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Kommunikations- wissenschaft - Medien ...

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M&K 48. Jg. 2000/4 E 20039 F<br />

&<br />

HANS-BREDOW-INSTITUT<br />

<strong>Medien</strong><br />

<strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

Herbert Kubicek / Stefan Welling<br />

Vor einer digitalen Spaltung in Deutschland? Annäherung<br />

an ein verdecktes Problem von wirtschafts- und gesellschaftspolitischer<br />

Brisanz<br />

Joan Kristin Bleicher<br />

Zwischen Menschenzoo, Panopticon und Dauertheater.<br />

Inszenierungsstrategien im „Big Brother“-Container und ihre<br />

gesellschaftlichen Funktionen<br />

Armin Rott / Stefan Schmitt<br />

Wochenend und Sonnenschein … Determinanten der<br />

Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt<br />

Philomen Schönhagen<br />

Evaluation des Integrationspotenzials von Massenmedien –<br />

theoretische und methodische Überlegungen<br />

Nomos Verlagsgesellschaft<br />

Baden-Baden<br />

Die neue Rundfunk und Fernsehen


II<br />

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2. Umschlagseite


M&K 48. Jg. 2000/4<br />

HANS-BREDOW-INSTITUT<br />

<strong>Medien</strong><br />

<strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

Redaktion:<br />

Hardy Dreier, Uwe Hasebrink, Thorsten Held, Anja Herzog,<br />

Otfried Jarren, Friedrich Krotz, Claudia Lampert,<br />

Christiane Matzen, Eva Rischkau, Hermann-Dieter Schröder,<br />

Wolfgang Schulz, Jutta Simon, Ralph Weiß<br />

Nomos Verlagsgesellschaft<br />

Baden-Baden<br />

&


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

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BERICHTE<br />

Herbert Kubicek / Stefan Welling Vor einer digitalen Spaltung in Deutschland? Annäherung<br />

an ein verdecktes Problem von wirtschafts-<br />

und gesellschaftspolitischer Brisanz . . . . . 497<br />

Joan Kristin Bleicher Zwischen Menschenzoo, Panopticon und Dauertheater.<br />

Inszenierungsstrategien im „Big-Brother“-<br />

Container und ihre gesellschaftlichen Funktionen . 518<br />

Armin Rott / Stefan Schmitt Wochenend und Sonnenschein … Determinanten<br />

der Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537<br />

DISKUSSION<br />

Philomen Schönhagen Evaluation des Integrationspotenzials von Massenmedien<br />

– theoretische und methodische Überlegungen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554<br />

LITERATUR<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Besprechungen<br />

Joan Kristin Bleicher Christian Schicha / Rüdiger Ontrup (Hrsg.): <strong>Medien</strong>inszenierungen<br />

im Wandel. Interdisziplinäre<br />

Zugänge, Münster / Hamburg 1999 . . . . . . . . . . . . . 571<br />

Joan Kristin Bleicher Jutta Wermke (Hrsg.): Ästhetik und Ökonomie.<br />

Beiträge zur interdisziplinären Diskussion von <strong>Medien</strong>-Kultur,<br />

Opladen/Wiesbaden 2000 . . . . . . . . . 572<br />

Heinz Bonfadelli Matthias Rath (Hrsg.): <strong>Medien</strong>ethik und <strong>Medien</strong>wirkungsforschung,<br />

Wiesbaden 2000 . . . . . . . . . . . 573<br />

Frank Fölsch Klaus Meißner / Alexander Lorz / Reinhart<br />

Schmidt: Internet–Rundfunk. Anwendungen und<br />

Infrastruktur zur Verbreitung von Rundfunkprogrammen<br />

im Internet, Berlin 2000 . . . . . . . . . . . . . . 574<br />

Oliver Köster Klaus Oertel: Die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

nach §§ 66 ff. TKG. Zur organisationsrechtlichen<br />

Verselbstständigung staatlicher Verwaltung<br />

am Beispiel der Privatisierung in der Telekommunikation,<br />

Berlin 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576<br />

Roland Mangold Dolf Zillmann & Peter Vorderer (eds.): Media Entertainment.<br />

The Psychology of its Appeal, Mahwah<br />

/ New Jersey 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579<br />

Jutta Röser Eggo Müller: Paarungsspiele. Beziehungsshows in<br />

der Wirklichkeit des neuen Fernsehens, Berlin 1999 581<br />

495


Helmut Scherer Klaus Merten: Einführung in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>,<br />

Bd. 1: Grundlagen der <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>,<br />

Münster 1999 . . . . . . . . . . . . . . . 583<br />

Daniela Schlütz Julia Spanier: Werbewirkungsforschung und Mediaentscheidung.<br />

Förderung des Informationstransfers<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis, München 1999 585<br />

Gernot Wersig Thomas Valovic: Digital mythologies. The hidden<br />

complexities of the internet. New Brunswick / New<br />

Jersey / London 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587<br />

Hartmut Weßler Wiebke Müller: Journalistenausbildung in Europa.<br />

Bestandsaufnahme, neue Modelle, Entwicklungsperspektiven,<br />

Berlin 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589<br />

Zeitschriftenlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591<br />

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 620<br />

English abstracts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628<br />

Inhaltsverzeichnis 48. Jahrgang 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633<br />

496


Vor einer digitalen Spaltung in Deutschland?<br />

Annäherung an ein verdecktes Problem von wirtschafts- und gesellschaftspolitischer<br />

Brisanz<br />

Herbert Kubicek / Stefan Welling<br />

BERICHTE<br />

Die Zahl der Internetnutzer steigt zwar ständig, die Zuwächse sind zwischen einzelnen<br />

Ländern und innerhalb der Länder zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

jedoch sehr unterschiedlich verteilt. Während teilweise behauptet wird, die bisher unterrepräsentierten<br />

Gruppen (insbesondere Frauen, Senioren und Menschen mit niedrigem<br />

formalem Bildungsabschluss) würden aufholen, wird in dem vorliegenden Beitrag mit<br />

neuen Auswertungsmethoden gezeigt, dass sich der Abstand zwischen Jungen und Alten<br />

sowie Hochschulabsolventen und Hauptschulabsolventen im Zeitablauf sogar vergrößert<br />

und das in den USA als Digital Divide bezeichnete Problem auch in Deutschland<br />

existiert. Über die Ursachen gibt es unterschiedliche Hypothesen. Im vorliegenden<br />

Beitrag werden die neuartigen Anforderungen an die Informationsgewinnung und die<br />

hohen Hürden zur Gewinnung dieser Kompetenz als Hauptursache herausgearbeitet.<br />

Diese Barrieren sollen durch Experimente überwunden werden, deren Ergebnisse in<br />

einem Netzwerk ausgetauscht werden sollen.<br />

1. Das Internet auf dem Weg zum Massenmedium<br />

Das Internet ist dabei, sich neben Presse und Rundfunk als drittes Massenmedium zu<br />

etablieren. Fast 30 Jahre nach Entwicklung des Internet-Protokolls basiert heute auf dieser<br />

Träger-Technologie ein breites Spektrum von Diensten, von denen insbesondere<br />

E-Mail und das World Wide Web (WWW) in den entwickelten Industrieländern jeweils<br />

Millionen von Nutzern gefunden haben. Das Angebot deckt nicht nur ein ähnlich breites<br />

thematisches Spektrum ab wie Presse und Rundfunk, sondern geht noch weit darüber<br />

hinaus, weil es auch die Formen der vermittelten Kommunikation umfasst, für die<br />

bisher Post und Telefon benutzt wurden. Ob Bildung oder Unterhaltung, Konsum oder<br />

Erwerbsarbeit, private oder öffentliche Kommunikation, das Internet spielt eine zunehmend<br />

wichtigere Rolle im jeweiligen <strong>Medien</strong>mix.<br />

Wie stets zu Beginn der Verbreitung neuer <strong>Medien</strong> wurden und werden auch an das<br />

Internet hohe Erwartungen gestellt. Mit ihm scheinen die über 30 Jahre alten Visionen<br />

des Wandels von der Industrie- zur Informations- oder Wissensgesellschaft endlich umgesetzt<br />

zu werden: Menschen arbeiten, konsumieren und interagieren weitgehend unabhängig<br />

von Raum und Zeit über Netze, sind besser gebildet als ihre Vorfahren und gestalten<br />

das öffentliche Leben aktiv mit (vgl. Castells 1996). Der Beitrag des Internets zur<br />

Stärkung von Bürgerkommune, Zivilgesellschaft und direkter Demokratie ist bisher gering<br />

(vgl. Tsagarousianou 1999). Die so genannte New Economy hingegen hat sich mittlerweile<br />

etabliert, wenn auch zurzeit die Umsatzanteile noch gering sind und die Gewinne<br />

erst noch realisiert werden müssen (vgl. Beck/Aloys 1999 und Glotz 1999).<br />

Die Veränderungen in den Wirtschafts- und Unternehmensstrukturen sind jedoch in<br />

vollem Gange. Unter den Bedingungen der Globalisierung werden der Anteil der Fachkräfte<br />

für Informationstechnik (IT) und die Marktanteile der IT-Unternehmen zu<br />

Schlüsselgrößen für das volkswirtschaftliche Wachstum erklärt (vgl. European Commission<br />

Information Society Directorate-General – Unit C 1 2000a, 2000b). Die Regie-<br />

497


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

rungen aller westlichen Industrieländer fördern die IT-Branche, die Fachkräfteausbildung<br />

und zunehmend auch eine allgemeine IT-Qualifikation für alle Berufe, in denen<br />

diese Techniken angewandt werden. Schon bald wird die Fähigkeit, im WWW gezielt<br />

recherchieren zu können, bei der Besetzung von Stellen im Bürobereich genauso selbstverständlich<br />

verlangt werden wie die Bedienung eines PCs für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation.<br />

1<br />

Bisher sind die Nutzerzahlen kontinuierlich gestiegen, sodass es auf den ersten Blick<br />

so aussieht, als befänden wir uns in der steilen, sich selbst tragenden Aufschwungphase<br />

des s-förmigen Diffusionsprozesses (vgl. Rogers 1995), die keine staatlichen Interventionen<br />

erfordere. Die Nutzung des Internet variiert jedoch erheblich zwischen den einzelnen<br />

Ländern und innerhalb der einzelnen Länder zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.<br />

Zwar schreibt die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und<br />

Post in ihrem letzten Bericht zur Lage der Telekommunikation korrekt, dass Deutschland<br />

die größte Online-Gemeinde in Europa besitze. Gemessen am Anteil der Bevölkerung<br />

steht Deutschland jedoch hinter den USA, den skandinavischen und den meisten<br />

anderen nordwesteuropäischen Ländern im hinteren Mittelfeld (vgl. Reg. TP 2000).<br />

Abb. 1: Haushalte mit Internetzugang (in %)<br />

Quelle: INRA 2000: 322, U.S. Department of Commerce 2000: 1<br />

Da dies unmittelbar in Verbindung gebracht werden kann mit den wirtschaftlichen<br />

Chancen der New Economy, hat sich die Bundesregierung vorgenommen, diese Positi-<br />

1 So gaben im Frühjahr 2000 im Rahmen einer Unternehmensbefragung des Bundesinstituts für<br />

Berufsausbildung 76 % der über 1000 interviewten Unternehmen an, dass sie u. a. Grundkenntnisse<br />

im Umgang mit PC und Internet bei neu einzustellenden Auszubildenden voraussetzen<br />

(vgl. Kendzia/Thau 2000: 178).<br />

498


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

on zu verbessern. In ihrem Aktionsprogramm „Innovationen und Arbeitsplätze in der<br />

Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts“ hat sie eine Aktion „Internet für Alle“<br />

angekündigt, um den Zugang zu den neuen <strong>Medien</strong> zu verbreitern (vgl. BMWI 1999: 25).<br />

In der gemeinsam mit der IT-Industrie organisierten Initiative D21 gibt es u. a. im Wirkungskreis<br />

der Arbeitsgruppe „Ordnungsrahmen und Verbreiterung des Zugangs zum<br />

Internet“ eine Unterarbeitsgruppe „Internet für alle“ 2 . Auf der Jahresveranstaltung im<br />

September 2000 hat Bundeskanzler Gerhard Schröder ein 10-Punkte-Programm im<br />

Rahmen der Aktion „Internet für alle“ verkündet. 3 Ähnliche Aktivitäten sind auf der<br />

Ebene der Europäischen Union zu verzeichnen, die im Durchschnitt weit hinter den<br />

USA zurückliegt. Auf dem Lissabon-Gipfel wurde zusammen mit der Initiative E-Europe<br />

das ehrgeizige Ziel vereinbart, Europa zur wettbewerbsstärksten und dynamischsten<br />

Wirtschaft weltweit zu machen (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />

2000: 1).<br />

Innerhalb der einzelnen Länder, in den USA ebenso wie in Deutschland, zeigt sich bei<br />

der Online-Nutzung eine soziodemographische Verteilung, die stark von der generellen<br />

Bevölkerungsstruktur abweicht. Der typische Internetnutzer ist immer noch männlich,<br />

mittleren Alters, hat einen höheren Bildungsabschluss und ein überdurchschnittliches<br />

Einkommen. Für eine frühe Diffusionsphase ist dies kein Problem, weil fast alle<br />

medientechnischen Innovationen sukzessive die unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Gruppen erreichen (vgl. Rogers 1995). Die größere Verbreitung in den USA und Skandinavien<br />

wäre dann lediglich auf einen früher eintretenden oder schneller verlaufenden<br />

Diffusionsprozess zurückzuführen. Mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung<br />

wären danach auch in Deutschland deutlich höhere Nutzeranteile in allen Bevölkerungsschichten<br />

zu erwarten. Es gibt aber auch Argumente dafür, dass die große Internetverbreitung<br />

in den genannten Ländern auf günstigere ökonomische Rahmenbedingungen<br />

und gezielte Fördermaßnahmen zurückzuführen ist. So werden häufig die niedrigen<br />

Telekommunikationskosten in den USA genannt oder die hohe Verbreitung in<br />

Schweden auf gezielte steuerliche Anreize zurückgeführt (vgl. BITKOM 2000). Hinzu<br />

kommt, dass niemand in der Aufschwungphase prognostizieren kann, auf welchem Niveau<br />

die Abflachung und Sättigung eintreten wird. Optimisten gehen davon aus, dass<br />

das Internet eine ähnliche Verbreitung wie Telefon und Fernsehen erreichen wird. Andere<br />

erwarten eine Sättigung der PC-Ausstattung bei 50 % der Haushalte. Dies würde<br />

die Rentabilität vieler Investitionen im E-Commerce und vor allem ein umfassendes<br />

E-Government in Frage stellen.<br />

Die US-amerikanische Information Infrastructure Task Force – ein aus Regierungsmitarbeitern<br />

bestehendes Beratungsgremium – empfahl bereits 1993, dass alle US-Amerikaner<br />

und -Amerikanerinnen Zugang zum Internet finden müssen (vgl. IITF 1993).<br />

Die deutsche Bundesregierung ist sehr viel bescheidener und formuliert in ihrem Aktionsprogramm<br />

als Zielmarke die Steigerung des Anteils der Internet-Abonnentinnen<br />

und -Abonnenten an der Gesamtbevölkerung von 9 % im Jahr 1999 auf über 40 % bis<br />

zum Jahr 2005; dabei soll eine gleichwertige Internetbeteiligung von Frauen gesichert<br />

2 Das Internetangebot der Initiative befindet sich unter http://www.initiatived21.de.<br />

3 Geplant ist u. a., die Internetnutzung zum Bestandteil der Allgemeinbildung zu machen,<br />

PC-Sponsoring durch Unternehmen zu fördern, Arbeitslose an die Internetnutzung heranzuführen<br />

und die weitere Entwicklung von E-Government und E-Business zu fördern (vgl.<br />

http://www.bundespresseamt.de/top/dokument/Schwerpunkte/Internet_fuer_alle/ix429_761<br />

3.htm).<br />

499


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

werden (vgl. BMWI 1999: 9). Doch es fehlt bisher an gründlichen Analysen, und vermutlich<br />

würden auch sie nicht eindeutig bestimmte Ursachen für die unterschiedliche<br />

Internetdiffusion in den einzelnen Ländern isolieren können. Bei den kurzen Produktlebenszyklen<br />

und dem harten globalen Wettbewerb ist das Warten auf die Fortsetzung<br />

eines sich selbst tragenden Prozesses politisch auch sehr riskant. Daher sind die Aktionsprogramme<br />

zur Förderung der Internetnutzung verständlich. Sie leiden jedoch darunter,<br />

dass sie ohne solide Datenlage und differenzierte Hypothesen, geschweige denn<br />

bewährte Diagnosen und Therapien ein pauschales Ziel erreichen sollen. Wenn hingegen<br />

„alle“ einen Internetzugang hätten, wären die Voraussetzungen sehr viel günstiger.<br />

Im Folgenden soll versucht werden, sich der hier skizzierten Problematik in drei<br />

Schritten zu nähern:<br />

1. Zunächst wird anhand vorhandener statistischer Daten geprüft, ob eine digitale Spaltung<br />

zu verzeichnen und wie sie möglichst exakt zu ermitteln ist.<br />

2. Dann wird untersucht, worauf die Unterrepräsentanz bestimmter Bevölkerungsgruppen<br />

zurückgeführt werden kann.<br />

3. Abschließend wird skizziert, welche Maßnahmen geeignet sein könnten, die diagnostizierte<br />

digitale Spaltung zu verringern oder zu vermeiden und dem Ziel „Internet für<br />

Alle“ einen Schritt näher zu kommen.<br />

Dabei soll nicht problematisiert werden, ob „Internet für Alle“ ein legitimes Ziel ist, ob<br />

es grundrechtlich hergeleitet werden kann, ob nicht der Markt immer bessere Entscheidungen<br />

trifft u. a. m.. Diese gesamte normative und stets ideologische Debatte wurde<br />

u. a. in der Enquêtekommission des Deutschen Bundestages über Deutschlands Weg in<br />

die Informationsgesellschaft geführt und kann <strong>wissenschaft</strong>lich nicht entschieden werden.<br />

Für die vorliegende Untersuchung sollen die vorangegangenen Verweise auf existierende<br />

politische Programme und Absichtserklärungen als Legitimation ausreichen,<br />

um sich der Frage nach dem Wie zu widmen.<br />

Um dennoch zu erwartende Missverständnisse zu vermeiden, sei an dieser Stelle darauf<br />

verwiesen, dass bei der Frage nach den Trägern entsprechender Aktionen keineswegs<br />

nur an staatliche Stellen gedacht wird. An verschiedenen Stellen wird auf die USA verwiesen,<br />

wo neben vielen staatlichen Initialzündungen und bestimmte Regulierungsmaßnahmen<br />

Projekte in Public-Private-Partnerships ebenso eine wichtige Rolle bei der<br />

Überwindung des Digital Divide spielen wie Förder- und Sponsorenprogramme von<br />

Stiftungen und großen IT-Unternehmen.<br />

2. Gibt es eine digitale Spaltung in Deutschland?<br />

2.1 Versuch einer begrifflichen Klärung<br />

Noch ist ein adäquater Ausdruck für das hier gemeinte Problem nicht gefunden worden.<br />

„Digitale Spaltung“, die Übersetzung von „Digital Divide“ ist zu dramatisch und<br />

radikal, mehr ein Slogan als eine Bezeichnung für ein <strong>wissenschaft</strong>lich beschreibbares<br />

Phänomen. Schon seit einiger Zeit sprechen Politiker im Zusammenhang mit dem Wandel<br />

zur Informations- oder Wissensgesellschaft davon, dass es keine neue Spaltung der<br />

Gesellschaft in Information Haves und Have-nots oder in User und Loser geben dürfe,<br />

oder dass die Kluft zwischen Information Rich und Information Poor nicht größer werden<br />

dürfe. Dahinter steht die Annahme, dass es in einer Informations- und Wissensgesellschaft<br />

mehr noch als in der Industriegesellschaft für den volkswirtschaftlichen und<br />

den individuellen Wohlstand auf Informations- und <strong>Kommunikations</strong>kompetenzen an-<br />

500


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

komme. Diese sind wie die gesamte Bildung schichtspezifisch verteilt (vgl. Hradil 1999:<br />

144ff. und Winterhoff-Spurk 1999). Aus gesellschafts-, sozial- und beschäftigungspolitischen<br />

Gründen wird angestrebt, die wenig qualifizierte Unterschicht nicht größer werden<br />

zu lassen, sondern diese zu verringern, indem möglichst viele Menschen die Chance<br />

erhalten, diese zum Teil neuen Qualifikationen zu erwerben (vgl. Hamm 1996 und<br />

Hadamik 1998).<br />

Diese aktuell im Zusammenhang mit dem Internet geführte Debatte weist inhaltliche<br />

Bezüge zu der schon in den 70er und 80er Jahren geführten Fachdiskussion über die<br />

Wissenskluft-Hypothese auf, in der es darum ging, ob Hörfunk und Fernsehen das Wissensgefälle<br />

in der Bevölkerung verringert haben oder ob es vor allem die besser Gebildeten<br />

sind, die sich die jeweils neuen <strong>Medien</strong> aneignen und damit ihren Vorsprung ausbauen<br />

(vgl. Bonfadelli 1994). Vom Internet wird gerade in der Literatur erwartet, dass<br />

es neue Chancen eröffne und bestehende Ungleichheiten nivelliere (vgl. Dyson 1998 und<br />

Leggewie 1998). Und auch die erwähnte diffusionstheoretische Interpretation geht davon<br />

aus, dass das Internet nach entsprechender zeitlicher Verzögerung alle Schichten erreichen<br />

wird, so wie dies beim Telefon und Fernsehen der Fall war.<br />

Das in den USA als „Digital Divide“ bezeichnete Problem steht im Gegensatz zu<br />

diesen Thesen und verweist auf eine sich verstärkende Differenz in der Internetnutzung<br />

durch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. 4 Öffentliche Aufmerksamkeit hat<br />

der Begriff in der zweiten und dann vor allem in der dritten Analyse der Internetnutzung<br />

in den USA durch die National Telecommunications and Information Administration<br />

(NTIA), einer nachgeordneten Behörde des U.S. Department of Commerce,<br />

erlangt. Der erste im Juli 1995 veröffentlichte Bericht trug den Titel „Falling Through<br />

the Net – A Survey of the Have Nots in Rural and Urban America“ (vgl. U.S. Department<br />

of Commerce 1995). Dabei erhob das U.S. Bureau of Census im Rahmen des<br />

Current Population Survey neben Daten zur Telefonverbreitung und -nutzung erstmals<br />

auch Daten zu PC- und Internetzugang und -nutzung und verknüpfte diese mit<br />

soziodemographischen Daten. In dieser ersten Studie wurde festgestellt, dass die Menschen<br />

bzw. Haushalte in ländlichen Gebieten und den Innenstädten, die mit niedrigem<br />

Einkommen und niedrigem formalem Bildungsniveau weit unterdurchschnittlich bei<br />

den Internetnutzern zu finden sind. Deutliche Abstände wurden auch zwischen der<br />

weißen, asiatischen, afroamerikanischen und hispanischen Bevölkerung festgestellt.<br />

Daraufhin wurden vielfältige Fördermaßnahmen auf der Ebene des Bundes und der<br />

Bundesstaaten eingeleitet bzw. verstärkt, um zur Realisierung der Anfang der neunziger<br />

Jahre formulierten Zielmarke beizutragen, allen US-Amerikanern und US-Amerikanerinnen<br />

die Internetnutzung zu ermöglichen (vgl. IITF 1993). Diese reichen von<br />

Sondertarifen im Telekommunikationsgesetz für Schulen, Bibliotheken und Einrichtungen<br />

des Gesundheitswesens über Förderprogramme für die Internetpräsenz für gemeinnützige<br />

Einrichtungen bis zu Hilfen für einzelne Bevölkerungsgruppen (vgl. Wilhelm<br />

2000: 116ff.).<br />

Die im Jahre 1998 veröffentlichte zweite Erhebung trug den Untertitel „New Data on<br />

the Digital Divide“. Darin wird auf die hohen Zuwächse gegenüber 1995 beim PC-Be-<br />

4 Der Ursprung des Begriffes ist unklar. Der Anfang dieses Jahres auf der Digital-Divide-Mailingliste<br />

des Digital Divide Networks (http://www.digitaldividenetwork.org) unternommene<br />

Klärungsversuch endete mit der Feststellung, dass der Begriff um 1994 herum erstmals im kommunikationspolitischen<br />

Kontext verwendet wurde.<br />

501


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

sitz (51,9 %), beim Modem-Besitz (139,1 %) und beim E-Mail-Zugang (397,1 %) verwiesen<br />

und gleichzeitig der „Digital Divide“ herausgestellt:<br />

„Trotz dieses signifikanten Zuwachses bei Computer-Besitz und -Nutzung war das<br />

Wachstum bei einigen Einkommensklassen, demographischen Gruppen und geographischen<br />

Regionen stärker als bei anderen. Tatsächlich hat die ‚digitale Spaltung‘ zwischen<br />

bestimmten Gruppen von Amerikanern zwischen 1994 und 1997 zugenommen,<br />

so dass heute eine größere Disparität zwischen den Penetrationsraten der einzelnen<br />

Gruppen besteht. Es gibt eine größer werdende Kluft, z. B. zwischen den unteren und<br />

oberen Einkommensgruppen. Und obwohl alle ethnischen Gruppen heute mehr Computer<br />

besitzen als 1994, ist der Rückstand der schwarzen und hispanischen Bevölkerung<br />

gegenüber der weißen größer geworden …“ (U. S. Department of Commerce 1998: 2,<br />

Übersetzung durch die Autoren) 5 .<br />

Zur konkreten Messung des Digital Divide wurde mit der zweiten Falling-Through-<br />

The-Net-Studie eine neue Methode eingeführt. In der Regel wird bei zeitlichen Vergleichen<br />

der Prozentanteil einer bestimmten Teilgruppe der Internetnutzer zu einem<br />

Zeitpunkt in Beziehung gesetzt zum Anteil dieser Gruppe zu einem früheren Zeitpunkt.<br />

Da diese Vorgehensweise den Anteil der Internetnutzer in den einzelnen Bevölkerungsgruppen<br />

außer Acht lässt, ist sie zur Bestimmung des Digital Divide ungeeignet.<br />

Der Digital Divide im Sinne der NTIA bezieht sich demgegenüber auf die Veränderung<br />

des Anteils der Internetnutzer innerhalb bestimmter Bevölkerungsgruppen. Die Berechnung<br />

bezieht sich auf den Vergleich der Veränderung dieser Anteile innerhalb einer<br />

bestimmten Periode für zwei unterschiedliche Teilgruppen. Diese für die in Deutschland<br />

bekannten Internetstatistiken bisher nicht übliche Methode soll im Folgenden auf<br />

vorliegende Daten angewendet werden. 6<br />

2.2 Befunde aus einer Sekundäranalyse: Die Vergrößerung der alters- und bildungsmäßigen<br />

Abstände in Deutschland<br />

Zunächst ist festzustellen, dass in Deutschland keine mit den USA vergleichbaren Daten<br />

des Statistischen Bundesamtes vorliegen, die mit dem Ziel erhoben wurden, die<br />

Nichtnutzung des Internet genauer zu verstehen, und die eine unmittelbare In-Beziehung-Setzung<br />

von solchen Daten zu soziodemographischen Daten derselben Stichprobe<br />

über mehrere Zeitpunkte hinweg erlauben. Für einen zeitlichen Vergleich muss daher<br />

auf Studien zurückgegriffen werden, die überwiegend der Marktforschung entstammen<br />

(vgl. Welker 1998, Wingert 1998 und Kubicek/Welling 2000). Einen Vergleich im<br />

zeitlichen Verlauf erlauben u. a. die jährlich seit 1997 erscheinende ARD/ZDF-Online-<br />

Studie, und mit Einschränkungen der seit Anfang 1998 sechsmal durchgeführte GfK-<br />

Online-Monitor. 7 Aufgrund unterschiedlicher methodischer Vorgehensweisen sind die<br />

5 Vgl. zur weiteren Entwicklung der Internetnutzung in den USA im Zeitverlauf auch U.S. Department<br />

of Commerce 1999, 2000.<br />

6 Die Unternehmensberatung Booz, Allen & Hamilton hat im August 2000 einen Bericht mit dem<br />

Titel „Digitale Spaltung in Deutschland“ vorgelegt, in dem u. a. die empirische Ausprägung des<br />

Digital Divides analysiert und aufbereitet wird. Allerdings wird dort der Digital Divide nur auf<br />

Basis der Daten der 5. GfK-Online-Monitors berechnet. Dass sich die Teilung in den letzten<br />

Jahren für bestimmte Bevölkerungsgruppen kontinuierlich vergrößert hat, bleibt in dieser Darstellung<br />

unberücksichtigt (vgl. Booz/D21 2000: 18 – 21).<br />

7 Die einzelnen Online-Monitore sind nur bedingt vergleichbar, da zwischen der 4. und 5. Un-<br />

502


verschiedenen Studien untereinander kaum vergleichbar. 8 Darüber hinaus ist bei der Interpretation<br />

der in der öffentlichen Diskussion zitierten Zahlen darauf zu achten, ob die<br />

Bezugseinheiten der verwendeten Studien Personen oder Haushalte sind und ob es um<br />

Zugang oder Nutzung geht. Die fünfte Welle des GfK-Online Monitors gibt Aufschlüsse<br />

über den Unterschied zwischen Zugang und Nutzung (vgl. Tab. 1). 9<br />

Tabelle 1: Der Gegensatz von Internetzugang und Internetnutzung<br />

zu Hause außerhalb insgesamt<br />

Zugang 21 % 40 % 61 %<br />

Nutzung 16 % 19 % 35 %<br />

Quelle: GfK AG 200a<br />

Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

Von den befragten 8.019 Personen geben 21 % an, zu Hause über einen Internetzugang<br />

zu verfügen und 16 % nutzen ihn auch. Hingegen geben 40 % an, außerhalb ihres Heims<br />

einen Internetzugang zu haben, aber nur 19 % machen von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />

(vgl. Gfk AG 2000a). Diese Differenz verweist darauf, dass es sich bei den Gründen für<br />

Nichtnutzung keineswegs nur um die Verfügbarkeit der technischen Voraussetzungen<br />

und die Höhe der Telekommunikationskosten handeln kann. Darauf wird in Abschnitt<br />

3 noch näher eingegangen. Im Folgenden sollen zunächst am Beispiel der verschiedenen<br />

Altersgruppen die unterschiedlichen Vergleichsmethoden und die dabei sichtbar werdenden<br />

Befunde illustriert werden.<br />

Betrachtet man zunächst die übliche Einteilung der Internetnutzer nach Altersklassen<br />

im Zeitablauf, so kann man feststellen, dass der Anteil der 50- bis 59-Jährigen zwischen<br />

1997 und 1999 von 8 auf 14 %, und der der 14- bis 19-Jährigen von 7 % auf 13 % gestiegen<br />

ist (vgl. Abb. 2). Dies könnte als eine Verringerung des Abstands zwischen den<br />

Altersklassen interpretiert werden, weil die Älteren offensichtlich aufgeholt haben und<br />

sogar einen etwas größeren Anteil an der gesamten Nutzerschaft stellen als die Jüngeren.<br />

Wählt man als Bezugsbasis hingegen nicht die Internetnutzerschaft, sondern den Anteil<br />

der jeweiligen Gruppen an der Gesamtbevölkerung, so ergibt sich ein anderes Bild.<br />

Die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung weist einen überproportional hohen Anteil<br />

älterer Menschen auf. Wie Abbildung 3 zeigt, ist der Anteil der 14- bis 19-Jährigen<br />

an den Internetnutzern laut der GfK mit 18 bzw. 15 % im Januar und Juli 2000 wesentlich<br />

höher als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung, während es bei den 50- bis 59-Jährigen<br />

und bei den 60- bis 69-Jährigen umgekehrt ist.<br />

tersuchungswelle der Studie die repräsentierte Grundgesamtheit von 14 bis 59 auf 14 bis 69 Jahre<br />

ausgeweitet wurde.<br />

8 Die mangelnde Vergleichbarkeit hat verschiedene Gründe: Zu nennen sind u. a. unterschiedliche,<br />

den Studien zugrunde liegende Grundgesamtheiten, verschiedene Fragehinsichten und abweichende<br />

Definitionen von Nutzung (vgl. Wingert 1998: 212).<br />

9 Während beispielsweise im April 2000 laut ARD/ZDF-Online-Monitor 28,6 % der Bevölkerung<br />

unter 14 Jahren mehr oder weniger regelmäßig das Internet nutzten, hatten im Januar desselben<br />

Jahres laut der laufenden Wirtschaftsrechnungen des Statistischen Bundesamtes 16,4 %<br />

der Haushalte Zugang zum Internet (vgl. Eimeren/Gerhard 2000: 339 und http://www.statistikbund.de/basis/d/evs/bustab2.htm).<br />

503


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Abb. 2: Alterverteilung der Internetnutzer<br />

Quelle: ARD/ZDF-Online-Monitor 1997 – 2000<br />

Abb. 3: Anteil der Altersgruppen an der Bevölkerung und an der Internetnutzerschaft<br />

Quelle: GfK AG 2000a, 2000b<br />

Die Messung des Digital Divide nach der Methode der NTIA setzt nun die Anzahl der<br />

Internetnutzer einer Altersklasse in Beziehung zur Gesamtgröße dieser Altersklasse und<br />

vergleicht diesen Anteil im Zeitablauf für verschiedene Altersklassen. Man kann diese<br />

Relation auch interpretieren als die Wahrscheinlichkeit, in einer bestimmten Alters-<br />

504


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

gruppe einen Internetnutzer zu finden. Diese betrug für die über 60-Jährigen 1997 0,2 %<br />

und im Jahr 2000 4,4 %. Bei den 14- bis 19-Jährigen ist diese Wahrscheinlichkeit im selben<br />

Zeitraum hingegen von 6,3 auf 48,5 % gestiegen (vgl. Kubicek/Welling 2000: 11). 10<br />

Die digitale Spaltung oder Kluft im Sinne der NTIA wird gemessen als der Abstand zwischen<br />

den Internet-Nutzer-Anteilen verschiedener Teilgruppen, gemessen in Prozentpunkten.<br />

Ein Vergleich dieses Prozentpunkt-Wertes im Zeitablauf illustriert die Entwicklung<br />

der Kluft. Auf der Basis der ARD/ZDF-Online-Studie-Daten hat die altersbezogene<br />

Spaltung in diesem Sinne deutlich zugenommen (vgl. Abb. 4). 1997 betrug sie<br />

zwischen der stärksten Nutzergruppe (20 – 29 Jahre) und der schwächsten (60 und älter)<br />

13 Prozentpunkte, im Jahr 2000 ist dieser Abstand auf 50,2 Prozentpunkte angestiegen.<br />

Eine entsprechende Aufbereitung der Daten des GfK-Monitors führt zu tendenziell<br />

ähnlichen Ergebnissen.<br />

Abb. 4: Die „Alterskluft“ innerhalb der deutschen Internetnutzerschaft<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der ARD/ZDF-Online-Studien 1997 bis 2000,<br />

vgl. Kubicek/Welling 2000: 11<br />

Man könnte dem entgegenhalten, dass sich die bestehende Kluft perspektivisch<br />

schließen würde, da die über 60-Jährigen eine wesentlich höhere Zuwachsrate bei der Internetnutzung<br />

haben als die 14- bis 19-Jährigen (132 % gegenüber 62 % zwischen 1999<br />

und 2000). Abbildung 4 zeigt jedoch deutlich, dass die höhere Zuwachsrate bei der Nutzung<br />

aufgrund der extrem niedrigen Ausgangszahl der Alterklasse der über 60-Jährigen<br />

10 Die für die ARD/ZDF-Online-Studie zugrunde gelegten Bevölkerungsdaten basieren auf den<br />

Erhebungen der Media-Analyse.<br />

505


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

nicht ausreicht, um den prozentualen Abstand zur Gruppe der 14- bis 19-Jährigen zu<br />

verringern, sodass sich dieser Abstand weiter vergrößert hat. Wenn die Entwicklung in<br />

gleicher Weise weiter verlaufen würde, müssten noch viele Jahre vergehen, bis sich die<br />

digitale Kluft zwischen den beiden Altersgruppen merklich verringert und die über 60-<br />

Jährigen den heutigen Anteil der Internetnutzer bei den 14- bis 19-Jährigen erreichen.<br />

Eine entsprechende Analyse der Entwicklung der geschlechtsspezifischen Internetnutzung<br />

führt für die Daten der ARD/ZDF-Untersuchung und der GfK-Studie zu ähnlichen<br />

Entwicklungsverläufen. Während sich aus den Daten des ARD-/ZDF-Online-<br />

Studie ein Anstieg der Geschlechterdifferenz von 10,1 auf 15,3 Prozentpunkte im Zeitraum<br />

1998 bis 2000 ergibt, zeigen die GfK-Daten im selben Zeitraum einen Anstieg von<br />

9,6 auf 13 Prozentpunkte. 11 Aufgrund der hohen Zuwachsrate der Nutzerinnen<br />

(+288 % für Frauen gegenüber 144 % für Männer zwischen 1998 und 2000) gehen wir<br />

jedoch davon aus, dass sich die bestehenden Differenzen in nächster Zeit nivellieren werden.<br />

Bisher liegen keine geeigneten Daten vor, um die Entwicklung der digitalen Spaltung<br />

entlang der verschiedenen Einkommensklassen zu untersuchen. Eine Verwendung von<br />

Daten der amtlichen Statistik scheidet aus, da diese das Haushaltseinkommen ausweist,<br />

die zur Verfügung stehenden Internet-Studien aber von Einwohnern ausgehen und deren<br />

persönliches Einkommen erfassen. Die Verteilung der persönlichen Einkommen ist<br />

im Zusammenhang mit der Analyse von Nutzerbarrieren zudem wenig aussagekräftig,<br />

weil in den niedrigen Einkommensklassen auch die Schüler und Studenten enthalten<br />

sind, die unabhängig vom eigenen Einkommen Internetzugänge in Schule bzw. Hochschule<br />

nutzen können, und daher für einen geeigneten Vergleich von Internetnutzung<br />

und Einkommen isoliert werden müssten.<br />

Vor dem Hintergrund der wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Erwartungen<br />

an das Internet und der allgemeinen Debatte über die Informations- oder Wissensgesellschaft<br />

erscheint die bildungsmäßige Spaltung besonders relevant und soll hier noch<br />

näher betrachtet werden. Die Daten der ARD/ZDF-Online-Studie und des GfK-Monitors<br />

unterscheiden sich erstaunlich stark in der absoluten Höhe der jeweiligen Anteile.<br />

So weist der GfK-Monitor für Juli 2000 einen Anteil der Internetnutzer an der Bevölkerungsgruppe<br />

mit abgeschlossenem Studium von rund 64 % aus, während dieser<br />

laut ARD/ZDF-Studie im April desselben Jahres ca. 86 % betragen haben soll (vgl. GfK<br />

AG 2000b und Eimeren/Gerhard 2000: 341). Unabhängig von den unterschiedlichen<br />

Niveaus zeigen jedoch beide Auswertungen übereinstimmend, dass der Abstand zwischen<br />

den Bildungsschichten hinsichtlich der Anteile der Internetnutzer sehr stark zugenommen<br />

hat. Nach den Daten der ARD/ZDF-Online-Studie nutzen 85 von 100<br />

Hochschulabsolventen das Internet, aber nur rund 8 von 100 Hauptschulabsolventen.<br />

Ob absolute oder relative Zahlen verglichen werden, der Abstand ist deutlich größer geworden,<br />

und nichts deutet darauf hin, dass er sich in naher Zukunft merklich verringern<br />

wird (vgl. Abb. 5).<br />

11 Die Differenz in 2000 kann u. U. auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass die ARD/ZDF-<br />

Studie einen wesentlich größeren Frauenanteil einschließt als die GfK-Untersuchung. Dabei gehen<br />

wir davon aus, dass der Frauenanteil mit zunehmendem Alter aufgrund deren höherer Lebenserwartung<br />

kontinuierlich zunimmt. Danach müßte aber die Differenz 1998 noch größer<br />

sein, da zu diesem Zeitpunkt von der GfK-Untersuchung wesentlich weniger alte Menschen repräsentiert<br />

wurden als 2000.<br />

506


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

Abb. 5: Die „Bildungskluft“ innerhalb der deutschen Internetnutzerschaft<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der ARD/ZDF-Online-Studien 1997 bis 2000, vgl. Kubicek/Welling<br />

2000: 17<br />

Berücksichtigt man zudem, dass es mehr Hauptschulabsolventen als Hochschulabsolventen<br />

gibt, dann ist mit diesem Befund ein brisantes beschäftigungs- und sozialpolitisches<br />

Problem identifiziert. 12 Es besteht die Gefahr, dass bei dem stärkeren Wettbewerb<br />

um Arbeitsplätze diejenigen, die ohnehin bessere Chancen haben, diese durch Aneignung<br />

des neuen Mediums noch vergrößern, während die bisher schon schlecht positionierten<br />

noch weiter zurückfallen, weil sie die in Zukunft geforderten Internetkenntnisse<br />

nicht aufweisen. Da bisher erheblich mehr öffentliche Mittel in die Internetausstattung<br />

von Hochschulen und Gymnasien und deutlich weniger in Hauptschulen und die<br />

Einrichtungen der Erwachsenenbildung investiert werden, sind entsprechende Eingriffe<br />

geboten. Dies gilt umso mehr, wenn die Reden von der Wissensgesellschaft, in der Bildung<br />

u. a. zum wichtigen Wettbewerbsfaktor wird, ernst genommen werden sollen.<br />

Doch eine bloße Absicht zum Handeln reicht nicht. Um wirksame Maßnahmen zu planen,<br />

muss man die Ursachen für die Unterrepräsentation der jeweiligen Gruppen ebenso<br />

kennen wie geeignete Mittel zu ihrer Überwindung. 13<br />

12 Nach den Daten der Media-Analyse betrug der Anteil der Hauptschüler an der Gesamtbevölkerung<br />

2000 rund 49,6 % (31,7 Mio.), der der Hochschulabsolventen nur rund 9,3 %<br />

(5,9 Mio.).<br />

13 Aus Mangel an Platz und geeignetem Datenmaterial haben wir die Internetnutzung entlang geographischer<br />

Differenzierung (Stadt-Land-Gefälle) und die spezifischen Schwierigkeiten weiterer<br />

potenzieller Nutzergruppen wie z. B. Angehörige bestimmter Nationalitäten und ethnischer<br />

Gruppen oder behinderter Menschen in diesem Beitrag nicht angesprochen. In allen Bereichen<br />

besteht erheblicher Forschungs- und Handlungsbedarf, um bestehende Benachteiligungen zu<br />

reduzieren.<br />

507


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

3. Gründe für die Nichtnutzung<br />

Die eingangs dargestellten deutlichen Unterschiede zwischen dem Anteil der Internetnutzer<br />

an der Gesamtbevölkerung werden hypothetisch auf unterschiedliche Ursachen<br />

zurückgeführt. Die Angebote reichen von den Telekommunikationskosten über die<br />

Steuerpolitik bis zur <strong>Kommunikations</strong>kultur. Solche monokausalen Erklärungsansätze<br />

entsprechen der Gefangenheit ihrer Urheber in der jeweiligen Disziplin, werden dem<br />

komplexen Sachverhalt jedoch nicht gerecht. Im Folgenden soll zuerst ein Mehrebenenmodell<br />

des Zugangs vorgestellt werden, das multikausale Analysen zulässt. Anschließend<br />

wird auf vorliegende Umfragedaten zu Gründen für die Nichtnutzung eingegangen<br />

und dann die dabei sichtbar werdende Problematik negativer Nutzenerwartungen<br />

behandelt. Dabei wird das Problem fehlender Kompetenzen als zentral identifiziert<br />

und ausführlicher diskutiert.<br />

3.1 Zugang und Nutzung als mehrdimensionales Phänomen<br />

Da für die Nutzung eines Mediums immer mehrere Voraussetzungen gegeben sein müssen,<br />

kann jede dieser Voraussetzungen auch einen Grund für die Nichtnutzung liefern.<br />

In Anlehnung an Clement und Shade (1996, 1998) wurde an anderer Stelle der folgende<br />

Zugangsregenbogen als multidimensionaler Bezugsrahmen vorgestellt (vgl. Kubicek<br />

1999).<br />

Abb. 6: Zugangsregenbogen<br />

Quelle: Kubicek 1999: 335<br />

Dabei wird angenommen, dass die einzelnen Ebenen oder Schichten in einem bestimmten<br />

sequenziellen Zusammenhang stehen: Man muss zunächst über einen Computer<br />

und einen Telekommunikationsanschluss und einen Internetzugang verfügen.<br />

Dann braucht man Orientierungsinformationen, um zu relevanten und interessanten Inhalten<br />

zu gelangen. Verschiedene Selbstschutzmechanismen sind unabdingbar für die<br />

Wahrung der persönlichen Integrität. Und dies alles kann man nur nutzen, wenn man<br />

über die entsprechende <strong>Medien</strong>- oder besser Informations- und <strong>Kommunikations</strong>kompetenz<br />

verfügt (s. u.).<br />

508


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

Diese Reihenfolge ist weder logisch zwingend noch empirisch überprüft. Sie mag auch<br />

für unterschiedliche Internetdienste und Nutzer- oder gar Anwendergruppen variieren.<br />

Bei der Wahl der vorliegenden Anordnung wurde vor allem an die Nutzung des WWW<br />

für Recherchen und Transaktionen (Buchungen, Bestellungen, Abwicklung von Verwaltungsvorgängen)<br />

gedacht und unterstellt, dass die meisten Nutzer sich Schritt für<br />

Schritt über die Hindernisse auf jeder Ebene vorarbeiten. Tendenziell gilt dies auch für<br />

die öffentliche Debatte. Standen zunächst die Verfügbarkeit von ISDN-Anschlüssen<br />

und die TK-Kosten sowie die Internetzugangsgebühren im Vordergrund der Debatte<br />

um die Nutzungshemmnisse, so verlagert sich diese mit der zunehmenden Verfügbarkeit<br />

breitbandiger Zugangslösungen wie A-DSL und von Minutenpreisen von unter<br />

2 Pfennig und monatlichen Flatrates von unter 50 DM für den Netzzugang auf die Inhalts-<br />

und Kompetenzaspekte.<br />

3.2 Umfrageergebnisse zu Gründen für die Nicht-Nutzung<br />

Der Zuwachs der Nutzerquoten auf über 25 % verdeckt, dass noch über zwei Drittel<br />

der Bevölkerung keine Nutzer sind. Auf die Differenz zwischen Zugang und Nutzung<br />

wurde bereits hingewiesen. Gegen die erwähnte These eines sich selbst tragenden Diffusionsprozesses<br />

spricht ein nennenswerter Teil von befragten Nicht-Nutzern, die auch<br />

für die Zukunft angeben, das Internet nicht nutzen zu wollen. Dieser Anteil liegt nach<br />

wie vor bei über 50 %, wobei auch hier die methodischen Unterschiede zwischen den<br />

verschiedenen Studien zu berücksichtigen sind. So gaben der @facts-Studie von August<br />

2000 zufolge rund 66 % der Nichtnutzer (30,4 Mio.) an, in den nächsten sechs Monaten<br />

nicht online gehen zu wollen. Im März des selben Jahres waren es sogar noch ca. 31 Millionen<br />

(vgl. Media-Gruppe-Digital 2000a, 2000b). Nach Angaben der ARD/ZDF-Offline-Studien,<br />

hatten im April 2000 rund 54 % der Nichtnutzer definitiv nicht vor, in<br />

nächster Zeit das Internet zu nutzen. Da bei dieser Studie nur Personen befragt wurden,<br />

die entweder eine Vorstellung vom Internet hatten oder in der Vergangenheit zu den<br />

Nutzern gehörten, beläuft sich die absolute Zahl „nur“ auf ca. 18,5 (04/00) bzw. 22,5<br />

Mio. Menschen (05/99) (vgl. Grajczyk/Mende 2000: 351).<br />

In einigen Umfragen werden die „Offliner“ auch nach den Gründen für die Nichtnutzung<br />

gefragt. Im Eurobarometer 50.1 vom November 1998 gaben 54 % der Nichtnutzer<br />

an, dass sie keinen Bedarf für über das Internet vermittelte Dienste im privaten<br />

Bereich hätten. 31 % verwiesen auf fehlende Geräteausstattung und 22 % auf die zu<br />

komplizierte Technik. Im Zuge der ARD/ZDF-Offline-Studie gaben fast 90 % der<br />

Nichtnutzer an, das Internet weder beruflich noch privat zu benötigen. Interessanterweise<br />

verwiesen 78 % der „Offliner“ auf die Möglichkeit Dritte um Hilfe bitten zu können,<br />

falls sie das Internet bräuchten. 47 % empfanden die Kosten als zu hoch und rund<br />

ein Drittel (31 %) traut sich die Nutzung nicht zu (vgl. Grajczyk/Mende 2000: 353).<br />

Schon diese streiflichtartige Auflistung verdeutlicht, dass es eine Vielzahl von Gründen<br />

für die Nichtnutzung des Internets gibt. 14 Dass es scheinbar nicht in erster Linie die<br />

mit der Nutzung verbundenen Kosten oder technische Schwierigkeiten, sondern der<br />

14 Diese können im Rahmen dieses Beitrages nicht weiter ausgeführt werden. Verwiesen sei u. a.<br />

auf die Bedeutung kulturell bestimmter Stilprägungen und Bedeutungszuweisung für die Aneignung<br />

technischer Artefakte wie dem Internet (vgl. Hörning 1989, 1995) und die Besonderheiten<br />

geschlechtsspezifischer Technikaneignung und -nutzung (vgl. Klaus 1997, 1998: 56–63<br />

und Shade 1998).<br />

509


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

fehlende Bedarf ausschlaggebend für die Nichtnutzung ist, stellt ein besonderes Problem<br />

dar.<br />

3.3 Das Problem des fehlenden Bedarfs angesichts der Besonderheit von <strong>Medien</strong><br />

Die Aussage: „Ich brauche es nicht für mein alltägliches Leben“, steht im deutlichen Widerspruch<br />

zu den Visionen von der Informationsgesellschaft und den Erwartungen an<br />

das E-Business. Sollte diese Aussage fundiert sein und die Absicht, nicht online zu gehen,<br />

konsequent eingehalten werden, dann befinden sich Wirtschaft und Wirtschaftspolitik<br />

auf einem riskanten Kurs, Angebote am Bedarf vorbei aufzubauen bzw. zu fördern.<br />

Diese in Umfragen geäußerten Statements sind in der Mehrzahl jedoch keine auf Erfahrung<br />

basierenden Urteile. Zwar gibt es auch Internet-Aussteiger, die aufgrund von<br />

enttäuschten Erwartungen ihren Zugang nicht mehr nutzen oder wieder aufgeben. Ihr<br />

Anteil liegt bei rund 6 % der Bevölkerung (vgl. Grajczyk/Mende 2000: 351). Die überwiegende<br />

Mehrzahl der „Ich-brauche-nicht-Statements“ beruht auf einem Vorurteil,<br />

das aus unterschiedlichen Bedenken gespeist sein kann. 15<br />

Auch diese Einstellung ist bei vielen neuen Produkten zunächst für die Bevölkerungsmehrheit<br />

typisch. Erst durch Beobachtung der Nutzung durch andere und Kommunikation<br />

mit Nutzern werden Bedürfnisse geweckt und Einstellungen geändert. Bei<br />

<strong>Medien</strong> kommen allerdings einige Besonderheiten gegenüber anderen Gebrauchsgegenständen<br />

hinzu. Kürble verweist auf die Erfahrungsgutcharakteristik von <strong>Medien</strong>. Man<br />

kann den Nutzen eines Mediums erst beurteilen, wenn man es benutzt und seine Erfahrungen<br />

damit macht (vgl. Kürble 1995). Daher ist es vorab sehr schwierig, einen Preis<br />

festzulegen. In der Alltagspraxis bewerten wir die Informationen nach den Quellen.<br />

In der Einführungsphase von Telefon und Fernsehen gab es öffentliche Telefonzellen<br />

und Fernsehgeräte in Gaststätten und Schaufenstern, die es ermöglichten, den Nutzen<br />

zu erfahren. Für das Internet gibt es Internet-Cafés, die eine solche Möglichkeit bieten.<br />

Sie ziehen aber nur einen Teil der bisher unterrepräsentierten Gruppen an. Im jüngsten<br />

Eurobarometer sagen immerhin 7 %, dass sie das Internet über ein Internet-Café nutzen<br />

(vgl. INRA 2000: 365). Der Schritt zum eigenen Anschluss ist dann in etwa so groß<br />

wie früher bei einem Fernsehapparat oder für viele wegen der doch noch komplizierten<br />

technischen Installationen etwas schwieriger. Doch diese technischen Schwierigkeiten<br />

werden mit der weiteren Entwicklung bei der Software und bei neuen Zugangsgeräten<br />

wie Set-top Box, TV-Monitor und mobile Geräte geringer werden. Für die meisten Jugendlichen<br />

sind sie ohnehin kein großes Hindernis. Angesichts der Altersstruktur reicht<br />

es allerdings nicht, auf diesen Generationenwechsel zu setzen, denn dann bliebe noch<br />

für mindestens ein bis zwei Jahrzehnte die Hälfte der Bevölkerung ausgeschlossen.<br />

Zu beachten ist, dass die Jugendlichen keineswegs zu 100 % das Internet nutzen. Entscheidend<br />

für die Realisierung des Nutzen des WWW ist nicht nur die technische Bedienungsfertigkeit,<br />

sondern auch eine inhaltliche Informations- und <strong>Kommunikations</strong>kompetenz,<br />

über die bisher nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung verfügt. Dies spielt<br />

bei der Aussage des fehlenden Bedarfs insofern eine Rolle, als man sich zwar ohne diese<br />

Kompetenz vage vorstellen kann, worin der Nutzen liegen könnte, sich aber nicht zutraut,<br />

diesen Nutzen auch zu realisieren. Es dürfte nicht ganz, aber doch so ähnlich sein<br />

15 Vgl. zur internationalen Dimension der Gründe für die Nichtnutzung bzw. den Abbruch der<br />

Internetnutzung Krempl 2000, Lenhart 2000 und Wyatt 2000.<br />

510


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

wie die Beurteilung eines Buches durch Menschen, die nicht lesen können und auch<br />

noch nicht wissen, was Lesen ist. Das erhoffte Wachstum wird daher nur dann eintreten,<br />

wenn es zu breit angelegten Qualifizierungsprozessen kommt, die weit über Schulen<br />

und Hochschulen hinausgehen müssen.<br />

3.4 Die digitale Kluft als Bildungskluft: Um welche Kompetenzen geht es?<br />

Es besteht weitgehender Konsens, dass neue <strong>Medien</strong> neue Kompetenzen erfordern, um<br />

nutzenbringend genutzt werden zu können. 1997 stellte eine Gruppe „hochrangiger“<br />

Experten zur Beratung der Europäischen Kommission in ihrem Abschlussbericht fest,<br />

dass eine der größten Herausforderungen für die Informationsgesellschaft darin bestehen<br />

wird, „… dass die für eine effektive Informationsnutzung erforderlichen Kenntnisse<br />

und das entsprechende ‚implizite‘ Wissen vermittelt werden müssen“ (Europäische<br />

Kommission 1997: 18). Der zumeist verwendete Begriff der <strong>Medien</strong>kompetenz ist dabei<br />

nicht für alle Fragestellungen gleichermaßen hilfreich, da er vor allem aus der medienpädagogischen<br />

Diskussion über etablierte Massenmedien wie dem Fernsehen stammt<br />

(vgl. Baacke 1996: 112). Es ist hier allerdings nicht der Platz, sich mit diesem Begriff und<br />

seiner Anwendung auf unterschiedliche Internetdienste und Anwendungen auseinander<br />

zu setzen. 16 Die Annahme der großen wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Bedeutung<br />

des WWW bezieht sich vor allem auf seine Anwendung für Informationsrecherchen<br />

sowie die Durchführung von Online-Transaktionen wie Buchungen, Reservierungen<br />

etc. Und diese erfordern Kompetenzen, die bisher nur in der professionellen<br />

Ausbildung vermittelt werden. Daher liefert die Analogie zur Verbreitung des Fernsehens<br />

und des Telefons und auch des PCs keine verlässliche Prognosebasis.<br />

Dies wird verständlich, wenn man von einem soziotechnischen oder kulturellen <strong>Medien</strong>modell<br />

ausgeht, in dem nicht nur die technischen Mittel der Kommunikation, sondern<br />

auch die je spezifische Codierung und Decodierung von Nachrichten thematisiert<br />

wird. Die Verständigung bzw. erfolgreiche Nutzung hängt dann davon ab, dass Nutzer<br />

bzw. Produzenten und Konsumenten vor dem Hintergrund gemeinsamer Regeln und<br />

Codes handeln (vgl. Kubicek/Schmid/Wagner 1997: 19 – 58). Beim Telefon und beim<br />

Fernsehen musste man zwar die Bedienung der Geräte erlernen. Die Entschlüsselung<br />

der Inhalte der jeweiligen Kommunikation bzw. Nutzung stellte jedoch keine grundlegend<br />

neuen Anforderungen, sondern führte nur zu Variationen bekannter Schemata.<br />

Der Mikro-Computer als programmierbarer Automat hat in den frühen 80er Jahren keine<br />

große Akzeptanz gefunden. Als Spielkonsole haben sich technikbegeisterte, überwiegend<br />

junge und ältere Jungs diese Technik dann angeeignet. Erst als Textverarbeitungssystem<br />

in den Büros hat der PC seine große Verbreitung gefunden und heute die<br />

Schreibmaschine weitgehend ersetzt. Um Texte auf dem PC zu bearbeiten, musste man<br />

zwar gewisse Bedienfertigkeiten erwerben. Die kognitiven Schemata und Codes haben<br />

sich gegenüber dem Arbeiten mit der Schreibmaschine jedoch nicht geändert. Ein Brief<br />

ist nach wie vor ein Brief, der aus einem Absender, einer Adresse, einer Anrede und einer<br />

Grußformel am Ende besteht, und ein Referat ist nach wie vor ein Referat mit Titel,<br />

16 Vgl. bezüglich der Ausgestaltung eines <strong>Medien</strong>nutzungskompetenzbegriffes, der den Anforderungen<br />

an die erfolgreiche Nutzung des Internets gerecht werden, u. a. Hillebrand 1996, Baacke<br />

1998 und Meyrowitz 1998.<br />

511


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Einleitung, Hauptteil, Absätzen, Fußnoten usw. Anders ist dies bei der Nutzung des Internet<br />

für Informationsrecherchen. Hierzu muss man nicht nur technische Bedienfertigkeiten<br />

erwerben, sondern neue kognitive Schemata, für die es in der Vor-Internetzeit<br />

für die meisten Menschen keinen Vorläufer gab. Dies gilt für die Eingabe eines Suchbegriffs<br />

in eine Suchmaske ebenso wie für den Einsatz von Hilfsfunktionen wie Verschlüsselung<br />

und Signieren bei Online-Transaktionen.<br />

Um gezielt Informationen in dem riesigen Angebot des WWW zu finden, muss man<br />

eine Suchmaschine bedienen und ihre Arbeitsweise verstehen können. Die wenigsten<br />

Menschen sind jedoch gewohnt, selbst aktiv zu formulieren, was sie suchen, sondern<br />

eher aus Listen auszuwählen. Um die Anzahl der Treffer überschaubar zu halten, muss<br />

sorgfältig formuliert werden. Anschließend müssen diese Treffer nach Relevanz, Zuverlässigkeit<br />

und anderen Kriterien bewertet werden. Dies haben bisher Redaktionen in<br />

Rundfunk und Presse für die Nutzer gemacht. Das WWW bietet die Chance der Emanzipation<br />

von derartigen Filtern und Gatekeepern. Aber diese Freiheit ist verbunden mit<br />

der Last, diese Funktionen selbst zu übernehmen. Und dies, so die hier vertretene These,<br />

können viele nicht und wollen deshalb viele auch nicht. 17<br />

Ähnliches gilt für den elektronischen Handel, wo der Online-Konsument direkt bei<br />

Produzenten bestellen und günstigere Preise erzielen kann, dafür aber auch eine Fülle<br />

von Funktionen und Risiken übernehmen muss, die sonst der Handel für ihn erfüllt<br />

(vgl. Dorn 1999: 50). Wittke bezeichnet diesen sich anbahnenden Wandel als Entwicklung<br />

zu einer Do-it-yourself-Gesellschaft und betont die hohen Hürden, die damit verbunden<br />

sind. Er warnt vor voreiligen Analogien und unterscheidet zwischen inkrementalen<br />

und radikalen Innovationen (vgl. Wittke 1997). Der Übergang von der Vinyl-<br />

Schallplatte zur CD ist ein Beispiel für eine inkrementale Innovation, bei der auf der<br />

Produktions- wie der Nutzungsseite nur ein technisches Medium und die entsprechenden<br />

Geräte ausgetauscht wurden, während inhaltlich, wirtschaftlich, rechtlich und kulturell<br />

alles beim Alten blieb. Wegen derart niedriger Anpassungskosten vollzieht sich<br />

ein solcher Innovationsprozess sehr schnell und erreicht eine hohe Verbreitung und<br />

Substitutionsrate.<br />

Der PC als programmierbarer Automat wird dies vermutlich nie schaffen, weil dies<br />

einen radikalen Wandel in der Verwendung und den Qualifikationen bedeuten würde,<br />

für den auch die Infrastrukturen fehlen. Es erscheint daher lohnend, die unterschiedlichen<br />

Anwendungen von Internetdiensten hinsichtlich ihres Lern- und Änderungsaufwandes<br />

und ihres Zusatznutzens zwischen den Extremen der CD und der Programmierung<br />

von Computern einzuordnen. Die Nutzung des WWW zum Surfen, zum<br />

Herunterladen von Dateien oder auch die Internetnutzung für E-Mail liegen dabei dich-<br />

17 Die Vielzahl der verschiedenen mithilfe des Internets realisierbaren kommunikativen Anwendungsformen<br />

erfordert unterschiedlichste Formen der <strong>Medien</strong>nutzungskompetenz. Entsprechend<br />

vielfältig sind die unterschiedlichen Versuche der Definition des Begriffs. In Anlehnung<br />

an Büllingen, Fries und Hillebrand (1998) und die in Fußnote 17 aufgeführten Autoren unterscheiden<br />

wir vier Kompetenzbereiche für die erfolgreiche Internetnutzung: (1) Differenzierungs-<br />

und Selektionskompetenz, um zwischen verschiedenen Informationsgattungen zu unterscheiden<br />

und zu entscheiden, welche Informationsquelle zu welchem Zweck ausgewählt wird,<br />

(2) Orientierungskompetenz zur medienadäquaten Nutzung verschiedener Informationsgattungen<br />

unter Beachtung ihrer Gebrauchsvorgaben, (3) Evaluationskompetenz (bestehend aus<br />

Urteils- und Kritikfähigkeit) zur Bewertung einzelner Inhalte und (4) Produktions- und Gestaltungskompetenz,<br />

um selber Inhalte erstellen und in eine medienadäquate Form bringen zu<br />

können.<br />

512


Kubicek/Welling · Digitale Spaltung in Deutschland?<br />

ter an der PC-Nutzung für die Textverarbeitung, während die gezielte Informationsrecherche<br />

näher bei der Programmierung liegt.<br />

4. Schlussfolgerungen und Ausblick<br />

Wenn diesen Überlegungen, die hier leider nicht weiter ausgearbeitet werden können,<br />

eine gewisse Plausibilität zuerkannt wird, dann ergeben sich daraus für die politischen<br />

Ziele und Initiativen zur Verbreiterung des Internetzugangs einige folgenreiche Konsequenzen.<br />

1. Ohne gezielte Interventionen werden die besser gebildeten Bevölkerungsgruppen,<br />

die ohnehin über ein aktives Informationsverhalten verfügen, sich auch die neuen<br />

Möglichkeiten des Internet aneignen und ihren Vorsprung ausbauen.<br />

2. Die bisher unterrepräsentierten Gruppen können sich überwiegend nicht vorstellen,<br />

welchen Nutzen sie von den neuen Möglichkeiten haben könnten. Um sie in die Lage<br />

zu versetzen, sich ein eigenes, erfahrungsgestütztes Urteil zu bilden, müssten ihnen<br />

entsprechende Möglichkeiten eröffnet werden, ohne hohe Einstiegskosten mit entsprechender<br />

Anleitung diesen Nutzen zu erfahren und dann die erforderlichen Kompetenzen<br />

zu erwerben.<br />

3. Im Lichte des Uses-and-Gratification-Ansatzes muss noch hinzukommen, dass sich<br />

für die jeweilige Bevölkerungsgruppe auch tatsächlich Angebote finden lassen, die<br />

gegenüber den bisher verwendeten <strong>Medien</strong> einen zusätzlichen Nutzen stiften und<br />

den Aufwand daher gerechtfertigt erscheinen lassen. 18 Dies ist bisher keineswegs für<br />

alle unterrepräsentierten Gruppen gleichermaßen der Fall.<br />

Insgesamt scheint eine blockierte Situation vorzuliegen, in der viele Nicht-Nutzer kein<br />

Interesse haben, die Kompetenzen zu erwerben, um nützliche Angebote zu nutzen,<br />

ohne diese Kompetenzen diese Nutzen aber auch nicht erfahren können, der sie zum Erwerb<br />

der entsprechenden Kompetenzen motivieren könnte. Einen in den USA stark favorisierten<br />

Ausweg aus diesem Dilemma bieten betreute Internetzugänge an den Orten,<br />

wo die Mitglieder der jeweils unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen ohnehin hingehen<br />

und sich treffen. Dies können Jugendzentren, Altentagesstätten, Bibliotheken,<br />

Kirchengemeinden oder ähnliche Einrichtungen sein. Dabei wird zunehmend deutlich,<br />

dass diese Einrichtungen nicht nur Computer und Internetanschluss zur Verfügung stellen,<br />

sondern dass ihr Personal den Besuchern dabei hilft, für sie interessante Inhalte im<br />

Internet zu finden, und auch entsprechende Kurse anbietet. Dabei erscheinen Kurse, die<br />

auf bestimmte Inhalte wie Jobsuche im Internet oder Urlaubsplanung im Internet zielen,<br />

erfolgreicher als Internet für Einsteiger.<br />

Solche betreuten Zugänge und Kurse können als Sprungbretter in die digitale Welt<br />

dienen. In den USA sind sie weiter verbreitet als in Deutschland. Aber auch hierzulande<br />

gibt es, wenn man intensiver sucht, bereits eine ganze Reihe solcher Angebote, die<br />

jedoch häufig nach dem Trial-and-Error-Prinzip versuchen, attraktive Angebote zu entwickeln.<br />

Angesichts des geringen Wissens über die Ursachen der Nichtnutzung und die Wirksamkeit<br />

von Maßnahmen zur Förderung der Nutzung gibt es dazu auch keine Alternative.<br />

Dies ist für die frühe Phase der Etablierung eines neuen Mediums typisch. Es hat<br />

Jahrhunderte gedauert, bis die Technik des Buchdrucks in ein umfassendes institutio-<br />

18 Vgl. zum Uses-and-Gratification-Approach im Kontext der Nutzung computervermittelter<br />

<strong>Kommunikations</strong>medien Höflich 1996: 21, 95 – 98.<br />

513


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

nelles System von Verlagen, Schulen und Bibliotheken eingebettet wurde, das erst die<br />

breite Nutzung dieser Technik und ihrer Produkte ermöglicht hat. Bei der höheren technologischen<br />

Dynamik und dem stärkeren globalen Wettbewerb haben die einzelnen<br />

Staaten jedoch nicht beliebig viel Zeit, sondern stehen selbst in einem Wettlauf. Offene<br />

und flexible Programme sind wegen des geringen Vorwissens geboten. Sie müssen jedoch<br />

sicherstellen, dass aus den vielfältigen Erfahrungen auch Erkenntnisse werden. In<br />

entsprechende Aktionen, ob staatlich, von Stiftungen oder Unternehmen finanziert,<br />

sollte daher stets eine mehrstufige Evaluation eingebaut werden, die schon während der<br />

Laufzeit versucht, die Wirksamkeit zu verbessern. Dies ist in den US-Programmen von<br />

TOP über E-Rate bis hin zu Förderprogrammen zum Aufbau so genannter Community<br />

Technology Centers seit längerem der Fall (vgl. Wilhelm 2000: 105ff.). Die aus einzelnen<br />

Projekten und Programmen gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sollten<br />

dann auch schnell weitergegeben werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das von der Benton<br />

Foundation geschaffene Digital Divide Network im Internet. 19 Dort werden Statistiken<br />

und Forschungsberichte ebenso zugänglich gemacht wie Best-Practice-Beispiele<br />

von öffentlichen Zugangsstellen, Hinweise auf Förderprogramme gegeben, u. a. m.<br />

Nach einer Anlauffinanzierung durch die AOL-Stiftung wird dieses Netzwerk mit einem<br />

jährlichen Budget von etwa 1 Mio. $ von über 20 Unternehmen und privaten Stiftungen<br />

finanziert.<br />

Im Zusammenhang mit der Mittelverteilung für Aktionen wie „Internet für Alle“ erscheint<br />

es auch in Deutschland sinnvoll, einen Teil für eine solche Infrastruktur für den<br />

Erfahrungsaustausch und eine schrittweise Verbesserung der Datenbasis sowie der Zielgenauigkeit<br />

von Fördermaßnahmen bereitzustellen. Schon heute könnte man in<br />

Deutschland mehr wissen, wenn man früher in solche Begleitmaßnahmen investiert hätte.<br />

Wenn Länder wie die USA trotz ihrer hohen Internetverbreitung weiter in solche<br />

Maßnahmen investieren, können die ehrgeizigen Ziele der Verringerung des Abstandes<br />

nur erreicht werden, wenn auch in diesem Bereich nachgelegt wird.<br />

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517


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Zwischen Menschenzoo, Panoptikum und Dauertheater<br />

Inszenierungsstrategien im „Big Brother“-Container und ihre gesellschaftlichen<br />

Funktionen<br />

Joan Kristin Bleicher<br />

Literatur<strong>wissenschaft</strong>lich orientierte medien<strong>wissenschaft</strong>liche Analysen von Sendeformen<br />

und -inhalten zeigen, dass Fernsehprogramme Facetten eines Spiegels unserer Gesellschaft<br />

bilden. Die Reality Show „Big Brother“ ist der mediale Schnittpunkt zweier gesellschaftlicher<br />

Entwicklungslinien zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Zum einen ist die<br />

Sendung ein Ergebnis der gesellschaftlichen Akzeptanz von Dauerbeobachtungen, zum<br />

anderen entspricht sie der zunehmenden Bedeutung von <strong>Medien</strong>präsenz für die Positionierung<br />

des Einzelnen in der gesellschaftlichen Hierarchie. Der folgende Beitrag beschreibt<br />

zunächst, wie „Big Brother“ sich in die Programmentwicklung der neunziger<br />

Jahre einfügt, und stellt am Beispiel der ersten Staffel dar, wie die Redaktion die Kandidaten<br />

inszeniert und sich die Kandidaten der Sendung etablierter Figurenschemata des<br />

Fernsehens bedienen, um ihre Publikumswirksamkeit zu steigern. Zur Ausgangsthese<br />

vom Fernsehen als Spiegel der Gesellschaft zurückkehrend, wird abschließend gezeigt,<br />

wie Spielanforderungen an die Kandidaten aktuelle gesellschaftliche Anforderungen widerspiegeln.<br />

1. Zur Einbindung des Sendungskonzepts von „Big Brother“ in das Formatspektrum<br />

des Fernsehens in den neunziger Jahren<br />

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen<br />

Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne<br />

ich stückweise; dann aber werde ich erkennen,<br />

gleichwie ich erkannt bin.“ (1. Kor 13, 12)<br />

„Big Brother“, das als Format dem performativen Realitätsfernsehen (Keppler 1994) zuzurechnen<br />

ist, kombiniert in seiner Mischung unterschiedlicher Genres Konventionen<br />

erfolgreicher Sendungsformate des Fernsehprogramms der neunziger Jahre. Aus den diversen<br />

Shows mit versteckten Kameras ist ein Reality-Format1 mit sichtbaren Kameras<br />

geworden. Beziehungsshows wie „Herzblatt“ (ARD) bilden die Vorlage für die sprachliche<br />

Selbstinszenierung der Kandidaten und ihre Beobachtung durch die Zuschauer.<br />

Beziehungsshow-Formate beinhalten diverse <strong>Kommunikations</strong>rituale wie Frage und<br />

Antwort zu Charaktereigenschaften, Konsumverhalten, Interessen. Diese <strong>Kommunikations</strong>rituale<br />

finden in „Big Brother“ ihre Entsprechung in vielen Gesprächen der Kandidaten,<br />

die die gleichen Themenkomplexe behandeln.<br />

Neben die <strong>Kommunikations</strong>rituale tritt das Element der Thematisierung von Konflikten<br />

nichtprominenter Menschen in den Daily Talkshows. Ihr Themenspektrum beeinflusst<br />

die inhaltlichen Vorgaben der Redaktion für die abendlichen Diskussionen im<br />

„Big Brother“-Container. Auch Inszenierungsmuster der Daily Talkshows wurden in<br />

1 Zur Traditionslinie des Reality-Fernsehens vgl. auch Ralf Hohlfeld: Weniger Wirklichkeit war<br />

nie – Big Brother und die Tradition des Reality-Fernsehens. In: Frank Weber (Hrsg.), Big Brother:<br />

Inszenierte Banalität zur Prime Time. Münster 2000, S. 196f.<br />

518


Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

„Big Brother“ integriert. 2 Aus Sicht Eggo Müllers haben Beziehungsshows „das Medium<br />

für Darbietungen „wirklicher“ Konflikte alltäglicher Menschen geöffnet und damit<br />

schleichend dessen Charakter verändert“ (Müller 1999, 12). Erst die zunehmende Thematisierung<br />

von Privatheit in den Beziehungs- und Talkshows der frühen neunziger Jahre<br />

ermöglichte den televisionären Menschenzoo am Beginn des neuen Jahrtausends.<br />

„Big Brother“ integriert nicht nur, sondern erweitert auch das Spektrum von Unterhaltungsshows<br />

der neunziger Jahre. So steigert dieses Format seine potenzielle Unterhaltungswirkung.<br />

Diverse Spiele in Hochzeitsshows weichen in „Big Brother“ dem szenisch<br />

strukturierten Abbild häuslicher Aktivitäten. Gleichzeitig werden mit den zahlreichen<br />

Gesangseinlagen der Kandidaten Elemente von Musikshows in die Sendung integriert,<br />

die bis hin zur Übernahme der Choreographie von Tanzdarbietungen reichen.<br />

Für Zlatko 3 gehört das Singen populärer Schlager zum Teil seiner publikumsorientierten<br />

Selbstinszenierung. Auch andere Kandidaten, wie Jürgen, Jona und Manu, versuchen,<br />

sich durch Gesangs- und Tanzeinlagen unterhaltungsgerecht zu profilieren. Das<br />

Singen redaktionell vorgegebener Liedtexte dient darüber hinaus der sich in den neunziger<br />

Jahren inflationär verbreitenden Sendungswerbung 4 innerhalb der Sendung selbst.<br />

„Wer ‚Big Brother‘ nicht kennt, hat den Trend verpennt“, intonieren die Kandidaten.<br />

„Big Brother“ bindet Unterhaltungselemente der Showunterhaltung in die Darstellungskonventionen<br />

jugendorientierter Langzeitserien ein. Diese etablierten sich mit<br />

dem Erfolg der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ (RTL) im Programmangebot<br />

der neunziger Jahre. Die szenische Struktur der täglich ausgestrahlten „Big Brother“-Sendungen<br />

passt sich den dramaturgischen Konventionen dieser am jugendlichen<br />

Zielpublikum orientierten Langzeitserien an, etwa mit der Addition folgeninterner<br />

Spannungsbögen und der Platzierung von Cliffhangern als Spannungshöhepunkten am<br />

Ende der Sendung, die die Möglichkeiten von Konflikt und Gewalt thematisieren. Auch<br />

die Darstellungsmittel ähneln sich: Dialoge werden seriellen Kamerakonventionen entsprechend<br />

im Schuss-/Gegenschuss-Verfahren präsentiert, Musikeinblendungen signalisieren<br />

akustisch Spannungshöhepunkte. Kurzeinblendungen der Titelmelodie schaffen<br />

Übergänge zwischen den unterschiedlichen Handlungsabschnitten. Wie in den Daily<br />

Soaps erhöhen Auftritte von prominenten Gaststars (Verona Feldbusch oder Tony<br />

Polster) die Publikumswirksamkeit der Folgenhandlung, binden die Sendung aber auch<br />

in medienökonomische Verwertungsketten ein. Musik- und Tanzeinlagen prominenter<br />

Bands wie „Four Colours“ sorgen gleichermaßen für Abwechslung für die Kandidaten<br />

und die Vermarktung der Popgruppe.<br />

Die Nähe der Sendung zum Zeiterleben der Zuschauer ist ein weiteres zentrales Wirkungselement<br />

von Langzeitserien. Wie in den Daily Soaps, so feiern auch im „Big Brother“-Container<br />

die Charaktere jahreszeitspezifische Feste zeitgleich mit den Zuschauern.<br />

So inszenierten die Kandidaten ihre eigene Karnevalssitzung mit Büttenreden und<br />

Verkleidung (3.3.00). Um die Feierlaune zu heben und die Selbstdarstellung der Kandi-<br />

2 Nicht umsonst bildete die Parodie einer Daily Talkshow einen Höhepunkt der schauspielerischen<br />

Leistung der Kandidaten.<br />

3 Die folgenden Beobachtungen beziehen sich auf die erste Staffel von „Big Brother“, die im<br />

Frühjahr 2000 von RTL II ausgestrahlt wurde. Im Anhang zu diesem Beitrag findet sich eine<br />

Übersicht über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie über Regeln und Spielverlauf dieser<br />

Staffel.<br />

4 Vgl. hierzu: Knut Hickethier, Joan Bleicher (Hrsg.): Trailer, Teaser, Appetizer. Zu Ästhetik und<br />

Design der Programmverbindungen im Fernsehen. Hamburg 1998.<br />

519


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

daten zu enthemmen, stiftet die Redaktionsleitung auch schon mal hochprozentige Getränke<br />

für die Abschiedsparty der freiwillig den Container verlassenden Jona. Neben<br />

dem allgemeinen Partyknutschen liefert die sich übergebende Manu im Garten die durch<br />

Alkoholeinfluss möglich gewordenen Handlungshöhepunkte.<br />

Wie die Daily Soaps, so nutzt auch „Big Brother“ als Handlungsort den televisionären<br />

Bühnenraum Wohnung für die szenische Präsentation von Beziehungskonflikten und<br />

die Selbstinszenierung der Kandidaten. Auch die den Daily Soaps vergleichbare serielle<br />

Konstruktion des Alltagsverlaufs in „Big Brother“ nähert sich dem Alltag der Zuschauer<br />

an. Die Sendungsfolgen kennzeichnet die wiederkehrende Handlungsabfolge: Gespräche,<br />

Essen, Garten, Tages- oder Wochenaufgabe, Haushalt, Körperpflege 5 , Training,<br />

thematisch orientierte Abenddiskussion, Schlafen oder nächtliche Gespräche. Dieser<br />

gleich bleibende Ablauf verleiht den Sendefolgen Ritualcharakter. 6 Der Zuschauer<br />

gewöhnt sich an seine tägliche Begegnung mit den Menschen in der Containerwelt, sie<br />

wird ihm langsam vertraut.<br />

Das rituelle Element der täglichen Wiederholung wechselt mit der Höhepunktdramaturgie<br />

des Wochenendes, die in Konventionen des Showformats eingebunden ist. 7<br />

Neben die 45-minütige tägliche Zusammenfassung des seriellen Alltagslebens treten mit<br />

den Abwahl- und Nominierungssendungen selbstreferenzielle Shows über die Show. So<br />

feiert, beobachtet und kommentiert sich „Big Brother“ selbst. Zentraler Teil dieses<br />

Selbstkommentars sind „Experten“-Meinungen über den Sendungsverlauf, die wöchentlich<br />

im Studio abgefragt werden, und Sendungseinschätzungen durch einzelne<br />

Fans, zu denen werbewirksam auch Soapstars von RTL „Unter Uns“ gehören. Diese<br />

Einschätzungen und die Prognosen eines mit EDV-Ausstattung operierenden Astrologen<br />

über das weitere Verhalten der Kandidaten lenken die Zuschauerwahrnehmung und<br />

-sympathien. Da die Abwahlentscheidung über Kandidaten letztendlich bei den Zuschauern<br />

liegt, kann die Redaktion mit den Einschätzungen und Prognosen steuernd in<br />

den Sendungsablauf eingreifen. Gleichzeitig wird die Erwartungshaltung der Zuschauer<br />

für die folgende Programmwoche vorstrukturiert. Der Astrologe teilt in jeder Show<br />

mögliche Konfliktkonstellationen mit, die einen dramatischen Höhepunkt in einer der<br />

nächsten Sendungen nahe legen. So bilden die Wochenendshows mit ihrer Starorientierung,<br />

ihren Vorverweisen und dem interaktiven Angebot, über das Schicksal der Kandidaten<br />

mit zu entscheiden, einen wichtigen Faktor der Zuschauerbindung.<br />

Nicht nur Elemente von Unterhaltungs-, sondern auch von Informationssendungen<br />

werden in das Format integriert. Durch die zahllosen Tipps der Kandidaten untereinander<br />

beinhaltet „Big Brother“ auch die Empfehlungsstruktur von Ratgebersendungen,<br />

in denen sich Experten mit Ratschlägen an die Zuschauer wenden. Ratgeberfunktionen<br />

betreffen nicht nur private oder berufliche Probleme, sondern auch Themen der All-<br />

5 Holger Gertz spricht von der inoffiziellen deutschen Meisterschaft im Alltagsdreikampf mit den<br />

Disziplinen Zähneputzen, Brusthaartrimmen, Achselhaarentfernen. Holger Gertz: Im Griff des<br />

großen Bruders. Süddeutsche Zeitung Nr. 132. 9.6.2000, S. 3.<br />

6 Zur Notwendigkeit des Gleichbleibenden für das Ritual vgl. auch: Günter Thomas: <strong>Medien</strong> –<br />

Ritual – Religion. Zur religiösen Funktion des Fernsehens. Frankfurt am Main 1998. Teil II.<br />

7 Dies entspricht grundlegenden Entwicklungen im Bereich der Programmplanung, die in den<br />

neunziger Jahren zwischen den Extrempositionen Ritual und Höhepunktsdramaturgie wechselt.<br />

Siehe dazu: Joan Kristin Bleicher: Ritualisierung und Inszenierungsstrategien des Fernsehprogramms.<br />

In: Heribert Schatz; Udo Göttlich; Jörg Uwe Nieland (Hrsg.), Kommunikation im<br />

Wandel. Zur Theatralität der <strong>Medien</strong>. Köln 1998, S. 54 – 72.<br />

520


tagsgestaltung wie Kochen, das Basteln von Freizeitgeräten für Haustiere und Gartenpflege.<br />

Der medial vermittelte Alltag erhält Vorbildfunktion für die eigene Alltagsgestaltung<br />

der Zuschauer.<br />

2. Inszenierungsstrategien durch die Redaktion<br />

Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

2.1 Die Beobachtungsobjekte auf der televisionären Bühne: Typenauswahl des Casting<br />

Wie in Beziehungsshows, Langzeitserien und Dokusoaps basiert die Handlung des<br />

Containers auf dramaturgisch wirksamen Figurenkonstellationen. Die für die Abwechslung<br />

der Zuschauer notwendige Vielfalt der Kandidaten-Selbstinszenierung bedarf<br />

der Mischung unterschiedlicher Persönlichkeiten durch die Produktionsfirma. Das<br />

Kandidatencasting von „Big Brother“ entspricht nicht nur dem etablierten Figurenensemble<br />

von Langzeitserien, sondern folgt auch der Typenstruktur von Beziehungsshows<br />

(Müller 1999, 58): der „charmante Schwiegersohn“ (Jürgen), der „selbstverliebte<br />

Beau“ (Alex), der „zurückhaltende Sensible“ (Thomas), die „üppige Blondine“ (Sabrina),<br />

die „kurzhaarige Burschikose“ und die „geheimnisvolle Dunkelhaarige“ (für beide<br />

steht Andrea).<br />

Gleichzeitig sind neben der äußerlichen Typenvielfalt auch Unterschiede in den Charakteren<br />

erkennbar. Produzent Rainer Laux charakterisiert die ideale Gruppenstruktur:<br />

„In Holland wurden die Kandidaten so zusammengestellt, dass sie eine relativ homogene<br />

Gruppe bildeten. In Deutschland werden wir das Gegenteil versuchen.“ Unterschiedliche<br />

Persönlichkeiten und kontrastive Lebensauffassungen sollen für das Confrontainment-Potenzial<br />

im Container sorgen. Rainer Laux betont zunächst die Lebenserfahrung<br />

als Kriterium: „Sie sollen schon viel erlebt haben und sich ordentlich ausdrücken<br />

können. Schließlich müssen sie die Zuschauer 100 Tage unterhalten.“ 8 Doch die<br />

Kandidatenauswahl selbst widerspricht dieser Äußerung. Zlatkos Ausdrucksfähigkeit<br />

erwies sich als ebenso begrenzt wie die Lebenserfahrung des Informatikstudenten Thomas.<br />

Zlatko und der spätere Sieger John fallen durch ihre im sonstigen Unterhaltungsprogramm<br />

des Fernsehens wenig gefragte soziale Außenseiter-Stellung aus dem Rahmen.<br />

Ihre Integration in die Gruppe erweitert das Potenzial der Sendung, als Spiegel gesellschaftlicher<br />

Realität zu fungieren. Dennoch sieht der Soziologe Sighard Neckel nicht das<br />

gesamte Spektrum der Gesellschaft in der Kandidatenstruktur der Sendung repräsentiert.<br />

Aus seiner Sicht hat die Redaktion nur bestimmte Milieus ausgewählt: „Wir haben<br />

es im Wesentlichen mit den Vertretern von nur zwei Milieus zu tun. Auf der einen Seite<br />

stand die Gruppe, die in der Öffentlichkeit als Spaßgemeinschaft verschrien ist, das<br />

moderne hedonistische Arbeitnehmermilieu der Bundesrepublik, am besten verkörpert<br />

natürlich von Jürgen. (…) Am Rand dieses Milieus stehen Personen wie John und Zlatko,<br />

die von Deklassierung bedroht sind und auf Action und Risiko aus sind. Auf der anderen<br />

Seite war das kleinbürgerliche Aufsteigermilieu repräsentiert, also Manu, Kerstin,<br />

Jona und Andrea, mit Alex als Randfigur, dem gefallenen Sohn aus dem etablierten Bürgertum.<br />

Vertreter anderer Milieus tauchten gar nicht auf.“ 9<br />

8 Rainer Laux zitiert nach: Ab in den Container. http://www.stern.de vom 6.3.2000.<br />

9 „Ein bisschen Kerstin ist in jedem von uns.“ „Big Brother“ – ein Talk: Sighard Neckel, Detlef<br />

Kuhlbrodt, Peter Körte und Harry Nutt im Gespräch. In: Frankfurter Rundschau Nr. 132,<br />

8.6.2000, S. 20.<br />

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M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Bereits in den „Big Brother“-Vorläuferformaten der Beziehungsshows spielt die<br />

Selbstinszenierung der Kandidaten beim Casting eine entscheidende Rolle. So wird die<br />

Selbstdarstellung der Kandidaten in Gruppenspielen beobachtet. Die Hunters von<br />

„Herzblatt“ bevorzugen Kandidaten, „die in alltäglichen Situationen über besondere<br />

selbstdarstellerische Fähigkeiten verfügen“ (Müller 1999, 56). Genau diesem Prinzip<br />

folgte auch das Casting von „Big Brother“. Publikumswirksame Selbstdarstellung in<br />

Alltagssituationen erweist sich als zentrale Anforderung vieler Showformate der neunziger<br />

Jahre.<br />

Das Casting bleibt auch während des Sendungsverlaufs ein zentrales Steuerungselement.<br />

Die Entscheidung über den Einsatz von Ersatzkandidaten für freiwillige Sendungsaussteiger<br />

(Despina, Jona, Kerstin) folgte situationsbedingten Anforderungen. So<br />

sorgte nach dem Auszug der eher depressiven Jona die dralle „Proll“-Blondine Sabrina<br />

als weiblicher Zlatko für den aus Sicht der Redaktion in diesem Sendungsabschnitt erforderlichen<br />

Spaßzuwachs. Neue Kandidaten können die Zuschauerbedürfnisse befriedigen<br />

und so die Quotenlage beeinflussen.<br />

2.2 Zuweisung von Protagonisten- und Antagonisten-Rollen<br />

Die Vermittlung von positiv eingeschätztem Denken und Verhalten ist – wie in den<br />

Langzeitserien – an Personen gebunden. Doch wird das Auftreten der Kandidaten nicht<br />

nur über ihre Selbstinszenierung durch eigenes Gesprächs- und Alltagsverhalten bestimmt,<br />

sondern vor allem durch die Auswahl präsentierter Szenen durch die Redaktion.<br />

Wie in den Langzeitserien, so folgt die Szenenauswahl einer klaren Zuweisung von<br />

Protagonisten- und Antagonisten-Rollen. In der Woche nach ihrer Nominierung forderte<br />

eine Vielzahl von Szenen mit Jana als Antagonistin, die gegen andere Gruppenmitglieder<br />

lästert, ihre Abwahl geradezu heraus. Mit der unter den Zuschauern weit verbreiteten<br />

Negativstimmung gegen Manu 10 ging eine Szenenpräsentation einher, die<br />

Manu als Zicke präsentierten. Auch Zlatkos Beliebtheit bestimmte die Szenenauswahl,<br />

die ihn als Protagonisten positiv ins Zentrum setzten. Die Regisseure integrierten seine<br />

Drohungen gegen Manu oder seine Gewaltausbrüche gegen Alex nicht in die Ausschnitte<br />

der täglichen Sendung. Gleichzeitig blendeten die Fernsehsendungen Regieanweisungen<br />

aus, die in den Internetübertragungen durch Lautsprecher im Container hörbar<br />

waren. So wurde etwa Manu einmal in das Sprechzimmer gerufen. Bei ihrer Rückkehr<br />

erzählte sie den anderen Kandidaten, dass die Redaktion ihre Passivität kritisiert<br />

und sie zu mehr Selbstdarstellung aufgefordert habe. 11<br />

Nicht allein die manipulative Szenenauswahl erregte das Misstrauen vieler Zuschauer,<br />

auch das Prozedere der Abwahl resultierte in Verschwörungstheorien, die insbesondere<br />

in den Chatgroups des Internet ausgetauscht wurden. Im Zentrum dieser Theorien<br />

stand Endemol-Produzent Rainer Laux: „Als Strippenzieher haben die TV-Junkies<br />

den Produzenten Rainer Laux ausgemacht. Kerstin plaudert über Vertragsdetails – eine<br />

Todsünde; sie muss raus. Manu, als Verbündete von Kerstin und Alex, bekam von drinnen<br />

und draußen so viel Gegenwind, dass sie von Laux fallen gelassen werden konnte.<br />

Glaubt zumindest ‚Petrus‘: ‚Laux hat uns erst beigebracht, dass wir auf Manuela böse<br />

10 Diese Negativstimmung wurde auch in den Artikeln des die Sendung begleiteten Fanzines geschürt.<br />

Sie bezeichneten Manu und Kerstin als Lügnerinnen und charakterisierten Manu als<br />

weinerlich.<br />

11 Eigene Beobachtung im Internet.<br />

522


Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

sein sollen, dann auf Kerstin; als Nächstes könnte Alexander drankommen: den mag der<br />

Herr Laux, glaube ich, momentan nicht so besonders.‘“ 12<br />

Der Manipulationsvorwurf wurde durch die Vermarktungsstrategien der Produktionsfirma<br />

unterstützt. Es war auffällig, dass vor allem diejenigen Kandidaten aus der Sendung<br />

genommen wurden, die sich zu diesem Zeitpunkt besonders gut vermarkten<br />

ließen. Zlatko brachte außerhalb des Containers mehr Einnahmen für die Produktionsfirma<br />

Endemol, die mit 50 % an seinen Einnahmen beteiligt ist, als durch sein weiteres<br />

Bleiben. Selbst die Abstimmung zum Sieger des Spiels mit lediglich 0,9 % Vorsprung des<br />

Erstplatzierten vor dem Zweitplatzierten entsprach in idealer Weise den Vermarktungsinteressen:<br />

Jürgen konnte auch als Zweitplatzierter vermarktet werden, der ruhige<br />

John hingegen ließ sich nur als Sieger „verkaufen“.<br />

2.3 Die Raumstruktur des Container als mediale Bühne<br />

„Die Panoptische Anlage schafft Raumeinheiten,<br />

die es ermöglichen, ohne Unterlass zu sehen und<br />

zugleich zu erkennen.“ (Foucault 1994, 257)<br />

„Big Brother“ dient dem Fernsehen auch als Demonstrationsobjekt seiner Machtposition<br />

als Leitmedium im sich verändernden <strong>Medien</strong>system. Michel Foucaults Fazit aus seinen<br />

kulturhistorischen Studien zu Formen der Machtausübung charakterisiert aus heutiger<br />

Sicht das Dispositiv13 des Fernsehens: „Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer<br />

Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen,<br />

Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis<br />

herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind“ (Foucault 1994, 259). Für Foucault<br />

ist „der perfekte Disziplinarapparat (…) derjenige, der es einem einzigen Blick ermöglicht,<br />

dauernd alles zu sehen“ (Foucault 1994, 224). Was er am Beispiel des benthamschen<br />

Panopticons als Dauerbeobachtungsanlage des 18. Jahrhunderts beschreibt, lässt<br />

sich auf die Beobachtungssituation von „Big Brother“ übertragen. Bereits die frühe<br />

Form der Dauerbeobachtung Benthams implizierte die dauernde Kontrolle.<br />

Wie die von Foucault beschriebene panoptische Anlage, so ist auch die Dauerbeobachtung<br />

des Fernsehens auf eine spezifische Raumgestaltung angewiesen. Jede Inszenierung<br />

braucht ihren Darstellungsort, der in der Tradition des Theaters als Bühne bezeichnet<br />

wird. Doch die Bühne der televisionären Menschenbeobachtung mit Unterhaltungsanspruch<br />

entbehrt nicht eines gewissen Zynismus. Container sind in unserer<br />

Gesellschaft die Wohnorte der Ausgegrenzten, vor allem Asylbewerber und Obdachlose<br />

sind hier untergebracht. Das Fernsehen stellt nun diesen Ort der Ausgrenzung ins<br />

Zentrum seiner medialen Beobachtung. So verspricht es durch <strong>Medien</strong>präsenz implizit<br />

die Möglichkeit, der Ausgrenzung zu entkommen und eine zentrale Position zu erreichen.<br />

Im 18. Jahrhundert betrieb das Panoptikum „Naturforschung; es stellt die Unterschiede<br />

fest“. Im 20. Jahrhundert gleichen sich die Raumstrukturen der Fernsehbeobachtung<br />

dieser Naturforschung an14 : Ort der Beobachtung bleibt – wie im 18. Jahrhun-<br />

12 Per Hinrichs: Internet-Psychologie. In: Hamburger Abendblatt vom 25.4.2000. S. 13.<br />

13 Gemeint ist die spezifische Anordnung von Apparat und Zuschauer.<br />

14 Vgl. hierzu auch Thomas Hensel: Zwischen Panopticon und Peep-Show. Eine <strong>Medien</strong>archäologie<br />

des Big Brother Container. In: Frank Weber (Hrsg.): Big Brother: Inszenierte Banalität<br />

zur Prime Time. Münster 2000, S. 289 – 314.<br />

523


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

dert – der „geschlossene, parzellierte, lückenlos überwachte Raum, innerhalb dessen die<br />

Individuen in feste Plätze eingespannt sind, die geringsten Bewegungen kontrolliert und<br />

sämtliche Ereignisse registriert werden“ (Foucault 1994, 253). Den Beobachterplatz im<br />

benthamschen Panopticon ersetzen die Kameras hinter den Spiegeln des „Big-Brother“-<br />

Containers. Der Regieraum bildet die Machtzentrale, die das Verhalten der Kandidaten<br />

reglementiert und bei Fehlverhalten, wie dem Aufbau eines Kamera-Sichtschutzes<br />

durch Despina, reglementiert.<br />

Die Raumstruktur passt sich etablierten Vermittlungskonventionen des Fernsehens<br />

an. In „Big Brother“ fungiert der lückenlos überwachte Raum des Containers wie die<br />

Studiokulisse einer Langzeitserie, in der jeder einzelne Raum seine spezifische Funktion<br />

hat und bereits die Szenen charakterisiert, die in ihm stattfinden. Der Garten markiert<br />

den Freizeitbereich, wo die Kandidaten relaxen oder im Krafttraining ihre Körperideale<br />

zu verwirklichen suchen. Die Küche ist der Ort der Gruppenzusammenführung,<br />

hier werden die gemeinsamen Mahlzeiten vorbereitet und eingenommen. In den Haushaltsaktivitäten<br />

innerhalb der Küche realisieren sich traditionell Genderkonstruktionen.<br />

Der Wechsel zwischen tradierten und aktuellen Geschlechterrollen zeigt sich praktisch<br />

an der Arbeitsaufteilung zwischen Männern und Frauen: John durchbricht mit dem<br />

Brotbacken tradierte Männerrollen, Jürgen hält sie durch seine Weigerung zu kochen<br />

aufrecht. Im Wohnzimmer werden die gemeinsamen Gespräche inszeniert, Konflikte<br />

ausgetragen, gefeiert oder das gemeinsame Relaxen als Freizeitaktivität zelebriert. Das<br />

Schlafzimmer ist Ort der intimen Gespräche, dient aber auch der Realisation des sonst<br />

dialogorientierten Paarungsverhaltens. Das Badezimmer fungiert als die Hinterbühne<br />

im Sinne Erving Goffmans, als von der Außenwelt unzugänglicher Raum, in dem sich<br />

Menschen auf ihre öffentliche Selbstdarstellung vorbereiten. 15 Hier bereiten die Kandidaten<br />

durch Maßnahmen des Körperdesigns wie Schminken, Frisieren und Brusthaarentfernung<br />

ihre visuelle Selbstinszenierung vor.<br />

Die festgelegte Raumstruktur wird durch die festgelegte Platzierung der Möbel unterstützt.<br />

Im allgemeinen Regelbuch für die „Big Brother“-Kandidaten heißt es: „Für<br />

das gesamte „Big Brother“-Haus gilt: Die Möbel dürfen nicht verrückt werden.“ 16 Die<br />

vorgegebene Raum- und Requisitenaufteilung bleibt erhalten, die Kandidaten müssen<br />

sich in ihrer Selbstinszenierung an die Bedingungen anpassen. So ist die publikumswirksame<br />

Sitzordnung für die Wochenendshows ein dauerhafter Streitpunkt. Wechselnde<br />

Gruppenhierarchien werden in der Sitzordnung erkennbar. Die Kandidaten gestalten<br />

die Sitzgruppe als Bühne ihrer Selbstdarstellung. Sie wird durch eine bestimmte<br />

Kleidungswahl unterstützt; mit kurzen Texten auf T-Shirts und Mützen übermitteln<br />

Kandidaten Nachrichten und Grüße nach außen.<br />

Die Beobachtungssituation des „Big Brother“-Containers perfektioniert die bisherige<br />

Kandidatenpräsentation in Fernsehshows, die der Position eines Delinquenten gleiche,<br />

der Objekt der Beobachtung werde, ohne Subjekt einer Kommunikation zu sein<br />

(Friedrich 1991, 52f.). Doch wendet Müller gegen Friedrich ein: „Die nonprofessionellen<br />

Kandidaten befinden sich als Akteure auf einer Bühne, auf die sie sich freiwillig zum<br />

Zwecke ihrer (Selbst-)Darstellung begeben haben“ (Müller 1999, 66). Der Container<br />

15 Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München 1996.<br />

S. 104.<br />

16 Der große Bruder. Erstmals dokumentiert: Aus dem geheimen Regelbuch für die Mitwirkenden<br />

der Endemol-Produktion „Big Brother“. Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 134,<br />

10.6.2000, S. 41.<br />

524


wird zur Schaubühne, die als moralische Lehranstalt das gesellschaftlich adäquate Denken<br />

und Verhalten von Menschen präsentiert. 17<br />

3. Die Selbstinszenierung der Kandidaten<br />

Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

3.1 Selbstinszenierung nach Rollenvorbildern der Fernsehgenres<br />

Sympathie ist das zentrale Kriterium, das über den Erfolg der Kandidaten entscheidet.<br />

Sie versuchen daher, nicht allein im Container selbst die eigene Nominierung zu verhindern,<br />

sie müssen auch die für sie anonyme Masse der Zuschauer für sich gewinnen.<br />

Da sie für die Zuschauer nur in der medialen Präsentation sichtbar sind, passen sich die<br />

Kandidaten etablierten Formen medialer Popularität an. In der mediengerechten Selbstinszenierung<br />

liegt eine der zentralen Anforderungen des Spielekonzepts. Die Kandidaten<br />

nutzen ihre Kenntnis unterschiedlicher Genrekonventionen des Fernsehens für die<br />

Gestaltung ihrer performativen Auftritte. Ihre wechselnde Imitation medialer Rollen ist<br />

in die Handlungsstruktur des jeweiligen Genres eingebunden. Im Container als Showbühne<br />

parodieren die Kandidaten Nachrichtensendungen, Daily Talkshows (9.3.00),<br />

und imitieren Comedystars des Fernsehens wie Tom Gerhardt oder Gaby Köster. 18<br />

Auch die Redaktion nutzt Genrevorgaben: Am Abend vor Liedaufnahmen im Sprechzimmer<br />

werden die Kandidaten bei der Bekanntgabe der Tagesaufgabe schriftlich zu attraktiver<br />

Kleidung aufgefordert (9.3.00), um die Kamerabilder der Gesangsaufnahmen<br />

in den Videoclip des „Big-Brother“-Liedes integrieren zu können. Der Gastauftritt des<br />

Berliner Promifrisörs Udo Waltz am 10.5.00 diente der Aufbesserung des optischen Erscheinungsbildes,<br />

das Waltz an Starstandards anpasste.<br />

Die Kandidaten passen nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch ihr Verhalten<br />

den Inszenierungsmustern etablierter Stars an. Diese Inszenierungsmuster sind<br />

für die anderen Kandidaten identifizierbar; so vergleicht Jürgen Sabrina mit der „Dallas“-Serienfamilie<br />

Ewing (10.5.00). Zur Übernahme von seriellen Inszenierungsmustern<br />

zählen auch die in Bekenntnissen enthaltenen Enthüllungen aus der eigenen Vergangenheit,<br />

wie sexuelle Übergriffe im Kinderheim (John). Manus und Nesthäkchen Jonas<br />

Tränenausbrüche folgen den darstellerischen Konventionen des Melodrams, obgleich<br />

der Zuschauer auf die passende musikalische Untermalung verzichten muss. Sie bleibt<br />

Szenen mit weinenden Männern (John und Alex) vorbehalten.<br />

Die Kandidaten orientieren sich in ihrem Beziehungsverhalten an den Handlungskonventionen<br />

von Serien. Jürgen und Sabrina inszenieren ihre Beziehung als Sitcom mit<br />

einer Kombination aus witzigen Dialogen und komischen Situationen. „Dass Kerstin,<br />

die arbeitslose Schauspielerin, auf die Mittel der Soap Opera zurückgriff und mit dem<br />

Kneipenwirt Alex eine Beziehung in Episoden inszenierte, zeigt die Raffinesse, mit der<br />

die Darsteller am Drehbuch ihrer Biographie arbeiten.“ 19 Dazu zählen auch Kerstins<br />

professionell inszenierten Knutschereien und Auseinandersetzungen mit Alex, bei denen<br />

sie sich seriengemäß neben ihn setzt, sodass beide gleichzeitig von der Kamera erfasst<br />

werden können. Den Konventionen der Langzeitserien entsprechend beendet sie<br />

die Auseinandersetzung mit der verbalen Betonung ihrer Gefühle und dem Verlassen<br />

17 Diese Funktion beschrieb Friedrich Schiller 1784 ausführlich in „Die Schaubühne als moralische<br />

Anstalt betrachtet“.<br />

18 Als weiblicher „Lachsack“ ersetzt Sabrina die Reaktion des Saalpublikums.<br />

19 Sandra Kegel: Du bist nicht allein. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.5.2000.<br />

525


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

des Raumes als Szenenabschluss. Andrea betont ihre Harmonisierungskompetenz in der<br />

Vermittlung innerhalb von Gruppenkonflikten und entspricht so den Vermittlerfiguren<br />

in den Langzeitserien, die durch ihre bloße Aufforderung: „Redet doch mal miteinander“,<br />

Konflikte beenden. Diese Integration diverser formaler und inhaltlicher Vermittlungskonventionen<br />

des Fernsehens bildet die Grundlage für die spezifischen gesellschaftlichen<br />

Funktionen der Sendung, die ich im folgenden Abschnitt beschreibe.<br />

3.2 Exemplarische Inszenierungsstrategien der Selbstdarstellung<br />

„Die Sichtbarkeit ist eine Falle.“<br />

(Foucault 1994, 257)<br />

Mit ihrer Selbstinszenierung erreichen die Kandidaten drei Publika: die Gruppe im Container,<br />

die Redaktion, die als Erstseher über die Dauer und Art der Fernsehpräsenz entscheidet,<br />

und die Zuschauer an den Bildschirmen. 20 Die Gruppe übernimmt die erste<br />

Kontrolle und Reglementierung der Selbstdarstellung der Kandidaten und ihres Alltagsverhaltens.<br />

Ihre Bewertung und Reglementierung kann dem Zuschauer in seiner Bewertung<br />

Vorgaben liefern und so sein eigenes Abwahlverhalten beeinflussen und steuern.<br />

Der Container spiegelt so exemplarisch allgemeine gesellschaftliche Disziplinierungen<br />

abweichender Lebens- und Wertevorstellungen und des nicht gruppenkonformen<br />

Verhaltens.<br />

Im Container lassen sich zwei grundlegende Modelle der Selbstinszenierung unterscheiden:<br />

1. das Verbreiten positiver Stimmung durch die performative Inszenierung: die ständige<br />

Präsentation guter Laune und einer Reihung selbst geschaffener komischer Situationen,<br />

der Imitation von Comedystars und einer Folge von erzählten Witzen (Jürgen,<br />

Sabrina);<br />

2. die Veröffentlichung des Privaten durch die Offenlegung der eigenen Persönlichkeit<br />

und das Erzählen von Ausschnitten der eigenen Lebensgeschichte (John, Andrea,<br />

Alex).<br />

Für ihre Selbstinszenierung wählen die Kandidaten Rollenmuster, die aus ihrer Sicht sowohl<br />

medialen Anforderungen als auch aktuellen Zuschauerinteressen entsprechen. Sabrina<br />

präsentiert sich als Sexbombe und Dauerrednerin mit humoristischem Anspruch.<br />

Jürgen versteht sich als stets gut gelaunter Unterhalter, der den Menschen Freude bereiten<br />

will, aber auch als Ratgeber ethische Positionen vertritt, die sich an der allgemeinen<br />

Moral orientieren. Als Lebensideale präsentiert er Beziehungsidyllen wie die Harmonie<br />

seiner Beziehung zu Tochter, Freundin und Freundeskreis. Die Dauerinszenierung als<br />

verantwortungsvoller Sympathieträger lässt ihn allerdings an seine Leistungsgrenzen<br />

stoßen: In der letzten Woche durchbricht Jürgen seine selbst gewählten Harmonieideale<br />

durch mehrere aggressive Ausfälle.<br />

Für Zlatko ist attraktives Aussehen und somit Körperstyling wichtiger Teil der Selbstdarstellung,<br />

denn „das Aussehen ist ja immer das, was man als Erstes sieht“ (9.4.00). In<br />

Gesprächen mit den anderen Kandidaten erfragt er, was sonst noch als „trendig“ angesagt<br />

ist. Alex inszeniert sich als attraktiven Dauermacho, der sein individuelles Wertesystem<br />

lebt und dabei seine Unabhängigkeit betont. Jana führt sich mit ihren Sexkugeln<br />

als erotisch ein, vergisst aber nach einigen Tagen, dieses Muster der Selbstinszenierung<br />

20 Sei es nun am Computer- oder am Fernsehbildschirm.<br />

526


Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

aufrechtzuerhalten. Auch John durchbricht seine Selbstinszenierung als zurückhaltender,<br />

sozial denkender und handelnder Mensch, wenn er im Gespräch mit Andrea meint:<br />

„So bin ich nur im Fernsehen. Ich kann auch anders“ (3.5.00). Jonas und Manus Tränenausbrüche<br />

sollen als gezielte Emotionalisierung Sympathiezuwachs sichern.<br />

Eine wesentliche Reaktion auf den Zustand der Dauerbeobachtung ist die konzentrierte<br />

Körperselbstwahrnehmung der Kandidaten, die sich in diversen sportlichen und<br />

kosmetischen Aktivitäten äußert. „Unter dem Blick des anderen schämen wir uns unseres<br />

Körpers, unseres Aussehens, unseres Benehmens 21 – des ganzen Bildes, mit dem wir<br />

uns der Welt zeigen. Der bloße Verdacht, dass der fremde Blick mich beobachtet,<br />

genügt, um diese allumfassende Scham hervorzurufen.“ 22 Sabrinas schamloses Verhalten,<br />

die wiederholte freiwillige Selbstfreigabe des nackten Körpers für voyeuristische<br />

Blicke, entsprach in idealer Weise den vom Format unterstellten Sehbedürfnissen der<br />

Zuschauer und den visuellen Vermarktungsinteressen der Printmedien. 23<br />

Zur Selbstinszenierung der Kandidaten gehört – den Darstellungskonventionen der<br />

Langzeitserien entsprechend – die wiederholte Thematisierung ihrer Handlungsmotivation.<br />

Lediglich Zlatko bekennt offen, nur wegen des Geldes im Container zu sein. Jürgen<br />

verkündet in den letzten Wochen in direkter Zuschaueransprache im Sprechzimmer<br />

sympathieträchtig: „Ich tue alles nur, um die Zukunft meiner Tochter zu sichern.“ John<br />

und Alex suchen nach Extremerfahrungen, Thomas will in der sozialen Begegnung lernen,<br />

den Anforderungen des Gemeinschaftslebens gerecht zu werden. Diese Handlungsmotivationen<br />

orientieren sich an derzeit aktuellen Motivationsstrukturen der Gesellschaft:<br />

Extremerfahrungen werden in immer neuen Risikosportarten gesucht, mit<br />

Gemeinschaftserfahrungen versuchen Singles, ihre Isolierung zu durchbrechen.<br />

In ihrer Selbstinszenierung orientieren sich die Kandidaten auch an aktuellen Diskussionen<br />

um Genderkonventionen. Gleich in den ersten Tagen diskutieren die Frauen die<br />

Rolle der Zicke und die für sie erforderlichen Verhaltensweisen. Gleichzeitig wird Stehpinkeln<br />

als typisch männliches Fehlverhalten geahndet. Andrea wehrt sich gegen geschlechtsspezifische<br />

Arbeitsaufteilung, die Jürgen wiederholt durchzusetzen versucht.<br />

Alex durchbricht genderspezifische Kleidungsgrenzen durch das optische Signal des<br />

Tragens eines Rockes. Das Gendercrossing ist auch zentraler Teil von inszenierten Spielen,<br />

wie der parodistischen Darstellung eines anderen Kandidaten (Tagesaufgabe am<br />

23.3.00).<br />

3.3 Visuelle und sprachliche Darstellungselemente der Selbstinszenierung<br />

Die körpergebundene visuelle Selbstinszenierung der Kandidaten orientiert sich an Szenen<br />

der Popkultur und medialen Vorbildern. Tägliches Training dient der Durchsetzung<br />

aktuell angesagter Körperformen, und so wird Fitness zum zentralen Teil des körperlichen<br />

Selbstausdrucks. Die Kandidaten kombinieren zwei Körperideale, die Foucault bereits<br />

als maßgeblich für das 18. Jahrhundert beschrieben hat: den mechanischen Körper<br />

und den festen, beweglichen Körper (Foucault 1994, 199).<br />

21 Dies trifft insbesondere auf Sabrina zu, die wiederholt in Gesprächen mit anderen Bewohnern<br />

ihre möglicherweise negative Außenwirkung diskutiert und auch schon mal den Wunsch: „Das<br />

bitte schneiden“, an die Redaktion äußert.<br />

22 Boris Groys: Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der <strong>Medien</strong>. München 2000, S. 80.<br />

23 So druckte etwa die Bild-Zeitung Sabrinas Duschfotos ab.<br />

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M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Gesten werden als körpersprachliches Darstellungsmittel unterschiedlich eingesetzt.<br />

Jürgen und Sabrina nutzen eine heftige Gestik, um die Witzigkeit ihrer humoristischen<br />

Einlagen zu unterstützen. In Gesten deuten sich auch Konflikte an, die das Sehinteresse<br />

der Zuschauer wecken. Jens Jessen konstatiert, „mit kleinen Gesten der Gier und Gewalt<br />

hielten sie (die Kandidaten, Anm. J. B.) die Hoffnung wach auf das große Böse.“ 24<br />

Individuelle Körpersprache wird so zum Schauspiel der eigenen Selbstdarstellung ebenso<br />

wie zum Teil der Dramaturgie des Handlungsverlaufs.<br />

Die in den Spielregeln vorgeschriebenen täglichen Statements im Sprechzimmer sind<br />

Monologe, in denen die Kandidaten die aktuelle Situation im Container schildern, das<br />

Verhalten der anderen bewerten und ihre subjektive Befindlichkeit thematisieren. Diese<br />

Äußerungen entsprechen in idealer Weise den Anforderungen des klassischen dramatischen<br />

Monologs: „Im Gegensatz zum Dialog ist der Monolog hauptsächlich auf die<br />

sprechende Person bezogen; es gibt eine einzige Referenzebene, er fordert keine Gegenrede,<br />

ist aber desto nachhaltiger an das Publikum gerichtet.“ 25 So sind Tränenausbrüche<br />

Manus und Jonas vor allem im isolierten Bühnenraum des Sprechzimmers angesiedelt.<br />

Vergleichbar der reflexiven Ebene subjektiver Stellungnahmen in Langzeitserien<br />

nehmen die Kandidaten in ihren Statements eine moralische Bewertung der aktuellen<br />

Gruppensituation und des Verhaltens der einzelnen Kandidaten vor. Kritik wird<br />

häufiger im Sprechzimmer geäußert als in den Gesprächen untereinander.<br />

Im Serien-Schauspiel sind Requisiten ein zentraler Faktor der Figurencharakterisierung.<br />

26 Auch die Kandidaten versuchen, durch die Auswahl ihrer Kleidung nicht nur<br />

ihrem Lebensstil Ausdruck zu verleihen, sondern auch eine schnelle visuelle Identifizierbarkeit<br />

zu erreichen. So sind John und Alex anhand ihrer Kopfbedeckungen im Bild<br />

sofort zu erkennen. Zentrales modisches Requisit bilden die Sonnenbrillen, die den<br />

Container als Werbefläche der optischen Industrie erscheinen lassen. Marshall McLuhan<br />

vermochte ein ganz besonderes Wirkungspotenzial in der Sonnenbrille zu erkennen:<br />

„Sonnenbrillen erzeugen das undurchschaubare und unnahbare Vorstellungsbild,<br />

das sehr stark zu aktiver Teilnahme und Vervollständigung einlädt.“ 27<br />

Zu den zentralen Ausdrucksformen der Selbstinszenierung zählen die sprachliche<br />

Selbstdarstellung und das Gesprächsverhalten in der Gruppe. Gespräche richten sich<br />

nicht nur an die körperlich anwesenden Gesprächspartner, sondern gelten der publikumswirksamen<br />

verbalen Selbstdarstellung. John passt situative Auszüge aus seiner Lebensgeschichte<br />

dem jeweiligen Thema an. Jürgen betont in Kurznarrationen seine<br />

Familienerfahrungen und gibt allgemeine Lebensratschläge, die er sehr oft nicht nur an<br />

seinen „kleinen Bruder“ Zlatko, sondern direkt an die Fernsehzuschauer richtet. Alex<br />

erzählt unterschiedliche Reiseerfahrungen, um so seine Weltgewandtheit zu demonstrieren.<br />

Die Kandidaten folgen einer impliziten Regelung des Gesprächsablaufs, die besagt,<br />

jeder darf in seinem Beitrag ausreden und hat so Zeit für seine Selbstdarstellung.<br />

24 Jens Jessen: Warten aufs Böse. Aber bei „Big Brother“ wollte es sich noch nicht zeigen. In: Die<br />

Zeit, Nr. 24, 8.6.2000, S. 41.<br />

25 Manfred Brauneck, Gérard Schneilin (Hrsg.): Theaterlexikon. Hamburg 1986, S. 624.<br />

26 Vgl. hierzu: Joan Kristin Bleicher: Alltagsnahes Schauspiel in Langzeitserien „Lindenstraße“<br />

und „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten”. In: Knut Hickethier (Hrsg.): Schauspielen und Montage.<br />

Schauspielkunst im Film: Zweites Symposium (1998). St. Augustin 1999, S. 223 – 244.<br />

27 Marshall McLuhan: Understanding Media. Zitiert nach: Detlef Kuhlbrodt: 2000 Lightyears<br />

from Home. Verschiedene Versuche über Big Brother. In: Frankfurter Rundschau Nr. 122,<br />

26.5.2000, S. 22.<br />

528


Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

Bei redaktionell vorgegebenen Themenkomplexen der Bewertung unterschiedlicher<br />

Sachverhalte oder Verhaltensformen orientieren sich die Kandidaten an der generellen<br />

Meinung zu einem Thema und verzichten auf strittige Extrempositionen. Sie entwerfen<br />

Lebensmodelle und Wertevorstellungen von breiter Akzeptanz. Wechselseitige Zustimmung<br />

ersetzt die Kontroverse, die eine Abwahl durch die Zuschauer zur Folge haben<br />

kann.<br />

Gruppengespräche konfrontieren die einzelnen Kandidaten mit anderen Kriteriensystemen<br />

der Bewertung von Menschen. Sie diskutieren die Bedeutung von Attraktivität,<br />

Handlungs-, Unterhaltungs-, Sozial- und Wissenskompetenz. Kerstin machte<br />

Zlatko mit der für ihn vorher nicht relevanten Bedeutung der Kenntnis von Weltliteratur<br />

vertraut. Zlatko selbst wusste zwar nicht, wer Shakespeare ist, kennt sich aber mit<br />

Kleidung und den Kriterien körperlicher Attraktivität im Fernsehen aus. Thomas und<br />

Jana bleiben ohne klar erkennbare Kriteriensysteme und Kompetenzbereiche, was sie<br />

Sympathien der Zuschauer kostet.<br />

Das Gesprächsverhalten wird in zentraler Weise von der Beobachtungssituation gesteuert.<br />

Die Dialogpartner richten sich in gleicher Weise an die direkt präsenten Zuhörer<br />

28 und an die Zuschauer an den Beobachtungsgeräten, die als Publikum der inszenierten<br />

Dialoge und Monologe adressiert werden. Boris Groys stellt fest, dass wir klarere<br />

moralische Positionen vertreten, wenn wir uns von Unbekannten beobachtet<br />

fühlen. Es entstehe „ein Gefühl der unbedingten Verantwortung vor dem Abwesenden.“<br />

29 Genau diese klaren ethischen Positionen vertreten die Kandidaten in Statements,<br />

Diskussionen und Gesprächen. In den abendlichen Diskussionen orientieren sie sich an<br />

den Vorgaben der Political Correctness. Bei einer Diskussion über das Für und Wider<br />

von Atomkraftanlagen (29.3.00) propagieren sie Bürgerpolitik; beim Thema „Für eine<br />

Millionen Mark Sex mit einem Freier“ (5.4.00) tun Jürgen, Kerstin und John alles für ihre<br />

Familie. Die Nähe zur allgemeinen konservativen Moral ist in diesen Diskussionsbeiträgen<br />

offensichtlich. Alex vertritt in seiner Selbstinszenierung als „lonesome heroe“<br />

wiederholt einen subjektiven Ehrenkodex, den er einzuhalten gedenke, und grenzt sich<br />

so auch sprachlich von der Gruppe ab. Teile dieses Kodexes, wie das füreinander Einstehen<br />

von Freunden, gibt er nur situationsgebunden in den abendlichen Diskussionen<br />

preis.<br />

Szenisch strukturierte Inszenierungen mit hohem Unterhaltungswert erfordern die<br />

Teilnahme mehrerer Kandidaten. Kleine, wechselnde Ensembles realisieren humoristische<br />

Sketsche. John nutzt gemeinsam mit Andrea die parodistische Imitation, um fiktive<br />

Gesprächssituationen zu inszenieren. Dazu zählt seine im Dialog mit Andrea vorgetragene<br />

Homosexuellen-Parodie. Jürgen und Zlatko präsentieren sich als Duo in der<br />

Slapstick-Tradition und bezeichnen sich selbst als „Dick und Doof“. Beide kombinieren<br />

Witze mit komischen Situationen oder nutzen demonstrativ Nichtwissen als Unterhaltungsgaranten.<br />

30 Jürgen versucht, eine möglichst große Bandbreite seiner Dialogbeiträge<br />

humoristisch zu gestalten. Seine Redebeiträge in persönlichen Gesprächen und<br />

28 Als zusätzliches Publikum fungieren neben der Redaktion die Zuschauer hinter dem Zaun, die<br />

sich durch Zwischenrufe und Musikeinspielungen akustisch bemerkbar machen. Alex kommuniziert<br />

unmittelbar nach dem freiwilligen Auszug von Kerstin mit den Fans am Zaun. Die körperliche<br />

Präsenz am Zaun ermöglicht die direkte Teilnahme am medialen Ereignis.<br />

29 Boris Groys: Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der <strong>Medien</strong>. München 2000, S. 84.<br />

30 Dies geschieht nicht nur in der legendären Shakespeare-Diskussion, sondern auch in dem Abfragen<br />

englischer Vokabeln durch Jürgen.<br />

529


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Diskussionen folgen einer an der Sendeform der Comedy orientierten Pointenstruktur;<br />

so gehört zu seinen performativen Akten auch die Comedyparodie etwa von Tom Gerhardt<br />

in seiner Fernsehrolle als Hausmeister Krause. Sabrina folgt als Dialogpartnerin<br />

der von Jürgen vorgegebenen Pointenstruktur. Andere Kandidaten setzen auf gezielte<br />

Emotionalisierung der Einzelinszenierungen. Jona und Kerstin wählen die Form des<br />

persönlichen Bekenntnisses, um durch Emotionalisierung Zuschauersympathien zu<br />

wecken. So sind Abtreibung (Jona) und Fehlgeburt (Kerstin) Themen mit hohem Mitleidspotenzial.<br />

Die verbale Selbstinszenierung der Konkurrenten ist ein zentrales Diskussionsthema<br />

im Container. So bemängelt Jürgen, dass Kerstin die Gespräche zu ernst<br />

nähme, und betont die Bedeutung des Humorgehalts der Unterhaltung. Alex fordert offene<br />

Selbstdarstellung und kritisiert, dass Jürgen nichts von seiner Person in den Gesprächen<br />

preisgebe.<br />

Eine bruchlose Einheitlichkeit der verbalen Selbstinszenierung kann zu Problemen<br />

bei der Einschätzung durch die Zuschauer führen. „Wenn bestimmte Menschen immer<br />

nur wiederholen, was man von ihnen schon hundertmal gehört hat, entsteht nicht der<br />

Eindruck, dass sich dabei ihr verborgenes Denken manifestiert – vielmehr erwecken sie<br />

den Verdacht, dass sie anders denken als sie sprechen.“ 31<br />

3.4 Die Selbstdarstellung in der Handlung<br />

„Big Brother“ ergänzt die medienwirksame Selbstdarstellung von Beziehungsshows<br />

durch realitätsnahe Alltagskompetenzen, die sich an den Vorgaben „back to the basics“<br />

32 orientieren. Idealerweise sollen die Kandidaten ein Leben möglichst unabhängig<br />

von den technischen Segnungen der Zivilisation führen. 33 Der Container gerät zum<br />

künstlich geschaffenen Biotop, das Mensch, Tier (Katze Sternchen und die Hühner) und<br />

Pflanzen (der Gemüsegarten) zu einer harmonischen Einheit zu verbinden sucht. Es sind<br />

Handlungskompetenzen gefragt, die diesem ursprünglichen Leben förderlich sind. Diese<br />

Handlungskompetenzen bestimmen den Platz der Kandidaten in der Gruppenhierarchie.<br />

Je nach situativer Anforderung etwa in Fragen der Alltagsgestaltung oder in den<br />

Tages- und Wochenaufgaben kann dieser Platz wechseln. John kann sich durch seine<br />

Kompetenz des Brotbackens einen festen Platz in der Gruppe sichern. Alex versucht<br />

durch seine Absicht, vom Gruppenetat Brot zu bestellen, dieser Kompetenz ihre Bedeutung<br />

für die Gruppe zu nehmen. Sportliches Training erfordert Kompetenzen wie<br />

Disziplin und Ausdauer, die auch im Beruf wichtig sind. Jürgen versucht Trainingsergebnisse<br />

quantifizierbar zu machen, indem er Zlatkos Arm- und Halsumfang mit dem<br />

Messband erfasst (6.4.00).<br />

Um dem Unterhaltungsanspruch des Gameshow-Formats gerecht zu werden, versucht<br />

die Gruppe gute Laune zu vermitteln. Schon das Regelwerk der Sendung enthält<br />

den Hinweis: „‚Big Brother‘ hängt von Ihnen und Ihrer Einstellung ab … Sie und Ihre<br />

Mitbewohner tragen entscheidend zum Erfolg der Sendung bei.“ 34 Jonas Entschul-<br />

31 Boris Groys: Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der <strong>Medien</strong>. München 2000, S. 68.<br />

32 Dieser Vorgabe folgte bereits im 19. Jahrhundert die freiwillige Selbstinszenierung des amerikanischen<br />

Schriftstellers H. D. Thoreaus in einer Waldhütte. Seine Erfahrungen hielt Thoreau<br />

in dem Buch „Walden or Life in the Woods“ 1854 fest.<br />

33 Im Regelbuch der Sendung sind Handys, Radios, Walkmans und Computer ausdrücklich verboten.<br />

34 Der große Bruder. Erstmals dokumentiert: Aus dem Geheimen Regelbuch für die Mitwirken-<br />

530


digung signalisiert ihre generelle Bereitschaft, dem Gruppenziel Unterhaltung zu entsprechen:<br />

„Ich wollte sagen, dass ich mein Tief überwunden hab, und dass es mir Leid<br />

tut, dass ich so einen Hänger hatte. (…) Jetzt bin ich wieder mit Spaß dabei.“ 35 Mediale<br />

Produktionsvorgaben und die Unterhaltungsfunktion als Teil der Selbstinszenierung<br />

treffen in dem Verhalten der Kandidaten aufeinander. Die Anforderungsstruktur<br />

des „Big-Brother“-Sendungsformats spiegelt wider, wie sich der Zwang zur Selbstinszenierung<br />

in der <strong>Medien</strong>gesellschaft gesteigert hat. <strong>Medien</strong> bestimmen nicht mehr<br />

nur unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit, sie liefern durch ihre Rollenvorgaben auch<br />

Strukturmuster für unsere individuelle Selbstrepräsentation in Sprache und Handlung.<br />

4. „Big Brother“ als Spiegel der Gesellschaft<br />

Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

4.1 Die Entsprechung der Spiele in gesellschaftlichen Anforderungen<br />

Regieanweisungen ersetzen im Inszenierungsraum des Containers gesellschaftliche<br />

Vorgaben für den Alltagsablauf. Die Kandidaten unterliegen im Container zwar nicht<br />

der allgemeinen gesellschaftlichen Normierung der Zeitstruktur des Alltags, doch ist die<br />

zeitliche Rationierung des warmen Wassers auf eine Stunde täglich ein Versuch, die<br />

Schlaf- und Wachzeiten redaktionell zu steuern. In der televisionären Präsentation erhalten<br />

alltägliche Handlungen wie Kochen und Essen einen eigenen Wert. Angela Keppler<br />

bemerkt im Zusammenhang mit Hochzeitsshows: „Daß hier vom Fernsehen Alltagshandlungen<br />

inszeniert werden, daß das Fernsehen die Regie übernimmt, verändert<br />

die Alltagshandlungen und gibt ihnen eine andere Kontur“ (Keppler 1994, 79).<br />

An die Stelle der beruflichen Anforderungen treten die Anforderungen von Tagesund<br />

Wochenaufgaben. Doch erfordern diese Aufgaben Kompetenzen, die den Berufsalltag<br />

vieler Menschen bestimmen: Es gilt, die gestellten Aufgaben in wechselnden<br />

Teams zu erfüllen, gleichzeitig muss sich der Einzelne seine Machtposition in der Gruppenhierarchie<br />

sichern. Die Bildung strategischer Allianzen zur Erfüllung situativ begrenzter<br />

Anforderungen sind also ebenso gefragt wie das geschickte Intrigieren gegen<br />

Konkurrenten in der Gruppenhierarchie. Fehler bei den Intrigen gefährden die eigene<br />

Position. Alex scheitert an seiner Nominierung von Jürgen; bei der Abwahl der Zuschauer<br />

hat „lonesome heroe“ Alex gegen den Dauersympathen Jürgen keine Chance.<br />

Jürgen selbst versucht sich durch Allianzen – etwa mit Zlatko und Jana oder Sabrina –<br />

gegen Intrigen abzusichern. Peinlicherweise vergleicht er seine Situation als Intrigenopfer<br />

mit der Reichskristallnacht (27.4.00).<br />

Der „Big Brother“-Container fungiert wie das von Foucault beschriebene Panopticon<br />

als „Laboratorium, (…) als Maschine für Experimente, zur Veränderung des Verhaltens,<br />

zur Dressur und Korrektur von Individuen“ (Foucault 1994, 262). In ihrem Verhalten<br />

reproduzieren die Kandidaten die gesellschaftlichen Anforderungen. Im Falle der Verweigerung<br />

– etwa das Nichtabsolvieren der Wochenaufgabe des Wollespinnens wegen<br />

des schönen Wetters – treten die etablierten gesellschaftlichen Interventionstaktiken<br />

auch im „Big Brother“-Container in Kraft. Hier wie dort ist die zentrale Interventions-<br />

den der Endemol-Produktion „Big Brother“. Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 134,<br />

10.6.2000, S. 41.<br />

35 Jona zitiert nach: Detlef Kuhlbrodt: 2000 Lightyears from Home. Verschiedene Versuche über<br />

Big Brother. In: Frankfurter Rundschau Nr. 122. 26.5.2000. S. 22.<br />

531


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

maßnahme der Entzug von finanzieller Zuwendung, die die Möglichkeit zur Selbstversorgung<br />

erschwert.<br />

Auch Konfliktstrukturen innerhalb der Gruppe sind gesellschaftstypisch. Konflikte<br />

entstehen um die Machthierarchie, die gerechte Verteilung von Arbeit und kontrastierende<br />

Wertesysteme, die sich in unterschiedlichen Verhaltensanforderungen niederschlagen.<br />

Die Gruppe legt das richtige Verhalten fest und diszipliniert den Einzelnen.<br />

Der Mikrokosmos „Big Brother“-Container besitzt das Potenzial, als televisionäre Erziehungsanstalt<br />

des Makrokosmos Gesellschaft zu fungieren.<br />

Die Beobachtungssituation impliziert auch die Bewertung und Reglementierung der<br />

Eingeschlossenen durch den televisionären Beobachter. Die Vorauswahl des Beobachtungsmaterials<br />

durch die Redaktion bestimmt über Sympathie und Antipathiezuweisung.<br />

Die Beobachtung durch den Zuschauer ist die Grundlage der Festlegung normgerechten<br />

Verhaltens und normgerechter Meinungen. Im Nukleus der abgegrenzten zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen werden aktuelle Wertestrukturen der Gesellschaft erkennbar.<br />

Die in Dialogen geäußerten Wertestrukturen können die Zuschauer anhand<br />

des sozialen Handelns der Kandidaten überprüfen. Gleichzeitig vermitteln gruppendynamische<br />

Prozesse Informationen über aktuelle Konflikte und Konfliktlösungsstrategien.<br />

Zu den aktuellen Veränderungen des Arbeitslebens etwa in den neuen „dotcom“-Unternehmen<br />

gehört die Motivation der Mitarbeiter durch die Integration von Unterhaltungselementen<br />

in den Arbeitsablauf. Während ihrer Tätigkeiten beim Absolvieren von<br />

Wochenaufgaben durchbrechen die Kandidaten ein traditionelles Grundgebot der klassischen<br />

industriellen Produktion, die der Unternehmer M. S. Oppenheim 1809 als Regel<br />

definierte: „Es ist ausdrücklich verboten, während der Arbeit die Genossen durch<br />

Gesten oder sonstwie zu unterhalten, irgendwelche Spiele zu treiben, zu essen, zu schlafen,<br />

Geschichten oder Possen zu erzählen.“ 36 Die Kandidaten entsprechen derzeit aktuellen<br />

Anforderungen des Arbeitslebens, wie der strategischen Kooperation und der kontinuierlichen<br />

Umverteilung von Arbeitsprozessen je nach individueller Kompetenz. Mit<br />

diesen Qualifikationen lassen sich die Patchwork-Biografien des derzeitigen Arbeitslebens<br />

realisieren.<br />

Spiele werden als soziale Situationen inszeniert. Nach Goffmans „Geschlecht und<br />

Werbung“ bieten soziale Situationen „den Individuen die Möglichkeit (…), mithilfe ihres<br />

Gesichts, ihres Körpers und kleinerer verfügbarer Materialien soziale Porträts von<br />

sich selbst zu entwerfen. (…) Hier, in sozialen Situationen, kann der Einzelne ‚signifizieren‘,<br />

was er als eine soziale Identität annehmen will, und hier kann er seine Gefühle<br />

und Absichten zeigen – alles Informationen, welche die an der Zusammenkunft beteiligten<br />

Menschen brauchen, um ihr eigenes Handeln danach auszurichten.“ (1991 28f. zitiert<br />

nach Müller 1999, 86).<br />

Die Tages- und Wochenaufgaben, wie etwa die Kletterwand oder circensische Vorführungen<br />

im Garten, erinnerten häufig an eine Beschäftigungstherapie für gefangene<br />

Tiere im Zoo. Wie im Zoo bilden in den Sendungsausschnitten die Bereiche Nahrungsaufnahme,<br />

Paarungsverhalten und wechselseitige Spiele die zentralen Attraktionsfaktoren<br />

der Beobachtung. Dennoch sind die Aufgaben zentraler Teil der televisionären Vermittlung<br />

von aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen. Praktische Kompetenzen<br />

sind ebenso Gegenstand der spielerischen Anforderungen wie Wissen, das schnell erworben<br />

werden muss und in Einzelabfragen geprüft wird.<br />

36 Zitiert nach: Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Frankfurt am Main 1994, S. 193.<br />

532


Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

„Die Prüfung kombiniert die Techniken der überwachenden Hierarchie mit denjenigen<br />

der normierenden Sanktion. Sie ist ein normierender Blick, eine qualifizierende,<br />

klassifizierende und bestrafende Überwachung. Sie errichtet über den Individuen eine<br />

Sichtbarkeit, in der man sie differenzierend behandelt“ (Foucault 1994, 238).<br />

Auch Gedächtnisleistungen zählen zu den Kompetenzanforderungen, die sich im Berufsleben<br />

finden. Doch wird in den Spielen nicht nach der Bedeutung des angeeigneten<br />

Wissens (Hauptstädte von Ländern und ihre Bewohnerzahl, Taxirouten in deutschen<br />

Großstädten) gefragt. Es zählt die Bereitschaft, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele<br />

Fakten abrufbar zu halten und diese in einer Prüfungssituation der Einzelbefragung<br />

adäquat vermitteln zu können. Jürgens Lexikon wird zum Wissensarchiv des „Big Brother“-Containers.<br />

An die Seite der redaktionellen Spiele tritt das Abfragen der Kandidaten<br />

durch Jürgen, der die richtigen Antworten aus seinem Lexikon vorliest und sich<br />

so als Träger der Informationskompetenz inszeniert. 37<br />

In den Wochenaufgaben sind auch Strukturen der industriellen Produktion erkennbar.<br />

Hier gibt es zahlenmäßige Akkordvorgaben, etwa beim Legosteine-Verbauen, Autogramme-Schreiben,<br />

Luftballonaufblasen und Eierbemalen. Wochenaufgaben, deren<br />

Absolvierung über die Versorgungslage der Gruppe entscheiden, erfordern zur Erreichung<br />

des Zieles strategische Kooperationen der Kandidaten. Diese Kooperationen<br />

spiegeln „die Kunst der Zusammensetzung von Kräften zur Herstellung eines leistungsfähigen<br />

Apparates“ (Foucault 1994, 212) in der Gesellschaft. Vorhandene Kompetenzen<br />

der Kandidaten müssen je nach situativer Anforderung neu kombiniert werden.<br />

Die Kandidaten zeigen die Kompetenzen, die allgemeine gesellschaftliche Anforderungen<br />

im Berufsleben charakterisieren: strategisches Denken im Konkurrenzverhalten,<br />

Durchsetzungskompetenz, imageorientierte außenwirksame Selbstdarstellung und<br />

wechselnde strategische Kooperationen in begrenzten Aufgabengebieten. Der Sieger<br />

verkörpert das derzeitige gesellschaftliche Ideal des „Ego-Taktikers“ (Klaus Hurrelmann),<br />

der kommunikativ ist, sich schnell verändernden Anforderungen anpasst und sie<br />

zur Optimierung der eigenen Situation zu nutzen weiß. 38<br />

Doch der eigentliche Gewinner von „Big Brother“ ist das Unternehmen Endemol. Es<br />

erreicht mit dem Konzept „Big Brother“ das von Foucault beschriebene gesellschaftliche<br />

Ideal der Kapitalisierung von Zeit, da sich mit dem Ablauf von 102 Tagen eine profitable<br />

Dauerhaftigkeit organisieren ließ (Foucault 1994, 202). Der menschliche Alltag<br />

als Attraktion der Sendung lässt sich durch Werbeeinnahmen kapitalisieren. Zielpunkt<br />

des Bewährungsprozesses der Kandidaten ist „die endgültige Tauglichkeit des Individuums“<br />

für die mediale Selbstrepräsentation und somit für die televisionäre Weitervermarktung.<br />

Nachdem sich „Big Brother“ die aktuellen Erfolgselemente der Popkultur zu Eigen<br />

machte, beliefert es nach dem Spielende die Popkultur mit neuen Produkten: Nach dem<br />

Siegeszug von Zlatko versuchen sich auch die anderen Kandidaten (Andrea, John, Jürgen,<br />

Alex und Verena) als Stars in der Musikszene. Computerprogramme modulieren<br />

ihre laienhaften Gesangsstimmen zu professioneller Soundqualität. Gleichzeitig ist das<br />

Leben der Kandidaten nach ihrem Containeraufenthalt Gegenstand von Boulevardma-<br />

37 Kerstin durchbricht diese versuchte Hierarchiebildung durch wiederholte Korrekturen.<br />

38 Vergleiche hierzu auch: Stefan Willeke: Hoppla, jetzt kommt’s Ich. Wie Lust und Zwang zur<br />

Selbstinszenierung die Gesellschaft verändern. Besuche bei Wohlstandskindern, Talkshow-<br />

Gästen, Dot.com-Millionären und anderen Ego-Taktikern. In: Die Zeit Nr. 32, 3.8.200,<br />

S. 11 – 14.<br />

533


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

gazinen unterschiedlicher Sender, aber auch eigener Sendereihen bei RTL 2, wie „Zlatkos<br />

Welt“, die die Zeit bis zum Ausstrahlungsbeginn der zweiten Staffel überbrücken.<br />

Das Endergebnis der medialen Selbstinszenierung sind menschliche Markenartikel, die<br />

unter dem „Big-Brother“-Label verkauft werden.<br />

4.2 „Big Brother“ als Spiegel aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

Auffällig erscheint der Zeitpunkt für die Vielzahl von televisionären Beobachtungen des<br />

menschlichen Verhaltens, die auf der räumlichen Isolierung einer Gruppe von Menschen<br />

als Mikrokosmos der Gesellschaft basieren. „Big Brother“ spiegelt dabei Veränderungen<br />

in der gesellschaftlichen Hierarchiebildung. Der Mikrokosmos des Containers zeigt<br />

exemplarisch die Funktionsweise der Aufmerksamkeitsökonomie des Makrokosmos<br />

<strong>Medien</strong>gesellschaft. In abgegrenztem Raum und einer festgelegten Zeitspanne treten<br />

normale Menschen durch <strong>Medien</strong>kompetenz und ihre bloße Dauerpräsenz im Fernsehen<br />

in den Status von Prominenten über. Die Kandidaten fungieren als Aufmerksamkeitsgladiatoren.<br />

39 Mediale Selbstinszenierung wird zum besonderen Wert, der über den<br />

gesellschaftlichen Status entscheidet. „Die Prominenten sind die klassischen Kapitalisten<br />

in der Ökonomie der Aufmerksamkeit“ 40 , konstatiert Georg Franck. Der Aufstieg<br />

in diese neue Oberschicht ist nur über <strong>Medien</strong>präsenz erreichbar. Sie funktioniert als ein<br />

Automatismus, der kollektive Aufmerksamkeit sichert.<br />

Literatur<br />

Ab in den Container. http://www.stern.de vom 6.3.2000.<br />

Bleicher, Joan Kristin (1998): Ritualisierung und Inszenierungsstrategien des Fernsehprogramms.<br />

In: Heribert Schatz; Udo Göttlich; Jörg Uwe Nieland (Hrsg.): Kommunikation im Wandel.<br />

Zur Theatralität der <strong>Medien</strong>. Köln. S. 54 – 72.<br />

Bleicher, Joan Kristin (1999): Alltagsnahes Schauspiel in Langzeitserien „Lindenstraße“ und „Gute<br />

Zeiten, Schlechte Zeiten“. In: Knut Hickethier (Hrsg.): Schauspielen und Montage. Schauspielkunst<br />

im Film: Zweites Symposium (1998). St. Augustin. S. 223 – 244.<br />

Bleicher, Joan Kristin (1999): Fernsehen als Mythos. Poetik eines narrativen Erkenntnissystems.<br />

Opladen.<br />

Bourdieu, Pierre (1992): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt<br />

am Main.<br />

Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard (Hrsg.) (1986): Theaterlexikon. Hamburg.<br />

„Ein bisschen Kerstin ist in jedem von uns.“ „Big Brother“ – ein Talk: Sighard Neckel, Detlef Kuhlbrodt,<br />

Peter Körte und Harry Nutt im Gespräch. In: Frankfurter Rundschau Nr. 132, 8.6.2000,<br />

S. 20.<br />

Foucault, Michel (1994): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am<br />

Main.<br />

Franck, Georg (1998): Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. München.<br />

Gertz, Holger (2000): Im Griff des großen Bruders. Süddeutsche Zeitung, Nr. 132, 9.6.2000, S. 3.<br />

Gössner, Rolf (2000): „Big Brother“ & Co. Der moderne Überwachungsstaat in der Informationsgesellschaft.<br />

Hamburg.<br />

Goffman, Erving (1996): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München.<br />

Der große Bruder. Erstmals dokumentiert: Aus dem geheimen Regelbuch für die Mitwirkenden<br />

39 Diese Metapher verwendete Florian Rötzer in der Diskussion im Literaturhaus Hamburg am<br />

21.9.00.<br />

40 Georg Franck: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. München 1998, S. 118.<br />

534


der Endemol-Produktion „Big Brother“. Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 134, 10.6.2000,<br />

S. 41.<br />

Groys, Boris (2000): Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der <strong>Medien</strong>. München.<br />

Hensel, Thomas (2000): Zwischen Panopticon und Peep-Show. Eine <strong>Medien</strong>archäologie des Big<br />

Brother Container. In: Frank Weber (Hrsg.): Big Brother: Inszenierte Banalität zur Prime<br />

Time. Münster. S. 289 – 314.<br />

Hickethier, Knut (1998): Geschichte des Deutschen Fernsehens. Stuttgart 1998.<br />

Hickethier, Knut; Bleicher, Joan (Hrsg.) (1998): Trailer, Teaser, Appetizer. Zu Ästhetik und Design<br />

der Programmverbindungen im Fernsehen. Hamburg.<br />

Hinrichs, Per (2000): Internet-Psychologie. In: Hamburger Abendblatt vom 25.4.2000. S. 13.<br />

Hohlfeld, Ralf (2000): Weniger Wirklichkeit war nie – Big Brother und die Tradition des Reality-<br />

Fernsehens. In: Frank Weber (Hrsg.): Big Brother. Inszenierte Banalität zur Prime Time. Münster.<br />

S. 195 – 204.<br />

Jessen, Jens (2000): Warten aufs Böse. Aber bei „Big Brother“ wollte es sich noch nicht zeigen. In:<br />

Die Zeit, Nr. 24, 8.6.2000, S. 41.<br />

Kegel, Sandra (2000): Du bist nicht allein. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.5.2000.<br />

Keppler, Angela (1994): Wirklicher als die Wirklichkeit? Das neue Realitätsprinzip der Fernsehunterhaltung.<br />

Frankfurt am Main.<br />

Kuhlbrodt, Detlef (2000): 2000 Lightyears from Home. Verschiedene Versuche über Big Brother.<br />

In: Frankfurter Rundschau, Nr. 122, 26.5.2000, S. 22.<br />

Schiller, Friedrich (1784): Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet. Mannheim.<br />

Sendedestart der umstrittenen TV-Show „Big Brother“. In: http//www.zeit.de vom 1.3.2000.<br />

Thomas, Günter (1998): <strong>Medien</strong> – Ritual – Religion. Zur religiösen Funktion des Fernsehens.<br />

Frankfurt am Main 1998.<br />

Thoreau, Henry David (1980): Walden or, Life in the Woods. New York.<br />

Willeke, Stefan (2000): Hoppla, jetzt kommt’s Ich. Wie Lust und Zwang zur Selbstinszenierung die<br />

Gesellschaft verändern. Besuche bei Wohlstandskindern, Talkshow-Gästen, Dot.com-Millionären<br />

und anderen Ego-Taktikern. In: Die Zeit, Nr. 32, 3.8.2000, S. 11 – 14.<br />

Anhang<br />

Die Bewohner der ersten „Big-Brother“-Staffel<br />

Bleicher · Inszenierungsstrategien bei „Big Brother“<br />

Einzug der Kandidaten 29.2.2000 (Ausstrahlung am 1.3.2000)<br />

Despina, 29, arbeitet im Computerbereich, zieht wegen Erkrankung freiwillig am<br />

7.3.2000 aus<br />

Thomas, 24, Informatikstudent, von den Zuschauern am 12.3.2000 abgewählt<br />

Jana, 24, freiberufliche Telefonsex-Anbieterin, von den Zuschauern am<br />

26.3.2000 abgewählt<br />

Zlatko, 24, arbeitsloser Automechaniker, von den Zuschauern am 9.4.2000 abgewählt<br />

Manuela, 23, Jurastudentin, von den Zuschauern am 23.4.2000 abgewählt<br />

Kerstin, 26, Schauspielerin, scheidet aus Solidarität mit Manu am 23.4.2000 freiwillig<br />

aus<br />

Alex, 37, Kneipenbesitzer, von den Zuschauern am 7.5.2000 abgewählt<br />

Andrea, 34, Event-Managerin im Unterhaltungsbereich, verlässt das Haus am<br />

9.6.2000 als 3. Gewinnerin<br />

Jürgen, 36, Feinmechaniker, verlässt das Haus am 9.6.2000 als 2. Gewinner<br />

John, 26, arbeitsloser Schreiner, verlässt das Haus am 9.6.2000 als Sieger<br />

535


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Ersatzkandidaten:<br />

Jona, 20, Model, (Lebens-)Künstlerin, Einzug als Ersatz für Despina am<br />

12.3.2000, verlässt das Haus am 16.4.2000 freiwillig wegen psychischer<br />

Probleme<br />

Sabrina, 32, Dachdeckerin, Einzug als Ersatz für Jana am 16.4.2000, von den Zuschauern<br />

am 4.6.2000 abgewählt<br />

Verena, 28, Ex-Stewardess, danach BWL-Studentin, Einzug als Ersatz für Jona<br />

am 20.4.2000, von den Zuschauern am 21.5.2000 abgewählt<br />

Die Regeln und der Spielverlauf<br />

536<br />

Spieldauer: 102 Tage.<br />

10 Personen werden in einem total von Kameras beobachteten Container untergebracht.<br />

Auch in der Toilette sind „zur Sicherheit der Kandidaten“ Kameras untergebracht,<br />

die Bilder von dort werden nicht gesendet. Die Bewohner müssen Tages-<br />

und Wochenaufgaben absolvieren, die über ihre finanzielle Ausstattung entscheiden.<br />

Je nach Art der gestellten Wochenaufgabe entscheiden sie welchen Prozentsatz<br />

ihres Etats sie einsetzen (Mindesteinsatz 30 %, Höchsteinsatz 50 %). Bei<br />

Gelingen der Aufgabe wird dieses Geld dem Etat zugerechnet, ansonsten abgezogen.<br />

Lebensmittel und Kosmetika können nur dem jeweiligen Etat entsprechend<br />

von der Gruppe eingekauft werden. Nach 14 Tagen nominieren die Kandidaten in<br />

einer Show am Samstagabend zwei Mitbewohner zur Abwahl durch die Zuschauer.<br />

Diese haben eine Woche Zeit, per Ted einen Kandidaten zur Abwahl auszuwählen.<br />

Am nächsten Samstagabend wird das Abstimmungsergebnis durch den<br />

Sendungsmoderator (in der ersten Staffel: Percy Hoven) den Kandidaten im Container<br />

bekannt gegeben. Diese haben nur wenige Minuten Zeit, sich von ihren Mitbewohnern<br />

zu verabschieden. Eine Moderatorin (in der ersten Staffel: Sophie Rosentreter)<br />

holt den Kandidaten am Container ab und fährt mit ihm die wenigen<br />

Meter an den anwesenden Fans vorbei ins Studio.<br />

In den letzten beiden Wochen sind nur noch drei Kandidaten im Container. In einer<br />

abschließenden Show werden Platz drei (Andrea) und Platz zwei (Jürgen) gebeten,<br />

den Container zu verlassen. Die Übergabe des Preisgeldes in Höhe von<br />

250 000 DM findet im Studio statt.


Wochenend und Sonnenschein ...<br />

Determinanten der Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt<br />

Armin Rott / Stefan Schmitt<br />

Der Beitrag analysiert wichtige Einflussfaktoren der Zuschauernachfrage auf dem deutschen<br />

Fernsehmarkt. Auf Basis ökonometrischer Schätzungen werden die Hauptdeterminanten<br />

identifiziert und ihre Wirkungen auf die durchschnittliche tägliche Sehdauer<br />

quantifiziert. Ausgewertet wurden insgesamt rund 55 000 Daten zur täglichen Sehdauer,<br />

zu Niederschlag, Temperatur, Tageslicht und Kalender- sowie Programmeffekten<br />

zwischen dem 1. Juli 1996 und 30. Juni 2000. Mit den Umweltvariablen, den kalendarischen<br />

Daten und Sonderereignissen lassen sich rund 93 % der Variation der täglichen<br />

Sehdauer erklären. Detaillierte Analysen belegen jahreszeitlich und wochentäglich deutlich<br />

unterschiedliche Einflüsse gerade der Wettervariablen: Im Frühjahr und Sommer ist<br />

deren Wirkung auf die Sehdauer bedeutend größer als im Herbst und Winter. In der<br />

(werberelevanten) Gruppe der 14- bis 49-Jährigen sind die Effekte des Wetters am ausgeprägtesten.<br />

Innerhalb der Umweltvariablen haben Tageslicht und Temperatur einen<br />

stärkeren Einfluss als Niederschlag und Sonnenschein, wobei sich die Sehdauer am Wochenende<br />

als erheblich witterungsabhängiger erweist als an den übrigen Tagen. Insgesamt<br />

sind die Wirkungen der Wettereinflüsse jedoch deutlich geringer als die Einflüsse<br />

von Wochen- und Feiertagen. Eine Diskussion der Prognosemöglichkeiten des Modells<br />

beschließt den Beitrag.<br />

1. Problemstellung<br />

Rund 185 Minuten sahen die deutschen Zuschauer 1999 durchschnittlich pro Tag fern.<br />

Der durchschnittliche Fernsehkonsum unterlag dabei starken Schwankungen von Tag<br />

zu Tag: Die höchste Sehdauer in diesem Jahr betrug etwa viereinhalb Stunden (1. Januar<br />

1999), die geringste gerade einmal 132 Minuten (3. Juli 1999). Doch wovon hängt das<br />

Ausmaß der Fernsehnutzung ab? Welches sind die wichtigsten Einflussgrößen, und lässt<br />

sich die Höhe der täglichen Sehdauer möglicherweise prognostizieren? Diese Fragen sind<br />

nicht nur für <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong>ler von Interesse, sie haben auch erhebliche ökonomische<br />

Implikationen: Werbefinanzierte Fernsehsender sind auf zwei Teilmärkten tätig.<br />

Auf dem Zuschauermarkt versuchen sie, durch Ausstrahlung von Programmen Zuschauerkontakte<br />

zu gewinnen, die auf dem Werbemarkt an werbetreibende Unternehmen<br />

verkauft werden. In ökonomischen Begriffen gesprochen, misst die durchschnittliche<br />

tägliche Sehdauer die auf dem Zuschauermarkt nachgefragte Menge. Indirekt beeinflusst<br />

sie die Höhe der Einnahmen, die werbefinanzierten Sendern insgesamt zufallen.<br />

Detaillierte Kenntnisse der Zuschauernachfrage sind auch für die Programmplanung<br />

einzelner Sender unabdingbar, denn gleiche auf dem Zuschauermarkt erzielte Marktanteile<br />

bedeuten je nach Gesamtnachfrage ganz unterschiedlich große Publika und damit<br />

Erlöspotenziale. Auch für die relativ jungen Anbieter von Bezahlfernsehen ist die Zuschauernachfrage<br />

eine an Bedeutung zunehmende Planungsgröße. Beim Pay-per-View<br />

etwa eröffnen Strategien der Preisdifferenzierung Möglichkeiten, auf Nachfrageschwankungen<br />

angemessen zu reagieren. So könnten an nachfrageschwachen Terminen<br />

die Preise gesenkt oder an Tagen mit hoher Sehdauer Aufschläge verlangt werden.<br />

Der folgende Beitrag analysiert die Einflussgrößen der Zuschauernachfrage auf dem<br />

deutschen Fernsehmarkt. Durch die Besonderheiten der Fernsehfinanzierung unter-<br />

537


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

scheiden sich die Determinanten der Nachfrage erheblich von denen anderer Produkte.<br />

Während die nachgefragte Menge eines Gutes üblicherweise von dessen Preis abhängt,<br />

wird auf dem TV-Zuschauermarkt – abgesehen von den erwähnten wenigen Pay-per-<br />

View-Angeboten – kein an die konsumierte Menge geknüpfter Preis erhoben. Eine Ausdehnung<br />

der Sehdauer ist für die Fernsehkonsumenten mit keinen (direkten) zusätzlichen<br />

Kosten verbunden. Zuschauer „zahlen“ für ihren Fernsehkonsum vielmehr durch<br />

Verzicht auf alternative Arbeits-, vor allem aber Freizeitaktivitäten, die ihrerseits von einer<br />

Reihe unterschiedlicher Variablen bestimmt werden.<br />

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, vornehmlich die kurzfristigen, d. h. täglichen<br />

Schwankungen der Sehdauer bei unterschiedlichen Zielgruppen zu erklären. Dazu<br />

werden in einem ersten Schritt frühere Untersuchungen zu Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

ausgewertet und die wichtigsten Einflussgrößen identifiziert. Anschließend<br />

werden die quantitativen Zusammenhänge zwischen den erklärenden Einflussgrößen<br />

und der täglichen Sehdauer in unterschiedlichen Modellvarianten für verschiedene<br />

Zielgruppen geschätzt. Eine Diskussion der Ergebnisse beschließt den Artikel.<br />

2. Hypothesen zur Erklärung der Zuschauernachfrage<br />

Anders als bei Büchern oder Zeitungen ist es bei den Rundfunkmedien Radio und Fernsehen<br />

ohne systematische Zuschauerforschung nahezu unmöglich, das Ausmaß ihrer<br />

Nutzung abzuschätzen. Neben der herausragenden sozialen Bedeutung dieser <strong>Medien</strong><br />

sind Kenntnisse über das Nutzungsverhalten auch von großem ökonomischen Interesse.<br />

Bemisst sich doch der Wert der verkauften Werbezeit im werbefinanzierten Rundfunk<br />

entscheidend durch die Zahl der erreichten Zuhörer bzw. Zuschauer. So überrascht<br />

es nicht, dass sich seit Aufkommen dieser <strong>Medien</strong> eine intensive Forschung entwickelt<br />

hat. Sie lässt sich grob in drei Richtungen einteilen: Der strukturelle Forschungsansatz<br />

betont den Einfluss des <strong>Medien</strong>systems (Typen von <strong>Medien</strong>, Anzahl an verfügbaren Alternativen<br />

etc.) und gesellschaftlicher Bestimmungsfaktoren (Geschlecht, Einkommen,<br />

Wohnort etc.), während der psychologische Ansatz individuelle Bedürfnisse, Motive und<br />

Umstände der <strong>Medien</strong>nutzung zur Erklärung des Nachfrageverhaltens heranzieht. Die<br />

soziokulturelle Erklärung der <strong>Medien</strong>nachfrage schließlich richtet die Aufmerksamkeit<br />

auf die sozialen Beziehungen der <strong>Medien</strong>nachfrager. Die einzelnen Ansätze liefern dabei<br />

zum Teil recht unterschiedliche, meist aber komplementäre Erklärungen für das Zuschauerverhalten.<br />

1 Einige dieser Einflussgrößen, wie etwa der soziale Hintergrund, das<br />

Milieu und persönliche Eigenschaften der Zuschauer oder die allgemeine Beschaffenheit<br />

des <strong>Medien</strong>systems, ändern sich nur sehr langsam und haben für die hier untersuchten<br />

kurzfristigen Nachfrageschwankungen kaum Bedeutung. Frühere Studien haben jedoch<br />

wichtige Bestimmungsgrößen identifiziert, mit denen sich auch die täglichen Schwankungen<br />

der Sehdauer erklären lassen.<br />

Gensch/Shaman führen auf Basis eines trigonometrischen Modells und US-amerikanischer<br />

Daten eine Zeitreihenanalyse durch, mit deren Hilfe sie Marktanteilsprognosen<br />

1 Für einen Überblick vgl. Webster, J. G./Wakshlag J. J.: A theory of television program choice,<br />

in: Communication Research, Vol. 10 (1983), S. 430 – 446; sowie McQuail, D.: Audience Analysis,<br />

Thousand Oaks u. a. 1997, S. 76 – 79.<br />

538


Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

für bestimmte Sendeplätze und Wochentage errechnen. 2 Die auf diese Weise ermittelten<br />

Werte zeigen zwar hohe prognostische Qualität, sind aber durch die starke Sendeplatzorientierung<br />

für den hier unternommenen Versuch der Erklärung der Sehdauer nur<br />

eingeschränkt aussagekräftig. Aufschlussreich ist allerdings der Hinweis der Autoren,<br />

dass der Fernsehkonsum wohl primär eine Funktion möglicher Alternativaktivitäten<br />

ist, so dass Zuschauer zunächst entscheiden, ob sie überhaupt fernsehen, und erst anschließend,<br />

was sie sehen möchten. Die Alternativaktivitäten sind ihrerseits stark abhängig<br />

von Witterungslage und Tageslicht, zwei Variablen, die in der Untersuchung von<br />

Gensch/Shaman jedoch nur indirekt und eher grob durch die (Jahres-)Zeit erfasst sind.<br />

Ebenfalls mittels Zeitreihenanalyse erklären Barnett u. a. die Saisonalität des (USamerikanischen)<br />

Fernsehkonsums. 3 Die zunehmende Diffusion der „Innovation Fernsehen“<br />

dient ihnen als wichtige Erklärung für den langfristigen Verlauf der Sehdauer.<br />

Auf Basis von Monatsdaten aus 39 Jahren zeigen sie, dass die Entwicklung der Sehdauer<br />

einer logistischen Funktion folgt. Kurzfristige, jahreszeitliche Schwankungen werden<br />

mit einer oszillierenden Komponente beschrieben. Zusammen mit einer zeitunabhängigen<br />

Konstante können die Autoren 99,9 % der Varianz der durchschnittlichen Sehdauer<br />

erklären. Alle Komponenten erweisen sich dabei als hoch signifikant. Die Nutzung<br />

von Daten auf Monatsbasis erlaubt jedoch allenfalls recht grobe und keinesfalls kurzfristige<br />

Aussagen über die Zusammenhänge dieser Umweltvariablen mit der Sehdauer.<br />

Anders die Untersuchung von Roe/Vandebosch, die auf belgischen Daten zu Wetter<br />

und Tageslicht basiert und starke Zusammenhänge dieser Größen mit der täglichen Sehdauer<br />

feststellt. 4 Wetter- und Saisoneffekte werden mit einem Anteil von 80 % der erklärten<br />

Varianz der aggregierten Sehdauer als wichtigste Einflussgrößen identifiziert.<br />

Andere die Fernsehnutzung beeinflussende Größen, wie insbesondere Programmeffekte<br />

(zum Teil begründet durch tagesaktuelle Sonderereignisse), werden zwar zur Erklärung<br />

vereinzelt angeführt, sind in ihrem Modell jedoch nicht explizit erfasst. Zudem<br />

werden für die einzelnen Einflussgrößen nur Korrelationskoeffizienten angegeben, so<br />

dass Aussagen über die Stärke der Einflüsse nicht möglich sind. Für die durchgeführten<br />

multiplen Regressionen werden nur die Bestimmtheitsmaße der jeweiligen Modellvarianten<br />

ausgewiesen, wodurch auch hier das Ausmaß des Einflusses der einzelnen Umweltvariablen<br />

weitgehend ungeklärt bleibt. Ausgeführt wird allerdings, dass die Wettereffekte<br />

jahreszeitlich von unterschiedlich starkem Einfluss sind: Im Frühling und Sommer<br />

sei der Einfluss des Wetters erheblich stärker als im Herbst und Winter.<br />

Es zeigt sich, dass die bisherigen Untersuchungen zwar wichtige Einflussgrößen identifizieren,<br />

dass aber gerade die kurzfristigen Schwankungen nur unzureichend erklärt<br />

werden. Zudem sind die Studien aus anderen Ländern für den deutschen Fernsehmarkt<br />

nur begrenzt aussagekräftig. Kulturelle und klimatische Besonderheiten bedingen zum<br />

Teil erhebliche internationale Unterschiede im <strong>Medien</strong>nutzungsverhalten. 5 Vergleichbare<br />

Untersuchungen zur Erklärung der täglichen Sehdauer für den deutschen Fernsehmarkt<br />

gibt es nach unserem Wissen nicht. Ein weiteres Defizit bisheriger Forschung<br />

2 Vgl. Gensch, D./Shaman, P.: Models of Competitive Television Ratings, in: Journal of Marketing<br />

Research, Vol. 17 (1980), S. 307 – 315.<br />

3 Vgl. Barnett, G. A. u. a.: Seasonality in Television Viewing, in: Communication Research, Vol.<br />

18 (1991), S. 755 – 772.<br />

4 Vgl. Roe, K./Vandebosch, H.: Weather to View or Not: That is the Question, in: European<br />

Journal of Communication, Vol. 11 (1996), S. 201 – 216.<br />

5 Vgl. Barwise, P./Ehrenberg, A.: Television and its Audience, London (1988), S. 13.<br />

539


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

liegt darin, dass bislang nur wenig über die Stärke des Einflusses der einzelnen die Sehdauer<br />

bestimmenden Größen bekannt ist.<br />

3. Daten und Methode<br />

3.1 Tägliche Sehdauer<br />

Die zu erklärende Maßgröße für die Zuschauernachfrage ist die „tägliche Sehdauer in<br />

Minuten“. Sie gibt an, wie lange die in die Ermittlung einbezogenen Personen während<br />

eines bestimmten Zeitintervalls im Durchschnitt ferngesehen haben. In diesen Durchschnittswert<br />

gehen alle in Fernsehhaushalten lebenden Personen ein, somit auch jene, die<br />

ihr Fernsehgerät zur fraglichen Zeit nicht eingeschaltet hatten. Die tägliche Sehdauer in<br />

Minuten errechnet sich demnach als Gesamtzahl der an einem bestimmten Tag gesehenen<br />

Minuten geteilt durch die Gesamtzahl aller Personen in Fernsehhaushalten. Die im<br />

Folgenden verwendeten Werte der täglichen Sehdauer basieren auf Daten der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung (GfK). Im Auftrag der „Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung“<br />

werden auf Tagesbasis die absolute Zahl, die Altersstruktur und die soziale<br />

Herkunft der Zuschauer erfasst. Im GfK-Panel befinden sich etwa 5 500 Haushalte, in<br />

denen insgesamt etwa 12 000 Personen leben. Bundesländer mit geringer Einwohnerzahl<br />

sind im GfK-Panel überrepräsentiert, da auf Basis einer kleineren Stichprobe keine validen<br />

Aussagen über einzelne Bundesländer möglich wären. Bei der Bestimmung des<br />

Bundesdurchschnittes werden diese Disproportionalitäten durch entsprechende Gewichtung<br />

ausgeglichen. 6 Bei den im weiteren verwendeten Daten handelt es sich um den<br />

Bundesdurchschnitt der täglichen Sehdauer in Minuten für unterschiedliche Altersklassen.<br />

Betrachtet wird die Gruppe aller Zuschauer über drei Jahren (3+), die über 14-Jährigen<br />

(14+) und die Kernzielgruppe des werbefinanzierten Fernsehens: die 14- bis 49-<br />

Jährigen (14–49).<br />

Über lange Jahre wies die Entwicklung der täglichen Sehdauer einen deutlichen Trend<br />

auf. So stieg sie etwa bei den über 14-Jährigen von durchschnittlich 131 Minuten im Jahr<br />

1976 auf knapp unter 200 Minuten im Jahr 1996. Seither stagniert sie auf diesem hohen<br />

Niveau. 7 Ebenfalls als weitgehend stabil kann mittlerweile die Verteilung der Sehdauer<br />

auf die Wochentage gelten. Noch Ende der 70er Jahre wurde am Samstag mehr ferngesehen<br />

als sonntags. Dieses Verhältnis hat sich in den vergangenen Jahren umgekehrt und<br />

erweist sich nun als konstant. Für die gewählte Untersuchungsperiode vom 1. Juli 1996<br />

bis zum 30. Juni 2000 gilt insgesamt, dass die Daten zur täglichen Sehdauer keinem erkennbaren<br />

längerfristigen Trend mehr unterliegen.<br />

3.2 Wetter und Tageslicht<br />

Das Fernsehen konkurriert vornehmlich mit alternativen Freizeitaktivitäten. Da viele<br />

dieser Aktivitäten im Freien stattfinden, lassen sich bestimmte Schwankungen des Fernsehkonsums<br />

sicherlich durch den Einfluss des Wetters erklären: Je sonniger und wärmer<br />

das Wetter, desto geringer wird die vor dem Bildschirm verbrachte Zeit ausfallen. Drei<br />

Größen finden deshalb im Folgenden Berücksichtigung: Temperatur, Sonnenschein-<br />

6 Vgl. GfK: Fernsehzuschauerforschung in Deutschland – Tägliche Informationen über das Fernsehpublikum<br />

in Deutschland, Nürnberg, o. J.<br />

7 Vgl. o. V.: Media Perspektiven – Daten zur <strong>Medien</strong>situation in der Bundesrepublik, lfd. Jg.<br />

540


Tabelle 1: Durchschnittliche tägliche Sehdauer 1996–2000<br />

a) nach Monaten<br />

Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

1996 1997 1998 1999 2000 Mittel<br />

Januar – 191,70 189,52 191,25 195,54 192,00<br />

Februar – 181,11 184,29 188,78 183,68<br />

184,46<br />

März – 171,19 174,82 171,49 177,31 173,70<br />

April – 161,71 163,14 163,46 160,74 162,26<br />

Mai – 150,26 146,96 152,89 150,75 150,22<br />

Juni – 144,67 158,77 148,25 155,19 151,72<br />

Juli 145,19 144,36 150,34 136,47 – 144,09<br />

August 143,48 138,18 142,12 146,60 – 142,60<br />

September 160,95 156,59 158,67 151,24 – 156,86<br />

Oktober 166,45 166,46 167,83 169,85 – 167,65<br />

November 175,74 175,41 175,00 170,81 – 174,24<br />

Dezember 185,55 182,39 178,83 178,87 – 181,41<br />

Mittel 162,84 a 163,57 165,73 164,02 170,53 b 165,00<br />

b) nach Wochentagen<br />

1996a 1997 1998 1999 2000b Mittel<br />

Montag 151,89 151,94 157,13 157,17 166,75 156,37<br />

Dienstag 152,01 150,50 152,88 152,57 156,89 152,60<br />

Mittwoch 150,37 150,42 152,17 153,61 156,80 152,44<br />

Donnerstag 150,35 149,54 152,24 150,39 157,18 151,49<br />

Freitag 155,73 158,33 159,18 157,83 161,53 158,49<br />

Samstag 175,25 177,73 177,30 171,75 182,34 176,39<br />

Sonntag 205,09 206,78 209,45 204,95 212,19 207,46<br />

Mittel 162,84 163,57 165,73 164,02 170,53 165,00<br />

a Vom 1. Juli bis Jahresende. b Von Jahresbeginn bis zum 30. Juni.<br />

Zuschauer 14–49 Jahre, Mo.–So., 03.00–03.00 Uhr.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen nach GfK.<br />

dauer und Niederschlagsmenge. 8 Um sie mit den GfK-Werten zur Sehdauer vergleichbar<br />

zu machen, mussten die meteorologischen Daten entsprechend modifiziert werden: 9<br />

Basis der täglichen Wettervorhersage sind die Daten von 26 Globalstationen, die<br />

flächenneutral verteilt sind. Für die folgende Untersuchung wurden diese durch elf weitere<br />

Messstationen in Ballungsräumen ergänzt, so dass v. a. Bayern und Nordrhein-<br />

Westfalen ihrem Bevölkerungsanteil entsprechende Berücksichtigung finden. Auf diese<br />

8 Wahrscheinlich dürfte auch von der Windgeschwindigkeit ein (geringer) Einfluss auf die Sehdauer<br />

ausgehen. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit und beträchtlicher lokaler Schwankungen<br />

findet diese Größe im Folgenden jedoch keine Berücksichtigung.<br />

9 Die Klimadaten wurden vom Deutschen Wetterdienst (DWD), Offenbach erworben.<br />

541


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Weise konnte sichergestellt werden, dass die Klimadaten weitgehend kompatibel mit<br />

den GfK-Zahlen sind, obwohl mikroklimatische Sondereinflüsse nicht vollständig ausgeschlossen<br />

werden können.<br />

Aus den insgesamt über 54 000 Datensätzen wurden für diese Untersuchung Tageswerte<br />

für die Temperatur, die Sonnenscheindauer und die Niederschlagsmenge ermittelt.<br />

Bei der Lufttemperatur handelt es sich um den Mittelwert (über alle Stationen) des<br />

Tagesmittels (je Station) in Grad Celsius. Die tatsächliche Sonnenscheindauer in Stunden<br />

und die tägliche Niederschlagshöhe in Millimeter ergeben sich als Mittelwert (über<br />

alle Stationen) der Tagessummen (je Station).<br />

Frühere Untersuchungen zeigen, dass auch vom verfügbaren Tageslicht ein wesentlicher<br />

Einfluss auf die Sehdauer ausgeht: Je „kürzer“ die Tage, desto höher der tägliche<br />

Fernsehkonsum. Die meteorologischen Daten werden deshalb um die (astronomisch<br />

bestimmte) Dauer des verfügbaren Tageslichts ergänzt. Da das absolute Niveau für die<br />

vorgestellten Ergebnisse nur von untergeordneter Bedeutung ist, werden hier die Werte<br />

eines einzigen Standortes berücksichtigt. 10<br />

3.3 Wochen- und Feiertage<br />

Der Fernsehkonsum wird neben den von der Natur vorgegebenen auch von sozial definierten<br />

Zyklen bestimmt. 11 Die Woche mit ihrem Sieben-Tage-Rhythmus ist ein solches<br />

Intervall, das in den meisten Kulturkreisen zumindest einen Tag beinhaltet, an dem<br />

nicht gearbeitet wird und an dem ein von den übrigen Wochentagen verschiedener Tagesablauf<br />

festzustellen ist. Es überrascht nicht, dass sich an den einzelnen Wochentagen<br />

ein zum Teil auch recht unterschiedliches Sehverhalten beobachten lässt (vgl. Tabelle 1).<br />

Am Freitag- und Samstagabend beispielsweise widmen sich viele Zuschauer sozialen<br />

Aktivitäten, während der Sonntag meist zu Hause verbracht wird. In der programmplanerischen<br />

Praxis sind derartige Gewohnheiten seit langem bekannt und finden deshalb<br />

regelmäßig Berücksichtigung bei der Festlegung des Programmschemas. Umso<br />

mehr überrascht es, dass der Einfluss der Wochentage in den Untersuchungen zur Sehdauer<br />

bisher ignoriert wurde. Das Gleiche gilt für den Sondereinfluss, der von Feiertagen<br />

ausgeht. Auch sie wirken sich auf die Freizeitgestaltung und die für das Fernsehen<br />

verfügbare Zeit aus. Neben den Wochentagen werden in der folgenden Schätzung deshalb<br />

die wichtigsten für die Mehrzahl der Bundesländer gültigen Feiertage als erklärende<br />

Variablen einbezogen. Bei der Kodierung wurde jeder Tag entweder als entsprechender<br />

Wochentag oder als Feiertag berücksichtigt. 12<br />

Wenn Wochen- und Feiertage einerseits für die Sehdauer von Bedeutung sind, gleichzeitig<br />

aber für die Programmplanung eine wichtige Rolle spielen, ergibt sich hieraus ein<br />

nicht unwesentliches Identifikationsproblem: Beobachtet man etwa an einem Feiertag<br />

eine stark gestiegene Sehdauer, so geht diese möglicherweise auf das von anderen Tagen<br />

10 Genutzt wurden die Daten für Berlin für das Jahr 2000. Vgl. http://www.sweethome.de/giesen/inhalt.html,<br />

Stand: 13.02.01.<br />

11 Vgl. Holtmann, K.: Programmplanung im werbefinanzierten Fernsehen, Lohmar/Köln (1999),<br />

S. 65.<br />

12 Um perfekter Multikolliniarität vorzubeugen, wurde für einen Wochentag keine Dummy-Variable<br />

definiert. Die Wahl fiel dabei auf den Donnerstag, der über die Stützperiode die niedrigste<br />

Sehdauer aufweist. Er dient damit gleichzeitig als Vergleichsmaßstab für die übrigen Wochentage.<br />

542


Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

verschiedene Freizeitverhalten zurück. Gleichzeitig aber strahlen Sender an Tagen mit<br />

absehbar höherer Zuschauernachfrage auch besonders attraktive Programme aus. Ähnliches<br />

gilt auch für unterschiedliche Wochentage. Auf die Sehdauer wirkt daher neben<br />

dem nachfrageseitigen Wochen- und Feiertagseffekt auch ein angebotsseitiger Programmeffekt.<br />

Es dürfte nur mit erheblichem Aufwand möglich sein, diese beiden Effekte<br />

zu isolieren. Ein denkbarer Ansatz wäre, Programmzeitschriften mit Sendungsbewertungen<br />

heranzuziehen und einen geeigneten Programmqualitätsindex zu errechnen.<br />

Aus forschungsökonomischen Erwägungen sollen derart schwierig identifizierbare allgemeine<br />

Programmeffekte im Weiteren jedoch unberücksichtigt bleiben. Einbezogen<br />

werden hingegen isolierbare Progammeffekte, die auf bestimmte, die Sehdauer steigernde<br />

Sonderereignisse zurückzuführen sind.<br />

3.4 Spezielle Programmeffekte: Sportereignisse und andere Eventprogramme<br />

Zu den Fernsehprogrammen, die regelmäßig auf ein so großes Interesse stoßen, dass sie<br />

Zuschauer von anderen Freizeitaktivitäten weg und vor den Bildschirm locken, zählen<br />

die relativ selten stattfindenden international bedeutsamen Sportereignisse. 13 Für den<br />

Untersuchungszeitraum waren dies die Olympischen Sommerspiele (Atlanta, 1996), die<br />

Olympischen Winterspiele (Nagano, 1998), die Fußball-WM (Frankreich, 1998), die<br />

Fußball-EM (Niederlande und Belgien, 2000) sowie die Tour de France. Dabei stellt die<br />

Tour de France einen Sonderfall dar: 1996 wurde sie wegen der Olympischen Sommerspiele<br />

lediglich von dem reichweitenschwachen Sender Eurosport übertragen, und im<br />

Jahr 1999 fand sie ohne Beteiligung deutscher Spitzenfahrer statt. Einbezogen werden<br />

daher die Jahre 1997 und 1998. Berücksichtigt wurden jeweils ausschließlich diejenigen<br />

Tage, an denen auch tatsächlich Wettkämpfe stattfanden.<br />

Als nicht unproblematisch erweist es sich, über diese Sportereignisse hinaus weitere<br />

Sonderprogramme zu identifizieren, bei denen ex ante ein die Sehdauer erhöhendes Zuschauerinteresse<br />

besteht. Eine höhere Sehdauer ex post damit zu begründen, dass eine<br />

ausgewählte Sendung viele Zuschauer und damit eine höhere Sehdauer hatte, hieße, „die<br />

Armut mit der Powerteh“ zu erklären. Im Weiteren werden daher nur zwei singuläre<br />

Ereignisse beispielhaft einbezogen; die Bundestagswahl (27. September 1998) und das<br />

Begräbnis von Prinzessin Diana (6. September 1997). 14<br />

3.5 Schätzverfahren<br />

Mit dem Tageslicht und der Tagestemperatur gehen zwei „slowly moving influences“ in<br />

das Modell ein. Eine Tagestemperatur von bspw. 12,7°C macht für den darauf folgenden<br />

Tag Werte im Bereich von 10 bis 15°C wahrscheinlicher als Frost. Auch für die maximal<br />

mögliche Sonnenscheindauer (Tageslicht) gilt eine solche „Abhängigkeit“ vom<br />

Vortag. Eine erste Schätzung des Gesamtmodells auf Basis der Methode der kleinsten<br />

Quadrate wies deshalb eine deutliche Autokorrelation der Residuen auf. Um diesem<br />

13 Nicht berücksichtigt wurden andere Sportereignisse, wie die Champions League, Formel 1 oder<br />

die Bundesliga, die in ersten Tests keinen signifikanten Einfluss auf die Sehdauer zeigten und<br />

den Erklärungsgehalt des Gesamtmodells nicht nennenswert steigerten.<br />

14 Letzteres fiel – vermutlich die Sehdauer weiter verstärkend – mit dem Fußball-WM Qualifikationsspiel<br />

Deutschland gegen Portugal zusammen.<br />

543


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Problem zu begegnen, wurde für Schätzungen mit aufeinander folgenden Tagesdaten ein<br />

einperiodig autoregressives Modell (AR(1)) gewählt. 15<br />

Die Interpretation der Koeffizienten, Standardfehler (SER) und t-Statistiken bleibt<br />

gegenüber einer „normalen“ Kleinste-Quadrate-Schätzung unverändert. Anders die der<br />

Störgröße: sie berücksichtigt nun den Fehler der Vorperiode und fällt daher bei Vorliegen<br />

einer einperiodigen Autokorrelation geringer aus. Ist bei einer Prognose der Fehler<br />

der Vorperiode bekannt, steigt entsprechend die Qualität der Vorhersage. 16<br />

4. Ergebnisse<br />

Tabelle 2 zeigt die deskriptive Statistik der wichtigsten Variablen des Modells. Die Regressionsergebnisse<br />

des Gesamtmodells sind in Tabelle 3 wiedergegeben. Dabei wurde<br />

das gleiche Modell mit Daten zur täglichen Sehdauer von drei dem Alter nach unterschiedlichen<br />

Zuschauergruppen geschätzt.<br />

Tabelle 2: Deskriptive Statistik zur täglichen Sehdauer und den meteorologischen Daten<br />

Mittelwert Minimum Maximum Std. Abw.<br />

Sehdauer 14–49 [Minuten] 165,00 113,82 269,07 28,03<br />

Sehdauer 3+ [Minuten] 185,68 128,08 290,35 28,50<br />

Sehdauer 14+ [Minuten] 198,27 136,18 309,41 30,02<br />

Tageslicht [Stunden] 12,27 7,66 16,83 –<br />

Sonnenscheindauer [Stunden] 4,48 0,00 15,14 3,48<br />

Niederschlag [mm] 1,99 0,00 14,85 2,42<br />

Temperatur [°C] 9,69 –13,57 26,26 7,02<br />

N=1461<br />

Quelle: GfK, DWD, eigene Berechnungen.<br />

Die Parameterschätzungen geben dabei jeweils die Veränderung der täglichen Sehdauer<br />

in Minuten an, die sich in Abhängigkeit einer Variation der erklärenden Variable um eine<br />

Einheit ergibt. Das Vorzeichen zeigt die Richtung des Zusammenhangs. So bedeutet beispielsweise<br />

eine um ein Grad höhere durchschnittliche Tagestemperatur 1,164 Minuten<br />

weniger tägliche Sehdauer bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern.<br />

Um den Schätzwert der täglichen Sehdauer y für einen bestimmten Tag zu ermitteln,<br />

wird zunächst die Summe S t über alle Produkte aus Variablenwert (Tageslicht, Sonnenscheindauer,<br />

…) und dem jeweils zugehörigen Koeffizienten für den Prognosetag gebildet.<br />

Zusätzlich geht in die Schätzung der Prognosefehler des Vortages (F t–1) ein, der sich<br />

als Differenz aus der tatsächlichen Sehdauer und der für den Vortag ermittelten Summe<br />

S t–1 ergibt. Um den Schätzwert der täglichen Sehdauer zu erhalten, wird diese Differenz<br />

mit dem AR(1)-Koeffizienten multipliziert und zur Summe St für den Prognosetag addiert.<br />

15 Hierzu wurde auf den von der Statistiksoftware EViews genutzten Algorithmus zurückgegriffen.<br />

Das zunächst lineare Modell wird dabei in ein nichtlineares Modell transformiert. Die Koeffizienten<br />

werden anschließend mit einer nichtlinearen Kleinste-Quadrate-Schätzung bestimmt.<br />

Dieser Schätzansatz liefert für größere Stichproben die gleichen Ergebnisse wie eine<br />

Maximum-likelihood-Schätzung.<br />

16 Vgl. zu diesem Vorgehen ausführlich Griffith, W. E./Hill, R. C./Judge, G. G.: Learning and<br />

Practicing Econometrics, New York u. a. (1993), S. 514–541.<br />

544


Tabelle 3: Determinanten der Sehdauer<br />

Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

14–19 14+ 3+<br />

Konstante 186,113*** 235,692*** 220,671***<br />

Tageslicht –1,673*** –2,541*** –2,372***<br />

Sonnenscheindauer –1,490*** –1,781*** –1,746***<br />

Niederschlag 0,644*** 0,824*** 0,801***<br />

Temperatur –1,164*** –1,422*** –1,350***<br />

Montag 4,921*** 3,738*** 2,950***<br />

Dienstag 2,889*** 2,841*** 2,177***<br />

Mittwoch 2,331*** 1,916*** 1,442**<br />

Freitag 7,178*** 6,283*** 7,469***<br />

Samstag 25,556*** 18,027*** 19,882***<br />

Sonntag 58,101*** 52,428*** 49,234***<br />

Neujahr 72,446*** 64,350*** 58,462***<br />

Heilige Drei Könige 23,187*** 23,701*** 20,943***<br />

Rosenmontag 15,883*** 23,266*** 21,278***<br />

Karfreitag 51,008*** 40,305*** 40,079***<br />

Ostersonntag 59,888*** 49,782*** 47,047***<br />

Ostermontag 57,028*** 49,523*** 45,833***<br />

Erster Mai 43,471*** 34,281*** 32,844***<br />

Christi Himmelfahrt 32,559*** 28,088*** 27,109***<br />

Pfingstsonntag 38,568*** 32,835*** 31,324***<br />

Pfingstmontag 49,026*** 42,563*** 39,523***<br />

Fronleichnam 22,273*** 18,755*** 17,776***<br />

Tag der Deutschen Einheit 51,586*** 42,964*** 42,370***<br />

Allerheiligen 49,825*** 39,044*** 38,175***<br />

Heiligabend –13,998*** –38,934*** –33,856***<br />

1. Weihnachtsfeiertag 41,927*** 32,085*** 29,037***<br />

2. Weihnachtsfeiertag 46,071*** 35,320*** 33,876***<br />

Fußball-WM 15,541*** 18,590*** 16,987***<br />

Fußball-EM 8,519*** 10,766*** 10,296***<br />

Olympische Spiele (Winter) 9,242** 14,518*** 13,559***<br />

Olympische Spiele (Sommer) –1,066 –2,769 –2,762<br />

Tour de France 1,676 6,081*** 4,880**<br />

Bundestagswahl 1998 22,824*** 24,330*** 22,301***<br />

Begräbnis Prinzessin Diana 64,152*** 79,955*** 71,372***<br />

AR(1) 0,541*** 0,595*** 0,583***<br />

N 1461 1461 1461<br />

Mittelwert 165,00 198,27 185,69<br />

R 2 0,928 0,936 0,935<br />

Korr. R 2 0,926 0,935 0,933<br />

F 541,0*** 614,6*** 602,2***<br />

DW 2,00 2,09 2,04<br />

SER 7,61 7,68 7,36<br />

Erklärte Variable: Tägliche Sehdauer in Minuten; *p < 0,10; **p < 0,05; ***p < 0,01.<br />

Stützperiode: 01.07.1996–30.06.2000.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

545


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Die Signifikanzmaße weisen auf eine hohe Erklärungskraft des Modells. Für die 14- bis<br />

49-Jährigen sind 32 der 35 Koeffzienten signifikant auf dem 1%-Niveau. Lediglich die<br />

Olympischen Sommerspiele sowie die Tour de France zeigen hier keinen signifikanten<br />

Einfluss. Der Einfluss der Olympischen Winterspiele ist immerhin noch auf dem 5%-<br />

Niveau signifikant. Die Elimination der auf dem 10%-Niveau nicht signifikanten Koeffizienten<br />

führte nur zu sehr geringen Änderungen der übrigen Koeffizienten. Auf eine<br />

gesonderte Darstellung wurde daher verzichtet.<br />

Die Bestimmtheitsmaße (R 2 ) der drei Schätzungen zeigen, dass sich rund 93 % der<br />

Variation der täglichen Sehdauer mit den im Modell berücksichtigten Einflussgrößen<br />

erklären lassen. Insgesamt ist das Modell für alle drei Altersgruppen auf dem 1%-Niveau<br />

signifikant, wie die hohen F-Werte verdeutlichen. Der Standardfehler zeigt, dass<br />

der durchschnittliche Fehler der Schätzung bei rund 7,5 Minuten liegt. Multikollinearität<br />

liegt nicht vor, lediglich zwischen den Variablen Sonnenscheindauer, Tageslicht<br />

und Temperatur fanden sich wechselseitige auffällige Werte der Korrelationskoeffizienten<br />

(0,59; 0,61 bzw. 0,81), die auf den jahreszeitlich engen Zusammenhang dieser<br />

Einflussgrößen hinweisen. Nennenswerte Probleme von Heteroskedastizität 17 traten<br />

nicht auf.<br />

4.1 Wetter und Tageslicht<br />

Die Vorzeichen der Koeffizienten zeigen ausnahmslos die erwartete Richtung: Schönes<br />

Wetter (also höhere Temperaturen, mehr Sonnenschein und geringerer Niederschlag)<br />

wirkt sich negativ auf die Sehdauer aus. Ähnlich wirken die jahreszeitlichen Schwankungen<br />

des Tageslichts: Je „dunkler“ die Tage, desto länger die tägliche Sehdauer.<br />

Die Variablen zu Wetter und Tageslicht werden in unterschiedlichen Einheiten gemessen.<br />

Um den Einfluss der Variablen auf die Sehdauer vergleichbar zu machen, sind<br />

in Tabelle 4 die Elastizitäten für diese Einflussgrößen differenziert nach Altersgruppen<br />

und Jahreszeiten wiedergegeben. Sie zeigen an, wie sich die abhängige Variable Sehdauer<br />

prozentual ändert, wenn die jeweilige Einflussgröße um 1 % erhöht wird.<br />

Zum Beispiel beträgt die geschätzte Elastizität der Temperatur (in der Altersgruppe<br />

der 14- bis 49-Jährigen im Frühling) –0,1168, was bedeutet, dass ein einprozentiger Anstieg<br />

der Temperatur – ausgehend von der Durchschnittstemperatur – ceteris paribus zu<br />

einem Rückgang der Sehdauer um rund 0,12 % führt. Aufschlussreich sind die Elastizitäten<br />

für den Vergleich der Einflussstärke der Variablen differenziert nach Altersgruppen<br />

und Jahreszeiten. Zunächst zeigt sich, dass die Ergebnisse von Roe/Vandebosch<br />

auch für den deutschen Markt Gültigkeit haben: Im Frühling und Sommer ist der Einfluss<br />

der Wettervariablen deutlich höher als im Herbst und Winter. Darüber hinaus ist<br />

ihre Wirkung in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen in der Regel am stärksten. In dieser<br />

Gruppe ist der Fernsehkonsum also deutlicher von den Umweltbedingungen abhängig<br />

als etwa in der Gruppe der über 14-Jährigen. Offenbar bewirkt das Wetter bei dieser Altersgruppe<br />

die größten Veränderungen der Freizeitaktivitäten und damit der Sehdauer.<br />

Der Vergleich der Umweltvariablen untereinander zeigt, dass vom Tageslicht der größte<br />

Einfluss auf die Sehdauer ausgeht, während Änderungen der Niederschlagsmenge die<br />

geringste Wirkung auf den TV-Konsum haben.<br />

17 Heteroskedastizität liegt vor, wenn die Störgröße einer Schätzung nicht für alle Beobachtungen<br />

eine konstante Varianz aufweist. In diesen Fällen hätte ein modifiziertes Schätzverfahren eine<br />

größere Verlässlichkeit der Schätzung garantiert.<br />

546


Tabelle 4: Elastizitäten der Umweltvariablen<br />

a) 14–49<br />

Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

Frühling Sommer Herbst Winter<br />

Tageslicht –0,0776 –0,2213 –0,0591 –0,1732<br />

Sonnenscheindauer –0,0598 –0,0736 –0,0130 –0,0173<br />

Niederschlag 0,0123 0,0091 0,0055 0,0049<br />

Temperatur –0,1168 –0,1286 –0,0203 –0,0113<br />

b) 14+<br />

Frühling Sommer Herbst Winter<br />

Tageslicht –0,0652 –0,1858 –0,0488 –0,1431<br />

Sonnenscheindauer –0,0502 –0,0618 –0,0107 –0,0143<br />

Niederschlag 0,0103 0,0077 0,0045 0,0040<br />

Temperatur –0,0980 –0,1080 –0,0168 –0,0094<br />

c) 3+<br />

Frühling Sommer Herbst Winter<br />

Tageslicht –0,0697 –0,1986 –0,0520 –0,1527<br />

Sonnenscheindauer –0,0537 –0,0661 –0,0114 –0,0152<br />

Niederschlag 0,0110 0,0082 0,0048 0,0043<br />

Temperatur –0,1048 –0,1155 –0,0179 –0,0100<br />

Punktelastizitäten bezogen auf die tägliche Sehdauer auf Basis der jeweiligen Durchschnittswerte.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

Insgesamt stützen diese Ergebnisse die bisher zu dieser Frage unternommenen Untersuchungen,<br />

nach denen von den Umweltvariablen Wetter und Tageslicht ein sehr<br />

deutlicher Einfluss auf die tägliche Sehdauer ausgeht. Abbildung 1 zeigt diesen<br />

grundsätzlichen Zusammenhang auch grafisch. Neben dem jahreszeitlichen Oszillieren<br />

der täglichen Sehdauer lassen sich jedoch auch erhebliche nicht durch die Umweltvariablen<br />

bestimmte Ausreißer ausmachen, die sich nur durch andere Einflussgrößen erklären<br />

lassen.<br />

4.2 Wochen- und Feiertage<br />

Die mit Abstand größte quantitative Wirkung auf die tägliche Sehdauer haben regelmäßig<br />

die unterschiedlichen Feier- und Wochentage. Der Fernsehkonsum an einem<br />

durchschnittlichen Sonntag etwa liegt im Zuschauersegment der 14- bis 49-Jährigen fast<br />

eine ganze Stunde (und damit 40 %) über dem eines Donnerstags. Die in Tabelle 5 ausgewiesenen<br />

Koeffizienten zeigen die sehdauersteigernde Wirkung der einzelnen Wochentage<br />

im Vergleich zum Donnerstag. Montage und Freitage weisen auf einen im Vergleich<br />

zu den übrigen Werktagen leicht erhöhten TV-Konsum hin, der deutlichste Einfluss<br />

geht allerdings von den Tagen des Wochenendes aus. Natürlich beinhalten diese<br />

Einflüsse auch versteckte Programmeffekte. Die erhöhte Zuschauernachfrage und die<br />

(im Falle der Werbefinanzierung) gesteigerten Erlöspotenziale insbesondere des Sonn-<br />

547


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Abbildung 1: Tägliche Sehdauer und Wetterdaten 1996–2000<br />

548<br />

Quelle:<br />

DWD, GfK, eigene Darstellung.


Tabelle 5: Determinanten der Sehdauer nach Wochentagen<br />

Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

Konstante 182,537 *** 183,023 *** 179,768 *** 172,989 *** 190,583 *** 224,233 *** 249,396 ***<br />

Tageslicht –1,259 *** –1,471 *** –1,298 *** –0,867 *** –1,495 *** –1,868 *** –1,307 ***<br />

Sonnenscheindauer –1,268 *** –1,346 *** –0,809 *** –0,811 *** –1,028 *** –2,016 *** –2,606 ***<br />

Niederschlag 0,756 *** 0,550 *** 0,879 *** 1,250 *** 1,031 *** 0,659 ** 0,852 **<br />

Temperatur –0,974 *** –0,899 *** –1,144 *** –1,341 *** –1,414 *** –1,937 *** –1,690 ***<br />

Fußball-WM 29,348 *** 18,247 *** 12,470 *** 21,304 *** 13,237 *** 8,525 ** 29,832 ***<br />

Fußball-EM 18,829 *** 24,866 *** 15,779 *** 14,700 *** 11,691 10,658 * 8,256<br />

Olymp. Spiele (W) 13,348 *** 14,922 *** 15,210 *** 18,326 *** 13,857 *** 12,428 ** 9,405<br />

Olymp. Spiele (S) 2,588 6,818 6,507 11,983 *** 1,778 1,472 –1,072<br />

Tour de France 4,169 5,720 ** –0,073 2,780 –2,685 –4,852 1,693<br />

Bundestagswahl – – – – – – 31,916 ***<br />

Begräbnis Diana – – – – – 72,426 *** –<br />

N 194 207 205 194 198 202 197<br />

Mittelwert 153,89 152,30 151,38 148,92 156,18 175,30 208,00<br />

R 2 0,8157 0,8350 0,7869 0,8247 0,8341 0,8818 0,8403<br />

Korr. R 2 0,8067 0,8274 0,7771 0,8162 0,8261 0,8756 0,8317<br />

F 90,5 *** 110,7 *** 80,0 *** 96,2 *** 105,0 *** 142,4 *** 97,8 ***<br />

SER 6,83 6,12 6,94 6,33 7,54 9,13 10,23<br />

Erklärte Variable: Tägliche Sehdauer in Minuten (14–49); *p < 0,10; **p < 0,05; ***p < 0,01;<br />

Stützperiode: 01.07.1996–30.06.2000.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

tags werden bei der Programmplanung berücksichtigt, so dass ein Teil der gesteigerten<br />

Sehdauer auch durch ein attraktiveres Programmangebot erklärbar ist. Der Großteil der<br />

Mehrnachfrage dürfte jedoch auf die höhere Zuschauerverfügbarkeit an diesen Tagen<br />

zurückzuführen sein, an denen auch Berufstätige ihren Fernsehkonsum sehr viel früher<br />

beginnen können.<br />

Weniger Beachtung hat bisher die Tatsache gefunden, dass einzelne Einflussgrößen je<br />

nach Wochentag recht unterschiedlich starke Wirkungen auf die tägliche Sehdauer entfalten.<br />

Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse einer entsprechenden Kleinste-Quadrate-Schätzung.<br />

18 Die Bestimmtheitsmaße (R 2 ) der sieben Schätzungen liegen zwar mit Werten<br />

zwischen 0,8 und 0,9 unter denen der vorangehenden Schätzungen, was angesichts des<br />

Querschnittscharakters der Daten nicht weiter überrascht. Hinreichend hohe F-Werte<br />

deuten jedoch auf die immer noch hohe Signifikanz der Schätzungen hin. Eine interessante<br />

Auffälligkeit zeigt ein Vergleich der Standardfehler der unterschiedlichen Tage: Sie<br />

liegen in der Samstags- und Sonntagsschätzung erkennbar über denen der übrigen Wo-<br />

18 Die nach Wochentagen getrennten Schätzungen weisen aufgrund des Querschnittcharakters der<br />

Daten keine Autokorrelationsprobleme mehr auf. Eine multiple Regression auf Basis einer<br />

Kleinste-Quadrate-Methode erweist sich deshalb als zweckmäßig und dem bei den Zeitreihendaten<br />

angewandten autoregressiven Ansatz überlegen. Bei den Schätzungen wurden nur solche<br />

Tage berücksichtigt, die keine Feiertage waren.<br />

549


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

chentage. Offenbar ist es für das Wochenende deutlich schwieriger, den Umfang der<br />

Fernsehnachfrage vorherzusagen. Weitere Unterschiede zeigen sich in den Wirkungen<br />

des Wetters an den verschiedenen Wochentagen. Insbesondere die Sonnenscheindauer<br />

und die Temperatur wirken sich am Wochenende sehr viel deutlicher auf die tägliche<br />

Sehdauer aus als an den übrigen Tagen. Viel spricht dafür, dass an diesen Tagen der Fernsehkonsum<br />

stärker mit witterungsabhängigen Aktivitäten konkurriert als an anderen<br />

Tagen, an denen sich eine vergleichsweise „starre“ Nachfrage nach Fernsehen findet.<br />

Sieht man von Sonderereignissen ab, geht der quantitativ größte Einfluss auf die Sehdauer<br />

von den Feiertagen aus. An diesen Tagen steigt der Fernsehkonsum in der Regel<br />

erheblich. Eine auffällige Ausnahme stellt hier lediglich der Heilige Abend dar, an dem<br />

wohl aufgrund der spezifischen Abendgestaltung die Sehdauer erheblich sinkt: Je nach<br />

Altersgruppe wird an diesem Tag zwischen 13 und 38 Minuten weniger ferngesehen als<br />

an einem gewöhnlichen Tag.<br />

Zwischen den übrigen Feiertagen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Stärke ihres<br />

Einflusses auf die Sehdauer: Bundeseinheitliche Feiertage haben eine größere Wirkung<br />

auf die Sehdauer als solche Feiertage, die nur in einigen Bundesländern gelten. Die<br />

mit Abstand höchste sehdauerverstärkende Wirkung hat dabei der Neujahrstag, gefolgt<br />

von Ostersonntag und Ostermontag. Gerade an diesen Tagen zeigt sich jedoch auch das<br />

Problem der nicht erfassten Programmeffekte, denn unklar bleibt auch hier, ob das angebotene<br />

Programm zu einer Erhöhung der Sehdauer geführt hat oder ob unabhängig<br />

davon wegen des freien Tages mehr ferngesehen wurde.<br />

4.3 Spezielle Programmeffekte: Sportereignisse und andere Eventprogramme<br />

Nicht alle Wirkungen der von den Fernsehsendern angebotenen Programme auf die<br />

Sehdauer lassen sich präzise erfassen. Auf die mit der Erfassung verbundenen Operationalisierungsprobleme<br />

wurde bereits hingewiesen. Dennoch gibt es Programmangebote,<br />

die sich vergleichsweise einfach identifizieren lassen und die eine nachweisbare<br />

Wirkung darauf haben, wie viel Zeit durchschnittlich an einem Tag vor dem Fernseher<br />

verbracht wird. Hierzu zählen insbesondere regelmäßige, aber seltene internationale<br />

Sportwettkämpfe.<br />

Die unterschiedlichen Koeffizienten in Tabelle 3 weisen zum einen darauf, dass die<br />

Ereignisse – auch in Abhängigkeit der beteiligten Sportler – auf recht unterschiedliches<br />

Interesse stoßen. Zum anderen zeigt sich, dass die Wirkung auf die Sehdauer erheblich<br />

vom Sendeplatz abhängen kann, auf dem die Übertragung stattfindet. So lässt sich die<br />

Erhöhung der Sehdauer um über zwanzig Minuten (Montag, Donnerstag und Sonntag)<br />

durch die Fußball-WM 1998 in Frankreich auf die an diesen Tagen ausgestrahlten Spiele<br />

mit deutscher Beteiligung zurückführen. An zwei Montagen, einem Donnerstag und<br />

einem Sonntag fanden Spiele der deutschen Nationalmannschaft statt. Wenn sich trotz<br />

des Viertelfinal-Spiels Deutschland gegen Kroatien an einem Samstag ein Koeffizient<br />

von lediglich etwa 8,5 ergibt, so mag dies vornehmlich an der Ausstrahlungszeit dieses<br />

Spiels liegen. Angestoßen wurde um 20:45 Uhr, so dass die Übertragung in der Hauptsendezeit<br />

lag, in der auch sonst eine große Anzahl von Zuschauern vor dem Fernseher<br />

sitzt. Damit dürfte das Fußballspiel vor allem Zuschauer von anderen Programmen<br />

gelockt, aber kaum zusätzliche Nachfrage geschaffen. Am Sonntag begann das Spiel der<br />

deutschen Nationalmannschaft um 14:30 Uhr und damit zu einer Zeit, in der die Zuschauerbeteiligung<br />

sonst noch gering ist. Das Spiel dürfte damit vor allem zusätzliche<br />

Zuschauernachfrage geschaffen haben. Gleichzeitig findet das Finale der WM immer<br />

sonntags statt. Es ist wahrscheinlich, dass auch Zuschauer mit grundsätzlich geringerem<br />

550


Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

Interesse für Fußball dieses Spiel gesehen haben. Für die Fußball-EM lässt sich ein ähnliches<br />

Muster finden. An einem Montag und an einem Dienstag fanden Spiele der deutschen<br />

Nationalmannschaft statt. Das attraktive Samstagsspiel Deutschland gegen England<br />

wurde mit 20:45 Uhr vergleichsweise spät angestoßen, so dass auch hier hohe Substitutionseffekte<br />

gewirkt haben dürften. Das Ende des Untersuchungszeitraums am<br />

30. Juni 2000 lässt das Sonntagsfinale aus der Betrachtung herausfallen, was den geringen<br />

Wert von knapp über acht Minuten erklären dürfte. Der absolute Unterschied zwischen<br />

WM und EM kann nur bedingt auf die Qualität der teilnehmenden Mannschaften<br />

zurückgeführt werden, da diese in den Endrunden bis auf Argentinien und Brasilien<br />

weitgehend mit denen der EM übereinstimmten. Als potenzielle Erklärung verbleiben<br />

der höhere sportliche Stellenwert einer WM und das frühe Ausscheiden der deutschen<br />

Nationalmannschaft aus dem EM-Turnier.<br />

Die starke Wirkung unterschiedlicher Sendeplätze zeigt sich besonders deutlich bei<br />

den Olympischen Spielen. Die Wettkämpfe der Winterspiele finden i. d. R. zwischen<br />

9:00 und 21:00 Uhr Ortszeit statt. Da Nagano acht Stunden vor der mitteleuropäischen<br />

Zeitzone liegt, wurden die Ereignisse zwischen 1:00 und 13:00 Uhr live übertragen. Die<br />

hierdurch zu erwartende zusätzliche Sehdauer am Vormittag spiegelt sich in den Daten<br />

auch tatsächlich wider. Atlanta, der Austragungsort der olympischen Sommerspiele,<br />

liegt in der Eastern-time-Zone, sechs Stunden hinter deutscher Zeit. Die Eröffnungsfeier<br />

fand an einem Freitag ab etwa 19:00 Uhr Ortszeit statt, d. h. sie wurde gegen 1:00 Uhr<br />

MEZ am Samstag in Deutschland live übertragen. Die Wettkämpfe waren in der Regel<br />

zwischen 8:30 und 22:00 Uhr, die meisten und v. a. die wichtigen Medaillenentscheidungen<br />

fielen zwischen 14:30 und 22:00 Uhr Ortszeit und konnten folglich in der Zeit<br />

von 24:00 bis 4:00 Uhr live verfolgt werden. 19 Die Anzahl der Sportbegeisterten, die diese<br />

Stunden zusätzlich vor dem Bildschirm verbracht haben, dürfte sich in Grenzen halten.<br />

Entsprechend gering ist der Einfluss dieses Sportereignisses auf die tägliche Sehdauer.<br />

Der am Samstagabend ausgestrahlten Wiederholung der Eröffnungsfeier kann<br />

ebenso wie den ab 20:15 Uhr gesendeten Zusammenfassungen wiederum weitgehend<br />

substitutiver Charakter zugesprochen werden.<br />

Der geringe und zum überwiegenden Teil nicht signifikante Einfluss der Tour de<br />

France auf Wochentagsebene lässt sich auf die Unregelmäßigkeiten in Übertragungsdauer<br />

und Attraktivität zurückführen. Die Länge der Live-Übertragungen schwankt<br />

zwischen zwei und etwa acht Stunden. Außer der Zieletappe nach Paris werden die Route<br />

der Tour und damit auch die Termine der attraktiven Bergetappen jedes Jahr neu festgelegt.<br />

Neben derartigen Sportwettkämpfen gibt es immer wieder auch Sonderereignisse,<br />

deren Ausstrahlung die Zuschauernachfrage beeinflusst. In der Untersuchungsperiode<br />

war dies etwa das Begräbnis von Prinzessin Diana, das die tägliche Sehdauer der 14-<br />

bis 49-Jährigen gegenüber einem vergleichbaren Samstag um über 70 Minuten gesteigert<br />

hat. Aber auch die Berichterstattung der Bundestagswahl hat sich in der Sehdauer<br />

niedergeschlagen: Rund 30 Minuten zusätzlich gegenüber einem anderen Sonntag lassen<br />

sich auf diesen Effekt zurückführen. Die starke Wirkung dieses Ereignisses lässt<br />

sich sicher auch hier damit erklären, dass mit Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen<br />

19 Ausnahmen bilden hier einige Freiluft-Wettbewerbe, die nicht unter Flutlicht betrieben werden,<br />

wie z. B. Rudern, Kanu, Reiten, Straßenradrennen, Marathon, Segeln oder Beach-Volleyball.<br />

551


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

um 18:00 Uhr (bereits) Zuschauer einschalten, die sonst (noch) nicht ferngesehen hätten.<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Sonderereignisse deutlich auf die Zuschauernachfrage<br />

wirken. Je nach Ausstrahlungszeit wirken sie jedoch unterschiedlich stark. In<br />

üblicherweise nachfrageschwachen Stunden wirken sie sehdauerverlängernd, in Zeiten,<br />

zu denen ohnehin ferngesehen wird, ziehen sie eher Zuschauer von anderen Programmen<br />

ab. Wenn hier also festgestellt wird, dass die Programmeffekte im Gegensatz<br />

zu anderen Einflussgrößen eine eher geringe Bedeutung haben, dann gilt dies<br />

zunächst ausschließlich für die Gesamtnachfrage der Zuschauer. Ein attraktives Programm<br />

ist hingegen ein durchaus wirkungsvoller Aktionsparameter der Sender im<br />

Wettbewerb um Marktanteile untereinander. Nachfragekreation im Sinne von höherer<br />

Sehdauer kann allerdings nur einer geringen Anzahl von Sonderereignissen zuerkannt<br />

werden.<br />

5. Fazit und Ausblick<br />

Die Analyse der Einflussgrößen der Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt<br />

zeigt damit insgesamt aufschlussreiche Ergebnisse: Die Sehdauer stagniert seit<br />

1996 auf hohem Niveau. Die Verteilung der Sehdauer auf die unterschiedlichen Wochentage<br />

war im Betrachtungszeitraum ebenfalls stabil. Tageslicht und Wetterfaktoren,<br />

Wochentags- und Feiertagseinflüsse sowie Sonderereignisse erklären zusammen rund<br />

93 % der Varianz der täglichen Sehdauer.<br />

Es zeigt sich, dass der Einfluss des Wetters auf die tägliche Sehdauer im Frühjahr und<br />

Sommer bedeutend größer ist als im Herbst und Winter. In der Gruppe der 14- bis 49-<br />

Jährigen sind die Auswirkungen des Wetters am deutlichsten. Innerhalb der Umweltvariablen<br />

haben Tageslicht und Temperatur einen deutlich größeren Einfluss als Niederschlag<br />

und Sonnenschein, wobei sich die Sehdauer am Wochenende als deutlich witterungsabhängiger<br />

erweist als innerhalb der Woche. Ein Vergleich mit den eher kulturell<br />

bzw. sozial bestimmten Wochen- und Feiertagseffekten zeigt, dass diese die Umweltvariablen<br />

der Größe nach deutlich dominieren. Schließlich erwies sich die Wirkung von<br />

Sport- und Sonderereignissen als stark abhängig von der Ausstrahlungszeit.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Großteil der Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

für die Anbieter im Fernsehmarkt exogen sind. Weder das Wetter<br />

noch die Wochen- und Feiertage lassen sich von den Fernsehsendern beeinflussen. Dennoch<br />

sind Kenntnisse über Zuschauerverfügbarkeiten an unterschiedlichen Tagen von<br />

erheblicher Bedeutung für die Programmplanung. Besonders nützlich ist ein derartiges<br />

Wissen dann, wenn sich aus den Vergangenheitswerten auch Prognosen für die zukünftige<br />

Entwicklung der täglichen Sehdauer ableiten ließen. Grundsätzlich sind angesichts<br />

der recht robusten Schätzungen die Voraussetzungen hierfür günstig. Allerdings ergeben<br />

sich durch den Wettereinfluss erhebliche Probleme für die Vorhersagbarkeit der unhabhängigen<br />

Variablen. Das zukünftige Wetter lässt sich allenfalls sehr kurzfristig und<br />

oft auch nur recht ungenau vorhersagen, so dass auf diesen Daten basierende Prognosen<br />

entsprechend ungenau bleiben müssen. Die Analyse zeigt jedoch auch, dass von den<br />

Wettervariablen zwar ein recht stabiler Einfluss auf die Sehdauer ausgeht, dass von der<br />

Größe des Einflusses die übrigen, sehr viel leichter vorhersagbaren, Faktoren eine sehr<br />

viel größere Wirkung haben. Aber selbst mit eher groben Prognosewerten für Sonnenscheindauer,<br />

Niederschlag und Temperatur lassen sich auch längerfristig recht zufrieden<br />

stellende Vorhersagen treffen, wenn als Ausgangswerte monatliche Durchschnittsgrößen<br />

der entsprechenden Variablen zugrunde gelegt werden.<br />

552


Rott/Schmitt · Determinanten der Zuschauernachfrage<br />

Mit der Zuschauernachfrage ist ein wichtiger Bestandteil des Wirkungsgeflechts des<br />

werbefinanzierten Fernsehens damit auch quantitativ bestimmt. Aufschlussreich wäre<br />

es, darüber hinaus auch die Wirkungen von Variationen der Sehdauer auf die Erlöse der<br />

Fernsehsender zu analysieren. Hierzu müssen weitere Bestimmungsgrößen in die Untersuchungen<br />

einbezogen werden: Insbesondere das zum Teil asynchron zur Zuschauernachfrage<br />

verlaufende Nachfrageverhalten der Werbetreibenden führt dazu, dass die<br />

Erlöse der Sender sich nicht parallel zu den Schwankungen der Sehdauer entwickeln.<br />

Hier zu langfristig gültigen und präzisen Aussagen über Art und Umfang der Einflussgrößen<br />

zu gelangen, wäre ein fruchtbares Forschungsthema für zukünftige Untersuchungen.<br />

Literatur<br />

Barnett, G. A. u. a.: Seasonality in Television Viewing, in: Communication Research, Vol. 18 (1991),<br />

S. 755 – 772<br />

Barwise, P./Ehrenberg, A.: Television and its Audience, London (1988)<br />

Gensch, D./Shaman, P.: Models of Competitive Television Ratings, in: Journal of Marketing Research,<br />

Vol. 17 (1980), S. 307 – 315<br />

Gesellschaft für Konsumforschung: Fernsehzuschauerforschung in Deutschland – Tägliche Informationen<br />

über das Fernsehpublikum in Deutschland, Nürnberg, o. J.<br />

Griffith, W. E./Hill, R. C./Judge, G. G.: Learning and Practicing Econometrics, New York u. a.<br />

(1993)<br />

Holtmann, Klaus: Programmplanung im werbefinanzierten Fernsehen, Lohmar/Köln (1999)<br />

http://www.sweethome.de/giesen/inhalt.html. Stand: 13.02.01<br />

McQuail, D.: Audience Analysis, Thousand Oaks u. a. (1997)<br />

o. V.: Media Perspektiven – Daten zur <strong>Medien</strong>situation in der Bundesrepublik, lfd. Jg.<br />

Roe, K./Vandebosch, H.: Weather to View or Not: That is the Question, in: European Journal of<br />

Communication, Vol. 11 (1996), S. 201 – 216<br />

Webster, J. G./Wakshlag J. J.: A Theory of Television Program Choice, in: Communication Research,<br />

Vol. 10 (1983), S. 430 – 446<br />

553


Evaluation des Integrationspotenzials von Massenmedien<br />

– theoretische und methodische Überlegungen<br />

Philomen Schönhagen<br />

Der Beitrag knüpft an Ausführungen Otfried Jarrens zu den Leistungen bzw. dem<br />

Potenzial der Massenmedien im Hinblick auf eine „Integrationskommunikation“ (vgl.<br />

Heft 1/2000) an und entwickelt einige theoretische sowie forschungspraktische Gedanken<br />

zur empirischen Analyse solcher Leistungen. Dazu werden Jarrens Überlegungen<br />

in einem knappen Überblick zusammengefasst und in Bezug zu einem Theorieansatz<br />

gesetzt, der sich im Hinblick auf das Problem gesellschaftlicher Integration durch<br />

<strong>Medien</strong>, wie es von Jarren dargelegt wird, als außerordentlich fruchtbar erweist. Unter<br />

anderem können damit die Funktionen von „intermediären Einrichtungen“ wie Parteien,<br />

Verbänden etc. als <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer einerseits sowie der Massenmedien als<br />

<strong>Kommunikations</strong>vermittler andererseits deutlich gekennzeichnet werden. Weiter folgen<br />

daraus methodische Überlegungen im Sinne des von Jarren geforderten „erweiterten<br />

Modells“ für die empirische Analyse des massenmedialen Integrationspotenzials. Es werden<br />

konkrete Teilfragen für die empirische Analyse abgeleitet sowie eine erweiterte Inhaltsanalyse<br />

vorgestellt, die hier Erfolg versprechend eingesetzt werden könnte.<br />

1. Zentrale Gedanken Otfried Jarrens zur gesellschaftlichen Integration<br />

durch <strong>Medien</strong><br />

Ausgangspunkt der Argumentation Jarrens ist die Feststellung, dass <strong>Medien</strong> „im Zusammenhang<br />

mit anderen Organisationen, vor allem in der Interaktion mit den intermediären<br />

Akteuren der Gesellschaft (wie Parteien, Verbänden, Kirchen, Gewerkschaften,<br />

Neuen Sozialen Bewegungen) die Aufgabe zu[kommt], gesellschaftliche Selbstverständigungsdiskurse<br />

zu ermöglichen und zu führen“ (Jarren 2000: 22/23; Hervorhebungen<br />

P. S.). Diese Sichtweise ähnelt der von der Systemtheorie formulierten Funktion der<br />

Massenmedien, gesellschaftliche Selbstbeobachtung zu ermöglichen (vgl. Luhmann<br />

1996: 173). Im Übrigen kann diese Funktion der Massenmedien bzw. des Journalismus<br />

als Vermittler derartiger gesellschaftlicher Diskurse auch historisch, gewissermaßen als<br />

Motiv für die Entstehung autonomer <strong>Medien</strong> und des Journalismus nachgewiesen werden<br />

(vgl. Schönhagen 1998, u. a. S. 291ff.).<br />

Jarren versteht Integration als einen Prozess, „der Einzelne, Gruppen wie Organisationen<br />

umfasst, der sich anhaltend auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen vollzieht<br />

und daher aufgrund seines hohen Komplexitätsgrades als soziales Totalphänomen<br />

nicht hinreichend empirisch gemessen oder erfasst werden kann. Integration als Konstruktion<br />

sozialer Realität vollzieht sich im Wesentlichen durch Kommunikation“ (2000:<br />

23; Hervorhebung P. S.). Diese Feststellung entspricht dem so genannten „kommunikativen<br />

Prinzip“, nach dem sich Gemeinschaft bzw. Gesellschaft und Kommunikation<br />

wechselseitig bedingen, ja konstituieren, sowie den Überlegungen der Wissenssoziologie,<br />

etwa von Berger/Luckmann und Alfred Schütz zur Konstruktion gesellschaftlicher<br />

Wirklichkeit (vgl. dazu sowie zu Folgerungen für die Funktion des Journalismus Schönhagen<br />

1999). Ganz im Sinne auch solcher Ansätze folgert Jarren: „Da die gesellschaftliche<br />

Kommunikation in der modernen Gesellschaft sich weitgehend über <strong>Medien</strong> vollzieht,<br />

kommt den Massenmedien eine zentrale Funktion für (Integrations-)Diskurse (als<br />

Vermittler) und auch als soziostruktureller Infrastrukturfaktor zu“ (2000: 23; Hervor-<br />

554<br />

DISKUSSION


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

hebung P. S.); dies gilt in besonderer Weise, aber nicht ausschließlich, für den öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunk. Jarren präzisiert den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher<br />

Kommunikation und Integration, indem er herausstellt, dass Erstere „gleichermaßen<br />

symbolische wie materielle Integration“ ermögliche, denn: „Im Ergebnis kann es zu gemeinsam<br />

geteilten Wissensbeständen, zu spezifischen sozialen Handlungsformen [man<br />

könnte ergänzen: gemeinsamen Normen und Werten; P. S.], zur Bildung von Organisationen<br />

sowie zur Herausbildung von Institutionen kommen, die den jeweiligen Bedürfnissen<br />

nach Integration materiell wie auch symbolisch entsprechen“ (ebd.: 25). Einschränkend<br />

hält Jarren fest, dass gesellschaftliche „Einheit“ gewissermaßen nur in Form<br />

von kommunizierten Konzepten existiert und „der ständigen Interpretation – konkurrierender<br />

Kommunikationen – unterliegt. Wenn also die Einheit der Gesellschaft weder<br />

erreicht noch (empirisch) sicher festgestellt werden kann, so kann doch über Kommunikation<br />

Einheit und Integration in bestimmten Räumen, für ausgewählte Gruppen und<br />

in bestimmten zeitlichen Phasen erzeugt werden“ (ebd.: 31).<br />

Jarren spricht aber nicht nur von den <strong>Medien</strong> als Vermittlern der gesellschaftlichen<br />

Diskurse, sondern bezeichnet auch die so genannten „intermediäre[n] Einrichtungen“<br />

wie Parteien, Verbände etc. als deren „Vermittlungsinstanzen“ (ebd.: 25). Diese „intermediären<br />

Einrichtungen“ seien jedoch zugleich Akteure der besagten Diskurse:<br />

„(…) für diese Kommunikation bedarf es der Akteure und entsprechender Vermittler.<br />

Zu den Akteuren zählen vorrangig die gesellschaftsweit agierenden Organisationen, die<br />

wir dem intermediären Bereich zurechnen können. Und relevante Vermittler sind vor<br />

allem jene Organisationen, wie wir sie in Form eigenständig agierender <strong>Medien</strong> kennen“<br />

(ebd.: 31). Hier müssten meiner Ansicht nach die Funktionen besagter intermediärer<br />

Einrichtungen bzw. Akteure einerseits und der <strong>Medien</strong> andererseits präziser gefasst und<br />

unterschieden werden. Tatsächlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Phänomene<br />

mit zumindest weitgehend unterschiedlichen Funktionen, für deren Verständnis es<br />

hilfreich ist, den Aspekt der <strong>Kommunikations</strong>repräsentanz einzubeziehen (siehe weiter<br />

unten, Punkt 2).<br />

Sodann markiert Jarren wichtige Aspekte im Hinblick auf die empirische Forschung<br />

zum Thema Integration und <strong>Medien</strong>, wobei er auch die neueren Entwicklungen des <strong>Medien</strong>systems<br />

einbezieht. Zu beachten seien bei der Analyse die Unterschiede der <strong>Medien</strong><br />

„bezüglich ihres Potenzials zur gesellschaftlichen Integration, was sich an Organisationsstrukturen,<br />

Angebotsformen, -inhalten und -qualitäten empirisch nachweisen lässt“<br />

(ebd.: 38). Im vorliegenden Zusammenhang ist vor allem interessant, dass es nach Jarren<br />

für solche Analysen „eines erweiterten Modells [bedarf]: Der empirische Blick allein auf<br />

die <strong>Medien</strong>, ihre Inhalte oder die Rezeption reicht nicht aus. Themen und Wissen, auch<br />

Kenntnisse über Normen, Werte und Verfahren, werden zwar gesellschaftsweit weitgehend<br />

über <strong>Medien</strong> vermittelt, aber nicht von ihnen (allein) erzeugt. Dies geschieht durch<br />

Akteure in allen Teilsystemen, wesentlich aber über jene Akteure, die dem intermediären<br />

System zuzurechnen sind. Sie sind es, die vor allem die Themen für die <strong>Medien</strong>vermittlung<br />

bereitstellen und damit weitgehend die öffentliche Agenda bestimmen. <strong>Medien</strong><br />

greifen auf die bereitgestellten Informationen zu, weniger greifen sie eigenständig<br />

Themen auf. (…) Die Interaktionen zwischen Akteuren, <strong>Medien</strong> und Publikum gewinnen<br />

damit für die Analyse an Bedeutung, denn in diesen Prozessen wird auch über die<br />

Möglichkeiten einer Integrationskommunikation entschieden. In empirischer Forschung<br />

ist demnach diesen Interaktionen und ihren Ergebnissen, auch und gerade im<br />

Hinblick auf das Leistungsprofil von einzelnen <strong>Medien</strong> (Grad an Vermittlungsleistung<br />

vs. Eigenleistung), Aufmerksamkeit zu schenken“ (ebd.; Hervorhebungen P. S.). Dabei<br />

sei die „empirische Sichtweise (…) um normative Aspekte (…) zu ergänzen: (…) An die<br />

555


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

einzelne <strong>Medien</strong>organisation kann dabei aber nicht ein konkreter Integrationsauftrag,<br />

sondern nur ein Auftrag zur Abbildung relevanter Selbstverständigungsdiskurse gerichtet<br />

werden. Das bedeutet, <strong>Medien</strong> haben die Diskurse gesellschaftlicher Akteure zu<br />

berücksichtigen und sie werden auf Offenheit, Vielfalt und Pluralität verpflichtet“ (ebd.:<br />

38/39; Hervorhebungen P. S.). 1<br />

2. Ein „erweitertes Modell“ vermittelter gesellschaftlicher Kommunikation<br />

Eine kommunikationstheoretische Basis der dargestellten Überlegungen Jarrens sowie<br />

für das von ihm geforderte „erweiterte Modell“ für eine empirische Analyse kann ein<br />

Modell bzw. ein Theorieansatz bereitstellen, der in der deutschen <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

schon lange existiert, bedauerlicherweise jedoch bislang zu wenig gewürdigt2<br />

oder vorschnell als vermeintlich normativ abgelehnt wurde3 : die Münchner Theorie<br />

sozialer Kommunikation und das daraus hervorgegangene Modell der Massenkommunikation<br />

(vgl. u. a. Wagner 1995a; einen kurzen Überblick bietet Schönhagen 1998:<br />

263 – 268). Hans Mathias Kepplinger betonte unlängst, dass dieser Ansatz „mehr Beachtung<br />

verdient“ (2000: 429).<br />

Mit diesem Theorieansatz lässt sich die oben geforderte Präzisierung des Vermittlungsbegriffs<br />

bzw. der Rollen und Funktionen der intermediären Einrichtungen einerseits<br />

und der Massenmedien andererseits problemlos leisten. Dafür sind besonders zwei<br />

Aspekte des Münchner Ansatzes entscheidend: 1. die analytische Trennung von Vermittlungs-<br />

und <strong>Kommunikations</strong>prozess und 2. die Berücksichtigung des Phänomens<br />

der <strong>Kommunikations</strong>-Repräsentanz, die für das Verständnis sozialer Kommunikation<br />

grundlegend ist. 4<br />

1 Interessanterweise entspricht diese normative Forderung der Selbstverpflichtung vieler „Zeitungsmacher“<br />

oder Journalisten in Deutschland seit dem Aufkommen der periodischen Zeitungen<br />

im 17. Jahrhundert und weit bis ins 19. Jahrhundert hinein vor allem in der lokalen Presse,<br />

ebenso wie bei den amerikanischen Kolonialzeitungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />

die unter dem Begriff der Unparteilichkeit bzw. impartiality verbreitet war und sich in einem<br />

ebenso differenzierten wie praktisch bewährten journalistischen Vermittlungskonzept<br />

äußerte. Vgl. dazu Schönhagen 1998.<br />

2 Ausnahmen sind u. a. Wolfgang R. Langenbucher und Peter Glotz, die verschiedentlich und mit<br />

durchaus kritischem Blick auf Vorteile und praktische Relevanz dieses Ansatzes hingewiesen<br />

haben. Vgl. etwa Glotz 1990: 253/254, Langenbucher 1996a, 1996b: 8/9 u. 1997: 29. Interessant<br />

ist, dass außerdem Martin Stock das Konzept im Zusammenhang mit rundfunkrechtlichen Fragen<br />

kritisch diskutiert und als Basis herangezogen hat (vgl. 1985: 43ff.). Neuerdings hat Roland<br />

Burkart seine Überlegungen zum Konzept eines „diskursiven Journalismus“ ausdrücklich an<br />

den Münchner Theorieansatz angeknüpft (vgl. 1998: 169f.).<br />

3 Vgl. jüngst Kohring 2000: 253. Bei näherer Betrachtung des Theorieansatzes zeigt sich jedoch,<br />

dass er zunächst, wie viele andere Theorieansätze oder Modelle auch, funktionale Erklärungen<br />

und Unterscheidungen liefert, aus denen allerdings normative Folgerungen durchaus abgeleitet<br />

werden können.<br />

4 Im Zusammenhang mit Fragen der Öffentlichkeit wurde inzwischen auch im Rahmen anderer<br />

Ansätze bemerkt, dass man ohne Berücksichtigung von Repräsentanz-Phänomenen bzw. Repräsentanten<br />

nicht auskommt: Vgl. die Beiträge von Friedhelm Neidhardt und Jürgen Gerhards<br />

in Neidhardt (Hrsg.) (1994). In der Münchner Theorie spielt dieser Aspekt eine zentrale Rolle<br />

und ist entsprechend ausgearbeitet (vgl. Wagner 1995b: 32ff.).<br />

556


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

2.1 Massenmedien als Vermittlungsinstanzen sozialer Kommunikation:<br />

der Vermittlungsprozess<br />

Unter anderem anhand einer historischen Betrachtung (vgl. Wagner 1980) lässt sich zeigen,<br />

dass die so genannten Massenmedien aus dem Bedürfnis heraus entstanden sind, in<br />

komplexen Gesellschaften eine umfassende soziale Kommunikation zu gewährleisten,<br />

trotz räumlicher und zeitlicher Distanzen der <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer. 5 Technische<br />

<strong>Medien</strong> allein reichen jedoch zur Realisierung einer gesellschaftsweiten Kommunikation<br />

nicht aus, jedenfalls dann nicht, wenn diese auch für alle Gesellschaftsmitglieder<br />

überschaubar sein soll. Eine solche Überschaubarkeit erfordert die Reduktion von<br />

Komplexität, welche nur mit redaktionellen Vermittlungsleistungen, also mittels zusätzlicher<br />

personaler Vermittler realisierbar ist. 6 Massenmedien werden hier folglich<br />

nicht in einem rein technischen Sinn, sondern als Vermittlungssysteme verstanden; Entsprechendes<br />

gilt für den Vermittlungsbegriff, der neben der notwendigen technischen<br />

Verbreitung (durch Signalproduktion und Distribution) vor allem die redaktionelle<br />

Aufbereitung, d. h. die mediengerechte Konzentration (Selektion und Transformation)<br />

des gesellschaftlichen Mitteilungs- und <strong>Kommunikations</strong>geschehens umfasst (vgl. Wagner<br />

1980: 6). 7<br />

5 In weniger komplexen Gesellschaften konnte bzw. kann die gesellschaftsweite Kommunikation<br />

im Modus der Versammlung realisiert werden (vgl. Wagner 1995b: 17f.). Unter sozialer<br />

Kommunikation verstehe ich hier, in Anlehnung an Hans Wagner (vgl. 1978: 205, dort nur die<br />

erste Teildefinition), die je aktuelle öffentliche – d. h. prinzipiell für alle potenziellen <strong>Kommunikations</strong>partner<br />

bzw. Partner-Kollektive, -Gruppen etc. offene – gesellschaftliche Kommunikation,<br />

sowohl die partikulare, also auf der Ebene von Teilsystemen stattfindende, als auch die<br />

gesamtgesellschaftliche Kommunikation (universelle Massenmedien). Teilweise wird, abweichend<br />

von dem hier zugrunde gelegten Verständnis, in der Münchner Theorie der Begriff der<br />

sozialen Kommunikation enger gefasst und nur auf die gesamtgesellschaftliche Ebene bezogen<br />

(vgl. ebd., zweite Teildefinition). „Im allerweitesten Sinn ist ‚Soziale Kommunikation‘ [jedoch<br />

auch; P. S.] bei Aswerus das aktuelle Gesellschaftsgespräch überhaupt“ (Wagner 1993: 184; vgl.<br />

dazu auch Aswerus 1993: 84ff.). Eine eingehendere Begriffsdiskussion (auch allgemein des<br />

<strong>Kommunikations</strong>begriffs sowie des <strong>Medien</strong>- und Massenmedien-Begriffs) kann hier aus Platzgründen<br />

leider nicht stattfinden, ist aber Bestandteil des in Arbeit befindlichen Habilitationsprojekts<br />

der Verfasserin.<br />

6 Inwieweit diese Funktion möglicherweise durch intelligente Software, etwa die so genannten<br />

intelligenten Agenten erbracht werden könnte, ist eine andere Frage, die hier jedoch nicht diskutiert<br />

werden kann. Auch dabei gilt es aber, den Aspekt der Repräsentanz zu beachten, auf den<br />

ich noch zu sprechen komme.<br />

7 Vermittlung ist also nicht im Sinne eines bloßen Transports von Informationen (etwa im Sinne<br />

einer Transportmetapher, welche z. B. Krippendorf 1994: 85/86 kritisiert) oder eines Verlautbarungsjournalismus<br />

misszuverstehen. Ebenso wenig ist Vermittlung von „Informationen über<br />

die Welt“ gemeint. Auch in diesem Sinne wird in der Literatur bisweilen der Vermittlungsbegriff<br />

gebraucht bzw. kritisiert; vgl. z. B. Hartmann 1996: 107. Hier geht es dagegen um <strong>Kommunikations</strong>-Vermittlung.<br />

Dabei sind die <strong>Medien</strong>organisationen bzw. die darin tätigen Journalisten<br />

auch nicht in dem Sinne passiv, dass sie nur solche Mitteilungen vermitteln würden, die<br />

von außen an sie herangetragen werden. Es ist eine ihrer wichtigen Funktionen, aktiv durch Recherche<br />

solche potenziellen <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer (seien es Einzelne oder Gruppen) zu<br />

ermitteln und in die Vermittlungsleistungen einzubeziehen, die nicht von sich aus an die <strong>Medien</strong><br />

herantreten, etwa weil sie über keinerlei Organisations- und Repräsentanzstrukturen, keine<br />

Sprecher, Pressestellen etc. verfügen oder aus anderen Gründen nicht aktiv in das <strong>Kommunikations</strong>geschehen<br />

eingreifen.<br />

557


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Die Funktion der Massenmedien bzw. der darin tätigen Journalisten beschränkt sich<br />

natürlich nicht nur auf diese aktive Vermittlungsleistung, sondern wird ergänzt um<br />

eigene <strong>Kommunikations</strong>beiträge, sei es in Form von Kommentaren, Glossen, Satiren,<br />

Reportagen u. Ä., Literatur-, Film- und Theaterkritiken oder Gesprächsbeiträgen von<br />

Show- und Talkmastern, die über die Moderationsfunktion hinausgehen. Bisweilen fungieren<br />

Journalisten auch als „Sprachrohre“ anderer <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer, die aus<br />

unterschiedlichen Gründen nicht selbst an die Öffentlichkeit treten können. Für das Zustandekommen<br />

und Funktionieren (gesamt-)gesellschaftlicher Kommunikation ist allerdings<br />

die Rolle der <strong>Medien</strong>institutionen als aktive Vermittler grundlegend und unverzichtbar.<br />

Diese beiden Funktionen der Vermittlung sozialer Kommunikation einerseits<br />

und eigener Gesprächsbeiträge der Journalisten andererseits – die der so genannten<br />

Medium- und Faktorfunktion entsprechen, welche nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />

den Massenmedien zukommt (vgl. Branahl 1996: 20) – müssen<br />

bei der Analyse von Integrationsleistungen als „Vermittlungs- versus Eigenleistung“<br />

(vgl. Jarren 2000: 38) unbedingt unterschieden werden. <strong>Medien</strong> bzw. Journalisten vermitteln<br />

aber in der Regel weder ausschließlich noch vorrangig eigene Gesprächsbeiträge,<br />

sondern in erster Linie Beiträge anderer <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer, d. h. gesellschaftliche<br />

<strong>Kommunikations</strong>prozesse, die von diesem Vermittlungsprozess zu unterscheiden<br />

sind.<br />

Im Vermittlungsprozess sind die Massenmedien (bzw. die Journalisten sowie die<br />

technischen Mitarbeiter) demnach die Akteure, die übrige Gesellschaft fungiert als Ziel<br />

dieses Prozesses, als Publikum. 8 Dieser reine Vermittlungsprozess wird in Modellen wie<br />

etwa dem von Gerhard Maletzke (1963) unter Einbeziehung diverser Feedback-Prozesse<br />

abgebildet (vgl. dazu auch Stock 1985: 32ff.); unberücksichtigt aber bleiben die <strong>Kommunikations</strong>prozesse,<br />

welche den Gegenstand der Vermittlung darstellen.<br />

2.2 Zugrunde liegende soziale <strong>Kommunikations</strong>prozesse und <strong>Kommunikations</strong>repräsentanz<br />

Die gesellschaftliche Kommunikation spielt sich nun, anders als die Vermittlung, keineswegs<br />

zwischen Massenmedien bzw. Journalisten auf der einen und einem passiven<br />

Publikum bzw. Rezipienten auf der anderen Seite ab, sondern diverse gesellschaftliche<br />

Akteure oder Sprecher – im Münchner Theorieansatz <strong>Kommunikations</strong>partner genannt<br />

– stehen wechselseitig miteinander in Kommunikation. Prinzipiell kann jedes<br />

Mitglied der Gesellschaft – also sowohl die in den <strong>Medien</strong> tätigen professionellen<br />

Vermittler als auch die Rezipienten der <strong>Medien</strong> – <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer sein und<br />

8 In Bezug auf die Vermittlung ist das Publikum also tatsächlich passiv, sind die Rezipienten<br />

Empfänger, die mit den professionellen Vermittlern in der Regel nicht die Rollen tauschen können,<br />

von Ausnahmen wie bei Offenen Kanälen und Ähnlichem abgesehen. (Was nichts damit<br />

zu tun hat, dass der Rezeptionsprozess selbst natürlich aktive Selektion und Interpretation umfasst.)<br />

Wie im Weiteren gezeigt wird, sind die Rezipienten aber nicht auf diese Rolle im Vermittlungsprozess<br />

beschränkt, sondern sind zugleich am <strong>Kommunikations</strong>prozess beteiligt.<br />

Dass sich der Vermittlungsprozess in einem Teil der computervermittelten Kommunikation,<br />

etwa bei Homepages, Chats und Newsgroups im World Wide Web anders darstellt, ist offensichtlich.<br />

Der entscheidende Unterschied ist, dass man es in diesen Fällen nicht mit <strong>Medien</strong>institutionen<br />

zu tun hat, welche über eine Redaktion verfügen. Bei einer Netzzeitung dagegen<br />

ist die Rollenverteilung im Vermittlungsprozess dieselbe wie bei den klassischen Massenmedien.<br />

558


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

dabei zwischen den Rollen eines Sprechers und eines Angesprochenen ständig wechseln.<br />

9<br />

Tatsächlich treten als aktive Teilnehmer, d. h. Sprecher und Angesprochene im gesellschaftlichen<br />

<strong>Kommunikations</strong>geschehen, in den meisten Fällen vorwiegend Akteure<br />

aus dem von Jarren so genannten „intermediären Bereich“ in Erscheinung, etwa Politiker,<br />

Gewerkschaftsvorsitzende, Unternehmenssprecher und -vorsitzende, Verbandspräsidenten<br />

und dergleichen. Daraus kann jedoch nicht gefolgert werden, alle übrigen<br />

Gesellschaftsmitglieder seien am <strong>Kommunikations</strong>prozess nicht beteiligt und es bliebe<br />

ihnen nur die Rezipientenrolle im Vermittlungsgeschehen, im Gegenteil: Man hat es hier<br />

mit Erscheinungen des Phänomens der <strong>Kommunikations</strong>-Repräsentanz zu tun. Die in<br />

den <strong>Medien</strong> auftretenden Sprecher äußern sich in den meisten Fällen nicht für sich allein,<br />

sondern repräsentieren Kollektive wie Institutionen, Organisationen, Vereine,<br />

Bürgerbewegungen etc. Dabei müssen sie nicht unbedingt formale Repräsentanten solcher<br />

Gruppen sein (bestellte Sprecher, Vorsitzende u.Ä.), auch wenn das bei den in den<br />

<strong>Medien</strong> vermittelten Sprechern häufig der Fall ist, sondern sie können ebenso für eine<br />

nicht näher bestimmbare, nicht organisierte Anzahl von Personen, welche sich mit den<br />

Äußerungen identifizieren, quasi automatisch mitsprechen. 10 Auch aufseiten der Angesprochenen<br />

existieren selbstverständlich solche Gruppenzugehörigkeiten bzw. Repräsentanzbeziehungen<br />

(häufig werden in der Massenkommunikation ohnehin nicht Einzelne<br />

angesprochen, sondern Sprecher richten ihre Äußerungen an ganze Zielgruppen,<br />

eine Partei etwa), sodass es letztlich immer Kollektive von <strong>Kommunikations</strong>teilnehmern<br />

sind, die medienvermittelt miteinander im Gespräch stehen. Man kann somit auch treffend<br />

von „Kommunikation im Plural“ reden (Wagner 1995a: 229).<br />

<strong>Kommunikations</strong>teilnehmer sind demnach nicht nur die kleinere Zahl von Gesellschaftsmitgliedern,<br />

die als aktive Sprecher und direkt (namentlich) Angesprochene auftreten,<br />

sondern auch der Großteil all derer, die – in themen- und zeitabhängig ständig<br />

wechselnden Konstellationen – zu der „Wir-Gruppe“ der je einen und anderen zu rechnen<br />

sind. Bei den einzelnen <strong>Kommunikations</strong>prozessen kann es des Weiteren solche<br />

Personen (-Gruppen) geben, die weder direkt Sprecher oder Angesprochene noch von<br />

diesen Repräsentierte sind. Hans Wagner nennt diese zutreffend „latente Partner“ (vgl.<br />

9 Wagner spricht in Anlehnung an Otto Groth von „Ausgangspartnern“ und „Zielpartnern“ als<br />

den ständig wechselnden Rollen der <strong>Kommunikations</strong>partner (vgl. u. a. 1995a: 215). Ausgangspartner<br />

sind die Urheber von Mitteilungen, Zielpartner diejenigen, an welche die Mitteilungen<br />

gerichtet sind. Damit kennzeichnen diese Begriffe die Rollen wesentlich präziser als der Akteurs-Begriff,<br />

der ebenso Objekte (z. B. die Beteiligten an einem Unfall, über den berichtet wird)<br />

wie Subjekte der Kommunikation (z. B. den Polizeisprecher, der über den Unfall eine Mitteilung<br />

macht) sowie Subjekte der Vermittlung (s. o.) bezeichnen kann. Treffender ist die Bezeichnung<br />

„Sprecher“ für den Urheber von Mitteilungen, auch wenn letztere natürlich nur teilweise<br />

in gesprochener Form gemacht werden, sondern häufig schriftlich, als Pressemitteilungen,<br />

Berichte etc. vorliegen. Nachdem der Sprecher-Begriff mittlerweile im Fach gängig geworden<br />

ist, passe ich mich hier dem Sprachgebrauch an; als Pendant zum Sprecher wird der<br />

Begriff des „Angesprochenen“ eingeführt, da Kommunikation immer mindestens zweier Partner<br />

oder Teilnehmer bedarf. Der auch von Jarren selbstverständlich benutzte Begriff des Vermittlers<br />

entspricht der Terminologie des Münchner Ansatzes, ebenso wie der Rezipient, wobei<br />

unbedingt zu beachten ist, dass letzterer hier nicht eine <strong>Kommunikations</strong>-, sondern eine Vermittlungsrolle<br />

bezeichnet.<br />

10 Wagner spricht hier von „statistischer Realrepräsentanz“ im Gegensatz zur formal legitimierten<br />

Realrepräsentanz (vgl. 1980: 13ff. sowie ders. 1978: 73ff.).<br />

559


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

1978: 83ff.), da sie prinzipiell jederzeit durch eigene Aktivität oder aufgrund journalistischer<br />

Recherche ebenfalls zu vermittelten <strong>Kommunikations</strong>partnern bzw. -teilnehmern<br />

werden können. Das ist wegen der Periodizität der Berichterstattung häufig der Fall; jedoch<br />

können Meinungen, Wissensbestände etc. bestimmter Gruppen auch langfristig in<br />

der medienvermittelten Kommunikation latent bleiben.<br />

2.3 Folgerungen für die Analyse des medialen Integrationspotenzials<br />

Als entscheidende Erweiterung eines entsprechenden Analysemodells folgt daraus<br />

zunächst die Einbeziehung der <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer oder Sprecher als Urheber<br />

gesellschaftlicher <strong>Kommunikations</strong>prozesse, welche von den <strong>Medien</strong> aufgegriffen und<br />

an die Gesellschaft zum Zwecke der Selbstbeobachtung bzw., wie Jarren treffend formuliert,<br />

der Selbstverständigung zurückvermittelt werden. Zudem muss berücksichtigt<br />

werden, dass vorwiegend Repräsentanten als aktive <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer auftreten,<br />

diese aber für Kollektive sprechen, welche somit als „repräsentierte Partner“ (vgl.<br />

Wagner 1978: 59ff.) zumindest indirekt ebenfalls am <strong>Kommunikations</strong>prozess teilnehmen.<br />

Die Unterscheidung von <strong>Kommunikations</strong>- und Vermittlungsprozess muss aber auch<br />

auf der Rezipientenseite systematisch weitergedacht werden: Dieselben Personen, die im<br />

Vermittlungsprozess Rezipienten sind, nehmen zugleich innerhalb des gesellschaftlichen<br />

<strong>Kommunikations</strong>geschehens bestimmte Rollen ein. Erst wenn man dies berücksichtigt,<br />

wird die Integrationsleistung der <strong>Medien</strong> vollständig sichtbar. Denn aus der Gesamtheit<br />

der Rezipienten, die ja den Großteil der Gesellschaftsmitglieder darstellen,<br />

stammen zugleich die Mehrzahl der aktiven und repräsentierten <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer;<br />

nicht aus den Reihen der professionellen Vermittler, auch wenn diese ebenfalls<br />

zugleich Rollen im <strong>Kommunikations</strong>geschehen wahrnehmen.<br />

Diese gleichzeitige Wahrnehmung zweier Rollen in miteinander verschränkten Prozessen<br />

(man kann von „Rollen-Unionen“ sprechen; Wagner 1995a: 234) kann in folgenden<br />

Ausprägungen auftreten: Ein Rezipient ist zugleich Sprecher, der seine eigenen<br />

medienvermittelten Äußerungen rezipiert (z. B. Altkanzler Kohl, der einen Fernsehbericht<br />

über seine Aussagen vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss sieht), oder Angesprochener<br />

(z. B. Bundeskanzler Schröder, der einen Zeitungsbericht über an ihn gerichtete<br />

Vorwürfe eines Oppositionssprechers zur Kenntnis nimmt), oder ein von einem<br />

der <strong>Kommunikations</strong>partner Repräsentierter (im letzteren Beispiel entweder Mitglied<br />

bzw. Anhänger der Regierung oder der Opposition), oder latenter <strong>Kommunikations</strong>partner<br />

(z. B. Vertreter einer weiteren, noch nicht vermittelten Ansicht); ein Journalist<br />

ist nicht nur Vermittler, sondern zugleich Sprecher (z. B. häufig in Kommentaren, Reportagen<br />

etc.), oder auch – wie bei Wagner nicht ausdrücklich angegeben – Angesprochener<br />

(was mit steigender Selbstbezüglichkeit der <strong>Medien</strong> immer häufiger vorkommt),<br />

seltener latenter Partner, da Vermittler zumeist ihren unmittelbaren Zugang zur Vermittlung<br />

nutzen, wenn sie einen <strong>Kommunikations</strong>beitrag leisten wollen. Im Übrigen<br />

sind die Vermittler natürlich immer zugleich Rezipienten des von ihnen selbst bzw. von<br />

anderen <strong>Medien</strong> Vermittelten.<br />

Vor diesem Hintergrund lassen sich nun auch die Funktionen der von Jarren sowohl<br />

als Akteure wie auch als Vermittler angesprochenen intermediären Einrichtungen auf<br />

der einen und der <strong>Medien</strong> als Vermittlungsinstanzen auf der anderen Seite klar unterscheiden.<br />

Die intermediären Einrichtungen, also gesellschaftlichen Organisationen, Institutionen<br />

u. Ä., bzw. genauer deren Vertreter fungieren in der sozialen Kommunikation<br />

als Gesprächsteilnehmer, als Sprecher wie Angesprochene, die dabei immer Reprä-<br />

560


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

sentanten sind. Damit bündeln sie die Interessen vieler Einzelner und bringen diese gegenüber<br />

der Öffentlichkeit sowie anderen gesellschaftlichen Teilsystemen zur Geltung<br />

(was Jarren wohl als deren „vermittelnde“ Funktion anspricht). Neben diesen intermediären<br />

Einrichtungen können jedoch auch andere, weniger institutionalisierte Kollektive<br />

sowie Einzelne Sprecher und Angesprochene sein. Die <strong>Medien</strong>organisationen dagegen<br />

greifen die <strong>Kommunikations</strong>beiträge dieser intermediären Einrichtungen sowie anderer<br />

Sprecher auf, bearbeiten sie redaktionell und vermitteln sie sodann an die Rezipienten<br />

(und damit u. a. auch an die Angesprochenen) bzw. je nach <strong>Medien</strong>typ an eine<br />

breite Öffentlichkeit bzw. bestimmte Teilöffentlichkeiten. Auch wenn sie diese Vermittlungsleistung<br />

um eigene Diskussionsbeiträge ergänzen – was man zutreffend als<br />

„Fremd-“ und „Eigenvermittlung“ unterscheiden kann (vgl. Wagner 1988: 187) –,<br />

kommt den so genannten Massenmedien damit die Rolle der eigentlichen Vermittlungsinstanzen<br />

im gesellschaftlichen <strong>Kommunikations</strong>geschehen zu, wie auch Jarren<br />

konstatiert.<br />

Nicht nur kommunikationstheoretisch, sondern auch im Hinblick auf die hier erörterte<br />

Frage der Integrationsfunktion der <strong>Medien</strong> ist es bedeutsam, die jeweiligen, ständig<br />

wechselnden Rollenunionen zu berücksichtigen. Denn dann geht es aus der Sicht des<br />

<strong>Medien</strong>publikums nicht nur darum, im Sinne der Selbstbeobachtung der Gesellschaft einen<br />

möglichst umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Standpunkte, Interessen,<br />

Wissensbestände etc. zu erlangen, die in der vermittelten Kommunikation zum<br />

Ausdruck kommen. Es geht darüber hinaus, wie Jarren deutlich macht, um Selbstverständigung<br />

der Gesellschaft bzw. derer Mitglieder und Teilsysteme untereinander: Die<br />

Rezipienten der massenmedial vermittelten Kommunikation stellen den Großteil der<br />

Gesellschaftsmitglieder dar bzw. bilden mit ihren Handlungen deren Teilsysteme, folglich<br />

ist eine zumindest kommunikative Integration nur dann gegeben, wenn sich die Rezipienten<br />

in den vermittelten Mitteilungen direkt oder repräsentiert als <strong>Kommunikations</strong>partner<br />

wiederfinden. Unter kommunikativer Integration ist hier die Beteiligung an<br />

der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit zu verstehen, welche ihrerseits nur über<br />

Kommunikation stattfinden kann. Wenn man davon ausgeht, dass sich Gesellschaft<br />

überhaupt erst durch Kommunikation konstituiert 11 , dann wird zumindest eine grundlegende<br />

gesellschaftliche Integration 12 (nur) über die kommunikative Beteiligung an diesem<br />

Konstruktionsprozess realisiert (vgl. auch Jarren 2000: 23 u. 29ff.), sei es eine direkte<br />

Beteiligung als Sprecher und Angesprochene oder die indirekte Teilnahme als Repräsentierte,<br />

die weitaus häufiger vorkommt.<br />

Zudem tragen die Massenmedien dadurch zur gesellschaftlichen Integration bei, dass<br />

Sprecher sich über <strong>Medien</strong> auch an ihre eigenen „Wir-Gruppen“ richten und damit Repräsentanzbeziehungen<br />

herstellen oder festigen. Nicht selten finden Kollektive erst aufgrund<br />

der Vermittlung von Äußerungen Einzelner organisiert zusammen, was wiederum<br />

ihre Chancen erhöht, in den Massenmedien vermittelt zu werden.<br />

11 Diese These entspricht dem „kommunikativen Prinzip“, wonach Gemeinschaft durch Mitteilung<br />

konstituiert wird (vgl. Wagner 1993: 154ff.; Aswerus 1993: 18). Dies wurde unter<br />

Punkt 1 bereits angesprochen; vgl. dazu auch Marcic 1965: 165. Cornelia Bohn formuliert diese<br />

These in zugespitzter Form auf der Basis der Systemtheorie: „(…), daß Gesellschaft aus nichts<br />

anderem als Kommunikationen besteht“ (1999: 16).<br />

12 Kritisch zum Integrationsbegriff und seinen unterschiedlichen Bedeutungen vgl. Jarren 2000:<br />

22ff.; Rühl 1985: 22ff.; Braun 1990: 25ff.<br />

561


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

2.4 Einzelfragen zur Analyse des medialen Integrationspotenzials<br />

Für die Analyse und Beurteilung der Integrationsleistungen von Massenmedien ist es<br />

demnach entscheidend, welche Sprecher bzw. Kollektive zu den verschiedenen Themen<br />

und wie diese jeweils mit ihren Äußerungen und Argumenten vermittelt werden. Dazu<br />

bieten die Überlegungen des Münchner Ansatzes nicht nur den theoretischen Hintergrund,<br />

sondern auch ganz spezifische Zugänge sowie eine entsprechend ausgearbeitete<br />

Methodik, welche im Anschluss noch erläutert wird (siehe Punkt 3).<br />

Zunächst sind die jeweiligen Integrationsleistungen natürlich stark vom <strong>Medien</strong>typ<br />

abhängig, Begrenzungen ergeben sich dadurch von vornherein auf mehreren Ebenen:<br />

sachlich (z. B. Fachmedien, Special-Interest-Zeitschriften, Spartenkanäle versus themenuniverselle<br />

Tageszeitungen oder Vollprogramme), weltanschaulich (z. B. Parteimedien<br />

oder katholisches Kirchenblatt versus weltanschaulich universelle <strong>Medien</strong>) sowie<br />

geografisch (z. B. Lokal- versus überregionale Tageszeitung). 13<br />

Sodann stellen sich folgende Fragen: Bezogen auf die Gesamtheit der jeweils –<br />

innerhalb dieser Grenzen – prinzipiell zur Vermittlung in Betracht kommenden<br />

<strong>Kommunikations</strong>partner bzw. Kollektive und deren Mitteilungen muss geklärt werden,<br />

ob diese viel- bzw. möglichst allseitig zur Vermittlung gelangen oder nur partiell<br />

bzw. einseitig. Dies kann sinnvoll nur unter Berücksichtigung der Periodizität der<br />

Berichterstattung und beispielsweise anhand bestimmter Themen oder Themenkomplexe<br />

beurteilt werden. Prinzipiell denkbar sind auch Extremfälle, z. B. dass nur oder<br />

vorwiegend eine Gruppe in der vermittelten Kommunikation selbst „zu Wort<br />

kommt“, andere <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer von diesen allenfalls zitiert werden14 (u. U. bei Parteimedien; hierbei kann die Integrationsleistung sehr hoch sein, aber<br />

beschränkt auf einen bestimmten Ausschnitt der Gesellschaft), oder dass Journalisten<br />

ausschließlich eigene <strong>Kommunikations</strong>beiträge (mit engerem oder weiterem<br />

Spektrum von Standpunkten), jedoch nicht die anderer gesellschaftlicher Akteure vermitteln.<br />

15<br />

Im Hinblick auf die je einzelnen zu vermittelnden Mitteilungen stellt sich die Frage,<br />

ob diese bei der Bearbeitung durch die Vermittler prinzipiell gleich behandelt und ob<br />

die ursprünglichen Mitteilungen der jeweiligen Sprecher adäquat vermittelt werden,<br />

also trotz notwendiger Konzentration und mediengerechter Transformation gemäß<br />

dem ursprünglichen Sinn bzw. der Argumentation des Sprechers. Relevante Kriterien<br />

bzw. Vermittlungsregeln der Gleichbehandlung sind vor allem die Trennung von<br />

Berichterstattung und journalistischem Kommentar (so könnte bei mangelnder Trennung<br />

z. B. die Mitteilung eines Sprechers unkommentiert für sich stehen, die eines anderen<br />

verknüpft mit relativierenden Kommentierungen vermittelt werden u. Ä.) sowie<br />

13 Man kann hier auch von speziellen und universellen Massenmedien sprechen (vgl. Wagner 1978:<br />

201/202), welche Integrationsleistungen entweder für gesellschaftliche Subsysteme oder das Gesamtsystem<br />

erbringen.<br />

14 So genannte „zitierte Partner“ (Wagner 1978: 97).<br />

15 Auch in diesem Fall müsste die Integrationsleistung nicht unbedingt gering sein, vorausgesetzt<br />

die Journalisten machten sich zum Sprachrohr einer Vielzahl von Akteuren bzw. Kollektiven<br />

und deren Standpunkten, Wissensbeständen etc., ohne dabei die Darstellungen einseitig, aus einer<br />

bestimmten Sicht unterschiedlich zu werten bzw. unterschiedlich adäquat wiederzugeben;<br />

siehe folgende Ausführungen.<br />

562


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

die Transparenz der Sprecher 16 und die Kennzeichnung ihrer Repräsentanzbeziehungen.<br />

17 Für die Einschätzung einzelner Mitteilungen sowie die Orientierung der Bürger<br />

innerhalb des <strong>Kommunikations</strong>geschehens und ihre eigene Positionierung darin ist<br />

diese Transparenz der Sprecher und ihrer Gruppenzugehörigkeit bzw. ihrer Repräsentanzbeziehungen<br />

von ganz erheblichem Wert (vgl. dazu ausführlicher Schönhagen<br />

1998: 277ff.). Mangelnde Integrationsleistungen der <strong>Medien</strong> können deshalb auch darin<br />

bestehen, dass die Herkunft vermittelter Mitteilungen nicht offen gelegt oder verschleiert<br />

wird und so Repräsentanzbeziehungen unklar bleiben oder gar nicht zustande<br />

kommen.<br />

Bei den genannten Kriterien handelt es sich um die wesentlichen Eckpunkte des traditionellen<br />

Unparteilichkeitskonzeptes des Journalismus (vgl. Schönhagen 1998). Letztlich<br />

kann man anhand der Analyse, wie parteilich bzw. unparteilich <strong>Medien</strong> vermitteln<br />

– unabhängig davon, ob dies Strategie ist oder eher unbewusst geschieht –, detaillierte<br />

Aussagen über deren Integrationspotenzial machen, wobei man diese Leistung natürlich<br />

in Relation zum jeweiligen <strong>Medien</strong>typ (siehe oben) setzen muss.<br />

Jarren bezieht die angestrebte Analyse von Integrationsleistungen v. a. auf die Organisationsverfassung<br />

der <strong>Medien</strong> sowie auf das „redaktionelle Programm“ (2000: 38). Damit<br />

ist meines Erachtens vor allem die Vermittlung der sozialen Kommunikation in den<br />

Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur etc. gemeint, auf <strong>Medien</strong>inhalte bezogen also die<br />

so genannte „Information“ bzw. die Berichterstattung im weiteren Sinne sowie Talkformate.<br />

Zweifellos sind die genannten Gebiete für die Frage gesellschaftlicher Integration<br />

durch <strong>Kommunikations</strong>vermittlung der entscheidende Untersuchungsgegenstand.<br />

Man sollte aber bedenken, dass auch Unterhaltungs-Inhalte wie Spielfilme, Serien, Kindersendungen,<br />

Musikprogramme etc. einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur gesellschaftlichen<br />

Integration leisten können; das oben kurz unter dem Stichwort Unparteilichkeit<br />

skizzierte Konzept und das im Überblick vorgestellte Massenkommunikationsmodell<br />

mögen dafür auf den ersten Blick, außer bei Talk-Formaten, weniger geeignet<br />

erscheinen. Die einzelnen Kriterien oder Fragen, insbesondere die nach Vielfalt oder<br />

allseitiger Vermittlung sowie die der Gleichbehandlung aller Urheber von Mitteilungen,<br />

lassen sich jedoch auch sinnvoll an die genannten Inhalte aus dem Bereich der Unterhaltung<br />

herantragen. So könnte man hier nach dem Spektrum der vermittelten Stile, Formen,<br />

Weltsichten, (Sub-) Kulturen, Bevölkerungsgruppen und dergleichen fragen (konkret<br />

z. B. nach den Geschlechtsrollenmustern in Zeichentrickfilmen für Kinder), welche<br />

letztlich ebenso Interpretationen von „Welt“, Standpunkte u. Ä. von Kollektiven darstellen<br />

bzw. zum Ausdruck bringen wie verbale Äußerungen oder Mitteilungen im engeren<br />

Sinne.<br />

Folgt man allen diesen Überlegungen, dann ist für die empirische Analyse des Integrationspotenzials<br />

der <strong>Medien</strong>inhalte bzw. der Berichterstattung die Einbeziehung des<br />

vermittelten <strong>Kommunikations</strong>prozesses entscheidend. Mit den üblichen Inhaltsanalysen<br />

lassen sich jedoch nur Aussagen über den Vermittlungsprozess machen: Man kann ermitteln,<br />

über welche Themen und Akteure (allgemein im Sinne von Handelnden, von<br />

Objekten der Berichterstattung) wie umfangreich, mit welchen Bewertungen etc. von<br />

16 D. h. der Primärquellen, diese sind zu unterscheiden von den Vermittlungsquellen wie Nachrichtenagenturen<br />

u. Ä.; siehe dazu auch Punkt 3.<br />

17 Dies geschieht normalerweise über bestimmte Repräsentanzmerkmale, die Hinweise auf die<br />

Herkunft des Sprechers und seine organisations- sowie kompetenzbezogene Legitimation etc.<br />

geben; siehe dazu auch Punkt 3.<br />

563


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Journalisten berichtet wird. Folgende zentrale Fragen, die alle darauf abzielen zu klären,<br />

wen die vermittelten Selbstverständigungsdiskurse integrieren oder nicht, können damit<br />

jedoch nicht beantwortet werden: welche Sprecher aus der Gesellschaft in der Berichterstattung<br />

„zu Wort kommen“ 18 und welche Kollektive, Institutionen etc. sie dabei mit<br />

welcher Legitimation repräsentieren, ob nur Sprecher mit hohem Organisationsgrad<br />

„auftreten“ und wie umfangreich die einzelnen Standpunkte jeweils vermittelt werden,<br />

ob es dabei auffällige Einseitigkeiten bzw. Bevorzugungen oder Benachteiligungen gibt,<br />

die Sprecher neutral oder verquickt mit Kommentierungen durch die Journalisten vermittelt<br />

werden, und ob es latent bleibende Standpunkte gibt.<br />

3. Ein erweitertes Konzept der Inhaltsanalyse<br />

Auf der Basis des oben dargestellten Münchner Theorie-Ansatzes wurde ein spezifisches<br />

Inhaltsanalyse-Verfahren entwickelt19 , das die Beantwortung der genannten Fragen<br />

zum vermittelten <strong>Kommunikations</strong>prozess zu beantworten vermag und die Analyse<br />

des Vermittlungsprozesses zugleich mit umfasst. Ich beschränke mich bei der Darstellung<br />

der Methodik auf die Analyse von Berichterstattung im oben angesprochenen<br />

Sinne; konkrete Beispiele entnehme ich einer entsprechenden Inhaltsanalyse zur Wirtschaftsberichterstattung<br />

von Detlef Schröter. 20 Es kann hier nur ein erster Überblick<br />

über die relativ komplexe Anlage einer solchen Inhaltsanalyse gegeben werden, zur<br />

Vertiefung sei auf die genannten Publikationen und die dortigen Code-Pläne verwiesen.<br />

Gemäß der Unterscheidung des gesellschaftlichen <strong>Kommunikations</strong>prozesses von<br />

dessen Vermittlung wird diese erweiterte Inhaltsanalyse auf zwei Untersuchungsebenen<br />

durchgeführt: Die Beiträge bilden die Untersuchungseinheit auf der Vermittlungsebene,<br />

18 Gemeint ist „zu Wort kommen“ im Sinne oben erläuterter vermittelter Kommunikation, nicht<br />

etwa nur im Sinne von (wörtlichen) Zitaten, die z. B. in den Inhaltsanalysen des <strong>Medien</strong> Tenor<br />

(Hrsg. vom Institut für <strong>Medien</strong>analysen GmbH in Leipzig unter Leitung von Roland Schatz)<br />

erfasst werden.<br />

19 Eine grundlegende Einführung in das Verfahren findet sich in einem – leider unveröffentlichten<br />

– Manuskript von Hans Wagner (vgl. 1977).<br />

20 Vgl. Schröter 1995. Diese Studie ist leider nicht mehr aktuell, sie wurde 1984 an vier Tageszeitungen,<br />

einer Wirtschaftszeitung, vier Wirtschaftsmagazinen und einem Nachrichtenmagazin<br />

am Lehrbereich von Prof. Wagner in München durchgeführt. Die Wirtschaftsberichterstattung<br />

sowie die <strong>Medien</strong>landschaft haben sich inzwischen natürlich stark verändert; für die Veranschaulichung<br />

der Methode ist die Studie trotzdem in besonderer Weise geeignet, da ihre Zielsetzung<br />

– die Untersuchung journalistischer Qualität – in eine sehr ähnliche Richtung geht wie<br />

die hier zur Diskussion stehende Analyse der medialen Leistungen zur Integrationskommunikation.<br />

Für die Untersuchung des Integrationspotenzials von Unterhaltungsbeiträgen der oben<br />

genannten Art müsste das methodische Instrument jeweils angepasst werden. Eine ganze Reihe<br />

weiterer exemplarischer Studien, u. a. zahlreiche unveröffentlichte Magisterarbeiten, sind auf<br />

der Basis dieses erweiterten Konzepts der Inhaltsanalyse zu unterschiedlichen Fragestellungen<br />

durchgeführt worden. Der Übersichtlichkeit halber beziehe ich mich im Text nur auf die Untersuchung<br />

von Schröter. Einblicke in die Methodik, ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

sowie zum Teil Ergebnisse auch im Hinblick auf die hier zur Diskussion stehenden kommunikativen<br />

Integrationsleistungen bieten u.a. folgende Arbeiten: Ragusa 1981; Wagner 1984;<br />

Nawratil 1987; Strack-Zimmermann 1987; Haas 1995; Nawratil 1996; Sommer 1996; Bauer<br />

1998.<br />

564


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

die vermittelten <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer – wobei mehrere in einem Beitrag vermittelte<br />

Partner getrennt erfasst werden können – bilden die Partnerebene (vgl. Schröter<br />

1995: 77) bzw. die Ebene der sozialen Kommunikation.<br />

Die Analyse auf der Vermittlungs- bzw. Beitragsebene umfasst neben den üblichen<br />

formalen Kriterien wie Datum, <strong>Medien</strong>titel, Fundort des Beitrags (Ressort, Sendung<br />

etc.), Darstellungsform, Umfang, Bilder/Illustrationen etc. die Erfassung der Vermittlungsquellen<br />

21 und des Vermittlungsanlasses, der nach verschiedenen Ereignistypen unterschieden<br />

werden kann. 22 Bei der Untersuchung der Vermittlungsleistung ist es zudem<br />

wichtig, zwischen Anteilen der Fremd- und Eigenvermittlung zu unterscheiden; daran<br />

wird auch erkennbar, ob Berichterstattung und Kommentar getrennt werden. Bei der<br />

Fremdvermittlung vermitteln Journalisten Gesprächsbeiträge anderer Sprecher, bei der<br />

Eigenvermittlung dagegen entweder ihre eigenen Beiträge oder aber Grundlagen zum<br />

Verständnis der Mitteilungen, etwa in Form von Lexikon- oder Hintergrundwissen, einer<br />

Vorstellung der Sprecher o. Ä. 23 Handelt es sich um eigene Gesprächsbeiträge (auch<br />

wenn Journalisten dabei als „Sprachrohr“ für andere fungieren sollten; erkennbar an den<br />

Repräsentanzbeziehungen), so werden diese im Einzelnen auf der zweiten Ebene mit erfasst.<br />

Die Form bzw. der Umfang der „Journalistenbeteiligung“ kann gegebenenfalls<br />

noch näher bestimmt werden (vgl. Schröter 1995: 255ff.). Weitere Untersuchungskriterien<br />

sind denkbar; Schröter z. B. untersucht auch die Überschriftengestaltung sowie Bewertungen<br />

von Unternehmen auf Beitragsebene. 24<br />

Auf der <strong>Kommunikations</strong>- oder Partner-Ebene wird das Spektrum der vermittelten<br />

<strong>Kommunikations</strong>teilnehmer mit ihren Repräsentanzbeziehungen ermittelt, was im<br />

Hinblick auf die Integrationsleistung besondere Relevanz hat. Hier ist zunächst der Status<br />

der Partner zu bestimmen: Es können Sprecher auftreten (Einzelne wie Kollektive,<br />

Organisationen, Institutionen etc.; dieser „Organisationsgrad“ wird ebenfalls erfasst),<br />

andere Sprecher von diesen zitiert werden (welche demnach nur indirekt und von diesen<br />

quasi instrumentalisiert zu Wort kommen) sowie Angesprochene (ebenfalls Einzelne,<br />

Gruppen etc.) benannt werden. Hinsichtlich der Sprecher stellt sich dabei die Frage,<br />

ob diese genannt oder anonymisiert werden bzw. ungenannt bleiben. Im Hinblick auf<br />

das Integrationspotenzial entscheidend sind vor allem die folgenden Aspekte der Analyse:<br />

21 Ausprägungen können z. B. sein: unbestimmbar, Redaktion bzw. Journalist, Nachrichtenagenturen,<br />

Dienste; weitere Differenzierungen sind natürlich möglich, außerdem können mehrere<br />

Vermittlungsquellen getrennt erfasst werden.<br />

22 Schröter (vgl. 1995: 102ff.) unterscheidet zwischen Publikations-, <strong>Kommunikations</strong>- und Aktionsereignissen.<br />

Erstere sind schriftliche Vorlagen wie Berichte, Pressemitteilungen u. Ä. sowie<br />

vom Journalisten für die Publikation veranlasste Recherchen, Interviews u. Ä.; <strong>Kommunikations</strong>ereignisse<br />

sind Pressekonferenzen, Tagungen, Parlamentsdebatten u. Ä.; zu Aktionsereignissen<br />

zählen „Vorfälle und Unfälle“ (ebd.: 103), Streiks, Messen und ähnliche Anlässe.<br />

23 Für Letzteres findet der Begriff der „Basalvermittlung“ (Schröter 1995: 131) Verwendung; es<br />

kann sich z. B. um eine kurze Zusammenfassung der Vorgeschichte handeln; vgl. dazu im Detail<br />

ebd.: 132f.<br />

24 Dies geschieht mithilfe von Polaritäten-Profilen, ähnlich den häufig bei Befragungen eingesetzten,<br />

wobei die Bewertungen durch Journalisten und durch andere Sprecher auf der <strong>Kommunikations</strong>ebene<br />

erfasst werden und damit unterscheidbar bleiben, auf Beitragsebene dann zusammengefasst<br />

werden (vgl. Schröter 1995: 79f.).<br />

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M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

• die Feststellung der Herkunft der Gesprächsteilnehmer, orientiert an einem vorher<br />

bestimmten „Kosmos“ möglicher <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer 25 bzw. sachlicher<br />

wie geografischer Herkunftsbereiche;<br />

• die Bestimmung der Repräsentanzbeziehungen der Gesprächsteilnehmer (soweit<br />

diese über rein statistische hinausgehen); diese werden anhand verschiedener Variablen<br />

ermittelt: der organisationsbezogenen Legitimation (eine Ausprägung wäre<br />

z. B. die unbegrenzte Vertretungsbefugnis, wie etwa bei Vorsitzenden gegeben);<br />

der Kompetenzlegitimation (z. B. Fachspezialist), allerdings nur, wenn diese bezüglich<br />

des angesprochenen Sachverhalts relevant ist („Kompetenzrelevanz“); oder<br />

der Beanspruchung von Repräsentanz für einen bestimmten Herkunftsbereich;<br />

• die Analyse der jeweiligen „Sprechmöglichkeiten“ (Schröter 1995: 78) der vermittelten<br />

Partner, von der Dokumentation im vollen Wortlaut bis hin zur knappen Zusammenfassung<br />

ohne direkte oder indirekte Rede (vgl. im Detail ebd.: 266); ergänzend<br />

können der Umfang der Sprecher-Beiträge und die Häufigkeit ihrer „Auftritte“<br />

im Beitrag gemessen werden; außerdem kann ermittelt werden, ob der <strong>Kommunikations</strong>partner<br />

innerhalb des Beitrages seine Rolle tauscht, z. B. erst Sprecher,<br />

dann Angesprochener ist;<br />

• die Untersuchung der Themen, zu denen die <strong>Kommunikations</strong>teilnehmer sprechen<br />

bzw. angesprochen werden, orientiert an einem zuvor ermittelten „Kosmos“ potenziell<br />

denkbarer Themenbereiche oder -aspekte (Themen-Universalität);<br />

• Bewertungen der <strong>Kommunikations</strong>partner untereinander oder durch den/die Journalisten.<br />

Ergänzend zur hier skizzierten Inhaltsanalyse sollte in einem weiteren Untersuchungsschritt<br />

die Frage geklärt werden, ob die jeweiligen Sprecher-Beiträge dem Sinn ihrer ursprünglichen<br />

Mitteilungen gemäß oder sinnentstellend vermittelt werden. Das kann entweder<br />

als qualitative Inhaltsanalyse anhand eines Vergleichs der vermittelten Konzentrate<br />

mit den ursprünglichen Mitteilungen der Sprecher geschehen, die in vielen Fällen<br />

ja vorliegen, oder wie bei Schröter (vgl. 1995: 156ff.) durch eine Befragung der Sprecher.<br />

Um den Aufwand überschaubar zu halten, kann in beiden Fällen eine derartige Analyse<br />

nur stichprobenartig an Fallbeispielen durchgeführt werden, wobei Sprecher unterschiedlicher<br />

Herkunftsbereiche, Organisationsgrade und Repräsentanzbeziehungen<br />

einzubeziehen sind.<br />

4. Resümee<br />

Im Hinblick auf die Einschätzung der massenmedialen Leistungen zur Integrationskommunikation<br />

kann mithilfe dieser erweiterten Inhaltsanalyse im Einzelnen geklärt<br />

werden:<br />

• welche <strong>Kommunikations</strong>partner und Kollektive – als Sprecher und Angesprochene,<br />

zitierte sowie repräsentierte Partner – in die vermittelten Selbstverständigungsdiskurse<br />

integriert werden und welche in der sozialen Kommunikation latent bleiben,<br />

inwieweit also der „<strong>Kommunikations</strong>raum“ (Wagner 1978: 73), auf den das jeweils<br />

untersuchte Medium sachlich wie geografisch abzielt, tatsächlich von der Berichterstattung<br />

einbezogen wird;<br />

25 Diese „Partneruniversalität“ (Schröter 1995: 77, 272) ist vergleichbar mit den auch sonst üblichen<br />

Themenuniversalitäten.<br />

566


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

• welche Themen und welche Perspektiven auf die Themen dabei berücksichtigt bzw.<br />

vernachlässigt werden;<br />

• ob die vermittelten <strong>Kommunikations</strong>partner gleichberechtigt in die vermittelten<br />

Diskurse integriert werden, oder ob es einseitige Bevorzugungen bzw. Benachteiligungen<br />

bestimmter Sprecher bzw. Kollektive oder gesellschaftlicher Bereiche bei<br />

der Vermittlung gibt, sei es durch unterschiedliche Sprechchancen, durch mangelnde<br />

Kennzeichnung der Partner und/oder ihrer Repräsentanzbeziehungen oder<br />

durch mangelnde Trennung von Nachricht und journalistischem Kommentar;<br />

• ob nur oder vorwiegend gut organisierte Interessengruppen Zugang zur vermittelten<br />

Kommunikation finden und schlecht oder gar nicht organisierte Interessen unberücksichtigt<br />

bleiben, was ein Hinweis auf mangelnde Rechercheleistungen wäre;<br />

• welche Rolle die Journalisten bei der Vermittlung der gesellschaftlichen Diskurse<br />

sowie als <strong>Kommunikations</strong>partner innerhalb derselben spielen, ob sie z. B. ihren<br />

privilegierten Zugang zur Vermittlung ausnutzen, um eigene Beiträge gegenüber<br />

denjenigen anderer Sprecher zu bevorzugen und damit möglicherweise ihre Vermittlungs-<br />

und Integrationsfunktion nur teilweise erfüllen, oder ob sie mit ihren eigenen<br />

Gesprächsbeiträgen stellvertretend bzw. anwaltschaftlich für andere gesellschaftliche<br />

Interessen das Wort ergreifen und für welche.<br />

Im Ergebnis erhält man auf diese Weise Aufschluss darüber, inwieweit das untersuchte<br />

Medium für das thematisch bzw. sachlich wie räumlich definierte Gebiet, das es inhaltlich<br />

zu erschließen beabsichtigt, gewissermaßen als Forum 26 dient oder, anders formuliert,<br />

inwieweit die Berichterstattung „sich um die Integration der real gegebenen Vielfalt<br />

der Interessenkonstellationen“ (Schröter 1995: 221) und der von den verschiedenen<br />

Seiten aktualisierten Themen bzw. Themenaspekte bemüht. Mit einer ergänzenden Befragung<br />

oder Fallstudie kann zudem ermittelt werden, wie adäquat die je einzelnen ursprünglichen<br />

Sprecher-Mitteilungen im Medium vermittelt werden, ob der Sinnzusammenhang<br />

erhalten bleibt, Zitate stimmen etc. Auch hierbei handelt es sich um eine zentrale<br />

Leistung zur Integrationskommunikation, da die Rezipienten nur bei adäquater<br />

Vermittlung die verschiedenen Positionen oder Perspektiven, wie sie von den Sprechern<br />

selbst in den gesellschaftlichen Diskursen dargelegt werden, nachvollziehen und sich<br />

selbst dazu (kommunikativ) in Beziehung setzen können. Außerdem können dabei erneut<br />

Bevorzugungen bzw. Benachteiligungen bestimmter Sprecher oder spezifischer<br />

Herkunftsbereiche von Sprechern sichtbar werden. Insgesamt kann so ermittelt werden,<br />

ob die unterschiedlichen <strong>Kommunikations</strong>partner bzw. -Partnerschaften gerechte Zugangschancen<br />

zu den massenmedial vermittelten Selbstverständigungsdiskursen erhalten<br />

bzw. für welche und inwiefern dies nicht der Fall ist.<br />

Eine solche, systematisch angelegte Analyse medialer Leistungen zur Integrationskommunikation<br />

könnte zum einen, wie bei Jarren deutlich wird, Grundlagen für kommunikationspolitische<br />

Fragen, Urteile und Maßnahmen bereitstellen, zum anderen auch<br />

den Rezipienten eine Orientierung in der <strong>Medien</strong>landschaft im Hinblick auf die Vermittlungsleistungen<br />

einzelner Massenmedien ermöglichen. Angesichts der neueren Ent-<br />

26 Der treffende und anschauliche Forumsbegriff findet in ähnlichen Zusammenhängen wie dem<br />

hier diskutierten seit einigen Jahren wieder häufiger Verwendung; so heißt es z. B. in der Entschließung<br />

des Europäischen Parlaments zur Rolle der öffentlichen Fernsehdienste in einer multimedialen<br />

Gesellschaft (1996: 653), diese sollten „ein Diskussionsforum für alle gesellschaftlichen<br />

Gruppen und Organisationen (…) bieten“.<br />

567


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

wicklungen in der <strong>Medien</strong>landschaft muss man jedoch weiter fragen, welche Rolle den<br />

Massenmedien bzw. der Massenkommunikation – d. h. nach dem hier dargelegten Verständnis<br />

der von autonomen Vermittlungssystemen partnerunabhängig vermittelten sozialen<br />

Kommunikation – künftig zukommt. Verlieren universelle Massenmedien an Bedeutung,<br />

kann eine Vielfalt partikularer Massenmedien gesamtgesellschaftlich kommunikative<br />

Integration leisten? Welche Rolle spielt Massenkommunikation auch weiterhin<br />

innerhalb der computerbasierten <strong>Medien</strong>? Welche Rolle kann soziale Kommunikation<br />

ohne die Vermittlungs- und Konzentrationsleistung autonomer Vermittlungssysteme,<br />

wie sie in den „neuen“ <strong>Medien</strong>, insbesondere im Internet, in unterschiedlichen Formen<br />

zu beobachten ist, für eine kommunikative Integration der Gesellschaft spielen? Meiner<br />

Ansicht nach ist es zur Beantwortung dieser Fragen grundlegend, unterschiedliche Formen<br />

sozialer Kommunikation zu unterscheiden, die sich zweifellos auch in den computerbasierten<br />

<strong>Medien</strong> vollziehende Massenkommunikation (man denke an Online-Zeitungen,<br />

Webradio etc.) nicht zu vernachlässigen, und vor allem auch im Hinblick auf die<br />

neuen <strong>Kommunikations</strong>möglichkeiten nach Formen der <strong>Kommunikations</strong>repräsentanz<br />

zu fragen. 27 Ohne diese ist eine möglichst allseitige kommunikative Integration, also eine<br />

Beteiligung prinzipiell jedermanns an den gesellschaftlichen Selbstverständigungsdiskursen<br />

in unseren komplexen Gesellschaften kaum realisierbar, zumal Voraussetzung<br />

einer Beteiligung ist, dass diese Diskurse für jedermann überschaubar bleiben.<br />

Literatur<br />

Aswerus, Bernd Maria (1993): Vom Zeitgespräch der Gesellschaft. Originaltexte, zusammengetragen<br />

von Hans Wagner. München.<br />

Bauer, Markus (1998): PR-Erfolgskontrolle in der Pressearbeit. Ein Modell zur Überprüfung der<br />

kommunikativen Wirkung von PR-Argumenten. München.<br />

Bohn, Cornelia (1999): Schriftlichkeit und Gesellschaft. Kommunikation und Sozialität der Neuzeit.<br />

Opladen/Wiesbaden.<br />

Branahl, Udo (1996): <strong>Medien</strong>recht: eine Einführung. 2. Aufl. Opladen.<br />

Braun, Gabriele (1990): Massenmedien und Gesellschaft. Eine Untersuchung über die institutionelle<br />

Ordnung eines <strong>Kommunikations</strong>prozesses freier Meinungsbildung. Tübingen.<br />

Burkart, Roland (1998): Von verständigungsorientierter Öffentlichkeitsarbeit zum diskursiven<br />

Journalismus. In: Wolfgang Duchkowitsch u. a. (Hrsg.): Journalismus als Kultur. Analysen<br />

und Essays. Opladen/Wiesbaden, S. 163 – 172.<br />

Entschließung des Europäischen Parlaments zur Rolle der öffentlichen Fernsehdienste in einer<br />

multimedialen Gesellschaft (1996). In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 652 – 658.<br />

Glotz, Peter (1990): Von der Zeitungs- über die Publizistik- zur <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>. In:<br />

Publizistik, Heft 3, S. 249 – 256.<br />

Haas, Monika (1995): Angstpublizistik: Lebensmittelsicherheit. Wahnsinnsmeldungen – Die Berichterstattung<br />

über BSE. Eine Inhaltsanalyse. Unveröffentlichte Magisterarbeit. 2 Bde. München.<br />

Hartmann, Frank (1996): Cyber.Philosophy. <strong>Medien</strong>theoretische Auslotungen. Wien.<br />

Jarren, Otfried (2000): Gesellschaftliche Integration durch <strong>Medien</strong>? Zur Begründung normativer<br />

Anforderungen an die <strong>Medien</strong>. In: <strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>, Heft 1, S. 22 – 41.<br />

27 Leider kann darauf hier nicht näher eingegangen werden, da es sich um ausgesprochen komplexe<br />

Zusammenhänge handelt. Die Verfasserin beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragen<br />

zurzeit ausführlich in ihrem Habilitationsprojekt.<br />

568


Schönhagen · Integrationspotenzial von Massenmedien<br />

Kepplinger, Hans Mathias (2000): Rezension zu: Philomen Schönhagen: Unparteilichkeit im Journalismus.<br />

Tradition einer Qualitätsnorm. Tübingen 1998. In: <strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>,<br />

Heft 3, S. 428/429.<br />

Kohring, Matthias (2000): Rezension zu Ute Nawratil: Glaubwürdigkeit in der sozialen Kommunikation.<br />

Opladen 1997. In: Publizistik, Heft 2, S. 251 – 255.<br />

Krippendorf, Klaus (1994): Der verschwundene Bote. Metaphern und Modelle der Kommunikation.<br />

In: Merten, Klaus/Schmidt, Siegfried J./Weischenberg, Siegfried (Hrsg.): Die Wirklichkeit<br />

der <strong>Medien</strong>. Eine Einführung in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>. Opladen, S. 79 – 113.<br />

Langenbucher, Wolfgang R. (1996a): Rezension von Hans Wagner: Journalismus I: Auftrag. Gesammelte<br />

Beiträge zur Journalismustheorie. Erlangen 1995. In: Publizistik, Heft 3, S. 357/358.<br />

Langenbucher, Wolfgang R. (1996b): Auf der Suche nach den unbekannten Kommunikatoren. In:<br />

Aviso. Informationen der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>,<br />

Nr. 17, S. 7 – 10.<br />

Langenbucher, Wolfgang R. (1997): WIR sind die KommunikatorInnen! Zu einigen Scheuklappen<br />

der Journalismusforschung. In: Bentele, Günter/Haller, Michael (Hrsg.): Aktuelle Entstehung<br />

von Öffentlichkeit. Akteure – Strukturen – Veränderungen. Konstanz, S. 19 – 38.<br />

Luhmann, Niklas (1996): Die Realität der Massenmedien. 2., erw. Aufl. Opladen.<br />

Maletzke, Gerhard (1963): Psychologie der Massenkommunikation. Theorie und Systematik.<br />

Hamburg.<br />

Marcic, René (1965): Öffentlichkeit als staatsrechtlicher Begriff. In: Nenning, Günter (Hrsg.):<br />

Richter und Journalisten. Über das Verhältnis von Macht und Presse. Wien, S. 153 – 228.<br />

Nawratil, Ute (1987): „Wenig Lärm um viel“. Berichterstattung über Reproduktionsmedizin und<br />

Genforschung. Vergleichende Inhaltsanalyse. Unveröffentlichte Magisterarbeit. München.<br />

Nawratil, Ute (1996): Glaubwürdigkeit in der sozialen Kommunikation. Mit Fallstudien zur Berichterstattung<br />

über politische Skandale. Dissertation, 3 Bde.; empirischer Teil bislang noch<br />

nicht veröffentlicht. München. (Theoretischer Teil 1997 erschienen unter dem Titel: Glaubwürdigkeit<br />

in der sozialen Kommunikation. Opladen/Wiesbaden.)<br />

Neidhardt, Friedhelm (Hrsg.) (1994): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen.<br />

Opladen.<br />

Ragusa, Rosario (1981): Der <strong>Medien</strong>-Stiefel: Italienberichterstattung in der deutschen Presse.<br />

Frankfurt a. M.<br />

Rühl, Manfred (1985): Integration durch Massenkommunikation? Kritische Anmerkungen zum<br />

klassischen Integrationsbegriff. In: Saxer, Ulrich (Hrsg.): Gleichheit oder Ungleichheit durch<br />

Massenmedien? Homogenisierung – Differenzierung der Gesellschaft durch Massenkommunikation.<br />

München, S. 19 – 32.<br />

Schönhagen, Philomen (1998): Unparteilichkeit im Journalismus. Tradition einer Qualitätsnorm.<br />

Tübingen.<br />

Schönhagen, Philomen (1999): Der Journalist als unbeteiligter Beobachter. In: Publizistik, Heft 3,<br />

S. 271 – 287.<br />

Schröter, Detlef (1995): Qualität und Journalismus. Theoretische und praktische Grundlagen journalistischen<br />

Handelns. München.<br />

Sommer, Annette (1996): Ein Fall von Political Correctness? Die Diskussion um die Islam<strong>wissenschaft</strong>lerin<br />

und Friedensnobelpreisträgerin Annemarie Schimmel in der Presse. Unveröffentlichte<br />

Magisterarbeit. München.<br />

Stock, Martin (1985): <strong>Medien</strong>freiheit als Funktionsgrundrecht: Die journalistische Freiheit des<br />

Rundfunks als Voraussetzung allgemeiner <strong>Kommunikations</strong>freiheit. München.<br />

Strack-Zimmermann, Marie-Agnes (1987): Bilder aus Amerika. Eine zeitungs<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Studie über die USA-Berichterstattung im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Frankfurt<br />

a. M. u. a.<br />

Wagner, Hans (1977): Modell einer Inhaltsanalyse nach zeitungs<strong>wissenschaft</strong>lichen Kriterien. Unveröffentlichtes<br />

Manuskript. München.<br />

Wagner, Hans (1978): Kommunikation und Gesellschaft. Teil I: Einführung in die Zeitungs<strong>wissenschaft</strong>.<br />

München.<br />

569


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Wagner, Hans (1980): Rationalisierungsprozesse der Sozialen Kommunikation. Materialien zu einem<br />

besseren Verständnis der Massenkommunikation. In: Politische Bildung, Heft 1, S. 3 – 32.<br />

Wagner, Hans (1984): Wirklichkeits-Präparate? Das Medikamenten-Bild in deutschen Print-<strong>Medien</strong>.<br />

In: Wagner, Hans/Starkulla, Heinz (Hrsg.): Medizin & <strong>Medien</strong>. Krankt die Gesundheit<br />

am Journalismus? München, S. 10 – 104.<br />

Wagner, Hans (1988): Vermittlungsverfassung in der Massenkommunikation. Zeitungs<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Theorie der journalistischen und publizistischen Darstellungsformen. In: Wolfgang.<br />

R. Langenbucher (Hrsg.): Publizistik- und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>. Wien, S. 182<br />

– 189.<br />

Wagner, Hans (1993): Das Fach-Stichwort: Zeitungs<strong>wissenschaft</strong> – eine Wissenschaft vom Menschen.<br />

In: Aswerus, Bernd Maria: Vom Zeitgespräch der Gesellschaft. Zusammengestellt und<br />

eingeführt von Hans Wagner. München, S. 121 – 197.<br />

Wagner, Hans (1995a): Das Fachstichwort: Massenkommunikation. In: Otto Groth: Vermittelte<br />

Mitteilung. Ein journalistisches Modell der Massenkommunikation. Hrsg. von Wolfgang R.<br />

Langenbucher. München, S. 187 – 240.<br />

Wagner, Hans (1995b): Journalismus I: Auftrag. Gesammelte Beiträge zur Journalismustheorie. Erlangen<br />

570


Besprechungen<br />

Christian Schicha / Rüdiger Ontrup (Hrsg.)<br />

<strong>Medien</strong>inszenierungen im Wandel<br />

Interdisziplinäre Zugänge<br />

Münster/Hamburg: Lit, 1999. – 266 S.<br />

ISBN 3-8258-4125-1<br />

Parallel zur medialen Konstruktion von Erlebniswelten<br />

etwa im Fernsehen hat sich in den<br />

neunziger Jahren in der <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

der Inszenierungsbegriff etabliert. In seiner<br />

Ursprungsdisziplin, der Theater- und Film<strong>wissenschaft</strong>,<br />

beschreibt er, „daß Handlungen oder<br />

Zusammenhänge absichtsvoll und mit einer bestimmten<br />

Wirkungsabsicht zur Erscheinung<br />

gebracht werden. Inszenieren bedeutet somit<br />

ein kalkuliertes Auswählen, Organisieren und<br />

Strukturieren von Darstellungsmitteln, das in<br />

besonderer Weise strategisch auf Publikumswirkung<br />

berechnet ist.“ (7) Gerade in der medialen<br />

Vermittlung der letzten Jahre hat sich die<br />

Erkenntnis durchgesetzt, dass „die Szene, das<br />

Szenische in der <strong>Medien</strong>gesellschaft die entscheidende<br />

Bedingung der Möglichkeit von Bedeutung<br />

ist.“ (10)<br />

Das Verfahren Inszenierung hat längst die<br />

ausschließliche Domäne des Theaters verlassen<br />

und in der filmischen und medialen Vermittlung,<br />

in Alltag und Politik Eingang gefunden.<br />

Als Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes<br />

diagnostizieren der Theater<strong>wissenschaft</strong>ler<br />

Rüdiger Ontrup und der Politik<strong>wissenschaft</strong>ler<br />

Christian Schicha nicht allein eine Theatralisierung<br />

des Politischen, sondern „den Einbruch<br />

von Theatralität bis in die Mikrostrukturen unserer<br />

Alltagswelt“. (10) Die Beiträge von „<strong>Medien</strong>inszenierungen<br />

im Wandel“ befassen sich<br />

mit der Struktur und der Wirkung von Inszenierungsstrategien<br />

in unterschiedlichen Bereichen<br />

von <strong>Medien</strong> und Politik.<br />

Gerade in der Kombination von Erklärungsansätzen<br />

unterschiedlicher Disziplinen liegt<br />

der besondere Reiz des Sammelbandes. „Geht<br />

es aus politiktheoretischer Sicht zunächst um<br />

die grundsätzliche Frage der Visualisierung von<br />

Macht, so beschäftigt sich die semiologisch ausgerichtete<br />

politische Kulturforschung mit den<br />

anthropologischen und politischen Funktionen<br />

von Symbolen, Ritualen und Mythen im Kontext<br />

der Sichtbarkeit von Körperlichkeit und<br />

Herrschaft.“ (9) Eine stärkere Rückbindung<br />

vieler Beiträge an die theater<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

LITERATUR<br />

Forschung wäre wünschenswert gewesen. So<br />

bleibt die Verwendung des Inszenierungsbegriffs<br />

oft sehr allgemein.<br />

Der Sammelband beschreibt die Bedeutung<br />

der Inszenierung in den unterschiedlichsten<br />

Kultur- und <strong>Medien</strong>bereichen. Das Spektrum<br />

der Themenbeiträge reicht vom Bereich Theater<br />

und Kunst (Wessendorf, Büscher) über die<br />

Theatralität des Alltäglichen in Vorabendserien<br />

(Göttlich), Kult- und Markeninszenierungen<br />

(Nieland) bis hin zu Techniken defensiver<br />

Selbstdarstellung am Beispiel Bill Clintons<br />

(Schütz). Doch war es tatsächlich notwendig, in<br />

gleich zwei Beiträgen die Inszenierungsstrategien<br />

der SPD im Bundestagswahlkampf von<br />

1998 und noch zusätzlich die Selbstinszenierung<br />

Gerhard Schröders zu analysieren? Die<br />

Vielfalt der übrigen Beiträge kombiniert eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher theoretischer Ansätze<br />

und interessanter Einzelbeobachtungen.<br />

Rüdiger Ontrup stellt fest, wie sich die Vermittlung<br />

von Politik im Fernsehen durch Inszenierungsstrategien<br />

verändert hat. Da sich<br />

Realität besser in Bildern verdichten lasse als in<br />

Worten, werde in der Berichterstattung die<br />

Weltlage „in eine Reihe von Minidramen und<br />

Szenen zerlegt.“ (104) Der Begriff Infotainment<br />

zeige die Tendenz, „daß Informationen<br />

dem Zuschauer vermischt mit Unterhaltungsqualitäten<br />

und mit einer aufmerksamkeitsstarken<br />

Dramaturgie zugetragen werden.“ (105)<br />

Ontrup diagnostiziert einen „Übergang von einer<br />

schriftgeprägten Kommunikation zu einer<br />

Kultur der Telepräsenz und der audiovisuellen<br />

Diskurse.“ (103) Selbst der Printjournalismus,<br />

so Günter Rager und Lars Rinsdorf in ihrem<br />

Beitrag, gewinnt „aus den Dramen der politischen<br />

PR-Strategen den Stoff für eigene Aufführungen“.<br />

(131) Politik gerät in der Berichterstattung<br />

zur dramatischen Handlung mit<br />

wechselnden Akteuren.<br />

Theatrale und mediale Inszenierungsstrategien<br />

stehen in engem Wechselverhältnis. Das<br />

Theater beeinflusst das Fernsehen, um es selbst<br />

als Vermittlungsinstanz auf die Bühne zu bringen.<br />

Werbung beeinflusst die Ästhetik der <strong>Medien</strong>,<br />

in die sie integriert ist. Gleichzeitig bildet<br />

die Werberesistenz von <strong>Medien</strong>nutzern eine<br />

Herausforderung an die Werbeagenturen. Jörg<br />

Uwe Nieland beschreibt das Entstehen neuer<br />

Marketingstrategien und Werbeformen bei den<br />

Fernsehsendern. Herbert Willems und Andreas<br />

Hesse fragen „nach der Logik der werblichen<br />

Inszenierungspraxis in ihrer Bezogenheit auf<br />

571


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

ihr Produktionsfeld einerseits und ihre Umwelten<br />

andererseits.“ (74)<br />

Thomas Meyer beschreibt den besonderen<br />

Authentizitätscharakter medialer Inszenierungen.<br />

Ihre auf Wirkung hin kalkulierte Performance<br />

der Wirklichkeit erzeuge dichte Realitätsvorstellungen,<br />

die wie der unvermittelte<br />

Blick auf die Wirklichkeit selbst erscheinen.<br />

(168) Der Einsatz unterschiedlicher Inszenierungsstrategien<br />

führt dazu, dass uns die mediale<br />

vermittelte Weltsicht wirklicher erscheint als<br />

die selbst erfahrene. Der Einfluss der Inszenierungstechniken<br />

auf die menschliche Wahrnehmung<br />

bleibt ein interessantes Untersuchungsfeld.<br />

Joan Kristin Bleicher<br />

Jutta Wermke (Hrsg.)<br />

Ästhetik und Ökonomie<br />

Beiträge zur interdisziplinären Diskussion von<br />

<strong>Medien</strong>-Kultur<br />

Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag<br />

2000. – 275 S.<br />

ISBN 3-531-12828-0<br />

Im Zentrum des Sammelbandes steht das Verhältnis<br />

von Wirtschaft und Kultur, das unter<br />

drei Perspektiven analysiert wird: (1) im Hinblick<br />

auf die Verschränkung von „Wirtschaft“<br />

und „Kultur“ am Beispiel von Werbung und<br />

Public Relations, (2) in Bezug auf das Spannungsverhältnis<br />

von „Wirtschaftlichkeit“ und<br />

„Qualität“ (…) und (3) im Hinblick auf die Frage<br />

nach weiteren Zusammenhängen.<br />

Die Beiträge beziehen sich auf ausgewählte<br />

Beispiele aus den Bereichen Kultur und Wirtschaft.<br />

Das Spektrum reicht von der Kulturpolitik<br />

(Sedlack) über Werbung (Schmidt) und<br />

Public Relation (Baerns), Printmedien (Ratzke),<br />

das duale Rundfunksystem (Langenbucher),<br />

die Bestsellerliteratur (Quoika), das<br />

Drehbuch (Kasten) bis hin zu rechtlichen<br />

(Deetz/Krause) und philosophiehistorischen<br />

Fragestellungen (Leschke).<br />

Wermke sieht in der Ästhetisierung einen<br />

Schlüsselbegriff der neunziger Jahre und widerspricht<br />

damit Wolfgang Welsch, der eine<br />

Anästhetisierung konstatiert. Aus ihrer Sicht<br />

ist Ästhetisierung die aktuelle Situation dieser<br />

Wohlstandsgesellschaft, die zugleich eine <strong>Medien</strong>gesellschaft<br />

sei (Wermke 2000, 39). Sie definiert<br />

Ästhetisierung als die Tendenz „alles<br />

572<br />

und jedes (…) ,schön‘ zu gestalten“. Der ökonomische<br />

Aspekt werde über die Attraktivität<br />

für das Publikum mitgedacht. „Ästhetisierung<br />

bezieht sich auf den gesamten <strong>Kommunikations</strong>prozess<br />

der Wirtschaft von der Ware bis<br />

zum Firmenimage, vom Stil der Werbung bis<br />

zu Public Relations“ (40). Auch die Rolle der<br />

Massenmedien in diesem <strong>Kommunikations</strong>prozess<br />

wird in diesem Band ausführlich berücksichtigt.<br />

Der Band spiegelt die Vielzahl dieser Beziehungen<br />

in einer ebenso detailreichen Beitragsstruktur,<br />

die manchmal den Bezug zur thematischen<br />

Einheit erschwert. Einige der zur Illustration<br />

verwendeten Grafiken lassen die nötige<br />

Druckqualität vermissen.<br />

Gerade die Beiträge mit Ausführungen zu<br />

exemplarischen Produkten zeigen die Vielfältigkeit<br />

der Beziehungen zwischen Wirtschaft<br />

und Kultur. Martina Quoika versucht am Beispiel<br />

des Werkes von Johannes Mario Simmel<br />

der spezifischen Erzählstruktur von Bestsellern<br />

auf die Spur zu kommen. S. J. Schmidt verweist<br />

auf die vielfältigen Beziehungen, die ökonomische<br />

und ästhetische Ziele im Werbespot eingehen<br />

(46). Jürgen Kasten zeigt, inwieweit das<br />

Drehbuch nicht nur die Stoff-, sondern vor allem<br />

auch die Kalkulationsgrundlage des Films<br />

darstellt. Konfliktfälle zwischen Ästhetik und<br />

Wirtschaft werden juristisch verhandelt. Es<br />

zeigt sich, dass die Freiheit der Kunst ein spezifischer<br />

rechtlicher Schutzraum ist. Werner<br />

Deetz und Michael Krause beschreiben die<br />

strukturellen Spannungslagen zwischen den<br />

konkurrierenden Materien Ästhetik und Wirtschaft<br />

(219).<br />

Am Schluss obsiegt die abstrakte Perspektive<br />

über die Einzelanalyse. Rainer Leschke beschreibt<br />

die Fortdauer der philosophischen<br />

Versuche, das komplexe Verhältnis zwischen<br />

Wirtschaft und Kunst zu klären. Es bleibt ein<br />

kontinuierlicher Diskurs, in dem der vorliegende<br />

Sammelband nur ein Zwischenfazit darstellt.<br />

Joan Kristin Bleicher


Matthias Rath (Hrsg.)<br />

<strong>Medien</strong>ethik und <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2000. –<br />

175 S.<br />

ISBN 3-531-13464-7<br />

Der Sammelband enthält sieben Beiträge zum<br />

Verhältnis von <strong>Medien</strong>ethik und <strong>Medien</strong>wirkungsforschung,<br />

die zum Teil auf Referate<br />

zurückgehen, die im Rahmen der 2. Fachtagung<br />

der Deutschen Gesellschaft für <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

im Oktober 1998 in Frankfurt<br />

am Main gehalten wurden. Dies mag vielleicht<br />

ein Grund dafür sein, dass die Beiträge ausgesprochen<br />

heterogen wirken, und zwar sowohl<br />

bezüglich der angesprochen Themen (von der<br />

Kommunikator- bis zur Wirkungsforschung)<br />

als auch was deren Ausrichtung anbelangt (von<br />

Empirie bis Theorie). Oder ist es einfach ein<br />

Indiz dafür, dass es im Bereich der <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

nach wie vor an ethischer Reflexion<br />

mangelt oder bzw. und umgekehrt in<br />

der <strong>Medien</strong>ethik die empirischen Bezüge hinsichtlich<br />

<strong>Medien</strong>wirkungen noch kaum thematisiert<br />

werden? Das knappe Vorwort jedenfalls<br />

ist eher additiv angelegt und vermag nicht als<br />

Klammer für die folgenden Beiträge zu fungieren.<br />

Hans Mathias Kepplinger und Kerstin<br />

Knirsch präsentieren eine empirische Untersuchung<br />

zur ethischen Orientierung von Journalisten,<br />

welche der Frage nachgeht, inwiefern<br />

Journalisten eine Verantwortung für unbeabsichtigte<br />

oder unerwünschte Folgen ihrer Berichte<br />

akzeptieren. Nach ihnen besteht dabei<br />

ein Spannungsverhältnis zwischen der wertrationalen<br />

Orientierung im Journalismus, über<br />

Missstände wahrheitsgetreu zu informieren,<br />

und der allfälligen Berücksichtigung von u. U.<br />

sich einstellenden unbeabsichtigten Nebenfolgen.<br />

Journalisten lehnen nach der Hypothese<br />

der Autoren generell gesinnungsethisch eine<br />

Verantwortung für die Nebenwirkungen der<br />

Publikation ihrer Beiträge ab. In der empirischen<br />

Untersuchung antworteten 158 von 360<br />

angeschriebenen Tageszeitungsredakteuren auf<br />

die ihnen in sechs Fragebogen-Versionen vorgelegten<br />

Fälle, wobei die empirischen Befunde<br />

drei Hypothesen bestätigten, aber auch drei widerlegten.<br />

Die konkrete journalistische Wirklichkeit<br />

scheint also durchaus komplexer zu<br />

sein, als dies von den Autoren idealtypisch postuliert<br />

worden war.<br />

Besprechungen<br />

Ebenfalls in Rahmen einer Kommunikatorstudie,<br />

aber international vergleichend angelegt,<br />

befasst sich Barbara Thomaß mit der Frage,<br />

wie mit ethischen Problemlagen und darauf<br />

bezogenen Lösungsperspektiven des Journalismus<br />

in Institutionen der Journalistenausbildung<br />

und der Journalistenorganisationen umgegangen<br />

wird. Es zeigt sich dabei, dass die<br />

Unterschiede zwischen den betrachteten drei<br />

Ländern – Frankreich, Großbritannien und<br />

Deutschland – beträchtlich sind.<br />

In Abgrenzung zu den ersten beiden empirischen<br />

Kommunikatorstudien behandelt Matthias<br />

Rath aus einer theoretischen Perspektive<br />

die Frage: Kann denn empirische Forschung<br />

Sünde sein? Er zielt mit seinen Betrachtungen<br />

auf den Empiriebedarf der angewandten Ethik.<br />

Als Ausblick wird in Form einer konkreten<br />

Problemlösung für ein so genanntes „media assessment“<br />

plädiert, das allerdings nicht genügend<br />

präzisiert wird und auch bereits vorliegende<br />

Modelle und Diskussionen nicht aufgreift.<br />

Rüdiger Funiok nähert sich dem Thema<br />

nochmals aus einer anderen, nämlich der medienpädagogischen<br />

Perspektive und befragt<br />

den Rezipienten hinsichtlich seiner Verantwortlichkeiten,<br />

und zwar für sich selbst, für seine<br />

soziale Mitwelt und schließlich für seine<br />

natürliche Umwelt. Die von ihm geforderte<br />

Publikumsethik betont somit die Eigenverantwortlichkeit<br />

als Teil von <strong>Medien</strong>kompetenz<br />

der Rezipienten, ohne aber die politischen Rahmenordnungen<br />

zu vergessen.<br />

Rafael Capurro befasst sich mit dem Thema<br />

des Internets als neue Herausforderung medienethischer<br />

Reflexion, wobei er sich im<br />

Rückgriff auf Kant und Habermas in Bezug auf<br />

die Informationsgerechtigkeit die Frage stellt:<br />

Wer trägt welche Verantwortung wem gegenüber?<br />

Als Ziel sei letztlich eine gerechte(re), sich<br />

selbst bestimmende, dezentrale und koordinierte<br />

Weltinformationsordnung anzuvisieren.<br />

Der ebenfalls theoretische und ins Grundsätzliche<br />

zielende Beitrag von Matthias Karmasin<br />

skizziert das Verhältnis von <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

und <strong>Medien</strong>ethik, wobei idealtypisch<br />

die empirische Rationalität (Klugheit)<br />

der realen <strong>Medien</strong>wirkungen als Sein der ethischen<br />

Rationalität (Vernunft) als Sollen in Bezug<br />

auf ideale <strong>Medien</strong>wirkungen gegenübergestellt<br />

wird. Nach ihm ist für die <strong>Medien</strong>ethik<br />

die Differenz von Sein und Sollen konstitutiv,<br />

wobei die empirische <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong> der<br />

573


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

notwendige und unverzichtbare Referenzpunkt,<br />

aber nicht auch schon die hinreichende<br />

Bedingung einer <strong>Medien</strong>ethik bildet.<br />

Zum Abschluss beleuchtet schließlich Wolfgang<br />

Wunden am Fallbeispiel „Gewalt im<br />

Fernsehen“ Möglichkeiten und Grenzen der<br />

Kooperation von <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

und <strong>Medien</strong>ethik.<br />

Zusammenfassend beschäftigt sich der Band<br />

zentral mit Fragen der <strong>Medien</strong>ethik aus einer<br />

interdisziplinären Perspektive. Dies ist durchaus<br />

verdienstvoll. Und es ist gerade in diesem<br />

Bereich besonders wichtig, die Empiriebedürftigkeit<br />

des medienethischen Diskurses zu betonen.<br />

Allerdings deuten sich gerade hier auch die<br />

Grenzen und Defizite dieser Veröffentlichung<br />

an, sind doch die meisten Beiträge des Readers<br />

einerseits nicht empiriebasiert, sondern vorab<br />

theorieorientiert, andererseits fällt auf, dass<br />

Vertreter des Forschungsbereichs „<strong>Medien</strong>wirkungen“<br />

im engeren Sinn hier nicht zur Sprache<br />

kommen. Aus der Perspektive der empirischen<br />

<strong>Medien</strong>wirkungsforschung vermag die Publikation<br />

darum nicht zu überzeugen.<br />

Heinz Bonfadelli<br />

Klaus Meißner / Alexander Lorz /<br />

Reinhart Schmidt<br />

Internet-Rundfunk<br />

Anwendungen und Infrastruktur zur Verbreitung<br />

von Rundfunkprogrammen im Internet<br />

Eine Studie im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt<br />

für den privaten Rundfunk und neue<br />

<strong>Medien</strong> (SLM)<br />

Berlin: Vistas Verlag, 2000. – 176 S.<br />

(Schriftenreihe der SLM; 10)<br />

ISBN 3-89158-274-9<br />

In Deutschland begleiteten die Rundfunkmedien<br />

mit ihren Programmen und ihrer Berichterstattung<br />

die industrielle Revolution des letzten<br />

Jahrhunderts fast von Anfang an. Mit den<br />

ersten Radiosendungen und den ersten Sehbzw.<br />

Gehversuchen des Fernsehens wurde jeweils<br />

eine neue Ära der gesellschaftlichen Informations-<br />

und <strong>Kommunikations</strong>gewohnheiten<br />

eingeläutet. Mit der Etablierung des Internets<br />

als drittes elektronisches Massenmedium<br />

schien ein neuer und zugleich erfolgreicher<br />

Quantensprung in den <strong>Kommunikations</strong>markt<br />

574<br />

des dritten Jahrtausends vorprogrammiert, und<br />

es sah so aus, als sollten die ,Old Boys‘ des<br />

Broadcasting-Business eine neue Chance bekommen.<br />

Der Schlüssel für eine glorreiche und<br />

ökonomisch ertragreiche Zukunft des Internets<br />

sollte ausgerechnet in den Händen bereits etablierter<br />

Rundfunkveranstalter liegen? Sollte,<br />

hätte, wäre da nicht …<br />

Wir erinnern uns: Welcher Rundfunkmanager<br />

bekam noch vor kurzer Zeit beim Stichwort<br />

„Streaming Media“ nicht auch leuchtende Augen<br />

und fing zu schwärmen an? Es wurde frei<br />

assoziiert: neue Programmformate, größere<br />

Verbreitungsgebiete, leichter Zugang zu weltweiten<br />

Märkten, mehr Konsumenten, größere<br />

Erlöse durch Cross-Media-Aktivitäten. Das<br />

Begriffspaar „Streaming Media“ klang wie eine<br />

Verheißung und wurde lange Zeit euphorisch<br />

als die neue Zauberformel für weltweite Internetangebote<br />

gehandelt. Webcasting-Sites sollten<br />

die Inhalte der Rundfunkveranstalter in die<br />

weite Welt hinaus tragen und für ein Mehr an<br />

Konsumenten, Werbekunden und Einnahmen<br />

sorgen. Relativ schnell folgte jedoch auf die erste<br />

Welle der Begeisterung die resignierte Einsicht,<br />

dass es sich ganz anders verhalten sollte.<br />

Es reifte die Erkenntnis heran, dass gerade Online-Rundfunk<br />

ein sehr problembehaftetes Angebotssegment<br />

im Medium Internet darstellt,<br />

mit dem es sich eingehender zu beschäftigen<br />

lohnt.<br />

Die wachsende Bedeutung des Internets als<br />

Unterhaltungs-, Informations- und <strong>Kommunikations</strong>mittel<br />

und die daraus resultierende potenzielle<br />

Bedrohung für Rundfunkmedien ist<br />

auch der Ausgangspunkt der drei Autoren der<br />

Studie „Internet – Rundfunk“, Klaus Meißner,<br />

Alexander Lorz und Reinhard Schmidt. Mit<br />

diesem Buch plädieren die Autoren dafür, dass<br />

sich Rundfunkveranstalter der Internet-Entwicklung<br />

nicht verschließen, sondern vielmehr<br />

„ihre besondere Ausgangsposition als Chance<br />

begreifen, neue Formen der Kommunikation<br />

und Information zu gestalten“, um so „zukünftige<br />

Entwicklungen mitzubestimmen.“ Sie verweisen<br />

auf das enorme Potenzial, das Rundfunkveranstalter<br />

gegenüber anderen Anbietern<br />

im Internet besitzen, da sie nicht nur Erfahrung<br />

als Inhalteproduzenten im Bereich der Informations-<br />

und Unterhaltungsmedien haben,<br />

sondern auch mit ihren klassischen Kanälen bereits<br />

einen vorhandenen Zugang zum Publikum<br />

durch ihre <strong>Medien</strong>angebote besitzen.<br />

Das Buch von Meißner, Lorz und Schmidt


knüpft an die zeitgleich erschienene Studie<br />

„Auswirkungen des Internets auf private<br />

Rundfunkveranstalter in Sachsen“ an, das<br />

ebenfalls in der Schriftenreihe der SLM als<br />

Band 9 im Jahr 2000 erschienen ist. Ziel der Studie<br />

„Internet-Rundfunk“ soll die „Darstellung<br />

praxisrelevanter und nicht <strong>wissenschaft</strong>licher<br />

oder betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge“<br />

sein, „die aus technischer Sicht mit der Erstellung<br />

eines Angebots der Rundfunkveranstalter<br />

im Internet verbunden sind“. Der Band<br />

wendet sich speziell an die Entscheidungsträger<br />

im Rundfunkbereich, um ihnen Wissen zu vermitteln,<br />

das notwendig ist, um die Bedeutung<br />

des Internet-Rundfunks besser einschätzen<br />

und hinsichtlich eigener Angebote besser planen<br />

zu können. An dieser Stelle muss jedoch<br />

schon darauf hingewiesen werden, dass gerade<br />

das Ausblenden von wirtschaftlichen Aspekten<br />

den wirklichen Gebrauchswert dieser Studie<br />

stark einschränkt, was im Weiteren noch deutlicher<br />

wird.<br />

In den einzelnen Kapiteln widmen sich die<br />

Autoren verschiedenen Aspekten ihrer Thematik.<br />

So werden in Kapitel 2 die Grundlagen der<br />

Internet-Entwicklung vermittelt, die von ihrer<br />

Form her auch für Internet-Neulinge verständlich<br />

formuliert sind. Der Überblick über bereits<br />

bestehende Websites und ihren jeweiligen Angebotsumfang<br />

wird in Kapitel 3 nur sehr knapp<br />

abgehandelt. In Kapitel 4 werden die technischen<br />

und organisatorischen Voraussetzungen<br />

dargestellt, die zur Realisierung von Internet-<br />

Anwendungen notwendig sind. Ergänzend beschäftigt<br />

sich Kapitel 5 mit den unterschiedlichen<br />

technischen Möglichkeiten der Anbindung<br />

zum Internet, sowohl von Seiten des Programmveranstalters<br />

als auch von Seiten des<br />

Endnutzers. Abschließend werden im sechsten<br />

Kapitel die wesentlichen Ergebnisse der Studie<br />

zusammengefasst.<br />

Die Autoren versuchen, viele unterschiedliche<br />

Aspekte in ihre Studie zu pressen und<br />

gleichzeitig die Zielgruppe (Entscheidungsträger<br />

im Rundfunkbereich) nicht aus den Augen<br />

zu verlieren. Eindeutiger Schwerpunkt dieses<br />

Buches ist die Technologie, die für Programmveranstalter<br />

notwendig ist, um auch im Medium<br />

Internet aktiv zu werden. Zudem wurde<br />

versucht, durch die Darstellung und Beschreibung<br />

einiger bereits im Internet agierender Radioprogramme<br />

einen Eindruck zu vermitteln,<br />

welche unterschiedlichen Möglichkeiten das<br />

World Wide Web bietet. Die Studie beginnt<br />

Besprechungen<br />

zwar mit einer verständlichen Internet-Einführung,<br />

erklärende und vertiefende Grafiken<br />

werden in diesem Teil jedoch recht spärlich eingesetzt.<br />

Die grundlegenden technischen Aspekte<br />

unterschiedlichster Komponenten der<br />

Internetanbindung hingegen, wie Aufbau eines<br />

Webservers, Kosten für Netzanbindung, d. h.<br />

die Infrastruktur zur Erstellung von Webinhalten,<br />

die im Hauptteil erklärt werden, sind sehr<br />

ausführlich dargestellt. Sogar Auswirkungen<br />

auf das Redaktionsmanagement werden beschrieben<br />

und aufgezeigt und unterschiedlichste<br />

technische Übertragungswege mit ihren<br />

Vor- und Nachteilen diskutiert.<br />

Spätestens an dieser Stelle merkt der Leser jedoch,<br />

dass die Autoren ihrem selbst gesetzten<br />

Ziel nicht gerecht werden: Bei ihrer Detailwut<br />

im technischen Bereich ist ihnen leider entgangen,<br />

dass für den erfolgreichen Aufbau einer<br />

Internetpräsenz auch die Rolle des Nutzers<br />

wichtig sein könnte. Bei der Beschreibung der<br />

bereits existierenden Online-Angebote von<br />

Radiosendern wird nur an der Oberfläche gekratzt<br />

und es werden ein paar inhaltliche<br />

Aspekte geboten. Zudem haben sie das wohl<br />

spannendste Feld, relevante Aspekte der Internet-Ökonomie,<br />

(durch ihre Zielsetzung am<br />

Anfang der Studie) einfach ausgeblendet. Gerade<br />

aus diesem Bereich ergeben sich für Akteure<br />

im Internet spezifische Strategien, die es zu<br />

beachten gilt, will man die neuen Möglichkeiten<br />

in der digitalen Wirtschaft erfolgreich nutzen.<br />

Allein aufzuzeigen, was evtl. machbar ist und<br />

was bereits sogar realisiert wurde, verschafft<br />

den Lesern keinen Überblick darüber, was die<br />

Konsumenten in diesem Medium zu nutzen<br />

wünschen. In diesem Zusammenhang wären<br />

auch ein paar Seiten über die problematische<br />

Messung der Nutzung sowohl von Seitenabrufen<br />

als vor allem auch von Audiostreams sinnvoll<br />

gewesen. Man merkt, dass sich die Autoren<br />

noch nicht mit Strategien zur Aufbereitung von<br />

Inhalten im Internet auseinander gesetzt haben.<br />

Ein weiterer entscheidender Punkt, dass nämlich<br />

die Nutzung von Streams bisher noch nicht<br />

annähernd mit den terrestrischen Nutzerreichweiten<br />

verglichen werden kann (was auch aus<br />

den hohen Streaming-Kosten für die Anbieter<br />

resultiert), scheint den Autoren entgangen zu<br />

sein. Wohin die Reise hätte gehen können,<br />

wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

nicht ausgeblendet worden wären, hätte den<br />

Autoren beispielsweise bei einer genaueren Be-<br />

575


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

schreibung der Browser-Entwicklung auffallen<br />

können. Deutlich wird hier, dass das kostenlose<br />

Verteilen von Produkten – eine neue Unternehmensstrategie<br />

im Online-Sektor – eine der<br />

zentralen Handlungsmaxime zum Erreichen<br />

und Manifestieren von Marktanteilen in neuen<br />

Angebotssegmenten im Internet ist.<br />

Ein deutlicher Schwerpunkt dieses Buches<br />

liegt auf der Hilfestellung beim Erstellen von<br />

Websites, was sicher nur die kleinste Komponente<br />

der Online-Aktivitäten von Rundfunkveranstaltern<br />

darstellt. Auf Unterschiede der<br />

Software-Technologie zum Empfang von Audiostreams<br />

aus dem Netz wird gar nicht erst<br />

eingegangen, Nutzer-Aspekte wie Verbreitung<br />

der Player und zukünftige Problemlösungen<br />

werden nicht diskutiert. Die Streaming-Technologie,<br />

d.h. die Grundlagen zum Senden übers<br />

Netz, kommt im Vergleich zum Aspekt ,Rundfunk<br />

On-Demand’ viel zu kurz. Erstaunlich ist<br />

auch, dass auf das Thema Online-TV-Entwicklung<br />

nur ganz am Rande eingegangen wird, obwohl<br />

der Titel der Studie „Internet–Rundfunk“<br />

lautete und nicht „Internet-Radio“.<br />

Exemplarisch für diese Studie steht das Kapitel<br />

4.7 ,Neue Sendeformen‘, in dem an der zukunftsträchtigsten<br />

Entwicklung vorbei geschrieben<br />

wird. Man hätte hier erwarten können,<br />

dass u. a. auf das Bereitstellen von personalisierten<br />

Inhalten eingegangen wird, bei<br />

denen die Nutzer mittels eines Softwaretools<br />

selbst bestimmen, wie sich ihr angefordertes<br />

Informations- und Inhalteportfolio zusammensetzt.<br />

Jedoch handeln die Autoren hier<br />

mögliche (nicht konkret genannte) Zukunftsperspektiven<br />

auf knapp einer Seite ab, bezeichnend<br />

dabei sind schwammige Floskeln, wie<br />

„[…] müssen technische Übergänge zwischen<br />

den <strong>Medien</strong> geschaffen werden, um Inhalte<br />

übergreifend präsentieren und verbreiten zu<br />

können“ (S. 96) oder „Dabei kommen nicht nur<br />

die [.…] beschriebenen Standardtechnologien<br />

zur medienübergreifenden Bereitstellung von<br />

Inhalten zum Einsatz, sondern es sind oft maßgeschneiderte<br />

Speziallösungen notwendig, um<br />

dem stark individuellen und innovativen Charakter<br />

dieser Dienste Rechnung zu tragen […]“<br />

(S. 97).<br />

Alles in allem ist dieses Buch eher für Laien<br />

als für Entscheidungsträger im Rundfunkmarkt<br />

zu gebrauchen (Wenn das Buch vor allem<br />

für Programmmacher konzipiert und geschrieben<br />

worden ist, warum wird dann auf<br />

zwei Seiten die Funktionsweise eines Redak-<br />

576<br />

tionssystems erläutert?). Es wird weder auf die<br />

besonderen Bedürfnisse von Rundfunkveranstaltern<br />

eingegangen, noch gehen die in diesem<br />

Buch zusammengestellten Informationen über<br />

bereits bekannte technische Aspekte für die Bereitstellung<br />

von Inhalten hinaus. Die Studie<br />

von Meißner, Lorz und Schmidt bietet keine<br />

Gesamtsicht der Thematik, ist wenig schlüssig,<br />

schreibt oft an den wirklich spannenden<br />

Aspekten vorbei. Vor allem das Fehlen der<br />

ökonomischen Dimension ist ein gravierendes<br />

Manko dieses Buches. Welche Angebote werden<br />

tatsächlich genutzt? Auf welche unterschiedlichen<br />

Arten wird es möglich, Geld zu<br />

verdienen? Und welche Entwicklungen müssen<br />

beobachtet werden, damit das Online-Engagement<br />

von Rundfunksendern nicht zum finanziellen<br />

Fiasko wird? Diese Fragen stellen<br />

die Autoren nicht, für Programmveranstalter<br />

wäre daher ein Buch über neue Inhaltestrategien<br />

von Online-Rundfunk-Anbietern sicher<br />

angebrachter gewesen.<br />

Frank Fölsch<br />

Klaus Oertel<br />

Die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

nach §§ 66 ff. TKG<br />

Zur organisationsrechtlichen Verselbstständigung<br />

staatlicher Verwaltung am Beispiel der<br />

Privatisierung in der Telekommunikation<br />

Berlin: Duncker und Humbolt, 2000. – 519 S.<br />

(Schriften zum öffentlichen Recht; 818)<br />

Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1998/99<br />

ISBN 3-428-09849-8<br />

„Unter dem Titel ‚Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde‘<br />

gehen … verschiedene Überlegungen<br />

des Schrifttums ineinander über: Die<br />

gewünschte Unabhängigkeit vom Unternehmen<br />

führt zur Unabhängigkeit vom Ministerium;<br />

Unabhängigkeit vom Ministerium versteht<br />

sich als Unabhängigkeit von Weisungen; verwaltungsrechtliche<br />

Abhängigkeit soll verwaltungspraktische<br />

Unabhängigkeit nicht ausschließen.<br />

Die vorliegende Arbeit will diese<br />

Überlagerungen nachforschen und die Unabhängigkeit<br />

der Behörde normativ absichern. Sie<br />

fragt, inwiefern das Organisationsrecht die Regulierungsbehörde<br />

unabhängig stellt.“<br />

Ausgehend von dieser Fragestellung legt<br />

Oertel eine umfangreiche Untersuchung vor,


die als Dissertation von Prof. Dr. Schmidt-Aßmann<br />

betreut wurde. Diese gliedert sich in fünf<br />

Teile, denen ein ausgedehntes Resümee folgt.<br />

Zunächst untersucht der Autor den Begriff der<br />

Unabhängigkeit als organisationshistorische<br />

Konstante, dann folgt die Auseinandersetzung<br />

mit der funktionellen Unabhängigkeit der Regulierungbehörde,<br />

um anschließend im größten<br />

Abschnitt der Arbeit die politische Unabhängigkeit<br />

der Regulierungbehörde darzustellen.<br />

Diesem lässt er noch zwei Abschnitte folgen, in<br />

denen die Einwirkung der Länder auf die<br />

Behörde und ihre gemeinschaftsrechtliche Integration<br />

beschrieben werden.<br />

Im ersten Teil der Arbeit untersucht Oertel<br />

alle bisherigen Postgesetze der Bundesrepublik,<br />

vom Postverwaltungsgesetz von 1953<br />

(PostVwG) bis zum Telekommunikationsgesetz<br />

von 1996 (TKG), und die auf Grund derer<br />

gebildeten Organe der Verwaltung oder Regulierung.<br />

Er stellt fest, dass in der Ausgangslage<br />

des PostVwG die Fernmeldeverwaltung der<br />

damaligen Bundespost überlassen wurde. Nach<br />

dem Poststrukturgesetz 1989, in welchem dem<br />

Bundespostminister die Befugnisse des Unternehmenseigentümers<br />

als auch die des Regulierers<br />

vorbehalten war, beschäftigt sich die Arbeit<br />

weiter mit dem Postneuordnungsgesetz<br />

1994, das mit der Organisationsprivatisierung<br />

der Deutschen Bundespost TELEKOM zur<br />

Deutschen Telekom AG zwar die funktionelle<br />

Unabhängigkeit vertiefte, aber durch die Beibehaltung<br />

der Regulierungsaufgaben im Bundesministerium<br />

die Regulierung kaum weiterentwickelte.<br />

Schließlich stellt Oertel die Entwicklung<br />

vom Bundesministerium zur Regulierungsbehörde<br />

mit Inkrafttreten des TKG<br />

dar. Zum Ende des ersten Teil erläutert der Autor<br />

in sehr überzeugender Weise die Bedeutung<br />

des Organisationsrechts als Instrument struktureller<br />

Steuerung. Oertel präzisiert „Unabhängigkeit“<br />

als den zentralen Topos der Untersuchung,<br />

anhand dessen die Steuerungswirkung<br />

des Organisationsrechts gezeigt werden<br />

soll. „Unabhängigkeit“ sei in den folgenden<br />

Teilen als die organisationsrechtsgetragene<br />

Fähigkeit einer Verwaltungsstelle, in ihrer Aufgabenwahrnehmung<br />

eigene Interessen zu entfalten,<br />

zu verstehen.<br />

Ein wenig vermisst der Leser die Benennung<br />

von Gründen für die Privatisierung. Zwar geht<br />

Oertel auf die inzwischen überholte Theorie<br />

des natürlichen Monopols ein, welches eine<br />

bestimmte Regulierungsstruktur rechtfertige,<br />

Besprechungen<br />

und erwähnt weiter die europa- und verfassungsrechtlichen<br />

Aufträge zur Marktöffnung.<br />

Die hinter diesen Aufträgen stehenden Gründe<br />

bleiben jedoch unerwähnt. Ebenso wenig setzt<br />

der Autor sich mit möglichen Alternativen zum<br />

gewählten Regulierungsmodell des TKG auseinander.<br />

Im zweiten Teil wendet sich Oertel der funktionellen<br />

Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

zu, wobei der Autor zunächst die<br />

Grundlagen untersucht und anschließend die<br />

Ziele und Dimensionen. Über eine Darstellung<br />

der Faktoren der funktionellen Unabhängigkeit<br />

gelangt er schließlich zur funktionellen<br />

Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

nach §§ 66 ff. TKG.<br />

Die Grundlagen der funktionellen Unabhängigkeit<br />

entwickelt Oertel aus Art. 5 a ONP-<br />

Rahmenrichtlinie der Europäischen Union,<br />

deren Vorgaben eine Entsprechung in Art. 87 f.<br />

GG finden. Beide Vorschriften enthalten ein<br />

Trennungsgebot zwischen Regulierer und<br />

Telekommunikationsunternehmen, das eine<br />

funktionelle Unabhängigkeit gewährleisten<br />

soll. Von diesen Grundlagen aus entwickelt<br />

Oertel die Zielsetzung der funktionellen Unabhängigkeit.<br />

Dabei sieht er den für die Zielsetzung<br />

nötigen Ursprung zum einen im europäischen<br />

Kartellrecht und zum anderen im Gedanken<br />

des deutschen Verwaltungsrechts,<br />

durch eine Trennung der verschiedenen Funktionsträger<br />

zu vermeiden, dass die Behörden<br />

institutionell zugunsten staatseigener Erwerbsinteressen<br />

voreingenommen sind. Das Gebot<br />

funktioneller Unabhängigkeit, resümiert der<br />

Autor, sei erfüllt, wenn die jeweiligen staatlichen<br />

Institutionen vom Interessenmittler zum<br />

Interessenträger geworden sind.<br />

Von dieser Feststellung ausgehend gelangt er<br />

zur Dimension der funktionellen Unabhängigkeit.<br />

In diesem Abschnitt beschreibt Oertel,<br />

dass die gesetzlichen Vorgaben, also sowohl die<br />

Richtlinie als auch die verfassungsrechtliche<br />

Grundlage, nicht von einer einzelnen Einrichtung<br />

mit dem Titel Regulierungsbehörde ausgehen.<br />

Vielmehr müsste die funktionelle Unabhängigkeit<br />

für alle Einrichtungen gelten, die<br />

entsprechenden regulatorischen Eingriff nehmen<br />

können. Den funktionellen Begriff der Regulierung<br />

grenzt der Autor gegen Leistungserbringung<br />

und Unternehmensverwaltung ab<br />

und kann im Fazit dieses Abschnittes die Funktion<br />

der Regulierung als etwas definieren, was<br />

final auf ordnungspolitische Ziele gerichtet ist,<br />

577


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

sich instrumentell in hoheitlichen Handlungsformen<br />

niederschlägt und institutionell dem<br />

Staat zugerechnet wird.<br />

Oertel arbeitet im nächsten Abschnitt drei<br />

Gruppen von Faktoren der funktionellen Unabhängigkeit<br />

heraus, die sich für ihn aus der<br />

Rechtsprechung des EuGH und den Äußerungen<br />

des Rates und der Kommission ergeben.<br />

Dies sind nach Auffassung von Oertel institutionelle<br />

Faktoren, die das Organisationsrecht<br />

beeinflussen, personelle Faktoren im Dienstrecht<br />

und formelle Faktoren im Verfahrensrecht.<br />

Dabei stellt das Gemeinschaftsrecht auf<br />

diese Faktoren nicht zum Selbstzweck ab, sondern<br />

sie dienen, wie der Autor zeigt, vor allen<br />

Dingen dazu, das Ergebnis der funktionellen<br />

Unabhängigkeit möglichst effektiv zu erreichen.<br />

Warum er in diesem Abschnitt zunächst<br />

nur die europarechtlichen Vorgaben betrachtet<br />

und nicht auch versucht, aus ähnlichen nationalen<br />

Regeln Faktoren zu isolieren, wird nicht<br />

hinreichend deutlich.<br />

Ausgestattet mit diesen drei Faktorengruppen<br />

überprüft Oertel nun die nationalen Regelungen<br />

auf die Verwirklichung der funktionellen<br />

Unabhängigkeit. Bei der zunächst untersuchten<br />

institutionellen Unabhängigkeit überrascht<br />

es ein wenig, dass der Autor die Stellung<br />

des Bundes als Anteilseigner beim Leistungserbringer<br />

Deutsche Telekom nicht problematisiert.<br />

Vielmehr sieht er eine Gefährdung der<br />

funktionellen Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

mehr durch die Bundesanstalt<br />

für Post und Telekommunikation gegeben. Die<br />

ausführliche Darstellung des Organisationsstatus<br />

der Anstalt erscheint ebenso entbehrlich<br />

wie die ausführliche Darstellung der anstaltlichen<br />

Aufgabenwahrnehmung. Interessant hingegen<br />

ist in diesem Abschnitt die Überlegung,<br />

dass durch die Ansiedlung der Regulierungsbehörde<br />

und der Bundesanstalt für Post und<br />

Telekommunikation in verschiedenen Ministerien<br />

eine funktionelle Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

in institutioneller Hinsicht<br />

gewährleistet ist. Es ist der von Oertel im Fazit<br />

dieses Abschnitts getroffenen Feststellung zuzustimmen,<br />

dass die Praxis, er nennt es Tatfrage,<br />

zeigen wird, ob die theoretische Trennungslinie<br />

zwischen den Ressorts Bestand haben<br />

wird. Angesichts mancher Äußerungen aus<br />

dem Bundeswirtschaftsministerium in Bezug<br />

auf die Deutsche Telekom und ihren Vorstand<br />

sind hier Zweifel angebracht. Weiterhin wendet<br />

er die personellen und verfahrensrechtli-<br />

578<br />

chen Faktoren auf die Regulierungsbehörde<br />

und ihre gesetzlichen Grundlagen an. Insgesamt<br />

kommt er so zu dem Ergebnis, dass das<br />

TKG der Regulierungsbehörde ausreichende<br />

funktionelle Unabhängigkeit gewährleistet.<br />

Der Autor stellt im dritten Teil einleitend<br />

fest, dass für die funktionelle Unabhängigkeit<br />

die Herstellung eines isolierten Zustandes<br />

genüge, die politische Unabhängigkeit jedoch<br />

eine Gratwanderung zwischen den Polen der<br />

Anbindung an die parlamentarische Legitimationszentrale<br />

und der Abkopplung von parteipolitischer<br />

Einflussnahme sei.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchung zur politischen<br />

Unabhängigkeit ist die verfassungsrechtliche<br />

Vorgabe, die Regulierungsbehörde<br />

als bundeseigene Verwaltung zu führen. Der<br />

Autor kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die<br />

Behörde in ihrer institutionellen Stellung durch<br />

den dienstrechtlichen Status ihres Personals<br />

und durch ihr Verfahrensrecht dem Bund zugeordnet<br />

sei. Es sei in der Konstruktion der<br />

Behörde jedoch versucht worden, eine gewisse<br />

Entrückung vom zuständigen Ministerium sicherzustellen.<br />

Dies weist Oertel zum Beispiel<br />

durch das Erfordernis eines regierungskollegialen<br />

Entlassungsbeschlusses für den Präsidenten<br />

nach, der damit nicht allein dem Minister untergeordnet<br />

ist. An dieser Stelle muss der Leser<br />

schmunzeln, wenn der Autor das Präsidentenamt<br />

als dienstrechtlichen Karrierehöhe- und<br />

Endpunkt bezeichnet und weiter ausführt, dass<br />

der Amtsträger sich darin den einstweiligen<br />

Ruhestand „verdiene“. Der erste Präsident der<br />

Behörde erweckte weder bei seinen medienwirksamen<br />

Auftritten noch bei der Abwanderung<br />

in die Privatwirtschaft den Eindruck, als<br />

ob er sich auf den Ruhestand vorbereite.<br />

Da die Zuordnung der Regulierungsbehörde<br />

zum Bund allein noch nichts Abschließendes<br />

über ihre Unabhängigkeit sagt, beschäftigt sich<br />

Oertel anschließend mit der tatsächlichen Abhängigkeit<br />

vom zuständigen Wirtschaftsminister,<br />

dem das TKG zwar ein allgemeines Weisungsrecht<br />

einräumt, jedoch darüber schweigt,<br />

ob er die Organe im Einzelfall anweisen darf.<br />

Gerade diese Einzelweisungsbefugnis ist für<br />

Oertel der Schlüssel zur politischen Unabhängigkeit<br />

der Behörde. Das Weisungsrecht kennt<br />

in seiner theoretischen Interpretation verschiedene<br />

Ausnahmen, von denen der Privatisierungsauftrag<br />

eine sein könnte. Oertel beschreibt<br />

in sehr eingängiger Weise den vielleicht<br />

entscheidenden Punkt der Arbeit. Zu-


nächst sei festzuhalten, dass – selbst wenn man<br />

die Möglichkeit der Entfernung vom Ministerium<br />

durch Loslösung von der Einzelweisungsbefugnis<br />

des Ministers attestieren würde – ein<br />

Legitimationsniveau erreicht werden müsse,<br />

das dem einer idealtypisch gedachten Ministerialverwaltung<br />

entspreche. Diese Loslösung<br />

hält er verfassungsrechtlich für denkbar. Solange<br />

die Regulierung nicht gänzlich der bundeseigenen<br />

Verwaltung entzogen werde und die<br />

ministerielle Verantwortung gegenüber dem<br />

Parlament gewahrt bleibe, könne auf Weisungen<br />

zugunsten von Unabhängigkeit verzichtet<br />

werden. Dieses Ergebnis wird vertieft und unterstützt<br />

durch einen Blick auf die europarechtlichen<br />

Vorgaben und einen kurzen Vergleich<br />

mit den verselbstständigten Regulierungsbehörden<br />

in den USA und Großbritannien.<br />

Dem folgt eine auf die Weisungsfreiheit bezogene<br />

Untersuchung der einzelnen Organe.<br />

Weisungsfreiheit sei für die allgemeinen Beschlusskammern<br />

und die Präsidentenkammer<br />

feststellbar, wobei die Präsidentenkammer<br />

noch nicht einmal dem allgemeinen Weisungsrecht<br />

unterliege. Das dadurch entstehende Legitimationsdefizit<br />

sei ausgeglichen, da der gesamten<br />

Bundesregierung das Ernennungs- und<br />

Entlassungsrecht für die Mitglieder dieser<br />

Kammer vorbehalten sei.<br />

Abschließend wendet sich die Arbeit in zwei<br />

kürzeren Teilen der Einwirkung der Länder auf<br />

die Regulierungsbehörde und der Frage der gemeinschaftsrechtlichen<br />

Integration zu. Erwähnenswert<br />

erscheint, dass Oertel zu der Feststellung<br />

kommt, dass auch unter einer europäischen<br />

Regulierungsbehörde der Vollzug des<br />

Telekommunikationsrechts mitgliedstaatliche<br />

Aufgabe bleiben würde.<br />

Oliver Köster<br />

Dolf Zillmann / Peter Vorderer (eds.)<br />

Media Entertainment<br />

The Psychology of its Appeal<br />

Mahwah, New Jersey: Lawrence Erlbaum,<br />

2000. – 281 S.<br />

ISBN 0-8058-3325-0<br />

Obwohl <strong>Medien</strong> zweifellos nicht nur genutzt<br />

werden, um sich zu informieren, sich Orientierung<br />

zu verschaffen oder sich zu bilden, sondern<br />

auch, um sich zu unterhalten, scheint in<br />

Besprechungen<br />

den zurückliegenden Jahren die medien<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

und medienpsychologische Forschung<br />

die Bedeutung der Unterhaltung für die<br />

Leser/innen, Hörer/innen und Zuschauer/innen<br />

eher unterschätzt zu haben: Unterhaltung<br />

als von den Rezipienten erwarteter Aspekt der<br />

<strong>Medien</strong>nutzung und als von den <strong>Medien</strong> ausgehende<br />

Wirkung hat als Forschungsgegenstand<br />

bislang eine vergleichsweise geringe Zuwendung<br />

erfahren. Zwar wurden Teilaspekte der<br />

Unterhaltung – beispielsweise die Beziehung<br />

zwischen Unterhaltung und Qualitätsanspruch<br />

(vgl. Berghaus, 1994; Winterhoff-Spurk, 2000)<br />

oder das Verhältnis von Unterhaltung und Information<br />

(vgl. Klaus, 1996; Früh, Kuhlmann<br />

& Wirth, 1996) – intensiv diskutiert, der Bestand<br />

an hinreichend kontrollierten empirischen<br />

oder gar experimentellen Forschungsarbeiten<br />

zur Unterhaltung ist jedoch als gering zu<br />

bezeichnen.<br />

Dem steht gegenüber, dass in der <strong>Medien</strong>landschaft<br />

in den letzten Jahren die Unterhaltung<br />

an Bedeutung deutlich hinzugewonnen<br />

hat. Während allerdings <strong>Medien</strong>produzenten<br />

immer noch zur Unterscheidung von „Information“<br />

und „Unterhaltung“ tendieren, zeigt<br />

schon die Arbeit von Dehm (1984), dass sich<br />

diese Trennung in der Erfahrung und im Erleben<br />

der Rezipienten nicht in vergleichbarer<br />

Form wiederfindet. So haben typische Unterhaltungssendungen<br />

(wie Talkshow-Sendungen,<br />

Soap-Operas und Sportsendungen; vgl.<br />

Klaus, 1996) zugleich auch eine lehrende und<br />

zum Nachdenken anregende Wirkung auf die<br />

Zuschauer. Gleichzeitig wird zunehmend erkannt,<br />

dass auch typische Informationssendungen<br />

(z. B. Fernsehnachrichten) von den Rezipienten<br />

zur Unterhaltung genutzt werden (vgl.<br />

Mangold, 2000). Folglich erscheint es wenig<br />

sinnvoll, weiterhin Information und Unterhaltung<br />

in der Forschung als zwei Endpunkte einer<br />

Einordnungsdimension für <strong>Medien</strong>angebote<br />

aufzufassen. Vielmehr ist ein Ansatz vorzuziehen,<br />

nach dem die primär mit Prozessen<br />

im kognitiven Bereich verbundene Informations-<br />

bzw. Orientierungsfunktion und die<br />

primär mit emotionalen Prozessen assoziierte<br />

Unterhaltungsfunktion ein zweidimensionales<br />

Koordinatensystem aufspannen, in das unterschiedliche<br />

<strong>Medien</strong>, <strong>Medien</strong>genres und <strong>Medien</strong>botschaften<br />

eingeordnet werden können<br />

(Klaus, 1996; Mangold, 2000). Dem entspricht<br />

eine Forschungsstrategie, bei der in kontrollierten<br />

Labor- und Feldsituationen die kogni-<br />

579


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

tiven, sozialen und emotionalen Vorbedingungen,<br />

Begleiterscheinungen und Nachwirkungen<br />

der Rezeption von <strong>Medien</strong>angeboten<br />

erfasst werden. Auf der Grundlage der so gefundenen<br />

Zusammenhänge kann dann eine Zuordnung<br />

zu Ausprägungen auf den beiden Dimensionen<br />

„Information“ und „Unterhaltung“<br />

beurteilt werden.<br />

Die Beiträge in dem von Zillmann und Vorderer<br />

herausgegebenen Buch „Media Entertainment.<br />

The Psychology of its Appeal“ sind<br />

unterschiedlichen Aspekten der medialen Unterhaltung<br />

gewidmet; dabei befassen sich die<br />

Autorinnen und Autoren allerdings nicht mit<br />

<strong>Medien</strong>angeboten mit einem substanziellen<br />

oder gar überwiegenden Informationsanteil<br />

(im oben beschriebenen Sinne), sondern mit typischen<br />

Unterhaltungsgenres.<br />

So beschreibt Vorderer interaktive audiovisuelle<br />

<strong>Medien</strong>angebote, in denen der Rezipient<br />

(in Grenzen) den Fortgang der Handlung nach<br />

seinen Wünschen beeinflussen kann, und diskutiert<br />

die Besonderheiten einer (im Vergleich<br />

zum herkömmlichen Fernsehen) neuartigen<br />

Doppelrolle des Zuschauers, der durch seine<br />

Eingriffsmöglichkeiten auch zum Beteiligten<br />

wird. Zillmann setzt an der zunehmenden Verbreitung<br />

von humorvollen Programmen und<br />

Comedy in den <strong>Medien</strong> sowie an deren zunehmender<br />

Attraktivität für das Publikum an und<br />

gibt eine Übersicht zu den Erklärungsansätzen<br />

der Wirkungen dieser Programmgattung. Vorderer<br />

und Knobloch erörtern das Konzept der<br />

Spannung als zentrales Element dramatischer<br />

Unterhaltung. Dass auch Filme mit einem nicht<br />

positiven Ausgang gerne rezipiert werden,<br />

macht die Erfordernis einer über den Ansatz eines<br />

medialen Stimmungsmanagements hinausgehenden<br />

Theoriebildung deutlich. Sparks und<br />

Sparks führen den „Appeal“ von Gewalt und<br />

Horrorangeboten auf drei Faktorkategorien<br />

zurück: auf die inhärente Attraktivität von Gewaltszenen,<br />

auf Variablen, die in <strong>Medien</strong>angeboten<br />

üblicherweise bzw. natürlicherweise mit<br />

Gewaltinhalten verbunden sind, sowie auf den<br />

Nutzen, der sich im Anschluss an die Rezeption<br />

von medialer Gewalt ergibt („post viewing<br />

gratifications“). Greenberg und Hofschire heben<br />

das zunehmende Ausmaß von Erotik- und<br />

Sexangeboten in unterschiedlichen Genres wie<br />

Soap-Operas, Talkshows, Prime-Time-Sendungen<br />

und Musikvideos hervor und beklagen<br />

einen Mangel an Studien über die Wirkungen<br />

solcher Sendungen auf die Rezipienten, der<br />

580<br />

durch Schwierigkeiten der Datenerhebung bei<br />

der primär in Frage kommenden Nutzergruppe<br />

– Jugendliche und jugendliche Erwachsene –<br />

bedingt ist. Bente und Feist befassen sich mit<br />

Affekt-Talks, die sich (als Form des sog. Affektfernsehens)<br />

durch Personalisierung, Authentizität,<br />

Intimität und Emotionalität auszeichnen.<br />

Die Autoren beschreiben eine empirische<br />

Studie zu den Inhalten und Formen des<br />

Angebotes in Affekt-Talks, den Nutzungsmotiven<br />

sowie den emotionalen Reaktionen der<br />

Zuschauer samt deren psychophysiologischer<br />

Korrelate. Die mit der Rezeption von Sportsendungen<br />

verbundene Unterhaltung wird von<br />

Bryant und Raney erklärt, Hansen und Hansen<br />

erörtern Populärmusik und Musikvideos und<br />

greifen zur Erklärung der Unterhaltungswirkung<br />

von Musikgattungen wie Punk Rock,<br />

Hard Rock, Heavy Metal, Rap und Popmusik<br />

auf erregungstheoretische Ansätze zurück.<br />

Schließlich stellt Grodal Videospiele und Filme<br />

einander gegenüber und erörtert als wesentlichen<br />

Unterschied die Kontrollmöglichkeit mit<br />

ihren spezifischen emotionalen Begleiterscheinungen.<br />

Unterschiede zwischen Gruppen von <strong>Medien</strong>nutzern<br />

bzw. Unterhaltungswirkungen bei<br />

spezifischen Nutzergruppen sind Gegenstand<br />

der Beiträge von Valkenburg und Cantor (spezifische<br />

Vorlieben von Kindern und Jugendlichen<br />

für Unterhaltungsprogramme), Oliver<br />

(Geschlechterrollen) und Weaver (Persönlichkeitseinflüsse<br />

auf spezifische Unterhaltungspräferenzen).<br />

Einen außerordentlich lesenswerten<br />

Abriss der Entwicklung von Unterhaltung<br />

in den <strong>Medien</strong> gibt Zillmann im ersten Kapitel,<br />

abschließend diskutieren Cupchik und<br />

Kemp Fragen der Unterhaltungsästhetik mit<br />

ihren Bezügen zu Hochkultur („high culture“),<br />

Populärkultur und Massenkultur.<br />

Die Aufzählung der Themenstellungen der<br />

einzelnen Buchkapitel macht deutlich, dass dieses<br />

Buch einen umfassenden Überblick über die<br />

Psychologie der Unterhaltung in „klassischen“<br />

Unterhaltungsgenres bietet. Die Bereiche sind<br />

in kompakter Form abgehandelt, aber auch<br />

wichtige Einzelheiten finden Berücksichtigung.<br />

Da zudem auf eine gute Lesbarkeit der<br />

Darstellung geachtet wurde, eignet sich dieses<br />

Buch aus meiner Sicht nicht nur für alle, die einen<br />

guten und kompetenten Überblick zu den<br />

Gebieten der (medien-) psychologischen Unterhaltungsforschung<br />

suchen, sondern insbesondere<br />

auch zur Verwendung als Lehr- und


Studientext für Studierende in Fächern mit einem<br />

<strong>Medien</strong>bezug. (Einen solchen Band habe<br />

vermutlich nicht nur ich bislang für meine<br />

Lehraufgaben vermisst.)<br />

Nachdem im vorliegenden Buch solche Unterhaltungsangebote<br />

eine Würdigung fanden,<br />

die auch im Sinne von Dehm (1984) zweifellos<br />

von den Rezipienten als Unterhaltungssendungen<br />

eingeschätzt werden würden, wäre ich an<br />

einem weiteren Band interessiert, der den<br />

Unterhaltungsaspekt solcher <strong>Medien</strong>angebote<br />

zum Gegenstand hat, die vordergründig der Information<br />

gewidmet sind (z. B. Quizsendungen,<br />

Lernsoftware, Lehrfilme, Nachrichten).<br />

Einen solchen Sammelband (vom gleichen<br />

Herausgeberteam?) könnte ich mir sehr gut als<br />

Fortsetzung des hier besprochenen Werkes<br />

vorstellen.<br />

Roland Mangold<br />

Literatur:<br />

Berghaus, Margot (1994). Wohlgefallen am<br />

Fernsehen. Eine Theorie des Gefallens in<br />

Anlehnung an Immanuel Kant. Publizistik,<br />

39, 141 – 160.<br />

Dehm, Ursula (1984). Fernsehunterhaltung.<br />

Zeitvertreib, Flucht oder Zwang? Mainz.<br />

Früh, Werner, Kuhlmann, Christoph & Wirth,<br />

Werner (1996). Unterhaltsame Information<br />

oder informative Unterhaltung? Publizistik,<br />

41, 428 – 451.<br />

Klaus, Elisabeth (1996). Der Gegensatz von Information<br />

ist Desinformation, der Gegensatz<br />

von Unterhaltung ist Langeweile.<br />

Rundfunk und Fernsehen, 44, 402 – 417.<br />

Mangold, Roland (2000). Der abendliche Horror?<br />

Unterhaltung und Emotionen bei<br />

Fernsehnachrichten. In: Gunnar Roters,<br />

Walter Klingler & Maria Gerhards (Hrsg.),<br />

Unterhaltung und Unterhaltungsrezeption<br />

(S. 119 – 140). Baden-Baden.<br />

Winterhoff-Spurk, Peter (2000). Der Ekel vor<br />

dem Leichten. Unterhaltungsrezeption aus<br />

medienpsychologischer Perspektive. In<br />

Gunnar Roters, Walter Klingler & Maria<br />

Gerhards (Hrsg.), Unterhaltung und Unterhaltungsrezeption<br />

(S. 77 – 98). Baden-<br />

Baden.<br />

Besprechungen<br />

Eggo Müller<br />

Paarungsspiele<br />

Beziehungsshows in der Wirklichkeit des<br />

neuen Fernsehens<br />

Berlin: Edition Sigma, 1999. – 262 S.<br />

(Sigma <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong>; 25)<br />

Zugl.: Hildesheim, Univ., Diss., 1998<br />

ISBN 3-89404-919-7<br />

Die Fernsehshow lebt. Das Jahr 2000 hat uns<br />

einen neuen Boom beschert: Quizshows feiern<br />

ein Come Back. Insbesondere die Endemol-<br />

Produktion „Wer wird Millionär“ veranlasst<br />

zur Zeit ein Millionenpublikum zum Mitspielen<br />

und Mitfühlen, unabhängig von Alter, Geschlecht<br />

oder Bildung. Und in fast jeder geselligen<br />

Runde findet man Menschen, die sich<br />

schon als Kandidat oder Kandidatin beworben<br />

haben. Das Quizshow-Revival folgt auf den<br />

Boom der Beziehungsshows, die die Fernsehunterhaltung<br />

der 1990er Jahre prägten. Spiele<br />

um Wissen, Geld und gute Nerven sind damit<br />

neben die Spiele um Beziehungen und Emotionen<br />

getreten – Feuilletonredakteure nehmen es<br />

wohlwollend bis erleichtert zur Kenntnis. Jedoch<br />

ist die Beziehungsshow keineswegs tot.<br />

Zum einen haben unbesehen einer gewissen<br />

Marktbereinigung diverse Shows überlebt. So<br />

auch die Singleshow „Herzblatt“ (ARD), von<br />

der ausgehend Eggo Müller seine Analyse über<br />

„Beziehungsshows in der Wirklichkeit des<br />

neuen Fernsehens“ entfaltet. Zum anderen<br />

wurden einige ihrer Kennzeichen in Containershows<br />

wie ,Big Brother’ überführt und radikalisiert<br />

– insbesondere „die spezifische Vermischung<br />

sozialer und medialer Wirklichkeiten“<br />

(19).<br />

Müller nähert sich dem Phänomen Beziehungsshow<br />

am Beispiel ,Herzblatt’ von zwei<br />

Seiten: Zum einen analysiert er die spezifische<br />

Form und Ästhetik des Genres mittels einer<br />

„Strukturanalyse, die von der Rahmenkonstruktion<br />

und dem daraus folgenden kommunikativen<br />

Potenzial von Beziehungsshows ausgeht“<br />

(S. 12). Zum anderen betrachtet der Autor<br />

die gesellschaftlichen Kontexte, in denen<br />

diese Shows agieren und Resonanz erzeugen:<br />

„So wenig die ,großen’ soziologischen Fragen<br />

jenseits der spezifischen Formen der Shows<br />

erörtert werden können, so wenig können diese<br />

Formen jenseits ihres sozialen Rahmens verstanden<br />

werden.“ (11) Diese Verbindung von<br />

ästhetischer und sozialer Perspektive macht<br />

581


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

den Reiz der Studie aus und vermittelt Erkenntnisgewinne<br />

auch über das behandelte<br />

Genre hinaus.<br />

Methodisch ordnet Müller seine Studie als<br />

pragmatisch orientierte Analyse im Rahmen<br />

der Cultural Studies ein, die nicht auf die Bedeutungen<br />

einzelner Sendungen, sondern auf<br />

die Strukturen des Genres als Bedingungsrahmen<br />

für Sinnbildungsprozesse zielt. (Kapitel 1).<br />

Im Rückgriff auf Goffmans Rahmenanalyse<br />

widmet sich Müller zunächst den Arrangements<br />

von „Herzblatt“ als „Prototyp“ des<br />

Genres (Kapitel 2). In dieser Singleshow wählt<br />

jeweils ein Kandidat eine Frau oder eine Kandidatin<br />

einen Mann für eine Wochenendreise<br />

zu zweit aus. Dazu werden den zur Auswahl<br />

stehenden Menschen drei Fragen gestellt, sie<br />

können aber nicht in Augenschein genommen<br />

werden, weil sie zunächst hinter einer Wand<br />

sitzen. Das Publikum verfügt über mehr Informationen<br />

als die Kandidatin oder der Kandidat.<br />

Auf der Ebene des Spiels eröffnet sich damit<br />

eine spezifische Rezeptionsmöglichkeit: Das<br />

Publikum wird hier nicht etwa zum Mitspieler<br />

wie bei Quizshows, denn es hat gegenüber den<br />

Kandidaten einen Wissensvorsprung. Es kann<br />

vielmehr Prognosen stellen, wer ausgewählt<br />

wird, ob das Paar zueinander passen wird<br />

u. a. m. – einen vergleichbaren Zugang bietet<br />

übrigens auch ,Big Brother‘, und dabei spielt in<br />

beiden Formaten die Auswahl und typisierende<br />

Inszenierung der Mitspielenden durch die<br />

Redaktion eine wichtige Rolle. Müller findet<br />

neben dieser Spielebene zwei weitere dramatische<br />

Ebenen der Show: Romanze und Comedy.<br />

Romanze bezieht sich auf die mögliche Anbahnung<br />

einer Beziehung zwischen den Show-<br />

KandidatInnen und somit auf die Ebene sozialer<br />

Folgenhaftigkeit im ,wirklichen‘ Leben. Als<br />

Comedy analysiert der Autor die vorfabrizierten,<br />

mit Stereotypen und sexuellen Anspielungen<br />

versehenen Fragen und Antworten der<br />

Mitspielenden. Changierende Rahmen prägen<br />

auch die Kandidatenrolle: In der „Performance“<br />

der KandidatInnen überlagern sich drei<br />

Modi der Darstellung, indem „diese auf der<br />

Show-Bühne jederzeit gleichzeitig sie selbst<br />

sind, sich selbst darstellen und die Rolle des<br />

Kandidaten geben“ (89). Gemischte Wirklichkeiten<br />

und eine mehrschichtige Performance<br />

geben der Show demnach ihren zugleich künstlichen<br />

wie wirklichen Charakter. Dieser Befund<br />

gilt auch für das Genre der Beziehungsshows<br />

insgesamt, deren Spielarten Müller unter<br />

582<br />

der Überschrift „Beziehungs-Arrangements<br />

in gemischten Wirklichkeiten“ analysiert (Kapitel<br />

3). Als „Interaktionsshows“ weisen sie<br />

zwei zentrale Momente auf: zum einen die zugrundeliegende<br />

soziale Situation, zum anderen<br />

das mediale Arrangement, das die Interaktionen<br />

unter der Bedingung möglicher sozialer<br />

Folgen organisiert (107).<br />

Warum wurde das Genre zum Gegenstand<br />

der Unterhaltung im Fernsehen der 90er Jahre?<br />

Antworten findet der Autor in der Analyse der<br />

gesellschaftlichen Rahmen, die das Genre – mit<br />

Stuart Hall gesprochen – „artikuliert“ (Kapitel<br />

4). Das Genre Beziehungsshow versteht<br />

Müller ebenso „als Effekt wie als Moment des<br />

sozialen Wandels“ (145). Ökonomisch steht<br />

der Erfolg der Shows in einer engen Beziehung<br />

zum kommerzialisierten Fernsehen der 1990er<br />

Jahre: Sie sind relativ günstig zu produzieren<br />

und sprechen vor allem das für die Werbewirtschaft<br />

attraktive Zielpublikum der konsumfreudigen<br />

14- bis 29-Jährigen an. Gesellschaftlich<br />

werden die Shows, anknüpfend an die Analysen<br />

von Beck und Beck-Gernsheim sowie<br />

Giddens, im Rahmen von Prozessen der Modernisierung<br />

und Individualisierung verortet.<br />

Der Single symbolisiert diese Entwicklungen<br />

idealtypisch. Beziehungsshows artikulieren die<br />

Auseinandersetzung um die Bestimmung einer<br />

individuellen Identität. Die (symbolische) Gestaltung<br />

einer heterosexuellen Paar-Beziehung<br />

bildet den Stoff der Beziehungsshows, Geschlechterbeziehung<br />

und Sexualität stellen<br />

ihren zentralen gesellschaftlichen Rahmen dar.<br />

Müller versteht die Shows als Rituale zur<br />

(Re)Inszenierung und Stabilisierung der<br />

binären Ordnung der Geschlechter. Das heterosexuelle<br />

Paar wird „in den Aufführungen<br />

der Beziehungsshows als eine quasi natürliche<br />

soziale Einheit manifestiert und seine Geltung<br />

als stilles Hintergrundwissen des Alltags gesichert“<br />

(180). Durch ihre „Hyperritualisierung“<br />

(176) werden die geltenden Darstellungskonventionen<br />

der Geschlechter einschließlich ihrer<br />

Veränderungen und Variationen offenbar gemacht.<br />

Dabei orientieren sich die Shows symbolisch<br />

an der Vorstellung einer gleichberechtigten,<br />

von Zwängen und Verantwortlichkeiten<br />

befreiten „reinen Beziehung“ (Giddens) und<br />

einer selbst genügsamen, hedonistischen Sexualität.<br />

Damit sind die Beziehungsshows keineswegs<br />

gesellschaftliche Vorreiter. Wie Müller<br />

zutreffend feststellt, können solche Tendenzen<br />

am Ende des 20. Jahrhunderts nicht als subver-


siv gelten. Der Autor widerspricht in diesem<br />

Zusammenhang dem Subversivitätsverständnis<br />

einiger Cultural Studies-Ansätze und verortet<br />

die Shows im Einklang mit gesellschaftlichen<br />

Prozessen. Abschließend stehen Begriff und<br />

Grenzen der Unterhaltung zur Diskussion<br />

(Kapitel 5). Das Genre fungiert demnach als<br />

„Schaubühne der Lebensführung“ (204), zugleich<br />

darf jedoch die Grenze zum „sozialen<br />

Ernst“ (209) nicht (zu weit) überschritten werden.<br />

Das Buch bietet eine anregende Lektüre, die<br />

durch ausgewiesene anstelle sporadisch versteckter<br />

Zusammenfassungen noch erleichtert<br />

worden wäre. Methodisch erweitert die Studie<br />

die oft zu engen Perspektiven kommunikations<strong>wissenschaft</strong>licher<br />

Inhaltsanalysen, in denen<br />

mediale Arrangements und symbolische<br />

Bedeutungen häufig vernachlässigt werden.<br />

Die Genreanalyse erschließt ein Stück Fernsehgeschichte.<br />

Einige der herausgearbeiteten Charakteristika<br />

der Beziehungsshows führen direkt<br />

zu den seit 2000 populären Containerformaten.<br />

Auch hier bezeichnet ,Reality’ nicht<br />

die ,wirkliche’ Wirklichkeit, sondern ein „mediales<br />

Phänomen von ganz eigener Wirklichkeit“,<br />

das mit der außermedialen spielt (93).<br />

Jutta Röser<br />

Klaus Merten<br />

Einführung in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

Bd. 1: Grundlagen der <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

Münster: Lit, 1999. – 585 S.<br />

(Aktuelle <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>forschung<br />

; 1)<br />

ISBN 3-89473-592-9<br />

Wird ein Buch als Einführung tituliert, dann<br />

verbindet man damit gewisse Erwartungen.<br />

Eine Einführung richtet sich an Studenten, vor<br />

allem an solche in den Anfangssemestern. Für<br />

diese Gruppe sollte sie einen Nutzen bringen.<br />

Eine Einführung muss sich also in ihrer Darstellung<br />

und in der Auswahl der Themengebiete<br />

an den Bedürfnissen von Studierenden im<br />

Grundstudium orientieren. Einführungen sollten<br />

einigermaßen umfassend und aktuell sein,<br />

die wichtigsten Themengebiete, Fragestellungen<br />

und Erkenntnisbestände des Faches sollten<br />

Besprechungen<br />

vermittelt werden. Den Qualitätskriterien<br />

Klarheit und Verständlichkeit kommt eine gesteigerte<br />

Bedeutung zu. Einführungen sollten<br />

den Stand der Wissenschaft klar, nachvollziehbar<br />

und möglichst neutral darstellen. Die vorliegende<br />

von Klaus Merten verfasste „Einführung<br />

in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“<br />

hat vor diesem Hintergrund einige Verdienste,<br />

leider bleibt sie aber auch einiges schuldig.<br />

Auch wenn es viele gelungene Passagen in der<br />

Arbeit gibt, so wiegen die Schwächen doch sehr<br />

schwer.<br />

Besonders auffällig ist die mangelnde Aktualität<br />

der Arbeit. Im Literaturverzeichnis finden<br />

die 90er Jahre kaum statt. Es scheint, als hätte es<br />

im letzten Jahrzehnt keinen <strong>wissenschaft</strong>lichen<br />

Fortschritt im Fach gegeben. Dann wäre es<br />

wohl aber nicht die rechte Zeit, um Einführungen<br />

zu schreiben, sondern eher die Zeit für Nekrologe.<br />

Nimmt man das Quellenverzeichnis<br />

zum Maßstab, dann gab es in den 90er Jahren<br />

nur relevante Forschungen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit<br />

und zum Konstruktivismus<br />

Münsteraner Prägung. Diese Altertümlichkeit<br />

verwundert umso mehr, als der Autor selber<br />

schreibt, dass sich die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

im Wandel befinde. Im Wandel von der<br />

klassischen zur transklassischen Wissenschaft.<br />

Umso wichtiger wäre eine einigermaßen aktuelle<br />

Darstellung des Forschungsstandes. Sollte<br />

dieser Wandel etwa nur die oben dargestellten<br />

Felder berühren und ansonsten an der <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

spurlos vorübergegangen<br />

sein? Die mangelnde Aktualität der Arbeit<br />

wird auch immer wieder in Details deutlich.<br />

Da wird auf Seite 185 die Entwicklung der<br />

Zahl der <strong>Medien</strong> eines großen Wirtschaftsunternehmens<br />

„von 1955 bis heute“ dargestellt.<br />

Heute bedeutet hier 1988. Ähnliches findet sich<br />

auch an anderen Stellen (vgl. etwa S. 268).<br />

Den zweiten zentralen Kritikpunkt macht<br />

wohl eher unfreiwillig der Buchrücken deutlich.<br />

Danach handelt es sich um eine „Münsteraner<br />

Einführung“. Dies hat der Autor doch<br />

etwas zu wörtlich genommen. Hier werden<br />

nicht die Grundlagen der <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

dargestellt, sondern vor allem die<br />

Münsteraner Fassung derselben. So intellektuell<br />

anregend und <strong>wissenschaft</strong>lich verdienstvoll<br />

der Konstruktivismus Münsteraner Prägung<br />

ist, so wenig kann es Sinn machen, in einem<br />

Lehrbuch, das doch wohl über die Münsteraner<br />

Grenzen hinaus Geltung beansprucht, einseitig<br />

diesen Standpunkt darzustellen.<br />

583


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Auch wenn die gewählte <strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Perspektive eng ist, so schlägt die Arbeit doch<br />

inhaltlich einen weiten Bogen. Merten beginnt<br />

gewissermaßen ganz am Anfang. Zunächst<br />

werden zwei Fragen angegangen: „Was ist Wissenschaft?“<br />

und „Was ist Kommunikation?“<br />

Vordergründig erscheint dieses Verfahren natürlich<br />

hochplausibel. Es ist aber zu fragen, ob<br />

hier der avisierte Leser, so es denn der Student<br />

in den Anfangssemestern ist, nicht ein wenig<br />

überfordert wird. Diese Frage ist umso mehr<br />

berechtigt, da es Merten nicht immer gelingt,<br />

seine Botschaft einfach und verständlich darzustellen.<br />

Die weiteren Kapitel befassen sich dann<br />

mit der „Funktion und Struktur von Kommunikation“,<br />

der „Ausdifferenzierung des <strong>Kommunikations</strong>systems“<br />

und der „Analyse von<br />

Kommunikation/Wirkung“.<br />

Auch wenn der Bogen weit gespannt ist,<br />

wenn wirklich viele – vielleicht zu viele – Bereiche<br />

angesprochen werden, die inhaltliche<br />

Gewichtung in der Arbeit erscheint in hohem<br />

Maße kritisierbar. Man erfährt einiges über bestimmte<br />

Varianten der Erkenntnistheorie, über<br />

Kybernetik und Systemtheorie. Relativ ausführlich<br />

wird die Evolution der Kommunikation<br />

abgehandelt. Dem Thema „Vom animalischen<br />

Signalverhalten zur Kommunikation“<br />

werden immerhin sechs Seiten gewidmet, ebenso<br />

dem Thema „Von der Sprache zur Schrift“.<br />

Auch Public Relations wird mit über dreißig<br />

Seiten reichlich bedacht. Alles wichtig, alles interessant,<br />

aber diese teilweise Ausführlichkeit<br />

geht zu Lasten von ganz zentralen Dingen, die<br />

in einer Einführung in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

deutlich mehr Aufmerksamkeit<br />

verdienen. So werden etwa die verschiedenen<br />

Ansätze zur <strong>Medien</strong>wirkungsforschung auf jeweils<br />

kaum mehr als einer Seite abgehandelt.<br />

Dies führt zu erheblichen Verkürzungen. So<br />

wird die Kultivationshypothese so dargestellt,<br />

als ob es keine Kritik daran gebe (S. 376f.).<br />

Auch die Darstellung der Theorien der Massenkommunikation<br />

ist ungenügend, sie kommt<br />

über den Charakter einer Aufzählung nicht wesentlich<br />

hinaus. Es ist schon sehr kühn, politische<br />

Theorien der Massenmedien auf knapp einer<br />

Seite abzuhandeln (S. 155/156). Ebenso<br />

werden die verschiedenen <strong>Medien</strong>gattungen<br />

eher stichpunktartig behandelt.<br />

Ärgerlich sind auch einige argumentative<br />

Mängel. Auf S. 21 findet man eine Kurve, welche<br />

die Evolution der Kommunikation beschreibt<br />

und zum Ergebnis verführt, dass sich<br />

584<br />

dieser Prozess extrem beschleunigt habe, da die<br />

Zahl medientechnischer Innovationen dramatisch<br />

zugenommen habe. Dies stimmt sicherlich,<br />

aber dieses Schaubild taugt nicht als Beweis,<br />

denn die Darstellung ist hochgradig selektiv.<br />

Da gibt es die CD als neue Technik, den<br />

Kassettenrekorder aber nicht, und – noch interessanter<br />

– die Schallplatte taucht auch nicht<br />

auf. Der optische Telegraph findet einfach<br />

nicht statt. Kabelfernsehen ist im Gegensatz<br />

zum Satellitenfernsehen keine Innovation. Mit<br />

solcher Beliebigkeit kann man alles beweisen.<br />

Auch innerhalb des konstruktivistischen<br />

Kontextes wird stellenweise schwach argumentiert.<br />

So schreibt Merten „Nichts ist wirklich,<br />

was nicht in den <strong>Medien</strong> ist, oder: <strong>Medien</strong> konstruieren<br />

Wirklichkeit.“ (S. 21) Beide Sätze<br />

werden hier praktisch inhaltlich gleichgesetzt,<br />

sind es aber nicht. Denn, dass die <strong>Medien</strong> Wirklichkeit<br />

konstruieren, impliziert nicht, dass<br />

Wirklichkeit nicht auch anders konstruiert<br />

werden könnte. Die erste Aussage ist ohnehin<br />

nachgerade unsinnig. So wird Falsches behauptet,<br />

dieses mit Richtigem gleichgesetzt und<br />

schon wurde Falsches richtig. Überhaupt<br />

scheint mir die Argumentation zum Verhältnis<br />

von <strong>Medien</strong>, Kommunikation und Wirklichkeit<br />

selten stringent. Gänzlich in die Irre führt<br />

die Analyse des Begriffes Öffentlichkeit. Bei<br />

Merten ist Öffentlichkeit gegeben, wenn zwei<br />

Personen in einer Situation anwesend sind (vgl.<br />

S. 219f.). Damit wird der Begriff in seiner Bedeutung<br />

aber (unzulässig, zumindest aber unvernünftig)<br />

eingeschränkt, und dies führt in der<br />

weiteren Argumentation naturgemäß zu einiger<br />

Konfusion. Hier rächt es sich, dass Merten<br />

einige interessante Autoren, die sich mit Öffentlichkeit<br />

auseinander gesetzt haben, nicht in<br />

seine Argumentation einbezieht: etwa Sennett<br />

oder Hölscher.<br />

Ein letzter gravierender Kritikpunkt bezieht<br />

sich auf den Charakter der Darstellung. An vielen<br />

Stellen ist die Arbeit schwer lesbar. Dies ist<br />

natürlich gerade bei einer Einführung ein erheblicher<br />

Mangel. Die häufig verwendeten<br />

Schaubilder tragen selten zu einer gesteigerten<br />

Verständlichkeit bei. Diese Kritik gilt aber<br />

nicht für das ganze Buch. Immer wieder gibt es<br />

auch Stellen, die sehr gelungen, anschaulich<br />

und informativ sind. Dies gilt etwa für die Darstellung<br />

der Informationstheorie oder die Entwicklung<br />

der Schrift. Sehr anschaulich und gut<br />

wird auch die These vom überproportionalen<br />

Wachstum von Kommunikation bei der Aus-


differenzierung von Gesellschaften dargestellt<br />

(vgl. S. 188f.). Gerade diese gelungenen Beispiele<br />

machen aber schmerzlich deutlich, was<br />

möglich gewesen wäre, hätte der Autor sich<br />

darauf konzentriert, wirklich dem Charakter<br />

einer Einführung gerecht zu werden, anstatt in<br />

diesem Buch auch ein Mittel <strong>wissenschaft</strong>sideologischer<br />

Auseinandersetzung zu sehen. Es<br />

schadet einem Lehrbuch, wenn man, statt eine<br />

einigermaßen neutrale Übersicht über das Fach<br />

zu geben, eher die Sterbeurkunde für die Publizistik<strong>wissenschaft</strong><br />

ausstellen will.<br />

PS: Anschauliche Beispiele haben so ihre<br />

Tücken. Auf S. 24 beschreibt Merten beispielhaft<br />

Alltags- und Verschwörungstheorien.<br />

Dort schildert er einen studentischen Tagesablauf<br />

voller Missgeschicke. Unter anderem „(…)<br />

gießt Ihnen jemand [im Seminar] ein Fuder<br />

heißen Kaffee über Ihre Seminarunterlagen<br />

(…)“. Der kundige Weinfreund weiß natürlich,<br />

dass dies nur schwer vorstellbar ist, denn ein<br />

Fuder ist ein Weinfass mit etwa 1000 Litern Inhalt.<br />

Helmut Scherer<br />

Julia Spanier<br />

Werbewirkungsforschung und Mediaentscheidung<br />

Förderung des Informationstransfers zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis<br />

München: Reinhard Fischer, 1999. – 219 S.<br />

(Schriftenreihe des <strong>Medien</strong> Instituts Ludwigshafen;<br />

13)<br />

ISBN 3-88927-258-4<br />

Die Dissertation von Julia Spanier befasst sich<br />

mit einem klassischen Vorwurf: Die universitäre<br />

Forschung gehe an den kommerziellen Interessen<br />

vorbei, die Praktiker nähmen ihrerseits<br />

Untersuchungsergebnisse nicht zur Kenntnis,<br />

sondern entschieden intuitiv. Spanier, selbst<br />

aus der Praxis, will diesem Zustand abhelfen,<br />

indem sie den Forschungstransfer zwischen<br />

beiden Bereichen analysiert und den Stellenwert<br />

der Forschung für die Mediaentscheider<br />

evaluiert (S. 17).<br />

Zu Beginn ihrer Ausführungen klärt Spanier<br />

grundlegende Begriffe im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand,<br />

auch um die Diskrepanz,<br />

die zwischen Wissenschaft und Praxis<br />

herrscht, zu illustrieren. Die Darstellung hätte<br />

an Klarheit gewonnen durch eine struktur-<br />

Besprechungen<br />

gebende Unterscheidung zwischen ökonomischem<br />

Werbeerfolg und psychologischer<br />

Werbewirkung (vgl. Pepels, 1996). Spanier beschreibt<br />

im Folgenden ihren Gegenstand, indem<br />

sie Untersuchungsschwerpunkte identifiziert<br />

(S. 31): Für die akademische Forschung<br />

führt sie Prozessmodelle der <strong>Kommunikations</strong>forschung<br />

auf, Individuen-bezogene Forschung<br />

der Werbepsychologie, Studien zu<br />

Werbemitteln sowie die so genannte „Werbeeffektforschung“,<br />

die sich mit Kontexteffekten<br />

befasst. Die beiden letztgenannten Bereiche<br />

zählt sie ebenfalls zur Praxis, ebenso wie Zielgruppen-<br />

(hinsichtlich <strong>Medien</strong>präferenzen)<br />

und Werbeträger- oder Mediaforschung sowie<br />

Werbeerfolgsmessung. Diese Darstellung birgt<br />

meines Erachtens zwei Probleme: Zum einen<br />

handelt es sich nicht bei allen geschilderten<br />

Aspekten gleichermaßen um Forschungsfelder.<br />

Die Untersuchung eines Gegenstandbereiches<br />

wie Kontaktwirkungen kann man nicht auf einer<br />

Ebene mit Prozessmodellen, also theoretischen<br />

Grundlagen ansiedeln. Zum anderen<br />

kann die Forschung zu Werbeinhalten allenfalls<br />

im Sinne prognostischer Inhaltsanalysen<br />

zur Wirkungsforschung gezählt werden, außer<br />

man geht von einem strikten Stimulus-Response-Modell<br />

aus.<br />

Spanier führt diese Bereiche der universitären<br />

respektive der praktischen Forschung<br />

auf ein „Individual-, bzw. „Kontaktmodell“<br />

zurück. Letzteres bezeichnet Spanier als „exaktes<br />

Stimulus-Response-Modell“ (S. 30), was sicher<br />

richtig ist. Für das postulierte Individualmodell<br />

der akademischen Forschung (so es<br />

ein solches gibt), würde ich allerdings nicht mit<br />

der Autorin konform gehen, dass es „seine<br />

Grundlagen in den Vorstellungen einer klassischen<br />

Stimulus-Response-Reaktion“ findet<br />

(S. 30), auch wenn sie hier ein S-O-R-Modell<br />

zugrunde legt. Da ist die akademische Forschung<br />

doch deutlich weiter (z. B. in der Übersicht<br />

Mayer & Illmann, 2000).<br />

Im dritten Kapitel werden die aufgeführten<br />

Bereiche inhaltlich umrissen und hinsichtlich<br />

ihres Potenzials für Mediaentscheider analysiert.<br />

Die Autorin will zeigen, dass es in einigen<br />

Gebieten Überschneidungen gibt, andere einseitig<br />

von der akademischen bzw. der praktischen<br />

Forschung behandelt werden. Das gelingt<br />

nur in Teilen. Die Auswahl der diskutierten<br />

Aspekte ist meiner Ansicht nach nicht immer<br />

zwingend. Auch gibt Spanier bereits hier<br />

Empfehlungen für die Praxis, die Ergebnissen<br />

585


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

der akademischen Forschung zum Teil widersprechen.<br />

Ein Beispiel: Im Gegensatz zu ihren<br />

eindeutigen Empfehlungen hinsichtlich der<br />

Auswahl geeigneter Werbeumfelder (S. 55)<br />

konstatieren z. B. Jenzowsky und Friedrichsen<br />

(1999) ein völlig unklares Bild der Forschungslage<br />

in Bezug auf Kontextwirkungen. Insgesamt<br />

ist dieses Kapitel sehr vielschichtig, leider<br />

aber bisweilen auch oberflächlich und verkürzend.<br />

Im Folgenden erörtert Spanier Probleme<br />

und Chancen des Forschungstransfers zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis (genauer: Mediaentscheidern).<br />

Sie entwickelt ein „Relevanzmodell<br />

der Werbewirkungsforschung“ sowie<br />

Hypothesen zum Stellenwert der Forschung<br />

für die Mediaentscheidung. Spaniers Hypothesen<br />

beziehen sich auf ihre Darlegungen in Kapitel<br />

3, stringent abgeleitet sind sie allerdings<br />

nicht. Sie geht davon aus, dass unter Werbewirkung<br />

in erster Linie eine Erhöhung von Kontaktwahrscheinlichkeiten<br />

verstanden wird<br />

(H1), dass Werbeerfolg für Mediaentscheider<br />

wichtiger ist als Werbewirkung (H1a), dass die<br />

akademische Forschung für sie irrelevant und<br />

ihnen unbekannt ist (H2), dass aber auf der anderen<br />

Seite das Interesse an akademischer Forschung<br />

groß ist (H3). Das Relevanzmodell<br />

zeigt „die besonders geeigneten Gebiete für den<br />

Forschungstransfer zwischen Universitäten<br />

und Praxis“ auf (S. 112). Es wird nicht ganz<br />

klar, auf welcher Grundlage die Modellentwicklung<br />

erfolgt, von einer theoretischen Herleitung<br />

im strengen Sinne kann sicher keine<br />

Rede sein. Im Prinzip geht es um den Stellenwert<br />

der einzelnen Ansätze im Hinblick auf<br />

ihre Verwertbarkeit für die Mediaentscheider –<br />

und nur für diese (S. 103). Das ist im Sinne einer<br />

Eingrenzung des Themas sicher sinnvoll,<br />

allerdings ist ein solches Modell nur sehr eingeschränkt<br />

gültig. „Sehr relevant“ bedeutet hier,<br />

dass ein Forschungsbereich auf dem Kontaktmodell<br />

basiert (Relevanzklasse 1). Beruht er auf<br />

dem Individualmodell, ist er automatisch nicht<br />

relevant (Relevanzklasse 4). Darüber hinaus<br />

fließt in die Klassifizierung ein, ob die Forschung<br />

Hilfe für die Mediaselektion und/oder<br />

die Erhöhung der Kontaktwahrscheinlichkeit<br />

bietet (S. 103f). Zusätzlich führt Spanier ein Gewichtungskriterium<br />

in Abhängigkeit von der<br />

Nutzung einer bestimmten Werbeträgerstudie<br />

(S. 106) ein. Daraus resultiert beispielsweise ein<br />

Relevanzwert von 2,5 (= wenig relevant bis relevant)<br />

für die akademische und von 2,0 für die<br />

586<br />

kommerzielle Forschung (= relevant). Dieses<br />

Vorgehen ist ebenso pragmatisch wie idiosynkratisch,<br />

objektivierbare Kriterien fehlen vor<br />

allem, wo es um die exakte Quantifizierung<br />

geht (s. S. 110).<br />

Im empirischen Teil des Buches berichtet<br />

Spanier über eine postalische Befragung von<br />

Mediaentscheidern mit dem Ziel, die a priori<br />

entwickelten Relevanzklassen empirisch zu<br />

überprüfen. Die Ausschöpfung der Stichprobe<br />

beträgt 41% (S. 119), so dass eine globale Repräsentativität<br />

nur bedingt gegeben ist. Spanier<br />

zeigt zwar, dass die Branchenverhältnisse in ihrer<br />

Stichprobe gewahrt bleiben, bleibt aber die<br />

Analyse anderer – möglicherweise relevanter –<br />

Variablen (z. B. Alter, Geschlecht, Ausbildung<br />

usw.) schuldig, wodurch auch die Frage nach<br />

der spezifischen Repräsentativität offen bleibt.<br />

Hypothesen und Bereiche des Relevanzmodells<br />

werden durch Items operationalisiert, der<br />

Anteil der Zustimmung ergibt die Zuteilung zu<br />

Relevanzklassen.<br />

Das sechste Kapitel des Buches umfasst die<br />

Ergebnisse. Es zeigt sich, dass „in der Werbepraxis<br />

… die Vorstellung linearer Beeinflussungsmöglichkeiten<br />

im Sinne klassischer Stimulus-Response-Modelle<br />

als Voraussetzung<br />

für Werbewirkung“ dominiert, H1 wäre somit<br />

bestätigt (S. 125). Hypothese 1a, nach der Werbeerfolg<br />

wichtiger ist als Werbewirkung, muss<br />

augrund der Ergebnisse verworfen werden,<br />

denn „für einen Großteil der Entscheider stehen<br />

kommunikative Wirkungen im Vordergrund“<br />

(S. 129). H2, die postuliert, dass die akademische<br />

Forschung für Mediaentscheider nur<br />

einen geringen Stellenwert besitzt, wird wiederum<br />

bestätigt (S. 134), obwohl wie postuliert<br />

ein großes Interesse an akademischer Forschung<br />

besteht (H3, S. 139). Zum Teil sind diese Ergebnisse<br />

nicht ganz plausibel: Wenn beispielsweise<br />

90 % der Befragten der Ansicht sind, der<br />

Erfolg der Werbung sei abhängig von den Einstellungen<br />

und Gefühlen der Personen, auf die<br />

die Botschaft trifft (S. 124), kann man sicher<br />

nicht von einer reinen S-R-Vorstellung ausgehen,<br />

wie in H1 vermutet. Die im Folgenden dargelegte<br />

empirische Überprüfung des Relevanzmodells<br />

bestätigt – sicher nicht erstaunlich –<br />

weitestgehend die Vorüberlegungen (S. 150).<br />

Am Ende des Buches gibt Spanier Empfehlungen<br />

zur Förderung des Forschungstransfers.<br />

Diese Hinweise entwerfen zum Teil ein fragwürdiges<br />

Bild akademischer Forschung als Ergebnislieferant<br />

für die Praxis (S. 161 ff.).


Spaniers prinzipiell positiv zu wertendes<br />

Unterfangen, Praxis und Wissenschaft zusammenzubringen,<br />

bleibt in der Umsetzung hinter<br />

den Erwartungen zurück. Das größte Problem<br />

sehe ich in der Einschränkung der Praxisvertreter<br />

auf die Gruppe der Mediaentscheider,<br />

die eine Fokussierung auf das Kontaktmodell<br />

impliziert. Das ist dem Stand der universitären<br />

Werbewirkungsforschung nicht angemessen.<br />

Hinzu kommen begriffliche Unschärfen im<br />

<strong>wissenschaft</strong>lichen Vokabular und – sicherlich<br />

problematischer – Beliebigkeit bei zentralen<br />

Konzepten. Trotz dieser kritischen Anmerkungen<br />

aus dem akademischen Blickwinkel ist<br />

das Buch sicher eine lohnende Lektüre für<br />

Akademiker, die den Kontakt zur Praxis suchen.<br />

Literatur:<br />

Daniela Schlütz<br />

Jenzowsky, S. & Friedrichsen, M. (1999). Fernsehwerbung:<br />

Werbewirkung im Kontext<br />

des Fernsehprogrammaterials. In: M.<br />

Friedrichsen & S. Jenzowsky (Hrsg.),<br />

Fernsehwerbung: Theoretische Analysen<br />

und empirische Befunde (S. 261 – 306). Opladen:<br />

Westdeutscher Verlag.<br />

Mayer, H. & Illmann, T. (2000). Markt- und<br />

Werbepsychologie (3. Aufl.). Stuttgart:<br />

Schäffer-Poeschel.<br />

Pepels, W. (1996). Werbeeffizienzmessung.<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel.<br />

Thomas Valovic<br />

Digital mythologies<br />

The hidden complexities of the internet<br />

New Brunswick, New Jersey, London: Rutgers<br />

University Press, 2000. – 220 S.<br />

ISBN 0-8135-2754-6<br />

Wir leben in einer Zeit des grundlegenden<br />

Wandels, in dem das „Postmoderne“ eher einen<br />

Anfang als das Endprodukt des Wandlungsprozesses<br />

bezeichnet. Das Internet spielt in diesem<br />

Prozess eine wichtige Rolle und stellt eine<br />

Herausforderung dar, die richtigen Fragen zu<br />

stellen. Dazu muss aber die Diskussion, die das<br />

Web über sich selbst führt, entmythologisiert<br />

werden.<br />

Dies ist der grundlegende Ansatz von Valovic,<br />

den man überwiegend als Journalist im Te-<br />

Besprechungen<br />

lekommunikationsbereich kennt und der über<br />

lange Insidererfahrungen im Internet verfügt.<br />

Das Buch greift auf diese Erfahrungen in zweifacher<br />

Weise zurück, indem es einerseits eine<br />

Reflektion dieser Erfahrungen darstellt, andererseits<br />

diese Reflektion an früheren Diskussionsbeiträgen<br />

im Web orientiert. Faktisch<br />

besteht das Buch aus 33 Schnipseln, die selten<br />

länger als fünf Seiten sind, in sich häufig auch<br />

recht unterschiedliche Themen ansprechen.<br />

Die Überschriften korrespondieren daher nur<br />

locker mit den Texten, die untereinander nicht<br />

verknüpft sind, dafür aber in fünf Kapitel eingeteilt<br />

werden, die auch nicht immer zwingend<br />

erscheinen.<br />

Valovics argumentativer Ausgangspunkt<br />

sind überwiegend Beiträge anderer Autoren<br />

aus Diskussionen über das Internet, die er diskutiert,<br />

in allgemeinere Fragestellungen transformiert<br />

und diese dann häufig unbeantwortet<br />

lässt. Dadurch entsteht gelegentlich der Eindruck,<br />

als würde er die jeweiligen Insider-Mythen<br />

durchaus zu Recht zunächst zurückweisen,<br />

um dann seinerseits Gegenmythen aufzubauen.<br />

Dieser Problematik kann er – wie er<br />

selbst sieht – deshalb nicht entgehen, weil es<br />

über die tatsächlichen Wirkungen des Internet<br />

auf die Menschen kaum verlässliche Forschung<br />

gibt. Trotz der Schnipsel-Struktur des Buches<br />

dürfte es von vorne nach hinten entstanden<br />

sein, denn es existiert durchaus ein Gedankengang,<br />

der zwar nicht explizit gemacht wird,<br />

aber rekonstruierbar ist.<br />

„Virtuelle Träume“ weist darauf hin, dass<br />

wir uns bezüglich des Internet noch in einer<br />

Euphorie-Phase befinden, der unvermeidlicherweise<br />

irgendwann der Katzenjammer folgen<br />

wird, insbesondere wenn sich die Warnungen<br />

bestätigen werden, dass es tatsächlich die<br />

kulturellen Standards verschwinden lässt. Sein<br />

Beitrag zur Schaffung von Wohlstand erfordert<br />

einen Übergang in eine neue Wirtschaft, sein<br />

evolutionärer Beitrag eine kulturelle Adaption,<br />

und in beiden Fällen ist es durchaus möglich,<br />

dass wir diese Veränderungen nicht erfolgreich<br />

bewältigen werden.<br />

„Virtuelle Albträume“ warnt vor dem neuen<br />

Utilitarismus, dem „Power Cocooning“ (sich<br />

ins Netz zurückziehen), der Überlastung der<br />

menschlichen Verarbeitungskapazitäten, der<br />

Informationsüberlastung, dem Verschwinden<br />

der Geschichte durch obsessive Konzentration<br />

auf die Gegenwart, dem Diebstahl der Innerlichkeit<br />

durch die <strong>Medien</strong>, der Entfremdung<br />

587


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

sowie der zunehmenden Verletzlichkeit der<br />

Systeme. In einem sehr kurzen Beitrag zur<br />

elektronischen Mediation kommt eine der<br />

Grundstrukturen der Valovic-Welt zum Ausdruck:<br />

die unauflösliche Widersprüchlichkeit<br />

unserer gegenwärtigen Situation. Einer der<br />

Hauptwidersprüche ist: Der Computer ist Teil<br />

des Problems und Teil der Lösung.<br />

„Electronic Polity“ ist zunächst eine Reflektion<br />

der Erfahrungen, die Valovic selbst durch<br />

seine Teilnahme am WELL gemacht hat, setzt<br />

also auf elektronischen Diskussionen und<br />

Gruppenbildungen auf: Identitätsprobleme,<br />

möglicher Missbrauch des Netzes durch Spin<br />

Doctors, Probleme bei der Beurteilung von<br />

Informationen im Web, unübersichtliches<br />

Durcheinander („Cocktail-Party-Problem“).<br />

Durch diese Potenziale des Netzes zur Dekontextualisierung<br />

reflektiert das Internet die notwendigen<br />

Erscheinungen, die den Prozess der<br />

Transition von einem gesellschaftlichen Modus<br />

in einen anderen ausmachen. Die demokratisierenden<br />

Potenziale des Internet werden generell<br />

eher skeptisch betrachtet, allerdings könnte es<br />

auf lokaler Ebene zur Wiederbelebung des Gemeindelebens<br />

führen.<br />

Mit „Digitaler Kultur“ meint Valovic die<br />

Diskussion, die das Netz über sich selber führt,<br />

also insbesondere die Diskussionen in „Wired“<br />

und in der „Electronic Frontier Foundation“.<br />

Er charakterisiert diese Diskussion als die einer<br />

digitalen Elite, die besessen ist von Fragen<br />

des Schutzes der Privatsphäre und der Meinungsäußerungsfreiheit,<br />

die andere <strong>Medien</strong><br />

grundsätzlich als reglementiert ansieht und ihnen<br />

daher misstraut, die auf ein technokratisches<br />

Gesellschaftsverständnis zusteuert und<br />

einem Sozialdarwinismus huldigt, der lediglich<br />

die Märkte als regulierende Instanzen anerkennt.<br />

Durch all diese Kapitel werden zwei Grundzüge<br />

immer deutlicher: Valovic fürchtet um die<br />

Weiterexistenz von Kultur und Bildung, die er<br />

durch eine sich entwickelnde Technokratie bedroht<br />

sieht (und es ist sicher kein Zufall, dass<br />

besonders Postman lobend von ihm erwähnt<br />

wird). Seine Gesellschaftsdiagnose ist daher<br />

auch keine, die sich nur an den „verborgenen<br />

Komplexitäten des Internet“ festmacht, sondern<br />

ein umfassenderes Bild der (US-amerikanischen)<br />

Welt zeichnet. Da er diese umfassendere<br />

Herangehensweise allerdings selten<br />

kennzeichnet, sondern die ihm problematisch<br />

erscheinenden Phänomene häufig gewisser-<br />

588<br />

maßen ersatzweise dem Internet zuschreibt, geraten<br />

etliche Diskussionen in eine Schieflage –<br />

eigentlich hat er Recht, aber nicht unbedingt<br />

darin, dass es sich um eine Wirkung des Internet<br />

handelt.<br />

Im letzten Kapitel „Wissenschaft, Kultur<br />

und Internet“ wird dies dann aber zumindest<br />

teilweise insofern korrigiert, als hier eine breitere<br />

Perspektive eingenommen wird; das Internet<br />

erscheint fast gar nicht mehr, und wenn,<br />

dann in Form des „Cyberspace“, der von ihm<br />

durchaus sehr viel breiter als die digitale<br />

Durchdringung unserer Welt gemeint ist. Wissenschaft<br />

und Technik haben die Kultur erobert,<br />

aber wir sind auf dem Weg, dem etwas<br />

Spirituelles entgegenzusetzen. Die „epistemologische<br />

Krise“ des „Kampfes zwischen Technik<br />

und Seele“ (Sven Birkert) erfordert die Herausbildung<br />

eines neuen Modells der Transparenz<br />

(jenseits von Kirche und Spiritualität).<br />

Dazu können beitragen die Rückkehr zu einem<br />

ökologischen Weltverständnis (das sich in den<br />

60er Jahren artikulierte) sowie die Wiederbelebung<br />

von Familie und Gemeinschaft (anstelle<br />

von Gesellschaft). Dies erfordert aber die<br />

Bekämpfung der technokratischen Tendenzen<br />

des Internet. Um die digitale Revolution in die<br />

richtige Richtung zu bewegen, muss man sich<br />

ihr allerdings anschließen. Der Widerspruch,<br />

dass man damit auch zu ihrer Weiterentwicklung<br />

beiträgt, ist ertragbar, wenn man das Internet<br />

vor allem als ein Werkzeug, mit dem Erfahrungen<br />

gemacht werden können, auffasst<br />

und nicht als ein von sich aus alles rettendes<br />

oder verderbendes Phänomen. Nicht die Menschen<br />

müssen sich an das Internet anpassen,<br />

sondern das Internet (wie alle Technik) an den<br />

Menschen.<br />

Es ist schade, dass diese wichtige, abwägende,<br />

sich nicht um technikethische Probleme<br />

drückende Position so zerschnipselt daherkommt.<br />

Das wird viele Leser abschrecken oder<br />

daran hindern, ihrerseits die notwendigen Rekonstruktionsarbeiten<br />

durchzuführen. Andererseits<br />

könnte man dahinter auch eine aus dieser<br />

Position stammende Absicht vermuten: Die<br />

Postmoderne muss sich aus der Phase, in der<br />

viele Phänomene zusammenhanglos erscheinen,<br />

in eine Phase bewegen, in der Zusammenhänge<br />

wiederhergestellt werden, und zwar aus<br />

der Sicht der Menschen. Das fordert Valovic<br />

von seinen Lesern, indem er es ihnen gerade<br />

nicht leicht macht. Für diejenigen, die sich Gedanken<br />

über das Internet, die <strong>Medien</strong>, die Be-


wegungen der Digitalisierung, den Zustand<br />

von Gesellschaft (und nicht nur der US-amerikanischen)<br />

machen, lohnt sich diese Mühe der<br />

Rekonstruktionsarbeit.<br />

Gernot Wersig<br />

Wiebke Müller<br />

Journalistenausbildung in Europa<br />

Bestandsaufnahme, neue Modelle, Entwicklungsperspektiven<br />

Berlin: Vistas, 1999. – 223 S.<br />

(Reihe Vistascript; 13)<br />

ISBN 3-89158-231-5<br />

„Journalistenausbildung in Europa“ – unter<br />

diesem Titel erwartet der Leser zunächst einen<br />

Überblick über die (durchaus heterogenen)<br />

Strukturen des Berufsfeldes in verschiedenen<br />

europäischen Ländern und die jeweils dazugehörenden<br />

Aus- und Weiterbildungssysteme.<br />

Darüber erfährt man in dem lesenswerten Buch<br />

von Wiebke Müller relativ wenig. Denn die<br />

Autorin will mehr: Sie interessiert sich für Ausund<br />

Weiterbildungsangebote, die einen inhaltlichen<br />

oder strukturellen Europa-Bezug aufweisen,<br />

also entweder europäische Themen in<br />

ihr Curriculum integrieren oder gar europäische<br />

Ableger oder transnationale Kooperationen<br />

entwickeln.<br />

Die Beschäftigung mit Aspekten der europäischen<br />

Integration hat häufig mit einem besonderen<br />

normativen Überschuss zu kämpfen:<br />

„Europa“ ist irgendwie immer „gut“, „mehr<br />

Europa“ (im Sinne von mehr Kooperation und<br />

Integration) deshalb scheinbar automatisch<br />

besser. Die Gefahr einer Idealisierung von Initiativen<br />

und Modellen, die „mehr Europa“<br />

wollen, liegt deshalb nahe. Wiebke Müller begegnet<br />

dieser Gefahr auf einleuchtende Weise.<br />

Sie beschreibt natürlich mit großer Sympathie<br />

die bestehenden Angebote in diesem Bereich<br />

und die sich entwickelnden transnationalen<br />

Netzwerke. Aber sie fragt zugleich nach verschiedenen<br />

Stolpersteinen: nach den Erfahrungen,<br />

die die Ausbildungsinstitutionen mit Europa<br />

als Thema und Kooperationsfeld tatsächlich<br />

gemacht haben (S. 107 ff.), nach den im<br />

Moment durchaus noch schmalen Beschäftigungsfeldern<br />

für Journalistinnen und Journalisten<br />

mit Europa-Qualifikation (S. 173 – 186),<br />

nach der Abhängigkeit europäischer Vernet-<br />

Besprechungen<br />

zungsinitiativen von den nicht immer gleich<br />

stark sprudelnden EU-Förderquellen usw.<br />

Das wichtigste länderübergreifende Netzwerk<br />

der Journalistenaus- und -weiterbildung<br />

stellt die 1990 gegründete „European Journalism<br />

Training Association“ (EJTA) dar, die<br />

ihren Sitz soeben von Maastricht nach Bordeaux<br />

verlegt hat Im Rahmen der EJTA-Kooperationen<br />

haben sich auch die beiden bekanntesten<br />

transnationalen Bildungsangebote<br />

für (angehende) Journalisten entwickelt: die<br />

„Euroreporter-Seminare, bei denen Journalistenschüler<br />

aus verschiedenen europäischen<br />

Ländern gemeinsam während einer Woche ein<br />

journalistisches Produkt (z. B. eine Zeitschrift<br />

oder ein TV-Magazin) zu einem europäischen<br />

Rahmenthema erstellen, sowie die „Europafilialen“<br />

des „Centre de Formation des Journalistes<br />

(CFJ) in Paris, die es Absolventen im Fach<br />

Journalismus (nicht nur) aus Europa ermöglichen,<br />

sich in einem Jahr als „Europajournalisten“<br />

zu spezialisieren.<br />

Die Seminare sind für die Autorin das Paradebeispiel<br />

für einen inhaltlichen Europa-Bezug<br />

in der Journalistenausbildung, während die Europafilialen<br />

den Prototyp einer Verbindung<br />

von inhaltlichem und strukturellem Europa-<br />

Bezug darstellen, der inzwischen verschiedene<br />

Nachahmer gefunden hat.<br />

Die Bedeutung der EJTA als Rahmen für<br />

diese Aktivitäten hat auch dazu geführt, dass<br />

die Autorin die Mitglieder dieses Netzwerkes<br />

als wichtigsten empirischen Einstiegspunkt für<br />

ihre empirische Untersuchung gewählt hat.<br />

Den Kern ihrer Arbeit bilden drei einander ergänzende<br />

schriftliche Befragungen: Angeschrieben<br />

wurden erstens die Mitgliedsinstitutionen<br />

der EJTA, zum Zweiten die deutschen<br />

Ausbildungseinrichtungen für Journalisten, die<br />

nicht Mitglied der EJTA sind, und drittens für<br />

den Bereich der PR-Ausbildung die Mitglieder<br />

der Confédération Européenne des Relations<br />

Publiques (CERP). Die Rücklaufquoten lagen<br />

zwischen 40 und 50 Prozent und sind damit<br />

für diese Art der (europaweiten!) Befragung<br />

durchaus annehmbar. Allerdings ist die absolute<br />

Zahl der eingegangenen Fragebögen (32<br />

EJTA-Mitglieder, 13 EJTA-Nicht-Mitglieder<br />

in Deutschland und 21 CERP-Ausbildungseinrichtungen)<br />

so gering, dass sich bei manchen<br />

Fragen Fallzahlen ergeben, die nicht hätten interpretiert<br />

werden sollen. Auch die Darstellung<br />

von Prozentverteilungen ist bei Fallzahlen unter<br />

100 nicht sonderlich sinnvoll. Doch die Au-<br />

589


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

torin stützt sich nicht auf diese Befragungsdaten<br />

allein: Ergänzend hat sie Dokumentenauswertungen<br />

und Gesprächsrecherchen<br />

durchgeführt und Stellenausschreibungen im<br />

„Journalist“ im Hinblick auf die im Berufsfeld<br />

geforderten Europa-Qualifikationen vorgenommen.<br />

Interessant und auch ein wenig ernüchternd<br />

ist das Ergebnis, dass die Ausbildungsinstitutionen<br />

die Prioritäten für die Zukunft vor allem<br />

im Bereich solider Fachkompetenz (Handwerk,<br />

Technik) und Berufsethik sowie bei den<br />

Fremdsprachenkenntnissen sehen, weniger dagegen<br />

bei der Vermittlung interkultureller<br />

Kompetenzen oder der Schaffung gemeinsamer<br />

europäischer Ausbildungsstandards (S. 109).<br />

Dieses Ergebnis trifft in der Tendenz auch für<br />

die befragten PR-Ausbildungseinrichtungen<br />

zu und ist ein Indiz dafür, dass die „hehren“<br />

Ziele einer weiter gehenden europäischen Integration<br />

in der Praxis der Ausbildung für <strong>Kommunikations</strong>berufe<br />

von eher untergeordneter<br />

Bedeutung sind. Auch europabezogene Kompetenzen<br />

werden zumindest im Journalismus<br />

noch keineswegs häufig verlangt. Nur in 10 %<br />

der untersuchten Stellenanzeigen für Journalisten<br />

wurden solche Kompetenzen gefordert,<br />

während ein Europa-Profil immerhin in rund<br />

30 % der PR-Stellenanzeigen erwartet wird<br />

590<br />

(S. 184). Bemerkenswert ist schließlich folgendes<br />

Fazit: Zwar haben erwartungsgemäß internationale<br />

Netzwerke wie EJTA oder CERP<br />

eine Katalysatorwirkung für die Erarbeitung<br />

und Durchführung europaorientierter Ausund<br />

Fortbildungskonzepte. Ausbildungseinrichtungen,<br />

die innerhalb solcher Netzwerke<br />

bereits Erfahrungen mit europäischer Kooperation<br />

und europäischen Inhalten gemacht haben,<br />

schätzen die Arbeitsmarktchancen von<br />

Journalisten und <strong>Kommunikations</strong>beruflern<br />

mit internationalem Ausbildungsprofil allerdings<br />

tendenziell kritischer ein als Einrichtungen,<br />

die nicht Mitglied in einem solchen Netzwerk<br />

sind.<br />

Die Arbeit von Wiebke Müller enthält zum<br />

einen viele Informationen, die sonst aufwändig<br />

zusammengesucht werden müssten. Sie kann –<br />

durch den Adressenteil am Schluss und die Beschreibung<br />

einzelner Europa-Programme –<br />

zum Teil auch als Nachschlagewerk dienen.<br />

Die Arbeit ernüchtert und öffnet am Ende doch<br />

den Blick für mögliche zukünftige Betätigungsfelder.<br />

Dazu zählt die Autorin unter anderem<br />

die Analyse der Ausbildungssituation in Mittel-<br />

und Osteuropa sowie Modelle der Weiterbildung<br />

für Journalisten und <strong>Kommunikations</strong>berufler<br />

in Europa.<br />

Hartmut Weßler


Zeitschriftenlese<br />

AFP<br />

Jg 31 (2000) Nr 3<br />

Ladeur, Karl-Heinz: „Zur Durchsetzung von<br />

Gegendarstellungsansprüchen in der ARD:<br />

Zugleich ein Beitrag zur rechtlichen Einordnung<br />

gemeinschaftlicher Programme der<br />

Rundfunkanstalten der ARD. – S. 217 – 222<br />

Der Beitrag von Ladeur stellt zunächst die unterschiedlichen<br />

Formen der Kooperation der Rundfunkanstalten<br />

vor, um im folgenden die praktischen Probleme<br />

der Durchsetzung und Ausstrahlung von Gegendarstellungen<br />

gegen ARD-Anstalten zu skizzieren.<br />

Dabei geht es insbesondere um den Konflikt um<br />

eine Gegendarstellung gegen eine Sendung aus der<br />

Reihe „Plusminus“. In diesem Fall sind sieben Anstalten<br />

wegen einer Gegendarstellung in Anspruch genommen<br />

worden, nicht aber der WDR als produzierende<br />

Anstalt selbst. Weiterhin kam es zu unterschiedlichen<br />

Urteilen. Dies nahm die juristische Kommission<br />

von ARD und ZDF zum Anlass für den<br />

Vorschlag, den ARD-StV um eine Klausel zu erweitern,<br />

die allein die Inanspruchnahme der produzierenden<br />

Anstalt vorsieht. Ladeur setzt sich im folgenden<br />

mit der rechtlichen Zurechnung des Gemeinschaftsprogramms<br />

an die einzelnen Veranstalter und der Praxis<br />

der ARD-Anstalten bei der Erfüllung von Gegendarstellungsansprüchen<br />

auseinander um abschließend<br />

darzustellen, warum ein Bedürfnis für eine weitere gesetzliche<br />

Regelung nicht bestehe.<br />

Rath-Glawatz, Michael; Dietrich, Christian:<br />

Die Verwertung urheberrechtlich geschützter<br />

Print-Artikel im Internet. – S. 226 – 230<br />

Waldenberger, Arthur; Hoß, Dirk: Das Recht<br />

der elektronischen Presse. – S. 237 – 248<br />

Die Autoren stellen zunächst den Begriff der „elektronischen<br />

Presse“ vor. Dies seien alle Informationsund<br />

<strong>Kommunikations</strong>dienste (IuK-Dienste), die dem<br />

Presserecht unterfallen würden, wenn sie Druckwerke<br />

im Sinne der Landespressegesetze wären. Die Autoren<br />

sehen ein solches Verständnis wegen der verfassungsrechtlich<br />

gebotenen Entwicklungsgarantie der Presse<br />

als sinnvoll an. Danach setzen sich die Autoren mit<br />

der Abgrenzung von <strong>Medien</strong>- und Telediensten<br />

auseinander. Im Folgenden stellen sie die Behandlung<br />

der elektronischen Presse nach MDStV, TDG<br />

und Landespressegesetzen (Anbieterkennzeichnung,<br />

Journalistische Sorgfaltsmaßstäbe, Verantwortlichkeit,<br />

Trennungsgebot, Gegendarstellungsrecht, Auskunftsanspruch)<br />

vor. Abschließend ziehen die Autoren<br />

das Fazit, dass auf IuK-Dienste, die der „elektronischen<br />

Presse“ zahlreiche Vorschriften und Prinzipien<br />

des klassischen Presserechts angewandt werden<br />

könnten.<br />

Callies, Christian: Werbung, Moral und Europäische<br />

Menschenrechtskonvention. –<br />

S. 248 – 253<br />

Der Autor setzt sich mit der Zulässigkeit der Anzeigenwerbung<br />

nach Art. 10 EMRK auseinander. Der<br />

Autor stellt dabei die Grundzüge des Art. 10 EMRK<br />

und seine Anwendbarkeit auf Werbung dar. Er setzt<br />

sich darüber hinaus mit dem weiten Beurteilungsspielraum<br />

der Vertragsstaaten bei der Bewertung der<br />

in Frage stehenden Schockwerbung und von Sittenverstößen<br />

auseinander, der im Ergebnis dazu führe,<br />

dass das nationale Verbot von „Schockwerbung“ mit<br />

Blick auf die bisherige Rechtsprechung des EGMR einer<br />

europäischen Kontrolle anhand Art. 10 EMRK für<br />

den Fall der Bestätigung der Entscheidungen des<br />

BGH durch das BVerfG entzogen sei. Dies ist – nach<br />

Erscheinen des Aufsatzes – nicht erfolgt (BVerfG, 1<br />

BvR 1762/95 vom 12.12.2000).<br />

Jg 31 (2000) Nr 4<br />

Weberling, Johannes: Aktuelle Entwicklungen<br />

im Pressearbeitsrecht. – S. 317 – 321<br />

Gounalakis, Georgios; Rhode, Lars: Unentgeltlicher<br />

Zeitungsvertrieb – modernes <strong>Medien</strong>konzept<br />

oder Marktstörung?. – S. 321 –<br />

335<br />

Der Beitrag setzt sich mit der Zulässigkeit des Gratisvertriebes<br />

von Presseprodukten angesichts auftretender<br />

neuer Erscheinungsformen kostenlos verteilter<br />

Presse und angesichts jüngerer Judikate zu diesem<br />

Thema auseinander. Dabei wird eine ausführliche Bewertung<br />

des im Lichte verfassungsrechtlicher Vorgaben<br />

auslegenden Begriffes der guten Sitten in § 1<br />

UWG vorgenommen. Die Autoren kommen zu dem<br />

Ergebnis, dass die Tendenz der obergerichtlichen Judikatur,<br />

den unentgeltlichen Vertrieb anzeigenfinanzierter<br />

Zeitungen als eine neue mediale Möglichkeit zu<br />

begrüßen, die an sich nicht als Marktstörung zu qualifizieren<br />

ist.<br />

Balkan Media<br />

Jg 9 (2000) Nr 1<br />

Aguilar, Jon: Hollywood Dreams. – S. 8 – 10<br />

Cain, Daniel: Cable industry spectacular evolution<br />

on the Romanian market during the last<br />

ten years. – S. 15<br />

Dervishi, Lutfi: Challenges of the Albanian media.<br />

– S. 20 – 21<br />

Mass Media in Greece. – S. 22 – 25<br />

Angelov, Vladimir: The Media in the Republic<br />

of Macedonia. – S. 26 – 28<br />

Cain, Daniel; Chiriac, Marian: Romanian Media<br />

in the Post-Communist Period. – S. 29 – 32<br />

Zivkovic, Milos: Media Situation in FR Yugoslavia.<br />

– S. 34 – 38<br />

Breberina, Ljiljana: A Brief Report on TV in<br />

Serbia. – S. 39<br />

591


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

The Situation in the Independent Serbian TV<br />

Media. – S. 41 – 42<br />

Duve, Freimut: In the minefield. – S. 59 – 63<br />

Hadjidimos, Katharina: The Role of the Media<br />

in Greek-Turkish Relations. – S. 64 – 71<br />

Basutcu, Mehmet: A New Breath of „Air“:<br />

Turkish Cinema During the 90s. – S. 72 – 85<br />

Comm/Ent<br />

Jg 22 (2000) Nr 1<br />

Brauner, Stephanie: Preparing your music<br />

client for web distribution. – S. 1 – 28<br />

Der Beitrag bietet einen Überblick über die Formen<br />

digitaler Verbreitung von Musikwerken und stellt die<br />

aktuelle amerikanische Rechtslage im Hinblick auf<br />

den Urheberrechtsschutz der Musiker dar. Der Beitrag<br />

identifiziert einige Lücken im amerikanischen<br />

Schutzsystem und gibt Ratschläge, wie angesichts der<br />

geltenden Rechtslage in der Rechtsberatung verfahren<br />

werden sollte.<br />

Ayers, Irene Segal: International copyright law<br />

and the electronic media rights of authors and<br />

publishers. – S. 29 – 63<br />

Der Beitrag schildert und analysiert aktuelle Rechtsprechung,<br />

die vor allem die Rechte freier Journalisten<br />

bei der elektronischen Nutzung ihrer Werke betreffen.<br />

Der Beitrag kommt anhand von Fällen aus<br />

Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich<br />

zu dem Schluss, dass die Stellung der Freien<br />

Journalisten im internationalen Vergleich signifikante<br />

Unterschiede aufweist. Die Verfasserin schlägt vor,<br />

durch Änderung des amerikanischen Rechts den<br />

Druck auf Staaten wie Deutschland zu erhöhen, dem<br />

internationalen Regulierungstrend zu folgen. Langfristig<br />

plädiert sie für neue völkerrechtliche Verträge,<br />

um einen möglichst einheitlichen Rechtsrahmen zu<br />

schaffen.<br />

Maddren, Michael L.: Choice of entity and<br />

securities aspects of independent film offerings<br />

by first-time filmmakers. – S. 65 – 96<br />

Der Beitrag analysiert die Rechtslage, die für Verträge<br />

zwischen Filmemachern und privaten Investoren<br />

maßgeblich ist. Er macht Vorschläge für die angemessene<br />

Berücksichtigung unterschiedlicher rechtlicher<br />

Aspekte bei entsprechenden Verträgen.<br />

Boam, Christopher Paul: When cyberspace<br />

meets main street: a primer for internet business<br />

modeling in an evolving legal environment.<br />

– S. 97 – 125<br />

Der Beitrag versucht, angesichts unterschiedlicher<br />

Business-Modelle für E-Commerce, Probleme der<br />

Identifikation, des Datenschutzes und der Datensicherheit<br />

darzustellen. Er stellt die Lage nach amerikanischem<br />

Recht dar und kommt zu – angesichts der<br />

Vielfalt möglicher Business-Modelle allgemein gehaltenen<br />

– Empfehlungen, wie Anbieter ihr Angebot ge-<br />

592<br />

stalten sollten, um die rechtlichen Risiken in Grenzen<br />

zu halten.<br />

Communicatio Socialis<br />

Jg 33 (2000) Nr 1<br />

Pörksen, Bernhard: Das Menschenbild der<br />

Künstlichen Intelligenz: Ein Gespräch mit Joseph<br />

Weizenbaum. – S. 4 – 17<br />

Linke, Thomas; Pickl, Daniela: Mit Selbstkritik<br />

durch den <strong>Medien</strong>dschungel: Die Strukturen<br />

des deutschen <strong>Medien</strong>journalismus und das<br />

Selbstverständnis der <strong>Medien</strong>redakteure. –<br />

S. 18 – 42<br />

Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer schriftlichen<br />

Befragung von <strong>Medien</strong>redakteuren aller publizistischen<br />

Einheiten Deutschlands und einer Inhaltsanalyse<br />

der <strong>Medien</strong>berichterstattung der überregionalen<br />

Tageszeitungen.<br />

Schicha, Christian: <strong>Kommunikations</strong>ökologische<br />

Kriterien einer <strong>Medien</strong>ethik: Zur Wahrnehmung<br />

politischer Berichterstattung aus<br />

„zweiter Hand“. – S. 43 – 66<br />

Henning, Karsten: Internetseelsorge – Pastorale<br />

Kommunikation im Cyberspace?. – S. 67 – 75<br />

Jg 33 (2000) Nr 2<br />

Weischenberg, Siegfried; Pörksen, Bernhard:<br />

„Journalismus macht aus allem Journalismus:<br />

Im Gespräch mit Siegfried Weischenberg. –<br />

S. 132 – 150<br />

Kos, Elmar: Ein Gespenst geht um im Internet:<br />

Das Subjekt und seine Verantwortlichkeit angesichts<br />

der Hypertextualität. – S. 151 – 184<br />

„In einer breit angelegten philosophischen Kritik an<br />

Positionen, die das Internet als postmodernes Medium<br />

definieren und im Rückgriff auf Derrida, Deleuze<br />

und Guattari das definitive Ende des Subjekts verkünden,<br />

versucht Kos zu zeigen, dass man nur dort dem<br />

Phänomen der Hypertextualität gerecht wird, wo das<br />

Subjekt als unleugbare Instanz ins Spiel gebracht<br />

wird.“<br />

John, Ottmar: Missionarisches Engagement<br />

und Internet. – S. 185 – 211<br />

Vollmer, Ulrike: Einen Spiegel finden – Erlösung<br />

in den Filmen von Jane Campion. – S. 212<br />

– 223<br />

Jg 33 (2000) Nr 3<br />

Zulehner, Paul M.: Unternehmen statt Jammern.<br />

– S. 267 – 275


Köcher, Renate: Probleme und Chancen religiöser<br />

Kommunikation: Erkenntnisse aus Allensbacher<br />

Langzeituntersuchungen. – S. 276 –<br />

295<br />

Themenheft: Dokumentation der Tagung „Religiöse<br />

Kommunikation heute“.<br />

Schulz, Rüdiger: Religiöse Kommunikation<br />

heute: Erkenntnisse aus dem Trendmotor 2000:<br />

Situationsanalyse und Empfehlungen. – S. 296<br />

– 322<br />

Communication Research<br />

Jg 27 (2000) Nr 3<br />

McDevitt, Michael; Chaffee, Steven: Closing<br />

Gaps in Political Communication and Knowledge:<br />

Effects of a School Intervention. – S. 259<br />

– 292<br />

Pool, Marina M.; van der Voort, Tom H. A.;<br />

Koolstra, Cees M.: Background Television<br />

as an Inhibitor of Performance on Easy and<br />

Difficult Homework Assignments. – S. 293 –<br />

326<br />

In dem Artikel geht es um ein Experiment zu der Frage,<br />

wie sich Fernsehen, das im Hintergrund läuft, auf<br />

Lernleistungen auswirkt. Danach behindert eine Soap<br />

im Gegensatz zu einem Musikvideo das Lernen, insofern<br />

die Lernleistung sinkt oder das Lernen länger<br />

dauert.<br />

Armstrong, G. Blake; Chung, Leeva: Background<br />

Television and Reading Memory in Context:<br />

Assessing TV Interference and Facilitative<br />

Context Effects Versus Retrieval Processes. –<br />

S. 327 – 352<br />

Es wird als bekannt angenommen, dass ein im Hintergrund<br />

mitlaufender Fernsehapparat negativen Einfluss<br />

sowohl auf Verständnis als auch auf Gedächtnisleistungen<br />

ausübt. Geklärt werden soll mit einem Experiment,<br />

worauf sich das Fernsehen genau auswirkt.<br />

Unterschieden werden dabei die Zeitpunkte des Lernens<br />

vom Zeitpunkt der Wiedergabe, ferner wird zwischen<br />

Recall und Recognition unterschieden.<br />

Susskind, Alex M.: Efficacy and Outcome Expectations<br />

Related to Customer Complaints<br />

About Service Experiences. – S. 353 – 378<br />

Wittenbaum, Gwen M.: The Bias Toward Discussing<br />

Shared Information: Why are High-<br />

Status Group Members Immune?. – S. 379 –<br />

401<br />

Jg 27 (2000) Nr 4<br />

Godbold, Linda C.; Pfau, Michael: Conferring<br />

Resistence to Peer Pressure Among Adoles-<br />

Zeitschriftenlese<br />

cents: Using Inoculation Theory to Discourage<br />

Alcohol Use. – S. 411 – 437<br />

Morton, Thomas A.; Duck, Julie M.: Social<br />

Identity and Media Dependency in the Gay<br />

Community: The Prediction of Safe Sex Attitudes.<br />

– S. 438 – 460<br />

This study examined the interplay between social<br />

identity and media dependency in the prediction of<br />

safe sex attitudes in the gay community. A sample of<br />

76 gay men completed a survey measuring (a) frequency<br />

of gay media use and media dependency, (b)<br />

identification with the gay community and perceptions<br />

of community norms, and (c) personal attitudes<br />

toward safe sex.<br />

Dillard, James Price; Peck, Eugenia: Affect and<br />

Persuasion: Emotional Responses to Public<br />

Service Announcements. – S. 461 – 495<br />

Jeffres, Leo W.: Ethnicity and Ethnic Media<br />

Use: A Panel Study. – S. 496 – 535<br />

Using a variety of analytic techniques, the author finds<br />

evidence that ethnic media use leads to stronger ethnic<br />

identification across time, suggesting that ethnic media<br />

can help sustain ethnic identification in a multicultural<br />

context.<br />

Jg 27 (2000) Nr 5<br />

Dixon, Travis L.; Linz, Daniel: Race and the<br />

Misrepresentation of Victimization on Local<br />

Television News. – S. 547 – 573<br />

van Eijck, Koen; van Rees, Kees: Media Orientation<br />

and Media Use: Television Viewing Behavior<br />

of Specific Reader-Types From 1975 –<br />

1995. – S. 574 – 616<br />

Daten einer zwischen 1975 und 1995 durchgeführten<br />

Befragung werden ausgewertet, um die Frage zu beantworten,<br />

inwieweit die Lesegewohnheiten von Personen<br />

deren Fernseh-Verhalten mitbestimmen und<br />

worin die Unterschiede im Fernseh-Verhalten genau<br />

bestehen. Die Autoren entdecken fünf Lesertypen,<br />

deren je unterschiedliches Fernseh-Verhalten inhaltsbezogen<br />

gut beschreibbar ist. Mit den gewonnen Ergebnissen<br />

ist es dann möglich, die Begriffe „<strong>Medien</strong>orientierung“<br />

und „audience segmentation“ zu operationalisieren.<br />

Harrison, Kristen: Television Viewing, Fat Stereotyping,<br />

Body Shape Standards, and Eating<br />

Disorder Symptomatology in Grade School<br />

Children. – S. 617 – 640<br />

A survey of 303 first- to third-grade children measured<br />

relationships between (a) television viewing<br />

and interpersonal attraction (IA) to television characters<br />

and (b) fat stereotyping, body shape standards,<br />

and eating disorder symptomatology. Discussion focuses<br />

on the need for continued research on the relationship<br />

between media exposure, ideal-body stereotype<br />

internalization, and eating disorder symptomatology<br />

in child populations.<br />

593


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Smith, Stacy L.; Wilson, Barbara J.: Children’s<br />

Reactions to a Television News Story: The Impact<br />

of Video Footage and Proximity of the<br />

Crime. – S. 641 – 673<br />

Communication Theory<br />

Jg 10 (2000) Nr 3<br />

Gilboa, Eytan: Mass Communication and Diplomacy:<br />

A Theoretical Framework. – S. 275 –<br />

309<br />

Meyer, John C.: Humor as a Double-Edged<br />

Sword: Four Functions of Humor in Communication.<br />

– S. 310 – 331<br />

Gunkel, David: We are Borg: Cyborgs and the<br />

Subject of Communication. – S. 332 – 357<br />

Jg 10 (2000) Nr 4<br />

Pavitt, Charles: Answering Questions Requesting<br />

Scientific Explanations for Communication.<br />

– S. 379 – 404<br />

Pearce, W. Barnett; Pearce, Kimberly A.: Extending<br />

the Theory of the Coordinated Management<br />

of Meaning (CMM) Through a Community<br />

Dialogue Process. – S. 405 – 423<br />

Asen, Robert: Seeking the „Counter“ in Counterpublics.<br />

– S. 424 – 446<br />

Lotz, Amanda D.: Assessing Qualitative Television<br />

Audience Research: Incorporating Feminist<br />

and Anthropological Theoretical Innovation.<br />

– S. 447 – 467<br />

Communications<br />

Jg 25 (2000) Nr 2<br />

Minnebo, Jurgen: Fear of Crime and Television<br />

Use: A Uses and Gratifications Approach. –<br />

S. 125 – 142<br />

van der Rijt, Gerrit A. J.: Health Complaints<br />

and the Search for Health Information. – S. 143<br />

– 160<br />

Schmidt, Siegfried J.; Zurstiege, Guido: How to<br />

Gear into Cognitive Systems: On Cognitive<br />

and Socio-Cultural Aspects of Research in the<br />

Effects of Advertising. – S. 161 – 186<br />

594<br />

Computer und Recht<br />

Jg 16 (2000) Nr 6<br />

Koch, Frank A.: Urheber- und kartellrechtliche<br />

Aspekte der Nutzung von Open-Source-<br />

Software (II). – S. 333 – 344<br />

„Im ersten Teil der vorliegenden Darstellung zu urheberrechtlichen<br />

Fragen der Nutzung von Open-<br />

Source-Software (CR 2000, 273) wurde näher erläutert,<br />

was unter ‚Open-Source-Software‘ zu verstehen<br />

und wer als Urheber von durch Entwicklermehrheiten<br />

erstellter Open-Source-Software anzusehen ist.<br />

Im vorliegenden zweiten Teil sind die wesentlichen<br />

Merkmale einer Open-Source-License, nämlich das<br />

vergütungsfrei einzuräumende Recht zur Verwertung<br />

der Software und das Verfügbarmachen von deren<br />

Quellcode, darzustellen. Aufbauend hierauf ist zu<br />

klären, ob die unabdingbare Erschöpfung des Verbreitungsrechts<br />

dem Nutzer lizenzwidrig eine kaufweise<br />

Weiterveräußerung ermöglicht und in welcher<br />

Weise das Bearbeitungs-/Umgestaltungrecht beschränkt<br />

eingeräumt werden kann, um die Offenlegung<br />

des veränderten Codes sicherzustellen. Für die<br />

Praxis sind insbesondere die Feststellungen von Bedeutung,<br />

daß, in den Open-Sorce-Nutzungsbedingungen<br />

die Verwertungsrechte der Vermietung (Leasing)<br />

und der Online-Übertragung nicht eingeräumt<br />

werden und die Dokumentationen zu den jeweiligen<br />

Programmen nicht erfaßt und damit nicht als Open-<br />

Source-Werke definiert sind. Auch müssen Open-<br />

Source-Nutzungsbedingungen nicht grundsätzlich als<br />

‚gestellte‘ Allgemeine Geschäftsbedingungen im Sinne<br />

des AGBG und ein verbreitender Anwender nicht<br />

notwendig als ihr Verwender gelten. Zu klären ist<br />

schließlich, ob Rechte an Open-Source-Software auch<br />

im Arbeitsverhältnis gegen Vergütung begründet werden<br />

können und ob deutsches und europäisches Kartellrecht<br />

der Open-Source-Variante des Softwarevertriebes<br />

entgegenstehen.“<br />

Alpert, Frank: Kommerzielle Online-Nutzung<br />

von Computerprogrammen. – S. 345 – 350<br />

„Die kommerzielle Online-Nutzung von Computerprogrammen<br />

ist in zweierlei Hinsicht rechtlich problematisch.<br />

Zunächst ist zu klären, ob urheberrechtliche<br />

Positionen durch die Fernnutzung im Client-<br />

Server-System betroffen sind. Danach auf die vertragstypologische<br />

Einordnung dieser datenträgerlosen<br />

Nutzungsart von Software einzugehen, um die Rechte<br />

und Pflichten von Anbieter und Anwender beschreiben<br />

zu können.“<br />

Scheffler, Hauke; Dressel, Christian: Vorschläge<br />

zur Änderung zivilrechtlicher Formvorschriften<br />

und ihre Bedeutung für den Wirtschaftszweig<br />

E-Commerce. – S. 378 – 384<br />

„Die elektronische Willenserklärung muss grundsätzlich<br />

als beweisbar und formgemäß in unserer Rechtsordnung<br />

anerkannt werden. Dies ist die Zielvorgabe<br />

der am 13.12.1999 verabschiedeten Richtlinie des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates über gemeinsame<br />

Rahmenbedingungen für elektronische Signaturen.<br />

Der nationale Gesetzgeber ist danach aufgefordert,<br />

die ‚fortgeschrittene Signatur‘ mit der handschriftlichen<br />

Unterschrift gleichzusetzen und die<br />

nunmehr seit mehr als 100 Jahren geltenden Formvorschriften<br />

des Bürgerlichen Gesetzbuches zu ändern.


Die Richtlinie muss zum 19.7.2001 in nationales Recht<br />

umgesetzt sein. In Deutschland ist die Zielmarke<br />

zur Novellierung des Signaturgesetzes und der Signaturverordnung<br />

der 1.1.2001. In engem Zusammenhang<br />

zu diesen Vorhaben steht der Entwurf eines ‚Gesetzes<br />

zur Anpassung der Formvorschriften des<br />

Privatrechts an den modernen Rechtsverkehr‘. Die<br />

Untersuchung nimmt dazu aus der Sicht eines Technologieanbieters<br />

für Electronic-Commerce-Systeme<br />

Stellung.“<br />

Zahrnt, Christoph: Probleme bei DV-Projekten<br />

und Gegenmaßnahmen. – S. 402 – 407<br />

„Die Ursachen für Probleme bei der Durchführung<br />

von DV-Projekten sind vielschichtig und mit Vorschlägen<br />

zur Verminderung der Risiken verschiedentlich<br />

Gegenstand von Publikationen. In diesem Beitrag<br />

wird versucht, den Ursachen mittels verschiedener<br />

empirischer Untersuchungen näher auf den Grund zu<br />

gehen, wobei die Unwägbarkeiten aufgrund subjektiver<br />

Erfahrungswerte durchaus gesehen werden.“<br />

Jg 16 (2000) Nr 7<br />

Ihde, Rainer: Cookies – Datenschutz als Rahmenbedingung<br />

der Internetökonomie. – S. 413<br />

– 423<br />

„Der […] Beitrag setzt sich eingehend mit der Begrifflichkeit,<br />

möglichen Anwendungen und der datenschutzrechtlichen<br />

Zulässigkeit von Cookie-Konzepten<br />

nach deutschem Recht auseinander. Dabei wird<br />

aufgezeigt, welche Systeme nach derzeitiger Rechtslage<br />

zulässig sind. Ferner werden die Konsequenzen datenschutzrechtlicher<br />

Verstöße unter Berücksichtigung<br />

der Anwendbarkeit des UWG erörtert und Anpassungserfordernisse<br />

der geltenden Datenschutzregelungen<br />

im Spannungsfeld zwischen dem Recht der<br />

Nutzer auf informationelle Selbststimmung und der<br />

erforderlichen Informationsverarbeitung seitens der<br />

Anbieter ermittelt.“<br />

Ladeur, Karl-Heinz: Drittschutz des Entgeltregulierungsverfahrens<br />

nach §§ 23 ff. TKG?. –<br />

S. 433 – 441<br />

„Die Regulierung der Telekommunikation nach dem<br />

TKG folgt weitgehend dem amerikanischen Recht.<br />

Bei der Verknüpfung insbesondere der Entgeltregulierung<br />

mit dem deutschen allgemeinen Verwaltungsrecht<br />

zeigen sich aber Abstimmungsprobleme; dies<br />

gilt insbesondere für die Frage nach dem Drittschutz<br />

der Vorschriften zugunsten von Konkurrenten und<br />

Kunden der Telekom.Dieses Problem lässt sich durch<br />

eine flexible Anpassung der Schutznormtheorie an die<br />

Bedingungen komplexer Verwaltungsentscheidungen<br />

lösen.“<br />

Kur, Annette: Metatags – pauschale Verurteilung<br />

oder differenzierte Betrachtung?: Zugleich<br />

eine Stellungnahme zur „kennzeichenmäßigen<br />

Benutzung“ im Lichte der EuGH-<br />

Rechtsprechung. – S. 448 – 454<br />

„Die Aufrufhäufigkeit von Websites ist für Werbekunden<br />

oftmals ein ausschlaggebender Faktor bei der<br />

Entscheidung zu Gunsten einer Anzeigenschaltung.<br />

Zeitschriftenlese<br />

Eine Möglichkeit die Zugriffszahlen auf die eigene<br />

Website zu erhöhen, ist die Verwendung bekannter<br />

Marken, sonstiger Namen oder Bezeichnungen als<br />

Metatag, der über die Suchmaschinenanfrage als Treffermeldung<br />

zur eigenen Homepage führt.<br />

Redeker, Helmut: EU-Signaturrichtlinie und<br />

Umsetzungsbedarf im deutschen Recht. –<br />

S. 455 – 461<br />

„Die EU hat am 13.12.1999 eine Signaturrichtlinie<br />

verabschiedet. Diese Richtlinie muss bis zum 1.1.2001<br />

umgesetzt werden. Der deutsche Gesetzgeber befasst<br />

sich derzeit mit Überlegungen zur Richtlinienumsetzung.<br />

Der Beitrag skizziert den wesentlichen Inhalt<br />

der Richtlinie und prüft den Umsetzungsbedarf für<br />

das deutsche Recht. Dieser betrifft im wesentlichen<br />

drei Bereiche. Zum einen geht es um die Anpassung<br />

des Signaturgesetzes, zum zweiten geht es um die Einführung<br />

einer elektronischen Form und zum dritten<br />

um Haftungsregelungen. Diese drei Teilbereiche sollen<br />

im Folgenden einer detaillierten Auseinandersetzung<br />

unterzogen werden. Der darüber hinaus bestehende<br />

vereinzelte weitere Anpassungsbedarf wird<br />

nicht Gegenstand dieses Beitrages sein.“<br />

Simitis, Spiros: Der Transfer von Daten in<br />

Drittländer – ein Streit ohne Ende?. – S. 472 –<br />

481<br />

Jg 16 (2000) Nr 8<br />

Ulmer, Detlev: Der Bundesgerichtshof und der<br />

moderne Vertragstyp „Softwareüberlassung“.<br />

– S. 493 – 499<br />

„Der Bundesgerichtshof verfolgt seinen in den 80er<br />

Jahren begonnenen Weg, die Softwareüberlassung unter<br />

die Regeln des Sachkaufes zu stellen, unbeirrt weiter.<br />

Dabei treten die Umstände des Einzelfalles zu<br />

Gunsten abstrakter Grundsätze zurück. Solche, auf<br />

Begriffen beruhende Rechtsregeln verursachen eher<br />

deren Umgehung durch Vertragsgestaltung, als dass<br />

sie eine verlässliche Grundlage zukünftigen Handels<br />

sein können. Der Praxisnutzen ist zweifelhaft.“<br />

Gramlich, Ludwig: Die Regulierungsbehörde<br />

für Telekommunikation und Post im Jahre<br />

1998. – S. 509 – 522<br />

„Die Berichterstattung setzt die in CR 1999, 489, veröffentlichte<br />

Übersicht über wichtige Aktivitäten der<br />

Bonner Bundesoberbehörde fort. Dabei wird auf der<br />

Grundlage amtlichen Veröffentlichungen in ähnlicher<br />

Weise, wie dies der erste Tätigkeitsbericht tut, insbesondere<br />

das Tagesgeschäft dargestellt. Aus Platzgründen<br />

muss sich der Beitrag an dieser Stelle auf die Darstellung<br />

der Schwerpunkte der Regulierungspraxis im<br />

Telekommunikationssektor beschränken. Über die<br />

Regulierungspraxis im Postwesen wird kurz in der<br />

nächsten Ausgabe berichtet werden.“<br />

Jungermann, Sebastian; Heine, Klaus: Die<br />

Buchpreisbindung – elektronische <strong>Medien</strong> und<br />

der Markt für Verlagserzeugnisse. – S. 526 – 535<br />

„Anfang Februar 2000 entschied sich die EU-Kommission<br />

gegen die grenzüberschreitende Buchpreis-<br />

595


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

bindung mit Wirkung zum 1.7.2000, da sie gegen europäisches<br />

Wettbewerbsrecht verstoße und eine Freistellung<br />

nicht in Betracht komme. Die nationale Vorschrift<br />

des § 15 GWB ist davon jedoch nicht betroffen,<br />

so dass der Dauerbrenner „Buchpreisbindunng“ auf<br />

Grund neuer Entwicklungen auf dem <strong>Kommunikations</strong>-<br />

und Informationsmarkt weiterhin Anlass zur<br />

Diskussion gibt. Neben herkömmlichen Druckerzeugnissen<br />

werden immer Speichermedien digitaler<br />

Daten sowie Daten ohne festes Transportmedium direkt<br />

via Datenfernübertragungen übertragen und verkauft.<br />

Neben der Fragen des europäischen Kartellrechts<br />

ergeben sich auch solche nach der Qualifizierung<br />

neuer <strong>Medien</strong> als Verlagserzeugnis i. S. d. § 15<br />

GWB. Nach kurzer Darstellung der historischen Entwicklung<br />

der Buchpreisbindung in Deutschland soll<br />

die geltende Rechtslage unter besonderer Berücksichtigung<br />

neuer <strong>Medien</strong> und Techniken sowie im kurzen<br />

Anriss Probleme des europäischen Wettbewerbsrechts<br />

aufgezeigt werden.“<br />

Büllesbach, Alfred: Finanzdatenschutz in Europa.<br />

– S. 544 – 554<br />

„Nach teilweise noch ausstehender vollständiger Umsetzung<br />

der am 24.10.1995 verabschiedeten EU-Datenschutzrichtlinie<br />

durch die Mietgliedstaaten können<br />

Daten innerhalb des EU-Binnenmarktes ungehindert<br />

transferiert werden. Diese Erleichterung für den<br />

grenzüberschreitenden Finanzdatenverkehr bleibt datenschutzrechtlich<br />

im Hinblick auf den Datentransfer<br />

in Drittländer (s. hierzu auch Simitis, CR 2000, 472)<br />

weiterhin problematisch. Mangels der Regelung eines<br />

besonderen Datenschutzrechts für Finanzdienstleistung<br />

kommt dem Bankgeheimnis und den Anforderungen<br />

des BDSG eine erhebliche Rolle zu. Der Beitrag<br />

untersucht zunächst kurz die Anwendbarkeit des<br />

BDSG auf Finanzdienstleister und erörtert dann Vorschriften<br />

im und außerhalb des BDSG, die die Datenverarbeitung<br />

und -nutzung durch Finanzdienstleister<br />

legitimieren können. Ferner beleuchtet der Autor die<br />

Rechtsfigur der „Datenverarbeitung im Auftrag“ und<br />

zeigt die Anforderungen, die sich beim grenzüberschreitenden<br />

Daten- und Zahlungsverkehr an den Finanzdienstleister<br />

stellen, auf. Ebenso wird die Anwendbarkeit<br />

des Teledienstgesetzes auf Finanzdienstleistungen<br />

via neue <strong>Medien</strong> dargestellt. Der Autor<br />

schließt mit dem Fazit, dass Datenschutz und Datensicherheit<br />

in ihrer Bedeutung als Qualitäts- und Wettbewerbsmerkmal<br />

als ein nicht zu vernachlässigender<br />

Faktor der Wertschöpfungskette global agierender<br />

Unternehmen zu begreifen sind.“<br />

Jg 16 (2000) Nr 9<br />

Büllesbach, Alfred; Klawitter, Uta; Miedbrodt,<br />

Anja: Das Namensaktiengesetz – Neuerungen<br />

und praktische Umsetzungsmöglichkeiten. –<br />

S. 565 – 569<br />

„Die modernen Informations- und <strong>Kommunikations</strong>techniken<br />

dringen in alle Lebensbereiche vor. Um den<br />

damit verbundenen Herausforderungen Rechnung zu<br />

tragen, wurde – wie im Aktionsprogramm der Bundesregierung,<br />

Innovation und Arbeitplätze in der Informationsgesellschaft<br />

des 21. Jahrhunderts, vorgesehen<br />

– am 10.5 2000 vom Bundesjustizministerium ein<br />

Regierungsentwurf eines ‚Gesetzes zur Namensaktie<br />

und zur Erleichterung der Stimmrechtsausübung‘<br />

596<br />

(Namensaktiengesetz – NaStraG) vorgelegt. Gegenstand<br />

dieses Aufsatzes soll es sein, den Entwurf aus<br />

datenschutz- und aktienrechtlicher Sicht zu werten.<br />

Schwerpunkt der Betrachtungen bilden insbesondere<br />

die Streichung des bestehenden Einsichtsrechts und<br />

die Gewährung eines Auskunftsrechts sowie die<br />

Lockerung des Schriftformerfordernisses für die Bevollmächtigung<br />

zur Stimmrechtsausübung. Dabei soll<br />

auch auf die Debatte über die Signaturregulierung eingegangen<br />

werden.“<br />

Gaul, Björn: Standardsoftware: Veränderung<br />

von Gewährleistungsansprüchen durch AGB.<br />

– S. 570 – 577<br />

„Beim Verkauf von Standardsoftware kann es für beide<br />

Vertragspartner von Interesse sein, durch Vereinbarung<br />

die sich wechselseitig aus der Abwicklung des<br />

Vertrags im Zusammenhang mit Gewährleistungsansprüchen<br />

folgenden Rechte und Pflichten zu ändern.<br />

Nachfolgend soll deshalb der Versuch gemacht werden,<br />

aufzuzeigen, ob und ggf. in welchen Grenzen es<br />

möglich ist, diese Änderungen auf der Grundlage Allgemeiner<br />

Geschäftsbedingungen (AGB) durchzusetzen.<br />

Geht man davon aus, dass die entsprechenden<br />

AGB jedenfalls Bestandteil der Vereinbarung geworden<br />

sind, ist in diesem Zusammenhang insbesondere<br />

auf § 11 Nr. 10 AGBG, der die Gewährleistung<br />

bei Verträgen über die Lieferung neu hergestellter Sachen<br />

und Leistungen betrifft, und § 9 AGBG abzustellen.“<br />

Wuermeling, Ulrich; Fuchs, Tobias: Preisvergleich<br />

in der Telekommunikation. – S. 587 –<br />

595<br />

„In Kürze werden Änderungen des Gesetzes gegen<br />

unlauteren Wettbewerb in Kraft treten, die der Umsetzung<br />

der Europäischen Richtlinie zur vergleichenden<br />

Werbung in deutsches Recht dienen. Bereits vor<br />

zwei Jahren hat der Bundesgerichtshof der Richtlinie<br />

weitgehende direkte Wirkung zugesprochen. Im Telekommunikationsmarkt<br />

hat die neue Rechtslage besondere<br />

Bedeutung, weil sich der Wettbewerb beim<br />

Angebot von Sprachtelefonie im Massenmarkt besonders<br />

auf die Preisgestaltung konzentriert. Preisvergleiche<br />

werden damit zu einem interessanten Werbemittel.<br />

Der Aufsatz analysiert, welche wettbewerbsrechtlichen<br />

Grenzen heute in Deutschland für Preisvergleiche<br />

im Telekommunikationsmarkt bestehen.“<br />

Freytag, Stefan: Providerhaftung im Binnenmarkt:<br />

Verantwortlichkeit für rechtswidrige<br />

Inhalte nach der E-Commerce-Richtlinie. –<br />

S. 600 – 609<br />

„Am 4.5.2000 wurde die EU-Richtlinie über den elektronischen<br />

Geschäftsverkehr (kurz: E-Commerce-<br />

Richtlinie) von Europäischen Parlament gebilligt und<br />

ist mit Veröffentlichung im Amtsblatt am 17.7.2000 in<br />

Kraft getreten. Sie enthält in ihren Art. 12 – 15 spezifische<br />

Regelungen über die Verantwortlichkeit von<br />

Online-Providern, welche der Autor nachfolgend<br />

darstellt und im Hinblick auf die Umsetzung in deutsches<br />

Recht, in dem die Verantwortlichkeit in § 5<br />

TDG und § 5 MDStV geregelt ist, einer ersten Analyse<br />

unterzieht.“


Meents, Jan Geert: Ausgewählte Probleme des<br />

Fernabsatzgesetzes bei Rechtsgeschäften im<br />

Internet. – S. 610 – 614<br />

„Am 30.6.2000 ist als Art. des Gesetzes über Fernabsatzverträge<br />

und andere Fragen des Verbraucherrechts<br />

sowie zur Umstellung von Vorschriften auf<br />

Euro das Fernabsatzgesetz (FernAbsG) in Kraft getreten.<br />

Mit dem FernAbsG wird die Richtlinie<br />

97/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

vom 20.5.1997 über den Verbraucherschutz bei Vertragsabschlüssen<br />

im Fernabsatz (Fernabsatzrichtlinie-<br />

FernAbsRL) in deutsches Recht umgesetzt. Gleichzeitig<br />

werden mit § 13 (Verbraucherdefinition), § 14<br />

(Unternehmerdefinition), § 241a (Regelung zur Lieferung<br />

unbestellter Sachen) und §§ 361a und 361b (Wiederrufsrecht)<br />

bzw. Rückgaberecht bei Verbraucherverträgen)<br />

Regelungen in das BGB neu aufgenommen,<br />

die die verbraucherschutzrechtlichen Regelungen des<br />

FernAbsG ergänzen und die als Bezugsgröße auch für<br />

andere verbraucherschützende Vorschriften dienen.<br />

Der nachfolgende Beitrag sieht von einer Darstellung<br />

der einzelnen Regelungen des FernAbsGab und beschränkt<br />

sich auf die Erörterung ausgewählter Probleme,<br />

die das neue Gesetz in der praktischen Anwendung<br />

mit sich bringt.“<br />

Jg 16 (2000) Nr 10<br />

Schuhmacher, Dirk: Wirksamkeit von typischen<br />

Klauseln in Softwareüberlassungsverträgen.<br />

– S. 641 – 651<br />

„Der europäische Gesetzgeber hat mit der Richtlinie<br />

97/66/EG die Voraussetzungen für ein einheitliches<br />

Datenschutzniveau in der Europäischen Gemeinschaft<br />

und damit für einen Binnenmarkt für Telekommunikationsdaten<br />

geschaffen. Die Umsetzungsfrist<br />

des Großteils der Verpflichtungen ist am 24.10.1998<br />

abgelaufen, die wesentliche Aufgabe der Sicherstellung<br />

der Vertraulichkeit der Kommunikation muss<br />

bis zum 24.10.2000 umgesetzt werden. Der Titel der<br />

Richtlinie ist zwar weiter gefasst als die noch heute<br />

häufig verwendete ursprüngliche Bezeichnung<br />

,ISDN-Richtlinie‘, er verdeckt aber immer noch, dass<br />

die Richtlinie auch Verpflichtungen für Internetdienstleister<br />

schafft. Zusammen mit den anwendbaren<br />

Regelungen der allgemeinen Datenschutzrichtlinie<br />

95/46/EG ergeben sich umfangreiche Anforderungen,<br />

sei es für den Vertrieb von Daten im herkömmlichen<br />

Internet, sei es für Dienste, die sich des neuen Wireless<br />

Application Protocols (WAP) bedienen. Zugleich<br />

zeigt sich aber, dass die Richtlinie noch sehr dem herkömmlichen<br />

Verständnis von Telekommunikation als<br />

Sprachtelefonie verhaftet ist, was die Anwendung der<br />

Richtlinie im Bereich von Internetdienstleistungen<br />

verkompliziert. Die Autoren untersuchen die wesentlichen<br />

Verpflichtungen und stellen dar, inwieweit die<br />

Richtlinie noch mehr auf Internetdienstleistungen zugeschnitten<br />

werden sollte.“<br />

Koenig, Christian; Röder, Ernst: Die EG-Datenschutzrichtlinie<br />

für Telekommunikation –<br />

Verpflichtungen auch für Internetdienstleister.<br />

– S. 668 – 676<br />

Zeitschriftenlese<br />

Tettenborn, Alexander: Die Novelle des Signaturgesetzes.<br />

– S. 683 – 691<br />

„Am 16.8.2000 wurde vom Bundeskabinett der Gesetzesentwurf<br />

zur Novelle des seit 1997 geltenden Signaturgesetzes<br />

verabschiedet. Die Novelle ist vor allem<br />

auf Grund des Umsetzungsbedarfs der EG-Signaturrichtlinie<br />

vom 13.12.1999 notwendig geworden. Sie<br />

greift außerdem die Ergebnisse der Evaluierung des<br />

geltenden Signaturgesetzes auf. In dem Beitrag werden<br />

neben einer Übersicht über die Änderungen<br />

durch die Gesetzesnovelle vor allem die strukturellen<br />

Auswirkungen auf Grund der Umsetzung der Richtlinie,<br />

die z. B. auf Grund des Wegfalls der Genehmigungspflicht<br />

gegenüber dem geltenden Signaturgesetz<br />

erforderlich wurden, vertieft behandelt.“<br />

Härting, Niko: Verbraucherwerbung nach dem<br />

Fernabsatzgesetz. – S. 691 – 698<br />

„Das Fernabsatzgesetz (FernAG) ist am 30.6.2000<br />

in Kraft getreten. Bei der Verabschiedung des neuen<br />

Gesetzes stand das 14-tägige Widerrufsrecht im Mittelpunkt,<br />

das § 3 FernAG i.V.m. §§ 361a, 361b BGB<br />

dem Verbraucher bei allen Distanzgeschäften gewährt.<br />

Vielfach übersehen wird dagegen die Bedeutung<br />

des FernAG für die Verbraucherwerbung. Das<br />

neue Gesetz erlegt dem Unternehmer bei der Kommunikation<br />

mit dem Verbraucher vielfältige Beschränkungen<br />

auf, deren praktische Relevanz nicht zu<br />

unterschätzen ist.“<br />

Albrecht, Friedrich: Von Butadien zu Windows<br />

mit dem Rollkugeleingabegerät. – S. 705<br />

– 711<br />

Computer und Recht international<br />

Jg 1 (2000) Nr 3<br />

Lindholm, Pia; Maennel, Frithjof A.: Directive<br />

on Electronic Commerce (2000/31/EC). – S. 65<br />

– 69<br />

Heymann, Thomas: Zum Entwurf der „International<br />

Safe Harbor Privacy Principles“. –<br />

S. 70 – 72<br />

Valentine, Debra A.: Abuse of Dominance in<br />

Relation to Intellectual Property: U.S. Perspectives<br />

and the INTEL Cases. – S. 73 – 79<br />

Mummenthey, Hinrich; Rehder, Jörg: Wettbewerbsverbotsklauseln<br />

in den USA. – S. 80 –<br />

83<br />

Convergence<br />

Jg 6 (2000) Nr 2<br />

Spielmann, Yvonne: Visual Forms of Representation<br />

and Simulation: A Study of Chris Marker’s<br />

Level 5. – S. 18 – 40<br />

597


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

McQuire, Scott: Impact Aesthetics: Back to the<br />

Future in Digital Cinema?: Millenial fantasies.<br />

– S. 41 – 61<br />

Punt, Michael: Parallel Histories: Early Cinema<br />

and Digital Media. – S. 62 – 76<br />

Harley, Ross: Roller Coaster Planet: Kinetic<br />

Experience in the Age of Mechanical Motion. –<br />

S. 77 – 95<br />

Maras, Steven; Sutton, David: Medium Specificy<br />

Re-visited. – S. 98 – 113<br />

Jg 6 (2000) Nr 3<br />

McLelland, Mark: Out and About on Japan’s<br />

Gay Net. – S. 16 – 33<br />

Rivett, Miriam: Approaches to Analysing the<br />

Web Text: A Consideration of the Web Site as<br />

an Emergent Cultural Form. – S. 34 – 56<br />

Coyle, Rebecca: Digitising the Wireless: Observations<br />

from an Experiment in ‚Internet Radio‘.<br />

– S. 57 – 75<br />

Barnet, Belinda: Hypertext and Association:<br />

Space, Time and Hypomnesis. – S. 76 – 100<br />

Cultural studies<br />

Jg 14 (2000) Nr 3 – 4<br />

During, Simon: Postcolonialism and globalization:<br />

towards a historicization of their inter-relation.<br />

– S. 385 – 404<br />

Fabian, Johannes: Charisma, Cannabis, and the<br />

crossing of Africa. – S. 405 – 429<br />

Chun, Allen: Colonial ‚govern-mentality‘ in<br />

transition: Hong Kong as imperial object and<br />

subject. – S. 430 – 461<br />

Sakai, Naoki: Subject and substratum: on japanese<br />

imperial nationalism. – S. 462 – 530<br />

Bulag, Uradyn E.: From inequality to difference:<br />

colonial contradictions of class and ethnicity<br />

in ‚socialist‘ China. – S. 531 – 561<br />

Wilson, Rob: Imagining ‚Asia-Pacific‘: Forgetting<br />

politics and colonialism in the magical<br />

waters of the pacific: An Americanist critic. –<br />

S. 562 – 592<br />

598<br />

European Journal of Communication<br />

Jg 15 (2000) Nr 3<br />

Grundmann, Reiner; Smith, Dennis; Wright,<br />

Sue: National Elites and Transnational Discourses<br />

in the Balkan War: A Comparison between<br />

the French, German and British<br />

Establishment Press. – S. 299 – 320<br />

Die Inhaltsanalyse führender Zeitungen aus drei am<br />

Kosovo-Krieg beteiligten europäischen Nationen,<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Le Monde, Financial<br />

Times, zeigt: Die Intensität der Berichterstattung ist<br />

weitgehend synchronisiert. Anhand der quantitativen<br />

Auswertung von Schlüsselworten und mittels qualitativer<br />

Analysen der Textaussagen werden aber unterschiedliche<br />

Formen der Rahmung erkennbar. Le<br />

Monde problematisiert die Fähigkeit Europas zu eigenständiger<br />

Konfliktbewältigung und die Informationspolitik<br />

der NATO. Die Financial Times ist von<br />

solchen Relativierungen frei. Die Frankfurter Allgemeine<br />

reflektiert die besonderen Probleme der deutschen<br />

Regierung, sich gegenüber den USA, Großbritannien<br />

und Frankreich zu positionieren. Insgesamt<br />

werden so die Konturen anhaltend voneinander<br />

segmentierter nationaler Diskurse in Europa erkennbar.<br />

Vincent, Richard C.: A Narrative Analysis of<br />

US Press Coverage of Slobodan Milosevic and<br />

the Serbs in Kosovo. – S. 321 – 344<br />

Sich an der Diskurstheorie VanDijks orientierend<br />

führt der Autor eine computerunterstützte linguistische<br />

Analyse von Berichten amerikanischer Nachrichtenmedien<br />

durch. Die Studie findet und diskutiert<br />

eine Reihe von interpretativen Konzepten der Kriegsberichterstattung:<br />

,Terrorismus‘, ,Angst‘, ,Grausamkeit‘<br />

und ,Unberechenbarkeit‘ des Feindes (Milosevic,<br />

,die Serben‘). Darüber hinaus werden ,blinde Flecken’<br />

der Berichterstattung ausfindig gemacht. Der Autor<br />

kommt zu dem Schluss: Die ‚offizielle‘ Lesart von Regierung<br />

und militärischer Führung werde als objektive<br />

Berichterstattung übermittelt. Dieses Muster werde<br />

durch den journalistischen Trend zu einer einfach<br />

strukturierten, bipolaren Darstellung befördert.<br />

Thussu, Daya Kishan: Legitimizing ‚Humanitarian<br />

Intervention‘?: CNN, NATO and the<br />

Kosovo Crisis. – S. 345 – 361<br />

„This article examines the coverage of NATO’s<br />

bombing of Yugoslavia in March–June 1999 by the<br />

global television news organization, the Cable News<br />

Network (CNN). The article argues that NATO’s<br />

precedent-setting action – the first conflict in which<br />

the world’s most powerful military alliance intervened<br />

in the internal affairs of a sovereign state – was reported<br />

uncritically and presented by CNN as a humanitarian<br />

intervention. Television pictures tended to follow<br />

the news agenda set up by the US military. Few<br />

alternative views were aired and, most importantly, a<br />

fundamental change in the nature of NATO – from a<br />

defense alliance to an offensive peace-enforcing organization<br />

– was largely ignored. The article then goes<br />

on to analyse the international implications of such<br />

coverage, arguing that given the global reach and influence<br />

of a channel like CNN, this type of framing<br />

also shaped the wider view of the crisis in Kosovo.“


Savarese, Rosella: ‚Infosuasion‘ in European<br />

Newspapers: A Case Study on the War in<br />

Kosovo. – S. 363 – 381<br />

Der Artikel untersucht anhand von je zwei Elite-<br />

Zeitungen aus den fünf größten Ländern der EU die<br />

rhetorischen Mittel ‚persuasiver Information‘.<br />

Grundlage sind Artikel aus den zwei Wochen um den<br />

Beginn der NATO-Bombardements herum. Die<br />

Studie identifiziert folgende argumentative ‚Techniken‘:<br />

delegitimierende Bezeichnungen (‚Despot<br />

Milosevic‘), analogiebildende Problembeschreibungen<br />

(‚bosnische Tragödie‘), nationale Schuld und Verantwortung<br />

sowie das narrative Elementarschema<br />

Held versus Anti-Held.<br />

Riegert, Kristina; Ottosen, Rune; Nohrstedt,<br />

Stig A.: From the Persian Gulf to Kosovo –<br />

War Journalism and Propaganda. – S. 383 – 404<br />

Robinson, Piers: The News Media and Intervention:<br />

Triggering the Use of Air Power During<br />

Humanitarian Crisis. – S. 405 – 414<br />

Eilders, Christiane; Lüter, Albrecht: Germany<br />

at War: Competing Framing Strategies in German<br />

Public Discourse. – S. 415 – 428<br />

Grimme<br />

Jg 23 (2000) Nr 3<br />

Stipp, Horst: Evolutionäre Entwicklung. –<br />

S. 16 – 19<br />

Gangloff, Tilmann P.: Das ist die Zukunft. –<br />

S. 20 – 22<br />

Zander, Holger: Virtueller Virtuose. – S. 28 – 30<br />

Online-Nutzung in Deutschland. – S. 32 – 35<br />

Human Communication Research<br />

Jg 26 (2000) Nr 3<br />

Postmes, Tom; Spears, Russell; Lea, Martin:<br />

The formation of group norms in computermediated<br />

communication. – S. 341 – 371<br />

The formation of group norms in computer-mediated<br />

communication (CMC) was examined among students<br />

who used e-mail as part of a course. A network<br />

analyses of group structures revealed that (a) content<br />

and form of communication is normative, group<br />

norms defining communication patterns within<br />

groups, (b) conformity to group norms increases over<br />

time, (c) communication outside the group is governed<br />

by different social norms. Results show that<br />

norms prescribing a particular use of technology are<br />

socially constructed over time at the level of locally<br />

defined groups and also show that the influence of<br />

these norms is limited to the boundaries of the group.<br />

It is concluded that the process of social construction<br />

is restrained by social identities that become salient<br />

over the course of interaction via CMC.<br />

Zeitschriftenlese<br />

Brashers, Dale E. u. a.: Collective Aids activism<br />

and individuals’ perceived self-advocacy in<br />

physician-patient communication. – S. 372 –<br />

402<br />

O’Sullivan, Patrick B.: What you don’t know<br />

won’t hurt me: impression management functions<br />

of communication channels in relationships.<br />

– S. 403 – 431<br />

Le Poire, Beth A.; Hallett, Jennifer S.; Erlandson,<br />

Karen T.: An initial test of inconsistent<br />

nurturing as control theory: how partners of<br />

drug abusers assist their partners’ sobriety. –<br />

S. 432 – 457<br />

Hess, Jon A.: Maintaining nonvoluntary relationships<br />

with disliked partners: an investigation<br />

into the use of distancing behaviors. –<br />

S. 458 – 488<br />

Segrin, Chris; Flora, Jeanne: Poor social skills<br />

are a vulnerability factor in the development of<br />

psychosocial problems. – S. 489 – 514<br />

Jg 26 (2000) Nr 4<br />

Olekalns, Mara; Smith, Philip L.: Understanding<br />

Optimal Outcomes: The Role of Strategy<br />

Sequences in Competitive Negotiations. –<br />

S. 527 – 557<br />

Kuhn, Tim; Poole, Marshall Scott: Do Conflict<br />

Management Styles Affect Group Decision<br />

Making?: Evidence From a Longitudinal Field<br />

Study. – S. 558 – 590<br />

Cai, Deborah A.; Wilson, Steven R.; Drake,<br />

Laura E.: Culture in the Context of Intercultural<br />

Negotiation: Individualism-Collectivism<br />

and Path to Integrative Agreements. – S. 591 –<br />

617<br />

Flanagin, Andrew J.: Social Pressures on<br />

Organizational Website Adoption. – S. 618 –<br />

646<br />

Journal of Communication<br />

Jg 50 (2000) Nr 2<br />

Zhao, Yuezhi: From Commerzialization to<br />

Conglomeration: The Transformation of the<br />

Chinese Press Within the Orbit of the Party<br />

State. – S. 3 – 26<br />

Mukherjee, Roopali: Regulating Race in the<br />

California Civil Rights Initiative: Enemies, Allies,<br />

and Alibis. – S. 27 – 47<br />

599


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Bloch, Linda-Renée: Mobile Discourse: Political<br />

Bumper Stickers as a Communication Event<br />

in Israel. – S. 48 – 76<br />

McCombs, Maxwell; Lopez-Escobar, Esteban;<br />

Llamas, Juan Pablo: Setting the Agenda of Attributes<br />

in the 1996 Spanish General Election. –<br />

S. 77 – 92<br />

„We advanced the central proposition of agenda-setting<br />

theory – that elements prominent in the mass media’s<br />

picture of the world influence the salience of<br />

those elements in the audience’s picture – through the<br />

explication of a second level of agenda setting: attribute<br />

agenda setting. This preliminary research on<br />

candidate images during the 1996 Spanish general election<br />

simultaneously examined 2 attribute dimensions<br />

– substantive and affective descriptions – to test the<br />

hypothesis that media attribute agendas influence the<br />

voters’ attribute agenda. Empirically, a high degree of<br />

correspondence was found between the attribute<br />

agendas of 7 different mass media and voters’ attribute<br />

agenda for each of the 3 candidates. …“<br />

Semetko, Holli A.; Valkenburg, Patti M.:<br />

Framing European Politics: A Content Analysis<br />

of Press and Television News. – S. 93 – 109<br />

„We investigated the prevalence of 5 news frames<br />

identified in earlier studies on framing and framing effects:<br />

attribution of responsibility, conflict, human interest,<br />

economic consequences, and morality. We content<br />

analyzed 2601 newspaper stories and 1522 television<br />

news stories in the period surrounding the Amsterdam<br />

meetings of European Heads of state in 1997.<br />

Our results showed that, overall, the attribution of responsibility<br />

frame was most commonly used in the<br />

news, followed by the conflict, economic consequences,<br />

human interest, and morality frames, respectively.<br />

The use of news frames depended on both the<br />

type of outlet and the type of topic. Most significant<br />

differences were not between media but between sensationalist<br />

vs. serious types of news outlets. Sober and<br />

serious newspapers and television news programs<br />

more often used the responsibility and conflict frames<br />

in the presentation of news, whereas sensationalist<br />

outlets more often used the human interest frame.“<br />

Wu, H. Denis: Systemic Determinants of International<br />

News Coverage: A Comparison of 38<br />

Countries. – S. 110 – 130<br />

„This study investigates the influence of systemic determinants<br />

on international news coverage in 38 countries.<br />

Systemic factors include traits of nations, magnitude<br />

of interaction and relatedness between nations,<br />

and logistics of news gathering. Multiple regression is<br />

implemented to assess 9 systemic determinants in each<br />

individual country. Findings indicate that the U.S. was<br />

the most covered country in the world. In spite of<br />

some variation, trade volume and presence of international<br />

news agencies were found to be the 2 primary<br />

predictors of the amount of news coverage.“<br />

Dixon, Travis L.; Linz, Daniel: Overrepresentation<br />

and Underrepresentation of African<br />

Americans and Latinos as Lawbreakers on<br />

Television News. – S. 131 – 154<br />

„We conducted a content analysis of a random sample<br />

of local television news programming in Los Angeles<br />

600<br />

and Orange counties to assess representations of<br />

Blacks, Latinos, and Whites as lawbreakers and law<br />

defenders. ‚Intergroup‘ comparisons of perpetrators<br />

revealed that Blacks and Latinos are significantly more<br />

likely than Whites to be portrayed as lawbreakers on<br />

television news. ‚Interrole‘ comparisons revealed that<br />

Blacks and Latinos are more likely to be portrayed as<br />

lawbreakers than as defenders, whereas Whites are<br />

significantly more likely to be portrayed as defenders<br />

than as lawbreakers. ‚Interreality‘ comparisons of<br />

lawbreakers revealed that Blacks are overrepresented<br />

as lawbreakers, Latinos and Whites are underrepresented<br />

as lawbreakers on television news compared to<br />

their respective crime rates obtained from the California<br />

Department of Justice for Los Angeles and Orange<br />

counties.“<br />

Jg 50 (2000) Nr 3<br />

Williams, Angie; Ylänna-McEwen, Virpi: Elderly<br />

lifestyles in the 21st century: „Doris and<br />

Sid’s excellent adventure“. – S. 4 – 8<br />

Der Themenschwerpunkt des Heftes ist die Auseinandersetzung<br />

mit Optionen der Lebensgestaltung<br />

im höheren Lebensalter.<br />

Coupland, Justine: Past the „Perfect Kind of<br />

Age“? Styling Selves and Relationships in the<br />

Over–50s-Dating Advertisements. – S. 9 – 30<br />

Harwood, Jake; Lin, Mei-Chen: Affiliation,<br />

Pride, Exchange, and Distance in Grandparents’<br />

Accounts of Relationships With Their<br />

College-Aged Grandchildren. – S. 31 – 47<br />

Morgan, Melanie; Hummert, Mary Lee: Perceptions<br />

of Communicative Control Strategies<br />

in Mother-Daughter Dyads Across the Life<br />

Span. – S. 48 – 64<br />

Gouendouzi, Jacqui: Adjusting to „the home“:<br />

dialectical dilemmas and personal relationships<br />

in a retirement community. – S. 65 – 82<br />

Ylääne-McEwen, Virpi: Golden times for golden<br />

agers: selling holidays as lifestyle for the<br />

over 50s. – S. 83 – 99<br />

Wright, Kevin: Computer-Mediated Social-<br />

Support, Older Adults, and Coping. – S. 100 –<br />

118<br />

Harrison, Kristen: The Body Electric: Thin-<br />

Ideal Media and Eating Disorders in Adolescents.<br />

– S. 119 – 143<br />

„The aim of this study was to replicate survey research<br />

demonstrating a correlation between adults thin-ideal<br />

media exposure and eating disorders with a sample of<br />

366 adolescents. … Exposure to fat-character television,<br />

thin-ideal magazines, and sports magazines predicted<br />

eating-disorder symptomatology for females,<br />

especially older females. Exposure to fat-character television<br />

also predicted body dissatisfaction for youn-


ger males. Relationships remained significant when<br />

selective exposure based on interest in body-improvement<br />

content was controlled. Discussion centers on<br />

the importance of age and sex in moderating the effects<br />

of exposure to thin-ideal media on eating disorders.“<br />

Botta, Renée A.: The Mirror of Television: A<br />

Comparison of Black and White Adolescents’<br />

Body Image. – S. 144 – 159<br />

Eine Befragung von 145 weißen und 33 afroamerikanischen<br />

Frauen an zwei High-Schools untersucht den<br />

Zusammenhang von <strong>Medien</strong>gebrauch, Körperideal<br />

und Essstörungen. Der „soziale Vergleich“ mit den<br />

Fernseh-Idealfiguren prägt die Körperwahrnehmung<br />

der jungen Frauen in beiden Ethnien. Bisher beobachtete<br />

kulturelle Unterschiede im Körperideal scheinen<br />

einem medienkulturell durchgesetzten einheitlichen<br />

Idealbild für die legitime und sozial erfolgreiche<br />

physische Präsenz des weiblichen Körpers zu weichen.<br />

Journal of communication inquiry<br />

Jg 24 (2000) Nr 3<br />

Gibson, Thimothy A.: Beyond Cultural Populism:<br />

Notes Toward the Critical Ethnography<br />

of Media Audiences. – S. 253 – 273<br />

„In den letzten Jahren hat es zu Recht Kritik an der<br />

populären Position gegeben, die die Fähigkeit subkultureller<br />

Publika betonte, massenmediale Texte in abweichender<br />

und widerständiger Weise zu rezipieren.<br />

Die 80er Jahre waren geprägt von einer Fülle von Studien,<br />

in denen die Polysemie von <strong>Medien</strong>produkten<br />

hervorgehoben und in der unterstellten interpretativen<br />

Kreativität eine machtvolle Form politischen Widerstands<br />

gesehen wurde. Demgegenüber argumentiert<br />

der Beitrag, dass kritische Publikumsforschung<br />

ihre Aufmerksamkeit wieder der Frage zuwenden solle,<br />

wie makrostrukturelle Macht die Lesarten der Publika<br />

von <strong>Medien</strong>texten begrenzt und prägt und in den<br />

betreffenden Interpretationen reproduziert wird. Der<br />

Verfasser entwickelt ein Modell der Ethnographie des<br />

Publikums, das auf Geertz’ Konzept der dichten Beschreibung<br />

aufbaut und die Beziehung zwischen<br />

machtvollen sozialen Strukturen und den Praktiken<br />

alltäglichen <strong>Medien</strong>umgangs in produktiver Weise<br />

aufeinander beziehbar macht.“<br />

McLelland, Mark: No Climax, No Point, No<br />

Meaning?: Japanese Women’s Boy-Love Sites<br />

on the Internet. – S. 274 – 291<br />

„Boy Love (shoonen’ai) bezieht sich nicht auf die Liebe<br />

vieler junger Japanerinnen gegenüber Teenager-<br />

Idolen; gemeint ist vielmehr die homoerotische Attraktion,<br />

die die männlichen Helden eines japanischen<br />

Frauen-Comic-Genres füreinander empfinden. In den<br />

frühen 70er Jahren begannen die Frauen-Manga Liebesgeschichten<br />

zwischen ,hübschen Jungen‘ zu beschreiben;<br />

diese gipfelten in den 80er Jahren in einem<br />

Genre, das sich fast ausschließlich auf die Darstellung<br />

von Geschlechtsakten zwischen jungen Männern<br />

konzentrierte. Mit dem Internet eröffneten sich den<br />

Japanerinnen neue Möglichkeiten, eigene boy love zu<br />

veröffentlichen bzw. zu konsumieren. Der Artikel<br />

zeichnet die Geschichte dieses Genres nach und dis-<br />

Zeitschriftenlese<br />

kutiert insbesondere die jüngste Renaissance, die in einer<br />

großen Zahl entsprechender Internet Sites zum<br />

Ausdruck kommt.“<br />

Jordan, John W.: Where Politicians Fear to<br />

Tread: Advertising for Internet Security. –<br />

S. 292 – 311<br />

Baym, Geoffrey: The Promise and the Product:<br />

A Textual-Critical Analysis of Public Television’s<br />

NewsHour. – S. 312 – 331<br />

Horner, Jennifer R.: Betty Crocker’s Picture<br />

Cookbook: A Gendered Ritual Response to<br />

Social Crises of the Postwar Era. – S. 332 –<br />

345<br />

Jg 24 (2000) Nr 4<br />

Hamilton, James: Alternative Media: Conceptual<br />

Difficulties, Critical Possibilities. – S. 357 –<br />

378<br />

„In diesem Aufsatz wird das Dilemma alternativer<br />

<strong>Medien</strong> analysiert, die in zahlreichen medientheoretischen<br />

Texten konzipiert worden sind. Die Wurzel<br />

dieses Dilemmas wird in den jeweiligen theoretischen<br />

Grundüberlegungen gesehen, die nicht geeignet waren,<br />

dem engen Zusammenhang zwischen politischer<br />

Wirksamkeit und der Entwicklung hin zu einem organisatorischen<br />

und kulturellen Massenmedium zu<br />

entgehen. Daraus wird ein alternatives Konzept alternativer<br />

<strong>Medien</strong> entwickelt, welches anstelle des Versuchs,<br />

den Mainstream-<strong>Medien</strong> spiegelbildliche Alternativ-<strong>Medien</strong><br />

gegenüberzustellen, den Akzent stärker<br />

auf eine stärkere und sinnvollere Beteiligung an öffentlichen<br />

Debatten über die Entwicklung der amerikanischen<br />

Gesellschaft legt.“<br />

Lewes, James: The Underground Press in America<br />

(1964 – 1968): Outlining an Alternative, the<br />

Envisioning of an Underground. – S. 379 – 400<br />

„Anhand von Leitartikeln und Statements zu den<br />

Zielsetzungen wird untersucht, welche kommunikative<br />

Funktion amerikanische Untergrundzeitungen in<br />

den 60er Jahren für sich in Anspruch nahmen. Sichtbar<br />

werden zum einen eher traditionelle und <strong>wissenschaft</strong>lich<br />

begründete Formen der Beziehung zwischen<br />

der Presse und ihrem Publikum. Demgegenüber<br />

ließen die Aktivisten der Untergrundzeitungen eine<br />

deutlich dynamischere und symbiotischere Beziehung<br />

zu ihrer Leserschaft erkennen.“<br />

Long, Thomas L.: Plague of Pariahs: AIDS<br />

Zines and the Rhetoric of Transgression. –<br />

S. 401 – 411<br />

Ke, Shun-Chih: The Emergence, Transformation,<br />

and Disintegration of Alternative Radio in<br />

Taiwan: From Underground Radio to Community<br />

Radio. – S. 412 – 429<br />

Makagon, Daniel: Accidents Should Happen:<br />

601


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Cultural Disruption through Alternative Media.<br />

– S. 430 – 447<br />

Journal of Media Economics<br />

Jg 13 (2000) Nr 3<br />

Jayakar, Krishna P.; Waterman, David: The<br />

Economics of American Theatrical Movie Exports:<br />

An Empirical Analysis. – S. 153 – 169<br />

Madden, Gary; Savage, Scott J.: Some Economic<br />

and Social Aspects of Residential Internet<br />

Use in Australia. – S. 171 – 185<br />

Ludwig, Johannes: The Essential Economic<br />

Problem of the Media: Working Between Market<br />

Failure and Cross-Financing. – S. 187 – 200<br />

Jg 13 (2000) Nr 4<br />

Koschat, Martin A.; Putsis, William P.: Who<br />

Wants You When You’re Old and Poor?: Exploring<br />

the Economics of Media Pricing. –<br />

S. 215 – 232<br />

McDowell, Walter; Sutherland, John: Choice<br />

Versus Chance: Using Brand Equity Theory to<br />

Explore TV Audience Lead-In Effects, A Case<br />

Study. – S. 233 – 247<br />

Sonnac, Nathalie: Readers’ Attitudes Toward<br />

Press Advertising: Are They Ad Lovers or Ad-<br />

Averse?. – S. 249 – 259<br />

Journalism & Mass Communication<br />

Quaterly<br />

Jg 77 (2000) Nr 1<br />

Giffard, Anthony; Rivenburgh, Nancy K.:<br />

News Agencies, National Images, and Global<br />

Media Events. – S. 8 – 21<br />

Kim, Sung Tae: Making a Difference: U.S. Press<br />

Coverage of the Kwangju and Tiananmen Pro-<br />

Democracy Movements. – S. 22 – 36<br />

Malinkina, Olga V.; McLeod, Douglas M.:<br />

From Afghanistan to Chechnya: News Coverage<br />

by Izvestia and the New York Times. –<br />

S. 37 – 49<br />

van Belle, Douglas A.: New York Times and<br />

Network TV News Coverage of Foreign Disasters:<br />

The Significance of the Insignificant<br />

Variables. – S. 50 – 70<br />

602<br />

Stempel, Guido H.; Hargrove, Thomas; Bernt,<br />

Joseph P.: Relation of Growth of Use of the Internet<br />

to Changes in Media Use from 1995 –<br />

1999. – S. 71 – 79<br />

Anhand zweier Befragungen stellen die Autoren fest,<br />

dass der Rückgang der Nutzung von Zeitungen und<br />

Fernsehnachrichten vor allem durch einen Generationseffekt<br />

bestimmt ist. Die oft vermutete Verdrängung<br />

durch das Internet war hingegen nicht festzustellen.<br />

Die Internet-Nutzer sind eher information<br />

seeker und nutzen auch Printmedien stärker als andere.<br />

McMillan, Sally J.: The Microscope and the<br />

Moving Target: The Challenge of Applying<br />

Content Analysis to the World Wide Web. –<br />

S. 80 – 98<br />

Die Autorin gibt einen Überblick über 19 Inhaltsanalysen<br />

zum world wide web aus den Jahren 1994 bis<br />

1999; dabei werden Fragestellungen, Stichprobenziehung,<br />

Kodierung und Befunde aufgeführt.<br />

Wyatt, Robert O.; Kim, Joohan; Katz, Elihu:<br />

How Feeling Free to Talk Affects Ordinary<br />

Political Conversation, Purposeful Argumentation,<br />

and Civic Participation. – S. 99 –<br />

114<br />

Mastin, Teresa: Media Use and Civic Participation<br />

in the African-American Population:<br />

Exploring Participation Among Professionals<br />

and Nonprofessionals. – S. 115 – 127<br />

Fullerton, Jami A.; Kendrick, Alice: Portrayal<br />

of Men and Women in U.S. Spanish-Language<br />

Television Commercials. – S. 128 – 142<br />

McAlister, Alfred; Johnson, Wayne; Fishbein,<br />

Martin: Behavioral Journalism for HIV Prevention:<br />

Community Newsletters Influence<br />

Risk-Related Attitudes and Behavior. – S. 143 –<br />

159<br />

Craigh, David A.: Ethical Language and<br />

Themes in News Coverage of Genetic Testing.<br />

– S. 160 – 174<br />

Taylor, Claire E.; Lee, Jung-Sook; Davie, William<br />

R.: Local Press Coverage of Environmental<br />

Conflict. – S. 175 – 192<br />

Jg 77 (2000) Nr 2<br />

Major, Ann Marie: Correlates of Accuracy and<br />

Inaccuracy in the Perception of the Climate of<br />

Opinion for Four Environmental Issues. –<br />

S. 223 – 242


Peiser, Wolfram: Setting the Journalist Agenda:<br />

Influences from Journalists’ Individual Characteristics<br />

and From the Media Factors. –<br />

S. 243 – 257<br />

Maxwell, Kimberly A.; Huxford, John; Borum,<br />

Catherine: Covering Domestic Violence: How<br />

the O. J. Simpson Case Shaped Reporting of<br />

Domestic Violence in the News Media. – S. 258<br />

– 272<br />

Kim, Yungwook: Measuring the Bottom-Line<br />

Impact of Corporate Public Relations. – S. 273<br />

– 291<br />

Reid, Leonard N.; Whitehill King, Karen: A<br />

Demand-Side View of Media Substitutability<br />

in National Advertising: A Study of Advertiser<br />

Opinions about Traditional Media Options. –<br />

S. 292 – 307<br />

Leung, Louis; Wei, Ran: More Than just Talk<br />

on the Move: Uses and Gratifications of the<br />

Cellular Phone. – S. 308 – 320<br />

Chan-Olmsted, Sylvia M.; Park, Jung Suk:<br />

From On-Air to Online World: Examining the<br />

Content and Structures of Broadcast TV Stations’<br />

Web Sites. – S. 321 – 339<br />

Kurpius, David D.: Public Journalism and<br />

Commercial Local Television News: In Search<br />

of a Model. – S. 340 – 354<br />

Zillmann, Dolf; Gibson, Rhonda: Reading Between<br />

the Photographs: The Influence of Incidental<br />

Pictorial Information on Issue Perception.<br />

– S. 355 – 366<br />

Duke, Lisa: Black in a Blonde World: Race and<br />

Girls’ Interpretation of the Feminine Ideal in<br />

Teen Magazines. – S. 367 – 392<br />

Tschentscher, Thomas; Pegatzky, Claus;<br />

Bosch, Tobias: Sicherheitsrisiken durch Kabelfernsehen?:<br />

Zur Vereinbarkeit terrestrischer<br />

Frequenznutzung der Sicherheitsfunkdienste<br />

mit dem Betrieb der Breitbandkabelnetze. –<br />

S. 1 – 30<br />

„Der Beitrag befasst sich mit der im Jahr 2000 ins<br />

Auge getretenen Problematik der Störung der Flugsicherung<br />

durch Abstrahlungen der Fernsehbreitbandkabelnetze.<br />

Die Autoren untersuchen dabei zunächst<br />

die Möglichkeiten repressiven Handelns zur Abwehr<br />

von Gefahren für den Flugverkehr und darauf folgend<br />

in einem zweiten Teil die Möglichkeiten präventiven<br />

Handelns. Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass<br />

repressive Maßnahmen zur Sicherung des Flugverkehrs<br />

zwar in Betracht kommen, sich faktisch aber als<br />

ungeeignet erweisen. Aus diesem Grunde lasse sich<br />

Zeitschriftenlese<br />

eine effektive Gefahrenabwehr nur mit Hilfe der<br />

präventiv-generell wirkenden Möglichkeit eines frequenzrechtlichen<br />

Vorgehens auf Basis des § 49 Abs. 1<br />

TKG erreichen.“<br />

Kommunikation & Recht<br />

Jg 3 (2000) Nr 7<br />

Roßnagel, Alexander: Digitale Signaturen im<br />

europäischen elektronischen Rechtsverkehr. –<br />

S. 313 – 323<br />

Däubler, Wolfgang: Nutzung des Internet<br />

durch Arbeitnehmer. – S. 323 – 327<br />

Heitmann, Konstantin: USA: Neues Gesetz gegen<br />

Cyberpiraterie. – S. 327 – 330<br />

Wolff, Lutz-Christian: Telekommunikationsrecht<br />

in der VR China – der schlafende Riese<br />

erwacht: Im Blickpunkt: Chancen und Risiken<br />

für ausländische Investitionen. – S. 330 –<br />

336<br />

„Das Telekommunikationsrecht der VR China ist<br />

noch nicht abschließend normiert. Insbesondere ausländischen<br />

Investoren erscheint die Rechtslage derzeit<br />

unsicher. Der chinesische Telekommunikationsmarkt<br />

hat andererseits ein immenses Entwicklungspotential,<br />

zumal der bevorstehende Beitritt der VR<br />

China zur WTO weitere Perspektiven zu eröffnen<br />

scheint. Grund genug, einen Blick zum schlafenden<br />

Riesen aus telekommunikationsrechtlicher Sicht zu<br />

werfen.“<br />

Reim, Regine: Nutzung elektronischer <strong>Medien</strong><br />

nach den Formvorschriften des neuen Vertragsgesetzes<br />

der VR China. – S. 337 – 339<br />

Sick, Ulrich; Richter, Heike: Rechtsschutz im<br />

Zusammenhang mit Domain-Grabbing. –<br />

S. 339 – 348<br />

„Aufgrund des gigantischen Anstiegs von Internet-<br />

Anschlüssen seit dem Jahr 1991 hat auch die wirtschaftliche<br />

Bedeutung des Internet zugenommen: Homepages<br />

werden zunehmend als Werbeträger entdeckt.<br />

Gleichzeitig tritt aber auch vermehrt der<br />

Mißbrauch von Marken, Geschäftsbezeichnungen,<br />

Namen und sonstigen Kennzeichen als Internet-<br />

Adressen, die als Names, Internet-Domains oder<br />

schlicht Domains bezeichnet werden, auf. Angesichts<br />

der zahlreichen namens- und markenrechtlichen Auseinandersetzungen<br />

um Domains auch in Deutschland<br />

wird der Beitrag nachfolgend den bisherigen Meinungsstand<br />

in Rechtsprechung und Literatur beleuchten,<br />

um abschließend Empfehlungen für die Praxis im<br />

Fall von Domain-Grabbing zu geben.“<br />

603


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Jg 3 (2000) Nr 8<br />

Dörr, Dieter; Cole, Mark D.: „Big Brother“ –<br />

oder: Die Menschenwürde als Grenze der Programmfreiheit?.<br />

– S. 369 – 378<br />

Die Autoren untersuchen die rechtliche Zulässigkeit<br />

des Programmformats „Big Brother“. Sie gehen dabei<br />

der Frage nach, ob die Programmfreiheit der Veranstalter<br />

hier durch ihre Verpflichtung die Menschenwürde<br />

zu achten, beschränkt sein könnte. Dafür stellen<br />

sie zunächst die Grundlagen des Menschenwürdeschutzes<br />

gem. Art. 1 GG dar, um anschließend zu untersuchen,<br />

ob das Programmformat einen Verstoß<br />

gegen die Menschenwürde enthält. Nach Ansicht der<br />

Autoren ist ein solcher Verstoß weder mit Blick auf<br />

die Teilnehmer der Sendung noch ihrer Rezipienten<br />

ersichtlich. Ebenso wenig liege ein Verstoß „gegen“<br />

die Menschenwürde in ihrer objektiv-rechtlichen<br />

Funktion vor. Neben der Frage, was man senden dürfe,<br />

stelle sich aber auch die Frage, welche Inhalte wünschenswert<br />

seien. Die Autoren begrüßen eine breite<br />

Debatte über diese Fragen.<br />

Piepenbrock, Hermann-Josef; Schmitz, Peter:<br />

Fernabsatzgesetz: Neuer Rechtsrahmen für<br />

E-Commerce. – S. 378 – 386<br />

„E-Commerce ist die wirtschaftliche Zukunft. Aber<br />

ökonomische Neuerungen bedürfen immer auch einer<br />

juristischen Einkleidung. Das in wesentlichen Teilen<br />

am 30.6.2000 in Kraft getretene Fernabsatzgesetz bietet<br />

insoweit ein rechtliches Korsett, das – bei aller<br />

noch zu erledigenden Maßarbeit durch Rechtsprechung<br />

und Wissenschaft – passgenau zugeschnitten<br />

ist. Die Autoren stellen die wesentlichen Punkte des<br />

neuen Rechts praxisorientiert vor.“<br />

Tettenborn, Alexander: E-Commerce-Richtlinie<br />

– Erste Überlegungen zur Umsetzung in<br />

Deutschland. – S. 386 – 389<br />

„Das Europäische Parlament hat am 4. 5. 2000 in dritter<br />

Lesung die E-Commerce-Richtlinie in der Fassung<br />

vom 29. 2. 2000 verabschiedet. Sie regelt fortan den<br />

Handel über das Internet. Der Autor plädiert in einer<br />

ersten Bewertung für eine rasche und ‚reine‘ Umsetzung<br />

der Brüsseler Direktive.“<br />

Kopf, Wolfgang; Pereira, R. Rui Lemos: Ordnungspolitische<br />

Rahmenbedingungen für Seekabel<br />

– ein Überblick. – S. 389 – 398<br />

Jg 3 (2000) Nr 9<br />

Koenig, Christian; Neumann, Andreas: Die<br />

neue Telekommunikations-Datenschutzverordnung.<br />

– S. 417 – 425<br />

„Unter den Veränderungen, denen sich das deutsche<br />

Telekommunikationsrecht im Jahre 2000 ausgesetzt<br />

sieht, nimmt ausgerechnet der bislang eher wenig beleuchtete<br />

Bereich des Telekommunikations-Datenschutzrechts<br />

eine exponierte Stellung ein: Am<br />

17.5.2000 hat das Bundeskabinett die novellierte Telekommunikations-Datenschutzverordnungbeschlossen.<br />

Der folgende Beitrag stellt die damit auf Verordnungsebene<br />

eintretenden Neuerungen vor dem Hin-<br />

604<br />

tergrund der einschlägigen Vorschriften höherrangigen<br />

Rechts dar.“<br />

Holznagel, Bernd; Grünwald, Andreas; Hahne,<br />

Kathrin: Verhinderung des Digital Divide als<br />

Zukunftsaufgabe: Ein Plädoyer gegen die Errichtung<br />

von E-Barriers. – S. 425 – 431<br />

Der Beitrag stellt zunächst den (im internationalen<br />

Vergleich mediokren) Status Quo der Internetnutzung<br />

in Deutschland dar und geht auf seine gesamtgesellschaftliche,<br />

politische und ökonomische Bedeutung<br />

angesichts der Gefahr eines Auseinanderfallens<br />

der Bevölkerung in „information haves“ an „information<br />

have nots“ dar. Im Folgenden werden die laufenden<br />

Initiativen zur Steigerung der Internetnutzung<br />

vorgestellt um abschließend weitere nationale Regulierungs-<br />

und Steuerungsmöglichkeiten (Gewährleistung<br />

einer flächendeckenden E-Versorgung, Innovative<br />

Maßnahmen der Zugangserleichterung (u. a. Public<br />

Access Points, Ausbildungsmaßnahmen, Senkung der<br />

Nutzungskosten, Wettbewerb der Netze), Maßnahmenbündelung<br />

in einer Task Force „Informationsgesellschaft“<br />

für alle: Visionen 21) zu entwickeln und zu<br />

skizzieren.<br />

Niedermeier, Robert; Damm, Maximilian;<br />

Splittgerber, Andreas: Cybercourt: Schiedsund<br />

Schlichtungsverfahren im Internet. – S. 431<br />

– 438<br />

Schulz, Wolfgang; Leopoldt, Swaantje: Horizontale<br />

Regulierung?. – S. 439 – 442<br />

„Die EU Kommission hat dem Europäischen Parlament<br />

und dem Rat am 12.7.2000 sechs Richtlinienvorschläge<br />

vorgelegt, die zusammen einen neuen Rahmen<br />

für die Regulierung elektronischer <strong>Kommunikations</strong>dienste<br />

und -netze bilden. Die Autoren unterziehen<br />

die Vorschläge einer ersten kritischen Prüfung und<br />

zeigen die praxisrelevanten Probleme auf.“<br />

Roettger, Andreas: Umsatzsteuer und Internet<br />

– Richtlinienvorschlag der EU-Kommission<br />

zur umsatzsteuerlichen Behandlung bestimmter<br />

elektronisch erbrachter Dienstleistungen. –<br />

S. 442 – 451<br />

Jg 3 (2000) Nr 10<br />

Luttermann, Claus: UMTS-Milliarden der<br />

Deutschen Telekom für den Bund: aktien- und<br />

postverfassungsrechtliche Zweifel. – S. 473 –<br />

479<br />

„Die Versteigerung der deutschen Lizenzen für die<br />

dritte Mobilfunkgeneration, ‚Universal Mobile Telecommunication<br />

System‘ (UMTS) als Basis künftiger<br />

Multimediadienste, ist geschlossen. Die Deutsche Telekom<br />

AG zahlt über die hundertprozentige Tochter<br />

T-Mobile International AG (T-Mobil) für die UMTS-<br />

Lizenz einen Milliardenbetrag an den Bund, ihren<br />

Mehrheitsaktionär. Dieser Vorgang ist angesichts der<br />

verbotenen Einlagenrückgewähr (§ 57 AktG) juristisch<br />

zweifelhaft, wie nachfolgend in der Gesamtschau<br />

der aktien- und postverfassungsrechtlichen<br />

Verhältnisse gezeigt wird.“


Hummel, Konrad: Lizenz und Frequenzzuteilung<br />

beim Unternehmenskauf. – S. 479 – 485<br />

„Für den rechtmäßigen Betrieb eines Unternehmens<br />

kann das Vorliegen von verwaltungsrechtlichen Erlaubnissen<br />

erforderlich sein. Bei Telekommunikationsunternehmen<br />

kommen insbesondere Lizenzen (§ 6<br />

TKG) und Frequenzzuteilungen (§ 47 TKG) in Betracht.<br />

Es ist von praktischen und theoretischem Interesse,<br />

welche Auswirkungen ein Unternehmenskauf<br />

auf diese Erlaubnisse hat. Daneben beleuchtet der Beitrag<br />

die isolierte Übertragung von Lizenzen als mögliche<br />

Alternative zum Unternehmenskauf.“<br />

Blank, Winfried; Zetzsche, Dirk: Software für<br />

die virtuelle Hauptversammlung. – S. 487 – 492<br />

Püttmann, Friedrich Frank: Rechtliche Probleme<br />

der Marktforschung im Internet. – S. 492 –<br />

499<br />

Jg 3 (2000) Nr 11<br />

Gerpott, Torsten J.; Winzer, Peter: Kosten von<br />

Teilnehmeranschlussleitungen in Deutschland:<br />

Berechnungsergebnisse und -probleme bei einem<br />

Rückgriff auf das WIK-Kostenmodell für<br />

Ortsnetze. – S. 521 – 533<br />

„Nach der Liberalisierung von TK-Märkten sind neue<br />

Netzbetreiber (= Carrier) für ihren Geschäftsaufbau<br />

auf bestimmte Vorleistungen wie etwa die Teilnehmeranschlussleitungen<br />

(TAL) des früheren Monopolinhabers<br />

angewiesen. So wurde auch die Deutsche<br />

Telekom (im Folgenden: DT) von der RegTP im<br />

Februar 1999 zunächst bis März 2001 dazu verpflichtet,<br />

ihren Wettbewerbern eine TAL für einen monatlichen<br />

Mietpreis von netto 25,40 DM zu überlassen.<br />

Nach § 24 TKG muss dieser Preis sich an den,,Kosten<br />

der effizienten Leistungsbereitstellung“ orientieren.<br />

Der folgende Beitrag untersucht Höhe, Struktur und<br />

Bestimmungsgrößen von TAL-Kosten anhand des<br />

Modells des Wissenschaftlichen Instituts für Telekommunikationsdienste<br />

(WIK). Er kommt u. a. zu<br />

dem Ergebnis, dass eine TAL-Monatsmiete von 25,40<br />

DM eher über als unter den effizienten Leistungsbereitstellungskosten<br />

liegen dürfte.“<br />

Hey, Christian; Hartung, Jürgen: Pfandrechte<br />

an Telekommunikationslizenzen – taugliche<br />

Sicherheit für Kreditgeber?. – S. 533 – 541<br />

„Der Ausgang des Versteigerungsverfahrens über die<br />

neuen UMTS-Lizenzen hat den Lizenznehmern Lizenzgebührenverpflichtungen<br />

in Milliardenhöhe beschert.<br />

Hinzu kommen die erheblichen Kosten für die<br />

Ausübung der lizenzierten Rechte in Gestalt des<br />

Netzauf- oder -ausbaus, die sich ebenfalls im Milliardenbereich<br />

bewegen dürften. Damit stellt sich für die<br />

Lizenznehmer das Problem der Sicherung von Geldgebern,<br />

die zur Finanzierung benötigt werden. Als<br />

mögliche Sicherheiten kommen Anlagen und die technische<br />

Ausrüstung, der ‚Good-Will‘ bzw. Kundenforderungen,<br />

Geschäftsanteile an dem Unternehmen sowie<br />

die Telekommunikationslizenzen (im weiteren<br />

‚TK-Lizenz‘ genannt) selbst in Frage. Hinsichtlich des<br />

Anlagevermögens dürften die Sicherungsmöglichkei-<br />

Zeitschriftenlese<br />

ten in der Regel begrenzt sein, da Anlagen und technische<br />

Ausrüstung großen Teils entweder unter Eigentumsvorbehalt<br />

gekauft oder von Anfang an nur geleast<br />

werden. Geschäftsanteile können Wertschwankungen<br />

unterliegen und vor allem nur vom Inhaber der Anteile,<br />

nicht von dem kreditnehmenden Unternehmen<br />

verpfändet werden. Bei einer effizienten Sicherungsabtretung<br />

von Kundenforderungen muss der Sicherungsnehmer<br />

die entsprechenden Kundendaten übermittelt<br />

bekommen, um im Sicherungsfall die Forderungen<br />

selbst einziehen zu können. Eine Übermittlung<br />

von Kundendaten an Sicherungsnehmer ist im<br />

geltenden telekommunikationsrechtlichen Datenschutzrahmen<br />

und im Hinblick auf das Fernmeldegeheimnis<br />

nicht vorgesehen und bewegt sich in einer<br />

rechtlichen Grauzone. Insofern besteht gesteigertes<br />

Interesse an einer Verpfändung von TK-Lizenzen.“<br />

Kühling, Jürgen; Pfromm, René: Sektorspezifische<br />

Regulierung und allgemeines Wettbewerbsrecht<br />

in der französischen Telekommunikationsordnung.<br />

– S. 541 – 550<br />

„Im Hinblick auf die anstehenden Reformen des deutschen<br />

Telekommunikationsrechts werden immer wieder<br />

Erfahrungen anderer Rechtsordnungen mit der<br />

Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte als<br />

Argumentationsquelle für alternative Regulierungsoptionen<br />

herangezogen. Dabei stehen zumeist die<br />

anglo-amerikanischen Staaten, insbesondere die USA<br />

und Großbritannien, im Vordergrund. Die Telekommunikationsordnung<br />

unseres Nachbarn Frankreich<br />

ist dagegen noch weitgehend terra incognita geblieben.<br />

Der folgende Beitrag möchte diesen Missstand<br />

beseitigen und eine einführende Darstellung in das<br />

französische Telekommunikationsrecht geben, wobei<br />

Vorzüge und Nachteile des französischen Regulierungssystems<br />

zu verdeutlichen sind. Dabei können<br />

bereits erste Praxiserfahrungen mit der Liberalisierungsordnung<br />

berücksichtigt werden. Einen Schwerpunkt<br />

des Aufsatzes bildet das Zusammenspiel zwischen<br />

den sektorspezifischen Regulierungsinstanzen<br />

und der allgemeinen Wettbewerbsaufsicht bei der<br />

Wahrnehmung ihrer jeweiligen Regulierungsaufgaben.“<br />

Mass Communication & Society<br />

Jg 3 (2000) Nr 2 – 3<br />

Jeffres, Leo W.; Cutietta, Connie; Sekerka, Leslie:<br />

Newspapers, Pluralism, and Diversity in an<br />

Urban Context. – S. 157 – 184<br />

Peiser, Wolfram: Cohort Trends in Media Use<br />

in the United States. – S. 185 – 205<br />

Pileggi, Mary S.; Grabe, Maria Elizabeth; Holderman,<br />

Lisa B.: Business As Usual: The American<br />

Dream in Hollywood Business Films. –<br />

S. 207 – 228<br />

Johnson, Melissa A.: How Ethnic Are U.S.<br />

Ethnic Media: The Case of Latina Magazines. –<br />

S. 229 – 248<br />

605


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Busselle, Rick W.; Greenberg, Bradley S.: The<br />

Nature of Television Realism Judgements: A<br />

Reevaluation of Their Conceptualization and<br />

Measurement. – S. 249 – 268<br />

Sotirovic, Mira: Effects of Media Use on Audience<br />

Framing and Support for Welfare. – S. 269<br />

– 296<br />

Scheufele, Dietram A.: Agenda-Setting, Priming,<br />

and Framing Revisited: Another Look at<br />

Cognitive Effects of Political Communication.<br />

– S. 297 – 316<br />

Media Asia<br />

Jg 27 (2000) Nr 2<br />

Wacks, Raymond: Confronting dogma: privacy,<br />

free speech, and the Internet. – S. 63 – 67<br />

Hosein, Gus: Logical propositions on free expression,<br />

regulation, technology, and privacy. –<br />

S. 68 – 74<br />

Goonasekera, Anura: Freedom of expression in<br />

the information age: access to information. –<br />

S. 75 – 84<br />

Panol, Zenaidai Sarabia: The Filipino public relations<br />

practitioner: status and challenges. –<br />

S. 85 – 93<br />

Chia, Michael: Information and communications<br />

technology and physical education in Singapore.<br />

– S. 94 – 98<br />

Mullaly, Jennifer: An overview of Internet content<br />

regulation in Australia. – S. 99 – 105<br />

Media Lex<br />

(2000) Nr 3<br />

Cornu, Daniel: La régulation interne des médias<br />

se renforce. – S. 123 – 127<br />

Giani, Paul Leo: Elektronischer <strong>Medien</strong>markt<br />

in Deutschland im Umbruch. – S. 129 – 130<br />

Meili, Andreas: Der Geheimnisschutzartikel<br />

293 StGB im Lichte der neueren Gerichtspraxis.<br />

– S. 135 – 142<br />

Salvadé, Vincent: Services en ligne et violation<br />

du droit d’auteur: l’union incertaine de la territorialité<br />

et du réseau mondial. – S. 143 – 150<br />

Vuille, Pierre: Noms de domaine: les premiers<br />

arrêts du tribunal fédéral. – S. 151 – 157<br />

606<br />

Media Perspektiven<br />

(2000) Nr I<br />

Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten<br />

Deutschland in der Fassung des vierten Rundfunkänderungsstaatsvertrags<br />

(in Kraft seit<br />

1. April 2000). – S. 1 – 32<br />

Entscheidung der Kommission vom 10. Mai<br />

2000 in einem Verfahren nach Artikel 81 EG-<br />

Vertrag (Sache Nr. IV/32.150 – Eurovision). –<br />

S. 33 – 56<br />

(2000) Nr 6<br />

Heffler, Michael: Der Werbemarkt 1999: Radiowerbung<br />

mit deutlichem Umsatzplus. –<br />

S. 230 – 239<br />

Gräf-Schlepütz, Christina; Kiefer, Matthias:<br />

Wirkung von Programmsponsoring – ein Fallbeispiel:<br />

Der Sponsorauftritt von Schwartau<br />

bei der ARD-Serie „Lindenstraße“. – S. 240 –<br />

248<br />

Darschin, Wolfgang; Zubayr, Camille: Warum<br />

sehen die Ostdeutschen anders fern als die<br />

Westdeutschen?: Demoskopische Erklärungsversuche<br />

aus den Ergebnissen des ARD/ZDF-<br />

Trends und der GfK Fernsehforschung. –<br />

S. 249 – 257<br />

Fromm, Guido: Vergangene Zukunft – die neuen<br />

<strong>Medien</strong> der „ersten Generation“ in Deutschland:<br />

Ein Rückblick auf Prognosen und Entwicklungen<br />

der 70er und 80er Jahre. – S. 258 –<br />

265<br />

(2000) Nr 7<br />

Krüger, Udo Michael: Unterschiedliches Informationsverständnis<br />

im öffentlich-rechtlichen<br />

und privaten Fernsehen: Programmanalyse<br />

1999: ARD; ZDF; RTL, SAT1 und ProSieben<br />

im Vergleich. – S. 278 – 296<br />

Röper, Horst: Zeitungsmarkt 2000: Konsolidierungsphase<br />

beendet?: Daten zur Konzentration<br />

der Tagespresse in der Bundesrepublik<br />

Deutschland im I. Quartal. – S. 297 – 309<br />

Neuberger, Christoph: Journalismus im Internet:<br />

Auf dem Weg zur Eigenständigkeit?: Ergebnisse<br />

einer Redaktionsbefragung bei Presse,<br />

Rundfunk und Nur-Onlineanbietern. – S. 310<br />

– 318


Zürn, Matthias: Print- und Online-Zeitungen<br />

im Vergleich: Drei Fallstudien. – S. 319 – 325<br />

(2000) Nr 8<br />

Eimeren, Birgit van; Gerhard, Heinz: ARD/<br />

ZDF-Online-Studie 2000: Gebrauchswert entscheidet<br />

über Internetnutzung: Entwicklung<br />

der Online-<strong>Medien</strong> in Deutschland. – S. 338 –<br />

349<br />

„… Für die meisten Anwender ist das Internet ein Medium,<br />

das einen konkreten, alltagsrelevanten Gebrauchswert<br />

aufweist. Entsprechend stehen der Versand<br />

und Empfang von e-mails, der Abruf tagesaktueller<br />

Nachrichten sowie Ratgeber- und Serviceangeboten<br />

im Vordergrund. Unterhaltungsmotive sind<br />

dagegen eher nachrangig. Die Onliner bewegen sich<br />

im Jahr 2000 häufiger und länger im Netz als in den<br />

Vorjahren. Gleichzeitig ist eine Nutzungsverschiebung<br />

in die Abendstunden und damit außerhalb der<br />

beruflichen Kernarbeitszeiten festzustellen, die jedoch<br />

nicht zu Lasten der klassischen <strong>Medien</strong> geht.<br />

Vielmehr profitieren insgesamt sowohl die klassischen<br />

<strong>Medien</strong> Fernsehen und Hörfunk als auch das neue<br />

Medium Internet wechselseitig voneinander. Fernsehen<br />

und Hörfunk als Anbieter vielfältiger Inhalte stellen<br />

vertiefende und ergänzende Informationen ins<br />

Netz. Umgekehrt stärken attraktive Onlineauftritte –<br />

insbesondere bei jungen und mobilen Zielgruppen –<br />

die Bindung an die originären Sender.“<br />

Grajczyk, Andreas; Mende, Anette: Nichtnutzer<br />

von online: Zugangsbarrieren bleiben bestehen.<br />

– S. 350 – 358<br />

„Mit der rasanten Verbreitung des Internets nimmt<br />

zwar die Zahl derjenigen ab, die dem neuen Medium<br />

skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen, dennoch<br />

stellen die Nichtnutzer, die so genannten Offliner, mit<br />

gut 70 Prozent immer noch die Mehrheit der Bundesbürger.<br />

In ihren kontinuierlichen Offline-Studien haben<br />

sich ARD und ZDF mit dieser Personengruppe<br />

befasst und Einstellungen und Zugangsbarrieren zum<br />

Internet ermittelt. Die Fortschreibung für das Jahr<br />

2000 zeigt, dass das Internet auch von den Nichtnutzern<br />

als zukunftsweisendes Medium anerkannt ist, das<br />

die <strong>Medien</strong>landschaft insgesamt ergänzen, aber nicht<br />

grundlegend verändern wird …“<br />

Oehmichen, Ekkehardt; Schröter, Christian:<br />

Fernsehen, Hörfunk, Internet: Konkurrenz,<br />

Konvergenz oder Komplement?. – S. 359 – 368<br />

„… Trotz der rasanten Ausbreitung der Onlinenutzung<br />

weist auch im Jahr 2000 das Gros der Nutzer<br />

spezifische soziodemographische Merkmale auf: Es<br />

sind weiterhin Jüngere, Männer, Berufstätige und formal<br />

besser Gebildete, die in absoluten Zahlen wesentlich<br />

das Wachstum der Onlinemedien ausmachen. …<br />

Zwar zeigen sich bei einem Vergleich der Nutzungspräferenzen<br />

der einzelnen <strong>Medien</strong>NutzerTypen Unterschiede<br />

vor allem zwischen jungen und älteren Onlinern.<br />

Insgesamt überwiegen indes auch bei den Jüngeren<br />

die informations- und nicht die unterhaltungsorientierten<br />

Aspekte der Onlinenutzung …“<br />

Zeitschriftenlese<br />

Ehlers, Renate: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk<br />

und Multimedia: Strategie und Organisation<br />

am Beispiel des Hessischen Rundfunks. –<br />

S. 369 – 373<br />

(2000) Nr 9<br />

Breunig, Christian: Programmbouquets im digitalen<br />

Fernsehen: Marktübersicht, Inhalte und<br />

Akzeptanz von digitalem Free-TV und Pay-<br />

TV. – S. 378 – 394<br />

Hallenberger, Gerhard: Eurofiction 1999: Stagnation<br />

auf hohem Niveau: Erstausgestrahlte<br />

einheimische fiktionale Fernsehproduktionen<br />

in Deutschland: Angebotsstrukturen und Nutzung.<br />

– S. 395 – 405<br />

Deutschland liegt im europäischen Vergleich bei fiktionalen<br />

Fernsehproduktionen weiter an der Spitze:<br />

Den Ergebnissen der … Studie Eurofiction zufolge<br />

wurden 1999 im deutschen Fernsehen 1828 Stunden<br />

Erstausstrahlungen von insgesamt 347 einheimischen<br />

fiktionalen Fernsehproduktionen gezeigt … Der Beitrag<br />

stellt die Ergebnisse der Studie vor, die u. a. die<br />

Fiction-Produktion ländervergleichend darstellt und<br />

die Fernsehproduktionen in Deutschland hinsichtlich<br />

der Eigenproduktionen der einzelnen Sender differenziert<br />

und untersucht.<br />

Neckermann, Gerhard: Kinobranche im Umbruch:<br />

Filmbesuch und Kinostruktur in<br />

Deutschland 1991 – 1999. – S. 406 – 413<br />

Klingler, Walter; Müller, Dieter K.: MA 2000<br />

Radio: Erstmals mit Telefoninterviews erhoben:<br />

Hörfunknutzung und -präferenzen in<br />

Deutschland. – S. 414 – 426<br />

(2000) Nr 10<br />

Zimmer, Jochen: Großbritannien und Frankreich:<br />

Vorreiter für digitales und interaktives<br />

Fernsehen: Unterschiedliche Marktsituationen<br />

und Erfolgsvoraussetzungen im europäischen<br />

Vergleich. – S. 438 – 450<br />

Keinath, Annette: Fernsehempfang und PC/<br />

Onlineausstattung in Europa: Ergebnisse des<br />

SES/ASTRA Satellite Monitors 2000. – S. 451 –<br />

457<br />

Gerhards, Maria; Grajczyk, Andreas; Klingler,<br />

Walter: Programmangebote und Spartennutzung<br />

im Fernsehen 1999: Eine Analyse auf der<br />

Basis der GfK-Sendungscodierung. – S. 458 –<br />

463<br />

Vogel, Andreas: Leichtes Wachstum der Großverlage.<br />

– S. 464 – 478<br />

607


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Media Psychology<br />

Jg 2 (2000) Nr 3<br />

Krcmar, Marina; Greene, Kathryn: Connections<br />

between violent television exposure and<br />

adolescent risk taking. – S. 195 – 218<br />

In einer Befragung unter 717 Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen zwischen elf und 22 Jahren wurde die<br />

Fernsehnutzung und das Risiko-Verhalten erfasst. Es<br />

zeigten sich Zusammenhänge zwischen der Nutzung<br />

gewaltorientierter Fernsehangebote und verschiedenen<br />

Formen des Risikoverhaltens: übermäßiger Alkoholkonsum,<br />

Alkohol am Steuer, rücksichtslose Fahrweise,<br />

Drogenkonsum, delinquentes Verhalten. Diese<br />

Zusammenhänge fallen jedoch für verschiedene Gewaltformate<br />

unterschiedlich aus: Während realitätsorientierte<br />

Krimis und Übertragungen von Kampfsportarten<br />

eher mit erhöhtem Risikoverhalten einher<br />

gehen, ist bei realitätsferneren Gewaltfilmen eher das<br />

Gegenteil der Fall. Die Befunde werden diskutiert im<br />

Hinblick auf Problembewältigungsstrategien sowie<br />

auf Konsequenzen für die Gesundheitskommunikation<br />

gegenüber jugendlichen Zielgruppen.<br />

Eveland, William P.; Dunwoody, Sharon: Examining<br />

information processing on the world<br />

wide web using think aloud protocols. – S. 219<br />

– 244<br />

Die Netzstruktur der Inhalte des World Wide Web<br />

wird von einigen Forschern als gute Voraussetzung<br />

für die menschliche Informationsverarbeitung betrachtet,<br />

durch die Informationen effizienter und effektiver<br />

verarbeitet werden könnten und sinnvollere<br />

Lernprozessen ermöglicht würden. Andere Forscher<br />

geben kritisch zu bedenken, dass die Navigation im<br />

Netz mit erhöhter kognitiver Belastung und häufiger<br />

Desorientierung einher gehe, wodurch sinnvolle<br />

Lernprozesses eher behindert würden. In einer Untersuchung<br />

der Informationsverarbeitung beim Umgang<br />

mit dem Web, die auf einer quantitativen Auswertung<br />

von Protokollen lauten Denkens beruht, ergaben<br />

sich folgende Ergebnisse: Nutzer verwenden einen<br />

beträchtlichen Teil ihrer kognitiven Kapazität auf<br />

den Inhalt und die Struktur des Web, was zu Lasten<br />

der vertiefenden und bewertenden Verarbeitung der<br />

Informationen geht.<br />

Harris, Richard Jackson u. a.: Young men’s and<br />

women’s different autobiographical memories<br />

of the experience of seeing frightening movies<br />

on a date. – S. 245 – 268<br />

Mit Hilfe autobiographischer Methoden wurden die<br />

Rezeptionserfahrungen und die kurz- und langfristigen<br />

Effekte furchteinflößender Filme untersucht, die<br />

sich junge Leute bei gemeinsamen „Dates“ mit ihrem<br />

Freund/ihrer Freundin angesehen haben. Damit wurde<br />

das Modell der geschlechtsspezifischen Rezeption<br />

von Zillmann und Weaver (1996) auf reale Erfahrungen<br />

übertragen. Die studentischen Versuchsteilnehmer(innen)<br />

a) beschrieben eine entsprechende Rezeptionserfahrung<br />

und b) füllten einen Fragebogen mit<br />

verschiedenen Persönlichkeitsskalen aus. Fast alle<br />

Personen konnten ein entsprechendes Erlebnis erinnern.<br />

Auch wenn die Männer den gesehenen Film insgesamt<br />

etwas besser bewerteten als die Frauen, schien<br />

die Situation doch für beide Geschlechter gleicher-<br />

608<br />

maßen ihren Zweck erfüllt zu haben. Enger mit dem<br />

Geschlecht als mit der Geschlechtsrollen-Orientierung<br />

hingen negative Reaktionen auf den Film, Schlafstörungen<br />

und die bis heute anhaltend furchtbesetzte<br />

Erinnerung an den Film zusammen. Insgesamt scheint<br />

die Dating-Situation Männern und Frauen einen Rahmen<br />

zu schaffen, in dem sie in hohem Maße Geschlechterrollen-Stereotype<br />

reproduzieren.<br />

Suckfüll, Monika: Film analysis and psychophysiology:<br />

effects of moments of impact and<br />

protagonists. – S. 269 – 301<br />

Am Beispiel des Films „Das Piano“ von Jane Campion<br />

werden die Zusammenhänge zwischen filmanalytisch<br />

bestimmten Merkmalen des Filmverlaufs und<br />

der Herzrate als Indikator für den Rezeptionsverlauf<br />

untersucht. Reaktionen lassen sich insbesondere an<br />

narrativen Strukturen erkennen, die mit den Protagonisten<br />

verbunden sind. Bei Aggregierung über die<br />

zum Teil sehr unterschiedlichen individuellen Rezeptionsverläufe<br />

werden auch Zusammenhänge mit subtilen<br />

narrativen Strukturen erkennbar und im Hinblick<br />

auf die Perspektiven physiologischer Zeitreihen<br />

für die Rezeptionsforschung diskutiert.<br />

Media, Culture & Society<br />

Jg 22 (2000) Nr 4<br />

Havens, Timothy: ‚The biggest show in the<br />

world‘: race and the global popularity of The<br />

Cosby Show. – S. 371 – 391<br />

Biltereyst, Daniel; Meers, Phillipe: The international<br />

telenova debate and the contra-flow argument:<br />

a reappraisal. – S. 393 – 413<br />

Latein-amerikanische daily-soaps (telenovelas) sind<br />

schon häufig als Fallbeispiele im Rahmen theoretischer<br />

Überlegungen zu einer internationalen<br />

<strong>Kommunikations</strong>theorie herangezogen worden. Dies<br />

geschah oft, um zu zeigen, welches Potential die Kulturindustrie<br />

der Dritten Welt für Widerstandsbewegungen,<br />

Alternativvorschläge und „contra-flow“-<br />

Prozesse in sich trägt. Insbesondere der letzte Punkt<br />

wird in diesem Artikel aufgegriffen: Es wird die Stichhaltigkeit<br />

der These überprüft, daß es eine Gegenbewegung<br />

zum Kulturimperialismus gebe, welche als ein<br />

Import latein-amerikanischer Kultur nach Europa<br />

verstanden werden kann. Anhand empirischer Untersuchungen<br />

zeigen die Autoren, daß diese sog. „contraflow“-These<br />

in ihrer starken Version nicht zu halten<br />

ist.<br />

Chadha, Kalyani; Kavoori, Anandam: Media<br />

imperialism revisited: some findings from the<br />

Asian case. – S. 415 – 432<br />

Bustamante, Enrique: Spain’s interventionist<br />

and authoritarian communication policy: Telefónica<br />

as political battering ram of the Spanish<br />

right. – S. 433 – 445<br />

Khiabany, Gholam: Red Pepper: a new model<br />

for the alternative press?. – S. 447 – 463


Ekström, Mats: Information, storytelling and<br />

attractions: TV journalism in three modes of<br />

communication. – S. 465 – 492<br />

Jg 22 (2000) Nr 5<br />

Bourdon, Jérôme: Live television is still alive:<br />

on television as an unfulfilled promise. – S. 531<br />

– 556<br />

Obgleich die Anzahl von Live-Übertragungen rückgängig<br />

ist und Live-Fernsehen von den meisten Theoretikern<br />

im Sinne einer Theorie des Fernsehens für unbedeutend<br />

erklärt wird, behauptet der Autor des Artikels,<br />

dass eine Analyse des Begriffes „live“ zentral ist<br />

für das Verständnis von Fernsehen überhaupt. Dabei<br />

wird Live-Fernsehen nicht als technisches Phänomen<br />

definiert, sondern entsteht als Konstruktion der Zuschauer:<br />

‚Liveness‘ is defined „… as the viewers belief<br />

in live broadcasting. This belief depends on the televisual<br />

text, the social context, on the social characteristics<br />

of viewers and on the temporal sequencing of television<br />

viewing.“<br />

Matheson, Donald: The birth of news discourse:<br />

changes in news language in British<br />

newspapers, 1880 – 1930. – S. 557 – 573<br />

Majoribanks, Timothy: The ‚anti-Wapping‘?:<br />

Technological information and workplace reorganization<br />

at the Financial Times. – S. 575 –<br />

593<br />

Verhoest, Pascal: The myth of universal service:<br />

hermeneutic considerations and political<br />

recommendations. – S. 595 – 610<br />

Die Liberalisierung des Telekommunikationssektors<br />

hat zu einem erneuerten Interesse am Konzept des<br />

„Universaldienstes“ geführt. Dieser Artikel setzt sich<br />

– unter Berücksichtigung der Wirtschaftstheorie und<br />

der gesellschaftlichen Umstände – kritisch mit der Bedeutung<br />

dieses Konzeptes auseinander. Entsprechend<br />

der gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen<br />

(Informationsgesellschaft und „information<br />

economy“) entwickelt der Artikel Leitlinien für eine<br />

Politik, die sich den Aufgaben des Informationszeitalters<br />

stellt und die Bedeutung des Universaldienstes<br />

richtig einzuschätzen weiß.<br />

Fernandes, Leela: Nationalizing ‘the global’:<br />

media images, cultural politics and the middle<br />

class in India. – S. 611 – 628<br />

Belton, Teresa: The ‚face at the window‘ study:<br />

a fresh approach to media influence and to<br />

investigating the influence of television and<br />

videos on children’s imagination. – S. 629 – 643<br />

Jg 22 (2000) Nr 6<br />

Rozmovits, Linda: Now you see ’em, now you<br />

don’t: Jewish visibility and the problem of citi-<br />

zenship in the British Telecom ‚Beattie‘ campaign.<br />

– S. 707 – 722<br />

Fenton, Natalie: The problematics of postmodernism<br />

for feminist media studies. – S. 723 –<br />

741<br />

Hendy, David: Pop music in the public service:<br />

BBC Radio 1 and new music in the 1990s. –<br />

S. 743 – 761<br />

O’Neill, Brian: ‚Lifting the veil‘: the arts,<br />

broadcasting, and the Irish Society. – S. 763 –<br />

785<br />

Yumul, Arus; Özkirimli, Umut: Reproducing<br />

the nation: ‚banal nationalism‘ in the Turkish<br />

press. – S. 787 – 804<br />

Ursell, Gillian: Television production: issues of<br />

exploitation, commodification and subjectivity<br />

in UK television labour markets. – S. 805 – 825<br />

<strong>Medien</strong> + Erziehung<br />

Jg 44 (2000) Nr 4<br />

Zeitschriftenlese<br />

Gleich, Uli: <strong>Medien</strong> und ihre Bedeutung für Jugendliche.<br />

– S. 211 – 218<br />

Der Autor stellt aktuelle Forschungsergebnisse zur<br />

<strong>Medien</strong>nutzung und der Bedeutung von Informations-<br />

und Unterhaltungsangeboten in der Lebenswelt<br />

von Jugendlichen vor. Es wird deutlich, dass den <strong>Medien</strong>(-inhalten)<br />

eine identitätsstiftende Rolle zukommen<br />

kann, indem sie „als Stellvertreter für die Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Lebenssituation funktionalisiert<br />

werden.“ (S. 214). Aus mangelndem Wissen<br />

der Produzenten über die <strong>Medien</strong>nutzung von<br />

Jugendlichen würden jedoch zu wenig Angebote bereitgestellt,<br />

die den Heranwachsenden eine realitätsnahe<br />

Orientierungsfunktion bieten.<br />

Theunert, Helga; Schorb, Bernd: Nicht desinteressiert,<br />

aber eigene Interessen: Jugend, Politik,<br />

Fernsehinformation. – S. 219 – 228<br />

Den in diesem Beitrag vorgestellten Ergebnissen der<br />

Untersuchung „Ein bisschen wählen dürfen. Jugend –<br />

Politik – Fernsehen“ zufolge muss die vielfach skizzierte<br />

Bild der politisch desinteressierten Jugendlicher<br />

revidiert werden. Es zeigte sich, dass ein Großteil der<br />

Jugendlichen sich durchaus für politische und gesellschaftliche<br />

Informationen interessieren. Es bedarf jedoch<br />

nach Ansicht der AutorInnen der Anstrengung<br />

von Vertretern aus der Bildungspolitik und der <strong>Medien</strong>produktion,<br />

um Jugendliche am politischen Geschehen<br />

zu beteiligen. Hierzu werden verschiedenen<br />

Möglichkeiten aufgezeigt.<br />

Androutsopoulos, Jannis K.: Vom Mainstream-Radio<br />

bis zu den Skatermagazinen: Jugendmedien<br />

sprach<strong>wissenschaft</strong>lich betrachtet. –<br />

S. 229 – 235<br />

609


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

„Jugendmedien werden aus der Sicht linguistischer<br />

<strong>Medien</strong>forschung thematisiert. Im Mittelpunkt der<br />

Darstellung stehen Strategien der Sprach- und Textgestaltung,<br />

die die gegenwärtige mediale Jugendkommunikation<br />

prägen.“<br />

Tully, Claus J.; Wahler, Peter: Wie ist die Jugend?:<br />

Flexibel? Optimistisch?: ein jugendsoziologischer<br />

Kommentar. – S. 236 – 241<br />

Die Frage, wie sich Jugend aufgrund technologischer<br />

Entwicklungen verändert wird, ist Thema verschiedener<br />

aktueller Jugendstudien. Die Autoren nehmen<br />

eine kritische Betrachtung dieser Untersuchungen vor<br />

und stellen fest, dass sich nicht die Jugend, sondern<br />

vielmehr das gesellschaftliche Interesse an der nachwachsenden<br />

Generation verändert hat.<br />

Roether, Dietmut: Im Gründungsfieber: Internet<br />

und Multimedia: Chancen für junge Unternehmer.<br />

– S. 242 – 244<br />

„In allen <strong>Medien</strong> werden die jugendlichen Existenzgründer<br />

hochgelobt, die ihren Erfolg nicht zuletzt auf<br />

den neuen Technologien aufbauen. Doch sieht die berufliche<br />

Gegenwart und Zukunft der jungen Menschen<br />

wirklich so rosig aus?“<br />

Vogel, Matthias: „Big Brother“ – Faszination<br />

und Distanz. – S. 245 – 249<br />

Jg 44 (2000) Nr 5<br />

Kübler, Hans-Dieter: Mediale Universalität:<br />

<strong>Medien</strong>theorie zwischen phänomenologischer<br />

Entgrenzung und gegenständlicher Identität. –<br />

S. 279 – 289<br />

„Ausgehend von Walter Benjamins ‚Flaneur‘ als personalem<br />

Paradigma der modernen Epoche werden<br />

<strong>Medien</strong>theorien beleuchtet, die das Produkt oder dessen<br />

Rezeption zu alleinigen Bezugspunkten der Reflexion<br />

über die <strong>Medien</strong> machen.“<br />

Faßler, Manfred: Erzählungen – rund um die<br />

Welt: Von kleinen Erzählungen, weltweit. –<br />

S. 290 – 300<br />

„Texte generieren sich nicht mehr durch den Markt<br />

des Bedeutungsvollen, sondern erreichen ihre Aufmerksamkeit<br />

im virtuellen freien Feld. Die Vernachlässigung<br />

des Bildlichen wurde durch die <strong>Medien</strong>revolution<br />

beseitigt.“<br />

Pöttinger, Ida: Wieviel Körper braucht der<br />

Mensch?: Die abstrakte Kommunikation als<br />

Denkfigur. – S. 301 – 305<br />

„Entwicklung und Gebrauch unserer Körpers scheinen<br />

sich im Zeitalter von Internet und Cyberspace<br />

drastisch verändert zu haben. Ein Appell an die <strong>Medien</strong>pädagogik,<br />

Körperlichkeit und Sinnlichkeit verstärkt<br />

zu reflektieren.“<br />

610<br />

medien praktisch<br />

Jg 24 (2000) Nr 3<br />

Kübler, Hans-Dieter: Digitale <strong>Kommunikations</strong>demokratie?<br />

Internet und Öffentlichkeit. –<br />

S. 4 – 8<br />

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Demokratisierungspotenzial<br />

von (Netz-) Öffentlichkeiten. Der<br />

Autor stellt fest, dass das Internet nichts an der Form<br />

gesellschaftlicher Öffentlichkeiten ändert, sich jedoch<br />

als Medium für die Verbreitung individueller Interessenslagen<br />

eignet, die der massenmedial verbreiteten<br />

Meinung entgegenstehen. Somit käme dem Internet<br />

sicherlich eine basisdemokratische Funktion zu. Dennoch<br />

räumt Kübler ein, dass die meisten Themen nicht<br />

in die politische Öffentlichkeit und Diskussion gelangen<br />

und ungehört bleiben. Es stellt sich ihm die Frage,<br />

ob dies darauf zurückzuführen sei, dass sich das Internet<br />

noch im Prozess der Entwicklung befindet oder<br />

dass es sich um eine gänzlich neue Form von Öffentlichkeit<br />

handelt, die sich von traditionellen Formen<br />

politischer Öffentlichkeit unterscheidet.<br />

Volkmer, Ingrid: Globale Öffentlichkeit: Dialekt<br />

und Selbstreferenz im globalen Diskurs. –<br />

S. 9 – 11<br />

Neumann-Braun, Klaus: Das wahre Leben –<br />

die Ware Leben: Webcam-Angebote im Spannungsfeld<br />

von Kulturindustrie und Eigenproduktion.<br />

– S. 12 – 16<br />

Der Text bietet einen interessanten Einblick in aktuelle<br />

kommerzielle und private Webcam-Angebote. Anhand<br />

eines Fallbeispiels wird der Frage nachgegangen,<br />

welchen Nutzen einerseits die „Produzenten“ und andererseits<br />

die „Nutzer“ von Webcam-Angeboten aus<br />

dieser neuen <strong>Kommunikations</strong>form ziehen. Nach Ansicht<br />

der Autoren eröffnet diese virtuelle und unilaterale<br />

Form der Kommunikation neue Möglichkeiten<br />

des Probehandelns und der Identitätsentwicklung und<br />

-erhaltung: „Auf der Grundlage nämlich, dass Ego<br />

sich keinen Erwartungen eines konkreten Gegenübers<br />

ausgesetzt sehen muss, erfährt er bzw. sie eine Handlungsentlastung,<br />

die ihm eine entspannte Beobachtung<br />

anderer – und seiner selbst ermöglicht.“ (S. 16)<br />

Dimsch, Lexa; Reckeb, Ajnos: Tinac@m: die<br />

Re-Normalisierung des Webcam-Abenteuers.<br />

– S. 13<br />

In diesem kurzen Beitrag wird das Webcam-Angebot<br />

„Tinac@m“ vorgestellt und gleichzeitig die schwindende<br />

Grenze zwischen privater Selbstinszenierung<br />

und kommerziellem Angebot verdeutlich.<br />

Schmidt, Axel: Chatten: Spiel ohne Grenzen –<br />

Spiel mit Grenzen?. – S. 17 – 22<br />

Der Beitrag gibt einen Überblick über die Potenziale<br />

des Chattens im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation.<br />

Darüber hinaus wird die tatsächliche Nutzung<br />

dieser neuen <strong>Kommunikations</strong>form analysiert.<br />

Anhand von zwei Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie<br />

die Nutzer die Möglichkeiten beider <strong>Kommunikations</strong>formen<br />

auf individuelle Weise für ihre Bedürfnisse<br />

nutzen. Der Autor stellt fest: „In der faktischen<br />

Nutzung kommt es zu einer Verschränkung von


Strukturpotenzialitäten und alltags-kommunikativphatischen<br />

Bedürfnissen.“ (S. 21)<br />

Stadtfeld, Peter: Electronic mail: eine Möglichkeit<br />

zur interkulturellen Begebnung?. – S. 23 –<br />

25<br />

Der Beitrag stellt die Vor- und Nachteile von E-Mail-<br />

Kommunikation für interkulturelle <strong>Kommunikations</strong>projekte<br />

an Schulen dar. E-Mail-Projekte bieten<br />

einen Einblick in die verschiedenen Kulturen, tragen<br />

zur Erhöhung der Fremdsprachenkompetenz bei und<br />

können motivationsfördernd wirken. Gleichzeitig<br />

weist der Autor jedoch darauf hin, dass die Kommunikation<br />

über E-Mail apersonaler Art ist und keine<br />

ganzheitlichen Erfahrungen ermöglicht, derer es aber<br />

gerade im interkulturellen Austausch bedarf. Er betont<br />

daher die Notwendigkeit einer Balancefindung<br />

zwischen realen und medial vermittelten Informationen<br />

Buschmeyer, Hermann: Weiterbildung und Internet:<br />

Am Beispiel des NRW-Bildungsservers<br />

learn:line. – S. 25 – 29<br />

Apel, Heino: Teleteaching: Schwierigkeiten<br />

und Möglichkeiten in der Weiterbildung. –<br />

S. 30 – 31<br />

Angesichts der Entwicklungen, die mit den Schlagworten<br />

„Informations-“ und „Wissensgesellschaft“<br />

überschrieben werden, erstaunt es, dass relativ wenig<br />

Telelearning-Angebote vorliegen. Der Autor sieht<br />

dies u. a. in den Schwierigkeiten begründet, den die<br />

Nutzer dieser Lernangebote gegenüberstehen. Neben<br />

technischen Unsicherheiten fehlen vielen Nutzern vor<br />

allem auch kommunikative Erfahrungswerte und -<br />

kompetenzen. Der Autor gibt einen Überblick über<br />

die verschiedenen aktuellen Angebotstypen in diesem<br />

Bereich.<br />

Thiele, Günter: Promt: ein Online-Unterstützungsystem<br />

für produktive <strong>Medien</strong>arbeit. –<br />

S. 31 – 33<br />

Hinter der Abkürzung PROMT verbirgt sich der Server<br />

„Produktive <strong>Medien</strong>arbeit“, der von der Landesbildstelle<br />

in Berlin in Kooperation mit dem MPZ<br />

Brandenburg konzipiert und realisiert wurde. Als<br />

Projektleiter skizziert der Autor in diesem Beitrag<br />

theoretische Ausgangsüberlegungen für dieses Serviceangebot<br />

sowie verschiedene Angebotsbereiche<br />

(Projektergebnisse, Kommunikation, Lernmaterialien,<br />

Materialienbox, Adressen und Termine).<br />

Mause, Doris: Gesehen und gehört im Netz:<br />

das Internet als Hilfs- und Ratgebermedium. –<br />

S. 34 – 35<br />

Die Autorin stellt verschiedene Internetangebote vor<br />

wie z. B. Meinungsforen, pädagogische Hilfsangebote<br />

für Schülerinnen und Schüler sowie Führungen durch<br />

das Netz.<br />

Eisele, Markus: Auf die Straßen und an die<br />

Zäune: Anmerkungen zur notwendigen Strategie<br />

kirchlicher online-Kommunikation. – S. 36<br />

– 37<br />

Zeitschriftenlese<br />

Jg 24 (2000) Nr 3, Sonderheft Texte<br />

Mikos, Lothar: Die Verpflichtung zum Guten:<br />

Moralische Konsensversicherung im Fernsehen<br />

am Beispiel von Daily Talks und anderen<br />

Formaten. – S. 3 – 13<br />

Bei dem vorliegenden Heft handelt es sich um eine<br />

Zusammenstellung verschiedener Beiträge, die im<br />

Rahmen einer Tagung des Netzwerks <strong>Medien</strong>ethik<br />

zum Thema „Die Moral der Daily Talks“ vorgestellt<br />

wurden. Neben verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

befasst sich der Beitrag von Mikos mit den<br />

Strukturen und den Funktionen von moralischer<br />

Kommunikation am Beispiel von Daily Talks.<br />

Krotz, Friedrich: Daily Talks im Alltag von Jugendlichen:<br />

Ausgewählte Ergebnisse einer Studie<br />

zum Programmangebot des Fernsehens. –<br />

S. 14 – 23<br />

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Studie<br />

„Talkshows im Alltag von Jugendlichen“ (Paus-Haase<br />

u. a. 1999) beschäftigt sich der Autor mit der Frage,<br />

inwieweit Jugendliche zu den ModeratorInnen der<br />

Sendungen eine parasoziale Beziehung aufbauen und<br />

wie diese beurteilt werden muss.<br />

Hausmanninger, Thomas: Wider den guten<br />

Geschmack: Einige Überlegungen zum Ausschluß<br />

der Betroffenen aus medienethischen<br />

Diskursen. – S. 24 – 31<br />

Göttlich, Udo: Zur Entdeckung eines Genres:<br />

Die deutschen Daily-Soaps im Fernsehen der<br />

90er Jahre. – S. 32 – 44<br />

Die Entwicklung von deutschen Daily Soaps und deren<br />

Bedeutung für jugendliche Zuschauer stehen im<br />

Mittelpunkt dieses Beitrags. Grundlage sind die Ergebnisse<br />

einer inhaltsanalytischen Untersuchung der<br />

Themenstruktur im Rahmen der DFG-Studie „Daily<br />

Soaps und Kult-Marketing“.<br />

Machenbach, Merle: Daily Soaps – ein Genre<br />

für Mädchen?: Rollenbilder im Medium Fernsehen<br />

und ihre möglichen Auswirkungen auf<br />

die geschlechtsspezifische Rezeption und Sozialisation.<br />

– S. 45 – 53<br />

Bischof, Ulrike; Heidtmann, Horst: „Ich will es<br />

einfach nochmal erleben“: Begleitbücher zu<br />

Daily Soaps: Kinder- und Jugendliteratur im<br />

<strong>Medien</strong>verbund. – S. 54 – 59<br />

Ein Großteil der von Kindern gelesenen Literatur lässt<br />

sich der <strong>Medien</strong>verbundliteratur zuzuordnen. Die<br />

AutorInnen untersuchten im Rahmen einer vom Institut<br />

für angewandte <strong>Medien</strong>forschung (IfaK) der<br />

Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen<br />

die Präferenz von Jugendlichen für Begleitbücher von<br />

Daily Soaps, deren Rezeption sowie Muster der Lesesozialisation.<br />

611


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Winter, Rainer: Die Hoffnung auf Sex: Zur<br />

Wirklichkeitsproduktion in Big Brother. – S. 61<br />

– 66<br />

„Anknüpfend an die Arbeiten des Soziologen Erving<br />

Goffman nimmt der Autor eine ‚Rahmenanalyse‘ der<br />

Reality-Soap Big Brother vor, in der er sich jedoch<br />

kritisch von der durchgeführten Rahmenanalyse Müllers<br />

(1999) und Mikos’ (2000) abgrenzt. Im Sinne<br />

Goffmans sollte man inszenierte Formate wie Big<br />

Brother seiner Ansicht nach ‚als eine ‚freiwillig unterstützte<br />

Täuschung‘ begreifen, auf die man sich als Zuschauer<br />

auch lustvoll einlassen kann, nachdem man sie<br />

als solche durchschaut hat.“ (S. 66)<br />

Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe: „Zlatko<br />

war irgendwie der Coolste“: Anmerkungen zur<br />

Etablierung und Rezeption eines <strong>Medien</strong>spektakels.<br />

– S. 67 – 74<br />

Mit Big Brother hat sich neben den Daily Talks und<br />

den Daily Soaps ein neues „intimes Format“ entwickelt.<br />

Während die Diskussion vorwiegend auf medienpolitischer<br />

und kulturkritischer Ebene geführt<br />

wurde, plädieren die Autoren für eine stärkere<br />

Berücksichtigung der Sichtweise der (jugendlichen)<br />

Rezipienten und stellen Auszüge aus Gruppendiskussionen<br />

mit Jugendlichen zu diesem Format vor.<br />

Jg 24 (2000) Nr 4<br />

Kübler, Hans-Dieter: Alles Gaga oder: die pure<br />

Lust am Banalen?: Analytische Sondierungen<br />

darüber, was unterhält. – S. 4 – 10<br />

Während Unterhaltungsangebote in allen <strong>Medien</strong> zunehmen,<br />

konstatiert der Autor eine unzureichende<br />

<strong>wissenschaft</strong>liche Auseinandersetzung mit diesem<br />

Thema. Die Debatte basiere auf wenigen inhaltsanalytischen<br />

Untersuchungen und verschiedenen psychologischen<br />

Studien, von denen er einige skizziert. Daneben<br />

sieht Kübler als eine weitere wichtige und bislang<br />

wenig berücksichtigte Dimension von Unterhaltung<br />

die kulturspezifischen Interaktionen zwischen<br />

Subjekt und medialen Angeboten. Er plädiert für eine<br />

„mehrdimensionale Theorie der Unterhaltung“, die<br />

Aufschluss darüber gibt, „warum und wie sich Menschen<br />

unterhalten“ und „unter welchen Konditionen<br />

und anhand welcher medialen Vorgaben das Publikum<br />

sich artikulieren und seine Unterhaltungserfahrungen<br />

wie -bedürfnisse konstruieren kann.“ (S. 9)<br />

Uden, Ronald: Unterhaltung als Gegenwelt des<br />

Nutzens: <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>lichtheologische<br />

Anmerkungen. – S. 10 – 16<br />

Mikos, Lothar: Das Leben als Show: Tendenzen<br />

der Fernsehunterhaltung zu Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts. – S. 17 – 20<br />

Der Autor zeichnet am Beispiel von Reality-Formaten<br />

und Quizsendungen die Veränderung von Fernsehunterhaltung<br />

in den 90er Jahren nach. Mikos stellt<br />

als drei Stationen dieser Entwicklungen die zunehmende<br />

lebensweltliche Orientierung der Angebote,<br />

die Herausbildung des „Performativen Realitätsfernsehens“<br />

(Keppler 1994) und die Entwicklung des<br />

„Hybridgenres Reality-Shows“ (Big Brother u. a.)<br />

612<br />

dar. Diese Angebote bieten nach Mikos verschiedenste<br />

Lesarten an (vgl. S. 19), die diese Sendungen für<br />

das Publikum attraktiv machen. Gleichzeitig sieht er<br />

in der Entwicklung der Unterhaltungsformate die<br />

Chance für die Zuschauer, „im Rahmen von Reality-<br />

Shows ihr eigenes Leben zu inszenieren und zu leben.<br />

Damit können sie der Geschichts- und Ereignislosigkeit<br />

des Alltags entfliehen, um selbst zumindest Fernsehgeschichte<br />

zu schreiben und mit dem eigenen Verhalten<br />

zum Fernsehereignis zu werden.“ (S. 20)<br />

Winter, Rainer: Was ist populäre Unterhaltung?:<br />

Die Perspektive der Cultural Studies. –<br />

S. 21 – 26<br />

„Unterhaltung, die populäre Kultur insgesamt, ist das,<br />

was die Zuschauer mit den Produkten der Kulturindustrie<br />

tatsächlich machen“, (S. 21) lautet die Antwort<br />

auf die im Titel aufgeworfene Frage. Der Autor plädiert<br />

für einen kulturtheoretischen Ansatz und eine<br />

stärkere Berücksichtigung der Rezipientenseite.<br />

Göttlich, Udo; Neumann, Annika: Daily Soaps<br />

als Lebensmittel? Eine Analyse von Zuschauerpost.<br />

– S. 33 – 37<br />

Mittels einer qualitativen Analyse verschiedener tertiärer<br />

Textsorten (Zuschauerbriefe und Internetdiskussionen)<br />

zum Format der Daily Soaps untersuchten<br />

die AutorInnen zum einen die Verschränkung verschiedener<br />

medialer Angebote und zum anderen die<br />

Bedeutung der täglichen Soaps für Jugendliche. Dabei<br />

kommen sie u. a. zu dem Ergebnis, dass die meisten<br />

Jugendlichen den fiktionalen Charakter der Daily<br />

Soaps erkennen, sie aber dennoch als Orientierungsangebot<br />

für individuelle Lebensprobleme nutzen.<br />

Kochhan, Christoph; Jäckel, Michael: Als Zielgruppe<br />

anerkannt?: Werbung mit älteren Menschen.<br />

– S. 50 – 55<br />

<strong>Medien</strong>psychologie<br />

Jg 12 (2000) Nr 2<br />

Ritterfeld, Ute: Welchen Einfluss haben soziale<br />

Informationen auf die Rezeption und Evaluation<br />

psychologischer Fachliteratur?. – S. 81<br />

– 93<br />

Flender, Jürgen; Christmann, Ursula: Hypertext:<br />

prototypische Merkmale und deren Realisierung<br />

im Hypertext „Visuelle Wahrnehmung“.<br />

– S. 94 – 116<br />

Galliker, Mark; Pousaz, Olivier: Der Realitätsbezug<br />

der Printmedien: Zur Wahrnehmung der<br />

Schweiz in der New York Times, in der Washington<br />

Post uns im Daily Telegraph (1993 –<br />

1999). – S. 117 – 140


Jg 12 (2000) Nr 3<br />

Brosius, Hans-Bernd; Schweiger, Bernd; Rossmann,<br />

Constanze: Auf der Suche nach den Ursachen<br />

des Fallbeispieleffekts: Der Einfluss von<br />

Anzahl und Art der Urheber von Fallbeispielinformationen.<br />

– S. 153 – 175<br />

Konkrete Fallbeispiele in journalistischen Beiträgen<br />

z. B. in Form von Zitaten der Betroffenen, wirken sich<br />

auf die Wahrnehmung des Problems aus. So werden<br />

ausgewählte Fallbeispiele stärker auf die Verhältnisse<br />

in der Bevölkerung generalisiert, als summarische<br />

Realitätsbeschreibungen wie z. B. die Angabe „die<br />

überwiegende Mehrheit“. Die Autoren gehen in zwei<br />

Experimenten den Fragen nach, ob sich die Anzahl<br />

der Personen die die Fallbeispielinformation liefern<br />

auf die Stärke des Fallbeispieleffekts auswirken und<br />

ob unbestimmte Gruppen im Vergleich zu einzelnen<br />

Personen einen stärkeren Effekt auslösen können.<br />

Während der Fallbeispieleffekt hier repliziert werden<br />

konnte, zeigte sich kein Einfluss der genannten Personenvariationen<br />

auf die Stärke des Effekts. Abschließend<br />

wird der Fallbeispieleffekt vor dem Hintergrund<br />

von Wirkungsmodellen wie der Schweigespirale und<br />

des Kultivierungseffekts diskutiert.<br />

Woelke, Jens: Wie valide sind Werbewirkungstests?:<br />

Der Einfluss des Testverfahrens auf<br />

Ergebnisse der Erinnerung und Bewertung. – S.<br />

176 – 195<br />

Barrie, Gunter; Furnham, Adrian; Petrides,<br />

Konstanine: Exploration of Links Between Video<br />

Preferences and Romantic Partner Preferences.<br />

– S. 196 – 208<br />

Multimedia und Recht, Beilage<br />

Jg 3 (2000) Nr 10<br />

Schuster, Fabian; Müller, Ulf: Entwicklung des<br />

Internet- und Multimediarechts von Januar<br />

1999 bis Juni 2000. – S. 1 – 36<br />

Dieser Beitrag erschien als BEILAGE zu Heft<br />

10/2000<br />

Multimedia und Recht<br />

Jg 3 (2000) Nr 7<br />

Wastl, Ulrich; Schlitt, Christian: Internetbörse:<br />

Revolution am Kapitalmarkt oder einfach nur<br />

juristisches Neuland?. – S. 387 – 396<br />

Schmitz, Dirk: Vertragliche Haftung bei unentgeltlichem<br />

Informationserwerb via Internet. –<br />

S. 396 – 399<br />

Der Beitrag untersucht die Frage der vertraglichen<br />

Haftung der Anbieter bei unentgeltlicher Überlassung<br />

fehlerhafter oder unvollständiger Informationen im<br />

Internet. Der Verf. kommt nach der Erörterung der<br />

Kriterien, die für und gegen eine Vertragsbindung<br />

sprechen können, zu dem Ergebnis, dass nur in Aus-<br />

Zeitschriftenlese<br />

nahmefällen ein Rechtsbindungswille anzunehmen<br />

ist. Dabei ist nach Ansicht des Verf. eine Einordnung<br />

in die Vertragstypen des BGB Schenkung, Leihe oder<br />

Auftrag nicht möglich, sondern ein Vertrag sui generis<br />

anzunehmen, wobei auf den Haftungsmaßstab des<br />

Schenkungsrechts bzw. der Leihe zurückgegriffen<br />

werden kann.<br />

Schrick, Alexandra: Direktmarketing mittels e-<br />

Mail und seine Entwicklung. – S. 399 – 405<br />

Auf europäischer Ebene werden die Probleme der<br />

E-Mail-Werbung seit 1997 von der Fernabsatzrichtlinie<br />

geregelt. Der Beitrag zeichnet die bisherige Rechtsprechung<br />

zur unaufgeforderten Versendung von<br />

Werbe-E-Mails und den Gehalt der Fernabsatzrichtlinie<br />

nach und beschäftigt sich weiterhin mit dem Entwurf<br />

des deutschen Fernabsatzgesetzes, das mittlerweile<br />

in Kraft getreten ist (vgl. Bundesgesetzblatt I<br />

2000, S. 897 ff.; http://195.20.250.97/BGBL/bgbl1f/<br />

b100028f.pdf)<br />

Lin, Zhou: Copyright Law and Internet in China.<br />

– S. 405 – 412<br />

China ist einer der Weltmärkte für Musik und Multimedia,<br />

das chinesische Urheberrecht aber ist weitgehend<br />

unbekannt. Der Verf. führt in das chinesische<br />

Urheberrecht ein, beschreibt jüngste Entwicklungen<br />

im Internetrecht und trägt damit zum Verständnis der<br />

Piraterieproblematik bei.<br />

Grzeszick, Bernd: Freie Software: Eine Widerlegung<br />

der Urheberrechtstheorie?. – S. 412 –<br />

417<br />

„Urheberrechte haben in der Informationsgesellschaft<br />

eine besondere Bedeutung: Sie regeln den Umgang mit<br />

Information und Wissen. Der Rechtsetzer ist deshalb<br />

aufgefordert, die urheberrechtliche Balance privater<br />

und öffentlicher Interessen den sich ändernden technischen<br />

und sozialen Bedingungen anzupassen. […]<br />

Die Entwicklung von Programmen ohne Rückgriff<br />

auf den urheberrechtlichen Schutz wirft die<br />

grundsätzliche Frage auf, ob die theoretische Begründung<br />

von Schutzrechten an Programmen unter den<br />

Bedingungen des Internet noch zutrifft.“<br />

Thielo, Hans-Joachim: Universaldienstleistungsabgabe<br />

und Steuerrecht. – S. 418 – 423<br />

Jg 3 (2000) Nr 8<br />

Roßnagel, Alexander: Auf dem Weg zu neuen<br />

Signaturregelungen: Die Novellierungsentwürfe<br />

für SigG, BGB und ZPO. – S. 451 – 461<br />

Der Beitrag beschreibt Gründe für die Novellierungen<br />

des Rechtsrahmens für die Nutzung elektronischer<br />

Signaturen, den Gang der Novellierungsverfahren,<br />

die wichtigsten Änderungen des geplanten Signaturgesetzes,<br />

der BGB- und ZPO-Novellierung und<br />

bewertet diese Entwürfe.<br />

Wischmann, Tim: Rechtsnatur des Access-Providing.<br />

– S. 461 – 465<br />

613


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Holzhäuser, Michael: Besonderer Netzzugang:<br />

Das Verhältnis von § 33 und § 35 TKG. – S. 466<br />

– 471<br />

Bär, Wolfgang: Aktuelle Rechtsfragen bei strafprozessualen<br />

Eingriffen in die Telekommunikation.<br />

– S. 472 – 480<br />

Holznagel, Bernd: Weiterverbreitung und Zugangssicherung<br />

beim digitalen Fernsehen: Aufgaben<br />

der Landesmedienanstalten bei der Umsetzung<br />

der § 52, 53 RStV. – S. 480 – 486<br />

„Der vorliegende Artikel stellt die Neuregelungen der<br />

§§ 52, 53 RStV nach dem Vierten Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />

vor. Neben der Darstellung von<br />

Weiterverbreitungs- und Zugangsregelungen werden<br />

vor allem die Funktions- und Aufgabenveränderungen<br />

untersucht, die sich hieraus für die Landesmedienanstalten<br />

ergeben.“<br />

Jg 3 (2000) Nr 9<br />

Kleinwächter, Wolfgang: ICANN: Blaupause<br />

für ein neus Politikmodell?. – S. 513 – 514<br />

Hoeren, Thomas: Entwurf einer EU-Richtlinie<br />

zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft:<br />

Überlegungen zum Zwischenstand der<br />

Diskussion. – S. 515 – 520<br />

„Im Juni diesen Jahres wurde bekannt, dass der Rat der<br />

Europäischen Gemeinschaften einen neuen Entwurf<br />

für eine Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft<br />

verabschiedet hat […]. Mit dieser<br />

Richtlinie sollen die Vorgaben der WIPO im Hinblick<br />

auf den World Copyright Treaty (WCT) und den<br />

World Performers and Producers Rights Treaty<br />

(WPPRT) in Europa umgesetzt werden. Hinzu kommen<br />

Regelungen zu den Schranken und zur Frage des<br />

Schutzes vor Kopierschutz-Umgehungsmechanimen.“<br />

Hüther, Mario: Aktionärsbeteiligung via Internet:<br />

zum Regierungsentwurf eines Gesetzes<br />

zur Namensaktie und zur Erleichterung der<br />

Stimmrechtsausübung (NaStraG). – S. 521 –<br />

525<br />

Erdmann, Ulrich: Die online-Versammlung im<br />

Vereins- und GmbH-Recht. – S. 526 – 531<br />

Beese, Dietrich; Merkt, Jutta: Europäische<br />

Union zwischen Konvergenz und Re-Regulierung:<br />

die neuen Richtlinienentwürfe der Kommission.<br />

– S. 532 – 536<br />

Die Verfasser stellen die Richtlinienvorschläge der<br />

Europäischen Kommission für einen „Gemeinsamen<br />

Rechtsrahmen für <strong>Kommunikations</strong>netze und -dienste“<br />

vor, die aus den Ergebnissen des Review 1999 hervorgegangen<br />

sind. Sie diskutieren die Vorschläge vor<br />

dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklung<br />

und der Konvergenz der Märkte und beschreiben die<br />

614<br />

institutionellen Konsequenzen der Kommissionsvorschläge<br />

für Deutschland.<br />

Hain, Karl-Eduard: Vorherrschende Meinungsmacht<br />

i. S. d. § 26 Abs. 1, 2 RStV: die<br />

Kontroverse um „quantitative“ oder „qualitative“<br />

Bestimmung. – S. 537 – 543<br />

„[…] Im vorliegenden Beitrag soll zunächst gezeigt<br />

werden, dass die Konkretisierung des unbestimmten<br />

Rechtsbegriffs der ‚vorherrschenden Meinungsmacht‘<br />

im Wege einer Gesamtbewertung aller relevanten<br />

Umstände vorzunehmen ist. Sodann wird begründet,<br />

dass bezüglich der über den Zuschaueranteil hinausgehenden<br />

relevanten Gesichtspunkte der KEK die<br />

Verfahrensrechte nach den §§ 21, 22 RStV, also diesen<br />

Normen entsprechende Auskunfts- und Ermittlungsrechte,<br />

zustehen (§ 36 Abs. 1 S. 3 RStV), deren Aktualisierung<br />

seitens der zuständigen Landesmedienanstalt<br />

ggf. durch die KEK im Wege des verwaltungsgerichtlichen<br />

Organstreits erzwungen werden kann. Schließlich<br />

wird dargelegt, dass der KEK im Hinblick auf die<br />

Frage des Vorliegens ‚vorherrschender Meinungsmacht‘<br />

ein gerichtlich nur begrenzt nachprüfbarer Beurteilungsspielraum<br />

zukommt.“<br />

Jg 3 (2000) Nr 10<br />

Leibrandt, Michael: Cyber World – Ende der<br />

Besteuerung?. – S. 579 – 586<br />

Renck, Andreas: WIPO Arbitration und Mediation<br />

Center: Eine Analyse der Spruchpraxis<br />

der ersten sechs Monate. – S. 586 – 591<br />

„Seit dem 1.12.1999 sind die Streitbeilegungsregeln<br />

der ICANN für die Domains ‚.com‘, ‚.org‘ und ‚.net‘<br />

in Kraft. Seit kurzem ist die WIPO-Schiedsstelle auch<br />

für die nationale ‚Top-Level-Domain‘ ‚.ac‘, ‚.io‘, ‚.nu“,<br />

‚.sh‘, ‚.tt‘, ‚.tv‘ und ‚.ws‘ zuständig. Bei den Streitbeilegungsregeln<br />

handelt es sich zum einen um die Uniform<br />

Domain Name Dispute Resolution Policy (UP)<br />

und zum anderen um die Rules for Uniform Domain<br />

Name Dispute Resolution Policy (RUP). ICANN hat<br />

insgesamt drei sog. Provider, d. h. Schiedsstellen zugelassen.<br />

Es handelt sich dabei zum einen um das<br />

WIPO Arbitration and Mediation Center, zum anderen<br />

um das National Arbitration Forum und schließlich<br />

um die kanadische Gesellschaft Disputes.org/e-<br />

Resolution Consortium. Alle drei Schiedsstellen haben<br />

neben den beiden o. g. Regelwerken noch jeweils<br />

eigene ergänzende Verfahrensregeln erlassen. Der Beitrag<br />

gibt eine kurze Einführung in den Verfahrensablauf<br />

und analysiert die Entscheidungspraxis der<br />

WIPO-Schiedsstelle in den ersten sechs Monaten<br />

(Stand: 19.6.2000).“<br />

Thiele, Markus; Rohlfing, Bernd: Gattungsbezeichnungen<br />

als Domain-Namen. – S. 591 – 596<br />

„Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Frage,<br />

ob Internetadressen (Domain-Names) in Gestalt von<br />

Gattungsbezeichnungen gegen gesetzliche Vorschriften<br />

verstoßen. Zahlreiche veröffentlichte Entscheidungen<br />

der Instanzgerichte und Inhalte von Publikationen<br />

bezogen sich bisher überwiegend auf solche<br />

Adressen, die in der Second-Level-Domain (www.second-level-domain.de)<br />

den Namen bzw. die Firmen-


ezeichnung eines bestimmten Unternehmens führen.<br />

Dagegen ist das Problem der Gattungsbezeichnungen<br />

als Domain-Namen vergleichsweise neu. Richtungweisend<br />

ist in diesem Zusammenhang eine jüngst veröffentlichte<br />

Entscheidung des OLG Hamburg. Im<br />

Hinblick auf diese Entscheidung wird im Folgenden<br />

untersucht, ob die Verwendung von Gattungsbezeichnungen<br />

als Domain-Namen gegen § 1 UWG verstößt,<br />

bzw. ob § 12 BGB, §§ 14, 15 MarkenG oder § 3<br />

UWG entgegenstehen. […] Die Untersuchung führt<br />

zum Ergebnis, dass zwar gegen namens- und kennzeichenrechtliche<br />

Vorschriften nicht verstoßen wird.<br />

Eine Verletzung der §§ 1, 3 UWG kommt aber durchaus<br />

in Betracht.“<br />

Rüfner, Thomas: Virtuelle Marktordnungen<br />

und das AGB-Gesetz. – S. 597 – 602<br />

Gnielinski, Oliver: Vergütungsansprüche im<br />

Telekommunikations- und Multimediabereich:<br />

Ausgewählte Probleme. – S. 602 – 607<br />

Jg 3 (2000) Nr 11<br />

Stieper, Malte; Frank, Andreas: DVD als neue<br />

Nutzungsart?. – S. 643 – 647<br />

„Die Digitalisierung der Unterhaltungsbranche<br />

schreitet so schnell voran, dass in immer kürzeren Abständen<br />

neue, digitale <strong>Medien</strong> präsentiert und alte,<br />

analoge Techniken vom Markt verdrängt werden.<br />

Wenn damit urheberrechtlich geschützte Inhalte<br />

transportiert werden, kann es hinsichtlich des Umfangs<br />

erteilter Lizenzen zu Abgrenzungsproblemen<br />

kommen. Der Beitrag zeigt am Beispiel des Mediums<br />

DVD, dass diese Probleme mit allgemeingültigen Kriterien<br />

lösbar sind.“<br />

Leupold, Andreas; Bachmann, Peter; Pelz,<br />

Christian: Russisches Roulette im Internet?:<br />

Zulässigkeit von Glücksspielen im Internet unter<br />

gewerbe- und strafrechtlichen Gesichtspunkten.<br />

– S. 648 – 655<br />

Bücking, Jens: Update Domainrecht: Aktuelle<br />

Entwicklungen im deutschen Recht der Internetdomains.<br />

– S. 656 – 664<br />

„Seit 1996 sieht sich die deutsche Rspr. mit dem Phänomen<br />

des ‚Cyber-Squatting‘ (auch: ‚Domain-Grabbing‘)<br />

konfrontiert. Die anfangs uneinheitliche<br />

Spruchpraxis hat sich inzwischen weitgehend i. S. e.<br />

funktionalen Bewertung der Internetdomain konsolidiert.<br />

Diese ist stets Adresse, doch kann ihr im Einzelfall<br />

durchaus auch Kennzeichnungsfunktion zukommen.<br />

Uneinigkeit besteht indes weiterhin in Detailfragen.<br />

[…] So ist nach wie vor ungeklärt, unter<br />

welchen Voraussetzungen durch den Gebrauch einer<br />

Internetdomain Kennzeichenrechte begründet werden<br />

können. Ein weiteres Problem stellt die (Neu-<br />

)Definition des zeichenrechtlichen Abstandsgebots<br />

im Internet dar. Umstritten ist ferner die Behandlung<br />

von Gattungsbezeichnungen, den sog. ‚Monopoldomains‘.<br />

Ähnliches gilt schließlich für die wettbewerbsund<br />

kartellrechtliche Verantwortlichkeit der nationalen<br />

Domainvergabestelle DENIC. […] “<br />

Zeitschriftenlese<br />

Gruhl, Jens: Strafbarkeit der Vermietung von<br />

Bildträgern durch Automaten. – S. 664 – 667<br />

Geis, Ivo: Die elektronische Signatur: Eine internationale<br />

Architektur der Identifizierung im<br />

E-Commerce. – S. 667 – 674<br />

„E-Commerce beruht auf dem Vertrauen, dass die<br />

elektronische Nachricht den Empfänger unverfälscht<br />

erreicht und der Empfänger sich darauf verlassen<br />

kann, dass der Absender authentisch ist. Deshalb sind<br />

Identifizierungsarchitekturen die notwendige Infrastruktur<br />

des E-Commerce. […] Die rechtliche Konsequenz<br />

ist eine internationale Verständigung über die<br />

Grundlage des Vertrauens, die Architekturen der<br />

Identifizierung. Zwei Konzepte stehen im internationalen<br />

E-Commerce zur Wahl: das Konzept des EU-<br />

Binnenmarkts mit der Signaturrichtlinie und das amerikanische<br />

Konzept mit dem Signaturgesetz der USA.<br />

[…] Die europäische Lösung definiert die Qualität der<br />

elektronischen Signatur, um sie der Unterschrift<br />

gleichzustellen. Die amerikanische Lösung entspricht<br />

der Philosophie des freien Markts: Elektronische Erklärungen<br />

sind rechtswirksam, die elektronische Signatur<br />

ist nicht gesetzlich definiert, sondern die Marktteilnehmer<br />

entscheiden über die Qualität der elektronischen<br />

Signatur. Für welches Konzept wird sich die<br />

unsichtbare Hand des Markts auf internationalen<br />

elektronischen Marktplätzen entscheiden?“<br />

Spoerr, Wolfgang: Zusammenschaltung und<br />

offener Netzzugang. – S. 674 – 681<br />

Zusammenschaltung und offener Netzzugang standen<br />

bislang – neben dem Leistungszugang nach § 33<br />

TKG und der Preiskontrolle – im Mittelpunkt der telekommunikationsrechtlichen<br />

Regulierungspraxis.<br />

Der Gesetzgeber hat in den §§ 33 – 38 TKG ein dreistufiges<br />

Modell materieller Pflichten mit einem zweistufigen<br />

Sanktionskonzept geschaffen hat, das insbesondere<br />

von den unionsrechtlichen Vorgaben der<br />

Richtlinie über den offenen Netzzugang, der Zusammenschaltungsrichtlinie<br />

und der ONP-Sprachdiensterichtlinie<br />

geprägt ist. Der Beitrag liefert eine systematische<br />

Analyse des Zusammenschaltungs- und<br />

Netzzugangsregimes an Hand einer Vielzahl von Regulierungsentscheidungen,<br />

verwaltungsgerichtlichen<br />

Eilentscheidungen und einzelnen Urteilen.<br />

Political Communication<br />

Jg 17 (2000) Nr 3<br />

Eveland, William P.; Scheufele, Dietram A.:<br />

Connecting news media use with gaps in knowledge<br />

and participation. – S. 215 – 238<br />

Hershey, Marjorie Randon; Holian, David:<br />

Constructing explanations for U.S. state governor’s<br />

races: the abortion issue and the 1990 Gubernatorial<br />

elections. – S. 239 – 262<br />

Leshner, Glenn; Thorson, Esther: Overreporting<br />

voting: campaign media, public mood, and<br />

the vote. – S. 263 – 278<br />

615


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Carty, R. Kenneth; Eagles, Munroe: Is there a<br />

local dimension to modern election campaigns?:<br />

party activists’ perceptions of the media<br />

and electoral coverage of Canadian constituency<br />

politics. – S. 279 – 295<br />

Liebes, Tamar: Inside a news item: a dispute<br />

over framing. – S. 295 – 305<br />

Public Opinion Quarterly<br />

Jg 64 (2000) Nr 1<br />

Conrad, Frederick C.; Schober, Michael F.:<br />

Clarifying Question Meaning in a Household<br />

Telephone Survey. – S. 1 – 28<br />

Burgess, Diana; Haney, Beth; Snyder, Mark:<br />

Rocking the Vote: Using Personalized Messages<br />

to Motivate Voting among Young Adults.<br />

– S. 29 – 52<br />

Jg 64 (2000) Nr 2<br />

Keeter, Scott; Miller, Carolyn; Kohut, Andrew:<br />

Consequences of Reducing Nonresponse in a<br />

National Telephone Survey. – S. 125 – 148<br />

Singer, Eleanor; van Hoewyk, John; Maher,<br />

Mary P.: Experiments with Incentives in Telephone<br />

Surveys. – S. 171 – 188<br />

Barker, David; Knight, Kathleen: Political Talk<br />

Radio and Public Opinion. – S. 149 – 170<br />

Untersucht werden Zusammenhänge zwischen der<br />

Nutzung eines populären politischen Talk Radio Formats<br />

(„Rush Limbaugh“) und den Einstellungen gegenüber<br />

Personen und Themen aus der Politik. In<br />

Querschnitt- und in Panelbefragungen zeigen sich unabhängige<br />

Effekte der Talk Radio Nutzung auf die politischen<br />

Einstellungen der Hörerinnen und Hörer.<br />

Publizistik<br />

Jg 45 (2000) Nr 2<br />

Merten, Klaus: Struktur und Funktion von<br />

Propaganda. – S. 143 – 162<br />

Langer, Roy; Lund, Anker Brink: Öffentliches<br />

Krisenmanagement und kollektive Meinungsbildung:<br />

empirische Befunde und theoretische<br />

Implikationen am Beispiel von AIDS. – S. 163<br />

– 179<br />

Hardmeier, Sibylle; Luginbühl, Martin: Zur Informationsqualität<br />

von Zeitungsberichten über<br />

Meinungsumfragen: eine exemplarische Studie<br />

zur medialen Konstruktion von Realität. –<br />

S. 180 – 199<br />

616<br />

Jg 45 (2000) Nr 3<br />

Ruhrmann, Georg; Kohring, Matthias; Görke,<br />

Alexander: Im Osten was Neues?: Ein Beitrag<br />

zur Standortbestimmung der <strong>Kommunikations</strong>-<br />

und <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong>. – S. 283 – 309<br />

Theis-Berglmair, Anna Maria: Aufmerksamkeit<br />

und Geld, schenken und zahlen: Zum Verhältnis<br />

von Publizistik und Wirtschaft in einer<br />

<strong>Kommunikations</strong>gesellschaft – Konsequenzen<br />

für die <strong>Medien</strong>ökonomie. – S. 310 – 329<br />

Ohlemacher, Thomas; Jerusel, Jörg: „Einfach<br />

typisch für einen ahnungslosen Besser-Wessi...“:<br />

Rezipientenbriefe als Reaktion auf einen<br />

massenmedialen Reiz. – S. 330 – 345<br />

Pieler, Michaela: Qualität auf dem Anzeigenmarkt<br />

und ihre publizistischen Implikationen.<br />

– S. 346 – 361<br />

Relation<br />

Jg 5 (1999) Nr 1 – 2<br />

Schieder, Barbara: Politk als Inszenierung: Ein<br />

Literaturbericht. – S. 19 – 60<br />

Melischek, Gabriele; Seethaler, Josef: Zur soziometrischen<br />

Bestimmung von Leitmedien am<br />

Beispiel der Berliner Tageszeitungen 1928 –<br />

1932. – S. 61 – 74<br />

Mayer, Jill E.: Poisoning by Degrees: The<br />

Rhetoric of German Nationalism in the Press<br />

of Habsburg Austria. – S. 75 – 142<br />

Tichy, Marina: Sigmund Freud in der „Neuen<br />

Freien Presse“ (1895 – 1938). – S. 143 – 176<br />

Rundfunk und Geschichte<br />

Jg 26 (2000) Nr 3 – 4<br />

Hensle, Michael P.: „Rundfunkverbrechen“<br />

vor NS-Sondergerichten. – S. 111 – 126<br />

Pietrzynski, Ingrid: Der DDR-Rundfunk und<br />

die Künstler: Protokoll einer Diskussionsrunde<br />

im September 1953. – S. 139 – 157<br />

Zeitschrift für Urheber- und <strong>Medien</strong>recht<br />

Jg 44 (2000) Nr 6<br />

Michel, Eva-Maria: Rechtsfragen von Rundfunk<br />

und Printmedien im Internet. – S. 425 –<br />

432


Schulze, Gernot: Rechtsfragen von Printmedien<br />

im Internet. – S. 432 – 454<br />

Veit, Lars: Rechtsfragen von Rundfunk und<br />

Printmedien im Internet. – S. 455 – 457<br />

Jg 44 (2000) Nr. 7<br />

Stock, Martin: Eine Grundrechtscharta für die<br />

Europäische Union: Wie sollte die <strong>Medien</strong>freiheit<br />

darin ausgestaltet werden? – S. 533 – 537<br />

Der Autor berichtet über den Stand der Ausarbeitung<br />

einer „Charta der Grundrechte der Europäischen<br />

Union“ und unterbreitet eigene Vorschläge zu ihrer<br />

Weiterentwicklung. Insbesondere sei die Gewährleistung<br />

der Freiheit der Presse, des Rundfunks, des<br />

Films sowie der sonstigen an die Allgemeinheit gerichteten<br />

Kommunikation festzuschreiben. Auch Bestand<br />

und Entwicklung von Rundfunk in öffentlicher<br />

Trägerschaft müssten durch die Charta garantiert<br />

werden.<br />

Sporn, Stefan: Das Grundrecht der Meinungsund<br />

Informationsfreiheit in einer Europäischen<br />

Grundrechtscharta. – S. 537 – 544<br />

Kröber, Christian: Vergütungspflicht für digitales<br />

Kopieren bestätigt: Anmerkungen zur<br />

Entscheidung der Schiedsstelle beim Deutschen<br />

Patent- und Markenamt zur Geräteabgabe<br />

auf CD-Brenner vom 4.5.2000 – Sch-Urh<br />

12/99. – S. 545 – 551<br />

Christian Bamberger: Sicherung der Meinungsvielfalt<br />

durch die Landesmedienanstalten. –<br />

S. 551 – 555<br />

Laut § 25 Abs. 1 RStV ist im privaten Rundfunk inhaltlich<br />

die Vielfalt der Meinungen im Wesentlichen<br />

zum Ausdruck zu bringen. Die Umsetzung dieses<br />

Auftrags obliegt den Landesmedienanstalten. Der Autor<br />

untersucht die Instrumentarien, die den Landesmedienanstalten<br />

zur Erfüllung dieser Aufgabe zur<br />

Verfügung stehen. Hierzu gehören die Zulassungskontrolle<br />

und die anschließende Rechtsaufsicht.<br />

Libertus, Michael: <strong>Kommunikations</strong>rechtliche<br />

Einordnung neuer nicht-linearer digitaler<br />

Dienste/. – S. 555 – 563<br />

Nach Auffassung des Autors handelt es sich bei der<br />

Übertragung bereits ganz oder teilweise gesendeter<br />

Inhalte parallel zur eigentlichen Programmausgestaltung<br />

im digitalen Rundfunkkanal um einen Abrufdienst<br />

in Form eines On-demand-Dienstes, der<br />

aber aufgrund seiner publizistisch relevanten Inhalte<br />

nicht als <strong>Medien</strong>dienst, sondern als Rundfunk einzuordnen<br />

sei. Dies stehe auch nicht im Widerspruch mit<br />

primärem oder sekundärem Gemeinschaftsrecht. Die<br />

Versendung von verschlüsselten audiovisuellen Inhalten<br />

gegen Entgelt durch Daten-Download im Rundfunkkanal<br />

stelle eine Form des elektromagnetischen<br />

Versandhandels mit geistigen Gütern dar.<br />

Zeitschriftenlese<br />

Schneider-Freyermuth, Georg: Einige Aspekte<br />

zur Auswirkung des Gebots der Staatsfreiheit<br />

der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.<br />

– S. 564 – 571<br />

Der Autor, Referent in der Juristischen Direktion des<br />

MDR, setzt sich mit der Staatsfreiheit des öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunks auseinander und beleuchtet<br />

hierbei folgende Aspekte: Aufgabenerfüllung in der<br />

dualen Rundfunkordnung, Gebührenfinanzierung,<br />

öffentliches Vergaberecht und Haushaltskontrolle.<br />

Wünschmann, Christoph: Clearingstellen für<br />

Multimedia-Produkte und europäisches Wettbewerbsrecht.<br />

– S. 572 – 580<br />

Jg 44 (2000) Sonderheft<br />

Voß, Peter: Freie Mitarbeit in den <strong>Medien</strong>:<br />

Eröffnungsrede Symposium 1999. – S. 614 –<br />

616<br />

Blaes, Ruth: <strong>Medien</strong>berufe in der Jahrtausendwende:<br />

Beschreibung einer Situation: Blickwinkel<br />

Oktober 1999. – S. 616 – 623<br />

Buchner, Herbert: Die arbeitnehmerähnliche<br />

Person, das unbekannte Wesen. – S. 624 – 633<br />

Schmitt-Rolfes, Günter: Versteht das Arbeitsrecht<br />

die <strong>Medien</strong>welt?. – S. 634 – 645<br />

Griebeling, Gert: Mitarbeit in den <strong>Medien</strong>. –<br />

S. 646 – 652<br />

Nies, Gerd: „Immer noch ein ungeliebtes<br />

Kind?“: Arbeitnehmerähnlichkeit und Gewerkschaften.<br />

– S. 653 – 659<br />

Seidel, Norbert: Der <strong>Medien</strong>mensch im Tarifvertrag:<br />

was leisten Tarifverträge für Arbeitnehmerähnliche?.<br />

– S. 660 – 665<br />

Dörr, Dieter: Wo bleibt die Rundfunkfreiheit?:<br />

Verfassungsrecht contra Arbeitsrecht. – S. 666<br />

– 674<br />

Fikentscher, Adrian: Freie Fahrt für Freie Mitarbeiter?:<br />

ein Diskussionsbericht. – S. 675 – 678<br />

Jg 44 (2000) Nr 8 – 9<br />

Erdemir, Murad: Gewaltverherrlichung, Gewaltverharmlosung<br />

und Menschenwürde. –<br />

S. 699 – 709<br />

Der Autor setzt sich mit der Frage auseinander, ob<br />

§ 131 StGB dem verfassungsrechtlichen Bestimmtheitsgebot<br />

entspricht. § 131 StGB pönalisiert die Herstellung<br />

und Verbreitung von Schriften, die grausame<br />

oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen<br />

Menschen in einer Art schildern, die eine Verherrli-<br />

617


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

chung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten<br />

ausdrückt oder das Grausame oder Unmenschliche<br />

des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletztenden<br />

Weise darstellt. Während die Gewaltverherrlichungs-Alternative<br />

bei verfassungsgemäßer Auslegung<br />

den Anforderungen des Bestimmtheitsgebots<br />

gerecht werde, müssten Versuche, den sonst im juristischen<br />

Sprachgebrauch nicht geläufigen Begriff der<br />

Verharmlosung hinreichend im Sinne des Art. 103<br />

Abs. 2 GG zu konkretisieren, scheitern.<br />

Peukert, Alexander: Persönlichkeitsbezogene<br />

Immaterialgüterrechte?. – S. 710 – 721<br />

Flechsig, Norbert P.; Hendricks, Kirsten: Zivilprozessuales<br />

Schiedsverfahren zur Schließung<br />

urheberrechtlicher Gesamtverträge –<br />

Zweckmäßige Alternative oder Sackgasse?. –<br />

S. 721 – 729<br />

Reber, Nikolaus: Das neue Urhebervertragsrecht.<br />

– S. 729 – 736<br />

von Olenhusen, Albrecht Götz: Der Gesetzentwurf<br />

für ein Urhebervertragsrecht. – S. 736<br />

– 739<br />

Hopf, Kristina: Jugendschutz im Rundfunk<br />

und das verfassungsrechtliche Zensurverbot<br />

des des Art. 5 Abs. 1 Satz 3 GG. – S. 739 – 748<br />

Laut § 3 Abs. 3 S. 2 RStV können die Rundfunkräte<br />

und die Landesmedienanstalten auf Antrag Sendungen,<br />

die ganz oder im wesentlichen mit indizierten<br />

Schriften inhaltsgleich sind, zwischen 23.00 Uhr und<br />

6.00 Uhr gestatten, wenn die mögliche sittliche Gefährdung<br />

von Kindern oder Jugendlichen unter<br />

Berücksichtigung aller Umstände nicht als schwer angesehen<br />

werden kann. Die Autorin kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass die Neuregelung des § 3 Abs. 3 RStV<br />

nicht gegen das Zensurverbot verstoße, da das in dieser<br />

Norm offerierte Verbot mit Erlaubnisvorbehalt<br />

kein generelles präventives Kontrollrecht vorsehe,<br />

sondern eine Eingriffsmöglichkeit bei indizierten Sendungen<br />

biete. In diesem Beitrag setzt sich die Autorin<br />

auch mit der Frage auseinander, ob die staatsfrei organisierten<br />

Landesmedienanstalten überhaupt Adressaten<br />

des Zensurverbotes sind.<br />

Jg 44 (2000) Nr 10<br />

Schwarze, Jürgen: <strong>Medien</strong>freiheit und <strong>Medien</strong>vielfalt<br />

im Europäischen Gemeinschaftsrecht..<br />

– S. 779 – 800<br />

Der Beitrag macht deutlich, dass nach der Rechtsprechung<br />

des EuGH Regelungen auf dem Gebiet des <strong>Medien</strong>rechts<br />

grundsätzlich in den Anwendungsbereich<br />

des EG-Vertrages und damit in den Zuständigkeitsbereich<br />

der Gemeinschaftsorgane fallen. Die Regelungskompetenz<br />

sei jedoch mangels einer ausdrücklichen<br />

Ermächtigungsgrundlage keineswegs umfassend, sondern<br />

bestehe nur insoweit, als andere Grundlagen –<br />

insbesondere die Grundfreiheiten und das Wettbewerbsrecht,<br />

in engerem Rahmen auch die Kulturkompetenz<br />

– zur Verfügung stünden. Der Autor weist<br />

618<br />

darauf hin, dass das Fehlen spezifisch medienrechtlicher<br />

Kompetenznormen dazu führe, dass der Rechtsprechung<br />

wesentliche Weichenstellungen in diesem<br />

höchst bedeutsamen Bereich überlassen blieben.<br />

Kuch, Hansjörg: Lizenzrecht und Internet. –<br />

S. 801 – 802<br />

Fedderath, Hannes: Multimediale Inhalte und<br />

technischer Urheberrechtsschutz im Internet. –<br />

S. 804 – 810<br />

Frohne, Ronald: Filmverwertung im Internet<br />

und deren vertragliche Gestaltung. – S. 810 –<br />

815<br />

Schwarz, Mathias: Klassische Nutzungsrechte<br />

und Lizenzvergabe bzw. Rückbehalt von „Internet-Rechten“.<br />

– S. 816 – 837<br />

Sasse, Helge; Waldhausen, Hans: Musikverwertung<br />

im Internet und deren vertragliche<br />

Gestaltung – MP3, Streaming, Webcast, Ondemand-Services<br />

etc. – S. 837 – 848<br />

Schardt, Andreas: Musikverwertung im Internet<br />

und deren vertragliche Gestaltung. – S. 849<br />

– 856<br />

Gerlach, Tilo: Lizenzrecht und Internet – Statement<br />

aus der Sicht der GVL. – S. 856 – 859<br />

Gorscak, Robert: Lizenzrecht und Internet –<br />

Diskussionsbericht. – S. 859 – 863<br />

Becker, Bernhard von: Zitat und Kunstfreiheit.<br />

– S. 864 – 866<br />

Jg 44 (2000) Nr 11<br />

Ladeur, Karl-Heinz: Schutz von Prominenz als<br />

Eigentum: Zur Kritik der Caroline-Rechtsprechung<br />

des Bundesverfassungsgerichts. – S. 879<br />

– 890<br />

„Die hier vertretene Position lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

1. Das ,Recht auf Prominenz‘ ist<br />

grundsätzlich als Vermögensrecht anzusehen (daneben<br />

steht das Recht auf Abwehr von Verfälschungen<br />

und Verzerrungen des Persönlichkeitsbildes). 2. Die<br />

Einordnung einer Person als absolute Person der Zeitgeschichte<br />

orientiert sich allein an publizistischen Gesichtspunkten.<br />

3. Das Fotografieren einer solchen Person<br />

bei öffentlichen Auftritten und öffentlichen Ereignissen<br />

ist nur soweit zulässig, wie nicht durch<br />

Großaufnahmen etc. eine auch in der Öffentlichkeit<br />

mögliche höchstpersönliche Gefühlsregung weitergegeben<br />

wird (Trauer am Grab). […] 5. Wird diese<br />

Grenze durch ein außergewöhnliches <strong>Medien</strong>interesse<br />

überschritten, steht dem Prominenten ein Exklusivrecht<br />

an der Verwertung seiner Prominenz zu, soweit<br />

es um Berichte aus dem Alltagsleben geht. […] 6. Dem<br />

Verletzten steht ein Schadensersatzanspruch nach<br />

dem Muster von § 97 Abs. 1 UrhG zu, d. h. er kann


nicht nur den Schaden in Höhe der ersparten Lizenzgebühr<br />

verlangen, sondern im Rahmen der Billigkeit<br />

auch eine darüber hinausgehende Entschädigung.<br />

[…].“<br />

Geulen, Reiner; Klinger, Remo: Verfassungsrechtliche<br />

Aspekte des Filmurheberrechts: Kritische<br />

Anmerkungen zum Entwurf eines Gesetzes<br />

zur Stärkung der vertraglichen Stellung<br />

von Urhebern und ausübenden Künstlern vom<br />

22. Mai 2000. – S. 891 – 897<br />

von Weichs, Elisabeth; Foerstl, Uli: Der allgemeine<br />

Auskunftsanspruch im Urheberrechtsprozeß.<br />

– S. 897 – 904<br />

Floren, Dieter: Sendernetzbetrieb der öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunkanstalten – verfassungsrechtlicher<br />

Status. – S. 904 – 916<br />

Nach Auffassung des Autors darf der öffentlichrechtliche<br />

Rundfunk eigene Sendernetze sowohl für<br />

eigenen analogen und digitalen Rundfunk nutzen als<br />

auch diese Sendernetze anderen Anbietern für deren<br />

Rundfunkprogramme oder programmneutralen digitalen<br />

Dienste zur Verfügung stellen, ohne dass dies<br />

wegen Art. 87 f Abs. 2 Satz 1 GG Auswirkungen auf<br />

eine Lizenzpflicht oder Lizenzerteilung hätte. Er sei<br />

auch nicht dazu verpflichtet, seine Sendernetze durch<br />

ein Privatrechtssubjekt betreiben zu lassen. Seine vertraglichen<br />

Beziehungen zu Drittnutzern der Sendernetze<br />

seien privatrechtlicher Art, solange er sie nicht<br />

ausdrücklich als öffentlich-rechtlich deklariere, wozu<br />

er aber keine gesetzlich verliehene Kompetenz hätte.<br />

Hochrathner, Uwe J.: Die gerichtliche Durchsetzung<br />

von Gegendarstellungsansprüchen:<br />

Ein Plädoyer für ein beschleunigteres und<br />

transparenteres Verfahren. – S. 916 – 920<br />

Zeitschriftenlese<br />

Der Autor kritisiert, dass es dem gegenwärtigen Gegendarstellungsverfahren<br />

vielfach an Schnelligkeit<br />

und Transparenz ermangele. Es werde deutlich, dass<br />

die derzeit geltenden Regelungen des einstweiligen<br />

Verfügungsverfahrens nach der ZPO den Besonderheiten<br />

des Gegendarstellungsrechts nicht gerecht<br />

würden. Um dem dem Gegendarstellungsrecht innewohnenden<br />

Eil- und Aktualitätsgebot auch auf der<br />

verfahrensrechtlichen Seite zur Geltung zu verhelfen,<br />

wäre es nach Ansicht des Autors wünschenswert,<br />

wenn die das materielle Gegendarstellungsrecht regelnden<br />

landesrechtlichen Bestimmungen auch die<br />

prozessualen Abläufe und Fristen detaillierte festlegen<br />

würden.<br />

Springer, Jochen: Das „Bundesratsprinzip“ in<br />

der ARD: Die rundfunkrechtliche Beurteilung<br />

einer Stimmgewichtung innerhalb der Arbeitsgemeinschaft<br />

der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.<br />

– S. 920 – 924<br />

In der ARD soll künftig nicht mehr das Prinzip „ein<br />

Sender, eine Stimme“ gelten, sondern es wird eine<br />

Stimmengewichtung vorgenommen, die sich am jeweiligen<br />

Gebühreneinkommen orientiert. Der Autor<br />

ist der Auffassung, dass das Modell der Stimmgewichtung<br />

nicht durchdacht sei und insgesamt keine positiven<br />

Resultate für die Gemeinschaft zeitige.<br />

Metzger, Axel: „Germania 3 Gespenster am toten<br />

Mann“ oder Welchen Zweck darf ein Zitat<br />

gemäß § 51 Nr. 2 UrhG verfolgen?: Zugleich<br />

ein Beitrag zur Grundrechtswirkung im Urheberrecht.<br />

– S. 924 – 933<br />

Karg, Tanja: Interferenz der ZPO durch TRIPS<br />

– Auswirkungen auf den einstweiligen Rechtsschutz<br />

im Urheberrechtsprozess. – S. 934 – 945<br />

619


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Literaturverzeichnis<br />

11 Bibliographien. Lexika<br />

12 Jahrbücher. Geschäftsberichte<br />

21 <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong> und -forschung<br />

22 Journalismus. <strong>Medien</strong>berufe<br />

23 Publizistische Persönlichkeiten<br />

24 <strong>Medien</strong>institute<br />

31 Kommunikation<br />

32 <strong>Kommunikations</strong>politik<br />

33 Lokalkommunikation. Bundesländer<br />

41 Massenkommunikation Politik<br />

42 Massenkommunikation Gesellschaft<br />

43 Massenkommunikation Kultur<br />

12 Jahrbücher. Geschäftsberichte<br />

ARD-Jahrbuch 2000. – Hamburg: Verlag<br />

Hans-Bredow-Institut; Nomos, 2000. – 558 S.<br />

Filmstatistisches Taschenbuch 2000. – Wiesbaden:<br />

Spitzenorganisation der Filmwirtschaft,<br />

2000. – 74 S.<br />

Geschäftsbericht 1999 / Deutsche Welle, DW<br />

(Hrsg.). – Köln: DW, 2000. – 51 S.<br />

Geschäftsbericht 1999. – Arnstadt: Thüringer<br />

Landesmedienanstalt, 2000. – 52 S.<br />

Geschäftsbericht 1999. – Stuttgart: SWR, 2000.<br />

– 112 S.<br />

Geschäftsbericht 1999 / Bayerischen Rundfunk<br />

(Hrsg.). – München: BR, 2000. – 98 S.<br />

Haushaltsplan 2001 / Saarländischer Rundfunk,<br />

SR (Hrsg.). – Saarbrücken: SR, 2000. –<br />

128 S.<br />

Jahrbuch der Landesmedienanstalten 1999/<br />

2000: privater Rundfunk in Deutschland. –<br />

München: R. Fischer, 2000. – 696 S.<br />

Jahrbuch Fernsehen 2000/ Hachmeister, Lutz<br />

u. a. (Hrsg.). – Marl: Adolf Grimme Institut,<br />

2000. – 536 S.<br />

Jahresbericht 1999 / Norddeutscher Rundfunk<br />

(Hrsg.). – Hamburg: NDR, 2000. – 73 S.<br />

Jahresbericht 1999 / Hessischer Rundfunk<br />

(Hrsg.). – Frankfurt: HR, 2000. – 83 S.<br />

Rechenschaftsbericht der HAM für das Haushaltsjahr<br />

1999 / Hamburgische Anstalt für<br />

Neue <strong>Medien</strong>, HAM (Hrsg.). – Hamburg:<br />

HAM, 2000. – 46 S.<br />

Zeitungen 2000. – Bonn: ZV Zeitungs-Verlag<br />

Service, 2000. – 418 S.<br />

620<br />

51 Telekommunikation. Informationsgesellschaft<br />

52 Neue Technologien. Multimedia<br />

61 Internationale Kommunikation<br />

62 Europa Kommunikation<br />

71 Massenmedien, allgemein<br />

72 <strong>Medien</strong> Bildung<br />

73 <strong>Medien</strong> Ökonomie<br />

74 <strong>Medien</strong> Recht<br />

75 Rundfunk<br />

76 Werbung<br />

81 Publikum. <strong>Medien</strong>nutzung<br />

82 Rezeptionsforschung<br />

83 Kinder Jugendliche <strong>Medien</strong><br />

91 Literatur zu einzelnen Ländern<br />

21 <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong> und -forschung<br />

Averbeck, Stefanie: Kommunikation als Prozeß:<br />

soziologische Perspektiven in der Zeitungs<strong>wissenschaft</strong><br />

1927-1934. – Münster: Lit,<br />

2000. – 678 S. (<strong>Kommunikations</strong>geschichte; 8)<br />

Kübler, Hans-Dieter: Mediale Kommunikation.<br />

– Tübingen: Niemeyer, 2000. – 104 S.<br />

(Grundlagen der <strong>Medien</strong>kommunikation; 9)<br />

Rößler, Elke: Intertextualität und Rezeption:<br />

linguistische Untersuchungen zur Rolle von<br />

Text-Text-Kontakten im Textverstehen aktueller<br />

Zeitungstexte. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

291 S. (Sprache, System und Tätigkeit; 31)<br />

22 Journalismus. <strong>Medien</strong>berufe<br />

Fernseh-Journalismus: Ein Handbuch für Ausbildung<br />

und Praxis / Schult, Gerhard; Buchholz,<br />

Axel (Hrsg.). – München: List, 2000. –<br />

485 S. (List Journalistische Praxis)<br />

Keil, Susanne: Einsame Spitze?: Frauen in<br />

Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk. – Münster: Lit, 2000. – 224 S. (<strong>Medien</strong>-<br />

und Geschlechterforschung; 6)<br />

Kompass für die Zukunft?: Journalismus im<br />

Spannungsfeld der Wissens- und <strong>Medien</strong>gesellschaft:<br />

70 Jahre Technisch-Literarische Gesellschaft<br />

e. V.. – Berlin: Vistas, 1999. – 221 S.<br />

Lang, Michael; Gödde, Ralf: Das Journalistenbüro:<br />

Teamkonzepte für freie Journalisten. –<br />

Konstanz: UVK, 2000. – 235 S. (Praktischer<br />

Journalismus; 37)<br />

<strong>Medien</strong> auf der Bühne der <strong>Medien</strong>: zur Zukunft<br />

von <strong>Medien</strong>journalismus und <strong>Medien</strong>-<br />

PR / Ruß-Mohl, Stephan; Fengler, Susanne


(Hrsg.). – Berlin: Dahlem University Press,<br />

2000. – 263 S.<br />

<strong>Medien</strong>ethik und <strong>Medien</strong>wirkungsforschung /<br />

Rath, Matthias (Hrsg.). – Wiesbaden: Westdeutscher,<br />

2000. – 175 S.<br />

Michel, Lutz P.; Goertz, Lutz: Arbeitsmarkt<br />

Multimedia: Trends und Chancen: Qualifikationsprofile<br />

und Karrierewege in einer Zukunftsbranche.<br />

– Berlin: Vistas, 2000<br />

Ramonet, Ignacio: Die <strong>Kommunikations</strong>falle:<br />

Macht und Mythen der <strong>Medien</strong>. – Zürich: Rotpunktverlag,<br />

2000. – 184 S.<br />

Röttger, Ulrike: Public Relations: Organisation<br />

und Profession: Öffentlichkeitsarbeit als Organisationsfunktion:<br />

eine Berufsfeldstudie. –<br />

Wiesbaden: Westdeutscher, 2000. – 387 S.<br />

Schröter, Jens: Journalisten im Labor: Evaluation<br />

der European Initiative for Communicators<br />

of Science (EICOS). – Konstanz: UVK,<br />

2000. – 304 S. (Wissenschaftsforum; 7)<br />

Theorien des Journalismus: ein diskursives<br />

Handbuch / Löffelholz, Martin (Hrsg.). –<br />

Wiesbaden: Westdeutscher, 2000. – 579 S.<br />

Weber, Stefan: Was steuert Journalismus?: ein<br />

System zwischen Selbstreferenz und Fremdsteuerung.<br />

– Konstanz: UVK, 2000. – 200 S.<br />

(Reihe Forschungsfeld Kommunikation; 12)<br />

23 Publizistische Persönlichkeiten<br />

Ceballos Betancur, Karin: Egon Erwin Kisch in<br />

Mexiko: die Reportage als Literaturform im<br />

Exil. – Frankfurt: Lang, 2000. – 184 S. (Analysen<br />

und Dokumente; 42)<br />

Uecker, Matthias: Anti-Fernsehen?: Alexander<br />

Kluges Fernseh-Produktionen. – Marburg:<br />

Schüren, 2000. – 208 S.<br />

31 Kommunikation<br />

Frindte, Wolfgang; Köhler, Thomas: Kommunikation<br />

im Internet. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

234 S. (Internet Communication; 1)<br />

<strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>soziologie: eine<br />

Einführung in zentrale Begriffe und Theorien /<br />

Neumann-Braun, Klaus; Müller-Doohm, Stefan<br />

(Hrsg). – München: Juventa, 2000. – 222 S.<br />

33 Lokalkommunikation. Bundesländer<br />

Hamburg: die <strong>Medien</strong>metropole. – Hamburg:<br />

Wirtschaftsbehörde, 2000. – 30 S.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Die Informationsgesellschaft gestalten: Verlauf<br />

und Perspektiven der Initiative Informationsgesellschaft<br />

Schleswig-Holstein 1995-2000. –<br />

Kiel: Technologiestiftung Schleswig-Holstein,<br />

2000. – 36 S.<br />

Labs, Axel: Die Determinanten der Informationsrezeption<br />

im Hörfunk: theoretische Ansätze<br />

und empirische Befunde am Beispiel von<br />

hr1. – Pfaffenweiler: Centaurus, 2000. – 359 S.<br />

(Reihe <strong>Medien</strong><strong>wissenschaft</strong>; 10)<br />

Privatfunk in Hamburg: Daten, Fakten, Perspektiven.<br />

– Hamburg: HAM, 2000. – 80 S.<br />

Rager, Günther; Rinsdorf, Lars: Kommunikatoren<br />

im nichtkommerziellen lokalen Hörfunk<br />

in Niedersachsen. – Berlin: Vistas, 2000. – 207<br />

S. (Schriftenreihe der NLM; 9)<br />

Technologieland Schleswig-Holstein. – Flensburg:<br />

Signet-Verlag, 2000. – 180 S.<br />

Volpers, Helmut; Schnier, Detlef; Salwiczek,<br />

Christian: Programme der nichtkommerziellen<br />

Lokalradios in Niedersachsen: eine Programmund<br />

Akzeptanzanalyse. – Berlin: Vistas, 2000. –<br />

221 S. (Schriftenreihe der NLM; 10)<br />

41 Massenkommunikation Politik<br />

Große Holtforth, Dominik: <strong>Medien</strong>, Aufmerksamkeit<br />

und politischer Wettbewerb: eine public<br />

choice-Analyse der Beziehung zwischen<br />

<strong>Medien</strong> und Politik. – Berlin: Vistas, 2000. –<br />

185 S. (Schriften zur Rundfunkökonomie; 6)<br />

Grothe, Thorsten: Restriktionen politischer<br />

Steuerung des Rundfunks: systemtheoretische<br />

und handlungstheoretische Analysen. – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 2000. – 218 S.<br />

Herbig, Nicola: Kirche oder Kommerz?: Analyse<br />

der publizistischen Funktion evangelischer<br />

Privatrundfunkredaktionen im Schnittpunkt<br />

der Systeme Religion, Massenkommunikation<br />

und Wirtschaft in der BRD. – Münster: Lit,<br />

1999. – 284 S. (Beiträge zur <strong>Kommunikations</strong>theorie;<br />

16)<br />

Krell, Matthias: „Ach, wie gut, dass niemand<br />

weiß …“: zur Pragmatik der politischen Kommunikation.<br />

– Münster: Lit, 2000. – 192 S.<br />

(Schriftenreihe der Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung; 5)<br />

Meyer, Thomas; Ontrup, Rüdiger; Schicha,<br />

Christian: Die Inszenierung des Politischen:<br />

zur Theatralität von <strong>Medien</strong>diskursen. – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 2000. – 337 S.<br />

621


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit: Edition<br />

und Dokumentation Bd 7, Teil 1-3, 1939:<br />

Quellentexte Januar bis August, Register /<br />

Bohrmann, Hans; Toepser-Ziegert, Gabriele<br />

(Hrsg.). – München: Saur, 2001. – getr. S.<br />

Öffentlichkeit im Wandel: neue Beiträge zur Begriffsklärung<br />

/ Faulstich, Werner; Hickethier,<br />

Knut (Hrsg). – Bardowick: Wissenschaftler Verlag,<br />

2000. – 336 S. (IfAM-Arbeitsberichte; 18)<br />

Trans-Atlantik, Trans-Portabel?: die Amerikanisierungsthese<br />

in der politischen Kommunikation<br />

/ Kamps, Klaus (Hrsg.). – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 2000. – 340 S.<br />

Wolling, Jens: Politikverdrossenheit durch<br />

Massenmedien: der Einfluß der <strong>Medien</strong> auf die<br />

Einstellungen der Bürger zur Politik. – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 1999. – 287 S.<br />

42 Massenkommunikation Gesellschaft<br />

Kombüchen, Stefan: Von der Erlebnisgesellschaft<br />

zur <strong>Medien</strong>gesellschaft: die Evolution<br />

der Kommunikation und ihre Folgen für den<br />

sozialen Wandel. – Münster: Lit, 2000. – 233 S.<br />

(Aktuelle <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong>forschung;<br />

12)<br />

<strong>Medien</strong> 2000: gesellschaftlicher Auftrag oder<br />

Auftrag der Gesellschaft?: wie sozialverträglich<br />

sind unsere <strong>Medien</strong> noch?. – Stuttgart: Industriegewerkschaft<br />

<strong>Medien</strong>, 2000. – 95 S. (Beiträge<br />

vom 13. JournalistInnentag Mainz 1999)<br />

43 Massenkommunikation Kultur<br />

Ästhetik und Ökonomie: Beiträge zur interdisziplinären<br />

Diskussion von <strong>Medien</strong>-Kultur /<br />

Wermke, Jutta (Hrsg.). – Wiesbaden: Westdeutscher,<br />

2000. – 275 S.<br />

Bauman, Zygmunt: Culture as praxis. – London:<br />

Sage, 2000. – 148 S.<br />

Deutsch global: neue <strong>Medien</strong>, Herausforderungen<br />

für die deutsche Sprache? / Hoffmann,<br />

Hilmar (Hrsg.). – Köln: DuMont, 2000. – 320<br />

S.<br />

Dörner, Andreas: Politische Kultur und <strong>Medien</strong>unterhaltung:<br />

zur Inszenierung politischer<br />

Identitäten in der amerikanischen Film- und<br />

Fernsehwelt. – Konstanz: UVK, 2000. – 446 S.<br />

Glahn, Richard: Der Einfluß des Englischen<br />

auf gesprochene deutsche Gegenwartssprache:<br />

eine Analyse öffentlich gesprochener Sprache<br />

am Beispiel von „Fernsehdeutsch“. – Frank-<br />

622<br />

furt: Lang, 2000. – 211 S. (Angewandte Sprach<strong>wissenschaft</strong>;<br />

4)<br />

Schmidt, Siegfried J.: Kalte Faszination: <strong>Medien</strong>,<br />

Kultur, Wissenschaft in der <strong>Medien</strong>gesellschaft.<br />

– Weilerswist: Velbrück Wissenschaft,<br />

2000. – 407 S.<br />

51 Telekommunikation. Informationsgesellschaft<br />

Aus Politik und Zeitgeschichte: Beilage zur Wochenzeitung<br />

Das Parlament. – Bonn: Bundeszentrale<br />

für politische Bildung, 2000. – 38 S. (B<br />

41-42; 2000)<br />

Büllingen, Franz; Wörter, Martin: Entwicklungsperspektiven,<br />

Unternehmensstrategien<br />

und Anwendungsfelder im Mobile Commerce.<br />

– Bad Honnef: WIK, 2000. – 78 S. (Diskussionsbeiträge;<br />

208)<br />

Denkräume: Szenarien zum Informationszeitalter:<br />

Rückblick, Ausblick, Realisation. – Bielefeld:<br />

GMK. – 202 S. (Rundbrief; 43)<br />

Governance of global networks in the light of<br />

differing local values / Engel, Christoph; Keller,<br />

Kenneth H. (Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos,<br />

2000. – 266 S. (Law and economics of international<br />

telecommunications; 43)<br />

Hine, Christine: Virtual ethnography. – London:<br />

Sage, 2000. – 179 S.<br />

Kiesewetter, Wolfgang: Wettbewerb auf dem<br />

britischen Mobilfunkmarkt. – Bad Honnef:<br />

WIK. – 50 S. (Diskussionsbeiträge; 209)<br />

Neue Informations- und <strong>Kommunikations</strong>technologien,<br />

Tertiarisierung und Globalisierung:<br />

Strukturberichterstattung 1996-1998. –<br />

Berlin: Duncker & Humblot, 2000. – 297 S.<br />

(Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung;<br />

149)<br />

Verändern neue <strong>Medien</strong> die Wirklichkeit?. –<br />

Münster: Lit, 2000. – 256 S. (<strong>Medien</strong>zukunft<br />

heute; 6)<br />

52 neue Technologien. Multimedia<br />

Beck, Klaus; Glotz, Peter; Vogelsang, Gregor:<br />

Die Zukunft des Internet: internationale Delphi-Befragung<br />

zur Entwicklung der online-<br />

Kommunikation. – Konstanz: UVK, 2000. –<br />

205 S. (Forschungsfeld Kommunikation; 11)<br />

Boehnke, Klaus u. a.: Neue <strong>Medien</strong> im Alltag:<br />

von individueller Nutzung zu soziokulturellem<br />

Wandel. – Lengerich: Pabst, 1999. – 284 S.


(DFG-Forschergruppe Neue <strong>Medien</strong>pädagogik<br />

im Alltag; 1)<br />

Digital illusion: entertaining the future with<br />

high technology / Dodsworth, Clark (Hrsg.). –<br />

Reading: Addison-Wesley, 2000. – 545 S.<br />

Die digitale Wende: der K(r)ampf um das deutsche<br />

Fernsehen / Brockmeyer, Dieter; Eichholz,<br />

Erling (Hrsg). – Hamburg: Infodienst,<br />

2000. – 308 S.<br />

E-sourcing: 21st century purchasing: viewpoint.<br />

– Düsseldorf: Booz-Allen & Hamilton,<br />

2000. – 16 S.<br />

Gattiker, Urs E.: The internet as a diverse community:<br />

cultural, organizational and political<br />

issues. – Mahwah: Erlbaum, 2000. – 272 S.<br />

Hofer, Klaus C.; Zimmermann, Hansjörg:<br />

Good webrations 2.0. – München: Proteus Verlag,<br />

2000. – 145 S.<br />

Luxem, Redmer: Digital Commerce: electronic<br />

commerce mit digitalen Produkten. – Lohmar:<br />

Eul, 2000. – 238 S. (Electronic Commerce; 3)<br />

Meißner, Klaus; Lorz, Alexander; Schmidt,<br />

Reinhart: Internet-Rundfunk: Anwendungen<br />

und Infrastruktur zur Verbreitung von Rundfunkproduktionen<br />

im Internet. – Berlin: Vistas,<br />

2000. – 170 S. (Schriftenreihe der SLM; 10)<br />

Schrape, Klaus; Hürst, Daniel: Kabelfernsehmarkt<br />

Deutschland im Umbruch: neue Geschäftsmodelle<br />

für Breitbandkabelnetze. –<br />

München: R. Fischer, 2000. – 68 S. (BLM-<br />

Schriftenreihe; 61)<br />

Selektion im Internet: empirische Analysen zu<br />

einem Schlüsselkonzept / Wirth, Werner;<br />

Schweiger, Wolfgang (Hrsg). – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 2000. – 304 S.<br />

Staudinger, Ilka: Konzeption und Gestaltung<br />

einer Fernsehprogramminformation im Internet.<br />

– Kerpen: Selbstverlag I. Staudinger, 2000.<br />

– 172 S.<br />

Westermann, Arne: www.„programmzeitschrift“.de:<br />

Internet-Auftritte deutscher Fernsehzeitschriften.<br />

– Hagen: ISL-Verlag, 2000. –<br />

233 S. plus Anhang (Bochumer Studien zur Publizistik-<br />

und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>;<br />

93)<br />

61 internationale Kommunikation<br />

World communication and information report<br />

1999/2000 / Tawfik, M.; Bartagnon, G.; Courrier,<br />

Y.(Hrsg). – Paris: Unesco, 1999. – 302 S.<br />

Literaturverzeichnis<br />

62 Europa Kommunikation<br />

Farda, Constanze: Europäische <strong>Medien</strong>politik:<br />

eine Policy-Analyse der Fernseh- und der Antikonzentrationsrichtlinie.<br />

– Konstanz: DUV,<br />

2000. – 377 S.<br />

Global und Lokal: Optionen für die europäische<br />

audiovisuelle Industrie / Whittle, Stephen;<br />

Contamine, Claude (Hrsg). – Düsseldorf: The<br />

European Institute for the Media, 2000. – 194 S.<br />

71 Massenmedien, allgemein<br />

Bartz, Christina: Zur Erzählstruktur der Remaskulinisierung.<br />

– Frankfurt: Nomos, 2000. –<br />

154 S. (Studien zum Theater, Film und Fernsehen;<br />

31)<br />

Enderle, Gregor: La commercialisation de droits<br />

de retransmission télévisée dans le sport de<br />

ligue professionel: aspects économico-sportifs<br />

et stratégico-concurrentiels. – Köln: Institut für<br />

Rundfunkökonomie, 2000. – 35 S. (Arbeitspapiere<br />

des Instituts für Rundfunkökonomie an<br />

der Universität zu Köln; 37)<br />

Greenpeace auf dem Wahrnehmungsmarkt:<br />

Studien zur <strong>Kommunikations</strong>politik und <strong>Medien</strong>resonanz<br />

/ Krüger, Christian; Müller-<br />

Henning, Matthias (Hrsg). – Münster: Lit,<br />

2000. – 250 S. (<strong>Medien</strong> und Politik; 14)<br />

Jarren, Otfried; Kubisch, Susanne: <strong>Medien</strong>forschung<br />

und <strong>Medien</strong>berichterstattung: Infrastrukturen,<br />

Inhalte und Prozesse ihrer Kopplung;<br />

gef. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.<br />

– Hamburg: Hans-Bredow-Institut,<br />

2000. – 245 S. plus Anhang<br />

Kalckreuth, Annette von: Geschlechtsspezifische<br />

Vielfalt im Rundfunk: Ansätze zur Regulierung<br />

von Geschlechtsrollenklischees. – Baden-Baden:<br />

Nomos, 2000. – 245 S. (Schriften<br />

zur Gleichstellung der Frau; 24)<br />

Prokop, Dieter: Der <strong>Medien</strong>-Kapitalismus: das<br />

Lexikon der neuen kritischen <strong>Medien</strong>forschung.<br />

– Hamburg: VSA, 2000. – 356 S.<br />

Pusch, Steffi: Exemplarisch DDR-Geschichte<br />

leben: Ostberliner Dokumentarfilme 1989/<br />

1990. – Frankfurt: Lang, 2000. – 138 S. (Studien<br />

zum Theater, Film und Fernsehen; 30)<br />

Wernecken, Jens: Wir und die anderen...: nationale<br />

Stereotypen im Kontext des <strong>Medien</strong>sports.<br />

– Berlin: Vistas, 2000. – 530 S. (Beiträge des Instituts<br />

für Sportpublizistik; 6)<br />

623


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

72 <strong>Medien</strong> Bildung<br />

Muckenhaupt, Manfred: Fernsehnachrichten<br />

gestern und heute. – Tübingen: Narr, 2000. –<br />

207 S.<br />

Tulodziecki, Gerhard; Six, Ulrike: <strong>Medien</strong>erziehung<br />

in der Grundschule: Grundlagen, empirische<br />

Befunde und Empfehlungen zur Situation<br />

in Schule und Lehrerbildung. – Opladen:<br />

Leske + Budrich, 2000. – 553 S. (Schriftenreihe<br />

<strong>Medien</strong>forschung der LFR; 36)<br />

73 <strong>Medien</strong> Ökonomie<br />

Der deutsche Videomarkt 1999. – Hamburg:<br />

Vereinigung der Video-Programmanbieter<br />

Deutschlands, 2000. – 8 S.<br />

Fortschreitende <strong>Medien</strong>konzentration im Zeichen<br />

der Konvergenz: Bericht der Kommission<br />

zur Ermittlung der Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich<br />

(KEK) über die Entwicklung der Konzentration<br />

und über Maßnahmen zur Sicherung<br />

der Meinungsvielfalt im privaten Rundfunk:<br />

Konzentrationsbericht der KEK nach<br />

§ 26 Abs. 6 RSTV. – Berlin: Vistas, 2000. – 461<br />

S. (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten;<br />

17)<br />

Jahresbericht der Kommission zur Ermittlung<br />

der Konzentration im <strong>Medien</strong>bereich (KEK):<br />

Berichtszeitraum 1. Juli 1999 bis 30. Juni 2000.<br />

– Potsdam: KEK, 2000. – getr. S.<br />

Klink, Joachim: Veränderungsmanagement im<br />

Verlagswesen / Sinh, Wilfried (Hrsg.). – Düsseldorf:<br />

Verlagsgruppe Handelsblatt, 2000. –<br />

187 S.<br />

Markus, Dirk: Strategische Kooperation in der<br />

Multimediaindustrie: Entstehung, Evolution<br />

und Management. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

359 S. (Europäische Hochschulschriften, Reihe<br />

05; 2535)<br />

Verschmelzung der ProSieben Media Ag und<br />

der Sat.1 Holding GmbH auf die ProSieben-<br />

Sat.1 Media Ag: Verschmelzungsbericht, Verschmelzungsvertrag,<br />

Prüfung des Verschmelzungsprüfer.<br />

– Unterföhring: ProSiebenSat.1<br />

Media Ag, 2000. – 124 S.<br />

74 <strong>Medien</strong> Recht<br />

Beucher, Klaus; Leyendecker, Ludwig; Rosenberg,<br />

Oliver von: <strong>Medien</strong>gesetze: Rundfunk,<br />

<strong>Medien</strong>dienste, Teledienste: Kommentar zum<br />

Rundfunkstaatsvertrag, <strong>Medien</strong>dienste-Staatsvertrag,<br />

Teledienstegesetz und Telediensteda-<br />

624<br />

tenschutzgesetz. – München: Vahlen, 1999. –<br />

748 S.<br />

Bohl, Christoph: Konzentrationskontrolle in<br />

den elektronischen <strong>Medien</strong>. – Baden-Baden:<br />

Nomos, 2000. – 289 S. (Law and economics of<br />

international telecommunications; 44)<br />

Braml, Claudia: Das Teleshopping und die<br />

Rundfunkfreiheit: eine verfassungs- und europarechtliche<br />

Untersuchung im Hinblick auf<br />

den Rundfunkstaatsvertrag, den <strong>Medien</strong>dienste-Staatsvertrag,<br />

das Teledienstegesetz und die<br />

EG-Fernsehrichtlinie. – Frankfurt: Lang, 2000.<br />

– 265 S. (Studien zum deutschen und europäischen<br />

<strong>Medien</strong>recht; 3)<br />

Dörr, Dieter: Big Brother und die Menschenwürde:<br />

die Menschenwürde und die Programmfreiheit<br />

am Beispiels eines neuen Sendeformats.<br />

– Frankfurt: Lang, 2000. – 98 S. (Studien<br />

zum deutschen und europäischen <strong>Medien</strong>recht;<br />

4)<br />

Enderle, Gregor: Die Vermarktung der Senderechte<br />

professioneller Sportligen: strategische<br />

und wettbewerbspolitische Implikationen aus<br />

Sicht der Fernsehsender. – Köln: Institut für<br />

Rundfunkökonomie, 2000. – 22 S. (Arbeitspapiere<br />

des Instituts für Rundfunkökonomie an<br />

der Universität zu Köln; 136)<br />

Härting, Niko: Internetrecht. – Köln: Schmidt,<br />

1999. – 176 S.<br />

Herzog, Marco: Rechtliche Probleme einer Inhaltsbeschränkung<br />

im Internet. – Frankfurt:<br />

Lang, 2000. – 307 S. (Schriften zum internationalen<br />

und zum öffentlichen Recht; 39)<br />

Hoffmann-Riem, Wolfgang: Regulierung der<br />

dualen Rundfunkordnung: Grundfragen. – Baden-Baden:<br />

Nomos, 2000. – 374 S. (Materialien<br />

zur interdisziplinären <strong>Medien</strong>forschung; 37)<br />

Knothe, Matthias: Die neuen Institutionen des<br />

Rundfunkstaatsvertrages zwischen Rechtsaufsicht<br />

und Staatsfreiheit. – Bargstedt: Brand,<br />

2000. – 307 S.<br />

Kröger, Detlef; Gimmy, Marc A: Handbuch<br />

zum Internetrecht: electronic commerce, Informations-,<br />

<strong>Kommunikations</strong>- und <strong>Medien</strong>dienste.<br />

– Berlin: Springer, 2000. – 644 S.<br />

Kruse, Jörn: Informationsfreiheit versus wirtschaftliche<br />

Verwertungsinteressen aus ökonomischer<br />

Sicht. – Köln: Institut für Rundfunkökonomie,<br />

2000. – 16 S. (Arbeitspapiere des Instituts<br />

für Rundfunkökonomie an der Universität<br />

zu köln; 134)


Lohse, Wolfram: Verantwortung im Internet:<br />

eine Untersuchung am Beispiel der Meinungsäußerung.<br />

– Münster: Lit, 2000. – 280 S. (Schriften<br />

zum Informations-, Telekommunikationsund<br />

<strong>Medien</strong>recht; 2)<br />

Oertel, Klaus: Die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

nach §§ 66 ff. TKG: zur organisationsrechtlichen<br />

Verselbständigung staatlicher<br />

Verwaltung am Beispiel der Privatisierung<br />

in der Telekommunikation. – Berlin: Duncker<br />

& Humblot, 2000. – 519 S. (Schriften zum öffentlichen<br />

Recht; 818)<br />

Rechtsschutz gegen Urheberrechtsverletzungen<br />

und Wettbewerbsverstöße in grenzüberschreitenden<br />

<strong>Medien</strong> / Schwarze, Jürgen<br />

(Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos, 2000. – 141 S.<br />

(Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik<br />

und Wirtschaft; 229)<br />

Schröder, Christof: Tele-Shopping: ausgewählte<br />

Rechtsprobleme bei der Durchführung des<br />

Einkaufs per Fernsehen. – Frankfurt: Lang,<br />

2000. – 355 S. (Europäische Hochschulschriften,<br />

Reihe 02; 2840)<br />

Schulz, Wolfgang; Vesting, Thomas: Frequenzmanagement<br />

und föderale Abstimmungspflichten?:<br />

Beteiligungsrechte der Länder<br />

bei der Anwendung der §§ 45ff TKG auf<br />

Frequenznutzungen im Breitbandkabel: ein<br />

Rechtsgutachten. – Berlin: Vistas, 2000. – 34 S.<br />

Schulz, Wolfgang; Kühlers, Doris: Konzepte<br />

der Zugangsregulierung für digitales Fernsehen:<br />

was können telekommunikationsrechtliche<br />

Erfahrungen zur satzungsmässigen Konkretisierung<br />

und zur Weiterentwicklung der<br />

§§ 52, 53 RStV beitragen?: Kurzgutachten i. A.<br />

der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten.<br />

– Berlin: Vistas, 2000. – 120 S.<br />

(Schriftenreihe der Landesmedienanstalten;<br />

16)<br />

Selbstkontrolle im <strong>Medien</strong>bereich in Europa:<br />

eine rechtsvergleichende Untersuchung /<br />

Ukrow, Jörg (Hrsg.). – München: Jehle Rehm,<br />

2000. – 367 S. (Schriftenreihe des Instituts für<br />

europäisches <strong>Medien</strong>recht; 21)<br />

Sieber, Ulrich: Verantwortlichkeit im Internet:<br />

technische Kontrollmöglichkeiten und multimediarechtliche<br />

Regelungen: zugleich eine<br />

Kommentierung von § 5 TDG und § 5 MDStV.<br />

– München: Beck, 1999. – 352 S.<br />

Siekmann, Uwe: Programminformationen der<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. –<br />

München: Beck, 2000. – 259 S. (Schriftenreihe<br />

Literaturverzeichnis<br />

des Instituts für Rundfunkrecht an der Universität<br />

zu Köln; 76)<br />

Stock, Martin: <strong>Medien</strong>freiheit in der EU-<br />

Grundrechtscharta: Art. 10 EMRK ergänzen<br />

und modernisieren!. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

130 S. (Studien zum deutschen und europäischen<br />

<strong>Medien</strong>recht; 5)<br />

Technikentwicklung und Technikrechtsentwicklung:<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

des <strong>Kommunikations</strong>rechts: Kolloquium mit<br />

Unterstützung der Volkswagen-Stiftung /<br />

Kloepfer, Michael (Hrsg.). – Berlin: Duncker &<br />

Humblot, 2000. – 166 S. (Schriften zum Technikrecht;<br />

1)<br />

Verantwortung im Internet: Selbstregulierung<br />

und Jugendschutz / Waltermann, Jens; Machill,<br />

Marcel (Hrsg.). – Gütersloh: Bertelsmann Stiftung,<br />

2000. – 544 S.<br />

Welp, Jürgen: Überwachung und Kontrolle:<br />

Telekommunikationsdaten als Gegenstand<br />

strafprozessualer Ermittlungen. – Berlin:<br />

Duncker & Humblot, 2000. – 152 S. (Münsterische<br />

Beiträge zur Rechts<strong>wissenschaft</strong>; 134)<br />

Wölwer, Thomas: Zur Zulässigkeit der Werbung<br />

mit Umweltslogans und Umweltzeichen<br />

im deutschen und amerikanischen Recht. –<br />

Frankfurt: Lang, 2000. – 312 S. (Europäische<br />

Hochschulschriften, Reihe 02; 2769)<br />

Wolber, Tanja: Die bundesweite Verbreitung<br />

Dritter Programme. – Hamburg: Shaker, 2000.<br />

– 171 S.<br />

Wulff, Carsten: Rundfunkkonzentration und<br />

Verfassungsrecht. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

173 S. (Europäische Hochschulschriften, Reihe<br />

02; 2903)<br />

75 Rundfunk<br />

Big Brother: Beobachtungen / Balke, Friedrich;<br />

Schwering, Gregor; Stäheli, Urs (Hrsg). – Bielefeld:<br />

transcript, 2000. – 263 S. (Masse und Medium;<br />

1)<br />

Big Brother : inszenierte Banalität zur Prime<br />

Time. – Münster: Lit, 2000. – 383 S. (Wissenschaftliche<br />

Paperbacks; 11)<br />

Booking 2001: Daten und Porträts deutscher<br />

Hörfunk- und Fernsehsender mit Hörfunkmarkt<br />

Österreich. – München: Neue <strong>Medien</strong>gesellschaft<br />

Ulm, 2000. – 154 S.<br />

Die Mühen der Ebene: Programmqualität als<br />

Anspruch und Aufgabe: Festschrift für Nor-<br />

625


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

bert Schneider zum sechzigsten Geburtstag. –<br />

Opladen: Leske + Budrich, 2000. – 234 S.<br />

(Schriftenreihe <strong>Medien</strong>forschung der LFR; 37)<br />

Diercks, Carsten: „Die Welt kommt in die Stube“:<br />

es begann 1952: die Anfänge des Fernseh-<br />

Dokumentarfilms im NWDR/ARD. – Hamburg:<br />

Diercks, 2000. – 146 S.<br />

Geschäftsbericht 1999: die multimediale Herausforderung.<br />

– Unterföhring: ProSieben Media<br />

Ag, 2000. – 108 S.<br />

Keith, Michael C.: Talking radio: an oral history<br />

of American radio in the television age. –<br />

London: Sharpe, 2000. – 223 S.<br />

Mast, Claudia: Programmpolitik zwischen<br />

Markt und Moral: Entscheidungsprozesse über<br />

Gewalt im Deutschen Fernsehen: eine explorative<br />

Studie. – Wiesbaden: Westdeutscher, 2000.<br />

– 392 S.<br />

Reichertz, Jo: Die frohe Botschaft des Fernsehens:<br />

kultur<strong>wissenschaft</strong>liche Untersuchung<br />

medialer Diesseitsreligion. – Konstanz: UVK,<br />

2000. – 277 S. (Passagen & Transdenzen; 10)<br />

Religiöse Funktionen des Fernsehens?: medien-,<br />

kultur- und religions<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Perspektiven / Thomas, Günter (Hrsg.). –<br />

Wiesbaden: Westdeutscher, 2000. – 297 S.<br />

Rückkehr in die Fremde?: Remigranten und<br />

Rundfunk in Deutschland 1945-1955: eine Dokumentation<br />

zu einem Thema der deutschen<br />

Nachkriegsgeschichte. – Berlin: Vistas, 2000. –<br />

191 S.<br />

Rundfunk in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft:<br />

Modell für modernes Rundfunkmanagement.<br />

– München: R. Fischer, 2000. – 162 S.<br />

(BLM-Schriftenreihe; 62)<br />

Rundfunkfreiheit, Geld und Politik: 25 Jahre<br />

KEF / Conrad, Rainer (Hrsg.). – Köln: Institut<br />

für Rundfunkökonomie, 2000. – 44 S. (Arbeitspapiere<br />

des Instituts für Rundfunkökonomie<br />

an der Universität zu Köln; 129)<br />

Rundfunkwende: der Umbruch des deutschen<br />

Rundfunksystems nach 1989 aus der Sicht der<br />

Akteure / Lojewski, Günther von; Zerdick,<br />

Axel. – Berlin: Vistas, 2000. – 457 S. (Schriftenreihe<br />

der MABB; 10)<br />

Springer, Jochen: Die Reform der ARD: notwendige<br />

Reformen zur künftigen Erfüllung des<br />

klassischen Rundfunkauftrages bei gleichzeitiger<br />

Bündelung der Kräfte zur Erzielung von<br />

Synergieeffekten. – Frankfurt: Lang, 2000. –<br />

514 S.<br />

626<br />

Weiß, Hans-Jürgen; Trebbe, Joachim: Fernsehen<br />

in Deutschland 1998-1999: Programmstrukturen,<br />

Programminhalte, Programmentwicklungen:<br />

Forschungsbericht i. A. der Direktorenkonferenz<br />

der Landesmedienanstalten.<br />

– Berlin: Vistas, 2000. – 191 S. plus Anhang<br />

(Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; 18)<br />

76 Werbung<br />

Omega: the online media guide for advertisers<br />

& agencies. – London: Centaur communications,<br />

2000. – 70 S. (New media age; supplement)<br />

Paukens, Hans; Schümchen, Andreas: Werbung<br />

im Pay-TV: Akzeptanz, Werbeformen,<br />

Perspektiven. – München: 2000, Fischer. – 85 S.<br />

(Edition Grimme; 5)<br />

81 Publikum. <strong>Medien</strong>nutzung<br />

Beer, Carolin: Die Kinogeher: eine Untersuchung<br />

des Kinopublikums in Deutschland. –<br />

Berlin: Vistas, 2000. – 201 S.<br />

Hammer, Veronika: Die Multimedia-Familie:<br />

familiale Lebenswelten, Computer und <strong>Kommunikations</strong>gesellschaft.<br />

– Oldenburg: Verlag<br />

Dialogische Erziehung, 2000. – 123 S.<br />

Vitouch, Peter: Fernsehen und Angstbewältigung:<br />

zur Typologie des Zuschauerverhaltens.<br />

– Opladen: Westdeutscher Verlag, 2000. – 221<br />

S.<br />

82 Rezeptionsforschung<br />

Bonfadelli, Heinz: <strong>Medien</strong>wirkungsforschung<br />

II: Anwendungen in Politik, Wirtschaft und<br />

Kultur. – Konstanz: UVK, 2000. – 301 S. (Uni-<br />

Papers; 11)<br />

Eichmann, Hubert: <strong>Medien</strong>lebensstile zwischen<br />

Informationselite und Unterhaltungsproletariat:<br />

Wissensungleichheiten durch die<br />

differentielle Nutzung von Printmedien, Fernsehen,<br />

Computer und Internet. – Frankfurt:<br />

Lang, 2000. – 397 S. (Koinon: sozial<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

interdisziplinären Studien; 5)<br />

Information und Informationsrezeption / Roters,<br />

Gunnar; Klingler, Walter; Gerhards, Maria<br />

(Hrsg). – Baden-Baden: Nomos, 1999. – 266<br />

S. (Schriftenreihe Forum <strong>Medien</strong>rezeption; 3)<br />

Publikums- und Wirkungsforschung: ein Reader<br />

/ Schorr, Angela (Hrsg.). – Wiesbaden:<br />

Westdeutscher, 2000. – 439 S.


Unterhaltung und Unterhaltungsrezeption /<br />

Roters, Gunnar; Klingler, Walter; Gerhards,<br />

Maria (Hrsg). – Baden-Baden: Nomos, 1999. –<br />

230 S. (Schriftenreihe Forum <strong>Medien</strong>rezeption;<br />

4)<br />

83 Kinder Jugendliche <strong>Medien</strong><br />

„Ein bißchen wählen dürfen …“: Jugend, Politik,<br />

Fernsehen: eine Untersuchung zur Rezeption<br />

von Fernsehinformation durch 12- bis 17jährige<br />

/ Schorb, Bernd; Theunert, Helga<br />

(Hrsg). – München: Kopäd, 2000. – 212 S.<br />

KidsVerbraucherAnalyse 2000: Codeplan. –<br />

Hamburg: Lübbe, 2000. – getr. S.<br />

Laplante, Alice; Seidner, Rich: Playing for profit:<br />

how digital entertainment is making big business<br />

out of childs play. – New York: Wiley,<br />

2000. – 286 S.<br />

Lehrstücke fürs Leben in Fortsetzung: Serienrezeption<br />

zwischen Kindheit und Jugend / Theunert,<br />

Helga; Gebel, Christa (Hrsg). – München:<br />

R. Fischer, 2000. – 193 S. (BLM-Schriftenreihe;<br />

63)<br />

Pfeiffer, Susanne: Film und Religion: die <strong>Medien</strong>sozialisation<br />

Jugendlicher im Informationszeitalter.<br />

– Münster: Lit, 2000. – 140 S.<br />

Literaturverzeichnis<br />

(Schriftenreihe der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg; 10)<br />

91 Literatur zu einzelnen Ländern<br />

Annuario RAI 1999. – Rom: Radiotelevisione<br />

Italiana, 2000. – 369 S.<br />

Bogart, Leo: Commercial culture: the media system<br />

and the public interest. – New Brunswick:<br />

Transaction Publishers, 2000. – 384 S.<br />

Koberstein, Hans: Politicas de comunicacion:<br />

fromales e informales y democratizacion de<br />

America Latina: el caso de Guatemala. – Bonn:<br />

Friedrich Ebert Stiftung, 2000. – 200 S. (Materiales<br />

de Estudio y Trabajo; 30)<br />

The media in Portugal / Martins, Carla; Sousa.<br />

Susana de (Hrsg). – Lissabon: Instituto da Comunicacao<br />

Social, 2000. – 117 S.<br />

Schimmel, Ulrike: Ergebnisse und Perspektiven<br />

der Telekommunikationsliberalisierung in<br />

Australien. – Bad Honnef: WIK, 2000. – 37 S.<br />

(Diskussionsbeiträge; 207)<br />

Tallmann, Gary C; McKerns, Joseph P: „Press<br />

mess“: David Halberstam, the Buddhist crisis,<br />

and U.S. policy in Vietnam, 1963. – Columbia:<br />

AEJMC, 2000. – 154 S. (Journalism & communication<br />

monographs; 2000/3)<br />

627


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

English Abstracts<br />

Herbert Kubicek / Stefan Welling: On the verge of a digital divide in Germany? Approximation<br />

to a hidden problem with economic and social policy volatility (Vor<br />

einer digitalen Spaltung in Deutschland? Annäherung an ein verdecktes Problem<br />

von wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Brisanz), pp. 497<br />

Although the number of Internet users is steadily increasing this growth is distributed<br />

very unevenly between and within different countries in the various population groups.<br />

Whereas it is sometimes claimed that previously underrepresented groups (in particular,<br />

women, senior citizens and people with a low level of formal education) were catching<br />

up, the following article shows through new methods of evaluation that the gap between<br />

young and old and between persons with higher school education and persons with secondary<br />

school education is in fact widening over time and that the problem known as<br />

the Digital Divide exists in Germany too. The article identifies the new kinds of requirements<br />

involved in acquiring information and the high obstacles associated with<br />

gaining this competence as the main reason for this development. These barriers should<br />

be surmounted through experiments, whose findings should be exchanged in a network.<br />

Joan Kristin Bleicher: Between human zoo, a collection of curios and permanent<br />

theatre. Stage-management strategies in the “Big Brother” container and their societal<br />

functions (Zwischen Menschenzoo, Panopticon und Dauertheater. Inszenierungsstrategien<br />

im „Big Brother”-Container und ihre gesellschaftlichen Funktionen),<br />

pp. 518<br />

Media research analyses with a literary studies orientation of broadcasting form and<br />

content reveal that television programmes constitute facets of a mirror of our society.<br />

The reality show “Big Brother” is the media point of intersection for two lines of societal<br />

development at the beginning of the 21st century. On the one hand, the programme<br />

is the result of the acceptance by society of permanent observation; on the other hand,<br />

it corresponds to the growing significance of media presence for the positioning of the<br />

individual within the societal hierarchy. The following article initially describes how<br />

“Big Brother” fits in with the programme development of the Nineties and outlines with<br />

reference to the first set of programmes how the editors stage-manage the candidates and<br />

how the candidates in the programme make use of television’s established character patterns<br />

to enhance their audience appeal. Finally, returning to the initial thesis of television<br />

as a mirror of society it is shown how the show’s “rules of the game” for the candidates<br />

reflect current societal demands.<br />

Armin Rott / Stefan Schmitt: Weekend and sunshine … Determinants of viewer demand<br />

on the German television market (Wochenend und Sonnenschein … Determinanten<br />

der Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt), pp. 537<br />

The article analyses major determinant factors of viewer demand on the German television<br />

market. The main determinants are identified and their effects on the average daily<br />

viewing time are quantified on the basis of econometric estimations. A total of about<br />

55,000 data were evaluated on daily viewing time, precipitation, temperature, daylight,<br />

and calendar and programme effects between 1 July 1996 and 30 June 2000. About 93 %<br />

628


English Abstracts<br />

of the variation in daily viewing time can be explained through environmental variables,<br />

calendar data and special events. Detailed analyses confirm varying influences of the<br />

weather variables in particular depending on the time of year and the day of the week:<br />

in spring and in summer their effect on viewing time is much greater than in autumn and<br />

in winter. The effects of the weather are the greatest in the (advertising-relevant) group<br />

of 14- to 49-year-olds. Within the environmental variables, daylight and temperature<br />

have a greater influence than precipitation and sunshine, and viewing time on the weekend<br />

depends on the weather to a much greater extent than on the remaining days. On<br />

the whole, however, the weather variables have a much weaker effect than that of the<br />

days of the week and of public holidays. The article concludes with a discussion of the<br />

model’s forecasting possibilities.<br />

Philomen Schönhagen: Evaluation of the integrative potential of mass media – theoretical<br />

and methodological considerations (Evaluation des Integrationspotenzials<br />

von Massenmedien – theoretische und methodische Überlegungen), pp. 554<br />

The article takes up Otfried Jarren’s exposition on the accomplishments and potential<br />

of mass media with respect to ‘integrative communication’ (cf. M&K 1/2000) and develops<br />

a number of theoretical as well as practical research-related ideas on the empirical<br />

analysis of such accomplishments. Jarren’s ideas are summarised in a brief overview<br />

and set in relation to a theoretical approach, which proves extremely fruitful with regard<br />

to the problem of societal integration by the media, as presented by Jarren. This enables,<br />

among other things, a clear characterisation of, on the one hand, the functions of ‘intermediary<br />

institutions’ such as political parties, associations, etc. as participants of communication<br />

and, on the other hand, of the mass media as brokers of communication.<br />

Furthermore, methodological considerations result in the sense of the ‘extended model’<br />

for the empirical analysis of the integrative potential of mass media called for by Jarren.<br />

Specific sub-questions are derived for empirical analysis and an extended content analysis<br />

is presented, which would be promisingly applied in this content.<br />

629


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Heftes<br />

PD Dr. Joan Kristin Bleicher, Institut für Germanistik II: Neuere deutsche Literatur<br />

und <strong>Medien</strong>kultur, Universität Hamburg · Prof. Dr. Heinz Bonfadelli, Institut für<br />

Publizistik<strong>wissenschaft</strong> und <strong>Medien</strong>forschung, Universität Zürich · Frank Fölsch,<br />

M. A., GoldMedia, Berlin · Oliver Köster, LL. M. (Lon.), Hamburg · Prof. Dr. Herbert<br />

Kubicek, Fachbereich Mathematik u. Informatik, Universität Bremen · Prof. Dr. Roland<br />

Mangold, Lehrstuhl Psychologie III (Vertr.), Universität Mannheim · PD Dr. Jutta Röser,<br />

Sektion für Publizistik und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>, Ruhr-Universität Bochum<br />

· Dipl.-Volksw. Armin Rott, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Universität Dortmund<br />

· Prof. Dr. Helmut Scherer, Institut für Journalistik und <strong>Kommunikations</strong>forschung,<br />

Hochschule für Musik und Theater, Hannover · Dipl. <strong>Medien</strong>wiss. Daniela<br />

Schlütz, MSc, Institut für Journalistik und <strong>Kommunikations</strong>forschung, Hochschule für<br />

Musik und Theater, Hannover · Dipl.-Volksw. Stefan Schmitt, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik,<br />

Universität Dortmund · Dr. Philomen Schönhagen, Institut für <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

(Zeitungs<strong>wissenschaft</strong>), Universität München · Dipl. Sozialwirt<br />

Stefan Welling, Forschungsgruppe Telekommunikation, Fachbereich Mathematik u. Informatik,<br />

Universität Bremen · Prof. Dr. Gernot Wersig, Institut für Publizistik- und<br />

<strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>, FU Berlin · Dr. Hartmut Weßler, Journalisten-Kolleg,<br />

FU Berlin<br />

630


Hinweise für Autorinnen und Autoren<br />

Die <strong>wissenschaft</strong>liche Vierteljahreszeitschrift „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“<br />

(bis Ende 1999 „Rundfunk und Fernsehen – Zeitschrift für <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“)<br />

wird seit 1953 vom Hans-Bredow-Institut herausgegeben<br />

und redaktionell betreut. Die Zeitschrift ist ein interdisziplinäres Forum für theoretische<br />

und empirische Beiträge aus der gesamten <strong>Medien</strong>- und <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>.<br />

Für die Publikation in „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“ kommen folgende<br />

Textsorten in Betracht:<br />

• Aufsätze sollen ein Moment originärer theoretischer Leistung beinhalten bzw. einen<br />

theoretisch weiterführenden Argumentationsgang bieten;<br />

• Berichte sollen Befunde zu einem ausgewiesenen Problem von theoretischer oder<br />

medienpraktischer Relevanz darstellen;<br />

• Unter der Rubrik Diskussion sollen Beiträge erscheinen, die innerhalb eines <strong>wissenschaft</strong>lichen<br />

Diskurses Position beziehen und die Diskussion voranbringen können.<br />

Dabei können auch spekulative Betrachtungen fruchtbar sein.<br />

• Literaturberichte/-aufsätze sollen Literatur bzw. ausgewählte Literatur zu bestimmten<br />

Problemstellungen systematisch und vergleichend zusammenfassen und<br />

eine Übersicht über den Stand der Theorie und/oder Empirie geben.<br />

Die Redaktion bietet außerdem die Möglichkeit zur Stellungnahme und Erwiderung zu<br />

publizierten Beiträgen der oben genannten Kategorien. Stellungnahmen und Erwiderungen,<br />

die den in „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“ üblichen inhaltlichen und<br />

formalen Standards entsprechen und geeignet sind, die <strong>wissenschaft</strong>liche Diskussion zu<br />

fördern, werden im nächstmöglichen Heft publiziert. Die Redaktion räumt dabei dem<br />

Autor bzw. der Autorin des Beitrages, auf den sich die Stellungnahme bezieht, die Möglichkeit<br />

einer Erwiderung ein.<br />

Manuskripte, die zur Publikation in „<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>“ eingereicht<br />

werden, dürfen nicht anderweitig veröffentlicht sein und bis Abschluss des Begutachtungsverfahrens<br />

nicht anderen Stellen zur Veröffentlichung angeboten werden.<br />

Im Sinne der Förderung des <strong>wissenschaft</strong>lichen Diskurses und der kumulativen Forschung<br />

sowie der Qualitätssicherung legt die Redaktion bei der Begutachtung von Beiträgen<br />

besonderen Wert darauf, dass größtmögliche Transparenz hinsichtlich der verwendeten<br />

Daten hergestellt wird. Autorinnen und Autoren empirischer Beiträge verpflichten<br />

sich mit der Einreichung des Manuskripts, dass sie die Art und Weise der Datenerhebung<br />

bzw. den Zugang zu Datenbeständen, die von Dritten (z. B. Datenbanken) zur<br />

Verfügung gestellt worden sind, ausreichend dokumentieren, um so die Voraussetzungen<br />

für Sekundäranalysen und Replikationen zu schaffen. Zugleich erklären sie sich bereit,<br />

die verwendeten Daten bei <strong>wissenschaft</strong>lich begründeten Anfragen im Rahmen der jeweils<br />

gegebenen Möglichkeiten für weitere Analysen zur Verfügung zu stellen.<br />

Formalien:<br />

• Manuskripte sind der Redaktion in dreifacher Ausfertigung zuzuschicken.<br />

• Da die eingereichten Manuskripte anonymisiert begutachtet werden, sind zwei Titelblätter<br />

erforderlich: eines mit Angabe des Titels und der Namen und Anschriften<br />

der Autorinnen und Autoren, eines ohne Anführung der Namen und Adressen. Das<br />

Manuskript selbst darf keine Hinweise auf die Autorinnen und Autoren enthalten.<br />

631


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

• Beizufügen ist eine kurze Zusammenfassung des Beitrags (max. 15 Zeilen), die dem<br />

Leser als selbständiger Text einen hinreichenden Eindruck vom Inhalt des jeweiligen<br />

Beitrags vermittelt.<br />

• Der Umfang der Beiträge soll 20 Manuskriptseiten (36.000 Zeichen) nicht überschreiten.<br />

• Die Manuskriptseiten müssen im DIN A4-Format (einseitig), anderthalbzeilig beschrieben<br />

und mit ausreichendem Rand versehen sein.<br />

• Gliederung des Textes: Jedes Kapitel und Unterkapitel sollte mit einer Überschrift<br />

(in Dezimalzählung) versehen sein.<br />

• Hervorhebungen im Text sind kursiv oder fett zu kennzeichnen.<br />

• Für Hinweise und Literaturbelege bestehen wahlweise zwei Möglichkeiten:<br />

a) durch Angabe von Autor, Erscheinungsjahr und Seitenziffer im fortlaufenden<br />

Text – z. B.: . . . (Müller, 1990: 37 – 40) . . . –, wobei der vollständige bibliographische<br />

Nachweis über ein Literaturverzeichnis im Anschluss an den Beitrag erfolgt;<br />

b) über durchnumerierte Anmerkungsziffern, wobei der Text der Anmerkung auf<br />

der entsprechenden Seite aufgeführt wird.<br />

Über eine Annahme des Manuskripts und den Zeitpunkt der Veröffentlichung entscheidet<br />

die Redaktion auf der Grundlage redaktionsinterner und externer Gutachten.<br />

Dem/der Autor/in wird die Redaktionsentscheidung schriftlich mitgeteilt. Im Falle einer<br />

Entscheidung für Überarbeitung, Neueinreichung oder Ablehnung legt die Redaktion<br />

die Gründe für ihre Entscheidung offen. Dazu werden die anonymisierten Gutachten,<br />

evtl. auch nur in Auszügen, zugesandt. Das Begutachtungsverfahren ist in der<br />

Regel sechs Wochen nach Eingang des Manuskripts abgeschlossen; falls die Begutachtung<br />

längere Zeit erfordert, werden die Autor/inn/en benachrichtigt.<br />

Von jedem Originalbeitrag werden 20 Sonderdrucke kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Weitere Sonderdrucke können bei Rückgabe der Fahnenkorrektur an die Redaktion<br />

schriftlich gegen Rechnung bestellt werden.<br />

Verlag und Redaktion haften nicht für Manuskripte, die unverlangt eingereicht werden.<br />

Mit der Annahme eines Manuskripts erwirbt der Verlag von den Autorinnen und Autoren<br />

alle Rechte, insbesondere auch das Recht der weiteren Vervielfältigung zu gewerblichen<br />

Zwecken im Wege des fotomechanischen oder eines anderen Verfahrens.<br />

Anschrift der Redaktion: Hans-Bredow-Institut<br />

Heimhuder Straße 21, 20148 Hamburg (Tel. 0 40/45 02 17-41)<br />

<strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

Herausgegeben vom Hans-Bredow-Institut für <strong>Medien</strong>forschung an der Universität Hamburg<br />

ISSN 1615-634X<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung,<br />

die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des<br />

Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und<br />

die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, Hamburg 2000. Printed in Germany.<br />

Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich (4 Hefte jährlich), Jahresabonnement 98,– DM, Jahresabonnement<br />

für Studenten 50,– DM (gegen Nachweis), Einzelheft 29,– DM, jeweils zuzügl. Versandkosten<br />

(inkl. MwSt); Bestellungen nehmen der Buchhandel und der Verlag entgegen; Abbestellungen vierteljährlich zum<br />

Jahresende. Zahlung jeweils im Voraus an Nomos Verlagsgesellschaft, Postscheckk. Karlsruhe 736 36-751 und<br />

Stadtsparkasse Baden-Baden, Konto 5-002 266.<br />

Verlag und Anzeigenannahme: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 76520 Baden-Baden,<br />

Telefon: (0 72 21) 21 04-0, Telefax: 21 04 27.<br />

632


Inhaltsverzeichnis 48. Jahrgang 2000<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/3<br />

AUFSÄTZE<br />

Torsten J. Gerpott / Online-Zeitungen: Charakteristika und Anwen-<br />

Maike Schlegel dungspotenziale eines neuen <strong>Medien</strong>angebotes . . . 3/335<br />

Wolfgang Hoffmann-Riem Thesen zur Regulierung der dualen Rundfunkordnung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/7<br />

Otfried Jarren Gesellschaftliche Integration durch <strong>Medien</strong>? Zur<br />

Begründung normativer Anforderungen an <strong>Medien</strong> 1/22<br />

Margret Lünenborg / Elisabeth Klaus Der Wandel des <strong>Medien</strong>angebots als Herausforderung<br />

an die Journalismusforschung: Plädoyer für<br />

eine kulturorientierte Annäherung . . . . . . . . . . . . . 2/188<br />

Irene Neverla Das Netz – eine Herausforderung für die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong><br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/175<br />

Wolfgang Schulz „Menschenwürde“ im Konzept der Regulierung<br />

medialer Gewaltdarstellungen. Symbolischer Gebrauch,<br />

Fehlgebrauch und Missbrauch eines Rechtsbegriffs<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/354<br />

Ralph Weiß „Praktischer Sinn“ und Fern-Sehen. Ein Konzept<br />

für die Analyse der Einbettung kulturellen Handelns<br />

in die Alltagswelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/42<br />

Herbert Willems <strong>Medien</strong>produktion, <strong>Medien</strong>produkt und <strong>Medien</strong>rezeption:<br />

Überlegungen zu den medienanalytischen<br />

Möglichkeiten der „Rahmentheorie“ und komplementärer<br />

Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/212<br />

BERICHTE<br />

Inhaltsverzeichnis 48 Jg. 2000<br />

Joan Kristin Bleicher Zwischen Menschenzoo, Panopticon und Dauertheater.<br />

Inszenierungsstrategien im „Big Brother“-<br />

Container und ihre gesellschaftlichen Funktionen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/518<br />

Sibylle Hardmeier Meinungsumfragen im Journalismus. Nachrichtenwert,<br />

Präzision und Publikum . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/371<br />

Herbert Kubicek / Stefan Welling Vor einer digitalen Spaltung in Deutschland? Annäherung<br />

an ein verdecktes Problem von wirtschafts-<br />

und gesellschaftspolitischer Brisanz . . . . . 4/497<br />

633


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Armin Rott / Stefan Schmitt Wochenend und Sonnenschein – Determinanten der<br />

Zuschauernachfrage auf dem deutschen Fernsehmarkt<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/537<br />

Irmela Schneider „Errettung der Seele” und Vermessung des Konsumenten:<br />

<strong>Medien</strong>diskurse in den frühen 50er Jahren 2/226<br />

Britta M. Schultheiss / Infotainment: Der Einfluss emotionalisierend-af-<br />

Stefan Jenzowsky fektorientierter Darstellung auf die Glaubwürdigkeit<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/63<br />

DISKUSSION<br />

Stefanie Averbeck Die französische <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>, semiotische<br />

Perspektiven und die Sphären der Postmoderne<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/396<br />

Elisabeth Klaus / Margret Lünenborg Münsteraner Wiedertäufer Revivals, Teil 2. Eine<br />

Antwort auf Armin Scholl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/413<br />

Siegfried J. Schmidt / Mehr Querschläger als Blattschuss: Eine Replik auf<br />

Joachim Westerbarkey Ulrich Saxers Philippika wider postmoderne <strong>Kommunikations</strong>theoreme<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/247<br />

Philomen Schönhagen Evaluation des Integrationspotenzials von Massenmedien<br />

– theoretische und methodische Überlegungen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/554<br />

Armin Scholl Hat die Journalismusforschung alles falsch gemacht?<br />

Eine Erwiderung auf die Kritik an der Journalismusforschung<br />

durch Elisabeth Klaus und Margret<br />

Lünenborg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/405<br />

LITERATUR<br />

Aufsätze<br />

Karl-Heinz Ladeur Der „Funktionsauftrag“ des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks – auf „Integration“ festgelegt oder selbst<br />

definiert? Anmerkungen zu drei Rechtsgutachten . 1/93<br />

Ulrich Saxer Mythos Postmoderne: <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Bedenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/85<br />

Besprechungen<br />

Herbert Bethge Michael Fromm: Öffentlich-rechtlicher Programmauftrag<br />

und Rundfunkföderalismus. Der verfassungsrechtliche<br />

Programmauftrag der Rundfunkanstalten<br />

unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Rundfunkfinanzausgleichs. Baden-Baden 1998 . . . 2/252<br />

634


Inhaltsverzeichnis 48 Jg. 2000<br />

Joan Kristin Bleicher Martin Jurga: Fernsehtextualität und Rezeption.<br />

Opladen/Wiesbaden 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/107<br />

Joan Kristin Bleicher Christian Schicha / Rüdiger Ontrup (Hrsg.): <strong>Medien</strong>inszenierungen<br />

im Wandel. Interdisziplinäre<br />

Zugänge. Münster / Hamburg 1999 . . . . . . . . . . . . . 4/571<br />

Joan Kristin Bleicher Jutta Wermke (Hrsg.): Ästhetik und Ökonomie.<br />

Beiträge zur interdisziplinären Diskussion von <strong>Medien</strong>-Kultur.<br />

Opladen/Wiesbaden 2000 . . . . . . . . . 4/572<br />

Hans Bohrmann Dietrich Schwarzkopf (Hrsg): Rundfunkpolitik in<br />

Deutschland. Wettbewerb und Öffentlichkeit.<br />

München 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/416<br />

Heinz Bonfadelli Matthias Rath (Hrsg.): <strong>Medien</strong>ethik und <strong>Medien</strong>wirkungsforschung.<br />

Wiesbaden 2000 . . . . . . . . . . . 4/573<br />

Thomas Bruns Klaus Kamps: Politik in Fernsehnachrichten. Struktur<br />

und Präsentation internationaler Ereignisse – ein<br />

Vergleich. Baden-Baden 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/108<br />

Ulrike Bumke Maren Müntinga: Die journalistischen Wahrheitsund<br />

Sorgfaltspflichten und die Möglichkeit ihrer<br />

Durchsetzung. Eine Untersuchung anhand der Landesmedienanstalten.<br />

Baden-Baden 1999 . . . . . . . . . 3/417<br />

Elisabeth Clausen-Muradian Volker Nowosadtko: Frequenzplanungsrecht. Nutzung<br />

terrestrischer Frequenzen durch öffentlichrechtliche<br />

Rundfunkanstalten. Baden-Baden 1999 . 1/110<br />

Marco Czygan Jürgen Heinrich: <strong>Medien</strong>ökonomie. Band 2: Hörfunk<br />

und Fernsehen. Opladen/Wiesbaden 1999 . . . 3/419<br />

Alexander Dix Guido Hobert: Datenschutz und Datensicherheit im<br />

Internet. Interdependenz und Korrelation von<br />

rechtlichen Grundlagen und technischen Möglichkeiten.<br />

Frankfurt a. M. 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/252<br />

Dieter Dörr Georg Ress / Jürgen Bröhmer: Europäische Gemeinschaft<br />

und <strong>Medien</strong>vielfalt. Die Kompetenzen<br />

der Europäischen Gemeinschaft zur Sicherung des<br />

Pluralismus im <strong>Medien</strong>bereich. Frankfurt/M. 1998 1/112<br />

Dieter Dörr Philipp Steinwärder: Die Arbeitsgemeinschaft der<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik<br />

Deutschland: Entstehung, Tätigkeitsfelder<br />

und Rechtsnatur. Eine rechts<strong>wissenschaft</strong>liche<br />

Untersuchung zur Entwicklung, den Aufgaben und<br />

der Organisation der ARD. Baden-Baden 1998 . . . 1/114<br />

Christiane Eilders Ulrich Sarcinelli (Hrsg.): Politikvermittlung und Demokratie<br />

in der <strong>Medien</strong>gesellschaft. Beiträge zur politischen<br />

<strong>Kommunikations</strong>kultur. Opladen/Wiesbaden<br />

1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/116<br />

635


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Christian Filk Axel Zerdick / Arnold Picot / Klaus Schrape / Alexander<br />

Artopé / Klaus Goldhammer / Ulrich T. Lange<br />

/ Eckart Vierkant / Esteban López-Escobar / Roger<br />

Silverstone: European Communication Council<br />

Report: Die Internet-Ökonomie. Strategien für die<br />

digitale Wirtschaft. Berlin et al. 1999 . . . . . . . . . . . . 2/255<br />

Frank Fölsch Klaus Meißner / Alexander Lorz / Reinhart<br />

Schmidt: Internet–Rundfunk. Anwendungen und<br />

Infrastruktur zur Verbreitung von Rundfunkprogrammen<br />

im Internet. Berlin 2000 . . . . . . . . . . . . . . 4/574<br />

Bodo Franzmann Jana Kainz: Funktionaler Analphabetismus im <strong>Medien</strong>zeitalter.<br />

Ursachen und Folgen. Stuttgart 1999 2/258<br />

Lutz M. Hagen Heribert Schatz / Otfried Jarren / Bettina Knaup<br />

(Hrsg.): Machtkonzentration in der Multimediagesellschaft.<br />

Beiträge zu einer Neubestimmung des<br />

Verhältnisses von politischer und medialer Macht.<br />

Opladen/Wiesbaden 1997 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/259<br />

Jörg Hennig Jürgen Friedrichs / Ulrich Schwinges: Das journalistische<br />

Interview. Opladen/Wiesbaden 1999 . . . . 3/422<br />

Andreas Hepp John Higgins: Raymond Williams - Literature, Marxism<br />

and Cultural Materialism. London u. a. 1999 3/423<br />

Michael Jäckel John Hartley: The Uses of Television. London 1999<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/425<br />

Michael Jäckel Peter Sicking: Leben ohne Fernsehen. Eine qualitative<br />

Nichtfernseherstudie. Wiesbaden 1998 . . . . . . 1/119<br />

Manfred Jenke Thomas Steinmaurer: Tele-Visionen. Zur Theorie<br />

und Geschichte des Fernsehempfangs. Innsbruck/<br />

Wien 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/263<br />

Edmund Lauf Barrie Gunter: Media research methods. Measuring<br />

audiences, reactions and impact. London / Thousand<br />

Oaks / New Delhi 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/431<br />

Hans Mathias Kepplinger Philomen Schönhagen: Unparteilichkeit im Journalismus.<br />

Tradition einer Qualitätsnorm. Tübingen<br />

1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/428<br />

Hans Mathias Kepplinger Peter Winterhoff-Spurk / Michael Jäckel (Hrsg.):<br />

Politische Eliten in der <strong>Medien</strong>gesellschaft. Rekrutierung,<br />

Darstellung, Wirkung. München 1999 . . . 2/264<br />

Elisabeth Klaus Ute Bechdorf: Puzzling Gender. Re- und De-Konstruktion<br />

von Geschlechterverhältnissen im und<br />

beim Musikfernsehen. Weinheim 1999 . . . . . . . . . . 3/429<br />

636


Inhaltsverzeichnis 48 Jg. 2000<br />

Anette Köcher Kirsten Korff-Sage: <strong>Medien</strong>konkurrenz auf dem<br />

Werbemarkt. Zielgruppendifferenzierung in der<br />

Angebotsstrategie der Werbeträger Presse, Rundfunk<br />

und Fernsehen. Berlin 1999 . . . . . . . . . . . . . . . 2/265<br />

Oliver Köster Klaus Oertel: Die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde<br />

nach §§ 66 ff. TKG. Zur organisationsrechtlichen<br />

Verselbstständigung staatlicher Verwaltung<br />

am Beispiel der Privatisierung in der Telekommunikation,<br />

Berlin 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/576<br />

Udo Michael Krüger G. Christine Müller: Der europäische Fernsehabend.<br />

Köln 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/121<br />

Hans-Dieter Kübler Klaus Merten: Gewalt durch Gewalt im Fernsehen?<br />

Opladen/Wiesbaden 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/123<br />

Michael Libertus Herbert Lackner: Verfassungsrechtliche Probleme<br />

von Sendezeiten für Dritte im Rahmen der dualen<br />

Rundfunkordnung. Frankfurt 1999 . . . . . . . . . . . . . 2/266<br />

Margret Lünenborg Waltraud Cornelißen / Christa Grebel: Gleichberechtigung<br />

on air? Zur Präsentation von Männern<br />

und Frauen im niedersächsischen Hörfunk – eine<br />

empirische Untersuchung. Berlin 1999 . . . . . . . . . . 1/125<br />

Bernd Malzanini Gunnar Bender: Cross-Media-Ownership. Multimediale<br />

Konzentration und ihre Kontrolle. Heidelberg<br />

1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/268<br />

Roland Mangold Jürgen Grimm: Fernsehgewalt: Zuwendungsattraktivität<br />

– Erregungsverläufe – sozialer Effekt. Zur Begründung<br />

und praktischen Anwendung eines kognitiv-psychologischen<br />

Ansatzes der <strong>Medien</strong>rezeptionsforschung<br />

am Beispiel von Gewaltdarstellungen.<br />

Opladen/Wiesbaden 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/127<br />

Roland Mangold Dolf Zillmann & Peter Vorderer (eds.): Media Entertainment.<br />

The Psychology of its Appeal. Mahwah<br />

/ New Jersey 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/579<br />

Lothar Mikos Ingrid Paus-Haase / Uwe Hasebrink / Uwe Mattusch<br />

/ Susanne Keuneke / Friedrich Krotz: Talkshows<br />

im Alltag von Jugendlichen. Der tägliche Balanceakt<br />

zwischen Orientierung, Amüsement und<br />

Ablehnung. Opladen 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/270<br />

Marion G. Müller Olaf Breitbach / Karl Clausbert (Hrsg.): Video ergo<br />

sum. Repräsentation nach innen und außen zwischen<br />

Kunst- und Neuro<strong>wissenschaft</strong>en. Hamburg<br />

1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/433<br />

637


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

Simon Ottler Beate Schneider / Silvia Knobloch (Hrsg.): Controlling-Praxis<br />

in <strong>Medien</strong>-Unternehmen. Neuwied,<br />

Kriftel 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/435<br />

Ingrid Paus-Haase Andreas Fahr / Camille Zubayr: Fernsehbeziehungen:<br />

Vorbilder oder Trugbilder für Jugendliche?<br />

München 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/275<br />

Ulrich Riehm Stephan Brünjes / Ulrich Wenger: Radio-Report.<br />

Programme, Profile, Perspektiven. München 1998 2/277<br />

Jutta Röser Eggo Müller: Paarungsspiele. Beziehungsshows in<br />

der Wirklichkeit des neuen Fernsehens. Berlin 1999 4/581<br />

Georg Ruhrmann Werner Früh / Uwe Hasebrink / Friedrich Krotz /<br />

Christoph Kuhlmann / Hans-Jörg Stiehler: Ostdeutschland<br />

im Fernsehen. München 1999 . . . . . . . 2/279<br />

Ulrich Sarcinelli Hartmut Weßler: Öffentlichkeit als Prozeß. Deutungsstrukturen<br />

und Deutungswandel in der deutschen<br />

Drogenberichterstattung. Opladen/Wiesbaden<br />

1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/280<br />

Michael Schenk Mike Friedrichsen / Stefan Jenzowsky (Hrsg.):<br />

Fernsehwerbung. Theoretische Analysen und empirische<br />

Befunde. Opladen/Wiesbaden 1999 . . . . . . . 3/438<br />

Helmut Scherer Klaus Merten: Einführung in die <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>,<br />

Bd. 1: Grundlagen der <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>.<br />

Münster 1999 . . . . . . . . . . . . . . . 4/583<br />

Bertram Scheufele Heribert Schatz / Christina Holtz-Bacha / Jörg-<br />

Uwe Nieland (Hrsg.): Migranten und <strong>Medien</strong>. Neue<br />

Herausforderungen an die Integrationsfunktion von<br />

Presse und Rundfunk. Opladen/Wiesbaden 2000 . 3/440<br />

Daniela Schlütz Julia Spanier: Werbewirkungsforschung und Mediaentscheidung.<br />

Förderung des Informationstransfers<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis, München 1999 4/585<br />

Armin Scholl Hannes Haas: Empirischer Journalismus. Verfahren<br />

zur Erkundung gesellschaftlicher Wirklichkeit.<br />

Köln 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/282<br />

Insa Sjurts Matthias Schumann / Thomas Hess (Hrsg.): <strong>Medien</strong>unternehmen<br />

im digitalen Zeitalter. Neue Technologien,<br />

neue Märkte, neue Geschäftsansätze.<br />

Wiesbaden 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/443<br />

Thomas Steinmaurer Uwe Hasebrink / Patrick Rössler (Hrsg.): Publikumsbindungen.<br />

<strong>Medien</strong>rezeption zwischen Individualisierung<br />

und Integration. München 1999 . . . . . 2/283<br />

638


Tilmann Sutter Brit Großmann: <strong>Medien</strong>rezeption: Bestehende Ansätze<br />

und eine konstruktivistische Alternative. Opladen/Wiesbaden<br />

1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/129<br />

Sabine Trepte Bettina Fromm: Privatgespräche vor Millionen.<br />

Fernsehauftritte aus psychologischer und soziologischer<br />

Perspektive. Konstanz 1999 . . . . . . . . . . . . . . 1/132<br />

Gernot Wersig Thomas Valovic: Digital mythologies. The hidden<br />

complexities of the internet. New Brunswick / New<br />

Jersey / London 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/587<br />

Hartmut Weßler Wiebke Müller: Journalistenausbildung in Europa.<br />

Bestandsaufnahme, neue Modelle, Entwicklungsperspektiven.<br />

Berlin 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/587<br />

Zeitschriftenlese 1/134, 2/285, 3/445, 4/591<br />

Literaturverzeichnis 1/154, 2/308, 3/476, 4/620<br />

CHRONIK<br />

Christiane Matzen / Anja Herzog Chronik der Rundfunkentwicklung in Deutschland<br />

1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/316<br />

English abstracts 1/162, 2/326, 3/482, 4/631<br />

Autor / Autor. Kapitelüberschrift<br />

639


M&K 48. Jahrgang 4/2000<br />

640


M&K 2000/4 <strong>Medien</strong> & <strong>Kommunikations</strong><strong>wissenschaft</strong>

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