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Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien ...

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Hinweis:<br />

Kinder in <strong>hochkonflikthaften</strong> Familien können durch die negativen Auswirkungen<br />

des Konfliktverhaltens ihrer Eltern, verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> den daraus resultierenden<br />

Belastungen, in wesentlichen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung<br />

massiv beeinträchtigt <strong>und</strong> in ihrer individuellen Entfaltung gestört werden.<br />

3.3.2 Ressourcen <strong>und</strong> Minimalstandards der Elternverantwortung<br />

Betrachtet man mögliche Quellen, aus denen Kinder auch in <strong>hochkonflikthaften</strong><br />

Familiensystemen Kraft schöpfen können, interessieren zunächst diejenigen<br />

Kinder, die trotz Hochkonflikthaftigkeit »unverletzlich« erscheinen, also<br />

ein hohes Maß an »Resilienz« zeigen. Sie trotzen den Einflüssen der hochstrittigen<br />

Auseinandersetzungen ihrer Eltern <strong>und</strong> durchlaufen eine Entwicklung,<br />

die weitgehend unproblematisch erscheint. Diese Kinder sind u.a. dadurch gekennzeichnet,<br />

dass sie auf soziale Protektivfaktoren, also familiale Unterstützungssysteme<br />

wie Großeltern, neue Partner oder Geschwister oder auch externe<br />

Hilfen wie Nachbarn, Sportvereine oder Fre<strong>und</strong>e zurückgreifen können.<br />

Zudem sind individuelle Faktoren der Kinder von entscheidender Bedeutung.<br />

Sowohl intellektuelle Fähigkeiten als auch Temperamentsmerkmale spielen<br />

hier eine Rolle. Diese Kinder sind trotz der emotionalen Belastung eher<br />

in der Lage, den konflikthaften <strong>Trennungs</strong>verlauf, die Rolle der Eltern <strong>und</strong><br />

die eigene Position adäquat zu reflektieren. Zudem nutzen sie insbesondere in<br />

Zeiten hoher Belastung Stressbewältigungsstrategien, die auf die aktive Lösung<br />

des Problems <strong>mit</strong> oder ohne soziale Unterstützung fokussieren. So gelingt<br />

es ihnen, sich vom Konflikt der Eltern zu distanzieren <strong>und</strong> gleichzeitig eigene<br />

Stärken (v.a. Selbstwirksamkeit) zu entwickeln.<br />

Positive Aspekte der kindlichen Persönlichkeit können sich aber auch durch<br />

spezifische elterliche Kompetenzen bzw. elterliches Verhalten entwickeln.<br />

Gelingt es den Eltern trotz der intensiven Konflikte auf der Paarebene, eine<br />

funktionale Kommunikation bezogen auf die Sicherung der Kontinuität der<br />

Umgangskontakte zu etablieren, so trägt das enorm zur Entlastung der Kinder<br />

bei <strong>und</strong> sorgt für ein Mindestmaß an Sicherheit. Dies gilt, wenn eine Beeinflussung<br />

der Kinder unterbleibt <strong>und</strong> sie nicht als Ver<strong>mit</strong>tler benutzt werden.<br />

In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass die am Forschungsprojekt<br />

beteiligten Kinder, die als »Botschafter« in den elterlichen Auseinandersetzungen<br />

agieren mussten, von ihren Eltern als deutlich ängstlicher <strong>und</strong> sozial<br />

auffällig beschrieben wurden. Daraus lässt sich die Annahme ableiten: Gelingt<br />

es Eltern, eine Art Minimalstandard von elterlicher Verantwortung zu etablieren<br />

<strong>und</strong> beizubehalten, entlasten sie ihre Kinder <strong>und</strong> reduzieren deren Stress.<br />

Hinweis:<br />

Nimmt man die vielfältigen Belastungen oder auch die Ressourcen von Kindern<br />

aus <strong>hochkonflikthaften</strong> Familiensystemen in den Blick, so wird ein weiteres<br />

Mal deutlich, wie wichtig es ist, das Hauptaugenmerk auf das individuelle<br />

Erleben der Kinder zu legen. Deutlich wird dies insbesondere auch bei der<br />

Betrachtung von Geschwisterkonstellationen in <strong>hochkonflikthaften</strong> Familien.<br />

25 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Scheidungsfamilien</strong>: Eine Handreichung für die Praxis<br />

3.3.2

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