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Materialien aus der Bildungsforschung Nr. 41 Armin Triebel ZWEI ...

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Zum Stand <strong>der</strong>* Beforschung von<br />

H<strong>aus</strong>haitsrechnungen<br />

H<strong>aus</strong>haltsbudgets, die Aufzeichnungen privater H<strong>aus</strong>halte über ihre täg-<br />

lichen Einnahmen und Ausgaben, waren für die Sozial Statistik des späten<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine selbstverständliche Quellengattung, häufig ange-<br />

sprochen und in ihrem Wert grundsätzlich unbestritten. Das Umgehen mit<br />

dieser Quelle implizierte in beson<strong>der</strong>er Schärfe eine immer noch aktuelle<br />

Paradoxie, zu <strong>der</strong> die mikroökonomische Wissenschaft im Laufe <strong>der</strong> Zeit eine<br />

zwiespältige Haltung einnahm. Bestehend <strong>aus</strong> individuellen Daten und<br />

individuumsbezogenen Relationen, sollte das Budget des privaten H<strong>aus</strong>-<br />

halts, durch seine Verteilung kennzeichnendes Merkmal für das Wesen des<br />

einzelnen Menschen - wie es Jaspers beiläufig notierte, Allgemeines sicht-<br />

bar werden lassen, womöglich das Individuelle in <strong>der</strong> Masse darstellen. Was<br />

<strong>der</strong> Mensch sei, wird sichtbar in dem, [...] was gekauft wird, was genossen<br />

wird, [...] Wofür man Geld hat, und wofür man es nicht hat, das läßt bei<br />

Kenntnis <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Gesamtmittel einen Schluß auf das<br />

Wesen des Menschen zu 1 .<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> älteren mikroökonomischen Sozialforschung, die sich<br />

weniger als Ökonomie denn als Teil einer Wissenschaft von <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

empfand, kann hier nicht aufgerollt werden 2 . In <strong>der</strong> deutschen Ge-<br />

schichtswissenschaft haben H<strong>aus</strong>haltsrechnungen erst seit relativ kurzer<br />

Zeit wie<strong>der</strong> verstärkt Beachtung gefunden 3 . In den 1970er Jahren assozi-<br />

ierte man mit dieser Quellengattung noch vorwiegend Arbeitergeschichte:<br />

Eine <strong>der</strong> <strong>aus</strong>sagekräftigsten Quellenarten für auch quantitative Analysen<br />

<strong>der</strong> stark voneinan<strong>der</strong> differierenden wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>der</strong><br />

Arbeiterfamilien und für den Vergleich ihrer Lebenshaltung mit <strong>der</strong> von<br />

Familien an<strong>der</strong>er sozialer Schichten stellen die auf fortlaufenden Auf-<br />

zeichnungen von Einnahmen und Ausgaben in einem Jahr beruhenden H<strong>aus</strong>-<br />

haltsrechnungen dar 4 . Allerdings wurden diese Quellen vorwiegend illu-<br />

strativ und als empirische Versatzstücke benutzt 5 . Im übrigen traf

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