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Diagnostik kongenitaler Muskeldystrophien - Deutsche Gesellschaft ...

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Moers, Straub, Wilichowski<br />

Tab. 1 Molekulargenetisch definierte kongenitale <strong>Muskeldystrophien</strong> (CMD), nach (37).<br />

CMD Genort Protein Autor<br />

CMD m. Merosinmangel 6q2 Laminin �2 Helbling-Leclerc<br />

(MDC1A) 1995<br />

Fukuyama CMD (FCMD) 9q3 Fukutin Kobayashi 1998<br />

Integrin-�7-Mangel 12q Integrin �7 Hayashi 1998<br />

Muscle Eye Brain (MEB) 1p3 b1,2-N-Acetyl-Glucosaminyl-<br />

Transferase (POMGnT1)<br />

Kobayashi 2001<br />

Walker-Warburg-Syndrom 9q34 O-Mannosyltransferase Beltran-Valero De<br />

(WWS) (POMT1) Bernabe D 2002<br />

CMD m. Rigid Spine Syndrom 1p3 Selenoprotein N (SEPN1) Moghadazadeh<br />

(RSMD1) 2001<br />

CMD m. sekundärem<br />

Merosinmangel 1 (MDC1B)<br />

1q42 Brockington 2000<br />

CMD m. sekundärem 19q1 Fukutin related protein Brockington 2002<br />

Merosinmangel 2 (MDC1C) (FKRP)<br />

Ullrich CMD (UCMD1) 21q2 Kollagen VI A1 Camacho 2001<br />

(UCMD2) 21q2 Kollagen VI A2<br />

(UCMD3) 2q3 Kollagen VI A3<br />

87% der Patienten besteht eine Leukenzephalopathie<br />

(23) (siehe MRT), bei ca. 30%<br />

der Patienten treten zerebrale Krampfanfälle<br />

auf (21, 56). In Ausnahmefällen kann<br />

eine Herzbeteteiligung vorliegen (49).<br />

Häufig korreliert der Grad des Mangels an<br />

Laminin �2 mit der Schwere der Erkrankung<br />

(30, 39). Es sind jedoch auch schwere<br />

Verläufe bei partieller Laminin-�2-Defizienz<br />

beschrieben worden (7, 14).<br />

Kongenitale Muskeldystrophie<br />

mit sekundärem Merosinmangel 1 (MDC1B)<br />

Nach einer verzögerten statomotorischen<br />

Entwicklung wird das freie Laufen anhaltend<br />

erlernt. Es persistiert eine proximale<br />

Muskelschwäche besonders der Halsmuskulatur,<br />

die auch verschmächtigt ist. Im<br />

Übrigen besteht eine generalisierte Muskelhypertrophie.<br />

Im Vordergrund der Symptomatik<br />

steht die frühe Ateminsuffizienz<br />

(2, 36). Die mentale Entwicklung ist altersgerecht.<br />

In der Muskelbiopsie fallen immunhistochemisch<br />

ein sekundärer partieller<br />

Laminin-�2-Mangel und eine ausgeprägte<br />

Reduktion von �-Dystroglykan<br />

(�-DG) auf (33).<br />

Kongenitale Muskeldystrophie mit<br />

sekundärem Merosinmangel 2 (MDC1C)<br />

Patienten mit dieser schwer verlaufenden<br />

CMD erreichen das freie Stehen oder Laufen<br />

nicht. Es fallen eine ausgeprägte axiale<br />

Nervenheilkunde 4/2003<br />

und proximale Muskelhypotonie sowie die<br />

Pseudohypertrophie der Beinmuskeln, z. T.<br />

auch der Zunge auf. Meist werden die Patienten<br />

im 2. Lebensjahrzehnt ateminsuffizient.<br />

Bei dieser CMD werden häufiger<br />

Zeichen einer Kardiomyopathie gefunden,<br />

das ZNS ist nicht beteiligt. Im Muskel sind<br />

�-DG und weniger ausgeprägt auch Laminin<br />

�2 reduziert (3).<br />

Kongenitale Muskeldystrophie<br />

Typ Fukuyama (FCMD)<br />

FCMD ist die häufigste kongenitale Muskeldystrophie<br />

in Japan, die ganz überwiegend<br />

durch eine Founder-Mutation im<br />

Fukutin-Gen verursacht wird (26). Die<br />

FCMD wurde bisher nur bei Patienten<br />

japanischer Herkunft beschrieben. Es fällt<br />

eine ausgeprägte neonatale Muskelhypotonie<br />

und generalisierte Muskelschwäche auf.<br />

Die statomotorische Entwicklung ist stark<br />

verzögert, meist wird nur das freie Sitzen<br />

erreicht. Es besteht eine Pseudohypertrophie<br />

der Wangenmuskulatur, auch die Waden<br />

und Unterarme können verdickt sein,<br />

frühzeitig können sich Kontrakturen entwickeln.<br />

Meist sind die Patienten um das<br />

10. Lebensjahr vollständig immobil. Es liegt<br />

eine komplexe ZNS-Entwicklungsstörung<br />

vor (siehe MRT), die mit einer ausgeprägten<br />

mentalen Retardierung einhergeht,<br />

häufig auch mit einer Epilepsie (15). Bei<br />

60-70% der Patienten besteht eine Augenbeteiligung,<br />

meist eine deutliche Myopie;<br />

selten sind schwere Veränderungen wie<br />

eine Optikusatrophie, Katarakt oder eine<br />

Ablösung der Retina beschrieben worden<br />

(59). Laminin �2 ist reduziert, �-DG fehlt<br />

fast vollständig (33, 57).<br />

Muscle-Eye-Brain-Erkrankung (MEB)<br />

MEB ist eine weltweit vorkommende Erkrankung,<br />

die erstmals ausführlich von<br />

Santavuori in Finnland beschrieben wurde<br />

(44, 45). Die Patienten haben typische faziale<br />

Dysmorphien mit ausladender Stirn,<br />

flachem Mittelgesicht und kurzer Nase. Die<br />

generalisierte Muskelschwäche und Muskelhypotonie<br />

gehen mit einer stark eingeschränkten<br />

statomotorischen Entwicklung<br />

einher. Nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

wird das Laufen erreicht. Die tiefgreifende<br />

Entwicklungsstörung des ZNS (siehe<br />

MRT) führt zu einer schweren Beeinträchtigung<br />

der mentalen Fähigkeiten, häufig<br />

mit einer Epilepsie. Im Verlauf kann sich<br />

eine Spastik der Beine entwickeln. Trotz<br />

der ausprägten Symptomatik ist ein Überleben<br />

bis in das 5. Lebensjahrzehnt beschrieben<br />

worden (44) Eine Augenbeteiligung<br />

ist immer nachweisbar.Am häufigsten<br />

liegt eine hochgradige Myopie mit retinaler<br />

Fehlbildung vor, z.T. auch Katarakte oder<br />

ein infantiles Glaukom (42, 45).<br />

Walker-Warburg-Syndrom (WWS)<br />

Das WWS geht mit einer tiefgreifenden<br />

generalisierten Entwicklungsstörung einher.<br />

Weniger als 10% der Kinder erreichen<br />

das 5. Lebensjahr. Es wird keine nennenswerte<br />

Vertikalisierung erreicht. Die komplexe<br />

Hirnfehlbildung (siehe MRT) geht<br />

häufig mit schwer zu behandelnden<br />

Krampfanfällen einher. Die Augenbeteiligung<br />

(Mikrophthalmie, Kolobome, retinale<br />

Dysplasie, Fehlbildungen der vorderen<br />

Augenkammer) ist obligat (9, 11).<br />

Kongenitale Muskeldystrophie Typ Ullrich<br />

(UCMD)<br />

UCMD ist durch die Kombination von<br />

Überstreckbarkeit der distalen Gelenke<br />

und proximalen Kontrakturen charakterisiert.<br />

Die Mehrzahl der Patienten erlernt<br />

das freie Laufen und entwickelt dann eine

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