>Macht: <strong>Medien</strong>wirkungen<br />

bezogen auf Wahrnehmung, Gesellschaft,<br />

Kommunikation und Individuum.<br />

– Berlin: WiKu, 2005. – 209 S.<br />

<strong>Medien</strong>anthropologie und <strong>Medien</strong>avantgarde:<br />

Ortsbestimmungen und Grenzüberschreitungen/<br />

Hrsg.: Fürnkäs, Josef; Izumi, Masato;<br />

Pfeiffer, Ludwig. – Bielefeld: transcript, 2005.<br />

– 290 S. (<strong>Medien</strong>umbrüche; 13)<br />

The Power of Language and the Media/ Hrsg.:<br />

David, Maya Khemlani; Burhanudeen, Hafriza.<br />

– Frankfurt am Main: Lang, 2006. – 203<br />

S. (Duisburg Papers on Research and Language<br />

and Culture; 62)<br />

51 Telekommunikation. Informationsgesellschaft<br />

Bülling, Franz; Hillebrand, Annette; Stamm,<br />

Peter: Transaktionskosten der Nutzung des Internet<br />

durch Missbrauch (Spamming) und Regulierungsmöglichkeiten.<br />

– Bad Honnef: WIK,<br />

2006. – 86 S. (Diskussionsbeiträge WIK; 272)<br />

The Internet and Politics: citizens, voter and<br />

activists/ Hrsg.: Oates, Sarah. – London:<br />

Routledge, 2006. – 228 S.<br />

Der Mehrwert der <strong>Medien</strong> – Motor für Innovation<br />

und Wachstum: Dokumentation der<br />

<strong>Medien</strong>tage München 2005. – Berlin: Vistas,<br />

2006. – 301 S.<br />

52 neue Technologien. Multimedia<br />

Banse, Gerhard: Neue Kultur(en) durch neue<br />

<strong>Medien</strong>(?): das Beispiel Internet. – Berlin: Trafo,<br />

2005. – 183 S.<br />

Digital media: transformations in human communication/<br />

Hrsg.: Messaris, Paul; Humphreys,<br />

Lee. – New York: Lang, 2006. – 337 S.<br />

Klimmt, Christoph: Computerspielen als<br />

Handlung: Dimensionen und Determinanten<br />

des Erlebens interaktiver Unterhaltungsangebote.<br />

– Köln: Halem, 2005. – 224 S. (Unterhaltungsforschung;<br />

2)<br />

548<br />

62 Europa Kommunikation<br />

Deutsche und französische <strong>Medien</strong> im Wandel/<br />

Hrsg.: Frenkel, Cornelia; Lüger, Heinz-Helmut.<br />

– Landau: Knecht, 2004. – 260 S. (Landauer<br />

Schriften zur <strong>Kommunikations</strong>- und<br />

Kulturwissenschaft; 6)<br />

Europäische Öffentlichkeit und medialer Wandel:<br />

eine transdisziplinäre Perspektive/ Hrsg.:<br />

Langenbucher, Wolfgang; Latzer, Michael.<br />

– Wiesbaden: VS, 2005. – 419 S.<br />

Tri-Medial Working in European Local Journalism/<br />

Hrsg.: Paukens, Hans; Uebbing, Sandra.<br />

– München: Fischer, 2006. – 163 S. (Schriftenreihe<br />

Deutsche Hörfunk Akademie; 6)<br />

71 Massenmedien, allgemein<br />

Bonfadelli, Heinz; Friemel, Thomas: <strong>Kommunikations</strong>kampagnen<br />

im Gesundheitsbereich:<br />

Grundlagen und Anwendungen. – Konstanz:<br />

UVK, 2006. – 149 S.<br />

Community Services: Healthcare/ Hrsg.:<br />

Reichwald, Ralf; Krcmar, Helmut; Schlichter,<br />

Johann. – Köln: Eul Verl., 2005. – 324 S. (Schriften<br />

zu Kooperations- und <strong>Medien</strong>systemen; 7)<br />

Erfahrungsberichte und Studien zur Fußball-<br />

Europameisterschaft/ Hrsg.: Horky, Thomas.<br />

– Hamburg: Books on Demand, 2005. – 148 S.<br />

(Sport & Kommunikation; 2)<br />

Fußball – <strong>Medien</strong>, <strong>Medien</strong> – Fußball: Zur<br />

<strong>Medien</strong>kultur eines weltweit populären<br />

Sports/ Hrsg.: Settekorn, Wolfgang. – Hamburg:<br />

Zentrum für <strong>Medien</strong> und <strong>Medien</strong>kultur,<br />

2006. – 127 S. (Hamburger Hefte zur <strong>Medien</strong>kultur;<br />

7)<br />

Gethmann, Daniel: Die Übertragung der Stimme:<br />

Vor- und Frühgeschichte des Sprechens im<br />

Radio. – Zürich: diaphanes, 2006. – 208 S.<br />

Leonarz, Martina: Gentechnik im Fernsehen:<br />

eine Framing-Analyse. – Konstanz: UVK,<br />

2006. – 309 S.<br />

Lewis, Justin; Brookers, Rod: Shoot first and<br />

ask questions later: media coverage of the 2003<br />

Iraq war. – New York: Lang, 2006. – 212 S.<br />

(Media & culture; 7)<br />

Paul, Gerhard: Der Bilderkrieg: Inszenierung,<br />

Bilder und Perspektiven der „Operation Irakische<br />

Freiheit“. – Göttingen: Wallstein-Verl.,<br />

2005. – 237 S.<br />

Prawer, Siegbert Salomon: Between two worlds:<br />

the Jewish Presence in Germany and Aus-


trian Film, 1910-1933. – New York: Berghahn<br />

Books, 2005. – 228 S.<br />

Radio Radio: Studien zum Verhältnis von Literatur<br />

und Rundfunk/ Hrsg.: Boehncke, Heiner;<br />

Crone, Michael. – Frankfurt am Main: Lang,<br />

2005. – 357 S. (Frankfurter Forschungen zur<br />

Kultur- und Sprachwissenschaft; 9)<br />

Rössler, Patrick; Lücke, Stephanie: Ernährung<br />

im Fernsehen: Darstellung und Wirkung: eine<br />

empirische Studie. – München: Fischer, 2006.<br />

– 313 S. (<strong>Medien</strong> und Gesundheit; 1)<br />

Schwab, Ulrike: Erzähltext und Spielfilm: zur<br />

Ästhetik und Analyse der Filmadaption. – Berlin:<br />

Lit, 2006. – 388 S. (Geschichte, Zukunft,<br />

Kommunikation; 4)<br />

Steinlehner, Martin: Qualitätsmoderation oder<br />

moderative Qualität: eine empirische Vergleichsstudie<br />

zu Moderationen von Sport-Magazinsendungen<br />

im Fernsehen. – Münster: LIT,<br />

2005. – 129 S. (Sportpublizistik; 3)<br />

Vogel, Irmela: Fernsehübertragungen von<br />

Strafverfahren in der Bundesrepublik Deutschland<br />

und in den USA. – Frankfurt am Main:<br />

Lang, 2005. – 169 S.<br />

Wolbold, Matthias: Reden über Deutschland:<br />

die Rundfunkreden Thomas Manns, Paul Tillichs<br />

und Sir Robert Vansittarts aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg. – Münster: LIT, 2005. – 380 S.<br />

(Tillich-Studien; 17)<br />

72 <strong>Medien</strong> Bildung<br />

Baumann, Thomas: <strong>Medien</strong>pädagogik, Internet<br />

und eLearning: Entwurf eines integrativen<br />

medienpädagogischen Programms. – Zürich:<br />

Pestalozzianum, 2005. – 196 S.<br />

<strong>Medien</strong> – Unterricht – Kommunikation: Politische,<br />

sozialwissenschaftliche und fachdidaktische<br />

Aspekte zur Kontext- und Interdependenzendiskussion/<br />

Hrsg.: Becker, Ortwin.<br />

– Hamburg: Studiengesellschaft für Sozialwissenschaftliche<br />

und Politische Bildung, 2005.<br />

– 366 S. (Sozialwissenschaftliche Impulse; 4)<br />

Wessner, Martin: Kontextuelle Kooperation in<br />

virtuellen Lernumgebungen. – Köln: Eul Verl.,<br />

2005. – 180 S. (Schriften zu Kooperations- und<br />

<strong>Medien</strong>systemen; 8)<br />

73 <strong>Medien</strong> Ökonomie<br />

Handbuch <strong>Medien</strong>management/ Hrsg.: Scholz,<br />

Christian. – Berlin: Springer, 2006. – 982 S.<br />

Literatur · Literaturverzeichnis<br />

Karmasin, Matthias; Winter, Carsten: Konvergenzmanagement<br />

und <strong>Medien</strong>wirtschaft.<br />

– München: Fink, 2006. – 272 S.<br />

KEF-Bericht 15; Band 1/ Kommission zur Ermittlung<br />

des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten<br />

, KEF (Hrsg.). – Mainz: KEF Geschäftsstelle,<br />

2005. – 141 S. + Anhang 71 S.<br />

KEF-Bericht 15; Band 2/ Kommission zur Ermittlung<br />

des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten<br />

, KEF (Hrsg.). – Mainz: KEF Geschäftsstelle,<br />

2005. – 185 S.<br />

<strong>Medien</strong> und Ökonomie: Band 3: Anwendungsfelder<br />

der <strong>Medien</strong>ökonomie/ Hrsg.: Altmeppen,<br />

Klaus-Dieter; Karmasin, Matthias. – Wiesbaden:<br />

VS, 2006. – 218 S.<br />

Schulze, Timo: Optimale Nutzungspreise für<br />

Online-Zeitungen. – Wiesbaden: DUV, 2005.<br />

– 264 S.<br />

74 <strong>Medien</strong> Recht<br />

Engel, Christoph: Paketvermittelte Telefonie.<br />

– Baden-Baden: <strong>Nomos</strong>, 2006. – 133 S. (Law<br />

and Economics of International Telecommunications;<br />

55)<br />

Haller, Michael: Informationsfreiheit und Pressevertrieb<br />

in Europa: zur Funktionsleitung des<br />

Grosso-Systems in ausgewählten Staaten der<br />

Europäischen Union. – Baden-Baden: <strong>Nomos</strong>,<br />

2006. – 265 S. (Stiftung Presse-Grosso; 3)<br />

Holznagel, Bernd; Niehaus, Christian: Telekommunikationsrecht:<br />

Rahmenbedingungen<br />

– Regulierungspraxis. – München: Beck, 2006.<br />

– 336 S.<br />

Tätigkeitsbericht (20.) des Hamburgischen<br />

Datenschutzbeauftragten: zugleich Tätigkeitsbericht<br />

der Aufsichtsbehörde für den nichtöffentlichen<br />

Bereich 2004/2005. – Hamburg:<br />

Datenschutzbeauftragter, 2006. – 130 S.<br />

75 Rundfunk<br />

ALM Programmbericht; Fernsehen in<br />

Deutschland 2005; Programmforschung und<br />

Programmdiskurs. – Berlin: Vistas, 2005. – 287<br />

S.<br />

Baker, Maxine: Documentary in the digital age.<br />

– Oxford: Focal Pr., 2006. – 308 S.<br />

Bommert, Hanko; Voß-Frick, Andrea: Fakten<br />

und Images: Interviews im dualen System des<br />

deutschen Fernsehens. – Münster: LIT, 2005.<br />

– 184 S. (<strong>Medien</strong>psychologie; 5)<br />

549


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Buck, Inge: Ich habe eine Landkarte im Kopf:<br />

und andere Hörbilder; Beiträge zur Kulturgeschichte<br />

im Radio. – Bremen: Ed. Lumiere,<br />

2005. – 249 S. (Presse und Geschichte – neue<br />

Beiträge; 20)<br />

Deutschland sucht den Superstar: Analyse der<br />

Erfolgsfaktoren/ Hrsg.: Wolf, Sarah. – Hamburg:<br />

Diplomica, 2004. – 98 S.<br />

Empirische Unterhaltungsforschung: Studien<br />

zu Rezeption und Wirkung von medialer Unterhaltung/<br />

Hrsg.: Schramm, Holger; Wirth,<br />

Werner. – München: R. Fischer, 2006. – 221 S.<br />

(Reihe Rezeptionsforschung; 8)<br />

Göbbel, Heide-Marie: Die große TV-Community:<br />

Charisma und Massenattraktion im Fernsehen.<br />

– Hamburg: Books on Demand, 2005.<br />

– 257 S.<br />

Info ohne -tainment?: Orientierung durch<br />

Fernsehen: Kompetenz, Relevanz, Akzeptanz/<br />

Hrsg.: Hall, Peter Christian. – Mainz: Zweites<br />

Dt. Fernsehen, 2005. – 423 S. (Mainzer Tage der<br />

Fernsehkritik; 37)<br />

Ist das Radio noch zu retten?: Überlebenstraining<br />

für ein vernachlässigtes Medium/ Hrsg.:<br />

Stümpert, Herman. – Berlin: Uni-Ed., 2005.<br />

– 196 S.<br />

Tas, Mehmet: Die Konstruktion „politischer<br />

Bilder“ und ihre Vermittlungsstruktur im TV-<br />

Unterhaltungsprogramm: eine medienwissenschaftliche<br />

Analyse ausgewählter Kriminalserien<br />

in den öffentlich-rechtlichen und privaten<br />

Sendern. – Stuttgart: ibidem, 2005. – 422 S.<br />

76 Werbung<br />

Bratschi, Rebekka: Xenismen in der Werbung:<br />

die Instrumentalisierung des Fremden. – Frankfurt<br />

am Main: Lang, 2005. – 229 S.<br />

Grimmer, Florian: Das Suchmaschinen-Marketing:<br />

Kundengewinnung durch bezahlte Suchergebnisse.<br />

– Bochum: Projekt Verl., 2005.<br />

– 108 S. (BiTS-Forschung; 1)<br />

Janoschka, Anja: Web advertising: new forms<br />

of communication on the Internet. – Amsterdam:<br />

Benjamins, 2004. – 227 S.<br />

81 Publikum. <strong>Medien</strong>nutzung<br />

Massenkommunikation VII: eine Langzeitstudie<br />

zur <strong>Medien</strong>nutzung und <strong>Medien</strong>bewertung<br />

1964-2005/ Hrsg.: Reitze, Helmut; Ridder,<br />

Christa-Maria. – Baden-Baden: <strong>Nomos</strong>, 2006.<br />

550<br />

– 272 S. (Schriftenreihe Media Perspektiven;<br />

19)<br />

82 Rezeptionsforschung<br />

Bertrand, Ina; Hughes, Peter: Media research<br />

methods: audiences, institutions, texts. – Basingstoke:<br />

Palgrave Macmillan, 2005. – 286 S.<br />

Community Services: Lifestyle/ Hrsg.: Reichwald,<br />

Ralf; Krcmar, Helmut; Schlichter, Johann.<br />

– Köln: Eul Verl., 2005. – 370 S. (Schriften zu<br />

Kooperations- und <strong>Medien</strong>systemen; 6)<br />

Shanahan, James; Morgan, Michael: Television<br />

and its Viewers: Cultivation theory and<br />

research. – Cambridge: Cambridge Univ. Pr.,<br />

1999. – 267 S.<br />

83 Kinder Jugendliche <strong>Medien</strong><br />

Keazor, Henry; Wübbena, Thorsten: Video<br />

thrills the Radio Star: Musikvideos: Geschichte,<br />

Themen, Analysen. – Bielefeld: transcript,<br />

2005. – 476 S.<br />

Kerlen, Dietrich: Jugend und <strong>Medien</strong> in<br />

Deutschland: eine kulturhistorische Studie/<br />

Hrsg.: Rath, Matthias; Marci-Boehncke, Gudrun.<br />

– Weinheim: Beltz, 2005. – 205 S.<br />

Kinder und <strong>Medien</strong> 2003/2004: eine Studie<br />

der ARD/ZDF-<strong>Medien</strong>kommision. – Baden-<br />

Baden: <strong>Nomos</strong>, 2006. – 357 S. (Schriftenreihe<br />

Media Perspektiven; 18)<br />

Ucar-Ilbuga, Emine: Fernsehkonsum von türkischen<br />

Jugendlichen: eine empirische Untersuchung<br />

im Hamburger Stadtteil Dulsberg.<br />

– Frankfurt am Main: Lang, 2005. – 277 S. (Beiträge<br />

zur Literatur- und <strong>Medien</strong>didaktik; 10)<br />

91 Literatur zu einzelnen Ländern<br />

Amelina, Anna: Propaganda oder Autonomie?<br />

Das russische Fernsehen 1970 bis heute. – Bielefeld:<br />

transcript, 2006. – 333 S.<br />

Bicket, Douglas: A new song or the same tune?:<br />

Press constructions of Scotland’s emerging political<br />

identitiy in Britain and Europe. – Columbia:<br />

AEJMC, 2006. – 187 S. (Journalism and<br />

communication monographs; 2006/4)<br />

Broadcasting Regulation: Market entry and<br />

Licensing: Regolamentazione dell’attività Radiotelevisiva:<br />

Accesso al Mercato e Sistema di<br />

Licenze; Global Classroom Seminar/ Hrsg.:<br />

Memmo, Daniela; Miconi, Silvia. – Milano:<br />

Dott. a. Giuffrè Ed., 2006. – 382 S.


Chinese Cyberspaces: technological changes<br />

and political effects/ Hrsg.: Damm, Jens; Thomas,<br />

Simona. – London: Routledge, 2006. – 180<br />

S.<br />

Ganescu, Elonora: Ethnische Minderheiten in<br />

der Rumänischen Presse: eine quantitative und<br />

diskurshistorische Zeitungsanalyse. – Frankfurt<br />

am Main: Lang, 2006. – 348 S.<br />

Hanitzsch, Thomas: Journalismus in Indonesien:<br />

Akteure, Strukturen Orientierungshorizonte,<br />

Journalismuskulturen. – Wiesbaden:<br />

DUV, 2004. – 285 S.<br />

Hemels, Joan: Regulierung, Selbstregulierung<br />

und <strong>Medien</strong>kompetenz in den Niederlanden:<br />

die Entwicklung und die öffentliche Debatte.<br />

– Hilversum: NICAM, 2005. – 52 S.<br />

Hennecke, Angelika: Zwischen Faszination<br />

und Gewalt: Kolumbien – unser gemeinsamer<br />

Nenner: Reflexionen über das Verhältnis zwischen<br />

kultureller Identität, Kommunikation<br />

und <strong>Medien</strong> anhand der diskursanalytischen<br />

Untersuchung einer kolumbianischen Werbekampagne.<br />

– Berlin: Lang, 2006. – 204 S. (Kulturwissenschaftliche<br />

Werbeforschung; 6)<br />

The Irish media directory and guide 2006: a<br />

comprehensive guide to all media on the island<br />

of Ireland/ Hrsg.: Shaw, Helen. – Dublin: Gill<br />

& Macmillan, 2005. – 354 S.<br />

Jirgens, Eckhard: Der Deutsche Rundfunk der<br />

1. Tschechoslowakischen Republik: eine Bestandsaufnahme;<br />

Teil 1. – Frankfurt am Main:<br />

Lang, 2005. – 503 S.<br />

Literatur · Literaturverzeichnis<br />

Jirgens, Eckhard: Der Deutsche Rundfunk der<br />

1. Tschechoslowakischen Republik: eine Bestandsaufnahme;<br />

Teil 2: Tabellenband. – Frankfurt<br />

am Main: Lang, 2005. – 312 S.<br />

Journalism and democracy in Asia/ Hrsg.: Romano,<br />

Angela; Bromley, Michael. – London:<br />

Routledge, 2005. – 205 S.<br />

Li, Hongyan: Media change in China: China’s<br />

media in the process of globalization. – Hamburg:<br />

Kovac, 2005. – 223 S. (Schriften zur <strong>Medien</strong>wirtschaft;<br />

10)<br />

Nähle, Kirsten: „Der schwarze Kanal“: ein politisches<br />

Magazin des DDR-Fernsehens. – Marburg:<br />

Tectum, 2005. – 90 S.<br />

Perebinossoff, Philippe; Gross, Brian: Programming<br />

for TV, radio, and the Internet: strategy,<br />

development, and evaluation. – Oxford: Focal<br />

Pr., 2005. – 142 S.<br />

Schulze Schneider, Ingrid: Spanische <strong>Medien</strong>kultur<br />

gestern und heute. – Berlin: Vistas, 2005.<br />

– 119 S. (European journalism review series; 7)<br />

Taiwan; Public television service foundation<br />

annual report 2004. – Taipei: PTS, 2005. – 40 S.<br />

Vahl, Joachim: Die neuen <strong>Medien</strong> und ihre regionalökonomische<br />

Bedeutung für Entwicklungsländer:<br />

Eine Studie in Sambia. – Bergisch<br />

Gladbach: Ferger, 2005. – 259 S.<br />

Wada, Maho: Stille Gewalt: Inszenierungen des<br />

Todes in den Filmen von Takeshi Kitano. – Berlin:<br />

AVINUS, 2005. – 102 S.<br />

551


English Abstracts<br />

Wolfgang Seufert: Programme Expense, Quality and Profitability of Public Service<br />

Broadcasting Programmes (Programmaufwand, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote), pp. 365–385<br />

Business codes, or rather, indicators, ensure the internal control of production processes<br />

as well as the external control of the achievements of objectives by company board committees.<br />

This article engages with two aspects of the external control of the profitability<br />

of public service broadcasting: the first question addresses whether the indicator “costs<br />

per minute”, used by the KEF, is feasible for such comparisons of profitability and the<br />

second addresses to what extent the cost level of private broadcasters can serve as a target<br />

value (benchmark) for public service broadcasting expense. On the basis of theoretical<br />

considerations about the correlation of programme expense, quality and demands of television<br />

and radio audiences, it becomes clear that the cost per thousand (CPT) is a better<br />

indicator for the profitability of broadcasters than the costs per minute. However, it has<br />

to be taken into account that the CPT level for different programme genres is systematically<br />

different. Varying programme structures or rather special guidelines for public<br />

service broadcasting (e.g. for information or text proportions) influence the CPT level.<br />

The empirical part of this article confirms the assumed coherences between cost levels<br />

and demands of audiences, or rather between production expense and the programme<br />

structure of German TV programmes and national radio broadcasting. Private CPT cost<br />

levels have only limited suitability as a benchmark, since the effects of the target regarding<br />

the market shares have to be taken into account as an additional quality dimension<br />

of public service broadcasting programmes.<br />

Keywords: Media quality, production expense, financing of broadcasting, broadcasting<br />

regulation, costs per thousand, profitability<br />

Jens Wolling / Christoph Kuhlmann: Diffused Attention. An Empirical Test of an<br />

Explanatory Model for the Secondary Use of Television (Zerstreute Aufmerksamkeit.<br />

Empirischer Test eines Erklärungsmodells für die Nebenbeinutzung des Fernsehens),<br />

pp. 386–411<br />

In many cases, television use is only a secondary use: people eat, make phone calls, have<br />

conversations with one another or do domestic work while the television is turned on at<br />

the same time. This article investigates the origins of this behavior. The authors develop<br />

a complex explanatory model which includes socialisation factors, external and internal<br />

restrictions of action, the attachment to television, moods, perception of quality, as well<br />

as motives and benefit perceptions derived from the Uses and Gratification Approach.<br />

Employing multiple regressions, not only the extent of secondary use is explained, but<br />

also its modi, content and situation. The following three factors have the strongest impact<br />

on secondary use: firstly, the positive evaluation of specific benefits of secondary<br />

use – which are of mostly atmospheric character –, and secondly, the ability to handle<br />

cognitive requirements due to parallel activity. The third factor regards the evaluation of<br />

the quality of the television. The variance of the remaining explanatory variables points<br />

to the variety of the phenomenon of secondary use: depending on whether the focus<br />

552


English Abstracts<br />

of the analysis is on television use during specific activities or on the secondary use of<br />

particular content, different reasons prove to be significant.<br />

Keywords: Attention, secondary use, secondary use of television, television use, media<br />

use<br />

Kathrin Junghanns / Thomas Hanitzsch: Profiles of German Foreign Correspondents<br />

(Deutsche Auslandskorrespondenten im Profil), pp. 412–429<br />

This study undertakes the first explorative and descriptive analysis of the occupational<br />

field, based on online interviews with a total of 176 foreign correspondents who report<br />

for the German media. The results prove that on average foreign correspondents are<br />

older and more experienced than their colleagues in national home offices. More so than<br />

in other areas of journalism this domain is dominated by men. Furthermore, foreign<br />

correspondents tend to understand their role as aiming at the contextualisation and classification<br />

of international news as well as a cultural understanding of the region of news<br />

coverage. As a result of complex demands, the occupation of a foreign correspondent is<br />

not a field for neophytes.<br />

Keywords: foreign correspondents, global coverage, self-image, occupational field<br />

Jutta Milde und Georg Ruhrmann: Molecular Medicine in German Television – Scientific<br />

Journals. Results of Interviews with Journalists and Content Analyses (Molekulare<br />

Medizin in deutschen TV-Wissenschaftsmagazinen. Ergebnisse von Journalisteninterviews<br />

und Inhaltsanalysen), pp. 430–456<br />

Molecular medicine can serve as an example of scientific-technological progress which<br />

is highly controversial in terms of its societal consequences. As in virtually all scientifictechnological<br />

topics the majority of the population lacks the necessary expertise for a<br />

direct observation of current developments. The public picture of molecular medicine<br />

is therefore shaped by mass media, especially by television. Therefore, findings on the<br />

characteristics of television coverage on the topic of molecular medicine are also relevant<br />

for general questions regarding the role of science journalism in modern societies. The<br />

empirical basis of this study is, on one hand composed of semi-structured interviews<br />

with science TV journalists about their perception of their role in society, selection criteria<br />

and presentation principles. It is based, on the other hand, of 203 journal articles on<br />

molecular medicine which were evaluated and classified employing a content analysis of<br />

the period 1995-2004. The results show that the analysed scientific journals indeed present<br />

a strong personalised but overriding information-oriented science coverage. Critical<br />

or controversial statements are widely disregarded. The focus is on benefits rather than<br />

risks. Finally, the article presents a brief discussion of future research perspectives.<br />

Keywords: Science coverage, television magazines, content analysis, science journalism,<br />

scientific journals, television coverage, self-image, molecular medicine<br />

553


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Jörg Hagenah: Possibilities of the Use of Media-Analysis Radio Data for Secondary<br />

Analysis from 1972 until today (Möglichkeiten der Nutzung von Media-Analyse-<br />

Radiodaten für Sekundäranalysen von 1972 bis heute), pp. 457–485<br />

For many years, the data of the “media analysis study” for scientific secondary analysis<br />

has been available. However, until 2002 this data was hardly used by communication<br />

scholars. This has changed somewhat with the technical processing of data in SPSS format,<br />

but there is still no trouble-free data use. In particular, a desirable longitudinal<br />

use is hardly feasible for individual scientists during their routine work because of the<br />

complexity of the amount of data. For that reason, a document analysis of the questionnaires<br />

and code books for programme-specific radio use was conducted. Now the current<br />

inquiry model, which was introduced in 1987, can be contrasted with the previous<br />

model. Without any problems, inquiry blocks regarding general- and time filters can be<br />

used in longitudinal perspective; for one, longitudinal usability of frequency inquiries<br />

and routines is methodologically problematic but so are derived probability measures,<br />

contact sums and variances.<br />

Keywords: Radio broadcasting, secondary analysis, longitudinal research, media use,<br />

methods<br />

554


Autorinnen und Autoren dieses Heftes<br />

Dr. Steffen B urkhardt, Hamburg Media School, Finkenau 35, 22081 Hamburg,<br />

s.burkhardt@hamburgmediaschool.com<br />

Dr. Jörg Hagenah, <strong>Medien</strong>wissenschaftliches Lehr- und Forschungszentrum der<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Universität zu Köln, Greinstr. 2,<br />

50939 Köln, hagenah@wiso.uni-koeln.de<br />

Dr. Thomas H anitzsch, Institut für <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft,<br />

Technische Universität Ilmenau, PF 100565, 98684 Ilmenau, thomas.hanitzsch@tu-il<br />

menau.de<br />

Dr. Dagmar H offmann, Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg,<br />

FB 1, <strong>Medien</strong>wissenschaft, Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam,<br />

d.hoffmann@hff-potsdam.de<br />

Dipl.-<strong>Medien</strong>wiss. Kathrin J unghanns, Redaktion „Inside Premiere“, Creation Club<br />

(CC) GmbH, <strong>Medien</strong>allee 19, 85774 Unterföhring, kathrin.junghanns@creation-club.<br />

de<br />

Dr. Steffen Kolb, Hamburg Media School, Finkenau 35, 22081 Hamburg, s.kolb@<br />

hamburgmediaschool.com<br />

Dr. phil. Jan Krone, Institut für Publizistik- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft, AB<br />

Ökonomie und Massenkommunikation/<strong>Kommunikations</strong>politik und <strong>Medien</strong>recht,<br />

Freie Universität Berlin, Malteserstr. 74-100, 12249 Berlin, jkrone@zedat.fu-berlin.de<br />

oder j.krone@gmx.net<br />

Prof. Dr. Hans-Dieter K übler, Fakultät Design <strong>Medien</strong> Information, Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaften Hamburg, Berliner Tor 5, 20099 Hamburg, hans-dieter.<br />

kuebler@bui.haw-hamburg.de<br />

Dr. Christoph Kuhlmann, Institut für <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft,<br />

Technische Universität Ilmenau, Am Eichicht 1, 98693 Ilmenau, christoph.kuhlmann@<br />

tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Soz.Wiss. Jutta Milde, <strong>Medien</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena,<br />

Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena, jutta.milde@uni-jena.de<br />

Prof. Dr. Hans Peter P eters, Programme Group Humans, Environment, Technology<br />

MUT, Forschungszentrum Jülich, 52425 Jülich, h.p.peters@fz-juelich.de<br />

Dipl.-Soz. Ulrich R iehm, Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag<br />

(TAB), Neue Schönhauser Str. 10, 10178 Berlin, riehm@itas.fzk.de<br />

555


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

Prof. Dr. Helge Rossen-Stadtfeld, Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften,<br />

Universität der Bundeswehr München, Werner-Heisenberg-Weg 39,<br />

85577 Neubiberg, helge.rossen-stadtfeld@unibw.de<br />

Prof. Dr. Georg R uhrmann, Lehrstuhl der medialen Kommunikation und der <strong>Medien</strong>wirkung,<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena, Georg.<br />

Ruhrmann@uni-jena.de<br />

Prof. Dr. Wolfgang S eufert, Professur für <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft mit dem<br />

Schwerpunkt Ökonomie und Organisation der <strong>Medien</strong>, Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena, Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena, w.seufert@uni-jena.de<br />

Dr. Jörg Ukrow, Stv. Direktor der Landesmedienanstalt Saarland, Nell-Breuning-Allee<br />

6, 66115 Saarbrücken, ukrow@lmsaar.de<br />

Dr. Stephan A. Weichert, Institut für <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>politik gGmbH,<br />

Fasanenstraße 73, 10719 Berlin, stephan.weichert@institut-medienpolitik.de<br />

Prof. Dr. Jens Wolling, Institut für <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft und <strong>Medien</strong>forschung,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München, Oettingenstr. 67, 80538 München<br />

556


Hinweise für Autorinnen und Autoren<br />

Die wissenschaftliche Vierteljahreszeitschrift „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft“<br />

(bis Ende 1999 „Rundfunk und Fernsehen – Zeitschrift für <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft“)<br />

wird seit 1953 vom Hans-Bredow-Institut herausgegeben<br />

und redaktionell betreut. Die Zeitschrift ist ein interdisziplinäres Forum für theoretische<br />

und empirische Beiträge aus der gesamten <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft.<br />

Für die Publikation in „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft“ kommen wissenschaftliche<br />

Beiträge in Betracht, die:<br />

• ein Moment originärer theoretischer Leistung beinhalten bzw. einen theoretisch<br />

weiterführenden Argumentationsgang bieten;<br />

• Befunde zu einem ausgewiesenen Problem von theoretischer oder medienprak tischer<br />

Relevanz darstellen;<br />

• innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses Position beziehen und die Diskussion<br />

voranbringen können oder<br />

• Literatur bzw. ausgewählte Literatur zu bestimmten Problem stellungen systematisch<br />

und vergleichend zusammenfassen und eine Übersicht über den Stand der<br />

Theorie und/oder Empirie geben.<br />

Die Redaktion bietet außerdem die Möglichkeit zur Stellungnahme und Erwiderung<br />

zu publizierten Beiträgen. Stellungnahmen und Erwiderungen, die den in „<strong>Medien</strong> &<br />

<strong>Kommunikations</strong>wissenschaft“ üblichen inhaltlichen und formalen Standards entsprechen<br />

und geeignet sind, die wissenschaftliche Diskussion zu fördern, werden im nächstmöglichen<br />

Heft publiziert. Die Redaktion räumt dabei dem Autor bzw. der Autorin<br />

des Beitrages, auf den sich die Stellungnahme bezieht, die Möglichkeit einer Erwiderung<br />

ein.<br />

Manuskripte, die zur Publikation in „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft“ eingereicht<br />

werden, dürfen nicht anderweitig veröffentlicht sein und bis Abschluss des Begutachtungsverfahrens<br />

nicht anderen Stellen zur Veröffentlichung angeboten werden.<br />

Im Sinne der Förderung des wissenschaftlichen Diskurses und der kumulativen Forschung<br />

sowie der Qualitätssicherung legt die Redaktion bei der Begutachtung von Beiträgen<br />

besonderen Wert darauf, dass größtmögliche Transparenz hinsichtlich der verwendeten<br />

Daten hergestellt wird. Autorinnen und Autoren empirischer Beiträge verpflichten<br />

sich mit der Einreichung des Manuskripts, dass sie die Art und Weise der Datenerhebung<br />

bzw. den Zugang zu Datenbeständen, die von Dritten (z. B. Datenbanken) zur Verfügung<br />

gestellt worden sind, ausreichend dokumentieren, um so die Voraus setzungen für<br />

Sekundäranalysen und Replikationen zu schaffen. Zugleich erklären sie sich bereit, die<br />

verwendeten Daten bei wissenschaftlich begründeten Anfragen im Rahmen der jeweils<br />

gegebe nen Möglichkeiten für weitere Analysen zur Verfügung zu stellen.<br />

Formalien:<br />

• Manuskripte sind der Redaktion in dreifacher Ausfertigung oder per E-Mail zuzuschicken.<br />

• Da die eingereichten Manuskripte anonymisiert begutachtet werden, sind zwei Titelblätter<br />

erfor derlich: eines mit Angabe des Titels und der Namen und Anschriften<br />

der Autorinnen und Auto ren, eines ohne Anführung der Namen und Adressen.<br />

Das Manuskript selbst darf keine Hinweise auf die Autorinnen und Autoren enthalten.<br />

557


M&K 54. Jahrgang 3/2006<br />

• Beizufügen ist eine kurze Zusammenfassung des Beitrags (max. 15 Zeilen), die dem<br />

Leser als selbständiger Text einen hinreichenden Eindruck vom Inhalt des jeweiligen<br />

Beitrags vermittelt.<br />

• Der Umfang der Beiträge soll 20 Manuskriptseiten (55.000 Zeichen) nicht überschreiten.<br />

• Die Manuskriptseiten müssen im DIN A4-Format (einseitig), anderthalbzeilig beschrieben<br />

und mit ausreichendem Rand versehen sein.<br />

• Gliederung des Textes: Jedes Kapitel und Unterkapitel sollte mit einer Überschrift<br />

(in Dezi malzählung) versehen sein.<br />

• Hervorhebungen im Text sind kursiv oder fett zu kennzeichnen.<br />

• Für Hinweise und Literaturbelege bestehen wahlweise zwei Möglichkeiten:<br />

a) durch Angabe von Autor, Erscheinungsjahr und Seitenziffer im fortlaufenden<br />

Text – z. B.: ... (Müller, 1990: 37 – 40) ... –, wobei der vollständige bibliographische<br />

Nachweis über ein Literaturverzeichnis im An schluss an den Beitrag erfolgt;<br />

b) über durchnummerierte Anmerkungsziffern, wobei der Text der Anmerkung auf<br />

der entsprechenden Seite aufgeführt wird.<br />

Über eine Annahme des Manuskripts und den Zeitpunkt der Veröffentlichung entscheidet<br />

die Re daktion auf der Grundlage redaktionsinterner und externer Gutachten. Dem/<br />

der Autor/in wird die Redaktionsentscheidung schriftlich mitgeteilt. Im Falle einer Entscheidung<br />

für Überarbeitung, Neu einreichung oder Ablehnung legt die Redaktion die<br />

Gründe für ihre Entscheidung offen. Dazu wer den die anonymisierten Gutachten, evtl.<br />

auch nur in Auszügen, zugesandt. Das Begutachtungsver fahren ist in der Regel sechs<br />

Wochen nach Eingang des Manuskripts abgeschlossen; falls die Begut achtung längere<br />

Zeit erfordert, werden die Autor/inn/en benachrichtigt.<br />

Von jedem Originalbeitrag werden 20 Sonderdrucke kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Weitere Sonderdrucke können bei Rückgabe der Fahnenkorrektur an die Redaktion<br />

schriftlich gegen Rech nung bestellt werden.<br />

Verlag und Redaktion haften nicht für Manuskripte, die unverlangt eingereicht werden.<br />

Mit der An nahme eines Manuskripts erwirbt der Verlag von den Autorinnen und Autoren<br />

alle Rechte, insbe sondere auch das Recht der weiteren Vervielfältigung zu gewerblichen<br />

Zwecken im Wege des fotomechanischen oder eines anderen Verfahrens.<br />

Anschrift der Redaktion: Hans-Bredow-Institut<br />

Heimhuder Straße 21, 20148 Hamburg (Tel. 0 40/45 02 17-41)<br />

E-Mail: c.matzen@hans-bredow-institut.de<br />

<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong>wissenschaft<br />

Herausgegeben vom Hans-Bredow-Institut für <strong>Medien</strong>forschung an der Universität Hamburg<br />

ISSN 1615-634X<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />

Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung<br />

des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

<strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2006. Printed in Germany.<br />

Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich (4 Hefte jährlich), Jahresabonnement 83,–, Jahres<br />

abonnement für Studenten € 49,– (gegen Nachweis), Einzelheft € 24,– jeweils zuzügl. Versandkosten (inkl.<br />

MwSt.); Bestellungen nehmen der Buchhandel und der Verlag entgegen; Abbestellungen vierteljährlich zum<br />

Jahresende. Zahlung jeweils im Voraus an <strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft, Postscheckk. Karlsruhe 736 36-751 und<br />

Stadtsparkasse Baden-Baden, Konto 5-002 266.<br />

Verlag und Anzeigenannahme: <strong>Nomos</strong> Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 76520 Baden-Baden,<br />

Telefon: (0 72 21) 21 04-0, Telefax: 21 04 27.<br />

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